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Full text of "Zeitschrift der Internationalen Musikgesellschaft 05 1903-04"

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ZEITSCHKIFT " 


DER 


INTERNATIONALEN  MUSIK- 
GESELLSCHAFT 

Ftlnfter  Jahrgang  1903-1904 


LEIPZIG 

DBDCK  UND  VERLAG  VON  BRHTKOPF  &  HARTEL 

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997379A 


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INHALT. 


Adler,  Ghiido  ;Wien).  Seite 

>Euryanthec  in  neuer  Einrichtung 267 

Altmann,  Wilhelm  (Berlin-Friedenau). 

Offentliche  Musikbibliotheken.    Ein  frommer  Wunsch 1 

Tschaikowsky  als  Beurteiler  anderer  Komponisten 68 

Josef  Rebicek  (+  26.  Marz  1904) 31? 

Baker,  J.  Percy  (London). 

A  List  of  »Musical  Association*  Papers 1? 

Bienenfeld,  Elsa  (Wien). 

Uber  die  kirchenmusikalisehen  Verhaltnisse  in  Wien 362 

Bravo,  F.  Suarez  (Barcelona). 

Necrologie  (Jesus  de  Monasterio.  „—  Joaquin  Marsillach; 224 

Chrysander  uber  Richard  "Wagner's  Tannhauser 208 

Chybiriski,  Adolf  (Krakau). 

Chopin's  brieflicher  Nachlafi 219 

Dauriac,  Lionel  (Paris). 

Herbert  Spencer  et  Meyerbeer 103 

Dent,  Edward  J.  (Cambridge). 

The  »  Birds*  of  Aristophanea^atCambridge 121 

Hanamann,  Richard  (Berlin-Priedenaup 

Das  Janko-Klavier  und  seine  technische  Vervollkommnung 166 

Heufi,  Alfred  (Leipzig). 

Eugen  Hirschberg:  Die  franzosischen  Encyklopadisten  und  die  franzosische 

Oper  im  18.  Jahrhundert 280 

Der  Riedel-Verein  zu  Leipzig.    1854—1904 363 

Heinrich  Albert  »Arien« 407 

Hey,  Julius  (Berlin). 

Viktor  Bendix  in  Berlin 172 

Hornbostel,  E.  M.  von  (Berlin -Wilmersdorf, 

Melodischer  Tanz.    Eine  musik-psychologische  Studie 482 

Istel,  Edgar  (Munchen). 

Hugo  Wolfs  Oper  >Der  Corregidor*  in  Miinchen 116  * 

Hans  Pfitzner*s  Oper  >Die  Rose  vom  Liebesgarten«.    Erstauffiihrung  im 

Munchener  Hoftheater  am  21.  Februar  1904 277 

Die  Cornelius-Feier  in  Weimar  (9.  und  10.  Juni  1904) 406 

Kalisch,  Alfred  (London). 

The  Wagner  Festival  in  Berlin 69 

Leichtentritt,  Hugo  (Berlin). 

>Das  trunk'ne  Lied*  aus  dem  Zarathustra  von  Friedrich  Nietzsche  fur  Soli, 

gem.  Chor  und  Orchester,  komp.  von  0.  Fried,  Op.  11 319 

Neue  Beitrage  zur  Chopin-Literatur 367 

Trienter  Codices  IL   Geistliche  und  weltliche  Kompositionen  des  XV.  Jahr- 

hunderts 460 

Maclean,  Charles  (London). 

Three  Recent  English  Productions 360 

Monk,  Fritz  (Berlin). 

Musik  in  Berlin 126 

Munnich,  Richard  (Berlin). 

Das  Musikleben  Amsterdams  im  17.  Jahrhundert 387 

Christian  Erbach  und  Hans  Leo  Haftler 493 

Newman,  Ernest  (Birmingham). 

An  Impressionist  Critic Djgitjzed  by  vjj.O.C    316 


iv  Inhalt. 

NieckB,  Frit  (Edinburgh).  Seite 

Pianoforte  four-hand  Compositions 275 

Wind  Instrument  Chamber  Music 444 

Pearce,  Charles  W.  (London). 

Notes  on  Dunstable.    I 488 

Pohl,  Hans  (Frankfurt  a.  M.). 

Das  Heidelberger  Musikfest  (24.-26.  Oktober  1903) 110 

Das  TonkUnstlerfest  in  Frankfurt  a.  M.  (27.  Mai— 1.  Juni  1904, 399 

Prod'homme,  J.-G.  (Paris). 

Une  Lettre  inedite  de  Spontini  a  Lesueur 54 

Trois  Lettres  autographes 56 

Berlioz  juge  par  Adolphe  Adam 475 

Beufi,  Eduard  (Dresden). 

Alpenkonig  und  Menschenfeind  von  Richard  Batka  und  Leo  Blech.    (Zur 

ersten  Auffiihrung  am  Dresdner  Opernhause) 62 

Der  Bayreuther  »Tannhauser« 447 

Bychnovsky,  Ernst  (Prag). 

Tiefland  von  Rudolf  Lothar  und  Eugen  d7  Albert  (Urauffuhrung  im  Neuen 

Deutschen  Theater  in  Prag  am  15.  November  1903) 118 

Anton  Dvorak.    +  1.  Mai  1904 348 

Sehering,  Arnold  (Leipzig). 

Georg  Muffat  >Ausserlesene  mit  Ernst  und  Lust  Gemengte  Instrumental- 
Music*  1701 365 

Serins!,  G.  (Bombay;. 

The  Janko  Keyboard  and  Simplification 321 

Spiro,  Friedrich  (Rom). 

Zu  Schubert's  Gdur  Messe 51 

Tschaikowsky's  Stellung  im  internationalen  Musikleben.    Vortrag 307 

Squire,  W.  Barclay  (London). 

Notes  on  Dunstable.   II 491 

Stratton,  Stephen  S.  (Birmingham). 

Coincidence  or  Design? 449 

Stumpf,  Carl  (Berlin). 

Die  Demonstration  in  der  Aula  der  Berliner  Universitat  am  6.  Februar  1903    431 
Thompson,  Herbert  (Leeds). 

The  Wagner  Festival  in  Berlin 65 

The  English  Autumn  Provincial  Festivals  (1903) 173 

Wotton,  T.  S.  (Wallington). 

Stray  Notes  on  Berlioz 395 


Amtlicher  Teil.    Neuordnung  der  I.  M.  G.  S.  197.  —  Erster  KongreB  der  Internationalen 

Musikgesellschaft  S.  347. 
Besprechungen  von  Musikalien  S.  39,  91,  155,  256,  299,  337,  380,  424,  468. 
Erklarung  (Rousseau's  »Pygmalion«  betreffend)  S.  511. 
Kritische  Biicherschau  S.  &,  87,  151,  187,  253,  298,  336,  378,  420,  460,  502. 
Buchhandler-Kataloge  S.  49,  98,  344,  430,  473,  510. 
Neue  Mitglieder  S.  50,  101,  164,  196,  266,  306,  345,  386,  430,  474,  512. 
Mitteilungen  der  Internationalen  Musikgesellschaft.     Berlin  S.  99,  162,  196,  265.  — 

Frankfurt  a.  M.  S.  100,  162,  265,  511.  —  's  Gravenhage  S.  385.  —  Leipzig  S.  196, 

265,  305,  386.  —  London  S.  163,  306,  474.  —  Malmo  S.  101,  164.  —  Pans  S.  344, 

430,  512.  —  Wien  S.  344.  —  Wintherthur  S.  101. 
Musikberichte  S.  24,  69,  130,  177,  229,  287,  322,  368,  410.  454,  496. 
Nachrichten  von  Lehranstalten  und  Vereinen  S.  82,  147,  329,  374,  415,  460,  498. 
Notizen  S.  32,  83,  148,  184,  243,  294,  329,  376,  416,  460,  499. 
Vorlesungen  iiber  Musik  S.  31,  81,  147,  293,  329,  415. 
Zeitschriftenschau  S.  43,  94,  157,  190,  260,  301,  340,  382,  425,  470,  607. 
Zum  internationalen  MusikkongreC  S.  50. 

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U  L>VL 


ZEITSCHRIFT 


DEB 


INTBRNATIONALEN  MUSIKGESELLSCHAFT. 


left  1.  FQnfter  Jahrgang.  1903. 

Bnchemi  monatlich.    Fur  Mitglieder  der  Internationalen  Musikgesellschaft  kostenfrei, 
for  Nichtmitglieder  10  Jf.  Anzeigen  26  3jf  fur  die  2gespaltene  Petitieile.  Beilagen  16  Jf. 

x*u>a*    Offentliche  Musikbibliotheken, 

Ein  frommer  Wunsch. 


Es  unterliegt  keinem  Zweifel,  daB  in  den  Bibliotheken  des  Altertums 
und  des  Mittelalters,  als  die  Musik  noch  vollig  gleichberechtigt  mit  den 
ubrigen  Wissenschaften  angesehen  wurde,  Biicher  iiber  Musik  und  die 
wenigen  Aufzeichnungen  von  Gesangen  und  Instrumentalwerken  ebenso 
sorgsam  gesammelt  und  aufgehoben  worden  sind  wie  z.  B.  Werke  iiber 
Medizin.  So  fehlten  namentlich  in  keiner  Klosterbibb'othek  Musikalien. 
Als  dann  im  16.  Jahrhundert  die  Musik  zu  jener  staunenswerten  Kunst- 
technik  und  Kunstwirkung  sich  entwickelte,  die  uns  noch  heute  mit 
groBter  Bewunderung  erfiillt,  da  fanden  auch  die  musikalischen  Erzeug- 
nisse  eine  gern  gebotene  Unterkunft  in  den  Bibliotheken,  und  diese 
sorgsame  Pflege  und  Beriicksichtigung  der  Musik  seitens  der  Bibliothekare 
erhielt  sich  auch  noch  wahrend  des  17.  Jahrhunderts.  Wenn  wir  aber 
das  Verzeichnis  der  Bibliotheken  mit  musikalischen  Schatzen  durch- 
mustern,  das  Dr.  Emil  Vogel  im  1.  Jahrgange  des  »Jahrbuches  der 
Musikbibliothek  Peters*  (1894)  zusammengestellt  hat,  so  finden  wir,  daB 
die  Musikalien  der  heutigen  Bibliotheken  fast  ausschlieBlich  dem  16. 
nnd  17.  Jahrhundert  entstammen,  daB  selbst  in  kleinen  Orten,  wie  Ans- 
bach,  'Bautzen,  Brieg,  Freiberg  i.  S.,  Grimma,  Heilbronn,  Lobau,  Liine- 
burg,  Zwickau  usw.  damals  auf  Sammlung  von  Musikalien  Wert  gelegt 
worden  isi     Im  18.  Jahrhundert  scheint  man  wenigstens  in  Deutschland, *) 


1)  Eine  ruhmliche  Ausnahme  bildete  die  Griindung  einer  Musikbibliothek  in 
Basel  —  ich  rechoe  die  Sqhweiz  hier  als  deutsche  Geistesprovinz  —  durch  den  Seiden- 
Ittdfabrikanten  Lukas  Saras in  in  der  zweiten  R'alfte  des  18.  Jahrhunderts;  ver- 
fWche  den  Aufsatz  von  Karl  Nef,  Eine  Basler  Musikbibliothek  aus  der  zweiten 


des  18.  Jahrhunderts,  Zeitschrift  der  IMG.  4,  Seite  386  ff. 
liLM.    V.  Iitizldb^ 


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2  Willi.  Altmann,  Offentliche  Musikbibliotheken. 

trotzdem  ja  gerade  in  das  letzte  Drittel  des  18.  Sakulum  der  kolossale 
Aufschwung  der  Musik  fallt,  anderer  Ansicht  geworden  zu  sein,  von 
einer  planmaBigen  Sammlung  von  Musikalien  Abstand  genommen  zu 
haben,  ein  Zustand,  der  auch  im  19.  Jahrhundert  im  allgemeinen  ge- 
billigt  worden  zu  sein  scheint;  anders  kann  man  es  sich  z.  B.  kaum  er- 
klaren,  daB  die  in  der  Konigsberger  Universitatsbibliothek  befindliche 
kostbare  Musikaliensammlung  seit  1840  nicht  fortgefiihrt  worden  ist. 

Die  Folge  dieser  ungeniigenden  Sorgfalt  fur  die  Musikalien,  welche  an 
sich  doch  sicher  ebenso  aufhebungswert  wie  die  meisten  Bticher  sind,  und 
am  besten  wohl  mit  der  sogen.  schonen  Literatur  verglichen  werden 
konnen,  ist,  daB  jetzt,  noch  nicht  100  Jahre  nach  ihrem  Erscheinen,  die 
ersten  Ausgaben  sogar  Beethoven'scher  Werke  schon  recht  selten  geworden 
und  nur  mit  Miihe  zu  erlangen  sind.  Gilt  dies  schon  von  den  Drucken 
der  Werke  eines  Solchen  Tonheros,  um  wie  erklarlicher  ist  es,  daB  so 
manches  Werk  eines  der  zahlreichen  >dii  minores*  unter  den  Kompo- 
nisten  iiberhaupt  gar  nicht  mehr  aufzutreiben  ist,  selbst  nicht  bei  dem 
urspninglichen  Verleger;  haufig  besteht  dessen  Verlagsgeschaft  iiberhaupt 
nicht  mehr,  noch  haufiger  ist  es  weiter  verkauft  worden;  sind  doch  zahl- 
lose  Musikalienverleger  zugrunde  gegangen,  ihr  Verlag  oft  in  alle 
Winde  zerstreut  worden. 

DaB  man  in  neuerer  Zeit  so  wenig  Sorgfalt  auf  die  Erhaltung  der 
Musikalien,  auf  die  Schaffung  von  Musikbibliotheken  gewandt  hat,  hangt 
unzweifelhaft  damit  zusammen,  das  nur  an  sehr  wenigen  Universitaten 
Professuren  fiir  Musikgeschichte  und  die  Theorie  der  Musik  be- 
stehen.  Wiirden  solche  Professuren,  iiber  deren  Notwendigkeit  wohl 
kein  Wort  zu  verlieren  ist,  an  alien  Universitaten  vorhanden  sein,  so 
wiirden  auch  die  Universitatsbibliotheken  sich  wohl  oder  iibel  zur  An- 
schaffung  von  Musikalien  und  musikgeschichtlichen  Werken  wieder  wie 
im  16.  und  17.  Jahrhundert  entschlieBen  miissen;  es  leuchtet  ein,  daB 
dann  auch  so  mancher  Student,  der  in  einer  kleineren  Universitatsstadt 
kaum  ein  nur  einigermaBen  ausreichendes  privates  Musikalienleihinstitut 
vorfindet,  seine  musikalischen  Neigungen  nicht  mehr  zu  vernachlassigen 
brauchte,  daB  das  Studium  der  Musikgeschichte,  welches  jetzt  iiberhaupt 
nur  an  sehr  wenigen  groBen  Orten  moglich  ist,  an  jeder  Dniversitat  be- 
trieben  werden  konnte. 

Betonen  wir  nochmals,  gegeniiber  dem  16.  und  17.  Jahrhundert  hat 
das  18.  und  19.  in  bezug  auf  Fiirsorge  fiir  Erhaltung  der  Musikalien 
einen  entschiedenen  Ruckschritt  zu  bedeuten  gehabt,  vor  allem  soweit  die 
deutschen  Verhaltnisse  dabei  in  Betracht  kommen. 

An  Lichtpunkten  hat  es  freilich  auch  im  19.  Jahrhundert  nicht  ge- 
fehlt;  ich  rechne  dazu  in  erster  Linie  die  Schaffung  einer  eigenen  Musik- 

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Wilh.  Altmaim,  Offeatliche  Musikbibliotheken.  3 

sammlung  bei  der  Koniglichen  Bibliothek  zu  Berlin1)  und  die  Er- 
offnung  der  Musikbibliothek  Peters2)  zu  Leipzig  im  Jabre  1894. 
In  Paris  wurde  im  19.  Jahrbundert  und  zwar  bereits  1806  die  >Biblio- 
theque  du  Conservatoire  national  de  musique*  eroffnet  und  hier  ein 
Zentralsammelpunkt  fiir  alle  in  Frankreich  erscbeinenden  Musikalien 
durch  gesetzliche  Einfiibrung  des  sog.  Pf  licbtexemplarzwanges  ge- 
schaffen.  Die  gleiche  gesetzliche  Regelung  fiir  Aufbewahrung  der  Musi- 
kalien fand  1870  in  Italien  statt,  indem  der  »Biblioteca  dell'  Accademia 
di  S.  Cecilia*  zu  Rom  ein  Pflichtexemplar  von  alien  in  Italien  erschei- 
nenden  Musikalien  zugesprochen  wurde.  Zahlreiche  Musikalien,  die  standig 
erganzt  werden,  besitzt  iibrigens  aucb  die  »Biblioteca  del  liceo  musicale* 
za  Bologna,  ferner  die  »Bibliothfcque  royale«  zu  Briissel,  das 
»British  Museum*  und  das  »Royal  College  of  Music*  zu  London, 
die  Hofbibliothek  zu  Wien,  die  Kgl.  off entliche  Bibliothek  zu  Dresden, 
die  Kgl.  Hof-  und  Staatsbibliothek  zu  Munch  en.  Allein  alle  diese 
Bibliotheken  verf  ttgen,  um  dies  gleich  hier  zu  sagen,  nicht  iiber  die  notigen 
Mittel,  um  mit  der  in  unserer  Zeit  enorm  gestiegenen  musikalischen 
Produktion  standzuhalten  und  dem  gleicbfalls  in  noch  hoherem  Grade 
gewachsenen  Bedlirfnisse  nach  Musikalien  seitens  des  groBen  Publikums 
and  der  auch  in  standiger  Zunahme  begriffenen  Anzahl  der  Musikge- 
lehrten  zu  geniigen. 

Das  groBe  Publikum  ist,  sofern  es  sich  nicht  selbst  seinen  Bedarf 
an  Musikalien  kauft,  was  zahllosen  Musikfreunden  absolut  unmoglich 
ist,  auf  die  von  einzelnen  Musikalienhandlern  iibrigens  schon  im  An- 
fang  des  19.  Jahrhunderts  ins  Leben  gerufenen  musikalischen  Leih- 
institute  angewiesen,  welche  zum  groBten  Teil   nur  recht  bescheidenen 


1)  Es  mogen  schon  zu  Anfang  des  19.  Jahrhunderts  Musikalien  in  der  Koniglichen 
Bibliothek  gewesen  sein,  aber  erst  seitdem  1825  die  Sammlung  musikalischer  Biicher 
and  Musikalien  des  Musikdirektors  Dr.  Naue  in  Halle  a.  S.  und  1841  die  sehr  reich- 
haltige  musikalische  Bibliothek  des  Professors  Polchau  erworben  worden  war,  wuchs 
die  Musiksammlung  zu  einem  bedeutenden  Bestandteil  in  der  Koniglichen  Bibliothek 
heran.  Ende  der  vierziger  Jahre  wurde  der  handschriftliche  NachlaB  Beethoven^  und 
der  musikalische  NachlaB  des  Koniglichen  Kapellmeisters  Otto  Nikolai  erworben,  1852 
von  dem  Grafen  VoB-Buck  eine  sehr  reichhaltige  kirchenmusikalische  Sammlung,  die 
viele  Bach'sche  Unica  enthielt,  geschenkt.  Die  Autographensammlung  wurde 
dann  noch  durch  die  Jahn'sche  Mozartsammlung,  sehr  viele  Weberiana,  durch  Werke 
von  Cherubini,  Schubert,  Mendelssohn,  Loewe  vermehrt;  namentlich  so  lange  der  als 
Musikforscher  hochgeschatzte  Bitter  Finanzminister  war,  wurden  Erganzungen  zu  den 
groBen  handschriftlichen  Schatzen  gern  erworben.  Diese  erhielten  1902  einen  sehr 
bedeutenden  Zuwachs  durch  die  fiir  200000  Mark  angekaufte  beriihmte  Artaria'sche 
Sammlung,  welche  namentlich  reich  an  Beethoviana  ist. 

2)  Vergleiche  den  stattlichen  »Katalog  der  Musikbibliothek  Peters*,  der  1894 
bereits  gedruckt  vorlag.  —  Eine  merkwiirdige  Eigentiimlichkeit  dieser  Bibliothek  ist 
nbrigens,  daB  sie  Qeschenke  nur  ganz  ausnahmsweise  annimmt. 

tizejlby  ( 


4  Wilh.  Altmann,  Offentliche  Musikbibliotheken. 

Anspriichen  geniigen  konnen.  Ich  weiB  zwar,  daB  es  in  groBeren  Stadten 
oft  Leihinstitute  gibt,  welche  einer  stattlichen  Musikbibliothek  sehr  nahe 
kommen;  so  hat  es  z.  B.  in  der  ersten  Halfte  des  19.  Jahrhunderts  in 
Breslau  derartige  Institute  gegeben.  Allein  wo  sind  die  dort  angehauften 
musikalischen  Schatze  hingekommen?  Die  leidige  Raumfrage  ist  es,  die 
stets  verhindern  wird,  daB  ein  derartiges  privates  Leihinstitut,  selbst  wenn 
der  Unternehmer  noch  so  viel  Geld  darein  steckt,  eine  wahre  Musik- 
bibliothek wird.  Er  muB,  urn  die  Nachfrage  des  Tages  zu  befriedigen, 
oft  von  einem  an  sich  ganz  wertlosen  Klavierstiick  oder  Couplet  Dutzende 
von  Exemplaren  anschaffen  und  ist,  um  fur  die  Neueingange  Raum  zu 
gewinnen,  gezwungen,  wertvolle  alte  Bestande,  nach  denen  zufallig  mo- 
mentan  keine  Nachfrage  herrscht,  zu  entfernen  oder  gar  zu  makulieren; 
auch  verkauft  der  Leihinstitutsinhaber  haufig  einzelne  Werke  seiner 
Sammlung,  ohne  sie,  ebenso  wie  auch  beschadigte  Exemplare  zu  ersetzen. 
Eine  Bibliothek  aber  laBt  kein  erworbenes  Werk  wieder  von 
sich  und  sucht  auch  stets  nach  Ersatz,  falls  einmal  irgend  ein  Abgang 
erfolgt  ist;  der  Bibliothekar  hat  nicht  bloB  das  anzuschaifen,  wonach 
gerade  Nachfrage  ist,  sondern  alles  das,  wonach  voraussichtlich  einmal 
gefragt  werden  kann.  Tro$z  mancher  Beruhrungspunkte  verfolgen  Musik- 
bibliothek und  Musikalien-Leihinstitut  im  wesentlichen  verschiedeneZwecke, 
ganz  abgesehen  davon,  daB  die  offentliche  Bibliothek  ihre  Schatze  den 
Benutzern  unentgeltlich  zur  Verfugung  stellt,  wahrend  f iir  den  Musikalien- 
handler  das  Leihinstitut  nur  Mittel  zu  dem  Zweck,  Geld  zu  verdienen,  ist. 
Infolge  dieses  Umstandes  —  dort  unentgeltliche,  hier  entgeltliche  Ent- 
leihung  —  gibt  es  leider  unter  den  Musikalienhandlern  einzelne  kurz- 
sichtige  Leute,  welche  auf  die  Musikbibliotheken  schlecht  zu  sprechen 
sind.  Fur  die  Musikalienverleger  ist  es  freilich  von  groBter  Wichtig- 
keit,  ob  offentliche  Musikbibliotheken  oder  wenigstens  musikalische  Ab- 
teilungen  an  den  offentlichen  Bibliotheken  bestehen;  fur  viele  Verlags- 
objekte,  ich  nenne  hier  nur  die  Partituren  von  Opern,  von  groBen 
Orchester-  und  Chorwerken,  werden  die  Bibliotheken,  abgesehen  von  den 
Theater-  und  Konzertinstituten,  fast  die  einzigen  Kaufer  sein,  da  nur 
hochst  selten  ein  Privatmann  dergleichen  kostbare  Schatze  erwirbt.  Anders 
steht  es  mit  den  Musikalien-Sortimentern,  welche  ja  haufig  auch  ein 
Musikalien-Leihinstitut  haben.  Diese  werden  zunachst  geneigt  sein,  in  den 
Musikbibliotheken  eine  schwere  Konkurrenz  fur  ihr  sowieso  durch  die 
groBen  Warenhauser  hart  bedrangtes  Gewerbe  zu  sehen ;  sieht  man  aber 
naher  zu,  so  hat  der  Musikalien-Sortimenter  absolut  keine  Veranlassung, 
auf  die  ^lusikbibliotheken  mit  scheelen  Augen  zu  sehen.  Da  kein  Ver- 
leger  direkt  an  den  Konsumenten,  sondern  stets  nur  durch  den  Sorti- 
menter  liefert,  so  wird  sich  dessen  Absatzgebiet  hei  dem  verhaltnismaBig 
groBen  Bedarf  der  Musikbibliotheken  vergroBern.     Diese  schaffen  in  der 

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Wilh.  Altmann,  Offentliche  Muaikbibliotheken.  5 

Hauptsache  nur  solche  Werke  an,  die  ein  Privatraann  sich  nur  in  seltenen 
Fallen  leistet,  nnd  die  vollends  selbst  ein  gnt  eingerichtetes  Musikalien- 
Leihinstitut  nur  zu  einem  geringen  Teile  fiihrt;  auch  werden  die  Musik- 
bibliotheken  vielfach  Werke  nicht  ausleihen,  die  das  Musikalien-Leih- 
institut  ohne  weiteres  der  hauslichen  Benutzung  anvertraut.  Die  heutigen 
Leihinstitute  —  ich  betone  dies  nochmals  —  haben  ihr  Schwergewicht 
in  den  zahllosen  Liedern  und  Klavierstiicken  yon  oft  nur  lokaler  und 
meist  nur  ephemerer  Bedeutung;  fur  diese  aber  ist  in  den  Muaikbiblio- 
theken kein  Platz;  kein  Leihinstitut  wird  iibrigens  auch  Studienwerke 
in  der  Menge  und  Anzahl  anschaffen,  wie  dies  bei  einer  musikalischen 
Studienbibliothek  der  Fail  sein  wird.  Am  ersten  konnten  sich  die  Leih- 
institute noch  (wie  wir  sehen  werden)  durch  die  musikalischen  Volks- 
bibliotheken  geschadigt  fiihlen,  welche  wie  auch  die  Anstaltsbibliotheken 
Schulen  fiir  jedes  Instrument,  Etudenwerke,  vor  allem  aber  die  musika- 
lischen Klassiker  jedem  leihen  sollen;  aber  auch  diese  Werke  sind  nur 
zu  einem  geringen  Teil  in  den  musikalischen  Leihinstituten  vertreten. 
Die  Sortimenter  aber  mogen  endlich  nicht  vergessen,  daB  durch  die 
musikalischen  Volksbibliotheken  die  musikalische  Bildung  in  bis  dahin 
kaum  interessierte  Kreise  getragen  wird,  daB  diese  nun  haufig  auch  die 
Sortimentsgeschafte  in  Nahrung  setzen  werden,  indem  sie  teils  ihnen  be* 
sonders  lieb  gewordene  Werke,  die  sie  der  Volksbibliothek  entliehen, 
sich  selbst  anschaffen,  teils  Musikstucke,  welche  dort  nicht  vertreten  sind, 
beziehen  werden. 

So  sind  also  Musikalien-Verleger  wie  Sortimenter  in  gleicher  Weise 
an  dem  Bestehen  jeder  Art  musikalischer  Bibliotheken  interessiert. 

Ich  habe  darauf  hingewiesen,  daB  bei  den  musikalischen  Leihinstituten 
haufig  allein  der  Zuf  all  entscheidet,  ob  ein  Musikstiick  angeschafft  wird 
oder  nicht.  Hierdurch  unterscheiden  sich  die  Musikalien-Leihinstitute  sehr 
wesentlich  von  den  Musikbibliotheken. 

Fiir  mich  ist  eine  Musikbibliothek  kein  durch  Zufall  zusammenge- 
schweiBter  Haufe  von  Musikalien  und  musikalischen  Biichern,  sondern 
einemitBewuBtsein  ihrerZiele  angelegte  und  planmaBig  weiter 
gefiihrte  Sammlung;  ich  sage,  mit  BewuBtsein  ihrer  Ziele.  Diese 
konnen  natiirlich  verschiedene  sein,  je  nachdem  sie  rein  praktischen 
Zwecken,  in  erster  Linie  der  Auffuhrung  von  Musikwerken,  oder  Studien- 
zwecken  dienen  sollen.  Ich  lasse  nun  hier  die  Bibliotheken,  welche  sich 
Orchester,  Gesangvereine,  iiberhaupt  Konzertinstitute  anlegen  miissen, 
ganz  beiseite,  da  hierbei  keine  rein  idealen,  sondern  wesentlich  praktische 
Beweggrunde  in  Betracht  kommen,  und  vielfach  der  Modegeschmack  oder 
die  personliche  Vorliebe  der  Dirigenten  bei  der  Anschaffung  mitspricht. 
Ich  will  hier  nur  die  ausschlieBlich  Studienzwecken  dienenden,  von  durch- 
aus  allgemeinen  und  idealen  Gesichtspunkten  geleiteten  Musikbibliotheken 

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6  Wilh.  Altmann,  Offentliche  Musikbibliotheken. 

ins  Auge  fassen.  Dabei  habe  ich  aber  wieder  3  Arten  zu  unterscheiden^ 
1.  die  musikalischen  Volksbibliotheken,  2.  die  mit  den  musikalischen  Lehr- 
instituten,  Konservatorien,  Seminaren  usw.  verbundenen  Bibliotheken, 
3.  die  wissenschaftliche  Musikbibliothek  xarVfox1?^?  w*e  w*r  s*e  ***  ibrer 
idealen  Gestalt  leider  noch  nicht  in  Deutschland  haben. 

Ich  bemerke,  daB  die  unter  unter  1.  und  3.  genannten  Musikbiblio- 
theken nicht  notwendig  ganz  selbstandig  flir  sich  zu  bestehen  brauchen, 
sondem  auch  in  Anlehnung  anallgemeine  Bibliotheken,  freilich  als  durch- 
aus  selbstandige  Abteilungen  oder  Zweige  derselben  gedacht  werden  und 
bestehen  konnen. 

Ferner  bemerke  ich,  dafl  ich  nicht  soweit  gehen  will,  auch  von  den 
Bibliotheken  der  hdheren  und  niederen  Schulen  (natiirlich  mit  Ausnahme 
der  Praparandenanstalten ,  auf  denen  ja  Musik  ordentlich  gelehrt  wird) 
Anschaffung  von  musikalischen  Biichern  und  Musikalien  zu  verlangen, 
obgleich  diese  Forderung  sich  auch  rechtfertigen  lieBe. 

Betrachten  wir  nun  die  von  mir  aufgestellten  3  Arten  von  Musik- 
bibliotheken des  naheren  und  im  einzelnen. 

Ich  beginne  mit  den  musikalischen  Volksbibliotheken  als  der 
einfachsten  und  am  wenigsten  kostspieligen  Art  und  kann  dabei  im 
wesentlichen  *)  das  wiederholen,  was  ich  bereits  im  Jahre  1900  in  den 
>Blattern  fiir  Volksbibliotheken  und  Lesehallen*  (Jg.  1,  8.  41  ff.j  ausge- 
fiihrt  habe,  ohne  freilich,  wie  es  scheint,  mit  meinen  Forderungen,  (fur 
die  in  der  Kegel  die  erforderliche  finanzielle  Basis  fehlt)  durchgedrungen 
zu  sein.  Ich  habe  damals  die  Frage  aufgeworfen:  »Gehoren  Musikalien 
in  die  Volksbibliotheken  oder  Biicherhallen?«  und  gesagt: 

Wenn  ich  recht  unterrichtet  bin,  ist  diese  Frage,  die  ich  im  folgenden 
bejahe,  noch  gar  nicht  aufgeworfen  worden;  wohl  nur  zufallig  deshalb,  weil 
gerade  diejenigen,  welche  fiir  die  Ausbreitung  der  Bticherhallen  eintraten, 
daran  nicht  gedacht  hatten  oder  unmusikalisch  waren  oder  der  Musik  keinen 
allgemein  bildenden  Wert  beilegten.  Ich  will  gern  zugeben,  daB  man,  auch 
wenn  man  musikalisch  ist,  im  Kampfe  fiir  die  Biicherhallen  zun'dchst  fiir  die 
Biicher  eine  Lanze  brechen  muB,  ohne  der  Musikalien  zu  gedenken;  doch 
diirfen  diejenigen  Biicher,  welche  sich  mit  der  Musik  be  fassen,  keineswegs 
vergessen  werden.  Was  nun  das  Nicht musikalischsein  betrifft,  so  sagt  zwar 
Goethe:  »Die  Musik  stent  so  hoch,  daB  kein  Verstand  ihr  beikommen  kann, 
und  es  geht  von  ihr  eine  Wirkung  aus,  die  alles  beherrscht  und  von  der 
niemand  im  stande  ist,  sich  Kechenschaft  zu  geben  .  .  . ;  sie  ist  eines  der 
ersten  Mittel,  um  auf  die  Menschen  wunderbar  zu  wirken.«  Trotzdem  aber 
gibt  es  sehr  viele  Menschen,  welche  von  der  Musik  nicht  nur  keinen  Ein- 
druck  empfangen,  sondem  in  ihr  nur  ein  unangenehmes  Gerausch  sehen. 
Angesichts  dieBer  Tatsache  wiirden  fiir  Behr  viele  Menschen  die  Musikalien 
in  einer  Bucherhalle  geradezu  wertlos  sein ;  mit  ihrer  Anschaffung  wurde  der 


1)  Natiirlich  sind  kleine  Verbesserungen  vorgenommen ,   einige  Zusatze  gemacht 
worden. 

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Willi.  Altmann,  Offentliche  Musikbibliotheken.  7 

AUgemeinheit  der  Biicherhallenbesucher  nicht  genutzt  sein,  sondern  nur  einer 
vielleicht  kleinen  Anzahl  von  Personen,  zumal  gerade  unter  den  Personen, 
fur  welche  die  Biicherhallen  in  erster  Linie  bestimmt  sind,  verhaltnismaBig 
wenige  sein  werden,  welche  im  stande  sind,  die  vorhandenen  Musik alien  aus- 
zunutzen.  Doch  geeetzt  den  Fall,  daB  diese  Annahme  richtig  ware,  ware 
dies  ein  Grand,  die  Musikalien  aus  der  Biicherhalle  zu  verbannen?  Doch 
dem  ist  nicht  so;  wohl  der  groBte  Teil  der  zahlreichen  Fachmusiker  rekrutiert 
sich  ans  den  wenig  bemittelten,  ja  sogar  unteren  Volksschichten,  und  wohl 
die  meisten  dieser  Musiker  sind  Zeit  ihres  Lebens  in  so  diirftigen  Verhalt- 
nissen,  daB  sie  nicht  im  stande  sind,  sich  Musikalien  aus  den  private n  Leih- 
anstalten  zu  besorgen  oder  gar  in  grdfierer  Anzahl  anzuschaffen,  zumal  die 
Musikalien,  namentlich  neu  erscheinende,  nicht  gerade  billig  sind.  Aber  nicht 
blofi  der  eigentliche  Musiker  wird  von  den  Musikalien  in  der  Biicherhalle 
Gewinn  ziehen,  auch  die  groBe  Masse  der  Dilettanten;  wie  mancher,  der  aus 
Mangel  an  anregenden  Musikalien  die  Musik  liegen  gelassen  hat,  wird,  weil 
ihm  nunmehr  Musikalien  unentgeltlich  in  guter  Auswahl  in  der  Biicherhalle 
zur  Verftigung  stehen,  sich  der  einst  geliebten  Musik  wieder  zuwenden  und 
in  seinem  Stiibchen  diese  edle  Kunst  treiben,  statt  wie  bisher  in  einer  Kneipe 
stumpfsinnig  hinzulungern.  Man  wende  auch  nicht  ein,  daB  durch  die  pri- 
vaten,  gegen  Entgelt  zuganglichen  Musikalienleihanstalten  ausreichend  fur  die 
Musikliebhaber  gesorgt  sei;  ganz  abgesehen  da  von,  daB  es  derartige  Institute 
nur  in  grofieren  Stadten  gibt,  fehlt  ihnen  jener  ofiPentliche  Charakter,  den 
wir  ja  der  Biicherhalle  beilegen. 

Doch  nun  zu  denen,  welche  die  Musikalien  aus  den  Biicherhallen  aus- 
geschlossen  wissen  wollen,  weil  sie  der  Musik  keinen  erziehlichen  Wert  bei- 
legen. Vielleicht  werden  sich  diese  Gegner  bekehren,  wenn  ich  ihnen  aus 
dem  m.  E.  prachtigen  Artikel  von  C.  Andreae  in  Kaiserslautern,  Musikalische 
Erziehung  in  dem  »EncyclopSd.  Handbuch  der  Padagogik«  hrsg.  v.  "W.  Kein, 
Bd.  4  (1897),  872  ff.  folgende  Stelle  anfuhre:  »Die  eigentiimliche  Weise,  in 
welcher  gerade  die  Musik  das  Gefuhl  idealisiert,  sichert  ihr  unter  alien  Kiinsten 
als  dem  originalsten  Erzeugnis  des  menschlichen  Geistes  eine  Ausnahmestellung. 
In  ihren  Schopfungen  pragt  sich  daher  auch  ein  ganz  besonderes  Stiick  der 
kulturgeschichtlichen  Entwicklung  aus,  und  daran  nicht  teilhaben  oder  nicht 
teilnehmen  konnen,  bleibt  unter  alien  Umstanden  ein  Mangel,  mogen  die  von 
solchem  Mifigeschick  betrofiPenen  nun  Kant,  Lessing  oder  Maupassant  heifien.* 

»Von  hier  ergeben  sich  Notwendigkeit  und  Pflicht  der  musikalischen  Er- 
ziehung von  selbst.  "Wenn  die  Musik  dem  Menschen  so  viel  zu  bieten  hat, 
wie  sie  in  "Wirklichkeit  bietet,  so  haben  alle  diejenigen,  welchen  die  Natur 
die  entsprechende  Begabung  nicht  versagt,  ein  Recht  darauf,  daB  ihnen  die 
musikalischen  Schatze  ebenso  zuganglich  gemacht  werden,  wie  etwa  die 
liter arischen,  und,  wenn  es  abgeschlossene  Geistesprovinzen  nicht  gibt,  viel- 
mehr  die  in  betracht  kommenden  psychischen  Prozesse  in  einer  engen  Be- 
ziehung  zur  gesamten  Geistesverfassung  stehen,  dann  kann  es  fur  die  Losung 
der  Erziehungsaufgabe  nicht  gleichgiltig  sein,  ob  irgend  eine  Seite  ohne  Pflege 
bleibt  oder  verkiimmert,  wahrend  sie  zum  Gedeihen  des  Gatizen  beitragen 
sollte. « 

Andreae  hat  bei  der  Zuganglichmachung  der  musikalischen  Schatze  aller- 
dings  nur  an  Konzerte  gedacht;  er  sagt:  »Man  hat  langst  angefangen,  durch 
sog.  Volksvorstellungen  unsere  klassischen  Dichtungen  den  weitesten  Kreisen 
zuganglich  zu  machen.     Es  ist  nicht  abzusehen,   weshalb    es   mit   den   musi- 


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8  Wilh.  Altmann,  Offentliche  Musikbibliotheken. 

kalischen  Klassikern  anders  sein  sollte.  Dem  Yolk  auch  zu  ihnen  den  Zu- 
j^ang  zu  eroffnen,  ihm  gute  Musik  in  guter  Ausfuhrung  zu  bieten1)  ist  eine 
ernste  sozialpadagogische  Aufgabe.  c  Jetzt  hat  man  sich  der  ErftiUung  dieser 
Aufgabe  fast  allenthalben  mit  groBem  Eifer  zugewandt,  ja  es  warden  sogar 
Jugendkonzerte  veranstaltet,  die  vor  allem  den  Schulern  der  Volksschulen 
zugute  kommen. 

DaB  das  Volk  selbst  wieder  Musik  treiben  kann,  daran  hat  Andreae 
offenbar  nicht  gedacht.  Es  wird  vielleicht  noch  die  Zeit  kommen,  wo  man 
dem  Volke  G-elegenheit  geben  wird,  Musik  zu  erlernen  und  praktisch2)  zu 
treiben;  an  einzelnen  Orten  hat  man  jetzt  schon  unentgeltliche  Gesangskurse 
eingerichtet,  um  den  Volksgesang  wieder  zu  heben.  Es  ist  dies  ein  Beweis, 
daB  man  sich  wieder  der  im  Mittelalter  und  im  16.  Jahrhundert  herrschen- 
den  Anschauung  von  der  erziehlichen  Macht  der  Musik  nahert.  Luther3 
erkannte  der  Musik  bekanntlich  nach  der  Theologie  den  ersten  Bang  zu;  er 
hat  im  Einverstandnis  mit  den  Anschauungen  der  fruheren  Zeit  die  Musik 
nach  ihrer  Bedeutung  iiberhaupt  gewiirdigt;  so  sagt  er  z.  B.:  Man  soil  die 
Musik  von  Not  wegen  in  Schulen  behalten  und  die  Jugend  stets  in  dieser 
Kunst  iiben,  denn  sie  macht  fein  geschickte  Leute.  Ein  Schulmeister  mufi 
singen  konnen,  sonst  sehe  ich  ihn  nicht  an.«  Ferner:  >Die  Musik  ist  eine 
halbe  Disziplin-  und  Zuchtmeisterin,  so  die  Leute  gelinder  und  sanftmtitiger, 
sittsamer  und  verntinftiger  macht. «  Der  Wert  des  Gtesanges  (die  Instrumental- 
musik  steckte  ja  noch  in  den  Kinderschuhen)  fur  die  gesamte  Jugenderziehung 
wird  in  den  Schulordnungen  des  16.  Jahrhunderts  durchaus  anerkannt.  »Der 
Gesang  erscheint  geradezu  als  der  Mittelpunkt  des  ganzen  Schullebens,  als 
das  gemeinsame  Band,  das  die  einzelnen.  artes  zusammenhalt.*  In  einer 
Schulordnung  heiBt  es  z.  B. :  >Zur  Musica  sollen  die  Schiiler  angehalten 
werden,  nicht  allein  zu  einem  lustigen  und  freien  exercitio,  die  fatigierten 
ingenia  damit  zu  rekreieren,  sondern  auch  daB  man  beim  ehrwurdigen  Kirchen- 
dienst  stets  eine  zierliche  Musicam,  Gott  zu  ehren,  habe  und  erhalte.*     In- 

1}  Dies  ist  an  vielen  Orten,  besonders  in  Wien  und  Berlin,  bekanntlich  schon 
geschehen. 

2)  Natiirlich  kommen  fur  das  Volk  als  solches  in  erster  Linie  nur  die  Streich- 
und  Blasinstrumente  in  Betracht,  nicht  das  im  Mittelstand  so  verbreitete  Klavier; 
zwar  wird  ein  solches  haufig  fur  25 — 40  Mark  gekauft,  doch  nimmt  es  einen  Raum 
ein,  den  eine  Arbeiterwohnung  wohl  nur  selten  zur  Verfugung  hat.  "Wie  wenig  Platz 
beansprucht  dagegen  eine  Violine  oder  Trompete!  Die  ungeheure  Entwictlung  der 
Musikinstrumenten-Manufaktur  ermoglicht  es  jetzt  sogar  dem  Armen,  eine  brauchbare 
Violine  oder  Trompete  zu  kaufen,  die  ihm  iiberdies  haufig  durch  einen  Junglings-  oder 
dergleichen  Verein  zur  Verfugung  steht.  Wenn  nicht  alles  triigt,  scheint  sich  ubrigens 
der  Mittelstand  jetzt  vom  Klavier  etwas  ab-,  dagegen  den  Streich-  und  Blasinstrumenten 
wieder  mehr  zuzuwenden,  wodurch  sich  die  Ruckkehr  zur  guten  alten  deutschen  Sitte 
der  Hausmusik  allmahlich  wieder  anbahnen  wird.  In  Westfalen  bestehen  einige  Schuler- 
Orchester,  desgleichen  auch  an  einigen  Berliner  Anstalten ;  leider  wird  auf  den  Schulen 
viel  zu  wenig  der  erzieherische  Wert  der  Musik  beachtet.  Aber  man  darf  in  seinen 
Forderungen  doch  nicht  iiber  das  Ziel  schieBen,  wie  Max  Battke  kurzlich  in  seinem 
sehr  beachtenswerten  Aufsatze  „Vor8chl'age  zur  Reform  des  Gesangsunterrichts  in  den 
Schulen"  in:  Die  Musik  Bd.  8  (1903),  S.  419  ff. 

3)  Vergleiche  fur  das  folgende  das  schone  Werk  von  Prof.  Dr.  Joh.  Plew,  Der 
Gesangunterricht,  1895.  Separat-Abdruck  aus:  Handbuch  der  Erziehungs-  und  Unter- 
richtslehre  fur  hohere  Schulen,  4.  Band,  2.  H'alfte. 

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Wilh.  Altmann,  Offentliche  Musikbibliotheken.  9 

folge  der  durch  den  30jahrigen  Krieg  hervorgerufenen  materiellen  und  geistigen 
Yerarmung  Deutschlands  sank  dann  der  Schulgesang  freilich  im  17.  Jahr- 
hundert  jah  herab.  Gleichzeitig  kam  die  Instrumentalmusik  empor  und  trug 
auch  ihr  Teil  zn  dem  allgemeinen  Sinken  der  reinen  Vokalmusik  bei. 

Pa  seit  dem  Ende  des  vorigen  Jahrhunderts  wieder  sebr  eifrig,  namentlich 
bei  uns  in  Deutschland,  Musik  ge  trie  ben  wird,  und  zwar  auch  im  Yolke, 
wie  die  zahllosen  Mannergesang-  und  auch  Instrument al-Yereine  beweisen, 
so  ergibt  sich  fur  alle  staatlichen  und  stadtischen  Yerbande  die  Notwendig- 
keit,  die  Ausbildung  dieser  musikalischen  Talente  im  Yolke  zu  befordern. 
Dazu  gehort  auch,  dafi  ihnen  Musikalien  bequem  zuganglich  gemacht  werden. 
Es  ist  nicht  notig,  obgleich  dies  der  ideale  Umstand  ware,  daJJ  eigene  Yolks- 
mnsikalien-Bibliotheken  gegriindet  werden.  Wozu  haben  wir  die  allgemeinen 
Yolksbibliotheken  oder  Bucherhallen  ?  Deren  Aufgabe  ist  es  ja,  wie  Norren- 
berg,  ihr  eifriger  Apostel,  treffend  gesagt  hat,  »gesunde  Bildung  des  Herzens 
und  Geistes  zu  verbreiten  unter  denjenigen,  welche  sie  bediirfen  und  suchen«. 
Freilich  wird,  wenn  wir  noch  die  Musikalien  den  Bucherhallen  zuweisen, 
deren  meist  so  wie  so  schon  unzureichendes  Budget  noch  kleiner;  doch  ver- 
lange  ich  ja  nicht,  dafi  die  Musikalien  die  Biicher  erdriicken  sollen;  sie 
sollen  nur  neben  diesen  ihre  Berechtigung  haben  und  als  vollgiltiges  Bildungs- 
material1)  anerkannt  werden. 

Finden  meine  Ausfuhrungen,  was  ich  allerdings  fur  die  nachste  Zukunft 
kaum  hoffen  darf,  Zustimmung,  dann  wird  eine  gut  ausgestattete  Yolks- 
bibliothek  oder  BUcherhalle  neben  einigen  musikalischen  Zeitschriften,  musik- 
gegchichtlichen  und  musiktheoretischen  AYerken,  neben  Biographieen,  Brief- 
wechseln  und  gesammelten  Schriften  von  hervorragenden ,  insbesondere 
deutschen  Musikern  auch  deren  bedeutendste  Kompositionen  (die  Orchester- 
werke  natiirlich  in  Arrangements  fur  Klavier  zu  2  oder  4  Handen)  enthalten 
mussen ;  beriicksichtigt  soil  dabei  auch  das  Gebiet  der  Kammermusik  werden, 
da  diese  am  meisten  geeignet  ist,  veredelnd  auf  die  Menschen  zu  wirken. 
Aufierdem  werden  eine  Anzahl  guter  und  brauchbarer  Schulen  und  EtUden- 
werke  fur  die  gebrauchlichsten  Instrumente  (Klavier,  Orgel,  Harmonium, 
Yioline,  Bratsche,  Yioloncell,  Flote,  Klarinette,  Waldhorn,  Trompete,  sogar 
Zither,  Mandoline,  Guitarre  und  Harmonika)  anzuschaffen  sein;  eine  ganz 
besondere  Sorgfalt  wird  man  der  Auswahl  von  Yokalkompositionen  zuwenden 
mussen:  Klavierausziige  der  bedeutendsten  Opern  und  Oratorien  diirfen  neben 
grofieren  Liedersammlungen  (diese  natiirlich  sowohl  fur  hohe  als  fur  mittlere 
and  tiefe  Stimmen)  nicht  fehlen.  Im  allgemeinen  wird  man  die  musikalischen 
Klassiker  bei  der  AnschafiPung  bevorzugen  mussen,  weniger  aus  Abneigung 
gegen  die  modernen  Meister  als  aus  Sparsamkeitsrucksichten;  pflegen  doch 
die  Yerleger2)  hervorragender  neuerer  Komponisten  sich  deren  Werke   recht 


1)  Es  soil  Leute  geben,  welche  behaupten,  daB  die  Musik  den  Charakter  verdirbt ! 
Glucklicherweise  gibt  es  aber  noch  mehr  Leute,  welche  der  Ansicht  sind,  daB  sie  im 
Gegen  teil  den  Charakter  veredelt.  —  Yergleiche  iibrigens  auch  Klassert,  Die  Musik 
als  Erziehungsmittel  und  ihre  ethische  Wirkung  iiberhaupt,  Mainz,  Programm  des 
Gymnasiums,  1896.  A.  Fritzsche,  Die  Wirkung  der  Musik  auf  den  Menschen  in: 
Jahrbucher  der  Koniglichen  Akademie  gemeinniitziger  Wissenschaften  zu  Erfurt, 
Neue  Folge,  Heft  24,  1898. 

2)  Die  Zeiten  sind  langst  voriiber,  wo  als  Normalpreis  fiir  den  Bogen  50  Pfennig 
gait;   einzelne  Yerleger  berechnen  jetzt  schon  1  Mark;  freilich  sind  die  Arbeitslohne 

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10  Wilh.  Altmann,  OfFentliche  Musikbibliotheken. 

teuer  bezahlen  zu  lassen.  Vor  allem  vermeide  man  Werke  von  ephemerem 
Wert,  Salonkompositionen,  Virtuosenstucke  und  dergl.  anzuschafiPen ;  der  er- 
ziehliche  und  bildende  Charakter  der  Sammlung  mufi  bei  der  An- 
schaffung  maBgebend  sein,  nicht  das  TTnterhaltungsbediirfnis 
der  Benutzer. 

Fur  die  erste  Einrichtung  einer  Musikaliensammlung  in  den  Volks- 
bibliotheken  wird  man  gut  tun,  sich  hauptsachlich  an  !die  vortrefiPlich  aus- 
gestattete  Edition  Peters,  die  Yolksausgabe  Breitkopf  &  Hartel,  die  Kollektion 
Litolff,  die  Ausgabe  Steingraber  und  ahnliche  allgemeine  Sammlungen  zu 
halten,  welche  samtlich  gut  und  im  wesentlichen  nicht  teuer  sind;  man  ver- 
gesse  dabei  nicht,  einen  den  Buchhandlersatzungen  entsprechenden  Rabatrt 
(20%)  zu  fordern.  Keinesfalls  ist  bei  der  ersten  Einrichtung,  fur  welche 
3000—5000  Mark  schon  geniigen  konnten,  Richard  Wagner  zu  vergessen. 

Unbedingt  notig  ist  auch  ein  geeigneter  Einband  fur  die  Musikalien;  bei 
Werken  fur  verschiedene  Instrumente  empfiehlt  es  sich,  jede  einzelne  Stimme 
in  blaue  Ak  ten  deckel  heften  zu  lassen  und  die  zusammengehorigen  Hefte  in 
eine  Mappe  (Fappendeckel  mit  Leinwandrucken  und  Bandera  zum  Zubinden) 
zu  legen.  Auch  das  diinnste  Heftchen  lasse  man  nicht  ohne  Einband.  Diese 
Ausgaben  fur  den  Buchbinder  beeintrachtigen  freilich  den  jahrlichen  An- 
schaffungsfonds,  der  demgemafi  fur  eine  leidlich  gut  ausgestattete  Volksbiblio- 
thek  immerhin  auf  500 — 600  Mark  anzusetzen  ware. 

Ich  habe  verhaltnismaBig  lange  mich  bei  den  musikalischen  Yolks- 
bibliotheken  aufgehalten,  da  ich  mir  von  deren  Einrichtung  sehr  viel 
verspreche  und  da  ich  bei  dieser  Gelegenheit  auch,  wenigstens  in  Kiirze, 
auf  den  erziehlichen  Charakter  der  Musik  hinweisen  wollte.  Wahrend 
die  musikalischen  Volksbibliotheken  sich  an  die  weitesten  Kreise  wenden, 
das  Volk  der  Musik  wieder  gewinnen  sollen,  dient  die  zweite  Art  Mu- 
sikbibliotheken im  wesentlichen  nur  einer  bestimmten  Berufsklasse, 
der  Ausbildung  von  Fachmusikern1). 

DaB  jedes  Konservatorium,  jede  Musikschule  eine  eigene  Bibliothek 
haben  muB,  dariiber  sollte  kein  Zweifel  sein;  aber  wie  wenige  musikalische 
Lehrinstitute  —  freilich  sind  es  der  uberwiegenden  Mehrzahl  nach  private  — 
haben  eine  ihren  Zwecken    voll    entsprechende   Bibliothek   aufzuweisen. 


der  Notenstecher  und  auch  die  Papierpreise  in  letzter  Zeit  sehr  in  die  Hohe  gegangen. 
—  Da  hier  die  Verleger  erwahnt  werden,  mb'chte  ich  an  alle  die  vielen,  welche  sich 
noch  immer  nicht  entschlieOen  konnen,  auf  die  Musikalien  das  Jahr  des  Erscheinens 
zu  setzen,  die  Bitte  richten,  doch  endlich  diese  bei  Biichern  fast  ganz  durchgefiihrte, 
uberaus  wichtige  Forderung  der  Bibliographen  zu  erfullen. 

1)  Es  konnte  zweifelhaft  erscheinen,  ob  diese  Art  von  Musikbibliotheken  den  offent- 
lichen  zuzuzahlen  sind.  Streng  genommen  sind  sie  es  natiirlich  nur  insoweit,  als  sie 
vom  Staat  erhalten  werden.  Wenn  dies  der  Fall  ist,  wird  der  Leiter  der  Bibliothek 
deren  Schatze  auch  jedem  Musikbeflissenen  —  zum  mindesten  in  dem  Lesesaal  — 
zuganglich  machen,  natiirlich  immer  mit  der  Beschrankung,  daft  die  Rechte  der  Musik- 
schuler  darunter  nicht  leiden.  Aber  auch  die  privaten  Konservatorien  werden  gewiC 
ihre  Bibliotheken  unter  denselben  Bedingungen  wie  die  offentlichen  dem  Forscher 
nicht  verschlieCen. 

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Wilh.  Altmann,  Offentliche  MusikbibHotheken.  11 

Wir  haben  dabei  naturlich  zwischen  groBen  und  kleinen  Lehranstalten 
zu  unterscheiden.     GroBe  Konservatorien  oder  musikalische  Hoehschulen, 
die  vom  Staate  unterhalten  werden,  werden  recht  ansehnliche  Ausgaben 
fur  ihre  Bibliothek  machen  miissen;  fallt  es  doch  unter  ihre  Aufgaben, 
Sinfonien,  ja  selbst  Oratorien  und  Opera  mit  ihren  Schiilern  aufzufiihren, 
fur  die  das  betreffende  Notenmaterial  vorhanden  sein  muB.     Da  auf  den 
Hochscbulen  und  Konservatorien  Unterricht  in  alien  Orchesterinstrumenten 
erteilt  wird,  werden  Schulen,  Etuden  und  sogen.  Orchesterstudien  d.  h. 
Sammlangen  von  besonders  schwierigen  Stellen  aus  Orchesterwerken  fiir 
einzelne   Instrumente   und   zwar  in   mehrfacher  Anzahl  vorhanden  sein 
miissen;   es  muB  z.  B.  jedem  Schiiler  die  Gelegenheit  geboten  sein,   die 
Wagner'schen  Musikdramen,  soweit  die  Stimmen  fiir  ein  Instrument  ge- 
druckt  vorliegen,  sich  zuganglich  zu  machen.  Ebenso  miissen  die  Orchester- 
stimmen  zu  den  gebrauchlichsten  Instrumentalkonzerten  vorhanden  sein, 
damit  die  Schiiler  diese  Konzerte  mit  Orchesterbegleitung  auch  spielen 
konnen.     Ebenso  werden   die  wichtigsten  und  beliebtesten   Opern-  und 
Oratorien- Arien  auch  mit  Orchesterbegleitung  sich  in  der  Konservatoriums- 
bibliothek  befinden  miissen,  wie  auch  daselbst  kein  Mangel  an  Klavier- 
ausztlgen  von  Opern  und  Oratorien  herrschen  darf.    Da  das  Gros  der 
Konservatoriumsbesucher  wohl  aus  Klavierspielern  und  Sangern  besteht, 
so  wird  die  Bibliothek  fiir  deren  spezielle  Bediirfnisse  auch  Sorge  zu 
tragen  haben.     Selbstverst&ndlich  werden  die  theoretischen  Facher  und 
die  Musikgeschichte  ausgiebige  Beriicksichtigung  finden  mUssen;  zu  den 
theoretischen  Fachern  diirfte  z.  B.  auch  Schauspielkunst  (fiir  den  kiinftigen 
Opernsanger)  und  italienische  Sprache  zu  rechnen  sein.     Es  fragt'sich 
sogar,  ob  man  nicht  noch  weiter  gehen  und  fUr  derartige  Konservatoriums- 
bibliotheken  eine  groBere  Anzahl  allgemeiner  wissenschaftlicher  Werke 
zur  Hebung  der  allgemeinen  wissenschaftlichen  Bildung  der  Musikschiiler 
fordern  sollte.     Allein  an  Orten,  an  denen  so  groBe  musikalische  Lehr- 
anstalten bestehen,  wird  sich  eine  oder  die  andere  allgemeine  Bibliothek 
sicherlich   befinden,    welche   auch   den  Musikbeflissenen   zuganglich   ist. 
Sehr  schwer  ist  es,  den  jahrlichen  Bedarf  einer  solchen  groBen  musika- 
lischen  Bibliothek  speziell   fiir  eine  Hochschule  zu   berechnen;  er  wird 
auch    auf  sehr   solide  und   dauerhafte   Einbande   Biicksicht  zu  nehmen 
haben  und   vor  allem  davon  abhangen,  ob  die   erste   Einrichtung1) 
gleich    eine   entsprechende   gewesen  ist;    auch   kommt  es  bei   diesen 
speziellen  Studienbibliotheken  weniger  darauf  an,  daB  immerfort  neu  er- 

1)  "Wenn  sie  nur  20000—25000  Mark  betragen  bat,  so  diirfte  zur  ailmahlichen 
ErganzoBg  von  LUcken  and  Neaanschaffangen  4000—5000  Mark  nicht  zu  hoch  ge- 
griffen  sein.  Unbedingt  erforderlich  waren  zum  Beispiel  die  neun  Sinfonien  von 
Beethoven;  diese  kosten  (10  Viol.  I  und  9  Viol.  II,  8  Bratschen-,  6  Violoncell-  und 
5  BaBstimmen  gerechnet)  heute  in  Stimmen  immer  noch  222,90  Mark. 

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1 2  Wilh.  Altmann,  Offentliche  Musikbibliothekeii. 

scheinende  Werke  angeschafft  werden,  als  daB  der'  Bestand  an  bewahrten 
ein  moglichst  groBer  ist.  Sehr  entlastet  kann  eine  solche  spezielle  Studien- 
bibliothek  natiirlich  auch  dadurch  werden,  daB  sich  an  demselben  Orte 
jene  ideale  Musikbibliothek  befindet,  welche  wir  als  die  dritte  Art  von 
Musikbibliotheken  bezeichnet  und  noch  zu  besprechen  haben. 

Selbstverstandlich  ist  es  ausgeschlossen,  daB  die  zahllosen  kleineren 
Musikschulen  derartige  Aufwendungen,  wie  wir  sie  eben  gefordert  haben, 
fttr  ihre  Bibliotheken  treffen  konnen;  wenn  sie  aber  nur  etwas  daf\ir  tun, 
wenn  sie  nur  wenigstens  ihren  Schiilern  in  einem  gut  zuganglichen  Raum 
die  wichtigsten  musikalischen  Nachschlagewerke  und  Zeitschriften  bieten, 
sowie  die  Gelegenheit,  die  hervorragendsten  Erscheinungen  der  musika- 
lischen Literatur  kennen  zu  lernen,  so  ist  schon  unendlich  viel  damit 
gewonnen.  Wunderbarerweise  hat  Herr  Professor  Hermann  Kretzschmar 
in  seinem  so  vortrefflichen  Aufsatze  »Die  Ausbildung  der  deutschen 
Fachmusiker*  (Jahrbuch  der  Musikbibliothek  Peters  8.  Jahrg.  1901), 
trotzdem  er  Vermehrung  der  musikalischen  Bildung  durch  geschichtliches 
Wissen  f ordert,  gar  nicht  die  Frage  der  Musikbibliotheken  gestreift. 

Betrachten  wir  endlich  die  dritte  Art  von  Musikbibliotheken,  die 
wissenschaf  tliche  Musikbibliothek.  Ihrem  Ideal  kommt  der  Stand- 
punkt  nahe,  den  Herr  Dr.  Max  Abraham,  der  idealgesinnte  und  hoch- 
verdiente  Schopfer  der  Musikbibliothek  Peters,  einnahm,  als  er  bei  der 
feierlichen  Eroffnung  dieser  Bibliothek  am  2.  Januar  1894  uber  deren 
Zweck  und  Ziele  sich  etwa  folgendermaBen  aussprach:  »Obwohl  seit  vielen 
Jahrzehnten  das  Musikleben  in  Leipzig  eine  auBerordentlich  rege  und 
vielseitige  Forderung  erfahren,  hatte  es  doch  bisher  an  einem  offentlichen 
Institute  gefehlt,  das  dem  Publikum  die  theoretischen  und  praktischen 
Werke  der  modernen  Musikliteratur,  namentlich  die  Partituren,  zur  Ver- 
fiigung  stellte.  Fiir  die  meisten  Studierenden  waren  die  groBeren  Musik- 
werke  nur  sehr  schwer  und  mit  bedeutendem  Kostenaufwande,  der  fiir 
die  Krafte  des  Einzelnen  oft  unerschwinglich,  zu  erlangen.  Andere 
Werke  aber,  wie  die  ersten  Ausgaben  der  Klassiker,  die  ungedruckten 
alten  und  die  zwar  gedruckten,  aber  nicht  kauflichen  Partituren  aus- 
landischer  Verleger  blieben  iiberhaupt  unzuganglich.  Oft  genug  habe  er 
selbst  bei  der  Herausgabe  klassischer  sowohl  wie  moderner  Werke  diesen 
Mangel  beklagen  miissen  und  mit  ihm  gewiB  mancher  Musiker  und  Ver- 
leger. Das  neue  Institut  soil  im  Gegensatz  zu  den  staatlichen  oder 
stadtischen  Bibhotheken,  besonders  dem  Studium  moderner  Musik,  von 
den  Klassikern  angefangen,  gewidmet  sein  und  daher  vorzugsweise  die- 
jenigen  kunstlerischen  Erscheinungen  beriicksichtigen,  durch  welche  ein 
Verstandnis  der  neuen  Musik  und  ihrer  verschiedenen  Stromungen  herbei- 
gefiihrt  werden  konne.«  (Jahrbuch  der  Musikbibliothek  Peters  fiir  1894,  S.  5). 

Ich  gehe   in  meinen  Forderungen   fiir  eine  wissenschaftliche  Musik- 

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Wilh.  Altmann,  Offentliche  Musikbibhotheken.  13 

bibliothek  noch  weiter  als  Herr  Dr.  Abraham,  der  natiirlich  auch  be- 
stimmt  hat,  daB  die  Textbiicher  von  Opern  und  Oratorien,  sowie  Bild- 
nisse  von  Musikern  in  der  Musikbibliothek  Peters  gesammelt  werden,  ich 
verlange  vor  allem  auch  Beriicksichtigung  der  gesamten,  nicht  bios  der 
modernen  Musik,  f  erner,  daB  die  ganze  Kammermusikliteratur  in  Partitur 
and  Stimmen,  daB  auch  vierhandige  Klavierarrangements  der  groBen 
Orchesterwerke,  endlich  Studienwerke  und  Konzertstticke  fiir  die  haupt- 
sachlichsten  Instrumente  angeschafft  und  den  Benutzern  sogar  fiir  kiirzere 
Zeit  zur  hauslichen  Benutzung  Uberlassen  werden,  was  bei  der  Musik- 
bibliothek Peters  leider  nicht  der  Fall  ist.  Ich  mochte  sogar  auch  die 
Anschaffung  der  bedeutendsten  Orchester-  und  Chorwerke  in  Stimmen 
empfehlen,  urn  auf  diese  Weise  die  Moglichkeit  einer  Auffiihrung  nach 
100  and  mehr  Jahren  zi*  ermoglichen;  freilich  diirften,  so  lange  die 
Bechte  der  Komponisten  oder  Verleger  noch  bestehen,  diese  Stimmen 
nicht  ausgeliehen  oder  gar  zu  einer  offentlichen  Auffiihrung  gebraucht 
werden.  Selbstverstandlich  miiBte  eine  solche  wissenschaftliche  Musik- 
bibliothek, deren  Jahresbudget  fiir  Neuanschaffungen  mit  20000  Mark 
nicht  zu  hoch  bemessen  w&re,  die  musikalische  Literatur  samtlicher 
Kulturvolker  anschaffen. 

Ich  fiirchte  aber,  daB  fiir  die  nachste  Zukunft  kaum  an  die  Moglich- 
keit der  Einrichtung  einer  oder  mehrerer  solcher  Musikbibliotheken  gedacht 
werden  kann,  obwohl  die  bestehenden  groBeren  staatlichen  Musikbiblio- 
theken sehr  wohl  zu  derartigen  Anstalten  erhoben  werden  konnten;  in 
gewissem  Sinne  entspricht  immer  noch  die  Musikbibliothek  Peters,  deren 
Weiterbestand  durch  ein  Vermachtnis  Dr.  Abrahams  von  400000  Mark 
gesichert  ist,  den  berechtigten  Forderungen.  Einen  Weg  gabe  es  freilich, 
auf  dem  wir  in  Deutschland  wenigstens  zu  einer  derartigen,  freilich  nur 
modernen  Musikbibliothek  koramen  konnten. 

Es  ist  namlich  schon  haufig  bei  uns  —  freilich  bisher  vergeblich  — ' 
der  Wunsch  nach  einer  groBen  Reichsbibliothek  ausgesprochen 
worden,  in  die  alle  in  Deutschland  gedruckten  Bticher  und  Zeit- 
schriften  auf  Grund  des  Pflichtexemplarzwanges  eingeliefert  werden 
sollten.  Wenngleich  ich  zu  den  sehr  wenigen  Bibliothekaren  gehore, 
denen  die  Nachteile1)  des  Pflichtexemplarwesens  den  unzweifelhaften  Vor- 


1)  Bei  der  von  Jahr  zu  Jahr  wachsenden  Produktion  an  Buchern  und  Musikalien 
werden  die  Bibliotheken,  an  welcbe  die  Pflichtexemplare  abzuliefern  sind,  mit  einem 
riesigen,  haufig  ganz  wertlosen  Ballast  beladen ;  sie  schwellen  dermaBen  an,  daB  Raum- 
mangel  in  verhaltnismaBig  friiher  Zeit  eintreten  muB,  dem  nur  durch  kostspielige 
Xeubauten  abgeholfen  werden  kann.  Welclie  Sumrae  von  kostspieliger  Arbeitskraft, 
die  weit  nutzlicher  verwertet  werden  konnte,  wird  durch  das  Einziehen,  Inventarisieren, 
Katalogi8ieren  usw.  der  Pflichtexemplare  verbraucht!  Wieviel  Geld,  das  weit  besser 
angewendet  werden  konnte,  kostet  das  Einbinden  von  Buchern,  die  nie  gebraucht 

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14  Wilh.  Altmann,  Offentliche  Musikbibliotheken. 

teilen  desselben  mehr  als  die  Wage  zu  halten  scheinen,  so  wiirde  ich 
doch  natiirlich  die  Ausdehnung  des  Pflichtexemplarzwanges  auf 
die  Musikalien,  die  Schaffung  einer  Reichs-Musik-Bibliothek 
mit  der  grofiten  Freude  begriiBen,  vorausgesetzt,  daB  deren  Mittel  so 
reichliche  waren,  daB  auch  alle  nur  irgend  wichtigen  Erscheinungen  der 
auslandischen  Literatur  angeschafft  werden  und  jedes  Notenstiick  semen 
Einband  erhalten  konnte;  selbstverstandlich  miiBte  eine  derartige  Anstalt 
auch  em  ausreichendes  Verwaltungspersonal  haben.  Allein,  was  in  Frank- 
reich,  England  und  Italien  inbezug  auf  Pflichtexemplare  sich  hat  durch- 
fiihren  lassen,  scheint  bei  uns  in  Deutschland  vor  der  Hand  noch  eine 
Utopie  zu  sein.  Hat  man  doch  selbst  inPreuBen,  wo  der  Pflichtexem- 
plarzwang  durch  das  sogen.  Zensur-Reglement  vom  28.  Dezember  1824 
eingeftihrt  worden  ist,  auf  die  unzweifelhaft  berechtigte  Eintreibung 
der  Musikalien  als  Pflichtexemplare1)  verzichtet  und  zwar  wohl  nur 
infolge  des  Umstandes,  >daB  man  denselben  keinen  bildenden  Wert  bei- 
legt,  daB  die  Musik  im  Verhaltnis  zu  den  andern  Kttnsten  in  den  Augen. 


werden!  —  Yon  den  Hauptanhangern  des  Pflichtexemplar-Zwanges  wird  immer  be- 
tont,  daB  nur  durch  ihn  ein  groBer  Teil  der  Literatur  vor  dem  volligen  Verschwinden 
bewahrt  wird,  daB  in  zweihundert  oder  mehr  Jahren  ein  heute  ganz  wertloses  Schul- 
buch  oder  ein  Roman  oder  ein  Salonstiick  mit  Gold  aufgewogen  werden  konnte.  Die- 
ser  Fall  diirfte  wohl  ein  Phantasiebiid  sein.  Ubrigens  sehe  ich  nicht  ein,  warum  nicht 
auch  ein  Teil  der  Literatur  untergehen  soil;  auch  hier  muB  eine  naturliche  Auslese 
stattfinden. 

1)  Das  Zensurreglement  von  1824  ist  durch  die  allerhochste  Kabinetsordre  vom 
12.  Marz  1847  best'atigt  worden;  darin  wurde  genehmigt,  >daB  es  bei  den  .  .  .  bisher 
in  Anwendung  gebrachten  Grundsatzen  sein  Bewenden  behalt,  wonach  alle  Druck- 
schriften  ohne  Ausnahme,  Kupferwerke  und  Landkarten  aber  dann  als  ablieferungs- 
pflichtig  anzusehen  sind,  wenn  sie  in  Begleitung  eines  gedruckten  Textes,  gleichviel 
von  welchem  Umfange  und  welcher  Bedeutung  erscheinen.«  In  der  Zirkularverfiigung 
vom  17.  April  1847  wird  von  >Drucksachen  undKunstwerken«  gesprochen.  Weun- 
gleich  die  Musikalien  nicht  ausdrucklich  erwahnt  sind,  so  diirfte  meines  Erachtens 
kaum  ein  Zweifel  dariiber  sein,  daB  sie  unter  die  >Druckwerke  ohne  Ausnahme*  zu 
rechnen  sind.  Sagt  doch  auch  das  ReichspreBgesetz  vom  7.  Mai  1874  im  §  2: 
>Das  gegenwartige  Gksetz  findet  Anwendung  auf  alle  Erzeugnisse  der  Buchdruckerpresse, 
sowie  auf  alle  anderen,  durch  mechanische  oder  chemische  Mittel  bewirkten,  zur  Ver- 
breitung  bestimmten  Vervielfaltigungen  von  Schriften  und  bildlichen  Darstellungen 
mit  oder  ohne  Schrift  und  von  Musikalien  mit  Text  oder  Erlauterungen.  —  Was 
im  folgenden  von  Druckschriften  verordnet  ist,  gilt  fur  alle  vorstehend  bezeich- 
neten  Erzeugnisse.*  Will  man  die  Herstellung  der  Noten  nicht  als  Druck  auffassen, 
so  sind  sie  als  Kupfer-  oder  Kunstwerke  zu  betrachten.  Doch  gesetzt  den  Fall,  daB 
man  auch  dieses  nicht  zugeben  will,  so  muB  man  einr'aumen,  daB  Lieder  und  Gesange, 
uberhaupt  die  ganze  Vokalmusik  (Opernpartituren,  Klavierausziige  usw.),  welche  >in 
Begleitung  eines  gedruckten  Textes*  erscheint,  dem  Pflichtexemplarzwange  unter- 
worfen  ist,  da  dieser,  wie  hier  nochmals  betont  werden  muB,  dem  Zensurzwange  seine 
Entstehung  verdankt;  gerade  bei  Liedern,  Opern  usw.  hat  ja  die  Zensur  haufig  Grund 
zum  Einschreiten  gehabt.  ^ 

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Willi.  Altmann,  Offentiiche  Mnsikbibliotheken.  15 

der  meisten  Bibliothekare  nichts  gilt,  obgleich  sie  in  der  kulturellen  Ent- 
wicklung  der  Volker  eine  sehr  groBe  Rolle  spielt*,  wie  ich  seinerzeit  in 
meinem  Aufsatze  »Erstreckt  sich  der  Pflichtexemplarzwang  in  PreuBen 
auch  auf  Musikalien «  (im  14.  Bande  des  »Archiv1)  fiir  offentliches  Recht* 
S.  297 ffl,  gesagt  habe.  Ich  gebe  aber  die  Hoffnung  nicht  auf,  daB  uns 
Deutschen  die  Zukunft  nicht  nur  eine  Anstalt  bringen  wird,  in  welcher 
auch  die  Werke  der  deutschen  Komponisten  planmaBig  gesammelt,  son- 
dern  auch,  daB  wir  Deutschen  hinter  dem  Auslande  inbezug  auf  Musik- 
bibliotheken  tiberhaupt  nicht  zuriickbleiben  werden. 

Urn  nicht  ins  Blaue  hinein  Kostenanschlage  zu  geben,  habe  ich  die 
3  letzten  Jahre  des  bei  Friedr.  Hofmeister  in  Leipzig  verlegten  »Ver- 
zeichnis  der  erschienenen  Musikalien,  auch  musikalischen  Schriften  und 
Abbildungen«,  also  die  Jahrgange  1900,  1901  und  1902  genau  darauf  hin 
durchgesehen,  wieviel  bei  bescheidenen  Anspriichen  anzuschaffen  ware; 
ich  bemerke  aber,  daB  in  diesem  Verzeichnisse  die  im  Auslande  erschei- 
nenden  Musikalien  nur  sehr  sporadisch,  die  dort  erscheinenden  sehr  zahl- 
reichen  musikalischen  Biicher  und  Zeitschriften  garnicht  verzeichnet  sind, 
daB  mindestens  ein  Drittel  des  von  mir  ausgerechneten  Betrages  also 
noch  hinzuzurechnen  ware;  ferner  bemerke  ich,  daB  ich  keine  Orchester- 
stimmen,  keine  vollstandigen  Partituren  und  Textbiicher  von  Opern  und 
Oratorien,  keine  ein-  und  zweistimmigen  Lieder  mit  Klavierbegleitung, 
keine  Bildnisse  von  Komponisten  aufgenommen  und  inbezug  auf  Aus- 
wahl  aller  Solowerke,  so  auch  der  zwei-  und  vierhandigen  Klavierliteratur 
sehr  sparsam  gewesen  bin;  hingegen  habe  ich  die  Klavierauszuge  aller 
Opern  und  Oratorien,  die  Partituren  aller  Sinfonien  und  Suiten,  endlich 
die  gesamte  Kammermusik,  die  meisten  Biicher  und  Zeitschriften  auf- 
genommen; auch  habe  ich  fur  jeden  Buchbinderband  nur  1,50  Mark  ge- 
rechnet  und  von  den  Musikalien  mit  Ordinarpreise  gleich  einen  Rabatt 
von  33  Vs  %  abgezogen.  Unter  diesen  Einschrankungen  wiirde  ich  fiir 
Neuanschaffungen  im  Jahre  1900  fur  309  Werke  rund  2750  Mark,  im 
Jahre  1901  fiir  465  Werke  rund  3170  Mark,  im  Jahre  1902  fiir  499 
Werke  3848,30  Mark  ausgegeben  haben2);  hierzu  miiBten  wohl  noch  jahr- 
lich  1300  Mark  fiir  auslandische  Literatur  und  mindestens  wohl  2500  Mark 
fiir  Ausfiillung  von  Liicken  durch  antiquarische  Erwerbungen  hinzuzu- 
rechnen sein,  um  wenigstens  eine  einigermaBen  geniigende  wissenschaft- 
Uche  Musikbibliothek  zu  schaffen.  Anschaffung  von  Autographen  habe 
ich  dabei  garnicht  einmal  im  Auge.    Aber  wie  weit  entfernt  von  diesem 

1)  Die  Veroffentlichung  ist  in  dieser  juristischen  Zeitschrift  erfolgt,  nachdem  der 
Herausgeber  des  »Centralblatt  fiir  BibliotheksweseiK  die  Aufnahme  des  Artikels  ab- 
gelehnt  hatte,  weil  er  nicht  in  ein  Wespennest  stechen,  die  Erregung  der  Verleger 
nicht  wachrufen  wolle. 

2;  Zur  naheren  Yeranschaulichung  diene  folgende  Tabelle: 

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16 


Wilh.  Altmann,  Offentliche  Mnsikbibliotheken. 


Budget  sind  die  Fonds,  die  fiir  die  in  Deutschland  bestehenden  staat- 
lichen  Musikbibliotheken  ausgesetzt  werden;  so  erhalt  die  Musiksammlung  *} 
der  Koniglichen  Bibliothek  zu  Berlin,  deren  Gesamtanschaffungsfonds 
150000  Mark  betragt  (wozu  noch  die  Pflichtexemplare,  leider  nicht  von 
Musikalien,  aus  den  altpreuBischen  Provinzen  kommen)  nur  2000  Mark 
fiir  Anschaffungen  und  Bindelohn,  die  Konigliche  offentliche  Bibliothek 
zu  Dresden,  seitdem  ihr  die  Koniglich  Sachsische  Privatmusikaliensamm- 
lung  uberwiesen  ist,  fiir  musikalische  Erwerbungen  2000  Mark  und  fiir 
deren  Einband  noch  400  (also  mehr  als  die  Berliner  Sammlung);  so  gibt 
die  Miinchener  Hof-  und  Staatsbibliothek  alljahrlich  nur  1200  Mark  fiir 
Musikalien  aus.     Es  leuchtet  ein,  daB  unter    diesen  Umstanden  die  ge- 


1900 
Preis         Werke 


1901 
Preis         Werke 


1902 
Preis       I  Werke 


Orchester.    Partituren 

Streichinstrumente.  Soli  usw.  .  .  . 
Karamermusik  usw.  fur  Biasinstr. 
Streichquintette,  Quartette  u.  Trios 
Kammennusik  mit  Klavier: 

a)  Quintette,  Quartette,  Trios  .  . 

b)  Violinsonaten 

c)  Cellosonaten 

Klavier  mit  Orchester 

Zwei  Klaviere  vierhandig 

Klavier  vierhandig 

Klavier  zweihandig 

Orgel 

Geistliche  Vokalmusik 

Weltliche  >        (auBer  Opern) 

Opern 

Bttcher 

Zeit8chriften 

Buchbinder 


325,10 

130,50 

4,00 

140,50 

111,45 

53,35 

21,30 

49,00 

13,00 

42,50 

93,75 

72,60 

135,75 

118,50 

269,00 

455,55 

252,80 

463,50 


21  620,15 

26  ||  152,00 

1  ll  21,65 

17  ||  148,35 


15  | 
12   ! 

8   I 

i\ 

22 

17 
10 

12   I 
25 

80  | 
36  I 


158,75 

84,25 

27,65 

49,00 

24,60 

153,90 

197,75 

80,00 

85,00 

158,75 

357,35 

445,90 

262,80 

682,50 


59 
30 

8 


18 

21 

7 

5 

6 

34 
64 
14 
12 
17 
37 
86 
37 


392,36 

217,60 

28,80 

185,25 

341,45 
74,16 
42,35 

16,05 
96,95 
160,60 
104,50 
95,65 
135,75 
426,86. 
518,70 
262,80 
748,50 


34 

31 

9 

23 

33 

18 
8 

2 
23 
43 
43 
20 
24 
39 
112 
37 


Summa  .j  2752,15  ■    309  „  3710,36  |    465   ||  3848,30      499 

1)  Es  ware  sehr  zu  wunschen,  daB  diese  an  alten  wertvollen  Bestanden,  besonders 
auch  Autographen  [vergleiche  oben  Seite  3,  Anmerkung  1)  sehr  reichhaitige  Samm- 
lung endlich  zu  einer  selbstandigen  Abteilung*  der  Koniglichen  Bibliothek  mit  einem 
stattlichen  Anschaffungsfonds,  einem  sehr  reichlichen  Extraordinarium  zur  Ausfullung 
der  zahllosen  Lucken  und  zu  ausreichendem  Beamtenpersonal,  an  dessen  Spitze  ein  eigener 
Direktor  stehen  sollte,  erhoben  wiirde.  Voraussichtlich  dttrfte  dieser  Wunsch,  falls  er 
von  Seiten  der  zahlreichen  Berliner  Musikgelehrten  an  geeigneter  Stelle  vorgebracht 
wiirde,  erflillt  werden,  wenn  die  Konigliche  Bibliothek  in  6 — 7  Jahren  in  ihren  Neu- 
bau  ubersiedelt.    Vergleiche  ubrigens  Zeitschrift  der  IMG.  IV,  Seite  423. 

Zum  Vergleich  fiihre  ich  einige  Budgets  von  anderen  wissenschaftlichen  Instituten 
an.  Das  psychologische  Seminar  der  Berliner  Universit'at  hat  2350  Mark,  das  Institut  fiir 
Altertumskunde  3650  Mark,  der  archaologische  Apparat  1500  Mark,  die  Berliner  Ko- 
niglichen Museen  fiir  Anschaffungen  400000  Mark,  das  Kunstgewerbemuseum  dafur 
94150  Mark,  das  Koniglich  preuBische  Statist.  Bureau  fiir  Bureaubedurfnisse  und 
Bibliothek  45500  Mark;  die  Universitat  Munchen  hat  fur  ihre  mineral ogische  Samm- 
lung 3500,  fur  das  Munzkabinet  7000  Mark. 

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J.  Percy  Baker,  A  List  of  "Musical  Association''  Papers.  17 

nannten  Musikbibliotheken,  die  oft  nicht  einmal  ihre  Erwerbungen  samtlich 
binden  lassen  konnen,  weit  hinter  nur  maBigen  Anspriichen  zuruckbleiben. 

Trotzdem  die  dabei  interessierten  Kreise,  vor  allem  die  Musikgelehrten, 
langst  dariiber  vollig  im  klaren  sind,  daB  nicht  nur  eine  ausreichende 
Dotierung  der  vorhandenen  wenigen  Musikbibliotheken,  sondern  vor  allem 
auch  die  Grilndung  neuer  dringend  erforderiich  ist,  so  geschieht  doch 
von  ibrer  Seite  nichts,  urn  diese  Forderungen  durchzusetzen.  Alle  musi- 
kalischen  Gesellschaften  und  Vereine  konnten  dabei  iibrigens  mithelfen. 
Wenn  unsere  ersten  Musikgelehrten  und  die  Vorstande  der  groflern  Kon- 
servatorien  und  musikalischen  Gesellschaften  in  Eingaben  an  die  vorge- 
setzten  Behorden  oder  die  Landtage  endlich  einmal  die  Notwendigkeit 
der  Musikbibliotheken  betonten,  dann  wiirde  sicherlich  die  Abhilfe  nicht 
lange  auf  sich  warten  lassen.  Denn  nur  auf  den  Staat  dtirfen  wir  rech- 
nen;  denn  daB  sich  bei  uns  noch  mehr  Manner  von  demselben  Idealsinn 
wie  der  Griinder  der  Musikbibliothek  Peters  finden  werden,  muB  wohl 
als  fast  ausgeschlossen  gelten. 

Friedenau-Berlin.  Wilh.  Altmann. 


x     A  List  of  "Musical  Association"  Papers. 

The  Musical  Association  (of  England)  for  the  investigation  and  discussion 
of  subjects  connected  with  the  art  and  science  of  Music,  was  projected  in 
Oxford  by  Sir  John  Stain er,  then  organist  of  Magdalen  College.  Two  years 
after  he  came  to  London  as  organist  of  St.  Paul's,  he  put  the  scheme  into 
effect,  with  the  help  of  Messrs.  Adams,  Airy,  Baillie-Hamilton ,  Banister, 
Barnby,  Barnett,  Barry,  Benedict,  BenBon,  Berger,  Best,  Bishop,  Bosanquet, 
Bridge,  Chappell,  Clay,  Cooper,  Cummings,  Dannreuther,  Davison,  Ellis, 
Elvey,  Engel,  Gadsby,  Garcia,  Goldschmidt,  Goss,  Grove,  Helmore,  Higgs, 
Hopkins,  Holmes,  Hueffer,  Hullah,  Leslie,  Littleton,  Lloyd,  Macfarren, 
Mackeson,  Mc  Naught,- Martin,  Marshall,  Metzler,  Monk,  Monro,  Oakeley, 
Osborne,  Ouseley,  Parratt,  Pauer,  Pole,  Pontigny,  Prendergast,  Prout, 
Bandegger,  Rosa,  Rudall,  Salaman,  Schira,  Southgate,  Spottiswoode,  Stanford, 
Statham,  Steggall,  Stephens,  Stewart,  Stone,  Sullivan,  Taylor,  Troutbeck, 
Turle,  Tyndall,  Welch,  Vheatstone,  Wylde,  and  others.  The  foundation 
dates  officially  from  29th  May,  1874.  The  first  general  Business  Meeting 
of  Members  was  held  on  4th  August  1874.  The  first  Lecture  Meeting  was 
on  20d  November  1874.  On  13th  December  1875  Dr.  W.  Pole  was  deputed 
to  draft  a  detailed  constitution  for  the  Association,  which  was  subsequently 
passed.  Trustees  for  funds  began  from  the  year  1881.  On  the  13th  February 
1900  the  members  resolved  to  add  to  their  title  the  words,  "In  connection 
with  the  Internationale  Musikgesellschaft".  The  Presidents  have  been  as 
follows:  —  from  4th  August  1874  till  his  death  on  6th  April  1889,  Sir 
Frederick    A.  Gore  Ouseley,   Bart.;   from   28th   October    1889    till    ^A^ftT^ 

z.  d.  i.  m.   v.  2 


18  J.  Percy  Baker,  A  List  of  "Musical  Association"  Papers. 

31st  March  1901,  Sir  John  Stainer;  from  12th  November  1901  till  date 
Sir  Hubert  Parry,  Bart.  The  publishers  of  the  Proceedings  Volumes  have 
been:  —  till  1877  Messrs.  Chappell  and  Co.,  till  1887  Messrs.  Stanley  Lu- 
cas, Weber  and  Co.,  till  date  Messrs.  Novello  and  Co.  The  following  is  a 
list  of  all  the  lectures  delivered  before  the  Association  down  to  the  present 
day,  arranged  by  authors,  and  with  the  dates  of  the  lectures  appended.  The 
lecture  meetings  are  usually  held  in  the  afternoon  on  the  second  Tuesday 
in  every  month,  from  November  to  June  inclusive. 

Adams,  W.  Grylls.  The  musical  inventions  and  discoveries  of  the  late  Sir  Charles 
Wheatstone,  —  2.  6.  1876. 

Audsley,  George  Ashdown.  Matters,  chiefly  architectural,  relating  to  the  accom- 
modation of  the  organ  in  churches  and  other  buildings,  —  4.  2.  1889. 

What  is  sound?  or  the  substantial  theory  versus  the  wave  theory  of  acous- 
tics, —  7.  4. 1890. 

Again  —  what  is  sound?    The  substantial  theory  versus  the  wave  theory  of 

acoustics  (2nd  paper),  —  13. 1. 1891. 

B  a  i  1  li  e  -  H  am i  1 1  o  n ,  J.   On  the  application  of  wind  to  string  instruments,  —  4. 1. 1875. 

The  Vocation,  —  6.  2.  1883. 

Banister,  Henry  Charles.   On  some  of  the  underlying  principles  of  structure  in  mu- 
sical composition,  —  2.  5. 1881. 
Music  as  a  language,  —  5.  4. 1886. 

The  life  and  work  of  Sir  G.  A.  Macfarren,  —  6.  2. 1888. 

On  judgment  and  taste  with  regard  to  music,  —  12. 1. 1892. 

Music  viewed  from  different  standpoints,  —  14.  4. 1896. 

Bar  net  t,  John  Francis.  Some  details  concerning  the  work  in  connection  with  com- 
pleting and  instrumenting  Schubert's  Sketch  Symphony  in  E  (No.  7),  as  performed 
at  the  Crystal  Palace  Concert  on  May  6,  1883,  —  9.  6.  1891. 

Barrett,  W.  A.    Music  in  cathedrals,  -—  2.  4. 1876. 

Barry,  C.  A.  Introductory  to  the  study  of  Wagner's  comic  opera,  uDie  Meister- 
singer  von  NUrnberg",  —  7.  3. 1881. 

Bassett,  Henry.    Improvements  in  trumpets,  —  2.  7. 1876. 

B  a  ugh  an,  E.  Algernon.    The  development  of  opera,  —  9.  2. 1892. 

Behnke,  Emil.    The  mechanism  of  the  human  voice,  —  3. 11. 1879. 

On  photographs  of  the  voice  in  singing,  —  3. 12.  1883. 

The  registers  of  the  human  voice,  —  1. 11. 1886. 

Bi dwell,  Shelford.  Recent  inventions  for  reproducing  the  sound  of  the  human  voice 
(illustrated  by  the  telephone,  microphone,  and  phonograph),  —  4.  11.  1878. 

Birkbeck,  W.J.  Some  notes  upon  Russian  ecclesiastical  music,  ancient  and  mo- 
dern, —  14.  4.  1891. 

Blaikley,  David  James.  Communication  respecting  a  point  in  the  theory  of  brass 
instruments,  -     4.  2. 1878;  4.  3.  1878. 

On  quality  of  tone  in  wind  instruments,  —  1.  3.  1880. 

On  the  velocity  of  sound  in  air,  —  4.  6.  1883. 

The  development  of  modern  wind  instruments,  —  3.  5.  1886. 

Notes  on  the  action  of  musical  reeds,  —  3.  6.  1889. 

Notes  on  the  trumpet  scale,  —  8.  5.  1894. 

An  Afridi  fiddle,  —  14.  2.  1899. 

Borland,  John  E.     Orchestral  and  Choral  Balance,  —  12.  11. 1901. 
Bosanquet,  R.  H.  M.    Temperament;  or,  the  division  of  the  octave,  —  2.  11. 1874; 
3.  5.  1875. 

On  some  points  in  the  harmony  of  perfect  consonances,  —  2.  7. 1876. 

On  a  mode  of  producing  continuous  notes  from  resonators,  —  1.  12.  1879. 

Some  experiments  with  a  revolving  stop-cock,  —  1.  12. 1879. 

On  the  arrangement  of  the  stops,  pedals,  and  swell  in  the  organ,  —  7. 11.  1881. 

On  the  beats  of  mistuned  harmonic  consonances,  —  7. 11.  1881  .q  { 


J.  Percy  Baker,  A  List  of  "Musical  Association*  Papers.  19 

Breakspeare,  Eustace  J.  Musical  aesthetics,  with  special  reference  to  Dr.  Ed. 
Hanslick's  essay  "Vom  musikalisch  Schonen",  —  2.  2. 1880. 

Song  and  song  writers,  —  2. 1. 1882. 

Musical  aesthetics,  —  1. 1. 1883. 

Certain  novel  aspects  of  harmony,  —  2.  6.  1887. 

Bridge,  Sir  Frederick.   A  17^  Century  view  of  Musical  Education  (Roger  North),  — 

12.  3. 1901. 

Bridge,  Joseph  C.    The  Chester  "Recorders",  —  12.  2.  1901. 

Briggs,  R  B.    The  structure  of  plainsong,  —  8.  2. 1898. 

Browne,  Lennox.  Medical  science  in  relation  to  the  voice  as  a  musical  instrument,  — 
5.  6. 1876. 

Browne,  Rev.  Marmaduke  E.    On  words  for  music,  —  3.  3. 1884. 

Music  in  elementary  schools,  —  31. 10. 1885. 

Brownlow,  Mrs.  Jane  M.  E.  Some  French  popular  songs  of  the  fifteenth  cen- 
tury, —  9. 1. 1894. 

The  Bardi  Coterie,  —  10.  3.  1896. 

Bull  en,  George.  The  Galin-Paris-Oheve'  method  of  teaching  considered  as  a  basis 
of  musical  education,  —  1.  4.  1878. 

Bum  pus,  J.  S.    Irish  Church  Composers  and  the  Irish  Cathedrals,  —  13.  2.  1900; 

13.  3. 1900. 

Carozzi,  G.  N.    Practical  suggestions  on  vocal  culture,  —  4.  12.  1882. 
Cart,  Rev.  Henry.    Richard  Wagner,  —  3.  2. 1890. 

The  oratorio:  its  relation  to  church  music,  —  8.  11.  1892. 

Chappell,  William.    Music  a  scienoe  of  numbers,  —  6.  11. 1877. 

Clarke,  Somers.     Some  further  notes  on  the  organ,  suggested  by  papers  by  Sir 

F.  A.  G.  Ouseley  and  Mr.  Audsley,  —  3.  5.  1890. 
Cobb,  Gerard  F.    Certain  principles  of  musical  exposition  considered  educationally, 

and  with  special  reference  to  current  systems  of  musical  theory,  —  5.  5.  1884, 

2.  6. 1884. 

Musical  psychics,  —  1.  6.  1885. 

Cobbett,  W.  Wilson.  Music  and  Musicians  of  the  Walloon  Provinces  of  Belgium,  — 

9. 1. 1901. 
Cohen,  Rev.  Francis  L.    Ancient  musical  traditions  of  the  synagogue,  —  13.  6. 1893. 
Corder,  Frederick.    Closes,  —  7. 1.  1889. 
Crow,  Edwin  J.    Remarks  on  certain  peculiarities  of  the  clarinet  family,  together 

with  an  account  of  Mr.  William  Rowlett's  experiments  with  clarinets,  having  a 

bassoon  reed  instead  of  their  own,  —  1.  12. 1884. 
Culwick,  James  C.    Artistic  landmarks,  —  11.  4. 1893. 
Cummings,  William  H.,  F.  S.  A.    Henry  Purcell  and  his  family,  —  4.  12.  1876. 

On  the  formation  of  a  national  musical  library,  —  3. 12. 1877. 

A  neglected  musical  benefactor,  —  6.  12.  1880. 

A  few  words  about  Handel  —  6.  12.  1880. 

Music  printing,  —  4.  5.  1884. 

Some  observations  on  music  in  London  in  1791  and  1891,  —  12.  5.  1891. 

The  art  of  clavier  playing,  past  and  present,  —  12.  12. 1893. 

Music  during  the  Queen's  reign,  —  8.  6.  1897. 

Organ  accompaniments  in  England  in  the  16th  and  17th  centuries,  —  8.  5.  1900. 

Cur  wen,  J.  Spencer.    The  laws  of  musical  expression,  as  formulated  by  M.  Lussy 

in  his  "Traite  de  l'expression  musicale"  —  7. 1.  1878. 

Hymn  tunes,  —  3.  1.  1887. 

Davey,  Henry.    Some  points  in  Bach's  treatment  of  the  chorale,  —  9.  11.  1897. 

Giovanni  Pierluigi,  da  Palestrina,  —  17.  1.  1899. 

Day,  Capt.  C.  R.    Notes  on  Indian  music,  —  18.  2. 1894. 
Edwards,  F.  G.    Mendelssohn's  organ  sonatas,  —  13.  11.  1894. 

Ellis,  Alexander  J.    Illustrations  of  just  and  tempered  intonation,  —  7.  6.  1875. 

On  the  sensitiveness  of  the  ear  to  pitch  and  change  of  pitch  in  music,  —  6. 11. 1876. 

igitized  b) 


20  J-  Percy  Baker,  A  List  of  "Musical  Association"  Papers. 

Ellis,  Miriam.    On  Musicians1  Ears,  —  14.  5.  1901. 

Ellis,  W.  Ashton.    Richard  Wagner's  prose,  —  13. 12.  1892. 

Ernest,  Gustav.    Some  Aspects  of  Beethoven's  Instrumental  Forms,  —  20.1.1903. 

Frost,  Charles  J.    Theoretical  study  as  an  assistance  to  execution,  —  5. 11. 1883. 

Frost,  Henry  F.     Some  remarks  on  Richard  Wagner's  music-drama  "Tristan   und 

Isolde",  —  1.  5.  1882. 
Galpin,  F.  W.     The  Whistles  and  Reed  Instruments  of  the  American  Indians  of 

the  N.  W.  Coast,  —  10.  3. 1903. 
Gill,  W.  H.    Manx  music,  —  14.  6. 1895. 
Gladstone,  Francis  E.    Consecutive  fifths,  —  6.  3.  1882. 
Goddard,  Joseph.    The  philosophy  of  the  higher  beauty  of  music. 

Part  1.  —  13.  6.  1899. 

Part  2,  -  14.  11.  1899. 

The  philosophy  of  our  tempered  system,  —  15.  1.  1902. 

Grove,  Sir  George.    A  few  words  on  the   successive  editions  of  Beethoven's  Ninth 

Symphony,  —  12.  2. 1895. 
Gyory,  Ilona  de.    A  Thousand  years  of  Hungarian  Music,  —  11. 11.  1902. 
Habens,  Rev.  W.  J.    The  musical  scale,  —  4.  11.  1889. 
Hadow,  W.  H.    Form  and  formalism  in  music,  —  14. 12. 1897. 
Hanson,  J.  Treadway.    A  new  metronome,  —  12.  12.  1893. 
Havergal,  Arthur.     Music  in  the  Royal  Navy:  an  appeal,  —  11.  11.  1890. 
Heffernan,  James.   Musical  beats  and  their  relation  to  consonance  and  dissonance,  — 

7.  11.  1887. 
Helm  ore,  Rev.  Thomas.     Suggestions  for  a  more  expeditious  mode  of  writing  the 

time  notes  in  music,  —  4.  2.  1878. 
Higgs,  James.    Bach's  art  of  fugue,  —  5.  2.  1877. 

Samuel  Wesley:  his  life,  times,  and  influence  on  music,  —  12.  6.  1894. 

Hiles,  Henry.     From  rhythmic  pulsation  to  classical  outline,  —  5.  6. 1882. 
Hill,  Arthur.    A  suggested  improvement  in  staff"  notation,  —  1.  4.  1878. 

Rate-aided  schools  of  music,  —  6.  5.  1889. 

Hipkins,  A.J.    The   old  clavier  or  keyboard  instruments:  their  use  by  composers, 

and  technique,  —  7.  6. 1886. 
Hughes.  Mrs.  Watts.    Voice  figures,  —  6.  6.  1887. 
Hull  ah,  John.     Musical  nomenclature,  —  1.  3.  1875. 
Iliffe,  Frederick.    The  construction  as  to  form  of  Bach's  forty-eight  preludes,  — 

9.  2.  1897. 
Jacques,  Edgar  F.     The  laws  of  progress  in  music,  —  0.  4. 1889. 

The  composer's  intention,  —  8.  12. 18#1. 

Lacy,  F.  St.  John.     Notes  on  Irish  music,  —  2.  6.  1890. 

Lake,    George   Ernest.     Some    thoughts  on    the  social  appreciation    of   music,    — 

8.3.1892. 
Lang  ley,  George.    The  triune  element  in  Beethoven,  as  specially  exemplified  in  his 

pianoforte  sonatas,  —  9.  3.  1897. 
Latte,  Ludwig.    A  new  note  system,  —  14.  2.  1893. 
Macfarren,  Sir  George.     The  lyrical  drama,  —  7.  6.  1880. 

Cipriani  Potter:  his  life  and  work,  —  7.  1.  1884. 

Handel  and  Bach,  —  5.  1.  1885;  2.  3.  1885. 

Mackeson,  Rev.  Chas.    The  present  cultivation    of  sacred   music   in  England,    — 

3.  6. 1878. 
Maclean,  Charles.   On  some  causes  of  the  changes  of  tone-colour,  proceeding  in  the 

most  modern  orchestra,  —  12.  3.  1895. 
On  some  tendencies  of  form,  as  shown  in  the  most  modern  compositions,  — 

9.  6. 1896. 

On  modern  sensationalism,  —  10.  1.  1898. 

Sullivan  as  a  National  Style-builder,  —  11.  3.  1902. 

Maitland,  J.  A.  Fuller.  The  notation  of  the  Fitzwilliam  Virginal  Book,  — ■  9.  4. 1895. 

Digitized  by  LjOOQIC 


J.  Percy  Baker,  A  List  of  "Musical  Association*"  Papers.  21 

McNaught,  W.  G.    The  history  and  use  of  the  sol-fa  syllables,  —  1. 1893. 

The  Psychology  of  Sight  singing,  —  12. 12.  1899. 

Matthew,   James  E.     Some  Notes  on  Musical  Libraries,  and   on  that  of  the  writer 

in  particular,  —  21.  4.  1903. 
Mee,  Rev.  J.  H.     Some  points  of  interest  connected  with  the  English  school  of  the 

sixteenth  century,  —  7.  5.  1888. 
Monk,  W.  H.     On  some  points  in  the  received  method    of  writing   an   orchestra 

score,  —  7.  2. 1876. 

The  cultivation  of  church  music,  —  5. 12.  1881. 

Morrow,  "Walter.    The  trumpet  as  an  orchestral  instrument,  —  11.  6.  1895. 

Naylor,  E.  W.    Verdi  and  Wagner,  —  14.  11.  1893. 

Newmarch,  Rosa.    The  Development  of  National  Opera  in  Russia,  —  10.  1.  1900; 

11.  2.  1902;  10.  2. 1903. 
Niecks,  F.    Sharps,  flats  and  naturals;  a  historical  sketch,  —  3.  3.  1890. 

The  teaching  of  Musical  History,  —  10.  4.  1900. 

The  Two  Keys  to  the  Theory  and  Practice  of  Harmony,  —  9.  6.  1903. 

0'Leary,   Arthur.     Sir  William  Sterndale  Bennett:  a  brief  review  of  his  life  and 

works,  —  3.  4.  1882. 
Osborne,  George  Alexander.    Berlioz,  —  3.  2.  1879. 

Reminiscences  of  Frederick  Chopin,  —  5.  4.  1880. 

Musical  coincidences  and  reminiscences,  —  2.  4.  1883. 

The  emotional  aspects  and  sympathetic  effects  of  the  sister  arts,  poetry,  painting, 

and  music,  —  6.  4.  1886. 
0  use  ley,  Rev.  Sir  F.  A.  Gore.    Considerations  on  the  history  of  ecclesiastical  music 

of  Western  Europe,  —  3.  1. 1876. 

On  the  early  Italian  and   Spanish  treatises  on  counterpoint  and  harmony,  — 

3.  3. 1879. 

On  some  Italian  and  Spanish  treatises  on  music   of  the  seventeenth  century,  — 

6.  2. 1882. 

On  the  position  of  organs  in  churches,  —  1.  2.  1886. 

Parker,  Louis  N.    Music  in  our  public  schools,  —  10.  4.  1894. 

Parry,  Sir  C.  Hubert.     On  some  bearings  of  the  historical  method  upon  music,  — 

3.  11. 1884. 
Patterson,  Annie  W.    The  characteristic  traits  of  Irish  music,  —  13.  4.  1897. 
Payne,  E.  J.    The  viola  da  gamba,  —  4.  3.  1889. 
Pearce,  Charles  W.     The  treatment   of  ancient  ecclesiastical  melodies  in  modern 

instrumental  compositions,  —  7.  2.  1887. 
Some  further  modifications   of  Day*S   system  of  harmony,  suggested    from    an 

educational  point  of  view,  —  4.  6.  1888. 

On  listening  to  music,  —  14.  2.  1893. 

Penna,  Frederick.     Some  thoughts  about  singing,  —  6.  1.  1890. 

Further  thoughts  about  singing,  —  9.  12. 1890. 

Piggott,  F.  T.    The  music  of  Japan,  —  12.  4.  1892. 

Piper,  Towry.    Violins    and  violin    manufacture  since  the  time    of  Stradivari,   — 

14.  3.  1899. 
Pole,  William,    On  the  graphic  method  of  representing  intervals,  with  illustrations 

of  the  construction  of  the  musical  scale,  —  6.  12.  1875. 

The  philosophy  of  harmony,  —  5.  3.  1876. 

Pontigny,  Victor  de.     Kettle-drums,  —  7.  2.  1876. 

Praeger,  Ferdinand.   On  the  fallacy  of  the  repetition  of  parts  in  the  classical  form,  — 

6. 11. 1882. 

Form,  —  4.  2. 1884. 

Style,  —  1.  3. 1886. 

Pratt,  Waldo  Selden.    The  isolation  of  music,  —  16.  7.  1895. 

Prendergast,  Arthur  H.  D.    The  masque  of  the  seventeenth    century:    its  origin 

and  development,  —  11.  5.  1897. 


22  J-  Percy  Baker,  A  List  of  "Musical  Association"  Papers. 

Prentice,  Ridley.  Brotherhood's  Technicon:  the  necessity  of  a  systematic  and 
scientific  development  of  the  muscles  of  the  hand  and  arm  for  pianoforte 
players.  —  6. 11. 1888. 

Prescott,  Oliveria.    Musical  design,  a  help  to  poetic  intention,  —  10.  5. 1892. 

Prout,  Ebenezer.    The  growth  of  the  modern  orchestra  during  the  past  century,  — 

6.  1. 1879. 

The  orchestras  of  Bach  and  Handel,  —  7.  12.  1886. 

Some  suggested  modifications  of  Day's  theory  of  harmony,  —  5.  3. 1888. 

Fugual  structure,  —  14.  6.  1892. 

Prout,  Louis  B.    A  neglected  aspect  of  harmony,  —  10. 11. 1891. 
Rayleigh,  Right  Hon.  Lord.    On  our  perception  of  the  direction  of  a  source  of 
sound,  —  3.  4.  1876. 

On  the  determination  of  absolute  pitch  by  the  common  harmonium,  —  2. 12. 1878. 

On  the  mutual  influence  of  two  sounds  nearly  in  unison,  —  2. 12.  1878. 

Rhodes,  Alfred.    A  practical  method  of  reading  harmony,  —  6.  5. 1878. 

Curiosities  of  the  keyboard  and  staff,  —  7.  1. 1895. 

Richardson,  A.  Madeley.     The   influence   of  the   Organ   in  Musical   History,   — 

12.  6. 1903. 
Rose,  Algernon.    The  Balalaika,  —  11, 12.  1900. 
Ross,  K.  M.    A  new  sign  for  the  double-flat,  —  3.  3. 1890. 

Rowbotham,  J.  F.   The  differences  between  ancient  and  modern  art,  —  4.  12.  1887. 
Sal  am  an,  Charles  Kensington.    Musical  criticism,  —  1.  11.  1876. 

On  the  English  language  as  a  language  for  music,  —  4.  6. 1876. 

Music  as  a  profession  in  England,  —  3.  6.  1880. 

Santley,  Charles.    The  vocal  art,  —  2.  2.  1886. 

Saunders,  C.  G.   The  construction  of  buildings  considered  with  reference  to  sound,  — 

7.  4.  1879. 

Sawyer,  Frank  J.    The  tendencies  of  modern  harmony  as  exemplified  in  the  works 

of  Dvorak  and  Grieg,  —  13. 1. 1896. 
Why  do  we  teach  harmony  so  badly?  —  10.  11. 1896. 

Every  staff  its  own  modulator,  —  13.  12.  1898. 

The  Teachings  of  Harmony  as  a  Basis  of  Ear  Training,  —  11. 12.  1900. 

Sergison,  W.  de  Manby.    The  higher  training  of  church  musicians,  —  6.  12. 1886. 
Shedlock,  James  S.     On  the  maltreatment  of  music,  —  7.  4.  1884. 

The  mannerisms  of  Beethoven,  —  4.  1.  1886. 

The  correspondence  between  Wagner  and  Liszt,  —  2.  4. 1888. 

The  evolution  of  fugue,  —  5.  4.  1898. 

Coronation  Music,  —  10.  6.  1902. 

Shinn,  Frederick  G.   The  memorising  of  piano  music  for  performance,  —  8.  11.  1898. 
Smith,   W.  Macdonald.     The    physiology  of  pianoforte    playing,    with    a   practical 
application  of  a  new  theory  (with  T.  L.  Southgate),  —  2.  1. 1888. 

From  brain  to  keyboard:  new  and  complete  practical  solution  of  all  technical 

difficulties,  —  11.  12.  1894. 

Southgate,  Thomas  Lea.  On  various  attempts  that  have  been  made  to  record  ex- 
temporaneous playing,  —  6.  6.  1882. 

The  physiology  of  pianoforte  playing,  with  a  practical  application  of  a  new  the- 
ory (with  W.  Macdonald  Smith),  —  2. 1.  1888. 

On  a  pair  of  ancient  Egyptian  flutes,  —  11.  11. 1890. 

Communication  on  the  ancient  Egyptian  scale,  —  9.  6.  1891. 

The  treatment  of  music  by  novelists,  —  10. 12.  1895.  , 

Spottiswoode,  William.    Beats  and  combination  tones,  —  6.  5.  1879. 
Stainer,  Sir  John.     On  the  principles  of  musical  notation,  —  6.  4. 1876. 

The  principles  of  musical  criticism,  —  3.  1. 1881. 

The  character  and  influence  of  the  late  Sir  Frederick  Ouseley,  —  2. 12. 1889. 

Inaugural  address  to  the  21»t  Session,  —  13.  11. 1894. 


J.  Percy  Baker,  A  List  of  "Musical  Association*'  Papers.  23 

Stainer,  Sir  John.  Address  of  welcome  to  the  American  musicians  on  their  visit 
to  Europe,  1896,  —  16.  7. 1895. 

A  fifteenth  century  MS.  book  of  vocal  music  in  the  Bodleian  Library  Oxford,  — 

12.  11. 1896. 

On  the  Musical  Introductions  found  in  certain  Metrical  Psalters,  —  13.  11.  1900. 

Stainer,  J.  F.  R.    The  Notation  of  Mensurable  Music,  —  12.  6. 1900. 

St  an  dish,  H.    The  Giorgi  flute,  —  10. 1. 1898. 

Starmer,  W.  W.    Bells  and  Bell  Tones,  —  10. 12.  1901. 

Statham,   H.    Heathcote.     The   aesthetic   treatment    of  Bach's    organ   music,    — 

16.  4. 1901. 
Steed,  A.  Orlando.    On  beauty  of  touch  and  tone,  —  6.  1.  1880. 

On  beauty  of  touch  and  tone.  An  inquiry  into  the  physiological  and  mechanical 

principles  involved  in  their  cultivation,  —  7.  2. 1881. 

Stephens,  Charles  Edward.  The  fallacies  of  Dr.  Day's  theory  of  harmony,  with  a 
brief  outline  of  the  elements  of  a  new  system,  —  1.  2.  1875. 

Form  in  musical  composition,  —  2.  6. 1879. 

Stone,  W.  H.  On  extending  the  compass  and  increasing  the  tone  of  stringed  in- 
struments, —  2.  11. 1874. 

Standards  of  musical  pitch,  —  6.  3. 1876. 

The  causes  of  the  rise  in  orchestral  pitch,  —  4.  4.  1881. 

Stratton,  Stephens  S.  On  the  gymnastic  training  of  the  hand  for  performing  on 
keyed  instruments,  —  7,  6.  1876. 

Woman  in  relation  to  musical  art,  —  7.  6. 1883. 

Taylor,  John.    The  evolution  of  the  Movable  Do.,  —  8.  12. 1896. 

Taylor,  Sedley.    A  suggested  simplification  of  the  established  pitch  notation,  — 

7. 12. 1874. 
Treutler,  W.  J.    Music  in  relation  to  man  and  animals,  —  14.  2. 1899. 
Turpin,  Edmund  H.    An  inquiry  into  the  origin  and  growth  of  certain  musical 

idioms  and  expressions,  —  1. 11. 1880. 

The  instincts  of  musical  form,  —  3. 12.  1888. 

Turpin,  James.    Some  practical  bearings  of  the  study  of  acoustics  upon  music  as 

an  art,  —  6.  3.  1883. 
Vignoles,  Rev.  O.  J.     Brief  sketch  of  the  career  o£  Sir  Robert  P.  Stewart,  Kt., 

Mus.  Doc,  Trin.  Coll.,  Dub.,  Professor  of  Music  in  the  University  of  Dublin,  — 

8.  3. 1898. 

Vincent,    Charles.      A    suggested   method    for   teaching    elementary   harmonv,   — 

9.  5. 1893. 

Visetti,  Albert     Tendencies  of  the   operatic  stage  in  the  nineteenth  century,  — 

12.  6. 1896. 
Walker,  Ernest.    Brahms,  —  11.  4. 1899. 

Wallace,  William.    The  scope  of  programme  music,  —  9.  5. 1899. 
Ward,  John  C.    A  staff  notation  tonal  modulator  on  tonic  sol-fa  lines,  —  9.  3.  1897 
Warm  an,  John  W.    A  "Clear  Coupler"  for  the  Organ,  —  10.  4.  1900. 
Webb,  F.  Gilbert.    The  foundations  of  national  music,  —  10.  3.  1891. 
Welch,  C.    The  literature  of  the  recorder,  —  14.  6.  1898. 

Hamlet  and  the  Recorder,  —  8.  4. 1902. 

Westerby,  Herbert.    Chromaticism  in  Harmony,  —  11.  6. 1901. 

The  Dual  Theory  in  Harmony,  —  9. 12.  1902. 

William 8,  C.  F.  Abdy.  The  rondo  form  as  it  is  found  in  the  works  of  Mozart  and 
Beethoven,  —  10.  2. 1892. 

The  rhythmical  construction  of  Bach's  forty-eight  fugues,  —  14.  3.  1893. 

Ancient  Greek  music,  —  10.  5.  1898. 

White,  A.  C.    The  double  bass,  —  4.  4. 1887. 

White,  F.  Meadows.    A  concise  view  of  the  law  of  copyright  as  affecting  composers 

of  music,  —  20.  6. 1881. 
Whomes,  Edmund.  Key  colour,  -  7.  3.  1887. 


24  Musikberichte. 

Woods,  F.  Cunningham.    A  brief  survey  of  the  dances  popular  in  England  during 

the  eighteenth  century,  —  11.  2.  1896. 
A  consideration  of  the  songs  popular  in  England  during  the  eighteenth  century, 

—  11. 1.  1897. 
Wyatt,  Walter.    A  suggested  system  of  chromatic  harmony,  —  13.  3.  1894. 

London.  J.  Percy  Baker. 


Musikberiohte. 

Referenten:  A.  Chybinski,  A.  Mayer  -Reinaoh,   O.  Neitzel,   J.-G.  Pro- 
d'homme,  E.  Reufi,  E.  Byohnowsky. 


Berlin.  Nachdem  die  Hofoper  Mitte  August  ihre  Pforten  wieder  geoffnet  hatte 
ohne  durch  Neuheiten  oder  Gastspiele  besonderes  Interesse  hervorzurufen  (so  begegnete 
das  Gastdirigieren  des  Wiesbadener  Hof kapellmeisters  Schlar  groBer  Zuruckhaltung), 
konzentrierte  sich  das  Interesse  der  Musiker  wie  musikalischen  Laien  auf  die  ersten 
Vorstellungen  der  Oper  des  Westens,  die  jetzt  in  dem  ehemaligen  Mannheimer  Hof- 
theater-Intendanten  und  langjahrigen  Direktor  des  Berliner  Theaters  einen  neuen  Leiter 
erhaiten  hat.  Wenn  Prasch  die  groBen  Versprechungen,  die  er  machte,  halten  will, 
dann  muB  er  noch  tiichtig  arbeiten,  vor  allem  aber  sich  tiichtigere  Gesangskrafte  und 
Kapellmeister  cngagieren,  als  das  bis  jetzt  der  Fall  ist.  Die  jetzt  amtierenden  ersten 
Dirigenten,  von  denen  Hans  Pntzner  und  Alex,  von  Fielitz  als  Musiker  —  namentlich 
der  erstere  —  groBe  Beachtung  verdienen,  besitzen  anscheinend  viel  zu  wenig  Opern- 
routine,  um  den  groBen  Anforderungen,  die  hier  an  sie  gestellt  werden,  vollstandig 
zu  gemigen.  Es  ist  eben  viel  leichter,  an  einem  groBen  erstklassigen  Theater  die 
Massen  an  den  Taktstock  zu  fesseln,  als  an  einem  mittleren,  dessen  Krafte  noch  dazu 
gar  nicht  gegenseitig  eingespielt  sind,  wie  das  hier  bei  diesem  Personal  der  Fall  ist. 
Unter  dieser  von  nicht  geniigender  Routine  getragenen  Direktion  litt  namentlich  die 
von  Fielitz  dirigierte  Auffuhrung  der  »beiden  Schtttzen*  Lortzing's,  wahrend  sich 
Pntzner  bei  der  Eroffhungsvorsteliung  >Dalibor«  immerhin  besser  aus  der  Affare  zog. 
Leider  waren  zwei  wichtige  Partien  dieser  prachtvollen  Smetana'schen  Oper,  deren 
Auffuhrung  freudig  zu  begriiBen  ist,  recht  mittelm'aBig  besetzt;  nur  die  >Milada<  des 
Fraulein  King  und  der  >Kerkermeisterc  des  Herrn  Stammer  vermochten  tiefer  zu 
interessieren.  Ghor  und  Orchester  sind  viel  besser  als  unter  der  alten  Direktion,  so- 
daB  die  Hoffnung,  endlich  ein  zweites,  hoheren  Anforderungen  entsprechendes  Berliner 
Opernhaus  zu  besitzen,  nicht  direkt  von  der  Hand  zu  weisen  ist,  namentlich  wenn 
Heir  Prasch,  was  wir  hoffen  wollen,  in  der  Besetzung  der  nachsten  herauszubringen- 
den  Opern  etwas  vorsichtiger  zu  Werke  geht.  A.  M-R. 

Dresden.  Am  9.  August  ist  die  Konigl.  Oper  mit  einer  Auffuhrung  des  »Tann- 
h'auserc  eroffnet  worden.  Als  ein  besonderes  Ereignis  muB  die  am  1.  September  ver- 
anstaltete  Galavorstellung  erwahnt  werden,  der  der  deutsche  Kaiser  und  der  ganze 
hiesige  Hof  beiwohnten.  Sie  dauerte  von  8—9  Uhr.  Zur  Auffuhrung  gelangte  die 
»Tell«-Ouverture  von  Rossini  und  die  beiden  ersten  Akte  aus  dem  »Maskenball«  von 
Verdi.  —  In  dem  am  9.  September  aufgefuhrten  »Fliegenden  Hollander  €  sang  Herr 
Dr.  Bary  den  »Erik«.  Die  Hoffnungen,  die  man  auf  die  Entwicklung  dieses  Sangers 
setzt,  scheinen  sich  erfullen  zu  wollen.  Die  Stimme  ist  besonders  in  der  Hohe  von 
einer  selten-schonen  Fulle  und  Ausgiebigkeit.  Die  Behandlung  der  Mitteilage  erfordert 
noch  ein  sorgfaltiges  Studium.  Im  Spiel  steht  ihm  seine  Kurzsichtigkeit  vorl'aufig  im 
im  Wege.  Ein  Gluck  fiir  den  strebsamen  Kiinstler  ist  es,  daB  er  schon  jetzt  fur  die 
nachsten  Festspiele  in  Bayreuth  gewonnen  worden  ist,  wo  er  den  > Parsifal*  singen 
soil.    Eine  bessere  Schule  fiir  die  werdenden  und  auch  schon  gewordenen  Kiinstler 

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Mii8ikberichte.  25 

gibt  es  heute  nirgends  als  eben  in  Bayreuth.  Hier  lernen  sie  die  deutlichste  Dekla- 
mation,  die  genaueete  Ausfiihrung  des  musikalischen  Teiles  der  Rollen,  die  sinnvollen 
Bewegnngen  nnd  die  verst&ndige  Verbindung  von  alien  znr  Darstellung  gehorenden 
Momenten.  Wenn  doch  die  Erkenntnis  erst  eine  allgemeine  wiirde,  daC  Bayreuth 
auch  die  beste  Schale  far  die  Regisseure  geworden  ist!  Gerade  in  dieser  Beziehung 
leiden  alle  deutschen  Theater  nnter  der  Ansicht,  da6  sie  desto  besser  fahren,  je  mehr 
sie  yon  den  Vorschriften,  die  insbesondere  Wagner  doch  for  alle  szenischen  Vorkomm- 
nisse  aof  das  Genaueste  angegeben  hat,  abweichen.  Erschien  nicht  Allen,  die  dabei 
geweeen  sind,  der  > Hollander*  in  Bayreuth  als  ein  bisher  ganz  unbekanntes  Werk? 
Dies  war  nicht  etwa  durch  die  Mitwirkung  der  einzelnen  Kiinstler  hervorgerufen  — 
keineawegs ;  sondern  nur  durch  die  peinlichste  Erfuliung  der  Angaben,  die  der  Schopfer 
des  Werkes  so  deutlich  aufgezeichnet  hat,  daC  man  sich  nur  wundern  muBte,  wie  sie 
bisher  so  ganzlich  iibersehen  werden  konnten.  Auch  sollten  die  Theater  sich  doch 
endlich  entschlieBen,  den  > Hollander*  nicht  mehr  in  drei  Akten  zu  geben,  sondern  in 
einem,  nnd  wenn  dies  wegen  des  Baues  der  Biihnen  zu  schwer  auszufuhren  sein  sollte, 
wenigstens  in  zweien,  indem  zwischen  dem  zweiten  und  dritten  Akt  der  sofortige  tJber- 
gang  hergestellt  wird. 

Jetzt  ist  die  erste  Auffiihrung  des  » Hinges*  in  Angriff  genommen  worden,  der  im 
Laufe  dieser  Spielzeit  noch  drei  folgen  sollen.  Am  14.  September  fand  das  »Rhein- 
gold<  eine  wohlgelungene  Wiedergabe.  Herr  Jager  sang  zum  erstenmale  den  »Loge«, 
wozu  jedoch  seine  sonst  sympathische  Stimme  und  auch  sein  Darstellungstalent  nicht 
ansreichen.  Der  >Loge<  gehbrt  in  das  Reich  des  dramatischen,  nicht  des  lyrischen 
Tenors.  In  der  am  16.  September  folgenden  »Walkure«  war  Herrn  von  Bary  der 
>Siegmund<  zugefallen,  dessen  Anforderungen  der  Sanger  schon  mehr  gerecht  wurde 
als  dem  viel  schwierigeren  >Erik«.  Unter  den  »Walkuren«  befand  sich  Frau  Rocke 
Heindl,  die  die  »Waldtraute«  sang. 

Die  erste  Auffiihrung  von  Leo  B  lech's  »Alpenkonig  und  Menschenfeind*  ist  auf 
den  16.  September  angekiindigt  worden.  E.  R. 

Kflln.  Un8ere  beiden  Stadttheater  haben  unter  der  neuen  Direktion  Purschian 
ihre  Wintertatigkeit  eifrig  aufgenommen.  Yon  sogenannten  Kunsttaten  war  zwar  bis- 
her nicht  gerade  viel  zu  merken,  auBer  auf  dem  Schauspielgebiet,  wo  mehr  als  bisher 
mit  Neuheiten  aufgewartet  wurde.  Unser  Publikum  war,  ist  und  wird  stets  ein  Opern- 
publikum  sein,  und  die  Schauspielkost  findet  immer  nur  Minoritaten,  denen  sie  be- 
hagt.  Obschon  nun  im  allgemeinen  noch  das  iibliche  Opernrepertoire  abgewickelt 
wurde,  lieB  sich  doch  ein  frischer  Zug,  eine  Angeregtheit ,  eine  Beeiferung  im  An- 
spannen  der  Krafte  nicht  verkennen,  und  selbst  so  abgetakelte  Werke  wie  Gounod's 
ruhrseliger  Faust  erfreuten  durch  erhbhten  Farbenglanz  der  Inszenierung  und  durch 
keckeres  Zugreifen  des  Chors.  Auch  finanziell  scheinen  wir  beruhigten  Verhaltnissen 
entgegen  zu  gehen  und  eine  Krisis  wie  sie  im  abgelaufenen  Jahr  sich  bald  nach  Er- 
offhung  des  neuen  Musentempels  einstellte,  ausgeschlossen  zu  sein.  Purschian  ist  neben 
seiner  fachmannischen  Begabung  auch  ein  kluger  Geschaftsmann ,  er  hat,  so  wehe  es 
auch  vielen,  namentlich  kleinen  Leuten  getan  hat,  durch  Abstriche  ein  weit  giinstigeres 
Budget  erreicht,  und  wenn  auch  die  Theaterkraft  des  Publikums  durchaus,  wie  ich 
das  von  Anfang  an  wiederholt  betonen  muCte,  noch  lange  nicht  zur  Fullung  der  beiden 
Theater  gentigt,  so  langt  sie  doch  schon  zu  einer  bescheidenen  Prosperitat.  Natiirlich 
ware  es  das  Richtige,  die  beiden  Theater  einem  Intendanten  zu  unterstellen,  aber  davon 
wollen  die  Stadtvater  vorlaufig  noch  nichts  wissen,  indem  sie  immer  wieder  den  er- 
hohten  Kostenpunkt  auffahren  lassen.  Was  nun  das  Personal  anbetrifft,  auf  dessen 
Schultern  das  Repertoire  jetzt  ruht,  so  ist  zu  den  beiden  friihern  Kapellmeistern  Prof. 
Kleffel  und  MUhldorfer  Herr  WeiCleder  getreten,  der  sich  als  routiniert  und  umsichtig 
erwiesen  hat  und,  da  er  auch  ein  tuchtiger  Chorleiter  und  Regisseur  ist,  mehr  die  Auf- 
gabe  eines  Operndirektors  erfullt.  Als  Oberregisseur  waltet  wie  friiher  der  einsichtige 
und  hochgebildete  Aloys  Hofmann  seines  Amts.  In  Fraulein  Brandis  ist  eine  tiichtige 
dramatische  Sangerin  gewonnen  worden,  die  vor  allem  fesselnd  und  groCziigig  darzu- 
stellen  wei6,  w'ahrend  die  Stimme,  ausgiebig  und  von  sympathischem  Klange,  nicht 
immer  die  hochste  Schulvollendung  aufweist.   Ihr  stent  in  den  leichter  gefugten  Partien 


26  Musikberichte. 

Fraulein  OfFenberg  zur  Seite,  die,  nachdem  sie  als  echt  jugendliche  Sangerin  bei  uns 
angefangen,  nach  und  nach  in  das  dramatischer  gehaltene  Fach  ubergeht.  Ganz  jugend- 
lich  ist  das  freundliche  Talent  des  Fraulein  Marx  ausgefallen.  Auch  die  Soubretten- 
frage  ist  sehr  glucklich  gelost  worden,  indem  Fraulein  Alten,  die  sich  schon  in  der 
vorigen  Spielzeit  mit  Gltick  einfiihrte  und  die  fraglos  eine  der  besten  ihres  Fachs  ist,  in 
dem  keckern  und  jugendlicheren  Fraulein  Warnay  eine  erganzende  Genossin  gefunden 
hat.  Als  Altistin  fungiert  wie  friiher  das  sehr  tiichtige  Fraulein  Cankl  neben  der  nach 
der  darstellerischen  Seite  bedeutenden,  stimmlich  geniigenden  Fraulein  Hofmann.  Frau 
Felser,  die  man  das  Ideal  einer  Utilite  nennen  konnte,  wofern  man  dem  Wort  jeden 
Anflug  von  Verkleinerung  benimmt,  verbleibt  uns  nur  noch  ein  Jahr.  Sie  ist  eigent- 
lich  in  jeder  ihrer  Rollen  hervorragend ,  in  einigen,  wie  Carmen  und  Fedora  (von 
Giordano)  genial,  und  sie  gehort  zu  den  Erlesenen,  die  zu  singen  wissen.  Sie  ist  seit 
einigen  Jahren  mit  Herrn  Siewert  verheiratet,  der  bei  uns  als  lyrischer  Tenor  wirkte, 
bis  er,  der  gesangstechnischen  Unzulanglichkeit  uberdriissig,  sich  in  eine  ordentliche 
Lehre  begab,  aus  der  er  jetzt  gel'autert  hervorgegangen  ist :  das  S'angerpaar  wird  sich 
nach  Ablauf  dieser  Spielzeit  der  italienischen  Laufbahn  widmen.  Auch  unter  dem 
Szepter  Purschian's  leiden  wir  keinen  Tenoristenmangel.  Da  ist  zunachst  Herr  Grobke, 
der  eifrige,  temperamentvolle  Heldendarsteller  von  friiher  verblieben.  Soeben  hat  Herr 
Schaik,  friiher  im  Finanzministerium  in  Wien  angestellt,  mit  lebhaftem  Erfolge  als 
Faust  gastiert:  er  verfugt  Uber  eine  schmelzreiche,  warm  timbrierte  Stimme  und  bot 
Ansatze  zu  tUchtiger  Spielbegabung.  Herr  Bucar  reiht  sich  ihnen  als  routinierter, 
etwas  zu  sehr  zur  Sentimentalitat  neigender,  aber  stimmlich  und  darstellerisch  sehr 
tuchtiger  Held  an.  Ihm  wie  Herrn  Schaik  werden  auch  die  halblyrischen  Rollen  zu- 
f alien,  wahrend  als  »Lyriker«  von  reinstem  Wasser  HerrPliicker  angeworben  ist,  der 
sich  mit  Vergnugen  in  hochsten  Noten  ergeht,  obschon  er  stimmlich  nicht  ganz  fertig 
ist  und  ihm  das  Falset  sowie  der  Ubergang  zur  Bruststimme  nicht  sonderlich  gelingen. 
Das  Baritonistenfach  ist  durch  den  »Helden«  Bischoff,  der  in  Wagnerrollen  am  be- 
deutendsten  ist,  durch  den  begabten  jungen  Liszewski,  der  aus  einer  Maschinenfabrik 
den  Weg  auf  die  Bretter  gefunden  hat,  endlich  durch  Julius  von  Scheidt,  dem  die 
Gesangs-  sowie  die  etwas  humoristisch  gefarbten  Partien  am  besten  liegen,  bestens 
besetzt.  Als  seribser,  neuerdings  auch  ein  wenig  Charakter-BaB  (Mephisto)  wirkt  der 
stimmlich  sehr  begabte  Bauer,  der  durch  mehrere  tiichtige  Kollegen  unterstiitzt  wird. 
Das  Tenorbuffofach  besitzt  an  dem  jungen  Kutzner  eine  vorziigliche  Kraft,  wahrend 
der  gesanglich  tadellose  Vanoni  bemiiht  ist,  die  ihm  noch  mangelnde  Routine  im  Spiel 
zu  erwerben. 

Jedenfalls  verfugt  Koln  ttber  eine  Truppe,  die  auch  die  Besetzung  kleinerer  Rollen 
mit  ersten  Kr'aften  und  die  Innehaltung  einer  hohen  kiinstlerischen  Rangstufe  gestattet. 

O.N. 

Lemberg.  Am  27.  September  1902  wurde  die  Philharmonie  eroffhet.  Gregeben 
wurden  128  Konzerte,  das  Orchester  zahlte  65  Mitglieder.  Zwei  Kapellmeister  waren 
tatig:  Henryk  Melcer-Szczawinski  (Pole)  und  Ludwig  Celansky  (Bohme), 
Der  grofite  Fehler  des  Unternehmens  war  die  allzugroCe  Zahl  der  Vortragsstiicke 
und  der  Konzerte  und  die  dadurch  bedingte  mangeihafte  Vorbereitung,  die  Vernach- 
lassigung  der  Schulung  des  Orchesters  im  Stil  und  im  Zusammenspiel  —  obwohl 
Richard  StrauC,  der  hier  seine  Werke  dirigierte,  mir  versicherte,  das  Material  sei 
sehr  gut.  Das  Unternehmen  ward  mehr  theatermaCig  als  konzertartig  gefiihrt;  doch 
tragen  die  Dirigenten  keine  Schuld.  —  Herr  Melcer-Szczawinski  dirigierte  die 
Symphonien  von  Beethoven  (I— VIII),  Haydn,  Mozart,  Schubert,  Schumann,  Mendels- 
sohn, Brahms,  symphonische  Dichtungen  von  Liszt  (»Orpheus«),  Saint-Saens,  Ouver- 
tiiren  von  Schumann,  Berlioz,  Moniuszko  und  Svendsen.  Unter  seiner  Leitung  erlebten 
wir  die  stilgerechte  Auffiihrung  der  klassischen  Symphonien;  mit  groCem  Ernst, 
mit  Ruhe  und  edler  Begeisterung  wuBte  er  das  Orchester  zu  seinen  Ideen  zu  zwingen 
und  damit  eroberte  er  sich  den  echtesten  Beifall.  Er  bewies  sich  als  einer  der  besten 
polnischen  Dirigenten.  (Von  Melcer  als  Komponist  wird  sp'ater  die  Rede  sein.)  Es 
ist  nicht  seine  Schuld,  daB  ihn  verschiedene  von  ihm   unabhangige  Storungen   auf 

Schritt  und  Tritt  begleiteten.  —  Herr  Celansky  dirigierte  fast  ausschlieBlich  mo- 
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Musikberichte.  27 

derne  Werke.  Als  Interpret  der  Ouvertiiren  Beethoven's  zeigte  er  sich  ohne  Pietat, 
Verstandnis  und  Stilkenntnis.  Auoh  entstellt  fielen  aus:  »Phantastische«  von  Berlioz, 
»Dritte«  von  Bruckner,  Meistersinger-Ouverture  und  Tristan- Vorspiel.  Mit  dem  Diri- 
gieren  der  modernsten  Werke  (»Impressions  d'ltalie*  von  Oharpentier,  »Waldwande- 
rung*  von  Blech,  »LandHche  Hochzeit*  Goldmark's,  > Maria  Stuart*  Nicode's,  >Lear< 
und  »Gefilde  der  Seligen*  Weingartner's,  Werke  von  Gajanus  und  Sibelius)  konnte  er 
kein  dauerndes  Interesse  erwecken.  Doch  gelang  es  ihm  die  Gunst  des  Fublikums 
mit  der  Leitung  der  slavischen  Musik,  insbesondere  der  Tschaikowsky'schen  Werke, 
zu  erobern.  Preilich  haben  hier  die  Werke  selbst  an  sich  viel  dazu  beigetragen. 
Herr  Gelansky  wuBte  solche  Werke  zu  bieten,  welche  anziehende  und  schone  Melo- 
dien  neben  pikanter  Instrumentation  besaCen,  gab  den  Streichern  oder  den  Bla- 
sern  aufmunternde  Zeichen  —  und  so  gefiel  dem  Publikum  das  Stuck  und  der  Lei- 
tende  durch  interessante  Bewegungen.  Tschaikowsky'sche  Werke  wurden  neben 
Wagner  am  meisten  gespielt  (>Pathetische«,  »Ftinfte«,  Orchestersuiten,  Ouvertiiren, 
symphonische  Dichtungen,  auch  Opernarien).  Die  russische  Musik  war  durch  Borodin, 
Liadow,  Kimsky-Korsakow  und  Tanejew  vertreten.  Die  russischen  Werke,  in  denen 
die  volkstttmiichen  Motive  im  berlioz-artigen  Gewande  aufgeputzt  sind,  waren  fur  das 
Publikum  sehr  anziehend.  Fein  und  uberzeugend  fuhrte  Herr  Celansky  die  Werke 
seiner  drei  genialen  Landsleute  aus:  Dvorak's  »Aus  der  neuen  Welt«,  Smetana's 
Ouverturen  und  symphonische  Dichtungen  und  Fibich's  »  Abends*.  In  den  Suiten 
Bizet's,  Massenet's,  Grieg's  und  mit  den  Stucken  Delibes'  und  Lalo's  war  die  leichtere 
Kost  vertreten.  Drei  Wagnerabende,  in  denen  die  Bruchstucke  des  > Hinges*  vor- 
getragen  wurden,  gelangen  ziemlich  gut,  aber  die  Solisten  (auBer  Bandrowski  und 
Frau  Heller)  hatten  keinen  Begrifif  von  der  Waguer'schen  Kunst. 

Zweimal  dirigierte  (ohne  ernsten  Erfolg)  Ruggiero  Leoncavallo  seine  Sym- 
phonic »Seraphitus-Seraphita<  und  Opernarien.  AuBer  den  siiBen  und  popularen 
Melodien  hat  uns  alles  kalt  gelassen.  Leoncavallo  beherrscht  weder  den  sympho- 
nischen  Stil  noch  die  Kunst  des  Dirigierens.  —  Sein  Landsmann  Perosi  gab  in  der 
Philharmonic  drei  Konzerte,  in  denen  seine  Oratorien  gespielt  wurden.  Aligemeine 
Anerkennung  wurde  dem  jungen  Abbe  gespendet. 

Am  6.  Januar  dirigierte  Richard  StrauC  nach  einmaliger  Probe  die  VFunfte* 
Beethoven's  und  seine  Werke  (>Tod  und  Verklarung*,  >Don  Juan*  und  die  Liebes- 
szene  aus  »Feuersnot*).  Das  Orchester  bestand  die  Feuerprobe,  vom  Meister  ge- 
mustert,  der  einen  Lorbeerkianz  zum  Andenken  an  Polen  erhielt.  Als  Einleitung 
des  StrauG'schen  Konzertes  hielt  Herr  Musikschrifbsteller  Adolf  Chybiiiski  (aus 
Krakau,  Schiiler  Sandberger's  in  Miinchen)  die  Vorlesung  >R.  StrauB  und  Programm- 
musik**).  —  Im  April  dirigierte  GustavMahler  (zweimal)  die  Wagner'schen  Ouver- 
tiiren (>Meistersinger« ,  > Tristan*,  >Tannhauser<),  Beethoven's  >£gmont<  und  >Leo- 
nore«,  einige  Berlioz'sche  Werke  und  seine  I.  Symphonie.  Gegen  StrauB  und  Mahler 
als  Komponisten  zeigte  sich  die  offizielle  Lemberger  Kritik  engherzig  und  geradezu 
anmafiend,  beim  auserlesenen  Publikum  fand  StrauB  triumphale  Aufnahme.  Dreizehn- 
mal  wurde  nach  seinem  Konzerte  >Tod  und  Verklarung*  unter  Celansky  gespielt. 
Die  Rezensenten  sahen  in  Mahler  und  StrauB  nur  die  Meister  des  Dirigierens.  — 
Henryk  Melcer-Szczawinski  veranstaltete  (17.  Dezember  1902)  in  der  Phil- 
harmonie  seinen  Komponistenabend.  Melcer  ist  1869  in  Kalisch,  Russisch-Polen, 
geboren,  Schuler  Noskowski's  im  Warschauer  Konservatorium  und  Leschetitzky's  in 
Wien;  1896  —  1898  Professor  des  Klavierspiels  im  Konservatorium  zu  Helsingfors, 
1898—1899  in  derselben  Stellung  zu  Lemberg,  1899—1902  Direktor  der  >Musikgesell- 
8chaft«  in  Lodz,  1902—1903  Diligent  der  Lemberger  Philharmonic ,  September  1903 
an  das  Konservatorium  in  Wien  zur  Leitung  der  hoheren  Klassen  fur  Klavierspiel 
berufen.  Melcer  ist  einer  der  bedeutendsten  polnischen  Komponisten,  Dirigenten, 
Pianisten  und  Fadagogen.  Seine  Werke:  zwei  Klavierkonzerte,  1895  und  1898  in 
Berlin  und  Leipzig  mit  erstem  Preise  ausgezeichnet,  eine  Symphonie  ;in  Wien,  Lem- 


1)  Auszug  aus  der  groBeren  Abhandlung  >Die  mo  derne  Musik   und  Musik- 
kultur  in  Deutschland*.  Digitized  by  GoOgk 


28  Musikberichte. 

berg  und  Warschau  aufgefuhrt),  Klaviertrio,  Balladen  for  Chor,  Soli  trad  Orchester, 
Klavierstucke,  Violinsonate  und  zwei  Musikdramen  »  Maria*  (fiir  Warschau  und  Lem- 
berg zur  Auffdhrung  bestimmt)  und  »Protesiias  und  Laodamia*.  Meicer's  Leistungen 
umfassen  nur  groBere  Formen;  das  spezifisch  volkstiimliche  beriihrt  ihn  nur  so  leise. 
wie  zum  fieispiel  die  Pr'aludien  Chopin's.  Erhabene  Leidenschaft  und  reflektierende 
Frohlichkeit ,  doch  immer  mit  melancholischer  Grundlage,  bilden  seinen  Weg  zum 
Drama!  Ein  Kritiker  nannte  Meicer's  Werke  mit  Recht  die  ho  hen  Gipfel,  welche 
trotz  Sonnenfreude  mit  Nebeln  bedeckt  sind.  Meiner  Ansicht  nach  gehoren  seine 
Werke  zum  Schonsten  in  der  Musikliteratur  in  Polen  nach  Chopin.  Manchmal  ragt 
aus  seinen  Tondichtungen  etwas  wie  eine  drohende  Faust,  aber  niemals  findet  man 
bei  ihm  eine  Kraftmeierei.  Die  ganze  Force  Melcer's  beruht  in  den  Musikdramen. 
Als  Klavierspieler  ist  Melcer  auch  in  Deutschland  (Berlin,  Leipzig  und  Dresden)  be- 
kannt.  —  Mieczyslaw  Karlowicz,  der  den  Berlinern  aus  einem  Phiiharmonie- 
konzerte  bekannt  ist,  gab  in  Lemberg  einen  Kompositionsabend;  er  dirigierte  seine 
Symphonie  >  Renaissance*.  Neben  Melcer's  Symphonic  ist  es  das  bedeutendste  sym- 
phonische Werk  der  polnischen  Musik  aus  den  letzten  Jahren.  Karlowicz  (geboren 
1876,  Schiiler  von  Barcewicz  und  Noskowski  in  Warschau  und  H.  Urban's  und  0.  Flei- 
scher's in  Berlin)  wandelt  in  modernen  FuBstapfen.  Seine  melodische  Satzkunst  er- 
innert  an  Tschaikowsky,  ist  aber  durchaus  originell;  dasselbe  kann  man  yon  seinem 
sohwungvollen  Yiolinkonzerte  sagen.  Den  guten  dramatischen  Stil  entfaltet  er  in  dem 
symphonischen  Prologe  zu  >Bianca  da  Molenac.  Melcer  spielte  in  demselben  Kon- 
zerte  seine  Klaviersonate.  Die  Lieder  verraten  den  echtesten  Dramatiker.  —  Was 
andere  polnische  Komponisten  betrifft,  kann  man  noch  Stojowski,  Paderewski, 
Noskowski,  Zeleriski,  Pinirfski,  Gall  und  Niewiadomski  besonders  nennen. 
—  Stojowski  spielte  seine  > polnische  Phantasie*  fiirKlavier  und  Orchester.  Warum 
sie  polnisch  ist,  das  laBt  sich  nicht  leicht  beweisen.  Einige  melodische  Ztige  sind 
polnisch  ihrem  Rhythmus  nach.  Stojowski  ist  der  Chopinianer  par  excellence,  aber 
seine  Werke  leiden  trotz  schoner  Empfindung  an  der  harmonischen  Uberladung,  die 
besonders  stark  hervortritt,  wenn  man  seine  Klavierwerke  betrachtet.  Nirgends  findet 
man  aber  das  Rohe  und  Unbandige  der  russischen  Komponisten.  Stojowski'sche  In- 
strumentation erinnert  an  Massenet.  Seine  Symphonie  D-moll,  von  Nikisch  in  der 
letzten  Saison  im  Leipziger  Gewandhaus  aufgefiihrt,  besitzt  ein  reizendes  Scherzo. 
Aber  andere  Teile  verraten  keine  besonders  starke  Empfindung,  obwohl  die  thema- 
tische  Arbeit  ziemlich  interessant  ist.  —  Der  Feuergeist  und  Kraftmeier  Paderewski 
war  mit  Bruchstiicken  >Manru*s<  vertreten.  Seine  Tatra-Tanze  wecken  immer  im 
Publikum  enthusiastisohe  Aufnahme.  —  Noskowski 's  symphonische  Dichtung  >Die 
Steppe*  macht  einen  durchaus  sympathischen  Eindruck  durch  die  Wahrheit  des  Aus- 
druckes,  sie  ist  selbstandiger  als  seine  andere  symphonische  Dichtung  >Das  Meerauge* 
[im  Tatra-Gebirge),  welche  stark  die  Mendelssohn'schen  Tone  anschlagt;  in  dem 
letztgenannten  Werke  erscheint  Noskowski  als  ein  ins  Polnische  ubersetzter  Gade. 
>Die  Steppe*  Noskowski's  erinnert  auch  unwillkurlich  ihrer  inneren  Handlung  nach 
an  die  gleichnamige  Tondichtung  Borodin's;  nur  ist  Borodin  viei  interessanter.  — 
Zeleriski '8  Ouvertiire  >Im  Tatra-Gebirge*  besitzt  manches  Edle,  aber  keine  Natur- 
wahrheit,  keine  dem  Titel  entsprechenden  Stimmungen.  Steife  Fugen  und  trockene 
Verafbeitung  der  Themen  sind  nicht  im  Stande,  dem  Wollen  genug  zu  tun.  Die 
•Arbeit*  wird  am  Ende  langweilig,  besonders  wegen  der  einfachen  und  viels'atzigen 
Sequenzen.  Auch  die  Instrumentation  verrat  kein  groCes  Konnen.  —  Graf  Leo 
Pininski  trat  mit  reizenden  Suiten  a//'  antico  hervor.  —  Gesungen  wurden  auch  die 
Lieder  Niewiadomski's  und  Gall's.  Niewiadomski  schreibt  Lieder,  welche  auf 
dem  volkstiimlichen  Boden  ruhen;  sie  besitzen  viel  Leben  und  Anmut,  iiberschreiten 
aber  den  Salonrahmen  nicht.  Niewiadomski  ubersetzte  in  letzter  Zeit  die  Abhand- 
lung  Hanslick's  >Vom  Musikalisch-Schonen*  ins  Polnische.  Bei  den  Liedern  Gall's, 
der  ein  guter  Harmonist  ist,  kann  man  die  Einfliisse  der  polnischen,  italienischen 
und  skandinavischen  Volkslieder  spiiren.  Seine  Lieder  sind  fast  stimmungslos-herb 
oder  suBlich,  sie  bieten  dem  Horer  nur  den  Sinnenreiz.'  Gall  leitet  in  Lemberg  einen 
Gesangverein  »Echo«,  der  seine  Lieder  vortragt.  —  Von  den  Solisten,  welche  in  der 


Musikberichte.  29 

Philharmonic  aufbraten,  sind  aufzuzahlen:  Bandrowski,  Bellincioni,  Bonci,  Selma  Kurz, 
Naval;  Bloomfield-Zeisler,  CarreSo,  Godowski,  B.  Marx,  J.  Hofman,  Melcer,  Rosen- 
thal, Sliwiriski,  Stojowski;  Argiewicz,  Barcewicz,  Burm ester,  Hubermann,  Kocian, 
Kubelik,  Ondriczek,  Sarasate,  Sauret.  —  Die  Lemberger  »  Musikgesellschaft «  gab 
einige  Konzerte,  in  denen  auch  die  > Antigone*  von  Mendelssohn  und  »Die  Wiiste« 
von  Felicien  David  unter  der  Leitung  des  Konservatoriums-Direktors  Mieczyslaw 
Soltys  aufgefuhrt  wurden.  —  Im  Stadttheater  wurden  "Weber's  »Freischutz«  und 
Puccini's  >Boheme«  neu  inszeniert  aufgefuhrt.  Das  Opernorchester  dirigiert  Herr 
Spetrino  sehr  tiichtig.  A.  Ch. 

Paris.  La  Yie  musical e  est  encore  presque  totalement  suspendue  a  Paris  j usque 
vers  le  mois  de  novembre.  L'Opera,  qui  reste]  ouvert  tout  l'6t£,  sans  risquer  aucune 
nouveaute  bien  entendu,  a  fait  de  bonnes  recettes,  grace  au  mauvais  temps,  tout  en  mainte- 
nant  son  sempiternel  repertoire:  Faust,  les  Huguenots,  Samson  et  Dalila, 
Lohengrin,  etc  Un  tenor,  dont  on  dit  beaucoup  de  bien,  Scaramberg,  y  a  debute 
recemment.    Pour  l'hiver  prochain,  on  annonce  Tristan  et  Isolde. 

L'Opera- Comique,  dont  le  «plan>  n'est  pas  encore  connu,  a  fait  sa  reouverture, 
selon  la  coutume,  le  ler  septembre.  U  compte  maintenant,  parmi  ses  Kapellmeister, 
M.  Alfred  Brnneau,  le  compositeur  de  Messidor  et  de  l'Ouragan. 

Un  theatre  lyrique,  auquel  on  ne  peut  que  souhaiter  plus  longue  existence  qu'a 
ses  preclecesseurs,  s'ouvrira  au  milieu  d'octobre  au  theatre  municipal  de  la  Gait£, 
salle  judicieu8ement  choisie,  consacree  jusqu'ici  presque  exclusivement  aux  pieces  a 
spectacle  et  aux  feeries  et  qui,  par  dimensions,  se  prete  fort  bien  a  Fexecution  des 
operas.  Malheureusement,  la  haute  direction  artistique  de  cette  entreprise  me  parait 
bien  peu  fixee  sur  son  programme.  On  annonce,  comme  piece  de  delmt .  ...laJuive! 
On  projette  ensuite  la  mise  en  scene  d'une  nouveaute,  la  Flamenca,  partition  de 
M.  Lucien  Lambert. 

Les  Concerts-Colonne  et  les  Concerts-Lamoureux  (direction  Camille  Chevillard) 
annoncent  tous  deux  leur  reouverture  pour  le  18  octobre.  Au  Chatelet,  M.  Colonne, 
qui  s'est  adjoint  comme  sous-chef  M.  Gabriel  Piern6,  consacrera  un  grand  nombre 
de  seances  a  un  Cycle-Berlioz,  comprenant  entre  autres:  Romeo  et  Juliette, 
TEnfance  du  Christ,  le  Requiem,  la  Damnation  de  Faust,  la  Sym- 
phonie  fantastique,  Lelio,  Harold  en  Italie;  de  Beethoven,  il  donnera  la 
DO  Symphonic;  de  Charpentier,  la  Vie  du  Poete;  de  Schumann,  Manfred;  puis 
des  ouvrages  de  Cesar  Franck,  Augusta  Holmes,  Edouard  Lalo,  Saint-Saens,  Vincent 
dlndy;  Claude  Debussy,  Gabriel  Faur6,  Massenet,  Max  d'Ollone,  Widor,  Glazounoff, 
Paderewski  etc.  Parmi  les  artistes  engages,  on  signale:  MM.  Van  Dyck,  Sal^za, 
Diemer,  Pugno,  Philipp,  Risler;  Mmes  Carreiio,  F^lia  Litwine,  Schumann-Heink  etc. 

Dans  la  Revue  d'art  dramatique  du  16  juiliet  dernier,  M.  A.  M.  Gossez  de 
LUUy  donne  un  historique  des  concerts  dans  cette  ville  qu'on  me  permettra  de  resumer 
brievement.  Comme  Paris,  avec  son  Concert  spirituel,  comme  en  province,  un 
certain  nombre  de  villes,  Lille  eut,  au  XVIII®  eiecle,  son  < concert*.  De  1780  a  1780, 
le  « magistral  de  la  capitale  flamande  offrait  ses  auspices  aux  amateurs  et  artistes  de 
la  commune.  On  y  joua  et  chanta,  comme  partout,  des  fragments  de  Lulli,  Desmarets, 
Destouches,  Rameau,  de  Lalande,  etc.  En  1780,  M.  Fages  obtint  le  privilege  pour 
les  spectacles.  Des  amateurs  l'aiderent  a  fonder  pour  d^velopper  le  gout  de  la  musique, 
le  Concert  de  MM.  les  abonnSs.    Combien  v6cut-il  d'annees?  .  .  . 

Au  XIX «  siecle,  de  1827  a  1870,  un  chef  d'orchestre-compositeur,  Ad.  Vogel,  forma 
la  Societe  de  MM.  les  Amateurs  le  musiquo,  qui  executait  des  symphonies, 
des  choeurs  etc. 

Cinq  ans  plus  tard,  TAssociation  lilloise  donnait  des  <seances  de  musique  et 
de  litterature>.  Une  section  philharmonique  e'en  d£tacha,  dirigee  d'abord  par  M.  Knorr 
pere,  puis,  vers  1858,  par  le  violoniste  Paul  Martin.  De  cette  socieie  sortirent  les 
Concerts  populaires,  sous  la  meme  direction;  ces  concerts  devinrent  comme  unc 
sorte  dlannexe  du  Conservatoire  lillois,  subventionnee  et  quasi-officielle. 

La  Societe  de  musique  actuelle,  dirigee  par  M.  Auguste  Maquet  est  issue, 
comme    ses    atnees,    de   reunions    d'amateurs.     Elle   n'a    guere   pris  son  essor  qu'en 

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30  Musikberichte. 

1901-1902;  cette  'annee  1902-1903,  elle  a  fait  entendre  a  Lille,  le  Romeo  et 
Juliette  de  Berlioz,  le  Psaume  XIII  de  Liszt,  la  troisieme  partie  du  Faust  de 
Schumann;  elle  a  donne"  des  concerts  d'orchestre  avec  MM.  Pugno,  Jacques  Thibaut, 
Pablo  Casals,  Ferruccio  Busoni,  et  des  stances  de  musique  de  chambre  avec  MM.  Faur6 
et  Viardot,  les  quatuors  Parent  et  Hayot.  J.-G.  P. 

Conservatoire  de  Paris.  Voici  la  liste  les  principaux  laureats  des  derniers  concours 
publics  du  Conservatoire,  decerned  en  juillet  dernier. 

Le  grand  prix  de  Rome  est  echu  a  M.  Raoul  Louis  Laparra,  ne"  a  Bordeaux  le 
13  mai  1876,  eleve  de  M.  Gabriel  Faure\  Le  deuxieme  second  [sic]  grand  prix  a  £te 
decern^  a  M.  Raymond-Jean  Pech,  ne"  a  Valenciennes,  le  4  fevrier  1876,  Sieve  de 
M.  Charles  Lenepveu.  Une  mention  honorable  a  6te*  accordee  a  M.  Paul  Marie  Pierne*, 
ne*  a  Metz,  le  30juin  1874,  Sieve  du  raeme  professeur. 

Le  premier  prix  d'opira  a  6te  d^cerne  a  MUe  Borgo;  les  deuxiemes  a  MM.  Morati, 
Devries,  et  Mlle  Blot,  Vix  et  Foreau.  Les  premiers  prix  d'optra  comique  a  M. 
Casella,  et  a  MHe  Foreau;  les  deuxiemes  a  M.  Chevallier  et  M*le  Duchene.  Pour  le 
chant  premiers  prix:  MM.  Levison  et  Devries;  M^es  Tapponnier,  Guionie  et  Vergonnet; 
deuxiemes  prix:  MM.  Simart,  Lafont;  MU<»  Foreau  et  Duchene. 

Instruments  a  cordes.  Contrebasse:  deuxieme  prix,  M.  Simonot;  Alto: 
deuxieme  prix,  M.  Rene*  Pollain ;  violoncelle :  premier  prix,  M11*  Reboul,  MM.  Marcel 
Casadesus  et  M11*  Ritsch;  deuxieme  prix,  M.  Droeghmans;  violon:  premiers  prix, 
MU«  Reol,  M.  Arthur,  M116  Schuck,  Ippmann,  M.  Courret;  deuxiemes  prix,  M.  Mendels, 
Elcus,  MUe  Gadefrey,  M.  Hewitt,  Harpe:  premiers  prix,  M11*8  Pestre  et  Meunier; 
deuxieme,  MU«  Macler. 

Piano:  premiers  prix  MM.  Batal  la  et  Borchard,  W***  DShelly,  Roger,  Merlin  et 
Atoch ;  deuxieme,  M.  Amour,  M*168  Neyrac,  Schultz  et  Kastler. 

Instruments  a  vent:  Flute:  premiers  prix  MM.  Gardon  et  Delangle;  deuxiemes, 
MM.  Puyans,  Bouillard  et  Grisard;  hautbois;  premier  prix,  M.  Mercier;  deuxieme, 
M.  Balout;  Clarinette:  premiers  prix,  MM  Loterie  et  Payan;  deuxiemes,  MM.  Bineaux, 
Hamelin  et  Perier;  Basson:  premier  prix,  M.  Barboul;  deuxieme,  M.  Henon;  cor: 
premiers  prix,  MM.  Catel  et  Alphonse;  cornet  a  piston;  M.  Badraux;  trompette: 
premiers  prix,  MM.  Godebert,  Allard  et  Beligne;  trombone:  premiers  prix,  MM 
Adam  et  Job ;  deuxiemes,  MM.  Rochut  et  Dumont.  J.-G.  P. 

Prag.  Seit  dem  letzten  Berichtsmonat  ist  im  Personenstand  unserer  Opernbuhne 
eine  Reihe  von  Veranderungen  vor  sich  gegangen,  iiber  deren  Wirkung  auf  den  Spiel- 
plan  wir  noch  nicht  im  klaren  sind.  Kapellmeister  Josef  Stransky  ist  nach  einer 
funrjahrigen  Dirigententatigkeit  in  Prag  ans  Hamburger  Stadttheater  gegangen  und 
hat  sich  dort  nach  der  strengen  Prager  Schule,  wie  Hamburger  Blatter  konstatieren, 
mit  Fidelio  glanzend  eingefuhrt.  Nach  Hamburg  ist  auch  unsere  Primadonna  Frau 
Claus-Frankel  ubergesiedelt.  Frau  Hubenia  ging  an  die  friihere  Statte  ihres 
Wirkens,  nach  Bremen,  zurttck,  und  unsern  Heldentenor  Wilhelm  Eisner  hat  der 
unerbittliche  Tod  plotzlich  dahingerafiFt.  Ln  jugendlichen  Alter  von  33  Jahren  starb 
der  ausgesprochene  Liebling  des  Publikums,  und  die  Anteilnahme  an  seiner  Beerdigung 
driickte  beredter  als  jeder  noch  so  warme  Nachruf  aus,  was  er  uns  war  und  was  wir 
an  ihm  verloren  haben.  Die  Liicke,  die  er  zuriickgelassen,  ist  noch  nicht  ausgefullt, 
und  so  haben  wir  fiir  die  nachsten  Wochen  einer  Reihe  von  Engagements-Gastspielen 
entgegenzusehen.  Ins  Ensemble  neu  eingetreten  sind  Frau  Kutschera  de  Nys, 
FrauleinLangen  von  Langendorff,  Fr'aulein  Henny  Diema,  und  Frau  Fischer- 
Frey.  Den  Nachweis  ihrer  Eignung  werden  sie  schon  bald  erbringen  konnen.  Die 
Vorsaison  eilt  ihrem  Ende  zu,  und  mit  der  ersten  Novitat  beginnt  die  eigentliche 
Saison  [ihre  Herrschaft,  die  nach  den  ausgegebenen  Ankiindigungen  und  Bulletins 
manchen  genuCreichen  Abend  in  Aussicht  stelit.  E.  Ry. 


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Vorlesungen  iiber  Musik.  31 

Vorlesungen  iiber  Musik. 

Vorlesungen  iiber  Musikwissenschaft  an  den  Universitaten  Deutschlands, 
Osterreichs  und  der  Schweiz. 

Basel.  Privatdozent  Dr.  K.  Nef:  Uber  die  Geschichte  der  Musik,  1  Stunde 
wochentlich.    Musikgeschichtliche  Ubungen  (Kirchenlied),  1  Stunde. 

Berlin,  ao.  Professor  Dr.  0.  Fleischer:  Musikgeschichte  des  17.  und  18.  Jahr- 
hundert8,  3  St.  Geschichte  der  Notenschrift,  1  St.  Musikwissensehaftliche  Ubungen 
im  Koniglichen  Instrumentenmuseum ,  2  St.  —  Privatdozent  Dr.  M.  Friedl'ander: 
Allgemeine  Geschichte  der  neueren  Musik,  2  St.  Mozart,  1  St.  Musikwissensehaft- 
liche Ubungen,  2  St.  —  Privatdozent  Dr.  J.  Wolf:  Evangelische  Choralkunde  (fur 
Theologen),  1  St. 

Bern.  Professor  der  Theologie  Dr.  A.  Thiirlings:  Liturgisch-musikwissenschaft- 
liche  Ubungen,  2  St. 

Halle.  Privatdozent  Dr.  H.  Abert:  CM.  von  Weber  und  Richard  Wagner,  2  St. 
Geschichte  der  protestantischen  Kirchenmusik,  1  St. 

Heidelberg,  ao.  Professor  Dr.  Ph.  Wo  If  rum:  Evangelisches  Kirchenlied  in  mu- 
sikalischer  Beziehung,  besonders  des  16.  Jahrhunderts,  1  St. 

Leipzig,  ao.  Professor  Dr.  H.  Kretzschmar,  Geschichte  der  Oper,  '4.  St.  Musik- 
wissensehaftliche Ubungen,  2  St.  Liturgische  Ubungen,  1  St.  —  ao.  Professor  Dr.  H. 
Hi  em  an n:  Geschichte  der  Instrumentalrausik  im  17.  und  18.  Jahrhundert,  2  St. 
Harmonielehre,  1  St.  Kontrapunkt,  1  St.  Historische  Kammermusik-Ubungen,  2  St. 
—  ao.  Professor  Dr.  H.  Priifer:  Ludwig  van  Beethoven,  1  St.  Richard  Wagner  im 
Zusammenhang  mit  der  Kunst-  und  Weltanschauung  des  18.  und  19.  Jahrhunderts, 
1  St    Musikwissensehaftliche  Ubungen,  2  St. 

Prag.  ao.  Professor  Dr.  H.  Rietsch:  Die  Theorien  vom  Ursprung  der  Musik, 
1  St.  Franz  Schubert  und  das  Deutsche  Lied  des  19.  Jahrhunderts,  2  St.  Musik- 
wissensehaftliche Ubungen,  IV2  St. 

Rostock,  ao.  Professor  Dr.  A.  Thierfelder:  Musikreste  des  klassischen  Alter- 
tums,  1  St.  Geschichte  der  Liturgie  in  musikalischer  Beziehung,  1  St.  (Dazu  Theorie 
und  praktische  Musikubungen.) 

Strafiburg.  o.  Professor  Dr.  Jacobs  thai:  Geschichte  der  Musik  vom  16.  bis 
zum  18.  Jahrhundert,  2  St.  Ubungen  in  der  musikalischen  Komposition.  Leitung  des 
akademischen  Gesangvereins,  2  St. 

Wien.  o.  Professor  Dr.  G.  Adler:  Rich.  Wagner,  1  St.  Erklaren  und  Bestimmen 
von  Kunstwerken,  2  St.  Ubungen  im  musikhistorischen  Institut.  —  ao.  Professor  Dr. 
M.  Dietz:  Das  Tqndrama  von  seiner  Entstehung  bis  zur  Neuzeit  (mit  vielcn  Musik- 
beispielen),  2  St.  Asthetische  Untersuchungen  auf  dem  Gebiete  der  neueren  Instru- 
mentalmusik  (mit  Musikbeispielen  und  Formanalysen) ,  1  St.  —  Privatdozent  Dr.  R. 
Wallaschek:  Psychologische  Prinzipien  des  Musikunterriohtes,  2  St. 

Darmstadt  (Technische  Hochschule).  Privatdozent  Dr.  W.  Nagel:  Geschichte 
der  Musik  von  dem  Beginne  der  christlichen  Zeitrechnung  an  bis  auf  Beethoven.  Die 
geschichtliche  Entwicklung  der  Klaviermusik.  Die  Form  en  des  Kanons  und  der  Fuge 
(dazu  praktische  Musiklehre). 

AuOerdem  werden  Vorlesuugen  iiber  Musiktheoric  und  praktische  Musikubungen 
von  Universitats-Musikdirektoren  oder  Musiklehrern  abgehalten  an  den  Universitaten : 
Bern  (HeB-Riietschi),  Bonn  (Wolff),  Breslau  (Bohn  und  Filke),  Freiburg  i.  Br. 
(Hoppe),  GieBen  (Trautmann) ,  Gottingen  (Freiberg),  Greifswald  (Reinbrecht), 
Jena  (Naumann),  Kiel  (Stange),  Konigsberg  i.  Pr.  (Brode  und  Bernecker),  Leip- 
zig (Z611ner),  Marburg  (Jenner),  Prag  (Schneider),  Tubingen  (Kauffmann),  Wien 
(Weinwurm  und  Gradener). 

Q^nzlich  ohne  eigene  amtliche  Fursorge  fur  die  Musik  in  wissenschaftiicher  oder 
praktischer  Hinsicht  sind  die  Universitaten:  Erlangen,  Graz,  Innsbruck,  Miin» 

O 


32  Notizen. 

ster,  Wiirzburg  und  samtliche  ubrigen  Hochschulen  mit  Ausnahme  der  Technischen 
Hochschule  in  Darmstadt. 

Am  besten  versorgt  in  musikalischer  Hinsicht  ist  die  Universitat  Wien  mit  einem 
ordentlichen  Professor  der  Musikwissenschaft,  einem  auBerordentlichen  Professor,  einem 
Privatdozenten,  einem  Universitats-Musikdirektor  und  einem  Musiklehrer.  Hier  steht 
den  Studenten  auBerdem  ein  musikhistorisches  Institut  mit  einem  zu  strengen  musik - 
wissenschafthchen  Studien  unerl'aBlichen  Apparat  an  Literatur  und  Musikalien  zur 
Verfugung.  AuBer  Wien  hat  nur  noch  StraBburg  eine  (wohl  nicht  etatsm'aBige) 
ordentliche  Professur  fur  Musikwissenschaft.  Es  folgt  sodann  die  Universitat  Leip- 
zig mit  drei  auCerordentlichen  Professoren  und  einem  Universitats-Musikdirektor, 
weit  danach  erst  die  Universitat  der  deutschen  Reichshauptstadt  Berlin  mit  einem 
auBerordentlichen  Professor  und  zwei  Privatdozenten,  Munch  en  mit  einem  auBer- 
ordentlichen  Professor  und  einem  Privatdozenten,  Prag  mit  einem  auBerordentlichen 
Professor  und  einem  Musiklehrer,  Heidelberg  und  Rostock  mit  je  einem  auBer- 
ordentlichen Professor,  und  schlieBlich  Basel  und  Halle  mit  je  einem  Privatdozenten. 
An  alien  iibrigen  Universit'aten  hat  die  Musikwissenschaft  keine  Vertretung.  Somit 
gibt  es  an  den  zirka  30  deutschen  Universit'aten  uberhaupt  nur  im  Ganzen  zwei 
ordentliche  Professoren  und  acht  auBerordentliche  Professoren,  von  denen  wohl  auch 
nicht  alle  etatsm'aBig  angestellt  sind. 


Notizen. 


Berlin.  Frau  Emilie  Welti-Herzog,  die  bekannte  S'angerin  an  unserer 
Hofoper,  wurde  an  Stelle  der  verstorbenen  Professorin  Frau  Schultzen-v.  Asten  als 
erste  Gesangsmeisterin  an  die  Konigliche  Hochschulo  fur  Musik  in  Berlin  berufen 
und  wird  ihre  Lehrtatigkeit  an  diesem  Institut,  neben  ihrer  kunstlerischen  T'atigkeit 
an  der  Oper,  im  Herbst  beginnen. 

Genf.    Fur  November  1903  ist  hier  ein  Saint-  Saem-Fcst  in  Aussicht  genommen. 
Es  soilen  die  Opern   >Heinrich  VHI.«,  >Samson  und  Dalila«   und   »Phrynet,  ferner 
eine  Reihe  groBerer  Konzertwerke  in  mustergil tiger  Weise  aufgefiihrt  werden.    De 
Eomponist  hat  sein  Erscheinen  zugesagt. 

Neapel.  Die  Direktion  des  Konservatoriums  fiir  Musik  hat  fur  italienische  Ton- 
setzer.  die  das  30.  Lebensjahr  noch  nicht  iiberschritten  haben,  folgende  Preisaussckreiben 
erlassen:  Fiir  eine  Ballade  fur  Chor,  Soli,  Dialog  und  Orchester  zu  Versen  einer 
Dichtung  von  Giov.  Prati:  >Convegno  degli  spiriti « .  Preis  600  Lire.  Ferner  je 
300  Lire  fiir  einen  vierstimmigen  Chor  und  ein  Streichquartett ,  fur  ein  Agnus  dei 
und  ein  Trio,  fur  ein  Sanctus  und  eine  Sonate.  Die  Arbeiten  miissen  bis  30.  Juni 
1904  eingereicht  werden.  N'ahere  Bedingungen  erfahren  die  Preisbewerber  durch  das 
Sekretariat  des  Konservatoriums  in  Neapel. 

Paris.  Une  communication  d'Eisenach,  dans  le  dernier  Bulletin  de  PI.M.G. 
(Septembre  1903,  page  737,  Notizen),  donnerait  a  entendre  que  la  bibliotheque  de 
Grenoble  possede  *die  erste  Niederschrift  von  ^Tristan  und  Isolde*,  die  Wagner  einst 
seinem  Freunde  Hektor  Berliox  xusandte*.  Je  crois  devoir  rectifier  ainsi  cette  infor- 
mation. La  bibliotheque  de  Grenoble  possede  de  Wagner  un  billet  autographe  adresse 
a  Berlioz  en  meme  temps  qu'une  partition  de  Tristan,  dont  voici  le  texte: 
R  W 

Cher  Berlioz 
Je  suis  ravi  de  vous  pouvoir  offrir  le  premier  exemplaire  de  mon  Tristan. 
Acceptez  le  et  gardez  le  d'amitie  pour  moi 

a  vous 
21  Janvier  60.  Richard  Wagner. 

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Notisen.  33 

(Notre  collegue,  M.  Julien  Tiersot,  qui  en  a  eu  counaissance,  comme  moi,  lors  de 
son  recent  sejour  a  Grenoble,  en  a  donne  le  texte  dans  le  Temps  du  13  aout.) 

Quant  a  la  partition  annoncee  par  ce  billet,  elle  fait  partie  aujourd'hui  des  col- 
lections de  la  Bibliotbeque  Nationale  (reserve),  a  laquelle  elle  a  6te  leguee,  avec  les 
partitions  autographes  de  TAlceste  de  Gluck  et  de  l'Enfance  du  Christ  de  Ber- 
lioz, par  MU°  Fanny  Pelletan.    Oe  precieux  exemplaire  porte  la  decUcace  suivante: 

«Au  grand  et  cber  auteur  de  Romeo  et  Juliette,  1'auteur  reconnaissant 
de  Tristan  et  Isolde.* 

(Ce  renseignement  se  trouve  in  Alfred  Ernst,  L'CEuvre  dramatique  de  Ber- 
lioz, p,  106-106.) 

Qu'on  remarque  bien  la  date  a  laquelle  Wagner  dedie  sa  partition  a  Berlioz. 
C'est  le  21  Janvier  1860;  quatre  jours  apres  il  donnait,  au  Theatre-Italien,  le  premier 
de  sea  trois  concerts  qui  devaient  eveiller  la  curiosite,  sinon  la  bienveillance,  des  di- 
lettantes parisien8  a  regard  du  Tannhauser.  Lf article  de  Berlioz  dans  le  Jour- 
nal des  D 6b at s  (9  fevrier)  et  la  replique  que  lui  donna  a  Wagner  dans  le  meme  jour- 
nal (le  22)  marquerent  la  fin  des  relations  amicales  entre  les  deux  grands  maitres  et 
le  d£but  d'une  hostility,  de  la  part  de  Berlioz,  qui  ne  s'Steignit  qu'avec  sa  vie. 

J.-G.  P. 

Rom.  Hiesigen  Tageszeitungen  zufolge  soil  Papst  Pirn  X.  an  den  Redakteur  der 
romischen  >Rassegno  Gregoriano*  einen  Brief  gerichtet  baben,  in  welchem  er  sicb 
fiber  die  unabwendbare  Notwendigkeit  einer  durchgreifenden  Reform  der  katholischen 
Kirchenmusik  auslaBt. 


Hernann  Zvmpe  f.  Am  4.  August  ist  Generalmusikdirektor  Hermann  Zumpe  zu 
Munchen  ganz  unerwartet  am  Herzschlag  verschieden.  Zumpe,  der  im  53.  Lebensjahre 
stand,  war  urspriinglich  Lebrer  gewesen,  entsagte  jedocb  bald  diesem  Berufe  ganz, 
urn  Musik  zu  studieren.  1873—1876  bielt  er  sicb  als  >mu8ikalischer  Adjutant*  bei 
Wagner  in  Bayreutb  auf,  war  dann  an  verschiedenen  Btihnen:  Hamburg,  Frankfurt, 
Stuttgart,  dann  zwei  Jahre  in  Munchen  als  Diligent  der  Kaimkonzerte ,  hierauf  vier 
Jabre  in  Schwerin  tatig,  bis  ibn  1901  die  Leitung  der  Munchner  Hofbiibne  als  fuh- 
renden  Kapellmeister  (1902  wurde  er  Genernalmusikdirektor)  berief.  Hier  richtete  er 
mit  Possart  zusammen  sein  Hauptaugenmerk  auf  das  Prinzregenten-Theater,  dessen 
Emporbluhen  seiner  Initiative  viel  mitzuverdanken  hat.  Zumpe  stand  im  Zenit  seines 
Ruhmes,  als  ihn  der  Tod  so  plotzlich  abrief;  sein  Name  war  jedoch  schon  seit  gut 
einem  Jahrzehnt  sehr  bekannt,  auch  war  er  einer  der  ersten  deutschen  Kapellmeister, 
die  im  Ausland,  namentlich  Spanien,  friih  beriihmt  wurden.  Als  Komponist  war  er 
ebenfalls  tatig:  eine  Jugendarbeit,  die  Operette  >Farinelli«,  wurde  viel  aufgeflihrt, 
zahlreiche  Lieder  zeigen  ihn  als  geistreichen  Beherrscher  dieser  Form,  eine  Oper  soil 
sich  bis  auf  die  Instrumentation  fertig  im  NachlaG  befinden.  Doch  war  der  repro- 
duktive  Kunstler  in  ihm  stets  der  groBere :  seine  Direktion  Wagner7 scher  Werke,  des 
Ringes  namentlich  (vergleiche  letztes  Heft  des  Jahrganges  IV  dieser  Zeitschrift),  war 
hervorragend  zu  nennen.  Es  wird  der  MUnchner  Buhne  kaum  moglich  sein,  zurzeit 
einen  vollgultigen  Ersatz  fiir  ihn  zu  schaffen. 


Z.  d.  I.  M.    V.  tizegby 


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34 


Kritische  Bucherschau. 


Kritische  Bftcherschan 

der  neu-erschienenen  Biicher  und  Schriften  liber  Musik. 

Referenten:  Geo.  Beckett,  Charles  Maolean,  C.  H.  Richter,  W.  Barclay 

Squire,  J.  Wolf. 


Aim,  Yrjo.  The  Origins  of  Art.  A 
Psychological  and  Sociological  In- 
quiry. London,  Macmillan.  1902. 
Royal  8vo.  pp.  331. 
The  general  art-impulse  is:  —  to  give 
information,  that  is  to  widen  our  know- 
ledge of  nature  and  life;  to  propitiate,  that 
is  to  flatter  our  senses  by  the  display  of 
beauty;  to  stimulate,  that  is  to  heighten 
our  vital  energy  and  thus  make  life  easier 
to  live  and  life's  work  easier  to  perform; 
to  work  magic,  that  is  to  produce  an  illus- 
sion  of  reality  capable  of  leading  to  a  con- 
fusion between  the  subjective  and  the  ob- 
jective world.  But  qua  the  individual  in 
the  above  scheme,  there  is  also  the  natural 
tendency  of  every  feeling  state  to  manifest 
itself  externally.  Then  such  an  exteriorization 
of  feeling-state  acts  to  awaken  similar  fee- 
lings in  other  human  beings  who  perceive 
the  manifestation,  and  this  in  turn  re- acts 
on  the  original  producer.  Present  author 
is  Lecturer  on  Aesthetic  and  Modern  Li- 
terature in  the  University  of  Finland,  Hel- 
singfors.  Book  written  in  English;  this 
is  not  as  a  whole  an  English  translation. 
Parts  however  already  appeared  in  Swedish, 
in  the  author's  "Forstudier  till  en  konst- 
tilosofi",  Helsingfors,  1896 ;  the  same  being 
summarized  in  "Zeitschrift  fur  Psychologie 
und  Pbysiologie  der  Sinnesorgane",  Band 
XVI,  pp.  233—236.  Present  book  has 
immensely  long  list  of  authorities  quoted, 
and  2  indexes    of  Authors    and  Subjects. 

G.B. 

Benson,  E.  P.  The  Valkyries.  Ro- 
mance founded  on  Wagner's  Opera. 
London,  Dean  and  Son,  1903. 
pp.  259,  Crown  8vo. 

Charles  Lamb  (1775—1834),  the  East 
India  Office  accountant,  was  a  gifted  occa- 
sional angler  in  the  lake  of  literature,  but 
cannot  be  credited  with  consummate  taste. 
In  his  "Tales  from  Shakespeare,  for  the 
use  of  Young  People"  (written  with  his 
sister),  he  set  the  fashion  of  a  certain  me- 
thod and  style.  Shakespeare's  poetic  plays 
that  is  to  say  turned  into  prose  abstract 
tales,  and  the  style  an  antique-imitation, 
rather  simpering,  supposed  to  suit  child- 


ren. Since  then,  expansion  has  been  sub- 
stituted for  abstract,  antique-imitation  has 
become  a  highly  aggravated  artificiality, 
and  the  omnivorous  circulating-library 
woman-audience  has  been  aimed  at  instead 
of  child-audience.  Here  for  instance  Wag- 
ner's few  pages  of  tersest  Runic  rhymes 
are  watered  to  259  pages  of  prose,  and 
the  style  is  mock-sentimental.  The  task, 
doubtless  prescribed  to  author,  is  unworthy 
of  a  clever  man,  (born  1867,  educated  at 
Marlborough  and  King's,  Cambridge).  Mo- 
reover that  part  of  the  legend  which  re- 
volts modern  feeling,  and  was  glozed  over 
by  W.,  is  here  dragged  into  sunlight.  The 
illustrations  by  T.  Noyes  Lewis  are  indiffe- 
rent. Publishers  design  further  Romances 
"founded  on  the  themes  of  the  grand  operas^. 

(tM. 

Encyclopaedia  Britannica ,  Vols. 
Vm— XI  (Q— Z  etc.)  of  New  Vo- 
lumes. Edinburgh  and  London, 
Adam  and  Charles  Black;  London, 
"The  Times" ,  Printing  House  Square. 
1903.  About  pp.  800  each,  Demy 
4to.    103/4'X8y2'. 

The  first  7  of  these  "New  Volumes", 
or  Supplement,  were  reviewed  at  IV,  219. 
Ranged  with  the  24  old  (1876-1889)  these 
make  vols.  XXV— XXXV  of  the  entire 
series.  The  last  volume  but  one  is  Maps, 
the  last  is  the  General  Index.  —  It  was 
indicated  at  IV,  219  (while  giving  all  honour 
to  the  execution) ;  that  the  plan  of  a  mon- 
ster supplement  nearly  equal  to  half  of 
the  original  was  in  itself  dangerous;  that 
the  inconvenience  of  use  was  indefinitely 
increased  by  the  fact  of  laborious  comparison 
being  necessary  to  tell  whether  what  was 
in  the  new  volumes  was  (a)  a  bringing 
forward  and  repetition  of  old  articles  with 
modifications  so  as  to  make  them  up  to 
date,  or  (b)  articles  supplementary  to  ar- 
ticles of  same  title  in  old,  or  (c)  new  ar- 
ticles on  new  titles ;  and  that  the  promised 
Index  alone  could  help  to  bind  the  whole 
together.  The  Index  now  to  hand  is  for 
itself  excellent;  terse,  pithy,  and  without 
any  complication  of  artificial  groupings. 
But  the  whole  work  being  thus  at  length 
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Kritische  Bticherschau. 


35 


in  one  view,  it  must  be  stated  positively 
that  even  the  best  Index  cannot  remedy 
so  faulty  a  design.  A  slight  alleviation 
might  have  been  made,  as  before  said,  by 
prefixing  signs  to  articles  of  the  new  vo- 
lumes, to  distinguish  them  into  the  cases 
-a",  ub",  uc**,  above-quoted;  but  this  has 
not  been  done.  The  whole  object  of  en- 
cyclopaedic work  is  to  present  information 
under  one  alphabetical  view.  To  ask  the 
reader  to  compare  in  numberless  cases  two 
articles  on  same  title  is  to  produce  an 
intellectual  astigmatism,  and  the 
ordinary  brain  refuses  to  work.  It  is  a 
pity  that  the  desire  to  get  rid  of  an  old 
stock  has  induced  this  portentous  literary 
miscalculation.  —  Since  last  review  (Ja- 
nuary, 1903)  measures  of  advertising  already 
unprecedented  here  in  magnitude,  have 
been  followed  by  devices  for  securing  sales 
which  need  not  be  particularized  but  are  dis- 
tinctly reprehensible  in  a  great  scientific 
undertaking.  A  very  clever  skit  on  the 
same,  in  two  parts,  has  made  the  whole 
of  London  merry.  —  The  new  10  volumes 
contain  10,000  articles  by  1000  contributors, 
2500  new  mans,  plates,  portraits  and  other 
illustrations;  in  all  about  7000  new  pages. 
The  new  volumes  are  specially  strong  in 
biography.  —  The  124  maps  in  New  Vo- 
lume X  .XXXIV  of  whole  series)  are  ad- 

f  mirably  conceived  and  beautifully  engraved. 
There  are  495  pages  of  special  map-index 
in  same  volume,  with  250,000  entries.  This 
includes  alternative  spellings,  and  a  great 
number  of  ancient  or  absolete  names  cross- 
referenced.  Most  published  maps  are  in- 
dexed by  exact  latitude  and  longitude. 
Some  by  mixture  of  that,  and  mileage  dis- 
tance from  recognizable  points.  These  are 
indexed  wholly  on  the  block  system.  That 
is  to  say,  a  block  is  the  space  between 
intersecting  lines  of  parallel  'latitude)  and 
meridian  (longitude);  the  limiting  bounda- 
ries may  be  several  degrees,  or  one  degree, 
or  part  of  a  degree.  A  place  is  only  in- 
dexed as  being  contained  in  such  and  such 
a  block.  The  "inset"  maps  are  divided 
into  imaginary  squares  formed  by  the  lines 
of  parallel  and  meridian  of  the  main  map 
extended  across  them.  These  arrangements 
could  not  be  improved.  But  it  must  be 
noted  that  the  slip-mountings  being  short 
in  proportion  to  the  great  thickness  of 
volume,  and  attached  to  a  stiff  back,  the 
centre  of  each  map  is  difficult  of  access. 
—  New  Volume  XI  (XXXV  of  whole  se- 
ries) is  the  great  Index  on  the  entire  old 
and  new  volumes.     It  must  contain    not 

f  less. than  700,000  entries;  but  this  appa- 
rently carries  forward  all  the  250,000  map- 
entries  of  previous  volume.  Curiously,  the 
last  2  volumes  are  larger  in  size  than  the 


rest.  —  The  twin  great  English  literary 
labour  of  our  day  is  the  Dictionary  of  Eng- 
lish National  Biography;  sec  "Bio- 
graphy" above.  C.  M. 

Goschen,  Viscount.  Life  and  Times 
of  Cleorg  Joachim  Goschen,  Publi- 
sher and  Printer  of  Leipzig.  London, 
John  Murray,  1903.  2  vols;  illu- 
strations 44;   pp.  946.    Demy  8vo. 

Here  in  an  English  drawing-room  are 
42  vols,  of  noble  **Cicero"  and  "Doppel- 
cicero",  C.  M.  Wieland's  Samtliche  Werke, 
1704-1797,  illustrated  by  the  exquisite  en- 
gravings of  H.  Ramberg.  This  luxurious 
full-edition  of  **the  apostle  of  moderation" 
was  projected  by  the  publisher  G.  J.  Go- 
schen  (1752—1828;,  once  the  deserted  or- 

Ehan  of  Bremen,  when  in  the  height  of 
is  struggles  for  solvency.  Such  splendid 
risks  are  rare  now.  He  began  publishing 
in  1785,  the  year  of  watershed  between 
Storm  and  strain  and  Classical  fertility. 
He  worked  for  the  honour  of  his  country, 
—  and  to  fight  the  pirate  publisher  (Nach- 
drucker;.  He  was  the  intimate  friend  of 
many  artists  and  musicians.  His  son  was 
Wilhelm  Heinrich  Goschen,  merchant  in 
Bremen  and  London,  the  friend  of  Weber. 
His  grandson  was  of  the  same  name,  born 
1831,  a  naturalized  Englishman,  Rugby, 
Oriel,  1  st  class  in  Greats,  partner  in  Friih- 
ling  and  Goschen,  merchants  of  Austin 
Friars  for  some  12  years  till  about  1866; 
then  living  on  his  means  he  became  a 
Parliamentarian,  Liberal  with  Gladstone, 
since  then  Conservative  with  Salisbury. 
Made  a  peer,  1900.  In  fact  he  was  able 
to  revert  to  the  original  instincts  of  his 
family,  who  were  all  Civil  Servants  or  of 
the  Learned  Professions.  He  criticizes  his 
grandfather  with  great  detachment.  The 
whole  belongs  to  tne  highest  class  of  bio- 
graphy, and  is  an  absorbing  vivid  picturo 
of  literary  and  artistic  Leipzig  of  the  pe- 
riod. C.  M. 

Growall  and  Eames.  Three  Cen- 
turies of  English  Book  Trade  Bib- 
liography. London,  Sampson  Low, 
Mars  ton  and  Co.  New  York,  Dib- 
din  Club.    1903.    21  sh.    net. 

Fuller  title  is:  —  Three  Centuries  of 
English  Book  Trade  Bibliography :  an  Esssay 
on  the  Beginnings  of  Book  Trade  Biblio- 
graphy since  the  introduction  of  Printing, 
and  in  England  since  1595.  By  A.  Growall, 
author  of  Book  Trade  in  the  United  States, 
in  the  XIX  th  Century.  Also  a  list  of  the 
Catalogues,  etc.,  published  for  the  English 
Book  Trade  from  1595—1902,  by  Wilber- 

;itiz3*by    ' 


36 


Kritische  Biichersohau. 


force  Eames,  of  the  Lenox  Library,  New 
York.  —  FirsUbibliography  of  book  trade 
(international)  was  by  G.  wilier  of  Augs- 
burg in  1564,  continued  by  his  family  till 
1627.  Thus  was  founded  the  German  Book- 
fair  Catalogues.  First  English  imitation 
was  by  Andrew  Maunsell,  in  1696.  John 
Starkey  began  in  1668  the  "Term"  Cata- 
logues, one  for  each  Law-Term  (in  Eng- 
land, Hilary  11  to  31  January,  Easter 
15  April  to  8  May,  Trinity  22  May  to  12  June, 
Michaelmas  2  to  25  November)  lasting  till 
1709,  The  first  exclusive  book-auctioneer- 
ing business  was  that  of  Samuel  Baker, 
started  in  York  Street,  Covent  Garden, 
1744.  This  became  Sotheby  etc.  William 
Bent  published  16  Catalogues  from  1779  to 
1823.  The  same  began  the  "Monthly  Li- 
terary Advertiser"  in  1802.  The  "Publi- 
sher's Circular-  began  1837.  —  The  present 
must  be  pronounced  an  invaluable  history. 
Both  authors  are  American.  C.  M. 

Hinton,  J.  W.  Organ  Construction. 
2nd  edition.  London,  Weekes  and 
Co.  1902.  pp.  200.  Crown  4to.  7/6. 
First  edition  was  reviewed  at  II,  448, 
and  author  dealt  with  at  II,  442.  Index 
is  still  insufficient,  but  scrutiny  shows  in 
2  nd  edition  large  additions  to  text,  several 
new  full-sized  plates  and  smaller  illustra- 
tions interspersed  therein,  and  41  pages  of 
new  Appendix  matter.  Added  matter 
chiefly  treats  of:  —  "Evolution  of  the  Elec- 
tric Organ";  "Temperament" ;  "The  Eu- 
harmonic  Organ"  (Kev.  G.  Liston,  1817, 
built  by  Flight  and  Robson; ;  "The  Enhar- 
monic Organ"  (Gen.  Perronet  Thompson, 
1834,  1851,  and  1856,  built  by  ditto); 
"Effects  of  Temperament  upon  the  per- 
formance of  pipes";  "Standards  of  Musical 
Pitch";  etc.  First  head  is  chief.  —  At 
Zeitschrift  II,  442,  "Notizen**,  was  given 
a  succinct  history  of  English  Organ  building. 
It  was  shown  there  that  Joseph  Booth  of 
Sheffield  had  in  1827  invented  a  crude 
pneumatic  "puff-valve"  or  leverage-bellows 
under  pallet,  with  key  acting  thereon  through 
the  means  of  a  heavy-wind  tubular  con- 
nection; that  Charles  Spackmann  Barker 
of  Bath  (1806—1879;  had  from  1832  on- 
wards invented  his  improved  heavy-wind 
leverage-bellows  placed  close  to  key,  and 
acting  to  pallet  in  ordinary  tracker- fashion; 
that  Moitessier  of  Montpellier  patented  in 
1836  a  system  whereby  there  was  a  main 
heavy-wind  leverage-bellows  close  to  key 
and  minor  similar  leverage-bellows  at 
pallet,  and  the  2  connected  by  tubular 
work,  and  applied  this  practically  at  La 
Dalbade  in  Toulouse  in  1850;  that  Henry 
Willis  applied  such  a  system  to  St.  Paul's 
in  1874.    Author  claims  (apparently   cor- 


rectly) that  he  was  the  first  to  definitely 
point  out  to  English  readers  Moitessier's 
share  about  tubular-pneumatic.  The  pre- 
sent reviewer  repeats  nis  opinion  indicated 
at  II,  446,  that  while  the  heavy-wind  pneu- 
matic lever  at  points  of  labour  is  the  basis 
of  all  modern  organ-building,  the  idea  of 
covering  the  distance  between  such  points 
by  heavy  wind  in  tubes  is,  however  sim- 
plificatory  in  theory,  a  false  principle  in 
practice,  and  destructive  to  all  art-sense; 
for  there  is  a  vena  contracta  for  gases, 
and  such  action  can  never  possibly  be  im- 
mediate. —  It  was  shown  in  the  history 
of  English  organ-building  at  II,  442,  that 
Henry  John  Gauntlett  of  London  (preceded 
certainly  in  idea  by  Eroment  and  Stein  in 
1850;  patented  in  1852  an  electro-magnetic 
connection  from  key  acting  clumsily  direct 
on  an  armature  under  pallet;  and  that 
C.  S.  Barker  in  1867  applied  the  principle 
at  St.  Augustin,  Paris,  interposing  one  of 
his  pneumatic  heavy-wind  levers,  and  dis- 
pensing with  strong  magnet  (Gauntlett  had 
just  proposed  this,  but  saw  it  only  dimly 
and  did  not  patent  it).  Author  in  this 
edition  shows  the  part  taken  herein  by  the 
organist  Albert  Peschard,  who  had  already 
in  1861  partially  introduced  pneumatic 
levers  cum  electric  connections  at  St.  Pierre, 
Caen  (p.  160—162),  and  who  worked  with 
Barker  from  that  year  till  1870,  and  espe- 
cially at  the  St.  Augustin  organ  1864—1867. 
Thus,  as  stated  m  "Musical  Standard'-, 
23  rd  May  1891,  the  invention  of  electric 
cum  pneumatic  (usually  called  electric)  ac- 
tion, is  halved  between  a  Frenchman  and 
an  Englishman.  The  builders  Bryce  son 
Bros.  (H,  444)  made  the  first  complete 
electro-pneumatic  patent  in  1868,  adding 
the  pneumatic  pallet.  Header  will  find  in 
plates  XI  and  XH,  and  at  page  162,  dia- 
grams of  all  the  principal  "electric"  actions ; 
with  which  may  be  compared  "English 
Mechanic  and  World  of  Science"  for  Au- 
gust and  September  1896.  —  At  page  190 
is  a  new  description  of  the  Austin  "Uni- 
versal Air  Chest"  (Hartford,  U.  S.  A.), 
wherein  "bellows"  all  act  within  an  enclosed 
chamber,  direct  on  which  stand  pipes,  and 
so  smooth  wind-supply;  only  one  m  Eng- 
land, at  Rushden,  Northamptonshire.  — 
Present  edition  is  almost  a  new  book. 

CM. 

Lussy,  Mathis.  L'anacrouse  dans  la 
musique  moderne.  Paris,  Heugel 
&  Cie.,  1903. 

Mathis  Lussy,  geboren  in  Stans 
(Schweiz)  am  8.  April  1828,  von  1847-1900 
in  Paris,  und  seitdem  in  Montreux  (Waadt- 
land)   lebend,  hat  sich  durch  seine  hoch- 

Digitized  by  VjOOQlC 


Kritische  Bucherschau. 


37 


interessanten  und  absolut  oririnellen  Ver- 
dffentUchungen  einen  Weltruf  erworben. 

Seine  Exercices  de  piano  (1863), 
vom  Schiller  selbst  zu  komponieren  und 
aufzuschreiben,  sein  Pupitre-exercices 
du  pianist e,  dann  sein  beriihmtes  Buch 
>Traite  de  l'expression  musicale« 
1873)  in  sechs  franzosischen ,  einer  deut- 
schen,  englischen  und  russischen  Ausgabe, 
sein  Hauptwerk  »Le  rhythme  musical* 
und  das  ietzt  vollig  vergriffene  merkwur- 
dige  Buch  »Histoire  de  la  notation 
musicale«,  welches  er  im  Verein  mit 
E.  David  verfafite ,  ein  Werk,  welches  auf 
Kosten  des  franzosischen  Staates  gedruckt 
and  vom  Institut  de  France  preis^ekront 
wurde,  —  all  diese  Schriften,  die  eine 
wahre  Literatur  von  Werken  ahnlicher 
Tendenz  und  auch  von  Plagiaten  hervor- 
gerufen  haben,  wiirden  genUgen,  um  den 
Namen  Ma  this  Lussy  unsterblich  zu 
machen. 

Nun  gibt  uns  der  betagte  Meister  ein 
ganz  bedeutendes,  neues  Werk,  welches 
jetzt  unter  dem  Titel  »L'anacrouse 
dans  la  musique  moderne«  als  erster 
Band  seiner  >Grammaire  de  l'execution 
musicale*  erscheint. 

Dem  Worte  »Anacrouse«  ist  eine  Po- 
pularitat  zu  wiinschen,  wie  es  zum  Bei- 
1  spiel  das  Wort  »Synkope«  geniefit,  welchem 
ubrigens  keine  genaue,  wirklich  klassiscbe 
Definition  zuteu  wurde.  Anacrousis  wird 
abgeleitet  von  dem  griechischen  >ana«  = 
vorf  auf,  und  »kruo«  =  ich  schlage,  und 
darf  deutsch  nicht  etwa  durch  »Auftakt< 
wiedergegeben  werden,  weil  alle  Auftakte 
wohl  Anakrusen,  aber  alle  Anakrusen  nicht 
immer  Auftakte  sind;  denn  die  Anakrusis 
kann  auf  alien  Zeiten  und  Zeitteilen  be- 
ginnen  mit  Ausnahme  des  Anfangsiktus 
eines  "Rhythmus.  Hans  von  Bulow,  aer  ein 
groCer  verehrer  Lussy's  war,  sagte:  »Die 
Anakrusis,  welche  wir  empfanden,  hat 
Lussy  enthullt  und  beschrieben ;  sie  ist  die 
Seele  der  Bhythmen  und  des  musikalischen 
Vortrags.« 

Wenn  nun  auch  in  den  fruheren  Schrif- 
ten Lussy's  die  Anakrusis  beschrieben  ist, 
so  hat  sich  der  immer  weiter  forschende 
scharfe  Geist  unseres  Autors  nicht  mit  dem 
damals  Gesagten  begniigt.  Sein  ganzer 
Sinn  war  Zeit  seiner  praktischen  Lehr- 
tatigkeit  auf  dieses  rhythm ische  Wunder 
gelenkt  und  so  ist  es  ihm  gegliickt,  mehr 
als  zwanzig  verschiedene  Arten  der 
Anakrusis  zu  entdecken  und  genau  zu 
klassifizieren.  Man  bedenke,  daft  zu  diesen 
Beobachtungen  nicht  das  geringste  frtiher 
erworbene  Material  vorlag  —  es  ist  eben 
ein  ganz  neues  Gebiet,  welches  auf  die 
Metnk  und  Rhythmologie,  auf  den  musi- 
kalischen Vortrag  und  die  Notierung  der 


existierenden  und  der  noch  im  SchoCe  der 
Zukunft  schlummernden  Tonwerke  ein 
neues,  helles  Licht  wirft.  Wie  verjungt 
gehen  unsere  Lieblingsmotive  von  Bach, 
Beethoven,  Brahms  aus  der  Taufe  hervor, 
die  ihnen  die  Lussy'schen  Prinzipien  ge- 
ben,  und  besonders  Mendelssohn,  aer  geni- 
ale  Tondichter,  dessen  rhythmische  Schreib- 
art  indeB  oft  unttberlegt  zu  sein  scheint, 
Mendelssohn  kommt  erst  zu  der  verdienten 
Ssthetischen  Wirkung,  wenn  wir  uns  mit 
Lussy  jedesmal  fragen:  wo  ist  die  wahre 
Betonung,  wo  sind  die  rhythmischen 
Grundpfeiler  der  Melodie,  wenn  wir  es 
verstehen,  die  metrischen  Accente  den 
rhythmischen  unterzuordnen,  wenn  wir  et- 
waigen  >pathetischen  Accenten«  die  rechte 
Bedeutung  beilegen.  Nicht  nur  der  aus- 
ubende  Musiker  und  der  Komponist,  die 
ein  ganz  neues  inneres  Musikleben  durch 
Lussy's  Prinzipien  gewinnen  werden,  son- 
dern  auch.  und  vor  allem,  der  Musik- 
kritiker  sollte  das  neue  Werk  nicht  nur 
lesen,  sonde rn  es  aufmerksam  studieren 
und  in  sich  aufhehmen. 

Die  Schreibart  Lussy's  ist  durchaus 
nicht  6chulmeisterlich,  soudern  in  angenehm 
literarischer  Form.  Was  von  Herzen  kommt, 
geht  auch  zu  Herzen  und  wer  Lussy  recht 
verstehen  will,  der  nehme  die  groBen  ob- 
jektiven  Wahrheiten  durch  eindringliches 
Studium  in  sich  auf,  daB  sie  zu  Fleisch 
und  Blut  werden  —  denn  unserem  Meister 
liegt  nur  daran,  daB  seine  Sch viler  ihn 
ganz  verstehen  und  durch  ihn  befahigt 
werden.  den  vollen  Zauber  der  Tonkunst 
zu  empfinden.  C.  H.  R. 

Moorsom,  Robert  Maude.  A  His- 
torical Companion  to  uHymns  An- 
cient and  Modern".  2nd  edition. 
Cambridge  University  Press.  Leip- 
zig, Brockhaus.  1903.  pp.  380. 
Crown  12  mo.    5  . 

"Hymns  Ancient  and  Modern"  were 
projected  in  1858  by  a  clergyman-baronet 
Rev.  H.  W.  Baker  1821—1877),  with  a 
committee  of  clergy,  as  a  collection  of 
hymns  ^words]  written  in  English,  having 
for  aim  to  supersede  a  quantity  of  miscel- 
laneous collections  then  prevailing,  and, 
though  without  official  authority,  to  be- 
come standard  in  the  English  Church.  The 
book  first  appeared  1860  ;273  hymns).  Then 
in  1861  an  edition  with  a  large  number 
of  tunes  selected  or  composed,  and  fitted 
to  the  words;  chief  musical  editor  W.  H. 
Monk  :1823— 1889,;  Stainer  assisted.  Ap- 
pendix in  1868.  Revised  edition  1875. 
Supplement  1889  (166  new).  By  dint  of 
its  merits  this  book  has  reached  its  aim, 

O 


38 


Kritische  Bucherschau. 


and  has  been  sold  in  different  forms,  and  j 
with  and  without  music)  to  the  number  of 
very  many  millions.  —  It  has  had  its  ri- , 
vals.  Novellos  published  it  at  first;  then  ' 
when  that  ceased,  they  instituted  their  own  , 
••Hymnary"  (ed.  Barnby),  many  new  tunes,  j 
Also  there  is  "Church  Hymns",  by  Society 
for  Promoting  Christian  Knowledge,  stan- 
ding rival,  because  doctrinal  standpoint 
less  "High  Church";  this  presses  Hymns 
A.  and  M.  hard.  —  Hymns  A.  and  M.  has 
too  many  tunes.  100  would  be  ample.  And 
although  there  are  so  many,  the  crying  evil 
of  English  hymnody  is  none  the  less  in  a 
white  light,  the  non-correspondence  of 
vagarious  word-accent  with  necessarily  in- 
flexible music-accent  (see  e.  g.  573,  "All 
things  bright  and  beautiful",  so-called  7. 
6.  7.  6.).  English  versification  is  at  the 
same  time  dependent  on  accent  tor  its 
effect,  and  singularly  loose  in  its  appli- 
cation of  the  same.  Iambic  lines  (or  at 
least  verses)  succeed  trochaic  as  if  they 
were  just  the  same  thing.  And  as  the 
mass  of  hymn-writers  (words)  are  un-musi- 
cal,  these  seldom  grasp  the  problem.  There 
is  (unfortunately)  only  one  course, — to  reject 
hymn-words  irregularly  accentual. — Present 
publication  is  historical  key  to  the  words  of 
Hymns  A.  and  M.  Author  displays  source  of 
each  hymn  (words),  with  all  possible  devices 
of  cross-reference,  index,  etc.  In  translated 
hymns,  he  traces  in  all  but  a  few  cases 
the  original  versions,  from  Liturgies,  Mis- 
sals, Breviaries,  etc.  In  new  hymns,  he 
merely  gives  author's  name  and  first  line. 
To  end  of  18  th  century  everything  exhi- 
bited chronologically  according  to  dates  of 
authors,  giving  a  historic  picture;  all  in 
19  th  century  arranged  alphabetically  by 
names  of  authors.  -  After  the  Hebraic 
Psalms  (shown  in  Latin  Vulgate)  the  first 
hymn  given  is  evening  hymn  of  2nd  cen- 
tury, Greek,  beginning  q>wg  IXaQov  ayias 
tiotye,  attributed  to  Athenogenes,  or  to 
Sophronius  of  Jerusalem.  The  earliest  hymn 
of  the  church  in  Great  Britain  riven  is 
"Hostis  Herodes  impie",  attributed  to  Se- 
dulius  (Ireland)  in  early  5  th  century.  The 
next  "Precursor  altus  luminis"  by  Bede 
(Jarrow  on  the  Tyne)  in  8  th  century.  There 
are  originals  (whole  or  in  part)  in  Greek, 
Latin,  German,  Italian,  Danish,  French  and 
Welsh.  Of  course  there  is  an  untold  num- 
ber of  hymns,  even  ancient,  which,  not 
being  given  in  Hymns  A.  and  M.,  are  not 
here  given.  Rev.  John  Jullian's  great 
Diet,  of  Hymnology  (Murray,  1892)  will 
suggest  how  many.  Book  has  many  terse 
historic  notes.  A  work  of  learning,  and 
singular  attraction.  There  appears  only 
to  be  some  affectation  in  the  classification 
of  churches  and  denominations.    Author  is, 


it  is  believed,  a  blind  clergyman  residing 
in  Winchester.  C.  M. 

Nagel,  Wilibald.  Beethoven  und 
seine  Klaviersonaten.  Erster  Band. 
Langensalza,  Hormann  Beyer  und 
Sonne,  1903  VII  und  247  S.  8». 
Preis  bro8chiert  Jt  6, —  gebunden 
UT  7,75. 

Nagel's  Buch  will  als  ein  Versuch  ffelten, 
Beethoven's  Entwickelung  an  den  Klavier- 
sonaten darzulegen.  Es  ist  ein  Werk, 
welches  am  Instrument,  angesichts  der 
Beethoven' schen  Kompositionen  studiert 
werden  muB.  Nicht  auf  die  asthetische 
Ausdeutung  der  einzelnen  Werke  und  auf 
Festlegung  ihres  Vortrages  kommt  es  ihm 
an,  8ondern  vielraehr  darauf,  den  Werde- 
gang  und  den  Bau  klar  zu  legen,  die  an- 
gewandte  Kompositionstechnik  historisch- 
kritisch  zu  beleuchten  und  das  spezifisch 
Beethovenache  aufzuweisen.  Nagers  Dar- 
legungen  sind  in  jeder  Beziehung  aner- 
kennenswert.  Sie  bekunden  nicht  nur 
einen  trefflich  geschulten  Historiker,  son- 
dern  auch  einen  feinsinnigen  und  kennt- 
nisreichen  Praktiker.  J.  W. 

Pedrell,  Felipe.  La  Celestina. 
Tragicomedia  lirica  de  Calisto  y 
Melibea  (Texto  castellano  del  libret- 
to). Barcelona,  Tipolitografia  de 
Salvat  y  O,  1903.  87  p.  Precio: 
Una  peseta. 

Vorliegendes  Textbuch  ist  eine  Bear- 
beitung  der  aus  dem  15.  Jahrhundert 
stammenden  Tragikomodie  Celestina  von 
Fernando  de  Rojas,  welche  in  16  Akten 
1499  zu  Burgos  unter  dem  Titel  >  Calisto 
y  Melibea*  herauskam  und  zu  den  Meister- 
werken  der  spanischen  Literatur  gehort. 
Pedrell  wahlte  diesen  Stoff  als  Unterlage 
zum  zweiten  Teile  seiner  Trilogie  »Patna, 
Amor,  Fides*,  deren  ersten  Teil  bekannt- 
lich  die  mit  groBem  Beifall  aufgenommene 
Trilogie  Los  Pirineos  (Victor  Balaguer) 
bildet.  Um  den  Stoff  des  Fernando  de 
Rojas  den  Anforderungen  des  modernen 
lyrischen  Dramas  anzupassen,  muCte  Pe- 
drell ihn  wesentlich  zusammenziehen. 
Doch  sind  die  Hauptlinien  der  Handlung 
gewahrt  geblieben.  Auch  hat  er  nach 
Moglichkeit  die  meisterhafte  Sprache  des 
Originals,  welche  sich  aufs  glucklichste 
mit  dem  Gesangtone  verbindet,  unange- 
tastet  gelassen.  Es  ist  Hoffhung  vorhan- 
den,  aaB  das  Werk  nachsten  Friihling 
im  Liceo  von  Barcelona  zur  AufRihrung 
gelangt.  Unsere  besten  Wiinsche  dem 
Schopfcr  der  »Pirineos«.  JpJ.  W. 


ioogle1 


Eingesandte  Musikalien. 


39 


Pratt,  Waldo  Selden.  Musical  Minis- 
tries in  the  Church.  London,  New 
York,  Chicago,  etc.  Fleming  H.  Be- 
vell  Company.  Demy  12  mo.  pp.  181. 
3  sh. 

Author  is  Professor  of  Music  and  Hym- 
nology  in  the  Theological  Seminary,  Hert- 
ford, Connecticut.  Lectures  originally  given 
at  the  Mc  Cormick  Theological  Seminary, 
Chicago,  have  been  reproduced  in  5  essays 
on  Religion  and  the  art  of  music,  Hymns 
and  hymn-singing,  the  Choir,  the  Or^an 
and  organist,  the  Minister's  responsibility. 
At  the  end  are  3  extremely  useful  appen- 
dices: —  I,  an  alphabetical  bibliography 
of  74  standard  works,  English  and  Ameri- 
can, on  church  music  in  general;  II,  ditto 
of  57  similar  works  on  hymns  and  hymn- 
writers;  III,  a  list  of  38  American  Hym- 
nals from  1880  to  date,  arranged  chrono- 
logically. The  book  is  almost  worth  buying 
for  these  lists  alone.  Throughout  it  is  in- 
formed with  a  philosophical  spirit,  and  in- 
cidentally it  throws  a  practical  light  on 
American  church  music.  There  is  a  letter 
from  Sir  John  Stainer  to  author  about  the 
homiletic  use  of  anthems,  in  the  course  of 
which:  —  "People  are  beginning  to  think 
that  unless  they  are  singing  or  Baying 
something  they  are  not  worshipping.  This 
notion  cannot  be  protested  against  too 
strongly.    By  all  means  give  the  congre- 


gation all  the  responses  and  plenty  of 
hymns,  but  teach  them  that  there  can  be 
the  highest  form  of  worship  in  silent 
thought".  G.  B. 

Schubert,  Franz.  Songs  with  Piano- 
forte Accompaniment,  edited  and 
annotated  by  Anton  Riickauf.  The 
English  words  by  Percy  Pinkerton. 
Universal-Edition,  Actiengesellschaft, 
Wien.  London,  E.  Ascherberg  and 
Co. 

A  new  edition  of  Schubert's  songs  with 
a  good  English  text  has  been  for  long  much 
needed,  and  the  present  volume,  which  in- 
cludes the  "Schone  Mullerin",  the  "Winter- 
reise",  the  "Schwanengesang"  and  22  select- 
ed songs,  can  be  strongly  recommended  to 
vocalists  who  prefer  singing  these  immor- 
tal lyrics  in  the  vernacular.  Anton  Riick- 
auf prints  Schubert's  original  marks  of 
expression  in  large  type,  his  own  numerous 
additions  as  editor  being  given  in  small 
print.  He  has  been  fortunate  in  securing 
the  collaboration  of  Percy  Pinkerton,  who 
has  accomplished  the  difficult  task  of  turn- 
ing the  original  German  text  (which  is 
printed  in  italics  below  the  English  words) 
into  verse  which  is  often  extremely  grace- 
ful and  felicitous  and  always  singable.  The 
volume  is  in  every  respect  a  model  of  tho- 
roughly good  workmanship.        W.  B.  S. 


Eingesandte  Musikalien. 

Referenten:  W.  Altmann,  O.  Fleischer,  J.  Wolf. 


Verlag  Augener  &  Co.,  London. 
Beethoven,  L.  van.     Sonatas  for  the 
Pianoforte,    revised,     phrased     and 
fingered  by  (i.  Buonamici. 
Der  Bearbeiter  war  als  Schiiler  Hans 
von  Biilow's,  unter  dessen  Leitung  er  einst 
die  samtlichen  32  Klaviersonaten  Beetho- 
ven's fleiCig  studiert  hat,  der  ihm  von  der 
Verlagshandlung  gestellten  Aufgabe  wohl 
gewachsen  und    bietet  in  seiner  Revision 
ein  dankenswertes    Bild    der   Auffassung, 
die    der    »8tudierteste«    aller   Beethoven- 
Spieler  Billow   seinen  Schulern    zu   tiber- 
liefern  pflegte.  0.  F. 

Verlag  M.  P.  Belaieff,  Leipzig. 
Akimenko,  T.  3  Morceaux  pour  piano 
op.  16.    Chant  d'automne  M  — ,60; 


Idylle    .#    —,40;    Valse     Jl    1,20 
vollstandig  Ji  1,40. 
Originelle     und     durchaus     vornehme 
Salonmusik,     der     einigermaOen     geiibte 
Spieler  leicht  gerecht  werden.        J.  W. 
Blumenfeld,  Y.  Op.  34.  Ballade  pour 
Piano.     Jl  1,60. 

Auf  ein   nicht   uninteressantes   Thema 

bauen  sich  eine  Reihe  hubscher  Variationen 

auf,  die  sich  vor  allem  durch  pianistisch 

wirkungsvolle  Arbeit  auszeichnen.      J.  W. 

Tscherepnin,    N.   Op.  16.     4   Lieder 

von  Y.  Tjutscheff,  deutsch  von  Max 

Lippold.     Traume   und    "Wogen    — 

Letzte  Liebe  —  Der  See   in  Zars- 

koje  — *  Dammerung.    Je  M  — ,40 

bis  — ,80,  zusanimen  *U  1,60. 


40 


Eingesandte  Musikalien. 


Die  Lieder  weisen  m  der  Melodik  wic 
in  der  Harmonik  nationalen  Typus  auf 
und  zeichnen  sich  vor  allem  durch  feinen 
Schwung  der  charakteristisch  gepragten 
Melodien  aus.  J.  W. 

Verlag  Anton  Bohm  &  Sohn, 
Augsburg  und  Wien. 

Slunicko,  Johann.  Op.  45.  Impromptu, 
Preghiera  und  Scherzo  fiir  Har- 
monium Jl  1,50. 

Anspruchslose,  glatt  gearbeitete,  liebens- 
wiirdige  Musik.  J.  W. 

Verlag  Breitkopf&Hartel,  Leipzig. 

Baoh,  J.  S.  "Werke.  6  Branden- 
burgiscbe  Konzerte,  Bearbeitungen 
fur  Pianoforte  zu  4  Han  den  von 
Ernst  Naumann.  Nr.  4  in  Gdur, 
Jl  3,—. 

—  »Wir  eilen  mit  schwachen,  doch 
emsigen  Schritten*.  Duett  aus  der 
Kant  ate  Nr.  78  » Jesu,  der  du  meine 
Seele* ,  bearbeitet  von  Siegfried 
Ochs.     Jl  1, — . 

—  Der  Streit  zwiscben  Phoebus  und 
Pan.  Dramma  per  musica,  fur  den 
Konzertgebrauch  eingerichtet  von 
Felix  Mottl,  Klavierauszug  mit  Text 
von  Otto  Taubmann.  Klavier- 
auszug Jl  3, — . 

Der  wundervolle  Humor,  den  diese 
Probe  Bach's  auf  seine  dramatische  Fahig- 
keit  durchleuchtet,  1'aBt  sich  freilich  nur 
bei  einer  lebendigen  Auffuhrung  so  recht 
eigentlich  genieDen.  Umso  leichter  aber 
kann  man  hier  die  reizende  Ungezwungen- 
heit  der  Komposition  bei  all  ihrer  Klassi- 
sritat  bewundern  und  studieren.       0.  F. 

Barolay  Squire,  W.  Ausgewahlte 
Madrigale  und  mehrstimmige  Ge- 
s'ange  beriihmter  Meister  des  16.  bis 
17.  Jahrhunderts.  Nr.  21—23,  je 
M  —,50. 

Nr.  21.  Orlando  Gibbons,  What  is  our 
Life,  1612.  Nr.  22.  Jacob  Archadelt,  11 
bianco  e  dolce  Cigno,  1639.  Nr.  23.  Orazio 
Vecchi,  H  bianco  e  dolce  Cigno,  1589. 

Handel,  G.  F.  Werke  fur  Kammer- 
musik.  Kammersonaten  fiir  Flote, 
Oboe  oder  Violine  mit  Cembalo. 
Auf  Grand  von  Fr.  Chrysanders 
Gesamtausgabe  der  Werke  Handels 
nach  den  Quellen  revidiert  und  fiir 


den  praktischen  Gebrauch  bearbeitet 
von  Max  Seiffert.  Nr.  6.  Par- 
titur  Jl  1,50. 
Neuparth,  Julio.  Impromptu,  Page 
symphonique.  Fiir  Klavier  zu  2 
Handen.     Jl  1, — . 

Stimmungsvoll,  in  der  Bhythmik  ziem- 
lich  gleichformip,  durch  scharfe  Dissonan- 
zen,  Wagnersche  Tremoli  und  wuchtige 
Oktavengange  leidenschaftlich  anwachsend, 
urn  wieder  zur  Buhe  im  ppp.  zuruckzu- 
kehren,  nicht  zu  schwer  in  der  Technik 
und  dankbar.  0.  F. 

Schmid-Dresden,  Otto.  Musik  am 
Sachsischen  Hofe,  Band  4.  Aus- 
gewahlte  Originalkompositionen  fur 
Klavier  von  Peter  August  und 
Chr.  Siegmund  Binder.  Revidiert 
und  herausgegeben.     Ji  2} — . 

Die  beiden  wenig  allgemein  bekannten 
Kompomsten  gehoren  dem  Dresdener  Hof- 
musikerkreise  des  18.  Jahrhunderts  an. 
Der  Hoforganist  August  lebte  1726—1787, 
Binder,  ebenfalls  Hoforganist,  und  durch 
Ch.  Burney  als  letzter  Fantalonspieler  (er 
war  Schuler  Hebenstreit's  selbst)  bekannt, 
lebte  1724—1789.  Von  beiden  werden  hier 
je  4  Sonatensatze  geboten,  von  denen  die 
Binder's  die  offenbar  bedeutenderen,  origi- 
nelleren  sind,  obgleich  sich  natiirlich  diese 
Musik  nicht  ebenbiirtig  neben  die  der 
gleichzeitigen  Wiener  Meister  stellen  kann. 
Aber  diese  Sterne  dritten  und  vierten 
Ranges  machen  gerade  den  Glanz  der 
Hauptffestirne  umso  deutlicherhervortreten; 
sie  heuen  zudem  den  Rokoko-Geschmack 
des  musikliebenden  Dresdener  Hofes  illu- 
strieren.  0.  F. 


Todt,  B.    Trios  fiir  Pianoforte, 


Vio- 
Heft 


line  und  Bratsche  bearbeitet. 

4—9.     Je  Jl  4,80. 

Den  3  ersten  Heften  seiner  Trio-Bear- 
beituneen  (vergleiche  Zeitschrift  der  IMG. 
IV,  Seite  227)  hat  B.  Todt  rasch  6  weitere 
folgen  lassen.  Heft  4 — 6  sind  wieder  Bach- 
Bearbeitungen,  Heft  4  bringt  die  beiden 
ersten  Flotensonaten,  Heft  5  die  groCartige, 
von  Geigern  leider  gar  nicht  beachtete 
Fuge  in  G-moll  fiir  Violine  mit  beziffertem 
BaB  und  Eantatens'atze,  Heft  6  nur  solche, 
8*amtlich  von  Bach,  Heft  7  die  beiden  vier- 
h'andigen  Klavierfantasien  in  F-moll  von 
Mozart,  Heft  8  vierh'andige  Variationen  in 
G  von  Mozart  und  die  kleine  vierhandige 
Sonate  op.  6  sowie  das  urspriinglich  fur 
die  Waldstein-Sonate  bestimmte  Andante 
favori  von  Beethoven,  Heft  9  die  leichten 
vierhandigen  StUcke  op.  10  von  Weber  und 


Eingesandte  Musikalien. 


41 


das  vierhandige  Hondo  op.  107  von  Schu- 
bert. Es  ist  dem  Bearbeiter  gelungen, 
recht  wohlklingende  StUcke  fiir  cliese  Be- 
8etznng  zu  schaffen,  welche  nicht  bloG  fiir 
die  Hausmusik,  sondern  auch  fUr  Unter- 
richtazwecke  sehr  gut  verwendet  werden 
konnen.  Dafi  damit  dem  offenbar  groCen 
Bedurfnisse  nach  Trios  fur  Klavier,  Vio- 
line  und-  Bratsche  nicht  abgeholfen  ist, 
mogen  sich  junge  Komponisten  gesagt  sein 
lassen.  Angesichts  der  wirklich  gelungenen 
Bearbeitung  verschwinden  meine  Zweifel, 
ob  Herr  Todt  nicht  lieber  die  Violoncell- 
stimme  der  Trios  von  Beethoven,  Mozart 
usw.  fur  Bratsche  hatte  umarbeiten  sollen. 

W.  A. 

Verlag  Dreililien,  Berlin. 

Kahn,  Robert.  Op.  39.  Vier  Wiegen- 
lieder  von  Robert  Reinick,  fur  eine 
Singstimme  and  Klavier  komponiert. 
Je  .M  1, —  bis  1,50  zusammen 
j*  3,60. 

Gemutvolle,  volkstumlich  gefaGte,  ein- 
fach  dahin  flieGende  Weisen,  die  mit 
ichlichten  Akkorden  begleitet  werden. 

J.  W. 

'       Verlag    Wilhelm    Hansen,    Leipzig 
und  Kopenhagen. 

Sinding,  Christian.  Op.  55.  Ser6- 
nade  pour  deux  Violons  et  Piano. 
uT  9,—. 

Sehr  gering  ist  die  Zahl  guter  Original- 
werke  fur  zwei  Violinen  una  Klavier;  eine 
hervorragende  Bereicherung   dieser  Lite- 

,  ratur  bietet  die  nicht  UbermaGig  schwie- 
rige  Serenade  von  Sinding,  in  welcher 
dieser  hervorragende  Komponist  wieder 
eine  reiche  Fulle  packender  Gedanken  und 
sehr  ansprechender  Melodien  in  prachtiger 
auGerer  Fassun£  niedergelegt  hat.  Das 
wieder  ungemein  frische  und  kraftvolle 
Werk  besteht  aus  ftinf  Satzen.  In  dem 
einleitenden  Tempo  di  marcia  ist  das  Ge- 

1  sangsthema  besonders  fesselnd.  Nr.  2,  An- 
dante, bietet  einen  Zwiegesang  der  beiden 
Geigen  und  enthalt  einen  etwas  kompli- 
zierten  Zwischensatz.  Sehr  fein  ist  das 
folgende  Scherzo.  In  dem  vierten  Satze, 
wieder  einem,  freilich  nur  kurzen.  Andante, 
machen  sich  die  Doppelgriffstellen  beider 
Violinen,  die  ubrigens  gleichschwierig  ge- 
schrieben  sind,   senr  schon.    Der  SchluG- 

'  satz  ist  in  seinem  Hauptbestandteil  ein 
zundendes  Perpetuum  mobile  mit  zwei  ein- 
geschobenen  wirkungsvollen  Gesangsstellen. 
Dem  Werke  diirfte  sicherlich  eine  groGe 
Verbreitung  beschieden  sein.  W.  A. 


Verlag  Harmonie,  Berlin. 
Jadassohn,  S.    Op.  143.    Aus  fernen 
Tagen.     Sechs    Phantasiestticke  fur 
Pianoforte.      Einzeln    je    Jl    1,20, 
vollstandig  Jt  4, — . 

Durchaus  gefallige  Musik,  welche  sich 
sicher  den  Beifall  der  klavierspielenden 
Jugend  erringen  wird.  J.  W. 

Verlag  P.  J  urge  n  son,  Moskau  und 
Leipzig. 

Medtner,  N.  Op.  1.  Acht  Stimmungs- 
bilder.  Je  20 — 40  Kopeken,  zu- 
sammen Rbl.   1,50. 

Als  op.  1  verdient  das  Werk  alle  Be- 
achtung.  Es  zeugt  von  ernstem  Streben 
und  tiichtigem  technischen  Konnen.  Der 
melodische  Quell  HieGt  allerdings  etwas 
sparlich.  Was  ihm  aber  entspringt,  ist 
wenigstens  originell.  Doch  sind  alle  Ge- 
danken  zu  sehr  in  Grau  getaucht,  es  fehlt 
am  Gegensatzlichen.  J.  W. 

Verlag  C.  F.  Kahnt  Nachfolger, 
Leipzig. 

Becker,  Reinhold.  Der  Tod  des 
Kolumbus  (H.  Lingg)  fur  Manner- 
chor  und  Bariton-Solo.  Partitur 
Jt  —,60. 

Heritte-Viardot,  L.  Drei  Lieder 
fiir  eine  Singstimme  mit  Begleitung 
des  Pianoforte.  Nr.  1  Arme  kleine 
Liebe;  Nr.  2  Tag  und  Nacht;  Nr.  3 
Unterm  Machandelbaum.  Preis 
Jt  2,—  . 

Kretschmer,  Edmund.     Drei   Lieder 
fiir  3stimmigen  Frauenchor.   Parti- 
tur Jt  —,60. 
1)  Nacht  (E.  Kretschmer).  2j  Schaukel- 

spriichlein  (H.  Volkmann),  kurz  und  hubscli. 

3)  Tanzlied  (E.  Kretschmer). 

Krug,  Arnold.  Sechs  Lieder  fur  eine 
Singstimme    mit   Klavierbegleitung, 
op.  121.     Je  Jt  1,— . 
1)  Ich  liebe  dich.    2)  Wiederkehr.    3) 

Mein    Schatz    schmiickt    sich    mit   Rosen. 

4)  Scheiden.     5)    Ob    auch    mein   Abend 
langst  begonnen.    6)  Taubentrude. 

—  Sechs  Lieder  fur  Singstimme  und 
Klavier,  op.  122.     Je  Jt  1,—. 

1)  Im  Morgengrauen.  2)  Aufder  Wacht. 
3)  Waldesgang.  4)  Seefahrt.  5)  Nachts. 
6)  An  ihrem  Grabe.  Fast  alle  diese  Lieder 
Krug's  sind  fiir  einen  an  moderne,  zuweilen 


42 


Eingesandte  Musik alien. 


klaviermaCig-instrumentate    Melodik    £e- , 
wohnten  Sanger  sehr  dankbar,  voll  Sinnig-  ! 
keit  oder  Leidenschaft;  das  Sinnende  wiegt,  j 
wie  die  B-Tonarten,  yor.    Besonders  ge- 
fielen   mir  zum  Beispiel    in   op.  121   das 
vierte  und  in   op.  Iz2   das   zweite  Lied, 
wahrend  mir  das  erste  des  letzteren  Opus 
wegen  seiner  enbarmonischen  Widerspriiche 
zwischen  Gesang  und  Begleitung  (besonders 
im  12.  Takte^  einiffe  Beaenken  macbte. 

0.  F. 

Spielter,  Hermann.  'S  Roslein  (R. 
Ritter)  fur  M&nnerchor.  Mit  dem 
Preise  gekront  fur  das  Sangerfest 
in  Baltimore.     Partitur  A  — ,60. 

Verlag  Fr.  Kistner,  Leipzig. 
Lange,  Samuel  de.  Op.  87.  Die 
Nordsee.  Vier  Gesange  nach  Dich- 
tungen  von  Heinrich  Heine  fUr 
Bariton  mit  Orchester :  Nr.  1  Meer- 
gruB;  Nr.  2  Sonnenuntergang ;  Nr.  3 
Sturm;  Nr.  4  Frieden.  Klavier- 
auszug  je  jH  1>50,  Partitur  und 
Orchesterstimmen  in  Abscbrift. 

Ein  kraftvoller  Zug  geht  durch  die 
Lieder  de  Lange's.  Alle  zeichnen  sicb 
durch  gefallige  Melodik  und  treffliche  Be- 
bandluug  des  Textes  aus,  alle  sind  interes- 
sant  harmonisch  gearbeitet,  J.  W. 

Verlag  Lauterbacb  und  Kuhn, 

Leipzig. 

Streieher,  Tbeodor.    Aus  des  Knaben 

Wunderhorn.      DreiBig   Lieder    fur 

eine  Singstimme  mit  Begleitung  des 

Pianoforte.    Einzeln  je  Jl  1, —  bis 

1,20,  in  einem  Bande  Jl  6, — . 

—  Ricbard  Dehmel,  SprUche  und  Ge- 

dichte:    TJngleicbe    Gescbwister   — 

Leitspruch  —  Unserm  Max  Klinger 

—  Kumpaney.     .//  1,50. 

Streieher,  ein  junger  Wiener  Musiker, 

zeigt    hervorragende    Begabung    fair    die 

Lied  -  Komposition      Seine     Schopfungen 

sind  originell  in  der  Melodiebildung,  eigen- 

artig  in  der  Harmonisation.     Gar  oft  ist 

man  versucht,  hinter  Zusammenklange  und 

Akkord  - Verbindungen     ein    Fragezeichen 

zu  setzen  und  doch  —  sie  klingen.    Die 

Melodien   treffen    ausgezeiebnet    den  Ton 

des  Volksliedes,  erfordern  aber  einen  ganzen 

Sanger.    Wer  sie  mit  Liebe  studiert,  wird 

eine  Fulle  von  Schonheiten  in  ihnen  ent- 

decken.   Erwahnung  verdient  die  treffliche 

Ausstattung   des   Bandes  von    seiten    des 


Verlegers,  besonderes  Lob  die  hiibscb 
Umschlag-Zeichnung  von  Walter  Tie- 
mann.  J.  W. 

Verlag  D.  Rather,  Hamburg  und 
Leipzig. 

Erlanger,  Fr.  d\  Op.  17.  Concerto 
pour  Violon  avec  accompagnement 
d'orchestre  on  de  piano.  Edition 
pour  Violon  et  Piano.     Jl  12, — . 

Diesem  Konzert  muB  nachgeriihmt 
werden,  daG  es  durchaue  violingemaB  und 
recht  dankbar  fur  die  Solostimme  geschrie- 
ben  ist.  Der  langsame  Satz  und  die  Ge- 
sangsmelodie  des  ersten  Satzes  leiden  unter 
zu  groBer  Weichlichkeit  und  Sentimen- 
talitat,  was  um  so  auffalliger  ist,  als  das 
erste  Thema  des  ersten  Satzes  ungemein 
energisch  und  kraftvoll,  das  Finale  keck 
und  munter  ist.  Sicberlich  iiberwiegen  die 
Vorziige.  Die  auBere  Ausstattung  ist  eine 
Uberaus  splendide  W.  A. 

Wolf -Ferrari,  E.  Op.  1.  Sonate 
G-moll  fur  Violine  und  Pianoforte. 
Jl  6,-. 

Nachdem  der  Komponist  durch  dra- 
matische  Werke  und  mehrere  Kammer- 
musikwerke,  darunter  die  Violinsonate 
op.  10  bekannt  geworden  ist,  veroffentlicht 
er  nun  nachtraglich  sein  Opus  1,  das  be- 
reits  alle  Vorziige  und  Schw&chen  seiner 
spateren  Eammermusikwerke  aufweist.  Un- 
ter letzteren  verstehe  ich  die  Hinneigung 
zum  Opernhaften,  die  sich  besonders  in 
dem  kurzen  rezitativiscben  Mittelsatz  be- 
merkbar  macht,  und  die  zahlreichen  An- 
klange,  namentlich  an  Brahms  und  Wagner. 
Als  Vorziige  nenne  ich  die  klare  Durch- 
sichtigkeit.  die  treffliche  Beherrschung  der 
'auBeren  Formen  und  vor  allem  die  un- 
gemeineFrische  und  Klangschonheit,  welche 
das  ganze  Werk  atmet.  Es  diirfte  auf  die 
Meisten  einen  weit  angenehmeren  Eindruck 
machen  als  die  zweite  Sonate  desselben 
KomponisteD.  Im  SchluBsatz  nimmt  er 
einen  Hauptgedanken  des  ersten  Satzes 
wieder  auf  und  beschlieBt  das  Werk  mit 
dem  Gedanken.  mit  dem  er  es  eingeleitet 
hatte.  AUes  in  allem  mochte  ich  diese 
Sonate  doch  der  Beachtung  und  aucb  fur 
offentUche  Auffuhrungen  empfehlen. 

W.A. 

Verlag  Ries  &  Erler,  Berlin. 
Drechsler,  H.  Op.  38.  Funf  Ge- 
dichte  aus  Ludwig  Jacobowski's 
>Leuchtende  Tage«  fur  eine  Sing- 
stimme mit  Klavier  -  Begleitung. 
Nr.  1    Leuchten ;   Nr.  2  Ungestiim ; 


Zeitschriftenschau. 


43 


Nr.  3  Gute  Nacht;  Nr.  4  Wienerin; 
Nr.  5  Tanz.     Ji  3,—. 
Verlag  Ernst  Schellenberg, 
Wiesbaden. 
Boehm,  Adolph  P.     Drei  Lieder  fur 
eine  Singstimme  und  Klavier  1.  Auf- 
erstehung  Ji  1,50;  2.  Ahnung  Ji  1, — ; 
3.  Unbegehrt  Ji  1,— . 
Yerlag  Carl  Simon,  Berlin. 
Kistler,    Cyrill.      Op.   72.      Serenade 
Dmoll    fiir    Violine    und    Klavier. 
JI  1,50. 
Einwandsfreie  Musik,  glatt  und  gefallig. 

Laurisohkus,  Max.  Op.  4.  Minia- 
turen.  Acht  kleine  Stiicke.  Duos 
fur  Klarinette  in  B  oder  Oboe  oder 
Viola  und  Klavier.  Jede  Ausgabe 
vollstandig  Ji  3,60.  Preis  der  ein- 
zelnen  Solostimme  je  Ji  — ,60,  der 
Klavierstimme  Ji  3,  — . 

Niedliche  kleine  Tonbilder,  die  fiir  die 
Hausmusik  empfohlen  seien.  J.  W. 

Lier,  Jacques  van.  Adagio  aus  op.  70 

von  Wilhelm  Berger  fiir  Cello  und 

Klavier  arrangiert.     JI  1,80. 

Das    treffliche  Werk  Berger's   hat  in 

van  Lier  einen    tiichtigen  Bearbeiter   ge- 

funden.   Es  wird  auch  in  dei  neuen  Form 

steto  seiner  Wirkung  sicher  sein.       J.  W. 

Zeckwer,  Camille  W.  Suite  Emoll. 
Praeludium,  Scherzo,  Adagio,  Furiant 
fur  Klavier  und  Violine.     Ji  7, — . 


Ziemlich  wohlfeile  Musik.  Das  Thema 
des  Scherzo  deckt  sich  mit  jenem  des 
Fugato  imMenuetto  scherzando  von  Staven- 
hagen.  J.  W. 

Verlag  Chr.  Fr.  Vieweg,  Berlin-Gr. 
Lichterfelde. 

Anacker,  A.  F.  BergmannsgruB. 
BearbeitungzumGebrauch  inSchulen 
und  kleineren  Gesangvereinen  fur 
4  8timmigen  gemischten  Chor  mit 
Klavierbegleitung  von  Julius  S  t  e  g  e  r . 

In  Recitation,  Chorgesang  und  Soli 
wird  hier  das  Bergmannsleben  mit  seinem 
Leide  und  seinen  Sreuden  geschildert,  wo- 
bei  eine  Tonmalerei  in  Haydn's  Art  den 
schonen  lyrischen  Text  beweglich  wieder- 
zuspiegeln  sucht.  Das  Ganze  diirfte  seinem 
Zwecke  fiir  Schttleraufnlhrungen  recht  gut 
entsprechen.  0.  F. 

Heoht,  Gustav.  Mannerchbre.  Nr.  50. 
Nach  der  Schlacht  bei  Sedan.  Dich- 
tung  nach  E.  M.  Arndt  von  Andrae, 
Bom.     Partitur  JI  — ,60. 

Huber,  Clemens.  An  die  Wissen- 
schafb  (Fr.  v.  Ziegler),  fur  gemisch- 
ten Chor  mit  Klavierbegleitung. 
Zum  Gebrauche  an  Gymnasien  und 
anderen  hoheren  Lehranstalten. 
Partitur  Ji  1,20. 

Rudolph,  Oscar.  Michel,  horch,  der 
Seewind  pfeift  (G.  Schwab)  fur  ge- 
mischten Chor  mit  Klavierbegleitung. 
Klavierauszug  Ji  — ,80. 


Zeitschriftenschau 

zusajnmeng  eeteUt  tou 

Ernst  Eating. 


Abkurznngen  fur  die  Musikzeitschriften. 


AdlM    Lee  Annales  de  la  Masique  (organe  officlel )  BtHK 
de  la  Fe*de>ation  Muaicale  de  France),  Paris,  | 
5  Place  Saint- Francota-Xavier.  .  BW 

AM        L'Avenir  Musical,  Geneve,  <0,  Sue  General-    O 
Dufour  Oa> 

AMZ     AUgemeine  Mnaik-Zeitong,  Cbarlottenburg, 

P.  Lebaten.  Go 

BB         BayreuUierBlatter,Ba7re«tb)H.T.Wolu>gen. )  OB!K 


Blatter  far  Hans-  und  Kirchenmusik,  Langen- 

aalsa,  H.  B«yer  A  Sdbne. 

Bubne  and  Welt,  Berlin,  OHo  £l«ner. 

Caecilia,  8>raDburg  i.  E.,  F.  X.  Le  Roux  6  Co. 

Carilie.  Maandblad  t  or  Mustek,  VU  raven - 

baye,  Martinua  Nijhoff. 

Caecilia,  Bre»)au,  tranz  Goerli< b. 

Correapondenzblatt   d.    ev.   Kircbengeaang- 


44 


Zeitschriftenschau. 


vereint,  Leipzig,  Breitkopf  A  Hartel. 

Le  Cronache  Muaicali,  Roma,  tip.B.  Voghera. 

Courrier  Muaical,  Paris,  2  rue  Lourois. 

Cacilienvereinsorgan,  Begensburg,  F.  Pustet. 
Deutsche   Buhnen-Genossenschaft,    Berlin, 

F.  A.  Gunther  &  Sohn. 

Deutsche  Instrumentenbau-Zeitung ,  Berlin, 

Mansteinstrasse  8. 
DMMZ  Deutsche   Mllitarmufliker-Zeitung,   Berlin, 

A.  Pan-by  si  us. 

Deutsche  Musikeneitung,  Berlin,P.  Simmgen. 

Deutsche  Tonkunstler-Zeitung ,   Charlotten- 

burg,  0.  Xeubauer. 

Das  deutsche  Volkslied,Wien,  Dr.  J.  Pommer. 

Etude,  Philadelphia,  Tbeo.  Presser. 

GregoTius-Blatt,  Dusseldorf,  L.  8chwann. 

Gregorius-Bcte,  ibid. 

Le  Guide  Musical,  Bruxelles,  7,  rue  Montagne 

des  Aveuglea. 

Gregorian*  sche  Rundschau,  Graz,  Buchhand- 

lung  »Styria«. 

DasHarmonium,  Leipzig  ,Breitkopf  A  Hart  el. 

Kirchenchor,  Frastanz,  F.  J.  Battlogg. 

Kirchenchor,  Botha,  J.  MeiCner. 

Klavierlehrer,  Berlin,  M.  Wolff. 

Kircbenmu8ikalischeVierte\jahrs8chrifli,Salz- 

burg,  Anton  Pustet. 

Kunstwart,  Munchen,  G.  D.  W.  Gallwey. 

Lyra,  Wien,  Anton  August  Naaff. 

Menestrel,  Paris.  Heugel  A  Co. 

Music,  London,  186  Wardour  Street. 

Music,  Chicago,  W.  8.B.  Mathews. 

Muziekbode,  Tilburg,  M.  J.  H.  Kessels. 

Musical  Courier,  N ew  York,  19,  Union  Square. 

Musikhandel  und  Musikpflege,  Leipzig,  Verein 

der  Deutschen  Musikalienhandler. 

Monatshefte  fur   Musikgeschichte ,  Leipzig, 

Breitkopf  A  Hartel. 

Die  Musik,  Berlin,  Schuster  A  LSffler. 

Monde  Musical,  Paris,  A.  Mangeot. 

MMG   Mitteilungen  der  Berliner  Mozart- Gemeinde, 

Berlin.  Raabe  A  Plothow. 
MMB   Monthly  MusicalRecord,London,Augener6Co. 
MN       Musical  News,  London,  130  Fleet  8treet. 

Musical  Opinion  and  Music  Trades  Review, 

London.  90  8hoe  Lane. 

Musical  Record,  Boston,  Lorin  F.  Deland. 

Musica  Sacra,  Regensburg,  F.  Pustet. 

MSfG   Monatsschrift  fur  Gottesdienst  und  kirchliche 

Eunst,  Gottingen,  Vandenhoeck  A  Rnprecht. 

La  Musique   en  Suisse,  Neuch&tel,  Dela- 

chauz  A  Niestle*. 

Musical  Times,  London,  Novello  A  Co. 

Musica  e  Mosicisti  (Gazzetta  Masicale  di  Mi- 

lano),  Milano,  Ricordl  A  Co. 

The  Musical    World   (Boston,   Arthur   P. 

Schmidt). 
MWB  Musikalisches  Wochenblatt,  Leipzig,  E.  W. 

Fritzsch. 


CM 
OMu 
CO 
DBG 

DIZ 


DMZ 
DTK 

DVIi 

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GB1 

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Mu 

MB 

MC 

MH 

MfM 

Mk 
MM 


MO 


MB 
MB 


MSu 

MT 
MuM 

MW 


NM       Nuova  Musica,  Flrenze,  E.  Del  Valle  de  Paz. 
NMP    Neue   musikalische  Presse,  Wien,  Arthur 

E.  Bosworth  . 
NMZ     Neue  Musik-Zeitung,  8tuttgart.  C.  Gruninger. 
NZfM  Neue  Zeitschrift  fur  Musik,  Leipzig,  C.  F. 

Kahnt  Nachf. 
OCh      The  Organist  and  Choirmaster,  London  W.,  9, 

Bernere  8treet. 
FA        Le  Progree  Artistique,  Paris,   23-33    pas- 
sage des  Panoramas. 
P  J         Piano  Journal,  London  ,W.  Rider  A  8on. 
BA        Re  vista  Artistic*,  San  Paulo  iBrasilien),  j. 

de  Mello  Abreu. 
BAD     La  Revue  d'Art  Dramatique,  Paris,  8oci<?te" 

d'lditions  artistiques  et  littlraires,  librairie 

Ollendorff,  60,  Chausse*e  d'Antin. 
BE        Revue  Eolienne,  Paris,  Toledo  A  Cie. 
BM       Revue  Musical e  (Histoire  et  Critique)  Paris, 

H.  Welter,  4  Rue  Bernard  Palissy. 
BMG    Russkajj  Musty  ksalja  Gazeta,  St.  Petersburg, 

Nic.  Findeisen. 
BMI     Rivista  musicale  italiana,   Torino,  FrateUi 

Bocca. 
BMZ     Rheinische  Musik-   und   Theater-  Zeitung, 

K61n  a.  Rh.,  8chafstein  A  Cie. 
BoM     Romania  Musical*,  Bucuresti,  8tr.  Olteni  46. 
B  Signale  f.  d.  musikal.  Welt,  Leipzig,  B.  8enfl. 

Si  8iona,  Gutersloh,  0.  Bertelsmann. 

Bt  The  Strad,  London,  E.  Shore  A  Co. 

8A         Sempre  Avanti,  Amsterdam,  Allert  de  Lange. 
SC  Santa  Cecilia  (Rivista  mensuale  di  musica 

sacra   e  li turcica),  Torino,  Marcello  Capra. 
SH         Sangerhalle,  Leipzig,  C.  F.  W.  Siegel. 
SMT     Svensk  Musiktidning,  Stockholm,  Fr.  J.  HuB. 
SM.2      Schweizerische  Musikzeitung,  Zurich,  Ge- 

briider  Hug  A  Go. 
SZ  Schweizerische  Zeitschrift  furGesang,  8t.G al- 

ien, Zweifel-  Weber. 
TK        Die  Tonkunst.  Berlin,  Ernst  Janetzke. 
TSG     Tribune  de  St.Gervais,  Chevalier  Maresq  A  Co. 
TV        Tijdschrift  der  Yereeniging    v.   N.-Neder- 

landg  Muz.,  Amsterdam,  Fr.  Muller  A  Co. 
TW       Das  Tonwort,  Eisleben,  Carl  Eitz. 
U  Urania,  Erfurt,  Otto  Conrad. 

WOh     Wegweiser  durch  die  Chorgesang-Litteratur, 

Koln,  H.  vom  Ende. 
WCB   Weekly  Criiical  Review,   Paris,   336   rue 

8t.  Honors. 
WKM  Wochenachrift  fur  Kunst  und  Musik,  Wien. 

Schulerstrafle  18. 
WvM   Weekblad  voor  Muziek,  Amsterdam,  Erven 

Monster  A  Zoon. 
Z  Zenelap,  Budapest,  VUI  Prateru.  44. 

Zfl         Zeitschrift  fur  Instrumentenbau,  Leipzig,  P. 

de  Wit. 
Zg         ZenevDig,  Budapest,  L.  Hackl. 
ZOH      Zeitschrift  fttr  Orgel-  und  Harmoniumbau, 

Graz,  Buchhandlung  >Styria«. 


Abort,  Hermann.  Das  Volkstiinlliche  in 
der  modernen  Musik  —  Neue  Freie  Presse 
(Wien)  19.  Juli  1903. 

Adler,  Felix.  Opernregie  —  Die  Freistatt 
(Munchen)  1903:  Nr.  28. 

Hermann  Zumpef  —  ibid.,  Nr.  37. 

Albert, Marguerite d\  Schumann d'apres 
son  oeuvre  —  P.  A.,  Mai  1903. 

Schumann    d'apres    son   ceuvre   — 

Humanite*  Nouvelle),  Juli  1903. 

Altenburg,  "Wilh.  Die  Holzblasinstru- 
menten-Fabrikation  in  Markneukirchen 
und  Umgebung  —DMZ  34,  Nr.  36. 

Altmann,  "Wilhelm.  Der  Komponist  Ro- 
bert Hermann  —  Die  Zeit  (Wiener 
Wochenschrift),  Nr.  467. 

Anonym.      Die    Musikinstrumenten  -  In- 


dustrie auf  der  deutschen  Ausstellung  in 
Aussig  —  Zfl  23,  Nr.  33  ff  [illustriert]. 
Anonym.  Pastoralkonferenz  zu  Laubegast. 
S'atze  zur  musikalischen  Neugestaltung 
der  Agende  auf  Grand  des  Loscher- 
schen  Vortrags  besprochen  und  beschlossen 

—  KCh  14,  Nr.  ^ 

Anonym.    Apres  les  fetes  du  centenaire 

de   Berlioz    a    Grenoble    —    GM  49, 

Nr.  34/36. 
Anonym.    Les  trois  chefs  d'orchestre  du 

Centenaire   de  Berlioz  a  Grenoble  [L. 

Jehin,  FelixWeingartner,  G.Marty] 

—  MM  16,  Nr.  16. 

Anonym.  Tvenne  60-&ringer:  Emil  Sj  or- 
gren,  Richard  Henneberg  — •  SMT 
23,  Nr.  12  [mit  2  Portr'ats]. 

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Zeitschrifbenschau. 


46 


Antoliffe,  Herbert.     Every-day  music  in 

the  provinces  —  Mc  8,  Nr.  11. 
B.,  R.     >Ein  Heldenleben<  von  Richard 

StrauB  —  KW  16,  Nr.  18, 
B.f  W.      J.  L.  Duysenf   —   Vossische 
Zeitung    (Berlin)    4.    September    1903, 
Morgenblatt. 
Barton,  E.  H.   Eine  einfache  empfindliche 
Flamme  —  Zeitschrift  fur  den  Physika- 
lischen  und  Chemischen  Unterricht  (Ber- 
lin, Julius  Springer)  16,  Nr.  6. 
Bassermann,  H.    Die  feste  Stellung  der 
Kunstmusik    im    evangelischen    Gottes- 
dienst  —  Monatsschrift  fur  die  kirchlicbe 
Praxis  (Tubingen  und  Leipzig,  J.  C.  B. 
Mohr)  3,  Nr.  8. 
Battke,  Max.  Yorschlage  zur  Reform  des 
Gesangsunterricht8  in   den   Schulen   — 
MK  2,  Nr.  24. 

Jugend-Konzerte  —  NMP  12,  Nr.  17. 

Bauer,  Emilie  Frances.    A  new  glimpse 
of  Berlioz  —  The  Musical  World  {Bos- 
ton, Arthur  P.  Schmidt),  August  1903. 
Beck,  P.     Moderne  Dirigenten   bei    der 

Arbeit  —  DMZ  34,  Nr.  34. 
Bertha,  A.  de.  Lettre  au  directeur  sur 
la  »  Damnation  de  Faust*  —  Revue  An- 
gevine,  16.  Juni  1903. 
BeJBmertny.  M.  Die  Musikverhaltnisse 
zur  Zeit  Peters  des  GroOen  in  RuBland. 
(Nach  dem  Essay  M.  Iwanow's.)  — 
DMMZ  26,  Nr.  36. 

»  Johannes  Brahms  in  russischer  Be- 

leuchtung  von  A.  Koptjaew  —  DMZ 
34,  Nr,  36. 

A.  K.  Blasounow.     Ein  musika- 

lisches  Portrat  von  A.  Koptjaew   — 
ibid.,  Nr.  36. 

M.  P.  Mussorgsky  —  ibid. 

Blackburn,  Vernon.     The  muse  of  the 

Gael  —  MT,  Nr.  727. 
Blasohke,  Jul.    Ein  Dutzend  Tonmeister 
im  Lichte  Grillparzers  —  NMZ  24, 
Nr.  21. 
Bonn,  P.    Offertorium  >Laetentur  coeli« 

—  GB1  28,  Nr.8. 
Bondy.    Zur  Methodik  des  Horunterrichts 
[bei  Taubstummen].     Beitrage  zur  Psy- 
chologie  der  Wortvorstellung  von  Karl 
Kroiss  —  Monatsschrift  fur  Ohrenheil- 
kunde  (Berlin,  Oscar  Coblentz)  37,  Nr.  8 
[Kritik]. 
B6nninghaus,  Georg.    Das  Ohr  des  Zahn- 
wales  und  die  Schallleitung  —  Zeitschrift 
fur   Ohrenheilkunde   (Wiesbaden,    J.  F. 
Bergmann)  Juli  1903. 
Bordes,  Charles.    Leon  XIII.,  Pie  X.  et 

le  chant  rettgieux  —  TSG  9,  Nr.  8. 
Pouycr,  Raymond.    Le  genie  francais  juge 
par  les  allemands:  Berlioz  et  Schu- 
mann —  M,  Nr.3780. 
Brandea,  iTred.    Die  Londoner  Saison  — 
NMZ  24,  Nr.  20. 


Breithaupt,  Rudolf  M.      Claviristica  — 

MK  2,  Nr.  22    [Technik,   Handhaltung 

usw.]. 
Carrere,  Jean.    Mceurs  litteraires;  les  or- 

phSonistes     —     Revue    Hebdomadaire, 

20.  Juni  1903. 
Ch.     Professor  Julius   Ko sleek.      Eine 

biographische  Studie  —  DMMZ  26,  Nr. 

36  [mit  Portrat]. 
Auswendig?   —  ibid.,  Nr.  36  [iiber 

die  Berechtigung  des  Auswendigspielens 

und  -dirigierensf. 

»  Parsifal*  una  Amerika  —  ibid.,  Nr.  37. 

Closson,   Ernest.     Das   amtliche  Musik- 

unterrichtswe8en    in    Belgien   —    S  61, 

Nr.  41  f. 
Conrat,  Hugo.     Kunst  und  Geschaft  — 

AMZ  30,  Nr.  36  [behandelt  die  Honorare 

bedeutender  Komponisten]. 
Cope,  C.  Elvey.   The  decadence  of  church 

music  —  MO,  Nr.  312. 
Cords,  Gustav.     Die  kulturelle  Aufeabe 

der  Musik.    Ein  Mahnruf  —  DMZ  34, 

Nr.  38. 
Curasao,   M.   Arth,      Die   alte  russische 

Hornermusik — Internationale  Literatur- 

und  Mu8ikberichte  10,  Nr.  17. 
Debay,  Victor.    Les  fetes  du  Centenaire 

de  Berlioz  a  Grenoble  —  Discours  de 

MM.  Marechal  et  Reyer.    Poesie  de 

M.    C.    Saint  -  Saens.      Le    Festival 

—  CM  6,  Nr.  17. 

Dejeanne,    Dr.     Le  troubadour  Gascon 

Marcoat  —  Annales  duMidi  (Toulouse. 

Imprimerie  &  Librairie  Edouard  Privat), 

Juli  1903. 
Dest ranges,  Etienne.    Emmanuel  Chab- 

rier  et  .Gwendoline*  —  CM  6t  Nr.l8ff. 
Dorn,   Otto.     Vier    Dirigenten  -  Karika- 

turen  —  MK  2,  Nr.  23. 
Dubitzky,  Franz.     >Muster<  -Programme 

und    >Mu8ter<  -  Auffiihrungen     unserer 

Milit'arkapellen.    Kein  Loblied  —  AMZ 

30  Nr.  37. 
Edwards,  F.  G.  Vincent  Novello  (1781— 

1861)  —  MT,  Nr.  727  ff. 
Elson,  Louis  C.    Our  public  education  in 

music  —  Atlantic  Monthly  (Gay  &  Bird), 

August  1903. 
Esohelbaoh,  H.      Uber   die   dramatische 

Bearbeitung   der   Sage   von   Don  Juan 

—  Dichterstimmen  der  Gegenwart    17, 
Nr.  12. 

Evans,  Edwin.  The  recent  Richard 
Strauss  Festival  in  London  —  The 
MusicalWorld  (Boston,  ArthurP.Schmidt), 
August  1903. 

Exner,  Sigm.  und  Pollak,  Jos.  Beitrag 
zur  Resonanztheorie  der  Tonempfindun- 

fen  —  Zeitschrift  fur  Psychologie  und 
•hysiologie   der  Sinnesorgane   (Leipzig, 
J.  A.  Barth)  32,  Nr.  6. 
Fays,  J.   de.     Le  mouvement  musical  a 

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46 


Zeitschriftenschau. 


Monte-Carlo  —  Artistique  Revue,  1.  Mai 

1908. 
Feith,  A.    Zur  Frage  der  Rohrenpneuma- 

tik  —  Zf  I  23,  Nr.  34. 
Fillebrown,  Thomas.    The  art  of  vocalism 

— Mc  8,  Nr.  11. 
Findeisen,  N.  Einiges  iiber  die  Gedacht- 

nisfeier  fur  0.  A.Petroff— RMG19G3, 

Nr.  11. 
Notizen  iiber  die  russische  Musikkritik 

—  ibid.,  Nr.  16  ff. 

Die  Musik  wahrend  der  Festtage  des 

200  jahrigen  Jubilaums  der  Stadt  St.  Pe- 
tersburg —  ibid.,  Nr.  22. 

Tiber  Glinka's  Volksdenkmal  in  St. 

Petersburg  —  ibid.,  Nr.  29. 

"fiber  den  Unterricht  in  der  Musik- 

geschichte  —  ibid.,  Nr.  31, 

Fiirst  W.  Th. Odoewsky  (1803—1903) 

—  ibid.,  Nr.  33. 

Richard    Wagner   in   RuGland   — 

ibid    Nr.  36. 

R.  Wagner   in   den   Briefen    des 

Wiener  Kapellmeisters  Esser  —  ibid., 
Nr.36. 

Fiach,  Auguste.     Le  chant   dans  l'eglise 

—  Revue  Christianisme,   20.  Juni  1903. 
Fischer,  Walter.      Der    Sangerwettstreit 

Beriin  1903  —  AMZ  30,  Nr.  38. 
Friedriche,  Elsbeth.  Der  asthetischeWert 

der  ElementargroBen  in  der  Musik  — 

BfHK  7,  Nr.  9. 
O.,  K.    Neueste    [Hugo]   Wolf-Literatur 

—  NMZ  24,  Nr.  20. 

Oilman,    Lawrence.     Richard    StrauB, 
TschaikowBky,  and  the  idea  of  death 

—  The  Musical  World  (Boston,  Arthur 
P.  Schmidt),  August  1903. 

Qohler,    Georg.      Felix   Draeseke    — 

KW  16,  Nr.  20. 
Musikalische  Interpretationskiinste  — 

ibid.,  Nr.  21. 
Grunsky,  K.     Hugo  Wolf  als   Lyriker 

—  NMZ  24,  Nr.  20. 

Guerrini,  Paolo.    Gli  inni  della  chiesa  — 

SC  6,  Nr.  2/3. 
Hahn,  Arthur.  Von  den  Miinchner  Wag- 

ner-Festspielen  —  NMZ  24,  Nr.  21. 
Heglon,  Pod j  is.     Les  fetes  musicales  de 

Beziers:    »Parysati8€    et    »Dejanire«  — 

CM  6,  Nr.  17. 
Hehemann,  Max.    Carl  W  i  1  h  e  1  m.    Zum 

30.  Todestage  des  Sangers  der  >Wacht 

am  Rhein<  (26.  August)  —  MK  2.  Nr.  22. 
Hohne,   Heinrich.     Hat  die  Musik  eine 

den    Charakter    des    Menschen    ethisch 

wirklich  giinstig  beeinflussendeWirkung? 

—  Duna-Zeitung  (Riga),  30.  Juli  1903. 
Horo  vita-Barn  ay,  Ilka.  Marie  Gei stin- 
ger.    (Zu   ihrem   70.  Geburtstage.)    — 
BW  5,  Nr.  21  [illustriert]. 

Huendgen.    Die  neue  Orjrel  in  der  Pau- 


luskirche   zu   Aachen,    ein  Meisterwerk 

deutscher  Kunst  —  GB1  28,  Nr.  8. 
Imb  rt,  Hupues.  Les  fetes  du  >Centenaire 

d'Hector  Berlioz*  a  Grenoble  —  GM 

49,  Nr.  34/36  [illustriert]. 
Le  Centenaire  de  Berlioz  k  la  Cote- 
Saint-  Andre"  —  ibid.,  Nr.  36/37. 
Jagow,  Eugen  von.     Rosine  Stoltz   — 

NMZ  24,  Nr.  20. 
JoB,  Victor.    Prager  [Musik-]  Unterrichts  • 

wesen  —  NZf M  70,  Nr.  36/36. 
Kahler,  O.    Die  Text-Dichtung  des  >Don 

Juant  —  Hamburger  Nachrichten,  9.  Juni 

1903. 
Karlyle,  Charles.    Das  Londoner  H'an- 

delfest  -  S  61,  Nr.  43. 
Kara,  Rudolf.     Karl  Maria  von  Weber 

in  Wien  —  Wiener  Fremdenblatt,  21.  Juli 

1903. 
Kellen,  Tony.    Die  Honorare  der  drama- 

tischen  Schriftsteller  und  Komponisten 

—  BW  5,  Nr.  20. 

Kiefer,  O.    Briefe  Hugo  Wolfs  an  Emil 

Kauffmann  —  NM2  24,  Nr.  20. 
Klein,  Hugo.    Hugo  Wolf  als  Kritiker 

—  NMZ  24,  Nr.  20. 

Kling,  H.  Die  Flote  —  Die  Instrumen- 
talmusik  (Zurich,  Gebruder  Hug  &  Co.) 
4,  Nr.  9. 

Kohut,  Adolph.  Der  Postilion  von  Lon- 
jumeau.  Ein  Gedenkblatt  zum  100.  Ge- 
burtstage  Adolph  Adam's  (24.  Juli  1903) 

—  BW  6,  Nr.  21  [illustriert]. 

Wilhelm  Berger  —  NMZ  24,  Nr.  21 

[mit  Portrat]. 
Komorzynski,  Egon  von.  Cyrill  K  i  stl  er 

—  MK  2,  Nr.  22. 
Kompaneisky,    N.     Die    Festmesse    im 

Isaac-Dom  am  30.  Januar  —  RMG  1903, 
Nr.  7. 

Der  groDe  russische  Sanger  Pet r off 

(1807— 1878)  —  ibid.,  Nr.  9. 

Uber  die  Gesetze  der  Kirchensanger- 

Gesellschaft  in  St.  Petersburg  —  ibid., 
Nr.J7ff. 

Uber  die  Verwandtschaft  des  russi- 

schen  Kirchengesanees  mit  dem  byzan- 
tinischen  —  ibid..  Nr.  29  ff. 

Korganoff,  W.  Einige  Worte  uber  die 
Sanger  —  RMG  1903,  Nr.  10. 

Krauae,  Theodor.  Das  Singen  nach  dem 
Gehor  —  TK  7,  Nr.  16. 

KrauB,  Rudolf.  Elisa  W  i  b  o  r g  —  BW  6, 
Nr.  22  [illustriert]. 

Marianne   Pirker.      Ein   deutsches 

Kunstlerleben  aus  dem  Zeitalter  des  Ab- 
solutismus  —  MK  2,  Nr.  23. 

Krebs,  Carl.  J.  L.  Duysenf  —  Der 
Tag  (Berlin,  August  Scherl)  3.  September 

Kroyer,  Th.  Neue  Musikliteratur  —  Bei- 
lage  zur  Allgemeinen  Zeitung  (Muhchen) 
1903.  Nr.  178f. 


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Zeitschriftensohau. 


47 


ICroyer,  Die  Wagnerfestspiele  in  Munchen 

—  S  61,  Nr.  43. 

Kruger,  A.     Der  deutsche  Mannergesang 

—  Gartenlaube  (Berlin)  1903,  Nr.  31. 
Kuhl,  Gustav.    Hugo  Wolf  —   Die  Zu- 

kunft  (Berlin,  FriedrichstraOe  10j  llf 
Nr  50. 

Ii.  30jahrigee  Jubilaum  von  Prof.  A.  W. 
Wjerjbilowitsch  —  KMG 1903,  Nr. 9. 

I*.,  A.  Theodor  Reichmann  —  BW  5, 
Nr.  21  [Nachruf|. 

Lackowita,  W.  Die  Anfange  einerHof- 
kapelle  in  Berlin  —  KL  26,  Nr.  17. 

Lanee,  Henry  C.  How  shall  teachers  ad- 
vertise —  The  Musical  World  (Boston, 
Arthur  P.  Schmidt;,  August  1903. 

Lambeitioi.  Le  mouvement  musical  au 
Portugal  —  MM  15,  Nr.  16. 

Lankow,  Anna.  Der  Kaiser  als  Xritiker 
beim  Preiswettsingen  in  Frankfurt  a.  M.l 

—  NZfM  70,  Nr.  37/38. 

Laalo,  Akos.     Ursprunget  till   >Rak6czy- 

marschen<  —  SMT  23,  Nr.  13. 
Lavignac,  Albert.    L'Education  musicale 

—  MM  15,  Nr.  17. 

Iiemaitre,  Jules.  Michel  Sedaine  (con- 
ference faite  a  la  Schola  Gantorum  le 
13  juin  1903)  —  TSG  9,  Nr.  8. 

IieBmann,  Otto.  Hermann  Zumpe  y  — 
AMZ  30,  Nr.  37  imit  Portrat). 

»Dalibor.«      Oper  in  3  Akten  von 

Josef  Wenzig.  Deutsche  Buhnenbear- 
beitimg  von  Max  Kalbeck,  Musik  von 
Friednch  S  met  an  a.  L  Aufftihrung  in 
Berlin  im  Theater  des  Westens  am  12. 
September  1903  —  AMZ  30,  Nr.  38. 

Lindau,  Paul.  Ein  Brief  von  Henriette 
Sonntag  —  BW  5,  Nr.  22f. 

Line  w  a,  Eug.  J.  N.  Mel  gun  off  als  No- 
wator  -  Forscher  des  russischen  Volks- 
liedes  —  RMG  1903,  Nr.  23. 

Lipaefif,  I  wan.  Orchester-Musiker.  Ge- 
schichtliche  Notizen  fiber  deren  Lage  in 
RuBland  —  BMG  1903,  Nr.  6ff. 

Lode,  Arm  and.  Deux  chansons  sur  Ra- 
baut  de  Saint-Etienne  —  Revolution 
Franchise,  14.  Juni  1903. 

I-opea-Chavarrl,  Ed.  Un  motif  du  Nibe- 
lung  dans  la  TStralogie  de  Wagner  — 
GM  49,  Nr.  36/37. 

Lorenz,  M.  Henri  Purcell,  der  8hg- 
lische  Orpheus.  Eine  musikgesehichtliche 
Skizze  —  NZfM  70,  Nr.  35/36. 

Louis,  R.  Musik-Literatur  —  Das  lite- 
rarische  Echo  5,  Nr.  23. 

liunn,  Charles.  Silent  vocal  practice  — 
Mc  8,  Nr.  11. 

Ij^pke,  F.  W.  Die  Metra  der  Melodien 
im  Gesangbuch  fiir  Pommern  —  Si  28, 
Nr.9f. 

L&pke,  G.  v.  Hugo  Wolf's  Moricke- 
Lieder  —  NMZ  24,  Nr.  20. 

I*u«*tig,  J.     Die  XXXIX.  Tonkiinstler- 


Versammlung  des  AUgemeinenDeutschen 
Musikvereins  in  Basel  1903  —  BW  5, 
Nr.  21. 

M.,  A.  La  reforme  de  M.  Chaumie  — 
MM  16,  Nr.  16. 

Mort   de   Gustave   Larroumet   — 

ibid. 

M„  F.  J.  Sir  George  Grove  —  Mc  8, 
Nr.  11. 

Mack,  K.  Zur  Konstruktion  der  Mach- 
schen  Wellenma8chine  —  Zeitschrift  fiir 
den  Physikalischen  und  Chemischen 
Unterricht  (Berlin,  Julius  Springer)  16, 
Nr.  5. 

Maclean,  Charles.  The  country  of  Ber- 
lioz —  MT,  Nr.  727. 

Maklezky,  N.  Sseroff  (1863—1903)  und 
seine  Oper  » Judith  <  —  RMG  1903, 
Nr.  19. 

Mangeot,  A.  Lea  fetes  du  Centenaire  de 
Berlioz.  (Simples  reflexions ;  Inaugura- 
tion de  la  statue;  le  concours  de  musique; 
le  banquet;  le  festival  Berlioz;  a  la  Cote- 
Saint- AndriS;  ode  a  Berlioz  deM.  Saint- 
Saens;  le  discours  de  M.  Beyer)  — 
MM  15,  Nr.  16. 

Maeaelon,  B.    Des  concerts  de  brasserie 

—  CM  6,  Nr.  18ff. 

MaBlow,  A.  Dem  Andenken  J.  N.  Mel- 
gunoffs  (1843—1893)  —  RMG  1903, 
Nr.  11. 

Mc  Naught,  W.  G.  The  Royal  National 
Eisteddfod.  The  impressions  of  an  ad- 
judicator —  MT,  Nr.  727. 

Meier*  L.  E.  Zur  Rutz'schen  Eunst- 
gesangsreform  —  NZfM  70,  Nr.  36/36. 

Mello,  Alfred.  Franz  Schubert's  Kla- 
viersonaten  —  NMZ  24,  Nr.  21. 

Men  des,  Catulle.  Hector  Berlioz  — 
Courrier  Musical  (Paris),  15.  Mai  1903. 

Mere,  Charles.  La  gaite  franchise  et  la 
chanson  —  Revue  des  Poetes  (Paris), 
10.  Mai  1903. 

Mey,  Curt.  Minne-  und  Meistersinger- 
Melodien  —  Mk  2,  Nr.  24. 

Muirhead,  Annie  C.  Summer  band  con- 
certs —  The  Musical  World  (Boston, 
Arthur  P.  Schmidt),  August  1903. 

Muller,  Herm.  (Paderborn).  ZurGeschichte 
des  deutschen  Eirchengesangs  [in  Bonn 
am  Ende  des  18.  Jahrhunderts]  —  Wis- 
sensohaftliche  Beilage  zur  Germania  (Ber- 
lin), 1903,  Nr..36. 

Mtinzer.    G.     Ubungen    im    Musikhoren 

—  KW  16,  Nr.  19  ff. 

N.,  A.    Adolf  Leuenbergerf  —  SMZ 

43,  Nr.  25. 
Nef,  Karl.      Die   Schicksale    der  Werke 

Joh.  Seb.  Bach's  —  SMZ  43,  Nr.  25 ff. 
Nemeroweky,  A.  Weshalb  sind  die  Kon- 

zert  -  Programme   der  Pianisten   immer 

gleicher  Art?  —  RMG  1903,  Xr.  17. 
Nf.    Johann  Hermann   Schein  —  SMZ 


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48 


Zeitschrifbenschau. 


48,  Nr.  26  [Kritik  dee  ersten  Bandes  der  ' 

neuen  Gesamt-Ausgabe]. 
Newman,  Ernest.     Strauss  and  Eljrar 

in  London  —  Spea  Revue,  13.  Juni  1903. 
Noel,  Henri.    Influence  de  la  musique  sur ' 

rhommo  et  les   animaux   —  Revue  du  • 

Midi  (Nimes,  rue  de  la  Madelaine  21)  17, ' 

Nr.  St 
Ocha,  Traugott.    IV.  Internationales  Mu- 1 

sikfest  in  Pyrraont  am  27.  und  28.  Juni 

1903  —  SH  43,  Nr.36. 
Ott,   Karl.     Der   Entwicklungsgang    der 

mittelalterliohen  Choralmelodie  —  GR  2, 

Nr.  9.     ., 
P.,  W.     Uber  den  jetzigen  Zustand  des 

Kirchengesanges  im  Kiewo-Petschersk- 

Kloster  —  RMG  1903,  Nr.  27. 
Pagenateeher,  Karl.     Die  Wiesbadener 

Festspiele  1903  —  BW  6,  Nr.  18  [Neu- 

EinstudierungenvonOberon,WeifieDame, 

Afrikanerin,  Armidal. 
Pearoe,  Charles  W.    The  revised  edition 

of  professor Prout's  >  Harmony;  itsTheory 

and  Practise*  —  MMR,  Nr.  393. 
Pollak,  Jos.    Siehe  oben  unter  Ezner. 
Prlsse  d'Avennes,  E.    La  musique  egyp- 

tienne  —  Cosmos  (Paris)  16.  Mai  1903. 
Prochazka,  Rud.,  Preih.  v.    Der  Leipziger 

Riedel-Verein  in  Prag  —  NMZ24,Nr.  21. 
Prod'homme,   J.  -  G.      Minna   Planer. 

Premiere  femme  de  Richard  Wagner 

—  WCR  2,  Nr.  32. 

Pudor,  Heinrich.  DieKunst  der  musika- 
lischen  Phrasierung  —  SH  43,  Nr.  38. 

Winke  fur  Auswendigspielen  —  NMP 

12,  Nr.  16. 

Puttmann,  Max.  Johann  Pachelbel. 
Ein  Gedenkblatt  zu  seinem  250.  Geburts- 
tag  -  NMZ  24,  Nr.  21. 

Johann  Christoph  Bach.    Zu  seinem 

20Qjahrigen  Todestage  —  Bf HK  7,  Nr.  9. 

Quix,  F.  H.  Bestimmung  der  Gehor- 
scharfe  auf  physikalischer  Grundlage  — 
Zeitschrift  riir  Ohrenheilkunde  (Wies- 
baden, J.  P.  Bergmann),  Juli  1903. 

R.,  E.  t)l)er  Pius  X,  und  die  Musik  — 
BfHK  7,  Nr.  9. 

Rabich,  Ernst.  Heinrich  von  Herzogen- 
berg  —  BfHK  7,  Nr.  9  [mit  Portrat]. 

Reineoke,  Carl.  Die  Meister  der  Ton- 
kunst  in  ihrem  Verhaltnis  zur  Kinder- 
welt  —  Deutsche  Revue  (Stuttgart, 
Deutsche  Verlagsanstalt),  September  1903. 

Reufl,  Eduard.  tvber  die  Chopin-Studien 
von  Leopold  Godowsky  —  NMP  12, 
Nr.l6f. 

[Reyerl.    Discours  de  M.  Ernest  Reyer 

—  GM  49,  Nr.  34/35  [Wortlaut  der  von 
Reyer  verfaBten  und  von  Jullien  bei 
der  Einweihung  des  Berlioz-Denkmals 
in  Grenoble  gehaltenen  Rede]. 

Rinne,  Wilhelm.    Daniel  Gottlob  Turk 

—  Mk  2,  Nr.  23, 


Roetowaew,  Ph.  v.    Zwei  neue  Wellen- 

maschinen  —  Zeitschrift  fur  den  Phjrsi- 

kalischen    und    Chemischen    Unterncht 

(Berlin,  Julius  Springer)  16,  Nr.  6. 
Einige  Vorlesungsversuche    (Schwin- 

gungsdauer  des  Pendels,   Reflexion  des 

Schalles)  —  ibid. 
Runciman,  John  F.    A  proposed  »Open- 

Air«  treatment  for  composers  —  WCR  2, 

Nr.32. 
Saint-SaSns,  C.    Poesie  pour  le  centenaire 

d'Hector  Berlioz  —  GM  49,  Nr.34/36. 
Discours  de  M.  Saint-Saens  lu  par 

M.  1.  maitre  de  la  Cote-Saint-Andre*  — 

ibid.,  Nr.  36/37. 
Samazeuilh,  Gustave.    Die  AuffUhrungen 

in  Beaers  —  S  61,  Nr.  43. 
Schledermair,  Ludwig.  Alfred  Bru n  e  a  u 

als  Dramatiker  —  Mk  2,  Nr.  22. 
Schillings,  Max.    Hermann  Zumpef  — 

DieWoche  (Berlin,  August  Scherl)  1903 

Nr.37. 
Schloe8eer,  Ad.    Der  deutsche  Musiker  in 

London  —  S  61,  Nr.  44. 
Sohmid,    Otto.       Altsachsische    Armee- 

Marsche  —  Mk  2,  Nr.  22. 
Sohmidkunz,  H.    Musikschulen  —  BfHK 

7,  Nr.  9. 
Sohonberger,  M.     Gothe's  Lieder  mit 

Musik  von  J.  F.  Reichardt  —  Inter- 
nationale Literatur-   und  Musikberichte 

(Berlin)  10,  Nr.  18. 
Sehorr-Zaohary,    Jean.     Die  Musik   in 

Rumanien  —  Mk  2,  Nr.  22. 
Segnitz,  Eugen.   Yon  den  Richard  Wag- 

ner-Festspielen  in  Munchen —  KL  26, 

Nr.18. 
SeidJ,  Arthur.  Ein  Tonkiinstlerfest  —  Der 

Tttrmer  (Stuttgart,  Greiner  &  Pfeiffer)  6, 

Nr.  11  [VerBammlung  des  Allgemeinen 

Deutschen  Musikverems  in  Basel]. 
Die  Munchner  W  a  gn  e  r-Auffuhrungen 

NMP  12,  Nr.  17  f. 
Simonetti,  Neno.    La  poesia  dell'  Infinite 

nel  linguagffio  musicale  —  La  Rivista 

Teatrale  Italiana  (Neapel,  Vico  Corrieri 

a  S.  Brigida),  August  1903. 
Simonneau,    Jean.      Chanson   populaire 

du  Bas-Poitou  —  Tradition  (Paris),  Marz 

1903. 
Slncero,  Dino.    Organo  —  SC5,  Nr.  2/3. 
Siory,    A.    de.     Les    representations    du 

Theatre  des  Arenes  a  Beziers  —  MM  16, 

Nr.  16. 
Smolian,  Arthur.   » Parsifal e  in  New.-Tork 

—  NMP  12,  Nr.  17. 

Hermann  Zumpef  —  ibid.,  Nr.18. 

Solenierer  E.    de.      Les   representations 

wagnSriennes  a  Munich  —  MM  16,  Nr.16. 
SSmmern,  H.    Zum  Facit  des  Frankfurter 

Gesanffwettstreites  —  SH  43,  Nr.  36f. 
Bo  e  ,  Albert-Emile.      Musiciens  francais 

contemporain8  —  La  Renaissance  Latine 
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Buchhandler-Kataloge. 


49 


(Paris,  26  rue  Boissy  d'Anglat),  16.  Au* 

gust  1903. 
Roubles,    Albert.     La   musique   dans  la 

Grande-Bretagne  —  GSuvre  d'Art  Inter 

nationals  20.  Mai  1903. 
8seroff,  A.  S.     Unveroffentlichte   Briefe 

an  Wl.  Stassoff  (1843—1844)  —  BMG 

1903,  Nr.21ff. 
Stephani,   Hermann.     >Euryanthe«   (ein 

dramaturgischer  Vorschlag)    —    Mk    2, 

Nr.24. 
Bternfeld,  Richard.     Musikalische  Zitate 

and  Selbstzitate  —  Mk  2,  Nr.  24. 
Btener,  Max.    Rosine  Stoltz  —  Mk  2, 

Nr.23. 
Storok,   Karl.      Mttonerchorgesang    and 

Musikpflege  —  Der  Tanner  (Stuttgart, 

Greiner  &  Pfeiffer)  6,  Nr.  10. 

S'angerwettstreite  —  ibid. 

Wie  ist  Richard  Wagner  vom  deut- 

schen  Volke  zu  feiern?  —  ibid.,  Nr.  11, 

E.T. A. Hoffmann  als  Musikschrift- 

eteller  —  ibid.,  Nr.  12. 

Taylor,  Baynton.  Solo  instruments  for 
amateurs  —  MO,  Nr.  312. 

Teibler,  Hermann.  DieWagnerfestspiele 
im  Prinzregenten-Theater  zu  Munchen 
-  MWB34,  Nr.37. 

Thomas,  Fannie  Edgar.  The  other  side 
of  music  study  at  raris  —  The  Musical 
World  (Boston,  Arthur  P.  Schmidt),  Au- 
gust 1903. 


;  Tieraot*  JuUen.    Le  oentenaifa  de  Ber- 
I     lioz  a  Grenoble  —  M,  Nr.  3778. 

Conference  faite  aux  fetes  du  cente- 

naire  de  Berlioz  a  Grenoble  le  17  aout 
1903  par  J.  Tiersot  —  ibid. 

Le  oentenaire  de  Berlioz  a  la  Oote- 

Saint-Andre  —  ibid.,  Nr.  8779. 

Turpin,  E.  H.  The  Royal  College  of  Or- 
ganists —  MMR,  Nr.  3*8. 

Udine,  Jean  d\  Le  festival  Vaudois  — 
CM  6,  Nr.  17. 

Ullmann,  Josef.  Uber  Pflege  and  In- 
standhaltung  vonOrgelwerken  —  ZOH 1, 
Nr.3. 

Vanoaa,  Max.  Zur  Geachiohte  der  Pro- 
grammmu8ik  —  Mk  2.  Nr.  28. 

Vivell,  Colestin.  Les  vrais  melodies  frr6- 
goriennes  par  A.  De  chevrons  —  Git2, 
Nr.  9  [Kritik]. 

W-w§»  O.  Arensky's  Oper  »Ein  Traum 
an  der  Wolga«  —  RMG  1903,  Nr.  21. 

Liszt  in   seinen  Briefen   art  Gille 

—  ibid.,  Nr.  36. 

Wagner,  J.  Die  Stelhmg  der  Mtfsik  in 
der  Kirch*.  Festrede  bei  Gelegenheit 
des  26jahrigen  Jubelfestes  dee  Oiicilien- 
Bezirksvereins  am  4.  Juni  1903  —  GBo 
20,  Nr.  8. 

Wirtb,  Moritz.  Ernst  v.  Poseart  und 
die  Matthaus-Passion  —  M  WB  34,  Nr.  36f. 


Buohkandler-Kataloge. 


Breitkopf  &  Hartel,  Leipzig.  —  Musi- 
kalischer  Monats-Bericht,  Juni — Septem- 
ber 1903,  Nr.  6-9.    19  S.  12o. 

Liepmannasohn,  Leo.  Berlin,  Bermbur- 
gerstraBe  14.  —  Katalog  153.  Musik- 
literatur  nebst  einer  Abteilung  von  alte- 
ren,  seltsamen  Buchern  und  Musikatien. 
Darunter  P.  Aron,  Lucidario;  Oerone, 
B  Melopeo;  Coeklaeus,  Tetrachordum ; 
Galilei,  Pronimo;  P.  Gerhard,  Geistliche 
Andachten;  Hofhaimer,  Harmoniae; 
Born,  Geistliche  Harmonien;  Lorenie, 
El  Porque;  Motetti  de  la  corona  1614; 
Sancta  Maria,  Libro  llamado  Arte  etc. ; 
Thesaurus  musicus  1564;  Coussemaker, 
viele  Werke ;  Wagneriana  u.  v.  a. 


Sehmidt,  C.  ¥,  Heilbnwm  a.  N.  —  Ka- 
tak>g  Nr.  311.  Biicber  iiber  Musik. 
[  Ahere  settene  Werke  und  groiiere  Werke 
in  neuen  Awgaben,  Partituren  von  Opera, 
Kirchenmusik  und  Chorwerketi.)  62  a.  8«. 
—  Kataloe  Nr.  312.  Musikalien-Ver- 
zeichnit.  (Musik  fur  kleines  und  groBes 
Orchester.  Orchester- Werke  in  kleiner 
Besetzung  mit  Pianoforte  und  Harmo- 
nium. Musik  fur  Streich-Quintett-Or- 
chester.  Altere  zum  Teil  vergriffene  und 
seltene  Orchester- Werke.)  126  S.  8».  — 
Mitteilungen  von  C.  F.  Schmidt,  Nr.  9. 
Oktober  1903.    16  S.  Lex. 


Z.iLI.    V. 


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50  Mitteilungen  der  » International  en  MusikgesellschafU. 

Mitteilungen  der  „Internationalen  MuBikgeseUsohaft". 


Nene  Mitglieder. 


Donaldson,  George.  4  Queen  Anne  Street, 

Portland  Place,  London,  W. 
Meinecke,  Dr.  Ludwig.  Wiesbaden,  Hell- 

mundstraBe  12. 
Munk,  Fritz,  cand.  phil.    Charlottenburg, 

Kant  StraBe  94. 


Nodermann,  Dr.  Preben.    Malmo. 
Baasow,  Fraulein  Gertrud.  Leipzig,  Insel- 

straBe  25  1 1. 
Wodehouse,  Mrs.   Edmund.    56  Chester 

Square,  London,  S.W. 


Anderungen  der  Mitglieder-Liste. 

Behrens,  Carl,  Bedakteur,   Kopenhagen  I  Graff ,   Theodor  in* Berlin  jetzt    W.   50. 
jetzt  Odensegate  20.  |     AugsburgerstraBe  14/15  pp.  r. 


Zura  internationalen  Mnsikkongrefi. 

Neben  unserer  im  vorigen  Hefte  veroffentlichten  Erklarung  uber  den  Bticktritt 
des  Herrn  Grafen  von  Hochberg  und  dem  meinen  von  der  Leitung  des  Musikkongresses 
ist  denjenigen,  welche  sich  zur  Teilnahme  am  KongreB  gemeldet  hatten,  folgende  Er- 
klarung von  anderer  Seite  zugegangen: 

An  die  P.  T.  angemeldeten  Mitglieder  des  Internationalen  Musikkongresses. 
Die  Unterzeichneten  beehren  sich,  Ihnen  zur  Kenntnis  zu  bringen,  daB  sie 
angesichts  der  groBen  Schwierigkeiten,  welche  die  Organisation 
des  Internationalen  Musikkongresses  darbietet  und  in  Anbetracht  der 
ungehinderten  Ausgestaltung  der  Denkmalsfeierlichkeiten  beschlossen  haben,  den 
Vorsitz  des  Internationalen  Musikkongresses  niederzulegen. 

Allen  denjenigen,  welche  bemuht  waren,  bei  den  umfangreichen  Vorarbeiten 
helfend  einzugreifen,  und  welche  fur  dieselben  ihre  Kraft  undZeit  geopfert  haben, 
sprechen  die  unterzeichneten  hierdurch  ihren  verbindlichsten  Dank  aus. 

Graf  Bolko  von  Hochberg,  Excellenz, 
erster  Vorsitzender. 
Professor  Dr.  Oscar  Fleischer, 
zweiter  Vorsitzender. 
Auf  Obiges  bezugnehmend,  gestattet  sich  das  unterzeichnete  Komitee,  die  Mit- 
teilung  zu  machen,   daB    ihm   nach   dieser  Erklarung   der   Herren  Graf 
Bolko  v.  Hochberg  und  Professor  Dr.  Oscar  Fleischer  keine  andere  Wahl 
bleibt,  ah  den  MusikkongreB  fallen  zu  lassen. 

Die  Feste  der  Denkmalsweihe  werden  durch  diesen  Ausfall  des  Musikkongresses 
in  keiner  Weise  beeintrachtigt ,  werden  vielmehr  in  der  vom  Komitee  geplanten 
Weise  vor  sich  gehen. 

Hochachtungsvoll  und  ergebenst 

Das  Vereinigte  Denkmal-  und  Festkomitee 

L.  Leichner, 

Erster  Vorsitzender. 

Von  dieser  Erklarung  hat  nach  Form  und  Inhalt  weder  Seine  Excellenz  Graf 
von  Hochberg  noch  ich  vorher  Kenntnis  gehabt,  wir  wiirden  sie,  weil  sie  in  direktem 
Widerspruch  mit  den  Tatsachen  steht,  auch  niemals  zu  verbffentlichen  gestattet  haben. 
Es  liegt  vielmehr  ein  MiBbrauch  unser  beider  Namen  vor.  Oskar  Fleischer. 


JLusgegeben  Aufang  Oktober  1908. 


Fiir  die  Redaktion  verantwortllch :  Professor  Dr.  OskarFleisnher,  Berlin  WM  Motzstr.  17 

MitverantwortUch :  Dr.  Ernst  Euting  und  Dr.  Albert  Mayer-Reinach  in  Berlin. 

Druck  and  Verlag  von  Breitkopf  &  Hartel  In  Leipzig,  Nurnberger  Strafie  36. 


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ZEITSCHRIFT 


Tf.r  NEW  YOliK 

r  li  TJ  LIC  LIBRARY 


A«TT)«,    LENOX 
Tl».-V  fc  FOUNDATIONS. 


DEB 


INTERNATIONALEN  MUSIKGESELLSCHAFT. 

Heft  2. 


Fttnfter  Jahrgang. 


1903. 


£ncheint  monatlich.    Fur  Mitglieder  der  Internatdonalen  Musikgesellschaft  kostenfrei, 
far  Nichtmitglieder  10  Jf.  Anzeigen  26  Sp  fur  die  2  gespaltene  Petdtzeile.  Beilagen  16  Jf. 


y*sc 


U^Wrtr 


Zu  Schubert's  G-dur-Messe. 


Die  Gesamtausgabe  von  Schubert's  "Werken,  vortrefflich  in  ihrer  An- 
lage,  Durchfiihrung,  Ubersichtlichkeit  und  Ausstattung,  ist  im  einzelnen 
nicht  ganz  frei  von  kleinen  Fehlern  geblieben,  die  nicht  immer  den  Heraus- 
gebern,  am  wenigsten  den  Stechern  zur  Last  fallen,  die  aber  trotz  ihrer 
Kleinheit  praktisch  unangenehme  Folgen  haben  konnen,  wenn  sie  nicht 
notiert  werden.  Da  sich  vielen  Schubertischen  Chorwerken  jetzt  endhch 
die  Aufmerksamkeit  der  Dirigenten  und  des  Publikums,  die  ihnen  so 
lange  schmahlich  entzogen  war,  zuzuwenden  beginnt,  so  sei  hier  auf  einige 
Stellen  der  so  iiberaus  liebenswiirdigen  G-dur-Messe  hingewiesen,  an  denen 
ein  AnstoS  gerechtfertigt  erscheint. 

Die  letzten  drei  Takte  des  Credo  lauten  in  den  Singstimmen : 


m 


«t 


s 


-&~ 


men 


m 


m 


fcl 


-&- 


Von  diesen  drei  Takten  enthalt  der  erste  eine  Parallele  zwischen 
Sopran  und  Tenor,  wie  sie  fiir  Schubert  unerhort  ist.  Nicht  als  ob  er 
sich  pedantisch  an  veraltete  Regeln  geklammert  oder  angstlich  alle  kleinen 
grammatikalen  Inkorrektheiten  vermieden  hatte;  aber  er  gestattete  sich 
Freiheiten  nur  da,  wo  sie  Sinn  hatten  und  wo  sie  klanglich  oder 

Z.  d.  I.  M.  V.  'igitged  by ' 


52 


Friedrich  Spiro,  Zu  Schubert's  G-dur-Messe. 


motiviert  waren.  Davon  ist  hier  keine  Rede;  der  ganze  Satz  ist  in  seiner 
bewundernswiirdigen  Einfachheit  mit  seinen  elementaren  Chorharmonien 
und  seinem  figurierten  OrchesterbaB  so  streng  gefuhrt,  daB  jene  Oktavert- 
parallele  in  den  Singstimmen ,  noch  dazu  an  dem  so  sehr  exponierten 
Schlusse,  geradezu  Schubert's  Unwillen  erregt  hatte  —  wenn  er  sie  be- 
merkt  hatte.  Wohl  aber  konnte  ihm  bei  der  Unmasse  seiner  Arbeit  zu- 
weilen  ein  Schreibfehler  mit  unterlaufen;  ist  doch  diese  ganze  Messe,  mit 
all  ihrem  Reichtum  auch  an  Details,  in  fiinf  Tagen  komponiert,  instru- 
mentiert  und  niedergeschrieben.  Natiirlich  soil  die  monumentale  Partitur- 
ausgabe  ein  getreues  Abbild  des  Manuskriptes  bieten;  fiir  die  Auf- 
fuhrungen  aber  ist  nicht  der  Buchstabe,  sondern  die  Intention  des  Meisters 
maBgebend,  sofern  sich  diese  mit  einiger  Wahrscheinlichkeit  herstellen 
laBt.  Das  ist  hier  nicht  schwer:  die  erste  Note  im  Tenor  muB  a  (statt 
fis)  heiBen: 


-st- 


men 


a 


men. 


>=TO-j_^i 


m^ 


m 


Beilaufig:  beim  passus  dieses  selben  Oecto-Satzes  muB  in  alien  Chor- 
und  Orchesterstimmen  das  piano-Zeichen  eingetragen  werden,  nicht  nur 
wegen  des  Wortsinnes  und  des  musikalischen  Charakters  der  Stelle, 
sondern  auch  wegen  Schubert's  konsequentem ,  in  alien  sechs  Messen 
durchgefuhrten  Brauch,  den  er  hier  zudem  durch  ein  deutliches  Zeichen 
betatigt  hat.  Am  Schlusse  dieser  Periode  namlich,  bei  dem  est  des  Chores 
nach  sepultuSj  steht  das  /arfe-Zeichen  im  Orchester;  dies  hatte,  da  seit  dem 
Crucifixus  alles  forte  geht,  keinen  Sinn,  wenn  nicht  inzwischen  eine  andere 
Nuance  eingetreten  ware.   So  ergibt  sich  von  selbst  das  piano  des  passus. 

Etwas  schwieriger  scheint  der  SchluB  des  Gloria.  Hier  ist  in  den 
letzten  drei  Gesangtakten: 


£ 


-*!_*. 


* 


mmm 


0 


%=?- 


-V— V- 


*£ 


£e£ 


_#_. 


V — V—+- 


-}/—]/■ 


E-llS 


=t 


3= 


mi 


m& 


cum  sanc-to    spi  -  ri  -tu    in    glo  -ri-a     De-i      pa-  tris,  A  -men. 


ggljgE^gggEgg 


rjSzrSr 


* 


ntt 


i    i   r 


3S3 


*= 


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Friedrich  Spiro,  Zu  Schubert's  G-dur-Messe. 


53 


das  hartnackige  Festhalten  der  drei  Unterstimmen  an  der  Tonika  auf- 
fallend.  Drei  gegen  Einen,  noch  dazu  drei  so  kraftige  Lagen  gegen  den 
in  dieser  Tiefe  ohne  Stutze  ganz  ohnmachtigen  Sopran,  das  sieht  Schubert's 
harmonischer  Natur  wahrlich  nicht  ahnlich;  und  vollends  unmoglich  ist 
die  offene  Quarte  auf  der  zweiten  Silbe  des  Wortes  Dei.  Man  wende 
nicht  ein.  daB  ja  Orchester  und  Orgel  fiir  Komplettierung  des  Akkordes 
sorgen;  in  diesem  ganzen  Werke  steht  der  Chor  auf  eignen  FuBen,  so 
daB  er  das  Orchester  zwar  annimmt,  aber  nirgends  seiner  bedarf ;  alles 
bis  auf  die  Soli-Partien  und  einige  Orgelpunkte  konnte  a  cappella  gesungen 
werden.  Wohl  aber  gibt  das  Orchester  einen  Anhalt  dafiir,  wie  Schubert 
sich  den  Klang  der  Stelle  gedacht  hat,  und  wie  demgemaB  der  Schaden 
zu  heilen  ist.  Betrachtet  man  die  beiden  Geigenstimmen  genau  und  er- 
wagt  man  im  Hinblick  auf  die  beiden  vorangehenden  Takte  cum  sancto 
spiritu  in  gloria,  daB  die  Forcierung  der  Tonika  offenbar  durch  Alt  und 
BaB,  aber  nur  durch  diese  beiden,  erfolgen  sollte,  so  wird  man  nicht 
zogern,  im  Tenor  den  Schreibfehler  des  eilenden  Komponisten  zu  sehen, 
einen  Fehler,  der  durch  Anderung  von  vier  Noten  entfernt  ist: 


m 


J u 


i=MHHE£ 


*=& 


3E 


P^z 


$ 


* 


'9 *" 


"5^- 


1 


cum  san-cto  spi-ri-tu  in    glo-ri-a     De  -  i     Pa-tris,    A  -  men. 


Auch  im  Agnus  Dei  ist  der  SchluB  entstellt,  zwar  nur  durch  eine 
einzige  Note,  aber  es  ist  eine  wichtige;  jedem  Ohr  wiirde  der  Ton  Ein- 
druck  machen.  Im  drittletzten  Gesangtakt  bleiben  die  Basse  allein  mit 
ihrem 


^ 


do-na   pa-cem 


dessen  letztes  G  plotzlich  die  Fiihlung  mit  dem  c  des  Orchester-  und 
Orgelbasses  verliert,  so  daB  sich  ein  miBtonendcr  Abgrund  zwischen  beiden 
auftut;  naturlich  muB  es 


3E3E 


do-na    pa-cem 


heiBen,  das  ergibt  nicht  nur  der  "Wohlklang,  sondern  mit  volliger  Sicher- 
heit  kann  man  es  aus  den  beiden  Parallelstellen  entnehmen,  dem  jedes- 
maligen  zweiten  Chortakt  nach  dem  ersten  Sopran-  und  dem  BaB-Solo. 

Digitig^i  by  VjOOQ IC 


54  J.-Gr.  Prod'homme,  Une  lettre  in&iite  de  Spontini  &  Lesueur. 

Der  Satz  ist  ja  so  streng  symmetrisch  gebaut,  daB  alle  einzelnen  Glieder 
sich  haarscharf  entsprechen ;  man  konnte  an  eine  gewisse  Unbeholf  enheit 
des  achtzehnjahrigen  Komponisten  glauben,  wenn  er  nicht  langst  zahl- 
reiche  Proben  von  seiner  souveranen  Beherrschung  der  Formen  abgelegt 
hatte,  und  wenn  —  was  die  Hauptsache  ist  —  der  Satz  nicht  gerade 
durch  seinen  primitiv  einfachen  Bau  so  ergreifend  wirkte.  Die  Eile, 
welche  zum  Abschlusse  trieb,  hat  in  alien  drei  Satzen  die  Feder  einen 
Augenblick  irre  gefiihrt;  und  es  sei  nochmals  ausdriicklich  bemerkt,  daB 
nicht  etwa  die  hochverdienten  Yeranstalter  der  schonen  Ausgabe  oder 
gar  Schubert  selbst  korrigiert  werden  soil,  sondern  nur  seine  Feder. 
Rom.  Priedrioh  Spiro. 


XV 


o^      i>A         i     «)il<^*    ^-;*v*^.^*i    <>^    i^irilihi  .^aw,v>  Ativiif  N.3.V-A, 

AI,Un       une  Lettre  inedite  de  Spontini  &  Lesueur. 


Comme  complement  &  l'^tude  fort  documents  que  M.  Wilhelm  Alt- 
mann  a  public  dans  les  Sammelbande  der  IMG-.  de  janvier-mars 
1903  sur  Spontini  a  Berlin,  voici  une  lettre  inedite  adress£e  par  Spontini 
k  Jean-Frangois  Lesueur,  en  1823. 

M.  W.  Altmann  (page  269  de  son  etude)  rappelle  que  Spontini  quitta 
Berlin  le  9  juin  1822  et,  aprfcs  un  sejour  en  Italie,  vint  &  Paris  au  mois 
de  septembre,  puis  rentra  h  Berlin  en  Janvier  1823.  Au  cours  dq  ce  voyage, 
il  retrouva  Lesueur  auquel,  concurrent  heureux,  il  avait  6t6  pr£fer£,  une 
quinzaine  d'anndes  auparavant,  lorsque  le  prix  d^cennal  de  musique, 
fonde  par  Pempereur,  lui  avait  etd  decern^.  L'auteur  des  Bardes  n'en 
avait  sans  doute  pas  tenu  rancune  au  maestro  italien ;  cette  lettre  t&noigne, 
au  contraire,  que  la  plus  grande  cordiality  n'avait  cessd  de  r^gner  entre 
les  deux  compositeurs,  et  que  le  recent  voyage  de  Spontini  &  Paris  n'avait 
fait  que  resserrer  les  liens  d-amitid  qui  les  unissaient. 

©eneral  Sntenbantur  fcer  ftapeffe 

<5r  9ftaje8tat  be$  tontgg  toon  ^rcuSSen 

Berlin  17  Mai  1823  SBertin  ben 182_ 

$er  fftittcr  ©yonttni,  grfter  SapettmeiSter  unb  (Seneratintenbant  ber  fiapctlc 
&  3Raje3tdt  beg  ®5nig3  toon  $reu33en. 

9tn  $erm     Mon  eher  et  excellent  Lesueur. 

Tax  rccu  votre  lettre  tres  aimable  et  tres  lionorable  pour  moi  et  je  me  suis 

empre/se  de  Venvoyer  a  Vinstant  d  S.  A.  R  le  Grand  Due  de  Hefse-Darmstadt, 

ne  sachant  comment  mieux  pouvoir  rrtexprbner,  pour  lui  faire  cormoitre  com" 

bien  vous  avc%  ete  sensible  d   la  marque  de  son  estime  et  de  sa  bienveiUance 

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J.-G.  ProcThomme,  Une  lettre  inedite  de  Spontini  k  Lesueur.  55 

pour  vouf  Je  suis  enchante  X  avoir  pu  saisir  la  premiere  occasion  qui  s'est 
presenter  d  mon  desir  pour  vouf  prouver  la  reciprociU  d'estime  et  Xamitie  que 
vous  nfavex  toujours  Umoignee  et  dont  je  rCai  jamais  doute\  je  rCai  £  autre 
priere  a  vous  faire,  que  de  vouloir  bien  me  la  conserver,  et  vouf  pouvex  en 
toute  swete  compter  toujours  sur  la  mienne.  Les  nouvellef  de  ma  sante  sotit 
pa/sable/;  cellef  de  mes  travaux,  de  ma  place  et  de  mon  tti4atre,  je  laisse  aux 
autres  a  vouf  les  dire,  d  mon  b.  pete  par  exemple  et  Mr  Bujac/  Quant  d  Vaimable 
invitation  que  vouf  me  faites  si  amicalement  de  revenir  me  fixer  d  Paris,  de 
la  maniere  dont  on  gouverne  le  grand  opera,  et  d'aprcx  les  mar  que/  de 
V extreme  bienveillance  que  Von  m'a  temoignS,  surtout  d  mon  dernier  se- 
iour  fugitif  danf  cette  belle  capitate,  fy  retournerai,  lorsque  j'aurai  donne  un 
eternel  adieu  au  grand  opera,  d  ma  carrier -e,  d  la  musique  et  d  toutef  les 
miserabUites  de  ce  Monde!!!  Si  je  quittois  la  Prujse  et  mon  honorable  et 
superbe  situation,  ce  seroit  une  lachete  de  ma  part  et  un  exces  inoui  dCingra- 
titude,  si  ce  ne  seroit,  que  pour  le  seul  motif  de  rendre  d  son  pere  une  fille 
cherie  qui  se  pleurent  tons  les  jours  mutuellement,  et  pour  jouir  moi  meme 
dans  le  sein  d?une  excellente  famiUe  dyun  parfait  repos  pour  le  reste  de  mes 
iours. 

Adieu,  mon  elver  Lesueur,  je  vous  quitte  pour  alter  faire  [une]  repetition 
generate  de  Cortex  que  je  dois  donner  domain ;  [vous  sa]vex  que  je  dirige 
moi-meme  Vorchestre  danf  tons  mes  ouvrages,  ceux  de  Qluck  et  de  Mozart: 
Deux  et  trois  fois  par  semaine,  depuis  mon  retour  id  cette  besogne  mta  occupS! 
Mardi  20  Olimpie  le  23  Nurmahal  le  27  la  V estate  et  le  tout  recom- 
mence ainsi  tous  les  quinxe  jours!  Chaque  representation  est  prdcedde  dHune 
repetition  g&nerale  comme  d  la  lre  reprefentation !  Le  23  avril  dernier  je  donnai 
au  grand  theatre  la  Creation  d' 'Haydn  executee  par  trois  cent  cinquante  per- 
sonnes  environ,  je  la  dirigeai  mowneme  et  je  nyavois  fait  qytune  petite  re- 
petition des  chceurs  et  une  seute  repetition  generate!  I 'execution  fut  prodigieuse !  la 
recette  etoit  a  mon  benefice,  que  j'ai  touf  lef  anf  par  mon  contrat,  et  sanf  alterer  les 
prix  il  nCen  est  resulte,  avec  la  generosite  du  Boi,  plus  de  douxe  mille  francs, 
aj outes  d  mes  33  mille  environ  $ apointemenf !  adieu  encore  cher  Lesueur; 
mille  refpects  d  Madame  et  mille  amities  de  la  part  de  ma  femme. 

Tout  d  vouf  Spontini. 

(Adresse):     A  Monsieur 
Monsieur  Lesueur 

Surintendant  de  la  Musique  du  Roi  de  France 
d  Paris. 

Le  cachet,  conserve  en  partie,  porte  ce  fragment  description :  GENER. . . 
MUSICK  DIRECTION. 

Quelques  6claircissements  sont  n^cessaires  pour  saisir  les  allusions 
contenues  dans  cette  belle  lettre  de  Spontini  k  son  collogue  fran^ais. 
Lesueur  avait  6t&  d£cor6  de  l'ordre  de  Louis  par  le  grand-due  de  Hesse- 
Darmstadt,  le  22  d^cembre  1822;  et  la  lettre  qu'il  avait  adressee  h 
Spontini  pour  etre  transmise  au  prince  contenait,  selon  toute  vraisemblance, 
une  adresse  de  gratitude  pour  la  marque  de  distinction  qui  lui  avait  6t6 
conferee. 

Le  beau-pfcre  de  Spontini  6tsdt  Jean-Baptiste  Erard,  frfere  du  cdlfebre 

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56  J.-G.  Prod'homme,  Trois  Lettres  autographes. 

facteur  de  pianos  S^bastien  Erard.  Celeste  Erard  6tait  devenue  la  femme 
du  compositeur  italien  en  1810  ou  1811.  Elle  est  morte  au  chateau  de 
la  Muette,  propriete  de  la  famille  Erard  k  Paris-Passy,  le  ler  octobre 
1878,  agde  de  quatre-vingt-trois  ans. 

Le  M.  Bujac  dont  il  est  question  doit  etre  le  librettiste  de  VAlcade 
de  la  Vtga,)  op^ra-comique  d'Onslow  jou6  le  10  aofit  1824,  public  en  1825. 
II  n'existe  pas  d'autre  trace  de  lui,  h  ma  connaissance, 

Paris.  J.-G.  Prod'homme. 


Trois  Lettres  autographes. 


Les  manuscrits  originaux  des  trois  lettres  suivantes  appartiennent  a  la 
bibliotheque  de  Grenoble  et  proviennent  de  la  collection  du  Dr.  Marjolin, 
qui  v£cut  longtemps  a  Paris  et  a  legu6  a  ce  depot  public  une  collection 
d'autographes  dont  un  grand  nombre  lui  etaient  adresees.  La  premiere 
cependant,  de  Josephine  Vieuxtemps,  a  pour  destinataire  un  M.  L6on  (?); 
elle  est  ecrite  sur  quatre  pages  pleines  d'une  ecriture  fine  et  serr£e,  de 
caractere  germanique.  La  femme  de  Vieuxtemps  y  narre  avec  bonne  humeur 
des  incidents  du  voyage  qu'elle  fit  en  1855-56,  en  compagnie  de  son  mari, 
dans  le  midi  de  la  France. 

(Josephine  Eder,  nee  a  Vienne  le  15  d^cembre  1815,  epousa  Vieux- 
temps en  1844.  Jouant  du  piano  avec  distinction,  elle  l'accompagna  dans 
see  nombreuses  tourn^es  en  province  et  a  l^tranger.  Elle  mourut  &  Saint- 
Cloud  le  20  juin  1868.) 

Les  deux  billets,  de  Scribe  et  de  Leon  Pillet,  adresses  au  Dr.  Marjolin, 
se  rapportent:  Tun  a  la  premiere  representation  des  Huguenots  (29  fSvrier 
1836)  et  lui  est  anterieur  de  quelques  jours;  r  autre,  a  Tune  des  premieres 
representations  qui  eurent  lieu  a  l'Opera  sous  la  direction  de  Leon  Pillet 
(lerjuin  1841-1847:  le  Freischiitz,  la  Behie  de  Chyprc,  Charles  VI,  Lucie  de 
Lammermoor,  etc.). 

Valence  l«r  Janvier  1856. 
Mon  cher  Mr  Leon! 
Depuis  que  ce  n'est  plus  la  mode,  j'ai  une  vraie  passion  pour  souhaiter  la  nouvelle 
anhee  a  mes  amis;  ajoutez  cela  a  une  journee  a  pluie  battante  et  pas  une  ame  de 
connaissance  et  vous  comprendrez  que  vous  tombiez  une  des  premieres  victimes  du 
ler  Janvier.  Depuis  l'annee  passee  ou  je  vous  ai  vu  pour  la  derniere  fois  et  ou  vous 
nous  aviez  choisis  pour  victimes  en  nous  donnant  une  lettre  pour  S*-  Arod,  nous 
n'avons  cesses  de  donner  des  Concerts,  concert  petits  et  Concerts  grands  Concerts 
maigres  Concerts  gras,  Concerts  longs  Concerts  courts,  tout  y  a  passe,  10  fois  les 
murailles  de  l'ancienne  ville  de  Lyon  (pas  des  Lions;  se  sont  couvertes  de  nos  affiches, 
Lyonnais  pour  nous  rendre  la  politesse  nous  ont  couverts  d'applaudissements ;  tousles 
Echos  de  l'Alentour  ont  resonnes  des  promesses  de  Belloni l)  et  pas  un  village  faisant 
parade  d'un  maire  n'a  echappe"  a  son  oeil  investigates  et  scrutateur  dans  la  recherche 

1)  Belloni,  impresario  qui  fut  longtemps  secretaire  de  Liszt. 

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J.-G.  Prod'homme,  Trois  Lettres  autographes.  57 

d'tm  bon  convert;  eh  bien  malgre*  cela  je  dis,  »H  n'y  a  pas  de  couvertsU  la  mode  en 
est  passe,  et  la  malheureux  artiste,  qui  traque  son  public  a  travers  la  France  et  qui 
de  son  cote"  est  traque"  par  le  feroce  bureau  de  bienfaisance,  qui  veut  le  mettre  a 
toute  force  sur  la  paille,  ferait  bien  d'apprendre  comme  les  rois  et  empereurs  un 
petit  metier  a  cote*  de  son  art  de  gouverner  son  pays  on  son  instrument  pour  avoir 
un  >en  cas  de  faim. 

Oui  apres  avoir  paye  aux  pauvres  1200  francs  de  droits  il  a  fallu  encore  s'executer 
et  dormer  un  Concert  pour  les  Sourds-Muets  devant  un  public  qui  ne  valait  guere 
mieux.  Enfin  nous  allons  a  la  recherche  des  Climats  plus  chauds,  pour  pouvoir  mieux 
jouir  du  >Flaisir  de  voyager*.  Que  fait-on  a  Paris,  est-ce  vrai  que  depuis  la  recon- 
ciliation avec  Tillustre  Italien  TOpera  Italien  est  dans  un  etat  florissant:  il  reverdit1), 

comme  au  mois  de  mai,  mais  au  lieu  de  roses  c'est  vous  qui  poussez 

a  la  roue?  Cancans  de  province  n'est-ce  pas  qu'on  se  rouille  vitte  hors  de  Paris;  aussi  ne 
voyons-nous  depuis  notre  depart  qu'un  point  lumineux  c'est  le  retour.  J'auraia  bien  voulu 
vous  dire  que  c'e*tait  en  grande  partie,  pour  vous  retrouver  et  passer  avec  vous  et 
Marie  de  ces  bonnes  heures  de  causeries  intimes  auquel  votre  gracieux  esprit  donne 
tant  de  charmes,  mais  vous  ne  me  croiriez  pas  parceque  vous  vous  etes  fait  traduire 
en  Italien  ce  qui  fait  que  vous  etes  quelquefois  incomprehensible  pour  vos  amis,  et 
que  vous  meriteriez  d'etre  traduit  devant  le  tribunal  pour  trahizon  de  la  patrie  de  ce 
fait.    En   attendant   veuillez   envoyer   les   lettres   qui   vous   viendront  pour  nous,  a 

Marseille, 

Hotel  de  VUnivers. 


Vous  voyez  que  n'ose  pas  meme  emettre  l'idee  que  vous  y  ajouteriez  un  petit 
mot,  rien  que  par  esprit  de  contradiction  pour  nous  dire  que  nous  avons  torts,  que 
vous  nous  aimez  toujours  en  depit  du  Dante  d'heureuse  et  de  Mazzini  de  malheureuse 
memoire.  Voulez-vous  bien  dire  mille  choses  aimables  de  notre  part  a  Madame  L£on, 
et  a  la  gentille  Marie,  et  embrasser  ce  futur  diablotin  qui  reunira  sur  sa  tete  tout 
1' esprit  des  deux  freres  qui  en  ont  chacun  pour  quatre.  Si  j'avais  le  temps  je  vous 
raconterais  Tepisode  curieuse  de  deux  pianistes  des  deux  sexes,  qui  ont  ornes  Lyon 
de  leurs  fausses  notes  et  pretentions!  la  premiere:  M1*®  Seliska-Lyon-Boschaerts  Eleve 
dune  eleve  de  Hertz,  arrivant  ici,  nanti  du  fonds  de  magazin  d'un  marchand  de 
musique  en  banqueroute  (tous  morceaux  d'Hertz)  au  nombre  de  quatre-vingt-seize,  que 
son  pfcre  (cordonier!)  a  du  accepter  en  guise  de  paiement,  il  avait  chausse*  la  famille 
du  marchand  de  musique  pendant  deux  ans.  Ayant  cette  musique  sur  les  bras  et 
pour  ne  pas  laisser  perdre  son  capital  sa  fille  a  du  se  faire  artiste  et  Erard  a  du 
expedier  un  piano  neuf  et  Georg  Hainl  a  fait  annoncer  la  Miss  Scie  nouvelle  du 
piano  avec  pompe.  Malheureusement  le  public  du  theatre  apres  avoir  entendu  le 
divin  Concerte  en  Re*  mineur  d'un  certain  H.  Vieuxtemps  n'e'tait  plus  d'humeur  a 
suporter  le  frottement  de  la  violette  de  Hertz  representant  des  Caoutschouks  en  valeur 
commerciale:  on  a  chuchotte*  puis  chutte  puis  le  public  a  fait  prier  instament  M110 
Seliska-Lyon-Boschaerts  eleve  d'une  eleve  de  Hertz  de  ne  plus  reparaitre  en  scene.  — 
Le  second  exemple  Mr  De  Croze  piauiste  legitimiste  a  eu  force  succfcs  legitimistes 
mais  non  legitimes,  c'est  a  dire  qu'il  a  eu  beaucoup  de  vogue  en  arrivant  fleurdelyse 
mais  qu'il  a  eu  Timprudence  comme  jadis  Maitre  Corbeau  de  se  faire  entendre,  et 
tout  etait  dit,  on  a  dormi  a  son  Concert  et  le  peu  d'eleves  que  sa  blague  lui  avait 
valu  se  sont  disperses  tous  I  (apr&s  le  concert,  ce  qui  Ta  oblige  de  quitter  la  ville). 
Malheur  a  moi  voila  une  quatrieme  page  et  je  ne  vous  ai  pas  encore  parte  des  coupe 
gorges  qu'on  apelle  hotels  a  Lyon,  ou  les  souris  vous  empechent  de  dormir  la  mau- 
vaise  cuisine  de  manger  et  Taddition  de  digerer;  mais  aussi  comment  veut-on  bien 
diner  a  Thotel  si  les  cuisinifcres  au  lieu  de  faire  leur  fricot  se  promenent  comme  pre- 
mieres chanteuses  au  grand  Opera,  car  MUe  Paula  1«  forte  cantatrice  est  bien  la  cui- 
siniere  de  Mme  Damoreau,  et  pour  une  cuisini^re  elle  chante  bien,  mais  sa  metho- 
de  sent  toujours  le  graillon.  Comme  cela  les  arts  et  metiers  se  sont  donnas  agreable- 
ment  la  main  cet  hiver  a  Lyon  et  nous  l'avons  abandonn^  a  son  sort  ou  plutot  a  son 


1)  Le  Theatre-Italien  venait  de  reprendre  U  Trovaiore  et  Erncmi  de  Vj 

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Gbogk 


58  Wilh.  Altmann,  Tschaikowsky  als  Beurteiler  anderer  Komponisten. 

chef  d'orchestre  *)  qui  aprete  un  canard '  monstre  poor  son  benefice.  Je  vous  joins 
quelques  petite  articles  du  dernier  concert  ici  et  de  Nancy.  Si  vons  pensez  faunler  un 
mot  pour  vos  amis  nous  vous  en  serons  reconnaissants.  Vous  ne  nous  oublierez  pas 
pres  de  votre  cher  frere  auquel  j'aurais  pu  tout  autant  adresse  ma  lettre  puisque  je 
ne  vous  separe  point  dans  mes  id£es  et  que  c'est  pour  vous  dire  que  je  vous  aime  tons 
deux  et  pour  nous  rapeller  a  vous  tons  deux  que  je  vous  ennuye  de  ces  4  pages,  qui 
(au  moins  consolez  vous),  n'auront  point  de  post  scriptum. 

Josephine  Vieuxtemps. 

*      ♦      * 

KS. 

Voici,  Monsieur,  la  lettre  que  vous  voulez  bien  me  demander  et  je  suis  certain, 
s'il  reste  des  sialics,  que  vous  en  aurez  ....  mais  j'ai  malheureusement  la  crainte  quil 
ny  en  ait  plus.  Meyerbeer  qui  en  demandait  hier  n'a  pu  en  avoir  ni  pour  or  ni  pour 
argent  . .  . .  il  n'y  aurait  que  le  cas  pen  probable  on  il  en  serait  rentr6  et  ou  quelques 
personnes  qui  vont  lundi  au  bal  chez  Rotchild,  auraient  rapporte  leur  coupon. 

Croyez  en  tons  cas,  monsieur  a  mon 

entier  et  bien  sincere  devouement 

E.  Scribe. 

♦   ♦   * 

Academie  Royale  Paris  ce  184... 

de  Musique. 

Je  regrette  beaucoup  de  ne  pouvoir  onVir  a  Monsieur  Marjolin,  que  deux  places 
d'orchestre;  mais  c'est  le  Ministere  qui  a  distribue*  presque  toutes  les  loges. 
Les  dames  sont  admises  a  l'orchestre 

Mes  civilites  respectueuses 
Leon  Pillet. 
Paris.  J.-G.  Prod'homme. 


Tschaikowsky  als  Beurteiler  anderer  Komponisten. 

(Ein  Gedenkblatt  anlaBlich  seines  Todestages  (6.  November  1893). 


In  der  umfangreichen  Biographie  des  weltbekannten  Komponisten 
Peter  Tschaikowsky,  welche  dessen  Bruder  Modest  zum  Verfasser  hat  und 
deren  erster  Band  jetzt  in  einer  deutschen  Ubersetzung  von  Paul  Juon 
vorliegt  (Verlag  von  P.  Jurgenson,  Moskau)  sind  sehr  viele  Briefe 
Tschaikowsky's  enthalten,  die  in  ihrem  Hauptbestandteil  von  groBtem 
literarischen  "Wert  sind.  In  diesen  Briefen,  bei  deren  Niederschrift  er 
wohl  kaum  geahnt  hat,  daB  sie  einst  durch  den  Druck  weiteren  Kreisen 
zuganglich  gemacht  werden  wttrden,  hat  er  sich  oft  in  zwanglosester  Weise 
iiber  andere  Komponisten  ausgesprochen.  Seine  Urteile  sind  so  charak- 
teristisch  fur  seine  eigene  Beurteilung  als  Komponist,  daB  eine  Zusammen- 
stellung  derselben,  wenigstens  soweit  bekanntere  Komponisten  in  Frage 
kommen,  weiteren  Kreisen,  welche  zum  Lesen  der  umfangreichen  Bio- 
graphic nicht  kommen,  wohl  erwiinscht  sein  diirfte. 

1)  Georges  Hainl. 

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Wilh.  Altmann,  Tschaikowsky  als  Beurteiler  anderer  Komponisten.  59 

Zu  den  Lieblingskomponisten  Tschaikowsky's  von  Jugend  auf  gehorten 
Mozart,  dessen  Don  Juan  und  D-moll-Streichquartett  er  vornehmlich 
liebte,  Bellini,  Rossini  und  Glinka.  Wahrend  er  aber  an  den  ersteren 
kaum  etwas  auszusetzen  fand,  legte  er  in  spaterer  Zeit  doch  sein  kriti- 
sches  Messer  an  Glinka.  So  schreibt  er  1878:  » Dieser  Mann,  welcher 
mit  einer  auBerordentlichen  und  eigenartigen  schopferischen  Begabung 
ausgeriistet  war,  hat  —  trotzdem  er  ein  ziemlich  hohes  Alter  erreichte 
—  ganz  erstaunlich  wenig  geschaffen.  Lesen  Sie  seine  Memoiren.  Sie 
werden  sehen,  daB  er  wie  ein  Dilettant  gearbeitet  hat,  das  heiBt  ab  und  zu, 
wenn  er  gerade  bei  Stimmung  war.  Wir  mogen  noch  so  stolz  auf  ihn  sein, 
miissen  aber  eingestehen,  daB  er  seine  Aufgabe  nicht  ganz  erfUllt  hat, 
wenigstens  nicht  seiner  Begabung  entsprechend.  Seine  beiden  Opern 
laborieren  vielfach  an  einer  erstaunlichen  UngleichmaBigkeit:  neben 
genialen  Stellen  von  unverganglicher  Schonheit  finden  sich  ganz  kindisch 
naive  und  schwache  Nummern.  Was  hatte  er  erreicht,  wenn  er  in  anderer 
Umgebung,  wenn  er  gearbeitet  hatte,  wie  ein  Kunstler,  welcher  sich 
seiner  Kraft  und  Pflicht  bewuBt  ist,  seine  Begabung  bis  an  die  letzte 
Grenze  der  moglichen  Vollkommenheit  zu  entwickeln  —  und  nicht  wie 
ein  Dilettant,  der  aus  Langeweile  Musik  macht?« 

Nachst  Glinka  liebte  Tschaikowsky  von  russischen  Komponisten  am 
meisten  •—  wenigstens  in  seiner  Jugend  —  Seroff,  besonders  dessen 
Oper  » Judith*.  Dieser  in  Deutschland  kaum  bekannte  Komponist  war, 
wie  Tschaikowsky  sagt,  >jedenfaUs  eine  sehr  interessante  Personlichkeit. 
Bis  zu  seinem  43.  Lebensjahre  hatte  er  noch  nichts  geschrieben;  er  hatte 
nur  Versuche  gemacht,  geriet  oft  in  Begeisterung,  verlor  aber  ebenso  oft 
ganzlich  den  Mut.  Endlich  versetzte  er  nach  25jahrigem  Hin-  und  Her- 
pendeln  alle  Welt  durch  die  Komposition  der  ,Judithc  in  Erstaunen. 
Man  hatte  von  ihm  eine  langweilige,  talentlose  und  dabei  anspruchsvolle 
Musik  erwartet  ....  und  hatte  sich  geirrt.  Der  43jahrige  Neuling 
stellte  sich  ....  in  einer  Oper  vor,  welche  in  jeder  Beziehung  schon 
genannt  zu  werden  verdiente  und  an  keiner  Stelle  verriet,  daB  sie  das 
Erstlingswerk  des  Autors  war.  Sie  war  sehr  warmbliitig  und  erreichte 
stellenweise  einen  sehr  hohen  Grad  von  Stimmungszauber  und  Kraft 
Sie  hatte  einen  sehr  ansehnlichen  Erfolg  beim  Publikum  davon  getragen 
und  in  musikalischen  Kreisen,  namentlich  unter  der  Jugend  sogar  En- 
thusiasmus  hervorgerufen.  .  .  .  Dieser  unerwartete  Erfolg  war  Seroff  zu 

Kopf  gestiegen:  er  hielt  sich  selbst  nunmehr  fur  ein  Genie Seine 

zweite  Oper  ,Rogneda'  ist  bereits  ein  viel  weniger  hervorragendes  Werk. 
In  ihr  hascht  er  nach  Effekten,  verfallt  oft  in  Gemeinheit  und  Banalitat 
und  bemiiht  sich  durch  rein  materialistische  Grobheiten  dem  Pobel  zu 
imponieren.     ,Des  Feindes  Macht*  ist  noch  schwacher.* 

In  Laienkreisen  wird  Tschaikowsky  fast  immer  noch  als  ein  Vertreter 

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60  Wilh.  Altmann,  Tschaikowsky  als  Beurteiler  anderer  Komponisten. 

der  sogenannten  jungrussischen  Musik  betrachtet;  trotz  mancher  Ge- 
meinsamkeiten,  so  zum  Beispiel  der  Verwertung  der  russischen  Volks- 
lieder  in  seinen  Werken,  steht  er  in  bewuBtem,  beinahe  feindlichem 
Gegensatz  zu  dieser  Richtung,  die  er  gern  die  >allmachtige  Schaar* 
nennt;  er  ist  iibrigens  von  dieser  reichlich  angefeindet  worden.  Einer 
seiner  Briefe  an  seine  Seelenfreundin  Frau  von  Meek  ist  geradezu  eine 
Abhandlung  iiber  diese  »allmachtige  Schaar«,  deren  Sitz  in  Petersburg 
war,  wahrend  er  selbst  jahrelang  in  Moskau  wirkte.  Er  hielt  alle  diese 
jungen  Petersburger  Komponisten  fur  sehr  talentvoll,  tadelte  aber  ihre 
schreckliche  Selbstiiberhebung.  Am  sympathischsten  ist  ihm  Rimsky- 
Korsakoff,  der  wenigstens  nachtraglich  noch  zu  der  Uberzeugung  ge- 
kommen  sei,  daB  ein  Genie  doch  auch  studieren  miisse,  daB  die  Schulung 
nicht  jede  Inspiration  tote  und  die  schopferische  Kraft  ausdorre.  C^sar 
Cui,  der  in  erster  Linie  Professor  der  Fortifikation  war,  ist  fiir  Tschai- 
kowsky nur  ein  talentvoller  Dilettant,  dessen  eleganter  und  koketter  Musik 
man  sehr  bald  iiberdriissig  werde.  Borodin  halt  er  fiir  viel  talentvoller; 
er  habe  aber  weniger  Geschmack  und  so  wenig  gelernt,  daB  er  nicht 
einen  einzigen  Takt  ohne  fremde  Hilfe  schreiben  konne.  Das  groBte 
Talent  des  Petersburger  Kreises  ist  nach  Tschaikowsky's  Ansicht  Mus- 
sorgski,  die  bedeutendste  Personlichkeit  Balakireff,  dessen  EinfluB 
aber  sehr  unheilvoll  gewesen  sei. 

Alle  diese  Angehorigen  der  »allmachtigen  Schaar*  waren  begeisterte 
Verehrer  derWerke  von  Berlioz.  Tschaikowsky  aber  war  nur  von  dem 
Menschen  Berlioz,  freilich  im  hochsten  Grade  entziickt,  schatzte  ihn  als 
Reformator  des  Orchesters  ungemein  hoch,  konnte  sich  aber  fiir  seine 
Musik  gar  nicht  begeistern.  Er  macht  iibrigens  gelegentlich  einmal  auf 
den  interessanten  Widerspruch  zwischen  dem  Komponisten  Berlioz,  dem 
Vertreter  des  musikalischen  Ultraromantismus,  und  dem  Kritiker  Berlioz, 
dessen  Abgott  Gluck  ist,  aufmerksam.  Bei  derselben  Gelegenheit  giebt 
uns  Tschaikowsky,  dessen  Kompositionen  sicherlich  in  groBtem  Gegen- 
satze  zu  denen  Mozart's  stehen,  eine  Erklarung  fiir  seine  Vorliebe  fiir 
diesen  deutschen  Meister;  er  sagt:  >Vielleicht  habe  ich  Mozart  gerade 
darum  so  lieb,  weil  ich  als  Kind  meiner  Zeit  gebrochen  und 
moralisch  krank  bin  und  in  Mozart's  Musik,  in  welcher  die  Lebens- 
freudigkeit  einer  ganzen,  gesunden,  noch  nicht  von  Beflektion  zerfressenen 
Natur  zum  Ausdruck  kommt,  Beruhigung  und  Trost  suche.  Es  scheint 
mir  iiberhaupt,  daB  in  der  Seele  des  Kiinstlers  die  schopferische  Kraft 
ganz  unabhangig  von  seinen  Sympathien  oder  Antipathien  ist,  man 
kann  zum  Beispiel  Beethoven  verehren  und  doch  mehr  nach  Mendelssohn 
hinneigen. « 

Ebenso  wenig  wie  Tschaikowsky  den  Komponisten  Berlioz  liebt,  ebenso 
wenig  habenLiszt's  und  Wagner's  Kompositionen  seine  Sympathie;  an 

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"Wilh.  Altmann,  Tschaikowsky  als  Beurteiler  anderer  Komponisten.  61 

beiden  findet  er  nur  die  Instrumentation  nachahmenswert,  wahrend  er 
ganz  unverkennbar  in  seiner  Auffassung  von  dem  heute  fast  ganz  ver- 
gessenen  Henri  Litolff  (Ouverturen  Robespierre  und  die  Girondisten) 
sich  beeinflussen  laBt.  XJber  "Wagner's  Lohengrin-Vorspiel  hat  er  ge- 
radezu  geschimpft.  Vom  >Rheingoldc  sagt  er:  »In  szenischer  Hin- 
sicht  interessierte  mich  das  Ding  sehr,  machte  auch  mit  seiner  wahrhaft 
bewunderungswiirdigen  Ausstattung  groBen  Eindruck.  Li  musikalischer 
Hinsicht  ist  es  ein  unglaublicber  Unsinn,  in  welchem  jedoch  hin  und 
wieder  sehr  schone,  ja  entziickende  Momente  aufblitzen.*  Nach  den 
letzten  Akkorden  der  >Gotterdammerung«  fiihlte  sich  Tschaikowsky 
wie  aus  einer  Gefangenschaft  befreit.  Sein  uns  heute  geradezu  komisch 
anmutendes  Gesamturteil  iiber  den  »Ring«  lautet  sehr  wenig  schmeichel- 
haft:  >Die  Nibelungen  mogen  in  der  Tat  ein  groBartiges  Werk  sein; 
gewiB  ist  aber  auch,  daB  es  noch  nie  eine  so  unendliche  und  so  lang- 
weilige  Faselei  gegeben  hat.  Die  Auftiirmung  der  kompliziertesten  und 
ausgestifteltsten  Harmonien,  die  Farblosigkeit  des  Gesanges  auf  der  Biihne, 
die  unendlich  langen  Monologe  und  Dialoge,  das  Dunkel  des  Zuschauer- 
raums,  die  Abwesenheit  jeglicher  Poesie,  jeglichen  Interesses  der  Hand- 
lung  —  alles  dies  hat  meine  Nerven  bis  zum  letzten  Grade  ermiidet. 
Also  das  ist  es,  was  die  Reform  Wagner's  erstrebt!  Friiher  war  man 
bemiiht,  die  Leute  durch  die  Musik  zu  erfreuen  —  heutzutage  jedoch 
qualt  man  sie.  Freilich  sind  auch  schone  Stellen  darin,  im  groBen  und 
ganzen  ist's  aber  zum  Sterben  langweilig.  Wieviel  tausendmal  herrlicher 
ist  das  Ballet  ,SylviaM« 

Fiir  den  auch  m.  E.  genialen  Komponisten  der  ,Sylvia(,  Leon  D^libes 
schwarmte  Tschaikowsky,  nochmehr  aber  fiir  Bizet's  , Carmen*,  welche 
ihn  vollkommen  hinriB.  Sehr  rich  tig  schreibt  er  iiber  jCarmen*:  >Diese 
Musik  will  nicht  tief  sein  und  ist  in  ihrer  Einfachheit  und  Ungekiinstelt- 
heit  so  lebendig,  so  schon,  so  innig,  daB  ich  sie  von  Anfang  bis  zu  Ende 
auswendig  gelernt  habe.<  Viel  Interesse  hat  Tschaikowsky  auch  fiir 
Eduard  Lalo  uud  namentlich  fiir  Oamille  Saint-Saens,  der  ihn  nicht 
nur  durch  seine  geistreichen  und  originellen  Ideen,  sondern  anch  durch 
seine  technische  Meisterschaft  entziickte;  treffend  bemerkt  er,  daB  Saint- 
Saens  es  verstanden  hatte,  in  seinen  Werken  die  Grazie  und  Lieblichkeit 
der  franzosischen  Schule  mit  dem  Ernst  und  der  Tiefe  der  groBen 
deutschen  Meister  zu  vereinigen. 

Unter  die  letzteren  rechnet  Tschaikowsky  auch  Schumann,  dessen 
>Paradies  und  die  Peri «  er  besonders  liebte,  nicht  aber  Brahms,  gegen 
den  er  eine  entschiedene  Antipathie  hegt.  1877  schreibt  er:  »Gestern 
haben  wir  eine  neue  (die  erste)  Sinfonie  von  Brahms  durchstudiert,  einem 
Komponisten,  den  die  Deutschen  in  den  Himmel  heben.  Fiir  mich  hat 
er  gar  keinen  Reiz.    Ich  finde,   daB  er  sehr  dunkel  und  kalt  ist,  dabei 

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62      E.  KeuB,  Alpenkonig  und  Menschenfeind  von  Bichard  Batka  und  Leo  Blech. 

voller  Pretention,  aber  ohne  rechte  Tiefe*.  Noch  scharfer  spricht  er 
sich  iiber  Brahms  aus,  als  er  seiner  Seelenfreundin  auseinandersetzt,  warum 
er  sich  nicht  entschlieBen  kann,  ihm  einen  Besuch  zu  machen:  >  Brahms 
—  ein  Licht,  und  ich  —  ein  Unbekannter.  Ich  will  Ihnen  aber  ohne 
falsche  Bescheidenheit  sagen,  daB  ich  mich  viel  hoher  einschatze  als 
Brahms.  Was  konnte  ich  ihm  sagen?  Wenn  ich  ein  ehrlicher  und 
wahrheitsliebender  Mann  bin,  so  miiBte  ich  ihm  sagen:  ,Herr  Brahms 
ich  halte  Sie  fiir  einen  unbegabten,  pratentiosen  und  jeglicher  schopfe- 
rischen  Kraft  entbehrenden  Komponisten.  Ich  stelle  Sie  gar  nicht  hoch, 
und  schaue  hochmiitig  auf  Sie  herab.  Doch  ich  habe  Sie  notig  und  bin 
nur  darum  zu  Ihnen  gekommen/  Bin  ich  aber  ein  unehrlicher  Mann, 
so  werde  ich  ihm  das  Gegenteil  sagen.  Ich  kann  aber  weder  das  eine 
noch  das  andere.« 

Man  sieht,  Tschaikowsky  war  ein  Charakter,  der,  wie  wir  aus  zahl- 
reichen  anderen  AuBerungen  wissen,  niemals  durch  Besuche,  Empfeh- 
lungen  und  dergleichen  fiir  die  Verbreitung  seiner  Kompositionen  sorgen 
wollte.  DaB  er  im  Ausland,  besonders  in  Deutschland  mehr  und  mehr 
zur  Geltung  gekommen  ist  als  in  seiner  russischen  Heimat,  verdankt  er 
bekanntlich  der  Propaganda  des  fiir  jedes  Talent  ohne  Unterschied  warm 
eintretenden  Hans  von  Biilow. 

Friedenau-Berlin.  Wilh.  Altmann. 


Alpenkonig  und  Menschenfeind  von  Richard  Batka  und 

Leo  Blech. 

(Zur  ersten  Auffiihrung  am  Dresdener  Opernhaus.) 


Vor  einiger  Zeit  hatte  ich  Gelegenheit  an  dieser  Stelle  darauf  hinzu- 
weisen,  daB  die  Vollkommenheit  eines  musikalischen  Biihnenwerkes  nur  auf 
der  »harmonischen  "Wechselwirkung  zwischen  einem  Drama  und  seiner  Musik 
oder,  wenn  man  will,  auch  umgekehrt*  beruhen  kann.  Die  Willkur,  die 
sich  eine  Zeit  lang  die  Musiker  in  der  Auswahl  der  musikalisch  zu  bearbeiten- 
den  Stoffe  haben  zu  Schulden  kommen  lassen,  ist  durch  die  Gewalt,  mit  der 
die  vollendeten  Werke  auf  diesem  Gebiete  gewirkt  haben,  beseitigt  worden. 
Dichter  und  Musiker  miissen  sich  in  die  Hande  arbeiten,  miissen  eine  Zwei- 
einigkeit  bilden,  von  der  das  eine  Glied  der  erganzende  Teil  des  anderen 
geworden  ist,  wenn  sie  nicht,  wie  das  immer  mehr  der  Fall  wird,  in  einer 
Person  vereinigt  sind.  Es  darf  daher  wohl  behauptet  werden,  daC,  wenn 
heute  ein  Werk  dieser  Gattung  bei  seinem  Erscheinen  einen  bemerkenswerten 
Erfolg  erzielt,  es  diesen  in  erster  Linie  jener  geschilderten  "Wechselwirkung 
zu  verdanken  hat.  So  verhalt  es  sich  in  der  Tat  mit  der  ersten  Neuheit, 
die  das  Konigliche  Opernhaus  zu  Dresden  in  der  jetzt  in  vollem  Gange  be- 

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E.  ReuB.  Alpenkonig  und  Menschenfeind  von  Richard  Batka  und  Leo  Blech.      63 

findlichen  Spielzeit  aufgefuhrt  hat.  Die  beiden  Verfasser  der  Volksoper 
»Alpenk5nig  und  Menschenfeind«,  Richard  Batka  und  Leo  Blech, 
haben  bereits  vor  einem  Jahre  in  demselben  Institute  den  Beweis  einer  gliick- 
lichen  Verbindung  liefern  konnen,  als  ihre  reizende  Opernidylle  »Das  war 
ich«   eine  Reihe  von  Auffuhrungen  erlebte. 

Die  groBeren  Theater  befinden  sich  den  an  sie  gestellten  Anforderungen 
in  bezug  auf  die  Auffuhrung  von  neuen  "Werken  gegeniiber  in  einer  keines- 
wegs  einfachen  Lage.  Die  Zeit  der  Erzeugung  bleibender  Schopfungen  ist 
vorlaufig  voriiber.  Dagegen  leben  wir  in  einer  Zeit  der  Verdauung  und 
der  Gahrung,  indem  vieles  nachgeschaffen  wird  und  als  Resultat  fleiBiger 
Studien  und  feinen  Verstandnisses  erscheint,  und  wiederum  sich  das  Streben 
kundgibt,  auf  den  eingeschlagenen  Pfaden  vorwartszudrangen  und  neue  Bahnen 
zu  entdecken.  Nach  beiden  Richtungen  bin  entsteht  eine  Fiille  von  "Werken, 
unter  denen  nun  eine  richtige  Wahl  zu  treffen  eine  auBerst  schwierige  Auf- 
gabe  ist,  znmal  wenn  man  bedenkt,  was  so  haufig  vergessen  wird,  daB  eine 
Oper  aufzuftthren  einen  gewaltigen  Apparat  von  menschlichen  Kr&ften  erfor- 
dert.  Auch  laBt  sich  der  Eindruck,  den  ein  Werk  auf  das  Publikum  machen 
wird,  vorher  selbst  von  den  Erfahrensten  und  Kundigsten  nicht  berechnen, 
und  mit  diesem  Eindrucke  hat  schlieBlich  die  Leitung  eines  jeden  Theaters 
zu  rechnen.  Es  kann  nicht  ruhmend  genug  hervorgehoben  werden,  daB  die 
Direktion  des  Dresdener  Opernhauses  in  bezug  auf  die  Wahl  von  Neuheiten 
sich  von  durchaus  kiinstlerischen  Zielen  hat  beeinflussen  lassen  und  auBer- 
dem  eine  gluckliche  Hand  bekundet  hat.  Es  braucht  nur  an  »Manru'«, 
»Der  Polnische  Jude«  und  >Das  war  ich«  erinnert  zu  werden.  Der  Erfolg 
des  letzteren  Werkes  fUhrte  zu  der  Annahme  des  groBeren  "Werkes  der  beiden 
Verfasser,  wobei  auch  der  Umstand  in  die  Wagschale  fallen  konnte,  daB  die 
Quelle,  aus  der  der  Dichter  geschopft  hatte,  eine  reiche  Vergangenheit  auf- 
weisen  darf.  Das  Marchenspiel  > Alpenkonig  und  Menschenfeind*  mit  seinem 
romantischen  Anfluge  und  seinen  komischen  Szenen  gehorte  einst  zu  den 
Stiicken,  die  den  Namen  Ferdinand  Raimund's  weithin  tiber  alle  Theater- 
Lande  trugen.  Sprach  sich  in  ihnen  auch  zuweilen  eine  aufdringliche  Moral 
aus,  so  lieB  die  echte  Dichtung,  die  aus  ihnen  hervorleuchtete ,  jene  leicht 
iibersehen,  zumal  die  Sprache  mit  ihren  Gemiitstonen  und  ihrem  wirklichen 
Humor  in  die  Herzen  der  Horer  zu  dringen  wuBte.  Natiirlich  machte  die 
Form  des  Stoffes  eine  Umwandlung  zu  einer  modernen  Operndichtung  ge- 
fahrlich;  denn  es  durfte  aus  diesen  vielen  Kleinigkeiten  nur  das  "Wesentliche 
in  die  neue  Gestalt  hiniibergenommen  werden. 

Batka  hat  es  verstanden,  in  meisterhafter  Weise  die  Handlung  zusammen- 
zudrangen  und  deutlich  zu  gestalten.  So  sind  die  Geister  bis  auf  den  einen 
Alpenkonig  verschwunden.  Der  Kohler  ist  ein  Tischler  geworden,  der  neben- 
bei  Klarinette  blast.  Der  Schauplatz  ist  in  drei  Teile  geteilt,  die  aus  dem 
Hause  des  Rappelkopfs  und  den  angrenzenden  Waldgegenden  bestehen.  Auch 
hat  der  Dichter  die  ganzen  Spukgeschichten  gemildert  und  unserm  mensch- 
lichen Empnnden  nahergeriickt.  Der  Vertrag,  den  der  >  Alpenkonig  und  der 
Menschenfeind*  miteinander  schlieBen,  beruht  auf  Gegenseitigkeit,  indem  der 
erstere,  wenn  die  Bekehrung  des  letzteren  nicht  gelingen  sollte,  diesem  und 
seinem  Menschenhasse  dienstbar  werden  muB.  So  sind  die  Personen  wirkliche 
Wesen  geworden,  deren  Tun  und  Treiben  das  Interesse  der  Zuschauer  er- 
wecken  und  festhalten.     Batka  hat  sich   nicht   nur   als   Bearbeiter   bewahrt, 

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sondern   sich   mehr  als  selbstandiger  Dichter  erwiesen,  von  dem  fortan  noch 
viel  Schones  zu  erwarten  sein  wird. 

Vermoge  dieser  vorzuglichen  Eigenschaften ,  die  der  Umdichtung  nach- 
zuriihmen  sind,  ist  es  nun  dem  hochbegabten  Musiker  nicht  schwer  geworden, 
sein  Talent  nach  alien  Seiten  hin  glanzend  zu  entfalten.  Leo  Blech  gehort 
zu  den  jetzt  lebenden  Meistern,  die  alles  konnen,  weil  sie  alles,  was  zu  lernen 
ist,  gelernt  haben.  Da  ist  nichts  in  den  Formen,  selbst  in  der  verwickeltsten 
nicht,  was  ihm  nicht  mit  Leichtigkeit  zu  Gebote  stande.  Er  versteht  die 
Irrgange  der  polyphonen  Labyrinthe  so  schwierig  als  mbglich  durcheinander 
zu  bauen,  um  nachher  mit  unfehlbarer  Sicherheit  aus  ihnen  hinauszufuhren. 
Er  weiB  eine  Melodie  zu  finden  und  sie,  je  nach  dem  dramatischen  Bediirf- 
nisse,  in  langatmiger  Gliederung  oder  volkstumlicher  Knappheit  auszubilden. 
Gerade  in  letzterer  Beziehung  ist  ihm  mehrfach  Gelegenheit  geboten  worden, 
in  einfachen  Liedern  einen  warmen  Ton  anzuschlagen ,  und  er  hat  ihn  ge- 
funden.  So  muBte  das  entziickende  Duett  zwischen  dem  Diener  Habakuk 
und  der  Dienerin  Lieschen  wiederholt  werden.  Mehr  noch  als  in  »Das  war 
ich«  hat  er  sich  Schranken  aufgelegt,  um  durch  die  Entfaltung  seiner  vielen 
technischen  Gewandtheiten  den  Strom  der  Deutlichkeit  und  Verstandlichkeit 
nicht  abzudammen.  Von  vielen  Seiten  wird  ihm  eine  glanzende  Instrumen- 
tation nachgeruhmt.  NatUrlich  weiB  er  sie  zu  schaffen;  aber  in  dem  vor- 
liegenden  Falle  ware  dieser  Ruhm  etwas  zweifelhaft,  da  es  leicht  so  aussehen 
konnte,  als  habe  er  nur  glanzend  instrumiert,  um  seine  Fahigkeit  darin  zu 
bekunden.  Es  ist  vielmehr  hervorzuheben ,  daB  die  Instrumentation,  die  an 
einzelnen  Stellen  allerdings  glanzend  ist,  weil  sie  es  dort  sein  mull,  jedes 
iiberflussigen  Glanzes  entbehrt,  dagegen  ganz  in  der  einfachen  Stimmung  des 
dramatischen  Vorwurfs  gehalten  ist.  Nur  in  den  Polterszenen  tritt  sie  mehr 
hervor,  um  recht  drastisch  zu  wirken.  Sie  ist,  um  den  treffenden  Ausdruck 
zu  gebrauchen,  durchweg  im  Ganzen  und  im  Einzelnen  dem  dramatischen 
Charakter  entsprechend.  Die  musikalische  Arbeit  durchweht  ein  Zug  feiner 
Ursprunglichkeit  und  kiinstlerischer  Empfindung. 

Ein  Werk  von  so  interessanten  Einzelheiten  und  solchen  abgerundeten 
Beschaffenheiten  findet  an  dem  Koniglichen  Opernhause  in  Dresden  eine  so 
liebevolle  Behandlung,  daB  seine  erste  AuffUhrung  einen  Erfolg  erzielen  muB, 
auch  wenn  es  ihn  nicht  in  .sich  selbst  bergen  wiirde.  Herr  v.  Schuch  ist 
nicht  nur  der  gewandte  Orchesterleiter ,  der  feinsinnige  Musiker,  er  ist  auch 
in  hohem  Grade  biihnenkundig.  Daher  lenkt  er  den  Sinn  der  Mitwirkenden, 
in  dem  er  ihnen  den  rein  musikalischen  Teil  mit  peinlicher  Gewissenhaffcigkeit 
einstudiert,  zugleich  auf  die  Forderungen  der  Btihne  in  Verbindung  mit  der 
Musik.  Dadurch  wird  die  nicht  uberall  vorhandene  Harmonie  zwischen  Hand- 
lung  und  Musik  von  vornherein  vorbereitet,  und  dem  Regisseur  seine  Tatig- 
keit  auf  der  Buhne  wesentlich  erleichtert.  Es  braucht  kaum  erwahnt  zu 
werden,   daB  das  Konigliche  Orchester  ganz  hervorragendes  geleistet  hat. 

Von  den  Darstellern  mtissen  die  beiden  Baritonisten,  die  Herren  Perron 
fAlpenkonig)  und  Scheidemantel  (der  Menschenfeind  Rappelkopf)  in  erster 
Linie  genannt  werden,  da  sie  ihre  tiberaus  schweren  Rollen  in  bewunderns- 
werter  Weise  beherrscht  haben.  Die  Verkleidungsszene  gelang  ihnen  Tor- 
ziiglich,  sowohl  im  Gesang  wie  in  der  Darstellung.  Von  den  iibrigen  Mit- 
wirkenden verdient  Herr  Greder  besonderer  Erwahnung;  denn  sein  Tischler 
Veit  ist  eine   weitere  Bereicherung  seiner  lebensvollen   Figuren-Sammlung. 

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Herbert  Thompson,  Alfred  Kalisch,  The  Wagner  Festival  in  Berlin.  65 

Das  oben  schon  erwahnte  Bedientenpaar  fand  in  Herrn  Rudiger  und  Frl. 
Nast  ausgezeichnete  Vertreter. 

Der  Erfolg  war  ein  starker  und  ist  in  den  ersten  funf-  oder  sechs  Vor- 
stellungen  der  gleiche  geblieben,  so  dafl  er  wohl  als  ein  dauernder  in  Aus- 
sicht  gestellt  werden  kann,  zumal  auch  der  Besuch  sehr  zahlreicb  gewesen 
ist.  Von  anderen  Biihnen  haben  das  Deutsche  Landestheater  in  Prag,  an 
dem  der  Komponist  als  erster  Kapellmeister  tatig  ist,  und  das  Leipziger 
Stadttheater,  dessen  Direktor,  Herr  Geheimrat  Stagemann,  der  ersten  Auf- 
fuhrung  beiwohnte,  das  Werk  bereits  angenommen.  Auch  der  Direktor  des 
Berliner  Theater  des  Westens,  Herr  Intendant  Aloys  Prasch,  der  mit  Beiner 
Gemahlin  anwesend  war,  hat  die  Absioht,  das  Werk  anzunehmen.  Die 
Muhe,  die  die  Einstudierung  von  >Alpenkonig  und  Menschenfeind*  er- 
fordert,  wird  reichlich  belohnt  werden;  denn,  wenn  auch  ein  gewisser  sensa- 
tioneller  Reiz  fehlt,  ohne  den  ein  grofteres  Publikum  sich  nun  einmal  schwer 
gewinnen  lafit  —  leider  — ,  so  werden  die  Echtheit  des  Volkstumlichen  und 
die  Wahrheit  der  Empfindungen  die  Zuhorer  bald  fesseln  und  sich  deren 
Anhanglichkeit  auch  zu  erhalten  wissen. 

Dresden.  Eduard  Reufi. 


The  Wagner  Festival  in  Berlin1). 


Berlin.  —  The  "Wagner  Festival  from  an  Englishman's  point  of  view.  —  It  is 
said  that  the  outsider  sees  most  of  the  game,  and  taking  the  matter  in  that  way 
perhaps  I  may  claim  to  be  in  a  position  whence  to  furnish  a  rather  clearer  survey 
of  the  "Wagner-Fest  in  Berlin  than  is  conveyed  by  the  various  opinions  of  the  heated 
controversialists  on  the  spot.  Certainly,  to  pronounce  any  judgment  on  the  latest 
"Wagner-Streit*  would  require  a  knowledge  of  its  secret  history  to  which  I  do  not 
pretend.  Regarding  that  I  will  only  give  an  opinion  on  the  lecture  delivered  this 
year  in  Berlin  by  Frau  "Wagner's  son-in-law,  Prof.  Henry  Thode,  and  now  published 
in  pamphlet  form  ("Wie  ist  Richard  "Wagner  vom  deutschen  Volke  zu  feiern?"  Heidel- 
berg, 1903) ;  and  say  that  I  think  the  scheme  there  formulated  was  in  the  abstract  an 
admirable  one,  infinitely  more  complete  and  more  to  the  point  than  that  which  was 
adopted,  for  it  bore  upon  all  sides  of  "Wagner's  activity,  while  it  represented  all  that 
was  dearest  to  him,  and  all  that  most  strongly  influenced  his  art,  not  only  as  a 
musician  but  as  a  dramatist.  But  on  the  purely  personal  side  of  the  question  involved 
in  this  Festival  I  need  have  no  hesitation  in  expressing  my  opinions.  Herr  Leichner, 
who  has  been  the  moving  spirit  in  the  whole  affair,  and  has  supplied  the  lion's  share 
of  the  cost  of  both  the  memorial  and  the  festivities,  has  been  subjected  to  an  amount 
of  personal  abuse  which  is  grossly  unfair,  if  not  indecent.  It  may  or  may  not  be 
true,  —  it  is  impossible  for  any  one  but  himself  to  say,  —  that  he  has  been  influenced 
by  mixed  motives.  "We  have  heard  of  many  instances  of  rather  showy  philanthropy 
that  have  possibly  been  prompted  by  desire  for  social  prestige,  but  we  do  not  boycott 
the  colleges  or  hospitals  or  churches  that  are  the  result.    Surely  the  credit  which  we 


1)  Wir  glauben  im  Interesse  unserer  Leser  zu  handeln,  wenn  wir  auBer  den 
unter  >MuBikberichtenc  und  >Notizen«  gebrachten  deutschen  Berichten  auch  diesen 
aus  englischer  Feder  zum  Abdruck  bringen.  Die  Redaktion. 


66  Herbert  Thompson,  Alfred  Kalisch,  The  Wagner  Festival  in  Berlin. 

give  to  wealthy  brewers,  manufacturers,  provision  merchants,  sugar-refiners,  and  the 
like  for  a  redeeming  element  of  public  spirit  may  be  extended  even  to  a  manufaturer 
of  cosmetics.  And  Herr  Leichner  has  done  something  before  now  to  prove  his  genuine 
interest  in  Wagner,  for,  in  addition  to  the  fact  that  he  was  in  his  youth  an  operatic 
vocalist,  he  gave  in  1895  the  sum  of  40,000  Marks  to  secure  for  Germany  Oesterlein,s 
rich  collection  of  Wagneriana,  now  finally  deposited  at  Eisenach.  As  for  the  cheap 
humour  that  has  styled  the  event  the  "Fettpuder-Fest",  it  is  ephemeral.  We  might 
on  the  same  principle  have  dubbed  the  new  buildings  of  the  Royal  College  of  Music 
the  "Corrugated  College".  Unfortunately  even  this  rather  silly  banter,  combined  with 
the  desire  of  appearing  to  be  in  touch  with  the  official  representatives  of  Wagnerism, 
has  had  the  effect  of  making  people  hold  aloof,  and  when  the  process  of  "ratting" 
began,  it  soon  spread.  Distinguished  musicians  who  had  promised  their  sympathy  and 
cooperation  withdrew,  until  it  became  so  much  the  fashion  that  every  two-penny  half- 
penny vocalist  who  yearned  for  a  newspaper  notice  caused  it  to  be  announced  that 
"Mdme.  A."  or  "Signor  B."  would  take  no  part  in  the  event. 

One  thing  remains  after  all  this  strife,  a  memorial  which  is  solid  enough  to  endure 
for  a  good  many  generations  to  come.  EberlehVs  statue  is,  if  not  absolutely  a  great 
work,  a  highly  effective  one.  It  seems  to  me  to  just  miss  monumental  dignity,  pro- 
bably because  the  sculptor  has  been  anxious  to  give  vitality  and  realism  to  his  por- 
traiture, and  it  was  difficult  no  doubt  to  reconcile  Wagner's  nervous  and  excitable 
personality  with  the  gravity  and  reserve  of  monumental  sculpture.  He  has,  if  any- 
thing, over-emphasized  the  keenly  cut  features  and  nervous  alertness  of  demeanour. 
The  illustrative  figures  round  the  base  are,  on  the  other  hand,  excellent  in  their  way ; 
perhaps  a  trifle  too  realistic  in  treatment,  but  rescued  from  anything  like  triviality  by 
their  great  intensity  of  feeling.  Wolfram  von  Eschenbach  (the  figure  suggested  and 
roughly  sketched  by  the  Emperor);  Brunnhilde  gazing  into  vacancy  over  her  slain 
hero;  Tannh'auser  as  the  pilgrim,  prostrate  in  despair;  the  Rhine  maiden  away  from 
whom  Alberich  is  snatching  the  treasure;  these  are  all  graphically  presented.  Purists 
may  object  to  some  slight  departures  from  "stage  directions",  as  when  Briinnhilde 
supports  Siegfried,  or  the  Rhine-gold  is  represented  as  already  welded  into  crowns, 
armour,  or  the  like;  but  these  are  obviously  instances  of  poetic  licence  giving  indivi- 
duality to  the  work  and  in  no  case  detracting  from  its  spirit.  It  is  perhaps  needful 
to  add  that  the  representations  of  the  memorial  which  appeared  before  the  time  of 
its  unveiling  were  necessarily  taken  from  a  model,  and  not  from  the  statue  itself,  from 
which  they  vary  in  many  details.  The  memorial  is  exceedingly  well  placed,  a  little 
way  from  the  Thiergartenstrasse,  which  it  faces,  and  backed  by  lofty  trees  which  will 
with  their  heavy  green  foliage  set  off  to  the  utmost  advantage  the  pure  white  Grecian 
marble  from  which  the  work  is  hewn. 

Coming  to  the  musical  part  of  the  celebration,  two  things,  and  two  things  only, 
made  what  I  am  convinced  will  be  a  lasting  impression  upon  me.  One  was  the 
Kaisermarsch,  as  given  at  the  unveiling  ceremony;  the  other  was  the  carefully  prepared 
performance  of  "Die  Meistersinger"  at  the  Opera  House.  As  regards  the  march,  I 
understand  that  Frau  Wagner  raised  one  of  her  objections  to  it,  on  the  ground  that 
it  was  not  scored  by  Wagner  himself  for  a  military  band,  as  was  the  Huldigungs- 
marsch,  to  which  on  this  account  she  gave  her  preference.  To  this  it  might  be  re- 
torted that  it  was  originally  intended  for  a  military  band;  and  was  arranged  for  one 
with,  if  I  am  not  mistaken,  the  master's  sanction.  But  1  may  confess  I  should  have 
voted  for  the  Kaisermarsch  on  lower  grounds  than  artistic  ones.  When  one  recollects 
the  story  of  the  genesis  of  this  march,  how  it  was  inspired  by  the  victory  of  German 
arms  in  1870 — 71,  how  it  was  intended  for  performance  at  the  entry  of  the  troops 
into  Berlin,  and  how  Wagner's  patriotic  purpose  was  thwarted,  and  he  himself  snub-, 
bed  for  his  pains,  one  could  not  but  feel  how  completely  time  had  avenged  him,  when 
this  same  march  was  played  by  a  huge  military  band  in  Berlin  itself  on  a  great  public 
occasion,  presided  over  by  the  Emperor's  son  and  representative,  and  in  honour  of 
the  composer  himself!  It  was  a  peaceful  and  complete  revenge,  over  which  I  found 
myself  chuckling  intermittently  during  the  whole  proceedings.    But  quite  apart  from 

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Herbert  Thompson,  Alfred  Kalisch,  The  "Wagner  Festival  in  Berlin.  67 

such  secondary  motives,  I  have  never  before  realized  the  true  value  o£  the  Kaiser- 
marsch  as  a  piece  of  musical  pageantry.  It  was  played  by  a  military  band  of  some 
three  or  four  hundred  performers;  and  in  the  Coda  a  chorus,  stationed  on  an  opposite 
platform,  joined  in  with  splendid  effect,  conveying  some  of  that  sense  of  spontaneity 
which  the  composer  intended. 

As  for  the  newly  studied  production  of  "Die  Meistersinger",  it  was  thoroughly 
worthy  of  being  the  central  feature  of  a  great  Wagner  Festival.  It  was,  I  understand, 
the  first  production  under  the  management  of  von  Hiilsen,  the  recently  appointed 
Intendant,  and  the  second  of  that  ilk  in  the  office.  The  name  of  von  Hiilsen  has 
not  a  very  grateful  sound  to  Wagnerians,  but  the  sins  of  the  father  should  not  in 
this  case  be  visited  upon  the  child,  for  he  certainly  did  his  best  to  make  the  produc- 
tion complete  and  artistic.  The  stage  management  was  wonderfully  intelligent;  per- 
haps just  a  trifle  too  fussy,  at  least  in  the  first  act,  in  which  some  details  seemed 
irrelevant,  though  undeniably  effective  and  adding  to  the  realism  of  the  scene.  The 
scenery  was  on  the  whole  the  best  I  have  seen  in  the  work,  and  showed  an  improve- 
ment in  colour,  which  is  not  a  strong  point  in  German  art,  while  being  characteristi- 
cally accurate.  The  two  outdoor  scenes  were  particularly  good,  and  the  arrangement 
of  the  last  scene  was  excellent,  giving  an  air  of  reality  to  the  festive  bustle  and  ex- 
citement which  I  have  never  before  seen  realized.  The  parts  were  well  distributed 
and  most  intelligently  presented;  Lieban's  "David",  Bertram's  "Sachs",  Destinn's  "Eva", 
aud,  if  perhaps  a  shade  too  consistently  malevolent,  Krasa's  "Beckmesser",  remain  in 
my  memory  as  exceptionally  fine  impersonations,  while  the  attempt  to  differentiate  by 
slight  touches  the  individualities  of  the  twelve  Mastersingers  deserves  warm  appro- 
bation, for  it  was  done  without  exaggeration  of  any  kind.  As  for  the  orchestra,  under 
Richard  Strauss,  it  was  of  the  highest  order  of  excellence.  From  my  position  in  the  front 
row  of  the  stalls,  I  could  follow  the  involutions  of  "Wagner's  supremely  beautiful  poly- 
phony with  very  exceptional  ease,  and  the  manner  in  which  each  part  was  phrased, 
and  the  rest  and  finish  of  the  playing,  were  beyond  all  praise.  Taken  altogether  it 
was  a  performance  to  be  ranked  with  those  of  Bayreuth  in  1889  and  1899  and  of  the 
Munich  Prinz  Regenten  Theater  in  1902,  which  I  count  among  the  most  complete  of 
those  I  remember. 

As  to  the  concerts,  the  most  satisfactory  were  the  three  "historical"  orchestral 
concerts  given  on  a  single  day  (Oct.  2)  in  the  Philharmonic  Carl  Pohlig  of  Stuttgart 
conducted  the  first  programme,  which  was  the  most  relevant  of  all,  since  it  introduced 
four  of  "Wagner's  greatest  predecessors,  by  whom  he  was  greatly  influenced;  Gluck, 
Mozart.  Weber,  and  Beethoven  (Choral  Symphony).  The  second,  under  Riedel  of 
Braunschweig,  had  a  purely  negative  bearing  on  the  event,  since  it  indicated  the  dif- 
ferent course  given  to  music  after  Beethoven's  time  by  Schubert,  Mendelssohn,  Spohr, 
Schumann  and  Brahms.  Perhaps  this  was  a  doubtful  honour  to  Wagner's  memory,  but 
the  last  concert  was  more  in  sympathy  with  Wagner's  temperament  in  that  it 
included  examples  of  Berlioz,  Liszt,  Cornelius  and  Richard  StrauG,  all  of  whom 
were  brought  into  contact  with  Wagner  at  different  stages  of  his  career.  The 
conductor  of  this  last  was  Gustav  Kogel  of  Francfort.  All  these  performances  were 
good,  some  were  excellent,  and  I  could  not  help  feeling,  as  an  Englishman,  some  regret 
that  we  have  so  few  conductors  who  know  their  business  as  well  as  multitudes  of 
young  Germans,  who  have  some  chance  of  obtaining  systematic  instruction  in  this 
peculiarly  difficult  branch  of  their  art. 

The  "International"  Concert  was  much  less  satisfactory.  Too  much  was  attempted, 
and  the  cooperation  of  so  many  composers  and  conductors  resulted  in  a  heterogeneous 
selection  of  pieces  that  had  no  continuity  or  definite  aim.  German,  French,  Italian, 
English,  Norwegian,  Russian,  Hungarian,  and  American  music  constituted  the  pro- 
gramme, so  it  is  easy  to  understand  how  miscellaneous  an  effect  it  produced.  It  had 
an  interest  of  its  own ,  though  rather  of  a  kaleidoscopic  kind ,  but  hardly  requires 
detailed  criticism.  The  band  was  not  of  the  best,  and  it  must  have  been  sorely  tried 
to  play  under  a  succession  of  eight  conductors,  whose  methods  were  as  various  as 
their  nationalities,  and  who  had  not  sufficient  opportunity  of  rehearsal  to  enable  them 
Z.  d.  I.  M.    V.  Digitgedby  Kjl 


68  Herbert  Thompson,  Alfred  Kalisch,  The  Wagner  Festival  in  Berlin. 

to  impress  their  ideas  on  the  performers.  The  music  played  at  the  reception  on 
opening  day  was  of  course  not  of  a  kind  to  call  for  very  serious  criticism,  and 
here  again  one  felt  that  the  committee  had  not  been  able  to  make  a  stand  against 
the  desire  of  performers  to  play  or  sing  what  was  better  calculated  to  display  their 
powers  than  to  do  honour  to  Wagner.  The  Sunday  afternoon's  concert,  in  the  his- 
torical Sing-Akademie,  was  on  the  other  hand  exceedingly  interesting,  and  presented 
a  series  of  well  chosen,  ably  sung  examples  of  a  cappella  music  of  all  periods  from 
Palestrina  to  the  present  day.  There  was  also  a  Wagner  concert  conducted  by  Sucher, 
but  I  could  not  sttend  it,  so  mention  it  only  for  the  sake  of  completing  the  record. 
For  any  weaknesses  in  the  programme  the  committee  must  not  bear  the  entire 
responsibility.  With  the  epidemic  of  withdrawals  that  set  in  at  the  eleventh  hour 
their  task  must  have  been  one  of  exceeding  difficulty,  for  it  left  them  the  less  able 
to  make  a  stand  against  musicians  who  were  anxious  enough  to  appear,  and  seize  the 
occasion  as  one  for  self-advertisement.  The  festival  might  no  doubt  have  been  better 
planned,  but  it  was  by  no  means  badly  planned,  and  would  have  had  a  much  more 
satisfactory  result  but  for  a  campaign  against  it  which,  beginning  possibly  from  mo- 
tives which  one  could  appreciate,  was  carried  to  lengths  which  one  can  only  charac- 
terize as  grossly  unjust. 

The  music-programmes  were  as  follows:  —  (A)  Reception  and  Promenade  Con- 
certs, in  Reichstag  Buildings,  8  p.  m.  Wednesday,  30  September;  Leipzig  Philharmonic 
orchestra;  cond.  Hans  Winderstein;  singers  Mme.  Schumann-Heink  and  others;  pianist  Mile. 
Janotha;  violinist  Alex.  Fiiredi.  (B)  Unveiling  ceremony,  Tiergarten,  noon  Thursday 
1  October;  massed  bands  of  all  the  guards,  cond.  army-band-inspector  Rossberg;  Berlin 
Sangerbund,  cond.  Felix  Schmidt;  Kaisermarsch ;  "Ehrt  Eure  Deutschen  Meister"  and  "Wa- 
chet  auf,  es  nahet  gen  der  Tag",  from  Meistersinger,  arr.  F.  Schmidt;  March  and  chorus 
from  Tannhauser.  (C)  First  Historic  Concert,  in  Philharmonie,  11  a.  m.  Friday  2  Oc- 
tober; Leipzig  Philharmonic  orchestra  strengthened,  cond.  Carl  Pohllg  from  Stuttgart; 
choruses,  of  the  Berlin  Stern-Gesangverein  (Gernsheim)  and  Cacilienverein  (Hollander) ;  Clas- 
sics; Overtures,  Gluck's  "Iphigenia"  with  Wagner  ending,  Mozart's  "Zauberfiote",  Weber's 
"Freischutz";  Beethoven's  9  th  Symphony  (Claire  Laporte,  Schumann-neink,  Sommer,  Heine- 
mann).  (D)  Second  Historic  Concert,  in  Philharmonie,  3  p.  m.  same  date;  orchestra 
from  Brunswick  and  Hanover;  cond.  H.  Riedel  from  Brunswick;  Classico- romanticists; 
Schubert's  Unfinished  Symphony;  Overtures,  Mendelssohn's  "Hebrides",  Spohr's "Jessonda", 
Schumann's  "Manfred";  Brahma's  1st  Symphony.  (E)  Third  Historic  Concert,  in  Phil- 
harmonie, 7.30  p.  m.  same  date;  Berlin  Philharmonic  orchestra;  cond.  G.  Kogel  from  Franc- 
fort;  Neo-romanticists ;  Berlioz'  "King  Lear"  and  Love- scene  from  "Romeo  and  Juliet"; 
Liszt's  "Tasso" ;  Cornelius's  ov.  to  "Barber  of  Baghdad" ;  Rich.  Strauss's  "Death  and  Trans- 
figuration". '(F)  New-study  performance  of  "Meistersinger"  in  the  Royal  Opera  House; 
Saturday  evening,  3.  October;  cond.  Rich.  Strauss;  Eva,  Destinn;  Lena,  Gotze;  Walther, 
Kraus;  Hans  Sachs,  Bertram;  Beckmesser,  Krasa;  David,  Liebau;  Pogner,  Kndpfer.  (G-) 
Sacred  Concert  a  Capella,  in  Sing-Academie,  at  noon  Sunday  4  October;  Hof  and  Dom 
choir,  cond.  H.  Prufer;  soloists,  Mme.  Cambiati,  Mile.  Flament,  Mile.  RosaOiitzka;  works  by 
Palestrina,  Kuhnau,  J.  S.Bach,  Schreck,  Mendelssohn,  Brahms,  Flfigel,  Becker.  (H)  Wag- 
ner Concert  in  New  Opera  House,  7.30  p.  m.  Sunday  4  October;  Berlin  Philharmonic 
orchestra  strengthened,  cond.  J.  Sucher;  soloists,  Reuss-Belce,  Schumann-Heink,  Rosa  Su- 
cher, G.  Borgatti;  Faust  Overture,  Adriano's  air  from  Rienzi,  Lohengrin's  recital,  Overture 
to  Tannhauser,  "Five  Songs"  (with  p.  f.  only),  Siegfried  Idyll,  Prelude  and  Finale  from  Tristan 
and  Isolds.  (J)  International  Concert  in  Philharmonie,  7  p.  m.  same  day;  Tonkunstler 
orchestra  strengthened.  Conductors:  —  for  Germany  and  America,  Pohlig;  for  France, 
Chevillard;  for  England,  Dan  Godfrey;  for  Scandinavia,  Halvorsen;  for  Russia,  Winogradsky 
and  Wladimiroff ;  for  Italy,  Vigna;  for  Hungary,  Mader.  Pieces  performed : — for  Germany, 
Leonora  no.  3,  and  Huon's  air  from  "Oberon";  for  America,  J.  K.  Paine's  prelude  to  "Oe- 
dipus Tyrannus";  for  France,  Saint  Saens'  ov.  "Jeuuesse  d'  Hercule",  and  Berlioz'  ov.  to 
"Benvenuto  Cellini";  for  England,  Elgar's  "Cocka'gne"  overture;  for  Scandinavia,  Svendsen's 
Norwegian  Rhapsody;  for  Russia,  Tschaikoffsky's  "Francesca  da  Rimini",  and  Rimsky-Kor- 
sakoflfs  "Mahrchen  vom  Zaren  Saltan" ;  for  Italy,  Verdi's  ov.  to  "I  Vespri  Siziliani",  Cata- 
lani's  Dance  from  "Lorelei",  and  songs  by  Bellini,  Donizetti,  Puccini;  for  Hungary,  Liszt's 
1st  Rhapsody. 

Leeds.  Herbert  Thompson. 

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Musikberichte.  69 

A  note  by  another  Englishman.  Berlin  now  has  its  Wagner  Monument,  and 
probably  no  monument  has  ever  been  unveiled  amid  such  a  storm  of  controversy. 
No  man  has  been  more  fiercely  attacked  of  late  than  Commerzienrath  Leichner,  the 
President  of  the  Committee.  To  read  some  of  the  local  papers  one  would  imagine 
that  it  is  an  indictable  offence  to  be  a  wealthy  manufacturer,  and  an  indelible  dis- 
grace to  be  an  inventor  of  cosmetics.  But,  after  all,  the  inventor  of  cosmetics  has 
made  more  sacrifices  of  time,  and,  be  it  said,  of  money,  than  all  those  who  talk  so 
much  of  "honoring  the  Spirit  of  the  Master"  put  together.  It  is  true  that  a  great 
many  things  done  by  the  Committee  cannot  earn  the  approval  of  the  impartial  observer; 
but  the  objectors  would  surely  have  done  better  had  they  helped  Commerzienrath 
Leichner  to  make  the  celebration  worthy,  instead  of  standing  aside  and  invoking  the 
above-mentioned  Spirit  of  the  Master  (in  which  they  imagine  themselves  to  have  a 
copyright)  to  curse  everything  he  happened  to  proprose.  A  fact  beyond  controversy 
is  that  Eberlein  has  produced  a  distinctly  fine  monument  worthy  of  its  subject. 

London.  Alfred  Kalisoh. 


Musikberichte. 


Referenten;  C.  Goos,  E.  1st  el,  A.  Mayer-Reinaoh,  Fr.  Munk,  A.  NeiBer, 
O.  Neitzel,    P.  Pfohl ,    H.  Pohl,  J.-G.  Prod'homme ,   E.  Rychnowsky, 

A.  Sohering,  P.  Werner. 


Berlin.  Die  Konigliche  Oper  brachte  zur  Wagnerfeier  Anfangs  dieses  Monats  eine 
Neueinstudierung  der  Meistersinger,  die  so  glanzend  verlief,  daB  man  fur  die  weite- 
ren  Gaben  des  >neuen  Herrn«  —  gemeint  ist  Herr  von  Hiilsen  —  nur  das  Beste 
erhoffen  kann.  Die  Besetzung  war  so  hervorragend  gestaltet,  wie  sich  das  wohl  selten 
ermoglichen  lassen  durfte;  alle  kleinen  Einzelrollen  der  Meister  waren  mit  erstklas- 
sigen  Kunstlern  besetzt,  was  denn  auch  zur  Folge  hatte,  daB  die  schwierigen  Ensemble- 
szenen,  die  Klippen  des  Werkes,  zu  denkbar  plastischster  Ausarbeitung  kamen.  Den 
Sachs  sang  Bertram,  den  Walter  Kraus,  den  David  Lieban,  den  Beckmesser  Krasa 
fin  den  weiteren  Vorstellungen  mit  Nebe  alternierend) ,  den  Kothner  Berger,  den 
Pogner  Kniipfer;  Fraulein  Destinn,  die  das  Evchen  zum  ersten  Male  sang,  schuf  aus 
dieser  Figur  eine  Gestalt,  die  ihren  besten  Fartien  nicht  nachsteht,  und  Frau  Gotze 
war  als  Magdalene  von  bekannter  Trefflichkeit.  Die  Gerechtigkeit  wiirde  erfordern, 
auch  jeden  Vertreter  der  kleineren  Partien  mit  Namen  zu  nennen:  ich  muB  mich  je- 
doch  auf  das  obige  Gesamtlob  beschranken.  Ein  besonderes  Bravo  aber  gebiihrt 
Richard  StrauB  fur  die  Leitung  des  Werkes:  das  war  wirklich  eine  Dirigententat 
ersten  Ranges  und  es  war  nioht  mehr  als  billig,  den  Dirigenten  nach  jedem  AktschluB 
mit  den  anderen  Kunstlern  hervorzujubeln. 

Als  nachste  Novitat  ist  uns  »Manon«  von  Massenet  versprochen,  die  im  November 
herauskommen  soil;  einstweilen  beschrankt  man  sich  auf  Neueinstudierung  vorjahriger 
Nenheiten,  von  denen  bereits  »Feuersnot«  und  Reznicek's  >Till  Eulenspiegel*  in  Szene 
gegangen  sind.  Vom  Theater  des  Westens  ist  leider  nichts  gutes  zu  berichten;  alle 
kritischen  Stimmen  sind  sich  dariiber  einig,  daB  diese  zweite  Oper  Berlins  doch  ganz 
anders  werden  miisse,  wolle  sie  sich  einen  Platz  im  Kunstleben  der  Stadt  erringen. 

A.  M-R. 

Nach  sommerlicher  Stille  ist  jetzt  in  den  Berliner  Konzertsalen  die  T'atigkeit  im 
vollflten  Umfange  wieder  aufgenommen  worden :  zwar  war  es  nicht  lauter  reife  Kunst, 
die  sich  darbot,  doch  kann  man  mit  dem  bisherigen  Verlauf  ganz  zufrieden  sein. 

Wie  verlautet,  sollen  die  Konzerte  des  Berliner  Tonkiinstler-Orchesters,  die 

ignze 


70  Musikberichte. 

vorigen  Jahre  unter  der  Leitung  von  Richard  StrauB  stattfanden,  in  diesem  "Winter 
nicht  fortgefdhrt  werden.  Die  Bedeutung  des  Unternehmens,  das  sich  in  erster  Linie 
die  Vorfiihrung  moderner  Tonschopfungen  zur  Aufgabe  gestellt  hatte,  ist  in  diesen 
Blattern  bereits  besprochen  und  darin  gesagt  worden,  daB  unsere  Erwartungen  nor 
zum  Teil  in  Erfiillung  gegangen  sind.  Der  genannte  Zweck  ware  entschieden  zu 
billigen,  falls  bei  der  Auswahl  der  vorzufrihrenden  neuen  Werke  ohne  Sonderinteresse 
und  jegliche  personliche  Rucksichtnahme  verfahren  wurde.  Nicht  allein  wurde  man- 
chem  talentvollen  Komponisten  durch  sein  Bekanntwerden  der  Weg  geebnet,  sondern 
vor  allem  auch  jedermann  die  Moglichkeit  gew'ahrt,  iiber  zeitgenossisches  Schaffen 
einen  Uberblick  zu  gewinnen,  was  in  keiner  anderen  Kunst  solchen  Schwierigkeiten 
begegnet,  als  in  der  Musik. 

Fiir  den  kommenden  Winter  sind  folgende  groBeren  Konzertveranstaltungen  ange- 
kiindigt:  Zehn  Symphonie-Abende  der  Koniglichen  Kapelle,  zehn  Philharmonische 
Konzerte,  drei  Konzerte  des  Philharmonischen  Chores,  sechs  Auffiihrungen  der  Sing- 
akademie,  drei  Konzerte  des  Stern'schen  Gesangvereins ,  zwei  Konzerte  des  Lehrer- 
Gesangvereins. 

Den  Beginn  der  diesj'ahrigen  Saison  machten  diejenigen  Konzerte,  die  sich  urn 
die  Wagnerfeier  gruppierten.  Leider  fanden  die  drei  historischen  Konzerte  an  einem 
einzigen  Tage  statt,  so  daB  sich  wohl  schwerlich  jemand  entschlossen  haben  durfte, 
alles  zu  horen.  Der  Besuch  war  sehr  schlecht,  was  urn  so  mehr  zu  bedauern  ist, 
als  die  Leistungen  der  drei  Dirigenten,  Pohlig  (Stuttgart),  Riedel  (Braunschweig), 
Kogel  (Frankfurt  am  Main),  recht  bedeutend  waren.  Interessantes  bot  ferner  das 
internationale  Festkonzert,  in  dem  namentlich  der  Italiener  Arturo  Vigna  und  Che- 
villard  (Paris)  Hervorragendes  boten,  soweit  das  mit  dem  nicht  einwandsfreien,  offen- 
bar  eigens  zu  dem  Zwecke  zusammengewiirfelten  Orchester  moglich  war.  Ein  Wagner- 
konzert  unter  Sucher's  Leitung  am  gleichen  Abend  brachte  diesem  Dirigenten  groCe 
Huldigungen. 

Das  erste  Philharmonische  Konzert  unter  Nikisch  zeichnete  sich  durch  ein  recht 
gediegeues  Programm  aus.  Eingeleitet  wurde  es  durch  das  Konzert  Nr.  4  F-dur  fur 
Orgel  und  Orchester  von  Handel,  womit  sich  der  junge  Organist  Alfred  Sittard  aus 
Dresden  recht  vorteilhaft  einfuhrte.  AuBer  ihm  trat  als  Solistin  Frau  Lula  Mysz- 
Gmeiner  auf  in  dem  Arioso  fur  eine  Altstimme  aus  Cantata  con  stromenti  von  Handel 
und  der  Rhapsodic  fur  eine  Altstimme,  M'annerchor  und  Orchester  von  Brahms,  mit 
welch  letzterer  sie  den  groBeren  Erfolg  erzielte.  Der  Berliner  Lehrer-Gesangverein 
unter  der  Direktion  des  Herrn  Professor  Felix  Schmidt  fuhrte  in  dankenswerter  Weise 
die  ihm  hier  zufallende  Aufgabe  aus.  Das  lebhafteste  Interesse  erregte  die  Novitat 
des  Abends:  »Aus  Odysseus'  Fahrten«,  I.  Ausfahrt  und  Schiffbruch,  von  Ernst 
Boehe.  Das  "Werk  hat  auf  dem  TonkUnstlerfest  zu  Basel  bereits  eine  Auffuhrung  er- 
lebt.  Es  ist  zutreffend,  was  seitens  der  Kritik  ziemlich  allgemein  vermerkt  wurde, 
daB  das  Werk  noch  keine  zur  Selbst'andigkeit  hindurchgerungene  Individual i tat  des 
Erschaffers  bekunde.  Die  Beeinflussung  durch  Richard  StrauB  ist  unverkennbar. 
Erstaunhch  ist  indessen  die  Sicherheit  in  der  Beherrschung  der  orchestralen  Aus- 
drucksmittel,  die  eher  einen  in  den  kompliziertesten  Instrumentationskiinsten  wohl- 
erfahrenen  Meister,  als  den  22j'ahrigen  Komponisten  vermuten  1'aBt.  Die  Themen 
sind  nicht  von  hervorstechender  Eigenart,  weisen  vielmehr  darauf  hin,  daB  reflek- 
tierende  Verstandestatigkeit  der  Phantasie  in  erheblichem  MaBe  zu  Hilfe  gekommen 
ist.  Die  Frage,  ob  die  Musik  aus  jener  Stimmung,  jenen  Gefuhlen  heraus,  die  durch 
die  Dichtung  hervorgerufen  wurden,  entstanden  ist,  kann  also  nach  einmaligem  Horen 
wenigstens  nicht  ohne  weiteres  bejaht  werden.  Hierin  liegt  aber  die  wesentlichste 
Bedingung,  die  durch  die  programmatische  Musik  erfullt  werden  miiBte,  der  sonst 
jegliche  Existenzberechtigung  abzusprechen  ware.  Der  moderne  Komponist,  der  phy- 
sische  Vorg'ange  in  realistischer  Weise  nachahmt,  also  zu  Mitteln  greift,  die  auBer 
dem  liegen,  was  man  im  allgemeinen  als  musikalisch  zu  bezeichnen  pflegt,  stellt  sich 
gerade  zu  dem  in  Widerspruch,  was  er  zu  beweisen  vorgibt,  daB  die  Musik  heut- 
zutage  so  viel  ausdrucksfahiger  geworden  sei,  als  fruher.  Doch  was  bekummert  sich 
das  Genie  urn  das,  was  andere  Leute  denken! 

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Musikberichte.  71 

Von  den  Konzerten  der  Koniglichen  Kapelle  rmter  Weingartner  haben  die  ersten 
beiden  bereits  stattgefunden,  in  denen  der  Dirigent  aufs  Neue  seine  vorziiglichen  Eigen- 
schaften  bewiesen  bat.  Zu  solchen  Leistungen  bedarf  es  allerdings  auch  eines  Or- 
chesters  von  der  Vorziiglichkeit  der  Koniglichen  Kapelle.  Folgende  Werke  waren 
fur  das  erste  Konzert  gew'ahlt:  Oxford -Symphonie  von  Haydn,  Beethoven's  Eroica 
und  Doppelviolinkonzert  von  Bach,  in  trefflicher  "Weise  vorgetragen  durch  die  Kon- 
zertmeister  Professor  Halir  und  Dessau.  Das  zweite  Konzert  brachte  Beethoven's 
Leonoren-Ouverture  Nr.  1,  Symphonie  B-dur  von  Schumann  und  eine  neue  Sym- 
phonie in  D-moll  von  E.  v.  Dohnanyi.  Der  junge  Komponist  ist  dem  Berliner  Pu- 
blikum  noch  in  guter  Erinnerung.  Er  spielte  vor  drei  Jahren  in  einem  Philharmo- 
nischen  Konzert  sein  eigenes,  in  Wien  durch  den  ersten  Preis  ausgezeichnetes  Klavier- 
konzert;  auch  Joachim  fuhrte  hier  ein  Streichquartett  von  ihm  auf.  Die  Ansichten 
fiber  das  neue  Werk  Dohnanyi's  waren  hier  geteilt.  Es  muC  gesagt  werden,  daB  das 
formelle  Konnen  des  Komponisten  nicht  auf  der  Hohe  seiner  Erfindungskraft  und 
seiner  Fahigkeit  zu  instrumentieren  steht,  was  sich  namentlich  im  ersten  und  letzten 
Satz  unangenehm  bemerkbar  macht.  Der  zweite  und  dritte  (Adagio  und  Scherzo) 
sind  reifer  ale  die  Ecks'atze,  wahrend  ein  als  vierter  Satz  stehendes  Intermezzo  recht 
unbedeutend  ist  und  bei  zukunftigen  AufTdhrungen  wohl  besser  weggelassen  wiirde. 

Zum  Besten  der  durch  Hochwasser  Geschadigten  gab  der  preisgekronte  Berliner 
Lehrer-Gesangverein  unter  der  Direktion  des  Herrn  Professor  Felix  Schmidt  ein 
Konzert,  in  dem  hauptsachlich  Volkslieder  gesungen  wurden.  Besonders  erwahnt  zu 
werden  verdient  die  Wiedergabe  zweier  Lieder  aus  dem  Lochheimer  Liederbuche  in 
neuer  Bearbeitung  von  Gustav  Sehreck  und  zweier  Madrigale  von  Johannes  Eccard 
(1653 — 1611  und  Baldassare  Donati  (16.  Jahrhundert).  Die  beiden  Madrigale  sind 
von  Benedikt  Widmann  fiir  M'annerchor  gesetzt.  Ahnliche  VorfUhrungen,  die  in  den 
letzten  Jahren  erfreulicher  Weise  hin  und  wieder  stattgefunden  haben,  sind  umso  mehr 
zu  begruBen,  als  dadurch  der  Allgemeinheit  ein  Gebiet  erschlossen  wird,  das  sonst 
nur  dem  Forscher  vertraut  ist. 

Die  Singakademie  fuhrte  unter  der  Leitung  von  Herrn  Professor  Georg  Schumann 
in  ihrem  ersten  Konzert  das  Chorwerk  »Das  Paradies  und  die  Peri«  von  Schumann 
auf.  Die  Soli  waren  den  Damen  Emilie  Herzog,  Walter-Choinanus,  Klara  Erler,  den 
Herren  Richard  Fischer,  Anton  Sistermanns,  Max  Krause  anvertraut.  Die  Leistungen 
der  erstgenannten  Sangerin  waren  des  groBten  Lobes  wiirdig.  Von  der  Auffuhrung 
selbst  ist  im  allgemeinen  gutes  zu  berichten. 

Kammermusik  ist  in  diesem  Jahre  in  so  reichem  MaCe  angekundigt,  wie  kaum 
je  zuvor.  Das  Joachim-Q.uartett  gab  semen  ersten  Abend  und  hatte  gewohnter  Weise 
die  Namen  Haydn,  Mozart  und  Beethoven  auf  seinem  Programm.  Die  Zuhorer  gaben 
in  einer  begeisterten  Huldigung  ihrem  Dank  und  zugleich  ihrer  Freude  Ausdruck,  den 
greisen  Kunstler,  die  Seele  dieser  idealen  Gemeinde  auch  in  diesem  Winter  wieder 
inmitten  seiner  getreuen  Genossen  in  voller  Rustigkeit  und  jugendiicher  Frische  er- 
scheinen  zu  sehen.  Das  Waldemar  Meyer- Quartett  brachte  an  seinem  ersten  Vprtrags- 
abend  Streichquartett  F-moll  von  Beethoven,  Konzert  E-dur  fur  Violine  mit  Klavier- 
begleitung,  vorgetragen  von  Professor  Meyer,  und  Oktett  von  Schubert.  Das  Spiel 
zeichnete  sich  durch  eben  solche  Frische  und  Natiirlichkeit  aus,  wie  diese  den  Kom- 
positionen  innewohnen,  wiirde  indessen  durch  eine  etwas  feinere  Auffassung  erheblich 
gewonnen  haben.  AuCer  diesen  gaben  Barth,  Wirth,  Hausmann  den  ersten  ihrer 
popularen  Kammermusik -Abende,  die  sich  mit  Recht  groCer  Beliebtheit  erfreuen. 

Solisten-Konzerte  fanden  bereits  in  solcber  Anzahl  statt,  daG  nur  solche  von 
kunstlerischer  Bedeutung  erwahnt  werden  konnen.  Von  den  Pianisten  erzielten 
Reisenauer  und  Lamond  auCerordentliche  Erfolge.  Gottfried  Galston  hat  an  seinem 
Klavier- Abend  bewiesen,  daB  seine  Begabung  ihn  dazu  befahigen,  sich  unter  den 
groBten  seines  Faches  eine  ebenburtige  Stellung  zu  erringen.  Die  gesanglichen 
Leistungen  Richard  Konneckes  haben  allseitig  Anerkennung  gefunden.  In  recht  vor- 
nehmer  Weise  hob  sich  der  von  Bruno  Hinze  Reinhold  unter  Mitwirkung  von  Frau 
Susanne  Dessoir,  Emil  Tschirch  und  Otto  Hegner  veranstaltete  Liszt- Abend  aus  der 

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72  Musikberichte. 

Alltaglichkeit  des  Berliner  Konzertlebens  heraus.  Wenn  man  von  der  nicht  sehr 
glttcklich  gewahlten  »Leonore«  -Ballade  mit  melodramatischer  Klavierbegleitung  ab- 
sieht,  so  gewahrten  die  iibrigen  Darbietungen,  die  sehr  viel  kiinstlerisches  Feingefuhl 
bekundeten,  einen  ungetriibten  GenuB.  Als  tuchtiger  Geiger  erwies  sich  Hans  Bandler, 
Konzertmeister  des  Hamburger  philharmonischen  Orchesters.  Desgleichen  lernten  wir 
in  Fraulein  Marie  Nichols  aus  Boston  eine  ausgezeichnete  Geigerin  kennen.  Gate 
Erfolge  erzielten  ferner  die  gesanglichen  Leistungen  der  Damen  Rosa  Olitzka,  Maria 
Seret,  Madelaine  Walther,  A.  Stern,  Agnes  Friedrichowicz,  der  Herren  Liepe  und 
Loritz.  Dasselbe  1'aBt  sich  von  den  Geigern  Herrn  Walther  und  Herrn  Schroder  be- 
berichten.  AuBerordentliches  Aufsehen  erregt  das  Auftreten  des  lOjahrigen  Geigers 
Franz  v.  Vecsey.  Bei  vielen,  die  auBer  diesen  noch  konzertierten,  stand  das  Voll- 
bringen  noch  allzusehr  hinter  dem  besseren  Wollen  zuriick  und  bei  manchen  gar  schien 
auch  dieses  noch  in  der  Entwicklung  begriffen  zu  sein. 

Zum  Schlusse  moge  noch  ein  kurzer  Bericht  Uber  das  erste  Konzert  des  philhar- 
monischen Chores  unter  der  Leitung  des  Herrn  Professors  Siegfried  Ochs  folgen.  Zur 
Auffuhrung  gelangte  die  groBe  Totenmesse  von  Berlioz.  Die  vorziiglichen  Eigen- 
schaften  des  Chores  unter  der  Leitung  seines  Dirigenten  sind  hinreichend  bekannt;  sie 
bewahrten  sich  auch  diesmal  wieder  auf  das  glanzendste,  so  daB  eine  in  jeder  Hinsicht 
vollendete  Auffuhrung  zu  stande  kam.  Der  Solist  befriedigte  nicht  in  gleicher  Weise. 
Gegen  das  Werk  selbst  1'aBt  sich  allerhand  einwenden,  was  auch,  so  lange  es  besteht, 
in  nicht  geringem  MaBe  geschehen  ist.  Hinsichtlich  seines  musikalischen  Wertes  wird 
es  von  anderen  Schopfungen  desselben  Komponisten  entschieden  ubertroffen.  Sicher- 
lich  liegt  dort  ein  MiBbrauch  in  der  Verwendung  der  orchestralen  Mittel  vor,  wo 
durch  die  Anh'aufung  von  Instrumenten  eine  derartige  Tonstarke  erzeugt  wird,  daB 
sie  im  Ohr  ein  physisches  Unbehagen  hervorruft.  Allerdings  darf  nicht  verkannt 
werden,  daB  das  Werk  vom  Komponisten  zur  Auffuhrung  in  der  Kirche  bestimmt 
war,  und  daB  sich  dann  das  Unwetter  des  >Dies  irae«  in  einiger,  gesicherter  Ent- 
fernung  liber  den  H'auptern  der  Zuhorer  austobte,  die  also  nicht  ganz  in  derselben 
Furcht  zu  leben  brauchten,  eventuell  den  Paukenschlagern  zum  Opfer  zu  fallen. 
Dieser  Umstand  sollte  dadurch,  daB  man  den  instrumentalen  Apparat  reduziert,  bei 
AuffUhrungen  in  Konzertsalen  kiinftig  etwas  mehr  in  Betracht  gezogen  werden,  womit 
indessen  nicht  der  Wunsch  ausgedriickt  werden  soil,  daB  sich  das  Ereignis  so  bald 
verwirklichen  mochte.  Fur  den  Fachmann  hat  die  Uberwindung  enormer  technischer 
Schwierigkeiten  ein  gewisses  Interesse.  Was  aber  nimmt  das  Publikum  von  solchen 
AuffUhrungen  mit  nach  Hause?  Man  braucht  sich  kaum  zu  wundern,  wenn  es  Sen- 
sation fur  Kunst  nimmt.  F.  M. 

Breslan.  Die  Opernsaison  wurde  am  16.  September  mit  einer  gut  vorbereiteten 
Auffuhrung  des  »Tannhauser«  eroffnet.  Dem  vielversprechenden  Anfange  folgte  leider 
bis  jetzt  keine  analoge  Fortsetzung.  In  der  Spieloper  zwar  sind  wir  gut  beschlagen; 
denn  der  von  Coin  heriibergeholte  Tenorist  Hans  Si  ewer t  erweist  sich  je  langer 
desto  mehr  als  liebenswiirdiger,  stets  interessierender  Vertreter  hoher,  lyrischer  Partien. 
Er  hat  als  Postilion  und  George  Brown  reiche  Anerkennung  gefunden.  Wie  es  aber 
um  die  Auffuhrung  der  Musikdramen  Meister  Richards  bestellt  sein  wird,  wissen  die 
Gotter.  Un8  sterblichen  ist  einstweilen  bloB  bekannt,  daB  Fraulein  Waldeck,  die 
Remplacantin  fur  die  nach  Coin  ubergesiedelte  Hochdramatische  Marie  Brandis  als 
Briinnhilde  und  Ortrud  versagte.  Da  werden  Gastspiele  aushelfen  miissen.  Vorerst 
halten  uns  Frau  Verhunk,  eine  ausgezeichnete  AYda  und  Carmen  und  Fraulein 
Pewny,  eine  Mozartsangerin  par  excellence,  schadlos.  In  das  Heldentenorfach  teilen 
sich  die  Herren  Conrad  als  gestaltungskraftiger  Wagnersanger;  Mat  raj  als  stimm- 
begabter  Vertreter  exotischer  Partien  und  Holzapfel,  ein  guter  Tamino. 

In  den  Konzertsalen  wurde  es  ungewohnlich  zeitig  lebendig.  Von  einigen  schiich- 
ternen  Anfangerversuchen  schweige  ich.  Ein  auGerordentlich  dankbares  Publikum 
fanden  die  vollendeten  Vortrage  des  Berliner  Domchores  in  der  Elisabethkirche 
und  ein  von  Theodor  Bertram  und  Frau  Mo  ran- Old  en  veranstaltetes  Wohl- 
t'atigkeits-Konzert  im  Borsensaale.  Bertram  war  glanzend  bei  Stimme;  Frau  Moran- 
Olden  aber  stand  bereits  unter  der  seelischen  und  korperlichen  Depression,   die   sie 

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Musikberichte.  73 

bald  darauf  zwang,  eine  Heilanstalt  aufzusuchen.  Yon  Berliner  Gas  ten  erwahne  ich 
noch  die  treffliche  Geigerin  Irene  vonBrennerberg  und  den  als  vorziiglich  bekannten 
Pianisten  Xaver  Scharwenka.  Der  Orchesterverein  hatte  sich  zur  Eroffnung 
seiner  Abonnements-Konzerte  in  Frau  Schumann-Heink  eine  Attraktion  ersten 
Ranges  verschrieben.  Sie  sang  die  Arie  der  Vitellia  ana  Mozart's  »  Titus*,  ferner 
Schubert's  »Allmacht«,  Liszt's  Ballade  »Die  drei  Zigeunerc  und  endlich  die  Altpartie 
in  Brahms'  Rhapsodic  in  hochster  Vollendung  und  gab  auBerdem  noch  mit  zwei 
zarten  Liedern  von  Schubert  und  Brahms  eine  schone  Probe  ihrer  staunenswerten 
Vielseitigkeit.  Das  Orchester  zeichnete  sich  unter  D ohm's  belebender  Fiihrung  durch 
eine  packende,  groCzugige  Wiedergabe  der  zweiten  und  dritten  Leonoren-Ouverture  und 
der  B-dur-Sinfonie  von  Beethoven  aus.  DaB  Herr  Dr.  Dohrn  auch  ein  gl'anzender 
Pianist  ist,  der  einer  Komposition  auf  den  Grund  zu  gehen  versteht,  bewies  er  in 
einem  eigenen  Klavierabende  mit  Beethoven's  op.  101  und  Brahms'  op.  5.  Der  erste 
Kammermusikahjend  gipfelte  in  dem  tttchtig  gespielten  Quartett  op.  132  von  Beethoven. 

P.  W. 

Frankfurt  am  Main.  Yon  unsrer  Oper  ist  diesmal  nicht  viel  zu  berichten.  Die 
besonders  im  szenischen  Teil  wirkungsvoll  durchgefuhrte  Neueinstudierung  des  »Rienzi« 
bot  unsrem  vorziiglichen  Tristan-  und  Loge-Darsteller  Ejnar  Forchhammer  Gelegen- 
heit,  den  markanten  Momenten  der  anstrengenden  Titelpartie  alle  gewiinschte  Geltung 
zu  verleihen.  Die  Leistungen  der  iibrigen  Darsteller  in  diesem  merkwurdigen ,  von 
Genieblitzen  durchleuchteten  Jugendwerk,  in  dem  alle  rein  en  und  trtiben  Wasser  der 
»groBen€  Oper  mit  Ungestum  zusammenschieBen,  konnten  im  Ganzen  sehr  befriedigen. 
Nach  einer  recht  gelungenen  zyklischen  Auffiihrung  der  Wagner'schen  Biihnen- 
schopfungen  (von  Rienzi  bis  zur  Gotterd'ammerung)  ging  man  nun  mit  allem  Eifer 
an  das  Studium  der  flamischen  Oper  »De  Bruid  der  Zee«  —  Die  Meeresbraut  —  von 
Jan  Block,  die  hier  der  ersten  deutschen  Auffiihrung  begegnet. 

Mit  einer  Vehemenz,  wie  selten  in  den  letzten  Jahren,  ist  mit  Anfang  Oktober 
die  Konzertsaison  iiber  das  musikalische  Publikum  hereingebrochen.  Fiir  die  Zeit 
von  jetzt  bis  beil'aufig  Ostern  sind  iiber  70  groBe  Orchester-  und  Chorkonzerte,  an 
40  Kammermusikveran8taltungen  und  80  Konzerte  jeder  Art  angekiindigt.  Was  da 
alles  noch  kommen  mag,  ist  gar  nicht  auszurechnen.  Der  einfache  Uberblick  zeigt 
eine  Massen-  und  tjberproduktion,  die  dem  wirklich  Guten,  weit  Besseren  und  einzig 
Dastehenden  den  Boden  entzieht  und  oft  selbst  ganz  vorziigliche  Darbietungen  in  be- 
denklicher  Weise  sch'adigt.  Ungesunde  Verh'altnisse,  die  die  Gefahr  einer  vollst'andigen 
UberBattigung  immer  mehr  und  mehr  herbeifiihren,  und  deren  ehrlichgemeinte  Be- 
kampfung  momentan  leider  nur  sehr  wenig  Erfolg  hat  Die  Programme  der  ver- 
schiedenen  Konzertgesellschaften  versprechen  heuer  viel  Interessantes.  In  den  Mu- 
seomskonzerten  sind  an  besonders  bemerkenswerten  Novit'aten  in  Aussicht  genommen: 
die  vierte  und  neunte  Symphonie  von  Bruckner,  die  seiner  Zeit  von  Hans  Richter 
eingefiihrte  D-moll-Symphonie  des  jungen  Dohnanyi.  die  D-moll-Symphonie  von  Cesar 
Franck,  Bischofifs  >Pan«,  eine  neue  symphonische  Dichtung  »Wieland  der  Schmiedc 
von  Hausegger,  das  Orchesterscherzo  »L'apprenti  sorcier*  von  Ducas,  die  Vorspiele 
za  »Da8  Fest  auf  Solhaugc  von  Pfitzner,  ein  symphonischer  Prolog  von  A.  ReuB  und 
Hugo  Wolfs  »Penthe8ileia<  und  Fragmente  aus  dem  »Corregidor«.  Die  von  ver- 
schiedenen  Dirigenten  geleiteten  Opernhauskonzerte  versprechen  unter  Dr.  Rottenberg 
die  »neunte«  von  Bruckner  und  unter  Mahler  dessen  dritte  Symphonie  in  D-moll. 
Im  Caecilienverein  ist  Bruckner's  E-moll-Messe  und  Handel's  »Acis  und  Galatea*  in 
der  Chrysander'schen  Bearbeitung,  im  Lehrergesangverein  ein  neues  Chorwerk  »Ther- 
mopylae«  von  Pembaur  in  Aussicht  genommen.  In  den  einzelnen  Quartettvereinigungen 
bekommen  wir  im  Laufe  des  Winters  als  Neuheiten  zu  horen:  das  A-Dur-Quartett 
von  Dohnanyi,  eine  Klavier-Cello-Sonate  von  Thuille,  Quartette  von  Konrad  Heubner 
und  Glazounow,  ein  Manuskript-Sextett  von  Hans  Huber,  ein  Quintett  von  Yolbach, 
Trios  von  Zemlinsky  und  Sinding,  ein  Klavierquartett  von  Robert  Kahn  und  eine 
Vioiinsonate  von  Yolkmar  Andreae.  Neben  den  vielen  Wiederholungen  also  geniigend 
Aussicht   auf  richtige   Abwechslung.   —   Als   Leiter   der    Museumskonzerte  hat   am 

2.  Oktober  der  neugewahlte  Dirigent  Siegmund  von  Hausegger  sein 

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74  Musikberichte. 

treten  und  sich  in  einer  Weise  eingefuhrt,  die  zu  den  schonsten  Hoffnungen,  die  wir 
hier  an  sein  Erscheinen  knupften,  berechtigt.  Hausegger,  eine  ebenso  warmblutige 
als  fein  empfindende  Musikernatur,  verbindet  mit  diesen  unsch'atzbaren  Vorziigen  tief- 
gehende  allgemeine  Geistesbildung  und  nicht  zuletzt  den  notigen  Aufwand  an  zielbe- 
wuCter  kiinstleriscber  Energie,  welcher  Faktor  besonders  in  der  planvollen  Anlage  der 
einzelnen,  nunmehr  glucklicherweise  stilistisch  vornehmen  und  einheitlichen  Programme 
geradezu  wohltuend  zu  Tage  tritt.  In  dem  ersten  Freitagskonzert  bot  der  Dirigent 
das  in  seiner  schonen  Ausgestaltung  sich  prachtig  steigernde  Meistersinger-Vorspiel, 
die  H-moll-Suite  fur  Flote  und  Streichorchester  von  Bach  (in  der  Bulow'schen  Be- 
arbeitung),  Beethoven's  C-moll-Symphonie  und  dazwischen  mit  Busoni  das  Es-dur- 
Klavierkonzert  von  Beethoven.  Im  ersten  Sonntagskonzert  uberraschte  er  uns  mit  der 
wirklich  groBziigigen  Interpretation  der  vierten  (romantischen)  Symphonie  von  Bruckner, 
deren  besonders  im  » Andante  c  und  dem  feurigen  »  Scherzo  «  lebensvolle  Ausfiihrung 
eine  wiirdige  Feier  des  Todestages  Bruckner's  {gestorben  11.  Oktober  18%)  bildete. 
DaB  Hausegger  auch  den  heutzutage  oft  recht  »abgeklapperten«  Klassikern  die  gleiche 
Ehrfurcht  entgegenfcringt  und  ihren  Werken  mit  gleich  gesundem  als  tiefem  Auf- 
fassungsvermogen  nachzugehen  imstande  ist,  bewiesen  im  zweiten  Freitagskonzert 
die  vorziiglichen  Auffuhrungen  der  Mozart'schen  Es-dur-Symphonie  (Kochel  543}  und 
der  groBen  C-dur-Symphonie  von  Schubert,  jenem  herrlichen  Epilog  eines  so  kurzen 
aber  reichen  Schaffens  des  Meisters.  Verlangt  man  als  das  Hochste  der  reproduzieren-  - 
den  Kunst,  da6  das  jeweilige  Kunstwerk  als  der  innerlich  wahr  nachempfundene 
Ausdruck  schopferischer  Kraft  vor  unserer  empfanglichen  Seele  erstehe,  so  ist  dem 
vortrefflichen  Dirigenten  jenes  »im  Nachschaffen  neu  schaffen*  in  jeder  Weise  ge- 
lungen.  Hausegger  hat  sich  in  diesen  drei  Konzerten  besonders  mit  Beethoven, 
Bruckner  und  Schubert  seine  Stellung  in  einer  "Weise  befestigt,  die  wir,  im  Hinblick 
auf  seine  weitere  hiesige  T'atigkeit  nur  mit  Freude  begruBen  konnen.  Neben  Fritz 
KreiBler-Wien.  der  das  Beethoven'sche  Violinkonzert  spielte,  sei  als  Solist  noch  Josef 
Loritz-Munchen  erwahnt,  der  die  Freimaurer-Kantate  »Die  ihr  des  unermeBlichen 
*Weltall3  Schopfer  ehrt«  von  JMozart  (ganz  kurz  vor  seinem  Tode  komponiert)  und  den 
Balladenzyklus  »Der  Mohrenfiirst« ,  »Die  Mohrenfiirstinc  und  »Der  Mohrenfurst  auf 
der  Messec  von  Karl  Loewe  (als  op.  97  im  Jahre  1844  erschienen)  zum  Vortrag  brachte. 
Zu  der  Mozart'schen  Kantate  hat  Hausegger  eine  sich  dem  "Werke  gut  anpassende 
Instrumentation  geschrieben;  weniger  wirksam  erwies  sich  in  den  Balladen  die  von 
Weingartner  herriihrende  Orchesterbegleitung,  deren  zwar  gl'anzendes  Kolorit  manch- 
mal  seltsam  zu  den  im  Klavier  anregenderen  Tonmalereien  des  alten  Loewe  passen. 
—  Das  erste  Opernhauskonzert  leitete  Nikisch,  dessen  Auffassung  der  ersten  Sym- 
phonie von  Brahms  und  der  schwungvollen  Orchesterphantasie  »Francesca  da  Rimini* 
von  Tschaikowsky  vielen  GenuB  bot.  H.  P. 

Hamburg.  Die  Hamburger  Oper  hat  Gliick:  nach  einer  Zeit  schwankender  Lei- 
stungen  und  unsicherer  Erfolge  scheint  sie  in  eine  Epoche  eines  neuen  Aufstiegs, 
neuer  Bliite  getreten  zu  sein.  Es  sind  eben  nicht  nur  die  Werke,  sondern  die  Men- 
schen,  die  den  Wert  eines  Kunstinstituts  und  seine  kulturelle  Bedeutung  besiegeln: 
man  kann  den  Lohengrin  sehr  schlecht  und  die  Cavalleria  sehr  gut  horen :  es  handelt 
sich  in  letzter  Linie  immer  um  die  Kiinstler,  um  die  produktive  Individualit'at,  um 
den  Menschen,  der  uns  das  Kunstwerk  vermittelt.  Und  daB  es  dem  Direktor  Bittong 
gelungen  ist,  unserem  Opernensemble  Kiinstler  von  dieser  positiven  Natur  und  starker 
schopferischer  Kraft  zu  sichern,  das  ist  es,  was  uns  mit  Vertrauen  in  die  Zukunft  und 
die  Gegenwart  unserer  Oper  schauen  1'aBt.  Die  homines  novi,  die  in  unsere  Oper  ein- 
zogen,  fiihrt  ein  genialer  junger  Dirigent  an:  Gustav  Brecher,  ein  junges  Blut 
von  24  Jahren,  voll  Feuer  und  Idealen,  Uberstromend  von  Energie,  von  Enthusiasmus 
fur  seine  Kunst;  ein  heller  gVanzender  Geist;  eminenter  Kunstverstand  und  sicherster 
Instinkt  fur  alles  Feine  und  Bedeutende  gibt  ihm  heute  schon  eine  ungewohnliche  Be- 
deutung; dabei  ist  er  musikalisch  bis  in  die  Fingerspitzen.  Brecher  hat  sich  sofort  mit 
seiuen  ersten  Direktionsleistungen  —  Lohengrin,  Carmen,  Hollander,  Hugenotten  —  in 
gewaltigen  Respekt  gesctzt  bei  den  Musikern  und  den  Kunstfreunden.  Diesem  jungen 
genialem  Feuerkopf  steht  Kapellmeister  S  tr  an  sky  zur  Seite :  ein  junger  Mann  von  hoher 

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Musikberichte.  75 

Bildung,  von  philosophischer  Schulung;  ein  Bruckner-Schuler,  begeisterungsfahig,  fein- 
sinnig  and  feinspiirend  in  seinem  Verhaltnis  zur  Musik;  ruhiger,  maCvoller  als  Brecher, 
mehr  von  seinem  starken  Verstand  als  von  Impulsen  geleitet,  aber  voll  lebhaften  Em- 
pfindens,  dasbeide  ihrer  deutsch-bohmischen  Heimat  alsMitgiftzu  danken  haben.  Stransky 
hat  sich  mit  einer  FideUo-Auffuhrung  sehr  vorteilhaft  eingefiihrt  und  als  Mozartdirigent 
Reife  des  Geschmacks  und  des  Konnens  bewiesen.  Den  beiden  Dirigenten,  die  das  Gehirn 
des  Ensembles  reprasentieren,  folgten  andere  gate  Geister:  ich  nenne  zuerst  die  sehr 
begabte  Altistin  Fran  Metzger-Froitzheim,  eine  Kunstlerin  von  st'arkstem  drama- 
tischen  Talent;  dann  Frau  Claus-Frankel,  eine  Meisterin  lebensvoller  Darstellung 
und  subtiler  Gharakterzeichnung.  Frau  Claus-Frankel  hat  als  Isolde  einen  vollen  Triumph 
gefeiert:  eine  meisterliche,  packende  und  erschiitternde  Leistung.  Glanzend  war  die 
Kunstlerin  als  Konigin  von  Saba,  wogegen  sie  in  anderen  Rollen  stark  abblafite,  da  leider 
ihr  Organ  fruhzeitig  allzu  aufreibenden  Anstrengungen  ausgesetzt  gewesen  sein  mag  und 
die  ruhige  Festigkeit  des  Tons  eingebUBt  hat.  Nichtsdestoweniger  ist  sie  ebenso  ein 
Gewinn  fur  das  Ensemble,  wie  auch  der  junge  Tenorist  Herr  Straetz,  der  trotz  mancher 
jugendlichen  Unvollkommenheit  das  Beste  hoffen  laBt:  er  ist  sehr  musikalisch,  besitzt 
eine  friscbe  und  groBe  Tenorstimme  und  auch  als  Darsteller  vortreffliche  Anlagen. 
Sein  David  (Meistersinger)  ist  in  jeder  Beziehung  eine  hoch  erfreuliche  Leistung. 
Weniger  einverstanden  konnen  wir  uns  mit  dem  Baritonisten  Herrn  Mohwinkel 
erklaren,  der  zwar  als  verstandiger  Darsteller  interessiert,  aber  als  Sanger  seine  Blute- 
zeit  schon  iiberschritten  hat.  Der  ungemein  reiche  Spielplan  des  Stadttheaters  brachte 
eine  stattliche  Zahl  "alterer  und  neuerer  Werke;  Wagner  dominierte.  Neu  einstudiert 
erschien  Lortzing's  «Undine«  auf  der  Biihne  in  prachtiger  Ausstattung,  die  es  gleich- 
wohl  nicht  vermochte,  fiber  die  dramatische  Schwache  und  die  inhaltsleere  Romantik 
des  in  seinen  humoristischen  Partien  so  liebenswiirdigen  Werkes  hinwegzutauschen.  — 
Anch  der  Konzertsaal  hat  seine  Tore  wieder  geoffnet:  Das  erste  Wort  sprach  Arthur 
Nikisch  und  das  brillante  Berliner  philharmonische  Orchester;  der  gefeierte  Dirigent 
fuhrte  u.  a.  das  Werk  eines  jungen  Miinchners  vor:  » Odysseus'  Ausfahrt  und  Schiflf- 
bruchc  von  Ernst  Boehe,  eine  genial  angelegte,  kraftvoll  kolorierte  und  von  starker 
musikalischer  Kraft  getragene  Orchesterdichtung;  die  herrliche  Kunstlerin  Edyth 
Walt  her  entzuckte  mit  ihrer  Kunst  in  demselben  Konzert  die  Zuhorer:  sie  sang 
die  Eglantinen-Arie  schlechthin  meisterhaft.  Die  Philharmonische  Gesellschaft 
(Prof.  Richard  Barth)  sicherte  ihrem  ersten  Konzert  allgemeines  Interesse  durch  die 
Mitwirkung  von  Frau  Ernestine  Schumann-Heink,  einer  Kunstlerin,  die  jeder 
Hamburger  kennt  und  schatzt  und  deren  Beliebtheit  erstaunliche  Kreise  zieht.  Diese 
auBerordentliche  Sangerin  sang  die  Rhapsodie  fiir  eine  Altstirame  von  Brahms  und 
auBerdem  noch  einige  alte  Prachtstiicke  ihres  Repertoires.  Ihr  Erfolg  war,  trotz  einer 
deutlich  wahrnehmbaren  Indiposition,  unheimlich  gerauschvoll.  Auch  Max  Fiedler 
gab  sein  erstes  Orchesterkonzert,  in  dem  Alexander  Glasunow  eine  feinsinnige  und 
phantasievoll  instrumentierte,  aber  nicht  sonderlich  uberzeugende  neue  Suite  »Aus  dem 
Mittelalterc  dirigierte.  Emanuel  Stockhausen,  ein  gesch'atzter  Schauspieler ,  der 
Sohn  des  beriihmten  Vortragsmeisters ,  sprach  >Das  Hexenlied*  von  Wildenbruch, 
dessen  Reiz  Max  Schillings  mit  einer  farbenreichen,  aber  melodisch  physiognomielosen 
meiodramatischen  Orchestermusik  zu  steigern  versuchte;  Frau  Metzger-Froitzheim 
hot  in  sehr  wirkungsvollera  Vortrag  einige  Gesangsstucke  und  Max  Fiedler  selbst 
dirigierte  Beethovens  A-dur-Symphonie,  leider  mit  starker  Ubertreibung  der  Allegros'atze. 

F.  Pf. 
Karlsrnhe.  »MottVs  Abschied*  kbnnte  ich  meinen  Bericht  uber  das  Musikleben 
Karlsruhe's  in  den  letzten  Wochen  iiberschreiben ;  denn  in  vollen  Akkorden  klang  seine 
Tatigkeit  hier  vor  der  Abreise  nach  Amerika  aus;  auf  alien  Gebieten,  die  er  seit 
23  Jahren  mit  so  viel  kiinstlerischem  Erfolg  gepflegt  hatte,  lieO  er  uns  noch  einmal 
erfahren  und  empfinden,  was  wir  an  ihm  besessen  und  nun  wohl  fiir  immer  verloren 
haben.  Denn  allgemein  furchtet  man,  daB  er  aus  dem  jetzt  bewilligten  Urlaub  nicht 
mehr  zuriickkehren  wird.  Erstaunlich  ist  die  Unermiidlichkeit  und  Nervenkrafb,  mit 
der  er  nach  vorangegangenen  Auffuhrungen  von  Carmen,  Fidelio  u.  a.  in  wenig  mehr 
als  drei  Wochen  Lohengrin,  Meistersinger  (zweimal)  und  den  ganzen  »Ring«  heraus- 

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76  Musikberichte. 

brachte,  und  dazu  noch  ein  groBes  Orchester-  und  ein  Kirchenkonzert  leitete.  Eine 
Ruhmestat  insbesonders  war  die  Auffuhrung  der  vollstandigen  Trilogie  in  der  kurzen 
Zeit  von  sieben  Tagen,  und  mit  Ausnahme  der  Vertretung,  welche  der  plotzliche  Rtick- 
tritt  von  Frau  Mottl  notig  machte,  ganz  mit  eignen  Kraften.  Als  feinsinniger,  wahrer 
Kunstler  bewahrte  sich  Herr  Biittner  als  Wotan,  ebenso  Herr  Bussard  als  Mime; 
glanzend  und  ohne  jede  Ermiidung  fuhrte  Herr  Remond  die  Partien  des  Loge,  Sieg- 
mund  und  Siegfried  durch,  wahrend  der  Vertreterin  der  Briinhilde,  Fraulein  FaB- 
bender,  schlieClich  doch  einige  Ermiidung  anzumerken  war.  Aber  was  man  in  Ein- 
zelheiten  vielleicht  einmal  noch  anders  gewiinscht  hatte  —  und  es  war  wirklicb  sehr 
wenig  —  wurde  reichlich  aufgewogen  durch  die  Einheitlichkeit  der  ganzen  Auffuhrung, 
durch  die  Klarheit  und  Flastik  wie  besonders  den  groBen  Zug,  den  Mottl  dem  Ganzen 
zu  verleihen  wuBte.  Wie  er  sein  Orchester  fuhrt,  ist  bekannt;  aber  daB  alle  Solo- 
krafte  sich  zu  einer  Leistung  vereinigten,  die  sich  neben  denen  groBerer  Buhnen  ruhm- 
voll  sehen  lassen  durfte,  ist  noch  ganz  besonders  hervorzuheben.  "Was  er  hier  iiber- 
haupt  fur  das  Verstandnis  von  Wagner  und  Berlioz  getan,  wie  er  sich  eine  groBe, 
der  neuen  Kunst  treu  ergebene  Gemeinde  herangezogen  hat,  wie  er  durch  seine  tiefe 
Auffassung  und  die  Genialitat  der  Wiedergabe  auch  die  Widerstrebenden  mitriB,  das 
wird  ein  dauernder  Ruhm  fiir  ihn  und  fur  die  ganze  Epoche  Karlsruher  Musik- 
lebens  sein. 

Im  Konzettsaal  verabschiedete  er  sich  durch  die  Auffuhrung  von  Wagner's  Faust- 
ouverture,  Liszt's  13.  Psalm,  in  dem  Herr  Burrian  von  Dresden  ebenso  wie  im  Gebet 
aus  »Rienzi«  seine  glanzenden  Mittel  und  seine  sympatische  Vortragsweise  zeigte,  und 
Beethovens  VII.  Symphonic  Endlich  brachte  uns  der  letzte  Samstag  noch  vier  auBer- 
ordentlich  zusammengestellte,  in  Charakter  sehr  verschiedene  und  abwechslungsreiche 
Kantaten  von  Bach,  fiir  welchen  Meister  Mottl  immer  (auch  gelegentlich  in  einem  Vor- 
trag)  eingetreten  war.  Gewaltigen  Eindruck  machte  besonders  die  letzte,  die  Refor- 
mationskantate.  Wie  hier  gleich  im  Einleitungschor  iiber  und  unter  dem  kunstvollen 
vierstimmigen  Chorsatz  der  Choral  selbst  als  cant  us  firm  us  von  hoher  Trompete  und 
Kontrabassen  nebst  tiefsten  Orgeltonen  jenseits  der  Grenzen  menschlicher  Stimme 
kanonisch  gefiihrt  wird,  und  wie  kriegstrotzige  Akkorde  der  Blechblaser  die  kampfes- 
mutige  Stimmung  wiedergeben,  ist  iiber  alle  Begriffe  groBartig.  —  Im  ersten  von 
Hans  Schmidt  veranstalteten  Kunstlerkonzert  erntete  Alex.  Petschnikoff,  der  hier 
wohl  bekannt  ist,  durch  groBen  und  siiBen  Ton  und  glanzvolle  Technik  stiirmischen 
Beifall.  In  einer  Bach'schen  Sonate  (resp.  Trio)  gesellte  sich  seine  Frau  Lilli  zu 
einer  prachtigen  Harmonie  hinzu.  Am  Klavier  saB  Karl  Friedberg  aus  Frankfurt,  in 
Karlsruhe  stets  gerne  gehort,  der  den  geistigen  Gehalt  der  wunderbaren  Adieux- 
sonate  von  Beethoven  voll  auszuschopfen  verstand.  C.  G. 

Koln.  Das  Hauptereignis  des  abgelaufenen  Opernmonats  war  Gluck's  Iphi- 
genie  in  Aulis.  Das  Gluck'sche  Meisterwerk  ging  ziemlich  spurlos  am  Publikum 
voruber,  soviel  kunstlerische  Sorgfalt  auch  darauf  verwandt  worden  war.  Man  er- 
innert  sich,  daB  das  Werk  in  Paris  nach  seiner  Erstauffuhrung  1774  das  wurde, 
was  man  heute  ein  Kassenstiick  ersten  Ranges  zu  nennen  pflegt  und  es  bis  zum  Jahre 
1782  auf  nicht  weniger  ais  150  Wiederholungen  brachte.  Tempi  passati,  und  auch  mein 
Vorschlag  (in  meinem  Opernfiihrer),  die  beiden  Iphigenien  zu  einem  Gluck-Festabend 
zu  vereinigen,  wird  dieseits  der  Vogesen  kaum  auf  eine  einigermaBen  verstandnisvolle, 
durch  ein  zahlreiches  Erscheinen  und  rege  Empf  anglichkeit  ermutigende  Zuhorerschaft 
stoBen.  Die  Franzosen  sind  in  ihrem  Geschmack  erheblich  mehr  dem  klassischen 
Pathos  zugeneigt,  sie  sind  viel  elastischer  in  ihrer  Beschreibung  des  Bodens  der  alt- 
griechischen  Tragikerkonventionen.  Zudem  steckt  auch  dem  franzosischen  Darsteller 
das  erforderliche  erhabene  Gebaren  weit  mehr  im  Blute  als  dem  deutschen.  Trotzdem 
durfte  unsere  Auffuhrung,  um  deren  Gelingen  sich  wieder  Prof.  Kleffel  verdient  machte, 
vielfach  mustergiltig  heiBen.  Insbesondere  wurden  Frau  Rusche,  die  nicht  mehr  im 
Verbande  der  Buhne  steht,  aber  in  hervorragenden  Rollen  zuweilen  gastiert,  als  Iphi- 
genie  und  Fraulein  Hofmann  als  Klytamnestra  dem  Stil  des  Werkes  gerecht.  Der 
junge  Liszewski  fand  mit  dem  Rezitativ  und  der  Arie  >0  du,  die  ich  immer  liebe«  leb- 
haften  Beifall,  Herr  Grobke  war  ein  trefiflicher,  etwas  zu  heiGbliitiger  Achill.  —  Sonst 

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Musikberichte.  77 

ware  noch  eine  Wiederauffiihrung  des  Kienzl'schen  Evangelimann  zu  erwahnen, 
der  nach  seinem  ersten  Erscheinen  etwas  voreilig  beiseite  gelegt  wurde  und  jetzt,  bei 
frischer  Auffiihrung,  sich  wohl  auf  dem  Spielplan  halten  dttrfte,  sowie  die  Operette 
>der  Hochstapler*  vou  Gustav  Meyer,  dem  Operettenkapellmeister  des  Neuen  Stadt- 
theaters:  anspruchslose,  gefallige  Musik  auf  einen  scberzhaften  Text.  Mozart's  Figaro 
ist  leider  wieder  vom  Seccorezitativ  zum  gesprocbenen  Dialog  zuriickgekehrt.  Nur 
der  letzte  Akt  bat  durcb  eine  knappere  Fassung  an  Theaterwirkung  gewonnen  und 
das  etwas  eingebolt,  was  das  Ganze  an  reinem  Stil  verloren  bat.  Der  Verlauf  ist  jetzt: 
Arie  Barbchens,  kurzer  Dialog  zwischen  ibr  und  Figaro,  dann  dessen  Arie,  worauf  sich 
Figaro  im  Gebusch  versteckt,  um  Susanne  zu  beobacbten,  die  ibn  aber  beim  Auftreten 
entdeckt:  sie  singt  ibre  Arie,  an  die  sich  unmittelbar  das  Finale  anscblieBt.  Das  Per- 
sonal ist  jetzt  recht  eingespielt  und  laCt  beobacbten,  da6  der  Stand  der  Biibne  unter 
der  neuen  Aera  nicht  gesunken  ist.  Wir  haben  sogar  einen  Stern,  der  allerdings  nur 
dann  und  wann  aufleucbtet:  Fraulein  Vidron,  eine  vom  Direktor  Purscbian  in  Wien 
entdeckte  Koloratursangerin,  die  bei  ihm  bereits  in  Graz  ein  Jahr  hindurch  sang  und 
jetzt  allmahlich  an  den  iiblichen  Experimentiraufgaben,  einer  Rosine,  einer  Konigin 
der  Nacht  in  Facb  und  Routine  bineinwacbst.  Sie  bat  eine  glockenhelle  Silberstimme, 
die  bis  ins  dreigestrichene  G  und  Gis  hinaufreicht,  obne  in  der  Tiefe  an  Ftille  einzu- 
buBen,  besitzt  eine  bervorragende  Gesangsschulung  und  viel  Anmut  im  Spiel.  Wird 
sie  eine  Patti  rediviva  —  Verzeibung,  Adelina  singt  ja  noch,  sie  geht  eben  nach  Amerika 
und  laBt  sich  fur  60  Konzerte  eine  Million  und  200000  Mark  bezahlen,  —  also  eine 
verjungte  Patti  werden?  —  Unsere  Konzertsaison  begann  unter  Steinbach  recht 
genuBreich.  Als  Hauptwerk  erschien,  ziemlich  spat,  Bossi's  Canticum  Canticorum, 
dessen  geschickte  Thematik  und  heiCe  Farbenglut  gebiihrend  gewiirdigt  wurde,  das 
aber  im  ganzen  nicht  den  Anklang  fand,  wie  anderswo.  Dagegen  wurde  Bruch's  neues 
Chorwerk  Damajanti  sehr  warm  aufgenommen.  Es  darf  an  Stimmungstiefe,  gefalliger 
melodischer  Zeichnung  und  Klangwohllaut  sich  den  besten  Schopfungen  Brucb's  an 
die  Seite  stellen.  In  Frau  Riische,  die  mit  Herrn  von  Eweyk  dem  Canticum  Canti- 
connn  ibre  solistische  Mitwirkung  verlieh,  fand  die  Titelpartie  eine  hervorragende 
Interpretin.  Joachim's  Meisterspiel  verherrlichte  den  Abend,  er  fuhrte  UberdieB  den 
neuen  Konzertmeister  Bram-Eldering,  den  Nachfolger  von  Willy  Hess,  in  Bach's 
Doppelkonzert  in  D-moll  mit  bestem  Erfolge  ein.  Eine  Auffiihrung  der  Schopfung  zum 
besten  eines  Grabdenkmals  fvir  den  verstorbenen  K.  Wullner  ging  bereits  anfang  Ok- 
tober  voraus.  %  O.  N. 

Leipzig.  Fiir  gewohnlich  pflegt  die  Musiksaison  mit  sparlichen  Solistenkonzerten 
jiingerer  Talente  einzusetzen.  Diesmal  unternahm  unsere  Oper  die  Fuhrung,  indem 
*ie  sich  zu  einem  Wagner-Cyklus  aufraffte,  der  zwar,  nunmehr  beschlossen,  keineswegs 
uberall  Vollwertiges  bot,  aber  im  allgemeinen  erfreuliches  Zeugnis  ablegte  fur  die 
guten,  oft  vortrefflichen  Qualitaten,  tiber  die  Leiter  und  Darsteller  unserer  Oper  ver- 
fugen.  Rienzi  dirigierte  Kapellmeister  Porst,  den  fliegenden  Hollander,  Lohengrin, 
Tannhau8er  Kapellmeister  Hagel,  die  Meistersinger  Panzner  (als  Gast),  die  ubrigen 
Werke  Nikisch.  Jede  einzeine  Auffiihrung  an  dieser  Steile  kritisch  zu  besprechen, 
ist  nicht  angebracht,  da  zumeist  bekannte  und  l'angst  anerkannte  einbeimische  Krafte 
die  solistiscben  Hauptposten  inne  hatten.  Als  Gaste  traten  auf:  Carl  Perron  aus 
Dresden  (Wolfram,  Wanderer),  Frau  Elise  Martens-Beuer  aus  Hamburg  (Briinn- 
bilde  in  der  >Gotterdammerung€)  und  Frau  Leffler-Burkhardt  aus  Wiesbaden 
Isolde).  Die  ubrigen  Stellen  waren  mit  ersten  und  zweiten  Kraften  mehr  oder  minder 
befriedigend  besetzt,  die  Regie  gab  sich  —  trotz  vieler  MiBgriffe  —  Miihe,  das  Beste 
zu  bieten,  und  da  das  Orchester  sich  im  ganzen  musterhaft  hielt,  stand  der  kunstlerische 
Erfolg  hinter  dem  —  namentlich  bei  den  vier  letzten  Yorstellungen  nicht  ublen  — 
Kassenerfolg  nicht  zuriick.  Somit  hat  sich  unsere  Oper  ruhmlich  an  den  allerorts 
stattfindenden  Wagner -Huldigungen  beteiligt  und  es  bleibt  nur  zu  wiinschen,  dafi  sie 
die  wahrend  des  Cyklus  gewonnenen  Erfahrungen  in  jeder  Weise  heilbringend  fiir  die 
Zukunft  ausnutzt,  damit  Leipzig  nicht  mehr  nur  als  Stadt  der  Gewandhauskonzerte, 
sondern  auch  als  Stadt  mit  einer  erstklassigen  Oper  genannt  wird.  —  Am  25.  Oktober 
geht  Meyerbeer's  »Afrikanerinc  neu  einstudiert  in  Szene. 

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78  Mu8ikbericlite. 

Die  groBeren  Orchesterkonzerte  begannen  am  6.  Oktober  mit  der  Vorfuhrung  von 
Beethoven's  A-dur-Symphonie  und  Wagner's  Kaisermarsch  durch  das  philharmonische 
Orchester  unter  Hans  Winderstein.  Solist  war  Busoni  (Liszt:  A-dur-Konzert, 
Totentanz-Paraphrase).  Gleich  darauf,  am  8.  Oktober,  kam  das  Gewandhaus  mit  der- 
selben  Beethoven'schen  Symphonie,  Mozart's  Zaubenfloten-Ouverture,  Gluck's  »Furien- 
tanz«  aus  Orpheus  und  Fraulein  Helene  St'agemann  als  Mitwirkenden  (Arie  aus 
Mozart's  >Il  re  pastore*  und  Lieder  mit  Klavier).  Emil  Sauer  aus  Wien  lieB  sich 
im  folgenden  Gewandhausabend  mit  seinem  zweiten,  wenig  tief  angelegten  C-moll 
Konzert  horen,  der  neue,  an  Felix  Berber's  Stelle  berufene  Konzertmeister  Edgar 
Wollgandt  spielte  im  dritten  Beethoven's  Violinkonzert  vornehm  kiinstleriscb, 
w'ahrend  Mary  Munchhoff  zwei  Koloraturarien  von  Mozart  und  Lieder  in  der  ihr 
eigenen  leichten  Manier  sang.  Vorzugliches  bot  das  erste  der  >Neuen  Abonnements- 
konzerte*,  in  dem  Weingartner  die  dritte  Leonoren-Ouverture  und  Eroica  von  Beet- 
hoven dirigierte  und  Reisenauer  dessen  G-dur-Konzert  mit  reifer  Auffassung  vor- 
trug.  Etwa  ein  halbes  Dutzend  kleiner  Solistenkonzerte ,  meist  ohne  Belang,  folgten 
diesen  ersten  dieswinterlichen  Kunsttaten,  unter  die,  nicht  zuletzt,  auch  das  Auftreten 
von  Frau  Gutheil-Schoder,  Francesco  d'Andrade's  und  eines  jungen  Cellisten 
Beyer-Han e  (Konzert  des  Vereins  »Leipziger  Presse«)  einzubeziehen  ist.       A.  Sch. 

Mtinchen.  Zumpe  ist  tot,  und  die  Frage,  wer  sein  Nachfolger  als  Generalmusik- 
direktor  werden  soil,  halt  noch  immer  das  Interesse  weiterer  Kreise  gefangen.  IndeC 
scheint  man  die  definitive  Entscheidung  einstweilen  hinausschieben  zu  wollen,  da  man 
interimistisch  den  jugendlichen  Stuttgarter  Hofkapellmeister  Reichenberger ,  einen 
geborenen  Miinchner,  auf  ein  Jahr  engagiert  hat.  Reichenberger,  schon  von  seinem 
Gastspiel  mit  der  wiirttembergischen  Hofoper  her  vorteilhaft  hier  eingefuhrt,  trat  sein 
neues  Amt  mit  einer  groGziigigen  Wiedergabe  des  »Lobetanz«  seines  Meisters  Thuille 
an.  Auch  bei  Kaim  ist  ein  neuer  Dirigent  eingezogen.  An  die  Stelle  Hausegger's, 
dessen  Volks-Symphoniekonzerte  Stavenhagen  im  letzten  Winter  provisorisch  dirigierte, 
ist  nun  Peter  Raabe,  als  Musikschriftsteller  seither  gunstig  bekannt,  getreten  und 
erwies  sich  als  zuverlassiger  Dirigent.  Aus  seinen  Programmen  ist  vor  allem  der 
Wiederaufnahme  selten  gespielter  klassischer  Werke  zu  gedenken;  so  brachte  er  Mo- 
zart's konzertante  Symphonic  in  Es-dur  fiir  Violine  und  Viola  (Professor  Herm.  Ritter) 
und  Mozart's  kleine  Nachtmusik.  Die  groBen  Kaimkonzerte  (unter  Weingartner)  und 
die  Akademiekonzerte  (unter  Fischer,  Erdmannsdorfer  und  Steinbach  als  Gast)  haben 
noch  nicht  begonnen.  versprechen  aber  nicht  sonderlich  interessant  zu  werden,  da  man 
angstlich  dem  Ungewohnten  ausweicht  und  die  sparlichen  Neuheiten  recht  zaghaft 
au8gewahlt  sind.  Wenn  Stavenhagen  nicht  doch  seine  modernen  Abende,  die  aller- 
dings  groBe  finanzielle  Opfer  erheischen,  wieder  aufnimmt,  wird  es  in  dieser  Hinsicht 
iibel  bestellt  sein.  Von  kleineren  Konzertveranstaltungen  sind  bis  jetzt  ein  Violin- 
sonaten-Abend  des  Konzertmeisters  Rettich  und  der  Frau  Langenhan-Hirzel,  ein 
Trio- Abend  derselben  im  Verein  mit  Herrn  Warnke,  sowie  ein  Konzert  der  Frau 
Senger-Sethe,  die  sich  namentlich  in  Cesar  Franck's  Violinsonate  als  temperament- 
voile  Geigerin  erwies,  ruhmend  zu  erwahnen.  Frau  Giemkiewicz,  eine  hiesige  Altistin, 
widmete  ihren  Liederabend  Zumpe,  Anton  Beer-Walbrunn  und  Max  Reger,  von  letz- 
terem  feinsinnig  begleitet.  Man  merkte  wiederum,  wie  wenig  schopferisch  begabt  der 
verstorbene  Dirigent  gewesen,  erstaunte  iiber  die  Banalit'at  der  Beer'schen  Lieder,  da 
man  sonst  von  diesem  tiichtigen  Komponisten  besseres  gewohnt  ist,  und  interessierte 
sich  lebhaft  fur  einige,  wenn  auch  etwas  gar  barocke,  so  doch  hbchst  eigenartig  em- 
pfundene  Lieder  Reger's.  Als  Kuriositat  sei  noch  erwahnt,  daB  Kapellmeister  Scharrer 
neulich  in  einem  Volkskonzert  des  Kaimorchesters  Beethoven's  Schlacht  bei  Vittoria, 
bearbeitet  von  Cyrill  Kistler,  zu  Gehbr  brachte.  Die  Schlachtmusik  und  die  Klage 
der  Franzosen  packen  auch  heute  noch,  wogegen  der  Jubel  der  Englander,  charak- 
teri8iert  durch  endlose  Variationen  iiber  >God  save  the  kingc  stark  abfallt.       E.  I. 

Paris.  La  saison  musicale,  dans  les  theatres  de  musique,  a  commence*  d'assez 
bonne  heure,  cette  ann£e,  avec  les  premieres  representations  de  la  To  sea  de  Puccini 
(sur  un  livret  tire"  du  ceiebre  drame  de  Sardou,  par  MM.  Illica  et  Giocosa,  traduit 
en  francos  par  M.  Paul  Ferrier)  a  l'Opera-Comique  et,  pour  Tinauguration  du  Nouveau 

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Musikberichte.  79 

Theare-Lyrique  de  la  Gaite,  par  Herodiade  de  Massenet  (paroles  de  Paul  Milliet 
et  Gremont),  dont  la  premiere  representation  remonte  au  15  decembre  1881  (theatre 
de  la  Monnaie  de  Bruxelles),  et  qui  ne  fut  jouee  a  Paris,  au  Theatre-Italien,  que  le 
l«r  fevrier  1884. 

La  To  sea,  montee  avec  le  soin  que  M.  Carre  apporte  a  la  mise  en  scene  de 
toutes  les  pieces  nouvelles  de  l'Opera-Comique,  n'a  pas  remporte  le  meme  succes  que 
naguere  la  Boheme.  On  a  trouve  gen^ralement,  dans  la  musique  de  M.Puccini, 
un  peu  trop  de  reminiscences  franchises,  ce  qui  etait  evidemment  de  circonstance  au 
moment  ou  le  couple  royal  italien  visitait  Paris,  mais  n'a  satisfait  tout  le  monde,  et 
Ton  etait  en  droit  d'attendre  autre  chose  de  Tauteur  de  la  Boheme;  on  remarque 
aussi  dans  la  partition  de  M.  Puccini  comme  1'horreur  de  l'emploi  prolonge  d'une 
meme  tonalite  et,  pour  ne  pas  tomber  dans  les  redites  ou  dans  la  vulgarite,  une 
tendance  a  compliquer  inutilement  le  drame  orchestral.  Quoiqu'il  en  soit,  le  deu- 
xieme  acte,  fit  un  effet  considerable  et  emporta  le  succes  de  Touvrage  entier.  L'or- 
chestre  etait  dirige  par  M.  Andre  Messager;  les  principaux  roles  de  cette  piece 
(nouvelle  pour  Paris)  etaient  confies  a  Mlle  Friche  et  a  MM.  Beyle,  Dufrane,  Delvoye 
et  Huberdeau. 

Paris,  depuis  l'epoque  que  je  rappelais  tout  a  Theure  etait  peut-etre  la  seule 
ville  de  France  oil  Ton  ne  joua  pas  Herodiade:  de  l'Est  a  l'Ouest,  du  Nord  au 
Sud,  dans  les  localites  les  plus  diverses,  cet  opera,  qui  est  une  des  ceuvres  les  plus 
caracteristiques  de  Massenet,  est  execute  plusieurs  fois  chaque  saison;  il  fait  partie 
du  repertoire  au  meme  titre  que  les  Huguenots  ou  que  cette  Juive  que  la  direc- 
tion du  nouveau  Theatre-Lyrique  avait  projete  de  faire  entendre,  pour  ses  debuts, 
aox  Parisiens.  Seuls,  quelques  fragments  de  ballet  etaient  parfois  entendus  dans  les 
concerts. 

La  reprise  d'Herodiade  a  Paris  etait  done  une  veritable  premiere  puis  que 
cette  ceuvre  n'y  avait  jamais  encore  ete  representee  en  langue  franchise.  Chante  au 
Theatre-Italien  par  Mmes  Adler,  Devries,  Tremellini,  MM.  Jean  de  Reszke  et  Maurel, 
Topera  de  Massenet  le  fut  cette  fois  par  M^^  Calve,  Pacary,  MM.  Gerome,  Four- 
nets,  Renaud;  Torchestre  etait  dirige  par  M.  Luigini,  qui  a  abandonne  le  pupitre  de 
1'Opera-Comique  pour  celui  de  la  Gaite.  Le  succes  a  ete  tres  grand  pour  tous  et, 
cette  premiere  representation  fait  bien  augurer  des  suivantes,  —  si  toutefois  les 
directeurs  du  Theatre-Lyrique  ont  toujours  d'aussi  bonnes  inspirations  et  ne  donnent 
pas  dans  Tancien  repertoire  demode  dont  ils  avaient  un  moment  menace  les  Parisiens. 

Dans  les  grands  Concerts,  Colonne  et  Lamoureux,  aucune  ceuvre  nouvelle  n'a  ete 
entendue  jusqu'a  present:  au  Chatelet,  M.  Colonne  a  dirige  deux  fois  la  Symphonie 
avec  choeurs  de  Beethoven;  la  Fantastique  et  la  Carnaval  romain  de  Ber- 
lioz, dont  toutes  les  ceuvres  seront  passees  en  revue  cet  hiver.  M.  Chevillard  a  fait 
entendre  ie  troisieme  acte  du  Crepuscule  des  Dieux  avec  M.  van  Dyk. 

Les  Concerts  Le  Rey  auront  lieu  desormais  dans  une  nouvelle  salle  de  spectacle, 
le  Theatre  Victor  Hugo  vancien  Trianon),  les  dimanches  apres-midi ;  nulle  doute  qu'ils 
n'obtiennent  une  certaine  vogue  dans  un  quartier  qui  etait  jusqu'ici  totalement  de- 
pourvu  d'un  etablissement  de  ce  genre. 

La  Societe  philharmonique  de  Paris  donnera  cet  hiver,  du  10  novdmbre  au  15  mars, 
une  aerie  de  quatorze  concerts  de  musique  de  chambre,  au  cours  desquelles  on  enten- 
dra  les  Quatuors :  Bolonais,  Hans  Wessely,  Hubay,  Kneisel,  Petri,  et  peut-etre  Joachim, 
Hayot,  Rose  et  le  tcheque  la  Societe  des  instruments  a  vent  de  Munich,  le  Trio 
de  Rotterdam ;  comme  solistes :  MM.  W.  Clarke,  Frolich,  Mmes  Camilla  Landi,  Schu- 
mann-Heink,  Wedekind,  etc.  les  pianistes  d' Albert,  Busoni,  Lamond;  les  violonistes 
Kreisler,  Thomson,  Ysaye;  le  violoncelliste  P.  Casals,  etc.  etc. 

La  Schola  Cantorum  prepare  aussi  sa  reouverture,  sous  la  direction  de  M.  Charles 
Bordes;  on  y  executera  comme  Tan  dernier  des  Cantates  des  XVHe  et  XVIU>  siecles, 
d'importants  fragments  d'opera  de  Rameau,  les  Cantates  de  Bach,  etc. 

En  province,  on  ne  signale  guere  jusqu'a  present  que  la  reouverture  des  Concerts 
de  Marseille,   sous  la  direction  de  M.  Gabriel  Maris.    A.  Angers,   on  annonce 
l'Etranger,  de  M.  Vincent  dTndy,  Salammbo  de  Reyer,  Henry  Vill  de  Saint- 
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80  Musikberichte. 

Saens;  a  Nantes,  la  Tosca,  Messaline,  de  M.  Isidore  de  Lara,  la  Boheme;  a 
Bordeaux^  Tannh'auser,  les  Maitres  Chanteurs,  leRoi  d'Ys  de  Lalo,  PAtta- 
que  du  moulin  de  Bruneau,  Louise,  Lohengrin;  a  Lyon,  Siegfried,  le  Cre- 
puscule  des  Dieux,  l'Etranger,  Louise,  Salammbo,  1'OrduRhin;  a  Nice, 
la  Walkyrie,  Siegfried,  l'Or  du  Rhin,  Louise,  le  Roi  d'Ys,  la  Tosca, 
la  Reine  Fiamette.    A  Nancy  enfin,  Hansel  et  Gretel.  J.-G-.  P. 

Prag.  Die  Tenoristennot  ist  durch  das  Engagement  des  Dr.  Otto  Briese- 
meister  als  Heldentenor  in  einer  Weise  behoben  worden,  mit  der  alle  BeteUigten 
bisher  zufrieden  sind :  das  Publikum,  die  Direktion,  das  neue  Mitglied.  Verhehlen  wir 
es  uns  nicht,  das  Ideal  eines  S'angers,  der  mit  einer  gl'anzenden,  den  Sinnen  schmeicheln- 
den  Stimme  begnadet  ist,  stellt  Briesemeister  nicht  vor,  und  dieser  unverschuldete, 
aber  auch  nicht  zu  behebende  Fehler  wird  ihm  voraussichlich  hier  in  Prag,  wo  man 
gern  »schon«  singen  hort,  seme  Stellung  erschweren.  Aber  Briesemeister  kann  als 
Gegengewicht  auf  die  andere  Wagschale  seine  uberaus  hohe  Intelligenz  werfen,  und 
wenn  die  Zunge  nicht  mindestens  einsteht,  so  sinkt  gewiB  die  Schale,  auf  der  die 
Intelligenz  ruht.  In  kluger  Erwagung  debutierte  er  zum  erstenmal  in  seiner  von 
Bayreuth  aus  bekannten  Glanzleistung  als  Loge,  und  hatte,  wie  nicht  anders  zu  er- 
warten,  einen  durschlagenden  Erfolg.  Der  Beifall  war  um  so  echter,  als  kurz  vorher 
der  Hannoveraner  Holldorck  als  Tristan  durchfiel  und  Veranlassung  zu  einem  hier 
schon  Jahrzehnte  lang  nicht  verzeichneten  Theaterskandal  wurde.  So  schlimm  hatte 
man  ihm  allerdings  nicht  mitspielen  miissen,  schon  aus  Respekt  vor  der  Musik  Richard 
"Wagners  nicht;  und  wenn  es  war  ist,  daB  dieses  ganze  unwiirdige  Treiben  auf  die 
Claque  zuruckzufiihren  ist,  so  sollte  ein  solches  unliebsames  Vorkommnis  die  Theater- 
leitungen  bestimmen,  gegen  eine  Rotte  bezahlter  —  in  unserem  Fall  nicht  bezahlter  — 
Erfolgmacher  ganz  energisch  einzuschreiten.  Aber  zuruck  zu  Briesemeister.  Seit  er 
der  unsrige  ist,  sang,  nein  spielte  er  den  Siegmund,  und  jttngst  den  Mathias  in  Kienzl's 
Evangelimann.  Beide  Leistungen  standen  auf  jener  Hohe,  wie  man  sie  von  einem 
Kiinstler  wie  Briesemeister  voraussetzen  kann  und  wohl  auch  immer  wird  voraussetzen 
konnen.  —  In  der  Operette  herrscht  Frau  Fischer-Frey,  nicht  ohne  Gliick.  Eine 
gute,  n'amlich  auch  stimmlich  gute  Operettendiva  haben  wir  lange  nicht  besessen, 
und  da  wir  sie  nun  haben,  so  erscheinen  wieder  auf  dem  Spielplan  altere,  aber 
kunstlerisch  in  jeder  Note  wertvollere  Werke  wie  die  schone  Helena,  der  Bettelstudent, 
die  GroBherzogin  von  Gerolstein.  —  Voranzeigen  will  ich,  daB  die  tschechischen 
Philharmoniker  unter  Dr.  WilhelmZemanek  bis  zum  neuen  Jahr  einen  Cyklus 
von  zehn  popul'aren  Symphoniekonzerten  veranstalten ,  wovon  zwei  bereits  zur  Zu- 
friedenheit  abgelaufen  sind.     Mehr  dariiber  nach  Abwicklung  ihrer  Programme. 

E.  Ry. 

Wien.  Das  gemeinsame  Grundiibel  fast  samtlicher  nachwagnerischen  musikalischen 
Buhnennovit'aten  ist  und  bleibt  das  mangelhafte  Libretto.  Der  begabten,  ja  hoch- 
begabten  musikalischen  Schopfer  gibt  es  heute  eine  ganze  Anzahl,  wollen  sie  aber  ihr 
dramatisches  Talent,  dem  leider  zumeist  poetische  Produktivitat  fehlt,  entfalten,  so 
miissen  sie  notgedrungen  Anleihen  mannigfacher  Art  machen.  Als  solche  Anleihe 
dient  manchem  sjcherlich  musikdramatisch  begabten  Komponisten  die  symphoni- 
sche  Dichtung,  nun  aber  schuf  gar  kiirzlich  einer,  Oskar  Nedbal,  in  der  Ver- 
legenheit  das  Ballettmusikdrama.  Denn  nichts  anderes  ist  im  Grunde  sein  pantomi- 
misches  Ballett  »Der  faule  Hans«,  das  nach  langen  Kulissenwehen  endlich  das 
Licht  der  Buhnenwelt  erblickt  und  an  der  Hofoper  einen  wohlverdienten,  rauschenden 
Erfolg  errungen  hat.  F.  K.  Hejda's  Erzahlung  vom  >Faulen  Hansc  ist  ein  schlichtes 
Volksmarchen:  ein  Bauer  hat  drei  Sohne,  zwei  kehren  soeben  von  der  Wanderschaft 
zuruck  und  prahlen  mit  ihren  Heldentaten.  Hans  aber,  der  jiingste,  das  Muttersohnchen, 
schl'aft  lieber  hinterm  Ofen  und  wird  verspottet,  beschimpft,  geschlagen.  Drob  erbost, 
regt  sich  die  Tatenlust  in  ihm,  und  auch  er  zieht  hinaus  in  die  Welt.  Echt  marchen- 
m'aBig  nimmt  sich  des  Verkannten  eine  giitige  Fee  an  und  schenkt  ihm  einen  Zauber- 
ring;  der  gibt  ihm  Gliick  und  Wunderkraft,  Hans  erlegt  einen  Lindwurm  und  erringt, 
den  Tiicken  seiner  neidischen  Briider  zum  Trotz,  zuletzt  auch  die  Hand  der  von  dem 
Untier  befreiten  Prinzessin.    Es  ist  erstaunlich,  welche  dramatische  Spannkraft  Nedbal's 

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Vorle8ungen  fiber  Musik.  81 

Musik  aus  diesem  an  sich  alltaglichen  Marchenstoff  zu  saugen  verstanden,  wie  er  von 
Wagner  die  musikalische  Illustration  der  Geste  nicht  nur  gelernt,  sondern  auch  fur 
das  Ballett  auszunfitzen  gewuBt  hat.  Wir  vergessen  fast,  daB  wir  da  ein  Ballett  alten 
Stiles  vor  uns  haben.  Nur  Einzelheiten,  wie  der  Tag,  der  mit  Spitzentanz  der  Prima- 
ballerina  erwacht,  oder  wie  die  aufdringlichen  Massenballabiles  erinnern  uns  gewaltsam 
an  die  alte  Ballettmisere.  Aber  auch  diese  Gruppentanze  entwickeln  sich  zumeist  orga- 
nisch  aus  dem  Gang  der  Handlung,  und  die  kr'aftige  national-bohmische  Farbung  der 
Polka-,  Krakowiak-,  Walzer-  und  Marschweisen  versohnt  uns  mit  dem  Choreographischen. 
Nedbal  ist  zugleich  Musikant  und  Musiker,  Tanzkomponist  und  moderner  Kfinstler,  vor 
allem  raffinierter  Instrumentator,  in  einer  Person!  Sein  Ballett  wiirde  die  Runde  fiber 
die  Bfihnen  machen,  wenn,  ja  wenn  die  Musikkenner  Balletthabitues  oder  besser  gesagt, 
wenn  die  Balletthabitues  Musikkenner  war  en!  Als  Ubergangserscheinung  vom  alten 
Spitzentanzballett  zu  einem  modernenBallettdrama  betrachtet,  verdient  >Der  faule  Hans* 
entschieden  Beachtung,  Nedbal  fand  eben  den  schwierigen  Ausweg  aus  dem  Dilemma  — 
schlechtes  Opernlibretto  oder  gutes  Ballettsujet  —  vorl'aufig  noch  nicht  anders,  als 
indem  er  gute,  originelle  moderne  Pantomimenmusik  schrieb.  Godlewski's  schlecht- 
hin  unubertreffliche  Verkorperung  der  Titelrolle  muB  ebenso  eigens  hervorgehoben 
werden,  wie  Hassreiter's  Choreographic.  Der  Dichter  der  >Puppenfeec  hat  jetzt 
einmal  bewiesen,  daB  er  ein  Ballett  dichter  von  Feingeffihl  und  Geschmack  ist,  wie  es 
heute  kanm  einen  zweiten  auf  deutschen  Bfihnen  gibt;  Nedbal,  der  sein  "Werk  diri- 
gierte,  ist  ein  hochst  energischer  Kapellmeister.  Es  war  ein  Ehrenabend  des  Wiener 
0pernballett8;  ist  ja  in  Sachen  des  Tanzes  Wien  fiberhaupt  und  seine  Oper  im  beson- 
deren  noch  immer  Ffihrerin  in  deutschen  Landen  gewesen!  —  —  Auch  sonst  1'aBt 
Eich  die  Opernsaison  verheiBungsvoller  an  als  die  vorj'ahrige.  Direktor  Mahler  in- 
szenierte  eine  der  dramatisch  lebensvollsten  groBen  Opera,  Halevy's  >Jfidin«,  neu 
und  brachte  eine  vollendete  Aufffihrung  heraus.  Ich  wohnte  der  sogenannten  zweiten 
Besetzung  bei,  in  der  das  unlangst  engagierte  jugendliche  Fraulein  Schubert,  eine 
Schfilerin  des  Wiener  Konservatoriums,  die  Etecha  mit  einer  stupenden  virtuosen  Vol- 
lendung  sang  und  mit  angeborenem  dramatischen  Feuer  verkorperte.  Herrn  Pacal's 
Leopold  dagegen  kam  fiber  leeres  Brillieren  mit  hohen  Tonen  selten  hinaus,  wahrend 
Herr  Wink  elm  an  n  als  Eleazar  meinem  Geffihl  nach  noch  auf  ungeschw'achter  Stimm- 
und  Darstellungshohe  stand.  —  Die  erste  dieswinterliche  >Krise«  bei  den  Phil- 
harmonikern,  die  durch  die  Demission  des  Hof kapellmeisters  Jos.  Hellmesberger 
hervorgerufen  wurde,  ist  bereits  gelost.  Die  Meisterschar  des  Hofopernorchesters  hat 
aus  der  Not  eine  Tugend  gemacht  und  Gastdirigenten  berufen.  Es  werden  vier  Kon- 
zerte  von  Hofrat  Schuch,  zwei  von  Dr.  Muck,  je  eines  von  Professor  Safonoff 
und  Arth.  Nikisch  geleitet  werden.  A.  N. 


Vorlesungen  fiber  Musik. 


Berlin.  Zu  unserem  Verzeichnis  der  Vorlesungen  an  deutschen  Universitaten  im 
Torigen  Hefte  sind  noch  die  des  Privatdozenten  Dr.  Johannes  Wolf  » fiber  Geschichte 
der  Musik  im  16.  Jahrhundert*  (2stfindig)  und  »t)bungen  zur  musikalischen  Termino- 
logie  des  lateinischen  Mittelalters*  (lstfindig)  nachzutragen. 

Breslan.  Musikwissenschaftliche  Vorlesungen  ffir  Damen  halt  Prof.  Dr.  Emil 
Bohn  im  Auditorium  maximum  der  Universitat  ab,  und  zwar  im  kommenden  Winter 
uber  >Beethoven's  Sinfonien  und  Klaviersonaten*. 

K81n  am  Bhein.  In  den  Vorlesungsplan  der  Stadtischen  Handelshochschule  ist 
etzt  auch  die  Musikgeschichte  eingereiht,  und  Herr  Dr.  Gerhard  Tischer  mit  Ab- 

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82  Nachrichten  von  Lehranstalten  und  Vereinen. 

haltung  von  Vorlesungen  beauftragt.    Er  wird   im  n'achsten  Winter  iiber  »Musikge- 
schichte  des  19.  Jahrhundertsc  vortragen. 

Zurich.    An  der  Musikschule  liest  Herr  Dr.  Ernst  Radecke,  Musikdirektor  in 
Winterthur,  in  diesem   Winter  iiber  >Geschichte  der  Musik  im  17.  Jahrhundert<. 


Naohrichten  von  Lehranstalten  und  Vereinen. 


Breslau.  Der  Bohrtsche  Gesang  verein,  der  durch  seine  historischen  Konzerte  viel 
zur  Ausbreitung  des  Verstandnisses  der  alteren  Musiksch'atze  beitragt,  wird  in  diesem 
Winter  vier  historische  Konzerte  veranstalten,  und  zwar  haben  sie  »die  romantische 
Oper  in  Deutschland«  (E.  T.  A.  Hoffmann,  C.  M.  von  Weber,  Marschner,  Spohr, 
Reissiger,  Lindpainter,  Kreutzer),  die  >Weihnachtsgesange  des  16. — 19.  Jahrhunderts* 
und  die  beiden  letzten  >die  Zigeuner  in  der  Musikc  zum  Gegenstande  ihrer  Vor- 
fuhrungen.  Der  Verein  besteht  aus  114  singenden  und  gegen  200  zuhorenden  Mit- 
gliedern.  —  Der  seit  22  Jahren  bestehende  Flugelsche  Gescmgverein  JuU  sieh  auf- 
gelost.  In  einem  l'angeren  Artikel  in  der  »Schles.  Ztg.«  gibt  der  bisherige  Dirigent 
des  Vereins ,  Herr  Rud.  Ernst  Fliigel  die  Griinde  an,  die  ihn  bewogen  haben,  da 
dem  Verein  ein  frisches,  freudiges  25j"ahriges  Jubil'aum  nicht  beschieden  sei,  wenigFtens 
fiir  ein  anst'andiges,  ehrliches  Begr'abnis  zu  sorgen.  Seine  aktenm'aBige  Darstellung 
der  Geschichte  seines  zuletzt  nur  aus  150  Mitgliedern  bestehenden  Vereins  beschlieBt 
er  mit  den  Worten:  „Die  Bedingungen  und  Voraussetzungen,  unter  denen  er  ins 
Leben  trat,  sind  nicht  mehr  vorhanden.  Die  kiinstlerischen  Ziele,  die  er  sich  gesteckt 
hat  —  wiirdige  Auffiihrungen  groBer  Vokalwerke  neuerer  Komponisten  —  sind  der 
Kosten  wegen  fiir  ihn  unerreichbar.  W'ahrend  der  letzten  beiden  Jahre,  wo  nur  kleinere 
Musikabende  veranstaltet  werden  konnten,  haben  wir  laviert  und  Umschau  gehalten, 
ob  es  einen  Ausweg  aus  dem  Labyrinth  des  chronischen  Defizits  g'abe.  Wir  haben 
keinen  gefunden.  Zeichen  und  Wunder  geschehen  nicht  mehr,  und  so  bleibt  nur 
iibrig,  den  SchluB  aus  diesem  alien  zu  ziehen,  und  der  heiBt  »Auflosung«  oder  sagen 
wir  lieber  »Vertagung  des  Vereins «.u  Im  Verlauf  der  Jahre  hat  der  Verein  an  groBeren 
Werken  zur  Auffuhrung  gebracht:  Becker's  B  moll-Messe,  »Faust«  von  Rob.  Schumann, 
»Verlorenes  Paradiesc  von  Rubinstein  [2  Mai),  »Glockec  von  Scholz  und  >Walpurgis- 
nacht*  von  Mendelssohn,  »Freyhir«  von  Matthieu  und  »Der  Rose  Pilgerfahrt*  von 
Schumann,  »Krosus*  von  Lorenz,  >Gustav  Adolf*  von  Bruch.  Der  Verein  hat  an 
diesen  Auffiihrungen  im  Ganzen  die  Summe  von  8603,89  Mk.  zugesetzt,  ungerechnet 
die  Aufwendungen  fiir  das  kostspielige  Notenmaterial. 

Hamburg.  Das  von  dem  verstorbenen  Herrn  v.  Bernuth  gegriindete  und  viele 
Jahre  geleitete  Konserratorium  der  Musik  feierte  am  1.  d.  M.  sein  30jahriges  Bestehen. 
Das  Institut,  das  1873  mit  35  Schulern  und  5  Lehrern  eroffnet  wurde,  zahlt  jetzt  30 
Lehrer  und  446  Schiiler.  Gegenw'artiger  Direktor  ist  der  bekannte  Dirigent  Max 
Fiedler. 

New  York.  Die  >Tonkiinstler- Society*  hat  in  einem  soeben  erschienenen  Buche 
die  Programme  ihrer  letztjahrigen  Musikauffuhrungen,  die  Mitgliederliste  und  das 
Verzeichnis  der  Werke  ihrer  Bibliothek  zusammengestellt.  Vom  14.  Oktober  1902 
bis  19.  Mai  1903  gab  die  Gesellschaft  16  Konzerte  mit  meist  deutschen  Tonwerken. 
Sie  umfaBt  100  Tonkiinstler.  Die  Bibliothek  ist  erst  im  Entstehen  und  besteht  aus 
Musikalien. 


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Notizen.  83 

Notizen. 

AltoBft.  Der  Verein  fiir  Kunsterziehung  veranstaltete  am  6.  Oktober  einen  Handel- 
Abend  mit  einer  Vorlesung  des  Professors  Emil  Krause  tiber  Handel  und  Musik- 
vortragen  vorwiegend  aus  den  Oratorien  Handel's. 

Berlin.  Wagner-Feier.  Die  Festlichkeiten  begannen  am  30.  September  Abends  mit 
einem  Empfangsabend  im  Reichstagsgebaude.  An  der  Ausfuhrung  des  Kiinstler-Kon- 
zertes  beteiligten  sich  M*,e  Janotha  (London].  Fraulein  Johanna  Brackenhammer  (Coburg), 
M™«  Flament  (Brussel),  Hen*  Alexander  Fiiredi  aus  Budapest,  Frau  Ernestine  Schumann- 
Heink,  Mr  F.  Delmas  von  der  GroBen  Oper  in  Paris,  Fraulein  Auguste  Miiller  (Han- 
nover) und  Maria  Romaneck.  Das  Philharmonische  Orchester  aus  Leipzig  unter  Ka- 
pellmeister Hans  Winderstein  eroffnete  das  Konzert  mit  dem  Vortrage  des  Kaiser- 
marsches  von  Richard  Wagner.  Der  Glanzpunkt  des  Abends  war  unstreitig  Schubert's 
Allmacht,  in  genialer  Weise  von  Frau  Schumann-Heink  gesungen.  Die  Akustik  der  gro- 
Ben  Wandelhalle  des  Reichstagsgeb'audes  erwies  sich  indeB  als  nicht  giinstig  fur  Musik- 
vortrage.  Prinz  Friedrich  Heinrich  von  PreuBen,  Kultusminister  Dr.  Studt,  Graf 
Hochberg,  General-Leutnant  Freiherr  von  Dincklage-Campe  und  andere  wohnten  dem 
Konzert  bis  zum  Schlusse  bei.  Zu  den  Festlichkeiten  waren  in  Berlin  eingetroffen: 
der  deutsche  Botschafter  in  Paris  Fiirst  Hugo  von  Radolin;  Graf  von  San  Martino 
and  Valperga,  der  Delegierte  des  italienischen  Unterrichtsministeriums ;  Kammerherr 
Graf  A.  Buren,  Intendant  der  Koniglichen  Theater  in  Stockholm ;  Oberstleutnant  Don 
Felix  Arteta,  President  und  Deligierter  der  Philharmonischen  Gesellschaft  in  Madrid; 
die  Delegierten  der  Stadt  London:  der  High  Sheriff  Sir  Thomas  Brooke-Hitchings, 
sowie  der  GroBkammerer  Sir  Joseph  Savory;  der  Vorsitzende  des  Londoner  Aldermen- 
Kollegiums,  Sir  Pratt  Alliston,  Mr  W.  A.  Plunket,  sowie  viele  Amerikaner,  Franzosen, 
Italiener,  und  viele  andere. 

Am  1.  Oktober  Mittags  12 ( Uhr  fand  die  feierliche  Enthullung  des  Richard  Wag- 
ner-Denkmals  statt.  Nachdem  Prinz  Eitel  Friedrich  als  Vertreter  des  Kaisers,  und 
der  Ehrenprasident  des  Denkmal-Komites,  Prinz  Friedrich  Heinrich  die  prachtig  ge- 
schmiickte  Furstentribune  betreten  hatten,  ertonte  der  Kaisermarsch,  ausgefuhrt  von 
400  Militarmusikern  unter  Leitung  des  Professor  RoBberg.  Hierauf  folgte  >Ehrt  eure 
deutschen  Meister*,  SchluBchor  aus  >Die  Meistersinger«,  Bearbeitung  ftir  Mannerchor 
mit  Begleitung  der  Militarmusik  von  Professor  Richard  Schmidt,  gesungen  von  900 
Mitgliedern  des  Berliner  Sangerbundes  unter  Leitung  des  Professor  Felix  Schmidt. 
In  schwungvoller  Rede  mit  einem  Hoch  auf  den  Kaiser  ubergab  nunmehr  Kommerzien- 
rat  L.  Leichner  das  Denkmal,  dessen  HUUe  unter  den  Kl'angen-  des  >Heil  dir  im  Sie- 
gerkranz«  fiel.  Hierauf  folgte  >Wach  auf,  es  nahet  gen  den  Tag*  Hymne  aus  >Die 
Meistersinger*,  Bearbeitung  fiir  Mannerchor  mit  Begleitung  der  Militarmusik  von 
Professor  Richard  Schmidt,  gesungen  vom  Berliner  Sangerbund  unter  Leitung  des 
Professor  Felix  Schmidt.  Die  beiden  Prinzen  lieBen  sich  sodann  den  Professor  Eber- 
lein,  den  Schopfer  des  Denkmals,  sowie  eine  groBe  Anzahl  von  auswartigen  Delegierten 
vorstellen.  Den  SchluB  der  Feier,  die  eine  gute  halbe  Stunde  gedauert  hatte,  bildete 
der  Vortrag  des  Einzugsmarsches  aus  »Tannhauser<  durch  das  Militarorchester.  Nach 
der  Abfahrt  der  beiden  Prinzen  erfullte  eine  riesige  Menschenmenge  den  Festplatz, 
um  hier  das  erste  Denkmal  des  Bayreuther  Dichter-Komponisten  eingehend  in  Augen- 
schein  zu  nehmen. 

Auf  die  Enthullungsfeier  des  Wagner-Denkmals  folgte  am  Abend  desselben  Tages 
ein  groBes  Festessen  im  Wintergarten.  Gkgen  700  Gaste,  offizielle  wie  inoffizielle, 
waren  erschienen,  urn  sich  nach  mancherlei  Platzkampfen  endlich  an  den  langen  Tafeln 
haoslich  niederzulassen.  Wahrend  der  kulinarischen  G^enusse  konzertierte  auf  der 
prachtig  geschmuckten  Buhne  ein  vollbesetztes  Orchester  unter  Leitung  des  Kapell- 
meisters Gustav  Wanda.  Dagegen  fielen  samtliche  angekUndigten  Solo-Gesangsvortrage 
aus,  nachdem  eine  amerikanische  MiB  vergeblich  versucht  hatte,  durch  ihren  Gesang 
die  Aufmerksamkeit  des  Publikums  zu  erregen.  Urn  so  mehr  aber  entwickelte  sich 
ein   iiberaus    breiter    Redestrom.    Als    erster    Redner    erhob    sich   Prinz    Friedrich 

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Z.  d.  L  M.    V.  7 


84  Notizen. 

Heinrich  von  PreuBen,  urn  alien  denen  zu  danken,  die  sich  um  das  Denkmal  verdient 
gemacht  batten.  Seine  Rede  schloB  mit  eincm  Kaiserhoch.  Hierauf  ergriff  Kora- 
merzienrat  Leiohner  das  Wort,  ausklingend  in  einem  Hoch  auf  den  Prinzen  Friedrich 
Heinrich,  den  Ehrenprasidenten  des  Denkmal-Komites.  Koltusminister  Dr.  Studt  lietf 
die  fremden  G'aste  leben,  welche  herbeigestromt  seien.  um  dem  deutschen  Genius  ihre 
Huldigung  darzubringen.  Ibm  dankte  je  ein  Franzose,  ein  Italiener,  ein  Engl'ander 
und  ein  Amerikaner.  Xachdem  Geheimrat  Jordan  das  Schaffen  und  die  Werke  Richard 
Wagner's  gepriesen  batte,  endete  das  Redetournier  mit  einer  Ansprache  des  Malers 
Felix  Possart  und  des  Professor  Eberlein.  Den  BeschluB  des  Festes  machte  die  Ver- 
teilung  der  vom  Komite  gestifteten  goldenen  Ehrenmedaillen.  R.  S. 

Birmingham.  —  Some  words  on  texts  of  pieces  at  the  Festival1).  —  Elgar 
having  apparently  felt  the  trammels  of  another  man's  text  in  "Gerontius" ,  has 
in  "The  Apostlrs"  made  a  tesselation  or  marquetry  of  short  phrases  from  the  Bible. 
including  the  Apocrypha  and  the  Revised  Version,  put  together  in  this  way  and 
that  way  to  form  a  whole  with  a  purpose ,  and  a  vehicle  for  dramatic  and  de- 
scriptive music.  It  is  the  direct  antithesis  of  taking  a  poet's  finished  work,  and 
writing  music  parallel  thereto.  Still  in  oratorio  it  is  a  plan  of  long  usage,  and  no 
<loubt  a  great  convenience  to  the  composer.  Also  in  particular  is  suits  El  gar's 
method  of  incessant  and  detailed  leit-motive,  and  his  punctilious  following  of  the 
sense  of  words;  in  which  now  he  has  outdone  himself  or  any  other  composer  of  large 
works.  Undoubtedly  the  purpose  running  through  the  whole  is  of  very  high  aim, 
bold  in  conception,  and  deeply  felt.  E.  says  in  Preface,  "It  has  long  been  my  wish 
to  compose  an  oratorio  which  should  embody  the  calling  of  the  Apostles,  their  teach- 
ing (schooling;,  and  their  mission,  culminating  in  the  establishment  of  the  Church 
among  the  Gentiles";  and  whereas  he  pondered  6  or  8  years  over  "Gerontius",  so  the 
present  work  must  represent  long  reflection.  On  last  page  of  full  score  E.  writes, 
from  William  Morris's  Earthly  Paradise,  "To  what  a  heaven  the  earth  might  grow. 
If  fear  beneath  the  earth  were  laid.  If  hope  failed  not,  nor  love  decayed".  Only  2 
parts  are  now  out,  containing  the  Ministry,  the  Passion,  and  the  Ascension;  part  3 
will  be  the  Mission  to  the  Gentiles.  Canon  Gorton,  rector  of  Morecambe  in  Lan- 
cashire, has  written  a  35-page  pamphlet  on  the  text  (Novellos,.  The  talented  and 
earnest  A.  J.  Jaeger,  of  Novellos,  has  written  63  full  pages  analysing  with  a  strong 
search-light  the  combination  of  text  with  music,  and  he  discovers  92  leit-motives ;  the 
labelling  of  these  will  repel  the  un-initiated,  but  probably  represent  approximate  ac- 
tualities in  the  composer's  mind,  and  have  their  use.  Music  dominated  by  leit-motive 
is  certainly  different  from  any  other  music.  —  Stanford's  "Voyage  of  Maeldune*1  is  on 
Alfred  Tennyson's  poem.  The  Irish  story  is  of  a  chief,  Maeldune,  who  sets  out  with 
a  crew  for  vengeance;  but  visiting  those  fantastic  places,  the  Silent  isle,  the  isle  of 
Shouting,  the  isle  of  Flowers,  the  isle  of  Fruits,  the  isle  of  Fire,  the  Bounteous  isle, 
the  isle  of  Witches,  and  the  isle  of  the  double  Towers,  he  loses  nine-tenths  of  his 
men  in  quarrels  there  begotten,  and  lastly  reaching  the  isle  of  a  Saint  is  turned  from 
his  purpose.  The  words  are  not  much  more  than  successful  preciosity,  and  in  parts 
quite  crude;  of  which  the  opening  couplet  is  a  foretaste,  "I  was  the  chief  of  the 
race  —  he  had  stricken  my  father  dead  —  But  I  gathered  my  fellows  together.  I 
swore  I  would  strike  off  his  head".  Lytton  called  Tennyson.  "Miss  Alfred".  Would 
that  Stanford  would  go  back  to  the  noble  Ossian,  with  his  sempiternal  force  about 
Siol  Erin  na  gorm  lann,  the  sons  of  Erin  of  blue  steel!  "At  the  rising  of  the 
sun  I  beheld  the  spears  piercing  the  bodies  of  foes,  and  the  bows  throwing  forth 
their  steel-pointed  arrows.  The  whole  ocean  was  one  wound.  The  virgin  long  be- 
wailed the  slaughter  of  that  morning".  —  The  "Legenda"  were  first  the  daily  lessons 
read  out  in  Latin,  but  not  sung,  in  the  Christian  ritual;  thereafter  the  stories  of 
saints  and  martyrs  read  out  after  dinner  in  the  refectories,  or  even  at  matins  on 
Saints'   days.     In  2»d  half  13th  century  Jacobus  de  Voragine,  Dominican  friar   [later 


1    Der   Musikbericht   aus  Birmingham   muBte    fur  folgendes  Heft    zuruckgestellt 

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wcrden.  Die  Redaktion. 

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Notizen.  85 

on  Archbishop  of  Genoa,  and  died  1292).  compiled  a  "Legenda  Sanctorum"  or  "His- 
toria  Lombardica",  which  book  from  its  worth  was  called  familiarly  Legenda  Aurea 
the  Golden  Legends).  The  plural  passed  into  a  singular,  and  Wynkin  de  Worde 
says,  "Like  as  passeth  gold  in  value  all  other  metals,  so  this  Legend  exceedeth  all 
other  books".  This  work,  the  great  storehouse  of  the  legendary  lore  of  the  Middle 
Ages,  was  translated  into  French  in  14^  century  by  Jean  de  Vignay,  and  into 
English  in  15th  century  by  William  Caxton.  There  are  177  sections,  each  devoted 
to  a  particular  saint  or  festival,  arranged  in  order  of  the  calendar.  At  the  same 
time,  on  the  secular  side,  the  Swabian  knight  and  minnesinger  Hartmann  von  der 
Aue.  c.  1170—1220,  wrote  about  1197  "Erec"  (the  "Enid"  of  Tennyson),  edited 
by  Haupt  in  1839;  and  about  1204  "Iwein",  edited  by  Benecke  and  Lachmann  in 
1827.  Both  of  these  are  Arturian  legends.  Between  the  two  he  wrote  "Der  arme 
Heinrich",  edited  by  Mtiller  in  1842.  See  also  Mailath's  "Alt-deutsche  Gedichte",  and 
Marbach'8  "Volksbiicher"  no.  32.  "Poor  Henry"  is  prince  of  Hoheneck  in  Bavaria; 
till  a  pure  virgin  offers  to  die  for  him  he  cannot  be  cured  of  his  leprosy;  Elsie,  a 
farmer's  daughter,  offers  to  do  this  for  love  of  him ;  but  eventually  the  sacrifice  is  not 
demanded  of  her,  for  he  is  cured  first  and  marries  her  after.  Longfellow  has  made 
an  English  poem  of  this,  and  rather  awkwardly  borrowed  the  Jacobus  de  Voragine 
title,  making  it  "The  Golden  Legend".  But  the  awkwardness  ends  with  the  entitling, 
for  the  poetic  taste  is  perfect  and  the  diction  beautiful.  As  Ruskin  said,  he  has  here 
•entered  more  closely  into  the  temper  of  the  monk,  for  good  or  for  evil,  than  ever 
yet  theological  writer  or  historian,  though  they  may  have  given  their  life's  labour  to 
the  analysis".  The  Longfellow  text  was  reduced  for  Sullivan's  art  by  Joseph  Bennett. 
A  wealth  of  matter,  including  the  chastely  wrought  "Miracle  Play"  episode,  has  had 
*o  disappear.  —  As  to  the  bell- baptism,  the  Council  of  Cologne  ordained  as  follows: 
—  "Let  the  bells  be  blessed,  as  the  trumpets  of  the  church  militant,  by  which  the 
people  are  assembled  to  hear  the  word  of  God;  that  by  their  sound  the  faithful  may  be 
invited  to  prayers  and  the  spirit  of  devotion  within  them  be  increased.  The  fathers  have 
also  maintained  that  demons,  affrighted  by  the  sound  of  bells  calling  Christians  to  prayers, 
would  flee  away,  and  when  they  fled  the  persons  of  the  faithful  would  be  secure;  that 
the  destruction  of  lightnings  and  whirlwinds  would  be  averted  by  the  same,  while  the 
spirits  of  the  storm  would  be  defeated".  See  Scheible's  "Kloster",  VI,  776.  Brand's 
•Popular  Antiquities"  records  the  "ringinge  of  the  hallowed  belle  of  St.  Paul's  in 
great  tempestes  or  lightninges".  —  The  Brahms  work  of  3  stanzas  from  Goethe's 
"Harxreise  in  Winter"  (Goethe's  visit  to  the  desponding  theological  student  Pleasing  at 
Wernigerode),  was  sung  in  English  to  the  translation  of  R.  H.  Benson.        E.  G.  R. 

fibers walde.  Am  20.  und  21.  Oktober  fand  hier  unter  reger  Beteiligung  der 
Geistlichen,  Kantoren  und  Organisten  der  Mark  sowie  unter  groCer  Anteilnahme  der 
Bevolkerung  die  Generalversammlung  des  Brandenburgischen  evangelisch-kirchlichen 
Chorgesang-Verbandes  statt.  Ein  Konzert  der  vereinigten  Chore  von  Eberswalde 
Oratorien-Verein ,  Gemischter  Chor  von  St.  Johannis ,  Kirchen-Chor  von  St.  Maria- 
Magdalenen),  in  dem  unter  Leitung  des  Koniglichen  Musikdirektors  Boderke  in  an- 
erkennenswerter  Weise  Kompositionen  von  J.  S.  Bach,  Ltitzel,  "Wehrmann,  Boderke, 
Haydn,  Mendelssohn,  G.  Jansen,  Krebs  und  Handel  zu  Gehor  gebracht  wurden,  er- 
offhete  die  Feier.  Nach  einer  ergebnisreichen  Besprechung  der  Vertreter  vereinigten 
sich  die  "Verbandsmitglieder  zwanglos  mit  Freunden  der  Sache.  Zu  ihrer  Unterhaltung 
steuerten  die  Mannerchore  der  Stadt  reiche  Gaben  bei,  die  vielen  Anklang  fanden. 
Der  zweite  Tag  brachte  nach  einem  liturgischen  Gottesdienste,  welchen  Herr  Superin- 
tendent ELonig  abhielt,  die  eigentliche  Arbeitssitzung  unter  Leitung  des  Herrn  Ge- 
behnen  Regierungs-  und  Schulrats  Trinius  an  Stelle  des  leider  durch  Krankheit  ver- 
hinderten  Vorsitzenden  Herrn  Oberkonsistorialrats  Prof.  Dr.  Klein  ert.  Nachdem  Herr 
(reheimrat  Trinius  wie  die  Herren  Pfarrer  von  der  Heydt  und  lie.  Breest  uber 
Zweck  und  Ziel  der  Vereinigung  aufgeklart  und  die  bisherige  Wirksamkeit  dargelegt 
hatten,  hielt  Herr  Privatdozent  Dr.  Johannes  Wolf  (Berlin)  einen  Vortrag  tiber  >die 
Bedeutung  der  Chorpflege  fur  die  Hebung  des  Gemeindegesangs«,  an  welchen  sich 

eine  lebhafte  Debatte  anschloB.    Von  gefaCten  Beschlussen  diirfte  derjenige,  welcher 

igiM 


86  Notizen. 

dem  Konsistorium  die  EinfUhrung  von  mit  Noten  versehenen  GesangbUchern  dringend 
ans  Herz  legt,  allgemeinen  Anklang  finden. 

L  em  berg.  Die  hiesige  Philharmonie  ist  eingegangen.  Das  Orchester  bereist  jetzt 
mit  einer  Operntruppe  Russisch-Polen  und  RuBland.  Ob  ein  zweites  Unternehmen 
erstehen  wird,  ist  unsicher.  —  Das  Stadttheater  verspricht  in  der  n'achsten  Saison 
Wagner's  >Walkiirec,  »Chopin«  von  Orefice,  »Marga«  von  Henryk  Melcer,  > Louise* 
von  Charpentier.  —  Der  bisherige  Opernkapellmeister  Spetrino  verlieB  sein  Amt;  an 
dessen  Stelle  wurde  wiederum  ein  Italiener,  Philipp  Brunetti,  engagiert,  der  als 
guter  Wagner -Kenner  gilt  und  der  schon  mit  den  Proben  der  >Walkure<  begonnen 
bat.  Dagegen  soil  Herr  Spetrino  eine  Zeit  lang  als  Stellvertreter  des  Herrn  Hof- 
kapellmeisters  J.  Hellmersberger  in  der  k.  k.  Oper  in  Wien  dirigieren.  A.  C. 

London.  —  The  latest  English  official  report  on  export  trade  of  books  compares 
the  trade  1897—1901.  The  export  from  England  to  France  rose  from  M  36,000  to 
£  48,000;  to  Belgium,  from  M  17,000  to  4"  22,000;  to  Germany,  from  M  68,000  to 
M  72,000.    To  Holland  it  sank  from  £  27,000  to  M  20,000.  E.  G.  R. 

Ltittich.  Der  Rat  der  Stadt  hat  fur  ein  standiges  waUonisches  Theater  die  Summe 
von  25000  Franks  bewilligt.     Mit  dem  Bau  soil  sofort  begonnen  werden. 

Rom.  Auf  Veranlassung  des  Padre  Ehrle  ist  das  Musik-Archiv  der  Cappella 
Sistina  in  die  Yaticana  ubergefuhrt  und  damit  der  bequemen  Benutzung  der  Musik- 
historiker  erschlossen  worden. 

Weltansstellnng  in  St.  Louis  1904.  Das  Musikbureau  der  Ausstellungsleitung 
veroffentlicht  jetzt  durch  Zirkular  die  Bedingungen  fur  den  Wettstreii  von  Gesang- 
rereinen,  welche  wahrend  der  Dauer  der  Ausstellung  sich  an  dem  Wettsingen  in  der 
Festhalle  beteiligen  wollen.  Die  samtlichen  sich  meldenden  Gesangvereine  sollen  in 
drei  Klassen  geteilt  werden.  Zur  ersten  Klasse  gehoren  Gesangvereine,  die  mindestens 
100  Mitglieder  haben,  unter  denen  sich  32  Sopran-,  26  Alt-,  18  Tenor-  und  24  BaB- 
stimmen  befinden.  Die  Preise  betragen  in  dieser  Klasse  18000  Mark,  14000  Mark 
und  10000  Mark.  Die  Ges'ange,  welche  bei  dem  Wettstreit  vorgetragen  werden 
miissen,  sind  >Und  die  Herrlichkeit  des  Herrn«  aus  dem  Messias  von  Handel;  >0 
erfreuliches  Licht«  aus  der  goldenen  Legende  von  Sullivan  und  »Come  away*  von 
Parker.  In  die  zweite  Klasse  gehoren  Gesangvereine  mit  mindestens  80  Mitgliedern, 
welche  26  Sopran-,  21  Alt-,  14  Tenor-  und  19  BaBstimmen  haben.  Die  Preise  be- 
tragen 14000  Mark,  10000  Mark  und  6000  Mark.  Die  Lieder,  welche  vorgetragen 
werden  miissen,  sind  >Der  Herr  ist  unsere  Zufluchtc  aus  dem  46.  Psalm  von  Dudley 
Buck,  >Ave  verum*  von  Gounod  und  der  >Brautchor«  aus  der  »Rosenjungfrau«  von 
Cowen.  In  die  dritte  Klasse  gehoren  die  Vereine,  welche  mindestens  60  Mitglieder. 
darunter  20  Sopran-,  16  Alt-,  10  Tenor-  und  14  BaBstimmen  haben.  Die  Preise  be- 
tragen 10000  Mark,  6000  Mark  und  4000  Mark.  Die  Lieder,  welche  vorgetragen 
werden  miissen,  sind  »Wie  der  Hirsch  schreiU,  nach  dem  42.  Psalm  von  Mendels- 
sohn; »Ave  verum*  von  Mozart  und  die  »Danksagungshymne«  von  Surette.  AuCer- 
dem  hat  jeder  Gesangverein,  der  an  dem  Wettstreit  teilnimmt,  ein  Lied  nach  eigener 
Wahl  zu  singen,  das  er  vorher  dem  Musikbureau  zu  benennen  hat.  Einer  der  Gesangs- 
vortrage  muB  ohne  Instrumentalbegleitung  stattfinden.  Gesangvereine,  die  nicht  die 
oben  angegebene  genaue  Einteilung  in  Sopran-,  Alt-,  Tenor-  und  BaBstimmen  haben, 
konnen  ebenfalls  teilnehmen,  bei  der  Beurteilung  werden  aber  die  von  der  Ausstellungs- 
leitung ernannten  Preisrichter  auf  die  abweichende  Einteilung  Rucksicht  zu  nehmen 
haben.  Jeder  Chor  hat  unter  der  Leitung  seines  sonstigen  Dirigenten  zu  singen.  Das 
Preissingen  findet  nur  statt,  wenn  sich  sechs  Gesangvereine  der  ersten,  acht  Gesang- 
vereine der  zweiten  und  zehn  Gesangvereine  der  dritten  Klasse  den  Preisrichtern 
stellen.  Die  Wertung  durch  die  Preisrichter  wird  sich  vor  allem  richten  nach  dem 
Festhalten  der  Tonart,  dem  Einsatz,  der  Phrasierung,  der  Harmonie,  der  Anwendung 
des  Piano  und  des  Forte,  des  Vortrags  und  der  Wiedergabe.  Die  Vereine  konnen 
von  Noten  oder  nach  dem  Gedachtnis  singen.  Kann  ein  Verein  an  einem  bestimmten 
Tage,  der  fur  den  Wettstreit  festgesetzt  ist,  nicht  erscheinen  und  sind  gewichtige 
Grunde  fur  seine  Verhinderung  vorhanden,  so  kann  der  Wettstreit  fur  den  betreffen- 

den  Tag  verschoben  werden.    Die  Sanger  und  Sangerinnen  werden  auf  der  Plattform 

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Kritische  Biicherschau. 


87 


in  der  Weise  arrangiert,  wie  sie  dies  gewohnt  sind  und  wie  bei  den  tlbungen  die 
Stimmen  zusammenstanden. 

Stuttgart.  Die  Neue  Musik-Zeitung  (Verlag  von  Carl  Gruninger,  Stuttgart) 
erscheint  mit  Beginn  ihres  25.  Jahrgangs  in  neuer  Ausstattung  und  in  einer  nament- 
lich  auch  textlich  stark  erweiterten  Form.  Sie  bringt,  neben  den  seitherigen,  mancher- 
lei  neue  Rubriken,  insbesondere  auch  auf  p'adagogischem  Gebiet.  Der  unserer  heutigen 
Nummer  beiliegende  Prospekt  gibt  weiteren  AufschluB. 

Warschaa.  In  der  Saison  1903/1904  verspricht  uns  die  Philharmonie  folgende 
Werke  zur  Auffuhrung  unter  der  Leitung  Mlynarski's: 

Symphonien:  Beethoven's  V.  und  IX.,  Weber's  C-moll,  Brahms'  III.,  Liszt's 
>Faust-Symphonie«,  Klughardfs  V.,  Glazunow's  VI.,  R.  StrauC  >Sinfonia  domesticac 
zam  ersten  Mai,  unter  der  Leitung  des  Komponisten),  Cowen's  >Skandinavische  Sym- 
phoniec  unter  der  Leitung  Damrosch's),  Dohnanyi's  D-dur  (unter  der  Leitung  des 
Komponisten),  Noekowski's  >Vom  Friihling  zum  Friihlingc  (zum  ersten  Mai,  unter  der 
Leitung  des  Komponisten) ,  Nowowiej ski's  I.  Symphonie  (unter  der  Leitung  des  Kom- 
ponisten); symphonische  Werke:  C.  Franck's  >Variationen«,  R  StrauC  »Helden- 
leben«  (unter  der  Leitung  des  Komponisten),  E.  ScheUing's  > Symphonische  Suite*,  dann 
Kompositionen  englischer  und  amerikanischer  Komponisten  unter  der  Leitung  Dam- 
rosch's. —  Oratorien:  Bach's  >Weihnacht«  unter  Heinrich  Opieriski),  Schumann's 
>Paradies  und  Peri«,  >Manfredc;  Mendelssohn's  >Odypus  in  Kolonosc  (mit  Krakauer 
Chor  unter  Barabasz)  und  »  Antigone*  (unter  Noskowski);  Brahms'  >Schicksalslied< 
unter  Maszynski),  Berlioz'  »Faust's  Verdammnis*  (mit  Al.  Bandrowski  als  Faust);  auch 
der  m.  Akt  > Tristan*  gelangt  zur  Auffuhrung.  Engelbert  Humperdinck  wird  eigene 
Werke  dirigieren  (Vorspiel  zu  >  Hansel  und  Gretel«,  »K6nigskinder* -Suite,  >Maurische 
Rhapsodie*;.  Der  italienische  Komponist  Orefice  (Verfasser  der  Oper  >Chopin«)  wird 
auch  dirigieren.  —  Folgende  Solisten  werden  auftreten. 

Klavier:  Busoni,  Carreno-Tagliapietra,  Dohnanyi,  Grovlez,  Hamburg,  Hegner, 
J.  Hofman.  M.  Horszowski,  Michalowski,  Paderewski,  Schelling,  Eveline  Stuart-London, 
Wurmser. 

Violine:  Barcewicz,  Fel.  Berber,  Halir,  Hubermann,  Kocian,  Kubelik,  J.  Lubo- 
szyc.  Renter:  Violoncell:  Hugo  Becker. 

0  r  g  e  1 :  Clarens-Eddy-London. 

Gesang:  Andrade,  Faliero-Dalcroze,  Kraus-Weiner,  Sequard-Ro^anski,  Trebelli- 
Dolores.  A.  C. 


Kritische  Bficherschau 


der  neu-erschienenen  Bucher  und  Schriften  iiber  Musik. 
Referenten:  Geo.  Beokett,  O.  Fleisoher,  Charles  Maolean. 


Biography,  Dictionary  of  National. 
Edited  by  Sir  Leslie  Stephen  and 
Sidney  Lee.  London;  Smith,  Elder 
and  Co.;  1885—1903.  Vols.  67, 
Royal  8vo.  Vols  1—66  at  15/. 
each,  cloth;  vol.  67  (epitome-index) 
25/.  cloth. 

Given  so  many  thousandpages  to  fill, 
it  is  easier  to  do  it  with  Universal  bio- 
graphy, i.  e.  of  men   from  all  countries. 


Because  the  larger  area  gives  a  more  emi- 
nent selection,  and  round  the  eminent  in- 
formation springs  up.  Of  Dictionaries  of 
universal  biography,  specimens  are:  —  (a) 
1697.  The  fundamental  and  evergreen  "Dic- 
tionnaire  historique  et  critique"  of  Pierre 
Bayle;  Rotterdam;  2  tomes;  10  later  edi- 
tions down  to  1820—4;  and  English  5- 
volume  translation  (1734—8)  of  the  second 
edition,  (b)  1811—53.  Michaud's  "Bio- 
graphic Universelle,  Ancienne  etModerne"; 
Paris:  83  volumes,  Crown  8vo;  substantive 

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88 


Kritische  Bucherschau. 


8 


1—52,  supplements  53 — 55  and  56 — 83. 
{c}  1812-17.  Alexander  Chalmers's  "Gene- 
ral Biographical  Dictionary";  London  etc.; 
32  volumes  Demy  8vo;  a  fine  work,  (d) 
1843  —  66.  Desplaces,  Second  edition  of 
u  Michaud  n ;  Pans  and  Leipzig ;  45  volumes 
Super-Royal  8vo.  (e)  18o5— 86.  Firmin 
Didot,  "Biographie  Generate";  Paris;  46 
volumes ,  edited  by  Hoefer.  (f,  1856—57. 
Charles  Knight's  "English  Cyclopaedia,, 
Biographical  Section;  London;  5  volumes, 
large  4 to.  ;g)  1857.  H.  J.Rose's  "New 
General  Biographical  Dictionary  " ;  London ; 
12.  volumes,  (h)  1881.  W.  L.  R.  Cates's 
u  Dictionary  of  General  Biography";  Lon- 
don; 1  thick  volume,  Royal  8  vo,  1552  pages. 
—  A  more  original  effort  makes  the  dic- 
tionary of  National  biography,  bounded  by 
national  geographical  limits  and  so  repre- 
senting perhaps  national  characteristics. 
This,  tor  equal  bulk,  needs  more  research. 
Every  country  fairly  represented :  —America 
(South),  Arabia,  Australia,  Belgium,  Bohe- 
mia, Canada,  China,  Croatia,  Denmark, 
England,  Finland,  France,  Germany,  Hun- 
gary, Iceland,  India,  Italy,  Netherlands, 
Portugal,  Russia,  Spain,  Sweden,  Switzer- 
land, United  States.  But  the  most  note- 
worthy outside  England  are:  —  (a)  1835 
—56;  "  Biographiskt  Lexicon  ofver  Namn- 
kunnige  Svenska  Man  ",  of  Sweden ;  23  vols ; 
4148  articles,  (b)  1852-78;  "  Biographisch 
Woordenboek  der  Nederianden  ",  edited  by 
A.  G.  Van  der  Aa;  21  vols;  about  10,000 
articles,  (c;  1857 — 91;  .."Biographisches 
Lexicon  des  Kaiserthums  Osterreich";  from 
1750  on';  edited  by  Constant  von  Wurz- 
bach,  under  auspices  of  Imperial  Academy 
of  Vienna;  60  vols;  24,254  articles;  an 
appalling  list  of  sources,  (d)  1875 — 1900; 
"  Allgemeine  Deutsche  Biographie" ;  by  His- 
torical Commission  of  the  Bavarian  Konig- 
liche  Akademie  der  Wissenschaften,  edited 
by  Rochus  von  Liliencron;  45  vols;  23,273 
articles ;  supplement  in  progress,  (e)  Begun 
1866;  "Biographie  Nationale  deBelgique"; 
under  auspices  of  Acad^mie  Royale  de 
Belgique;  in  progress;  last  volume  1899, 
ends  "Pepyn";  estimated  articles  to  be 
10,000.  (f)  1887—9;  "Appleton's  Cyclopae- 
dia of  American  Biography";  edited  by 
Wilson  and  Fiske;  6  vols;  about  15,000 
articles.  —  Alongside  of  these,  note  2  old 
books :  —  W.  Allen's  American  Biographi- 
cal Dictionary,  Boston,  1809;  Ibn  Kallik- 
han's  "Kitab  Watayat  al  'Aiyan"  or  Ara- 
bian biographies ,  originally  about  A.  D. 
1250,  translated  into  English  by  de  Slane 
A.  D.  1842  and  onwards.  —  England  has 
not  hitherto  done  much  with  systematic 
national  biography.  Unsystematic,  though 
of  fine  execution,  have  been:  —  1662, 
Fuller's  "Worthies"  under  Counties;  1821, 


Edmund  Lodge's  "Portraits  of  illustrious 
personages,  with  biographical  and  historical 
memoirs".  The  most  encyclopaedia-like  has 
been,  1747 — 66,  "Biographia  Britannica"  7 
vols  folio,  founded  on  the  method  of  Bayle; 
the  same  1778—93  second  edition  with  much 
increase,  by  Kippis  and  Towers,  5  vols, 
stopping  at  F.  —  Twenty  years  ago  an 
individual  (not  a  Society,  or  a  Government, 
or  a  Syndicate; ,  stepped  into  this  breach 
for  England.  George  Smith  the  elder  1789 
— 1846)  was  the  son  of  a  small  Scottish 
farmer,  was  apprenticed  to  Isaac  Forsyth 
a  bookseller  and  banker  of  Elgin,  then 
migrated  to  London,  and  was  employed 
first  by  Rivingtons,  next  by  John  Murray. 
In  1816  with  one  Alexander  Elder  he 
opened  as  bookseller  and  stationer  at  158 
Fenchurch  Street,  and  in  1819  as  publisher 
also.  In  1824,  began  East  India  agency 
and  banking.  George  Smith  the  younger 
was  born  to  the  above  19  th  March  1824; 
and  after  that,  firm  moved  to  65  Cornhill. 
George  Smith  junior  became  sole  partner 
in  1846.  In  1853  he  took  Samuel  King. 
Brighton  bookseller,  into  partnership.  In- 
dian Mutiny  in  1857,  and  transfer  of  ad- 
ministration from  Company  to  Crown  in 
1858,  temporarily  curtailed  the  Indian 
agency  business,  but  publishing  all  the  more 
pushed.  In  1859  Cornhill  Magazine,  highly 
successful,  semi-popular,  mostly  for  fiction. 
In  1868  a  bifurcation ;  Henry  S.  King  and 
Co.  taking  over  agency  business,  and  Smith 
Elder  and  Co.  retaining  publishing  busi- 
ness. —  In  1882,  after  40  years  of  publish- 
ing work,  George  Smith  junior  projected 
the  work  scheduled  at  head,  the  crown  of 
his  career,  and  remaining  his  personal  pro- 
perty down  to  his  death  in  1901.  —  George 
Smith  first  tried  Universal  Biography,  was 
quickly  dissuaded;  then  adopted  National. 
Unlike  the  great  twin  recent  English  liter- 
ary venture,  Encyclopaedia  Britannica 
(which  see),  this  one  remarkable  for  exi- 
guous advertisement  and  prospectus.  Thus 
no  Preface  at  all  to  any  volume,  until  after 
15  years  to  the  last  of  the  substantive  work, 
vol.  63  in  1900;  the  alphabetical  contents 
till  then  being  left  just  to  explain  them- 
selves. However  the  2  following  definitions 
categorize  the  work:  —  (a)  "National" 
means  our  own  national  British  (England, 
Scotland,  Ireland),  opposed  to  Universal 
or  for  all  countries;  (b)  the  area  embraced 
is  all  deceased  inhabitants  of  the 
British  Isles  or  British  Colonies', 
men  or  women,  who  have  achieved 
in  any  walk  of  life  there  or  else- 
where a  reasonable  distinction, 
from  the  earliest  historical  period  to  the 
present  time.  First  editor,  Leslie  Stephen 
(born  1832,  Eton,  Trinity  Hall  Cambridge, 
Digitized  by  * 


Trinity  Hall 
byCOOgl 


Kritische  Biicherschau. 


89 


married  Thackeray's  daughter,  knighted  in 
1902,.  Initial  step  was  to  draft  lists  of 
names,  and  send  out  to  various  literary 
persons  for  suggestion  or  correction.  Simi- 
lar thereafter  offered  for  scrutiny  every 
half-year  in  "Athenaeum".  First  volume 
of  actual  biographies  appeared  in  1885  (505 
articles  by  87  writers;.  Quarterly  volumes 
thereafter  punctually  each  quarter-day  till 
end  of  substantive  task  in  1900;  63  vols 
in  15  Vs  years.  In  1891  Sidney  Lee  became 
editor  "born  1859,  Ballioi  College,  Oxford;. 
In  last  3  years  have  appeared  3  supplemental 
volumes,  of  those  deceased  since  their  locus 
alphabetic  us  in  substantive  work  has  oc- 
curred and  passed.  Now  out,  vol.  67  (epi- 
tome index),  which  for  separate  review.  — 
In  the  substantive  work,  the  numbers  of 
those  English  held  to  have  achieved  "a 
reasonable  distinction"  are  thus,  by  cen- 
turies: —  to  end  of  V  century  36.  in  VI 
century  81,  VH-134.  VIII -96,  IX-57, 
X-76,  XI- 186,  XII-377,  XIH-515, 
XIV- 678,  XV -659,  XVI— 2138,  XVII 
-5674,  XVIII— 5789,  XIX— 12,608.  Total 
29,104.  Of  adult  inhabitants  (reaching  24 
years)  one  in  5000  is  biographized.  B  is 
the  highest  initial  letter,  with  3078.  Smith 
the  most  frequent  name,  with  195.  Average 
length  of  article,  1  page.    Longest  article, 

I  Shakespeare  (Sidney  Lee),  49  pages.  Con- 
tributors 653.  The  music  articles  have 
been  written  by  H.  Davey,  F.  G.  Edwards, 
J.  Cnthbert  Hadden,  R.  H.  Legge,  J.  A. 
Fuller  Maitland,  Miss  Middleton,  and  W. 
Barclay    Squire.  —  The    tone    of   all   the 

I  writing  is  characterized  by  great  modera- 
tion. As  a  combination  of  thoroughly  sound 
design,  conscientious  research,  and  well 
regulated  writing,  on  a  monster  scale,  the 
work  most  be  pronounced  at  the  head  of 
all  English  publications  that  have  yet  ap- 
peared. Chambers's  10-volume  Encyclo- 
rlia  (distinguish  from  Chalmers)  would 
entitled  to  an  equal  praise,  with  the 
additional  merit  of  appearing  in  constant 
new  brought-up-to-date  editions;  but  only 
that  the  size  is  much  smaller.  And  the 
"Dictionary  of  National  Biography",  scheme 
and  enterprise,  is  that  of  a  single  indi- 
vidual. C.  M. 

Bridge,  Frederick.  Samuel  Pepys, 
Lover  of  Musique.  London,  Smith 
Elder  and  Co.,  1003.  pp.  121,  Crown 
8vo.  6/. 

Book  is  a  large  amplification  of  3  lec- 
tures given  before  Royal  Institution  on  17, 
24,  31  Jan.  1903  (IV,  352).  Occasion  is 
the  death-bicentenary  of  Samuel  Pepys 
1632—1703),  social  chronicler  and  amateur 
musician.  The  name  is  pronounced  "Peeps*. 


He    knew:    —    Wm.  Lawes  (1582—1645. 
Henry  Lawes  ^1596— 1662),  Christ,  Gibbons 
1 ,1615—1676;,  John  Banister   (1630—1679), 
I  Matt.  Locke  c.  1630—1677),  the  elder  Pur- 
cell    vc.  1633—1664',    H.  Cooke    (d.  1672), 
John  Blow  (1648—1708);  and  author  has 
agreeable  dissertation  on  his  relations  with 
each.    He  sang,  and  played  instruments  of 
i  the  viol,  lute,  and  recorder  class.    He  com- 
1  posed    songs,    —    after    much    incubation 
(page  102),   while   others   made   the   bass. 
|  His  writings,  for  which  see  IV,  352.  reveal 
the  music  made  by  an  amateur   and   his 
i  household,  including  servants,  200  and  odd 
!  years  ago ;  and  it  was  generally  of  a  bet- 
i  ter  class  than  it   is   now.    If  spelling   is 
I  withdrawn  ;and  this  does  not  affect  speech), 
if  some  grammaticisms  like  the  auxiliary 
perfect,  "I  did  come"  for  "I  came",   are 
withdrawn  (and  this  was  but  literary  style  , 
if  some  particles  like  "mighty"  for  "very" 
are  withdrawn   (and  these  were  only  the 
phrases  of  an  epoch  .  the  language  of  tepys 
is  just  our  own.    The  social  style,  such  as 
remains   in   a    thoroughly    country    place. 
Sir  F.  B.  as  lecturer  (IV,  213)  has  no  real 
English  rival;   in  that  he  sows  instruction 
in  a  soil  of  gentle   comedy,   which   wins, 
amuses,   and  predisposes    to    learn.     The 
book  is  readalbe,  genial,  and  of  quite  cor- 
rect taste.    The  portrait  is  from  the  Trini- 
ty House  (Lighthouse  department  of  the 
Admiralty).  C.  M. 

Clark,  J.  Willis.    The  Care  of  Books. 

Cambridge  University  Press.    1902. 

The  Egyptian  Osymandias  made  the 
first  known  horary,  V>u/?r  irtiQeloy.  Then 
came  Alexandria  with  its  twin  libraries  in 
the  Greek  and  Egyptian  quarters,  destroyed 
in  4th  century  A.  D.  The  first  "Public 
Library"  seems  to  have  been  that  at  the 
romantic  Pergamum  in  the  Mysian  Teu- 
thrania,  Asia  Minor,  2  centuries  B.  C.  Then 
a  similar  at  Rome  under  Augustus,  follow- 
ed by  many  others  there.  The  modern 
Vatican  library  is  only  an  ancient  Roman 
library  enlarged.  Books  then  meant  gene- 
rally papyrus-rolls,  but  there  were  also 
codices  or  real  books.  After  the  fall  of 
the  Roman  empire,  libraries  were  confined 
to  the  Church.  Benedictines  became  the 
chief  curators.  This  interesting  brochure, 
dealing  with  institutions,  buildings,  fittings, 
and  general  contents,  brings  the  history  to 
a  modern  date.  Author  Trin.  Coll.;  is 
Registrar  of  the  University  of  Cambridge 
since  1901.  C.  M. 

Dabney,  J.  P.  The  Musical  Basis 
of  Verse.  London,  New  York,  and 
Bombay;  Longmans,  Green  and  Co. 
1902.     pp.  269. 

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90 


Kritische  Bucherschau. 


Author  describes  this  as  wa  scientific 
study  of  the  principles  of  poetic  compo- 
sition". His  text  is  that  "the  primary  laws 
of  verse,  like  those  of  music,  are  laid  upon 
the  bed-rock  of  acoustics".  He  means  that 
as  music  is  all  &£<rt?  and  aqaig  (putting 
down  and  raising  of  the  foot),  so  may  the 
component  items  of  all  poetry  be  grouped 
as  accent  and  non-accent.  Coleridge  in 
his  Preface  to  "Christabel"  1816)  announ- 
ced that  accents  were  the  real  principle  of 
versification ;  for  which  he  was  greatly  taken 
to  task  by  the  Edinburgh  Review  and  other 
periodicals;  but  for  English  at  least  the 
statement  is  plainly  true,  even  though  there 
may  be  the  greatest  licence  in  practice. 
In  1881  Sidney  Lanier  published  his  "Science 
of  English  verse",  quite  a  pioneer  book. 
In  this  he  even  tried  to  analyse  verse 
through  musical  notation.  Present  book 
follows  this  plan  and  adds.  Author  is  an 
American.  (x.  B. 

Forks,  Lily.  Life's  Counterpoint. 
London,  C.  Arthur  Pearson,  1903, 
pp.  315.     Crown  8vo. 

A  tale  having  nothing  to  do  with  mu- 
sic is  in  26  chapters  thus  headed:  —  A 
musical  evening,  Duets,  A  soprano,  A  dis- 
cordant fifth,  Song  of  birds,  Tuscan  ris- 
petti,  A  change  of  key,  Modulations,  Wrong 
notes,  In  a  minor  key,  A  pastoral,  A  piano- 
forte, Intermezzo,  Change  of  parts,  Out  of 
time,  False  notes,  A  nocturne,  Eolian  airs, 
The  prima  donna,  Lohengrin,  A  minor 
close,  Organ  stops,  English  melodies,  A 
suspension,  Counterpoint,  Harmony.  — 
Certainly  a  piece  of  super-ingenious  fool- 
ishness, but  may  by  noted  to  show  the 
increasing  tendency  of  musical  analogy  to 
invade  ordinary  modern  diction  in  the 
lighter  walks  of  literature.  G.  B. 

Polinski,  Aleksander.  Piesii  Boga- 
rodzicy  pod  wzglsdem  mwzycznym. 
(Das  Lied  der  Heiligen  Mutter  im 
musikalischen  Sinn).  Warszawa, 
Gebethner  i  Wolff,   1903. 

Der  Inhalt  handelt  von  den  handschrift- 
lichen  Quellen  dieses  Liedes  und  den 
Forschungen,  die  man  dariiber  angestellt 
hat,  von  der  musikalischen  Form  und 
schlieOlich  der  Entstehung  des  Liedes,  wo- 
bei  auch  die  Hypothese  vom  heiligen 
Adalbert  besprochen  wird.  Die  verschie- 
denen  Handschriften,  in  denen  das  Lied 
niedergelegt  ist,  werden  ausfuhrlich  be- 
schrieben.  F.  St. 

Tischer,  Gerhard.    Die  aristotelischen 


Musikprobleme  Heft  m  der    >Mu- 
sikwissenschaftlichen  Studien*.   Ber- 


1903. 


100  S. 


1      lin,    E.  Ebering, 
|      gr.  8°. 

Der  spezifisch   musikalische  Abschnitt 
XIX  der  Tbekannten  sogenannten  Aristote- 
lischen Probleme  fiber  die  Harmonie  wer- 
den hier,  ihrem  Inhalte  nach  so  weit  als 
I  moglich  zusammenhangend  geordnet,  einer 
grundlichen   musikphilologischen    Prufung 
'  unterzogen,   indem   bei  jeder  Frage    der 
Probleme  zun'achst  das  Wesentlichste  zur 
Textkritik  und  eine  deutsche  Ubersetzung 
gegeben  wird,  woran  sich  dann  die  Er- 
l'auterung  des  musikalischen  Inhaltes  unter 
Wurdigung  der  von  Ruelle,  Th.  Reinach, 
C.  v.  Jan,  Gevaert  und  Stumpf  gegebenen 
Erkl'arungen   anschlieCt.     Bekanntlich   ist 
das   Verstandnis    dieser    Probleme    durch 
1  die  verderbte  Textuberlieferung  und  durch 
|  unseren  Mangel   an   klarer  Kenntnis    der 
alten    griechischen   Musikpraxis    sehr    er- 
;  schwert;  aber  gerade  das  reizt,  sei  es  auch 
i  nur,  fiber  Moglichkeiten  von  Tongebilden 
nachzudenken ,     denen    nachzugehen     uns 
durch  die  Betrachtunc  der  sp'ateren  oder 
gegenw'artigen  Musiklcein  AnlaB  geboten 
wird.    Das  ist  es,  was  die  Forscher  bei 
jedem   etwaigen   neuen  Musik-Funde   aus 
altgriechischer  Zeit  immer  wieder  zur  Ein- 
kenr  bei  diesen  wahrhaften   »Problemen« 
fiihren   dfirfte,   bis   fchlieClich   deren   Er- 
klarung  in  vollige  Ubereinstimmung    mit 
den   Tatsachen  gebracht   sein   wird.     Bis 
dahin  werden  alle  derartigen  Untersuchun- 
gen  eine  gewisse  captatio  benerolentiac  in 
Anspruch  zu  nehmen  haben,  die  auch  in 
,  vorliegender  Studie  bei  mancher  der  Er- 
I  klarungen  am  Platze  zu  sein  scheint  und 
I  die    gewiO    Jedermann    den    vorliegenden 
!  fieiBigenund  grundlichen  Studien  gewahren 
|  wird.  0.  F. 

Victoria,  Queen  and  Ruler.  By  Emily 
Crawford.  London,  Simpkin,  Mar- 
shall, 1903. 

The  reader  will  find,  among  a  mass  of 
detail  never  before  brought  together  about 
the  late  Queen  of  England,  how  she  was 
trilingual  from  infancy,  how  she  had  >le 
genie  de  la  valse«,  and  how  a  not  incon- 
siderable musical  talent  was  educated. 
Authoress  a  very  clever  woman,  Mrs.  G. 
M.  Crawford,  perhaps  15  years  the  Queen's 
junior,  Paris  correspondent  to  "Daily  News*1 
for  at  least  the  last  generation,  and  lately 
resigned.  Also  Paris  correspondent  for 
"Truth".  G.  B. 


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Eingesandte  Musikalien. 


91 


Eingesandte  Musikalien1). 

Referent:  O.  Fleischer. 


Adaiewsky,  E.  Berceuse  Estonienne 
pour  Yiolon  et  Piano.  Leipzig,  C. 
F.  Kahnt  Nachf.     Jl  1,50. 

Bach,  J.  S.  Klavier -Werke.  Mit 
Fingersatz  und  Vortragszeichen  ver- 
sehen  von  Carl  Reinecke.  Band  XH, 
16  Konzerte.  Nach  Konzerten  von 
Benedetto  Marcello,  G.  Ph.  Tele- 
mann,  A.  Vivaldi  u.  a.  II.  Abteilung, 
Xr.  9 — 16.  Leipzig,  Breitkopf  & 
H  artel. 

Berlioz,  Hector.  Rob-Roy.  Ouverttire 
fur  Klavier  zu  4  Handen.  Arrange- 
ment von  Otto  Taubmann.  Leipzig, 
Breitkopf  &  Hartel.     Jl  2,—. 

Berr,  Jose,  Er  ist's  (E.  Moricke).  Fiir 
dreLstimniigen  Frauenchor  und  Kla- 
vierbegleitung,  Op.  21.  Leipzig,  C. 
F.  Kahnt.     Part.  Jl  1,50. 

Buonamici,  G.  The  Art  of  Scale 
Study  for  the  Pianoforte.  (Die  Kunst 
des  Tonleiter-Studiums.)  London, 
Augener  &  Co. 

Fabricius ,  Jakob.  Sehnsuchtslieder 
von  Julius  Gersdorff,  fur  kleinen  ge- 
mischtcn  Chor  a  cappella. 

Fielitz,  Alexander  von.  Marzurka- 
Impromptu  fur  das  Klavier,  Op.  79. 
Leipzig,  C.  F.  Kahnt.     Jl  1,50. 

Pose,  Grunnar.  Drei  Tonstticke  fur 
die  Orgel.  (Praludium,  Pastorale, 
Finale).  Op.  5.  Kopenhagen  und 
Leipzig,  Wilh.  Hansen. 

Hentschel,  E.  Evangelisches  Choral- 
buch,  vier8timmig  fUr  Orgel  oder 
Pianoforte  gesetzt.  Nach  der  von 
der  Provinyial-Synode  gewahlten 
Form  der  Melodien  umgearbeitet  von 
R.  Kropf.  14.  Auflage.  Anhang: 
Melodien  des  Militar-Gesang-  und 
Crebetbuches  fiir  das  deutsche  Kriegs- 


heer.  Leipzig,  Carl  Merseburger. 
uT6,— . 
Hermann,  Hans.  Sechs  Lieder  fiir 
eine  Singstimme  mit  Begleitung  des 
Pianoforte,  Op.  53.  Leipzig,  C.  F. 
Kahnt  Nachf.  je  Jl  1,20  [Jl  1,—)- 
1.  Und  wenn  die  Sonne  schlafen  geht. 

2.  Margit's  G-esang  f Ibsen),  sehransprechend. 

3.  Schlafhedchen.    4.   So  ich  traurig  bin. 
5.  B'arbchen.    6.  Miihlrad. 

—  Fiinf  Kinderlieder  (J.  Trojan),  Op.  54. 
Ebenda.     Jl  2,50. 
1.  Hasensalat.  2.  Bescheidene  Wiinsche. 

3.  Das  eilige  Schneckchen.     4.  Auf  deni 

G'an8eanger  (allerliebst).    6.  Kleine  Marie. 

Josef owioz ,  Mich.  Sonate  pour  Violon 
et  Piano,  Op.  12.  Varsovie,  Ge- 
bethner  &  "Wolff.  Leipzig,  Breit- 
kopf &  Hartel.     Jl  6, — . 

Junker,  W.  Deuxieme  Fantaisie  pour 
Piano  (Si  majeur),  Op.  42.  Leipzig, 
Bartholf  Senff.     Jl  2,—. 

Kienzl,Wilhelm.  Kienzl-Album.  Eine 
Auswahl  von  Liedern  und  Gesangen 
fur  eine  Singstimme  mit  Begleitung 
des  Pianoforte.  Wien,  Universal- 
Edition  Aktiengesellschaft.  25  Lie- 
der, mit  Bild  des  Komponisten. 

Koehler-Wumbach,  Wilhelm.  Mad- 
chen  von  Kola.  Dichtung  von  Ossian 
(Herder).  Fiir  Mannerchore  und 
Orchester,  Op.  32.  Part.  Jl  15,—. 
Klavier-Ausz.  Jl  2, — .  Berlin-Gr. 
Lichterfelde,  Chr.  F.  Vieweg. 

Liszt,  F.  Eine  Symphonie  zu  Dante's 
Divina  Commedia.  Fiir  Pianoforte 
zu  2  Handen.  Arrangiert  von 
August  Stradal.  Leipzig,  Breit- 
kopf &  Hartel,  Jl  6,—. 

Matthison-Hansen,  Frederik.  Choral 
und  Variationer  for  Orgel.  Kopen- 
hagen und  Leipzig,  AVilh.  Hansen. 


1)  Da  es  unmoglich  ist,  alle  Einsendungen  sofort  auch  zu  besprechen,  so  bringen 
wir  von  jetzt  an  die  Titel  aller  Werke  sogleich  nach  ihrem  Empfange  in  alphabetischer 
Ordnung  der  Komponisten  oder  Herausgeber  und  behalten  uns  die  Besprechung  der- 
selben,  wo  sie  nicht  sogleich  beigefugt  werden  kann,  vor. 


92 


Eingesandte  Musikalien. 


Middelschulte,  Wilhelni.  Passacaglia 
(D-moll)  fur  die  Orgel.  Leipzig, 
E.  W.  Fritsch.     Jt  3,—. 

Ein  in  Anlehnung  an  das  Bach'sche 
Vorbild  geschaffenes,  jedoch  modern  fak- 
turiertes  Werk,  das  mit  der  hinzutretenden 
Choralmelodie  >Ein'  feste  Burg  ist  unser 
Gott«  wirkungsvoll  ausklingt.  Der  Vor- 
trag  des  Stuckes  erlbrdert  eine  gut  ent- 
wickelte  Technik  und  bei  der  Breite  der 
Ausfuhrung  reiche  Abwechselung  in  Dyna- 
mik  und  Farbengebung. 

Miskow,  Sextus.  Fader  vor!  (Vater 
unser!  Sologesang  mit  Pianoforte  . 
In  3  Ausgaben  (Original,  tiefe  Stimme, 
erleichterte  Ausgabe  .  Kopenhagen 
und  Leipzig,  "Wilh.  Hansen. 

Moldenhauer,  W.  Hochzeitslied  von 
0.  Kernstock  f.  Mannerchor  a  cappella. 
Op.  1.  Part.  Jt  0,80.  Berlin-Gr. 
Lichterfelde,  Chr.  F.  Vieweg. 

Palestrina.  Missa  Papae  Marcelli 
'sechsstimmig)  fur  den  praktisch- 
liturgischen  Gebrauch  bearbeitet  von 
Carl  Thiel.  Part.  Jt  3,—.  Berlin, 
W.  Sulzbach   (P.    Limbach],    1902. 

In  moderner  Schreibweise  nur  mit  BaC- 
und  Violinschltissel,  etwas  zu  reichlich  mit 
Vortragszeichen. 

Pembaur,  Josef.  Beispiele  und  Auf- 
gaben  zur  Harmonie-  und  Melodie- 
lehre.  Leipzig,  Herm.  Seemann  Nachf. 
Jt  2,—. 

Rebikoff,  Wl.  Aspirer  et  atteindre. 
3me  Tableau  Musical-psychologique, 
Op.  25.  Leipzig,  P.  Jurgenson. 
Eubel  1,50. 

—  Reveries  d'Automne.  Album  de 
Miniatures  pour  Piano.  Op.  8.  Eben- 
da.     20  Kopeken. 

Reinecke,  Carl.  Trio  fiir  Pianoforte, 
Klarinette  und  Viola,  Op.  264.  Leip- 
zig, Bartholt  Senff.     Jt  7,—. 

Reiser,  Aug.  "Wintersonnenwende.  Ein 
Spinnstuben-Marchen  in  3  Abtei- 
lungen.  Gedichtet  von  Marie  M. 
Schenk.  Part.  Jt  5,—.  Berlin-Gr. 
Lichterfelde,  Chr.  F.  Vieweg. 

Ruthardt,  Adolf.  Tonleiter-Etiiden 
fur  Pianoforte.  Op.  42.  Leipzig, 
Otto  Forberg.    2  Hefte,  je  Jt  2,—, 


Ruthardt,  Adolf.  15  Praludien.  Stu- 
dien  polyphonen  Stils  fiir  Pianoforte, 
i  Op.  43.  Leipzig,  0.  Forberg.  2  Hefte, 
je  A  2,-. 

Scharwenka,  Xaver.  Beitrage  zur 
Fingerbildung.  Technische  Klavier- 
studien,  Op.  77.  Heft  II.  Leipzig, 
Breitkopf  &  Hartel. 

Enthalt  die  Finger-Spreiziibungen  fur 
Vorgeschrittene,  nachdem  das  I.  Heft,  fiir 
die  Elementar-  und  Mittelklassen  berechnet, 
die  Hand  und  die  Finger  in.  den  Grand- 
stellungen  behandelt  und  Ubungen  mit 
Stutzfinger  gebracht  hat.  Das  TTT  Heft  wird 
die  Ubungen  im  einfachen  und  kombinierten 
Seitenanschlag  bringen. 

Scholz,  Bernhard.  Der  Wald.  Dich- 
tung  von  Karl  Feldmann.  Fiir  Soli, 
Mannerchor  und  Orchester.  Op.  85. 
Part,  und  Orch.  ^50,  —  .  Klavier- 
ausz.  A  6, — .  Berlin-Gr.  Lichter- 
felde, Chr.  F.  Vieweg. 

Binding,  Christian.  Serenade  pour 
deux  violons  et  piano,  op.  56.  Copen- 
hague  &  Leipzig,  "Wilh.  Hansen. 

Smetana,  Friedrich.  Dalibor.  Oper  in 
3  Akten,  Text  von  Josef  Wenzig, 
fur  die  deutsche  Buhne  bearbeitet 
von  Max  Kalbeck.  "Wien,  Jos.  Wein- 
berger. 

Strauss,  Richard.  Taillefer,  Ballade 
von  Ludw.  Uhland.  Fur  Chor,  Soli 
und  Orchester.  Op.  52.  Klavierausz. 
Jt  12,—.     Berlin,  Adolf  Furstner. 

Taubert,  Ernst  Eduard.  Drei  Klavier- 
stiicke.  Walzer  in  Esdur,  G-moll, 
Esdur.  Op.  66.  Leipzig,  C.  F. 
Kahnt  Nachf.     Je  Jt  1,50. 

Wenn  auch  nicht  schwere,  so  doch  kunst- 
volle  Arbeit,  weniger  zum  Tanzen,  als  zum 
Spielen.  Sind  eigentlich  ihrem  Khythmus 
nach  mehr  Polka-Mazurken  bezw.  Tyro- 
Kennen,  als  Walzer. 

Thieriot,  Ferd.  Vier  Motetten  fur 
Sopran,  Alt,  Tenor  und  BaB.  1 .  Sehet, 
sehet:  So  stirbt  der  Gerechte.  2.  Ein 
Gebet:  Worte  von  W.  F.  Schopff. 
3.  Letztes  Gebet:  Gedicht  von  G. 
Kintel.  4.  Siehe,  ich  stehe  vor  der 
Thiir  und  klopfe  an.  Leipzig, 
Bartholf  Senff. 

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Eingesandte  Musikalien. 


93 


Thierot,  Ferd.  Oktett  fur  4  Violinen, 
2  Bratschen  und  2  Violoncelli,  Op.  78. 
Leipzig,  Bartholf  Senff.     Jt  12,—. 

—  Quiii tett  (A  moll)  fur  Pianoforte, 
Hoboe,  Klarinette,  Horn  und  Fagott, 
Op.  80.    Leipzig,  B.  Senff.  Jt  10,—. 

Torohi,  Luigi.  L'arte  musicale  in 
Italia  (XIVU  Secolo  al  XVI1IU).  Vo- 
lume IV,  Composizione  a  piu  voci, 
secolo  XVII.  Mailand,  G.  Ricordi 
&  Co. 

Dieser  4.  Band  der  groflangelegten  Denk- 
maler  italienischer  Tonkunst  enthalt  Kom- 
positionen  des  17.  Jahrhunderts,  und  zwar: 
5  Madrigale  5  und  6stimmig)  des  Fiirsten 
Gesualdo  da  Venosa,  3  von  Marco 
da  Gagliano,  2  von  Claudio  Monte- 
verdi, ferner  ein  Sonett  des  Papstes 
Urban  VIII,  in  Musik  gesetzt  von  Pietro  ; 
Eredia,  eine  Sonate  sopra  *Saneta  Maria* 
for  Sopran  mit  Instrumenten  von  CI.  M  o  n  t  e  - 
verdi,  eine  Favola pastorale  (I  fidi  amanti; 
in  einem  Prolog  und  3  Akten  vierstimmig 
von  Caspare  Tore  Hi,  den  musikgeschicht- 
lich  allbekannten  Amfiparnasso  von  Orazio 
Vecchi  und  das  Scherzspiel  La  Paxxia 
senile  des  Adriano  Banchieri.  Die  Zu- 
«ammenstellung  des  Inhalts  ist  offenbar  von 
dem  Gedanken  geleitet,  die  Entwicklung 
des  Madrigales  zur  szenischen  Darstellung 
hin  zu  zeigen,  als  deren  ersten  Gipfelpunkt 
die  Comedia  armonica  des  Amfiparnasso 
anzusehen  ist.  Nicht  mit  Unrecht  ver- 
gleicht  der  Herausgeber  diese  polyphone 
Borleske  mit  dem  2.  Akte  der  »Meister- 
singer«  und  betont,  daG  in  den  italienischen 
Buffo-Intermezzi  des  17.  Jahrhunderts  tiber- 
haupt  der  Ausgangspunkt  der  modernen 
lustigen  Oper  zu  erblicken  sei.  Der  Heraus- 
geber hat  die  alten  Schliissel  beibehalten 
und  an  den  Originalen  moglichst  wenig 
jeandert,  auch  Zusatze  wie  Tempo-  una 
Vortragsbezeichnungen  unterlassen,  so  daC 
der  Musikforscher  ein  getreues  Bild  der 
Originale  vor  sich  hat,  nur  natiirlich  in  be- 
qnemer,  rasch  iibersichtlicher  Form. 

0.  F. 


Walflsch,  J.  H.  Neue  Manner-Chore. 
1.  Des  Kaisers  Bild.  2.  Wann  fangt 
der  Friihling  an?  3.  Ehe-Gliick. 
4.  Das  Gewitter.  Berlin,  Imanuel- 
Verlag  ;Dr.  Walfisch). 

Wilm,  Nicolai  von.  Suite  (Nr.  8, 
A-dur)  fiir  das  Pianoforte  zu  4  Handen, 
Op.  199.  Leipzig,  C.  F.  Kahnt 
Nachf.     Jl  4,50. 

Besteht  aus :  1.  Allegro  energico.  2.  Ro- 
manze.  3.  Scherzando.  4.  Adagio.  5.  Finale, 
tragt  also  seinen  Namen  »Suite€  zu  Unrecht. 
Wohlklingende ,  gef 'allige  nicht  gerade 
schwierige  Musik. 

Wilm,  Nicolaus  de.  Le  Carneval  de 
Nice.  12  petits  morceaux  pour  Piano. 
Op.  201.     Leipzig,  O.  Forberg. 

Das  vielbehandelte  Thema  eines  Karne- 
vals  mit  seinem  bewegten  Treiben  und 
8einenbuntzusammengemLrfelten  Charakter- 
masken  wird  hier  in  einzelnen  Bildern,  wde 
Arlequin  et  Colombine,  Venetianer  Gon- 
doliere-Grunpe ,  Gruppe  der  spanischen 
Studenten,  Bacyclisten,  Weapolitaner  Fischer 
und  Russische  Bauern,  in  salonmaCiger 
Tonmalerei  darzustellen  gesucht.  Tanz- 
rhythmen,  etwas  triviale  Melodien,  leichte 
graziose  Formen  ohne  tieferen  Gehalt. 

0.  F. 

Zanella,  Amilcare.  Fantasia  e  grande 
Fugato  sinfonico  a  4  soggetti  per 
Orchestra e Pianoforte.  Part.^Jfl2, — . 
Torino,    Marcello    Capra    (Edizione 

Nr.  488). 

ZuBchneid,  Karl.  Theoretisch-prak- 
tische  Klavier-Schule.  Ein  syste- 
matischer  Lehrgang  des  Klavierspiels 
mit  methodischem  Leitfaden.  II.  Teil. 
Berlin-Gr.  Lichterfelde ,  Chr.  Fr. 
Vieweg.     J} '.  5, — . 


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94 


Zeitschriftenschau. 


Zeitschriftenschau 

ztuftmmengejtellt  von 

Ernst  Euting. 


Verzeichnis  der  Abkiirzungen  siehe  Zeitachrift  V,  Heft  1,  S.  43. 


Abate,  N.  ITarpa  cromatica  —  NM,  Nr.  88. 
Aggazzotti,  Alberto.    I  movimenti  riflessi 

che  produconsi  per  mezzo  dei  suoni  nell1 

orecchio  esterno  delle  cavie  —  Atti  della 

R.  Accademia  dei  Lincei  (Rom)  12,  S.  188  ff. 
Alexeieflf,  P.  S.    The  nute.  An  historical 

sketch  —  MN,  Nr.  654  ff. 
Allihn,  M.    Die  pneumatische  Frage   [im 

Orgelbau]  —  Zf  1  24,  Nr.  2. 
Altenburg,   Wilh.     Die    Blasinstrumente 

im   stadtischen  Museum  zu  Salzburg  — 

Zf  I  24,  Nr,  1. 
Anastasi,  Giovanni.    La  Festa  delle  mu- 

siche   svizzere   a  Lugano    —    MuM  68, 

Nr.9. 
Andreades,  A.    L'art  francais  et  la  saison 

musicale  a  Londres  —  RAD,   Oktober 

1903. 
Anonym.    Het  25  jarig  feest  der  St.  Gre- 

gorius-Vereeniging  te  Utrecht  —  Cae  60, 

Nr.  13. 
Anonym.    Pio  X   e   la  musica  sacra  — 

SC  5,  Nr.  4. 
Anonym.   Adresse  des  >Allgemeinen  deut- 

schen  Cacilienvereins*   an  den    heiligen 

Vater  —  GBo  20,  Nr.  10. 
Anonym.    Deutschlands  AuCenhandel  von 

Musikinstrumenten  in  den  Monaten  Ja- 

nuar  bis  August  1903  —  Zfl  24,  Nr.  2. 
Anonym.     Bangor  and   its  Cathedral  — 

MT,  Nr.  728   [mit  musikgeschichtlichen 

Notizen]. 
Armory.     Les   representations   d'Orange 

(2e  et  3e  series).    Les  fetes  du  Centenaire 

de  Berlioz  —  RAD,  September  1903. 
Averkamp,  Ant.  Een  bezoek  van  I  bach's 

klavierfabriek  —  WvM  10,  Nr.  39. 
Baughan,  E.  A.    The  Hereford  Festival 

—  MMR,  Nr.  394. 

Bertini,  P.    Luigi  Arditi  —  NM.  Nr.  88. 

Camillo  Saint-Saens  —  ibid.,  Nr.  89. 

II  piu   celebre   direttore   d'orchestra 

[H.  Richter]  —  ibid.,  Nr.  90. 
Bliithgen,  O.    Die  Opernnot  —  Deutsche 

Monatsschrift    fur    das    gesamte    Leben 

der  Gegenwart  2,  Nr.  12. 
Bour,  J.    PiusX.  und  die  Kirchenmusik 

—  C  20,  Nr.  9. 

Bouyer,  Raymond.    Une  reponse  de  M. 

le    Chevalier    C.-W.  Gluck    —    Revue 

Bleue    [Paris,    14  rue    de    Chateaudun] 

10.  Oktober  1903. 
Brandes,     Friedrich.      Alpenkonig     und 

Menschenfeind,    Oper   in   3  Akten   von 


Leo  Blech  •—  S  61,  Nr.  47  ^gelegentlich 
der  Urauffiihrung  in  Dresden  am  1.  Ok- 
tober 1903]. 

Braungart,  Richard.  Hermann  Zumpej 
—  Ostdeutsche  Rundschau  (Wien)  1903. 
Nr.  247. 

Breithaupt,  Rudolf  M.  Ein  Richard 
Wagner-Denkmal  —  Mk  3,  Nr.  1. 

Brooke- Adler,  I.  Miss  Marie  Hall  — 
Girl's  Realm  (London,  10  Norfolk  Street . 
Oktober  1903. 

Brussel,  Robert.  Les  fetes  de  Richard 
Wagner  et  Tindustrie  allemande  — 
L'Europeen  (Paris ,  24  rue  Dauphine)  3, 
Nr.  97. 

Butler,  Harold  L.  Some  songs  for  stu- 
dents —  MW  3,  Nr.  10. 

Calboli,  R.  Paulucci  di.  Les  musiciens 
nomades  d'ltalie  —  La  Revue,  15.  Juli 
1903. 

Calvocoressi,  M.-D.  >Le  roi  Arthus* 
d'Ernest  Chausson  —  GM  49,   Nr.  42. 

Cametti,  A.  Un  nuovo  documento  sulle 
origini  di  Giovanni  Pierluigi  da  Pales- 
trina.  —  II  testamento  di  Jacobella 
Pierluigi  (1527)  -  RMI 10,  Nr.  3. 

Case,  W.  S.  The  Musical  Association  — 
MN,  Nr.  658. 

Ch.  Musikalische  Kritik  —  DMMZ  25, 
Nr.  42. 

Chevalier,  Paul-Emile.  »Les  vingt-huit 
jours  de  Clairette*.  vaudeville-operette 
en  4  actes  de  MM.  A.  Raymond  et 
Antony  Mars,  musique  de  M.  Victor 
Roger  —  M,  Nr.  3782. 

Chevillard,  Camille.  Les  fetes  de  Wag- 
ner a  Berlin  —  CMu  6,  Nr.  20. 

Chipperfleld,  Stanley.  The  ethics  of 
church  music  —  The  Westminster  Re- 
view (London,  R.  Brimley  Johnson],  Ok- 
tober 1903. 

Claretie,  Jules.  Scenes  de  la  vie  reelle; 
Le  Conservatoire  —  Annales  politiques 
et  litt^raires  (Paris)  19.  Juli  1903. 

Cordoneanu,  C.  M.  Musica  in  scolele 
franceze  —  RoM  14,  Nr.  15/16. 

Currier,  T.  P.  The  modern  pianist's  me- 
thod —  MW  3,  Nr.  10. 

Daubresse,  M.  Questions  de  psychologie 
musicale:  La  memoire  musicale  —  GM 
49,  Nr.  38/39  ff. 

Debay,  Victor.  >La  Tosca.«  Op^ra  en 
3  actes  de  Giacomo  Puccini  —  CMu  6, 
Nr.  20. 

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Zeitschriftenschau. 


95 


Diemberger,  J.  Eine  Erinnerung  an  B  e  e  t  - 
hoven  —  Osterreichische  Volkszeitung 
'Wien)  1903,  Nr.  230. 

Dippe.  Das  Neue  in  der  Musik  und  der 
Laie   —  Deutschland  (Berlin)  1,  Nr.  13. 

Doire,  Bene.  Jacques  T  h  i  b  a  u  d  —  CMu 
6,  Nr.  20. 

Dora,  Otto.  Zwei  ungedruckte  Briefe 
Richard  Wagners  —  MWB  34,  Nr.  38. 

Dubitzky,  Franz.  Smetana's  >Dalibor€ 
im  Theater  des  Westens  zu  Berlin  — 
NZfM  70,  Nr.  41. 

Ehlers,  Panl.  Zur  Konzertreform  —  Mk  3, 
Nr.  2. 

Engels,  Eduard.  Hermann  Zumpe  +  — 
Breslauer  Zeitung  1903,  Nr.  628. 

Ertel,  Paul.  Geschichte  des  Berliner  Mu- 
sikyereinshauses  —  DMZ  34,  Nr.  41  [illu- 
striert\ 

Falooni,  A.  I  trattati  di  S.  Jadassohn 
NM,  Nr.  89. 

Porgach.  >Der  faule  Hans. «  Ballettpanto- 
mime  in  funf  Bildern  nach  einem  M'ar- 
chen  von  F.  K.  Hejda.  Choreographic 
von  Jos.  HaBreiter.  Musik  von  Oscar 
Nedbal.  (Erstauffuhrung  an  der  Wie- 
ner Hofoper  am  3.  Oktober)  —  WKM  1, 
Nr.  21. 

Poucault,  A.-G.  Simple  note  sur  quel- 
ques  cadences  dans  les  traits  du  8e  mode 

-  TSG  9,  Nr.  9. 

Gilmann,  Lawrence.    Mr.  M ac  D  o  w e  1  Ts 

recent  work  —  MW  3,  Nr.  10. 
Gohler ,  Georg.  Hermann  Kretzschmar 

—  KL,  18.  Oktober  1903. 

Gorton,  Canon.  Dr.  El  gar's  oratorio 
»The  Apostles*  —  MT,  Nr.  728. 

Graf,  Max.  Gedanken  iiber  das  Moderne 
in  der  Musik  —  Mk  3,  Nr.  1. 

Graesi-Ijandi.  Genesi  della  musica  — 
RMI 10,  Nr.  3. 

Grimsohl,  E.  Analyse  und  Synthese  von 
Schwingungen  —  Berichte  der  Deutschen 
Physikalischen  Gesellschaft  (Braun- 
schweig, Friedrich  Vieweg  &  Sohn  1903, 
Nr.  18/19  [nach  einem  Vortrag]. 

Guerrlni,  Paolo.  Giurisprudenza  Musi- 
cale  Liturgica  —  SC  6,  Nr.  4. 
[1.  Dekret  {in  Plocen,  19.  Februar  1903) 
oehandelt  die  Frage,  ob  Frauenchore  und 
gemischte  Chore  in  der  Kirche  zulassig 
seien. 

2.  Dekret  {in  Pisana,  20.  Marz  1903). 
In  den  letzten  3  Tagen  der  heiligen 
Woche  ist  die  Begleitung  der  Lektionen, 
Eesponsorien  und  des  Miserere  mit  Har- 
monium oder  Saiten-Instrumenten  ver- 
boten. 

3.  Dekret  urbis  et  orbis  vom  22.  April 
1903  ordnet  fur  das  Heiligtum  von  Ge- 
nazzano  eine  Erweiterung  der  Laureta- 
nischen  Litanei  an/ 

H.,  W.    Die  symmetriscbe  Umkehrung  in 


der  Musik  —  Si  28,  Nr.  10  [Kritik  des 
gleichnamigen  Buches  H.  Schroder's;. 

Hamann,  Ernst.  August  Klughardt  — 
Anhaltischer  Staatsanzeiger  Dessau; 
2.  August  1903. 

Heuberger,  Richard.  »Der  faule  Hans«, 
Ballett-Pantomime  mit  Musik  von  Oskar 
Ned  ball  —  NMP  12,  Nr.  20  [anlaClich 
der  Erstauffuhrung  in  Wien  am  3.  Ok- 
tober 19031 

HeuB,  A.  6.  Benevoli,  Festmesse  und 
Hymnus  (Denkmaler  der  Tonkunst  in 
Osterreioh,  10.  Jahrgang)  —  S  61,  Nr.  45 
[Kritik]. 

Hildebrand,  Otto.  Die  Entstehung  und 
weitere  Ausbildung  der  Orgel  bis  zu 
ihrer  ietzigen  Beschaffenheit  —  DIZ 
1903,  Nr.  33. 

Imbert,  Hupies.    De  Tadaption  musicale. 

—  De  Tunion  de  la  musique  a  la  poesie 

—  GM  49,  Nr.  41. 

La  »Tosca€,  opera  en  trois  actes,  mu- 
sique de  M.  G.  Puccini.  Premiere  re- 
presentation a  TOpera-Comique  de  Paris 

—  ibid.,  Nr.  42. 

Istel,  Edgar.  Goethe  und  J.  F.  Rei- 
chardt  —  Frankfurter  Zeitung  (Frank- 
furt am  Main)  1903,  Nr.  239. 

Ive,  Olive.  Pelham  Humfrey  —  MN. 
Nr.  663. 

Jansen,  F.  Gustav.  Ungedruckte  Briefe 
von  Robert  Schumann  —  MWB  34, 
Nr.  39. 

Johannes,  Eugen.  Die  Richard  Wag- 
ner-Festspiele  im  Prinzregen ten-Theater 
zu  Munchen  —  NZfM  70,  Nr.  39. 

JoB,  Victor.  Der  Zvklus  tschechischer 
Opern  im  Prager  ^Nationaltheater  — 
AMZ  30,  Nr.  40. 

Karpath,  Ludwig.  >Der  faule  Hans*. 
Ballett-Pantomime  in  funf  Bildern  von 
Oskar  Nedbal.  Erstauffuhrung  an  der 
Wiener  Hofoper  am  3.  Oktober  1903  — 
S  61,  Nr.  48/49. 

Karpeles,   Gustav.     Heine   in   RuBland 

—  Mk  3,  Nr.  1  [enth'alt  unter  anderem 
ein  Verzeichnis  Heine'scher  Gedichte,  die 
von  russischen  Komponisten  in  Musik 
gesetzt  worden  sind]. 

Keeton,  A.  E.    A  Russian  dictionary  of 

music  —  MMR,  Nr.  394. 
Klauwell,  Otto.    Die  Aufgabe  der  Kritik 

—  NZfM  70,  Nr.  40f. 

Kling,  H.  Die  Berlioz-Feier  in  Gre- 
noble —  NZfM  70,  Nr.  41. 

Grillparzer    et    Beethoven    — 

RMI  10,  Nr.  3. 

Knoop,   Amb.    Over   spreken   en   zingen 

—  WvM  10,  Nr.  42. 

Kohut,  Adolph.  Musikalisches  aus  der 
preuCischen  Hofgesellschaft  vor  80  Jah- 
ren  —  NMZ  24,  ^r.  23. 

Kuhnen,  Pfarrer.    Musikgottesdienste  und 


96 


Zeitschriftenschau. 


Spitta'sche    Choranlage    —    MSfG   8, 
Nr.  10. 
Lahee,  Henry  C.    The  force  of  example 

—  MW  3,  Nr.  10. 

Lasslo,  Akos.  Ein  bisher  unverbffent- 
lichter  Brief  Richard  Wagner's  — 
AMZ  30,  Nr.  41. 

Leichtentritt,  Hugo.  Zur  Gesamtausgabe 
der  Werke  von  Jan  Pieterszon  Swee- 
linck  —  AMZ  30,  Nr.  40ff. 

Lefimann,  Otto.  >Die  beiden  Schutzen.* 
Komische  Oper  in  3  Aufziigen  von  Albert 
Lortzing.  1.  Auffiihrung  im  Theater 
des  Westens  zu  Berlin  am  19.  September 
1903  —  AMZ  80,  Nr.  34. 

Die  Enthullung  des  Richard  Wag- 
ner-Denkmals  in  Berlin  —  ibid.,  Nr.  41. 

Lustner,  Karl.   Totenliste  des  Jahres  1902 

—  Mf  M  36,  Nr.  8  [Liste  der  im  Jahra 
1902  verstorbenen  Musiker  nebst  bio- 
graphischen  Notizen]. 

Mangeot,  A.  Ligue  pour  la  suppression 
de  la  claque  a  l'Opera  —  MM  15,  Nr.  18. 

Marchesi,  S.  D.  C.  Opening  of  the  mu- 
sical season  in  Paris  —  MMR,   Nr.  394. 

Mars  op,  Paul.  Vom  Allgemeinen  Deut- 
schen  Musikverein:  >Ortsgruppen«  — 
Mk  3,  Nr.  1. 

Materne,  Hedwig  H.  Richard  Wagner's 
Frauengestalten  —  DBG  32,  Nr.  40. 

Mayrhofer,  Isidor.  tJber  kombinierte 
Orgelregister  —  GR  2,  Nr.  10. 

Melani,  Kaffaello.  Le  onoranze  a  Giu- 
seppe Verdi  a  Montecatini  —  MuM  58, 
Nr.9. 

Menil,  F.  de.  L'ecole  contrapuntique  fla- 
mande  (1400—1600).  Etude  historique 
et  critique  —  CMu  6,  Nr.  19. 

Merkel,  Paul.  Tonstudien  und  die  Reform 
des  Kunstgesangs  nach  Rutz  —  MWB 
34,  Nr.  41. 

Mey,  Kurt.    Der  Kaiser  und  die  Musik 

—  Wartburgstimmen  .Eisennach  und 
Leipzig,  Thiiringische  Verlags-Anstalt) 
Oktober  1903. 

Zum  Gedachtnis  Friedrich  Wieck's 

i  6.  Oktober  1873)  -  NMZ  24,  Nr.  23. 

W agner- Liter atur  und  Wagner- 
Museum  —  MWB  34.  Nr.  40. 

Milligen,  S.  van.  Casparo  Spontini's 
duitsche  Periode  —  Cae  60,  Nr.  13f. 

Mitawa,  Lia.  Das  russische  Volkslied  — 
MWB  34,  Nr.  40ff. 

Moller,  Arthur.  >Wie  ist  Richard  Wag- 
ner vom  deutschen  Volke  zu  feiern?« 
Eine  Antwort  an  Herrn  Professor  Henry 
Thode  —  Internationale  Literatur-  und 
Musikberichte  (Berlin)  10,  Nr.  19. 

Morillot,  Paul.  Berlioz  £crivain —  An- 
nales  de  TUniversite  de  Grenoble  (Paris, 
Librairie  Gauthier-Villars)  15,  Nr.  2. 

Morsch,  Anna.    Musikp'adagogischer  Kon- 


greC.      SchluBwort    vor    den    Verhand- 

lungen  —  KL,  18.  Oktober  1903. 
Morsch,  Anna.   Theodor  Kirchner  7  — 

ibid. 
Motta,  Jose  Vianna  da.    J.  Philipp,  ein 

franzosischer  Klavierpadagoge  —  KL  26. 

Nr.  19. 
Miiller,  Hermann,  Zwei  unvollendete  Sing- 

spiele  von  E.  T.  A.  Hoffmann  —  Mk 

3,  Nr.  1. 
Munnich,  Richard.    Auf  Obrecht's  Spu- 

ren  —  TV  7,  Nr.  3. 
Nagel,  Willibald.    Goethe  und  Mozart 

—  BfHK  8,  Nr.  1. 

Naldo,  R.  A.    Violinistica  —  NM,  Nr.  89. 
Oldys,  H.     Woodland  music  —  Lippin- 

cott's  Monthly..Magazine,  Juni  1903. 
Ostmann,  P.    Uber   die   praktische   An- 

wendung   des   objektiven   HormaCes  — 

Berichte   der  Deutschen   Physikalischen 

Gesellschaft    (Braunschweig,     Friedrich 

Viewer  &  Sohn)  1903,   Nr.  18/19  [nach 

einem   v  ortrag]. 
Patrizi,  M.  L.    La  nuova  fisiologia  della 

emozione  musicale  —  RMI 10,  Nr.  3. 
Pohl,    Max.      Ein    Wort    zur    [Theater-] 

Agenten-Frage  —  DBG  32,  Nr.  37. 
Prochazka,    Rudolph    Freiherr.      Cesare 

R  o  8  s  i  und  seine  Oper  >Nadeja«  —  WKM 

1,  Nr.  19. 

Ein  Prager  Musikfest  —  ibid.,  Nr.  20. 

Puchas,   Franz.     Neuestes   Lehrbuch  fur 

Choralgesang    [B  i  r  k  1  e  'b    >Katechismus 

des  Chorgesangest]  —  GR  2,  Nr.  10. 
R.t  E.  D.     The    connection    of   Cor  ell  i 

with  England  —  MMR,  Nr.  394. 
Raaff,  J.  J.     Eenige    opmerkingen    naar 

aanleiding  van  »Der  Ring  des  Nibelun- 

§en<   in  het  Prinz-Regenten-Theater  te 
[unchen  —  WvM  10,  Nr.  40. 
Raupp,  O.    Die  Organistenfrage  in  Baden 

—  MSfG  8,  Nr.  9f. 

Rayleigh,  Lord.  On  the  production  and 
6Ustribution  of  sound  —  The  London. 
Edinburgh  and  Dublin  Philosophical 
Magazine  and  Journal  of  Science  (Lon- 
don, Taylor  and  Francis)  1903,  S.  289  ff. 

Reimann,  Heinrich.  Orgelzwischenspiele 
beim  Choralgesang  der  Gemeinde  — 
MSfG  8,  Nr.  9. 

Ricci,  Corrado.  Macchine  e  macchinisti 
teatrali  —  MuM  58,  Nr.  9. 

Riesenfeld,  Paul.  Allegorien  der  Mu- 
sik in  der  italienischen  Malerei  des  vier- 
zehnten  Jahrhundert  —  AMZ  30,  Nr.  40. 

Die  italienischen  Maler  der  Renais- 
sance in  ihrem  Verh'altnis  zu  den  Musik- 
instrumenten  —  ibid.,  Nr.  41. 

Rola.  Teatrul  ^  National  Repertoriul  si 
Personalul.  —  *Deschiderea  Stagiunii. — 
Opera  italiana  —  RoM  14,  Nr.  16/16. 

Host,  P.     Unsere   Liturgie.    1.  Ihre   Ge- 

schichte  und  ihr  innerer  Gtag  —  KCh 

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Zeitschriftenschau . 


97 


14,  Nr,  lOf.  [Vortraj  bei  der  Herbstver- 
sammlung  des  Leisniger  Ephoralkirchen- 
chorverbandes  am  26.  Oktober  19031. 

Runge,  Paul.  »Die  Tonarien  —  MfM  35, 
Nr.  5  (Kritik  des  gleichnamigen  Buches 
von  F.  X.  Mathias). 

Schenk,  Johann.  Beethoven's  Sterbe- 
haus  in  Wien  —  Illustrierte  Zeitung 
Leipzig,  J.  J.  Weber)  Nr.  3146  [mit  Ab- 
bildung]. 

8chering,  A.  Zweistimmiger  Klaviersatz 
bei  Bach  und  Handel?  —  NZfM  70, 
Xr.  42. 

Scheurleer,  D.  F.  Amsterdamsche  muziek- 
herbergen  in  de  XVD>  eeuw  —  TV  7, 
Nr.3. 

Schmidt,  Leopold.  »Das  deutsche  Lied* 
im  18.  Jahrhundert«  von  Max  Fried- 
l'ander  —  Mk  3,  Nr.  2  [ausfuhrliche  Be- 
sprechungj. 

8chmitz.  E.  Wagnerfeier  und  Kunst- 
geschichte.  Eine  Entgegnung  auf  den 
Aufsatz  von  Arthur  Mo  Her  »Wie  ist 
Richard  Wagner  vom  deutschen  Volke 
zu  feiern?«  —  Internationale  Literatur- 
und  Musikberichte  (Berlin)  10,  Nr.  20 
vergleiche  oben  unter  »Mollerc]. 

Schmitz,  Eugen.  Guitarrentabulaturen  — 
MfM  36,  Nr.  9. 

Schroeder,  Otto.  Deutsche  Btthnenaus- 
sprache  —  PreuBische  Jahrbucher  (Ber- 
lin, Georg  Stilke)  Oktober  1903. 

8chultz,  Detlef.  Moderne  Volkslieder  — 
S  61,  Nr.  47  [Kritik  der  Liedersammlung 
>Im  Volkstonc  komponiert  fur  >Die 
Woche«l. 

8.  Der  Gemeindegesang  in  der  katholi- 
schen  Kirche  —  Si  28,  Nr.  10. 

8amazeuilh,  Gustave.    Ernest  Chausson 

-  S  61,  Nr.  48/49. 

8arton,  Georges.  La  literature  waffn6- 
rienne  —  Revue  Bleue  (Paris;  18.  Juli 
1903. 

Sauvage,  Louis-Frederic.  La  maison  de 
Beethoven  a  Bonn  —  La  Nouvelle 
Revue  (Paris,  26  rue  Racine)  1.  Oktober 
1903. 

8egnita,  Eugen.  Johann  Gottfried  S  c  h  i  c  h  t 

—  AMZS0,  Nr.  39. 

Seidl,  Arthur.    Monumentum  aere  peren- 

nius!    Einige  Ketzer-Betrachtungen  zur 

Enthiillung  des  Berliner  Wagner-  Denk- 

raals  —  BfHK  8,  Nr.  1. 
>K6nigs8chlo8ser«    und    >Wagner- 

festspiele*  —  Mk  3,  Nr.  2. 
Seydler,  Anton.  Kirchenmusikalischer  In- 

8tmktion8-Kur8      [im     Benediktinerstift 

Seckau]  —  GR  2,  Nr.  10. 
8ibmacher-Zijnen,   W.  N.  F.     Proefae- 

mingen  in  Grieksche  Tonkunst  —  Cae 

60TNr.  13f. 
Sittard,  Josef.    Theodor  Kirchner,   ein 

Gedenkblatt  —  Mk  3,  Nr.  2. 


Smolian,  Arthur.    Theodor  Kirchner  f 

—  NMP  12,  Nr.  19. 

Richard  StrauC  >Taillefer«  —  ibid., 

Nr.  20. 

Soleniere,  Eugene  de.  Die  Miinchener 
Wagner-Festspiele  —  RAD,  Septem- 
ber 1903. 

Solerti,  A.    Precedenti  del  melodramma 

—  RMI 10,  Nr.  3. 

Sonneck,  0.  G.   Hie  nationale  Tonsprache 

—  Hie  Volapuk  —  Mk  3,  Nr.  1. 
Southgate,  T.  L.   The  Royal  Naval  School 

of  Music  —  MN,  Nr.  656. 
Spitta,    Friedrich.      Anregung    zur    Auf- 
fuhrung  der  Schiitz'schen  »Exequien« 

—  MSi  G  8,  Nr.  10. 

Stein,  Br.    Zum  Gedachnis  Alban  Lipp's 

—  Cc  11,  Nr.  10. 

Sternf eld,  R.  Konrad  Ansorge  —  MWB 

34,  Nr.  40  [mit  Portrat,. 
Steuer,  Max.     Caroline  Unger  —  Mk  3, 

Nr.  2. 
Storck,    Karl.      AUerlei    Musikfeste    — 

Westermann's  Illustrierte  Deutsche  Mo- 

natshefte  48,  Nr.  1. 
Die  Berliner  W a gner-Denkmalsfeier 

—  KL,  18.  Oktober  1903. 
Straeten,  E.  van  der.     Mendelssohn's 

und   Schumann's   Beziehungen   zu   J. 

H.  Liibeck    und    Johann    J.  H.  Ver- 

hulst  —  Mk3,  Nr.  If. 
Teibler,  H.    Die  Wagner-Festspiele  im 

Prinz-Regenten-Theater  zu  Munchen  — 

AMZ  30,  Nr.  39. 
Hermann    Zumpe  7  —   MWB  34, 

Nr.  38. 
Tommasini,  V.     Di  una  vera  cultura  mu- 

sicale  italiana  —  RMI  10,  Nr.  3. 
Torchi,  L.     »Consuelo«,  dramma  lirico  in 

un  prologo  e  tre  atti  di  Francesco  Cim- 

mino,  musica  di  Alfonso  Rend  an o  — 

RMI  10,  Nr.  3. 
V„  J.  de.     Het  eerste  jaarfeest  van  het 

Peter  Benoit-fonds  te  Antwerpen:  de 

Oorlog  —  Cae  60,  Nr.  12. 
Valetta,  I.    I  musicisti  compositori  fran- 

cesi   alPAccademia  di  Francia  a  Roma 

—  RMI  10,  Nr.  3. 

Van  der  Hoven,  W.  A.    lets  over  tabu- 

latur  —  Cae  60,  Nr.  12. 
Viotta,  Henri.    De  voorstellingen  in  het 

Prinz  Regenten-Theater  te  Munchen  — 

Cae  60,  Nr.  12. 
W.,  K.    Palestrina  muB  popularer  werden 

—  GB1  28,  Nr.  10. 

Wachsmutn,  R.  Schneidetone  und  Labial- 
pfeifen  —  Berichte  der  Deutschen  Physi- 
kalischen  Gesellschaft  (Braunschweig, 
Friedrich  Vieweg  &  Sohn)  1903,  Nr.  18/19 
[nach  einem  Vortrag]. 

Wallberg,  Max.  Herman  Zumpe  i  — 
NZfM  70,  Nr.  39. 

Weidinger,  Gius.    Una  risposta  se 

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^©S'ft^U 


98 


Buchhandler-Kataloge. 


a  It.  Molitor  [zur  Kritik  der  »Nachtri- 
dentinischen   Choralreform   zu  Rome   v.  I 
Molitor^  —  SC5,  Nr.  4.  | 

Weimar,  (J.    Ein   geistlicher   »Ring<    — , 
CEK  17,  Nr.  10  [Besprecbung  vonDrae- 
s eke '8  »Christus«,  Mysterium  in  einem 
Vorspiel  und  drei  Oratorien].  I 


Weinmann,  C.  Der  Minnegesang  und 
sein  Yortrag  —  MfM  35,  Nr.  4. 

Wolff,  Karl.  Arno  Kleffel  —  NMZ  34, 
Nr.  23. 

Zoellner,  Heinrich.  Hermann  Zumpe  + 
-  MWB  34,  Nr.  40. 


Buchhandler-Kataloge. 


Baer  &  Co.,  Joseph.  Frankfurt  a.  M.  — 
Frankfurter  Biicherfreund ,  Mitteilungen 
aus  dem  Antiquariate  von  J.  B.  Jahrg.  Ill, 
Nr.  9.  15  S.  Lex.  Darin  Nr.  7226—31 
Musik. 

Breitkopf  &  Hartel,  Leipzig.  Mitteilun- 
gen  der  Musikalienhandlung  Nr.  75,  Ok- 
tober  1903,  Seite  2906—2952. 

Edelmann,  M.  Niirnberff,  Tucherstr.  16.  — 
Antiquariats-Katalog  Nr.  16,  enthaltend 
zumeist  Werke  aus  der  Bibliothek  des 
Cistercienser-Klosters  Waldsassen.  Lite- 
ratur  des  16. — 18.  Jahrhunderts,  Manu- 
skripte,  Inkunabeln,  Kupfer-  und  Holz- 
schnittwerke  ubw.  166  S.  8°.  Darunter 
Nr.  975-1118:  Altes  Volks- und  Kirchen- 
lied,  alte  geistliche  und  weltliche  Musik, 
unter  anderem  Autograph  von  J.  H.  Rolle's 
Passionsmusik  (40  Jf),  Kompositionen  von 
Abt  Vogler,  theoretische  Werke  von 
Mattheson,  Riepel,  Sorge,  Vogler  usw. 

Frensdorff,  Ernst.  Berlin,  Konigratzer- 
str.  44.  —  Antiquariats-Katalog  Nr.  2. 
Werke  aus  verschiedenen  Wissenschaften. 
Wenig  ttber  Musik. 

Harold  &  Co.  London,  210  Uxbridge 
Road.  —  Catalogue  Nr.  13  (1903)  of  Music 
and  Musical  Literature  (ancient  and  mo- 
dern) Second-hand.    22  S.    Lex.-Format. 

Hirsoh,  August.  Brussel,  5  rue  Tasson 
Snel.  —  Bulletin  mensuel,  Octobre  1903. 
Gravures  et  livres,  darunter  alte  Opern- 


texte  aus  dera  Ende  des  18.  und  Anfang 
!      des  19.  Jahrh. 

I  Kerler,  Heinrich.  Ulm  a.  D.  —  Antiqua- 
'  rischer  Katalog  Nr.  317.  Wertvolle, 
|  kostbare  und  seltene  Handschriften,  Bu- 
i  cher  und  Zeitschriften  aus  alien  Wissen- 
I     8chaften. 

I  LiBa,    Georg.     Berlin,    KochstraBe  3    — 
I     Lager-Katalog    Nr.  37.      Literatur    des 
i      XIa.  und  XX.  Jahrhunderts.  Darin  Mu- 
sik: Seite  23  f. 
Miiller,  J.  Eckard.     Halle  a.  S.  —  Anti- 
quariats-Katalog  Nr.  99.     Germanische 
und  Romanische  Sprachen  und  Literatur. 
(Minnes'anger  etc.). 
Reeves,    William.     London,    83  Charing 
Cross  Road.-Catalogue  Nr.  118  of   Old 
and    New    Music    and    Musical    Books, 
24  Seiten  8°. 
Suddeutsches    Antiquariat,     Munchen, 
GalleriestraCe  20.   —   Katalog   XLYIL 
Musik  und   Theater.    28  Seiten  8°,  637 
Nummern. 
Weigel,  Oswald.    Leipzig,  Konigsstr.  1.  — 
Lagerkatalog.     Neue  Folge.     Nr.    111. 
Musik  (besonders  Hymnologie),  Festlich- 
keiten,  Opern,  Ballette.  Tanz.    40  S.   8«. 
852  Nummern.     Die   musikalische   Ab- 
teilung    umfaGt  Nr.  1 — 483,   worin  die 
Kirchenmusik  vorherrscht  und  Gesang- 
bucher,  Kirchenagenden  und  Kirchen- 
ordnungen  reichlich  vertreten  sind. 


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Mitteilungen  der  >Internationalen  Musikgesellschaft*.  99 

Mitteilungen  der  ,fInternationalen  Musikgeaellschaft". 


Ortsgruppen. 

Berlin. 

In  der  Oktobersitzung  (21.  X.)  sprach  Herr  Max  Battke,  der  Leiter  des  hie- 
sigcn  Seminars  fur  Musik,  iiber  Tonsprache  —  Mutterspracke.  Der  Inhalt  des  Vor- 
irags  war  etwa  folgender: 

Die  Musik- Ausubenden  sind  in  zwei  groGe  Klassen  einzuteilen:  in  solche,  die 
Musik  machen,  weil  dies  ein  Teil  ihres  eigensten  Wesens  ist  —  das  sind  die  Kunstler ; 
und  solche,  die  Musik  machen  aus  egoistischen  GrUnden,  des  Broterwerbs,  der  Gefall- 
sucbt  wegen  usw.  —  das  sind  die  Handworker.  Folglich  gibt  es  auch  unter  den  Dilet- 
tanten  viele  Kunstler  und  die  Hausmusik  verdient  regste  Forderung.  (Auch  die- 
jenigen,  die  fur  verdunkelte  Konzertraume  eintreten,  wollen  eigentlich  weiter  nichts 
als  die  intime  Stimmung  der  Hausmusik  in  den  groGen  Raum  hineintragen.)  Die 
weitaus  groGere  Menge  der  bei  der  Musik  Beteiligten  sind  die  Horer.  Horen  ist 
eine  Kunst.  Dorch  Schulung  des  Ohrs  fiir  die  Musik  wird  dieses  Organ  auch  fur 
das  Leben  zuverlassiger  und  leistungsfabiger  gemacht.  Naturlich  wird  das  geschulte 
Ohr  seinem  Besitzer  eine  groGere  GenuG-  und  Gliicksquelle  sein,  als  ein  ungeschultes. 
Wird  das  Gemtit  zum  Musikhorcn  erzogen,  so  wird  es  auch  aufnahmefahiger  fiir 
alle  anderen  Ktinste  gemacht.  Yon  alien  Kunsten  aber  dttrfte  die  Musik  diejenige 
sein,  welche  imstande  ist,  einem  Menschen  den  Gottesglauben,  die  Religion  zu  ersetzen. 
Ist  das  Endziel  einer  musikalischen  Erziehung  schon  erstrebenswert ,  so  ist  noch 
weit  wichtiger  und  einschneidender  fur  das  Leben  der  Weg  zum  Gipfel,  die  Er- 
ziehung selbst.  Die  Tonsprache  setzt  mit  ihrem  Ausdrucksvermogen  da  ein,  wo  die 
Wort8prache  keinen  tiefergehenden  Ausdruck  mehr  findet.  Das  Yerstandnis  der  Ton- 
sprache, dieser  internationalen  Sprache,  die  trotz  der  Dialekte  der  verschiedenen 
lender  auf  der  ganzen  Welt  verstandlich  ist,  muG  auf  demselben  Wege  erstrebt 
werden.  wie  jede  andere  Sprache  und  wie  die  Muttersprache  in  der  Schule  gelehrt 
wird,  namlich 

1)  durch  Schreiben  =  Worte  oder  Kl'ange  in  Buchstaben  oder  Noten  verwan- 
deln  (Musikdiktat}, 

2)  durch  Lesen  =  Zeichen  in  tonenden  Klang  umwandeln  (Primavista-Singen), 

3)  durch  den  Anschauungsunterricht,  der  dem  Schuler  Begriffe  und  Stim- 
mungen  vermittelt.  Diesem  entsprechen  die  Gehorsiibungen,  an  die  sich  auch 
Ubungen  fiir  Auge  und  Gedachtnis  anschlieGen  miissen. 

Das  Ausdrucksvermogen  muG  durch  das  Bauen  von  S'atzen  gehoben  werden. 
Denn  wie  der  Schuler  Aufs'atze  schreiben  muG,  auch  wenn  er  sp'ater  nicht  Schrift- 
steller  werden,  sondern  nur  lernen  will,  die  Schriftsteller  rich  tig  zu  werten,  so  muG 
auch  der  Musikschuler  kleine  Ubungen  im  Satzbau  machen.  An  einigen  Beispielen 
entwickelte  Redner  seine  bereits  durch  die  Praxis  erprobte  Methode,  und  zeigte,  wie 
an  der  Hand  ernes  kundigen  Lehrers  ein  Schuler  mit  Leichtigkeit  dazu  gefuhrt  wer- 
den kann,  eine  ausdrucksvolle  Sprache  in  gesungene  Melodie  umzuwandeln. 

Hat  nun  das  Volk  ein  Recht  auf  musikalische  Erziehung,  wer  hat  dann  die 
Pflicht,  diese  zu  geben?  Die  Konservatorien  zun'achst  nicht,  denn  die  sind  nur  den 
Zahlenden  zuganglich.  Also  bleibt  nur  Schule  und  Haus  ubrig.  In  der  Schule  muG 
das  Werk  begonnen  werden,  und  wenn  erst  ein  Geschlecht  herangebildet  sein  wird, 
das  die  Tonsprache  versteht,  dann  muG  auch  das  Haus  tatig  in  die  Erziehung  mit 
eingreifen  (also  auch  hier  wieder  Hausmusik).  Die  heutige  Yorbereitung  der  Gesang- 
lehrer  fttr  Schulen  ist  im  hochsten  Grade  ungeniigend ;  und  noch  mangelhafter  ist  die 
Aosbildung  der  Gesanglehrerinnen  fur  M'adchen-Schulen ,  wahrend  doch  gerade  den 
Frauen  diese  Erziehung  in  allererster  Reihe  zukame.  Wenn  die  Frauenbewegung  sich 
diesem  fruchtbaren,  groGen  Acker,  den  sie  leider  seitwarts  liegen  1'aGt,  um  felsigen 

7L  d    I    If      V  Q 


100  Mitteilungon  der  >Internationalen  MusikgesellschafU. 

Boden  zu  bearbeiten,  zuwenden  wollte,  so  konnte  die  Tonsprache  auch  zur  Mutter- 
sprache  eines  Volkes  werden,  und  dann  wiirde  das  ganze  Volk  musikalisch  sein. 

An  der  Diskussion,  die  dem  mit  groBem  Beifall  aufgenommenem  Vortrage  folgte, 
bcteiligten  sich  die  Herren  Major  a.  D.  Dr.  Korte  und  Professor  Dr.  Fleischer. 

Die  nachste  Ortsgruppensitzung  muC  des  BuBtages  wegen  eine  Woche  friiher 
gelegt  werden  und  findet  somit  am  11.  November  statt.  Als  Versammlungsort  ist 
der  >Saal  Duysen«,  FriedrichstraBe  219,  in  Aussicht  genommen. 

Ernst  Euting. 


Frankfort  a.  M. 

In  der  ersten  dieswinterlichen  Sitzung,  welche  am  21.  September  stattfand,  sprach 
Herr  Dr.  Wilibald  Nagel  aus  Darmstadt  iiber  Christoph  Qraupner. 

Von  Graupner  wissen  die  musikgeschichtlichen  Handbiicher  wenig  oder  nichts  zu 
erz'ahlen;  doch  gebtihrt  ihm  eine  bemerkenswerte  Stellung  in  der  dunklen  Zeit,  die 
den  tibergang  von  Seb.  Bach  zu  der  Kunst  Haydn's  und  Mozart's  bildet.  Er  ist  durch- 
aus  der  Mann  einer  Ubergangszeit:  er  huldigt  der  kontrapunktischen  Schreibweise 
(Kirchenkompositionen,  franzosische  Ouvertiiren),  strebt  aber  in  seinen  Sinfonien,  wenn 
auch  nicht  durchaus,  nach  homophoner  Gestaltung.  Er  tritt  neben  die  Mannheimer 
Tonschule  und  K.  Ph.  Em.  Bach,  den  einst  Haydn  als  sein  Vorbild  bezeichnet  hatte, 
als  ein  in  vielen  Dingen  Gleichstrebender,  wenn  auch  minder  begabter.  Der  Vor- 
tragende  legte  des  Weiteren  die  Grunde  dar,  welche  noch  zu  Seb.  Bach's  Lebzeiten  zu 
einer  Abwendung  von  der  Polyphonic  fiihren  muCten  und  zog  kurze  Parallelen  zwischen 
der  Musik  und  der  Poesie  des  18.  Jahrhunderts,  die  in  Haydn-Mozart-Goethe  kul- 
minierten. 

Nach  einer  Ubersicht  iiber  Graupner's  Lebensgang  und  seine  Werke  besprach  der 
Vortragende  ausfiihrlich  die  Form  der  franzosischen  Ouverturen  und  insbesondere  die 
Sinfonien  des  Darmstadter  Meisters,  insoweit  als  die  Form  ihrer  ersten  S'atze  eine 
Annaherung  an  oder  auch  prinzipielle  Abwendung  von  der  geschlossenen  Form  dar- 
stellt,  die  wir  als  die  Sonatenform  bezeichnen.  Die  fugierte  Form  der  franzosischen 
Ouvertiire  kehrt  in  einzelnen  Sinfonien  wieder,  die  Mehrzahl  wendet  sich  jedoch 
prinzipiell  vom  Kontrapunkt  ab.  Genaue  Gliederung  der  Themen  gegeneinander  fehlt 
meist,  ebenso  eine  durchgefiihrte  Zweiteilung  der  Form  mit  Reprise.  Die  Durch- 
fuhrung  1'aBt  vielfach  die  direkte  Entstehung  aus  der  Quintbeantwortung  der  Fugen 
erkennen.  Ein  zweites  Thema  ist  nicht  immer  zu  bemerken,  wohl  aber  ein  durch- 
gefuhrter  Wechsel  in  den  Klangfarben  durch  Gegeniiberstellung  von  Partien  fur  die 
Streicher  und  solche  fur  einzelne  Blasergruppen:  aus  dieser  Gegeniiberstellung  ist  wohl 
zuerst  der  Begriff  der  beiden  fuhrenden  Themen  als  Kontrastbildungen  entstanden. 

Wenn  Riemann  behauptet  hat,  die  Mannheimer  h'atten  das  Menuett,  das  sich  bei 
Graupner  nicht  finde,  in  die  Sinfonie  nicht  eingefiihrt,  so  ist  das  nicht  rich  tig:  fast 
die  H'alfte  der  Sinfonien  Graupner's  hat  ein  Menuett,  mehr  als  zwolf  deren  zwei. 
Auch  hat  Graupner  schon  den  Versuch  der  Individualisierung  der  Horner  gemacht. 
Die  Besetzung  des  Orchesters  war  zum  Teil  schon  eine  sehr  stattliche;  eine  Sinfonie 
weist  auf :  2  Corni,  Tympani,  2  Flauti  Traversi,  2  Violette,  2  Fagotti,  2  Violini,  Viola 
und  Cembalo.  Die  Zahl  der  Satze  schwankt.  56  haben  3,  27  deren  4,  18  deren  5, 
11  haben  6,  und  eine  Sinfonie  erscheint  gar  mit  8  S'atzen. 

Im  einzelnen  lassen  sich  franzosische,  vielleicht  auch  italienische  Einfliisse  nach- 
weisen. 

Die  Arbeit  des  Herrn  Dr.  Nagel  wird  in  erweiterter  Form  gedruckt  werden. 

Nach  dem  Vortrage  wurde  den  Mitgliedern  vom  Vorsitzenden,  Herrn  Dr.  R.  Ho  hen- 
em  ser,  die  vom  Vorstand  beantragte  Anderung  der  Statuten  der  IMG.,  welche  sich 
auf  die  §§  3  und  4  erstreckt,  zur  Kenntnis  gebracht  und  von  der  Versammlung  ange- 
nommen. 

Albert  Dessoff. 


Mitteilungen  der  >Internationalen  MusikgesellschafU.  101 

Malmo. 

Die  erste  Sitzung  der  neuen  Ortsgruppe  fand  am  17.  September  statt.  Onter- 
zeichneter  hielt  einen  Vortrag  iiber  >Die  Entstehung  der  Musik«,  dem  eine  Diskussion 
folgte.  Nach  dem  Vortrag  spielte  die  bekannte  Klavierspielerin  Frau  Ina  Lang e  aus 
Kopenhagen  mit  ihrer  gewohnten  hohen  kiinstlerischen  Auffassung  mehrere  Kompo- 
sitionen  von  Beethoven  auf  einem  Flttgel  von  Graf  in  Wien  (c.  1820),  im  Besitz  des 
Vorsitzenden,  C.  Claudius.  Mehrere  Gaste  waren  erschienen.  Der  Vorsitzende,  Herr 
C.  Claudius,  hatte  der  Ortsgruppe  seine  Wohnung  gtttigst  zur  Verfugung  gestellt 

Der  Verein  beschloG,  um  besser  wirken  zu  konnen,  mit  der  Ortsgruppe  •Kopen- 
hagen* in  Yerbindung  zu  treten  und  schon  fiir  die  nachste  Sitzung  ein  danisches  Mit- 
glied  zum  Halten  eines  Vortrages  einzuladen. 

Tobias  Norlind. 


Wintherthur. 

Das  Musikkollegium  wird  unter  Leitung  des  Herrn  Dr.  Ernst  Bade  eke 
sieben  Abonnementskonzerte  und  funf  populare  Konzerte  veranstalten.  Ala  Solisten 
fur  die  erstgenannten  sind  gewonnen  die  Damen  Muriel  Foster  und  Marcelle 
Pregi  (Gesang),  die  Herren  Richard  Breitenfeld  und  Robert  Spoery  (Gesaug;, 
Jean  Gerardy  (Violoncello),  Raoul  Pugno  (Klavier),  Franz  Ondricek  und  Oscar 
Studer  (Violine),  sowie  die  Trio-Vereinigung  der  Herren  Dr.  Radeoke  (Klavier), 
Bach  (Violine)  und  Dure  11  (Violoncello). 

An  Orchesterwerken  gelangen  zur  erstmaligen  Auffuhrung:  Konzert  fiir  Violine, 
Flote,  Oboe,  Trompete  von  J.  S.  Bach,  Ballettmusik  aus  >Rosamundec  von  Schu- 
bert, Symphonic  > Romeo  und  Julia«  (Instrumentalsatze)  von  Berlioz,  »rArlesienne«- 
Suite  I.  von  Bizet,  die  Ouvertiire  >am  Strand e<  von  Robert  Radecke,  »die  Moldau< 
symphonische  Dichtung  von  Smetana.  Von  Kammermusikwerken  werden  zum  ersten 
Mai  gespielt:  Trio  A-dur  von  Haydn,  Trio  H-dur  von  Brahms,  Klavier- Violinsonate 
op.  18  von  Richard  StrauC  und  die  Kammersymphonie  op.  8  von  Wolf-Ferrari.  AuCer- 
dem  stehen  auf  dem  Frogramm:  Symphonien  von  Mozart,  Beethoven  und  Brahms, 
Ouverturen  von  Beethoven,  Wagner,  Volkmann,  Schumann  und  Dvorak. 

Der  ebenfalls  unter  Leitung  des  Herrn  Dr.  Radecke  stehende  »Gemischte  Chor« 
gibt  im  November  ein  Konzert,  in  dem  auCer  >Erlkonigs  Tochter<  von  Gade  und  dem 
>Loreley« -Finale  von  Mendelssohn  >der  gefesselte  Strom*  von  Friedr.  E.  Koch  zum 
ersten  Male  aufgefiihrt  wird.    Fraulein  Johanna  Dietz  wird  die  Sopransoli  singen. 


Neue  Mitglieder. 


Bantock,    Granville. '   Midland   Institute, 

Birmingham. 
Coetallat    A   Co. ,    Musikalienhandlung. 

Paris,  15  Rue  de  la  Chaussee  d'Antin. 
Coward,  Henry,  Mus.  Doc,  286  Western 

Bank,  Sheffield. 
Hinton,  Dr.  J.  W.,  London,  S.  W.  48  Park  I     Wallington,  Surrey, 

Rd.    St.  Johns  Hill.  ! 


Lovewell,  S.  Harrison.  Director  of  Mu- 
sic, Whitman  College.  Washington. 
U.  S.  A.  23  University  St.  Walla  Walla. 

Shapleigh,  Bertram.  Weird  Wood,  Long- 
field,  Kent. 

Wotton,  Tom.  S.  Hazeldene,  Elgin  Road, 


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102  Mitteilungen  der  > Intern ationalen  Musikgesellschaft«. 

AnderoDgen  der  Mitglieder-Liste. 

Grimmer,  Ober-Regierungsrat  in  Hildes-  j  Schulz,  Dr.  Gottfried,  Koniglicher  Sekre- 
heim  jetzt  Liineburg.  tar  an  der  Koniglichen  Hot-  and  Staats- 

Hagen,  8.  A.  R,  Musikhistoriker  in  Kopen- ,     Jggjft  f1  ***ch*»  Jetet  Kaulbach 
hagen  jetzt  HagenshuBpr.B&stad^chwe-^^^^   Bernhard|  ^  phiL  in  Leipzig 

aen'  _jetzt  Windmuhlen  StraDe  28  IT. 

NetBer,  Dr.  Arthur  in  Wien  jetzt  VIII.  I  warmixnde ,  Fraulein  Meta  in  Hamburg, 
Bennoplatz  Nr.  1 1  Th.  7.  |     St.  Georg,  Schmilinski  StraCe  74 1. 


Inhalt  des  gleichzeitig  erscheinenden 
Sammelbandeg. 

Ludwig  Meinecke  (Wiesbaden).    Michael  Altenburg.    Ein  Beitrag  zur  Geschichte 

der  evangelischen  Kirchenmusik. 
Felipe  Pedrell    (Madrid),     La    Musique    indigene    dans   le   theatre    espagnol    du 

XVII®  siecle. 
Walter  Niemann  (Leipzig).    Die  schwedisohe  Tonkunst,  ihre  Vergangenheit  und 

Gegenwart. 
0.  G.  Sonneck  (Washington).    Francis  Hopkinson  (1737—1791).    The  first  American 

Composer. 
J.  Ecorcheville  (Paris).    Note  sur  un  fonds  de  musique  francaise  de  la  Bibliotheque 

de  Cassel. 
J.-G.  Prod'homme  (Paris).    Notes  sur  plusieurs  musiciens  francais  du  XVI6  siecle. 
Hermann  Muller  (Paderborn).    Zur  Musiklehre  des  Joannes  de  Grocheo. 


Von  unseren  Beiheften  erscheint  gleichzeitig: 

Heft  X.    EugenHirschberg,  Die  Encyklopadisten  und  die  Franzosische  Oper  im 
18.  Jahrhundert.    VIII  und  145  S.  8°.    Preis  Of  3,—. 

Einbanddecken  zu  Beiheften,  Zeitschrift  und  Sammelbanden  sind  zum  Preise  von 
je  1  Mark  von  Breitkopf  und  H'artel  in  Leipzig  zu  beziehen. 


Ansgegeben  Anfang  November  1908* 


Fur  die  Redaktion  verantwortlich :  Professor  Dr.  Oekar  Fleischer,  Berlin  W.,  Motzstr.  17 

Mitrerantwortlich :  Dr.  Ernst  Euting  und  Dr.  Albert  Mayer-Reinach  in  Berlin. 

Druck  und  Verlag  vonBreitkopf&Hartelin  Leipzig,  NQrnberger  Strafle  36. 


THE  Ki£W  Yi.  >- 

PUBLIC  LiBKAr 


ZEITSCHRIFT 

DER 

INTERNATIONALEN  MUSIKGESELLSCHAFT. 


A5Tr  R,    LtN-  ,x 


Heft  3.  Fftnfter  Jahrgang.  1903. 

Ertcheint  monatlich.    Fiir  Mitglieder  der  Intemationalen  MusikgeselUchaft  kostenfrei, 
fur  Nichtmitglieder  10  Jf.  Anzeigen  25  3jf  fur  die  2gespaltene  Petitzeile.  Beilagen  16  •#. 

x       Herbert  Spencer  et  Meyerbeer. 


On  vient  de  publier  en  traduction  fran$aise,  sous  ce  titre:  «Faits  et 
Commentaires*  un  recueil  d'Essais  du  plus  grand  penseur  conterapo- 
rain  vivant,  Herbert  Spencer.  II  y  est  question  de  toutes  les  questions 
possibles,  depuis  la  guerre  sud-africaine  jusqu'fc  la  vaccination  en  passant 
par  rOrigine  de  la  Musique  et  Meyerbeer. 

Nqjas  voudrions  insister  sur  l'essai  qui  a  pour  titre  Meyerbeer. 
Nous  pensons  que  nos  jeunes  critiques  du  temps  present  feront  bien  d'y 
jeter  les  yeux.  Bien  n'est  plus  f&cheux  ni,  peut  §tre,  plus  ridicule  que 
le  discredit  dans  lequel  sont  tomb^es  les  oeuvres  de  ce  mattre,  qui  fut, 
k  n'en  pas  douter,  un  des  maitres  du  theatre  musical.  Herbert  Spencer 
ne  craint  pas  de  souligner  ce  ridicule.  II  le  fait  sans  l'ombre  de  partiality, 
se  contentant  de  montrer,  une  fois  de  plus,  que,  comme  toute  chose  en 
ce  monde,  la  reputation  des  vivants  et  des  morts  est  soumise  k  une  loi 
de  balancement  et  de  rhythme.  La  Bruyfere,  dans  son  chapitre  Du  Coeur, 
parle  des  amants  qui  se  hafssent  de  s'etre  trop  aim^s.  Nous  dirions,  tout 
aussi  justement,  que  les  gloires  humaines  sont  sujettes  k  des  chutes  d'autant 
plus  lourdes  qu'elles  tombent  de  plus  haut.  Celle  de  Meyerbeer  en  est 
un  trfcs-curieux  exemple. 

Les  jeunes  repr&entants  de  la  critique  musicale,  en  France  et,  tr&s- 
vraisemblablement  aussi,  en  Angleterre,  s'etonnent  des  floges  dithyram- 
biques  prodigues,  jadis,  k  des  oeuvres  telles  que  le  Prophfcte,  les  Hu- 
guenots ou  m&ne  Robert  le  Diable.  Et  ils  ne  sont  pas  trfcs  loin 
d'en  conclure  qu'en  fait  de  musique,  du  temps  de  nos  p&res,  meme  les 
plus  connaisseurs  manquaient  absolument  de  goilt.  Si  nous  etions  de  leur 
ige,  nous  serions  trfcs-probablement  de  leur  opinion. 

Mais  nous  ne  sommes  pas  de  leur  age.  Nous  avons  plus  d'un  demi- 
sifecle  de  vie.    Et  pendant  plus  des  vingt-cinq  premieres  ann£es  de  ce 

Z.d.I   M.    V.  i^bv 


104  Lionel  Dauriac,  Herbert  Spencer  et  Meyerbeer. 

demi-sifecle,  nous  avons  giorifi£  Meyerbeer  et  nous  Favons  entendu  glori- 
fier.  —  Par  qui?  Sans  doute  par  des  admirateurs  lourds  d'esprit,  £pais 
de  sentiment,  d'un  goftt  presque  barbare?  —  Aucunement:  par  des  gens 
qui  s'appelaient  Scudo,  ce  qui  ne  prouve  gufere,  par  d'autres  qui  s'appelaient 
Liszt  et  Berlioz  ce  qui  prouve  singuliferement  davantage.  Scudo  a  Icrit,  non 
sans  verve  ni  meme  sans  fldgance,  des  articles  d'une  stupidity  monumentale. 
Son  goftt  manquait  de  culture.  Done  chaque  fois  que  Scudo  s'avisait 
d'applaudir,  il  etait  sage  de  garder  le  silence.  Mais  \k  oh  Berlioz  ad- 
mirait,  Ik  oti  Liszt  temoignait  de  l'enthousiasme  serait-il  permis  de  se 
croire  plus  sage  que  de  tels  hommes?  Je  laisse  de  cot6  la  valeur  musi- 
cale  de  ces  deux  maitres  qui  est  trhs  grande.  Je  ne  m'attache  qu'aux 
preuves  d'esprit  critique  si  souvent  donn^es  par  Tun  et  par  l'autre.  Et 
j'h^site  k  croire  qu'ils  se  sont  trompds. 

J'h&ite  k  le  croire  pour  deux  raisons.  La  premiere  de  ces  raisons 
est,  qu'ils  &aient,  l'un  et  Fautre,  naturellement  clairvoyants.  La  seconde 
est  que  Meyerbeer  a  produit  pendant  trente  amines,  qu'il  a  fourni  k  ses 
contemporains  mainte  occasion  de  mettre  une  sourdine  k  leurs  eloges 
pour  le  cas  oh  ils  auraient  regrette  leurs  excessives  louanges.  Toutes 
les  fois  qu'un  £crivain  produit  une  oeuvre,  e'est  une  pifcee  qu'il  ajoute  k 
son  dossier.  Et  tout  le  temps  qu'il  produit,  e'est  comme  un  proems  qui 
se  juge.  Or  le  proc&s  Meyerbeer  a  mis  trente  ans  k  se  juger  en  pijmi&re 
instance.  Parmi  les  juges  du  proems  se  sont  trouv^s  des  Berlioz  et  des 
Liszt,  des  hommes  dont  l'opinion  sert  ordinairement  de  caution  ou  d'abri. 
Se  pourrait-il  done  que  les  juges  k  ce  premier  tribunal,  qui  est  celui  des 
contemporains,  se  f assent  m^pris  du  tout  au  tout? 

M.  Andr6  Hallays,  l'&liteur  de  Musique  et  Musiciens,  —  ce  beau 
recueil  d'artdcles  publies  jadis  par  Berlioz  alors  que  Berlioz  faisait,  au 
Journal  des  D^bats,  la  critique  musicale  —  n'ose  pas  trop  accuser 
Berlioz  d'avoir  admire  Meyerbeer.  H  ne  parvient  gufcre  k  l'excuser 
quand  meme.  Et  naivement  il  s'en  e  tonne,  lui,  M.  Andr£  Hallays 
qui  est,  assez  ordinairement,  tout  le  contraire  d'un  naif.  Je  parie  que 
le  meme  M.  Andrd  Hallays,  s'il  lisait  ce  que  M.  Herbert  Spencer  a  ecrit 
sur  Meyerbeer,  se  contenterait  d'insister  sur  les  quatre-vingts  ans  du  grand 
penseur  anglais. 

H£  bien!  soit;  je  consens  que  Ton  y  insiste.  D'avoir  quatre-vingts 
ans  passes,  au  temps  oh  nous  sommes,  cela  prouve  qu'au  temps  oil  les 
Huguenots  florissaient,  on  6tait  de  la  toute  premiere  jeunesse.  Or 
en  ce  temps-l&,  vera  1836,  on  s'&ait  d^pris  de  l'op^ra  de  Gluck  dont  le 
style  trfcs  pur,  mais  parfois  trop  tendu  rebutait  en  raison  de  ses  exigences 
d'attention.  En  ce  temps-Ik  done,  que  pouvaient  admirer  oeax  qui  avaient 
le  gofit  de  l'op^ra?  lis  avaient  le  choix  entre  Auber  avec  sa  Muette, 
Rossini  avec  son  Moi'se,   son  Sifcge  de  Corinthe  et  son  Guillaume 

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Lionel  Dauriac,  Herbert  Spencer  et  Meyerbeer.  105 

Tell,  Hal^vy  avec  sa  Juive,  Meyerbeer  enfin  avec  Robert  et  les 
Huguenots. 

Je  crois  bien  qu'il  y  a  plus  de  belle  musique  dans  les  beaux  endroits 
de  Guillaume  Tell  que  dans  les  beaux  endroits  des  Huguenots.  Je 
le  crois  sans  en  etre  autrement  sib*.  Mais  dans  le  Sifcge  de  Corinthe? 
Mais  dans  Mo'ise?  Les  belles  pages  n'y  sont-elles  pas  clairsem^es,  et 
lesbonnes  pages  n'y  sontrelles  point,  k  peu  prfcs,  absentes?  Quant  k  la 
Muette  d'Auber,  si  elle  m£rite  mieux  que  l'incurable  indifference  actuelle 
du  public  frangais,  si  la  m&odie  y  coule  k  plein  bords,  si,  presque  k 
chaque  page,  une  merveilleuse  facility  d'^crire  s'y  revile,  ce  n'est  pas, 
en  £crivant  d'une  plume  facile,  que  Ton  met  au  jour  un  chef-d'oeuvre. 
II  y  a  pourtant  d'excellentes  pages  dans  la  Muette.  Et  si  Ton  me 
pressait  de  dire  oil  elles  sont  et  que  e'en  f fit  ici  le  lieu,  je  ne  me  f erais 
nullement  prier  pour  le  dire.  Convenons  toutefois  qu'en  fait  d'oeuvre  qui 
se  tienne,  et  k  ne  comparer  que  des  ouvrages  du  meme  temps,  Robert 
et  les  Huguenots  l'emportent  sur  G-uillaume,  sur  la  Juive  et,  k  plus 
forte  raison,  sur  la  Muette.  Je  l'ai  d&nontrt?  autre  part  ou,  tout  au 
moins ,  je  me  suis  efforc£  d'en  f ournir .  la  preuve.  Je  n'ai  pas  change 
d'avis. 

—  Avis  qui  ne  prouvera  rien!  Et  cet  avis  ne  prouvera  rien;  car 
pilferer  Robert  et  les  Huguenots,  pris  dans  Ieur  ensemble,  k  des 
Juive,  k  des  Moise,  k  des  Muette,  si  e'est  le  droit  de  tout  auditeur 
sincere,  cela  montre  qu'il  a  du  gofit.  Si  tel  etait  le  gotit  des  Fran^ais 
au  temps  du  roi  Louis  Philippe,  il  n'y  a  pas  trop  k  se  r^crier.  Mais 
ces  Fran$ais  ne  connaissaient  gufcre  que  la  musique  d'op£ra.  De  Beet- 
hoven et  de  Mozart,  ils  n'ignoraient  peut-6tre  pas  le  nom.  Us  ignoraient 
presque  la  totality  de  leurs  ceuvres.  Us  ne  savaient  pas  ce  que  e'est  que 
de  la  musique  bien  ecrite.  Us  n'^taient  done  pas  exigeants  en  mati&re 
de  style.  A  ce  point  de  vue,  aurait-on  vraiment  tort  de  penser  qu'ils  ne 
s'y  connaissaient  pas? 

On  n'aurait  pas  tort  de  le  penser,  si  tous  les  admirateurs  de  Meyer- 
beer etaient  gens  de  culture  mediocre  et  de  mediocre  instruction  musicale. 
Par  malheur,  ils  trouvaient,  pour  leur  donner  raison,  des  juges  tels  que 
Berlioz  et  Liszt.  Or  Liszt  et  Berlioz  connaissaient  le  theatre  de  Gluck; 
ils  connaissaient  les  operas  de  Mozart,  ils  connaissaient  vraisemblablement 
aussi,  le  Fidelio  de  Beethoven.  D'ailleurs  au  moment  oil  les  Huguenots 
etaient  repr6sent£s  en  Allemagne,  un  grand  nombre  de  critiques  s'ecriaient 
que  Fidelio  £tait  d^pass£. 

En  ce  temps  \k,  pourtant,  l'admiration  des  connaisseurs  n'&ait  pas 
unanime.  Schumann  s'indignait  qu'on  eftt  o$6  comparer  le  style  des 
Huguenots  au  style  de  Fidelio.  II  d^clarait  tout  net,  aux  admirateurs 
de  Meyerbeer  « qu'ils  n'y  avaient  rien  comprise.    Et  de  fait,  si  Ton  veut 

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106  Lionel  Dauriao,  Herbert  Spencer  et  Meyerbeer. 

comparer  les  deux  styles,  je  n'y  verrai,  moi,  qu'un  inconvenient:  celui  de 
montrer  la  difference  qui  separe  un  grand  compositeur  tel  que  Beethoven, 
le  plus  grand  peut-etre  de  tous  avec  Sebastian  Bach,  d'un  horn  me  de 
theatre.  Et  Meyerbeer  —  que  Ton  se  rassure,  nous  ne  le  comparerons 
point  k  Bichard  Wagner  —  fut,  en  son  temps,  un  grand  homme  de 
theatre.  H  est  done  probable  qu'il  gardera  devant  la  posterity  la  re- 
putation d'un  habile  musicien  dramatique.  B  gardera  cette  reputation, 
ou  plutot  il  la  reconquerra,  quand  la  tourmente  sera  pass^e. 


Mais  pourquoi  cette  tourmente?  Pourquoi  cette  chute  d'astre?  Car 
la  renomm^e  de  Meyerbeer  a  longtemps  brills  d'un  eclat  comparable  k 
celui  d'une  trfes  brillante  etoile.  Or  e'est  peu  de  dire  que  l'lclat  s'en  est 
terni.  L'astre  ne  s'est  pas  seulement  presque  eteint.  B  s'est  precipite, 
ou  peu  s'en  faut,  d'une  chute  retentissante.  D'oil  cela  vientril?  De  ce 
que  la  musique  de  Meyerbeer  n'est  pas  tr&s  loin,  d'etre  jug^e,  aujourd'hui 
intolerable  k  entendre.  Et  si  on  juge  ainsi,  e'est  parce  que  l'eprouve  ainsi. 
La  partiahte  peut  etre  evidente.  Elle  n'en  reste  pas  moins  inconsciente. 
On  n'en  veut  pas  au  maitre.  On  ne  brise  point  sa  statue.  On  se  contente 
de  la  regarder.  Et  plus  on  la  regarde,  plus  on  s'aper$oit  qu'elle  s'effrite, 
se  lezarde,  et  qu'il  en  tombe  continuellement  des  morceaux. 

Encore  une  fois,  d'oti  cela  vient-il?  De  ce  que  Ton  sait  mieux  ecouter 
aujourd'hui  qu'autrefois?  Ne  serait-ce  pas  plutot  le  contraire?  B  est 
des  ecrivains  que  Ton  desapprend  de  lire:  on  dirait  d'un  texte  dont  le 
sens  s'est  perdu.  B  est  des  ecrivains  que  Ton  continue  k  lire  et  k  com- 
prendre  et  dont,  k  force  de  les  lire  et  de  les  comprendre,  on  aper^oit  les 
lacunes  et  les  insuffisances.  Meyerbeer  serait-il  devenu  inintelligible?  Et 
si  on  lui  refuse  le  moindre  talent  et,  k  plus  forte  raison,  la  moindre 
etincelle  de  genie,  est-ce  parce  qu'on  ne  le  comprend  plus,  ou  parce 
qu'on  le  comprend  trop? 

B  y  a,  croyons-nous  de  l'un  et  de  Fautre.  Meyerbeer  n'est  pas 
obscur.  II  est  meme  assez  difficile  d'ecrire  plus  clairement  que  lui. 
Meyerbeer  trouve  facilement  ce  qu'il  cherche,  et  s'il  ne  l'ecrit  pas  au 
courant  de  la  plume,  il  l'ecrit,  gen^ralement,  sans  trop  d'effort.  Seule- 
ment il  ecrit  sans  assez  de  soin.  B  sait  commencer;  il  ne  sait  pas  tou- 
jours  continuer.  B  s'el&ve  assez  haut  quand  il  s'ei&ve.  B  n'a  jamais 
su  planer.  Rarement  meme,  il  a  su  descendre.  Ses  descentes  sont  trop 
souvent  des  chutes.  Yoilk  ce  que  j'entends  dire.  On  exagfcre  en  le  disant. 
Mais  on  ne  tourne  pas  le  dos  k  la  verite. 

Chez  Meyerbeer,  les  qualites  d'invention  ne  manquent  pas.  Ce  sont 
les  qualites  de  mise  en  valeur  qui  pechent.  —  Et  pourtant  il  cherche 
Teffet!  —  Parce  qu'il  l'a  trop  cherche,  souvent  il  le  depasse,  ce  qui  est, 

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Lionel  Dauriac,  Herbert  Spencer  et  Meyerbeer.  107 

a-t-on  coutume  de  dire,  une  fa^on  de  ne  le  pas  atteindre.  —  Quand  il 
lui  faudrait  etre  grand  il  n'est  qu'habile.  H  se  tire  souvent  d'affaire. 
Seulement,  chaque  fois  qu'il  £vite  un  pifege,  il  nous  laisse  apercevoir 
qu'il  l'a  cotoy£. 

C'est  ainsi  que  Ton  parle  de  cet  ancien  grand  maitre.  Et  si  Ton 
veut  que  nous  restions  au  chapitre  des  imperfections  et  des  lacunes,  on 
nous  permettra  d'y  ajouter  encore.  La  vfoite  est  que  Meyerbeer  k  Tin- 
vention  facile.  Mais,  si  Ton  ose  dire  toute  la  v£rit3,  il  n'invente  que  de 
seconde  main.  Son  style  ne  lui  appartient  pas,  si  ses  formules  lui  appar- 
tiennent.  H  n'a  copid  personne,  j'en  conviens.  Peu  s'en  faut,  qu'il  n'ait 
imitd  tout  le  monde,  les  maitres  fran^ais,  les  maitres  italiens,  les  maitres 
allemands.  Son  verre  est  trfcs  grand.  H  ne  boit  que  dans  son  verre. 
Mais,  ce  verre,  il  va  le  remplir  k  toutes  les  sources.  H  puise  inconsciem- 
ment,  et  quand  meme  k  pleines  mains,  dans  Mozart  et  jusque  dans 
Beethoven.  Le  pif !  paf!  pouf!  de  Marcel,  dans  les  Huguenots,  se 
ressent  du  Scherzo  de  la  Symphonie  en  ut  mineur,  c'est  «tourn£» 
pourrait-on  dire  de  la  meme  manifcre.  Haendel,  d'autre  part,  aurait  pu 
contresigner  le  dernier  final  de  Robert  le  Diable.  H  Paurait,  d'ailleurs, 
contresignd  avec  satisfaction.  Pour  ce  qui  est  des  Italiens,  leur  musique 
remplit  plus  du  tiers  de  Robert  le  Diable  et  prfcs  des  deux  cinquifcmes 
des  Huguenots.  Enfin  il  n'est  pas  jusqu'&  Failure  carrde,  triviale  de  la 
chanson  fran^aise  populaire  qui  n'ait  laiss£,  5a  et  1&,  son  empreinte  dans 
Tune  ou  l'autre  de  ces  deux  ceuvres.  D  y  aurait  tout  un  chapitre  k 
ecrire  sur  les  sources  de  l'invention  thdmatique  de  Meyerbeer  depuis  sa 
premiere  jusqu'ft,  sa  dernifcre  ceuvre.  A  ce  point  de  vue,  son  ouvrage  le 
mieux  dcrit,  le  Pardon  de  Ploermel,  n'est  gufcre  plus  original  que  les 
antres.  L'oeuvre  est  de  mediocre  envergure.  Elle  est  pensee  d'une  fa^on 
discontinue.  Elle  est,  quand  meme,  travaillde  avec  assez  d'art,  et  d'une 
main  qui  s'est  assouplie.  Mais  cette  main  n'a  point  perdu  l'habitude 
d'aller  qudrir  chez  les  autres,  et  la  symphonie  classique  y  est  mise 
largement  k  contribution. 

Ce  que  nous  disons-l&,  n'^quivaut  pas  au  reproche  de  pillage,  ou, 
comme  on  dit  encore  chez  nous,  de  ddmarquage.  Nous  constatons  que 
l'atmosphfere  musical e  respite  par  Meyerbeer  a  £t£,  avant  lui,  respite 
par  d'autres,  et,  l'ayant  constats,  nous  croyons  devoir  mettre  plus  qu'en 
doute  Toriginalitd  de  sa  fa$on  d'dcrire.  Nous  rdpondrons,  par  suite,  k 
M.  Herbert  Spencer  que  Meyerbeer  a  beau  avoir  passd,  jadis  pour  un 
homme  de  ggnie,  il  ne  saurait  passer,  ddsormais,  pour  un  impeccable 
maitre.  Dans  l'histoire  de  la  musique  le  nom  de  Meyerbeer  ne  peut 
ni  ne  doit  figurer  au  premier  rang.  Si  on  l'y  a  mis,  il  faut  qu'on  Ten 
ote.  Ce  n'est  pas  une  question  de  g£n6rosit£  qui  est  en  cause.  C'est 
une  question  de  v£rit£. 

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108  Lionel  Dauriac,  Herbert  Spencer  et  Meyerbeer. 

Mais  est-ce  dans  l'histoire  de  la  musique  que  Meyerbeer  aura 
joue  ou  pr^tendu  jouer  un  role?  Si  telle  a  £te  son  ambition,  elle  est 
bien  pr&s  d'avoir  6t6  sterile.  Si,  au  contraire,  il  s'est  apparu  k  lui-meme 
sous  les  traits  d'un  homme  de  theatre,  nous  estimons  qu'il  s'est  bien 
jug£,  et  nous  persistans,  quant  k  nous,  k  l'admirer  comme  tel.  C'est 
vraisemblablement  ainsi  que  l'admir&rent  Liszt  et  Berlioz.  Detaillez  en 
effet  le  grand  morceau  d'ensemble  du  quatrifcme  acte  des  Huguenots. 
Isolez-en  les  phrases.  Regardez  ces  phrases  k  la  loupe.  Vous  n'y  dis- 
tinguer^z  rien  pour  fixer  le  regard  H  y  a,  semble-t-il,  mieux  k  trouver. 
Le  dessin  y  est  pas  mediocre. 

Maintenant  remettez  les  choses  en  place.  Ecoutez  en  restant,  atten- 
tifs  k  Taction.  Ecoutez  en  regardant  les  personnages  aller  et  venir. 
Ne  jugerez-votts  pas  la  scfcne  ainsi  que  la  jugeait  Berlioz,  et  ne  la  de- 
clarerez-vous  pas,  comme  lui  «foudroyante»  ?  Schumann  qualifiait  la  phrase 
de  Saint-Bris  de  « Marseillaise  retap£e».  Elle  pourrait  faire  penser  k  la 
♦  Marseillaise*,  cette  phrase,  si  elle  en  avait  le  rbythme.  Elle  est  rhythmee, 
convenons-en,  d'une  tout  autre  manifcre,  ce  qui  lui  donne  une  tout  autre 
allure.  Mais  ne  discutoris  plus  ce  point.  Attachons-nous  seulement  k 
l'effet  produit  Eappelons  que  la  mani&re  dont  se  termine  la  Bene- 
diction des  Poignards  est  justement  celfcbre  et  qu'elle  fait  courir  le 
frisson  k  travers  toute  la  salle.  Elle  donne,  c'est  bien  le  vrai  mot, 
Timpression  du  sublime.  Et  le  sublime,  meme  k  son  plus  bas  degre  — 
car  il  a  ses  degres  —  est  ddj&,  d'une  assez  respectable  hauteur. 

Je  voudrais  ne  point  parler  du  celfcbre  duo  d'amour.  Qui  aurait 
essay£  d'en  discuter  la  valeur  il  y  a  trente  ans,  se  serait  presque  fait 
maudire.  La  valeur  musicale  en  est,  pourtant  mediocre.  Elle  Test  con- 
stamment  Elle  Test  partout,  jusque  dans  le:  «Oui!  tu  l'as  dit!  .  .  .> 
II  n'y  a  pas  k  s'en  dddire.  Musicalement  parlant,  ce  duo  est  assez  in- 
f&deur  k  la  grande  sc&ne  qui  pr^c&de.  Et  ce  n'en  est  pas  moins  un 
chef-d'oeuvre,  un  incomparable  chef-d'oeuvre  ....  dramatique.  On  ne 
remarque  point  assez  que  pour  faire  un  trfcs  bon  drame,  il  f aut  etre  bon 
psychologue  et  bon  architecte.  Si  Ton  est,  en  meme  temps  trfcs-bon  ecri- 
vain,  tant  mieux!  Si  Ton  est  ecrivain  mediocre,  on  peut,  quand  meme, 
mettre  sur  pieds  un  drame  excellent. 

Les  choses  ne  se  passent  gufcre  autrement  dans  le  drame  musical. 
On  peut  ^crire  une  fort  belle  musique  d'opeSra  sans  faire  preuve  d'une 
veritable  originality  d'invention  ou  de  style.  On  y  gagne  la  reputation 
d'un  trfcs  habile  ouvrier,  d'un  trfcs  grand  auteur  dramatique.  Cela  ne 
veut  pas  dire  qu'on  soit  un  tr&s  grand  musicien.  Nous  ne  sommes  pas 
persuade  que  le  renom  de  grand  musicien  convienne  k  Richard  Wagner. 
Nous  sommes  surs  qu'il  ne  convient  pas  k  Meyerbeer. 

On   s'explique  maintenant  l'origine  de  ce  declin   de  renomm^e.     Nul 

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Lionel  Dauriac,  Herbert  Spencer  et  Meyerbeer.  109 

ne  s'etait  avis£  jadis  d'examiner  en  la  decomposant  et  en  la  divi- 
sant  l'ceuvre  de  G-.  Meyerbeer.  On  Fa  examinee  de  trfcs  prfcs,  depuis 
vingt  annees  environ  et  Ton  s'est  etonn^  de  ce  qu'un  ecrivain  musical 
si  decidement  imparfait,  eiit  recolt£  tant  de  gloire.  En  faisant  descendre 
la  statue  de  son  pedestal,  on  a  cru  accomplir  un  acte  de  justice. 

On  a  eu  raison  et  Ton  a  eu  tort.  On  a  eu  tort:  la  statue  mdritait 
de  rester  sur  le  ptedestal.  On  a  eu  raison:  pedestal  et  statue  n'&aient 
pas  k  leur  place.  On  devait  les  transporter  ailleurs.  La  statue  ^rigee 
non  loin  des  plus  illustres  reprdsentants  de  la  musique,  eftt  figure,  avec 
infiniment  plus  d'avantage,  ]k  oh  sont  conserves  pr^cieusement  et  pieuse- 
ment  les  effigies  des  meilleurs  maitres  du  drame. 

Concluons  done,  avec  M.  Herbert  Spencer,  qu'un  retour  k  la  grande 
renommee  attend,  selon  tonte  vraisemblance,  la  memoire  de  G-.  Meyer- 
beer. Ce  retour  aura  lieu  quand  on  saura  lire  ses  oeuvres  comme  elles 
demandent  k  etre  lues,  quand,  aprfcs  s'etre  resign^  k  n'accorder  k  Meyer- 
beer, dans  l'histoire  de  la  musique,  qu'une  simple  mention,  honorable 
d'ailleurs,  on  s'apercevra  que  son  vrai  role  s'est  joue  sur  le  theatre  et 
qu?il  y  fut  des  plus  grands.  Et  e'est  pourquoi  Meyerbeer  exita  l'admira- 
tion  de  Liszt  et  de  Berlioz. 

Nous  ne  pensons  point,  dfcs  lors,  que  ce  ddclin  de  gloire  soit  un 
simple  effet  de  la  grande  loi  d'oscillation  ou  de  rhythme  qui  regit  ou  est 
censee  regir  le  mouvement  des  renommees  posthumes.  Cette  baisse  de 
valeur  tient  k  un  malentendu,  k  un  manque  de  mise  au  point,  k  un  d&- 
faut  de  clairvoyance  touchant  la  vraie  nature,  et  la  veritable  essence  du 
genie  ou  du  talent  de  Meyerbeer.  Ce  ddfaut  de  clairvoyance  est,  k 
notre  avis,  excusable,  £tant  k  peu  pr&s  inevitable.  II  a  pour  cause  Texcfcs 
d'inclairvoyance  et  l'absence  souvent  complete  d'esprit  critique  chez  les 
premiers  admirateurs.  Car  si  Meyerbeer  ne  fut  pas  un  grand  musicien, 
il  fut,  quand  meme,  un  vrai  grand  homme. 

Paris.  Lionel  Dauriac. 


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110  .  Hans  fohl,  Das  Heidelberger  Musikfest. 

Das  Heidelberger  Musikfest. 

(24.  bis  26.  Oktober  1903.) 


»Unsere  Geschichte  der  Musik  ist  eigentlich  mehr  eine  Geschichte  des 
Tones,  als  eine  Darstellung  der  Entwickelung  des  menschlichen  Ausdrucks 
durch  den  Ton.  Sie  befafit  sicb  der  Hauptsacbe  nach  nur  mit  dem  Kunst- 
mittel,  zieht  den  Kunstler  soweit  in  Betracht,  als  es  ihm  gelungen  ist,  das- 
selbe  zu  erweitern,  nnd  laBt  den  KunstgenieBenden  ganz  auBer  acht.« 
Diese  Worte,  die  der  feinsinnige  Grazer  Kunst&sthetiker  Friedricb  von  Haus- 
egger  vor  nunmebr  bald  zwanzig  Jahren  zu  Anfang  des  dritten  Kapitels 
seiner  vortrefflichen  Abhandlung  >Zur  Musik  als  Ausdruck*  geschrieben, 
fielen  uns  ein,  als  wir  scbon  frtiher  da  und  dort  lasen,  es  solle  jetzt  endlich 
einmal  Ernst  werden  mit  der  Verwirklichung  der  lange  erwogenen  Reform- 
bestrebungen  im  modernen  Konzertsaal.  Man  bat  in  mancher  Hin- 
sicbt  der  Deutschen  gespottet,  sie  waren  ein  »Yolk  der  Dichter  und  Denker«, 
deren  oft  groBe  Utopien  sicb  mit  dem  realen  Boden  und  der  reinen  Praxis 
nicbt  immer  besonders  vertriigen,  und  daB  so  mancber  scbone  Gedanke,  der 
in  der  gelebrsamen  Atmosphare  des  Studierzimmers  entstanden  und  sorglicb 
weiterentwickelt  wurde,  die  klare  Freiluft  der  lebendigen  "Wirklichkeit  nicbt 
vertragen  konne.  Nun  ist  es  freilich  nicbt  abzuleugnen,  daB  wir  positiven 
Neuerungen  etwas  fremder,  miBtrauiscber,  wenn  nicht  gar  schwerfSUiger 
gegeniibertreten,  ja  daB  wir  eine  plotzlicb  auftretende  Idee  mit  bekannter 
Griindlicbkeit  erst  lange  ausprobieren,  bevor  wir  uns  von  ibr  einen  ricbtigen 
Begriff  gemacbt  baben,  und  von  ibrem  Werte  vollstandig  iiberzeugt  worden 
Bind.  In  dem  groBen  Bucbe  der  deutschen  Kunstgescbicbte  lieBe  sicb  dem 
Alphabet  nacb  —  von  Bacb  bis  Wagner  —  gar  mancbe  Seite  aufschlagen, 
die  daruber  beredten  AufscbluB  gabe7  wie  lange  es  oft  gedauert  bat,  bis  ein 
kubnes,  aber  aucb  auf  der  Basis  reiflicbster  Erwagung  aufgebautes  Wollen 
und  "Wagen  dem  allgemeinen  Yerstandnis  begegnen  konnte.  Aucb  der  Re- 
formator  auf  dem  Gebiete  des  Konzertsaales,  fur  den  hinsichtlicb  weitgeben- 
der  Kunstprinzipien  und  astbetiscber  Anscbauungen  eigentlicb  seit  gut  bundert 
Jahren  nicbts  recbtes  mehr  gescbeben  ist,  wird  sicb  mit  der  bausbackenen 
Lebensregel  »Gut'  Ding  will  Weile  baben «  vorerst  bescheiden  miissen,  bis 
sich  sowobl  die  Kunstler-  wie  die  Zuborerscbaft  bier  allmablich  an  neues 
gewobnt,  und  in  diesem  neuen  aucb  alle  ibm  innewobnenden  Vorteile  ge- 
funden  baben. 

Dr.  Philipp  "Wolfrum,  der  >Biilow  von  Heidelberg*,  gehort  zu  jenen 
seltenen  Kiinstlem atur eri,  in  denen  der  Dichter  mit  dem  Denker,  der  fein- 
fublende  Poet  mit  dem  ernsten  Gelehrten  und  Forscher  auf  dem  Felde  der 
Musikwissenschaft  und  modernen  Kunstastbetik  einen  gliicklicben  Bund  ge- 
schlossen  baben.  Zu  diesen  Vorzugen  gesellen  sicb  eine  keinerlei  Scbwierig- 
keiten  kennende  Energie  und  eine  geradezu  staunenswerte  Arbeitskraft,  die, 
im  Dienste  der  einmal  gefaBten  Idee,  selbst  vor  einer  Menge  rein  handwerks- 
maBiger  Hantierungen  ebensowenig  zurtickschrecken.  Schon  vor  zwei  Jahren 
gelegentlich  der  Tonkiinstler-Yersammlung  in  Heidelberg,  einer  der  musi- 
kalisch  interessantesten  Yeranstaltungen  dieser  Art  in  der  letzten  Zeit,  lernten 
wir  Wolfrum  als  einen  zielbewuBten  Kopf  kennen,  der  den  Konzerten  da- 
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Hans  Pohl,  Das  Heidelberger  Musikfest.  Ill 

mals  ein  anregendes  Geprage  zu  verleihen  wuBte.  Wer  aber  den  vielseitigen 
Kunstler  diesmal  als  ausgezeichneten  Bachspieler  und  Schreiner,  als  umsich- 
tdgen  Dirigenten  des  Orchesters  wie  seines  ganz  vorziiglichen  Chors  und  als 
Tapezierer,  als  tatigen  Organisator  and  Mitverwalter  des  Festes,  planvoll 
vorgehenden  Schriftsteller,  Komponisten,  Organisten,  geselligen  Hausherrn, 
bereitwilligen  Erklarer  der  neuen  Einrichtungen  usw.  kennen  gelernt  hat, 
der  kann  sich  erst  einen  Begriff  machen,  wieviel  Eifer  und  groBe  Tatkraft 
diesem  fast  zart  aussehendem  Korper  des  angehenden  Fiinfzigers  innewohnen. 
Beziiglich  der  allgemeinen  Reformen  im  Konzertsaal  haben  viele  schon  seit 
langem  vorgearbeitet.  Yor  allem  Wagner  und  Biilow,  dann  u.  a.  Friedrich 
von  Hausegger  (wenn  auch  nur  teilweise),  Ehlers,  Gohler,  Batka,  besonders 
aber  Paul  Marsop,  der  in  dem  geistvollen  Aufsatz  »Der  Musiksaal  der  Zu- 
kunft«  zu  dem  gedacbten  Bau  einen  der  wicbtigsten  Grundsteine  beigetragen. 
Das  Verdienst,  alle  diese  Ideen  aber  erst  in  die  Tat  umgesetzt  zu  haben, 
gebtihrt  einzig  und  allein  Wolfrum,  dem  Ftthrer  des  sich  seit  Jahren  immer 
intereesanter  gestaltenden  Musiklebens  der  schonen,  von  soviel  Foesie  um- 
wobenen  alten  Neckarstadt.  In  der  stilvoll  erbauten  neuen  Stadthalle  hat 
Wolfrum,  abhangig  von  der  Anlage  des  Konzertsaals ,  der  natiirlich  alien 
moglichen  Zwecken  zu  dienen  hat,  von  dem  Raum  der  dem  Musikapparat 
zugewiesenen  Nische,  und  nicht  zuletzt  auch  den  zur  Verfiigung  stehenden 
Geldmitteln,  nun  uberraschende  Neuerungen  geschaffen,  die  wohlgeeignet 
waren,  den  ersten  AnstoB  zu  einer  spater  vielleicht  durchgreifenden  Ande- 
rung  der  jetzt  bestehenden  Anlagen  und  baulichen  Anordnungen  zu  geben. 
In  der  klar  geschriebenen,  gelegentlich  nur  etwas  polemisch  getarbten  Yorrede 
des  Programmbuches  betonte  Wolfrum  so  und  so  oft  und  mit  aller  Absicht, 
diese  ganzen  VorfUhrungen  soil  ten  nur  einen  neuen  Versuch,  nicht  mehr 
und  nicht  weniger,  bedeuten.  Bevor  wir  auf  Einzelheiten  eingehen,  inwie- 
weit  dieser  Versuch  auch  gelungen  ist  oder  nicht,  sei  eine  kurze  Beschrei- 
bung  der  Aufstellung  selbst  vorausgeschickt.  Die  wichtigste  diesmal  ein- 
gefuhrte  Neuerung  besteht  in  dem  rasch  verstellbaren  Podium,  das  hier 
aus  vier  kleineren  Podien  besteht,  von  denen  jedes  nach  MaBgabe  einer  an- 
genommenen  auBersten  Hohe  oder  Tiefe  mittelst  einer  Kabelwinde  (spater 
und  mit  grofierem  Geldaufwand  durch  hydraulische  oder  elektrische  Krafte 
zu  ersetzen)  beliebig  hoch  oder  tief  eingestellt  werden  kann.  Rein  technisch 
genommen,  ist  also  damit  schon  jedesmal  das  ebenso  zeitraubende  als  kost- 
spielige  Aufschlagen  vermieden,  wie  auch  die  Podien  je  nach  der  GroBe  des 
Saales  und  der  Nische  natiirlich  vermehrt,  unoT  ganz  oder  nur  teilweise  be- 
ntitzt  werden  konnen.  Durch  eine  vorne  vorgebaute  hohe  Schallwand  wird 
der  ganze  Klangapparat  flir  das  Auge  des  Zuhorers  unsichtbar,  und  die 
Schallwand  selbst  soil  zur  Modinzierung  der  Klangwirkung  besonders  bei  sehr 
stark  instrumentierten  Schopfungen  dienen.  Die  schallstarksten  Instrumente, 
wie  Posaunen,  Tuben,  Schlagzeug  u.  a.  sind  auf  der  tiefsten,  also  vierten 
Etage  plaziert,  weiter  aufsteigend  die  starkeren  und  schwScheren  Holzblas- 
und  Streichinstrumente,  auf  dem  ersten  Podium  an  der  Schallwand  die  hohen 
Streicher,  Harfen  usw.  Die  von  der  Firma  Yoit  und  Sohne  in  Durlach 
neugebaute  Orgel  zahlt  zu  den  besten  Instrumenten,  die  man  momentan  in 
den  deutschen  Konzertsalen  finden  kann.  Die  Geblase-Anlage  der  vier 
Manuale  enthaltenden  Orgel  besteht  aus  zwei  ubereinanderliegenden  Maga- 
zine n,  die  durch  einen  elektrisch  angetriebenen  Ventilator  gespeist  werden. 
Bei    64    klingenden   Registern    besitzt    das   Werk   4394    Pfeifen.     Der   auf 

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112  Hans  Pohl,  Das  Heidelberger  Musikfest 

Rollen  laufende  Spieltisch  wird  durch  ein  elektrisches  Kabel  und  einen  Luffc- 
schlauch  mit  den  auf  der  Galerie  stehenden  Pfeifen  verbunden.  Eine  Galerie 
vor  der  unmittelbar  tiber  dem  Chore  aufgestellten  Orgel  gewahrt  den  rich- 
tigen  Raum  fur  die  Aufstellnng  von  Knaben-  oder  Frauenchfiren,  Solostim- 
men  und  gleichartigen  Ensembles.  — 

Was  nun  die  Idee  des  unsichtbaren  Musizierens  betrifft,  so  beruht  dieses 
auf  folgenden  Prinzipien:  es  beseitigt  fur  feiner  einpfindende  Naturen  dae 
durch  Auflerlichkeiten  hervorgerufene  Ablenken  der  Hauptsache  auf  Neben- 
dinge  und  ermoglicht,  daB  ein  Meister  in  seinem  Werke  ungestort  zu  una 
reden  konne.  Schon  Goethe  spricht  einmal  davon,  dafi  der  Musiker  sein 
lnnerstes  ausbilden  solle,  dafi  er  dem  Sinne  des  Auges  nicht  zu  schmeicheln 
habe,  denn  das  Auge  bevorteile  gar  leicht  das  Ohr  und  locke  den  Geist 
von  innen  nach  auBen.  Jenes  strenge  Festhalten  des  inneren  Stimmunge- 
gehalts  eines  Werkes  —  auf  Ausiibende  und  ZuhSrer  ausgedehnt  —  soil  also 
im  hochsten  Grade  die  versinnlichende  Konzentration  eines  idealen  kunst- 
lerischen  Genusses  bilden.  Von  dem  Kultus  der  Kirche  ausgehend,  wo  z.  B. 
in  der  Passionszeit  das  allmahlich  weichende  und  erloschende  Licht  seit 
langem  zur  Mitwirkung  herangezogen  wurde,  kam  Wolfram  auf  die  Frag© 
der  ganzen  oder  teilweisen  Verdunkelung  des  Konzertraums.  Eine  Frage, 
die  diesmal  in  Heidelberg  eigentlich  nur  in  vier  Fallen  mit  glucklichem  Ge- 
lingen  gelost  wurde,  sich  aber  sonst,  so  viele  Vorziige  auch  dieses  Stim- 
mungsmittel  birgt,  noch  so  schwierig  gestaltet,  daB  es  also  noch  einer 
ganzen  Menge  von  weiteren  Versuchen  bedarf,  bis  sie  wirklich  praktische 
Result  ate  zu  zeitigen  im  Stande  sein  wird. 

Bei  starker  Verdunkelung  des  Raumes  und  mitsamt  dem  Dirigenten  unsicht- 
baren Orchesterapparat  kamen  im  Laufe  der  drei  groBen  Konzerte  Wagner's 
Parsifal- Vorspiel,  Liszt's  groBangelegte  Dante-Symphonie,  »Tod  und  Verkla- 
rung<  von  Richard  StrauB  und  Anton  Bruckners  gewaltiger  Torso  seiner 
neunten  Symphonie  in  einer  ergreifenden,  und  wirklich  alle  Stimmung  bannen- 
den  und  auch  auslosenden  Art  des  Vortrags  zu  Gehor.  Man  konnte  es  sehr 
wohl  begreifen,  daB  Liszt  einmal  die  feste  Absicht  hatte,  seine  heute  gerade 
H3  Jahre  alte  Dante-Symphonie  in  einem  verdunkelten  Raume  aufzufiihren, 
weil  er  die  charakteristischen  Zeichnungen,  die  Genelli  zu  des  groBen  Floren- 
tiners  gbttlicher  Komodie  entworfen,  als  Lichtbilder  an  die  Wand  projicieren 
lassen  wollte.  Keines  seiner  Werke  verrat  bei  Liszt,  der  wahrend  seiner 
Pariser  Zeit  von  den  franzosischen  Malern  sicher  geistig  beeinfluBt  wurde, 
so  den  inusikalischen  Impression isten,  wie  die  Dante-Symphonie.  Jenes 
ungebundene,  in  den  vierziger  Jahren  nattirlich  unglaublich  kuhne  Schaffen, 
das  der  symphonischen  Literatur  vollig  neue  Bahnen  gewiesen,  zeigt  das 
•  Inferno*  mit  seiner  in  Uppigem  Wohllaut  aufgehenden  Fis-dur  Melodik  der 
Liebesidylle  zwischen  Paolo  und  Francesca  da  Rimini;  jenes  »sich  in  Stim- 
mung auslebenc  enthalten  die  mystischen  Gebilde  des  leider  nur  viel  zu 
langen  »Purgatorio*,  das  zu  dem  traumhaften  Halbdunkel  des  » Magnificat* 
hinuberleitet.  Wie  klang  das  alles  (z.  B.  der  Einsatz  des  Frauenchors)  ganz 
anders,  zumal  die  ganze  Sinnestatigkeit  hier  ausschlieBlich  auf  das  Gehor 
konzentriert  war,  das  alle  die  feinen  dynamischen  Abstufungen  und  die 
poetisch  belebten  musikalischen  Regungen  weit  zartfuhlender  wahrnehmen 
und  iibermitteln  konnte.  Ftir  solche  und  ahnliche  Werke  schaffen  die  hier 
erprobten  Reformbestrebungen  tatsachlich  ein  Feld  der  groBeren  Empfang- 
lichkeit   und   tieferen  Verstandnisses.     Die    Klanggruppen    der   verschiedenen 

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Hans  Pohl,  Das  Heidelberger  Musikfest.  113 

Blaser  und  der  Streicher  verbinden  und  trennen  sich  in  besser  vermittelten 
Melismen,  deren  Wirkung  besonders  in  dem  Parsifal-Vorspiel,  noch  weit 
mehr  aber  in  *Tod  und  Verklarung*  und  der  Bruckner'schen  Symphonie 
vorteilbaft  auffallen  mufite.  Wer  den  alten  Bruckner  in  Wien,  der  Zeit 
seines  Lebens  ein  Kind  an  Herzenseinfalt  geblieben,  gekannt  bat  und  weifi, 
in  welch'  weltabgewandter  Stimmung  seine  Werke  (und  auch  seine  »Neunte«. 
jener  Abschied  von  Kunst  und  Leben)  entstanden  sind,  der  konnte  sich  in 
die  Gedanken  des  groBztigig  entworfenen  ersten  und  dritten  Satzes  hinein- 
leben,  aus  dem  riibrend  ausklingenden  Adagio  mancbes  Klagewort  des  still 
fur  sich  scbaffenden  und  unter  dem  Scbutze  seiner  Kunst  doch  ungebeugten 
Meisters  Antonius  heraushoren,  und  in  dem  genialen  Entwurf  des  »  Scherzo  « 
doch  noch  mehr  entdecken,  als  den  Nachklang  jener  »Dorpertanzweis«,  wie 
sie  sein  halber  Landsmann,  der  alte  Neidhart  von  Reuental,  einst  gedichtet 
und  gesungen.  DaB  man  einen  Dirigenten  nicht  zu  seben  braucbt,  und 
doch  bald  sehr  wohl  merken  kann,  es  stehe  ein  genialer  Fuhrer  an  der  Spitze 
des  Orchesters,  bewies  hier  z.  B.  Richard  StrauB  mit  der  in  alien  Teilen 
gleich  ein  dm  cks  voile  n  Wiedergabe  des  interessanten  Werkes.  Gestaltete  sich 
hier  alles  so,  wie  man  es  vom  Standpunkt  eines  tiefergehenden  kunstasthe- 
tischen  Genusses  erhoffen  und  verlangen  konnte,  so  war  dagegen  manches 
iibrige  nicht  gerade  sehr  geeignet,  die  dort  gewunschten  Illusion  en  zu  wecken 
oder  zu  bannen.  Die  Wiedergabe  des  poetisch  vielsagenden  »Hexenliedes« 
von  E.  v.  Wildenbruch,  zu  der  Max  Schillings  eine  die  einzelnen  Situations- 
momente  gut  begleitende  Musik  (Op.  15)  geschrieben,  stebt  und  fallt  mit 
dem  betreffenden  Rezitator  der  ungleich  besseren  Dicbtung.  Dem  genialen 
Sprachkunstler  Possart  hatte  hier  Schillings  das  meiste  zu  danken.  Wir 
furchten  aber  sehr,  dafi  es  in  diesem  Falle  ziemlich  gleichgiltig  bleiben  wird, 
ob  der  Rezitator  beleucbtet  oder  im  Dunkeln,  in  der  Mitte,  recbts  oder 
links  stehend  deklamiert.  Der  Bedeutung  dieses  Melodrama,  tiber  dessen 
prinzipiellen  "Wert  als  Kunstgattung  wir  uns  hier  keinen  weiteren  Ausfuh- 
rungen  hingeben  diirfen,  wird  es  weder  niitzen  noch  schaden.  Die  gleich e 
Bemerkung  kann  auch  auf  die  gesanglichen  Vortrage  Rudolf  v.  Mildes- 
Dessau  bezogen  werden ,  dessen  Aufstellung  ziemlich  ungliicklich  gewahlt 
war,  wie  uns  auch  das  von  Konzertmeister  Petri-Dresden  temperamentvoll 
gespielte  A-dur  Violinkonzert  von  Mozart  (mit  Orchester)  noch  ungleich 
besser  gefallen  hatte,  ware  die  Position  des  Solisten  dem  Orchester  gegen- 
uber  eine  andere  gewesen.  Ebenso  »fehl  am  Ort«  war  in  dem  matt  ver- 
dunkelten  Kammermusiksaal  die  Art  der  Wiedergabe  des  grofizugig  entwor- 
denen  Streichquartetts  in  A-moll,  Op.  132,  von  Beethoven,  das  auf  der  tiber 
dem  Podium  befindlicben  kleinen  Galerie  gespielt  wurde.  Es  mu£  da  oben 
ziemlich  heifi  gewesen  sein,  so  dafi  die  gelegentlich  unreine  Intonation  des 
sonst  so  trefflichen  Petri-Quartetts  eigentlich  mehr  auffallen  muBte,  als  die 
beabsichtigte  weihevolle  Stimmung,  die  eines  der  letzten  Quartette  des  groJBen 
Symphonikers  hervorrufen  sollte.  Einen  ungleich  hoberen  ktinstlerischen  Ge- 
nuB  boten  uns  aber  Wolfram  nnd  Buths-Diisseldorf  auf  dem  gewohnlichen 
Podium,  wo  auch  Mozart's  C-dur-Quartett  (Kochel  Nr.  465)  gespielt  wurde, 
mit  der  ganz  ausgezeichneten  Interpretation  der  Goldberg-Variationen  von 
Bach,  in  der  Bearbeitung  ftir  zwei  Klaviere  von  Rheinberger.  Was  war 
doch  der  alte  Thomaskantor  fur  ein  grofler  Zukunftsmusiker!  Auf  sttir- 
mischen  Beifall  bin  muBten  die  beiden  trefflichen  Musiker  nach  dem  Schlusse 


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114  Hans  Pohl,  Das  Heidelberger  Mu9ikfest. 

der  dreiBig  langen  Veranderungen  die  letzte  »Quodlibet« -Variation,  den 
Ausdruck  eines  echt  Bach'schen  Humors,  wiederholen. 

Der  erste  Versuch  Wolfrum's,  in  Haydn's  »Sch8pfung«  den  Heidelberger 
Volkschor,  der  aus  etwa  fdnfhundert  Mitgliedern  der  verschiedensten  Ver- 
eine  besteht,  zur  Mitwirkung  heranzuziehen,  ist  dem  zielbewuBten  Dirigenten 
in  tiberraschendster  Weise  gelungen.  Die  nur  an  den  Ecken  in  friiherer 
Hohe  gebliebene  Schallwand  war  diesmal  niedriger  gemacht  worden.  Das 
kleinere  Orchester  saB  vorne  hinter  der  Schallwand,  rechts  und  links  auf 
den  beiderseitigen  Estraden  die  Mannerstimmen ;  weiter  zurtick  baute  sich 
dann  auf  dem  schon  genannten  verstellbaren  Podium  nach  der  H8he  hin 
das  Ensemble  der  Frauenstimmen  auf.  Die  drei  Solisten  —  Fran  Rtickbeil- 
Hiller,  Emil  Pinks  und  Karl  Weidt-Heidelberg  —  waren  in  der  Mitte  des 
Frauenchors  plaziert.  Wie  aus  einem  GuB,  frisch  und  schon  klangen  die 
Chore,  etwas  matter  die  Leistungen  der  durch  ihre  Aufstellung  scheinbar 
etwas  nervos  gewordenen  Solisten;  am  wenigsten  vorteilhaft  aber  war  fUr 
uns  hier  die  Schallwirkung  des  Orchesters,  dessen  Streicher  in  einigen  Stellen 
etwas  glasig  klangen  und  sich  mit  den  oft  rauh  hervortretenden  Blaser- 
gruppen  nicht  recht  vermischen  wollten.  Haydn's  sonnige  »Schopfung«  und 
der  »Taillefer«  von  StrauB  wurden  bei  voller  Beleuchtung  des  Saales 
aufgef&hrt.  Wolfrum,  der  bei  all"  den  in  vieler  Hinsicht  sogar  sehr  erfolg- 
reichen  Versuchen  sicher  nicht  stehen  zu  bleiben  gedenkt,  wird  gerade  bei 
der  Auffuhrung  groBer  Chorkonzerte  noch  tiichtig  auszuprobieren  haben,  bis 
in  alien  Stiicken  das  richtige  gefunden  wird.  — 

Den  letzten  Abend  des  Musikfestes  leitete  Wolfrum's  Festmusik  zur  heu- 
rigen  Centenarfeier  der  Heidelberger  Universitat  ein.  Die  schwungvolle 
Programmmusik,  deren  zweiten  Teil  der  Huldigungsgesang  des  Mannerchors 
recht  wirkungsvoll  einrahmt,  liefert,  wenn  auch  nur  als  (relegenheitsschbpfung 
betrachtet,  auch  hier  einen  beredten  Beweis  von  dem  vielseitigen  Konnen 
des  Komponisten  des  so  schonen  Weihnachtsmysteriums.  Den  Hauptanzieh- 
ungspunkt  bildete  aber  in  diesem  Konzert  die  Uraufftthrung  der  groBen 
Chorballade  »Taillefer«  Op.  52  von  Richard  StrauB,  die  der  heuer  von 
der  Universitat  Heidelberg  zum  Doctor  honoris  causa  ernannte  Komponist 
der  philosophischen  Fakultat  der  altehrwlirdigen  Ruperto  Carola  gewidmet 
hatte.  Fur  den  Helden  der  Uhlan  d'schen  Dichtung,  der  sich  mit  seinem 
anfeuernden  Sang  und  dem  Schwert  die  Ritterwttrde  und  des  Herzogs  min- 
nige  Schwester  erstritten,  hat  der  geniale  Neuerer  zwei  Themen  gepr&gt, 
von  denen  das  eine  lebhaft  gehaltene  (D-dur  3/-i)  sich  scharf  von  der  breiten 
popularen  Melodik  des  >Rolandsliedes«  (zuerst  in  Des-dur  4/4)  abhebt.  Mit 
dem  zweiten  Thema,  das  sich  immer  pr&chtiger  entwickelt  und  steigert, 
schlieBt  in  der  Art  eines  rauschenden  Volksgesangs  das  Werk  glanzend  ab. 
Es  hat  den  Anschein,  als  ware  der  »Taillefer«,  dessen  chorischer  Teil  sich 
zumeist  in  gleich  kraftigen  als  breitausladenden  Unisoni  ergeht,  urspriing- 
lich  fur  Mannerchor  und  Orchester  gedacht  gewesen,  denn  nur  ein  ganz 
gewaltiger  gemischter  Chor  (StrauB  verlangt  zum  mindesten  600  Mitwirkende) 
kann  dem  riesigen  Ansturm  des  Orchesters  auch  wirklich  ganz  gewachsen 
sein.  DaB  die  mit  so  groBer  Spannung  erwartete  Novitat  nur  fiir  einen 
ausgesprochenen  Mas  sen  chor  berechnet  ist,  wie  ihn  etwa  die  englischen 
Musikfeste  aufweisen,  zeigt  schon  die  Anlage  der  Partitur,  in  der  man  u.  a. 
6  Floten,  6  Oboen,  7  Klarinetten,  5  Fagotte,  8  Horner,  6  Trompeten  und 
2    Tuben    findet.      GewiB    eine    kolossale   Instrumentalbesetzung,    fur    deren 

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Hans  Fobl,  Das  Heidelberger  Musikfest  115 

A  u  ski  an  g  die  Anwendung  des  versenkten  and  verdeckten  Orchesters  beson- 
ders  in  der  mit  allem  StrauB'schen  Impuls  gezeicbneten  Szene  der  Schlacbt 
anf  dem  Hastingsfeld  vollig  am  Platze  ist.  So  glanzend  and  im  guten  Sinne 
effektvoll  aach  die  sich  immer  kraftvoUer  steigernde  Ballade  klingt,  so 
halten  wir  doch  den  »Taillefer<  dem  »Heldenleben<  gegeniiber,  fur  keinen 
besonders  markanten  Fortscbritt  in  dem  Schaffen  des  Komponisten,  der  bier 
in  der  Scblachtszene  mit  anderen  Worten  eigentlicb  nur  das  wiederbolte, 
was  er  in  den  gleicbartigen  Momenten  seines  wirklicb  epocbemacbenden  Hel- 
denlebens  scbon  einmal,  und  zwar  in  pragnantester  Weise,  ausgesprocben 
batte.  Damit  ist  natilrlich  nicbts  gegen  die  im  ganzen  packende  Anlage 
eingewendet,  die  wiederum  die  geniale  Instrumentation,  und  die  bocbst  an- 
regende  Arbeit  der  tbematiscben  Verarbeitung  und  motivischen  Entwickelung 
zeigt,  wie  sie  StrauB,  dieser  groBe  KSnner,  namentlicb  in  der  Hastingsscblacbt 
aufweist.  Allein  den  Entwurf  einer  absoluten  Sympbonie  —  es  war  einmal 
von  einer  Fruhlings-Symphonie  (?)  die  Rede  —  ist  uns  StrauB,  unter  den 
vielen  ein  Berufener,  leider  immer  noch  scbuldig  geblieben.  "Wann  wird 
er,  der  momentan  eine  Oper  nach  einem  Text  von  Wolzogen  scbreiben 
soil,  sein  Yersprecben  endlicb  einmal  einlosen? 

Aucb  Rom  ist  nicbt  an  einem  Tage  aufgebaut  worden.  Wie  wir  eben 
lesen,  sind  in  einem  Heidelberger  Konzert,  wo  Bacb,  Mozart  und  Brabms 
zu  Gehor  kamen,  die  eben  ausfUbrlicb  besprocbenen  Ideen  wieder  tapfer  weiter- 
gefuhrt  worden.  So  werden  Wolfrum's  Geist  und  Hand  an  diesem  Werke 
weiterarbeiten,  dessen  Vorzlige  und  Schwachen  er  und  zablreicbe,  teilweise 
sogar  von  weither  berbeigeeilte  sachverstandige  Beurteiler  jetzt  griindlich 
gepriift  und  erkennen  gelernt  baben.  Nacbdriicklicher  als  je  wird  in  der 
Kunst  ein  starkes  Individualisieren  gefordert,  in  dem  sicb  der  Kiinstler  und 
sein  Werk  im  gegebenen  Augenblick  mebr  ausleben  konnen,  und  auf  eine 
tmgleicb  groBere  Empf&uglicbkeit  zu  recbnen  im  Stande  sind.  Nur  eine 
unsachlicbe  Berwertung  der  in  Heidelberg  zum  Ausdruck  gelangten  Bestre- 
bungen  kann  in  diesen  ein  Abirren  vom  Wege  der  kiinstlerischen  Weiter- 
entwickelung  erblicken.  Und  wenn  es  nur  das  eine  Verdienst  "Wolfrum's 
sein  sollte,  daB  er  diesmal  Anscbauungen  gefordert  hat,  die  ein  tieferes  Mit- 
genieBen  zur  Folge  haben  werden,  dann  baben  die  interessanten  Tage  in 
der  Neckarstadt  die  erste  Anregung  zu  in  groBeren  Verhaltnissen  vor  sicb 
gehenden  weiteren  Versucben  gegeben,  und  —  was  bei  jeder  reformatorischen 
Bewegung  scblieBlicb  doch  immer  nur  die  Hauptsacbe  bleibt  —  damit  ihren 
Zweck  im  Sinne  des  energischen  Fortschritts  auf  den  Bahnen  einer  ideal  en 
Kanstbetatigung  aucb  vollauf  erreicht. 

Frankfurt  am  Main.  Hans  Pohl. 


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116  Edgar  Istel,  Hugo  Wolfs  Oper  »Der  Corregidor  €  in  Munchen. 

^  v  \AloU  (Mu^o) 

Hugo  Wolfs  Oper  „Der  Corregidor"  in  Munchen. 

Der  Nam©  Hugo  Wolf,  der  heute  schon  ertont,  wenn  man  die  best  en 
Namen  deutscher  Tonkunst  nennt,  erstrahlt  nun,  nachdem  sein  ungliicklicher 
Trager  aus  der  furchtbaren  Nacht  des  Wahnsinns  in  die  erlosende  des  Todes 
gewicben,  in  immer  hellerem  Licbte.  Wahrend  indeC  seine  Goetbe-,  Morlke- 
und  Eichendorff-Weisen,  seine  lieblicben  spaniscben  und  italieniscben  Lieder 
unsere  Konzertsale  scbmiicken,  batten  sich  die  Opernbuhnen  seiner  einzigen 
vollendeten  dramatiscben  Schopfung  merkwiirdigerweise  bisher  fast  alle  (Mann- 
beim,  Prag  und  Graz  ausgenommen)  verscblossen.  Nun  bat  endlicb  Munchen, 
das  in  Hugo  Bohr  schon  lange  den  Kapellmeister  besaB,  der  die  Urauffuh- 
rung  des  prachtigen  Werkes  unter  den  Augen  des  Komponisten  am  7.  Juni 
1896  dirigierte,  sicb  entscblossen  t  den  Bann  zu  brechen,  und  recbt  viele 
deutscbe  Btthnen  werden  hoffentlicb  nacb  dem  iiberaus  groBen  kttnstlerischen 
und  auBeren  Erfolge  nachfolgen. 

Die  spaBhafte  Fabel  von  der  schonen  Miillerin  und  dem  lusternen  Btirger- 
meister,  der  ibre  Tugend  zu  Fall  bringen  mocbte,  aber  selbst  geprellt  wird, 
bat  Alarcon,  einer  der  geistvollsten  spaniscben  Novellisten  des  19.  Jabrbun- 
derts,  den  Graciosos  und  Picaros  seiner  andalusiscben  Heimat,  den  Bankel- 
sangern  und  SpaBmachern  bei  Jahrmarkten  und  Kircbweiben  abgelauscht 
und  unter  dem  Titel  »E1  sombrero  de  tres  picos«  (der  Dreispitz)  als  lustige 
Mar  wiedererzahlt1).  Lucas,  der  bucklige  Miiller,  lebt  in  glucklicber  Ebe 
mit  der  scbonen  Frasquita.  Auch  der  gestrenge  Herr  Corregidor  (sprich: 
Correcbidor  =  Burgermeister)  der  Nacbbarstadt  tragt  die  Riickenzier,  glaubt 
aber  vermoge  seines  Amtes  als  nicbt  aussicbtsloser  Bewerber  auftreten  zu 
konnen.  In  spater  Nacht  laBt  er  auf  Grund  eines  nngierten  Haftbefehls  den 
MUUer  in  die  Stadt  abfiibren,  um  desto  sicherer  bei  der  scbonen  Miillerin, 
der  er  mit  der  Anstellung  ihres  Neffen  einen  Lieblingswunscb  erfullt  hat, 
vorsprechen  zu  konnen  und  gleicb  den  Preis  fiir  seine  Gefalligkeit  einzu- 
beimsen.  Schlau  laBt  er  sich  in  den  Miiblbacb  fallen,  ahnungslos  offnet  ihm 
Frasquita  auf  seinen  Hilferuf  die  Pforte,  und  triefend  vor  Nasse  tritt  er 
herein.  Doch  als  er  nun  in  seinen  Wiinschen  allzudeutlich  wird,  ergreift 
das  resolute  Weibchen  die  Flinte,  schuchtert  den  Verfubrer  ein  und  ent- 
flieht,  nun  den  sauberen  Plan  durchschauend,  in  die  Stadt,  um  ihren  Mann 
zu  suchen.  Unterdessen  ist  auch  Lucas  den  Schergen  entronnen  und,  be- 
flugelt  von  ahnungsvoller  Angst,  der  heimischen  Muhle  zugeeilt,  wo  es  sich 
inzwischen  der  Corregidor  zur  Erwarmung  nach  dem  kalten  Sturzbade  im 
Bette  bequem  gemacht  hat.  Da  erblickt  Lucas  am  Herde  die  zum  Trock- 
nen  aufgehangten  Kleider  und  ein  grafilicher  Verdacht  steigt  in  ihm  auf, 
halb  wahnsinnig  spaht  er  ins  Schlafzimmer  und  erblickt  den  Kopf  des  Cor- 
regidors  auf  dem  Bette.  Kein  Zweifel,  Frasquita  ist  im  Einverstandnis  und 
hat  ihn  schandlich  betrogen.  Schon  greift  der  Miiller  zur  Flinte,  um  beide 
zu  morden,  da  taucht  ihm  der  Gedanke  auf,  daB  ihr  Tod  ihn  doch  nicht 
vor   dem  Gespott   der  Menschen   schutzen  konne.     Nur  eine  Bache  gibts  — 


1)  Eine  gute  tlbersetzung  ist  flir  20  Pfennige  in  Reclam's  Universal-Bibliothek 
k'auflich. 

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Edgar  Iatel,  Hugo  Wolfs  Oper  »Der  Corregidor*  in  Munchen.  H7 

dem  Corregidor  gleicbes  mit  gleichem  zu  entgelten.  Und  unter  grellem 
Hohnlacben  zieht  der  betrogene  Miiller  die  Kleider  des  Burgermeisters  an 
und  wandert  in  die  Stadt,  —  zur  schonen  Frau  Corregidora,  deren-Huld 
er  in  dieser  Verkleidung  zu  gewinnen  bofft.  Der  Corregidor  selbst  aber 
mufi  sicb  mit  den  zuriickgelassenen  Kleidern  des  Miillers  begnugen  und  wird 
von  seinen  eigenen  Schergen,  die  nacb  dem  entflobenen  Gefangenen  fahnden, 
jammerlich  verpriigelt.  Als  sicb  nun  die  Verwecbslung  aufklart,  ziehen 
aUe  —  aucb  Frasquita,  die  den  Gatten  nicbt  fand  —  zu"m  Haus  des  Cor- 
regidors,  werden  aber  als  betrunkene  Ruhestorer  fortgewiesen,  denn  go  heiBt 
es,  der  Heir  Corregidor  ist  scbon  langst  zu  Hause  und  liegt  im  Bett. 
Wiitend  muB  nun  Don  Eugenio,  der  ecbte  Corregidor,  die  Qualen  des  be- 
trogenen  Ebemannes  selbst  empfinden,  da  aucb  seine  eigene  Frau  ibn  als 
Fremden,  als  Miiller  Lucas,  bebandelt  —  zur  Rache  fur  sein  Abenteuer, 
hinter  das  sie  gekommen.  Denn  Lucas  als  Pseudo-Corregidor  ist  docb  von 
ihr  erkannt  worden,  und  sie  bat  ibre  eigene  Ebre  gewabrt,  aber  mit  dem 
Miiller  verabredet,  das  Spiel  bffentlicb  fortzusetzen.  SchlieBlich  aber  finden 
sich  Lucas  und  Frasquita,  die  scbon  beide  aneinander  gezweifelt,  wieder  und 
auch  der  Corregidor  erkennt  zu  seiner  Freude,  daB  alles  barmlos  abgelaufen, 
eine  Lebre  fur  ibn,  nie  mebr  fremden  Frauen  nacbzujagen. 

Diese  reizende  Geschicbte  mit  ihrer  eigenartigen  Miscbung  von  Scherz 
und  Ernst  bat  nun  Rosa  Mayreder  dem  Komponisten  zu  einem  dreiaktigen 
Textbucbe  verarbeitet,  dessen  Geschicklicbkeit  und  spracblicbe  Feinbeit  im 
einzelnen  nicbt  anzuzweifeln  ist  und  das  nur  im  vierten  Akt  nicbt  ganz 
auf  der  Hohe  stent,  da  es  den  ScbluB  zu  weit  hinauszieht.  Von  der  Fiille 
und  Schonheit  musikaliscber  Erfindung  aber,  die  Hugo  Wolf  dariiber  aus- 
gegossen  bat,  kann  sicb  niemand,  der  das  "VVerk  nicbt  gehort  hat,  einen 
Begriff  macben.  Er  findet  den  rechten  Ton  fur  das  leicbte  Liebesgetandel 
des  Corregidors  wie  fur  den  furchtbaren  Aufscbrei  des  betrogenen  Ebemannes, 
fur  die  lallenden  Lieder  Halbbetrunkener  wie  fur  die  Scbauer  der  unbeim- 
lichen  Nacht,  in  der  Frasquita  umberirrt.  Seit  Cornelius1  >Barbier  von 
Bagdad  c  bat  die  deutsche  komiscbe  Opernbiibne  kein  solches  Werk  mebr  ge- 
seben.  Freilicb  bat  die  Oper  aucb  Schwachen  —  die  zweite  Halfte  des 
vierten  Aktes  fallt  dicbteriscb  und  musikaliscb  leider  etwas  ab,  und  die 
Polypbonie  des  uberreich  bedacbten  Orcbesters  driickt  etwas  unangenebm  auf 
die  Singstimmen,  die  sich  nicbt  recbt  entfalten  konnen.  Aucb  das  oftere 
Einstrenen  von  allerdings  pracbtigen  Liedern  laBt  sich  dramatiscb  nicbt 
immer  recbtfertigen  —  doch  das  sind  alles  Dinge,  tiber  die  man  sicb  leicbt 
hinweg8etzt  angesichts  des  UberqueDenden  Reichtumes  der  Musik,  die  stets 
eine  eigene  Spracbe  redet  Die  Besetzung  in  Munchen  war  vortrefflich: 
Walter  als  Corregidor,  Brodersen  als  Lucas,  Frau  Bosetti  als  Frasquita  und 
Geis  als  Diener  Repela  spielten  und  sangen  vollendet.  Ich  habe  drei  Auf- 
nibrungen  in  einer  Woche  gehort  und  stets  neue  Schonheiten  in  dem  AVerke 
entdeckt. 

Munchen.  Edgar  Iatel. 


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118        Ernst  Rychnovsky,  Tiefland  von  Rudolf  Lothar  und  Eugen  d' Albert. 

Tiefland  von  Rudolf  Lothar  und  Eugen  d'Albert. 

(TJraufftihrung  im  Neuen  Deutschen  Theater  in  Prag  am  15.  November  1903). 


Eugen  d'Albert  tritt  in  erfolgreichen  Wettbewerb  mit  dem  alten  Janus. 
Der  war  Zeit  seines  Lebens  mit  zwei  Gesichtern  zufrieden,  von  denen  das 
eine  ai/f  Frieden,  das  andere  auf  Krieg  deutete.  d'Albert  aber  weist  uns 
jedesmal,  so  oft  er  mit  einem  neuen  Werk  vor  die  OfFentlichkeit  tritt,*  ein 
neues  Antlitz,  und  wir  wissen  anfangs  sicher  nicht,  bedeutet  es  Krieg  oder 
bedeutet  es  Frieden.  Ein  anderer  ist  d'Albert  im  » Improvisator*,  ein  ganz 
anderer,  wenn  er  im  gewaltig  pathetischen  und  durcb  machtigen  Zugriff  er- 
schtitternden  »Kain«  den  Horer  packt,  ein  ganz  anderer,  wenn  er  im  be- 
schwingten  Konversationston  des  musikaliscben  Lustspiels  »Die  Abreise*  mit 
der  Eleganz  eines  angenehmen  Plauderers  zu  uns  spricht.  Und  ein  ganz  an- 
derer ist  er  in  seinem  jtingsten  Werk  »  Tiefland*  geworden,  einem  Werk, 
mit  dem  sich  eine  Auseinandersetzung  verlohnt. 

Sehen  wir  uns  zunachst  den  nacb  einem  Stuck  des  Spaniers  Guimera  von 
dem  Wiener  Dr.  Rudolf  Lothar  gedichteten  Text  etwas  naher  an,  denn  »der 
Text  ist  der  Noten  Seel'<  sagt  schon  der  Lutherbiograph  Mathesius.  Zuvor 
aber  wollen  wir  die  Handlung,  wie  sie  sich  in  einem  Vorspiel  und  drei  Akten 
abspielt,  in  ihren  Hauptszenen  an  uns  voriiberziehen  lassen.  Schauplatz  ist 
teils  eine  Hochalpe  in  den  Pyrenaen,  teils  das  spanische  Tiefland  von  Cata- 
lonien  am  Fufie  der  Pyrenaen.  Der  reiche  Gutsbesitzer  Sebastiano  hat  vor 
Jahren  einen  Bettler  und  dessen  Tochter  in  sein  Haus  aufgenommen  und, 
um  beide  zum  Bleiben  zu  bewegen,  —  denn  er  ftihlt  sein  Herz  in  Liebe  zu 
dem  hubschen  jungen  Mftdchen  entbrennen,  das  so  gut  tanzt,  —  dem  Alten 
eine  Miihle  geschenkt.  »Jeden  Tag*,  erzahlt  Marta,  >kam  Sebastiano.  Er 
brachte  mir  Geschenke,  bat  und  drohte,  der  Alte  schlug  mich,  riB  mich  bei 
den  Haaren.  Wenn  ich  den  Herrn  nicht  erhorte,  war*  es  aus  mit  Ruh  und 
Frieden.  Ich  sollte  wieder  betteln,  wieder  tanzen.  .  .  nein,  nein,  nein!  Und 
so  ist  es  geschehen.*  Dieses  Yerhaltnis  dauert  auch  nach  dem  Tode  des 
Mullens  weiter,  bis  der  Grundherr,  um  seine  verfahrenen  Finanzen  ins  rechte 
Geleis  zu  bringen,  auf  eine  reiche  Heirat  bedacht  sein  mu£.  Aber  wer  aus 
ehrbarem  Haus  gibt  ihm  eine  Tochter  zur  Frau,  solange  er  seine  Beziehungen 
zu  Marta  nicht  abgebrochen  hat?  Da  erinnert  er  sich,  daC  auf  der  Alpe 
der  junge  Pedro  seine  Schafe  hiitet,  ein  Riese  an  Kraft,  der  einst  einen 
Wolf  mit  den  Handen  erwiirgte,  und  dieser  soil  Marta  zur  Frau  haben.  Aber 
weder  der  alte  Tommaso,  der  Fiirsprecher  dieses  Planes,  (im  Personenverzeichnis 
ist  er  80,  im  Text  90  Jahr  alt,  also  wahrscheinlich  85)  noch  Pedro  wissen 
etwas  davon,  dafi  Marta  eine  etwas  bewegte  Vergangenheit  hinter  sich  hat; 
doch  am  Tage  der  Hochzeit  erfahrt  es  der  gluckliche  Brautigam  aus  wenig 
zarten  Andeutungen  der  ekelhaft  ordinaren  Magde:  er  wird  verhShnt,  aua- 
gelacht.  Auch  Marta  tragt  es  schwer,  einem  Fremden  verschachert  worden 
zu  sein  wie  eine  Sache,  ohne  dafi  man  sie  um  ihre  Einwilligung  fragte,  und 
sie  tragt  es  umso  schwerer,  als  Sebastiano  ihr  ganz  deutlich  das  Fortbestehen 
seiner  intimen  Beziehungen  zu  ihr  in  sichere  Aussicht  stellt  und  sie  auf 
sein  en  Besuch  in  ihrer  Kammer  in  der  folgenden  Nacht  vorbereitet.  Bald 
gewinnt  Marta  durch  Pedro's  unbefangenes  Benehmen  die  TJberzeugung,  dafl 


U  berzeuguB 

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Ernst  Ryohnorsky,  Tiefland  Ton  Rudolf  Lothar  und  Eugen  cPAlbert.        119 

der  ifcr  anigpedrungeM  Jdktm  won  ibrer  Yergangenbeit  keiae  Ahnung  babe, 
viebnehr  aofs  graugamate  hintergaagea  worden  sei.  In  einer  ttberaua  <ira- 
matiad&en  Szeae,  in  der  sicb  das  junge  Paar  zum  erstenmal  aljein  gegenr 
fiber  stent,  schieflt  Marias  Lithe  an  Pedro  machtig  empor.  Da  macfat  em 
plobdich  anf  ieacbtendes  Liebt  in  Maria's  Katnmer  den  naaen  Eheanann  afofoig. 
Sebaatiaao  ist'a,  der  bei  Marta  eine  naehtlicfee  Yisite  afoatattet.  Der  Aumaaue 
Pedro  lafit  aiea  demit  bernbigen,  d&fi  er  nur  getranmt  babe,  und  legt  aich 
znr  Hahe.  Asa  nachsten  Morgen  qualt  inn  docb  die  Erinnernng  an  jenee 
Iiefat.  »Wie  kam  Licht  in  janes  Ztmmer?  Wer  war's?  Ich  will  ihn  toten! 
Ich  geb  nicht  B.uh,  bis  icb  ibm  nicbt  das  Messer  in  die  Gurgel  s£oAe!«  Yon 
Tomnaso,  deat  seine  unverschuldete  Anteilnahme  an  dieaem  Betrug  krankt, 
veraaiafit,  errtechlLeflt  sicb  Maria,  Pedro  alles  zu  gaetehen,  mm  von  ibm,  dec 
sie  liebt,  den  Tod  an  empfangen.  Duron  alle  saogliohen  Yerbalinjnrien  reizt 
sie  ifen  zur  Wnt.  >Ein  Duatmkopf  biet  dnl  Begreifst  du  denn  nicbt?  lob 
hab  dieb  betrogea  nnd  laehe  darob.«  Und:  »Qa,  welob  ein  feiger  Wicitt 
biat  dn!  Urn  eine  Hand  uroll  Geld  hast  du  dieh  verkam&U  Auitar  sieh  i&er 
diese  Beaeauldigung  f&krt  Pedro  ednea  StoB  mit  dem  Messer  gegen  sie  und 
rerwundet  sie  am  Arm.  Der  Anbliok  des  Blutes  entlockt  Ibm  den  Auaruf 
>ioh  bin  ein  wildes  Tier!*,  ein  paar  Verse  weiter  aber  das  Geatandnis  seiner 
Liebe.  Jetzt  endliob  haben  sie  sieh  gefunden  und  wollen  hinauf  in  die 
Berge,  »an  Gottes  Bmst  sicb  legen«(!);  —  da  tritt  ibnen  Sebastiano  entgegen. 
Am  Abend  kommt  der  Vater  seiner  Braut,  bis  dabin  will  er  luatig  sein. 
Marta  soil  ibm  etwas  Tortanzen.  Pedro  will  es  nicbt  zageben  nnd  erbalt 
fftr  diese  Insnbordination  von  seinem  zornigen  Herrn  eine  kraftige  Qarfeige. 
Als  er  aber  fur  diese  Schmach  nicbt  Racbe  nebmen  will,  »er  ist  der  Herr«, 
Tesrat  Marta:  »Er  war  es,  der  in  Scband  und  Schmach  dein  Weib  gestofien 
bat.  Er  bracbte  TJnbeil  liber  micb  und  dieb.  Er  kam  heut  Nacbt  in  meine 
Rammer. «  Im  Begriffe  sicb  zu  r&ohen,  wird  Pedro  vom  Gesinde  zum  Hof 
hinausgedrangt,  urn  erst  im  dritten  AJct  sein  Vorbaben  auazufiibren  und  Se- 
bastiano  —  die  Yerlobung  ist  in  der  Zwiscbenzeit  aufgeboben  warden,  und 
der  Herr  will  die  MttUerin  jetzt  wieder  fur  sicb  aHein  besitzen  —  zu  er- 
wfirgen  so  wie  einst  den  Wolf,  der  ihm  die  Scbafo  zerrifi.  Er  hebt  nach 
dieser  grausen  Tat  Marta  in  seinen  Armen  auf  und  » hinauf  in  meine  Berge, 
hiaamf  zu  Luffc  und  Licht  und  Freiheit!    Fort  aus  dem  Tiefland*! 

Wir  aeben  also,  der  Text  stebt  ganz  im  Banne  des  Verismo.  Aucb  im 
>Tiefland«  wird  nach  Noten  die  Ebe  gebrocben,  wird  verftihrt,  wird  betrogen, 
wird  totgescblagen.  Ahnlichkeiten  mit  der  Handlung  der  »Cavalleria«  werden 
sieh  sofort  aufdrangen,  nur  bat  letztere  den  Yorzug,  kiirzer  zu  sein.  Denn 
das  ist  der  groGe  Nachteil  des  soust  wirksamen  Lothar'schen  Bucbes,  dafl  es  zu 
lang  ist.  Das  Yorspiel  und  der  erste  Akt,  in  einem  Zuge  zu  spielen,  dauern 
gescklagene  andertbalb  Stunden.  Dramaturgiscb  unmoglich  ist  die  Erz&hlung 
Pedros,  wie  er  den  Wolf  erlegte  (1.  Akt.):  dramaturgiscb  uberflussig  ist  das 
Gteepracb  zwiscben  Sebastiano,  Tommaso  und  dem  Kneaht  Morucoio  (1.  Akt, 
11.  Scene),  denn  das  wissen  wir  alles  scbon  aus  dem  Yorausgebenden ;  drama- 
turgiscb uberflussig  ist  eigentlich  der  ganze  dritte  Akt,  denn  Pedro  sollte, 
Bowie  er  am  SchluB  des  zweiten  Aktes  erfahrt,  Sebastiano  sei  der  Bauber 
seiner  ebelicben  Ebre,  diesem  sofort  den  verdienten  Garaus  macben.  Im 
abrigen  ist  die  Bubnenwirksamkeit  ganz  bedeutend,  es  gibt  Szenen,  die  nerven- 
encbutternd  sind,  die  das  Innerste  aufwUblen,  aber  docb  keine  rechte  Freude 
macben.   Hier  zeigt  sieh  Lothar  als  der  gescbickte  Literat,  der  die  aus  seinen 

Zd.  I.  M.    V.  Digitilfih  by  G00gk 


120        Ernst  Rychnovsky,  Tiefland  von  Rudolf  Lothar  und  Eugen  d'Albert. 

fruheren  Buhnenstttcken  gesch5pften  Erfahrungen  auch  seinem  ersten  Libretto- 
versuch  zugute  kommen  l&flt.  Freilich  kann  er  den  Stoff  nicht  musikalischer 
machen.  Das  Bach  ist  unmusikalisch  insofern,  als  es  der  Musik  ganz  gut 
iiberhaupt  entraten  konnte  and  sich,  rein  dramatiech  aaf  der  Biihne  ganz 
vortrefflich  ausnehmen  wtirde.  Es  ist  auch  deswegen  unmusikalisch,  weil  es 
der  Musik  keine  eigentlichen  Aofgaben  stellt,  sondern,  ohne  Rechenschaft 
darttber,  was  die  Musik  hier  zu  leisten  habe,  verfaBt  zu  sein  scheint.  Lothar 
lieferte  das  Textbuch  Herrn  d'Albert  fertig  ins  Haus,  und  das  kann  nie  gat 
sein,  denn  der  Librettist  soil  die  Eigenart  seines  Komponisten  ganz  genau 
kennen  und  fur  diese  arbeiten. 

Die  musikalische  Behandlung  eines  so  eigenartigen  Textbuches  war  ein 
so  einfaches  Problem  nicht,  und  d'Albert  loste  es  derart,  daB  er  sich  fur 
diesmal  von  den  Prinzipien  des  Wagnerschen  Musik  dramas  lossagte ;  das  heiBt, 
er  setzte  zunachst  an  die  Stelle  der  Polyphonie  die  Homophonie.  Diese  Be- 
schrankung der  Ausdrucksmittel  kam  dem  Werke  sehr  zustatten,  denn  sollte 
das  polyphone  Orchester  als  ein  organischer  Faktor  alle  Vorgange  aaf  der 
Biihne,  die  auBern  und  insbesondere  die  innern  Geschehnisse  begleiten,  so 
wiirde  durch  die  Lange  des  Textes  ein  vierstiindiger  Opernabend  kaum  zu- 
reichen.  Aber  still  verborgen  in  dieser  Beschrankung  liegt  auch  ein  Umstand. 
der  die  Lebensfahigkeit  unterbinden  kann.  Infolge  der  Homophonie  steht 
das  Interesse  an  dem  Werk  wie  ein  KoloB  auf  thonernen  FtiBen  und  kann 
bald  zusammensttirzen.  Bei  polyphon  gehaltenen  Musikdramen  hat  der 
Horer  den  Vorteil,  daB  er  bei  jeder  Reprise  Feinheiten  entdecken  kann; 
hier  eine  bisher  unbeachtete  Stimmfuhrung ,  da  eine  melodische  Bliite,  die 
sich  ihm  erst  diesmal  erschlieBt,  hier  huscht  eine  uberraschende  Kombination 
vorbei,  da  und  dort  tauchen  immer  wieder  fesselnde  Einzelheiten  empor. 
Bei  der  Homophonie  aber  muB  das  Interesse  naturgemaB  viel  friiher  erlahmen, 
und  nach  ein  paar  Besuchen  sagt  uns  die  Oper  nichts  Neues  mehr. 

Mit  der  kontrapunktischen  Beschrankung  Hand  in  Hand  geht  die  melo- 
dische Einfachheit.  Man  konnte  ruhig  d' Alberts  Melodik  im  > Tiefland*  die 
Reduzierung  der  Melodie  auf  die  einfache  Formel  nennen.  Ganze  Strecken 
lang  wird  auf  demselben  Ton  rezitiert,  dieselbe  melodische  Phrase  wird  fur 
die  heterogensten  Texte  bentitzt.  Aber  neben  dieser  Simplicitat  des  Aus- 
drucks  an  so  vielen  Stellen  gibt  es  wieder  andere  von  erhabenem  Schwung 
oder  einer  Melodiefulle,  die  der  j ungate  Jungitaliener  aus  einem  so  reichen 
Born  geschopft  hat  wie  ein  gewiegter  Altitaliener.  Und  nun  gar  die  Stim- 
mung!  Gerade  das  einzige,  was  bei  dem  Lothar'schen  Text  zu  tun  ubrig 
blieb,  das  Malen  der  Stimmung,  aus  der  die  Szene  herauswachst,  hat  d'Al- 
bert in  ganz  hervorragender  "Weise  getroffen.  Seit  dem  Anfang  des  dritten 
Aktes  zu  Tristan  ist  die  Stimmung  der  Landschaft  nicht  wieder  so  bestimmt 
and  mit  so  einfachen  Mitteln  getroffen  worden  wie  im  ersten  Vorspiel  im 
Tiefland.  Auch  mit  den  Motiven  oder  richtiger  mit  den  Themen  hat  d'Al- 
bert Gluck.  Am  charakteristischesten  scheint  mir  das  der  Bergheimat  und 
das  des  Wolfs  zu  sein.  Die  Instrumentation  ist  diesmal  im  allgemeinen  dis- 
kret,  nur  in  den  Vorspielen  erhebt  sie  sich  zu  prachtigeren  Farbenbildern. 
Alles  in  allem  genommen,  » Tiefland «  ist  ein  hochinteressantes  Werk,  und 
wenn  man  auch  nicht  auf  die  daraus  resultierende  musikalische  Asthetik  so 
ohne  weiteres  schworen  kann,  eines  bleibt  trotz  alien  zu  erhebenden  Bedenken 
aufrecht:  Es  ist  eine  in  der  heutigen  Opernliteratur  einzigartige  SchopfungT 
wtirdig,   daB   man    sie   grtindlich  priift  und  aus  ihr  eine  Lehre  zieht.     Aber 

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E.  J.  Dent,  The  "Birds"  of  Aristophanes  at  Cambridge.  121 

wahrend  die  einen  begeistert  rufen  werden  >Los  von  Bayreuth*,  werden  ge- 
wiB  andere  ruhiger,  aber  desto  inniger  sich  denken:   »Hin  zu  Bayreuth.* 

Unser  Prager  Theater  hatte  am  Abend  der  Auffuhrung  einen  Ehrenabend. 
Alle  Mitwirkenden  spannten  ihre  Krafte  aufs  hochste  an,  und  die  aufiere 
Signator  des  Abends  war  Sieg  auf  der  ganzen  Linie.  Aranyi  als  Pedro, 
Hun  old  als  Sebastian o  and  Fraulein  Alfdldy  (Marta),  die  Hauptdarsteller, 
boten  hervorstechende  Leistungen.  Nicht  zu  vergessen  das  Orchester,  das  unter 
Leo  Blech  sich  tadellos  hielt.  Kurz,  was  durch  die  Auffuhrung  fur  das 
Werk  geschehen  konnte,  ist  auch  tatsachlich  geschehen.  Die  anwesenden 
Autoren  wurden  am  Schlufi  eines  jeden  Aktes  wiederholt  sturmisch  gerufen. 

Prag.  Ernst  Rychnovsky. 


The  "Birds"  of  Aristophanes  at  Cambridge. 

Once  in  three  years  Cambridge  becomes  pervaded  with  a  strange  ex- 
citement which  can  only  be  compared  with  that  which  prevails  at  Bayreuth 
during  a  Festival.  The  custom  is  now  fairly  well  established  that  once  in 
three  years  a  Greek  play  is  performed  in  the  original  Greek  by  members  of 
the  University.  The  performances  usually  take  place  towards  the  end  of 
November,  and  throughout  the  October  term  Cambridge  —  that  is,  the 
members  of  the  University  and  those  immediately  connected  with  them  — 
can  talk  and  think  about  little  else.  And  I  have  compared  the  prevailing 
Stimmung  to  that  of  Bayreuth  (speaking  as  an  English  visitor)  because  it 
exhibits  something  of  the  same  self-satisfaction  and  resentment  of  outside 
criticism  on  the  part  of  the  elect,  the  same  hypocritical  Schwarmerei  and 
hypercritical  pseudo-omniscience  of  the  stratum  immediately  below,  as  well 
as  the  same  —  perhaps  more  —  earnest  devotion  and  genuine  artistic  en- 
thusiasm which  give  to  both  institutions  their  permanent  value. 

The  history  of  the  Cambridge  Greek  Plays  goes  back  to  1882,  when  a 
committee  of  classical  and  dramatic  enthusiasts,  stimulated  by  the  example  of 
Oxford  ("Agamemnon"  1880)  and  Harvard  ("Oedipus  Tyrannus"  1881),  deter- 
mined to  produce  the  "Ajax"  of  Sophocles.  After  aome  preliminary  difficulties, 
a  series  of  performances  was  given  in  November  oi  that  year;  and  the  prin- 
ciples on  which  the  representation  was  based  are  best  given  in  the  words 
of  one  of  the  leading  promoters1). 

"It  was  obvious  that  none  of  these  conditions  [i.  e.  those  of  the  ancient  Greek 
theatre]  could  be  fullnlled  in  a  modern  theatre ;  nor  did  we  feel  that  the  performance 
would  gain  in  dignity  if  our  actors  declaimed  their  lines  without  gestures,  standing 
at  a  respectful  distance  from  each  other  —  a  method  which  is,  I  believe,  called 
plastic,  and  is  supposed  to  represent  ancient  custom.  We  determined  therefore, 
alter  long  deliberation,  to  treat  our  first  venture,  the  Ajax,  as  a  modern  play.  . .  . 
As  regards  the  persons  represented,  we  have  always  accepted  them  as  creatures  of 
flesh  and  blood,  with  the  same  motives  and  the  same  passions  as  characters  in  mo- 


ll Mr.  J.  W.  Clark.  "How  a  Greek  Play  is  produced"  (Cambridge  Review,  15  No- 
vember, 1900;. 

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122  E.  J.  Bent,  The  "Birds"  of  Aristophanes  at  Cambridge. 

dern  plays.  Certain  gestures,  which  the  Greeks  are  known  to  have  used,  we  adopt; 
and  we  do  not  admit  anything  violently  modern;  but  with  these  limitations,  we  take 
the  plays  as  they  are  written,  and  forget  that  Dictionaries  of  Classical  Antiquities 
exist.  . . .  For  dress  we  have  always  gone  to  statues  or  vases,  never  merely  contenting 
ourselves  with  the  figures  given  in  books." 

Since  1882  this  has  been  the  regular  system,  and  I  venture  to  think  that 
it  is  the  most  artistic  that  could  be  devised  under  the  conditions.  And  what 
about  the  music? 

"When  the  Cambridge  Greek  Play  committee  entered  upon  its  existence  in  1862. 
to  arrange  the  production  of  the  A  j  ax  of  Sophocles,  one  of  the  most  important  points 
to  be  settled  was  the  musical  treatment  of  the  choruses.  Was  it  to  be  an  archaeo- 
logical attempt  to  reproduce  a  music  of  which  little  enough  was  known  and  scarcely 
anything  had  survived  —  or  an  arrangement  upon  modern  lines,  with  choral  and  or- 
chestral numbers?  The  new  order,  in  this  as  in  other  details,  prevailed  over  the  old. 
and  the  musical  experiment  —  for  experiment  it  was,  and  nothing  else  —  has  passed 
into  a  tradition,  with  which  are  associated  three  of  the  best-known  [British}  com- 
posers of  to-day.  The  music  has  undoubtedly  defended  some  plays  of  the  series  from 
a  charge  of  dullness;  it  has  won  for  others  a  more  lasting  remembrance  than  they 
might  otherwise  have  found.  Under  these  conditions  the  composer  upon  whom  it 
falls  to  set  the  ancient  choruses  is  an  interpreter  of  paramount  importance,  for  to 
many  of  the  audience  his  work  supplies  a  link  by  which  alone,  or  almost  alone,  they 
may  come  at  the  spirit  of  the  play  which  they  are  witnessing1)." 

These  extracts  sufficiently  explain  the  system,  and  it  may  be  added  that 
each  successive  Greek  Play  has  brought  with  it  some  increase  in  modernity. 
To  those  who  are  more  in  sympathy  with  the  archaeological  methods  of 
Bradfield,  the  Cambridge  performances  are  garish  and  baroque;  those  to 
whom  Cambridge  appeals  are  inclined  to  find  Bradfield  dull;  it  is  simply  a 
matter  of  individual  temperament.  And  it  must  be  remembered  that  the 
Cambridge  audience  does  not  consist  exclusively  of  classical  scholars  or  even 
of  members  of  the  University. 

My  own  recollections  do  not  go  back  further  than  the  "Iphigenia  in 
Tauris"  (1894),  so  that  for  previous  plays  I  am  dependent  on  newspaper 
reports2)  and  the  memories  of  friends.  The  "A^ax*  was  mainly  notable  for 
the  striking  performance  of  the  late  Mr.  J.  K.  Stephen  in  the  title-part.  The 
incidental  music  was  by  Prof.  G.  A.  Macfarren.  He  was  an  interesting  link 
with  the  past,  having  conducted  the  first  performance  of  Mendelssohn's  ^An- 
tigone" at  Covent  Garden  in  1845;  but  his  music  was  for  the  most  part 
uninspiring,  except  for  a  fine  funeral  march,  in  which  he  obtained  an  effect 
of  classical  colouring  with  the  use  of  two  flutes  and  a  harp.  He  also  made 
some  use  of  modal  harmony,  not  very  successfully.  The  chorus-singers  num- 
bered about  a  dozen,  and  their  music  was  mainly  in  unison.  To  a  student  j 
of  musical  history  the  whole  affair  curiously  recalls  the  early  Florentine  ex-j 
periments  in  opera. 

A  new  spirit  came  in  with  the  "Birds"  of  Aristophanes  in  1883.  The 
music  was  entrusted  to  Mr.  Hubert  Parry,  whose  impressive  setting  of  Shel- 
ley's   "Prometheus",    given   in   Cambridge   in    1881,   had   shown    his   fitness 


l;  "Greek  Play  Music*'  by  Mr.  H.  J.  Edwards  (Cambridge  Review,  15  November, 
1900. 

2   The  "Cambridge  Review"  naturally  supplies  the  fullest  and  most  sympathetic 

criticisms. 


E.  J.  Dent,  The  "Birds"  of  Aristophanes  at  Cambridge.  123 

for  the  task  of  setting  a  Greek  Play.  The  deKoate  grace  of  the  Hoopoe's 
song  (sung  to  perfection  by  Mr.  G.  J.  Maquay),  the  majestic  yet  spirited 
wedding-march  and  the  unceasing  flow  of  melody,  combined  with  the  most 
exquisite  comic  spirit,  caused  the  "Birds"  to  be  as  epoch-making  in  its  way 
as  the  operas  of  Monteverdi  in  theirs.  The  chorus  was  increased  to  eighteen, 
which  made  four-part  harmony  practicable  (although  most  of  the  music  is  in 
unison  or  two  parts)  —  of  course  for  male  voices  only  —  and  a  slight  in- 
crease was  made  in  the  orchestra. 

Prof.  Stanford  (who  had  conducted  the  music  to  the  previous  plays)  set 
the  "Eumenides"  in  1885  —  by  common  consent  one  of  the  most  impres- 
sive performances  of  the  whole  series  —  and  the  "Oedipus  Tyrannus"  in 
1887,  augmenting  the  orchestra  to  the  proportions  of  the  Siegfried-Idyll- 
band,  with  the  addition  of  harp,  drums  and  bass  clarinet  (in  the  "Oedipus" 
a  cor  anglais] .  Mr.  Charles  Wood's  music  to  the  "Ion"  (1890)  though 
written  at  very  short  notice  was  "undoubtedly  the  most  successful  part  of 
the  representation"1).  It  had  a  special  interest  for  the  musician  in  making 
large  use  of  Melodram.  The  chorus  of  women  was  for  obvious  reasons 
changed  to  a  chorus  of  men,  and  in  the  "Iphigenia  in  Tauris"  -(1894  — 
by  the  same  composer  —  a  masterpiece  of  orchestration)  the  choruses  were 
regarded  frankly  as  entr'actes,  the  spoken  words  of  the  leader  being  assigned 
to  a  temple  maiden.  The  "Iphigenia"  was  the  last  of  the  plays  to  be  given 
in  the  old  theatre,  which,  inadequate  as  it  was  to  modern  requirements, 
had  special  advantages  for  Greek  Plays,  in  that  it  was  possible  to  recon- 
struct something  like  the  ancient  Greek  orchestra  for  the  chorus.  The  New 
Theatre  built  in  1895  on  the  most  modern  lines  presented  difficulties  at 
this  point.  They  were  evaded  in  the  "Wasps"  (1897;  music  by  Mr.  T.  T. 
Noble)  by  allowing  the  chorus  to  occupy  the  stage  as  in  modern  opera;  but 
what  was  admirable  in  comedy  was  not  suited  to  tragedy,  and  for  the 
"Agamemnon"  (1900)  a  platform  on  a  lower  level  was  built  over  the  space 
usually  occupied  by  the  instrumentalists.  The  result  was  far  from  satisfac- 
tory; the  platform  was  rectangular  and  so  narrow  as  to  hamper  seriously 
Hie  movements  of  the  chorus,  and  the  double  row  of  footlights  made  a  very 
unpleasant  effect3). 

The  "Agamemnon"  (music  by  Sir  Hubert  Parry)  achieved  an  artistic 
triumph  which  far  surpassed  all  previous  efforts.  Those  who  are  familiar 
with  modern  German  revivals  and  operas  on  the  lines  of  Greek  tragedy, 
can  hardly  imagine  it  possible  to  present  the  "Agamemnon"  impressively 
under  the  conditions  which  limit  the  Cambridge  Committee.  Only  that  mar- 
vellous enthusiasm  which  only  a  great  masterpiece  can  evoke  could  make  it 
possible  to  produce  the  tragedy  in  the  original  Greek  with  a  company  con- 
sisting entirely  of  amateurs,  from  the  stage-managers,  official,  semi-official 
and  unofficial,  to  the  humblest  supers,  in  a  decidedly  small  theatre,  the  very 
up-to-dateness  of  which  was  rather  a  hindrance  to  the  realization  of  a  classic 
atmosphere.  And  few  composers  would  care  to  set  choruses  of  such  gigantic 
length  for  a  body  of  eighteen  amateur  singers,  mostly  with  voices  only  par- 


1)  Cambridge  Review. 

2}  Failing  a  Greek  theatre,  the  ideal  would,  I  think,  be  the  principle  of  Herr 
Lautenschlager'B  Shakespeare-Eiihne  at  Munich;  but  the  Cambridge  stage  is 
hardly  large  enough  for  this. 

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124  E.  J.  Dent,  The  "Birds"  of  Aristophanes  at  Cambridge. 

tially  developed,  and  an  orchestra  of  twenty-six  players1).  The  difficulties 
of  the  singers  can  only  be  compared  to  those  of  "Die  Meistersinger",  and  I 
have  no  hesitation  in  saying  that  any  continental  opera-house  might  have 
been  proud  to  offer  its  audience  such  chorus-singing  and  acting  as  was  heard 
and  seen  (thanks  to  the  untiring  energies  of  Dr.  Wood  and  Mr.  Edwards)  at 
the  Cambridge  "Agamemnon". 

After  the  extracts  which  I  have  quoted  from  the  "Cambridge  Review" 
I  need  not  apologize  for  comparing  the  Greek  Plays  to  operas;  and  I  think 
that  the  Committee  would  do  well  to  go  still  further  in  the  operatic  direc- 
tion. It  is  of  course  useless  to  suggest  anything  that  would  involve  heavier 
expenses,  and  considering  the  limited  means  their  results  are  indeed  wonder- 
ful. But  considering  that  probably  not  ten  per  cent  of  the  audience  are 
able  to  enter  into  the  details  of  the  play  with  that  intimate  appreciation 
which  they  would  bring  to  a  play  in  English,  it  seems  advisable  to  make  a 
larger  use  of  incidental  music,  and  particularly  of  Melodram.  Neither  in 
the  "Ion"  nor  in  the  "Agamemnon"  was  the  Melodram  altogether  success- 
ful, simply  because  the  actors  had  not  had  sufficient  experience  of  it;  but 
in  each  play  at  least  one  actor  showed  that  by  taking  pains  it  was  possible 
to  realize  the  composer's  intentions,  and  it  then  became  most  moving  and 
impressive.  For  the  performance  this  year  (24th  &c.  November,  1903)  Sir 
Hubert  Parry  has  re-orchestrated  the  music  for  the  same  band  as  was  em- 
ployed in  the  Agamemnon.  His  increased  resources  have  enabled  him  to 
insert  many  humorous  touches  such  as  bird-cries  on  wind-instruments,  as 
well  as  greatly  to  improve  the  texture  of  the  score.  But  his  most  important 
addition  is  a  well-developed  accompaniment  to  the  Parabasis.  In  this 
new  movement,  which  is  of  a  considerable  length,  it  is  impossible  not  to 
note  the  change  which  has  taken  place  in  the  composer's  style  during  the 
last  twenty  years;  one  inevitably  recalls  the  two  versions  of  Tannhauser. 
It  would  have  been  worth  while  to  rewrite  the  two  incidental  choruses  which 
suffered  severely  by  comparison  with  the  impressive  additions.  The  Para- 
basis was  partly  sung,  partly  declaimed  by  the  Owl  (Mr.  Carey),  and  was 
without  doubt  the  most  remarkable  feature  of  the  whole  play.  Mr.  Carey 
is  not  only  a  good  singer  but  has  a  speaking  voice  of  wide  range  and  sin- 
gular beauty.  A  first-rate  musician  and  a  good  classical  scholar,  he  gave  a 
very  dramatic  recital  of  his  lines  to  a  most  complicated  musical  accompani- 
ment with  the  appearance  of  perfect  ease  and  entire  absence  of  effort.  The 
main  burden  of  the  play  falls  on  Peithetairos  who  was  well  represented 
by  Mr.  Sheppard,  while  Mr.  Bichmond  was  a  very  adequate  Euelpides; 
both,  by  the  way,  showed  themselves  quite  at  home  in  declamation  to  music. 
The  song  of  the  Hoopoe  was  sung  with  great  finish  by  Mr.  Eisdell,  and  the 
multitudinous  small  parts  were  all  played  with  great  spirit;  the  ridiculous 
poet  and  flute-player  being  made  still  more  ridiculous  by  their  playing  in 
the  Lydian  (Greek  Hypolydian)  mode. 

From  a  spectacular  point  of  view  the  "Birds"  may  certainly  be  con- 
sidered  one    of  the   most  picturesque  productions   that  Cambridge  has  seen. 


1^  The  band  consisted  of  1  flute,  1  oboe,  2  clarinets,  2  bassoons,  2  horns,  1  trum- 
pet, 1  pair  of  drums,  1  harp,  4  first  violins,  4  seconds,  2  violas,  3  violoncellos,  and* 
2  doable- basses.    These  were  all  first-rate  professional  players.    The  size  of  the  band 
is  of  course  limited  by  the  means  at  the  disposal  of  the  Committee.  * 


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Fritz  Munk,  Musik  in  Berlin.  125 

The  rocky  landscape  of  the  first  act  was  as  beautiful  a  stage  picture  as  could 
be  desired,  and  the  simple  cloud  scenery  of  the  other  two  made  an  effective 
background  to  the  gay  costumes  of  the  chorus.  The  dresses  of  the  birds 
combined  ingenuity,  beauty  and  the  strictest  ornithological  accuracy.  The 
actors  wore  carefully  modelled  birds'  heads  and  necks,  the  lower  parts  of 
their  own  faces  showing  below  the  beak,  while  their  arms  were  concealed  in 
long  wingB  of  painted  canvas.  The  plumage  of  the  body  and  tail  was  con- 
ventionally represented  by  a  tunic  and  short  skirt  of  the  appropriate  colour. 
Their  singing,  though  not  quite  up  to  that  of  the  Agamemnon  chorus,  was 
nevertheless  very  good.  The  first  and  last  performances  were  conducted  by 
the  composer,  the  others  by  Dr.  Charles  Wood,  who  also  trained  the  chorus. 

For  comparisons  with  the  performance  of  1883  I  can  depend  only  on  the 
recollections  of  others.  It  was  said  that  the  dances  of  the  chorus  were  more 
graceful  on  that  occasion;  but  the  general  impression  seemed  to  be  that  the 
performance  as  a  whole  had  gained  considerably  in  ease  and  spontaneity  by 
the  gradual  development  of  a  Greek  Play  tradition  built  on  the  experience 
of  twenty  years. 

Cambridge.  Edward  J.  Dent. 


Musik  in  Berlin. 


Eine  wahre  Hochflut  von  musikalischen  Ereignissen  ist  uber  uns  hereingebrochen. 
Das  auBerordentlich  groGe  Angebot  entspricht  indessen  keineswegs  einer  ebenso  star- 
ken  Nachfrage.  Betriibend  ist  es,  selbst  die  zahlreiche  Beteiligung  bei  manchen  Ver- 
anstaltungen  eher  auf  irgend  einen  auBeren.  Aufsehen  erregenden  Umstand,  als  auf 
ein  wirklich  vorhandenes  Kunstinteresse  zurUckfuhren  zu  mUssen.  Ein  schlagendes 
Beispiel  in  dieser  Hinsicht  liefert  das  Auftreten  des  zehnjahrigen  Franz  von  Vecsey. 
Es  ist  offenbar,  daB  die  Begabung  dieses  Knaben  fur  das  Geigenspiel  aus  aller  bisber 
gekannten  Erscheinung  heraustritt.  Nicht  allein  technisch  leistet  er  annahernd  das, 
was  man  heutzutage  von  einem  Virtuosen  verlangt,  sondern  der  seelenvolle  Ton  und 
das  ausdrucksvolle  Spiel,  das  von  einer  Dreasur  nichts  merken  laBt,  weisen  auch  auf 
ein  schon  ziemlich  hochentwickeltes  kiinstlerisches  Empfinden  hin.  Es  ist  daher  nicht 
merkwiirdig,  daB  man  sich  in  weitesten  Kreisen  fur  den  jungen  Kunstler  interessiert* 
dem  selbst  durch  Joachim  eine  auBerordentliche  Auszeiohnung  zuteil  wurde.  Sieben 
Konzerte  hat  der  kleine  Vecsey  innerhalb  ganz  kurzer  Zeit  in  den  groBten  zur  Ver- 
%ung  stehenden  Salen  gegeben,  und  diese  waren  jedesmal  schon  im  voraus  aus- 
verkauft.  Es  durfte  sioh  wohl  kaum  jemand  entsinnen  konnen,  daft  je  einem  EUnstler 
bier  ein  solcher  Erfolg  beschieden  gewesen  ware.  Die  auGerordentliche  Beteiligung 
wire  ein  erfreuliches  Zeichen,  wenn  nicht  andererseits  einige  ernste  Bedenken  daraus 
erwuchsen,  daB  sich  in  den  Konzerten  recht  bedeutender  Kunstler  auffallende  Leere 
bemerkbar  gemacht  hatte.  Die  gleiche  Beobachtung  veranlaBte  Herrn  Prof.  Dessoir 
zu  einigen  Ausfuhrungen  im  »Tag«.  Auf  einen  Einwand  erwiderte  er  unter  anderem 
Folgendes:  »Ich  wollte  das  Kunstverstandnis  derjenigen  kennzeichnen,  die  eine  zeit- 
lang  den  Knaben  ansehen  und  dann  die  Augen  schlieBen,  um  den  Gegensatz  gierig 
aaszukosten  oder  solchen,  die  —  wie  ich  weiB  —  kein  Konzert  versaumt  und  immer 
wieder  dieselben  Stucke  sich  angehort  haben,  obgleich  sie  sonst  selten  genug  in  den 

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126  Fritz  Monk,  Musik  m  Berlin. 

Musiksalen  anzutreffen  sind.  .  . .  andererseite  bereehtigen  mich  meine  Wahmebmungen 
dock  aach  zu  der  Ansicht,  dafi  die  unermudlichen  and  bedenkenfreien  Bewunderer 
sich  als  jKunstfreunde'  au&pielen.c  In  einem  Punkte,  in  dem  Dessoir  wohl  zu  weite 
Konsequenzen  gezogen  baben  durfte,  kann  ich  ihm  nicht  zustimmen,  wenn  er  namlich 
behauptet,  dafi  durch  das  Auftreten  Vecsey's  andere  Kimstler  wirtschaftlich  geschadigt 
Wurden.  Wenn  dies  anch  bis  zu  einem  gewissen  Grade  ztrtreflen  mag,  so  ist  es  doch 
katum  erwahuenswert,  da  weit  schlimmere  Mifiverhiltnisse  in  der  pekuniaren  Bewertmg 
kiztfstlerischer  Leisiungen  und  soleher  Darbietungen  und  Erzengnisee  von  zweifelhafteeter 
Natur  allenthalben  herrschen.  Hierau  sehuld  ist  im  letztea  Gmade  der  amf  sefar  me- 
derer  Stufe  stebende  Geschmaok  der  Masse,  der  durch  geechaftskundige  Spekulanten 
ausgebeutet  und  nur  noch  mehr  verdorben  wird.  Das  sind  alles  zu  bekaante  Tat- 
sachen,  als  daft  sie  bei  dieser  Gelegenheit  erortert  zu  werden  brauchten.  Das  einzige, 
was  Vecsey  scbadigen  konnte,  das  ware  das  Ansebn,  das  Kunst  und  KUnstler  bei  den 
Leuten  bisber  genossen  hat,  die  nicht  feinsinnig  genug  sind,  urn  den  "Wert  des  voll- 
endet  Kunstlerischen  wiirdigen  zu  konnen  und  sich  mit  einem  Surrogat  begnugen. 
Und  das  fallt  nicht  allzu9chwer  in  die  Wagsehale,  obgleich  die  Zahl  der  Genannten 
eine  recht  gro0e  zu  sein  scheint. 

Im  zweiten  Fbilharmonischen  Konzert  gelangte  die  DL  tmrollendete  Symphonic 
von  Bruckner  zum  ersten  Male  zur  Auffuhrung.  Sie  ist  gelegentlich  der  Urauf- 
fuhrung  in  Wien  in  einem  vorjahrigen  Hefte  ziemlich  eingehend  besprooben  worden. 
In  den  Stimmen  der  Presse  macht  sich  hier  allenthalben  guter  Wille  und  ernst- 
liches  Bemiihen  geltend,  dem  Werke,  auf  dessen  Schonheit  gebubrend  bingewiesen 
wird,  gerecbt  zu  werden,  was  dem  Komponisten  zu  Lebzeiten  versagt  geblieben.  Wie 
verlautet,  soil  Nikisch  beabsichtigen,  die  Symphonic  in  dieser  Saison  nochmals  zur 
Auffuhrung  zu  bringen,  was  hochst  verdienstvoll  sein  und  zur  Klarung  des  Urteils 
sicherlich  beitragen  wurde.  Der  Solist  des  Abends  war  Fritz  Kreisler.  Als  er  vor 
einigen  Jahren,  da  er  hier  noch  ziemlich  unbekannt  war,  zum  ersten  Male  gleicb  in 
einem  grofien  Philbarmonischen  Konzert  auftauchte,  war  man  hier  einigermafien  ver- 
wundert.  Er  spielte  das  Mendelssohn-Konzert,  das  nach  seiner  techniscben  Seite  hin 
nur  eine  Bagatelle  fur  ibn  zu  sein  schien.  Leider  beschrankte  sich  aber  seine  Gering- 
sch'atzung  nicht  allein  auf  die  techniscben  Schwierigkeiten,  so  dafi  sein  Spiel  keines- 
wegs  einwandsfrei  zu  nennen  war,  worauf  ihn  die  Kritik  in  liebevollster  Ffirsorge  auf- 
merksam  machte.  Inzwisohen  hat  Kreisler  die  Virtuosen-Alluren  einigermafien  ab- 
gelegt  und  bewies  durch  seine  Auffassung  des  D-dur-Konzertes  von  Brahms,  dafi  er 
zu  einem  ernststrebenden  KUnstler  herangereift  ist.  Vervollstandigt  wurde  das  Pro- 
gramm  durch  Cherubini's  »Wassertrager«-Ouverture  und  die  >Ab8chieds-Sympbonie« 
von  Haydn. 

Das  dritte  Philharmonische  Konzert  brachte  die  hier  zum  ersten  Male  gehorte 
dritte  Sympbonie  von  Tschaikowsky.  Auf  die  Form  des  "Werkee  w&re  die  Bezeich- 
nung  Suite  eher  anwendbar  gewesen.  Hinsiohtlich  seines  kiinstlerischen  Wertes  stebt 
es  hinter  den  Symphonien  Nr.  4.  5,  6  bedeutend  zurfick,  und  nicht  gerade  die  guten 
Eigenschaften  sind  es,  an  denen  man  den  Erscbaffer  der  >Path6tique«  erkennt  Das 
Publikum  verhielt  sich  ziemlich  ablehnend,  was  von  den  Verachtern  der  Tschaikowsky- 
schen  Musik  sicherlich  mit  Genugtuung  begrttfit  worden  sein  diirfte.  Vielleicbt  aucb 
w&hnen  sie  die  Verwirklichung  ihres  Wunsches  ndher  gerUckt,  dafi  der  »Tschaikowsky- 
Rummelc  allmahlicb,  aber  sicher  seinem  Ende  entgegen  gehen  mochte.  Diese  HofF- 
nung  durfte  indessen  verfrubt  sein,  denn  es  bediirfte  nur  einer  AuffUhrung  einer  der 
oben  genannten  Symphonien,  um  die  "Wogen  der  Begeisterung  wieder  iiberscbaumen 
zu  lassen.  Den  Tschaikowsky  -Verehrern  mag  es  immerhin  zum  Troste  gereichen, 
dafi  ihre  »dilettantenhafte«  Neigung  von  bedeutenden  Musikern,  darunter  keinem  Ge- 
ringeren  als  auch  einst  Hans  von  Btilow  geteilt  wurde.  Alle  diejenigen,  welche  sich 
fur  den  grofien  russischen  Komponisten,  dessen  Schaffen  ein  so  ungleiobwertee  ge- 
wesen ist,  interessieren  und  sich  gern  ein  eigenes  Urteil  iiber  ihn  bilden  moobten, 
werden  fur  die  vermittelte  Bekanntscbaft  Nikisch  sicherlich  dankbar  sein,  der  sich 
des  Werkes  mit  grofier  Liebe  angenommen  hatte,  was  umso  mehr  anzuerkennen  ist, 
als  er  sich  im  voraus  gesagt  haben  durfte,  dafi  damit  kaum  Lorbeeren  zu  erringen 

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Fritz  Monk,  Mueik  in  Berlin.  137 

win  wurden.  Edward  Grieg  zu  Ehren,  dessen  60.  Geburtstag  in  dieses  Jabr  fiel, 
wurde  dessen  erste  >Peer  Gynt«-Suite  aufgefuhrt.  Im  dritten  Teil  erwies  sich  Anitra 
als  ein  etwaa  zu  geziertes  Damchen;  der  vierte  muGte  wiederholt  werden.  Edith 
Walker  sang  mit  mehr  Temperament  mid  Leidensohaft,  als  Innerhchkeit,  die  Ozean- 
Arie  aus  »Oberon«  und  die  Arie  der  Eboli  aus  »Don  Carlos*  Ton  Verdi  and  ent- 
fesseHe  damit  einen  Beifallssturm.  Eingeieitet  wurde  das  Konzert  durch  Gluck's 
Ourerture  zu  »Alceste«  mit  dem  von  Weingartner  mit  Geschick  and  Geschmack  hin- 
zukomponierten  SchluG. 

Auch  das  dritte  Konzert  der  Kdniglichen  Kapelle  unter  Weingartner  faatte  eine 
Novitit  aufeuweisen:  Zwei  Vorspiele  zn  Ibsen's  >Das  Fest  auf  Solhang*  von  Hans 
Pfttzner.  Die  zarten,  sehnsuchtsvollen  Stimmnngen  sind  sehr  treffend  dnroh  die  Musik 
veriinnlicht,  wahrend  von  aufwallender  Leidensohaft  nnd  Ringen  weniger  zn  verspuren 
iet  Einige  recht  grazifoe  Tans-Rhythmen  zeiohnen  den  zweiten  Teil  ans.  In  bcddeu 
ist  die  Instrumentation  geschmackvoll.  Das  Werk,  das  aus  fruher  Jugend  des  Kom- 
ponisten  stammen  soil,  weist  entschieden  auf  Begabung  hin,  auf  die  man  groBere  Hoff- 
nangen  h'atte  setzen  konnen,  als  bisher  in  Erfullurig  gegangen  sind.  In  vollendeter 
Meisterschaft  zeigte  sich  Weingartner  als  Interpret  der  zweiten  Symphonie  von  Beet- 
hoven und  der  zu  Dante's  »Divina  Commedia«  von  Liszt. 

Bnsoni  setzt  in  diesem  Winter  seine  im  vorigen  Jahre  begonnenen  Orchester- 
Konzerte  fort,  in  denen  er  neue,  selten  gespielte  Werke  zur  Auffuhrung  gelangen 
lassen  will.  Im  vorigen  Hefte  wurde  bereits  gesagt,  daG  eine  solche  Absicht  wohl 
loblich  ware,  und  man  mochte  geneigt  sein,  das  Unternehmen  als  Ersatz  fUr  die  aus- 
feUenden  StrauO-Konzerte  willkommen  zu  heiOen.  Inzwischen  diirfte  sich  Busoni  in 
die  Tatigkeit  des  Dirigierens,  die  ihm  nun  nioht  mehr  ganz  neu  ist,  hineinfinden. 
Von  den  neuen  Werken,  die  er  uns  in  seinem  ersten  Konzerte  bescherte,  bedeutet 
wohl  keins  eine  >Entdeckungc.  Einige  Begabung  verriet  immerhin  der  D&ne  Carl 
Nielson.  der  in  seinem  aus  vier  Satzen  bestehenden  Werke,  das  er  ubrigens  selbst 
dirigierte,  versucht,  die  vier  Temperamente  zu  schildern.  Der  erste  Satz,  Allegro 
colerico,  scheint  am  beaten  gelungen  zu  sein,  wahrend  der  zweite,  Allegro  comodore 
flemmatico,  ein  ganz  charakteristisches  Thema  enthalt,  aber  bald  abfaJlt.  Das  melan- 
cholische  Temperament  wird  durch  einen  langsamen  Satz  wiedergegeben.  Da  es  hier, 
wo  man  zeigen  muO,  ob  man  imstande  ist,  eine  Melodie  zu  schreiben,  an  glfick- 
Heher  Erfindung  gebricht,  so  scheint  es  die  >Melancholie  des  eigenen  UnvermogenB< 
zn  sein,  die  er  besingt.  Moge  Busoni  bei  der  Auswahl  der  Werke  zum  zweiten  Kon- 
zert von  einem  glticklicheren  Stern  geleitet  werden. 

Im  ersten  Konzert  der  Wagner -Vereine  wirkten  unter  der  Leitung  von  Dr.  Muck 
neben  dem  Fhilharmonisohen  Orchester  wie  gew5hnlich  der  Lehrerinnen-Gesangverein 
tmd  auGerdem  noch  ein  Teil  der  Berliner  Liedertafel  mit.  Das  Programm  war  ein 
tnBcrordentlich  reichhaltiges ;  auf  ihm  war  zu  lesen:  Kaisermarsoh  und  Gralsfeier  aus 
dem  ersten  Akt  des  Parsifal  von  Wagner,  zwei  Episoden  aus  Lenau's  Faust:  »Nacht- 
lieher  Zng<  und  »Tanz  in  der  Dorfsch&nke«  von  Liszt  und  Symphonie  »  Harold  in 
Italien*  von  Berlioz.  —  Unter  der  Leitung  des  genannten  Dirigenten  wurden  am 
BaBtag  im  Kdniglichen  Opernhause  das  » Deutsche  Requiem*  von  Brahms  und  in  voll- 
endeter WeiBe  Parsifal- Vorspiel  und  Abendmahlsszene  aufgefunrt. 

Konzerte  grofierer  Oh6re  haben  sehr  zahlreioh  stattgefunden.  Die  Auffunrung 
de«  Mendelssohn'schen  Oratoriums  >Paulus«  durch  den  Stern'schen  Gesangverein  nahm 
dank  der  vorziiglichen  Direktion  des  Herrn  Prof.  Gernsheim  einen  glanzenden  Ver- 
lauf,  wozu  aber  auch  das  prachtige  Stimmenmaterial.  iiber  das  der  Verein  verfiigt, 
nicht  in  letzter  Linie  beitrug.  Die  Stimme  der  Solistin  Fran  Marie  Plank-Peters 
He6  jede  Warme  vermissen,  wahrend  die  Solisten  Raimund  von  zur  Miihlen  und  Joh. 
Meschaert  ihrer  Aufgabe  wohl  gerecht  wurden.  Der  Berliner  Lehrer-Gesangverein 
tmg  in  einem  Konzert  die  beim  Gesangswettstreit  in  Frankfurt  am  Main  gesungenen 
Preischore  unter  heller  Begeisterung  der  Zuhorer  vor.  Die  Zahl  bedeutender,  leistungs- 
fsbiger  Gesangvereine  nebst  den  Kirchenchoren  ist  in  Berlin  eine  sehr  ansehnliche, 
wn  denen  schon  die  meisten  ihr  erstes  Konzert  gegeben  haben. 

Konnte  bei  der  vorigen  Besprechung  auf  zwei  neue  Orchesterwerke  hingewiesen 

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128  Fritz  Munk,  Musik  in  Berlin. 

werden,  die  sich  iiber  die  MittelmaBigkeit  erbeben,  so  ist  diesmal  von  zwei  neuen 
Kammermusikwerken  zu  berichten,  deren  eines  das  Bohmische  Streichquartett  zu  Ge- 
hor  bracbte.  Der  Komponist  des  Quartetts  (E-moll)  ist  Ewald  Straeser.  Da  ich  es 
leider  nioht  horen  konnte,  muB  icb  mioh  auf  die  Mitteilung  beschranken,  daB  die  An- 
sichten  vorderhand  nocb  geteilt  waren.  AuBerdem  wurde  von  den  »Bohmen«  unter 
Mitwirkung  von  Frau  Tb.  Carreno  das  A-moll-Klavier-Trio  von  Tschaikowsky  geapielt 
Aucb  dieses  Werk  enthalt  wie  die  erwahnte  Sympbonie  sebr  viel  TJngleichwertes,  einer- 
seits  Stellen  von  vollendeter  Schonbeit,  andererseits  aber  Trivialitaten,  die  teils  wie  Remi- 
niszenzenaus  sekt-frohlich  durchschwaratenNachten,  teils  wie  starkeKonzessionen  an  den 
derben  Gescbmack  von  Kosaken-Generalen  anmuten.  Frau  Carreno  ergriff  die  Gelegen- 
heit,  ibre  mannlichen  Krafte  an  dem  Werke  auszulassen,  mit  beiden  H'anden,  so  daft 
man  mitonter  batte  meinen  konnen,  es  waren  deren  mebr  all  swei  an  der  Arbeit  ge- 
wesen.  Den  BeschluB  des  Konzertes  macbte  Beethoven's  B-dur-Quartett.  Selbst  die 
griesgramigsten  Kritiker  wnrden  bier  zu  frohlich  genieBenden  und  legten,  Beifall  spen- 
dend,  ihre  zur  Natur  gewordene  Keserviertbeit  ab.  Was  aucb  Lobenswertes  iiber  die 
Ausfuhrungen  gesagt  werden  konnte.  so  diirfte  es  kaum  nocb  dazu  beitragen,  den  vor- 
zuglicben  Ruf  der  »Bohmen«  zu  erhohen,  da  er  allarorten  schon  zu  fest  begriindet  ist. 
Das  Hauptverdienst  des  Waldemar  Meyer-Quartetts  bestebt  darin,  daB  es  selten  auf- 
gefiibrte  Werke  unter  Zuziebung  vorziiglicber  Krafte  zu  Gebor  bringt,  die  freilicb  den 
Hauptanteil  am  guten  Gelingen  fiir  sich  in  Ansprucb  nebmen  konnen.  Beim  zweiten 
Konzert  war  es  vor  allem  der  Koniglicbe  Kammermusiker  und  Lehrer  an  der  Konig- 
lichen  Hocbscbule  Herr  H.  Riidel  (Waldborn),  der  sich  im  Trio  Es-dur  von  Brahms 
fiir  Klavier,  Violine  und  Waldhorn,  am  meisten  auszeichnete.  Die  zweite  Novitat  auf 
dem  Gebiete  der  Kammermusik  bracbte  das  Quartett  der  Vereinigung  Dessau  und 
Genossen.  Der  Komponist  des  neuen  Klavier*Quartetts,  Paul  Scheinpflug,  besitzt  be- 
deutendes  Talent.  Aus  dem  Werke  spricbt  ein  Kiinstler  zu  uns,  der  etwas  Eigenes 
einzusetzen  hat,  der  also  nicht  nur  komponiert,  weil  er  sich  das  HandwerksmaBige 
angeeignet  bat.  Wenn  der  Kammerstil  nicht  in  allem  gewahrt  ist,  und  mancbe  Stellen 
einen  orchestralen  Charakter  annebmen,  so  mag  man  dies  seinem  jugendlichen  Tempera- 
ment, das  uns  aber  mitzureiBen  imstande  ist,  zugute  halteu.  Desgleicben  wird  man 
auch  verzeiben,  daC  bei  dem  Reicbtum  seiner  Gedanken,  die  ihm  miihelos  zuzu- 
flieCen  scheinen,  hier  und  da  einiges  mit  unterlauft,  was  vielleicbt  bei  allzu  kriti- 
scber  Abwagung  als  zu  leicbt  befunden  werden  konnte.  Einige  etwas  gesucht  klin- 
gende  Harmonien  machen  eber  den  Eindruck,  als  ob  sie  ergriibelt  waren;  indeG  ist 
der  auf  die  Gesamtbeit  des  Werkes  beziiglicbe  ein  auOerordentlicb  gunstiger.  Den 
Klavier-Part  fubrte  Herr  Prof.  Ed.  ReuG  aus  Dresden  in  vortrefflicher  Weise  aus. 
Fiir  die  Vermittelung  der  Bekanntscbaft  und  die  vorzugliche  Wiedergabe  des  Werkes 
mu6  man  den  ausfubrenden  Herren  dankbar  sein.  Mit  dem  letzthin  stattgefundenen 
Abonnement8-Konzert  von  Florian  Zajic  und  Heinrich  Griinfeld  wurde  das  25jabrige 
Besteben  dieser  Konzerte  gefciert.  Fiir  ibren  Mitbegriinder,  Herrn  Grunfeld,  wurde 
der  Abend  zu  einem  wabren  Triumph.  Aus  der  groBen  Zahl  der  stattgefundenen 
Kammermusik-Konzerte  erwahne  ich  noch  die  Vereinigungen  Schnabel,  Wittenberg, 
Hekking  —  Schumann.  Halir,  Dechert  —  das  Prager  Streichquartett,  das  Hollandische 
und  das  Frankfurter  Trio.  Einen  unbestrittenen  Erfolg  erzielte  ein  von  der  Pianistin 
Florence  Bassermann  unter  Mitwirkung  von  Joachim  veranBtalteter  Kammermusik- 
abend,  der  Brahms  gewidmet  war. 

An  dieser  Stelle  muB  noch  das  Steindel-Quartett  erwahnt  werden.  Es  bestebt 
aus  den  drei  im  Alter  von  8—12  Jahren  stebenden  Brudern  Steindel  und  ihrem  Viola 
spielenden  Vater.  Die  Leistungftn  der  Kleinen  beweisen  eine  auOergewohnliche  Be- 
gabung,  und  der  Umstand,  daB  diese  Briider  sind,  macht  die  Erscheinung  noch  auf- 
falliger.  Immerhin  ware  zu  wiinschen  gewesen,  daB  man  solche  Werke  batte  zum 
Yortrag  gelangen  lassen,  die  dem  Bereiche  eines  kindlichen  Fassungsvermogens  naher 
liegen,  als  eine  Sonate  von  Beethoven  und  ein  Quartett  von  Brahms.  Mit  dem  Mo- 
ment, wo  man  in  kunstlerischen  Dingen  Konzessionen  machen  muB,  horen  diese  eben 
auf  kunstlerisch  zu  sein.  Dergleichen  Aussetzungen  waren  an  dem  Programm  des 
kleinen  Vecsey  wenigstens  nicht  zu  machen.    AuBerdem  verdiente  gerugt  zu  werden. 


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Fritz  Munk,  Musik  in  Berlin.  129 

daB  dem  der  Steindels  eine  seitenlange  Abhandlung  von  Presse-Stimmen  angeh&ngt 
war.  Ab  eine  Empfehlnng  hatte  man  sie  wohl  kaum  ansehen  konnen,  da  sie  von 
Uberechwanglichkeit  trieften  und  somit  ein  gar  zu  beredtes  Zeugnis  davon  ablegten, 
welch  blubender  Dilettantismus  nicht  allein  in  den  Zeitungsbureaus  der  kleinen  Stadte  zu 
Hause  ist.  Sollte  man  die  Neuerung,  von  der  man  kaum  wunschen  mochte,  daB  sie  Nach- 
ahmung  fande,  auch  dem  jugendlichen  Alter  der  Knaben  zDgute  halten?  Zu  den  bereits 
geauBerten  Bedenken,  die  dem  Eonzertieren  im  Kindesalter  entgegenstehen,  kommen 
noch  einige  andere  hinzu,  die  sich  unabweisbar  alien  denen  aufdrangen,  welchen  die 
Pflege  eines  jugendlichen  Talentes  am  meisten  am  Herzen  liegt.  So  reich  das  Dasein 
des  reproduzierenden  Musikers,  dessen  kiinstlerisches  Fuhlen  am  unmittelbarsten  in 
die  Seelen  der  Zuhorer  hinuberstromt,  an  lichten  Momenten  sein  mag,  so  ist  es  doch 
keineewegs  auf  Rosen  gebettet.  Ein  Talent  sollte  man  erst  heranreifen  lassen,  ehe  es 
den  Aufregungen  und  Strapazen  eines  konzertierenden  Lebens  ausgesetzt  wurde. 

Die  Zahl  der  Solisten-Konzerte  war  eine  tiber  alle  MaBen  grofie,  daB  nur  einige 
der  bedeutendsten  Kunstler  erwahnt  werden  konnen:  Petschnikoff,  Fl.  Zajic,  Arthur 
Hartmann  (ein  junger  sehr  talentierter  Geiger),  Fr.  Lamond,  Waldemar  Liitschg,  Sandra 
Droucker,  die  beide  ihrem  guten  Ruf  alle  Ehre  machten,  Jolanda  Me>6,  ein  junges 
pianistisches  Talent,  Dr.  Neitzel,  Dr.  Wiillner,  Lilli  Lehmann,  Agnes  Stavenhagen  und 
Iduna  Walther-Ohoinanus  (Duette),  Julia  Culp,  A.  von  Eweyk,  Susanne  Dessoir. 

Einer  recbt  merkwiirdigen  AuffUhrung  muB  noch  gedacht  werden,  die  sich  schwer- 
lich  einer  bestimmten  Gattung  einordnen  1'aBt,  was  aber  gerade  in  der  Absicbt  der 
Veranstalter  gelegen  zu  haben  schien,  die  in  nicht  eben  iiberm'aBiger  Bescheidenheit 
die  Veran8taltung  »Elite-Konzert«  getauft  hatten.  Sollte  diese  Bezeichnung  etwa 
durch  die  Mitwirkung  des  Streichorchesters  der  Berliner  Tonkunstlerinnen  gerecht- 
fertigt  werden?  Damenkapellen  pflegen  sich  selbst  derartige  Epitheta  mitunter  bei- 
zulegen,  aber  bei  solchen,  die  in  der  Philharmonie  konzertieren.  durfte  es  wohl  neu  sein. 
Die  Einmiitigkeit,  mit  der  sich  die  » Tonkunstlerinnen*  ihrem  Dirigenten  unterordneten, 
ist  immerhin  der  Anerkennung  wert.  Von  einigen  GroOen  unserer  Buhnen  wurde  ge- 
stmgen,  rezitiert,  wiedergesungen  und  dazwischen  gespielt.  Ganz  ebenso  ging  es  zu,  wie 
bei  musikalisch-deklamatorischen  Abendunterhaltungen,  die  in  den  fern  ab  von  Berlin  ge- 
legenen  Stadtchen  X.  von  »kunstverstandigen«  Honoratioren  arrangiert  zu  werden 
pflegen.  Sollte  die  Bezeichnung  »Elite«  aber  nur  der  Reklame  gedient  baben,  so 
muBte  sie  als  eine  aufierordentlich  sinnreiche  angesehen  werden,  denn  die  Philharmonie 
war  ausverkauft.  Hiermit  war  denn  auch  sicherlich  der  Hauptzweck  der  Veranstalter 
erreicht,  die  somit  sehr  reichlich  auf  ihre  Kosten  gekommen  sind.  Vielleicht  mag 
dies  auch  bei  einem  Teil  der  Zuhorer  der  Fall  sein,  die  in  den  Konzertsalen  am 
meisten  vom  »Interesse  am  Menschen«  beseelt  sind,  wie  ihre  >psychologischen  Stu- 
dien«  mit  den  Opernglasern  beweisen,  und  die  Musik  als  eine  >  quantity  neglige  able* 
mit  in  den  Kauf  nehmen.  • 

Wo  die  Kunst  auBer  ihr  liegenden  Zwecken  zur  Hiille  dienen  muB,  wird  sie  gar 
leicht  zur  Earikatur;  einen  um  so  weihevolleren  Eindruck  bekommen  wir  von  ihr 
dort,  wo  sie  uns  in  selbstlosester  Weise  geboten  wird.  Da  die  Werke  der  Ton-  - 
knnst  keinerlei  Gegenstandlichkeit  in  dem  Sinne  besitzen,  wie  es  bei  denen  der 
bildenden  Kiinste  der  Fall  ist,  ihr  GenuB,  an  dem  zu  gleicher  Zeit  Hunderte  teilhaben 
konnen,  in  keinerlei  "Weise  an  ihren  Besitz  gekniipfb  ist,  so  ware  die  Musik  wie  kaum 
irgend  eine  Kunst  geschaffen,  im  edelsten  Sinne  Allgemeingut  der  Menschheit  zu 
werden.  DaB  sie  es  bereits  ware,  kann  freilich  nicht  behauptet  werden.  Den  weniger 
Bemittelten,  zu  denen  doch  der  weitaus  groBte  Teil  des  Volkes  gehort,  ist  der  Zutritt 
za  den  Tempeln  der  Kunst  durch  die  teuren  Eintrittspreise  sehr  erschwert,  wenn  nicht 
unmoglich  gemacht.  In  den  letzten  Jahren  ist  in  dieser  Hinsicht  manches  geschehen ; 
die  Zahl  der  sogenannten  popularen  Veranstaltungen  hat  zugenommen,  die  aber  in 
den  meisten  Fallen  nicht  ganz  dem  entsprechen,  was  man  unter  ihrer  Bezeichnung  wohl 
verstehen  konnte.  Fast  die  einzige  Gelegenheit,  die  sich  auch  den  ganzlioh  Unbe- 
mittelten  bietet,  eines  musikalischen  Kunstgenusses  teilhaftig  zu  werden,  sind  die  von 
einer  ganzen  Anzahl  von  Kirchen  veranstalteten  Konzerte,  die  sich  bei  freiem  Eintritt 
einer  sehr  zahlreichen,  aus  alien  Schichten  der  Bevolkerung  sich  zusammensetzenden 

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130  Musikberichte. 

Beteiligung  zu  erfreueu  haben.  Von  einer  unlangst  hier  stattgefundenen  Auffiihrung 
in  der  Luther-Kirche  wird  sehr  Lobliches  berichtet.  Die  Mitwirkenden  waren:  Fran 
Elsa  Schmidt,  die  ihre  Gesangeskunst  in  den  Dienst  einer  gttten  Sadie  gestellt  haite, 
J.  Ruthstrftm,  ein  wilrdiger  Sohiiler  Joachim's  and  H.  Lindequist,  Dom-Organist 
zu  Visby  in  Gothland,  der  in  meisterhafter  Weise  die  imposante  Fantaste  und  Fuge 
aber  B-A-C-fi  von  Max  f&eger  vortrug.  Der  Gedanke,  ein  Kulturwerk  aaszufuhren, 
mag  for  die  Organisten  der  Kirchen  der  Lohn  ihrer  segensreichen  Wirksamkeit  aein. 
Berlin,  Priti  Hunk. 


Musikberichte. 

Referenten ;  V.  Andreae,  W.  Behrend,  Geo.  Beckett,  A.  Chy  binski,  F.  G6t- 

singer,  £.  Istel,  Alf.  Kaiiaeh,  A.  Mayer-Reinaoh,  A.  Neifier,  O.  NeiteeJ, 

F.  Pfohl,  H.  Fohl,  J.-G.  Prod'homme,  C.  Proat,  E.  Reufi,  E,  Rychnovsky, 

A.  Sobering,  Fr.  Stein,  A.  Thurlings,  P.  Werner. 


Basel.  Die  drei  ersten  Sinfoniekonzerte  haben  unter  Hermann  Suter'e 
energisoher  Leitung  die  Saieon  mit  grofiem  Erfolg  eingeleitet.  Im  ersten  Abend 
sprach  ausschlieGlich  Beethoven  sein  gewaltiges  Wort  (Eroica,  Egmont-Ouverture),  wo- 
bei  Hah'r  das  Violinkonzert  spielte.  Das  zweite  Konzert  trug  gemitchtes  Programm. 
Liszt's  Prometheus,  der  zum  ersten  Mai  aufgefiihrt  wurde,  lieC  gleichgiltig,  man  ver- 
miBte  prometheischen  Geist  und  eine  aus  tieferen  Quellen  stromende  Erfindung.  Nicht 
viel  besser  wurde  die  »Sinfonie  sur  un  chant  montagnard«  Ton  Vincent  d'Indy  aufge- 
nommen,  ein  pratentioses,  falschlich  als  Sinfonie  getauftes  Orchesterstiick  in  Soitenstil 
mit  obligatem,  wenig  interessant  behandeltem  Klavier  (Lucien  Wurmser  aus  Paris). 
Schubert's  H-nioll-Sinfonie  und  die  Ouverture  zur  Zauberflote  ersetzten  datm  das  Manco 
an  musikalischer  Nahrung.  AuBerst  glanzend  verlief  das  dritte  Konzert.  Els  wurde 
eroffnet  durch  die  Es-dur-Sinfonie  Schumann's  und  abgeschlossen  mit  dem  Vorspiel 
und  Isoldens  Liebestod  aus  Tristan,  einer  ausgezeichneten  Leistung  des  Orobesters  wie 
der  Solistin  (Frau  Hensel-Schweitzer  vom  Frankfurter  Opernhaus).  Dazwischen  spielte 
Anna  Hegner  zum  ersten  Mai  offentlich  das  ungarische  Violinkonzert  von  Joachim 
mit  ungeheurem  Erfolge.  Sie  hat  sich  durch  die  in  alien  Teilen  technisch  gereifte 
Wiedergabe  des  schwierigen  Werkes  und  die  voile  geistige  Beherrschung  deseelben 
unter  die  ersten  ihres  Faches  gestellt.  Joachim  selbtt  hatte  sich  vorher  mit  sohmeichel- 
baftem  Lob  Uber  ihr  Probespiel  geauBert  und  ihr  damit  die  beste  Beglaubigung  mit 
auf  den  Weg  gegeben.  —  Im  Benefizkonzert  fur  die  Orchesterkasse  horten  wir  ein 
Vom  Autor  dirigiertes  tragisches  Tongedicht  von  Walter  Lampe,  eine  titahtige,  ernste 
Arbeit  modernen  Stils,  die  aber  ungewohnliche  Faktoren  nicht  aufzuweisen  hat.  —  In 
den  Kammermusik-Abenden  der  Musikgesellschaft  wirkte  Halir  mit  beim  B-dur- 
Streiohsextett  von  Brahms,  in  einem  Beethovenschen  Quartett  und  im  Doppelviolin- 
konzert  von  Bach.  Die  zweite  Soiree  brachte  das  interessante  Gastspiel  von  Marie 
Geselschap,  einer  hochgebildeten  Pianistin,  die  sowohl  im  Solospiel  wie  im  Ensemble 
(Quartett  von  Saint-Saens)  begrondetes  Aufsehen  erregte.  —  Aus  der  Menge  der  ubrigen 
Konzerte  sei  nur  noch  erwShnt  der  Klavierabend  von  Ernst  Schelling,  der  besonders 
als  Techniker  und  daneben  als  feinfnhliger  Chopin -Spieler  Bewunderung  hervorgerufen 
hat.  -  F.  G. 

Berlin.  Oper.  Unser  Konigliches  Opernhaus,  das  sich  erst  in  der  kommenden 
Woche  zu  der  ersten  Premiere  des  Winters,  Massenet's  >Manon«  riistet,  hat  in  diesem 
Monat  kaum  etwas  gebracht,  was  aus  dem  Rahraen  des  gewohnten  Spielplani  heraus- 
trat.    Hochstens  ware  das  Wiederauftreten  von  Fraulein  Farrar  und  das  Gastspiel  des 

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Musikberichte.  131 

Herrn  Naval  zu  erwahnen.  Dagegen  erregte  recht  unliebsames  Aufsehen  die  yon  der 
Oper  ausgehende  Nachrieht,  Kapellmeister  Scalar-  Wiesbaden  solle  dauernd  hierher? 
kommen  and  Richard  StrauC  babe  infolgedessen  urn  seine  Entlassung  gebeten.  Beide 
Meldungen  erwiesen  rich  zur  Berahignng  des  kunstiiebenden  Berliner  Publiknms  gliiok- 
liefeerweise  ak  falsck  —  In  der  Oper  des  Westens  wird  leider  noch  ebento  mittel* 
mafiig  weitergespielt,  wie  seit  Beginn  der  Saison;  Bis  jetzt  ist  von  den  Veraprechungen 
des  Herrn  Prasch  anch  noeb  gar  nkhts  in  Erftilhing  gegangen.  A.  M-R. 

Bern.  Unsare  Konzarte  schreiten  von  Provieorium  zu  Provisorium.  Letztes  Jahr 
in  einan  weiten,  schmocklosen  Kirchenraum,  aber  mit  sehoner  Akustik  verbannt,  konnte 
das  Orobester  rich  jetzt  auf  der  Biihne  nnseres  nenen,  sobmncken  Theaters,  die  in  die 
Dekoration  eines  Rococoo-Festsaales  gekleidet  war,  prasentieren.  Dock  sobon  das 
erste  Abofinementskonsert  (27.  Oktober)  deekte  namhafte  akustische  Mangel  auf,  die 
sp&ter  dnreh  TJmanderungen  in  der  Stellung  des  Blaserchors  teilweiee  ausgeglicben 
warden.  Immer  noch  bleibt  aber  der  Klang  je  nacb  dem  Platz,  den  man  in  dem  fur 
seine  Hdbe  etwas  kurz  gehaltenen  Zuschauerraume  einnimmt,  mehr  oder  weniger  grell 
und  uneinbeitlicb.  Schade,  daG  gerade  Beethoven's  duftige  riebente  Symphonie 
danmter  leiden  mu&te;  bei  einer  Wiederholnng  in  einem  »Yokalkonzert«  in  der  fran- 
zoeisohen  Kirche  klang  sie  wirkliob  herrHcb:  doch  ging  auob  bier  der  letste  Sate  in- 
fblge  dee  rasenden  Tempos  leider  ganz  verloren.  Der  Violinist  Luoien  Capet  aus 
Paris  erwies  siob  in  dem  Gernsheim'sohen  Konzert  ale  ein  gediegenar  Kiinstkr. 
Bin  kleiner  Chor  and  zwei  einbeimische  Solisten  trugen  ein  nones  Werkchen  anseres 
Kapellmeisters  Dr.  Carl  Mnnzinger  »Natur  and  Mensch«  mit  vielem  Beifalle  vor. 
Das  zweite  Konzert  (17.  November)  war  ganz  dem  Genius  Robert  Schumann's  ge- 
widmet,  dessen  B-dur  8ympbonie,  Elavierkonzert  op.  54  und  Manfred-Oavartiire  ror- 
trefflich  wiedergegaben  wurden.  Im  Konzert  debutderte  mit  Gltick  der  noue  Klavier- 
fearer  nnaerer  Musikschnle,  Herr  Fritz  Bran,  der  auob  die  Sangerin  Fraulein  Helene 
Staegemann  aus  Leipzig,  zwar  noch  etwas  schuchtern,  begieitete.  Die  boebbegabte 
Kunsttarin  rechtfertigte  ibren  Ruf  durcb  die  geschiokte  Auswahl  aus  Schumann's 
Liederaehatzen,  durcb  schone,  mit  der  Stimme  haushaltende  Tongebnng,  durcb  klare 
Aussprache,  durcb  abgerundeten  Yortrag.  —  Ein  Sonderkonzert  veranstaltete  am 
10.  November  die  Pianistin  Fran  Kleeberg,  die  mit  entzUckender  Klarbeit  meist 
Stucke  franzosischer  Sohule  vortrug;  eine  junge  Sopransangerin,  Fraulein  Ren6e 
Ardonin  aus  Paris,  die  rich  in  Bern  als  Gesanglehrerin  soil  niederkssen  wollen,  er- 
wies in  fast  aussohliefilich  franzosisohen  Yortragen  vorzugliehe  Scbulung  auf  dem  ibr 
zugangnchen  besobrankten  Gebiete.  —  Das  neue  Stadttheater,  ein  bebaglicber  prak- 
Usch  eingerichteter  und  im  Raum  and  Dekoration  auf  und  vor  der  Biihne  ziemlich 
reich  ausgeetatteter,  900  bis  1000  Zuhbrer  fassender  Beu,  erofinete  seine  Hallen  am 
25.  September  mit  dem  Tannh'auser.  Der  etwas  gewagte  Scbritt  gelang,  und  die 
wiederholten  Aufftihrungen  dieser  Oper,  an  die  rich  Fidelio,  die  Zauberflote  und  einige 
kleinere  Spielopern  anschlossen,  zeigten  in  erfreuKcher  Weise,  dafi  die  Direktion  und 
Regie  (Herr  Direktor  Kiedaiscb)  ihr  Ziel  fest  ins  Auge  gefaBt  hat  und  iiber  die 
geistigen  Mittel  zu  sachgemafier  DurchfUhrung  verfugt.  Wenn  ein  Werk,  wie  die 
ZauberflSte,  die  innerbalb  acht  Tage  dreimal  bei  vollem  Hause  gegeben  wurde,  in 
alien  Hauptrollen  durebweg  befriedigende,  zum  Teil  hervorragende  Darsteller  aufwies, 
so  zeugt  diese  Tatsache  allein  schon  fur  das  auBerordentliche  Gescbick  der  Direktion 
eine  far  die  Yerhaltnisse  einer  mittkren  Stadt,  die  sich  des  Theaterbesucbs  fast  ent- 
wohnt  batte,  sebr  reiche  Yereinigung  von  Opernkraften  zusammenzubringen. 

A.  Th. 

Bmninghain,  —  The  Birmingham  Festival  dates  from  1768,  and  is  now  one  of 
the  most  important  of  British  musical  institutions.  This  year  it  entered  on  a  new 
phase.  First  the  chorus  was  completely  reorganized  (with  admirable  results)  by 
R.  H.  Wilson  of  Manchester,  the  new  chorus  master.  Secondly  Richter  for  the  first 
time  brought  his  Halle*  band  from  Manchester  to  Birmingham,  where  it  was  reinforced 
by  about  25  players  from  Birmingham  and  London,  instead  of  conducting  an  orchestra 
aisde  up  of  the  best  available  London  players.  As  to  the  necessity  of  the  first  ex- 
periment, and  the  success  attending  it,  there  is  no  doubt;  but  opinion  is  not  unanimous 

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132  Musikberichte. 

as  to  the  second.  There  is  no  doubt  however  in  the  mind  of  the  writer  that  Kichter 
did  the  wisest  thing  in  the  circumstances,  and  that  the  advantage  of  having  a  band 
with  perpetually  plays  under  one  conductor  more  than  counterbalances  any  possible 
inferiority  in  the  tone  of  the  violins.  The  four  days1  programmes  contained  as  usual 
the  Elijah  and  the  Messiah  (concerning  Richter's  treatment  of  which  there  has  been 
the  usual  difference  of  opinion) ;  Bach's  B  minor  Mass,  the  Ninth  Symphony  of  Beet- 
hoven (of  both  of  which  Richter  secured  ideal  and  memorable  performances);  the  Golden 
Legend  of  Sullivan:  Mozart's  G minor  Symphony;  Brahms's  E minor  Symphony; 
Berlioz's  Harold  in  Italy;  Tschaikowsky's  Hamlet;  Dvorak's  Symphonic  Variations; 
Cowen's  Phantasy  of  Life  and  Love  (conducted  by  the  composer; ;  Parry's  Blest  Pair 
of  Sirens  (ditto) ;  and  some  Wagner  excerpts.  So  far  the  familiar  things.  Unfamiliar  were 
Stanford's  Voyage  of  Maeldune,  composed  for  the  Leeds  Festival  of  1889;  Liszt's 
13th  Psalm;  and  Anton  Bruckner's  Te  Deum.  And  last,  and  by  fan  the  most  im- 
portant of  all.  there  was  one  absolutely  new  work,  Edward  Elgar's  oratorio  "The 
Apostles".  Indeed  its  production  dwarfed  everything  else  at  the  Festival.  It  created 
the  profoundest  impression,  as  much  by  the  boldness,  originality  and  skill  with  which 
the  composer  has  put  together  his  text  from  the  words  of  Scripture  (a  subject  of 
sufficient  interest  to  justify  a  pamphlet  by  Canon  Gorton  just  issued  by  Novello  &  Co.), 
as  by  the  power  and  beauty  and  spiritual  elevation  of  the  music.  It  shows  that  since 
the  composition  of  The  Dream  of  Gerontius  Elgar  has  made  great  strides  towards 
artistic  and  intellectual  maturity.  He  has  a  firmer  grasp  of  his  subject,  and  a  still 
higher  point  of  view,  and  he  speaks  to  us  with  a  stronger  voice.  Technically  he  has 
attained  a  still  more  potent  mastery  over  orchestral  resource,  in  that  the  wonderfully 
complex  detail-work  seems  more  a  means  to  an  end,  and  to  fall  more  naturally  into 
its  proper  place  in  the  whole  scheme.  His  thematic  invention  is  also  happier  and 
stronger.  Detailed  criticism  .is  here  impossible,  and  the  work  deserves  careful  and 
detailed  study  both  as  drama  and  music;  and  it  must  suffice  to  point  out  here  a  few 
salient  passages,  such  as  the  noble  opening  chorus,  the  remarkably  bold  conception 
of  the  scene  in  which  the  song  of  repentance  of  Mary  Magdalene  is  accompanied  by 
the  chorus  and  orchestra  so  to  speak  relating  her  past  life  of  revelry,  the  immense 
architectonic  power  of  the  final  chorus,  the  glowing  picturesqueness  of  the  scene  in 
which  the  opening  of  the  Temple  at  Jerusalem  is  realistically  described  (with  an 
oriental  hymn  and  the  calls  of  the  watchers  and  the  notes  of  the  shofar),  and  finally 
the  wholly  new  presentment  of  the  character  of  Judas,  who  in  Elgar's  view  (adopted 
from  Archibishop  Whately)  wished  in  handing  Jesus  over  to  His  captors  to  force  Him 
to  declare  His  earthly  kingdom  at  once.  In  the  scenes  of  the  Passion,  Judas  is  the 
central  figure;  the  hearer  is  to  imagine  himself  viewing  them  from  the  standpoint  of 
Judas.  This  alone  is  enough  to  stamp  the  work  as  one  of  extraordinary  originality, 
and  the  mastery  which  the  scheme  is  carried  out  is  most  impressive.  One  must 
mention  also  the  construction  of  the  scene  in  which  Judas  comes  to  the  Temple  to 
return  the  thirty  pieces  of  silver  to  the  High  Priest,  while  the  choir  within  is  singing 
a  grim  (modal)  hymn  of  commination.  All  these  things  point  to  a  lofty  spiritual  con- 
ception of  the  whole  subject  on  the  one  hand,  and  a  determination  on  the  other  hand 
to  arrive  at  the  human  essence  of  the  story.  The  music  also  reflects  this  curious  and 
eminently  characteristic  combination  of  mysticism  and  realism.  That  everything  in  the 
work  is  equally  successful  —  or  seems  equally  successful  at  first  hearing  —  one  would 
not  assert;  but  the  whole  work  at  once  impresses  one  as  an  epoch-making  achievement. 
Though  one  may  question  one  or  two  details,  and  may  wish  here  and  there,  that  the 
composer  had  thought  more  of  the  music  and  less  of  the  text,  for  he  sometimes  illu- 
strates each  detail  of  the  text  musically  with  such  fidelity  and  with  such  constant 
change  of  motif  and  orchestration,  that  it  becomes  almost  restless.  But  his  use  of 
leitmotifs  is  always  subtile  and  suggestive  and  never  mechanical.  Many  criticisms  of 
this  sort  which  suggest  themselves  may  turn  out  to  be  mistaken;  because  when  we 
have  the  promised  third  part  everything  may  fall  into  its  proper  perspective.  The 
composer  conducted,  and  the  performance  was  very  fine,  the  chorus  doing  particularly 
well.     The   soloists  were  Albani,  Muriel  Foster,  John  Coates,  Konnerley  Rumford, 

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Musikberichte.  133 

Andrew  Black,  Ffrangcon  Davies.  The  Voyage  ofMaeldune  is  a  setting  of  Tennyson's 
poem,  and  (in  spite  of  difference  of  detail)  belongs  to  the  same  family  as  The. Revenge. 
It  is  a  picturesque  and  interesting  work,  and  should  be  heard  again  often.  Liszt's 
Psalm  with  its  sensuous  charm,  and  Bruckner's  Te  Deum  with  its  militantly  jubilant 
note,  are  both  striking  works,  the  neglect  of  which  in  this  country  is  difficult  to 
explain.  Both  differ  sufficiently  from  the  accepted  norm  of  British  devotional  music 
to  make  it  certain,  that  they  will  b#  severely  criticised.  The  regrettable  fact  remains 
to  be  chronicled,  that  the  receipts  this  year  fell  short  by  nearly  £  900  of  those  of 
1900,  though  "The  Apostles"  drew  one  of  the  largest  audiences  on  record.      Alf.  K. 

Br  eg  1  an.  Unsere  Oper  hat  sich  mit  dem  •  Baritonisten  Fasquale  Am  a  to  einen 
Dauergast  verschrieben,  der  zwar  als  Star  einer  italienischen  Truppe,  die  wahrend  des 
Sommers  im  Lobetheater  gastierte,  berechtigtes  Aufsehen  erregte,  jetzt  aber  inmitten 
eines  iremden  und  zwar  deutschen  Ensembles  und  eines  groBeren  BUhnenraumes  hin- 
ter  den  Erwartungen  einigermaBen  zuriickbleibt.  Immerhin  kann  man  an  seiner  schonen, 
weichen  Stimme,  seinem  noblen  Vortrage  und  seiner  temperamentvollen  Darstellung 
herzliche  Freude  haben.  Infolge  seiner  Anwesenheit  dominieren  im  Eepertoir  natiir- 
lich  >Aida«,  »Rigoletto«,  »Troubadourt  u.  a.  Doch  blieb  unserem  tiichtigen  Wagner- 
dirigenten  Balling  geniigend  Zeit,  um  eine  strichfreie,  hochst  beifallswiirdige  Auf- 
fu^irung  der  »Meistersinger«  vorzubereiten. 

Im  zweiten  Abonnement-Konzerte  des  Orchestervereins,  das  in  einer  glanzen- 
den  Auffuhrung  der  D-dur-Sinfonie  von  Brahms  seinen  Hohepunkt  erreichte,  buhlte 
8  li  win  ski  mit  Chopin's  E-moll-Konzert  um  die  Gunst  des  Publikums.  Es  gliickte 
ihm  aber  nur  mit  dem  entzuckend  gespielten  Larghetto  einen  durchschlagenden  Er- 
folg  zu  erringen.  Jedenfalls  aber  war  der  Eindruok,  den  vierzehn  Tage  spater  Frau 
Soldat-Roger  an  derselben  Stelle  mit  Beethoven's  Violinkonzert  erzielte,  ungleich 
tiefer  und  nachhaltiger.  Beethoven's  Konzert  wurde  von  zwei  interessanten  Orchester- 
novitaten  umrahmt,  deren  erste,  eine  Sinfonie  des  jugendlichen  Miinchner  Komponisten 
Wilhelm  Furtwangler,  ihre  Urauffiihrung  erlebte.  Trotz  der  ausgezeiohneten  Wieder- 
gabe  unter  D ohm's  Leitung  war  ein  unbestrittener  Erfolg  nicht  zu  verzeichnen; 
denn  der  junge  Ifrausekopf  tiirrat  wie  ein  Oyklop  Felsstficke  aufeinander,  unbekiimmert 
darum,  ob  sie  sich  in  einander  fUgen  und  einen  harmonischen  Bau  ergeben,  oder  nicht. 
Die  Fahigkeit,  seine  Ideen  zu  konzentrieren  und  auf  einen  Hohepunkt  zu  fiihren,  geht 
ihm  noch  vollig  ab.  Wie  kann  man  aber  auch  logische  Entwicklung  des  Gedanken- 
materials,  king  berechnete  Verteilung  von  Licht  und  Schatten  und  was  sonst  noch  zu 
don  Yorrechten  ausgereifter  Kiinstlerschaft  gehort,  von  einem  siebzehnjahrigen  Spring- 
insfeld  erwarten?  Genug,  daB  er  in  einer  Fiille  kuhner,  ja  verwegener  Kombinationen 
der  Themen  den  kunftigen  Meister  der  Form  verrat,  daB  die  Struktur  seiner  Motive 
eine  starke,  eigenartige  Ernndungggabe  erkennen  laOt,  und  daB  man  trotz  aller  Hau- 
mng  von  Orchestereffekten  aus  der  Instrumentation  der  Sinfonie  einen  lebendigen 
Sinn  fur  feine  Klangmischungen  heraushort.  In  der  zweiten  Novitat,  dem  abgeklarten, 
klangschonen  A-moll-Konzert  fur  Orgel,  Streichorchester,  Horner  und  Pauken,  op.  100, 
von  Enrico  Bossi  hatte  Musikdirektor  Ansorge  Gelegenheit,  unsere  neue  prachtvolle 
Konzertorgel  zu  gebiihrender  Geltung  zu  bringen.  Aus  der  groBen  Zahl  auswartiger 
Kiinstler,  die  uns  heimsuchten,  erwahne  ich  nur  den  ph'anomenalen  Geiger  Huber- 
mann,  die  ausgezeichnete  Liedersangerin  Therese  Behr  und  Dr.  Wiillner,  der  seine 
zahlreichen  Verehrer  mit  einer  Serie  eigenartiger  Lieder  von  Streicher  Uberraschte 
und  entzuckte.  Der  II.  Kammermusikabend  brachte  als  Neuheit  das  Klavier- 
quintett.  F-moll,  von  Cesar  Franck.  Die  Ausfuhrung  war  gut,  der  Eindruck  des  schon 
gearbeiteten ,  aus  dem  trostlosesten  Pessimismus  sich  kaum  emporringenden  Werises 
aber  ein  maBiger.  Der  BuBtag  wurde  von  der  Singakademie  mit  einer  Auffuhrung 
des  Requiems  von  Verdi  begangen.  Unter  D ohm's  Meisterhand  schwangen  sich  Chor 
wid  Orchester  zu  gauz  hervorragenden  Leistungen  auf.  Das  Soloquartett  war  mit  den 
Damen  Meta  Geyer  und  Jettka  Finkenstein,  sowie  denHerrenvon  ZurMuhlen 
vnd  van  Eweyk  glanzend  besetzt.  Dem  Tenor  hatte  man  allenfalls  eine  weichere 
Stimme  wunschen  konnen.  P.  W. 

DresdeB.     Nun   ist   auch  der  vierte  Abend   des  Odysseus- Werkes   von  August 

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134  Musikberichte. 

Bungert  zur  Wirklichkeit  geworden.  Das  Dresdener  Konigliche  Operahaus  ist  dem 
Komponisten  in  freundlichster  Weise  eatgegengekommen  and  hat  alle  vier  Werke  zn- 
erst  zur  Auffiihrung  gebracht  Mag  nan  das  Urteil  tiber  den  Wert  der  Bungert'schen 
Arbeit  sein,  wie  es  will,  es  iit  jedenfalls  ein  mutiges  Unternehmen  gewesen,  diete 
homeritohe  Welt  mit  unserera  gegenwartigen  Emphhden  von  der  Biihne  herab  in  Ein- 
k&ng  zu  bringen.  1st  dies  dem  Vet-faster  gelungen?  Die  Odyssee  ist  das  groBte  und 
vollendetste  epiacbe  Kunetwerk,  das  je  gesehafien,  warden  ist.  Die  darin  auftretenden 
Oestalten  sind  so  in  sich  abgeschlossea  und  werden  in  eine  so  featgefugte  Verbindung 
mit  einander  gebracht,  da£  nur  schwer  daran  zu  riittehi  oder  zu  andern  ist  Eine 
Umanderung  muB  aber  mit  ihnen  vorgenommen  werden,  sobald  sie  Bersonen  werden 
sollen,  die  sich  vor  unseren  Augen  entwiekeln,  sobald  ihre  Handlungen  aus  der  Ver- 
wicklung  der  Verhaltnisee  heraus  begriindet  werden  sollen.  Der  Platz  reicht  hier 
nicht  aus,  nm  die  gauze  Umgestaltung,  die  Bungert  vorgenommen  bat,  eingehender  zu 
erortern.  Die  schwierigste  Aufgabe  hat  er  sich  zweifelsohne  mit  dem  vierten  Werke. 
mit  Odysseus1  Tod,  geetellt;  denn  fur  tins,  die  wir  Odysseus  aus  der  homerisohen 
Dichtung  kennen.  hort  das  Interesse  an  seinen  Leiden  und  Taten  in  dem  Augenblicke 
auf,  als  er  das  Ende  seiner  langen  Irrfahrten,  die  Wiedervereinigung  mit  seiner  Gattin, 
erreicht  hat  Was  daruber  hinaus  mit  ihm  geschieht,  dafUr  mufi  em  Dichter  gamz 
neue  Motive  erfinden ,  er  muC  ihn  zu  einem  neuen  Helden  machen,  der  unabhangig 
von  seinem  bisherigen  Wirkungskreise  —  wie  wir  wenigstens  den  letzteren  kennen  — 
auftritt.  Wie  Bungert  dies  versucht,  la&t  sich  am  deuttichsten  mit  Odysseus'  eigenen 
Worten  wiedergeben:  >Wenn  dn  eignes  Irren  Und  Fehler  an  Andren  suhntest  doreh 
Woltat  am  ganzen  Geschlecht:  dann  wird  vom  Meer  her,  Durch  Gotter  Wille  ganz 
dich  vollendend,  Dir  nahen  der  TodU  Das  Ende  findet  er  durch  die  Hand  der  Des- 
poina  in  dem  Augenblicke,  als  ihn  sein  und  der  Kirke  Sohn,  Telegonos,  treffen  will. 
Sobald  die  vier  Abende  hintereinander  gegeben  worden  sind,  wie  es  geplant  wor- 
den  ist,  sollen  die  Dichtung  und  die  Musik  n'aher  erortert  werden.  Jetzt  geniigt  es, 
darauf  hinzuweisen,  daft  Odysseus'  Tod  eine  vorziigliohe  Auffiihrung  erlebt  hat  und 
vom  Publikum  verstandnisvoll  aufgenommen  worden  ist.  Der  Komponist  wurde  mit 
dem  Dirigenten,  Herrn  von  Schuch,  und  den  Darstellern  wiederholt  gerufen.  Bis 
jetzt  hat  von  den  vier  Werken  » Odysseus'  Heimkehr«  hier  den  grofiten  Erfolg  erziek, 
wofur  die  ungefahr  vierzig  Auffuhrungen,  die  das  Werk  im  Laufe  der  Zeit  hat  erleben 
konnen,  wohl  der  beste  Beweis  sind.  E.  £. 

Frankfurt  am  Main.  Oper.  Wahrend  unserer  Buhne  mit  der  Neuemstudierung 
des  »Rienzi«  viele  gutbesuchte  Abende  beschieden  waren,  erlebte  die  Intendanz  an  dem 
dreiaktigen  lyrischen  Drama  »Die  Meeresbraut«  (De  Bruid  der  Zee)  von  Jan  Block* 
nur  wenig  Freude,  da  diese  Oper  seit  der  Premiere  am  18.  Oktober,  der  ersten  deut- 
schen  Auffiihrung,  nur  noch  drei-  oder  viermal  gegeben  werden  konnte.  Das  nicht 
besonders  interessante  Libretto  von  Nestor  Tiere,  einem  in  seiner  Heimat  sehr  ge- 
schatzten  fl'amischen  Dichter,  enthalt  eine  Menge  kleiner  Milieuzeichnungen,  aber  kerne 
rechte  Handlung,  die  sich  nun  einen  ganzen  Abend  lang  nur  ruokweise  weiterbewegt. 
Der  oft  stark  an  der  Oberflache  haftenden  Musik,  die  in  der  alten  namischen  Ballade 
von  den  zwei  Konigskindern,  einem  hiibschen  Spottchor  der  Fischermadchen  und  den 
Bzenen  der  Djovita,  einer  Mischung  von  Carmen  und  Nedda,  das  Beste  bietet,  fehlt 
es  an  frisch  pulsierendem  Theaterblut,  jeglicher  Kraft  der  Dramatik  und  vor  allem  an 
richtiger  Erfindungsgabe.  Als  weitere  Schwachen  des  Werkes  waren  noch  die  reoht 
kiimmerliche  deutsche  Ubersetzung  und  die  gelegentlich  merkwurdig  harte  Instrumen- 
tation zu  erwahnen.  DaC  die  in  Belgien  und  Frankreich  schon  oft  aufgefuhrte  Oper 
ihren  Weg  auf  deutsche  Buhnen  finden  wird,  mochten  wir  trotz  der  freundlichen  Auf- 
nahme,  die  der  anwesende  Komponist  nach  der  guten  Auffiihrung  seiner  >Meeresbraut< 
bier  gefunden,  sehr  bezweifeln.  Die  gauze  Sache  war  bei  uns  eine  reoht  verlorene 
Liebesmuh'.  Nach  der  Neueinstudierung  des  >Oberon«,  der  mit  den  Wiillner'schen 
Rezitativen  gegeben  wird,  spielt  der  bohmische  Violinvirtuose  Kubelik  im  Opernhause, 
wo  in  der  zweiten  Dezemberwoche  zum  Gedachtnis  an  Berlioz  dessen  >Fausts  Ver- 
dammnis*  in  Konzertform  aufgefuhrt  werden  soil.  —  In  den  sich  immer  interessanter 
gestaltenden  Museumskonzerten  bot  8.  v.  Hausegeru.  a.    eine  in  alien  Teilen  vor- 

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Musikbericbte.  135 

zugEche  Wiedergabe  der  LiszVschen  Dante-Symphonie,  des  Siegfried-Idylls  von  Wagner 
and  der  funfsatzigen  D-moll-Symphonie  yon  Dohrianyi,  der  sich  als  ein  ganz  brillanter 
Interpret  des  Es-dur-Klavierkonzerts  von  Liszt  erwies.    In  seiner  Symphonie,  einem 
Werke  voll  uberschaumenden  Jugenddrangs,  verbindet  der  junge  nngariscbe  Kiinst- 
ler  impulsive  Subjektivitat  mit  einem  kolossalen  tecbniscben  Konnen  und  guter  melo- 
discher  Begabung.    In  seinen  Gedanken  ist  Dohnanyi  noch  unfrei,  wie  er  ancb  noch 
vielen  nichtssagenden  Langen  ans  dem  Wege  zn  gehen  bat.    Den  anregendsten  Teil 
des  Ganzen  bildet  der  feurige  dritte  Satz  mit  der  rbytbmischen  und  motiviscben  Ver- 
wertung  des  originellen  Scberzogedankens.    Gegen  ein  Programm,  das  nur  Bach'sche 
Werke  enthielt,  versucbte  man  von  gewisser  Seite  aus  Stimmung  zu  machen,  indem 
man  in  den  >stilreinen  Programmer  eine  Art  >Scbulmeisterei<  entdecken  zu  mussen 
glaubte    and  zu  groBerer  Karzweil   nach  mebr  solistiscben  Spenden  verlangte.    Der 
groBe  Erfolg  dieses  Bach- Abends,  in  dem  Dr.  Felix  Kraus  und  der  Organist  der 
Leipziger  Thomaskirche  Karl  Straube  als  Solisten  mitwirkten,  konnte  Hausegger 
erfreulicher  Weise  davon  iiberzeugen,  wie  sebr  seine  energisch  durchgefuhrten  Prinzi- 
pien  bei  dem  kunstsinnigen  Teil  des  PubUkums  Anklang  gefunden  haben.    Das  vierte 
firandenburgi8cbe  Konzert  (in  Haaseggers  Bearbeitung),  die  Kreuzstab-Kantate,  Lieder, 
Orgelwerke,  und  zum  SchluB  die  D-dur-Orchestersuite  bildeten,  trefflich  zu  Gehor  ge- 
bracht,    allerdings  ein  Programm,  gegen  das  wohl  nicbts  eingewendet  werden  kann. 
Eine  groBe  Enttauscbung  bereitete  uns  Frau  Marie  Brema  mit  den  funf  Ges'angen 
von  Wagner.    Die  rein  gesangliche  Leistung  war  eine  sebr  wenig  einwandfreie ,  wie 
aach  die  stark  tbeatralischc  Pose  des  Vortrags  unvorteilhaft  auffallen  muBte.  —  Im 
zweiten    Opernhauskonzert    fUbrte   Dr.  Rottenberg  Bruckner's  neunte   Symphonie 
mit  gutem  Gelingen  auf ;   das  in  dieser  Zeitschrift  schon  ofter  gewiirdigte  Werk  be- 
kommen  wir  in  den  Museums-Konzerten  sp'ater  noch  einmal  zu  horen.    In  demselben 
Konzert  spielte  die  junge  Greigerin  Elsie  Plaifair  die  sentimentale  scbottische  Phan- 
tasie  von  Bruch.    Mit  Frau  Rusche-Endorf-Koln  und  den  Herren  Url us- Leipzig 
und  A.  Muller-hier  als  Solisten  brachte  Dr.  B.  Scholz  eine  Wiederholung  der  'Bea- 
titudes«  von  Cesar Franck  im  Ruhl'schen  Qesangverein;  Professor  Griitersim  Caecilien- 
yerein  eine  sehr  eindrucksvolle  Wiedergabe  des  groBen  » Requiems*  von  Berlioz  mit 
dem  guten  Tenor  0.  Wolf -Darmstadt  als  Solisten.    Zum  SchluB  sei  noch  bench  tet, 
daB  die  neue  Klavier-Violinsonate,   op.  4  von  Volkmar  Andreae  in  einem  Kammer- 
mosikabend  der  >Frankfurter  Quartettvereinigung«  verdienter  Weise  eine  sehr  lebhafte 
Aufhahme  gefunden  hat.    Uber  die  Tatigkeit  der  verschiedenen  Kammermusikvereini- 
gnngen  selbst  schreiben  wir  das  nachste  Mai.  H.  P. 

Hamburg.  Unser  Stadttheater  —  ein  Institut,  in  dem  mit  erstaunlichem  FleiB 
erearbeitet  wird  —  hat  mit  der  deutschen  Urauffiihrung  von  Francesco  Cilia's 
Oper  >Adrienne  Lecouvreur«  seinen  Ehrgeiz  leider  auf  unfrucbtbaren  Boden  ge- 
stellt.  Das  in  seinem  Apparat  ziemlich  veraltete  Virtuosendrama  Scribe's  mit  seinen 
Intrigaen,  seinem  verschnorkelten  Stil,  seinem  Theaterflitter,  seinen  haBlichen  Eifer- 
sacbtsazenen  und  dem  nichtswurdig  gemeinen  Giftmord,  mit  dem  das  Stuck,  gewalt- 
s&m  genug  endet,  bietet  dem  Musiker  im  Grunde  genommen  nur  wenige  und 
zweifelhafte  Anknupfungspunkte.  Oilea's  Musik,  so  kunstlerisch  ihr  Geprage  sein  mag, 
ist  in  ihrem  dramatischen  Nerv  ohne  Spannung,  ohne  Leben:  es  gibt  keine  Szene  in 
diesem  Werk,  die  uns  tiefer  paekt,  die  seelische  Saiten  in  uns  zum  Klingen  bringt, 
oder  gar  zum  Erlebnis  wird.  Sehr  bezeichnend  scheint  mir  der  Umstand  zu  sein, 
daB  Cilea  jedem  kraftigen  Rezitativ  aus  dem  Wege  geht,  daB  er  es  verschmaht  oder  sich 
(cheat,  ein  kiihnes  Al  fresco  hinzuwerfen.  die  Linien  einer  dramatischen  Gestalt  mit 
fiicherem  Griff  festzulegen.  Er  sieht  seine  Menschen  hnmer  vom  Standpunkt  des 
I*yriker8,  nicht  des  Dramatikers.  Darum  fehlen  seinen  Gestalten  die  unterscheidenden 
Merkmale;  seine  Musik  klebt  dort,  wo  sie  nicht  klingendes  Gefiihl  ist,  an  koloristi- 
schen  Dingen  und  kommt  Uber  die  'auBere  Stimmungsmalerei  und  die  AuBen-Charak- 
teri8tik  nicht  hinaus;  jedenfalls  wird  sie  nie  Lmen-Charakteristik.  Das  ist  sebr  zd 
bedauem.  Denn  das  geistreiche  Qeflecht  seiner  Musik,  die  auBerordentlich  feine  In- 
strumentation mit  ihren  gebrochenen  Farben  und  schwermtttigen  Kl'angen,  mit  alien  deii 
Zeichen  einer  hohen  Kultur,  weist  auf  einen  Kunstler  edelster  Art  hin  und  reiht  sein 
Ull    T.  Di^edby^CTOIgl€ 


136  Musikberichte. 

Werk  unter  die  feinsten  Kunstleistungen  der  jungen  italienischen  Schule  ein,  trotzdem 
Cilea  als  Melodiker  nicht  zu  den  grofien  Erhndern  gehort.  Urn  die  Auffiihrung  der 
neuen  Oper  erwarben  sich  neben  Kapellmeister  Gille  die  Damen  Claus-Frankel  und 
Beuer,  sowie  die  Herren  Pennarini  und  Dawison  Verdienste.  Von  weiteren  »Taten< 
unseres  Stadttheaters  ware  nocb  die  schone  und  stimmungsvolle  Auffiihrung  der  neu 
einstudierten  posthumen  Oper  Offenbach's:  >Hoffmann's  Erz'ahlungen*  zu  er- 
wahnen,  der  Kapellmeister  Gustav  Brecher  einen  blendenden  Schliff  gegeben. 

Das  Hamburgische  Konzertleben  steht  jetzt  in  voller  Bliite:  groCe  Orchester- 
Konzerte,  Solisten-Abende,  Kammermusik,  Chorauffuhrungen  drangen  sich.  Da6  die 
Solisten,  die  bei  uns  Klavier-  und  Liederabende  usw.  veranstalten,  nicht  notwendiger- 
weise  vor  leeren  B'anken  spielen  mtissen,  daft  unter  besonderen  Umstanden  sogar  das 
Unwahrscheinliche  Ereignis  wird  und  die  Banke  fur  die  Zuhorer  nicht  ausreichen,  das 
hat  der  kleine  Wundergeiger  Franz  von  Vecsey  bewiesen,  dessen  3  Konzerte  —  sie 
fanden  im  Stadttheater  statt,  —  in  jeder  Beziehung  von  phanomenalen  Erfolg  gekront 
waren.  Das  Spiel  dieses  Knaben  entziindete  die  Hamburger  in  siidlicher  Begeisterung. 
Seine  Vortrage  waren  bewunderungswiirdig :  erstaunlichstes  Konnen,  spezifisches 
Geigengenie,  anmutiger  und  lebensvoller  Vortrag,  der  weit  iiber  das  Alter  des  Knaben 
hinaus  greift,  hoben  seine  Leistungen  auf  die  Hone  echter  Kunst.  Er  absorbierte  in 
solchem  MaCe  das  Interesse  der  Hamburgischen  Musikfreunde,  dafi  konzertierende 
Solisten  fur  die  nachsten  Wochen  kaum  auf  Publikum  rechnen  konnen.  Yon  »fahrenden 
Kiin8tlern«}  die  Hamburg  in  der  letzten  Zeit  berUhrt  haben,  nenne  ich  Alphonse 
Maurice,  der  ein  Fiillhorn  netter,  aber  dem  Salonton  kaum  entwachsener  Liederchen 
iiber  uns  ausschiittete.  Bedeutender  wirkten  schon  der  vortreff liche  Geiger  Waldemar 
Meyer  und  die  Pianistin  Elisabeth  Jeppe,  die  das  Wagnis  mit  gutem  Gelingen 
durchfuhrten,  samtliche  Klavier- Violin-Sonaten  Beethoven's  zu  Gehor  zu  bringen.  Ihnen 
folgte  Anton  Foerster  mit  einem  sehr  gehaltvollen  BUavierabend,  in  dem  sich  Foerster 
als  gl'anzender  Virtuose  und  fein  gebildeter  Musiker  bew'ahrte.  Auch  das  >Bohmische 
Streichquartett*  kehrte  wieder  bei  uns  ein  und  erregte  mit  seinen  wundervollen 
Vortragen  und  der  beispiellosen  Vollkommenheit  und  Einheit  seines  Quartettspiels 
Enthusiasmus,  Aber  auch  der  heimische  >Kammermusikverein«  regte  sich  in 
seiner  jungen  und  frischen  Kraft  und  gab,  mit  den  Herrn  Konzertmeister  Zajic  und 
Professor  Richard  Barth  an  der  Spitze  seiner  Quartettgruppen,.sehr  beachtenswerte 
Beweise  kiinstlerischen  Wollens  und  Konnens.  Im  >grofien  Konzerte  teilten  sich  die 
Herren  Professor  Arthur  Nikisch  (mit  den  Berliner  Philharmonikern),  Max  Fied- 
ler und  Professor  R  Barth  (dieser  mit  der  Hamburger  Philharmonic)  in  die  sym- 
phonische  Kulturarbeit.  Arthur  Nikisch  fuhrte  unter  anderem  in  genialster  und  un- 
ubertreflFlicher  Wiedergabe  Anton  Bruckner's  >Neunte  Symphonic «  auf,  Fiedler 
widmete  dem  Andenken  Tschaikowsky's  (zu  dessen  zehnjahrigem  Todestag)  ein 
ganzes  Konzert  mit  der  pathetischen  Symphonie  als  Hauptwerk,  von  der  man  denn 
auch  einen  tieferen  Eindruck  empfing,  wahrend  man  im  ubrigen  zu  der  tJberzeugung 
kam,  daC  mit  ganzen  Tschaikowsky-Konzerten  die  schwankende  Linie  im  Schaffen 
dieses  Meisters  selbst  dem  unbefangenen  Zuhorer  allzu  deutlich  gemacht  wird.  Pro- 
fessor Barth  fuhrte  als  ziemlich  iiberflUssige  Novitat  die  F-moll-Symphonie  von  Richard 
StrauB,  ein  stark  eklektisches  Werk,  auf.  Nicht  unerwahnt  bleibe  schlieGlich  der  ver- 
dienstvolle  Caecilienverein,  der  unter  der  Leitung  des  Herrn  Professors  Spengel 
in  seinem  ersten  Chorkonzert  wertvollen  Chorsatzen  von  H.  Wolf.  Brahms,  Thuille  usw. 
seine  erfreuliche  Propaganda  angedeihen  lieC.  F.  Pf. 

Heidelberg.  Nach  unserem  glanzend  verlaufenen  Eeformmusikfest,  iiber  dessen 
kiin8tlerische  Bedeutung  an  anderer  Stelle  dieses  Heftes  berichtet  wird,  muBte  natiir- 
licherweise  eine  Musikmiidigkeit  eintreten,  und  so  setzte  diesmal  unsere  Konzertaaison 
etwas  sp'ater  als  sonst  ein.  Das  musikalische  Ereignis  der  letzten  Wochen  war  das 
1.  Abonnements-Konzert  des  Bachvereins  zur  Priifung  und  IJbernahme  der  neuen 
elektro-pneumatischen  Orgel  in  der  Stadthalle,  gegeben  von  Professor  Wolfrum, 
der,  kaum  erholt  von  den  Strapazen  des  Musikfestes.  uns  wieder  einmal  Gelegenheit 
gab,  seine  bedeutende  Meisterschaft  auf  der  Orgel  zu  bewundern.  Uber  die  nene 
Orgel,  von  Voit  &  Sohne   Durlach)  nach   Wolfrum's  Angaben   und  Verbesserungs- 

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Musikberichte.  137 

vorschlagen   erbaut,   horen  wir  am  beaten  Wolfrum  selbst:   >Das  Werk  erflillt  zum, 
ersten  Male  Bedingungen  und  Wunsche,  die  die  Orgel  erst  eigentlich  in  Reih'  und 
Glied  des  groPen  Chor-  und  Orchesterapparates  stellen.    Durch  Anwendong  der  elek- 
trischen  Leitung  von   den  Tasten   bis  zum  Pfeifenkorper  bezw.  Orgel- 
gehause  ist  es  ermoglicht,  den  auf  Rollen  laufenden  Spieltisch  (die  Klaviatur 
in  beliebiger  Entfernung  von  der  eigentlichen  Orgel  aufzustellen;  die  Ansprache  der 
Pfeifen  erfolgt  ebenso  rasch,  wie  bei  dem  Telegraphen  die  Wiedergabe  der  Zeichen; 
L&ufe,  Triller,  Arpeggien  kommen  da  ebenso  klar  and  sicher  heraus,  als  wenn  der 
Spieltisch  direkt  an  die  Orgel  angebaut  ware.  —  Auf  diese  Weise  kann  der  Orgel- 
spieler  aber  auch  erst  die  Wirkung  seiner  Registrierung  'Tonstarke  und  Tonfarben- 
gebung)  kontrollieren;  denn  wenn  er  an  oder  gar  in  der  Orgel  sitzt,  ist  er  oft  im  Un- 
klaren,  wie  die  Orgel  im  Konzertraum  oder  in  der  Kirche  klingt.    Er  weiB  nicht 
immer,  ob  er  einen  Sanger  in  der  richtigen  Tonstarke  begleitet,  ganz  abgesehen  da- 
von,  dafi,  wenn  der  Solist  beim  mitbegleitenden  Orchester,  also  weiter  entfernt,  stehen 
muB,  das  Musizieren  nie  zusammengeht,  weahalb  man  sich  in  manchen  Konzertsalen 
so  half,  daB  man  zur  Begleitang  der  Solostticke  eigens  noch  eine  kleine  tragbare 
Orgel   oder  ein  Harmonium   ins  Orchester   stellte.    Diese  neue  Art  >Traktur<  der 
Stadthallenorgel  ermoglicht  es,  alle  ihre  vielen  Farben  dem  kompliziertesten  Orchester- 
Apparat  einzumischen.    Die  Orgel  gestattet  ferner,   den  Ton  crescendo-  und  decre- 
scendo-ahnlich   zu   modifizieren.    Alle  Pfeifen   sind  namlich  in  einem  nach  hinten, 
oben  und  seitlich  hermetisch  abgeschlossen  Gehause  untergebracht.    Nur  die  ganze 
vordere  Breitseite  des  Gehauses  kann  geoffnet  werden  und  zwar  vermittels  Jalousie- 
laden,  die  der  Spieler  durch  einen  Tritt   Schweller)  beherrscht.    Sind  die  Laden  ge- 
schlossen,  so  klingt  der  Ton  ;  auch  des  vollen  Werkes   schwaoh,  sind  sie  geoffnet,  sehr 
stark.    Durch  allmahliches  Offnen  und  SchlieBen  (mittels  FuBtrittes   erfolgt  ein  Cre- 
scendo und  Decrescendo  beim  vollen  Werk,  wie  beim  einzelnen  Register.*  —  Aus  dem 
Bestreben,  dem  mechanischen  Orgelinstrument  lebendige  Mannigfaltigkeit  und  Farben- 
reichtum  zu  geben,  gingen  die  erw'ahnten  Neuerungen  hervor,  und  dem  entsprechend 
war  auch  die  Registrierung  der  vorgetragenen  Werke,  die  im  Verein  mit  einer  ge- 
schickten   Handhabung  des  Schwellwerkes  eine  einzigartige,   bisher  kaum  erreichte 
orcheetrale  Wirkung  erzielte.    Mit  sieherster  Technik  und  feinstem  Stilgefuhl  fur  die 
verschiedenartigen  Werke  spielte  Wolfrum  Handel's  4.  Orgelkonzert  in  F-dur  in  eigener 
Bearbeitung  und   von  Mozart's   leider  wenig  bekannten  15  einsatzigen'  Sonaten  flir 
Orgel,  2  Yiolinen  und  BaB  die  3  von  Rheinberger  bearbeiteten  und  zu  einer  Sonate 
vereinigten,  entziickenden,  weltlich-heitere  Satzchen.  bei  deren  Registrierung  sehr  gluck- 
lich  der  helle  Silberklang   ohne  16  FuB)  der  Orgel  aus  Mozart's  Zeit  getroffen  wurde. 
Der  Spieltisch  war,  dem  Publikum  sichtbar,  iiber  dem  versenkten,  hinter  der  Schall- 
wand   begleitenden  Orchester  aufgestellt;   bei  Handel  und  Mozart  wurde  die  Saal- 
beleuchtung  abgedampfb.    Wunderbar  klangen,  bei  vollstandig  verdunkeltem  Saal,  die 
beiden  letzten  der  nachgelassenen  Choralvorspiele  von  Brahms  und  Bach's  tief  ergreifen- 
des,  verklartes  Sterbelied:   >Vor  deinen  Thron  tret  ich  hin  mit.«    Mit  Liszt's  gewal- 
tigem,  des  Themas  wurdigea  Praludium  und  Fuge  iiber  B-a-c-h  schloB  der  Abend, 
bei   dem  wir  auBerdem  Agnes  Leydhecker  aus   Berlin   als   vornehm   und   acht 
empfindende,    jedem   Effekt    abholde   Altistin   mit   schonem    Stimmmaterial    kennen 
lernten.  —  Von  groBeren  Yeranstaltungen  ist  noch  zu  erwahnen  das  erste  der  von 
Direktor  Radig  geleiteten  popularen  Symphoniekonzerte  (B-dur  Symphonie  von  Schu- 
mann'   mit    Else   Ruegger    Cello;,    und   der   Schubert-Kammermusikabend   Direktor 
Seelig's  und  des  Heermannquartetts.    Unter  den  konzertierenden  Solisten,  die  uns  in 
diesem  Winter  in  beangstigender  Unzahl  heimsuchen,  boten  bemerkenswertes  Dr.  A. 
Hollenberg  (Bariton),  LiUi  Hafgren  und  Forchhammer,  wahrend  Th.  Bertram 
auf  dem  Konzertpodium  schwer  enttauschte  durch  einen  nach  grobenfEffekten  haschen- 
den,  jedes  tieferen  Verstandnisses  entbehrenden  Liedvortrag.    In  der  Hollander- Arie 
bot  er  Besseres,    um  aber   in  alter  Manier  mit   ph'anomenaler  Stimme  zu  glanzen, 
dazu  sollten  einem  taktvollen  Kiinstler  Wagner,  zumal  im  groBem  Konzertsaal  mit  Kla- 
vier  !   begleitet,  denn  doch  etwas  zu  hoch  stehen.  Fr.  St. 

Kiln.    Wir  batten  in  letzter  Zeit  zwei  Novitaten,  eine  Urnovitat  und  eine,  die 


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18$  Musikberichte. 

fastr  eine  eolche  war,  die  erste  auf  der  Biihne,  die  andere  im  Konzertsaal,  beide  von 
zwei  Faat-Miinchener  Komponisten.  Zuerst  ging  Pottgiefier's  Oper  >Heimkehr« 
tiber  die  Bretter  unseres  Neuen  Stadttheaters,  dann  erlebten  wir  im  Gurzenich  >das 
Neue  Leben«,  nach  Dante's  Nuova  Vita  von  Wolf-Ferram.  Das  PottgieBer'sche 
Werk  vennochte  es  nicht  uber  einen  Achtungserfolg  zu  bringen.  Trotz  unleugbaren 
mnsikalischen  nnd  Theater-Talents  ist  das  Ganze  noch  zu  wenig  gereift  and  namentlich 
auch  in  den  Theaterwirkungen  zu  wenig  »gerissen«  (etwas  von  dieser  Eigenschaft  ge- 
hort  nun  einmal  zu  jedera  Werk,  das  sich  ein  wenig  auf  der  Biihne  einburgern  will: 
man  mochte  diese  Eigenschaft  geistigen  oder  latenten  Kothurnschritt  nennen .  als  da6 
es  einen  groBen  und  auch  einen  dem  Werte  des  Werkes  angemessenen  Eindruck 
hervorgebracht  hatte.  Das  hochwohllobliche  Publikum  und  eine  ihm*nachempnndende 
Majoritatspresse  machte  Glossen,  das  t  wird  bis  zum  Ende  der  Welt  so  bleiben.  Dem 
gegeniiber  muB  doch  festgestellt  werden,  daC  die  Oper,  deren  Text  ebenfalls  von 
PottgieBer  herstammt,  trotz  unleugbarer  Fehler  ebenso  unleugbare  Vorziige  aufweist 
Die  Handlung  ist  in  Kiirze  folgende.  Die  westfalische  Dorfschone  Christine  ist  mit 
Freiheitskampfer  Franz  verlobt,  halt  sich  aber  ihres  Wortes  fur  ledig,  als  das  Gericht 
den  Tod  des  verschollenen  Franz  verkundigt  und  heiratet  den  begiiterten  Heinrich. 
Gerade  am  Hochzeitstage  kehrt  aber  Frariz,  der  fern  der  Heimat  in  franzosischer 
Gefangenschaft  schmachtete,  zuriick.  Seine  Sehnsucht,  die  Geliebte  wiederzusehen. 
ist  so  unbezwinglich,  da  13  er,  um  den  Ehemann  zu  entfernen,  zu  dem  allerdings  ver- 
werflichen  Mittel  greift,  dessen  Scheune  in  Brand  zu  stecken.  Als  er  mit  Christine 
die  Flucht  ergreifen  will,  tritt  ihm  der  Ehemann  in  den  Weg.  Im  Verlauf  der  sich 
ankniipfenden  Auseinandersetzung  gewinnt  dieser  die  Uberzeugung,  da6  seine  Frau 
immer  noch  an  dem  Nebenbuhler  hangt  und  gibt  ihr  freie  Bahn.  Sie  jedoch  verzichtet 
dar&uf,  und  wirft  sich  reumiitig  ihrem  Manne  zu  Fttfien,  wird  aber  im  selben  Augen- 
blick  von  einem  Herzschlag  ereilt.  Franz,  um  sein  Verbrechen  zu  siibnen,  wirft  sich 
in  die  Flammen,  die  er  entzundet  hat.  Der  Kardinalfehler  des  Textes  besteht  in  der 
Figur  des  Franz,  dessen  Aufdringlichkeit  zuerst,  dessen  Verbrechen  am  SchluB  ihm 
die  Sympathien  der  Zuschauer  entzieht,  so  schon  er  auch  Tenor  singt.  Nun  kam  in 
Koln  noch  die  Verzeichnung  derRolle  durch  Herrn  Bucar  binzu,  der,  statt  sie  mann- 
lich  brutal  aufzufassen,  sie  verweichelte  und  versentimentalisierte.  Christine  wirkte  in 
der  Darstellung  der  Frau  Felser  sogar  sehr  poetisch,  Heinrich  in  der  des  Herrn  Bi- 
schoff  recht  markant  und  mannlich.  Der  erste  Akt  briugt  ein  anziehendes  Treiben 
auf  einer  westfalischen  Hochzeit,  der  zweite  deckt  die  Herzensgeheimnisse  Christinens 
und  Franzens  sehr  anziehend  auf.  Die  Musik  ist  namentlich  in  der  Zeichnung  der 
Volksszenen  sehr  glucklich,  mehr  noch  in  der  Erfindung,  als  in  der  Ausgestaltung  und 
Instrumentation.  Sehr  interessant  in  den  Motiven  und  im  Ausspinnen  der  Stimmungen 
ist  der  zweite  Akt,  der  bei  einer  geschickteren  Textbehandlung  sicher  vortrefflich  ge- 
wirkt  hatte.  Im  Gegensatz  zu  dem  aufstrebenden  PottgieBer  tritt  uns  in  Wolf-Ferrari, 
trotz  seiner  27  Jahre,  schon  ein  zielbewuBter  junger  Meister  entgegen.  Er  weiB  doch 
von  A  bis  Z  den  atherisch  erhabenen  Grundton  der  Dichtung  aufrecht  zu  halten  und 
den  Zuhorer  mit  Weisen  und  Klangen  zu  bannen.  Beim  naheren  Hinborchen  nimmt 
man  allerdings  wahr,  daB  diese  Wirkung  nochmehr  durch  die  auBerst  geschickte  Aus- 
nutzung  der  Klangmittel  als  durch  eine  Genialitat  der  Erfindung  und  durch  eine  dem 
Inhalt  ganz  genau  angepaBte  Formgestaltung  zu  verdanken  ist.  Wolf-Ferrari  bedarf 
einer  von  Weihe  und  Stimmungsernst  durchtrankten  Auffuhrung  und  eines  vorziig- 
lichen  Chor-  und  Orchestermaterials.  Bei  einer  solchen  Voraussetzung  wird  sich 
uberall  ein  tiefer  Eindruck  einstellen,  das  zeigte  die  Kolner  Auffuhrung  unter  Stein- 
bach  und  die  Aachener  untCr  Schwickerath,  die  beide  sich  der  vorziiglichen  Mit- 
wirkung  Scheidemantel's  erfreuten.  Diese  Wirkung  stellt  sich  unfehlbar  ein,  soviel 
man  auch  gegen  die  mangelnde  Einheitlichkeit  des  Stils,  gegen  die  Mischung  von 
ChorBatzen,  Sonetten»  die  zuweilen  armliche  Hineinziehung  des  Klaviers  als  Orchester- 
ablosung,  die  bald  Bachisch-Beethoven'sche,  bald  modern  italienische  Ausdrucksweise 
einwenden  mag.  Es  reckt  sich  doch  aus  dem  Ganzen  eine  ungewohnliche  Person- 
lichkeit  hervor.  die  noch  viel  von  sich  reden  machen  wird.  0.  N.  .* 

Kopenbagen.    Die  Konigliche  Oper  hat  bisher  nur  eine  Novitat  zu  notieren  und 


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Musikberichte.  139 

zwar  eine  ganz  kleine:  eirien  Einakter  von  Aug*  Enna,  Die  Erbsenprihzessin. 
Die  kleine  Oper  hatte  kein  groQes  Gliick.  Sie  ist  wirklich  auch  kein  bedeutendee  Werk, 
namentlich  von  zu  geringem  Stilgefuhl  getragen:  Rokokomotive  sind  mit  moderner 
sentimentaler)  Ausdrucksweise,  OpernBtil  mit  Farcen-Ideen  gemischt. 

Nachher  stand  die  Oper  im  Zeichen  des  Herrn  Wilh.  Her  old.  Dieser  an  und 
fur  sich  bedentende  Tenoreauger  und  Schauspieler  gehflrt  nicht  mehr  fest  zunnserem 
Ensemble.  Er  gastiert  bier  nur  im  Herbst,  urn  nachher  anderswo  aufzutreten.-.  Dafi 
solches  fur  die  Kasse  gunstiger  ist  als  fur  die  Kunst ,  bedarf  keines  Nacbweisee.  In 
diesen  vielen  Wdchen  hat  Herr  Hefold  nur  »seine  Glanzrollen  {m  Carmen,  Faust, 
Bajazzi,  Lohengrin,  Horneinan's  Aladdin  usw.)  wiederholt;  neues  hat  weder  er, 
noch  die  Oper  uberhaupt  in  dieser  Zeit  gebracht.  Ein  begeistertes  Publikum  ist  Herrn 
Herold  bis  zu  seinem  Abschiedsauftreten  treu  geblieben. 

Im  Konzerteaal  herrscht  viel  Leben  —  jedoch  meistens  durch  fremde,  Gaste  ver- 
ureacht.  Im  Ganzen  konnen  diese  wohl  mit  ihren  BesUchen  zufrieden  -gewesen  sein. 
Jedenfails  wird  dies  von  Willy  Burmester  —  dessen  »Hodeholmarch«  auch  hier 
viel  Aufmerksamkeit  erweckte  —  Teresa  Carre fi a,  Hugo  Becker,  Sarasate, 
Jacques  Thibaud  und  John  Forsell  gelten;  w'ahrend  Fraulein  Walla  Hansen 
Norwegerin,  in  Wien  weilend)  und  Baron  von  Wolzog en  (mit  seinem  an  und  fur 
ach  gar  nicht  uninteressanten ,  bloB  nicht  in  den  JLonzertsaal  passenden  Uberbrettl) 
vielleicht  mit  einem  traurigen  Eindrucke  abgereist  sind.  —  Einheimische  Konzerte  gab 
die  Konigiiche  Kapelle,  die  u.  a.  eine  neue  Ouvertiire  Helos  von  Carl  Nielsen 
vorfuhrte. .  lch  konnte  der  Auffuhrung  nicht  beiwohnen.  Stimmen  aus  der  Kritik  und 
dera  Publikum  sagen  mir  aber,  dafi  das  Werk  zwar  gefiel,  aber  zu  den  bedeutendsten 
Arbeiten  des  Komponisten  nicht  gehort.  —  Herr  Wolfgang  Nansen  fShrte  (inseinen 
Philharmonischen  Soirecn)  ein  alteres  Klavier-Trio  —  ein  schones,  stimmungsyolles, 
mit  dem  Volksliedertone  verwandtes  Werk  —  von  Gustav  Hfclsted  auf,  nachher 
eine  recht  >diinne<  Cellosonate  von  Hoeberg  und  das  gefallige  Quintett  von  Otto 
Mailing.  —  Auch  der  Musi kver ein  (Neruda)  brachte  ein  leicht  verdaulichea  Kon- 
zert:  eine  ahere  Symphonic  (»Herbst«)  von  Lange-Miiller  (poetisch,  aber  etwas 
locker  aufgebant  und  schwerfallig)  und  Mendelssohn1  sWalpurgisnacht,  welches 
alteWerk  bessere  Solisten  und  mehr  Rom  an tik  in  der  Ausfiihrung  wohl  verdierit  Ifatte. 

W.  B. 

Krakftft.  In  letzter  Zeit  hat  sich  hier  Herr  Robert  Poselt,  der  bekannte Violin- 
virtuose  und  der  ehemalige  Lehrer  am  Parreer  Conservatoire,  niedergelassen.'  Er  spielte 
einige  Male  offentlich  (auch  die  liebliche  Violinsonate  von  Emil  Sjogren)  und  gefiel 
sehr.  Alfred  Griinf eld  wurde  auch  bewundert  wegen  der  Leichtheit  und  Zartheit 
seines  Anschlags.  Biemann's  und  LeschetitzkyV  Schuler  IgnazFriedmann-  errang 
BeifaH  mit  seinem  Klavierspiel,  wenn  auch  seine  Auffassung  nicht  ganz  eiriwandfrei  war. 

•        .  '   A,C.  . 

Leipzig.  Wenn  nieht  von  auBerbalb  zu  unserer  Beruhigung  fortgesetzt:  Nach- 
richten  eintr'afen,  daB  in  der  Welt  noch  begabte  Komponisten  existieren,  welche  -den 
Mat  haben,  ernste  und  bedeutsame  Musik  nicht  nur  zu  schreiben  eondern'auch  auf- 
zofuhren,,  wurde  man  bei  uns  an  ein  Stagnieren  deutscben  Tonschaffens  •  glauben 
miissen.  Die  Programme  unserer  groBen  Orchfcsterkonzerte  tragen  nach  wie  vor  kon- 
ventionelles  Geprage.  Keins  von  all  den  Instituten  schlupft  aus  der  alten,  gewohnten 
Haut  Novitaten  sind  rar,  wertvolle  Novitaten  noch  rarer.  Der  Griff,  den  das  Ge- 
wandhaus  nach  Boehe's  symphonischem  Orchestergedicht  »Aus  Odysseus1  Fahrten« 
getan,  sei  verziehen;  das  talentvoll  geschriebene  Werk  mit  seinen  hubschen- instru- 
mentalen  Effekten  reprasentiert.  trotz  alien  Respekts  vor  dem  Konnen  des  Autors, 
doch  schwerlich  die  Hohe  deutscher  Tonkunst  der  Zeit.  *  Hugo  Wolf's  »Pehthesileat- 
Schopfung,  der  das  Winderstein-Orcbester  einen  Premieren-Erfolg  sicherte,  bleibt 
neben  Karl  Gieitz's  farbenreichem  Orchestergemalde  >Fata  morgana «  die  einzige, 
tmbeatritten  bedeutsame  Novitat.  Im  Ubrigen  hort:  man  die  beliebte  D-dur-  und  Ox- 
ford-Symphonie  Haydn's  mit  demselben  innigen  Behagen  immer  und  immerwieder, 
ZaaberflSten-  und  Oberon-Ouvertiire  w'ahrend  vier  Wochen  sogar  zweimal. .  Beethoven 
bat,  das  laBt  man  sich  gefallen,  mit  der  dreimaligen  Auffuhrung  der  A-dur-Symphonii 


i§k 


140  Musikberichte. 

innerhalb  sieben  Wochen  das  prae.  Neben  Mendelssohn's  unvermeidlicher  »schot- 
tischer«  tauchte  erfreulicherweise  im  funften  Gewandhauskonsert  einmal  Volkmann's 
B-dur-Symphonie  auf;  Mozart's  G-moll-Symphonie  war  im  sechsten  Gewandhaus- 
konzert  —  nur  durch  Weber's,  von  Fraulein  Edith  Walker  prachtig  gesnngene  Ozean- 
arie  getrennt  —  Nachbar  der  Grieg'schen  Peer-Gynt-Suite,  w'dhrend  im  vierten  Bach's 
H-moll-Suite  mit  Soloflote  unmittelbar  Brahms'  > Rhapsodic*  for  Altsolo  (Fran  Scho- 
raann-Heink)  im  Gefolge  hatte.  In  den  »Neuen  Abonnementskonzerten«  fuhrte  Max 
Fiedler  aus  Hamburg  Tschaikowsky's  >Path6tiquec  und  Strang'  »Tod  und  Verklarungc 
ale  Paradepferde  vor,  Weingartner  drei  klassische  Ouvertiiren  und  Brahms'  D-dur- 
Symphonie.  Wie  man  sieht,  lauter  Treffliches  und  >Ewig-schones«,  was  freilich  schon 
vor  20  beziehungsweise  40  Jahren  auf  den  Programmen  stand!  —  Mit  Kammermusik 
trat  bisher  nur  das  Gewandhaus-Quartett  mit  einem  klassischen  und  einem  Brahms- 
Programm,  das  bohmische  Streichquartett  mit  einer  Smetana-Nummer  (Klaviertrio  mit 
Fraulein  Martha  Remmert  am  Flugel)  heraus. 

Unter  den  Solisten  ragte  manche  junge  Kraft  hervor,  zum  Beispiel  die  tempe- 
ramentvolle  Pianistin  Jolanda  Mero  und  ihre  technisch  hoehveranlagte  Kollegin  Alice 
Ripper,  die  begabte  Elena  Gerhardt,  deren  Gesange  Nikisch  begleitete,  Antonia  Beel 
und  Gertrude  Lucky,  die  beide  in  Spezialfachern  gesanglich  Gutes  leisten.  Auch  der 
Xnabe  Yecsey  liefi  sein  vielversprechendes  Geigenspiel  horen.  Die  "altere  Kiins tier- 
generation  vertraten  Alfred  Reisenauer  und  Reimund  von  Zur-Miihlen  glanzend,  auch 
Camilla  Landi  kam  und  ersang  sich  Erfolge.  Wenn  ich  noch  den  ersten,  vortrefflich 
verlaufenen  Orgelabend  Karl  Straube's  mit  seltenen  Werken  von  Meistern  aus  dem 
17.  und  18.  Jahrhundert  erwahne,  so  sind  damit  die  letzten  Ereignisse  unseres  Musik- 
lebens  skizziert  A.  Sch. 

Lemberg.  Eine  great  attraction  der  jetzigen  Musik-Saison  war  die  Auffuhrung 
der  >Walkure<  unter  der  Leitung  des  neuen  Opernkapellmeisters  Brunetto.  Die 
Wagner'sche  Schopfung  wurde  in  polnischer  Sprache  gesungen.  Es  gibt  zwei  Uber- 
setzungen:  die  eine  von  dem  jungen  Dichter  Mia  now  ski  (ein  Meisterstuck  der  Uber- 
setzung)  und  die  andere  von  dem  bekannten  Tenoristen  Alexander  von  Bandrowski. 
der  auch  als  Siegmund  an  der  Auffuhrung  teilnahm.  —  In  dem  Philharmonie-Gebaude 
traten  verschiedene  Sangerinnen  (auch  Frau  Knupfer-Egli)  und  Alfred  G run f eld 
auf.  Das  Philharmonie-Orchester  unter  C elan  sky  befindet  sich  auf  einer  Konzert- 
reise  in  Rutland.  An  dessen  Stelle  spielen  die  Militar-Orchester  unter  ihren  Kapell- 
meistern.  Die  Frage  nach  dem  >Wasc  und  >Wie<  soil  dabei  lieber  ubergangen  werden. 

A.  a 

London.  —  Since  the  close  of  the  Summer  Season  so-called  (IV,  687)  we  have 
had  a  Moody-Manners  season  of  Opera  sung  in  English  (IV,  9,  71)  at  Covent  Garden, 
and  the  autumn  "Promenade"  concerts  (ifi,  493)  under  Henry  J.  Wood  (IV,  79)  at 
Queen's  Hall.  The  London  Winter  Season  is  at  present  in  full  swing,  with  its  various 
features  of  Queen's  Hall  Symphony  Concerts,  Richter  Orchestral  Concerts  (new  manage- 
ment with  the  Manchester  "Halle"  orchestra],  Broadwood  Chamber  Concerts  (IV,  214, 
549),  Saturday  and  Monday  "Popular"  Concerts  (new  management  by  Joh.  Kruse,  see 
IV,  553),  and  innumerable  occasional  concerts.  These  by  another  writer.  —  The 
Moody  Manners  Opera  Season  ran  from  24th  August  for  6  weeks.  The  sopranos  con- 
tained Mmes.  Alice  Esty,  Z61ie  de  Lussan,  Blanche  Marchesi,  and  Fanny  Moody;  the 
last-named  sustaining  the  chief  honours  with  her  evergreen  appearance  and  vocal  art 
The  contraltos  contained  Mmes.  Enriqueta  Crichton,  Teify  Davies,  Seiter,  and  Lilia 
Stanley.  The  tenors  Messrs.  Arens,  Mc  Lennan,  0'  Mara.  The  baritones  and  basses 
Messrs.  Devers,  Magrath,  Manners.  The  stage  management  was  splendid,  and  the 
chorus  the  best  grand-opera  chorus  yet  heard  in  London.  There  was  the  usual 
repertoire;  and  in  particular  "Siegfried",  in  which  Louis  Arens  distinguished  himself. 
Colin  Mc  Alpin's  new  grand  opera  "The  Cross  and  the  Crescent"  obtained  the  Moody 
Manners  prize  of  £  250,  and  was  performed  on  the  22nd  September.  The  libretto 
is  founded  on  Francois  Coppee's  "Pour  la  Couronne"  (Paris  1895),  performed  as  an 
English  play  by  Forbes  Robertson  at  the  Lyceum  in  1896.  The  composer  was  trained 
at  the  Royal  College  of  Music,  and  is  now  organist  of  a  Presbyterian  church  in  the 


Musikberichte.  141 

suburbs.  It  must  be  frankly  said  that  he  seems  quite  ignorant  of  the  art  of  accom- 
paniment, the  voices  struggling  incessantly  against  an  endless  thick  surging  of  the 
orchestra.  However  the  music  shows  ample  invention,  and  in  matters  of  powerful  rich 
ensemble  is  really  very  striking.  There  is  abundant  and  good  material,  if  he  knew 
how  to  present  it.  —  The  "Promenades"  ran  from  22nd  August  to  23rd  October,  and 
would  have  gone  longer,  if  the  Hall  had  been  available.  In  this  magnificent  series  of 
daily  concerts  (orchestral,  with  vocal  solos  interspersed  and  generally  to  orchestral 
accompaniment)  there  is  no  actual  promenading,  but  in  the  pit  the  audience  stand. 
Space  fails  to  do  more  than  record  the  principal  pieces  performed  other  than  well 
known  classics.  Those  in  the  first  section  are  continental  introductions,  and  the  * 
shows  first  time  in  England.  Those  in  the  second  section  are  British  works  now  first 
performed  (except  for  one  or  two  done  in  the  provinces).  Wallace  (I,  20)  is  aged  43. 
Bantock  (HI,  130,  362;  IV,  26,  32,  123,  496,  4%;  and  biography  at  IV,  372,  409)  is 
aged  35.  All  the  others  are  very  young  men.  The  style  leans  almost  exclusively  to 
the  symphonic-poem  order. 

(A).  —  *Aren8ky,  new  P.  F.  concerto;  Bruch,  Scottish  Fantasia,  Violin; 
Bruckner,  7th  Symphony  in  E;  *  Handel,  Concerto  in  F  for  2  wind  orchestras 
and  strings;  *d,Indy,  entracte  "L'Etranger";  *Lenormand,  new  P.  F.  concerto 
in  F  minor;  *Mahler2  1st  Symphony  in  D;  *Nesvera,  ov.  "Waldesluft" ;  *Raff, 
V.  cello  concerto;  *  Rim  sky -Korsakoff,  ttNuit  sur  le  Mont  Triglav",  Act  HE  of 
Opera-Ballet  "Mlada",  and  (3jf  minor  P.  F.  concerto;  *Schillings,  Fiddler's  song 
-Lust  and  Lied"  from  Pfeifertag;  *  Sibelius,  1st  Symphony  in  E  minor;  *8traesser, 
V.  cello  concerto;  Rich.  Strauss,  Aus  Italien,  Don  Juan  (4  times).  Helden- 
leben  (3  times),  Tod  und  Verklarung  (4  times);  *Suk,  Suite  uEin  Marchen"; 
'Wagner,  ArindaPs  "Halloh!  Lasst  alle  Hunde  los!"  from  Die  Feen;  *Wolf- 
-  Ferrari,  Kammersymphonie  Zwintscher,  A  minor  P.  F.  concerto.  —  (B).  — 
Edgar  L.  Bain  ton,  symphonic  poem  "Pompilia";  Granville  Bantock,  Suite 
.Russian  Scenes";  Ernest  Blake,  Introd.  to  an  Operatic  Poem,  *The  Bretwalde"; 
Rutland  Boughton,  symphonic  poem  „Into  the  Everlasting";  York  Bo  wen,  sym- 
phonic poem,  **The  Lament  of  Tasso";  Garnet  Wolseley  Cox,  Pastoral  Suite, 
"Eveline";  Harry  Farjeon.  P.  F.  concerto  in  D;  Cecil  Forsyth,  Viola  concerto; 
Nicholas  Gatty,  Concert- Allegro  P.  F.  and  orchestra;  Josef  Holbrooke,  P.  F.  Con- 
certo Dramatique;  W.  H.  Reed,  Suite Venitienne ;  Cyril  Scott,  Symphony;  William 
Wallace,  Suite  "Pelleas  and  Melisande".  G.  B. 

The  winter  musical  season  proper  of  London,  by  a  convention  which  has  lost  a 
good  deal  of  its  point  since  the  Promenade  Concerts  have  grown  so  much  in  artistio 
importance,  is  not  supposed  to  begin,  till  the  provincial  Festivals  are  over.  This  year 
the  stream  of  concerts  since  the  Birmingham  Festival  has  been  both  rapid  and  deep. 
There  have  been  on  an  average  over  30  concerts  every  week  since  the  middle 
of  October,  and  of  course  any  attempt  at  an  exhaustive  chronicle  is  out  of  the 
question. 

The  Saturday  and  Monday  Popular  Concerts,  now  under  the  direction  of  Johann 
Kruse  were  among  the  first  of  the  serial  concerts  to  begin.  The  energetic  Professor 
has  determined  to  restore  if  possible  the  palmy  days  of  the  "Pops",  and  has  arranged 
for  20  Monday  concerts  and  20  Saturday  concerts.  The  Kruse  Quartet,  which  now 
consists  of  Kruse  himself,  Haydn  Inwards,  Alfred  Hobday,  and  Percy  Such,  is  an 
extremely  well-balanced  organization  who  play  with  a  fine  tone  and  great  artistic  in- 
telligence. The  programmes  are  more  or  less  on  the  old  lines,  and  the  director  strives 
to  add  interest  to  them  by  the  engagement  of  foreign  artists  in  addition  to  resident 
musicians  of  distinction.  Among  those  who  have  already  appeared  may  be  mentioned 
de  Pachmann,  Ettore  Gandolfi  of  Turin  an  artistic  baritone,  Yvonne  Kerval  a  pro- 
mising soprano  from  the  Op£ra  Comique  of  Paris,  Frederick  Lamond,  Leonard  Borwick, 
and  the  Socilte*  des  Instruments  Anciens  from  Paris,  consisting  of  Dimmer  (clavicem- 
balo), Papin  (viola  da  gamba),  and  van  Waefelghem  (viola  d'amore),  who  have  played 
two  delightful  programmes  mainly  of  old  French  music,  —  Couperin,  Daquin,  Rameau, 
and  Gretry  being  chiefly  represented.  Great  success  was  also  won  by  Eva  Lessmann 
of  Berlin  in  two  of  the  concerts.  —  The  Broadwood  Chamber  Concerts  have  begun, 

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142  Musikberichte. 

and  introduced  a  very  creditable  new  -  string  quintett  by  H.  Balfour  Gardiner ;  and 
Henry  J.  Wood  and  his  wood- wind  quintett  (consisting  of  the  principals  of  the  various 
departments  from  the  Queen's  Hall  orchestra)  have  also  appeared.  —  The  public  taste 
for  Chamber  music  seems  for  the  moment  to  be  a  little  lukewarm,  for  the  attendances 
are  not  what  they  should  be.  But  on  the  other  hand  the  audiences  at  orchestral 
concerts  have  not  always  been  very  large  either;  Probably  the  concert-goer  requires 
some  rest  after  the  lavish  fare  he  has  enjoyed  at  the  Promenade  Concerts,  the  last 
dozen  or  so  of  which  drew  enormous  houses.  —  The  most  interesting  novelty  of  the 
last  week  of  the  Promenade  season  by  the  bye  was  without  doubt  the  First  Symphony 
of  Gustav  Mahler,  director  of  the  Vienna  opera.  Here > is  a  composer  with  a  new 
and  subtile  theory  as  to  programme  music,  which,  as  far  as  I  understand  it,  is  this, 
He  first  has  a  set  of  musical  ideas,  and  develops  them  as  was  done  by  composers 
before  programmes  were  invented.  Then  suddenly  some  external  event  or  inner  ex- 
perience comes  and  solves  for  him  the  riddle  of  the  hidden  origin  of  his  inspiration, 
or  reveals  to  him  the  programme  of  his  composition,  and  in  the  light  of  his  new 
knowledge  he  finishes  his  work.  The  music  in  other  words  is  incomplete  without  the 
experience,  the  experience  would  be  fruitless  without  the  music.  It  is  a  neat  theory. 
out  npt  without  danger;  for  it  might  easily  lead  to  tinkering  with  already  completed 
work  which  might  destroy  its  unity,  and  there  might  be  a  perceptible  line  of  division 
between  the  parts  completed  before  this  revelation  and  after  it.  Mahler's  significance 
can  be  measured  by  Londoners  only  by  the  vehemence  and  the  number  of  the  critical 
scoldings  he  receives  in  Germany,  where  his  works  are  getting  to  be  known,  and  by 
a  comparison  of  such  invectives  with  the  tremendous  enthusiasm  he  arouses  in  certain 
other  quarters.  One  may  take  it  for  granted  that  a  man  who  calls  forth  such  strong 
feelings  on  either  side  is  not  a  person  to  be  neglected  or  dismissed  with  a  sneer. 
Least  of  all  because  he  calls  his  work  a  symphony  should  it  be  judged  by  the.  stan- 
dards applicable  to  Beethoven,  or  even  Schumann.  It  is  rather  a  set  of  4  symphonic 
poems  with  some  connecting  thread  not  revealed  to  us.  The  themes  in  this  case  are 
mostly  of  a  very  popular  nature  and  of  a  Viennese  flavour  not  wholly  -free  from 
banality.  The  work  was  composed  in  the  early  eighties  apparently;  if  so,  Mahler 
discovered  how  to  treat  popular  tunes  symphonically  before  Humperdinck.  Altogether 
the  music  is  more  like  forcible  if  somewhat  uncouth  prose  than  poetry.  The. work 
was  very  well  received  by  the  Queen's  Hall  audience.  —  Some  charming  incidental 
dances  have  been  written  by  Percy  Pitt  for  the  production  of  "Richard  the  Second" 
at  His  Majesty's  Theatre.  They  prove  that  one  can  be  old  English  without  being 
^German",  —  if  such  a  play  on  words  is  permissible. 

For  want  of  space,  the  report  of  miscellaneous  concerts  down  to  20th  November 
must  be  given  with  the  next  report.  Alf.  K. 

Monchen.  Habemus  papam  —  Mottl  wird  Generalmusikdirektor,  und  das  ist 
namentlich  im  Interesse  der  Akademiekonzerte,  die  unter  Fischer's  und  Erdmanns- 
dorfer's  Interimsherrschaft  sehr  leiden,  nur  freudig  zu  begriiCen.  Immerhin  verdient 
Erdmannsdorfer's  Wiedergabe  der  »Ideale«  von  Liszt  Lob,  w'ahrend  er  Thuille's  »Ro- 
rnantische  Ouverture*  im  Tempo  stark  vergriff  Bei  Kaim  horten  wir  von  Neuheiten 
bis  jetzt  nur  Donahnyi's  D-moll-Symphonie ,  ein  noch  jugendlich-wildes  unausge- 
gohrenes  Werk  eines  immerhin  talentierten  Musikers,  und  Pfitzner's  stimmungsvolles 
Vorspiel  zum  3.  Akt  des  Ibsen'schen  »Fest  auf  Solhaug*.  Ein  Lisztabend  brachte 
Orpheus,  Mazeppa,  Es-dur-Klavierkonzert  und  Totentanzparaphrase,  letztere  beide 
unter  Mitwirkung  Reisenauer's, 

Stavenhagen's  erster moderner  Abend mit Bruckner's  gewal tiger neunter Sympho* 
nie,  Schillings'  »Hexenlied«  unter  Direktion  des  Komponisten  recitiert  von  Possart,  und 
StrauG'  verbliiffendem,  aber  melodisch  stark  banalem  Taillefer  brachten  diesem  neuen 
Unternehmen  einen  unerhorten  kUnstlerischen  und  auCeren  Erfolg*  Ein  Orchester- 
konzert  des  hier  lebenden  Spaniers  Jose  Lassalle  brachte  von  d'Indy  ein  Vorspiel 
zum  dritten  Akt  der  Oper  l'Etranger  sowie  die  Wallensteinsymphonie  und  von  Bordes 
eine  »Rapsodie  basque*.    Der  Erfolg  des  Abends. war  sehr  geteilt.    Mir  erschien  die 


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Musikberichte.  143 

Wallensteinsymphonie  als  das  relativ  bedeutendste  Werk,  wenn  sie  auch  deutschem 
Geschmack  wenig  entspricht. 

An  neuer  Kammermusik  horten  wir  Pfitzner'8  wundervolles  neues  Streichquartett 
in  D  gleich  zweimal  (von  Hosl  und  Genossen  sowie  Kilian  und  Genossen).  Von 
-Wolf-Ferrari  wurden  uns  eine  Violinsonate  .A^moll)  und  ein  Trio  (in  Fis-dur)  vor- 
gefuhrt  nnd  Beger  spielte  im  Verein  mit  Retticb  seine  neue  Violinsonate  Op.  72,  ein 
wenig  eingangliches  Werk,  sowie  eine  solche  von  F.  v.  Rath, .  die  sich  durch  vornehme 
Tonsprache  auszeichnet.  Per  Lieder-  und  KJavierabende  sind  unzahlige  —  wer  nennt 
die  Volker,  zablt  die  Namenl  — ,  jeden  Abend  durchschnittlich  zwei  bis  drei.  Er- 
wahnen  wir  nur  nocb  die  beiden  Hugo  Wolf-Abende  von  Dr.  FaiBt,  dem  bekannten 
Stattgarter  Freunde  des  Meisters;  namentlich  der  zweite  (mit  Orchester)  war  auBerst 
anregend.  Der  stets  ruhrige  Orchesterverein  bracbte  in  seinem  ersten  Konzert  wieder 
ein  musjkhistorisch  auBerst  interesrantes  Programm :  das  7.  Konzert  Op.  3  fiir  4  Vio- 
)inen  und  Streichorchester  von  Vivaldi,  eine  Ballet-Suite  von  Lully  (in  der  Bearbei- 
tung.MottTs;  und  Geaange  mit  Klavier  von  Cesti  und  Vivaldi.  E.  I. 

Paris.  A  Y Opera,  aucune  nouveaute*  n'a  encore  pris  place  au  repertoire  de  la  saison 
qui  .commence.  lies  premieres  representations  del/Etranger,  deM.  Vincent  d'Indy 
et  de  l'Enlevement  au  SSrail,  de  Mozart,  sont  annoncees  pour  le  4  d£cembre. 

A  V OpSra-Gomique,  depuis  la  Tosca,  il  n'y  a  guere  a  signaler  que  la  reprise  de 
"Werther,  avec  M.  Van  Dyck  dans  le  role  principal;  le  celebre  tenor  en  a  donne*  une 
interpretation  tout-a-foit  personnelle. 

Le  nouveau  Thedtre-Lyrique  de  la  Gaite\  apres  Herodiade,  a  donne*  une  oauvre 
nouvelle,  la  Flamenca,  drame  musical  en  quatre  actes  de  MM.  Henri  Cain,  Eugene 
et  Edouard  Adenis,  musique  de  M.  Lucien  Lambert ,  qui  n'a  eu  qu'un  petit  nombre 
de  representations.  L'action  se  passe  pendant  la  derniere  guerre  hispano-cubaine;  ce 
qui  a  fourni  au  musicien  1'occasion  de  mettre  en  oeuvre  un  certain  nombre  de  melodies 
originales,  —  avec  une  grande  habilete\  il  est  vrai,  —  tout  le  long  de  la  partition. 
(Test  la  le  principal  merite  de  la  Flamenca,  et  il  faut  avouer  qu'il  est  assez  mince. 

Le  21  novembre,  a  eu  lieu  cette  reprise  de  la  Juive,  que  MM.  Isola  avaient 
annoncee  pour  lew  ouverture.  L'oeuvre  de  Hale>y  n'avait  pas  paru  a  l'Opera  depuis 
dix  ans,  et  personne  d'ailleurs  ne  semblait  s'en  plaindre.  Le  public  parisien  a  fait, 
on  le  pense,  le  meilleur  accueil  a  cette  vieille  connaissance.  L'execution,  dirigee  par  le 
kapellmeister  Luigini,  est  excellente,  avec  Due  et  M>»«  Litvinne  comme  protagonistes. 

Aux  Concerts  du  Chdtelet,  M.  Colonne  ayant  traverse  TAtlantique  pour  quelques 
semaines,  M.  Gabriel,  qu'il  s'est  adjoint  recemment  comme  lieutenant,  a  pris  le  baton 
de  commandement.  Trois  concerts  ont  deja  £te  donnes  sous  sa  direction;  le  jeune 
maitre  a,  par  deux  fois,  fait  entendre  la  Symphonie  en  r£  mineur  de  Cesar  Franck 
;on  sait  que  M.  Pierne*  fut  l'eleve  du  genial  symphoniste).  Dans  cette  ceuvre  sublime, 
dont  toutes  les  parties. sont  egalement  admirables,  ou  Franck  se  revele  tout  entier, 
tendre,  mystique  et  puissant  tour  a  tour,  M.  Pierne"  a  montre  une  autorite  reelle  qu'jl 
n'eprouve  nullement  la  necessite"  de  faire  apparaitre  par  une  exuberance  de  gestes  que 
tant  d'autres  croient  indispensable.  M.  Pierne,  comme  chef  d'orchestre,  se  rapprocherait 
plutot  de  M.  Chevillard,  dont  il  a  la  aobriete  d'allures ;  nul  doute  que  dans  la  direc- 
tion de  symphonies  avec  choeurs,  il  ne  montre  une  maitrise  egale  a  celle  dont  il  vient 
de  faire  preuve  dans  la  direction  de  morceaux  purement  symphoniques.  M.  Pierne. a 
dirige  jusqu'ici:  les  ouvertures  du  Roi  Lear  et  des  Francs-Juges,  de  Berlioz,  la 
Pastorale  de  Beethoven,  la  suite  d'orchestre  de  G.  Faure*  pour  Pell 4a s  et  Meli- 
sande,  l'Apres-midi  d'un  faune,  cette  impressioniste  illustration  musicale  emte 
par  M.  Debussy,  pour  le  poeme  de  Mallarm£;  enfin  deux  nouveautes,  Stenka-Ra- 
zine,  de  Glazounow  et  un  Concerto  pour  violon  de  M.  Gernsheim. 

Stenka-Razine  est  un  de  ces  poemes  symphoniques  auxquels  la  musique,  russe 
disciple  de  Berlioz  et  de  Liszt,  nous  a  accoutumes.  Les  Steppes  de  l'Asie-Cen- 
trale,  Antar,  Sadko,  Thamar  en  sont  des  specimens  bien  connus  des  habitues 
de  MM.  Colonne  et  Chevillard.  Eleve  de  Rimski-Korsakoff.  M.  Glazounow  a.  com- 
pose" de  six  symphonies  et  s'est  exerce  dans  tous  les  domaines  de  la  musique  instru- 

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144  Musikberichte. 

men  tale;  le  poeme  symphonique,  fort  goute*  en  Russie,  devait  done  le  tenter  lui  aussi. 
II  y  a  reussi  si  nous  en  jugeons  d'apres  l'ceuvre  dont  voici  l'analyBe: 

«Le  Volga  immense  et  placide.  Pendant  de  longues  annees,  les  alentonrs  da  fleuve 
demenraient  paisibles,  lorsque  tout  a  coup  apparaft  le  terrible  ataman  Stenka-Razine 
qui,  a  la  tete  de  sa  horde  feroce,  se  mit  a  parcourir  le  Volga,  en  devastant  et  en 
pillant  les  villes  et  les  villages  situls  sur  ses  bords.  Son  bateau  e*tait  magnifiquement 
pare,  ses  voiles  en  soie,  ses  rames  dorees;  au  milieu  du  pavilion  en  drap  d'argent, 
reposait,  sur  des  tonneaux  remplis  d'or  et  d'argent  la  princesse  persane,  captive  de 
Stenka-Razine.  Un  jour,  cependant,  elle  devint  et,  s'adreasant  aux  camaradea  de  son 
maitre  elle  se  mit  a  leur  raconter  qu'elle  avait  eu  un  songe  qui  lui  avait  appris  que 
Stenka  serait  fusill£,  que  toute  sa  horde  serait  mise  au  cachot  et  qu'elle-meme  plrirait 
dans  les  flots  du  Volga.  Le  songe  de  la  princesse  se  realisa.  Stenka  fut  entoure*  par 
les  soldats  du  tzar.  Voyant  sa  perte,  Stenka  dit:  « Jamais,  pendant  les  trente  annees 
<de  mes  courses,  je  n'ai  offert  de  don  au  Volga.  Aujourd'hui,  je  lui  donnerai  ce  qui 
cpour  moi  est  plus  precieux  que  tous  les  tresors  de  la  terre>,  et  sur  ces  mots,  il  pr6- 
cipita  la  princesse  dans  les  flots.  La  bande  feroce  se  mit  a  chanter  gloire  a  son  ata- 
man et  tous  s'elancerent  sur  les  soldats  du  tzar.  ...»  On  voit  tout  de  suite  avec  quels 
motifs  le  compositeur  va  construire,  tres  librement  son  ouvrage:  motif  du  fleuve, 
motif  le  Stenka,  motif  de  la  princesse  captive;  sur  lesquels  il  brode  les  arabesques 
d'une  orchestration  vive  et  colore,  d'un  colons  parfois  naif,  a  la  maniere  de  l'Ecole 
russe.  Cette  partition  brille  des  memes  qualities  que  celles  de  ses  prddScesseurs  ou 
contemporains ;  elle  ne  s'en  distingue  pas  d'une  fac,on  tres  particuliere,  mais  ne  leur 
est  nullement  inferieure.    Son  succes  etc*  tres  honorable. 

Le  concerto  pour  violon  de  M.  Gernsheim,  oeuvre  un  peu  longue,  dont  le  second 
mouvement  (andante)  n'est  pas  a  dedaigner,  a  paru  au  public  du  Chatelet  assez  dif- 
fus;  il  a  meme  provoque*  un  petit  tumulte,  —  non  injustifie,  car  on  abuse  par  trop 
des  concertos  aux  concerts  du  dimanche.  M.  L.  Capet  l'a  joue  avec  sa  virtuosity 
coutumiere;  il  est  regrettable  que  M.  Gernsheim,  dont  on  a,  Tan  dernier,  applaudi 
une  symphonic,  n'ait  pas  choisi  une  autre  oeuvre  pour  se  presenter  de  nouveau  devant 
le  public  parisien.  Je  n'ai  garde  d'oublier,  au  cours  des  memes  stances,  l'apparition  de 
Mme  Schumann-Heink,  qui  s'est  fait  applaudir  dans  des  pieces  fort  differentes:  Fair 
de  Vitellia,  de  Titus  (Mozart),  celui  d'Adriano,  de  Rienzi,  la  scene  d'Erda,  du 
Rheingold  (Wagner),  la  Toute- puissance  (Schubert). 

Aux  Concerts-Lamoureux,  M.  Chevillard  continue  la  se>ie  des  Symphonies  de 
Mozart. 

La  Schola  Canto  rum  et  la  Societe  Fhilharmonique  de  Paris,  ont,  elles 
ausBi,  opere  leur  reouverture.  La,  ce  sont  toujours  d'excellentes  executions  des  vieux 
maitres  frangais  auxquels  la  Schola  s'est  vouee,  concurremment  avec  celles  de  Bach 
et  Handel.  Au  concert  du  12  novembre,  une  cantate  de  Chambonnieres,  OrphSe, 
ohantee  par  M11*  La  Ronviere,  accompagnee  par  l'orchestre  et  le  clavecin,  avec  solos 
de  flute  et  de  viole  d' amour  (M.  Casadesus),  a  e"te*  parti  culierement  gout^e.  M.  Des- 
monts  s'est  fait  entendre  sur  la  viole  de  gambe  dans  une  Gavotte  de  Gluck  et 
une  Musette  de  De  Caix  d'Hervelois,  avec  une  virtuosity  qu'il  est,  je  crois  le  seul 
a  poaaeder  sur  ces  instruments. 

A  la  PhUharnumique,  les  programmes  sont  toujours  des  plus  soignes  et  r£unissent 
les  noms  des  virtuoses  de  tous  les  pays.  Aux  premiers  concerts  se  sont  fait  en- 
tendre: MM.  Pugno  et  Capet,  le  quatuor  Petri,  de  Dresde,  pour  la  partie  instrumen- 
tale,  MM.  Frolich,  W.  Clark,  M*e  Litvinne,  pour  le  chant.  J.-G.  P. 

Prftg.  Uber  das  wichtigste  Ereignis  des  letzten  Monats,  iiber  d'Albert's  »Tief- 
land«  berichte  ich  an  anderer  Stelle.  Sonst  aber  gehts  uns  nicht  beaonders  gut  im 
Theater.  Briesemeisterhat  infolge  einer  hochgradigen  Indisposition ,  die  ihn  bis  vor 
kurzem  am  Auftreten  hinderte,  einmal  einen  »  Siegfried*  griindlich  versungen,  Anton 
Burger  aus  Miinchen  hat  bei  einem  Gastspiel  als  Tannhauser  wegen  der  unkunstleriscben 
Art  seines  Singens  gar  nicht  gefallen.  Im  ersten  Philharmonischen  Eonzert  trat  Earl 
Perron  aus  Dresden  auf,  der  mit  groBem  Erfolg  Lieder  von  Schubert,  Schumann, 
Lowe  usw.   sang.    Unter  Blech's   befeuerndem  Taktstock  wurde  Schubert's  A-dur- 

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MuBikberichte.  145 

Symphonie,  Liszt's  Tasso  und  kaum  mit  einem  Achtungserfolg  Schillings'  Vbrspiel  zum 
zweiten  Akt  »Ingwelde«  gespielt  Drei  Konzerte  absolvierte  Bronislaw  Huber- 
mann  nnter  warmer  Anteilnahme  des  Publikums,  ein  Konzert  veranstaltete  Theodor 
Bertram  zusammen  mit  dem  >Wagner-Interpreten(!)<  Dr.  Alexander  Dill  mann. 
Auch  die  unterschiedlichen  Gesangvereine  ruhren  sich  in  Liedertafeln.  Zu  tun  gibts 
genug,  aber  viel  Gewinn  hat  der  Berichtsmonat  nicht  gebraoht.  E.  By. 

Stettin.  Von  den  bemerkenswertesten  Ersoheinungen  des  sich  fur  unsere  Ver- 
haltnisse  recht  kraftig  regenden  Musiklebens  in  der  begonnenen  Saison  sind  zunaohst 
zwei  Kammermusikabende  des  Waldemar  Meyer-Quartetts  aus  Berlin  zu  nennen,  in 
deren  erstem  die  Hofpianistin  Elisabeth  Jeppe  mitwirkte,  wahrend  dem  zweiten 
der  ausgezeichnete  Klarinettist  der  Konigl.  Kapelle  in  Berlin,  Professor  Oskar 
Schubert  seine  solistische  XJnterstutzung  lieh.  Einen  grofien  Erfolg  erzielte  wieder 
Ludwig  Wtillner,  der,  yon  Conrad  v.  Bos  ausgezeichnet  begleitet,  sich  aufs  neue 
als  erstklassiger  Interpret  der  Leidenschafb  und  des  Schmerzes  erwies.  Yon  den  Mit- 
gliedern  des  Grunfeld-Ensembles  (Jlofcellist  Grunfeld,  Sopranistin  Rosa  Berg 
und  Pianistin  Susanne  R6e),  das  im  1.  Konzert  des  »Vereins  junger  Kaufleutec 
auftrat,  vermochte  nur  der  erstgenannte  durch  seine  vollendet  kunstlerischen  Leistungen 
dauernd  zu  interessieren.  Ein  musikalisches  Ereignis  war  das  1.  Sinfoniekonzert  des 
Berliner  Philharmonischen  Orchesters  unter  Rebicek's  Leitung. 

Unaere  Oper,  in  der  Moritz  Grimm  nun  schon  in  der  4.  Saison  an  enter  Stelle 
den  Taktstock  schwingt,  weist  verschiedene  vorziigliche  Krafte  auf.  Neben  den  von 
der  vorigen  Saison  her  bekannten  Mitgliedern  Marie  "Will e  (hochdramatischer  Sopran). 
Julius  Zarest  (Heldenbariton)  und  Anton  Wener  (serieuser  BaB)  sind  Margarete 
Beling-Sch'afer  (1.  Soubrette)  sowie  die  beiden  Tenoristen  Hans  Leydemer 
1.  lyrische  und  jugendliche  Heldenpartien)  und  Emil  Buchwald  (eigentliche  Helden- 
partien)  zu  nennen.  Der  Spielplan,  der  sich  ja  allerdings  in  der  Hauptsache  in  den 
bekannten  Gleisen  bewegt,  erfahr  eine  dankenswerte  Bereicherung  durch  die  Neuein- 
studierung  von  Thomas1  >Mignonc  und  Auber's  >Schwarzer  Domino « ;  bisherige  einzige 
Novitat  war  Verdi's  > Othello <.  Mit  groCem  Erfolge  gastierte  Heddy  Kauffmann 
von  der  Berliner  Hofoper.  C.  P. 

Wien.  Die  philharmonischen  Konzerte  haben  sehr  verheiCungsvoll  begonnen.  Hof- 
rat  v.  Schuch  [Dresden],  der  von  den  acht  Matin£en  des  Hofopernorchesters  vier  zu 
dirigieren  hat,  fuhrte  die  Meisterschar  der  altbewahrten  Philharmoniker  mit  der  ge~ 
fe«tigten,  vornehmen  Ruhe  eines  erfahrenen  Musikers  und  erwies  sich  schon  in  der 
Wahl  des  Programmes,  mehr  aber  noch  in  der  geistvollen,  stilechten  Interpretation, 
sis  einen  der  heute  immer  seltener  werdenden  wirklich  uberzeugten  Klaesiker-Diri- 
genten.  Namentlich  Handel's  Concerto  grosso  in  D-moll  arbeitete  er  uberaus  fein 
in  Dynamik  und  Phrasierung  heraus,  und  der  wundervolle  Streicherchor  der  Phil- 
harmoniker entwickelte  eine  rauschende  Tonfulle  ohne  gleichen,  sodafi  das  Publikum 
einen  Satz  (naturlich  das  Menuett)  da  capo  verlangte.  Zu  gleicher  Zeit  veranstaltete 
der  Hietzinger  Musik-Yerein  eine  AuffUhrung  des  von  Jos.  Reiter  reconstruierten 
Oratoriums  »Herakles«  von  Handel,  der  in  Anbetraoht  der  Dilettantenleistungen  ein 
gutes  G^elingen  nachgeriihmt  wird,  ebenso  wie  der  Auffuhrung  der  Beethoven'schen 
>Ruinen  von  Athene  seitens  der  Wiener  Singakademie  unter  Leitung  Karl 
Lafite'B.  In  einem  der  unter  Ferdinand  Loewe  kraftig  aufbliihenden  Dienstag- 
Cyclus-Konzerte  des  Wiener  Konze rt-Ver eines  horte  ich  unter  anderm  eine  Ouver- 
tore  > Cockaigne*  des  englischen  Komponisten  Edw.  Elgar,  der  fur  den  bedeutendsten 
lebenden  britische  Tonsetzer  gilt  Elgar  zeigt  die  typischen  Merkmale  seines  Volkes: 
kalt  berechnenden  Verstand,  geringe  Herzenstatigkeit!  Die  Ouverture  ist  kontra- 
punktisch  wohl  fein  gearbeitet,  aber  das  grell-Groteske  der  Tonmalerei  in  der  brutalen, 
auBerlichen  Instrumentation  uberschreitet  die  Grenze  zwischen  effektvoll  und  banal  schon 
raerklich.  Das  in  diesem  Winter  verstarkte  Orchester  des  Konzert- Vereins  pflegt  auch  die 
Solisten  der  sogenannten  grofien  Konzerte  im  Musikvereinssaal  zu  begleiten,  die  die 
Konzertdirektion  Gutmann  allj'ahrlich  veranstattet.  Das  genuBreichste  war  der  Abend 
des  ausgezeichneten  Violinisten  Eugene  Ysaye.  Wer  vermochte  heute  drei  groBe 
Violinkonzerte  an  einem  Abend  so  wie  er  nicht  nur  einfach  zu  bew'altigen,  sondern 

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146  Musikberichte. 

in  der  Seele  mitzuerleben ,  obne  wede'r  selbst,  noch  das  Publikum  auch  nur  im  Ge- 
ringsten  zu  ermiiden?  Aucb  der  Abend,  an  dem  der  Kamraersanger  Franz  Naval, 
einstens  ein  Liebling  der  Wiener,  seine  Gesangskunst  voll  entfaltete,  darf  als  groBes 
Musikereignis  gelten.  Naval  besitzt  einen  Tenor  von  jener  eoht  tenormafiig  hellen 
Farbung,  wie  .ihn  sonst  heute  nur  die  italienischen  Tenore  noch  ihr  Eigen  nennen. 
Aufs  Vorteilhafteste  unterscheidet  ihn  aber  von  diesen  —  wie  man  sich  bei  dem  Kon- 
zert  des  bekannten  italienischen Gesangsvirtuusen  A.  Bon ci  uberzeugen  konnte — die 
feine  geistige  Pointierung  des  Vortrages,  der  Reichtum  seines  Gefiihlslebens.  Hugo 
Wolf,  Rich.  StrauB  und  Weingartner'sche  Lieder  singt  Naval  geradezu  meiaterhaft. 
Ernestine  Schumann-Heink,  die  preuBische  Kammersangerin  aus  dem  Bohmer- 
lande,  hat  sich  nun  auch  in  Wien  — .  leider  nicht  in  einer  Wagnerrolle  an  der  Oper 
—  als  Konzertsangerin  eingefuhrt,  wahrend  sich  die  treffliche  Altistin  der  Hofoper 
Edyth  Walker,  leider  gleichfalls  im  Konzertsaale  verabschiedete.  Wann  endlich 
wird  dieser  Unfug,  der  eine  bloBe  Konzeasion  an  das  groBe  Publikum  ist,  abkommen?! 
Wie  sehr  in  der  Oper  das  romanische  Element  zu  Ungunsten  des  deutschen  mehr  und 
mehr  einzureiBen  droht,  das  beweist  die  Berufung  eines  eigenen  Kapellmeister's,  Spel- 
trino,  fur  italienische  Opern.  Er  bewahrte  sich  in  der  Leitung  einer  Lacia-AufTiihrung 
in  der  Frl.  Kurz  die  Titelrolle  zum  ersten  Male,  und  zwar  mit  guten  Erfolge  sang, 
als  ein  gemaBigter  Maestro,  dem  die  iiberhetzten  tempi,  das  effekthascherische  Heraus- 
holen  der  SchluBstretta  und  andere  Unarten  seiner  Landsleute  zum  GlUck  nicht  an- 
haften.  Als  Hans  gastierte  in  der  »Verkauften  Braut«  Herr  Jorn  von  der  Berliner 
Oper  mit  sehr  gutem  Gelingen,  ebenso  als  Raoul  in  den  »Hugenotten«.  Er  ware  an 
Stelle  Naval's  fur  lyrische  Partieen  sehr  erwunscht.  Zum  SchluB  mochte  ich  noch  auf 
den  neu  gegriindeten  >WienerAnsorge-Verein«  hinweisen,  der  sich  die  Pflege  der 
Kompositionen  Conrad  Ansorge's,  sowie  iiberhaupt  moderner  Kunst  zur  Aufgabe  ge- 
macht  hat  und  mit  einem  sehr  interessanten  Programm  hervortritt.  Unter  andere m 
wird  ein  Liederabend  moderner  osterreichischer  Romponisten  Zemlinsky-Streicher , 
ein  groBes  Ansorge-Konzert,  sowie  ein  Schubert -A  bend  unter  Leitung  Rich.  Heu- 
bergerV  veranstaltet  werden.  A.  N. 

Ziirich.  Am  6.  Oktober  begann  bier  die  Konzertsaison  mit  dem-  ersten  Abonne- 
mentskonzert  der  Toflhalle-Gesellschaft.  Als  SoliBt  stand  Professor  Johann.Kruse  aus 
London  auf  dem  Programm  mit  dem  Mendelssohn'schen  Violinkonzert  und  dem  -Kon- 
zert  mit  Streichorchesterbegleitung  von  Bach.  Eingerahmt  waren  die  beiden  solistischen 
Leisttingen  durch  die  Oberon-Ouverture  und  die  Siebente  von  Beethoven.  Dr.  Fried- 
rich  Hegar  ftihrte  wie  gewohnt  meisterhaft  das  Szepter.  Das  II.  Abonnemeutskonzert 
brachte  uns  eine  Novit'at:  »Tragisches  Tongedicht<  fiir  groBes  Orchester  vom  Leipziger 
Komponisten  Walter  Lampe.  Der  Komponist  dirigierte  selbst  Das  Werk  wurde  sehr 
gut  aufgenommen.  Lampe  schreibt  vornehme  Musik.  Nichts  Kleinliches  ist  zu  finden. 
Stets  schone  Linien  und  Melodien,  form  ell  auf  dem  Boden  der  Klassiker,  harmonisch 
modern.  Das  Konzert  wurde. durch  die  4.  Sinfonie  von  Schumann  eingeleitet.  Felia 
Litvinne  aus  Briissel  sang  Isoldens  Tod  aus  Tristan,  Erlkonig  von  Schubert-Liszt,  und 
die  SchluBszene  aus  der  Gotterd'ammerung.  Letzteres  Stiiok  gelang  ihr  und  dem 
Orchester  ausgezeichnet.  Bei  Isoldens  Tod  konnte  selbst  die  grofie  Stimme  der 
S'angerin  nicht  du/chdringen,  diese  Szene  ist  doch  der  Instrumentation  wegen  nur  im 
Theater  denkbar.  Ein  MiBgriff  war  der  Erlkonig.  Die  Instrumentation  ist.  ja  ausge- 
zeichnet, aber  das  Lied  verliert  auBerst  viel  in  dieser  Bearbeitung.  Dazu  hetzte  die 
S'angerin  die  Ballade  zu  sehr  herunter.  Zwei  kleine,  ewigjunge  Stiickchen  von  Gluck 
Air  aus  Iphigenie  in  Aulis  und  Gavotte  aus  Armida)  wirkten  mitten  zwischen  den 
hochdramatischen  Werken  ausgezeichnet.  Das  eine  (Gavotte)  muBte  Dr.  Hegar  sogar 
wiederholen.  Das  HI.  Abonnementskonzert  brachte  uns  als  Novitat  fiir  Zurich  die 
Marchensuite  aus  »Dornroschen<  von  Humperdinck.  Danh  trat  unser  Zuricher  Pianist 
Hans  Richard  auf  mit  Klavierkonzert  im  Cis-moll  von  L.  Schytte.  Dieses  technisch  sehr 
schwerer  dahkbare  aber  fade  Stuck  brachte  Herr  Richard  ausgezeichnet  zu  ;Gehor. 
Wenn  der  Kiinstler  sich  weiter  entwickelt  (er  ist  erst  21  Jahre  alt)  so  wird  er 
in  wenigen  Jahren  zu  den  besten  Virtuosen  seines  Instruments  zahlen  durfen.  Er 
besitzt  eine  groBe  Technik  und  naturhches  Empfinden.i  Alle  diese  Eigenschaften  traten 

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Vorlesungen  iiber  Musik.  —  Nachrichten  von  Lehranstalten  und  Vereinen.     147 

dann  besonders  auch  in  den  kleinen  Solostucken  hervor:  Canzonetia  von  Huber,  An- 
dantino  und  Allegro  von  A.  Michael  Angelo  Rossi  (1620—1660),  Etude  op.  25  Mr.  9 
von  Chopin,  und  15.  Rapsodie  von  Liszt.  Die  Sinfonie  >Aus  der  neuen  Welt*  Nr.  5 
von  A.  Dvorak '  beechloO  das  Konzert.  Das  .ist  doch  ein  famoses  Stuck!  Dr.  Hegar 
brachte  die  Sinfonie  so  vollendet  zu  Geh5r,  daB  man  nicht  wufite,  wen  man  mehr  be- 
wundern  solle,  den  Komponisten  oder  die  Spielenden.  — 

Auch  die  Serie  der  Ghorkonzerte  hat  schon  begonnen.  Am  10.  November  ver- 
anstaltete  der  »Gemischta  Chor  Zurich  c  eine  Berliozfeier.  Auf  dem  Programm  stand 
das  Requiem  dee  Meistero.  Da  der  Unterzeichnete  die  Auffuhrung  leitete,  muB  die 
Kritik  andern  iiberlassen  werden.  Das  Tenorsolo  sang  Herr  Robert  Kaufmann. 
Zwischen  diesen  grofiern  Auffuhrungen  fanden  auch  Konzerte  intimeren  Oharakters 
statt,  so  zwei  Kammermusikauffdhrungen  der  TonhaDegesellschaft.  In  der  ersten 
spieHen  die  Herren  Ackroyd,  H.  Treichler.  Ebner  und  Maler  die  Quartette  B-dur  von 
Mozart  und  A-moll  von  Brahms.  Dazwischen  spielte  Herr  Fr.  Niggli  den  Carneval 
vod  Schumann.  Auf  dem  Programm  des  2.  Abends  stand  ein  Blaserquintett  von  Ons- 
low und  das  Oktett  for  Streicher  und  Blaser  von  Schubert,  dazwischen  die  Cellosonate 
von  Rubinstein.  Einen  guten  Eindruck  hinterlieG  auch  ein  Orgelkonzert  des  jungen 
Kunstlers  E.  Isler.  Im  Stadttheater  errang  bis  jetzt  den  groBten  Erfolg:  >Hofmann's 
Erzahlungen«  von  Offenbach.  V.  A. 


Vorlesungen  fiber  Musik. 


Orel.  3.  November.  Das  I.  Abonnements-Konzert  der  hiesigen  Sektion  der  Kai- 
*erlich  Russischen  Musikgesellschaft,  welches  dem  Andenken  des  Schopfers  der  rus- 
sischen Nationaloper,  Michael  Glinka,  gewidmet  war,  wurde  mit  einer  Vorlesung  des 
Redakteurs  Nic.  Findeisen  (St.  Petersburg)  iiber  *Qlinka  ah  Begriinder  der  russi- 
fhm  Kunst- Musik*  eingeleitet.  Als  Illustration  von  Glinka's  Betatigung  als  Lieder- 
komponist  trug  die  junge  talentvolle  Sangerin  Frau  Antonia  Glasser  aus  St.  Pe- 
tersburg; acht  Lieder  dieses  Meisters  vor.  —  Am  4.  November  fand  ferner  eine 
Vorlesung  des  geschStzten  Pianisten  D.  Schor  aus  Moskau;  iiber  » Beethoven  und 
wine  Schopfungen*  statt. 

Stawropol  (im  Kaukasus\  29.  Oktober.  Redakteur  Nic.  Find eis'en  hielt  in  der 
hiesigen  Sektion  der  Kaiserlich  Russischen  Musikgesellschaft  eine  Vorlesung  uber 
»Die  russische  Musik  im  19.  JahrhunderU. 


Naohriohten  von  Lehranstalten  and  Vereinen. 


Amsterdam.  Die  stadtische  Regierung  hatHerrn  Jacque^  Hartog  zum  Privat- 
dozenten  fur  Musikgeschichte  an  der  hiesigen  Universitat  ernannt. 

Berlin.  Der  bisherige  Privatdozent  fur  Musikwissenschaft  an  der  Universitat, 
l)r.  Max  Friedlander,  ist  zum  auBerordentlichen  Professor  ernannt  worden. 


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148  Notizen. 

Notizen. 


Berlin.  Einen  geradezu  riihrenden,  bisher  tcngedruckten  Brief  Albert  Lortxing's 
veroffentlicht  Direktor  Dorn  in  der  >  Deutschen  Buhnengenossenschafts-Zeitung*.  Er 
8tammt  aus  der  letzten  traurigen  Zeit  des  Meisters,  die  er  als  Kapellmeister  des 
Friedrich-Wilhelmstadtischen  (jetzt  »Deutschen«)  Theaters  in  Berlin  verlebte,  und  ist 
an  den  Intendanten  des  Weimarer  Hoftheaters,  Freiherrn  v.  Ziegeear,  gerichtet: 

»Hocbgeehrter  Herr!  »Die  Kunst  geht  nach  Brot«,  sagt  der  beriihmte  Leasing, 
und  er  hat  sehr  recht;  ich  wenigstens  befinde  mich  in  der  Lage,  ihm  beistimmen 
zu  miissen,  und  manche  meiner  deutschen  Kollegen  werden  es  mit  mir  tun.  Dies 
die  Einleitung  zu  dem,  was  ich  mir  erlaube,  folgen  zn  lassen.  Aus  Erfahrung  weifi 
ich,  geehrtester  Herr,  daB  an  ihrer  geschatzten  Hofbtihne  neue  "Werke  erst  nach 
der  Auffdhrung  honoriert  werden;  ware  es  indessen  moglich,  diesmal  eine  Ausnahme 
zu  machen  —  ohne  der  Ordnung  ihres  Kassenwesens  zu  nahe  zu  treten,  so  wurden 
Sie  mich  sehr  verbinden,  wenn  Sie  die  Gute  h'atten,  zu  verfugen,  daB  mir  das 
Honorar  fur  die  Oper  >Zar  und  Zimmermann*  noch  vor  Weihnacht  ausgezahlt 
wurde.  Es  giebt  Momente  im  Leben  —  doch  in  dem  obigen  Motto  ist  alles  ent- 
halten,  was  ein  deutscher  Komponist  (das  will  soviel  sagen,  als  ein  armer  Teufel) 
iiber  diesen  Gegenstand  noch  sagen  konnte,  darum  genug. 

In  Erwartung  einer  freundlichen  Rucksichtnahme  verharre  ich  hochachtungsvoll 
und  ergebenst 

Berlin,  den  13.  Dezember  1850.  Albert  Lortzing. 

Der  menschenfreundliche  Intendant  verfugte  sogleich  die  Absendung  des  Honorars 
von  10  Friedrichd'or,  wofdr  das  Hoftheater  ein  fur  allemal  das  Auffuhrungsrecht  der 
Oper  erwarb.  Fiinf  Wochen  sp'ater,  am  21.  Januar  des  folgenden  Jahres,  starb 
Lortzing. 

Die  Barth'sche  Madrigalvereinigung,  ein  unter  Leitung  von  Artur  Barth  be- 
stehendes  Vokaldoppelquartett,  wird  Mitte  Dezember  ihr  erstes  Konzert  geben,  in  dem 
eine  ganze  Reihe  von  italienischen  und  franzosischen.  niederlandischen,  englischen  und 
deutschen  Madrigalen  des  15.  bis  17.  Jahrhunderts  zum  Vortrag  gelangen  werden. 

London.  —  The  spirit  which  has  animated  the  "Times"  so-called,  in  reality  an 
American  syndicate  (IV.  351)  having  the  power  by  contract  to  use  the  name  of  the 
"Times"  and  partly  their  agency,  regarding  the  Encyclopaedia  Britannica  (IV.  219, 
has  been  throughout  distasteful  to  the  English  public  and  the  English  trade.  The 
incidents  have  been  successively;  removal  of  sale  from  the  original  Edinburgh  publi- 
shers; establishment  of  a  hold  on  the  machinery  at  least  (though  not  on  the  literary 
department)  of  a  newspaper;  unprecedented  advertisement  to  cover  a  quite  faulty  in- 
trinsic design  (V.  34);  a  system  of  instalment  payments  for  an  extraordinarily  pro- 
tracted time,  during  which  the  property  still  vested  in  the  sellers;  competitions 
designed  to  force  the  sale,  inasmuch  as  they  required  the  competitor  to  be  in  certain 
denned  possession  of  and  dominion  over  the  volnmes;  an  announcement  that  the  price 
would  be  approximately  doubled  on  19  ta  December  1903,  and  so  brought  up  to  Mol, 
this  price  continuing  till  1919,  with  a  clear  implication  in  the  advertisement  that  the 
book-trade  left  to  itself  could  only  have  sold  at  this  higher  or  doubled  price.  Above 
all  has  been  resented,  going  on  from  month  to  month,  a  language  of  puffery  and 
jactitation  suitable  to  Dulcamara's  gilt  chariot,  but  quite  incongruous  with  the  national 
journal  of  England.  'Jhe  "Associated  Booksellers  of  Great  Britain  and  Ireland"  have 
now  on  9  th  November  1903  issued  a  manifeste  rebutting  the  statements  about  price 
and  the  trade.  They  say,  the  IX  th  edition  of  the  Encyclopaedia  (24  vols)  was  sold 
by  the  trade  for  £  18.  Considering  all  the  circumstances,  the  new  Supplement,  or 
New  Volumes ,  would  have  been  sold  by  them  at  about  £  12  cash.  Total  perhaps 
rather  over  £  30,  or  nearly  the  same  price  as  till  now  sold  by  the  syndicate.  They 
further  say  that  to  imagine  even  that  price  persisting  till  1919,  "when  the  last  volume 
will  be  16  and  the  first  volume  about  40  years  out  of  date",  is  absurd.  Therefore, 
in  effect,  if  the  syndicate  wishes  to  quote  fancy  prices,  there  is  nothing  to  prevent 


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Notizen. 


149 


them;  but  the  book-trade  of  England  declines  to  be  brought  into  the  question,  or  to 
be  made  responsible  for  such  rating.  Viewing  the  matter  from  outside,  it  seems  im- 
possible to  believe  that  after  this  divulgation  of  figures  at  any  rate  there  will  be  found 
many  persons  willing  to  pay  H  67  for  the  Encyclopaedia  (35  vols)  subsequent  to 
19th  December  1903. 

Just  appeared  the  new  vocal  score  of  Berlioz*  "FausP  for  the  English  market, 
with  new  English  text  by  William  Wallace,  and  new  pianoforte  accompaniments  and 
general  editing  by  Josef  Holbrooke  (Breitkopf  and  Hartel,  Yolksausgabe  1968).  As 
the  latter  function  need  not  have  been  given  to  an  Englishman,  the  compliment  is 
greater.  When  space  allows,  the  record  of  these  2  musicians  will  be  given.  Wallace 
has  made  good  his  undertaking  that  he  would  furnish  a  translation  adhering  to 
Berlioz'  music-notes  with  the  utmost  fidelity,  and  scarcely  on  any  occasion  altering 
the  time-value  of  the  notes.  In  the  declamatory  sections  he  dispenses  with  rhymes. 
Where  B.  makes  repetitions  of  words  to  suit  the  chorus-writing,  he  in  many  cases 
writes  in  additional  words.  He  has  had  to  overcome  the  difficulty,  that  French  words 
are  nearly  accentless,  and  that  in  B.  for  instance  the  same  word  appears  sometimes 
indifferently  as  an  anapaest,  an  amphibrach,  or  a  cretic.  The  text  has  high  literary 
qualifications.  Holbrooke  has  adopted  the  orchestra-reduction  plan  for  accompaniments, 
rather  than  the  plan  of  easy  playing.  Instrumentation  is  indicated  discreetly,  not 
with  unpractical  profusion.  Violoncello  basses  are  not  written,  as  if  they  were  contra- 
basso  basses,  nor  is  one  inversion  of  a  chord  written  for  another,  2  faults  not  unheard 
of.  m  The  vocal  score  is  not  compressed,  except  in  a  few  trifling  cases.  Braces  are 
clearly  separated  by  extra  space.  Rehearsal  marks  by  lozenge-numbers.  He  has 
thorough  facility  as  a  musician  and  has  done  his  work  very  well.  G.  M. 

Nlnchen.  In  betreff  der  im  Sommer  1904  stattfindenden  Festspiele  maoht  die 
Hoftheater-Intendanz  bekannt,  daft  dieselben  den  Zeitraum  vom  1.  August  bis  10.  Sep- 
tember umfassen  werden,  und  da6  den  Wagner  -Vorstellungen  im  Prinz-Regenten- 
Theater  ein  Mozart-Zyklus  im  Besidenz-Theater  beziehungsweise  im  Hoftheater  voraus- 
gehen  wird.    Die  Aufruhrungen  werden  sich  auf  folgende  Daten  verteilen: 

I.  Zehn  Festauffuhrungen  Mozart'scher  Werke 
m  Residenz-Theater  und  im  Hof-  und  National-Theater  in  der  Zeit  vom  1.  August 

bis  11.  August: 

1.  August:  Figaros  Hochzeit 


Montag, 

Dienstag, 

Mittwoch, 

Donnerstag, 

Freitag, 

Sonntag, 

Montag, 

Dienstag, 

Mittwoch, 

Donnerstag,  11. 


2. 

3. 
4. 
6. 
7. 
8. 
9. 
10. 


Entfuhrung  aus  dem  Serail  ( 
Don  Giovanni  I 

Cosi  fan  tutte  / 

Die  Zauberflote  (Hoftheater. 
Figaros  Hochzeit  \ 

Entfuhrung  aus  dem  Serail  I 
Don  Giovanni  ( 

Cosi  fan  tutte  / 

Die  Zauberflote  Hoftheater). 


Residenz-Theater. 


Residenz-Theater. 


U.  Zwanzig  Festauffuhrungen   Rich.  Wagner'scher  Werke   im   Prinz- 

Regenten-Theater: 

,  August:        Tristan  und  Isolde. 

In  neuer  Inszenierung  und  Ausstattung:  Der 

fliegende  Hollander. 
Die  Meistersinger  von  Nttrnberg. 
Das  Rheingold       \ 
Die  Walkiire  f  + 

Siegfried  ( 

Gotterdammerung  ) 
Tristan  und  Isolde. 
Der  fliegende  Hollander. 
Die  Meistersinger  von  Niirnberg. 
Der  fliegende  Hollander. 

/Google 


Freitag,  12. 

Sonntag,  14. 

Montag,  15. 

Donnerstag,  18. 

Freitag,  19. 

Sonnabend,  20. 

Sonntag,  21. 

Mittwoch,  24. 

Freitag,  26. 

Sonnabend,  27. 

Montag,  29. 


Nibelungen-Ring. 


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150  Notizen. 

Mittwoch,    '  31.  August:        Das  Rheingold       \ 

832?"*  1:  8ei>t!mber:  2$?""  2-  Nibelu.gen.Ring. 

Sonnabend,     3.  »  Gotterdammerung ) 

Montag,  5.  >  Der  fliegende  Hollander. 

Mittwoch,        7.  »  Das  Rheingold       \ 

iSSS^l         '.  Saa*8  3.Nibe.nngen-Ring. 

Sonnabend,   10.  »  Gotterdammerung  ) 

Der  Vorverkauf  hat  mit  dem  1.  November  dieses  Jahres  begonnen.  Bestellungen 
sind  an  die  Konigliche  Hoftheater-Tageskasse  zu  richten.  Zu  den  Ring-Auffuhrungen 
werden  die  Eintrittskarten  nur  fiir  den  ganzen  Zyklus  abgegeben. 

Oxford.  —  The  Bodleian  Library  (IV,  145)  received  66,  203  items  in  last  year; 
i.  e.  under  the  Copyright  Act  46,682,  by  gift  or  exchange  11.162,  by  purchases  new 
7126.  by  purchases  second-hand  233.  Out  of  the  46,682  under  Act,  3527  were  music 
(V,  1).  Out  of  the  18,521  not  under  the  Act,  different  nations  contributed  as  follows, 
Germany  being  first  among  foreign  nations,  and  France  second:  —  Austria  251,  Belgium 
269,  England  and  colonies  4719,  France  3969,  Germany  5368,  Greece  and  Balkans  361, 
Holland  222,  Italy  1076,  Russia  218,  Scandinavia  301,  Spain  and  Portugal  196, 
Switzerland  273,  United  States  of  America  956,  Various  smaller  countries  340.  Lieut 
H.  Somerville,  R.  N.,  gave  25  leaves  written  in  black  and  red  in  language  and  peculiar 
alphabet  of  Lolos,  tribe  in  China  on  borders  of  Thibet.  Rev.  Addison  Croftonk  of 
Seattle  in  the  extreme  N.  W.  of  United  States  (IV,  525,  580)  gave  4  vols,  of  folk- 
lore rhymes  and  notes  collected  by  him.  T.  W.  Taphouse  of  Oxford  gave  his  own 
transcripts  of  book-catalogues  of  donations  to  University  by  Dr.  William  Heather 
1584—1627,  founder  of  Oxford  Professorship  of  Music),  and  Music  School  library  of 
1682,  and  his  own  annotated  copy  of  Kidson's  British  music  publishers  (III,  293,  496 . 
The  Peabody  Museum  gave  facsimile  of  Codex  Nuttall,  an  ancient  Mexican  codex. 
Bought  from  Dr.  A.  F.  R.  Hoernle  the  "Weber  Sanscrit  fragments",  found  near  Kugiar, 
60  miles  S.  of  Yarkhand,  part  of  which  are  probably  Mongolian;  written  on  both 
sides  of  72  narrow  leaves  of  woolly  paper  with  glazed  surface;  probably  2000  years 
old.  A  volume  "Pietas  Oxoniensis"  was  published  in  memory  of  Sir  Thos.  Bodlejr 
1545  —  1612).  —  At  the  Taylorian  Institution  the  fees  paid  by  students  were,  Spanish 
M 13,  Italian  H  24  10s.,  French  £  64  10s.,  German  =€  73  15s.;  the  last  two  languages 
are  being  learnt  more  than  at  any  previous  time.  F.  R.  S. 

Regensbnrg.  Der  Lehrer  an  der  Kirchenmusikschule  in  RegenBburg  und  Hof- 
kaplan  Hermann  B'auerle  hatte  bekanntlich,  geleitet  durch  die  Erkenntnis,  da 6  die 
alten  Schliissel  ein  grofies  Hindernis  fur  die  Verbreitung  Palestrina'scher  Werke 
seien,  eine  Neuausgabe  von  zehn  vierstimmigen  Messen  in  modernen  Schliisseln  unter- 
nommen.  Die  Anerkennung,  welche  ihm  diese  Publikation  von  alien  Seiten  einbrachte 
und  welche  ihm  Beweis  dafur  sein  kann,  daC  er  einem  Bediirfnis  entsprochen  hat, 
ermutigt  ihn,  nunmehr  auch  einer  Ausgabe  von  samtlichen  52  fur  vier  gemischte 
Stimmen  komponierten  Motetten  fur  die  hochsten  Festzeiten  des  Kirchen- 
jahrs  in  modernem  Gewande  naherzutreten  Um  das  kostspielige  Unternehmen  zu 
ermoglichen,  bittet  er  alle  Freunde  Palestrina's  und  wahrer  Kirchenmusik,  sich  an 
der  eroffneten  Subskription  zu  beteiligen.  Anmeldungen  sind  an  Hermann  B'auerle 
(Regensburg,  Hofamt)  zu  richten.  Das  Exemplar  kostet  broschiert  10  Mk.  und  wird 
seiner  Zeit  per  Nachnahme  versendet. 

Stuttgart.  Am  27.  Oktober  wurde  in  den  hiesigen  >Anlagen<  das  Lisxt-Denkmal, 
eine  Arbeit  des  Bildhauers  Adolf  Freund,  enthullt.  Es  verdankt  seine  Entstehuug 
der  Initiative  der  Hofpianistin  Frau  Johanna  KlinckerfuC. 


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Kritische  Biicherschau.  151 

Kritische  Bflcherschau 

der  neu-erschienenen  Biicher  and  Schriften  iiber  Musik. 

Eeferenten:    W.  A.  Aikin,    Geo.  Beckett,   Ch.  Maclean,   Ceoie  Stainer, 

J.  Wolf. 


[Berlioz].      >  Stella  del  monte*.    Rot- 

schimmernde  Erinnerungsblatter  aus 

dem    Lebensherbste    eines    Roman- 

tikers.       Nach    Berlioz'     Memoiren 

wiedergegeben   von  Arthur   Smo- 

lian.   Mit  einem  Bildnisse  des  Kom- 

ponisten    Berlioz.      65    S.   kl.   8V0. 

Leipzig,  Hermann  Seemann,   Nach- 

folger.     Jt  —,60,  geb.  Jt  1,—. 

Dieser   Abschnitt  aus    den    Memoiren 

Berlioz1  behandelt  dessen  Wiedersehen  mit 

seiner  Jugendangebeteten  Estelle  (spateren 

Madame  ¥  o  r  n  i  e  r) ,  die  unerwiderte  Liebe, 

die  in  dem  einundsechzigjahrigen  Manne 

mit  ungestumer  Leidenschaft  wieder  em- 

porloderte.     Die  vortreffliche  Ubersetzung 

ist  geeignet,  dieses  rtihrende  Bild  aus  dem 

Leben    des    Meisters    and    damit    diesen 

selbst  weiteren  Kreisen  Deutschlands  naher 

zu  bringen. 

Dodge,  Janet.  Twelve  Elizabethan 
Songs  (1601—1610)  edited.  Lon- 
don, A.  H.  Bullen,  1902.  Royal  4to. 
pp.  25.  3/6. 

Though  most  of  the  Madrigals  from  the 
Elizabethan  Song  Books  have  been  repu- 
blished at  different  times,  the  "Ayres"  for 
single  voice  with  accompaniment  of  Lute 
ana  Viola  da  Gamba  have  received  little 
attention.  This  the  more  strange,  because 
the  words  of  many  of  the  songs  are  fami- 
liar. Present  collection  is  from  books  of 
wAyres"  in  British  Museum  excepting  one 
long  from  library  of  Royal  College  of 
Music.  The  accompaniments,  transcribed 
from  lute  tablature,  nave  been  left  almost 
untouched;  but  "where  the  difference  of 
instrument  intended  for  use  demands  a 
fuller  or  a  slightly  modified  chord",  there 
have  been  some  adaptations.  It  is  to  be 
desired  that  transcribers  should  make  no 
adaptations  whatsoever.  "Marks  of  ex- 
pression and  tempo  have  been  omitted, 
since  they  are  invariably  determined  by 
the  character  of  the  words".  The  12  songs 
are  by  Thos.  Campion,  Philip  Rosseter, 
Robt.  Jones,  John  Dowland,  Thos.  Greaves, 
John  Denyel,  Alfonzo  Ferrabosco  junior, 
wm.  Corkme.  The  composers  of  modern 
sickly  drawing-room  songs  might  perhaps 

z.a.1.  M.   V. 


be  ashamed  of  their  art  if  they  read  these 
specimens  of  pure  melody,  ingenious  rhythm, 
and  delicate  harmony.  Publication  is  sump- 
tuously grot  up,  G.  B. 

Done,  Agnes  E.  A  short  account  of 
our  great  Church  musicians  (1540 
— 1876).  Specially  written  for  cho- 
risters. Henry  Frowde,  London, 
Edinburgh,  Glasgow  and  New  York, 
1903.  pp.  68,  Crown  8vo. 

The  daughter  of  a  well-known  Cathe- 
dral organist  (to  whose  memory  she  dedi- 
cates this  little  book),  Miss  Done  writes 
with  pleasant  sympathy  of  English  church 
musicians  who  were  organists  as  well  as 
composers.  There  are  chapters  on  Mar- 
becke,  organist  of  S.  George's  Chapel, 
Windsor,  famous  in  the  16th  century;  on 
Christopher  Tye  who  became  organist  of 
Ely  Cathedral  in  1541;  on  Tallis  and  Or- 
lando Gibbons;  on  Thomas  Tomkins,  born 
in  1575,  organist  of  Worcester  Cathedral; 
on  Pelham  Humfrey,  Blow,  and  Turner, 
celebrated  members  of  the  Chapel  Royal; 
on  Henry  Purcell  and  William  Oroft,  both 
organists  of  Westminster  Abbey;  on  Tho- 
mas Attwood,  organist  of  S.  Paul's  Cathe- 
dral for  42  years;  and  Crotch,  organist  of 
Christ  Church  and  Professor  of  Music  (1797^ 
in  Oxford  University;  closing  with  a  chap- 
ter on  the  Wesleys.  There  are  numerous 
portraits  of  the  composers.  Miss  Done 
relies  chiefly  on  Burney's  History  of  Music 
for  her  information,  and  it  will  doubtless 
interest  the  choristers  for  whom  she  spe- 
cially writes.  C.  S. 

Jones,  Francis  Arthur.  Famous  Hymns 
and  their  Authors.  With  portraits 
and  facsimiles.  2nd  edition.  London: 
Hodder  and  Stoughton,  1903.  pp. 
337,  Crown  8vo.  6/. 

A  brightly-written  and  interesting  ac- 
count of  some  well-known  English  hymns, 
with  short  biographies  and  portraits  of 
their  authors.  Morning  and  Evening  Hymns, 
those  for  Advent,  Christmas,  the  New  Year, 
the  Passion,  etc.  are  all  discussed;  how 
they  came  to  be  written  is  described,  and 
the  various  alterations  they  have  undergone 
at  the  hands  of  successive  editors,  at  times 

12 


152 


Kritische  BocherschaiL 


with  sad  remit*;  although  some  authors, 
Cardinal  Newman  for  instance,  firmly  re- 
fused to  have  their  work  tampered  with. 
Facsimiles  of  verses  in  the  original  manu- 
script of  a  celebrated  hymn  are  also  given. 
It  is  interesting  to  hear  how  popular 
hymns  gradually  spread  all  over  the  world; 
Canon  Oakeley's  hymn  "0  come  all  ye, 
faithful"  is  a  good  example,  it  is  a  great 
favourite  among  the  Malays  and  Dyaks. 
One  is  also  struck  by  the  way  in  which 
any  fine  hymn  seems  to  find  out  eventually 
its  own  particular  tune ;  often  the  tune  has 
not  been  especially  composed  for  it,  but 
is  so  appropriate,  that  hymn  and  tune  be- 
come inseparably  connected.  With  some 
hymns  it  has  been  impossible  to  throw  any 
light  on  their  origin;  the  great  Easter 
hymn  "Jesus  Christ  is  risen  to-day"  is  known 
to  have  first  appeared  in  a  book  entitled 
"Lyra  Davidica"  1708,  with  the  melody  to 
which  it  has  always  since  been  sung;  but 
the  author  or  authors  of  hymn,  translation 
and  music  cannot  be  found.  Mention  is 
made  of  the  manuscript  collection  of  hymns 
in  Bishop  Heber's  clear  handwriting  which 
is  in  the  British  Museum.  An  index  to 
the  authors1  names,  and  another  to  the 
first  lines  of  the  hymns,  render  it  easy  to 
trace  any  hymn  to  which  one  wishes  to 
refer.  C.  S. 

Knorr,  I  wan.  Aufgaben  fur  den 
Unterricht  in  der  Harmonielehre. 
FUr  die  Schtiler  des  Dr.  Hoch'schen 
Konservatoriums  in  Frankfurt  a.  M. 
zusammengestellt.  Leipzig,  Breit- 
kopf  &  Hftrtel,  1903.  78  S.  8°. 
<M  1,60. 

Vorliegende  Aufgaben  sind  gut  gewahlt 
und  werden  neben  jeder  Harmonielehre 
alten  Stils  mit  Nutzen  verwendet  werden 
konnen.  Bedenklich  erscheinen  mir  die 
aus  padagogischen  Griinden  vorgenommenen 
Anderungen  der  Choralweisen,  da  die  Ge- 
fahr,  daU  sich  die  Melodien  in  dieser  Form 
dem  Ged'achtnisse  einpragen,  eine  groGe 
ist.*  J.W. 

Krasutki,  F.  tlber  den  Ambitus  der 
gregorianischen  Mefiges&nge.  I.  Heft 
der  VerSffentlichungen  der  gregoria- 
nischen Akademie  zu  Freiburg 
(Schweiz),  herausgegeben  von  Prof. 
Dr.  P.  Wagner.  Freiburg  (Schweiz), 
Buchdruckerei  des  Werkes  vom  hi. 
Paulus,  1903.  VII  und  132  S.  8° 
sowie  mehrere  Tabellen. 

Verfasser  seigt  durch  eingehende  Un- 
tersuchungen   der  Gesange   des  Proprium 


missae  an  Hand  des  aus  dem  12.  Jahr- 
>  bundert  stammenden  Graduals  von  Nevers 
I  derPariser  Nationalbibliothek    f.  lat.  nouv. 

acq.  1235  ,  daB  die  Praxis  die  ambitus- 
,  Theorie  des  Mittelalters  nicht  best&tigt  und 
'  die  Teilung  der  Tonarten  in  snthentische 
I  und  plagale  willkuriich  erscheinen  lafit 
i  J.  W. 

Lunn,  Charles.  Philosophy  of  Voice. 
London,  Bailliere  TindaU  and  Cox, 
Hatchings  and  Homer,  W.  Reeves. 
9th  edition,    pp.  188,  Demy  8vo. 

Fuller  title  is,  Philosophy  of  Voice, 
showing  the  right  and  wrong  action  of 
voice  in  speech  and  song,  with  laws  for 
self-culture.  If  the  author  could  have  res- 
trained his  polemical  pretensions,  and  given 
an  accurate  account  of  his  experiences  when 
a  pupil  of  Cattaneo  nearly  50  years  ago. 
his  work  might  have  been  regarded  as  a 
contribution  to  vocal  art.  In  its  present 
form  however  it  is  difficult  to  disentangle 
anything  of  value  from  the  disordered  net- 
work  of  irrelevant  extracts,  metaphysical 
disputations,  and  wholesale  abuse  of  every- 
thing and  everybody,  which,  with  a  great 
deal  of  self-praise,  occupies  the  greater 
part  of  its  pages.  The  author  is  still  more 
ill-advised  in  his  attempt  to  deal  with  the 
scientific  side  of  the  question.  In  claiming 
to  have  made  what  he  modestly  sets  forth 
as  "the  greatest  scientific  discovery  affec- 
ting the  science  of  voice-production  that 
has  ever  been  put  before  the  public",  he 
describes  a  method  of  breath-control  by 
constriction  of  the  "false  cords"  above  the 
vibrating  true  vocal  cords,  sufficient  to 
cause  inflation  of  the  laryngeal  ventricles, 
which  is  physically  impossible,  and  well 
known  not  to  occur  during  photfation.  The 
only  charitable  explanation  of  his  theory 
is  that  he  may  have  mistaken  some  other 
part  of  the  larynx  for  the  "false  cords". 
Certainly  the  "coup  de  glotte"  which  he 
so  strongly  advocates,  when  produced  bv 
the  constriction  of  those  organs,  is  much 
too  harsh  and  detrimental  to  the  voice  to 
have  been  tolerated  by  the  sensitive  ears 
oi  the  old  Italian  masters.         W.  A.  A. 

Pearoe,  Charles  W.  Rudiments  of 
Musical  Knowledge.  London,  Yin- 
cent  Music  Co.  1903.  68  pp.  16  mo. 

The  author,  an  experienced  musio-exs* 
miner  and  editor,  has  arranged  this  matter 
in  the  most  methodical  manner,   for  the 

Surpose  of  reminding  examination-candi* 
ates  of  those  elementary  facts  which  be- 
cause they  are  elementary  are  generally 
forgotten.    A  subject  accordingly  to  each 


Kritische  Bucherschau.  * 


153 


section,  to  promote  reference.  The  lone- 
suffering  Italian  language  serves  faithfully 
the  purposes  of  musicians,  and  should  be 
spared  misprints  like  the  following  which 
pass  from  book  to  book:  —  Affetuoso,  Con 
tenerezza,  Langrimoso,  Poco  a  poco,  Vi- 
vacita.  G.  B. 

Ravegnani,  Sac.  Ettore.  Metodo  com- 
pilato  di  Canto  Gregoriano.  Vol.  I 
(2*  ed.)  Soma,  Desclle,  Lefebnre 
e  CK  XII  und  89  S.  Id.  8°,  L.  1,30; 
vol.  n  Graz,  Styria,  1902.  XTTT 
und  140  S.  8°,  L.  1,70. 

Eine  empfehlenswerte  praktische  Anlei- 
tung  zum  gregorianischen  Gesange,  knapp 
in  der  Form,  klar  in  der  Sprache. 

J.  W. 

Stahl,  Wilhelm.  Geschichtliche  Ent- 
wickelung  der  evangelischenKirchen- 
musik.  Max  Hesse's  illustrierte  Ka- 
techismen  Band  33.  Leipzig,  Max 
Hesse,  1903.  VIII  und  85  S.  8°. 
brosch.  „H  1, — . 

Der  Entwicklungsgang  der  evangelischen 
Kirchenmusik  ist  im  groBen  una  ganzen 
treffend  charakterisiert.  Befremdend  ist 
unter  anderem  das  Fehlen  jeglichen  Hin- 
weises  auf  die  Bedeutung,  welche  Osiander 
for  den  Choralgesang  gewonnen  hat.  Mit 
seinen  historischen  Notizen  steht  Ver- 
fasser  nicht  immer  auf  der  Hone.  Die 
Eeform-Bestrebungen  im  19.  Jahrhundert 
kommen  nicht  deutlich  zum  Ausdruck.  Im 
allgemeinen  ist  der  Darstellung  sonst  Klar- 
beit  und  Ubersichtlichkeit  nachzuruhmen. 

J.  W. 

8t.  Germaine.  The  Growth  and  Cul- 
tivation of  the  Voice  in  Singing. 
10th  edition.  London,  J.  B.  Cramer 
and  Co.  1903.  pp.  60,    Demy  8vo. 

1/. 

This  is  a  short  and  simple  statement 
of  the  general  principles  upon  which  an 
experienced  singing- mistress  founds  her 
method  of  teaching,  and  contains  nothing 
extravagant  or  unsound  Madame  St.  Ger- 
maine's  remarks  are  mostly  well-expressed 
generalities  intended  to  encourage  in  her 
pupils  what  is  vocally  natural  and  good. 

W.  A.  A. 

Text  und  Programmbuoh  zum  Hei- 
delberger  Musikfest  1903.    Kom- 
missionsverlag  von  Pfeiffer,  Heidel- 
berg.    Jl  1,10. 
Enthaltend  eine  langere  Einleitung  von 

Wolfram,    in   der  Zweck   und  Ziele    der 


Heidelberger  Neuerungen  klargelegt  wer- 
den,  80wie  Beitrage  von  Grunsky,  Rudolf 
Louis,  Willibald  Nagel,  Max  Schillings 
und  Fritz  Stein. 

Warriner,  John.  Transposition,  Key- 
board and  Orchestral.  London,  No- 
vello  and  Co  ,  Ld.,  1903.  Demy  4to. 
56pp.  2/. 

Everyone  knows  what  extempore  key- 
board transposition   is   in  practice.    You 
look  at  the  written  notes,  apply  your  ex- 
perience, and  do  your  best.   More  in  detail, 
the  extempore  musical  transposer  acts  like 
the  language-dragoman  or  viva-voce  trans- 
lator.   The  latter  takes  3  steps;  he  con- 
notes the  first-language  word  to  an  idea, 
he  retains  that  idea  in  his  memory,  and 
he  finds  a  new  second-language  word  to 
connote  the  same.    So   the  musician  fits 
the  written  record  to  a  certain  ensemble 
of  melodies  and  harmonies,   carries   that 
ensemble  in  his  brain  for  a  brief  second, 
then  reproduces  that  ensemble  in  a  form 
differing  from  the  written  record.    More 
in  detail  still    The  musician  analyses  the 
ensemble  of  the  written  record  as  a  com- 
bination of  intervals,   chords,  tonal  rela- 
tionships, etc.;  and  in  the  process  of  re- 
producing the  same   in   another  key    he 
employs  the   tools   of  stave-line  shifting, 
interval  counting,  and  chord  or  tonal-rela- 
tionship building  up.    The  author  by  the 
bye  in  iris  preface  flouts  the  first  2  of  these 
last-named  methods  of  brain- reproduction ; 
but  seemingly  in  error,  for  extempore  trans- 
position is  undoubtedly  as  much  visual  by 
the  senses  as  intellectual  by  reasoning.  — 
So  much  for  practiced.    But  it  is  interes- 
ting to  see  how  any  author  can  make  a 
primer  on  such  a  practical  art.  and  essay 
to  teach  it.    Warnner's  method  is  briefly 
to  sit  the  student  at  the  key-board,  and 
there  .make  him  transpose   from   written 
progressive  exercises,  in  all  of  which  he  is 
instructed  to  analyse  according  to  the  phe- 
nomena and  technicalities  of  the  art,  and 
in  the  earlier  of  which  he  is  helped   to 
analyse  by  various  symbols  attached  to  the 
written   notes.     For  melody  author  uses 
the  ideas  and  symbols  (syllable  or  number 
of  "Tonic  Sol  Fa";   it  would  have  been 
clearer  if  he  had  adopted  either  syllable 
or  number  and  not  mixed  the  two.    For 
chords,  he  marks  the  bass  with  roman  nu- 
merals (IV,  V,  etc.)  indicating  the  scale- 
number  above  tonic  of  the  root   of  the 
chord  (according  to  the  simplest  concep- 
tions of  root- classification,  with  subsidiary 
signs    showing  which  inversion  or   other 
details,  according  to  German  manner.   All 

this  is  quite  unexceptionable.  Author  rightly 

igfee 


154 


*  Kritische  BUcherschau. 


insists  on  necessity  of  practice,  but  does 
not  allow  enough  for  gift,  which  sweeps 
aside  all  such  paraphernalia.  —  The  short 
chapter  on  Orchestral  Transposition  relates 
only  to  writing  for  the  transposing  in- 
struments, and  being  quite  another  subject 
might  well  have  been  omitted.        C.  M. 

Williams,  C.  F.  Abdy.  The  Story 
of  Notation.  London,  Walter  Scott 
Co.  Ld.  New  York,  C.  Scribner's 
Sons,  1903.  pp.  266.  3/6. 

The  oldest  music-notation  generally 
quoted,  though  the  Hindoo  is  vastly  older, 
is  the  ancient  Greek  harpstring-derived  ver- 
bal notation.  Present  author,  following 
various  others,  represents  Greeks  as  rever- 
sing our  terms  "nigh"  and  "low"  applied 
to  bass  and  treble  sounds.  He  says  (page 
12),  ''when  they  were  obliged  for  teaching 
purposes  to  give  names  to  the  strings  of 
their  lyre,  they  called  the  lowest  string  of 
the  tetrachora  Hypate,  which  means 
highest,  for  in  instruments  of  the  harp 
shape,  such  as  the  trigon,  this  string  was 
the  highest  when  placed  upright,  or,  as 
we  should  say,  the  longest".  This  is  not 
so.  The  above  nomenclature  applied  not 
only  to  elaborate  xgiywya.  but  also  and 
previously  to  the  simple  tetrachord-built 
Xvqci,  which  had  no  long  and  short  for  the 
strings,  any  more  than  a  violin  has.  The 
old  word  vneQiaxrj  means  no  doubt  "high- 
est" only,  but  the  derived  vnctxrj  came  to 
mean  anything  extreme,  the  "farthest".  As 
to  yea*!?,  it  means  even  primarily  "first- 
arising"  (Sanscr.  navas,  Lat.  novus).  The 
lyre,  when  held,  was  held  in  the  left  hand 
with  the  bass  end  away,  so  vnaxTj  and  yrjirj 
signified  nothing  but  the  farthest  and  nea- 
rest strings.  The  Greeks  had  the  idea  of 
JitQvc  and  d£v£  as  applied  to  sounds,  which 
are  first-cousin  to  low  and  high.  —  Present 
author  (again  following  others)  gives  but  a 
meagre  explanation  of  the  avatrjua  tiXeiov 
verbal  notation.  "Why  did  the  term  naQv- 
naxrj  in  lower  tetrachords  give  place  to 
the  term  xqixrj  in  higher  tetrachords?  The 
answer  is  that  the  Greeks,  converging  on 
/uiarjj  reckoned  from  bothends.  At  the 
far  end  of  the  harp  (Xvqcc)  it  was  naturally 
vnajri,  naQvnavt},  Xixavog  (farthest  string, 
next-to-farthest  string,  forefinger  string;; 
but  at  the  near  end  of  the  harp,  reckoning 
the  opposite  way,  it  was  naturally  fijii?, 
Xixavog,  xQitrj  (nearest  string,  forefinger 
string,  third  string).  In  no  other  way  can 
tQtir;  be  explained.  For  the  Greek  scales 
generally  see  IV,  498,  601,  608,  740.  — 
This  ancient  Xvga  (say  with  4  strings)  is  a 
curious  problem.  The  strings  will  have 
been  of  different  thicknesses,  but  by  what 


mechanism  were  they  correctly  tuned?  For 
in  pictures  of  the  simple  variety  (if  such  pic- 
tures can  be  relied  upon  at  all)  they  look  as 
if  all  twisted  up  or  simultaneously  transposed 
by  a  single  long  "peg"  [Zvyoy).   They  were 
tuned  scalewise  in  some  scale  or  other,  but 
they  could  not  be  stopped  (except  in  harmo- 
nic) or  fretted,  and  they  were  not  longer  than 
from  nut  to  bridge  of  a  violin.     So  the 
playing  could  but  nave  been  the  twanging 
of  just  4  treble  notes  something  like  E  F 
G  A,  to  reinforce  in  unison  or  octaves,  or 
perhaps    in    some    crude   interval    [f*i$i$ , 
essential  notes  in  the  sung  melody;  such 
reinforcing  notes  must  have  been  generally 
well  above  the  melody  for  men's  voices; 
a  two-part  chord  of  a  4**  may  have  been 
sometimes  twanged  with  the   ring-finger 
and  thumb.    But  this  exceeding  primitive- 
ness  gave  birth  in  time  to  the  elaborate 
40-stnnged  harp  called  imy6veiovy  wrongly 
derived  from  one  Epigonus,  and  evidently 
meaning    an    instrument    resting    on    the 
knees,  supported  at  the  height  of  the  knees, 
or  grasped  between  the  knees  (cC  "da  gam- 
ba"),  like  the  small  Irish  harp  (IV,  497, 
680).      In    this     imyovuov    the     strings 
were  in  all  probability  not  simply  scale- 
wise,  and  were  certainly  in  some  way  dup- 
licative or  octaval;   and  from  it  or  some 
similar  instrument  (perhaps  the  20-stringed 
fi&yafiie).  arose  the  Greek  old- Attic  instru- 
mental letter-notation  {xfwyai?),  the  indirect 
progenitor  of  Tonic- Sol-Fa  letter-notation; 
such   xoovoig   notation   being   not    at   all 
scalewise,  but  "across  the  strings".    It  was 
in  fact  tablature,  and  author  very  properly 
compares    it   with   the   lute    tablature   of 
Konrad  Paumann  (1410 — 1473)  recorded  by 
Virdung  (Musica,  1611,  facsimile  Breitkopf 
and  Hartel  1882).  —  Author  describes  in 
turn  the  Greek  neo-Ionic  vocal  letter-nota- 
tion [H$ts),  which  was  scalewise;  the  com- 
plete letter-notation   of  Alypius  (c.  360); 
the  Greek  time-signs;  the  Greek  solmization 
syllables,  to>  xa  (2nd  upwards),  to>  xn  (mi- 
nor 3rd),  toi  to>  (4tt),  Tto  Te  (5th)t  as  described 
by  Bellermann's  Greek  Xviayvpog;  the  ap- 
parent absence  of  notation  for  Ambrosian 
vocal  music;  the  rough  Byzantine  neumes 
{yev/uai),  based  on  Greek  accents,  as  deci- 
phered in  recent  times  by  the  Benedictines 
of  Solesmes ;  the  Gregorian  neume  notation ; 
the   origin   of  the   stave-lines;    the  Latin 
letter-notation;  the  picture-notation  of  Hue- 
bald  (c.  840—930) ;  the  system  of  points  on 
lines,  not  spaces;  the  7-note  gamut,  hexa- 
chordal  solmization,  and  "hand"  modulator 
of  Beatus  Guido  inventor  Musicae  (c.  996 
— 1050);  the  modern  stave  with  notes  on 
lines  and  spaces;  the  enormously  compli- 
cated musical   mensurabilis ;    musica  ficta 
the  intrusive  or  parallel  lying  instrument- 


Eingesandte  Musikalien. 


155 


tablatures;  clefs;  key-signatures ;  bar-lines ; 
leger- lines;  figured  bass;  signs  of  expres- 
sion and  tempo;  the  wrongly  condemned 
C  clef;  modern  Byzantine  notation,  quasi - 
neumal  [fiaQtv^iai)  with  moveable  Do;  new 
experimental  notations  (Heyden  1629,  Sal- 
mon 1673,  Souhaitty  1677,  de  la  Salle  c. 
1720,  Rousseau  1743,  Jacob  1769,  de  Cas- 
aagne  1776,  Rohleder  1792.  Natorp  1813, 
Galin  1818,  Iue  1824,  Claviere  1848,  Paris 
and  Cheve*  I860,  Curwen  c.  I860,  Striby 
1867,  Delcamp  1860,  Danel  1867,  Meerens 
1873,  Stott  18&5,  ThelwaU  1898,  Ac.,  Ac); 
and  intermediately  many  other  things.  — 
There  are  useful  Appendices  of  (a1  Autho- 
rities referred  to,  16  pages,  (b;  Glossary, 
10  pages,  (c)  Chronological  table  of  hist 
of  notation,  9  pages.  —  It  would  be  easy 
to  make  finical  objections  to  a  work  of 
detail,  as  for  instance  that  the  pictorial 
illustrations  are  sometimes  placed  without 
any  sense.  On  a  question  of  principle, 
author,  with  his  very  wide  survey  of  sone- 
mes,  might  have  been  more  liberal  to  Cur- 


wen's  Tonic-Sol-Fa,  than  at  p.  207.  It 
represents  a  fundamental  need  of  the  in- 
cipient vocalist;  it  is  founded  on  the  truest 
principle  in  all  music,  that  of  tonality; 
and  it  ought  to,  and  probably  will,  long 
subsist  side  by  side  with  the  more  advan- 
ced stave-notation.  Leaving  objection  aside, 
this  is  an  admirable  digest  made  by  a 
scholar  and  a  musician,  crowded  with  inte- 
resting and  well-placed  fact  Neither  H. 
Riemann's  "Entwickelung  unsrer  Noten- 
schrift"  1881,  nor  0.  Fleischer's  "Neumen- 
studien"  1896—97,  are  translated  into  Eng- 
lish ;  and  the  present  cheaply  priced  hand- 
book, too  modestly  heralded,  should  be  on 
every  shelf.  —  For  author  see  I,  366,  404; 
II,  433;  m,  30;  IV,  740.  As  music-direc- 
tor of  Bradfield  College  he  inaugurated 
music  to  the  school  Greek  Plays,  is  the 
author  of  uEssay  on  the  Music  of  the 
Greek  Drama''  (Breitkopf  and  Hartel,  1898). 
and  has  thrice  lectured  before  the  Musical 
Association  (V,  23).  He  is  now  retired, 
engaged  on  literary  work.  C.  M. 


Eingesandte  Musikalien. 

Referenten :  W.  Altmann,  A.  Mayer-Reinaeh,  J.  Wolf. 


Ambrosio,  Alfred  d\  Op.  20,  No- 
veletta  Nr.  2;  Op.  22,  Aria  pour 
Violon  et  Piano.  Frcs.  3, —  bezw. 
2,50  n.  Nizza,  Paul  Decourcelle 
(Leipzig,  Rieter-Biedermann). 

Die  sehr  dankbaren  und  hiibsch  er- 
fondenen  Stuckchen  von  d' Ambrosio  sind 
sis  Vortragsstucke  rasch  beliebt  geworden. 
Auch  den  beiden  vorliegenden  Werkchen, 
besonders  der  Kubelik  ^ewidmeten  Aria 
durfte  dies  beschieden  sein.  W.  A. 

Ames,  J.  C.  Berceuse  fiir  2  Yiolinen 
und  Klavier.  Jl  2, — .  Leipzig, 
J.  Rieter-Biedermann. 

Ein  Salonstiick  besserer  Art,  zum  Vor- 
trag  heranwachsender  Yiolinisten  recht 
empfehlenswertdankbar  und  ohneSchwierig- 
keit  W.  A. 

Balakirew,  Mili.  Ouverture  fur  Or- 
chester  zu  W.  Shakespeare's  Trago- 
die  »K6nig  Lear*.  Klavierauszug 
zu  4  Han  den  vom  Komponisten. 
Leipzig,    St.    Petersburg,    Moskau, 


London,   Jul.  Heinr.  Zimmerman n. 

Jt3— . 

Ein  Klavierauszug,  der  wirklich  die 
Aufgabe  erfullt,  einen  lebhaften  Eindruck 
der  Partitur  zu  geben.  Dazu  1st  er  klavier- 
gerecht  geschrieben  und  jeder  Part  in- 
teressant  ausgestaltet.  Was  die  Wert- 
schatzung  der  Composition  an  sich  betrifft, 
so  verweise  ich  auf  das  Urteil  von  Rosa 
Newmarch  in  unsren  Sammelbanden  (IV, 
160;,  das  ich  ganz  unterschreibe.    J.  W. 

Beethoven.      Op.   40    und    Op.   50. 

Zwei  Violin-Romanzen  in  G-dur  und 
!      F-dur.  Partitur- Ausgabe  in  klein  8°. 

Jl  — ,80.  Leipzig,  Ernst  Eulenburg. 

1  Dvorak,  Anton.    Op.  96.    Symphonic 

|      Nr.  5,  E-moll,  » Aus  der  neuen  Welt« . 

;      Partitur- Ausgabe  in  kl.  8°.  Jl  4, — . 

Leipzig,  Ernst  Eulenburg. 

Stich  und  Druck  ist  klar  und  deutlich, 

die  Anordnung  iibersichtlich.  Diese  Ausgabe 

darf  nicht  nacn  GroBbritannien  und  Irland, 

wohl  aber  in  die  englischen  Kolonien  und 

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156 


Eingesandte  Musikalien. 


ebenso  in  alle  iibrigen  Lander  der  Welt ' 
eingefuhrt  werden. 

Gernsheiin,  Friedrich.  Op.  73.  Der, 
Nibelungen  Uberfahrt.  nach  einer 
Ballade  von  Matthai  fur  Soli,  Chor  i 
und  Orchester.  Leipzig ,  Rieter- ' 
Biedermann.  Partitur  Jt  7,50,  Kla-  j 
vierauazug  ,M  4,50.  ! 

Dieses  letzte   pro&ere    Werk   dee   be-  i 
kannten    Kompomsten    gehort   zu    semen  | 
besten  Erzeugnissen.  Das  Gedicht  ist  recht ' 
wirkungsvoll  vertont.  FurgroBereJeistungs- 
fahige    Chorvereine  ist   seme   Auffokrcmg 
zweifellos  eine  dankbare  Aufgabe. 

A.  M-R 

Gfinther,  Richard.     Geistliche  Lieder  \ 
von    Georg  Wilhelm    Schulze   nebst 
einem  Anhang  mit  Orgel  oder  Kla- j 
vierbegleitung.    Halle  a/S.,  Richard! 
Muhlmann. 

Als  Weisen  sind  z.  T.  Choralmelodien, ; 
z.  T.  Originalmelodien  benutzt.  Am  Satz 
beteiligen  sich  neben  dem  Herausgeber:  \ 
Alb.  Seeker  und  Walter  Braun.  Kompo- 1 
sitionen  liegen  vor  von:  Albert  Becker,  \ 
Hermann  Opitz,  H.  Textor.  Gottfried  WeiC,  j 
Walter  Braun  und  0.  Gehrke.  Der  Anhang  ' 
enth'alt  unter  anderm  Lieder  von  Rambach, 
Novalis,  Ruckert  und  C.  J.  P.  Spitta. 

J.W. 
Kahl,  Jos.  Oskar.     Sonate  A-dur  fur 

Yioline  und  Pianoforte.    Jl  6, —  n. 

Leipzig,  J.  Rieter-Biedermann. 

Durchaus  noble  Musik  in  schoner  Form, 
freilich  ohne  besondere  Originalitat,  aber 
mit  Genu 6  zu  spielen  und  zu  horen;  daC 
der  erste  Satz  wonl  in  dem  entsprechenden 
der  2.  Brahms'schen  Sonate  sein  Vorbild 
hat,  daft  im  Trio  dee  hiibschen  Intermezzo 
sich  das  Trio  des  Scherzo  aus  Brahms' 
H-dur-Trio  meldet,  daC  der  langsame  Satz 
an  das  Hauptthema  des  Adagio  von  Bee- 
thoven op.  97  anklingt,  sei  dem  Kompo- 
nisten,  der  durchaus  auf  klassisehem  Booen 
stent,  nicht  verubelt.  Im  Finale  ist  mir 
keine  Reminiszenz  aufgestoCen.  Da  die  So- 
nate fiir  beide  Spieler  nicht  schwierig  ist, 
durfbe  sie  gern  gespielt  werden.    W.  A. 

Ravanello,  Oreste.  Op.  66.  Secunda 
Anthologia  Vocalis  (Liturgica)  122 
Cantica  sacra  tribus  vocibus  aequa- 
libus  (C.  I,  C.  H  ft  A.,  vel  T.  I, 
T.  II  &  B.).  Ex  auctoribus  anti- 
quis  ac  modernis  collecta  ac  redacta. 
Edizione  Marcello  Capra  N.  785. 
Collezione  Diamante.     Turin,  Mar- 


cello  Capra.     VDI  und  203  S.  8°. 

L.  4,-. 

Eine  auf  die  Bedurmisse  der  katho- 
lischen  Kirche  zugeschnittene  brauchbare 
Sammlung  von  mehrstimmigen  Satzen  aus 
alterer  und  neuerer  Zeit.  £s  ist  zu  be- 
dauern,  daB  der  Herausgeber  bei  den  unter 
dem  Namen  alterer  Autoren  gehenden 
Kompositionen  nicht  angegeben  hat  ob  es 
sich  urn  Originalsatze  handelt.  Bei  Isaac  so- 
wie  einigen  Meistern  des  evangelischen 
Choralge8ang8  konnte  ich  ohne  weiteres 
feststellen,  daB  nur  die  Hauptmelodie  in 
einer  sp'ateren  Fassung  Verwendung  gefun- 
den  hat.  Die  'altere  Zeit  ist  vertreten  mit 
Anerio,  Breidenstein ,  Decius,  Gastorius, 
GiacomellL  Giovanelli,  Grazioli.  Inffegneri, 
Isaac,  OrL  Lasso,  Lotti,  Martini,  rfanini, 
Palestrina,  Pitoni.  Mich.  Praetorius,  Sabba- 
tini,  Scheidemann,  Tartini,  Veronio  und 
Vittoria.  Aus  der  neueren  Zeit  liegen 
Werke  vor  von  Bentivoglio,  Bottazzo,  Cartu- 
ran.  Gipolla,  Concina,  "Vittorio  Franz.  Grassi, 
Polleri,  Ravanello,  Remondi,  Saladino, 
Terrabugio,  Thermignon,  Tomadini. 

J.  W. 

Rebikoff,  W.  Op.  15.  Les  reves. 
5  melomimiques  pour  Piano.  Nr.  1 
Naiade;  Nr.  2  Les  Demons  s'amu- 
sent;  Nr.  3  Le  Faune;  Nr.  4  La 
Nerel'de;  Nr.  5  Dans  la  foret.  Mos- 
kau  und  Leipzig,  P.  Jurgenson. 
Jl  1,80. 

Der  entschieden  hochbegabte  Verfasser 
laBt  sich  offenbar  in  dem  Streben  zu 
charakterisieren  zu  gewagten  Experimenten 
verleiten.  Indem  er  seinen  »Traumen€  die 
Tonskala  Des,  Es,  F,  g,  a,  h  zugrunde  legt, 
kommt  er  zu  melodischen  und  harmoniscben 
Verbindungen,  die  hart  an  der  Grenze  des 
Moglichen  liegen  und  sicher  von  vielen 
direkt  als  ungenieBbar  bezeichnet  warden. 
Das  Lokalkolorit  scheint  getroffen,  denn  es 
klingt  manchmal  geradezu  infernalisch. 

J.     W. 

—  Op.  18,  Nr.  1.  Gesangsszene:  >Er 
8chleppt  sich  so  endlos  und  trostlos 
die  Reihe  der  Tage«  fur  Mezzo- 
Sopran  oder  Bariton  und  Klavier. 
Ebenda.     Jl  —,70. 

Reufi,  August.  Op.  15.  Ratbod  der 
Friese.  Fiir  Bariton  mit  Orchester 
oder  Pianoforte.  Leipzig,  Fr.  Kistner. 
Partitur  Jl  3, — ,  Orchesterstimmen 
.Jt  6,—.  Mit  Pianoforte  Jl  1,60. 
Eine    wirksam    anjrelegte    und    wohl- 

klingende  Partitur,  welche,  wenn  sie  auch 
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Zeitschriftenschau. 


157 


keine  bedeutenden  Zuge  tract,  immerhin 
von  einem  tiichtigen  Konnen  des  Verfassers 
Zeugnis  ablegt.  J.  W. 

Ruthardt,  Adolf.  Op.  42.  Tonleiter- 
EtUden  fftr  Pianoforte.  2  Hefte,  je 
Jl  2, — .  Leipzig,  Otto  Forberg. 

—  Op.  43.  15  Pr'aludien.  Studien 
polyphonen  Stils  fur  Pianoforte. 
2  Hefte,  je  Jf  2, — .  ebenda. 

"Wertvolles  Unterrichtsmaterial.  Die 
Praludien  enthalten  auch  manches  vom  rein 
musikalischen  Standpunkte  recht  Beach- 
tenswerte.  J.  W. 

Schytte,  Ludwig,  Op.  110.  » Piazza 
del  Popolo«.  Nr.  1  Serenade;  Nr.  2 
Romance;  Nr.  3  Barcarole;  Nr.  4 
Tarantella. Je  Jl  1 — 1,25.  Kopen- 
hagen  und  Leipzig,  Wilhelm  Han- 
sen. 

Glatt  und  gefallig  gearbeitet.  Gehoren 
aber  nicht  zum  Beaten,  was  Schytte  ge- 
schaffen  hat.  J.  wT 

Todt,  B.  Trios  fur  Pianoforte,  Vio- 
line   und  Viola.     Heft   10—12,  je 


Jl  4,80.      Leipzig,   Breitkopf  und 

Hartel. 

Seinen  9  Heften  Trio-Bearbeitungen, 
von  denen  die  nach  Bach  entschieden  wert- 
voll  und  sehr  empfehlenswert  sind,  hat 
Todt  nunmehr  noch  3  Hefte  mit  je  2  Num- 
mern  eigner  Kompositionen  folgen  lassen, 
die  wohl  zum  Hausgebrauch  fur  seine 
Kinder  entstanden  sind  und  sich  zum  Teil 
an  von  ihm  komponierte  Lieder  anlehnen. 
Es  wird  gewiD  auch  Kreise  geben,  denen 
diese  einiachen  und  harmlosen  Tongebilde 
Freude  bereiten ;  ich  jedoch  kann  nicht  um- 
hin,  meine  Verwunderung  daruber  auszu- 
sprechen,  daC  ein  so  hervorragender  Bach- 
kenner  wie  Todt  so  wenig  polyphon  zu 
schreiben  weiO.  W.  A. 

Tours.  Berthold.  Petit  Duo  Sympho- 
nique  pour  deux  violons  et  Violon- 
cello ad  lib.  avec  accompagnement 
de  Piano.  London,  Mainz,  Brtissel 
und  Paris,  Schott.  Jl  4,25. 
EnthSlt  neben  manchen  recht  flachen 
Ztigen  doch  auch  ganz  Interessantes  und 
ist  im  allgemeinen  geschickt  gearbeitet. 


Zeitschriftenschan 

snsammengeatdlt  von 

Ernst  Butlng. 


Verzeichnis  der  Abkiirzungen  siehe  Zeitschrift  V,  Heft  1,  S.  43. 


-a-.  Niedersachsische  Musikfeste  —  SH  43, 

Nr.  46. 
Altmann,  Wilhelm.    Zur  Biographie  Otto 

Nioolai's  und  Wilhelm  Taubert's  — 

NZfM  70,  Nr.  45. 
Am  ft,  Georg.  26.  Generalversammlunff  des 

Grafschafter  Gacilienvereins  in  Schlegel 

am  17.  September  1903  — Cell,  Nr.ll. 
Anonym.    Dr.   El  gar   at  home  —  MO, 

Nr.  314  [Interview]. 
Anonym.     Adelina   Patti  —  MuM  58, 

Nr.  10. 
Anonym.  El  gar's  neues  Oratorium  »Die 

Apostel*  —  NMZ  24,  Nr.  24. 
Anonym.     Vor   10  Jahren.     (Dem   An- 

denken  Tschaikowsky's)  — RMG1903, 

Nr.  42. 
Anonym.    Zur  Lohnbewegung-  der  Musik- 

instrumenten-Arbeiter  Berlins  —  DIZ, 

27.  Oktober  1903. 


Anonym.    Schweizerische  Tonkiinstler  im 

Ausland:      Theophil     Forchhammer. 

Otto  Hegner  —  SMZ  43,  Nr.  30. 
Anonym.    Die  Herstellung  der  Grammo- 

phon-Platten  —   DIZ,  7.  Oktober  1903 

illustriert . 
Anonym.  Papst  Pius  X  und  die  Kirchen- 

musik  —  KVS  18,  Nr.  3. 
Anonym.    Das  Orgelspiel  in  der  Advents- 

und  Fastenzeit  —  ibid. 
Anonym.      Henschel's     Bequiem     — 

Musical  Life  (Brooklyn),  Juni  1903. 
Anonym.    Die  Musikverh'altnisse  auf  der 

Ausstellung  zu  St.  Louis  im  Jahre  1904 

—  DMZ  34,  Nr.  45  betrifft  speziell  die 

Eugagements-Verhaltnisse  deutscher  Mu- 

siker]. 
Anonym.     Michele   Esposito    —   MT, 

Nr.  729  [mit  Portrat'. 
Anonym.    New   College,  Oxford  —  MT, 

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158 


Zeitschriftensohau. 


Nr.  729    [mit  musikgeschichtlicben  No- 
tizen\ 

Anonym.  Heine  and  die  Mutter  Meyer- 
beer's. Mit  einem  ungedruckten  firiefe 
Heinrich  Heine's  —  Deutsche  Dichtung, 
33,  Nr.  1. 

Arend,  Max.  HugoRiemann —  BfHK8, 
Nr.  2  [mit  Portratj. 

Avril,  Kene*  d\  L'art  a  Nancy.  Reouver- 
ture  de  la  saison  musicale  — MSu,  Nr.  42. 

Bat  tea,  Richard.  Die  deutsche  Gesangs- 
baUade  —  NMZ  26,  Nr.  Iff. 

Baughan,E.A.  The  Birmingham  Festival 
Elgar's  >The  Apostles*  —  MMR, 
Nr.  395. 

Bellaigue,  Oamille.  Lea  idees  musicales 
d'Aristote  —  Revue  des  Deux  Mon- 
des  (Paris,  16  rue  de  T University)  1.  No- 
vember 1903. 

Besold.  Die  Horpriifung  mit  Stimm- 
gabeln  bei  einseitiger  Taubheit  und  die 
Schlusse,  welche  sich  daraus  fur  die 
>Knochenleitung«  und  fiir  die  Funktion 
des  SchalleitungsaDparates  Ziehen  lassen 
—  Zeitschrifb  fiir  Onrenheilkunde  {Wies- 
baden, J.  F.  Bergmanir  November  1903. 

Bouyer,  Raymond.  >LaTosca«  de  Puc- 
cini et  la  nouvelle  Italie  musicale  — 
La  Nouvelle  Revue  (Paris,  26  rue  Racine^ 
25,  Nr.  1. 

Brathe,  P.  Die  Notwendigkeit  des  Chor- 
raums  -  MSfG  8,  Nr.  11. 

Braunatein,  L.  Uber  den  EinfluO  des 
Telephonierens  auf  das  Gehororgan  — 
Archiv  fur  Onrenheilkunde  (Leipzig,  C. 
W.  Vogel),  September  1903. 

Brnnnhofer,  Hermann.  Richard  W  a  g  n  e  r1  s 
Geschichtsphilosophie— BB  26,  Nr.  10/12. 

Campi,  A.  Alessandro  Bonci.  Versuch 
einer  kritischen  Studie—NMP  12,  Nr.22. 

Case,  A.  J.  Hinter  dem  Vorhang  der 
groBen  Oper  zu  Paris  —  Die  Woche 
(Berlin,  August  Scherl)  5,  Nr.  43  [illustriert;. 

Case,  W.  S.  Music  at  popular  resorts  — 
MN,  Nr.  660. 

Choral   music   in  London  —   ibid., 

Nr.  661. 

Caspar!,  W.  Enrico  Bos  si's  >Canticum 
Canticorum*  —  Si  28,  Nr.  11. 

Chevalier,  Paul  Emile.  >La  Fille  de  la 
mere  Michel*,  operette  en  trois  actes,  de 
M.  Daniel  Ri  c  h  e ,  musique  de  M.  Ernest 
Gillet  (aux  Bouffes-Parisiens)  —  M, 
Nr.  3786. 

Choisy,  Frank.  Un  musicien  danois :  Carl 
Nielsen  —  GM  49,  Nr.  43 

Closson,  Ernest.  »Prinzessin  Sonnen- 
schein«  (Prinses  Zomeschyn*].  Lyrisches 
Marchen  in  4  Akten.  Dichtung  von 
Pol  de  Mont.  Musik  von  Paul  Gilson. 
Erstauffiihrung  in  der  vlamischen  Oper 
zu  Antwerpen  am  10.  Oktober  1903  — 
S.  61,  Nr.  50/51. 


Combe,  Ed.  La  question  des  droits  d'auteur 

—  MSu,  Nr.  42. 

Conrat,  H.  J.  Yom  Birminghamer  Musik- 
fest  (13.-16.  Oktober  1903;  —NMZ  25, 
Nr.  2. 

Cnrseh-Biihren,  F.  Th.  Julius  Bluthner 

—  MWB  34,  Nr.  46. 

Dams,  H.    The  Cathedral  Type  of  Service 

—  MN,  Nr.  661. 

Dandelot,  A.    Victorin  Joncieresf  — 

MM  1903,  Nr.  20. 
Daubresse,  M.     La  sensibility   musicale 

des  animaux  —  GM  49,  Nr.  44  ff. 
Dent,    Edward    J.     The   earliest   string 

quartets  —  MMR,  Nr.  395 
E.,  R.  Musiker-Briefe   aus   dem   Anfange 

des  16.  Jahrhunderts  (von  Joh.  Bu c hner.. 

HeinichFinck,   Glarean,  Paul  Hof- 

haymer,     Gregor    Yalentianus)    — 

Mf  M  36,  Nr.  11. 
Bccariua-Sieber.      >Roslein    im    Hag« 

Volksoper  von  Oyrill  K  is  tier.    Urauf- 

fuhrung  im  Elberfelder  Stadttheater  am 

13.  .Oktober  1903.  —  NMZ  25,  Nr.  2. 

Uber  die  weitere  Ausgestaltung  und 

Bereicherung    der    Kammermusik-  Pro- 
gramme —  MWB  34,  Nr.  42. 

Eymlen,  Henry.    Lee  fetes  de  Berlioz 

en  Dauphin^  —  PA,  Nr.  1128. 
Fiege,  R  Die  >  Richard  Wagner- Feste* 

in  Berlin  —  NMP  12,  Nrll. 
Findelsen,  Nic.    Die  Frauen-Gestalten  in 

P.  Tschaikowsky's  Opern  —  RMG 

1903.  Nr.  42. 

Die    Oper   in    Petersburg  —   S  61. 

Nr.  62/63. 

Flat,  Paul.  »La  Tosca«,  drame  lyrique 
de  M.  Puccini  a  rOpera-Comique  — 
Revue  Bleue  fParis,  41  bi«  rue  de  Cha- 
teaudun;   31.  Oktober  1903. 

Flooh,  Siegfried.  Zwischenaktsmusik  — 
WKM  1,  Nr.25. 

Foth.  M.  Die  Kunst  in  der  Schule  — 
RMG  1903,  Nr.  38. 

Freybe,  G.  Richard  Wagner  und  das 
Christentum—  Protestantenblatt  Bremen, 
Carl  Schunemann)  36,  Nr.  42  [Kritik  des 
gleichnamigenBuches  v.  OttoHartrich\ 

Frledmann,  Armin.  > Carmen*.  Ein  Ge- 
denkblatt  zum  hundertsten  Geburtstag 
des  Prosper  Merimee  —  NMZ  25,  Nr.l. 

-g-.  16.  Ungarisches  Landes-Sangerbundes- 
fest  1903  —  SH  43,  Nr.  41. 

O.-Z.,  J.  Gibt's  ein  eidgenossisches  Sangef- 
bundesfest  im  Jahre  1906?  —  SMZ  43, 
Nr.  29. 

Gartner,  Eugen.    Zur  Instrumentenkunde 

—  NMZ  26,   Nr.  1    [mit   Abbildungen 
alterer  Saiteninstrumente]. 

Georg,  Wilhelm.  In  »Don  Juan's*  SchloC 
zu  Harzburg.  Ein  Nachmittag  bei  Fran- 
cesco d'Andrade   —  NMZ  24,  Nr.24. 


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Zeitsohriftensohao. 


159 


Gohler,  Georg.  Tantiemen  fur  Konzert- 
auffuhrungen  —  KW  17,  Nr.  3. 

Graf,  Max.  Johannes  Brahms  —  BW6, 
Nr.3. 

Grunsky,  K.  Das  Heidelberger  Musik- 
fest  —  S  61,  Nr.  54/66. 

Alte    Klaviermusik    fur   die    Gegen- 

wart  —  KW  17,  Nr.  2. 

Haardt.  Die  XVII.  Jahresversamlung 
des  Evangelischen  Kirchengesangvereins 
fiir  Rheinland  —  CEK  17,  Nr.  11. 

Haase,  R  Das  Jabresfest  des  Evange- 
lischen Kirchengesangvereins  fur  Anhalt 

-  CEK  17,  Nr.  11. 

Hahn,  Arthur.    Ermanno   Wolf-Ferrari 

-  NMZ  26,  Nr.  2. 
Hammerschlag,    Victor.      Beitrag    zur 

Lehre  von  Sprachstorungen  im  Kindes- 
alter  —  Zeitschrift  fur  Ohrenheilkunde 
Wiesbaden,  J.  F.  Bergmann  November 
1903. 

Haakins,  C.  W.  Music  at  the  Bristol 
Church  Congress  —  MN,  Nr.  660. 

Henfi,  Alfred.  >  Journal  du  printemps*  von 
J.  C.  F.Fischer.  »Zodiacus«  von  J.  A.  S. 
Denkmaler  deutscher  Tonkunst,  II.  Folge, 
10.  Band,  herausgegeben  von  Ernst  von 
Werra)  —  S  61,  Nr.  60/61. 

Hilde  brand,  Otto.  Klavierbeleuchtung 
mittels  Accumulatoren  —  DIZ,  27.  Ok- 
tobor  1903. 

HiUer,  PauL  »Roslein  im  Haag«.  Volks- 
oper  in  3  Akten  von  Cyrill  Kistler, 
Text  von  Th.  A.  K  o  1  b  e.  Urauffuhrung 
am  13.  Oktober  im  Stadtheater  zu  Elber- 
feld  —  NZfM  70,  Nr.  43. 

Hitomi  J.  Das  japanische  Theater.  Deutsch 
von  Wilhelm  Thai  —  NMZ  24,  Nr.  24. 

Imbert,  H.  >Herodiade«.  Opera  en  quatre 
actes  et  sept  tableaux  de  MM.  Paul 
Milliet,  B.  Gremont  et  A.  Zanar- 
dini,  Musique  de  M.  Massenet.  Pre- 
miere representation  au  Theatre  Muni- 
cipal de  la  Gaite\  le  21  octobre  1903  — 
GM  49,  Nr.  43. 

■ — Victorin  Joncieres  + —  ibid.,  Nr.  44. 

>La  Flamenca«.    Drame   musical   en 

quatre  actes  de  MM.  Henri  Cain  et 
Eug.  Adenis,  musique  de  M.  Lucien 
Lambert.  Premiere  representation  au 
Theatre  Municipal  de  la  Gait6,  le 
30  octobre  1903  —  ibid..  Nr.  46. 

IsraflL  Jan  Kubelik.  Marie  Hall.  — 
MC,  November  1903. 

foal  Edgar.  E.  T.  A.  Hoffmann  als 
MusikschriftsteUer— •  NZfM  70.  Nr.  46  f. 

Ive,  Oliver.  The  Birmingham  Festival  — 
MN,  Nr.  669  f. 

Anglican  or  Gregorian  chants  ?  —  ibid., 

Nr.  661. 

Jofi,  Viktor.  > Zaire*.  Oper  in  2  Auf- 
zugen.  Text  nach  dem  gleichnamigen 
Drama  Voltaire's.    Musik  von  P.  de  la 


Nux.  (Erstauffiihrung  in  Prag  am  9.  Ok- 
tober 1903)  —  AMZ  30,  Nr.  43. 

K.  Das  Heidelberger  Musikfest  —  RMZ  4, 
Nr.44. 

Kariyle,  Charles.  Die  diesjahrigen  eng- 
lischen  Provinzial-Musikfeste  —  S  61, 
Nr.  64/65  f. 

Keller,  Otto.  Der  Musikfreund  als  For- 
scher  und  Komponist  —  NMZ  24,  Nr.  24. 

Kling,  H.  Die  Hoboe.  Der  Fagott  — 
Die  Instrumentalmu8ik  (Zurich,  Gebr. 
Hug  &  Co.)  4,  Nr.  11. 

Klingemann,  Karl.  Ein  Kirchenlied  als 
Zeuge  der  Beziehunffen  zwischen  den 
*Sette  Communic  una  dem  Mutterlande 

—  Deutsche  Erde  (Gotha,  Justus  Perthes 
2,  Nr.  6. 

Koch,  M.  Tonsatzlehre  —  NMZ  26,  Nr.  1  ff. 
Kohl,  Emil.    Uber  das  dem  Doppler'schen 

Prinzipe    entsprechende     Integral    der 

Gleichungen  fur  die  Wellenbewegung  — 

Annalen  der  Physik  (Leipzig  J.  A.  Barth} 

1903,  Seite  616  ff. 
Kohut,  Adolph.    Alphons   Maurice   — 

NMZ  24,  Nr.  24. 
Franz    Schubert    und    Ungarn  — 

NMZ  26,   Nr.  1.    fro  it   einer  Abbildung 

von  Schubert's  Geonrtshaus], 
Kompaneisky,  N.    Uber  die  Verwandt- 

schaft   des   russischen    Kirchengesanffes 

mit  dem  byzantinischen  —  EMG  1^3, 

Nr.  37. 
Kramer,  R,   Die  neue  Orgel  in  der  Earche 

zu  RoBlau  —  DIZ,  27.  Oktober  1903. 
Krause,  Emil.    Zum  zehnjahrigen  Todes- 

tage    Peter    v.    Tschaikowsky's    — 

MWB  34,  Nr.  46. 
Handel's  >Messias«  in  Max  Se  iff  erf  8 

Bearbeitung  (Klavier-Auszug)  —  CEK  17, 

Nr.  11. 
Kretschmar,  Max.    Robert  Franz   and 

his  memorial  at  Halle-on-Saale  —  MMR, 

Nr.396. 
Krom*  Andr.  L.    Julius  Bliithner,  Hof- 

Piano-Fabrikant  —  WvM  10,  Nr.  45. 
Kronsed er,  Otto.   Franz  L  a  c  h  n  e  r.    Eine 

biographische  Skizze  zur  Erinnerung  an 

seinen   100.  Geburtstag  3.  April  1803) 

—  Altbayeri8che  Monatsschrift  Mtinchen 
(J.  J.  Lentner'sche  Buchhandlung)  4, 
Nr.  2/3  [mit  wertvollem  Quellenmaterial, 
zahlreichen  Blustrationen,  einem  Ver- 
zeichnis  von  L.'s  samtlichen  Werken  etc.]. 

Leiohtentritt,  Hugo.  Ein  Urahne  des 
Berlioz'schen  Requiems  (Festmesse  des 
Orazio  Benevoli)  —  AMZ  30,  Nr.  44. 

Musikpadagogischer  KongreO  in  Ber- 
lin —  ibid. 

Neue   Ausgaben    Bach1  scher    und 

H&nd  erscher  Werke  —  ibicL,  Nr.  46. 

Musikpadagogischer  KongreB  in  Ber- 
lin am  19.  und  20.  Oktober  —  NZfM  70, 
Nr.44. 


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160 


Zritochriftenschau. 


Leflmann,  Otto.    Das  Musikfest  zu  Hei-  I 
delberg  24.-26.  Oktober    —  AMZ  30, 
Nr.  44.  ! 

Die  Liszt feier  in  Stuttgart  —  ibid.,  I 

Nr.  46  [mit  Abbildung  des  neuen  Liszt- , 
Denkmals".  | 

Iiipaeff,  Jwan.  Orchester-Musiker.  Ge-  • 
schichtliche  Notizen  uber  deren  Lage  in  j 
RuBland  —  RMG  1903.  Nr.  38ff. 

Wessen  bedarf  der  Nord-Kaukasus  in 

musikalischer  Beziehung?  —  ibid.,  Nr.  37. 

Liaaipin,  M.  Uber  den  Gesang  des  Kiewo- 

Petschersk  Klosters  -  RMG  1903,  Nr.  37. 
Louis.  Rudolf.    Ernst  Boehe  — NMZ25, 

Nr.  1. 
Lusztig,  J.  C.     Die   Wagner-  Denknial- 

weihe  in  Berlin  —  BW  6,  Nr.  2. 
M.,  A.     Le    monument    de    Wagner   a 

Berlin  —  MM  1903,  Nr.  19. 

Giacomo   Puccini   —    ibid.,   Nr.  20 

mit  Portrat]. 

M.,  H.  Jesus  Monasterio  f.  Oscar 
Berggruen  f.  -  M,  Nr.  3788. 

Maclean,  Charles.  Berlin  Wagner  Me- 
morial —  MN,  Nr.  659. 

Majlath.]  Rundschreiben  des  H.  H.  Bi- 
schofs  von  Erdely  Siebenbiirgen  Graf 
Gustav  Karl  Majlath  iiber  Kirchen- 
musik  —  MS  1903,  Nr.  11. 

Mangeot,  A.  >La  Tosca«  de  Giacomo 
Puccini.  Premiere  representation  a 
TOpera-Comique  le  13  octobre  1903  — 
MM  1903,  Nr.  20. 

Mansfield,  Orlando  A.  Metrical  chanting 

—  MO,  Nr.  314. 

Marches!,  S.  D.  C  The  musical  season 
in  Paris  —  MMR,  Nr.  395. 

Marsop,  Paul.  Zur  Stuttgarter  Theater- 
baufrage  —  NMZ  25,  Nr.  2. 

Merkel,  Paul.  Aussprache  und  Deklama- 
tion.  Ein  Beitrag  zur  Hebung  des  Man- 
nergesanges  —  SH  43,  Nr.  41. 

Miller,  H.  Colin.  Euing  Musical  Library 
[Glasgow)  —  MO,  Nr.  314. 

Mdller,  Jorgen.  Kritische  Bemerkungen 
zum  Aufsatze  des  Herrn  Professor  A. 
Barth  liber  Tauschungen  des  Gehors  in 
Bezug  auf  Tonhohe  und  Klangfarbe  — 
Archiv  fur  Ohrenheilkunde  (Leipzig,  F. 
C.  W.  Vogel)  September  1903. 

Morsch,  Anna.  Die  Yerhandlungen  des 
Musikpadagogischen  Kongresses  zu  Ber- 
lin —  KL,  1.  November  1903. 

Motta,  J.  Viana  da.    Ch.  V.  Alkan  aine 

—  MM  1903,  Nr.  20. 

Mfiller,  Hermann.  Zur  Geschichte  des 
deutschen  Kirch  engesanges  —  Wissen- 
schaftliche  Beilage  zor  Germania  (Berlin) 
1903,  Nr.  36. 

Muller-Reuter,  Theodor.  Das  Heidel- 
berger  Musikfest  —  NZfM  70,  Nr.  45. 

Neal,   H.     Das   Heidelberger    Musikfest. 


Vom  24.  bis  26.  Oktober  1903  —  DMZ  34, 
Nr.  45. 

Niemann,  Walter.  >Gunther  von  Schwarz- 
burg«,  Oner  in  3Akten  von  Ignaz  Holz- 
bauer  ;Denkmaler  deutscher  Tonkunst, 
I.  Folge,  8.  und  9.  Band,  herausgegeben 
von  Hermann  Kretzschmar;  —  S61, 
Nr.  50/51. 

Oppenheim,  Adolf.  Fran  CosimaWag- 
ner  als  Regisseurin  —  Brealauer  Zei- 
tung  1903,  Nr.  634. 

P.,  A,  Victorin  Joncieres  +.  Maurice 
Rollinat  +  —  M,  Nr.  3788. 

Philips,  R.  C.  The  music  of  ancient 
Greece  —  MO,  Nr.  314  ff. 

Pougin,  Arthur.  >La  Tosca«,  opera  en 
trois  actes,  poeme  tire"  du  drame  de  M. 
Victorien  Sardou  par  MM.  Giuseppe 
GiacosaetLuigilllica,  et  traduit  jir 
M.  Paul  Ferrier,  musique  de  M.  Gia- 
como Puccini.  Premiere  representation 
le  13  octobre  1902  a  rOpera-Comique  — 
M,  Nr.  3786. 

>Herodiade«,  opera  en  quatre  actes 

et  sept  tableaux,  paroles  de  MM.  Paul 
Milliet  et  Gremont,  musique  de  M.  J. 
Massenet.  Premiere  representation  le 
21  octobre  1903  —  M,  Nr.  3787. 

»La   Flamenca*,   drame   musical   en 

quatre  actes,  paroles  de  MM.  Henri 
Cain  et  Eugene  et  tdouard  Adenis, 
musique  de  M.  Laden  Lambert.  Pre- 
miere representation  le  31  octobre  1903 

-  M,  Nr.  3788. 

Prod'homme,  J.  G.    Die  >Hugenotten«- 

Premiere  —  Mk  3,  Nr.  8. 
Pudor,  Heinrich.     Ein  moderner  Salon- 

Flugel  im  jung-deutschen  Stil  —  DIZ, 

17.  October  1903  fmit  Abbildung]. 
Pnttmann,  Max.    Friedrich  Schneider. 

Ein  Gedenkblatt  zu  seinem   oOjahrigen 

Todestage  —  AMZ  30.  Nr.  46  f. 
Johan  Gottfried  S  c  h  i  c  h  t .   (Zu  seinem 

150.  Geburtstage)  —  NMZ  24,  Nr.  24. 
R..  M.    Fetes  Wagne*rienne8  [a  Berlin]  — 

GM  49,  Nr.  43. 
Rendall,  G.  W.    Organ  building  at  the 

antipodes  —  MO,  Nr.  314. 
Rideout,  Percv  R.     Problems    of   psalm 

chanting  —  MN.  Nr.  660. 
Bitter,  Hermann.  Mozart's  Totenschadel 

-  NMZ  25.  Nr.  2. 

Rosegger,  Peter.  Von  der  Vernachlassifr- 
ung  unseres  alten  Volksliedes  —  DVL  6, 
Nr.  8. 

S„  H.  A.    Beethoven  und  seine  Ante 

-  Deutsches  Volksblatt  (Wien  2.  Sept 
1903. 

Salvador.    Piedigrotta  e  le   sue  canzoni 

-  MuM  58,  Nr.  10. 

Sobering,  Arnold.  Die  Aufgaben  des 
musikgeschichtlichenUnterrichtsam  Kon- 
servatorium  —  NZfM  70,  Nr.  43. 

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Zeitschriftenschau. 


161 


Bchjelderup,  Gerhard.  •Odysseus1  Tod«. 
Musiktragodie  yon  August  Bungert. 
Urauffuhrung  im  Dredener  Hoftheater— 
AMZ  30,  Nr.  46. 

Schlemuller,  Hugo.  »Die  Meeresbraut« 
von  Jan  Blockx  -  S  61,  Nr.  52/53. 
[Erste  deutsche  AufJUhrung  in  Frank- 
furt a/Main]. 

Sehmita,  Eugen.  Siudien  zur  Entstehungs- 
geschichte  der  romantischen  Oper  — 
MWB34,  Nr.43ff. 

Sehoor.  J.  L'annSe  musicale  a  Bucharest 
—  MM  1903,  Nr.  19. 

Schnltse,  Adolph.  Die  Richard  Wagner- 
Feier  in  Berlin  —  NMZ  25,  Nr.  1. 

Franz  von  Vecsey  —  ibid.   Nr.  2 

[mit  Portrat;. 

Sohulze,  E.  A.  Uber  die  Sohallgeschwin- 
digkelt  in  sehr  engen  Rohren  —  Be* 
ricnte  der  Deutschen  'Physikalischen 
GeseHschaft  Braunschweig,  Friedrich 
Vieweg  &  SomV  1903,  Nr.  §),  [Literatur- 
bericht,  8.  324]. 

Seidl,  Arthur.  Aus  >Neu-Bayreuth«  — 
MWB  34,  Nr.  42. 

Seydler,  Anton.  Riemann's  >GroBe  Kom- 
position8lehre«.  II.  Band:  der  polyphone 
Satz  —  NMP  12,  Nr.  22  [Kritik). 

Sieber,  Earl.  Ernstes  una  Heiteres  aus 
dem  Leben  beruhmter  Primadonnen  — 
NMZ  25,  Nr.  1,      .. 

Smolensky,  St.  Uber  die  >Liturgie«, 
op.  41,  von  TchaikowBky  —  RMG 
1903,  Nr.  42  ff.  [aus  den  >Erinnerungen 
■  an  Tschaikowsky*]. 

Smolian*  Arthur.  Zum  funfzigjahrigen 
Bestehen  der  Bliithner'schen  Hof- 
Pianoforte-Farik  —  NMP  12,  Nr.  22. 

Soleniere,  Eugene  de.  Les  Fetes  en 
Thonneur  de  Wagner  a  Berlin  — MM 
1903,  Nr.  19. 

8onntag9  Arthur.  Neuere  Arbeiten  Uber 
die  Anatomic  des  Gehororgans  —  In- 
ternationales Centralblatt  fur  Ohrenheil- 
kunde   (Leipzig,    J.  A.  Barth)  2,  Nr.  2. 

Southgate,  T.  L.  The  cathedrals  and  chur- 
ches of  North  Germany  —  MN,  Nr.  660. 

8t-r,  H.    Opern-Regie  —  WKM  1,  Nr.  24. 

8teuer,  Max.  Ein  Eapitel  von  gesang- 
licher  UnzulangKchkeit  —  NZfM  70, 
Nr.  44. 

Marie  Geistinger  + — Mk  3,  Nr.  3. 


S  truth  era,  Christina.  Theodor  Kirch- 
ner  1823-1903)  —  MMTL  Nr.  396. 

Sweeting. E.T.  Dr.  Crotch  on  Bach's 
»Forty-Eight«  —  MT,  Nr.  729. 

-t.  Etwas  Uber  Kirchenmusik  und  Kir- 
chenorgeln  in  Ostindien  —  Zfl  24,  Nr.  3. 

Thiessen,  Karl.  Neue  Kammermusik  — 
S  61,  Nr.  52/53. 

Tierie,  Anton  H.  Willem  de  Haan  — 
WvM  10.  Nr.  43. 

Trapp,  Ed.  Alpenkonig  und  Menschen- 
feind.  Oper  in  3  Aufzugen  nach  Rai- 
mund  von  N.  Batka.  Musik  von  Leo 
B 1  e  c  h.  UraufRihrung  an  der  Dresdener 
Hofoper  -  WKM  1,  Nr.  23. 

Urban,  Erich.  Die  Wiedergeburt  der 
Operette  —  Mk  3,  Nr.  3 

Valentin,  Karl.  La  vie  musicale  a  Stock- 
holm —  MSu,  Nr,  42. 

Vivell,  Colestin.  Uber  den  ambitus  der 
gregorianischen   MeDgesange   —   GR  2, 

Wagner,  Dr.  Uber  die  Gesange  der  To- 
tenmesse  —  GR  2,  Nr.  11. 

Wagner,  P.  Stand  der  Choralwissen- 
schaft  in  Deutschland.  Vortrag,  gehalten 
auf  der  Generalversammlung  des  Gorres- 
vereins  zu  StraCburg  i.  E.  am  7.  Ok* 
tober  1903  —  C  20,  Nr.  10. 

Walter,  Victor.  Tschaikowsky  Uber 
die  Oper  —  RMG  1903,  Nr.  42. 

Wpndling,  G.  Ernestine  Schumann  - 
Heink  —  BW  6,  Nr.  2. 

Wenisoh,  Joseph.  >  Alpenkonig  und  Men* 
8chenfeind«  von  Rionard  Batka  und 
Leo  Blech.  UraufRihrung  zu  Dresden 
am  1.  Oktober  1903  —  NMZ  25,  Nr.  1. 

Werner,  Hildegard.  Richard  Wagner  - 
festen  in  BerEn  —  SMT  23,  Nr.  16. 

The  Wagner  festival  rin  Berlin]  — 

MO,  Nr.  314. 

Wibl,  J.  Kirobenmusikalische  Ausbildung 
unserer  Lehramtszoglinge  —  GR  2,  Nr.  11. 

Wintaer,  Wilhelm.  Persbnliches  von  Theo- 
dor Kirchner  —  NMZ  25,  Nr.  1. 

Wistinghauaen,  Rich.  von.    »  Alpenkonig 
und  Menschenfeind.  €   Oper  von  L.  B 1  e  c  h 
und  R.  Batka    —    NZfM  70.   Nr.  46  / 
[anl'aOlich  der  Dresdener  UraufRihrung].' 

Ziehn,  Bernhardt  Uber  die  Kirchentone 
—  Mk  3,  Nr.  3. 


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102  Mitteilungen  der  »Internationalen  Musikgesellschaft*. 

Mitteilongen  der  „Internationalen  Musikgeaellsohaft". 


Ortsgruppen. 

Berlin. 

Die  Ortsgruppensitzung  vom  11.  November  1903  gait  vorwiegend  der  Pflege  prak- 
tischer  Musik.  Sie  wurde  eingeleitet  duroh  eine  wohlgelungene  Vorfiihrung  der  Haydrf- 
schen  *Harmonie<  in  F-dur  fur  2  Floten,  2  Klarinetten,  2  Horner  und  2  Fagotte  (Aus- 
fuhrende:  Vereinigung  zurForderung  der  Blaskammermusik.)  Es  folgten: 
die  •Ldeder  der  Saidjah*  von  Bugen  Lindner  (mit  tief-empfundenen  Vortrag  gesungen 
von  Fraulein  Valerie  Zitelmann),  dann  einige  Solostiicke  fiir  Klavier,  urn  deren 
Wiedergabe  sich  Fraulein  Eva  Sehlemmer  sehr  verdient  machte. 

Der  zweite  Teil  des  Abends  war  dem  machtvoll  emporstrebenden  Komponisten 
Paid  Juon  gewidmet.  Herr  Dr.  Wilhelm  Altmann  machte  zunachst  in  einem 
kurzen  Vortrag  einige  Angaben  iiber  den  Lebena-  und  k,unstlerischen  Entwicklungs- 
gang  des  Tondichters.  Juon  wurde  am  23.  Februar  (8.  M'arz)  1872  in  Moakau  ge- 
boren,  wo  er  funf  Jahre  lang  das  Konservatorium  besuehte  in  der  Absicht  sich  zum 
Violin- Virtuosen  ausbilden  zu  lassen.  Der  Kompositions-Unterricht  bei  Tanejew  und 
Arensky  lieOen  jedoch  den  EntschluB  in  ihm  reifen,  sich  ganz  der  Komposition  zu 
widmen ;  in  Berlin  war  er  dann  noch  drei  Semester  hindurch  Kompositions-Schuler  Wol- 
demar  BargiePs.  1896  erhielt  Juon  einen  Ruf  als  Theorie-Lehrer  an  das  stadtische 
Konservatorium  in  Baku,  er  fiihlte  sich  jedoch  von  seinem  dortigen  Wirkungskreis, 
insbesondere  wegen  Mangels  an  geistiger  Anregung  unbefriedigt,  so  daB  er  schon  im 
n'achsten  Jahre  seine  Stelle  aufgab  und  wieder  nach  Berlin  zuriickkehrte,  urn  hier 
ganz  der  Komposition  lebend  seinen  dauernden  Wohnsitz  zu  nehmen.  —  Juon's 
Schaffen  ist  dem  seines  geistigen  Vaters  Brahms  nahe  verwandt.  Ein  Meister  kontra- 
punktischer  Satzweise  kniipft  er  gleich  diesem  an  die  Formen  der  Klassiker  an  und 
sucht  sie  in  modernem  Sinne  weiter  zu  bilden.  Kiihnheit  und  Eigenart  der  Gedanken, 
eine  unerschopfliche  Vielgestaltigkeit  des  Rhythmus,  Keichhaltigkeit  und  Mannigfaltig- 
keit  der  Stimmungen  sprechen  aus  jedem  seiner  bisher  veroffentlichten  Werke  zu 
uns.  Das  Gebiet,  auf  dem  sich  Juon  bisher  mit  besonderem  Glucke  betatigt  hat,  ist 
die  Kammermusik.  Das  zu  Gehor  gebrachte  Klavier-Trio  op.  17,  welches  seine  Feuer- 
taufe  bereits  auf  der  letztjahrigen  Tonkiinstler-Versammlung  zu  Elrefeld  empfangen 
hatte,  machte  einen  gewaltigen  Eindruck;  es  gilt  dies  insbesondere  von  dem  weit- 
ausgesponnenen  Adagio  mit  dem  groOen  Orgelpunkt  zum  Schlusse.  Die  Aus* 
fiihrung  des  Trios  mit  Herrn  Kapellmeister  Willi  Bend  a  am  Violoncello  war  eine 
vorzugliche. 


Die  December- Sitxung  der  Ortsgruppe  findet  ausnahmsweise  nicht  am  dritten 
Mittwoch,  sondern  am  Sonnabend,  den  19.  Dezember,  abends  8  Uhr  im  Oberlicht- 
Saale  der  Philharmonie  statt  und  wird  einen  Vortrag  des  Herrn  Professor  Richard 
Hansmann  tiber  >Das  Jankd-Klavier  und  seine  technische  Vervollkommnung*  bringen. 

Ernst  Euting. 

Frankfurt  a.  M. 

In  der  Generalversammlung  der  hiesigen  Ortsgruppe,  welche  am  2.  November 
stattfand,  gelangten  zwei  Werke  von  Vorlaufern  Haydn's  auf  dem  Gebiet  der  In- 
strumentalmusik  zu  Gehor,  beide  von  Riemann  durch  sein  Collegium  musicum  erneuter 
Beachtung  zugefuhrt,  das  1.  Orchestertrio  von  Joh.  StamUx  und  ein  Trio  von  Johann 
Christian  Bach,  dem  >Mailander<.  Einleitende  Bemerkungen  des  Herrn  Dr.  R.  H  oh  en- 
em  ser  wiesen  auf  die  Bedeutung  der  beiden  Meister  und  ihre  Stellung  in  der  Musik- 


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Mitteilungen  der  »Internationalen  MusikgesellschafU.  163 

geschichte  hin;  die  Ausfuhrung,  welche  die  Kompositionen  durch  die  Herren 
F.  Kiichler,  L.  und  H.  Keiper  (Streicher)  und  C.  Breidenstein  (Klavier)  fanden,  wurde 
deren  Charakter  und  Stilart  durchaus  gerecht  und  weckte  bei  den  Zuhorern  lebhaftes 
Interesse. 

In  der  sich  anschlieftenden  Vorstandswahl  wurden  die  Herren  Dr.  R.  Hohenemser 
Vorsitzender),  C.  SfiB  (stellvertretenderYorsitzender),  Pr.  Nic.  Manskopf  (Bibliothekar) 
und  A.  Desoff  (Schriftfuhrer)  auf  weitere  zwei  Jahre  bestatigt,  das  Kassieramt  der 
Buchhandlung  Joseph  Baer  &  Co.  iibertragen. 

Albert  Dessoflf. 


London. 

The  Musical  Association  held  its  annual  General  Meeting  to  receive  the  last 
year's  report  and  to  elect  officers  &c.  at  the  opening  of  the  30th  yearly  Session,  on 
Tuesday  10th  November  1903.  A  Special  General  Meeting  was  held  on  the  same  day, 
at  which  the  Council  were  authorised  to  take  steps  for  registering  the  Association 
under  the  Companies1  Acts.  The  first  lecture  of  the  Session  was  given  by  Dr.  W. 
A.  Aikin  (III,  336)  on  "The  Principles  of  Vowel  Pronunciation. 

Differences  of  pitch  in  vocal  sound  were  caused  by  the  action  of  the  "cords"  lying 
at  the  base  of  the  resonating  apparatus  of  the  throat  and  mouth,  those  cords  being 
equivalent  to  a  "reed".    The  different  timbres  or  vowel  qualities  of  vocal  sound  were 
caused  by   this  or  that  position,   distension,  labial  obstruction,  etc.   applied  to  the 
resonating  apparatus.    The  throat  and  mouth  gave  practically  to  the  resonating  appa- 
ratus two  chambers,  inclined  at  right  angles  to  each  other,  and  joined  together  by  a 
tube  passing  round  the  angle.    The  lecturer  exhibited  a  plaster-cast  showing  in  solid 
form  what  would  be  the  air-contents  of  the  whole  distended  resonating  apparatus.   But 
each  of  the  chambers  just  mentioned  formed  an  irregular  air  receptacle,  the  air  in 
which,  when  set  in  vibration,  was  capable  of  emitting  by  itself  a  note  of  definite  pitch. 
According  as  it  was  held,  distended,  labially  obstructed,  etc.,  so  this  proper  note  of 
its  own  would  assume  different  pitches.    Further  as  there  were  two  chambers,  and  as 
one  practically  could  not  be  made  to  emit  sound  without  the  other,  this  gave  a  per- 
petual duet.    These  proper  sounds  of  the  two  chambers  were  so  faint  that  if  the 
vocal  cords  or  reed  were  operating  as  in  ordinary  speech  or  song,  they  were  merged 
in  the  general  total  sound  and  ceased  to  be  audible  as  anything  possessing  a  pitch. 
But  by  adopting-  the  device  known  as  whispering,  where  the  vocal  cords  only  agitate 
the  resonance  chambers,   the  proper  notes  of  the  latter  could  be  separately  heard. 
They  are  quite  audible  to  the  whisperer  himself,  and  are  made  audible  to  others  by 
inserting  a  vibrating  tuning-fork  of  requisite  pitch  into  the  buccal  chamber  as  rein- 
forcement,  or  by  putting  a  finger  on  the  neck  outside   the  guttural   chamber  and 
tapping  on  the  naif  so  as  to  get  sound  by  percussion.    The  lecturer  made  the  sounds 
very  audible   at  some   distance  from  him.    Now  the  curious    phenomenon  at    once 
transpired,  that  when  the  resonance  chambers  assumed  the  position  to  give  such  and 
such  a   "vowel  sound",   as  we  call  it,  its  faintly  heard  proper  note   simultaneously 
became  of  such  and  such  a  pitch.    If  the  vowel  sound  was  altered,  another  pitch  was 
shown.    On  the  lecturer's  voice  the  vowel  "A"  (continental  pronunciation)  coincided 
with  a  resonance  chamber  pitch  of  treble  C.    A  diagram  was  then  shown  of  vowel 
sounds  ranging  from  "U"  to  "I"  (continental  pronunciation).    The  buccal  resonance 
chamber  pitches  ranged  correspondingly  scalewise  over  an  interval  of  a  twelfth,  tallying 
with  UD"  at  bottom  and  "P  at  top;    while   the  guttural  resonance  chamber  pitches 
ranged  over  a  sixth,  travelling  up  and  then  back  again.    The  consequence  was  that 
the  two  chambers  were  in  unison  for  six  notes  from  the  "IP  sound  upwards  to  a 
little  beyond  the  "A"  sound,  and  then  proceeding  in  contrary  motion  gave  successively 
a  third,  diminished  fifth,  sixth,  octave,  tenth  and  twelfth.    The  lecturer  said  that  these 
phenomena  were  the  same  for  all  human   beings,   though  the  absolute  pitch  of  the 
whole  series  might  vary  a  little  with  the  individual,   and  the  absolute  pitch  of  the 
whole  series  would  be  about  a  minor  third  higher  in  a  woman  than  in  a  man.    The 
mouth  being  once  put  in  a  position  to  emit  a  vowel  sound,  that  position  was  retained 
by  it,  whatever  note  or  principal  tone  might  be  made  by  the  reed  apparatus  lying  at 
the  base.    In  other  words  any  note  could  be  emitted  on  any  vowel.    The  lecture 

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164 


Mitteilungen  der  >Internationalen  MusikgesellschafU. 


stopped  at  this,  and  did  not  indicate  the  practical  applications  of  the  phenomena.  — 
Discussion  by  Dr.  W.  H.  Cummings  (Chairman),  and  Messrs.  Blaikley,  Karlyle,  Maclean, 
Mc.  Naught,  and  Southgate.    Reply  by  lecturer. 

After  the  lecture  the  Annual  Dinner  took  place  (Sir  Hubert  Parry  in  the  chair), 
130  covers  being  laid.  Speeches  by  the  Chairman,  and  by  Sir  Frederick  Bridge, 
Dr.  W.  H.  Cummings,  Mr.  Clifford  Edgar,  Mr.  Otto  Goldschmidt,  Sir  Alexander 
Mackenzie,  and  Sir  August  Manns.  The  music  performed  was  mostly  composed  by 
past  or  present  members,  e.  g.  P.  Bridge,  W.  H.  Cummings,  A.  H.  D.  Prendergast, 
Arthur  Sullivan,  John  Thomas.  Harp  solos  by  Mr.  John  Thomas,  the  King's  Harpist, 
were  a  special  feature. 

J.  Percy  Baker,  Secretary. 


Malmo. 

Die  Ortsgruppe  hielt  ihre  zweite  Sitzung  am  24.  Oktober  ab.  Heir  cand.  theol. 
Hj.  Thuren  aus  Kopenhagen,  der  als  Gast  eingeladen  war,  hielt  einen  ausgezeichneten 
Vortrag  liber  seine  miisikcdiach-folkloristische  Reise  nach  den  FUr-Inseln  im  vorigen 
Sommer.  Der  Vortrag  wurde  durch  phonographisch  wiedergegebene  Volkslieder 
illustriert.    Zahlreiche  Gaste  waren  erschienen. 

Tobias  Norlind. 


Neue  Mitglieder. 


Bethune,  Charles  C.  London  W.  98  Lex- 
ham  Gardens,  Kensington. 
Enequiflt,  Fraulein  in  Herrnhut. 


Thelwall,  Walter  Hampden.  London  S.  W. 
4  Huron  Eoad,  Balham. 


Anderungen  der  Mitglleder-LIste. 


Cornelissen,  Th.  in  Segeberg  jetzt  Konigl. 

Seminarmusiklehrer  in  Pohtz,  Pommern. 
Lowtaky,    Hermann    in   Karlsruhe  jetzt 

in  Leipzig,  SchiitzenstraCe  2  I. 


Wolff,  Professor  Dr.  Leonhard  in  Bonn 
jetzt  Godesberg  a.  Rh. 


Das  Generalregister 

des  vorigen,  vierten  Jahrganges  unserer  Zeitschrift  und  Sammelbande  im  Umfange 
von  43/4  Bogen  liegt  diesem  Hefte  bei. 


lusgegebeii  AnfaHg  Deiember  1908. 


Fur  die  Redaktion  verantwortlich :  Professor  Dr.  0 ska r  Fleischer,   Berlin  WM  Motzstr.  17 

Bfltverantwortlioh :  Dr.  Ernst  Entlng  und  Dr.  Albert  Mayer-Beinach  in  Berlin. 

Drnck  und  Verlag  von  Breitkopf  ft  Hartel  in  Leipzig,  Nuraberger  StraBe  36. 

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ZEITSCHRIFT 


THE  tJLV/  YORK 

PUBLIC  L:&<Ai,  V' 


A*T*1,     I." 


DEB 


INTERNATIONALEN  MUSIKGESELLSCHAFT. 


Heft  4.  Fttnfter  Jahrgang.  1904. 


Erscheint  monatlich.    Fur  Mitglieder  der  Internationalen  MusikgeBellschafl  kostenfrei, 
fur  Nichtmitglieder  10  A.  Anzeigen  26  #  fur  die  2gespaltene  Petitzeile.  Beilagen  16  Jl. 

Das  Janktf-Klavier  und  seine  technische  Vervollkommnung. 


Dem  Berliner  Pianoforte-Fabrikanten  Wilhelm  Menzel  ist  eine  hoch- 
bedeutsame  Verbesserung  der  Jank6-Klaviatur  gelungen  durch  Konstruktion 
eines  Tastenhebels,  der  die  Anschlags-Schwierigkeiten  der  bisherigen  Hebel- 
konstruktionen  und  somit  die  letzten  Hindernisse,  die  einer  weiteren  Ver- 
breitung  der  Jank6-Klaviatur  entgegenstanden ,  aus  der  Welt  schafft.  Die 
Menzel'sche  Verbesserung  war  die  Veranlassung  zu  einem  Vortrag,  den  der 
tnterzeichnete  in  der  Dezember-Sitzung  der  Ortsgruppe  Berlin  der  IMG. 
hielt  und  wobei  zwei  Instrumente  mit  der  verbesserten  Klaviatur  vorgefuhrt 
wurden1).  Bei  der  groBen  Tragweite,  welcbe  ich  der  neuen  Erfindung  bei- 
messe,  scbeint  mir  im  AnschluB  an  meinen  Vortrag  und  in  Erganzung  des- 
^elben  ein  erneuter  Hinweis  auf  die  groBen  unleugbaren  Vorteile  der  Jank6- 
Klaviatur  an  dieser  Stelle  gerechtfe rti gt. 


Um  die  Wissenschaften  und  Kunste  popularer,  verstandlicher,  leichter 
faBlich  zu  gestalten,  war  man  stets  bestrebt  theoretische  und  praktische  Er- 
leichterungen  und  Vereinfachung  der  Methoden  einzuftihren. 

Jede  Verbesserung  (auf  jedem  Gebiet)  bedeutet  unstreitig  einen  Kultur- 
fortschritt.  Dieser  Fortschritt  laBt  sich  nicbt  aufhalten  und  der  damit  ver- 
bundene  Kampf  ist  ein  unabiinderliches  Naturgesetz,  dem  wir  Menschen  folgen 
nnissen. 

Die  groBe  Bedeutung  der  Musik  zur  ethischen  Erziehung  der  Menschen 
ist  stets  von  alien  Kulturvolkern  anerkannt  worden.  Die  Musik  veredelt  die 
Menschen,  sie  ist  ihre  treue  Begleiterin  in  den  verschiedensten  Lebens- 
stellungen,  in  Freud  und  Leid!  Zu  ihrer  Pflege  und  praktischen  Ausubung 
sind  (nebst  der  menschlichen  Stimme)  die  Saiteninstrumente  die  geeignetsten. 
Unter  den  Saiteninstrumenten  wiederum  ist  das  Klavier  das  popularste  und 
ihm  haben  wir  zum  groBen  Teil  den  heutigen  Stand  der  Tonkunst  zu 
danken.      Es    unterliegt    keinem   Zweifel ,    daB    durch  die   Verbesserung    und 

1)  Vergleiche  den  Ortsgruppen-Bericht  im  vorliegenden  Heft.      Die  Redaktion. 

Z  d.LM.    V.  Digji^d  by  C 


166  Richard  Hansmann,  Das  Janko-Klavier  trod  seine  technische  Vervollkommnung. 

Vervollkommnung  desselben  der  Tonkunst  immer  mehr  Anhanger  zugefiihrt 
und  ihr  auch  immer  wieder  neue  Wege  gewiesen  werden  konnen. 

Die  Schopfungen  auf  musikalischem  Gebiete,  insbesondere  die  der  Neuzeit 
stellen  an  die  Kiinstler  und  Dilettanten  grofie  technische  Anforderungen  und 
konnen  von  den  Austtbenden  physisch  und  geistig  kaum  noch  bewaltigt 
werden.  In  Erkenntnis  dessen  hat  es  an  Versuchen  das  bisher  gebrauchliche 
Klavier  oder  vielmehr  dessen  Klaviatur  zu  verbessern  nicht  gefehlt.  Leider 
aber  bauten  sich  diese  Versuche  auf  der  bereits  feststehenden  diatonischen 
Klaviatur  auf,  und  es  kam  nichts  neues,  sondern  nur  Mifibildungen  zu  stande. 
die  sich  in  ihrer  unfreien  Gestaltung  als  nicht  lebensfahig  erwiesen.  Obwohl  der 
Ton  der  Instruments  grofier  und  edler,  man  mochte  sagen  sinnlicher  wurde 
und  man  im  Bau  und  der  Mechanik  unserer  Klaviere  mit  groBem  Erfolge 
vieles  ersann,  um  das  Instrument  zu  verbessern,  wurde  dagegen  nichts  er- 
funden,  was  das  Technische  des  Klavierspiels  erleichtern  und  dam  it  das 
Kttnstlerische  hatte  heben  konnen.  So  war,  entgegen  den  Verbesserungen. 
die  die  Orchesterinstrumente  im  Laufe  der  Zeit  erfahren  haben,  im  Bau 
der  Klaviatur  kein  Fortschritt  gemacht  worden. 

Wie  viele  Musikbegabte  muBten  das  Studium  des  Klavierspiels  einstellen, 
weil  ihre  Technik  nicht  ausreichte  und  auch  nicht  entwicklungsfahig  war, 
oder  weil  ihr  Gesundheitszustand  durch  das  viele  Uben  Schaden  genommen 
hatte.     Diese  Enttauschten  gingen  zumeist  der  Musik  fiir  immer  verloren. 

Die  heutige  Jugend  wird  unter  ganzlich  anderen  Grundsatzen  fur  da* 
praktische  Leben  herangebildet  als  die  vor  funfzig  Jahren.  NaturgemaB 
miiBte  auch  auf  musikalischem  Gebiet  in  bezug  auf  die  praktische  Ausbildung 
die  Erziehung  eine  andere  geworden  sein,  wahrend  sie  in  Wirklichkeit  nur 
in  der  theoretischen  Wissenschaft  fortgeschritten  ist.  Die  Ursache  hierfur 
liegt  au  der  Unvollkommenheit  unserer  heutigen  Klaviatur. 

Die  Maugel  derselben  sind  in  der  Tat  auch  nicht  gering. 

Sie  harmoniert  vor  allem  nicht  mit  dem  anatomischen  Bau  unserer  Hand1); 
die  Finger  nehmen  ihrer  Anlage  nach  eine  strahlenformige  Stellung  ein, 
und  werden  doch  gewaltsam  zur  Geliiufigkeit  nach  der  Breite  gedrangt;  sie 
haben  ungleiche  Lange  und  miissen  doch  nahezu  in  eine  gerade  Linie  zu- 
sammengezogen  werden ;  namentlich  fallt  dies  beim  Daumen  ins  Gewicht,  da 
dieser  bedeutend  kiirzer  ist  als  die  ubrigen  Finger  und  auch  vermoge  seiner 
gegensatzlichen  Stellung  zu  denselben  eine  tiefere  Lage  einzunehmen  bestimmt 
erscheint. 

Wohl  gibt  es  Akkorde  und  Tonfolgen,  bei  denen  dies  weniger  fuhlbar 
wird;  namentlich  in  den  Fallen,  wo  der  Daumen  auf  eine  Untertaste,  die 
ubrigen  bis  auf  den  kleinen  Finger  auf  Obertasten  zu  liegen  kommen. 

Der  Gebrauch  des  starksten  Fingers,  des  Daumens,  wird  beschrankt  durch 
die  Obertasten,  und  namentlich  ist  es  nicht  immer  moglich,  diesen  Finger 
dort  zu  gebrauchen,  wo  rhythmische  und  dynamische  Biicksichten  dies 
wuuschenswert  machen  wiirden.  Das  Untersetzen  des  Daumens  nach  einer 
weiBen  Taste  wird  tatsachlich  zum  Kebensetzen  und  wurde  zur  TTnbequem- 
lichkeit  des  Hinaufsetzens,  wollte  man  ihn  nach  einer  weifien  Taste  auf  einer 
schwarzen  gebrauchen. 

Um  dies  zu  vermeiden,  muB  in  der  Wahl  des  Fingersatzes  stete  Riick- 
sicht  auf  den  Daumen  genommen  werden ;  die  verschiedenen  Lagen  der  Ober- 

1    Ich  folge  hier  den  trefflichen  Ausfiilirungen,  die  Janko  selbst  gegeben  hat. 

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Richard Hansmann,  Das  Janko-Klavier und seine  tecbnische  Vervollkommnung.  167 

tasten  haben  also  einen  bestimmenden  EinfluB  auf  den  Fingersatz  in  den 
verschiedenen  Tonarten,  so  daG  Skalen,  Akkorde  und  andere  Tonfolgen  in 
den  meisten  Tonarten  verschiedene  Fingersatze  erhalten;  das  Studienmaterial 
wird  dadurch  ungemein  vermehrt. 

Die  Ausdehnung  der  gebrauchlichen  Klaviatur  nach  der  Breite  erschwert 
das  Ineinandergreifen  der  Hande,  und  nicht  geringere  Schwierigkeiten  bieten 
auch  die  Spannungsverhaltnisse  derselben  dar. 

Die  Breite  der  Klaviatur  ist  eine  unverhaltnism&Bige  im  Vergleich  zur 
durchschnittlichen  Spannung  der  menschlichen  Hand,  und  obne  anderweitige 
Hilfsmittel  erscbeint  das  zweihandige  Spiel  auf  derselben  wie  zwei  dichte 
Haufen  zusammengedrangter  Tone,  mit  leeren  Strecken  zwischen,  iiber  und 
unter  ihnen.  Dieser  Ubelstand  ist  schon  langst  ftthlbar  gewesen,  und  man 
hat  getrachtet,  ihm  abzuhelfen;  eine  wesentliche  Verminderung  der  Breite 
einer  Oktave  erscheint  nicht  tunlich,  weil  in  solchem  •  Falle  breitere  Finger 
nicht  mehr  Platz  hatten,  zwischen  zwei  Obertasten  anzuschlagen,  oder  diese 
so  diinn  geschnitten  werden  miiBten,  daB  das  Spiel  zu  unsicher  werden 
wurde.  Man  hilft  sich  deshalb  gegenwartig,  um  die  Lticken  auszufullen  und 
einen  groBeren  Tonumfang  zu  beherrschen,  mit  Arpeggien  und  dem  Pedal, 
zwei  Hilfsmittel,  deren  unfreiwillige,  durch  auBere  Grtinde  veranlaBte  An- 
wendung  den  asthetischen  Eindruck  der  Kunstleistung  oft  vermindert. 

Endlich  ist  noch  zu  erwahnen,  daB  das  Auge  und  das  Tastgeftihl  sich 
unwillkurlich  an  die  ftinf  Obertasten  heften  und  die  raumliche  Vorstellung, 
von  der  wir  uns  ja  doch  niemals  ganz  lostrennen  konnen,  in  falsche  Bahnen 
lenken,  indem  sie  den  musikalisch  gleichen  Tonarten  verschiedene  raumliche 
Beziehungen  zuordnen. 

Alle  diese  angefuhrten  Mangel  sind  durch  die  Erfindung  Paul  von  Jank67s 
beseitigt. 

Es  ist  ziemlich  schwer,  eine  deutliche  Vorstellung  von  seiner  Klaviatur 
zu  gewinnen,  ohne  ein  Instrument  vor  sich  zu  haben,  und  in  jedem  Falle 
erscheint  sie  auf  den  ersten  Blick  so  kompliziert,  daB  es  den  Anschein  haben 
kann,  sie  sei  eher  eine  unnotige  Verwicklung,  denn  eine  zweckmaBige  Ver- 
besserung  der  gewohnlichen  Klaviatur;  erst  bei  einiger  Yertrautheit  mit  der 
Konstruktion  werden  jene  Verhaltnisse  oflfenbar,  welche  das  Wesen  derselben 
ausmachen  und  ihre  Vorteile  gewahrleisten. 

Es  sei  deshalb  fur  die  folgenden  Auseinandersetzungen  die  Geduld  und 
Aufmerksamkeit  des  Lesers  in  erhohtem  MaBe  erbeten. 

Die  auBere  Ansicht  der  Klaviatur  hat  Ahnlichkeit  mit  einer  Treppe  von 
sechs  Stufen.  Die  Tasten  erscheinen  in  sechs  Reihen  terrassenformig  iiber- 
einander  gelagert  und  geben  der  Klaviatur  das  Aussehen  von  ebensovielen 
Manualen  aus  lauter  gleichen,  eigentumlich  geformten,  sehr  kurzen  Unter- 
tasten,  welche  kaum  die  Lange  des  vorderen  Stuckes  der  gewohnlichen  weiBen 
Tasten  haben;  auch  liegen  sie  nicht  alle  genau  ubereinander,  sondern  jede 
Reihe  erscheint  gegen  die  unter  ihr  liegende  um  eine  halbe  Tastenbreite 
seitwarts  verschoben,  so  daB  also  in  der  untersten  Reihe  die  Mitten  der 
Tasten  gerade  unter  die  Trennungslinie  zweier  Tasten  der  ntichst  hoheren 
zweiten)  Reihe  fallen;  die  nachste  (dritte)  Reihe  ist  wieder  um  eine  halbe 
Tastenbreite  verschoben  —  die  Tasten  kommen  hier  also  in  dieselbe  Lage 
wie  in  der  ersten  (untersten)  Reihe,  d.  h.  die  Tasten  der  dritten  Reihe 
liegen  genau  iiber  denjenigen  der  ersten;  ebenso  mussen  infolge  der 
weiteren  Verschiebung  die  Tasten  dor  vierten  Reihe  genau  iiber  denen 


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168  Richard  Hanaro ann,  Das  Janko-Klavier  und  seine  technische  Vervollkommnung. 

der  zweiten  liegen,  und  ein  Gleiches  findet  endlich  auch  noch  statt  be- 
ztiglich  der  noch  iibrigen  zwei  hochsten  Reihen. 

Die  Einrichtung,  daB  man  dieselbe  Taste,  also  denselben  Ton  an  drei 
verschieden  hoch  gelegenen  Stellen  anschlagen  kann,  ist  ein  Hauptmerkmal 
dieser  Klaviatur. 

Nun  die  hauptsachlichsten  Yorteile  der  Jank6-Klaviatur. 

A.  Naturliche  Handhabung. 

In  der  Tat  gewinnt  unsere  Hand  auf  dieser  Klaviatur  eine  ihren  ana- 
tomischen  Yerhaltnissen  entsprechende  naturliche  Haltung,  im  Gegensatz 
zu  der  auf  dem  bisherigen  Klaviere.  Die  treppenformige  Anordnung  der  Tasten 
ermoglicht  es  namlich,  daB  der  Daumen  in  der  Regel  auf  den  beiden  untersten 
Reihen  spielt,  wahrend  die  iibrigen  Finger  hoher  gelegene  Anschlagstellen 
beniitzen.  Dadurch  wird  jener  gegensatzlichen  Stellung,  welche  der  Daumen 
den  iibrigen  Fingern  gegeniiber  von  Natur  aus  einnimmt,  Rechnung  ge- 
tragen. 

B.  Yermehrte  Spannfahigkeit. 

Die  Mensur  fur  die  Oktave  betragt  bei  derselben  120  mm  gegeniiber 
circa  165  mm  bei  der  gewohnlichen  Klaviatur.  Es  ist  somit  einleuchtend, 
daC  mit  gleicher  Spannkraft  der  Hand  ein  bedeutend  groBerer 
Tonumfang  beherrscht   werden   kann. 


(Aus  dem  zweiten  Satz  der  A-moll-Sonate  fur  das  Janko-Klavier  von 
Victor  Hansmann,  Op.  23.) 


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Adagio. 


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Richard  Hansmann,  Das  Janko-Klavier  und  seine  technische  Vervollkommnung,  169 


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Durch  die  vermehrte  Spannfabigkeit  werden  auf  der  neuen  Klaviatur 
Handen  von  durehschnittlicher  Spannung  Akkorde  und  Griffe  zugang- 
lich7  welche  bisher  ganzlicb  (aucb  den  groflten  Handen)  unmoglich 
waren  oder  nur  vierhandig  gespielt  werden  konnten. 

Funfstimmige  Dreikl&nge,  auf  der  gewobnlichen  Klaviatur  unmoglich,  sind 
War  spielbar. 

Die  ruhig  solide  Klangfiille  dieser  zugleicb  a.ngeschlagenen  funfstimmigen 
Dreiklange  und  ahnlicher  Akkorde  gibt  ganz  neue  Klangwirkungen. 

C.  Kraftersparnis. 

Yor  allem  kommt  bierbei  die  geringere  Breitenausdebnung  der  ganzen 
Klaviatur  in  betracht,    welche  die   Bewegungen    des   Oberkorpers   entbehrlich 

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170  Richard  Hansmann,  Das  Janko-Klavier  und  seine  technische  Vervollkommnung. 

macht.     Die  verminderte  Anstrengung  bei  den  Spannungen   und    die   natur- 
lichere  Hand-  und  Fingerhaltung  siud  ebenfalls  Momente  der  Krafterspamis. 

D.  Vermehrte  Sicherheit  des  Anschlages. 

Ein  Hauptiibel  der  gebriiuchlichen  Klaviatur  ist  die  Notwendigkeit,  eine 
weiBe  Taste  zwischen  zwei  schwarzen  anzuschlagen.  Die  Sache  hat  aber 
noch  einen  anderen  TJbelstand:  sie  beeintrachtigt  die  TrefFsicherheit  wesent- 
lich,  ob  es  sich  nun  um  Akkorde  handelt,  die  von  einiger  Hohe  angeschlagen 
werden  sollen,  oder  um  einzelne  Tone  und  laufende  Figuren. 

E.  Gleichheit  aller  Tonarten. 

Zwischen  den  einzelnen  Tonarten  der  heutigen  Musik  besteht  fur  das 
Ohr  kein  Unterschied  aufier  dem  der  Tonhohe.  Anders  ists  fur  die  spielende 
Hand.  Die  fiirs  Gehor  gleichen  Tonarten  sind  auf  der  gebrauchlichen 
Klaviatur  fur  die  Hand  tatsachlich  ungleich  und  zeigen  betrachtliche  Unter- 
schiede  in  bezug  auf  die  Handstellung  und  den  Fingersatz,  sowohl  in  den 
Tonleitern  als  auch  in  Akkorden  und  anderen  Figuren. 

Aus  diesem  Umstand  folgt  nebst  manchen  anderen  Nachteilen  die  alien 
sehr  wohl  bekannte  Schwierigkeit,  das  technische  Material  sich  anzueignen, 
wo  es  notwendig  ist,  alle  Ubungen  und  Figuren  in  zwolf  verschiedenen  Tou- 
arten  zu  studieren.  Solchen  Ubelstanden  hilft  die  neue  Klaviatur  in  ein- 
facher  und  natiirlicher  Weise  ab,  denn  auf  derselben  sind  alle  Tonarten 
gleich,  und  es  besteht  zwischen  ihnen  in  bezug  auf  die  Handstellung,  den 
Fingersatz  und  alle  raumlichen  Verhaltnisse  ihrer  Bestandteile ,  kurz  alles 
dessen,  was  fur  das  Tastgefuhl  der  Hand  in  betracht  kommt,  durchaus  kein 
Unterschied. 

Die  Vorteile,  welche  durch  die  Gleichkeit  der  Tonarten  erreicht  werden, 
springen  in  die  Augen.  Das  technische  TJbungsmaterial  wird  um  ein  Be- 
deutendes  vermindert;  anstatt  zwolf  Tonleitern  braucht  man  nur  eine  zu 
iiben,  und  das  Gleiche  gilt  von  alien  den  Akkordlagen,  Zerlegungen,  Ton- 
leitern in  Doppel-  und  mehrfachen  Griffen,  Laufen  und  Figuren,  welche  die 
Grundlage  der  Klaviertechnik  bilden. 

DaB  dadurch  auch  die  Studienzeit,  welche  zur  Aneignung  einer  gewissen 
Fertigkeit  notwendig  ist,  verkurzt  wird,  ist  offenbar. 

F.  Freiheit  des  Fingersatzes. 

"Wenn  es  schon  von  groBem  Vorteil  ist,  alle  Tonarten  mit  gleichem 
Fingersatz  zu  spielen,  so  liegt  zweifelsohne  eine  noch  wertvollere  Eigentiiin- 
lichkeit  der  neuen  Klaviatur  darin:  jede  Tonfolge  mit  jedem  beliebigen 
Fingersatz  spielen  zu  konnen. 

Es  sei  noch  bemerkt,  dafi  kein  Hindernis  vorliegt,  alles  eventuell  nach 
Belieben  auch  mit  demselben  Fingersatz  zu  spielen,  wie  auf  der  ge- 
brauchlichen Klaviatur. 

G.  Spezielle  Effekte. 

Hier  ist  es  vor  allem  beachtenswert,  daB  man  alle  H  alb  ton-  und  Ganz- 
tonschritte  »schleifen«  kann. 

Das  chromatische  Glissando   einfach,    in   kleinen    und   groBen    Terzen,  in 

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Richard  Hansmann,  Das  Janko-Klavier  und  seine  technische  Vervollkommnuug.  171 

Quarten,  Sexten,  Oktaven,  in  Dezimen  und  Dreiklangen,    dann    kombinierte 
chromatische  Figuren. 

Allerdings  ist  hier  ein  Mifibrauch  nicht  ausgeschlossen,  und  namentlich 
der  glanzvolle  Effekt  des  chromatischen  Glissando  kann  leicht  zu  tibermaBiger 
Ausbeutung  verleiten;  dies  kann  aber  billigerweise  menials  der  Konstruktion 
zum  Vorwurf  gemacht  werden,  und  mit  weiser  MaBigung  zur  rechten  Zeit 
angewendet,  wird  auch  dieses  Klanggebilde  zu  kunstlerischer  Wirkung  zu 
verwenden  sein. 


Einem  weit  verbreiteten  Irrtum  gegeniiber  sei  bemerkt,  daB  die  gesamte 
Klavierliteratur  so  gespielt  wird,  wie  sie  die  Komponisten  fur  das  alte 
Klavier  niedergeschrieben  haben. 

Die  Jank6-Klaviatur  verlangt  weder  eine  neue  Notenschrift,  noch 
irgend  ein  neues  dynamisches  oder  ein  anderes  Vortragszeichen.  Fiir  den 
Lehrer  ist  nur  die  Kenntnis  des  Jank6-Tastenbrettes  erforderlich,  alles  andere 
bleibt.  Von  unscbatzbarem  Werte  sind  die  vielen  neuen  Klangeffekte,  die, 
kunstlerisch  verwertet,  den  Komponisten  neue  Anregung  geben  und  von 
groBer  Schonheit  sind.  Tatsachlich  hat  Jank6's  Erfindung  bereits  eine  neue 
Klavierliteratur  hervorgerufen. 

Die  Jank6- Klaviatur  kann  heutzutage  in  jedes  Klavier  (Fliigel  oder 
Pianino)  eingebaut  werden,  so  daB  abwechselnd  beide  Klaviatur- Arten  be- 
nutzt  werden  konnen.  Diese  Auswechselbarkeit  der  alten  und  neuen  Kla- 
viatur  an  ein  und  demselben  Instrument,  die  bis  vor  kurzem  noch  unmoglich 
war,  wird  der  praktischen  Einfuhrung  der  Jank6-Klaviatur  in  auBerordent- 
lichem  MaBe  zugute  kommen,  da  die  Anschaffung  eines  besonderen  Klaviers 
nunmehr  Uberfliissig  wird.  Noch  einfacher  gestaltet  sich  die  Anbringung 
der  neuen  Klaviatur  an  Orgeln  und  Harmoniums.  Bei  diesen  Instrumenten 
braucht  das  Janko-Tastenbrett  bloB  auf  die  betreffende  alte  Klaviatur  auf- 
geschraubt  zu  werden,  ohne  daB  ein  Umbau  oder  sonstige  Ver'anderung 
erforderlich  ware. 

Dem  Klavierfabrikanten  Wilhelm  Menzel  in  Berlin  gebuhrt  das  Ver- 
dienst,  eine  Jank6-Klaviatur  hergestellt  zu  haben,  welche  in  technischer  Be- 
ziehung  den  hohen  kunstlerischen  Erwartungen  und  Anforderungen  nicht 
allein  entspricht,  sondern  sie  weit  tibertrifft.  Und  zwar  deshalb,  weil  nach 
verschiedenen  wertvollen,  mehr  oder  weniger  erfolgreichen  Experimenten  mit 
Eisen-,  Aluminium-,  Holz-  und  kombinierten  Konstruktionen  des  Hebels 
Wilhelm  Menzel  wieder  zur  Holzkonstruktion  zurlickgekehrt  ist,  die  —  eben 
so  einfach  als  sinnreich  —  das  lang  ersehnte  Ideal  im  .  Baue  der  Jank6- 
Klaviatur  verwirklicht.  Der  neue  Hebel  zeichnet  sich  durch  aufierordentliche 
Bewegungsfeinheit  und  Elastizitat  aus.  Vor  Wilhelm  Menzel's  Jank6-Klaviatur 
schwinden  die  letzten  Bedenken  und  der  Augenblick  ist  gekommen,  um 
deren  Vorteile  dem  musikalischen  Publikum  zuganglich  zu  machen  und  immer 
weitere  Kreise  davon  zu  Uberzeugen,  daB  Jank6  s  geniale  Erfindung  eine  der 
groBten  Fortschritte  in  der  Klaviertechnik,  iiberhaupt  auf  musikalischem  Ge- 
biete  bedeutet.  Sind  einmal  die  Schranken  des  Widerstandes  gebrochen, 
so  wird  man  von  einer  neuen  Ara  auf  dem  Gebiete  der  Musik  sprechen 
konnen. 

Friedenau.  Richard  Hansmann. 


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172  Julius  Hey,  Victor  Bendix  in  Berlin. 

Victor  Bendix  in  Berlin. 


Nicht  um  das  nachtr'agliche  Zugestandnis  einer  Unierlassungssunde  gegeu 
einen  hervorragenden  Kiinstler,  der  im  Musikleben  seiner  skandinavischen 
Heimat  in  allererster  Reihe  steht,  kann  es  sich  handeln,  —  vielmehr  gilt 
e87  die  Ziele  und  den  Zweck  unserer  »Internationalen  Zeitschrift*  ins  Ge- 
dachtnis  zu  rufen,  wie  sie  die  Leitung  derselben  bei  der  Griindung  an  die 
Spitze  ihres  Programmes  stellte:  Den  Werken  auslandischer  Komponisten 
das  gleiche  lebendige  Interesse  wie  den  einheimischen  Erzeugnissen  ent- 
gegenzubringen.  —  Um  so  mehr  mufite  es  mich  befremden,  in  dem  mir 
soeben  iibermittelten  Dezemberheft  (Nr.  3)  des  danischen  Komponisten  Bendix 
aus  Kopenhagen,  der  sich  bei  uns  mit  drei  Konzerten  eigne r  Kom- 
positionen  einfuhrte,  mit  keinem  Worte  erwahnt  zu  finden.  Gestatten 
Sie  mir  daher  in  Kiirze  auf  die  Programme  selbst  hinzaweisen.  Erstes 
Konzert  am  10.  Oktober  in  der  Singakademie :  Sinfonie  Nr.  3,  A-moll, 
Op.  25  —  6  Ges&nge  fUr  Tenor  (von  zur  Miihlen  gesungen)  —  Air  und 
Intermezzo  fur  kleines  Orchester  —  »Zur  Hohe«,  Sinfonie  Nr.  1,  C-dur, 
Op.  16.  —  Zweites  Konzert  am  24.  Oktober  (gleichfalls  in  der  Sing- 
akademie): Trauermarsch  fur  Orchester  —  Klavier-Konzert  G-moll,  Op.  17 
(gespielt  von  der  Pianistin  Dagmar  Raven  aus  Kopenhagen)  —  5  franzbsische 
und  deutsche  Lieder  (von  Hertha  Dehmlow  gesungen)  —  »Sommerklange  aus 
Siidrufllandc,  Sinfonie  Nr.  2,  D-dur,  Op.  20.  — Drittes  Konzert,  am  26.  Ok- 
tober (Kammermusikabend  im  Bechsteinsaal) :  Sonate  fur  Klavier,  Op.  26 
(vom  Komponisten  selbst  gespielt)  —  >Welke  Blatter «,  Liederkreis  fur  eine 
Frauenstimme  (von  Hertha  Dehmlow  vorgetragen)  —  Trio  fur  Klavier,  Vio- 
line  und  Violoncello,  A-dur,  Op.  12.  Mitwirkende:  Prof.  Robert  Hausmann 
(Violoncell)  und  Karl  Klingler  (Violine). 

Ftir  die  Einschatzung  des  vielseitigen  Klinstlers  als  Komponist,  Or- 
chesterdirigent  und  Pianist  konnte  die  Reihenfolge  der  Konzerte  kaom 
gunstiger  gewahlt  werden.  Zwar  wuBte  die  Berliner  Kritik  nicht  gleich  das 
rechte  Schubfach  zu  finden,  in  welch  em  sie  den  in  alien  Kunstformen  mit 
gleicher  Sicherheit  und  originalen  Faktur  sich  bewegenden  Kiinstler  unter- 
bringen  sollte.  Denn  nach  dem  ersten  Konzert  mischte  man  Mendelssohn- 
Nils  Gade'sches  Epigonentum  und  skandinavische  Originalitat  durcheinander, 
—  bis  das  zweite  Konzert  Kunstverstandige  wie  Zuhorerschaft  uberzeugte: 
.  .  .  >DaB  der  danische  Komponist  seinen  vornehmen  klinstlerischen  Ruf 
nicht  mit  Unrecht  genieCt,  daB  er  ein  Musiker  von  ernster,  idealer  Gesinnung 
ist  und  vor  allem  ein  Meister  der  Tonsetzkunst,  dessen  Konnen  nie- 
mand  die  gebiihrende  Schatzung  versagen  werde.«  Die  ZuhSrer  zeiohneten 
Herrn  Bendix  in  ehrenvollster  Weise  aus;  man  bemerkte  unter  ihnen  eine 
Reihe  bekannter  Musiker,  wie  Rebicek,  Prof.  Hausmann,  Arthur  Nikisch  und 
Jean  Louis  Nicod^  aus  Dresden.  Dr.  Paul  Ertel  schreibt  in  der  >AUge- 
meinen  Musikzeitung« :  » Bendix'  ernstes,  musikalisches,  hohen  Zielen  zuge- 
wandtes  Streben  liefi  sich  an  diesen  Kompositionsabenden  genau  verfolgen. 
Seine  schopferische  Kraft  steigt  mit  den  Opuszahlen In  dem  Lieder- 
kreis >~Welke  Blatter*  schlagt  Bendix  einen  entschieden  modernen  Ton  an; 
es  gibt  harmonische  Uberraschungen  in  Hulle  und  Fiille.  — r  Die  Lieder 
waren  bei  Fraulein  Hertha  Dehmlow,  deren  prachtige  Stimmmittel  ja 
bekannt    sind,   vortrefiflich    aufgehoben.      In   der   Kammermusiksoiree    zeigte 

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Herbert  Thompson,  The  English  Autumn  Provincial  Festivals  (1903).        173 

sich  Bendix  tibrigens  auch  in  der  sehr  schwierigen  Klaviersonate  Op.  26  als 
gediegener  Pianist,  wie  auch  in  gleicher  Eigenschaft  in  dem  hier  schon 
vom  hollandischen  Trio  seinerzeit  aufgefUhrten  Trio  A-dur,  Op.  12  usw.« 

Dem  fuge  ich  hinzu,  daB  auch  in  Dresden  einige  symphonische  AVerke 
des  Komponisten  zur  Auffuhrung  gelangten,  und  der  Pianist  Prof.  Hermann 
Scholtz  zwecks  Vereinbarung  mit  dem  Komponisten  wegen  des  in  Aussicht 
genommenen  Vortrags  des  G-moll-Konzertes ,  als  begeisterter  Zuhorer  von 
Dresden  heruberkam.  Auch  "Wiederholungen  einzelner  Nummern  hatten 
wahrend  der  drei  Konzerte  stattgefunden. 

Auf  diese  reinen,  einem  vornehmen  Geiste  entflossenen  Kunstgeniisse 
naher  einzugehen,  so  wie  die  Etappen  dieser  reichen,  fortschrittlichen  Ent- 
wickelung  zu  verfolgen,  unterlasse  ich;  meine  personlich  empfangenen  Ein- 
driicke  fanden  vollste  Bestatigung  in  dem  spontanen  Beifallsjubel  der  be- 
geisterten  Zuhorerschaft ,  der  sich  im  letzten  Konzerte,  nach  Schlufi  des 
Trios,  zu  einer  Hohe  steigertet  wie  man  sie  im  Konzertsaal  wohl  selten 
erlebt.  Ich  ftthre  es  als  Beweis-  und  Beweggrund  an,  indem  ich  an  die 
Leitung  der  »Internationalen  Zeitschrift*  die  Bitte  richte:  im  Sinne  einer 
nachtraglichen  Erganzung  geschehenen  Versaumnisses  das  Yorstehende  in 
der  Januar-Nummer,  Heft  4,  gefalligst  zum  Abdruck  bringen  zu  wollen. 

Berlin.  Julius  Hey. 

The  English  Autumn  Provincial  Festivals  (1903). 


A  year  ago  I  had  the  privilege  of  recording  five  important  autumnal 
festivals  in  various  parts  of  England;  this  time  the  crop  is  much  scantier, 
and  the  sum  total  is  but  three,  a  small  but  unique  one  being  sandwiched 
between  two  of  first-rate  importance. 

The  first  in  chronological  order  was  one  of  the  "Three  Choir"  festivals, 
which  this  year  took  place  in  Hereford  (Sept.  8 — 11).  These  festivals  are 
under  the  conductorship  of  the  organists  of  the  respective  cathedrals,  a  circum- 
stance which  in  days  gone  by  obliged  some  church  musicians  to  appear  in 
a  role  for  which  they  were  totally  unfitted.  Nothing  however  indicates  the 
widened  field  of  musical  education  more  strikingly  than  the  way  in  which 
the  present  generation  of  these  organists  have  adapted  themselves  to  the  con- 
ditions in  which  they  find  themselves.  Dr.  G.  B.  Sinclair  was  brought  up 
in  the  strictest  sect  of  Anglican  church  musicians,  but  he  has  thrown  himself 
with  eager  energy  into  the  work  of  an  orchestral  conductor,  and  has  acquired 
a  degree  of  confidence  and  power  such  as  I  suppose  none  of  his  predeces- 
sors in  Hereford  can  have  approached.  He  had  a  distinctly  ambitious  pro- 
gramme to  undertake  on  the  present  occasion.  Elgar's  "Dream  of  Gerontius", 
the  power  of  which  is  now  being  rapidly  recognized,  furnished  a  difficult 
task  which  he  accomplished  with  marked  ability.  He  inclined  to  drag  the 
time  in  his  efforts  after  dignity  of  exppression,  but  this  has  nothing  to  do 
with  the  general  merit  of  a  powerful  performance.  It  is  quite  remarkable 
how,  by  a  concatenation  of  reasons,  "Gerontius",  in  spite  of  its  exacting 
character,  has  acquired   an    unexampled    popularity.     The   English   public    is 

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174       Herbert  Thompson,  The  English  Autumn  Provincial  Festivals  (1903). 

well  known,  —  too  well  known  indeed,  —  for  its  slavish  admiration  for 
two  oratorios  "Messiah"  and  "Elijah",  which  are  habitually  included  in  festi- 
val programmes  [they  were  heard  at  both  Hereford  and  Birmingham  this 
autumn'  on  account  of  their  "drawing"  powers.  "Gerontius"  at  Hereford 
however  achieved  a  record  in  the  attendance,  and  the  figures  are  curious 
enough  to  deserve  quotation.  2,130  is  the  number  it  attracted  this  year, 
while  the  highest  totals  of  former  festivals  are  2,129  at  a  performance  of 
"Elijah"   and  2,128  for  -Messiah"! 

I  must  now  turn  to  the  novelties,  which  are  as  the  salt  of  a  musical 
festival,  even  though  the  salt  may  vary  enormously  in  point  of  quality. 
Coleridge  Taylor,  whose  "Hiawatha"  cantatas  still  hold  the  field  with  English 
choral  societies,  wrote  for  the  occasion  an  oratorio  "The  Atonement",  which 
is  in  fact  a  sort  of  modernised  Passion  music.  The  librettist,  a  lady,  made 
the  mistake  of  substituting  her  own  words  as  a  paraphrase  of  Scripture,  and 
it  cannot  be  said  the  change  was  an  improvement.  Though  the  material 
was  laid  out  effectively  into  four  scenes:  —  "Gethsemane",  "Prayer  of  the 
Holy  Women  and  the  Apostles",  "Pontius  Pilate",  and  "Calvary",  —  another 
mistake  was  to  introduce  a  piece  of  quite  commonplace  operatic  convention 
in  the  scene  between  Pilate  and  his  wife.  These  things  are  of  the  greater 
importance  since  the  composer  is  one  who  depends  so  greatly  on  his  libretto; 
he  rises  or  falls  in  accordance  with  its  merits,  and  accepts  every  situation 
offered  him  with  absolute  frankness.  His  sincerity  and  his  power  of  pathetic 
expression  are  his  strong  points,  and  the  one  prevents  the  other  from  ever 
degenerating  into  mere  drivel.  His  technical  equipment  is  thorough,  and  had 
he  only  a  greater  power  of  controlling  the  larger  forms  in  musical  structure, 
I  believe  he  might  rise  to  much  greater  heights  than  he  has  yet  attained. 
There  is  unmistakeable  power,  melodic  beauty,  and  richness  of  colour,  all 
over  "The  Atonement",  but  it  is  wanting  in  variety  and  repose,  and  also 
perhaps  a  little  in  reserve. 

Hubert  Parry's  "Voces  Clamantium"  is  in  the  greatest  possible  contrast 
to  the  work  just  considered.  The  libretto,  nearly  all  selected  from  the  Pro- 
phecy of  Isaiah,  is  admirably  put  together,  the  logical  construction  is  quite 
masterly,  the  primary  tone  of  despair  and  denunciation  leading  by  a  gradual 
climax  to  a  culminating  note  of  joyous  aspiration.  On  the  other  hand  the 
emotional  colouring  which  Coleridge-Taylor  gives  his  music,  both  in  melody 
and  orchestration,  is  conspicuously  absent.  Far  be  it  from  me  to  suggest 
that  Parry  is  not  an  emotional  musician,  for  he  is  one  who  puts  his  whole 
self  into  what  he  writes,  yet  I  think  he  does  not  allow  his  emotions  sufficient 
play,  I  think  that  he  might  find  room  for  more  sensuous  beauty  without 
loss  of  dignity.  At  the  same  time  this  is  largely  a  matter  of  temperament, 
and  one  could  not  wish  a  composer  who  has  a  distinct  individuality  of  his 
own  to  assume  qualities  that  might  tend  to  conceal  it. 

These  were  the  principal  novelties;  the  minor  ones  were  a  brilliant  and 
effective  orchestral  Rhapsody  on  Indian  Themes  by  Cowen;  an  Interlude. 
-The  Wilderness",  from  an  oratorio  by  Granville  Bantock,  a  composer  who 
has  at  least  the  gift  of  conjuring  up  an  atmosphere  and  great  powers  of 
orchestral  expression,  and  lastly  a  well  written  setting  of  the  Magnificat  and 
Nunc  Dimittis,  warm  in  expression  yet  dignified  in  character,  by  Ivor  Atkins, 
the  organist  of  Worcester  Cathedral. 

Wolfram's  "Christmas  Mystery"  was  given  for  the  first  time  at  an  English 

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Herbert  Thompson,  The  English  Autumn  Provincial  Festivals  (1903).        175 

festival.  It  gaare  me  the  impression  of  being  a  singular  mixture  of  the 
naive  charm  of  folk  song  with  a  conscious  effort  at  elaboration  that  over- 
powered the  quaint,  intimate  nature  of  the  subject;  but  this  was  a  first  im- 
pression which  I  shall  be  very  willing  to  modify  on  further  acquaintance 
with  a  highly  interesting  work.  The  closing  scene  from  the  first  Act  of 
^Parsifal"  has  been  given  at  two  previous  Hereford  festivals,  so  that  it  is 
regarded  as  something  of  a  specialty.  It  is  to  my  mind  very  well  suited  to 
a  cathedral,  and  the  children's  voices  in  the  dome  always  make  a  marvellous 
impression  when  proceeding  from  the  heights  of  the  central  tower,  far  away 
from  the  orchestra.  It  is  a  triennial  sensation  which  I  would  not  readily 
miss.  Bach's  cantata  "Jesus  sleeps",  which  had  been  edited  for  the  occasion 
by  Ivor  Atkins,  Brahms's  First  Symphony  (in  the  cathedral)  and  Tschai- 
kowsky's  Fifth  (in  the  concert-room),  were  among  the  more  interesting  fea- 
tures of  a  programme  which  was  well  designed  to  conciliate  varieties  of 
tastes.  One  thing  about  the  "Messiah"  performance  is  worth  noting.  Accor- 
ding to  the  Hereford  custom,  every  note  of  the  music  is  conscientiously 
played,  and  the  whole  represented  3  hours  and  9  minutes  of  solid  music. 
"Die  Meistersinger"  without  cuts  takes  3  hours  and  20  minutes,  "Gotter- 
dSmmerung"  [about  4  hours;  a  rather  interesting  comparison  in  long-wind- 
edness ! 

Between  Hereford  and  Birmingham  the  little  festival  of  Hovingham 
Sept.  23 — 24)  afforded  a  restful  rustic  intermezzo.  Hovingham  is  a  Yorkshire 
village  which,  through  the  efforts  of  a  musical  Rector  and  an  artistically 
minded  Squire,  has  a  festival  of  its  own  at  which  many  important  works 
have  been  produced.  At  this,  the  twelfth  of  these  festivals,  Verdi's  Bequiem 
was  the  chief  work  given,  and  was  produced  with  a  completeness  that  left 
nothing  wanting.  Canon  Pemberton,  who  is  not  only  the  originator,  but 
also  the  conductor  of  the  festival,  also  directed  an  excellent  performance  of 
the  Pastoral  Symphony,  which  had  an  obvious  appropriateness  in  this  pretty 
country  place,  and  Bach's  cantata,  fc,0  Light  everlasting"  was  a  noteworthy 
feature  of  the  event.  Fanny  Davies  as  the  soloist  in  Saint-Saens's  G  minor 
pianoforte  concerto,  Herbert  Withers's  exceedingly  brilliant  violoncello  playing, 
and  Agnes  Nichoils's  highly  artistic  singing  of  an  ample  selection  of  songs, 
were  other  things  deserving  mention  even  in  this  brief  summary. 

On  turning  to  consider  the  Birmingham  Festival  (Oct.  13 — 16),  one  event 
stands  out  beyond  the  rest  in  the  intense  interest  it  excited.  This  was  the 
first  performance  of  Elgar's  oratorio,  "The  Apostles",  —  or  at  least  of  the 
first  and  second  parts,  for  it  has  been  conceived  on  so  large  a  scale  that 
the  present  work  is  but  an  instalment,  and  the  whole  promises  to  be  so 
lengthy  that  a  couple  of  concerts  will  have  to  be  devoted  to  its  performance. 
So  much  has  been,  and  will  be,  said  about  this  remarkable  work,  that  I 
may  be  content  to  give  my  own  personal  impressions,  and  that  in  a  rather 
summary  way.  The  first  thing  that  strikes  one  is  the  excellence  of  the 
book,  which  the  composer  himself  has  compiled  from  Scripture.  He  has  not 
contented  himself  by  giving  a  bare  narrative,  varied  by  an  occasional  me- 
ditation or  moralising,  but  has  given  freshness  to  the  material  by  his  in- 
genious and  illuminating  method  of  presenting  it.  Thus  by  making  the 
Magdalen  a  witness  of  the  scene  in  which  Christ  walks  on  the  waters  and 
calms  the  storm,  the  storm  is  made  a  similitude  of  her  own  agony  of  re- 
pentance, and  she  comes  to  the  Saviour  as  one  of  whose  power  to  allay  her 

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176       Herbert  Thompson,  The  English  Autumn  Provincial  Festivals  (1903). 

trouble  she  is  convinced.     In   this    manner,    without   straining    the  narrative 
unduly,  one  incident  is  made  to    illustrate   another,    and  place   it  in  a  fresh 
and  striking  light.     In  its  present  state  the  work  is  open   to   this   criticism, 
that  we  have  a  series  of  episodes  which  are   connected   in  one's    mind    only 
by  a  knowledge  of  what  is  extraneous  to  the  oratorio,  and  lead   to  no  final 
denouement.     The  result  is  a   torso,    yet  a   magnificent    one.     Musically    the 
work  is,  I  feel  convinced,  an  advance  upon  "Gerontius".    Its  composer  steps 
with  a  more  certain  tread,  his  effects  are  less  tentative,  his  weaving  together 
of  a  wonderfully  complex  score  is  more  masterful.     In  feeling  the    music    is 
more  masculine,  and  it   attains    a   greater    elevation    than    is    the    case    with 
anything  he  has  done  before.    His  handling  of  the  orchestra   is   wonderfully 
powerful,  the  magnificence  and  variety  of  the   colouring  are  almost   bewilde- 
ring, and  one  only  fears  lest  they  should  dazzle  one's   critical    faculties    and 
make    it    difficult    to    judge    dispassionately   so   striking   a   work.     For    this 
reason  I,  for  one,  shall  not  be  ashamed  to  revise  my   impressions    upon  the 
second  or  third  hearing,  and  doubtless  there  will,  in    spite    of  the    difficulty 
of  the  oratorio,  be  many  occasions  on  which  we  may  renew  our  acquaintance 
with  it.     It  received  a  wonderfully  complete    and    sympathetic   interpretation 
for  a  first  performance,  and  I  cannot  refrain   from  mentioning   the   powerful 
rendering  by  Muriel  Foster  of  the  part  of  Mary    Magdalen,    or    the    dignity 
and  self-repression    which  Ffrangcon-Davies    shewed   in    his    singing    of    the 
words  of  the  Saviour.     If  at  each  of  the  three  festivals  under  consideration 
Mendelssohn's  music  appeared  for  the  gratification  of  the  popular  taste,  Bach 
was  also  represented  for  the  sake  of  the  musicians.    At  Birmingham  we  had 
what  is  perhaps  Bach's  greatest  choral  work,   the  Mass  in  B  minor,  of  which 
a  highly  impressive  performance  was  given  under  Richter's  direction.    Among 
the  less  familiar  choral  works  were  an  interes  ting  revival,  Stanford  s  "Voyage 
of  Maeldune",  a  choral  ballad  founded  on  Tennyson's  poem,    and   first  pro- 
duced at    the    Leeds    Festival   of  1889.     The    impression    made  by  a  fresh 
hearing  after  so  long  an  interval  was  that   the    various    scenes    were    treated 
with  a  keen  sense  of  their  opportunity  for  picturesque  effect,  and  that  many 
of  them  have  real  charm,  but  that  a  more  dignified  exordium  would  immen- 
sely  improve   the    work.     Liszt's    Thirteenth    Psalm    was   unfamiliar  in   this 
country,  Bruckner's  Te  Deum  new  to  it.     Neither  reaches   the  highest  level 
of  inspiration,  but  there  is   the   expression   of  genuine   emotional   feeling   in 
the  fine  climax  of  the  former,  and  the  latter  has   a   grandiose,   and,    as  one 
may  say,   spectacular   effect  which  is   imposing.     Birmingham   was   the   only 
festival  which  did  honour  to  Berlioz  in  view  of  his   approaching   centenary, 
and  an  exceedingly  fine  performance  of  the   "Harold"   symphony   was  given. 
Since  then  Bichter  has  performed  the   symphony   on   several    occasions,    and 
this  opportunity  of  becoming  more  intimate  with  it  has   only   convinced  me 
that  its  enormous  cleverness  only   partially  hides   a  sad  lack   of  inspiration. 
As  a  piece  of  orchestral  virtuosity  it  must  still   command   attention,    but  as 
a  sincere  expression  of  genuine  emotion  I  think   it   must  be   confessed    that 
it  falls  short  of  greatness.     The  other  symphonies  included  in  the  programme 
were  Mozart's    in   G  minor,  Brahm's   in    E  minor,    and    Beethoven's   Choral 
Symphony,  a  powerful  and  brilliant  performance  of  which  brought  the  festival 
to  a  close. 

The  performances  at  Birmingham  reached  a  high  standard  of  merit,  and 
particularly  is  this  the  case  with  the  chorus.     Ever  since  about   1891,  when 

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Mu8ikberichte.  177 

the  chorus  was  superb,  there  has  been  a  gradual  falling  off,  but  now  the 
status  quo  ante  has  been  most  satisfactorily  re-established.  Much  of  the 
credit  belongs  to  R.  H.  Wilson,  the  newly  appointed  chorus-master,  who  has 
for  a  good  many  years  worked  in  a  similar  capacity  at  Manchester,  under 
Bichter.  He  therefore  fulfils  the  important  condition  of  being  in  close  touch 
with  the  conductor,  as  well  as  of  being  an  expert  choir-trainer.  The  nucleus 
of  the  orchestra  was  also  from  Manchester,  and  fewer  players  than  usual 
were  drawn  from  London.  This  occasioned  some  heart-burnings,  for  though 
Birmingham  could  without  loss  of  dignity  recruit  its  orchestra  from  the 
Metropolis,  it  was  rather  like  a  confession  of  weakness  to  have  recourse 
to  another  provincial  town  for  that  purpose.  However,  while  I  do  not  think 
the  orchestra  suffered,  Birmingham  may  gain  if  it  is  inspired  to  follow 
Manchester's  example  and  to  set  to  work  to  form  a  local  orchestra  which 
shall  sooner  or  later  rival  in  efficiency  the  band  founded  by  the  late  Sir 
Charles  Halle  nearly  fifty  years  ago,  with  such  signal  advantage  to  the  North 
of  England. 

Leeds.  Herbert  Thompson. 


Musikberichte1 . 

Referenten.     W.  Altmann,     V.  Andreae,     Alf.  Kali  sen,     Ch.  Maclean, 
O.  Neitzel,  J.-Q.  Prod'homme. 


Berlin.  Oper.  '  Das  Debut  von  Frl.  Heddi  Kauffmann  im  »Waffenschmied<  ge- 
fitattet  noch  kein  sicheres  Urteil.  ob  diese  juDge  Dame,  deren  fein-grazioses  Spiel  recht 
zu  loben  ist,  em  wirklicher  Gewinn  fur  unser  Konigliches  Opernhaus  ist;  der 
Gesamteindruck  der  ganzen  Vorstellung  war  ein  recht  matter.  Massenet's  >Manon«, 
welche  Oper  anl'aBlich  der  ziemlich  verungliickten  franzosischen  Auffiihrung  im  April 
1902  fur  die  Eonigliche  Biihne  erworben  wurde,  ist  nun  endlich  in  Szene  gegangen, 
ohne  hier  den  gleichen  Anklang  wie  z.  B.  in  Wien  zu  finden,  wo  sich  das  Werk  seit 
1889  auf  dem  Repertoir  halt;  nur  die  Kirchen-  und  die  Sterbeszene  iibten  hier  eine 
tiefere  "Wirkung  aus.  Trotz  zahlreicher  Schonbeiten  im  einzelnen  weist  freilich  Ga- 
llon* eine  solche  Stillosigkeit  auf,  daG  Massenet's  Verehrer  wohl  lieber  seinen  >Werther« 
oder  »G16ckner  von  Notre-Dame«  hier  aufgeflihrt  gesehen  batten.  Fur  die  auBere 
Ausstattung  war  glanzend  gesorgt.  ebenso  fur  die  musikalische  Einstudierung ;  doch 
fuhlen  sich  Herr  Kapellmeister  Dr.  Muck  und  die  moisten  unserer  Sanger  auf  dem 
Gebiet  der  franzosischen  Oper  nicht  ganz  heimisch.  Fur  die  Titelrolle  ist  Frl.  Farrar 
eine  zu  kiihle  Natur;  gesanglich  leistete  sie  ausgezeichnetes.  Recht  gut  war  auch 
Herr  Naval,  der  freilich  in  der  Traum-Erzahluug  versagte. 

Das  Theater  des  AVestens  beschrankt  sich  auf  die  Einverleibung  bewahrter 
Werke  in  sein  Repertoir;  so  gab  es  infdlge  des  Gastspiels  von  Julius  Spielmann  eine 
tiotte  Auffiihrung  von  Millocker's  unverwustlichem  »Bettelstudentc.  In  Maillart's 
»Glockchen  des  Eremiten«  hot  Lina  Doninger  als  Rose  Friquet  in  jeder  Hinsicht  eine 
Prachtleistung ,  zeigte  Herr  Kapellmeister  Max  Roth,  der  bisher  nur  Operetten 
geleitet.  daB  er  der  geeignete  Mann  ist.  um  die  Vorstellungen  der  Spielopern  zu 
heben.  W.  A. 


1;  Die  Berichte  aus  Basel,  Berlin  Konzerte  ,  Frankfurt  a.  M.,  Genf,  Hamburg,  Karls- 
ruhe, Kopenhagen.  Munchen,  Rom  und  Wien  muBten  fur  das  nachste  Heft  zuriick 
gestellt  werden.  Die  Redaktion. 

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178  Musikberichte, 

Koln.  Unser  Stadttbeater  entwickelt  eine  unheimliche  Betriebsamkeit.  Da  die 
Wiederholungen  meist  mittelm'aBig  besucht  sind,  so  wird  ein  Repertoire  herunter- 
gewickelt,  das  sonst  fur  zwei  oder  wenigstens  anderthalb  Spielzeiten  reichen  wiirde. 
Am  8chlimmsten  sind  dabei  die  Orcbestermusiker  daran,  und  es  kommt  dann  haufig 
vor,  daB  von  den  vorgescbriebenen  sechs  ersten  Geigen  zwei  krank.  zwei  so  ermudet 
sind,  daB  sie  nur  markieren  und  die  beiden  ubrigen  die  ganze  Ehre  des  ersten  Violin- 
parts  wahren.  Das  streift  an  Kammermusik.  Das  andere  Prinzip,  eine  Oper  so  sorg- 
sam  vorzubereiten  und  so  anziehend  auszuarbeiten,  daB  sie  das  Publikum  fiir  ein  balbes 
Dutzend  Vorstellungen  zu  gewinnen  vermag,  hat  sich  bis  jetzt  nicht  durchgerungen. 
Wenn  Direktor  Purschian  erst  einsieht,  daB  mit  dem  ewigen  Wecbsel  des  Spielplans 
keine  Seide  zu  spinnen  ist,  so  besinnt  er  sich  vielleicbt  aucb  einmal  auf  dies  kiinst- 
lerisch  we  it  ricbtigere  Prinzip.  Jedenfalls  scheint  er  nichts  unversucht  lassen  zu  wollen, 
um  den  Stein  der  Weisen  zu  finden  und  einem  Theaterwesen ,  das  auf  eine  allzustark 
bemessene  Theaterlust  des  Publikums  zugescbnitten  ist,  zur  Prosperitat  zu  verbelfen. 
Von  »Ereignissen<  fand  die  Buhnenauffuhrung  der  Verdammung  Fausts  am  Berlioz- 
tage  statt,  die  einen  ziemlichen  Erfolg  hatte  und  auch  leidlich  ausfiel.  Augenblicklicb 
gastiert  d'Andrade  als  Barbier,  Don  Juan  und  Rigoletto.  Er  gab  zu  einer  ganz  italieniscb 
gesungenen  Vorstellung  der  letztgenannten  Oper  AnlaB,  rief  uberhaupt  einen  unge- 
wohnlichen  Eifer  des  ganzen  Personals  hervor.  Recht  zur  Geltung  konnte  namenthch 
Frl.  Vidron  als  Rosine  und  Gilda  kommen,  unser  neuer  Koloraturstern.  Ibr  ist  ein 
hohes  Fis  eine  Freude  und  ein  hohes  G  eine  Wonne,  ihre  Koloraturen  sind  von  einer 
Sauberkeit,  daB  man  glaubt,  einen  Instrumentalvirtuosen  zu  horen.  Vorlaufig  wissen 
die  Kolner  noch  nicht,  was  sie  an  ihr  haben,  und  wenn  sie  es  wissen,  wird  sie  unter 
marchenhaften  Bediugungen  nach  Wien  oder  Hamburg  engagiert  worden  sein.  — 
Steinbacb  fuhlt  sich  immer  mehr  Herr  der  neuen  Lage,  und  das  Orchester  spielt  gern 
und  fein  unter  ihm.  Das  vorletzte  Giirzenich-Konzert  war  ausschlieBHch  seinem  Lieb- 
lingskomponisten  Brahms  gewidmet,  dessen  C-moll-Symphonie  und  dessen  Haydn- 
Variationen  die  Hauptstiicke  des  Programms  bildeten.  Das  letzte  Konzert  bestand  in 
einer  Berliozfeier  und  brachte  dessen  Oper  Beatrice  und  Benedict  in  Konzertfonn 
Man  sah  den  franzosischen  Romantiker  gern  auf  Mozart-Rossinischen  Pfaden  wandeln 
blickte  doch  oft  genug  namentlich  aus  der  Instrumentation  die  Berlioz'sche  Lowen- 
kralle  hervor.  Am  Brahms-Abend  erspielte  sich  Frau  Soldat-Roeger  einen  groBen 
Triumph  mit  dem  Geigenkonzert,  w'ahrend  in  der  Berlioz'schen  Oper  Frau  Felser  und 
Herr  Liszewsky  vom  hiesigen  Stadttheater,  Herr  Ludwig  Hess,  Herr  Sistermans  und 
andere  erfolgreich  mitwirkten.  —  Das  Gurzenich-Quartett  mit  Bram-Eldering  als  Prim- 
geiger  fand  gegen  friiher  erhohten  Anklang,  namentlich  am  letzten  Abend,  wo  Klotilde 
Kleeberg  mitwirkte.  Neuerdings  macht  auch  der  Tonkiinstlerverein  von  sich  reden. 
Nachdem  sich  am  vorletzten  Abend  der  neue  Lehrer  des  Konservatoriums  und  stell- 
vertretende  Direktor  Waldemar  von  Baussnern  als  eigenartiger  Liederkomponist  ein- 
gefuhrt  hatte,  gelangten  am  letzten  durch  die  Herren  Lambinon  (Geige),  v.  Zweygberg 
(Cello}  aus  Krefeld  und  den  Unterzeichneten  das  B-dur-Trio  von  Widor,  das  zweite 
Trio  (E-moll;  von  Saint-Saens.  die  Violinsonate  von  Leopold  Schmidt,  die  Cellosonate 
von  Wilhelm  Miihlfeld  zur  Auffuhrung,  schwere,  aber  gehaltvolle  Nusse  furs  Publikum, 
das  sich  dann  sehr  an  Miiller-Reuters  neuen  vierh'andigen  Tanzstiicken  >Im  Ballsaal* 
ergotzte.  O.  N. 

London.  —  Tlie  notes  of  November  detached  concerts  were  excluded  last  month 
for  want  of  space.  One  of  the  most  interesting  orchestral  events  was  Johann  Kruse's 
Berlioz  Commemoration  Concert  which  was  conducted  by  Weingartner,  and  it  also 
drew  by  far  the  smallest  audience  of  the  season.  But  Weingartner's  Berlioz  conduc- 
ting —  in  its  intense  vitality,  its  extraordinary  lucidity  and  its  power  of  expression 
—  was  a  revelation.  His  performance  of  the  familiar  Carnaval  Romain  proved  so 
exciting  that  it  had  to  be  repeated,  a  very  rare  occurrence  in  an  English  concert  hall. 
Equally  remarkable  was  the  monumental  performance  of  the  Symphonie  Fantastique, 
which  never  before  has  sounded  so  beautiful  or  so  weirdly  grotesque  and  uncannily 
clever.  Hans  Richter  and  his  Manchester  band  also  gave  a  Berlioz  concert,  which 
was  very  interesting,   but  not  so  exciting  as  the  Weingartner  Concert;   though  their 

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Musikberichte.  179 

performance  of  the  "Harold  in  Italy"  symphony  was  very  fine.  The  playing  of  the 
viola  part  by  S.  Spielmann  was  again  quite  remarkable.  The  Halle  Band  was  on 
the  whole  happier  in  its  Brahms  Concert,  when  the  First  Symphony  and  the  Haydn 
Variations  were  played  with  wonderful  finish  of  phrasing  and  lucidity.  Busoni  took 
the  place  of  Willy  Hess  who  should  have  played  the  violin  concerto  (but  was  indis- 
posed), and  played  the  D  Minor  pianoforte  concerto  with  a  magnificence  of  technique 
and  a  poetic  breadth  of  interpretation  which  no  living  player  could  equal.  Two  of 
Henry  J.  "Wood's  Symphony  Concerts  also  took  place,  and  a  fine  performance  of 
Brahms's  Fourth  Symphony  at  the  first,  and  Fritz  Kreisler's  interpretation  of  the  vio- 
lin concerto,  were  their  chief  features.  Kreisler's  playing  was  as  fine  as  Busoni's,  and 
for  much  the  same  reasons,  and  higher  praise  cannot  be  given.  Emil  Paur  also  con- 
ducted a  concert  of  the  Queen's  Hall  orchestra,  and  proved  himself  a  very  able  and 
picturesque  interpreter  of  orchestral  music.  On  this  occasion  Emil  Sauer  played  quite 
superbly  a  not  very  remarkable  concerto  of  his  own. 

One  of  the  features  of  the  season  has  been  the  number  of  young  artists  who  have 
engaged  the  Queen's  Hall  orchestra  for  their  debuts,  and  have  done  very  wisely,  for 
by  no  other  means  can  they  obtain  such  perfect  accompaniment.  It  gives  them  a 
much  better  opportunity  of  arresting  public  attention  than  an  appearance  with  piano- 
forte accompaniment  or  a  scratch  band.  The  first  of  these  artists  was  Egon  Petri, 
a  pianist  of  great  merit  and  son  of  the  well-known  Dresden  Konzertmeister.  He 
has  abundant  technique  and  a  fiery  temperament,  and  played  Tschaikoffsky's  B  fiat 
minor  Concerto,  and  Brahms's  D  minor  concerto  with  striking  success.  Of  the  num- 
ber of  brilliant  violinists  there  is  no  end  apparently,  and  we  have  heard  at  least  four 
who  about  five  years  ago  would  have  taken  the  world  by  storm  and  have  been  ac- 
counted marvels  of  technique.  "What  will  be  their  fate  it  is  hard  to  say.  There  is 
Dorothy  Bridson  a  pupil  of  Halir,  there  is  Marie  Nichols  of  Boston,  there  is  the 
gentleman  who  calls  himselfs  "Bonarius",  and  there  is  Francis  Macmillen,  an  American 
but  a  pupil  of  Cesar  Thomson,  who  is  perhaps  the  most  likely  to  succeed  of  all  of 
hem,  and  there  is  Irene  Penso  a  pupil  of  the  London  Academy.  All  are  very  gifted. 
Marie  Nichols  played  for  the  first  time  in  London  Max  Bruch's  interesting,  but  not 
concise,  new  Serenade  in  five  movements,  and  played  it  like  an  artist,  especially  the 
beautiful  slow  movement;  and  Irene  Penso  introduced  to  London  a  new  and  not  very 
valuable  concerto  by  Arensky,  which  is  suave  and  pleasant,  but  without  character 
Most  of  these  artists  have  given  recitals  (with  pianoforte)  as  well;  and  among  other 
recitals  given  may  be  mentioned  those  of  Marie  Hall,  Jan  Kubelik,  Jean  Gerardy, 
Pachmann,  da  Motta,  Blanche  Moreton,  Mark  Hambourg  (greeted  with  great  enthu- 
siasm after  his  long  absence  in  America  and  Australia),  Sarasate,  Berthe  Marx  Gold- 
schmidt,  Plunket  Greene  (who  has  dissolved  partnership  with  Leonard  Borwick  owing 
to  the  difficulty  of  finding  dates  to  suit  both),  and  Cornelia  Hollosy  and  Ida  Kelen, 
two  Hungarian  ladies  who  played  music  on  two  pianos  very  cleverly.  It  must  be  put 
on  record  too  that  the  admirable  students'  orchestra  of  the  Royal  College  of  Music 
under  Stanford  has  played  Strauss's  "Tod  und  Verklarung".  Who  can  say  London 
is  not  progressive? 

The  last  week  of  November  was  a  violinists'  week,  and  at  least  four  such  claimed 
attention.  First  came  Ysaye,  who  was  in  his  most  commanding  mood.  He  played 
nothing  new,  but  the  accompaniment  to  one  of  the  Vieuxtemps  concertos  was  exe- 
cuted on  the  pianoforte,  an  organ,  and  a  harp,  —  a  strange  combination.  Similarly, 
without  the  harp,  Percy  Pitt's  poetical  and  effective  "Ballade".  In  the  Bach  "Chaconne" 
he  used  Schumann's  pianoforte  accompaniment,  that  model  of  the  set  of  artistic  vir- 
tues which  we  lump  together  under  the  title  of  discretion,  but  which  nevertheless  by 
•giving  a  harmonic  substratum  to  the  solo  violin  alters,  and  many  people  will  think 
for  the  better,  the  whole  character  of  the  composition.  Ysaye  is  in  all  ways  a  living 
protest  against  the  mistaken  ideal  of  an  arid,  anaemic,  jejune,  rigid,  square-toed,  pro- 
saic way  of  playing  Bach.  We  have  heard  many  wonderful  violinists  quite  lately,  and 
admired  them  greatly,  but  none  has  been  able  to  threaten  his  supremacy.  Francis 
Macmillen  gave  the  usual  "recital"  following  on  his  orchestral  concert,  and,  which 

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180  Musikberichte. 

does  not  often  happen,  increased  his  reputation.  Elsie  Playfair,  ex-student  and  prize- 
winner of  the  Paris  Conservatoire  made  a  very  successful  d£but.  It  may  be  surmised  ■ 
that  her  natural  bent  is  all  towards  seriousness  and  solidity,  and  that  her  French  trai- 
ning has  added  just  the  necessary  counteracting  sense  of  delicacy  and  love  of  polish. 
How  is  it  by  the  bye,  that  the  young  violinists  all  seem  to  have  more  music  in  them 
than  the  young  pianists?  If  one  compares  the  violinists  under  25,  say,  with  the  pia- 
nists of  the  same  age  whom  we  have  heard  this  year,  the  contrast  is  certainly  very 
striking.  Ferencz  Hegedus,  the  4th  violinist  here  to  be  named,  has  made  an  almost 
incomprehensible  improvement  since  his  last  appearances.  One  could  always  see  then 
that  he  had  a  fiery  temperament,  but  the  fire  burnt  unsteadily  and  was  obscured  by 
smoke;  while  now  it  burns  steadily  and  clear. 

At  Henry  Wood's  3rd  Queen's  Hall  Symphony  Concert,  Borodin's  B  minor  Sym- 
phony was  performed.  Borodin  was  a  professor  of  chemistry  besides  composing  music, 
and  so  it  is  the  fashion  to  call  him  an  amateur  composer.  That  is  a  dangerous  phrase 
unless  he  who  uses  it  makes  up  his  mind  precisely  what  it  means.  If  it  implies  that 
the  compositions  show  signs  of  want  of  skill  or  training,  then  it  is  better  to  say  that 
the  person  in  question  is  not  a  composer  at  all.  If  it  simply  refers  to  a  musician's 
external  circumstances,  and  suggests  that  a  person  can  afford  to  pay  for  the  publi- 
cation of  his  works,  it  is  not  so  harmful;  but  in  that  sense  Richard  Strauss  was  an 
"amateur"  for  many  years  —  which  is  absurd.  As  applied  to  Borodin  the  term  has 
some  sense,  to  the  extent  of  its  being  obvious  that  the  pursuit  of  science  had  toned 
down  his  temperament.  He  has  much  refinement  and  charm,  but  no  great  strength 
or  impulse.  He  seems  to  orchestrate  effectively  and  skilfully,  and  to  invent  new  and 
pleasing  orchestral  colours,  by  instinct.  He  is  never  lurid;  and  though  he  uses  an 
Eastern  scale  with  a  horribly  long  name,  his  music  is  really  more  Western  —  because 
of  its  restraint  —  than  that  of  most  Russians.  The  symphony,  in  any  case,  is  a  work 
to  be  heard  with  pleasure.  Jean  Gerardy  played  Saint  Saens'  A  minor  violoncello 
concerto  like  a  very  great  artist,  and  Muriel  Foster  sang  Strauss's  "Hymnus"  with 
her  usual  charm. 

A  testimonial  concert  was  given  to  the  entrepreneur  Robert  Newman  on  the  tenth 
anniversary  of  the  opening  of  Queen's  Hall,  2nd  December  1903.  The  changes  in 
the  face  of  musical  London  which  these  10  years  have  seen  have  most  of  them  been 
connected  in  some  way  with  Queen's  Hall,  and  have  many  of  them  been  due  to 
Robert  Newman'  enterprise  —  a  fact  which  shows  some  tendency  of  being  forgotten. 
In  1893  a  permanent  London  orchestra  seemed  as  far  off  as  National  Opera  does  now 
—  even  further.  We  had  not  heard  Lamoureux,  and  his  band  had  not  given  Londoners 
the  much  needed  lesson  in  the  value  of  orchestral  ensemble.  In  fact  ensemble,  in  the 
sense  in  which  it  is  now  familiar  to  everybody  who  can  pay  a  shilling  to  go  to  a 
Promenade  Concert,  was  known  only  to  the  fortunate  few  who  had  been  able  to 
listen  to  the  orchestras  of  the  continent.  The  Queen's  Hall  Promenades  have  edu- 
cated a  new  public,  and  may  almost  be  called  factors  in  our  social  as  well  as  our 
musical  history.  And  so  with  the  Sunday  concerts,  which  a  misguided  municipality 
almost  strangled  in  their  infancy;  at  these  one  sees  now  the  most  distinguished  au- 
diences that  any  concerts  in  London  can  boast.  Hans  Richter  gave  a  Wagner  con- 
cert with  his  Manchester  ^4Halle"j  band.  Broadly  speaking  his  Wagner  readings 
are  distinguished  from  those  of  the  younger  men  by  his  more  strenuous  tempi;  and 
yet  in  spite  of  that  he  produces  the  impression  of  greater  dignity  and  strength  than 
any  other,  and  that  is  the  secret  of  his  supreme  art.  A  new  chorus  has  made  a  very 
promising  debut,  called  the  London  Welsh  Musical  Society,  and  trained  by  Merlin 
Morgan.  All  the  performers  are  Welsh,  and  at  the  opening  concert  all  the  music 
was  of  Welsh  origin,  containing  the  "Swan  and  Skylark"  of  Goring  Thomas,  and  "The 
Seasons"  of  Edward  German,  —  both  of  these  composers  being  Welshmen.  The  no- 
velty, a  Psalm  of  Praise  conscientiously  called  -praiss4'  by  the  singers)  of  D.  Christ- 
mas Williams  was  very  interesting,  though  hardly  in  the  way  the  composer  intended. 
That  he  has  musical  ability  is  certain,  and  that  makes  it  the  more  strange  that  he 
should  in  1902  or  1903  have  written  a  work  which  belongs  intellectually  and   artisti- 

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Musikberiehte.  181 

cally  to  the  generation  before  last.  What  is  it  that  makes  artistic  people  in  this 
country  so  prone  to  look  backwards?  D.  C.  W.  should  be  recommended  to  take  a 
strong  dose  of  Queen's  Hall  Concerts.  "Hansel  and  GreteP'  by  the  students  of  the 
Royal  College  of  Music  (conducted  by  Stanford)  was  among  the  best  operatic  perfor- 
mances they  have  ever  achieved. 

The  two  principal  Berlioz  celebrations  of  the  nature  of  an  exact  anniversary  were 
"Romeo  and  Juliet"  at  the  Royal  College  of  music  under  Stanford  on  8**  December, 
and  a  miscellaneous  concert  under  Richard  Strauss  at  Queen's  Hall  on  the  11th  De- 
cember itself,  this  last  occasion  being  for  the  benefit  of  the  "Society  of  French 
Teachers  in  London".  It  is  nearly  12  years  since  "Romeo  and  Juliet"  in  its  complete 
form  has  been  given  in  or  near  London.  Of  the  less  familiar  parts,  one  of  the  finest  is 
the  movement  representing  Romeo  at  the  tomb  of  the  Capulets,  which  was  vehemently 
applauded,  not  only  because  of  its  sincerity  and  depth  of  expression,  but  presumably 
because  the  audience  was  flattered  at  the  fact  of  its  being  played  at  all;  Berlioz 
directs  that  it  shall  be  left  out  unless  there  is  an  audience  d'Slite  gifted  with  ima- 
gination and  familiar  with  Shakespeare.  It  was  interesting  to  hear  StrauB  conduct 
Berlioz,  for  StrauG  is  the  chief  living  representative  of  the  ideas  which  Berlioz  was 
the  first  to  put  into  practice.  By  insistence  on  the  characteristic  colour  of  each  in- 
strument, by  never  allowing  the  rhythmic  outline  to  become  blurred  he  makes  Ber- 
lioz' meaning,  and  his  way  of  expressing  that  meaning,  very  intelligible.  Here  his 
own  well-known  love  of  rugged  contour  stands  him  in  good  stead.  He  learnt  his  view 
of  Berlioz,  he  tells  his  friends,  from  Biilow,  who  insisted  on  the  rhythm  relentlessly. 
Thus  the  love-scene  from  "Romeo  and  Juliet"  became  under  him  very  direct  in  its 
utterance  and  the  themes  more  articulate  than  usual.  The  Queen  Mab  Scherzo  was 
deliriously  played,  the  more  deliberate  pace  enabling  the  players  to  exhibit  rare  deli- 
cacy and  precision,  and  to  phrase  in  a  way  which  the  usual  break-neck  speed  makes 
impossible.  The  scherzo  was,  as  a  result,  made  to  sound  more  like  a  product  of  the 
inner  imagination  than  of  the  outer  senses.  The  "Francs  Juges"  was  very  interesting 
to  listen  to,  if  only  because  Berlioz  regarded  it  as  the  most  terrifying  thing  in  all 
music.  The  imaginative  listener  will  not  fail  to  perceive  at  one  point  of  it  the  deli- 
very of  a  dread  sentence,  and  in  the  gentle  melody  later  on  the  pleading  of  unjustly 
accused  innocence,  or  of  a  maiden  on  behalf  of  her  beloved ;  while  the  rhythms  of 
the  close  will  suggest  a  headlong  flight  and  hot  pursuit. 

On  the  9  to  December  Frau  Pauline  Strauss  de  Ahna  gave  a  recital  of  16  of  her 
husband's  songs,  accompanied  by  him;  a  scanty  but  convinced  audience  encored  6. 
Strauss  has  first  of  all  a  power  of  real  melodic  invention,  secondly  a  great  power  of 
getting  at  the  very  heart  of  a  poem,  lastly  the  certain  touch  which  enables  him  to 
state  his  thought  in  the  most  effective  way.  Of  the  16  songs,  "Traum  durch  die 
Dammerung"  was  the  most  beautiful,  „Jung  Hexenlied"  the  most  powerful,  "Heim- 
liche  Aufforderung"  the  most  passionate,  uMuttert*andelei"  the  most  humorous;  and 
"Winterweihe",  "Einkehr",  "Du  meines  Herzens  Kronelein",  and  "Gefunden",  which 
is  new,  are  all  songs  to  be  studied.  The  Handel  Society  produced  on  15th  December 
Wolfram's  ^Christmas  Mystery",  which  had  not  been  heard  in  London  before,  and 
though  it  struggled  very  creditably  could  not  quite  catch  the  right  spirit.  "When  we 
get  a  choir  which  can  fully  realize  that  Wolfrum's  music  is  devotional  without  being 
clerical,  the  beauty  of  the  work  will  make  itself  felt,  but  not  till  then.  The  Handel 
Society  is  to  be  thanked  for  its  courage  in  producing  it  in  face  of  the  doubts  ex- 
pressed in  so  many  quarters  after  the  Hereford  Festival.  Alf.  K. 

The  musical  critic  of  the  "Times"  (writing  from  Paris)  sums  up  the  London 
Berlioz  performances  thus :  —  "In  London  we  have  heard  three  new  things,  the  scena 
La  mort  de  Cleopatre,  the  third  of  the  set  of  pieces  called  Tristia,  the  noble 
funeral  march  for  the  end  of  Hamlet,  and  the  violin  Reverie  and  Caprice.  For 
once  London  has  done  ample  justice  to  the  memory  of  the  great  Frenchman,  for  the 
four  concerts  respectively  conducted  by  Weingartner,  Richter,  Stanford,  and  Strauss. 
nave  been  thoroughly  representative  of  the  different  aspects  of  his  genius.  If  only 
the  operas,  or  any  one  of  them,  could  have  been  performed   on   the   stage,    English 

Z.  d.  I.  M.    V.  I9ltll|d  bV 


182  Musikberichte. 

musicians  would  have  had  cause  for  even  more  self-congratulation ;  but,  even  if  we  had 
a  permanent  opera  in  London,  it  is  unlikely  that  Berlioz  would  find  a  place  in  the 
repertory,  and  those  who  wish  to  judge  him  as  an  operatic  writer  must  still  go  to 
Germany  for  the  purpose".  The  attendances  have  been  bad.  No  one  expected  that 
they  would  be  very  good.  Strauss's  own  in  June  were  little  better  (IV,  630).  The 
English  do  not  like  one-man  concerts.  Nor  did  anyone  expect  that  indifference  would 
turn  to  enthusiasm  because  of  a  calendar-date.  For  all  that,  it  must  be  unhesitatingly 
asserted  again  that  Berlioz  is  just  beginning.  Into  the  Gallic  classical  school 
(in  its  turn  reflected  from  Germany),  he  injected  an  all-pervading  pungent  transcen- 
dental flavour-essence  derived  from  his  purely  Latin  race  and  his  own  strong  perso- 
nality. The  blend  might  have  been  a  heteroclite  monstrosity;  his  contemporaries  thought 
that  it  was.  A  three-quarter  century  of  experience  has  shown  that  genius  did  not  play 
so  sorry  a  trick  on  her  emissary,  but  that  on  the  contrary  the  product  is  something 
noble  and  indestructible.  When  the  names  even  of  the  ear-ticklers  are  forgotten  this 
music  will  still  be  in  the  fore-front.  C.  M. 

Paris.  Apres  le  theatre  de  la  Monnaie  de  Bruxelles  d'ou  lui  sont  revenues  tant 
d'ceuvres  franchises,  l'Opera,  presque  en  meme  temps  que  le  grand  theatre  beige  don- 
nait  la  premiere  du  Roi  Arthus  d'Ernest  Chausson,  a  represente  l'Etranger  de 
son  ami  et  condisciple  M.  Vincent  dTndy,  l'Etranger,  « action  musicale  en  deux 
actes>,  dont  M.  d'Indy  a  ete  en  meme  temps  le  librettists  et  le  compositeur.  La 
nouvelle  ceuvre  de  l'auteur  de  Fervaal  a  dechaine"  des  enthousiasmes  ardents  et  quel- 
ques  coleres  jalouses:  ce  qui  prouve  tout  au  moins  qu'eUe  ne  passera  pas  indifferente, 
sur  la  scene  de  l'Opera.  On  a  reproche  avec  juste  raison  a  M.  d'Indy,  ici  comme  dans 
Fervaal,  une  indeniable  et  persistante  influence  wagnerienne.  Son  heros,  c'est  un 
< stranger >  dont  on  ne  connait  ni  le  nom  ni  la  patrie,  et  que  jalousent  lea  autres 
pecheurs  (la  scene  passe  au  bord  de  la  mer,  pres  de  Biarritz,  a  notre  epoque]  parceque 
ses  filets  sont  toujours  pleins,  meme  lorsqu'il  n'a  rien  pris.  Charitable,  sauvant  les 
naufrages,  defendant  les  malfaiteurs,  cette  sorte  de  Christ  qui  ressemble  par  plus  d'un 
trait  au  Fliegender  Hollander,  inspire  l'amour  pour  sa  beaute"  et  aussi,  pour  le  mystere 
dont  il  est  entoure\  a  une  simple  fille,  Vita;  Vita,  malgre*  sa  mere  qui  1'accuse  de  ca- 
price, prefere  ce  personnage  grave  et  mur  au  beau  et  jeune  donanier  quelle  devait 
epouser.  L'Etranger,  que  son  destin  vouait  a  ramour  impersonnel  et  collectif,  finit,  tel 
la  Hollandais  de  la  legende,  par  ceder  a  l'attrait  de  la  jeune  fille;  des  lors,  il  est 
dechu  de  sa  mission  sacree  de  redempteur;  il  remet  a  Vita  son  talisman,  une  emeraude 
qui  brille  a  son  bonnet  de  pecheur.  Vita  jette  la  precieuse  pierre  dans  les  flots;  ausaitot 
une  tempete  se  declare;  une  barque  est  en  perdition  sur  la  mer  en  furie,  personne 
n'ose  aller  a  son  secours.  L'Etranger  se  devoue,  quoique  prive*  de  son  talisman,  Vita 
le  suit.    Tous  deux  se  perdent  dans  les  flots  .  .  . 

Sur  ce  theme,  M.  Vincent  d'Indy  a  ecrit  une  partition  dans  laquelle  on  a,  en 
general,  remarque"  un  trop  grand  nombre  de  reminiscences  wagneriennes,  du  Hollan- 
dais a  Parsifal;  et  le  symbolisme  un  peu  ardu  auquel  il  se  complait  n'a  pas  ete 
sans  nuire  au  succes  total  de  l'oeuvre.  Disciple  de  Franck  autant  que  de  Wagner, 
d'une  science  de  l'orchestre  et  de  la  composition  impeccable,  l'auteur  de  l'Etranger 
a  £crit  une  musique  plus  abstraite  que  vraiment  vivante,  malgre*  les  episodes  realistes 
(l'intervention  d'un  douanier,  ceUe  d'un  contrebandier;  qui  font  tache  dans  cette  at- 
mosphere de  symbole;  l'impression  finale  est  froide,  malgre  les  beautls  mombreuses 
dont  l'oeuvre  est  parsemee:  le  finale  du  premier  acte,  la  scene  ou  l'Etranger  vante 
Femeraude  sacree  qu'il  confie  a  Vita;  l'incantation  de  Vita  a  la  mer;  le  finale  du 
deuxieme  acte  ou  se  d^chainent  l'orage  de  la  mer  et  celui  de  la  passion. 

Luxueusement  monte  a  l'Opera  (auquel  on  a  reproche  cependant,  sous  pretexts 
d'innovations,  de  ne  pas  suivre,  comme  a  la  Monnaie,  la  mise  en  scene  indiquee  en  de- 
tail par  l'auteur),  l'Etranger  a  pour  protagonistes  deux  artistes  dont  l'eloge  n'est 
plus  a  faire :  M.  Delmas  et  M'1*  Br6val.  Quant  a  l'orchestre,  il  est  excellent,  —  comme 
a  toutes  les  premieres  de  TOp^ra  . 

Avec  l'Etranger,  M.  Gailhard  a  eu  Tidee  au  moins  etrange  de  faire  jouer,  sur 
la  scene  immense  de  l'Opera,  r^trecie,  il  est  vrai,  pour  la  circonstance,  une  des  oauvres 

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Musikberichte.  183 

lesplus  minces  de  Mozart,  l'Enlevement  au  SSrail,  qui  n'avait  guere  £te*  execute 
a  Paris  qu'en  1802  (au  theatre  de  la  Cite\  par  une  troupe  allemande  de  passage; 
MU«  Lange,  beUe-soeur  de  Mozart  y  chanta  le  role  de  Constance)  et  en  1869  (au  Theatre- 
Lyrique).    A  1' Opera,  MU««  Lindsay  et  Verlet  ont  ete"  tres  applaudies. 

Le  theatre  de  rOpera-Comique  a  repris  Pel  Has  et  Melisande  de  M.  Debussy. 

Au  Nouveau-Theatre  ont  eu  lieu  trois  auditions  de  Don  Giovanni,  en  italien. 
sous  les  auspices  de  la  Soci£te  des  Grandes  Auditions  musicales  de  France.  Mme  Lilli 
Lehmann ,  dans  le  role  de  Donna  Anna,  a  obtenu  un  tres  vif  succes ,  sauf  cependant 
des  auditeurs  transalpins  qui  n'aiment  pas  la  musique  trop  dramatique,  et  ont  reporte 
leurs  applaudissements  sur  le  tenor  A.  Bonci,  leur  compatriote,  qui  possede  evidemment 
toos  les  secrets  de  Tart  du  bel  canto,  mais,  par  contre,  se  soucie  fort  peu  de  la  si- 
gnification du  role  qu'il  interprete.  Mme  Jeanne  Leclerc  est  une  excellente  Zerlina 
Mme  de  Vere  une  bien  mediocre  Elvira;  les  autres  interpretes  Staient  MM.  Daraux 
Don  Giovanni),  Challet  (LeporeUo),  Jan  Reder  (II  Comendatore)  et  Blanc  (Mazetto). 
M.  Beynaldo  Hahn  auquel  on  doit  cette  reconstitution  integrate,  en  deux  actes,  de 
Don  Giovanni,  a  fort  bien  conduit  Torchestre,  dans  lequel  seuls,  les  core  se  sont 
fait8  remarquer,  —  a  leur  desavantage.  On  eut  pu,  pour  plus  d'exactitude,  employer 
le  clavecin  au  lieu  du  piano  pour  Taccompagnement  des  recitatifs.  II  est  regretable 
aussi  que  cette  partition  de  Mozart,  faite  exclusivement  pour  la  scene,  ait  6te* 
donnee  en  concert. 

C'est  a  la  Society  des  Grandes  auditions  que  Ton  doit  egalement,  aux  Concerts- 
Colonne,  Texecution  de  la  Damnation  de  Faust,  de  l'Enfance  du  Christ  de 
Berlioz,  que  suivront  bientot  celle  de  Rom^o  et  du  Requiem.  Le  Chatelet  ne  pou- 
vait  faire  moms  pour  c616brer  le  glorieux  centenaire  de  ce  Berlioz  que  tous  les  theatres 
de  France  delaissent  avec  un  ensemble  remarquable!  De  son  cote,  le  Conservatoire 
a  fait  entendre  par  deux  fois  integralement,  Romeo  et  Juliette  (6  et  13  d&embre) 
et  M.  Chevillard  (le  13  et  le  20)  la  Damnation  qu'il  n'avait  pas  reprise  depuis  la 
mort  de  Charles  Lamoureux. 

Avec  deux  conferences,  Tune  de  notre  collogue  de  TI.  M.  G.,  Eugene  de  Soleniere, 
lautre  de  l'erudit  archiviste  de  r  Opera,  Ch.  Malherbe,  voila  toutes  les  manifestations 
musicales  qu'a  provoqu^es,  a  Paris,  le  centenaire  de  celui  que  toutes  les  nations  musi- 
cales ont  fete"  comme  un  des  leurs. 

Quelques  berlioziens,  le  11  et  le  13  de*cembre,  allerent  deposer  des  couronnes  et 
des  fleurs  a  la  statue  de  Berlioz  elev£e  square  Vintimille,  ainsi  qu'au  cimetiere  Mont- 
martre;  quelques  paroles,  ici  et  la,  furent  prononcees  pas  MM.  Colonne,  Dauriac, 
Bruneau,  Chevillard,  et  ce  fut  tout  Thommage  exterieur  de  Paris  indifferent  a  celui 
qui  ne  fit  qu'y  vivre  dans  la  souffrance  et  les  tourments,  quarante  ans  de  son  exi- 
stence! 

Les  concerts  particuliers  commencent  vers  le  mois  de  dScembre.  Deja  nous  avons 
ea  ceux  de  MM.  Wurmser  (avec  Mlle  Eva  Lessmann,  de  Berlin),  Charles  Bouvet, 
violoniste,  qui  se  consacre  a  Bach  et  aux  anciens  maitres,  —  de  meme  que  Mlle  Blanche 
Selva,  a  la  Schola  Cantorum;  la  Societe  Philharmonique  se  consacre  toujours  avec 
succes  a  la  musique  de  chambre. 

Le  2  decembre,  T Association  chorale  artistique  l1  Euterpe,  accompagnee  au  piano 
par  M.  Chevillard,  a  fait  entendre  une  partition  inconnue  pour  ainsi  dire ,  de  Schu- 
mann, le  Paradis  et  la  P£ri;  l'execution  a  6t6  excellente,  sous  la  direction  de 
M.  Duteil  d'Ozanne. 

De  province,  on  annonce  a  Angers,  la  r£ouverture  des  Concerts  populaires;  de 
meme  a  Lille,  ou  M.  Paul  Pannier,  de  IT  M.  G.,  avec  le  concours  de  Miles  Masson 
et  Pannier,  et  de  rorganiste-claveciniste  Deckers,  ressuscite,  avec  les  instruments  de 
l'epoque:  viole  de  gambe,  viole  d1  amour,  virginale  et  clavecin,  les  vieux  maitres 
francais  et  etrangers,  Bach,  Couperin,  d'Hervelois,  Marais,  Bameau,  1' Anglais  Far- 
naby,  etc. 

A  Bordeaux,  la  fete  de  Sainte-Cecile  est  celebree  par  la  Society  du  meme  nom, 
avec  la  Messe  du  Pape  Marcel  et  la  Marche  du  couronnement,  de  Saint- 

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184  Notizen. 

Saens.  La  Society  de  musique  de  chambre  a  execute  des  sextuors  de  Seitz  et  de  Pfeiffer 
et  un  quintette  de  Caplet. 

Lea  theatres  sont  toujours  stationnaires;  a  Marseille,  comme  a  Rouen  ou  a  Lyon, 
c'est  Teternel  repertoire,  ou  domine  toujours  M.  Massenet  .  .  .  J.-G.  P. 

Zttricb.  November  und  Dezember  sind  hier  die  konzertreichsten  Monate.  Fast 
jeder  Tag  ist  ausgefullt.  Ja  es  gibt  auch  hier  Tage  mit  drei  bis  vier  Auffiihrungen. 
Seit  dem  letzten  Bericht  erlebten  wir  zwei  grofie  Abonnementskonzerte:  das  erstere 
brachte  uns  Weingartner's  II.  Sinfonie  zu  Gehor.  Trotzdem  die  Ausfuhrung  durch 
Kapellmeister  Hegar  ganz  vorzuglich  war.  so  hat  das  Werk  doch  nicht  den  geringsten 
Erfolg  zu  verzeichnen.  Es  ist  eine  Mache  aller  Gemeinpl'atze.  Ich  mochte  z.  B.  die 
kurz  nach  dem  I.  Them  a  im  ersten  Satz  auftretende  Zwischensatzmelodie  erw'ahnen 
—  und  die  Einleitung  zum  ersten  Satze.  So  ausgezeichnet  der  Dirigent  Weingartner 
uns  erscheint,  so  gedankenarm  sind  seine  Werke.  Dagegen  verrat  die  Serenade  fur 
Blasinstrumente  von  Richard  StrauB  (obwohl  ein  Jugendwerk)  schon  den  genialen. 
feinfuhligen  Komponisten.  Ihr  folgte  das  Vorspiel  zu  den  Meistersingern  in  genialer 
Ausfuhrung.  Zwischen  diesen  Orchesternummern  trat  Fraulein  M.  Miinohhoff  auf  mit 
ziemlich  unvollendeten  Koloraturen  und  langweiiig  vorgetragenen  Liedern.  Das 
fiinfte  Abonnementskonzert  war  wieder  eines  von  denen,  bei  denen  einem  das  Here 
lacht.  Der  famose  Pianist  Raoul  Pugno  —  die  Sinfonie  fantanstique  von  Berlioz,  letztere 
ein  Werk,  das  man  vor  10  Jahren  noch  extravagant  nannte,  und  das  heute  so  klar,  ich 
mochte  sagen,  auf  dem  Gebiete  der  Programmusik  klassisch  ist.  Das  Zuricher  Pub- 
likum,  das  durch  die  Auffuhrung  des  Requiems  durch  den  Gemischten  Chor  schon 
ganzlich  fiir  den  Jubilar  Berlioz  eingenommen  war,  wurde  durch  dies©  Sinfonie  be- 
geistert  hingerissen.  Hegar  zeigte  wiederum  seine  vollendete  Meisterschaffc.  Das  Kon- 
zert  leitete  die  Ouverture  »Meeresstille  und  gliickliche  Fahrt«  von  Mendelssohn  ein, 
Pugno  spiel te  das  Klavierkonzert  von  Grieg,  Pr'aludium  und  Fuge  in  f  moll  von  Bach, 
>des  Abends t  von  Schumann  und  die  Es-dur  Polonaise  von  Chopin.  Von  groGeren 
Auffiihrungen  sind  noch  zu  erw'ahnen:  das  Konzert  des  S'angervereins  >Harmonie 
Zurich*,  in  welchem  eine  Novitat  von  P.  Fassb'ander  »An  die  Musik<  zur  Auffuhrung 
kam,  und  das  Jubilaumskonzert  des  »Mannerchors  AussersiehW  mit  »Totenvolk«  von 
Hegar  und  >Frithjof«  von  M.  Bruch.  Zwei  Abonnemente-Kammennusiksoireen  bracbten 
Streichquartette  in  F-dur  op.  18  von  Beethoven,  in  d-moll  von  Cherubini,  in  a-dur  von 
C.  Franck,  und  das  Sextett  in  g-moll  von  Brahms.  Zwischen  diesen  sehr  gut  besuchten 
regularen  Konzerten  hinein,  linden  sich  unz'ahlige  Solistenauffuhrungen.  Die  gluck- 
lichsten  waren  die  Liederabende  von  Herrn  SporrjT  (Tenor),  Frau  Faliero  und  Minna 
Weidele  (Alt),  letztere  mit  einem  modernen  Liederabend  (Wolf,  Hausegger,  Ansorge, 
Schillings,  Pfitzner,  Reger,  StrauB). 

Das  Theater  scheint  dieses  Jahr  besser  besucht  zu  werden  als  in  der  letzten  Saison. 
Es  gab  aber  auch  sehr  gute  Auffiihrungen  von  Tristan  und  des  neuen  Werkes  »Alpen- 
konig  und  Menschenfeind*  von  Leo  Blech.  An  der  Spitze  stehen  die  ausgezeichneten 
Meister  Kempter  als  Dirigent  und  Herr  Reucker  als  Theaterdirektor.  V.  A. 


Notizen. 


Amsterdam.  Ende  Mai  dieses  Jahres  findet  hier  unter  Leitung  von  Felix  Wein- 
gartner und  unter  Mitwirkung  des  Concertgebouw-Orchesters  ein  Bedhorcn-Fest  statt. 
An  4  Abenden  werden  samtliche  Sinfonien  Beethoven's  zum  Vortrag  gelangen,  auCer- 
dem  werden  die  Programme  nur  noch  das  Violin-Konzert  (Bram  Eldering)  und  das 
4.  Klavier-Konzert  ^Julius  Riintgen'  enthalten. 

Bnkarest.  Die  1900  von  Herrn  Th.  M.  Stoenesen  begriindete  Akadetnie  der 
Musik  wurde  im  abgelaufenen  Schuljahre  1902/1903  von  180  Schulern  und  Schiilerinnen 


Notizen.  185 

besucht.  Dae  Institut  veranstaltete  im  verflossenen  Jalire  18  offentliche  Auffuhrungen, 
von  denen  8  auf  die.  Opern-  und  Gesangsklassen,  10  auf  die  Instrumentalklassen  ent- 
fielen. 

Heidelberg,  Our  member  Herbert  Thompson  writes  thus  from  Leeds  regarding 
the  article  in  the  December  Zeitschrift:  — 

"Where  the  object  is  to  appreciate  the  music,  as  distinguished  from  its  per- 
formance, I  have  long  felt  that  a  slightly  darkened  auditorium  would  help  the  necessary 
concentration  of  mind.  The  effect  of  the  Parsifal  Prelude  as  heard  in  the  dusky 
auditorium  at  Bayreuth  is  familiar  to  many,  and  I  doubt  whether  its  enhanced  im- 
pressiveness  has  ever  been  seriously  called  into  question.  The  acoustic  effect  of 
screening  the  orchestra  is  of  course  another  and  very  debateable  matter,  but  the 
whole  question  of  orchestral  balance  of  tone  certainly  needs  careful  consideration. 
When  one  recollects  the  changes  the  orchestra  has  undergone  between  the  days  of 
Bach  and  those  of  Richard  StrauC,  it  becomes  obvious  that  the  same  band,  playing 
on  the  same  platform,  and  in  the  same  hall,  can  hardly  do  equal  justice  to  a  Bach 
concerto,  to  a  Haydn  symphony,  and  to  the  orchestral  works  by  Beethoven,  Wagner, 
Brahms,  and  StrauG.  Not  only  the  proportion  of  the  orchestra,  but  also  the  so- 
nority of  the  instruments  has  altered  materially.  The  organ,  once  the  centre  and 
nucleus  of  the  orchestra,  has  now  to  be  employed  with  increasing  discrimination,  on 
account  of  its  equal  temperament  and  its  far  greater  power  for  harm.  Until  after 
Beethoven's  time  the  imperfections  of  the  brass  restrained  its  use  by  the  composer. 
Now  their  executive  powers  have  been  increased,  and  they  have  practically  command 
over  the  whole  chromatic  scale.  How  to  minimize  their  noisiness,  without  losing 
their  character  and  sonority,  has  always  been  a  difficult  problem.  These  are  only 
two  of  the  items  of  change.  The  Heidelberg  concert-room  plan  seems  very  much  the 
same  as  that  adopted  in  the  Bayreuth  theatre,  where  there  are  6  stages:  the  con- 
ductor and  most  of  the  violins  on  the  highest;  the  rest  of  the  violins,  the  violas  and 
doublebasses  on  the  second  stage ;  the  violoncellos,  flutes,  oboes,  and  harps  next ;  then 
the  clarinets,  bassoons,  horns,  and  trumpets;  and  on  the  lowest  range  the  percussion 
and  the  lower  brass  instruments.  The  problem  is  not  absolutely  solved  by  placing 
the  orchestra  in  a  box,  for  there  is  an  inevitable  change  in  the  quality  as  well  as 
quantity  and  balance  of  tone.  But  in  our  smaller  orchestras  there  is  imperative 
necessity  that  something  should  be  done.  For  this  reason  one  must  welcome  heartily 
any  attempt  to  find  a  solution  to  the  difficulty." 

London.  —  F.  Ot.  Edwards's  articles  on  Berltox  in  England  (IV,  642)  have  been  com- 
pleted in  July,  August,  October,  and  November,  1903,  numbers  of  "Musical  Times".  — 
The  first  notice  of  B.  in  the  English  Press,  as  an  echo  from  Paris  and  very  appreciative, 
was  by  John  Ella  (1802-1888)  in  "Musical  World"  of  15  December  1837.  Notices  followed 
on  20  September  1838,  on  6  September  1839,  and  on  28  November  1839  (translated 
from  -Neue  Zeitschrift  fur  Musik").  The  first  work  of  B.  publicly  performed  in  Eng- 
land seems  to  have  been  "Francs  Juges"  overture  on  30  March  1840,  by  the  Societa 
Armonica  (cond.  Henry  Forbes)  at  Her  Majesty's  Opera  House  in  the  Haymarket. 
Then  "Waverley"  overture  on  1  June  1840,  by  the  same.  "Francs  Juges"  was  repea- 
ted in  November  1840,  by  Philippe  Musard  at  his  Drury  Lane  Promenades.  "King 
Lear"  overture  was  done  in  December  1840  by  J.  T.  Willy  at  Promenades  given  at 
the  Princess's  Theatre.  The  "Benvenuto  Cellini"  overture  was  done  on  15  March  1841 
by  the  Philharmonic  (cond.  Charles  Lucas).  All  this  music  was  heavily  attacked  by 
the  "Musical  World"  (not  Ella),  and  "Athenaeum"  ;Chorley).  On  14  December  1844 
Chorley  wrote  a  5-column  very  abusive  notice  of  the  "Voyage  Musical".  —  Berlioz' 
first  visit  to  England  was  November  1847— July  1848,  conducting  Jullien's  opera  in 
English  season  at  Drury  Lane,  and  some  concerts.  He  conducted  his  own  works  for 
the  first  time  in  England  on  7  February  1848;  Carnaval,  Harold,  extracts  from  Faust, 
Cellini  overture,  Requiem,  and  Triumphal  Symphony.  This  is  the  red-letter  day  of 
a  Berlioz  movement  in  England.  The  general  Press  were  decidedly  favourable.  Al- 
most the  same  programme  again  on  29  June  1848  at  Hanover  Square  Rooms,  with 
same  result.    The  "Musical  Times",  now  beginning  as  a  news -organ,  was  enthusiastic 

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186  Notizen. 

on  1  August  1848.  —  Berlioz1  2nd  visit  to  England  was  by  occasional  attendances  in 
1861  as  juror  for  France  at  the  Hyde  Park  Great  Exhibition.  —  His  3rd  visit  was 
to  conduct  Cramers'  "New  Philharmonic"  24  March  to  9  June  1852.  —  His  4th  visit 
was  to  conduct  a  Philharmonic  concert  (Old)  on  30  May  1853,  when  he  played  his 
own  works;  and  to  conduct  the  opera  "Benvenuto"  Cellini  mounted  at  Covent  Garden 
on  25  June  1853,  where,  it  being  so  utterly  out  of  the  common,  it  failed  to  please. 
—  His  5th  and  last  visit  was  to  conduct  2  "New  Philharmonic"  concerts  in  1855.  — 
After  this  England  was  dead  to  Berlioz1  music  for  20  years,  till  it  followed  the  lead 
given  by  Pasdeloup  in  Paris.  For  some  remarks  see  III,  334.  —  The  "Musical  Times" 
notices  contain  many  correspondence- extracts,  criticism-extracts,  illustrations  from  the 
Nicholas  Manskopf  Museum  of  Frankfort,  caricature-copies,  &c.,  and  form  a  realistic 
picture.    The  36  colums  might  well  be  reproduced  as  pamphlet.  C.  M. 

Madrid.  Die  Sociedad  de  conciertos  de  Madrid,  hat  sich  aufgelost,  doch  hat  sich 
eine  neue  Gesellschaft  unter  dem  Namen  >Symphonisches  Orchester*  gebildet.  Herr 
Alonso  Cord  el  as  wurde  als  Kapellmeister  fUr  mehrere  Jahre  gewonnen. 

Mailand.  Aus  dem  »Con<*orso  melodrammatico  iniernaxionale  Sonxogno*  sind  als 
beste  Arbeiten  hervorgegangen :  Domino  axxurro  von  Franco  daVenezia,  La  Cabrera 
von  Gabriel  Dupont  und  Manuel  Mentndex,  von  Lorenzo  Filiasi.  Ehrenvoll  erwahnt 
wurden:  II  Fuoruscito  von  Giuseppe  F errata,  Cristiana  von  E.  Roux,  La  perla 
nera  von  Riccardo  Boccardi  und  Oriana  von  E.  del  Valle  de  Paz. 

Paris.  L'an  dernier,  j'ai  deja  signal^,  pour  la  premiere  fois,  1' existence  d'une 
.section  de  musique  a  l'Ecole  des  Hautes-Etudes  sociales.  Sous  la  direction  de  M. 
Romain  Rolland,  tout  un  ensemble  de  cours  et  de  conferences,  embrassant  toute  Fhis- 
toire  de  la  musique,  ont  lieu  dans  cet  etablissement,  durant  la  saison  d'hiver.  Les 
matieres  trait£es  pendant  Tannee  1903-1904,  sont:  le  Chant  populaire,  par  M. 
Julien  Tiersot,  la  Musique  du  Moyen-Age,  par  MM.  Aubry  et  Gastou6,  la  Mu- 
sique de  la  Renaissance  par  MM.  H.  Expert  et  A.  Pirro;  les  XVJLL*  et  XVHle 
siecles,  par  M.  Romain  Rolland,  Berlioz  (conference  faite  le  19  novembre)  par  M. 
Ch.  Malherbe;  Schumann,  par  M.  Landormy;  de  Schumann  a  Debussy,  par 
M.  Laloy;  Esthetique  et  theorie  musical  e,  par  MM.  Maurice  Emmanuel,  Goblot, 
Hellouin  et  Vincent  d'Indy  [Comment  on  fait  une  sonate).  Les  conferences  sont 
accompagnees  et  commences  par  des  auditions  musicales  et,  chaque  semaine,  ont 
lieu  des  concerts  consacres  aux  maitres  classiques  et  destines  a  faire  connaitre  des 
morceaux  oubltes  ou  meconnus  de  Mozart,  Beethoven,  Gluck  etc.,  sans  parler  des  com- 
positeurs de  la  Renaissance  a  la  rehabilitation  desquels  se  voue  M.  Expert.  «Ce  n'est 
pas  un  fait  a  negligef,  ecrit  M.  R.  Rolland  Revue  d'art  dramatique,  15  novembre 
1903)  que  cette  introduction  de  la  murique  dans  le  haut  enseignement  universitaire,  et 
la  place  considerable  qu'elle  y  a  prise  aussitot.  II  y  a  bien  peu  de  temps  que  la 
science  historique  franchise  a  commence  enfin  a  s'appliquer  a  l'^tude  de  la  musique 
passee;  et  deja  des  genies,  des  chefs-d'oeuvre,  des  siecles  d'une  parfaite  beauts  ressusci- 
tent;  des  £poques  d'art  surgissent,  ou  la  musique  egale,  si  elle  ne  surpasse,  les  pro- 
ductions les  plus  achevees  des  autres  arts,  l'architecture  gothique  et  la  peinture  de  la 
Renaissance.  Nous  reviendrons  quelque  jour  sur  ces  decouvertes.  Sachons  aujourd'hui 
cette  activite,  ce  fourmillement  d'id£es,  d'efforts,  de  travaux  de  tout  genre;  il  faut 
bien  augurer  d'une  renaissance  de  la  musique  en  France.  —  Franchement,  il  etait 
temps. » 

L'Institut  de  France  decerne  chaque  annde  un  certain  nombre  de  prix  aux  musi- 
ciens.  La  derniere  l'attribution  faite  a  TAcademie  des  Beaux -Arts,  le  31  octobre, 
apres  l'execution  a  Touverture  de  la  seance  de  Variations  symphoniques  sur 
des  airs  ccossaix  (envoi  de  Rome  de  M.  Levade;,  a  decerne  le  prix  Kastner-Boursault 
a  MM.  Lavignac,  professeur  au  Conservatoire,  auteur  de  TEducation  musicale, 
et  Edmond  Laurens  pour  son  Cours  d'instruction  musicale  pianistique;  un 
quart  du  prix  Tremont  a  M.  Henry  Perry,  compositeur;  le  prix  Chartier,  pour  la 
musique  de  cliambre,  a  M.  Chevillard;  le  prix  Rossini  a  M.  Marcel  Rousseau,  pour 
le  Roi  Arthus,  scene  lyrique;  la  fondation  Joseph  Pinette,  a  M.  Edmond  Malherbe; 
la  fondation  Bouchere,   par  quart,    a  M^e  Tapponnier  et  Mancini,   Aleves  de  chant. 

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Kritische  Biicherschau. 


187 


L'oeuvre  primee  de  M.  Marcel  Rousseau,  le  Roi  A r thus,  fut  executed  avec  succes, 
le  8  novembre,  au  Conservatoire.  J.-G.  P. 

Wiem.  In  der  letzten  auGerordentlichen  Generalversammlung  der  >Gesellschaft  der 
Autoren,  Komponisten  und  Musikverleger*  in  Wien  wurde  ein  Ubereinkommen  mit 
der  deutschen  »  Anstalt  fur  musikaltsches  Auffiihrungsrecht  in  Berlin  <  beschlossen,  laut 
welchem  die  osterreichische  Gesellschaft  die  Vertretung  der  Interessen  der  der  deut- 
schen Anstalt  angehorigen  Komponisten  fur  Osterreich-Ungarn ,  und  umgekehrt  die 
deutsche  Anstalt  die  Vertretung  der  Mitglieder  der  osterreichischen  Gesellschaft  fur 
Deutschland  Ubernimmt.  Der  Vertrag  zwischen  den  beiden  Gesellschaften  ist  bereits 
am  1.  Dezember  1903  in  Kraft  getreten.  Die  osterreichische  Autorengesellschaft  wird 
somit  nicht  nur  wie  bisher  fur  die  musikalischen  Werke  der  osterreichischen  und 
franzosischen,  sondern  auch  fiir  jene  der  deutschen  Komponisten  in  ihrem  Wirkungs- 
kreise  das  Auffiihrungsrecht  zu  vergeben  haben. 


Kritische  Bticherschau 

der  neu-erschienenen  Biicher  und  Schriften  Uber  Musik. 
Referenten:  W.  Altmann,  W.  Eylau,  Ch.  Maclean,  E.  Schmidt,  J.  Wolf. 


Baratta,  Sac.  Dr.  Carlo.  Musica  litur- 
gica  e  musica  religiosa.  Parma, 
Scuola  tipografica  salesiana,  1903. 
26  8.  8°.     L.  —,50. 

Verfasser  weist  hin  auf  den  Tiefstand 
der  italienischen  Kirchenmusik  als  Folge 
mangelhaften  Verstandnisses  der  kirch- 
lichen  Formen.  Er  zeigt,  daC  notwendiger- 
weise  in  geistliche  und  liturgische  Musik 
geschieden  werden  miisse  und  daB  nur 
letztere  wahrend  der  Gottesdienste  Platz 
haben  dtirfe.  Als  gottesdienstliche  Musik, 
welche  Ausdruck  des  Gebets  der  ganzen 
Gemeinde  sein  miisse,  verdiene  in  jedem 
Falle  der  gregorianische  Gesang  den  Vor- 
zug.  J.  W. 

Boyde,  Carl.     Dreistimmiges  Choral- 

buch    fiir  Sopran-  und  Altstimmen. 

Leipzig,   Karl   Merseburger,    1902. 

56  8.  8<>.     Jl  — ,60. 

Es  liegen  vor  »52  Chorale  nach  dem 
Choralmelodienbuche  fur  die  Provinz  Sach- 
sen  zum  Gebrauch  fur  die  Oberklassen  der 
Volks-  und  Mittelschulen,  sowie  fiir  hohere 
Madchenschulen ,  Lehrerinnen  -  Seminare 
und  Frauenchore*.  Die  Chorale  sind  zum 
groBten  Teile  leicht  figuriert.  Die  Stimmen 
flieBen  gut,  der  Satz  ist  im  allgemeinen 
einwandsfrei.  J.  W. 

Derck9,  E.  Kirchenchor  und  Dirigent. 
Vortrag  gehalten  auf  der  Jahres- 
versammlung  des  evangelischen  Kir- 


chenmusikvereins  in  Schlesien  zu 
Breslau  am  6.  Oktober  1903.  Oels, 
A.  Ludwig,  1903. 

Allen  Chordirigenten  kann  die  inhalt- 
reiche  kleine  Schnft  nur  warm  empfohlen 
werden.  Hier  spricht  nicht  der  Theoretiker, 
hier  spricht  der  erfahrene  Praktiker.  Be- 
sondere  Beachtung  verdienen  seine  Aus- 
fuhrungen  uber  die  musikalische  Bildung 
an  den  Praparanden-Anstalten  und  Se- 
minarien.  Seine  Forderung  »So  lange  das 
Seminar  die  zwiefache  Aufgabe  hat,  Lehrer 
und  Kantoren  zu  bilden,  so  lange  muB  die 
Musik  ein  Hauptfach  sein  und  bleiben* 
verdient  nachdruckliche  Qnterstiitzung. 

J.W. 

Dole,  Nathan  Haskell.  Famous  Com- 
posers. London,  Methuen  and  Co., 
1903.    2  vols.    pp.  540.    Demy  8vo. 

Monographs  on :  —  Palestrina,  Purcell, 
Bach,  Handel,  Gluck,  Haydn,  Mozart, 
Beethoven,  Rossini.  Weber,  Schubert,  Spohr, 
Meyerbeer,  Mendelssohn,  Schumann,  Cho- 
pin, Glinka,  Berlioz,  Liszt,  Wagner.  A 
reproduction  of  book  published  in  New 
York  12  years  back  as  "A  score  of  Famous 
Composers",  and  has  not  always  been  cor- 
rected to  date.  Must  be  classed  among 
the  utilities  only;  but  compilation  has  been 
thorough,  and  very  little  that  is  salient  has 
escaped.  C.  M. 

Eccarius  -  Sieber ,    A.     Vi 

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188 


Kritische  Bucherschau. 


richtslehre.     Chr.  Fr.  Vieweg,  Ber- 
lin-Gr.  Lichterfelde.     Jl  1,80. 

Dies  Biichlein  ist  denen  gewidmet,  die 
sich  mit  dem  Lehramte  vertraut  macbeti 
wollen.  Indem  es  die  Lehrt'atigkeit  in 
alien  Zweigen  vorfiihrt,  bietet  es  gute  Ge- 
legenheit,  sich  auf  eigene  Fahigkeit  and 
noch  vorbandene  Liicken  bin  zu  priifen. 
Die  in  Form  von  Frage  und  Antwort  ge- 
scbriebenen  Abschnitte  (erste  Unterrichts- 
stunden;  Anbabnung  eines  natiirlichen, 
musikalisch  korrekten  Vortrages ;  Erklarung 
einiger  theoretiscber  Beffriffe)  —  sowie  die 
bis  in  das  einzelste  zergliederten  »Beispiele 
fur  praktische  Unterweisung  in  der  Lek- 
tion«  (Etude  von  Mazas,  Menuett,  Andante 
von  Mozart,  Beriot  op.  77  II.  1)  zeigen  ein- 
dringlich,  wie  griindhch  und  umsichtig  man 
im  Unterricht  vorgehen  soil.  Gerade  diese 
schriftlichenMusterlektionen  beweisen  aber, 
wie  auch  durch  sie  der  angeborene  Blick 
fur  jeden  noch  so  kleinen  Fehler  und  dessen 
individuelle  Behandlung,  ferner  die  Fahig- 
keit, durch  geschickte  Fragestellune  den 
Schiiler  Selbst  das  Richtige  finden  zu  lassen. 
sowie  die  Influenz  der  Personlichkeit  durch 
Lust  und  Liebe  zur  Sache  nicht  ersetzt 
werden  konnen. 

Wohl  aber  £ibt  das  Buch  treffliche 
Ratschl'age  hinsichtlich  der  Entwicklung 
des  Striches,  des  Gefuhls  fiir  den  Takt 
(Metronom),  des  Gehors,  des  Vortrages  usw. 
Besonders  hervorzuheben  ist  der  Abschnitt 
iiber  den  Lagenwechsel,  wahrend  die  Aus- 
bildung  der  nnken  Hand  sowie  die  Betati- 
jping  des  rechten  Armes  in  ihrer  unend- 
hchen  Abwechselung  eingehender  h&tten 
behandelt  werden  konnen. 

Sehr  willkommen  sind  die  Angaben 
iiber  Studienmaterial,  sehr  beherzigenswert 
die  Abschnitte  iiber  >  Behandlung  schlecht 
unterrichteter  Schiiler*  und  den  »Verkehr 
des  Lehrers  mit  dem  Publikum*,  weil  sie 
gerade  die  Punkte  beriihren,  die  infolge 
Direr  Nichtbeachtung  von  Seiten  vieler 
Musiker  deren  Stand  noch  immer  verhindern, 
den  ihm  gebiihrenden  gesellschaftlichen 
Platz  einzunehmen.  W.  E. 

Keller,  Otto.     Ulustrierte  Geschichte 

der  Musik.    Zweite  Auflage.    Miin- 

chen,  Eduard  Koch. 

Dieses  in  15  Lieferungen   erscheinende 

Werk  ist  nicht   besonders   zu   empfehlen. 

Der  Text  ist  nach  dem  ersten  Hefte  zu  ur- 

teilen  dilettantenhaft,  einzig  lobenswert  ist 

die  liebevolle  Ausstattung.  J.  W. 

Liliencron,    It.  Freiherr  von.      Wie 

man  in  Amwald  Musik  macht.    Die 

.    siebente  Todsiinde.    Zwei  Novellen. 


Leipzig,     Duncker     und    Humblot, 
1903.     194  S.  8®.     Jl  3,—. 

In  den  vorliegenden  1874  und  1876  ver- 
faBten  Novellen  offenbart  sich  der  auf 
germanistischem  und  musikwiesenschaft- 
lichem  Gebiete  hochffesch'atzte  Verfasser 
al8  ein  trefflicher  Erz'ahler.  Ein  jeder  wird 
seinen  interessant  erfundenen,  gefallig  ab- 
gefaCten  und  mit  launigen  Einfallen  ge- 
wiirzten  Geschichten  gern  zuhoren.  Be- 
sondere  Beachtung  von  seiten  der  Mnsiker 
und  Musikfreunde  verdient  die  erste  No- 
velle,  eine  rechte  Musikantengeschicbte, 
welche  durch  ihre  lehrhafte  Tendenz  durch- 
aus  nichts  an  Frische  einbuOt.  Das  Musik- 
treiben  der  verschiedensten  Stande  wird 
kritisiert,  ein  paar  echte  Musiktypen  lernen 
wir  kennen,  beachtenswerte  Bemerknngen 
zur  musikalischen  Erziehung  fallen,  mit 
kurzen  Strichen  wird  die  Liturgie  der 
katholischen  Messe  gezeichnet  und  das  dort 
waltende  de  tempore  besonders  betont,  dessen 
Auspragung  in  den  evangelischen  Grottes- 
diensten  dem  Verfasser  ja  so  sehr  am  Her- 
zen  liegt.  Es  ist  zu  wflnschen,  daC  diese 
Novelle  in  recht  weite  Kreise  dringen  moge. 

J.W. 

Matthews,  John.  The  Violin  Music 
of  Beethoven.  London,  The  ^Strad" 
Office.  New  York,  C.  Scribners 
Sons,  1903.  pp.  101,  Crown  8vo.  2/6. 
There  is  a  larger  programme-annota- 
tion literature  in  this  than  in  any  other 
country ;  ranging  in  style  from  an  imitation 
or  parody  of  Wagner's  emotional  analyses, 
through  informatory  matter  of  every  de- 
scription, to  the  baldest  thematic  dissection; 
and  having  every  degree  of  quality,  good 
and  bad.  The  present  small  book  is  con- 
densed programme-annotation  of  a  sensible 
nature  applied  to  approximately  the  whole 
range  of  Beethoven  string  chamber  music: 
—  r.  Forte  and  violin  sonatas  &c.  (12;, 
P.  Forte  and  violoncello  sonatas  &c.  (8\ 
P.  Forte  trios  (10),  P.  Forte  quartette  (4), 
String  trios  (7),  String  quartetts  17),  String 
quintetts  (4).  Also  to  tne  Violin  Concerto. 
There  is  an  account  of  the  M.  Gk  Notte- 
bohm  (1817—1882)  literature,  and  of  the 
quartett-in8truments  in  the  Bonn  Beethoven- 
house  (II,  262).  Author  is  a  musician  of 
the  Channel  Islands.  —  The  favourite  string 
trio  in  England  is  Serenade,  op.  8  in  D 
(1797  ;  the  favourite  string  quartetts,  Raaou- 
moffsky  set,  op.  69  (1806),  and  "Harp" 
quartett,  op.  74  in  E?  (1809).  C.  M. 

Rose.  Algernon.  On  choosing  a 
Pianoforte.  London,  Walter  Scott 
Company,  1903.  pp.  144,  Crown 
8vo.     1/. 

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Musikberichte. 


189 


The  pianoforte  is  much  oflener  used 
than  thought  about,  yet  will  repay  thought. 
The  crowding  of  cities  and  increased  value 
of  ground-rents  have  made  flat-life,  which 
has  developed  the  compact  and  useful  but 
very  unmusical  instrument,  once  meant  for 
the  "Cottage",  now  called  "Upright".  Free- 
trade,  which  has  introduced  foreign  com- 
petition good  for  the  retail-agent  and  bad 
for  the  maker,  has  by  the  consequent  cut- 
ting-prices for  materia],  driven  local  manu- 
facture out  of  Aberdeen,  Edinburgh,  Leeds, 
Sheffield,  &c.,  and  centred  it  in  London 
where  material  is  more  cheaply  collected. 
The  guinea,  from  Guinea-coast  gold  and 
so  stamped  with  an  elephant,  was  coined 
from  1664  to  1817,  and  valued  latterly  at 
21  shillings.  In  1817  the  20  shilling 
sovereign  was  coined  in  its  place.  But 
professions  to  this  day  retain  the  guinea 
for  fees,  as  ancient  and  distinctive,  though 
there  is  no  coin;  and  so  new  pianofortes, 
like  pictures,  are  always  sold  in  guineas. 
The  present  most  fashionable  wood  for 
cases  is  the  hard  dark-crimson  palisander 
^continental  term)  or  rosewood  (from  scent 
when  newly  cut);  obtained  from  trees  of 
the  sub-order  Mimosae  in  Brazil,  where 
where  called  "Jacaranda";  or  from  cer- 
tain Dalbergia  species  in  India  where 
called  "blackwood";  or  from  Pterocarpus 
indicus,  willd.,  in  Burmah.  where  called 
"padouk".  The  blue-stained  rosewood  of 
the  continent  is  not  here  fancied.  The  old 
Persian  walnut  is  going  out  of  fashion, 
owing  to  cheap  imitations.  Black  cases 
are  here  veneered  with  "ebonized"  pear- 
tree.  —  The  author,  who  belongs  to  the 
firm  of  Broadwoods,  discourses  on  price, 
size,  tone,  touch,  and  durability.  He  has 
a  pleasant  style  adorned  with  quotation; 
and  surrounds  the  instrument  with  a  halo 
of  judicious  sentiment.  C.  M. 

Bose,  Algernon.  Talks  with  Bands- 
men. London,  Rider  and  Son. 
pp.  415,  Demy  16mo.  2/6. 
means  conversational  lectures  addressed 
to  brass-bandsmen,  about  brass,  percussion, 
and  "effects",  (chiefly  the  first);  and  from 
the  point  of  view  of  archaeology,  metallurgy, 
modern  manufacture,  practical  use,  and 
anecdote.  There  is  a  large  amount  of 
learning  disguised  as  "chat",  and  author 
has  travelled  much  in  China,  Japan,  India, 
and  South  Africa,  as  well  as  all  over  Gt. 
Britain.  Among  the  1001  topics  are:  — 
the  silent  concerts  of  Japan,  the  traditional 
distinctive  "catches"  of  all  English  trades, 
Guilbaut's  rifled  mouthpieces,  the  one- 
note  Russian  performers,  the  ancient  auri- 
chalcum  and  electrum,  the  mysteries  of 
"coiling",    Weber's    18-part    fanfare,    the 


"lip"  of  various  nations,  the  trombone 
quartett  in  church  towers  at  sunrise,  brass 
mutes,  how  the  "stuffing"  of  horns  began, 
&c.  &c.  The  horn  mouthpiece  is  defined 
as  "conoidal  downwards,  with  curved  sides 
approximately  hyperbolic  in  contour".  The 
anecdote  of  the  trumpeter  who  insisted  on 
playing  a  "dead  fly"  is  really  amusing. 
37  pages  of  index.  The  fullest'  book  in  the 
English  language  on  the  subject  named. 
Brass  bands  are  little  known  in  London, 
but  are  the  recreation  of  all  classes  of 
mechanics  in  Midlands  and  N.  England, 
also  in  parts  of  Scotland  and  Wales.  Said 
to  be  40,000  in  Gt.  Britain.  C.  M. 

Smolian,  Arthur.  Vom  Schwinden 
der  Gesangskunst,  Leipzig,  Her- 
mann Seemann  Nachfolger  1903, 
31  S.  brochiert  Jl  —,50. 
Der  Verfasser  fugt  dem  Titel  seines 
Werkchens  die  erlauternden  Worte  hinzu: 
»Ein  treugemeintes  Mahnwort  an  Gesang- 
lehrende  und  Gesanglernende«.  Diese 
werden  auch  manche  Anregung  zum  ersten 
Studinm  aus  der  vorliegenden  Broohiire 
sohopfen  konnen.  Smolian  weist  mit  Recht 
darauf  hin,  dass  bereits  beim  Kinde  in  der 
Schule  und  im  Hause  eine  groCere  Auf- 
merksamkeit  als  bisher  auf  die  Ausbildung 
der  Atmungsorgane  zu  verwenden  sei,  die- 
selbe  Sorgfalt  erheische  die  Entwicklung 
des  Sprachvermogens;  durch  Zugrunde- 
legung  rationeller  Ubungen  soil  das  Kind 
auch  in  der  Schule  Gelegenheit  finden, 
seinen  Musiksinn  auszubilden.  Auf  diese 
Weise  konnte  den  Gesanglehrenden  ein 
wohlvorbereitetes  Material  zur  ferneren 
Ausbildung  uberwiesen  werden.  Die  Leh- 
renden  selbst  haben  dann  die  dringende 
notwendige  Unterweisung  in  der  Atem- 
technik  weiterzufuhren ,  sie  haben  darauf 
zu  achten,  dass  sich  der  Schiiler  einen 
freien,  leichten  Tonansatz  aneignet  und 
dass  die  verschiedenen  Stimmlagen  voll- 
kommen  ausgeglichen  werden. 

Das  erstrebenswerte  Endziel  des  Stu- 
diums  sei  die  rechte  kunstleriBche  Vereini- 
gung  der  italienischen  Gesangsmethode  mit 
unserem  deutschen  Sprachgesange. 

E.  S. 

Violoncellisten  der  Gegenwart  in 
Wort  und  Bild.  Hamburg  1903. 
Verlags  -  Anstalt  nnd  Druckerei. 
Jt  4,—. 

Auf  Grund  der  eigenen  Mitteilungen 
der  Kunstler  (von  W.  Engel,  Hamburg?) 
zusammengestellt,  zum  Nachschlagen  ganz 
geeignet.  Leider  haben  eine  ganze  Anzahl 
hervorragender  Kunstler  sich  nicht  be- 
teiligt.  ^W.  A.  1 
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190 


Zeitschriftenschau. 


Zeitschriftenschan 

lUMmmengeatellt  von 

Ernst  Euting. 


Verzeichnis  der  AbkiirzuDgen  siehe  Zeitschrift  V,  Heft  1,  S.  43. 


Alekan,  L.  >Le  Roi  Arthus«  de  M.  Mar- 
cel Rousseau  —  GM  49,  Nr.  46. 

Altenburg.  W.  Ein  sonderbarer  Angriff 
auf  die  Blasinstrumente  mit  Zylinder- 
maschinen  —  Zf  I  24.  Nr.  6. 

Altmann,  Wilhelm.  Zur  Biographie  und 
Charakteristik  Tschaikowskys  —  Die 
Zeit  (Wien,  SchulerstraOe  14)  Nr.  474. 

Zum    Ged'achtnis    Hector    Berlioz1 

—  ibid.,  Nr.  479. 

Joseph  May  seder  (+  21.  November 

1863)  —  Mk  3,  Nr.  4. 

Andreae,  V.  Musiciens  suisses:  Frederic 
Hegar  —  MSu  3,  Nr.44ff. 

A  ngelo .  La  principessa  diMetternich- 
S  an  dor  —  MuM  68,  Nr.  12. 

Anonym.  Neue  Erwerbungen  der  [Musik- 
Abteilung  der]  Koniglichen  Bibliothek 
zu  Berlin  —  MfM  36,  Nr.  11  56  Ton- 
s'atze  in  Partitur  von  Komponisten  des 
16.  bis  18.  Jahrhunderts  (Kopien  aus  dem 
papstlichen  Kapellarchiv  zu  Rom)]. 

Anonym.  Musiker-Briefe  aus  dem  An- 
fange  des  16.  Jahrhunderts  (Briefe  von 
Joh.  Buchner,  Heinrich  Finck,  Grla- 
rean,  Paul  Hofhaymer,  Gregor  Va- 
lentianus)  -  MfM  36,  Nr.  11  f. 

Anonym.  Qualche  aDeddoto  del  gran 
»Beppino«  (Guiseppe  Verdi)  —  MuM  58, 
Nr.  12. 

Anonym.  R.  Conservatorio  musicale 
Giuseppe  Verdi  —  MuM  68,  Nr.  12. 

Anonyu),  II  regolamento  del  Pensionato 
artistico  musicale  —  NM  8,  Nr.  91. 

Anonym.     Dr.  August  ReiGmann  +  — 

'    AMZ  30,  Nr.  49. 

Anonym.  Zum  funfzigjahrigen  Bestehen 
der  Hof-Pianofortefabrik  von  Julius 
Bluthner  in  Leipzig  —  Zf  I  24,  Nr.  4. 

Anonym.  Deutschlands  Musikinstrumen- 
ten-Au6enhandel  in  den  ersten  drei 
Vierteljahren  1903  —  Zfl  24,  Nr.  5. 

Anonym.  lets  over  »Taillefert  van  Richard 
StrauB  en  het  muziekfeest  te  Heidel- 
berg —  Cie  60,  Nr.  14. 

Anonym.  Stille  Wunsche  der  deutschen 
Militar-Kapellmeister  —  DMMZ  25,  Nr. 
49.  [Wunsch  auf  Verleihung  des  Offizier- 
Ranges  an  die  deutschen  Militar-Kapell- 
meister;. 

Anonym.  Der  Um-  und  Erweiterungsbau 
der  Orgel  in  der  katholischen  Ptarrkirche 
zu  Trebnitz  in  Schlesien  —  Zfl  24,  Nr. 
5  [mit  Abbildung], 


Anonym.    Der  Diligent  als  Erzieher  — 

DMMZ  25,  Nr.  51. 
Anonym.    L'enseignement  du  chant  dans 

les  £coles  maternelles  —  La  Voix  Parlee 

et  Chanted  (Paris),  September  1903. 
Anonym.    Die  Opernsanger-Karriere  — 

DTK  2,  Nr.  7. 
Anonym.     »De  Herbergprinses*  [van  Jan 

Blockx]  —  WvM  10.  Nr.  49. 
Anonym.    Incorporated  society  of  musi- 
cians  conference    at  Bristol   —  MMR, 

Nr.  3%. 
Anonym.    Berioziana.    A  birthday  in 

London  —  MT,  Nr.  730. 
Anonym.    Where  the  > Messiah <  was  first 

performed  —  MT,  Nr.  730. 
Anonym.   Von  der  I.  Generalversammlung 

des    Verbands     der    Pfarrkirchenchore 

Lothringens  in  Metz  —  C  20,  Nr.  11. 
Anonym.     Eine  Probe  danischen  Harmo- 

niumbaues  -—  DIZ  1903,  Nr.  7. 
Anonym.    Uber  die  Lage  des  Instrumen- 

tenbaues  in  Mittel-  und  Siiddeutschland 

—  DIZ  1903,  Nr.  8. 

Anonym.    Rehbock's    Klaviatur-Zither 

—  Zfl  24,  Nr.  6. 

Anonym.  Christoph  Gottlieb  Schroter, 
der  Erfinder  der  Hammermechanik  und 
Vater  des  Pianofortebaues  —  Zfl  24, 
Nr.  7  [mit  Portrat  und  Facsimile]. 

Anonym.  Christian  Ernst  Friederici 
[Klavierbauer]  —  Zfl  24,  Nr.  8  [mit 
Portrat]. 

Anonym.  Ein  Versuch  zur  LosuDg  der 
AufTuhrungstantieme  und  Honorarfrage 

—  Musikliterarische  Blatter  ;Wien,  Plaz- 
direk  &  Co.)  1,  Nr.  1. 

Anonym.  Wie  kann  der  Musikalieohandel 
saniert  und  gehoben  werden?  —  Musik- 
literarische Blatter  (Wien,  Plazdirek  & 
Co.)  1,  Nr.  1. 

Anonym.  Hector  Berlioz  in  Leipzig  — 
S  61,  Nr.  63/64. 

Armstrong,  William  D.  Keeping  up  inter- 
est among  pupils  —  MW  3,  Nr.  12. 

B.,  W.  Inwiefern  ist  die  Pflege  des  evan- 
gelischen  Choralgesanges  fur  unsere 
Kirchenchore   eine   dankbare   Aufgabe? 

—  CEK  17,  Nr.  12. 

Earalli,  R.  L'offertorio  »Assumpta  est< 
nella  messa  deir  Assunzione  —  Kassegna 
Gre^orinna    Rom,  1903,  Nr.  8. 

Bas,  Cr.     II  canto  gregoriano  e  la  restau- 
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gregog^a 


Zeitschriftenschau. 


191 


razione  della  Musica  sacra  —  Rassegna 

Gregoriana  ;Rom;  1903,  Nr.  8. 
Batka,    R.      Eugen    d'Albert's    Oper 

»Tiefland«  —  NZfM  70,  Nr.  48. 
Hugo  Wolf's  »Penthesilea«  —  NMP 

12.  Nr.  24. 

>Tiefland«.     Musikdrama    nach    A. 

Guimera  von  Rudolf  Lothar. Musik 
von  Eugen  d'Albert  —  MWB  34, 
Nr.48. 

Berlioz  —  KW  17,  Nr.  5. 

Richard  Wagner  tiber  Berlioz  — 

ibid. 

Deutsche  Berlioz -Li  teratur  — ibid. 

Bauerle,  Hermann.    Motetten  von  Pale- 

strina.    Einladung  zur  Subskription — 

GR  2,  Nr.  12  fvergl.  Zeitschrift  der  IMG. 

V,  Nr.  3,  S.  160  unter  »Regensburg«]. 
Baughan,   E.   A.    London's   apathy   and 

caprice  —  MMR,  Nr.  396. 
Beetschen,  A.    Grillparzerals  Opern- 

kritiker   —    Beilage    zur    Allgemeinen 

Zeitung  (Miinchen,  1903,  Nr.  251. 
Bellaigue,  C.    Aris  to  teles   et   la  mu- 

sique  —  Revue  des  Deux  Mondes  [Paris, 

Hachette;  1.  November  1903. 
[Berlioz.]    Une  lettre  ineMite  de  Berlioz 

a  sa  sceur  —  MM  15.  Nr.  22. 

Ein   Brief  von   H.   Berlioz   an  R. 

Wagner  -  MWB 34,  Nr.  48  [Faksimile]. 

Berner,  Placidus.  >Die  Messe  im  deut- 
schen  Mittelalter*.  Beitrage  zur  Ge- 
schichte  der  Liturgie  und  des  religiosen 
Volkslebens  von  Adolf  Franz  —  GR2, 
Nr.  12  [Kritik]. 

Bern  hard,  Otto.  VomHeidelbergerMusik- 
fest  —  KW  17,  Nr.  5. 

Bertini,  Paolo.  A  proposito  del  cente- 
nario  di  E.  Berlioz  —  NM8,  Nr. 92/93. 

II  monumento  a  Ricardo  Wagner 

-  ibid.,  Nr.  94. 

Shakespeare  e  la  musica  —  ibid., 

Nr.  91. 
Bewer,    M.     Zur  Wiener   Beethoven- 

Feier  —  Deutsche  Welt  6,  Nr,  7. 
Bichford,  Myron  A.    How  much  shall  I 

practice  —  MW  3,  Nr.  12. 
Blaschke,    Julius.    Berlioz1    Leben   — 

DMMZ  26,  Nr.  49. 

Berlioz   und    die  Militarmusik    — 

ibid.,  Nr.  51. 

Blume.  »Hebe.«  Lyrische  Oper  in  1  Akt 
von  E.  E.  True co.  Text  von  Luca 
d'Urbino.  1.  Auffuhrung  im  Bremer 
Stadttheater  am  3.  Dezember  1903  — 
AMZ  30,  Nr.  60. 

Bohn,  P.   Kyrie  (Cunctipotens  orbis  factor) 

-  GB  28,  Nr.  12. 

Boeker.  Die  neue  Ausgabe  der  Werke 
von  Th.  L.  Victoria  —  GB1  28,  Nr.  11. 

Bonaventura,  Amaldo.  La  musica  nelle 
scuole  —  NM  8,  Nr.  92/93. 

Bordeaux,  Henry.  Lettres  de  B  e  e  t  h  o  v  e  n 


et  de  Wagner  —  Correspondant  ;Paris, 

31  rue  St.  Guillaume;  10.  November  1903. 

Bornewaeser,  Rud.    Einiges  aus  der  alt- 

griechischen  Musik  —  GB1  28,  Nr.  11  f. 

Gedanken  zum  Fest  der  hi.  Cacilia 

—  GBo  20,  Nr.  11. 

Boutarel,  AmeMee.    Berlioz   und  seine 

»architekturale  Musik*  —  Mk  3,  Nr.  5. 
Bouyer,  Raymond.    L'fivolution  de  Tin- 

fluence  italienne  —  M,  Nr.  3790  f. 
Brautigam,  Ludw.   L  i  s  z  t  's  Freundschaft 

mit  Berlioz  —  MWB  34,  Nr.  48. 
Bruneau,  Alfred.    Berlioz!  —  MM  15, 

Nr.22. 
Buck,  Rudolf.   >Manon.€    Operin4Akten 

vonJ.Massenet.   Text  von H.Meilhac 

und  Ph.  Gille.    Erstauffuhrung  im  Kgl. 

Opernhau8e  zu  Berlin  am  1.  Dezember 

1&3  —  AMZ  30,  Nr.  60. 
Biirkner,  Richard.    Herder   als   Litur- 

giker  —  MSfG  8,  Nr.  12. 
Butler,  Sydney.    Ruskin   and  music  — 

Mc,  Dezember  1903. 
Case,  W.  S.    English  opera  at  Drury  Lane 

—  MN,  Nr.  667. 

Cecil,  George.  Concerning  voices  which 
do   not  carry  —  MW,  November  1903. 

Celle,  Jean.  Das  Berlioz -Museum  in 
La  Cote  St.-Andre*  —  NZfM  70,  Nr.  50. 

Close  on,  Ernest.  >Eonig  Arthus«.  Musik- 
drama; Dichtung  und  Musik  von  Ernest 
Chausson  —  8  61,  Nr.  65/66. 

Hector  Berlioz  a  Bruxelles  —  GM 

49,  Nr.  48. 

Colombo,  Marino.  A  proposito  di  un 
•valtzerc  di  colori  —  KMl  10,  Nr.  4. 

Conrat.  Hugo.  Deutsche  Musik-Zeitungen 
im  18.  Jahrhundert  —  NMZ  26,  Nr.  5. 

Conrat,  Hugo  Joh.  La  musica  in  Shake- 
speare —  RMI 10,  Nr.  4. 

Conti,  Giuseppe.    Balli  e  Festini  Medicei 

—  MuM  68,  Nr.  18  [illustriert . 
Cowl,  W.,  vergl.  unten  unter  J  a  cobs  on. 
Curzon,  H.  de.    Le  repertoire  de  TOpera 

en   1789  —  Bulletin   de   la    Societe    de 
THistoire  du  Theatre  Paris)  1903,  Nr.  5. 

Ernest  vanDyck  —  GM  49,  Nr.47. 

Les  debuts  de  Berlioz  dans  la  cri- 
tique —  GM  49,  Nr.  48. 

•L'EnlevementauSCraflt,  de  Mozart 

—  GM  49,  Nr.  49. 

De  la  voix,  a  propos  de  >La  Juive* 

et  d'Adolphe  Nourrit  —  ibid.,  Nr.  61. 

Dandelot,  A.  Le  Prix  Rossini:  »Le 
Roi  Arthus*,  poeme  lyrique  de  M.  Beis- 
sier.    Musique   de   Marcel   Rousseau 

—  MM  15,  Nr.  21. 

Davis,  Fay  Simmons.  An  alphabet  for 
music  teachers  —  MW  3.  Nr.  12. 

Doire,  Rene.  La  Harpe  son  histoire  — 
son  developpement   —  CMu  6,  Nr.  23  ff. 

Drauasin.   Henri      Nos   chants   religieux 

—  MSu  3,  Nr.  43.  Cc\c»n\o 

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192 


Zeitschriftenschau. 


Drexler,  Friedrich.  Uber  Rohren-  und 
Elektro-Pueumatik  —  Zf  I  24,  Nr.  5. 

E.,  L.  Hector  Berlioz  und  der  Fiirst 
von  Hohenzollem  —  NMZ  25.  Nr.  4. 

Ehrenhofer,  \Valther  Edra.  Uber  Zinn- 
proben  beim  Orgelbau  —  ZOH  1,  Nr.6ff. 

P.,  A.  Berlioz  vor  60  Jahren  in  Stutt- 
gart —  NMZ  25,  Nr.  4. 

Fahro.  C.  L.  Een  waardig  protest  — 
Cae  60,  Nr.  14  [betriflt  die  Wagner-Denk- 
mals-Angelegenheit]. 

Feith,  A.  Zur  Frage  der  Rohrenpneuma- 
tik  -  Zf  I  24,  Nr.  8. 

Flat,  Paul.    Le  romantisme  de  Berlioz 

—  GM  49,  Nr.  48. 

Flatau,  Theodor  S.  und  Hermann  Gutz- 
mann.  Experimentelle  Beitrage  zur 
Physiologie  aes  Gesanges.  Nach  einem 
Vortrag,  gehalten  auf  der  75.  Natur- 
forscher-Versammlung  in  Cassel  1903  — 
Monatsschrift  fiir  Ohrenheilkunde  (Ber- 
lin, Oscar  Coblentzj  37,  Nr.  12  [Auto- 
referat]. 

Flooh,  Siegfried.  Heinrich  Heine's 
Pariser  Musikberichte  an  die  >AUge- 
meine  Augsburger  Zeitung*  —  WKM1, 
Nr.29f. 

Prey,  Hugo.  Weitere  Untersuchungen 
uber  die  Schall-Leitung  im  Schadel  — 
Zeitschrift  fiir  Psychologie  und  Physio- 
logic der  Sinnesorgane  ^Leipzig,  J.  A. 
Barth)  33,  Nr.  5. 

Frimme],  Theodor  von.  ZumBeethoven- 
Medaillon  von  J.  E.  Gatteaux  —  Mk  3, 
Nr.6 

Gallwitz,  S.  D.  Das  Lied  im  Eonzert- 
saal  —  NZfM  70,  Nr.  49. 

Gars  tang,  A.  H.  The  love  songs  of  a 
bygone  day  —  The  Fortnigthly  Review 
(London,  Chapman  &  Hall;,  Dezember 
1903. 

Gauger.  Ein  mechanisches  Model!  zur 
Demonstration  des  D  oppler  'schen  Prin- 
zips  —  Zeitschrift  fur  den  Physikalischen 
und  Chemischen  Unterrioht  (Berlin,  Julius 
Springer)  16,  Nr.  6. 

Ghignoni,  A.  Leone  XIU  — Rassegna 
Gregoriana  (Rom)  1903  Nr.  8. 

Giani,  Romualdo.  La  lirica  e  l'arte  musica 
nei  »Pensieri«  di  Giacomo  Leopardi  — 
RMI 10,  Nr.  4. 

Gr.  Das  neue  Liszt-Denkmal  in  Stutt- 
gart] —  NMZ  25,  Nr.  3  [mit  Abbildung]. 

Grenier,  Felix.     Cherubini  et  Berlioz 

—  GM  49,  Nr.  48. 

Grohe,  Oscar.  Siehe  unten  unter  Miinzer. 
Gruner,  Herm.    Orgelmusik  fiir  die  Weih- 

nachtszeit  —  MSiG  8,  Nr.  12. 
Grunsky,  Karl.    Das  Heidelberger  Musik- 

fest  —  KL  26,  Nr.  23. 

Hugo  Wolf's  >Corregidor«  in  Mun- 

chen  —  ibid. 

Einweihung  der  neuen  Orgel  in  der 


Stadthalle   zu   Heidelberg   —  BfHK8, 
Nr.  3. 

Das  Heidelberger  Musikfest  —  NMZ 

25,  Nr.  3  fmit  Abbildungen  des  neuen 
Konzertsaalesl. 

Berlioz'    Leben    und    Schaflfen   — 

ibid.,  Nr.  4. 

Guerrini,  Paolo.    Gli  etorici  di  S.  Cecilia 

—  SC  5,  Nr.  5. 

Gutzmann.    Siehe  oben  unter  Flatau. 

Haberl,  Fr.  X.  Papst  Pius  X.  und  die 
Kirchenmusik  —  MS  1903,  Nr.  12. 

Hahn,  Arthur.  »Die  neugierigen  Frauen.* 
Musikalische  Komodie  von  Ermanno 
Wolf- Ferrari.  Urauffiihrung  am  Miin- 
chener  Residenztheater  am  27.  November 

—  AMZ  30,  Nr.  50. 

Hugo  "Wolf's  »Corregidor«  am  Mun- 

chener  Hoftheater  —  NMZ  25,  Nr.  3. 

Hallenstein,  Hugo.    Berlioz  uber  seine 

Vehmrichter  -  Ouverture   —    NZfM  70, 

Nr.  50. 
Hauman,     Lucien.       Hector     Berlioz. 

L'homme  dans  Tecrivain  — .  GM  49.  Nr. 

48. 
Heerde?en,  Eugen.    Hector  Berlioz  — 

KL26,  Nr.  23  f. 
Hep  worth,  William.    Umbau  der  Orgel 

in  der  Hauptkirche  St.  Jacobi  in  Chem- 
nitz —  Zf  I  24,  Nr.  8. 
Hertel,  Viktor.   Lateinisches  im  deutschen 

Kirchenliede  —.Si  28,  Nr.  12. 
HeuB,   Alfred.     Tiber   Volkskonzerte   — 

NZfM  90,  Nr.47f. 
Hildebrand.    Otto.      Ein    »vom    Blatte* 

spielendes  Klavier  [vom  Jahre  1875]  — 

DIZ  1904,  Nr.  7. 
Hoebel.      »Dornroschen«,    Oper    von  H. 

Eschelbach    und    Weweler.     Erst- 

auffiihrung  in  Kassel  —  NZfM  70,  Nr.  52. 
Hoffmann,  E.  A.     Die  Aussprache  beim 

Gesang  -  SMZ  43,  Nr.  32  £ 
Hoven,   W.   A.   van   der.     Berlioz  als 

schrijver  —  Cae  60,  Nr.  15. 
I.    Le   centenaire   d'Hector    Berlioz  a» 

square  Vintimille  et  au  cimetiere  Mont- 

martre  —  GM  49,  Nr.  49, 
Imbert,  H.     >La  Juive«,  opera  en  5  acta 

de  F.  Ha  levy  a  l'Opera  Municipal  de 

la  Gaite  —  GM  49,  Nr.  48. 

Hector    Berlioz.     Initiateur    de  la 

haute  culture  musicale  —  ibid. 

»L'Etranger«  de  M.  Vincent  d'Indy 

—  GM  49,  Nr.  49. 

Isaacs,  Lewi 8  M.    On  popularizing  Bach 

—  MW,  November  1903. 

Istel,  Edgar.  E.  Wolf- Ferrari's  Oper 
»Die  neugierigen  Frauen*  Le  donne 
curiose.  Urauffiihrung  in  Munchen,  27. 
November  1903  —  NZfM  70.  Nr.  51. 

E.  B  o  8  s  i  's  Oratorium  >Das  verlorene 

Paradies*    II  paradiso  perduto,.    Urauf- 

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Zeitschriftenschau. 


193 


fuhrung  durch  den  Augsburger  Oratorien- 

verein  am  6.  Dezember  1903  —  ibid. 
Berlioz  und  Cornelius  —  Mk  3, 

Nr.5. 
Ive,  Oliver.     Pianoforte   paraphrases   — 

MN,  Nr.  663. 

Berlioz  on  himself  —  ibid...  Nr.  667. 

Jaeobson,  L.   und  W.  Cowl.    Uber  die 

Darstellnng  und  Messung  der  Schwin- 
gungs-Amplituden  ausklingender  Stimm- 
gabeln  mit  Hilfe  der  »Lmearkinemato- 
gTaphie*  —  Archiv  fur  Anatomie  und 
Physiologie,  •  Physiologische  Abteilung 
(Leipzig,  Veit  &  Co/  1903,  S.  1. 

Johnstone,  Arthur.  Alfred  Edward  Ro- 
dewald  —  MT   Nr.  730. 

J  OS  8,  Victor.  »Tiefland«.  Musikdrama 
in  einem  Vorspiel  und  drei  Akten  nach 
Guimera  von  Rudolf  Lothar.  Musik 
von  Eugen  d' Albert.  (Urauffiihrung 
am  15.  November  1903  im  Neuen  Deut- 
schen  Theater  in  Prag  —  AMZ  30,  Nr. 
51/62. 

Jtdlien,  Adolph.  Sur  >Benvenuto  Cellini  € 
—  GM  49,  Nr.  48. 

Kalischer,  Alfr.  Chr.  >Ludwig  van  B  eet- 
ho  ven ,  Leben  und  Schaffen«  von  A.  B. 
Marx  —  Mk  3,  Nr.  6   Kritik]. 

Keeton,  A.  E.  Hector  Berlioz  —  The 
Fortnightly  Review  (London,  Chapman 
&  Hall;,  Dezember  1903. 

A  new  Builina-Opera  at  Moscow  — 

MMR,  Nr.  396. 

Kets  chau,  Wilhelm .  Friedrich  Schneider. 
Zur  50.  Wiederkebr  seines  Todestages 
23.  Nov.  1853   -  NZf M  70,  Nr.  48. 

Kleefeld,  W.  Wagner-Museum  und 
Wagner-Denkmal  —  Westermann's 
Ulustrierte  Deutsche  Monatshefte,  48, 
Nr.2. 

Klein,  Hugo.  Saint- Saens  iiber  Ber- 
lioz —  NMZ  25,  Nr.4. 

Kling,  H.  Hector  Berlioz,  a  Geneve, 
en  1866  (Conference  publique,  donne  a 
l'Aula  de  1' University  de  Geneve,  le  9  no- 
vembre  1903   —  MSu  3,  Nr.  43  ff. 

Kohut,  Adolph.  Johann  Gottfried  von 
Herder  und  die  Musik  —  Mk3,  Nr.  6. 

Kretzschmar ,  Hermann.  Vom  Heidel- 
berger  Musikfest  —  SMZ  43,  Nr.  31. 

Kroyer,  Theodor.  Der  »Corregidor«  von 
Hugo  Wolf  —  S  61,  Nr.  59/60. 

»Die  neugierigen  Frauen*.    Musika- 

lische  Komodie  in  drei  Aufzugen  von 
Ermanno  Wolf -Ferrari  —  ibid.,  Nr.67. 

Krueger,  Felix.  Differenztbne  und  Kon- 
sonanz  —  Archiv  fur  die  gesamte  Psy- 
chologic (Leipzig,  Wilhelm  Engelmann 
Oktober  190B. 

KufTerath,  Maurice.  Wagner  et  Ber- 
lioz —  GM49,  Nr.  48. 

Kuhn,  Oswald.  Nachkl'ange  an  Heidel- 
berg —  NMZ  26,  Nr.  3. 


Ii.9  N.    Le  centenaire  d'Hector  Berlioz 

a  Bruxelles  —  GM  49,  Nr.  51. 
Larson,  Sofus.  Unsere  Yolkstieder  [d'anisch] 

—  Tilskueren  (Kopenhagen\  November 
1903. 

Laser,  Arthur.  Uber  die  bevorstehende 
*  Parsifal* -Auffuhrung  in  New-York  — 
NMZ  26,  Nr.  3. 

Laubi,  Otto.  Methode  und  Resultate  der 
Ohruntersuchun^en  von  22894  Schiilern 
der  ersten  Pnmarklassen  der  Stadt 
Zurich  —  Correspondenzblatt  fur  Schwei- 
zer  Arzte  1903,  Nr.  13. 

Laurencie,  L.  de  la.  L'oevre  de  Vincent 
d'Indy  —  CMu  6,  Nr.  23. 

Lederer,  Victor.  »Tiefland«.  Musikdrama 
in  einem  Vorspiel  und  drei  Aufzugen 
nach  A.  Guimera  von  Rudolf  Lothar. 
Musik  von  Eugen  d'Albert  —  S  61, 
Nr.  61/62. 

- —  Der  Ahnherr  unserer  Tonkunst.  Zum 
450.  Todestag  von  John  of  Dunstable 

—  S  61,  Nr.  67. 

Leichtentritt,  H.  Musik  in  Mannheim 
im  18.  Jahrhundert  -  AMZ  30,  Nr.  48  f. 

Lesfauris,  J.  La  plastique  de  l'ouie  — 
MSu  3,  Nr.  44. 

Leflmann,  Otto.  Berliozfeier  des  kgl. 
Orchesters  im  kgl.  Opernhause  rzu  Ber- 
lin] —  AMZ  30,  Nr.  50. 

Hector  Berlioz'  literarische  Werke. 

Erste  Gesamtausgabe.  1.  Bd.,  Memoiren  I 

—  ibid.,  Nr.  51/52  (Kritik]. 
Leuriaux,    Fernand.     »Le   Roi  Arthus*. 

Drarae  lyrique  en  trois  actes  et  six  tab- 
leaux. Poeme  et  musique  d'Ernest 
Chausson.  Represents  pour  la  pre- 
miere fois  au  Theatre  Royal  de  la  Mon- 
naie    de  Bruxelles]  le  30  novembre  1903 

—  MM  15,  Nr.  23. 

Locard,  Paul.    Concerts  du  Conservatoire 

—  CMu  6,  Nr.  23. 

Louis,  Rudolf.    Hector  Berlioz  —  NMZ 

25,  Nr.  4. 
Lr.    Das  StraGensingen  des  Kirchenchors 

bei  Begrabnissen        KCh  14,  Nr.  12. 
Lusztig,   J.    C.      Hector    Berlioz.      Zu 

seinem  hundertBten  Geburtstag  —  BW 

6,  Nr.  6. 

Massenet's  Manon  in  der  Berliner 

Hofoper  —  ibid. 

M..  Choralgesang  und  Volksschule  —  GB1 

28,  Nr.  11. 
Mangeot,  A.    Comment  on  peut  connaitre 

et  aimer  Berlioz  —  MM  15,  Nr.  22. 

Le  roman  d'Estelle  —  ibid.,  Nr.  22 


>L'Etranger<  de  Vincent  d'Indy  et 

•L1  Enlevement  au  SeYail«  de  Mozart  a 

TOpera  —  ibid..  Nr.  23. 

Marsop,  Paul.     Vom  Musiksaal   der  Zu- 

kunft.    Zweites  Erg'anzungsblatt :  Heidel- 


berg —  Mk3,  Nr.4. 


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194 


Zeitschriftenschau. 


Marterateig,  M.  Marie  Geistinger  +  — 
Beilage  zur  Taglichen  Rundschau  (Ber- 
lin) 1903,  Nr.  233. 

Massougnes,  G.  de.  B  e  r  1  i  o  z  et  les  artistes 
d'aujourd'hui  —  MM  15,  Nr.  22. 

Mathias.  Einfuhrung  in  die  vom  Elsassi- 
schen  Cacilienverein  herausgegebene 
Choralbegleitung  —  C  20,  Nr.  12. 

Mauclair,  CamiUe.  Reflexions  sur  la 
musique  et  la  parole  —  CM  6,  Nr.  23. 

Mayrhofer,  P.  Is i  dor.  Messe  in  Es  zu 
Ehren  der  heiligen  Katharina  von  Siena 
von  Johannes  Ev.  Habert.  Op.  9  — 
GR2,  Nr.  12  f. 

Mendelssohn,  Arnold.  >L'Enfance  du 
Christ*  von  Hector  Berlioz  —  MSfG 
8,  Nr.  12 

Meusi,  Alfred.  Der  »Corregidor«  von 
Hugo  Wolf  —  DTK 2,  Nr.6  [anlafilich 
der  MUnchener  Auffuhrung\ 

Mey,  Kurt.  Hector  Berlioz  als  Drama- 
tiker  —  Mk  3,  Nr.  5. 

Hector  Berlioz  als  Schriftsteller  — 

NMZ  25.  Nr.  4. 

Meyer,  Max.  Experimental  studies  in  the 

Jsychology  of  music  —  The  American 
ournal  of  Psychology  >  Worchester.  Mass., 
Louis  N.  Wilson;  Juli- October  1903  [In- 
halt:  1.  The  aesthetic  effects  of  final 
tones,  2.  The  intonation  of  musical  inter- 
vails,  3.  Quatertone-musicl. 

Mil  man,  A.  Verdi 's  »Rigoletto«  — 
MMR,  Nr.  396. 

Munser,  Georg  und  Grohe,  Oscar.  Musi- 
kalische  Zitate  und  Selbstzitate  —  Mk 
3,  Nr.  6. 

Berlioz  —  S  61,  Nr.  63/64. 

Murphy,  George.  Musical  conditions  in 
the  West  —  MW,  November  1903. 

-n.  Der  musikpadagogische  Kongress  in 
Berlin  —  NMZ  25,  Nr.  3. 

Naaff,  Ant.  Aug.  Die  B  e  eth  o  v  en  -Feier 
im  Schwarzspanierhause  zu  Wien  —  L, 
Nr.  690, 

Nagel,  Wilibald.  Das  Heidelberger  Musik- 
fest  (24.-26.  Oktober  1903;  —  BfHK  8, 
Nr.  3. 

Neitzel,  Otto.  »Heimkehr«.  Oper  in  zwei 
Akten  von  Karl  PottgieBer.  Urauf- 
fuhrung  am  Kolner  Neuen  Stadttheater 
am  14.  November  1903  -  S61,  Nr.  59/60. 

Neretti,  Luigi.  Alfieri  musicista  —  NM, 
Nr.  94. 

Newman,  Ernest.  El  gar's  >  Apostles* 
—  MC,  Nr.  1232. 

Nf.  Anton  Bruckner  —  SMZ  43,  Nr. 
33. 

Zum  hundertjahrigen  Geburtstag  Hec- 
tor Berlioz1  —  ibid.  Nr.  35. 

Niemann,  Walter.  Norwegische  Bauern- 
tanze  —  S  61,  Nr.  67. 

O.    Kindergottesdienst  —  Cc  11,  Nr.  12. 


I  Offoel,    J.   d\     L'oeuvre    dramatique    de 
]     Berlioz  —  MM  15,  Nr.  22. 
Ostmann,  Paul.    Schwingnngszahlen  and 
j     Schwellenwerte  —  Archiv  fur  Anatomic 

und   Physiologic    (Leipzig,  Veit  &  Co.,, 

1903,  Seite  321. 
Paasig,  E.    Yor-reformatorische  dentsche 

Weihnachtslieder  —  TK  7,  Nr.  23. 
|  Paetow,   W.    Heidelberger  Musikfest  — 
I     Beilage  zur  Taglichen  Rundschau  Berlin) 

1903,  Nr.  251  ff. 
i  Pesci,  Ugo.    H  Teatro  del  Corso  .Bologna) 

rinnovato  —  MuM  58,  Nr.  18  entnalt 
1  viele  Notizen  zur  Bologneser  Oper  im 
!      19.  Jahrhundert]. 

I  Petsch,  Robert.  Richard  Wagner,  die 
,  Meistersinger  —  Deutsche  I)jchter  des 
I  neunzehnten  Jahrhunderts.  Asthetische 
J  Erl'auterungen  fur  Schule  und  Hans. 
!  Herausgegeben  von  Otto  Lyon.  Nr.  10. 
Ffeiffer,  Georges.  De  Tinterpr^tation  des 

Bignes  d'ornements  chez  les  maitres  an- 

ciens  —  GM  49,  Nr.  46. 
Pfohl,  Ferdinand.  Singen  und  Sangerinnen 

—  BW6,  Nr.  6ff. 

Pissin,  R.    Hector  Berlioz  als  Mensch 

—  Mk  3,  Nr.  5. 

Poller!,  G.  B.  I  moderni  pianisti-compo- 
sitori  italiani  —  NM,  Nr.  94.  [Ein  Mahn- 
ruf  an  die  italienischen  Pianisten,  moderne 
italienische  Klaviermusik  zu  pflegen.] 

Del  canto  corale  nelle  scuole  —  SC 

5,  Nr.  6. 

Pougin,  Arthur.  Representation  de  »La 
Juive«  d'Hal^vy  au  Theatre -Lyrique 
(Gaite)  —  M,  Nr.  3791. 

»I/Etranger  ou  le  Triomphe  de  lTSn- 

harmonie*,  action  musicale  en  deuxactes, 
poeme  et  musique  de  M.  Vincent  d'Indy 

—  »L1Enlevement  au  Serail«,  de  Mozart 
1903  —  M,  Nr.  3793. 

Berlioz  et  r Exposition  Universelle 

de  1867  —  ibid.,  Nr.  3794. 
Pr.    Gehaltsverhaltnisse  der  Opern-Orche- 

ster  —  DMZ  34,  Nr.  49. 
Prod'homme,    J.  G.    Les   Forqueray  — 

RMI 10,  Nr.  4. 
Puttmann,   Max.    Hector   Berlioz    als 

Gesangskomponist  —  NZfM  70,   Nr.  50. 

Hector  Berlioz  und  sein  Orchester 

—  NMZ  25,  Nr.  4. 

Hector  Berlioz  —  AMZ  30,  Nr.  50f. 

Kirchenchor-Verbandsfest  [in  Ebers- 

waldel  —  BfHK  8,  Nr.  3. 
B.,  E.  D.    A  mere  question  of  intonation 

—  MMR,  Nr.  396. 

L.    Berlioz   iiber   den  Gesang  — 

BfHK  8,  Nr.  3. 

Baaff,  J.  J.  Jets  over  de  uitvoering  van 
>klassieke<  muziek —  WvM  10,  Nr.  46 1 

Reamer,  Lawrance.  >  Parsifal «  in  New- 
York  —  Review  of  Reviews  (New- York, 
13  Astor  Place)  Dezember  1903. 

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Zeitschriftenschau. 


195 


Reyer,  £.    Berlioz.    Souvenirs   intimes 

—  MW  15,  Nr.  22... 

Sitter,  Hermann.  Uber  Volksmusik  und 
Volksgesang  in  alter  und  Neuer  Zeit  — 
Mk  3,  Nr.  4. 

Robert!,  Giuseppe.  Da  autograft  di  grandi 
musicisti  —  RMI 10,  Nr.  4. 

Robinson,  Frances  C.  Practical  talks  with 
teachers  —  MW  3,  Nr.  12. 

Rolland,  Romain.  Chronique  musicale 
(Le  centenaire  de  Berlioz.  Le  mani- 
festo de  la  Schola  Cantorum.  Concerts 
et  conferences)  —  RAD,  November  1903. 

Rosenthal,  Felix.  Uber  Klavierspiel  und 
Klavierunterricht  —  RMZ  4,  Nr.  46. 

Werner.    Neue  Beitrage  zur  Musik  - 

und  Hortheorie  —  Biologisches  Central- 
blatt  (Berlin)  1902,  S.  666  ff. 

Rupp,  E.  Die  groBe  Orgel  der  St.  Ulrichs- 
Kirche  in  Augsburg  —  Zfl  24,  Nr.  9 
illustriert]. 

8.,  E.  Deutsche  Sangerbundesfeste  contra 
Kaiserwettstreite  —  TK  7,  Nr.  22. 

J.    S.    Hector   Berlioz   —    MMR, 

Nr.396. 

Saint-Saens,  Camille.  Berlioz  —  MM 
15,  Nr.  22. 

Samazeuilh,  Gustavo.  >Le  Roi  Arthus«, 
drame  lyrique  d'Ernest  Chausson,  pre- 
miere representation  an  Theatre  Royal 
de  la  Monnaie  a  Bruxelles  —  GM  49, 
Nr.  49. 

Sand,  Robert.  Berlioz  et  ses  contem- 
porains  —  GM  49,  Nr.  48. 

Savic,  Gertrud.    Berlioz  und  die  Frauen 

—  Mk3.  Nr.5f. 

B chafer,  Theo.     »Taillefer«  (von  Richard 

StrauC)  in  Heidelberg  —  NMZ  25,  Nr. 

3  [mit  Notenbeispielen]. 
Scheide,  Aug.    Herder  und  die  Musik. 

Zum  100.  Todestage  des  Dichters  —  SH 

43,  Nr.  50. 
Schering,  A.    Neue  Gesangsliteratur  — 

NZfM  70,  Nr.  52. 
Schjelderup,   Gerhard.    Edward   Grieg 

—  Samtiden  (Kristiania)  1903,  Nr.  6. 
Sohmidkunz,  Hans.    Der  Unterricht   in 

der  Musik  —  Nord  und  Sud  (Breslau) 
1903,  Nr.  317. 

Schmidt,  Paul.  Ein  neues  deutsches  Kunst- 
harmonium  —  Zfl  24,  Nr.  4. 

Schultze,  Adolf.  Die  Yorstande  der  Ber- 
liner Hofoper  —  NMZ  25,  Nr.  5  [mit 
Portrats  undBiographien  von  Karl  Muck, 
Eduard  von  StrauB,  Richard  Str a uO, 
von  Hulsen,  G.  Droscher,  W. 
Wegener]. 

Bcbure,  Edouard.    Le  genie  de  Berlioz 

—  GM  49,  Nr.  48. 

Segnits,  Eugen.  liber  Hector  Berlioz' 
Vokalwerke  —  SH  43,  Nr.  49. 

-  Franz  Liszt  und  Italien.    Liszt's 


erster  Aufenthalt  von  1837— 1839 —NMZ 
25,  Nr.  3. 

Hector   Berlioz'    Werke.     Heraus- 

fegeben    von    Charles  Malherbe    und 
'elix  Weingartner  —  AMZ  30,  Nr. 
60f. 
Zum  Gedachtnisae  Hector  Berlioz* 

—  MWB34   Nr.  48  f. 

Senes,  G.    Ancora  del  Controviolino    di 

Valentino  De  Zorzi)  —  NM  8,  Nr. 92/93. 
Servieres,  Georges.  Fr.  Halevy  juge  par 

Richard  Wagner  —  GM  49,  Nr.  49. 
Sherwood,    W.    H.    Some  reminiscenses 

of  Rubinstein  —  MW  3,  Nr.  12. 
Simonetti,  N.    La  poesia  delTinnnito  nel 

linguaggio  musicale  —  Rivista  Teatrale 

Italiana   Neapel)  August  1903. 
8mend,    Julius.     Woher    der   Streit   um 

den  Chorraum?  —  MSfG  8,  Nr.  12  lEr- 

widerung  an  Br  a  the]. 
Smolian,  Arthur.    Hector  Berlioz  und 

die    deutsche    Opernbuhne   —  KW  17, 

Nr.  5. 

Hector  Berlioz  und  die  Berlioz- 

Ausgaben  von  Breitkopf  &  H'artel 
und  von  Eulenburg  —  NMP  12,  Nr. 
23. 

Sdchting,  Emil.  >Tonbildung  und  Tech- 
nik  auf  dem  Klavierc  von  Tony  Band- 
mann.  Eine  Entgegnung  —  KL  26. 
Nr.  23. 

Soh.  Der  Konzertsaal  derZukunft  —  TK 
7,  Nr.  20. 

Soleniere,  Eugene  de.  >Le  roi  Arthus* 
drame  lyrique  en  trois  actes,  poeme  et 
musique  d'Ernest  C  h  a  u  a  8  o  n  au  Theatre 
Royal  de  la  Monnaie  —  RAD,  Dezember 
1903. 

Solercj,  A.  Un  viaggio  in  Francia  di 
Giulio  Caccini  [1604—1606)  —  RMI 
10,  Nr.  4. 

Solvay,  Lucien.  >Le  Roi  Arthus«.  Drame 
lyrique  en  trois  actes  et  six  tableaux, 
poeme  et  musique  d'Ernest  Chausson 

—  M,  Nr.  3793  [Erstauflfuhrung  in 
Briissel]. 

Southgate,  T.  L.  > Samuel  Pepys,  lover 
of  musique*  —  MN,  Nr.  663  [Kritikdes 
gleichnamigen  Werkes  von  Frederick 
Bridge]. 

Stanford,  Chas.Villiers.  Johannes  Brahms 

—  Leisure  Hour  (London,  4  Bouverie 
Street)  Dezember  1903. 

Sternfeld,  Richard.  1st  der  >Lelio«  von 
Berlioz  auffuhrbar  —  Mk  3.  Nr.  5. 

Steuer,  Max.  Die  Musik  inGrillparzer's 
Tagebuchern  —  NZfM  70,  Nr.  49. 

Wunderkinder  —  S  61,  Nr.  58. 

Stieber , Hans.  Die  > Boheme «  Puccini's. 

Ein  Vorwort  zur  nachsten  Premiere  im 
[Wiener]  Hofoperntheater  —  WKM  1, 
Nr.  26. 
Die  Wiener  Operette  —  ibid.,  Nr.  30. 

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196  Mitteilungen  der  >  Intern ationalen  Musikgesellschaft*. 

Mitteilungen  der  MInternationalen  MusikgeseUschaft". 


Ortsgruppen. 

Berlin. 

In  der  Sitzung  am  19.  Dezember  hielt  Herr  Professor  Han 8 man n  einen  Vortrag 
iiber  das  Jankd-Klavier,  der  sehr  beifallig  aufgenommen  wurde.  Der  Herr  Vor- 
tragende  illustrierte  seine  interessanten  Ausflihrungen  durch  Beispiele  auf  dem  Janko- 
Klavier  und  zum  Vergleich  auf  der  alten  Klaviatur,  wobei  er  von  den  Herren  Vic- 
tor Hansmann  und  Paul  Schnackenburg  wirkungsvoll  unterstutzt  wurde.  Im 
Ubrigen  verweise  ich  auf  den  Artikel  des  Herrn  Professor  Hansmann  in  der  vor- 
liegenden  Nummer. 

Nachste  Sitzung  am  20.  Januar:  Vortrag  des  Herrn  Karl  Weigel  iiber  eine  von 
ihm  erfundene  chromatische  Harfe  ohne  Pcdale;  musikalische  Vortrage. 

Ernst  Euting. 

Leipzig. 

Anknupfend  an  die  allerorts  abgehaltenen  Feiern  zum  100.  Geburtstage  Hector 
Berlioz'  eroffnete  der  Vorsitzende  der  Ortsgruppe,  Herr  Professor  Dr.  Prufer,  die 
erste  Versammlung  derselben  am  29.  November  im  Sachsenzimmer  des  Deutschen 
Buchgewerbehauses  mit  einem  Vortrage  iiber  den  franzosischen  Meister.  •  Nach  einem 
anschaulich  entworfenen  Bilde  des  eigentiimlichen  kiinstlerischen  Entwicklungaganges 
Berlioz1  beleuchtete  der  Vortragende  eingehend  den  Charakter  seines  Sohaflens  und 
seiner  Werke,  um  alsdann  die  kunstgeschichtliche  Stellung  und  die  Verdienste  des  Meisters 
mit  anziehenden  Worten  zu  charakterisieren.  Die  Herren  Professor  Emil  JEckert 
und  Kantor  Gustav  Borchers  hatten  die  Freundlichkeit,  den  Vortrag  mit  prak- 
tischen  Darbietungen  zu  illustrieren ,  ersterer  mit  dem  klangschonen  Vortrag  des 
Marsches  und  Abendlieds  der  Pilger  aus  der  Haroldsymphonie  und. der  Liebesszene 
aus  »Romeo  und  Julie*,  letzterer  mit  dem  Tenorsolo  aus  dem  Oratorium  >Des  Hei- 
lands  Kindheit«,  dessen  Begleitung  Herr  Hagedorn  ubernommen  hatte. 

A.  Sohering. 

Ortsgruppenbericht  Frankfurt  a.  M.  folgt  im  nachsten  Hefte. 


Neue  Mitglieder. 


Nejedly  Dr.  Z.,  Prag. 

Schiedermair,  Dr.  Ludwig,  Leipzig,  Ro- 

sentalgas8e  9  ptr. 
Schiitze,  Carl,  Direktor  der  hoheren  Musik- 

schule,  Leipzig,  TalstraCe  1. 


Sorinzi,  S.,  Bombay,  Indian,  CumballaHilL 
Stainer,  Mifi  Cecie,  London  W.,  13  Queens- 
borough  Terrace. 
Vincent,  W.,  Karl  E.,  Yokohama  (Japan) 
85  Main  Str. 


Anderangen  der  Mitglieder-Liste. 


Costallat  &  Co.,  Musikalienhandlung  in 
Paris  jetzt  H.  G.  Allix  in  Grenoble. 

QloeB,  Joseph  jun.,  Stuttgart,  jetzt  Miil- 
hausen  in  ElsaC,  Friedensplatz. 

Bobertson,  R.  P.,  Vincennes  jetzt  Paris 
XI,  5  Rue  Trousseau. 


Weigel,  Karl,  Musikdirektor  in  Hannover 
jetzt  Charlottenburg,  Weimarer  Str.  29. 

Weston,  George,  B.,  Bonn  a.  Rh.  jetzt 
Hanover,  N.  H.  Ver.  Staaten  von  Amerika. 
Dartmouth  College. 


Ausgegeben  Anfang  Januar  1904* 


Eur  die  Jiedaktlon  verantwortlich :   Professor  Dr.  Oskar  Fleischer,   Berlin  WM  Motzstr.  17 

Mitverantwortlich :  Dr.  Ernst  Euting  and  Dr.  Albert  Mayer^Reinach  in  Berlin. 

Dmck  und  Verlag  von  Breitkopf  &  Hartel  In  Leipzig,  Nurnberger  Strafle  86. 

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ZEITSCHRIFT 


DEB 


INTEMATIONALEN  MUSIKGESELLSCHAFT. 


Heft  5/6.  Fflnfter  Jahrgang.  1904. 

Eracheint  monatlich.    Fiir  Mitglieder  der  Intemationalen  MuaikgeseUschaft  kostenfrei, 
for  NichtmitgHeder  10  Jt.  Anzeigen  25  ^  fur  die  2gespaltene  Petitzeile.  Beilagen  15  Jf. 

Amtlicher  Teil. 

Bekanntmkchung.    ^Vv^   -v^W.\ 

I.  Annahme  der  Neuen  Satznngen. 

Die  Mehrheit  der  bestehenden  Sektionen  der  Intemationalen  Musik- 
gesellschaft  und  des  Presidiums  der  Gesellschaft  haben  die  Neuen  Satznngen 
angenommen,  die  von  der  »Versammlung  von  Vertretern  der  Ortsgruppen 
im  Deutschen  Reiche,  Osterreich  und  der  Schweiz<  (siehe  den  nachfol- 
genden  Abdruck  des  Protokolls)  am  6.  Dezember  1903  zu  Leipzig  beraten 
und  zunachst  durch  die  Sektionen  Deutschlands ,  Osterreichs  und  der 
Schweiz  gutgeheiBen  worden  waren.  Die  Annahme  erfolgte,  da  weder 
Statuten,  noch  Geschaftsordnung  einen  bestimmten  Modus  vorschrieben, 
der  Dringlichkeit  halber  durch  schriftliche  Zustimmung  der  folgenden 
zehn  Sektionen: 

Deutschland,  und  zwar  in 

Baden:  Professor  Dr.  Ph.  Wolf  rum,  Heidelberg. 
Bay  em:  Professor  Dr.  A.  Sandberger,  Miinchen. 
Norddeutschland:  Wirklicher  Geheimrat  Freiherr  DDr.  R.  v. 
Liliencron,  Schleswig;   Geheimer  Regierungsrat  Professor  Dr. 
C.  Stumpf,  Berlin. 
Sachs  en:  Professor  Dr.  Hermann  Kretzschmar,  Leipzig. 
Frankreich:  Professor  Dr.  L.  Dauriac,  P.  A.  Dechevrens,  O.  J.,  Pro- 
fessor M.  Lussy,  A.  Pougin,  Paris. 
GroBbritannien  und  Irland:  English  Committee  (14  Mitglieder). 
Niederlande:  D.  F.  Scheurleer,    's   Gravenhage;    Dr.  M.  Seiffert, 
Berlin. 

(Vorbehaltlich  der  Best&tigung  durch  die  GeneralYersammlung,  aber  unter  Ermachtignng  zu 
weiteren  Schritten  der  Neukonstituieroag.) 

Zt-tU-    V-  Digitld  by  GoOgle 


198  Amtlicher  Teil. 

Osterreich:  Professor  Dr.  G.  Adler,  Wien. 
Schweiz:  Direktor  C.  H.  Richter,  Genf. 
Spanien:  Professor  F.  Pedrell,  Madrid. 

Antworten  blieben  aus  von  f olgenden  neun  Sektionen :  Belgien,  Dane- 
mark,  ElsaB-Lothringen,  Finnland,  Italien,  Ostasien,  RuBland,  Schweden, 
Vereinigte  Staaten  von  Nordamerika,  von  denen  einige  mit  Sicherheit 
iiberhaupt  nicht  konstituiert  sind,  wahrend  von  anderen  Naheres  nicht 
festzustellen  war.  Demnach  wtirden  nur  zustimmende  Erklarungen 
erfolgt  sein,  hatten  nicht  zwei  Vorstandsmitglieder  (einer  der  Vertreter 
von  Norddeutschland  und  einer  der  Vertreter  Italiens  in  Deutschland), 
die  in  anderer  Eigenschaft  als  Teilnehmer  an  der  Yersammlung  vom 
6.  Dezember  zugestimmt  hatten,  nachtraglich  aus  formellen  Griinden  ihre 
personliche  Zustimmung  zuriickgezogen. 

Durch  Annahme  der  neuen  Satzungen  sind  die  bisherigen  Statuten 
und  die  ihr  entgegenstehenden  Bestimmungen  der  Geschaftsordnung  auBer 
Kraft  gesetzt.  Zugleich  fallt  damit  die  bisherige  Geschaftsstelle  weg. 
Zuschriften  an  die  Internationale  Musikgesellschaft  sind  hinfort  je  nach 
Inhalt  an  die  unten  angefiihrten  geschaftfiihrenden  Mitglieder  des  Pre- 
sidiums und,  soweit  es  die  Redaktion  betrifft,  an  die  unten  genannten 
Redakteure  zu  richten.  Em  Abdruck  der  neuen  Satzungen  erfolgt  am 
FuBe  dieser  Bekanntmachung. 

II.  Wahlen. 

Auf  Grund  der  neuen  Satzungen  hatte  das  Presidium,  das  aus  den 
Vorstanden  der  Landessektionen  besteht,  laut  §  4  zu  seiner  Vertretung 
einen  Vorsitzenden,  einen  Schatzmeister  und  einen  Schriftfuhrer,  die  beiden 
letzteren  aus  seiner  Mitte  oder  aus  den  iibrigen  MitgUedern  der  IMG. 
zu  wahlen;  ebenso  laut  §  6  eine  dreigliedrige  Redaktionskommission. 

Mit  absoluter  Mehrheit  aller  Prasidialmitglieder  wurden  gewahlt: 

Presidium. 

Vorsitzender:    Professor  Dr.  Hermann  Kretzschmar  in  Leipzig. 
Schatzmeister:  Breitkopf  &  Hartel  in  Leipzig. 
Schriftfuhrer:    Dr.  Max  Seiffert  in  Berlin. 

Redaktionskommission. 

Professor  Dr.  Hermann  Kretzschmar  in  Leipzig. 
Professor  Dr.  Adolf  Sandberger  in  Mlinchen. 
Geheimrat  Professor  Dr.  Carl  Stumpf  in  Berlin. 

Die  Gewahlten  haben  die  Wahl  angenommen. 

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Amtlicher  TeiL  199 

III.  Ernennung  yon  Redaktenren. 

Die  Bedaktionskommis8ion  hat  laut  §  6  der  neuen  Satzungen 
die  Herren  Dr.  Max  Seiffert  in  Berlin  und  Dr.  Alfred  Heufi  in  Leipzig 
zu  Redaktenren  der  IMG.  ernannt. 

IT.  Mitgliederyerzeiehnis. 

Das  sechste  Mitgliederyerzeiehnis  der  International  Mnsikgesellschaft 
wird  demnachst,  dem  gegenwartigen  Stande  entsprechend,  veroffentlicht. 
Verzeichnisse  der  Vorstande  der  Sektionen  und  Ortsgruppen,  sowie  der 
auslandischen  korrespondierenden  Mitglieder  werden  jeweilig  nach  fort- 
schreitender  Reorganisation  der  IMG.  folgen. 

V.  Hauptyersammlung. 

Der  unterzeichnete  Vorsitzende  wird  dem  Prasidium  vorschlagen,  nach 
erfolgter  Ordnung  der  Dinge  im  Herbst  dieses  Jahres  eine  Hauptyersamm- 
lung oder  einen  internationalen  KongreB  in  Leipzig  einzuberufen,  der 
dem  Berichte  iiber  die  erfolgten  Arbeiten  zur  Reorganisation  der  IMG., 
sowie  Antragen,  Vortragen  und  Verhandlungen  gewidmet  sein  wird, 
Voraussichtlich  wird  zu  dieser  Zeit  Gelegenheit  gegeben  werden,  den 
Mitgliedern  selten  gehorte  Werke  Johann  Sebastian  Bach's  und  seiner 
Zeitgenossen  vorzufuhren. 

Leipzig,  20.  Februar  1904. 

Dr.  H.  Kretzschmar, 

Voreitzender  des  Presidiums  der  IMG. 


Satznngen 

der 

Internationalen  Musikgesellschaft. 

1.  Zweck. 

Der  Zweck  der  IMG.  ist,  der  musikwissenschaftlichen  Eorschung  und 
damit  der  Vertiefung  des  musikalischen  Lebens  durch  Austausch  der 
wissenschaftlichen  Errungenschaften  im  internationalen  Verkehre  zu  dienen. 
Sie  schlieBt  zu  diesem  Ziele  die  Vertreter  und  Freunde  der  Musik- 
wissenschaft  in  festen  Verbanden  zusammen. 

2.  Mittel  zur  DurcbfBhrung  des  Gesellschaftszweckes. 

Zur  Durchfiihrung  des  Zweckes  der  IMG.  dienen: 

A.  Publikationen, 

B.  Versammlungen. 

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200  Amtlicher  Teil. 

Die  Publikationen  sind: 

1)  Die  Vierteljahrsschrift  der  Sammelbande,  die  flir  Arbeiten  streng 
wissenschaftlichen  Inhaltes  bestimmt  ist, 

2)  die  Monatshefte  der  Zeitschrift,  die  iiber  das  Vereinsleben  der 
IMG.  und  die  Fortschritte  der  Musikwissenschaft  und  deren  Einwirkung 
auf  das  Musikleben  der  Gegenwart  zu  berichten  haben,  ohne  mit  den 
bestehenden  Musikzeitschriften  in  Wettbewerb  zu  treten,  und 

3)  die  zwanglosen  selbstandigen  Beihefte,  die  groBere  Monographien 
bringen. 

Versammlungen  bestehen  aus  Ortsversammlungen  und  allgemeinen 
Kongressen. 

3.  Organisation. 

Die  IMG.  beruht  auf  dem  Zusammenschlusse  von  Ortsgruppen  und 
Landessektionen.  Sie  ist  berecbtigt,  mit  Vereinigungen,  die  ahnlichen 
Bestrebungen  dienen,  in  ein  freies  Kartellverhaltnis  zu  treten.  Orts- 
gruppen und  Landessektionen  regeln  ihre  Tatigkeit  und  Verwaltung 
selbstandig.  Alle  Inhaber  von  Vereinsamtern  werden  auf  hochstens  je 
zwei  Jahre  gewahlt.     Wiederwahl  ist  zulassig. 

4.  Prasidium. 

Die  IMG.  wird  von  einem  Prasidium  geleitet,  das  aus  den  Vorstanden 
der  Landessektionen  bestebt.  Das  Prasidium  hat  die  Oberaufsicbt  iiber 
die  gesamte  Tatigkeit  der  IMG.,  insbesondere  iiber  Publikationen  und 
Kongresse.  Das  Prasidium  wahlt  zu  seiner  Vertretung  einen  Vorsitzenden, 
einen  Schatzmeister  und  einen  Schriftfiihrer,  die  beiden  letzteren  aus 
seiner  Mitte  oder  aus  den  ubrigen  Mitgliedern  der  IMG.,  die  durch  diese 
Wahl  Mitglieder  des  Presidiums  werden. 

5.  Gesch&ftsordnnng. 

Der  Vorsitzende  halt  die  Prasidialmitglieder  iiber  alle  Angelegenheiten 
der  IMG.  auf  dem  Laufenden  und  entscheidet  dringliche  Falle  selbstandig. 
Sitzungen  des  Presidiums  sind  bei  den  Kongressen,  tunlichst  alle  zwei 
Jahre,  abzuhalten.  Der  Schriftfiihrer  hat  die  Beschliisse  des  Prasidiums 
auszufiihren.  Der  Schatzmeister  legt  dem  Prasidium  alljahrlichRechnungab. 

Das  Prasidium  setzt  flir  seine  Tatigkeit  eine  Geschaftsordnung  fest 
und  gibt  sie  bekannt. 

6.  Publikationen. 

Als  Herausgeber  der  Sammelbande,  der  Zeitschrift  und  der  Beihefte 
zeichnet  die  IMG.  Das  Prasidium  wahlt  eine  dreigliedrige  Redaktions- 
kommission.  Diese  ernennt  einen  oder  mehrere  Redakteure,  die  ihr  fiir 
die  Redaktion8fuhrung  verantwortlich  sind  und  auf  dem  Titel  der  Sammel- 
bande und  der  Zeitschrift  als  solche  genannt  werden.  Die  Kommission 
ist  Beschwerdeinstanz. 


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Amtlicher  Teil.  201 

7.  Versammlungen. 

Neben  den  Versammlungen  der  Ortsgruppen  und  Landessektionen 
werden  alle  Mitglieder  der  IMG.  vom  Prasidium  zu  Hauptversammlungen 
oder  Kongressen  einberufen.  Sie  sind  Antragen,  Vortragen  und  Ver- 
handlungen  in  erster  Linie  gewidmet;  es  konnen  aber  auch  Auffiihrungen 
alter  Tonwerke  oder  solcher  aus  neuer  Zeit,  sofern  sie  musikwissenschaft- 
liches  Interesse  bieten,  damit  verbunden  werden.  Die  Einberufung  dieser 
Versammlungen  oder  Kongresse  ist  dem  Prasidium  anheimgegeben,  doch 
sollen  sie  moglichst  alle  drei  Jahre  stattfinden. 

8.  Stimmrectat. 

Bei  alien  Allgemeinbeschliissen  steht  den  Mitgliedern  des  Prasidiums, 
sowie  den  Delegierten  derjenigen  Ortsgruppen,  die  mindestens  sieben  voll- 
berechtigte  Mitglieder  z&hlen,  je  eine  Stimme  zu.  Ebenso  steht  je  eine 
Stimme  den  Delegierten  von  sieben  auBerhalb  von  Ortsgruppen  stehenden 
Mitgliedern  zu. 

9.  Mitgliedsebaft. 

Der  IMG.  kann  jedermann  beitreten,  der  sich  als  Mitglied  meldet. 
Die  vollberechtigten  Mitglieder  der  IMG.  haben  auf  Teilnahme  an  alien 
Veranstaltungen  der  IMG.  Anspruch.  Sie  haben  bei  einem  Jahresbeitrage 
von  Jt  20, —  das  Recht  auf  unentgeltliche  Lieferung  der  »Sammelbande« 
und  der  »Zeitschrift«,  sowie  auf  Bezug  der  »Beihefte«  zu  ermaBigtem 
Preise.  Die  Ortsgruppen  und  Landessektionen  konnen  neben  solchen 
Mitgliedern,  die  zugleich  vollberechtigte  Mitglieder  der  IMG.  sind,  auch 
andere  Mitglieder  haben,  tiber  deren  Einreihung  in  die  Ortsgruppe  oder 
Sektion  deren  Satzungen  entscheiden.  Diese  Mitglieder  sind  nicht  wahl- 
bar  zu  den  Amtern  der  Zentralverwaltungen  der  IMG. 

10.  Satzung8&nderungen, 

Die  Satzungen  konnen  nur  auf  Antrag  des  Prasidiums  oder  dreier 
Landessektionen  von  einer  internationalen  Hauptversammlulig  mit  zwei- 
drittel  Stimmenmehrheit  der  anwesenden  Stimmberechtigten  abgeandert 
werden.  Der  Antrag  auf  Satzungsanderung  muB  mindestens  vier  Wochen 
vor  der  Hauptversammlung  eingereicht  werden. 

11.  Auflosung  der  Gesellschaft. 

Die  Auflosung  der  Gesellschaft  kann  nur  auf  Antrag  des  Prasidiums 
oder  dreier  Landessektionen  von  einer  internationalen  Hauptversammlung 
mit  dreiviertel  Stimmenmehrheit  der  anwesenden  Stimmberechtigten  be- 
schlossen  werden.  Bei  Antrag  auf  Auflosung  der  Gesellschaft  ist  friihestens 
binnen  vier  Wochen,  spatestens  binnen  drei  Monaten  zu  diesem  Zwecke 
eine  Hauptversammlung   einzuberufen.     Im  Falle   der  Auflosung  bleibt 

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202  Amtlicher  Teil. 

den  Ortsgruppen  und  Landessektionen  das  Verfiigungsrecht  iiber  ihr  Ver- 
mogen.  Uber  etwaiges  Gesamtvermogen  der  IMG.  ist  gleichzeitig  mit  der 
BeschluBfassung  iiber  die  Auflosung  der  IMG.  zu  einem  Zwecke  inter- 
nationaler  Musikforschung  zu  verfiigen. 


JProtokoll 

der  Versammlung  der  Vertreter  von  Ortsgruppen 

der 

Internationalen  Mnsikgesellschaft 

im  Deutschen  Reiche,  in  Osterreich  und  der  Schweiz. 

Sonntag,  den  6.  Dezember  1903,  Vorm.  10  Uhr, 

Leipzig,   DolzstraBe  1,  Deutsches  Buchgewerbehaus. 

Tagesordnung: 

1.  Ausbau  der  deutschen  Ortsgruppen. 

2.  Vorschlage  zu  Sektions-Satzungen  der  einzelnen  Lander  deutscher 
Sprache. 

3.  Vorschlage  fiir  die  Abgrenzung  des  Pflichtenverhaltnisses  zwischen 
Prasidium  und  Geschaftsfiihrung  und  fiir  die  Wahlbarkeit  der 
gescliaftsfiihrenden  Organe  auf  bestimmte  Zeit. 

Fer86nlioh  vertretene  Ortsgruppen: 

Berlin,  Major  Dr.  Korte. 

Frankfurt  a.  M.,  Dr.  Hohenemser. 

Leipzig,  Professor  Dr.  Priif  er. 

Wien,  Professor  Dr.  Adler,  zugleich  Vorsitzender  der  Sektion  Osterreich, 

Zentral-Gesohftftsstelle : 

Professor  Dr.  Fleischer,  Vorsitzender. 

Dr.  Oscar  v.  Hase  (Breitkopf  &  Hartel),  Schatzmeister. 

Fersonlich  anwesende  Mitglieder: 

Ortsgruppe  Berlin:  Oberbibliothekar  Dr.  Altmann,  Prof.  Schmidt, 
Dr.  Wolf. 

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Amtlicher  Teil.  203 

Ortsgruppe  Darmstadt:   Dr.  Nagel. 

»  Leipzig:     Kantor    Borchers,     Dr.    HeuB,     Professor 

Dr.  Koster,  Dr.  Schering,  Dr.  Schwartz,  Universi- 

tatsmusikdirektor  Zollner. 
Bitterfeld:  Kantor  Werner.  Halle  a.  S.:  Dr.  Abert. 

Dresden:  Buchmayer.  Weimar:  Hofkapellm.  Dr.  Obrist. 

Durch  Vollmaoht  ihre  Anschauungen  vertretende  Ortsgruppen: 
Basel,  Dr.  Nef:  Dr.  Abert. 

Bern,  Prof.  Dr.  Thiirlings:  Prof.  Dr.  Priifer. 

Breslau,  Prof.  Dr.  Siebs:  Prof.  Dr.  Priifer. 

Genf,  Musikdirektor  Bichter 

(zugL  Vora.  der  Sektion  Schweiz):  Prof.  Dr.  Priifer. 
Hamburg,  Prof.  E.  Krause:  Prof.  Dr.  Koster. 

Liibeck,  Prof.  Stiehl:  Prof.  Dr.  Kretzschmar  (nicht  zugegen). 

Entsohuldigt: 
Die  Ortsgruppen: 

Basel:  Dr.  Nef. 

Bern:  Professor  Dr.  Thiirlings. 

Bonn:  Dr.  Scheibler. 

Breslau:  Professor  Dr.  Siebs. 

Diisseldorf :  Dr.  Limbert,  Professor  Buths. 

Genf:  Direktor  Bichter. 

Hamburg:  Professor  Krause. 

Heidelberg:  Professor  Dr.  Wolfrum. 

Liibeck:  Professor  Stiehl. 

Munchen:  Dr.  Kroyer,  Exzellenz  v.  Perfall,  Dr.  Schulz. 

Stuttgart:  Professor  de  Lange. 

Winterthur:  Dr.  Radecke. 
An  andern  Orten:  Karlsruhe:  Professor  Ordenstein. 
Magdeburg:  Musikdirektor  Kauffmann.     Mannheim:  Direktor  Bopp. 
BegriiBungen  aus  andern  Landern: 

Paris:  Professor  Lussy,  unter  Ubersendung  seines  neuen  Werkes 
»Anacrouse«. 

Krakau:  Adolf  Chybinsky. 

Unterlagen  sur  Beratung: 

1.  Grundziige  fiir  Satzungen  der  IMG.  eingereicht  von  der  Ortsgruppe 
Leipzig,  versandt  am  6.  November  1903. 

2.  Abanderungsvorschlage  der  Ortsgruppen 

des  deutschen  Reiches: 

Heidelberg,  Professor  Dr.  Wolfrum; 

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204  Amtlicher  TeiL 

Osterreichs: 

Wien,  Professor  Dr.  Adler; 
der  Schweiz: 
Basel,  Dr.  Nef ; 

Bern,  Professor  Dr.  Thiirlings; 
Winterthur,  Dr.  Radecke. 
3.  Vereinfachter  Entwurf  von  »Satzungen  der  IMG.«  auf  Grund  der 
erfolgten    Abanderungsvorschlage   vorgelegt   von    der    Ortsgruppe 
Leipzig  am  6.  Dezember  1903. 

Vorsitz. 
Vom  Einberufer  Prof.  Dr.  Priifer,  Vorsitzendem  der  Ortsgruppe 
Leipzig  wird  der  Versammlung  als  Vorsitzender  der  Vertreter  der  Berliner 
Ortsgruppe  Major  Dr.  Korte  vorgeschlagen.  Da  dieser  auf  Annahme 
verzichtet,  wird  der  Vertreter  der  Wiener  Ortsgruppe  Prof.  Dr.  Adler 
zum  Vorsitzenden  der  Versammlung  gewahlt.  Er  beruft  Dr.  Schering 
von  der  Leipziger  Ortsgruppe  als  Schriftfiihrer. 

Geschaftsordnung. 

Der  Antrag  des  Major  Dr.  Korte,  daB  alle  anwesenden  Mitglieder 
der  IMG.  an  der  Beratung  teilnehmen  konnen,  aber  nur  die  zur  Ver- 
sammlung entsandten  Vertreter  derjenigen  Ortsgruppen,  die  alien  Voraus- 
setzungen  des  Statuts  und  der  Geschaftsordnung  der  IMG.  entsprechen, 
mit  je  einer  Stimme  zur  Abstimmung  uber  Punkte  der  Tagesordnung 
berechtigt  sind,  wird  mit  10  gegen  9  Stimmen  angenommen.  Die  Voll- 
machten  der  Ortsgruppen  Basel,  Bern,  Breslau,  Genf,  Hamburg  und 
Ltibeck,  die  einzelne  in  der  Versammlung  anwesende  Mitglieder  anderer 
Ortsgruppen  damit  betraut  haben,  sie  soweit  Stimmenvertretung  von  der 
Versammlung  als  zulassig  betrachtet  wird,  zu  vertreten,  werden  zur  Ver- 
lesung  gebracht. 

Es  wird  dabei  festgestellt,  daB  sie  die  von  der  Ortsgruppe  Leipzig 
vorgelegten  Grundzlige  von  Satzungen  der  IMG.  einschlieBlich  der- 
jenigen sachlichen  Abanderungen ,  uber  die  sich  die  Versammlung,  im 
Einverstandnis  mit  ihren  Vertretern,  zwecks  Vorlage  durch  den  deutechen 
Sektionsverband  an  das  Presidium  der  IMG.  einigt,  samtlich  gutheiBen. 
Von  der  Teilnahme  der  Vertreter  an  den  Abstimmungen  wird  abzusehen 
beschlossen. 

Herr  Major  Dr.  Korte  legt  sodann  eine  »Erklarung  zur  Geschafts- 
ordnung* vor,  nach  welcher  die  Beschliisse  der  Versammlung  als  Vor- 
schlage  anzusehen  und  der  Zentralgeschaftsstelle  zur  weiteren  Behand- 
lung  zu  iibergeben  seien,  um  einer  bis  zum  1.  Okt.  1904  nach  §  6  der 
Geschaftsordnung   einzuberufenden   internationalen    Generalversammlung 

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Amtlicher  Teil.  205 

vorgelegt  zu  werden.  Nachdem  die  Wichtigkeit  der  Verhandlung  und 
der  zum  AbschluB  drangenden  Fragen  von  alien  anerkannt  ist,  zieht 
Herr  Dr.  Korte  seinen  Antrag  zu  Gunsten  des  sp&ter  znm  BeschluB 
erhobenen  Antrages  zu  Punkt  3  der  Tagesordnung  zuriick. 

Dr.  von  Hase  geht  sodann  als  Referent  zur  Erlauterung  des  Satzungs- 
vorschlags  ttber,  worauf  die  Verlesung  des  neuen  Statutenentwurfs  erfolgt. 

Der  Vorsitzende,  Prof.  Adler,  eroffnet  die  Debatte  iiber  die  ein- 
zelnen  Punkte  dieses  neuvorgelegten  vereinfachten  Entwurfes. 

§  1.  Einstinimig  angenommen. 

§  2.  DerPassus  »ohne  mit  den  bestehenden  Musikzeitschriften  inWett- 
bewerb  zu  treten*  —  auf  die  >Zeitschrift  der  IMG.«  Bezug  nehmend  — 
wird  beanstandet.  Ln  Hinblick  auf  den  Urcharakter  der  Zeitschrift  als 
wissenschaftliches  Organ  wird  der  Zusatz  beibehalten  und  angenommen. 

Dr.  Hohenemsers  Antrag,  die  »Zeitschrift«  nicht  allein  (separat) 
fiir  M.  10. — )  abzugeben,  weil  alsdann  Abonnenten  fiir  die  Sammelbande 
(M.  20. — )  ausbleiben  wiirden,  wird  fiir  spater  zuriickgestellt. 

Die  iibrige  Fassung  von  §  2  angenommen. 

§  3.  Dr.  Korte  mochte  die  urspriingliche  Fassung  >Alle  Inhaber  von 
Vereinsamtern  werden  auf  zwei  Jahre  gewahlt*  durch  Zusatz  »hochstens 
zwei  Jahre «  erweitert  wissen.     Der  Antrag  wird  angenommen. 

§  4.  Von  mehreren  Seiten  wird  eine  genaue  Interpretation  des  Wortes 
»Landessektionen«  gewiinscht.     Die  Erklarung  unterbleibt  vorlaufig. 

Prof.  Fleischer  prazisiert  das  > Presidium <  als  ein  Ehrenamt  und 
halt  die  Beibehaltung  eines  »Schriftfiihrers«  nicht  fiir  ratsam,  da  eine 
Uberlastung  desselben  nicht  ausbleiben  wiirde.  Auch  mochte  er  das 
Presidium  nicht  in  Beschwerdesachen  hineingezogen  wissen. 

Dr-  von  Ha 8 e  glaubt  an  den  drei  Funktionaren:  Vorsitzender,  Schatz- 
meister,  Schriftfiihrer  festhalten  zu  miissen. 

Dr.  Altmann  schlagt  eine  Erweiterung  des  letzten  Passus  vor  durch 
Einfiigung  des  Satzes  >die  durch  diese  Wahl  Mitglieder  des  Presidiums 
werden «. 

Der  Vorschlag  wird  angenommen. 

§  5.  Der  Antrag  Dr.  Kortes,  statt  des  urspriinglichen  Wortes  »Pra- 
sident*  »Vorsitzende«  zu  setzen,  urn  MiBverstandnissen  zu  begegnen, 
wird  angenommen. 

Die  Einfiigung  des  Passus  »Der  Sitz  des  Prasidiums  ist  vorlaufig 
Berlin*  wird  gegen  1  Stimme  abgelehnt. 

§  6.  Absatz  1  und  2  angenommen. 

Dr.  Altmann  wiinscht  die  Einfiigung  >einen  oder  mehrerer  Redak- 
teure*.     Dieselbe  angenommen. 

|  7.  Angenommen. 

Neuer  §  8  der  Statuten  siehe  Verhandlung  iiber  §  10  derselben. 

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206  Amtlicher  Teil. 

§  8.  Angenommen.  [Wegen  des  gleichartigen  Gegenstandes  aber  bei 
formeller  Redaktion  als  letzter  Satz  an  §  5  angefugt.] 

§  9.  Kantor  Werner  beantragt,  aucb  solche  als  Mitglieder  der  IMG. 
aufzunehmen,  welche  nicht  Mitglieder  einer  Ortsgruppe  sind.  Die  von 
einigen  befiirwortete  »Anmeldung«  derselben  beim  Schatzmeister  nicht 
angenommen.     Die  urspriingliche  Fassung  wird  beibehalten. 

Dr.  Altmann  beantragt  Streichung  des  bereits  friiher  beanstandeten 
Passus,  dafl  die  »Zeitschrift«  separat  fur  M.  10. —  an  Mitglieder  ab- 
gegeben  werde.  Dr.  Hobenemser  stimmt  dem  bei.  Dr.  Altmann  fixiert 
seinen  Antrag  in  die  Worte  >Sie  haben  bei  einem  Jahresbeitrage  yon 
M.  20. —  das  Recht  auf  unentgeltlicbe  Lieferung  der  »Sammelbande«  und 
der  >Zeitschrift«,  sowie  auf  Bezug  der  >Beihefte«  zu  ermaBigten  Preisen*. 

Der  Antrag  wird  angenommen. 

§  10.  Dr.  Korte  beantragt  Erklarung  des  Begriffs  »Stimmrecht< 
innerhalb  der  Organisation. 

Die  Stimmberechtigung  jedes  einzelnen  Mitglieds  wird  zuriickge- 
wiesen  mit  Rucksicht  auf  internationale  Kongresse,  in  denen  das  Aus- 
land  jedesmal  uberstimmt  werden  wlirde. 

Der  Antrag,  die  Ortsgruppenvorstande  all e in  als  stimmberechtigt 
zuzulassen,  wird  angenommen. 

Daraufhin  wiinscht  Dr.  Korte  die  Aufnabme  eines  §  8  als  »Stimm- 
recht«.  Derselbe  wird  in  der  vorliegenden  Fassung  der  Statuten  an- 
genommen. 

§  11.  Angenommen. 

Nach  AbschluB  der  Debatte  iiber  den  Statutenentwurf,  werden  noch 
3  friihere  Antiilge  aufgenommen,  die  samtlich  dieselbe  Frage  beantwortet 
wunschen:  Wann  treten  die  vorliegenden  Statuten  in  Kraft?  1st  ein 
Aufschubtermin  angebracht? 

Dr.  von  Hase  spricht  im  Interesse  des  Wiedereintritts  der  ausge- 
schiedenen  Sektionsmitglieder  fiir  sofortiges  Inkrafttreten. 

Da  auch  der  Vorsitzende  nacbweist,  daB  weder  juristische  noch 
formale  Bedenken  dem  entgegenstehen ,  wird  der  diesbeziiglicbe  Antrag 
Dr.  von  Hases  zu  Punkt  3  der  Tagesordnung  angenommen.  (Siehe  unten.) 

Die  Punkte  1  u.  2  der  Vorschlage  zur  Tagesordnung  werden  einstimmig 
angenommen,  so  daB  die 

Beschliisse  der  Vertreter  der  stimmberechtigten  Ortsgrnppen 
laut  Abstimmung  sich  gestalteten  wie  folgt: 
Punkt  1  der  Tagesordnung: 

Die  Versammlung  beschlieBt  auf  Grund  von  §  3b  der  Statuten  der 
IMG.,  wonacb  den  Ortsgruppen  Organisation  und  Verwaltung  selbst 
uberlassen  bleibt,  mithin  auch  das  Recht,  sich  untereinander  iiber  Fragen 
ihrer  Organisation  und  Verwaltung  zu  verstandigen, 

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Amtiicher  Teil.  207 

a)  authentische  Auskunft  liber  Bestand  und  Organisation  der  deutschen 
Ortsgruppen  zu  beschaffen, 

b)  den  inneren  Ausbau  und  die  Vermehrung  der  deutschen  Orts- 
gruppen anzustreben. 

Punkt  2  der  Tagesordnung: 
Die  Versammlung  beschlieBt,  da  laut  §  2  Absatz  2  der  Gesch&fts- 
ordnung  die  Ortsgruppen  verbunden  sind,  Statuten  und  Beschliisse  (An- 
trage,  Wiinsche,  Beschwerden  usw.)  und  ihren  Personenstand  (Namen  und 
Adressen  der  Mitglieder)  dem  Sektionsvorstande  ihres  Landes  mitzuteilen, 
auch  ihrerseits 

a)  authentische  Auskunft  iiber  Statuten,  Beschliisse  und  Personen- 
stand der  deutschen  Landessektionen  zu  beschaffen, 

b)  zu  Vorschlagen  fur  Neuwahl  von  Vorstanden  von  Landessektionen 
seitens  ihrer  Organe  der  Ortsgruppen  anzuregen. 

Punkt  3  der  Tagesordnung: 
Die  Versammlung  heiBt,  da  jeder  der  in  ihr  vertretenen  Ortsgruppen 
laut  §  3b  der  Statuten  der  IMG.  eine  Stimme  bei  alien  Gemein- 
beschliissen  der  IMG.  gebiihrt,  die  von  der  Ortsgruppe  Leipzig  vor- 
gelegten  >  Satzungen  der  IMG.«  mit  den  aus  dem  Verhandlungsprotokoll 
ersichtlichen  Anderungen  gut;  sie  ersucht  die  Zentral-Geschaftsstelle, 
zunachst  die  Vorstande  der  deutschen  Landessektionen  um  schriftliche 
Annahme  dieser  Satzungen  fiir  den  Bereich  des  deutschen  Sektions- 
verbandes  zu  bitten,  dafern  aber  dem  Schwierigkeiten  entgegenstehen, 
eine  innerhalb  der  Weihnachtsferien  abzuhaltende  Hauptversammlung 
der  gesamten  deutschen  Landessektionen  zuziiglich  der  von  Osterreich 
und  der  Schweiz  zu  diesem  Zwecke  einzuberufen.  Weiter  ersucht  sie  die 
Geschaftsstelle,  die  neuen  Satzungen  nach  Annahme  im  Ursprungslande 
den  Mitgliedern  des  Presidiums  der  IMG.  zwecks  schriftlicher  BeschluB- 
fassung,  im  Falle  sich  ergebender  Schwierigkeiten  aber  einer  in  Deutsch- 
land  einzuberufenden  internationalen  Generalversammlung  vorzulegen. 

Einmiitige  Beschliisse  der  versammelten  Mitglieder: 

1.  Die  Versammlung  bittet  Herrn  Professor  Dr.  Hermann  Kretzschmar, 
friiheren  Vorsitzenden  der  Ortsgruppe  Leipzig  und  bis  vor  kurzem  der 
Sektion  Sachsen  der  IMG.,  wieder  in  die  IMG.  einzutreten,  die  von  der 
Ortsgruppe  Leipzig  und  von  Dresden  vorgeschlagene  Wiederwahl  als 
Vorsitzetoder  der  Sektion  Sachsen  anzunehmen,  den  wiederhergestellten 
Voratand  des  deutschen  Sektionsverbandes  durch  Annahme  der  Wahl  als 
dessen  Vorsteher  neu  zu  konstituieren  und  fiir  die  gewiinschte  Neugestal- 
tung  der  Statuten  der  IMG.  einzutreten. 

Die  Versammlung  stellt  die  gleiche  Bitte  wegen  Wiedereintritts  und 
Wiederaufnahme  des  friiheren   Sektionsamtes    an  die   andern,  mit  ihm 

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208  Chrysander  iiber  Wagner's  Tannhauser. 

zugleich  ausgetretenen  Vorstandsmitglieder  deutscher  Landessektionen: 
Herrn  Wirkl.  Geh.  Eat  Dr.  R.  Freiherr  von  Liliencron,  Prof.  Dr.  A.  Sand- 
berger,  Prof.  Dr.  Spitta,  Prof.  Dr.  C.  Stumpf  und  Prof.  Dr.  Ph.  Wolfram. 

2.  Die  Versammlung  nimmt  die  von  Professor  Schmidt  angeregte  An- 
erkennung  der  Leistungen  des  Griinders  der  IMG.  und  Vorsitzenden  der 
Central-GeschaftssteUe,  Prof.  Dr.  0.  Fleischer,  auf  Antrag  Dr.  v.  Hases 
ihrerseits  auf  und  spricht  ihm  ihren  Dank  f iir  die  bisher  im  Interesse  der 
IMG.  geleistete  groBe  Miihewaltung  aus. 

3.  Desgleichen  spricht  die  Versammlung  auf  Antrag  Prof.  Dr.  Priifers 
dem  Vorsitzenden  Prof.  Dr.  Adler  und  Dr.  Oscar  von  Hase  den  Dank  aus. 

Hierauf  wird  die  Versammlung  geschlossen. 


Anlage:  Entwurf  der  Satzungen  der  Internationalen  Musik-Gesellschaft 
mit  den  von  der  Versammlung  gutgeheiBenen  Anderungen. 

Dr.  A.  Sobering,  Schriftfuhrer. 

Chrysander  iiber  Wagner's  Tannhauser. 

Am  26.  Januar  1852  wurde  Richard  Wagner's  Tannhauser  zum  ersten 
Male  am  Hoftheater  in  Schwerin  gegehen,  Gl/A  Jahre  nach  seiner  Dresdener 
Erstaufftthrung.  Friedrich  Chrysander,  damals  ein  junger  Mann  von  25  Jah- 
ren,  versuchte  wie  Jedermann  der  fur  ihn  wie  fur  seine  Umgebung  neuen 
Erscheinung  gegeniiber  Stellung  zu  nehmen  und  legte  das  gewonnene  Urteil 
in  einer  Reihe  von  sechs  Aufsatzen  im  Schweriner  »Norddeutschen  Corre- 
spondenten*  (Nr.  21 — 28)  nieder,  welche,  als  der  Ausdruck  eines  unbefangen 
nach  Wahrheit  strebenden  Geistes  an  sich  schon  fiir  uns  interessant,  noch 
heute  ihren  Wert  nicht  verloren  haben.  Jedenfalls  rechtfertigt  manche  tref- 
fende  Bemerkung  die  Rettung  dieser  uns  von  Herrn  Professor  Dr.  Kretzsch- 
mar  freundlichst  zur  Verfiigung  gestellten  Aufsatze  aus  Vergessenheit. 

Die  Redaktion. 

Schwerin,  23.  Januar.  Die  am  nachsten  Montag  zur  Auffuhrung  kom- 
mende  Oper  Richard  Wagner's:  »  Tannhauser*  hat  die  Blicke  der  Kunst- 
freunde  auf  die  Schriften  dieses  Componisten  gewendet.  Wagner  hat  drei 
Werke  iiber  Musik  geschrieben,  deren  letztes  wohl  das  wichtigste  ist.  Es 
zerfallt  in  drei  Theile,  von  denen  der  erste:  Die  Oper  und  das  Wesen  der 
Musik;  der  zweite:  Das  Schauspiel  und  das  Wesen  der  dramatischen  Dicht- 
kunst;  der  dritte:  Dichtkunst  und  Tonkunst,  im  Drama  der  Zukunft,  be- 
handelt.  Er  beweist  in  diesem  Werke,  daB  die  Oper  ein  Irrthum  sei,  weil 
in  diesem  Kunstgenre  ein  Mittel  des  Ausdruckes  (die  Musik)  zum  Zweck, 
der  Zweck  des  Ausdruckes  (das  Drama)  aber  zum  Mittel  gemacht  ist.  Dieser 
Satz  ist  klar  genug,  und  es  kam  nur  darauf  an,  den  Muth  (und  die  Berech- 

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Chrysander  fiber  Wagner's  Tannhauser.  209 

tigung)  zu  haben,  ihn  auszusprechen,  da  er  iiber  die  jetzige  Oper  das  Todes- 
urtheil  fallt.  (Uebrigens  sagte  schon  Voltaire,  die  Oper  sei  em  Unding.) 
Aus  diesem  Satze  folgt  nun  schon  mit  einfacher  Consequenz,  was  Wagner 
unter  dem  Drama  der  Zukunft  versteht:  Das  Drama  in  seiner  hochsten  Voll^ 
enduDg,  das  die  Dichtkunst  gebaut  und  die  Tonkunst  mit  prachtvollen  Ge- 
malden  und  Arabesken  geschmiickt.  Geben  nun  auch  selbstredend  diese 
Schriften  indirect  Aufschlufi  iiber  die  Principien,  die  der  Verfasser  beimBau 
seiner  Oper  verfolgt  hat,  so  ist  er  doch  weit  davon  entfernt,  ja  er  verwahrt 
sich  ausdriicklich  dagegen,  als  wolle  er  in  irgend  einer  seiner  Opern  ein  sol- 
ches  Drama  der  Zukunft  geliefert  haben.  —  Was  den  >Tannhauser«  betrifft, 
so  ist  dessen  Text  etwas  ganz  anders,  als  die  Opern texte  gewohnlich  sind; 
e3  ist  eine  Dichtung.  —  Ob  diese  Oper  und  uberhaupt  Wagners  Musik  dem 
verwohnten  Publicum  schon  jetzt  gefallen  wird,  oder  nicht,  kann  natiirlich 
fiber  ihren  Werth  nicht  entscheiden,  da  jede  neue  Bichtung  sich  erst  Bahn 
brechen,  das  Publicum  erziehen  muB;  eben  so  wenig  kann  aber  auch  das  Ge- 
fallen oder  MiBfallen  der  executirenden  Musiker  und  Sanger  maBgebend  sein, 
denn  >die  Oper  der  Gegenwart«,  zu  denen  der  >  Tannhauser*  gehort,  — 
wenn  auch  schon  in  ihr  die  neuen  Wege  angebahnt  warden  —  hat  nur  den 
Zweck  des  Effects  auf  das  gebildete  Publicum.  —  Diese  Bemerkungen  haben 
keinen  anderen  Zweck,  als  auch  unserseits  auf  diese  hier  noch  neue  Oper  im 
Voraus  aufmerksam  zu  machen. 

Schwerin,  27.  Januar.  Montag:  Zum  ersten  Male:  Tannh'auser  u.  s.  w. 
Unter  Allen,  welche  versammelt  waren,  dieses  musikaHsche  Drama  zu  horen, 
durfte  keiner  vorhanden  sein,  dessen  Erwartungen  nicht  waren  erfullt,  ja  tiber- 
troffen  worden.  Einem  Tonwerke  von  so  entschieden  kiinstlerischer  Gestal- 
tung  konnten  die,  welche  es  schon  vor  der  Auffuhrung  genauer  angesehen 
hatten,  diesen  groBen  Erfolg  voraussagen.  Jetzt  schon  auf  das  Einzelne  na- 
her  einzugehen,  durfte  nicht  ersprieBlich  sein ;  denn  der  Eine  hat  dieses,  der 
Andere  Jenes  sich  erkiest;  was  den  Einen  entziickte,  ist  an  dem  Andern  un- 
bemerkbar  voriibergerauscht:  daher  solch'  Referat  vielen  diirftig  oder  einseitig 
erscheinen  wiirde.  Dagegen  wird  eine  ausfuhrliche  Erorterung,  welche  den 
Leser  in  den  Stand  setzt,  ohne  vielfache  Hiilfsmittel  iiber  das  Wesen  der 
dramatischen  Musik  R.  Wagner's  sich  klar  zu  werden,  vielleicht  nicht  ohne 
Nutzen  sein;  wir  behalten  uns  daher  vor,  in  diesem  Sinne  auf  B,.  Wagner 
und  seine  Oper  nachstens  zuruckzukommen.  Hinsichtlich  der  AuflFiihrung 
soil  aber  gern  noch  bemerkt  werden,  dafi  die  Sanger  und  Sangerinnen,  wie 
das  Orchester  insgesammt,  durch  ihre  unverdrossene  Miihe  und  Hingabe  an 
dieses  Werk  auf  den  Dank  des  Publicums  vollen  Anspruch  haben.  Auch 
an  ihnen  war  der  Hauch  eines  reinen  Geistes  zu  spiiren.  Moge  man  diese 
Bahn  einhalten,  auf  ihr  allein  kann  das  Unlebendige  der  Manier,  wie  das 
Sprode  der  Ungeiibtheit  uberwunden  werden;  sie  allein  fuhrt  zu  wahren  Er- 
fojgen! 

Schwerin,  29.  Januar.  *  Tannhauser «  und  Richard  Wagner.  Schon  am 
Mittwoch,  den  28.  wurde  die  Oper  wiederholt;  daher  diirfen  wir  in  der  Er- 
fullung  des  gegebenen  Versprechens  uns  wohl  auch  nicht  saumig  finden  lassen. 
Der  laute  Beifall  gab  Kunde  von  dem  groBen  Eindruck,  welchen  sie  auf  das 
voDe  Haus  machte,  besonders  durch  den  zweiten  Act.  Dieser  ist  auch  so 
ganz  und  gar  aus  einem  Gusse,  von  einer  Einheit  und  Abrundung  in  Wort, 
Ton  und  Handlung,  die  Jedem  auch  beim  ersten  Anhoren  vollkommen  klar 
wird.  Aber  daB  auch  die  hohere  Einheit  im  Ganzen  nicht  fehle,  davon  kann 
man  sich  gar  bald  uberzeugen. 

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210  Chrysander  tiber  Wagner's  Tannhauser. 

Solche  Einheit  erhalt  die  Oper,  soil  sie  wirklich  ein  musikalisches  Drama 
sein,  nur  durch  eine  Handlung,  die,  fern  von  aller  Willktir,  nach  innerer 
Nothwendigkeit  ihrem  Ende  sich  zubewegt.  Dieser  Einheit  der  Handlung 
entspricht,  als  ihr  naturlicher  Ausdruck,  die  Verbindung  der  musikalischeu 
Formen.  Ware  eine  geschickte  Verkntipfung  musikalischer  Formen  an  sich 
schon  ausreichend,  dann  hatten  wir  viele  Opera,  die  » musikalisches  Drama « 
genannt  zu  werden  verdienten;  aber  viele  verdecken  nur  den  rechten  Grand 
und  Boden  des  Dramas  durch  die  liebliche  Htille  der .  Tonfiguren  und  leben 
in  Wahrheit  von  Schein  und  Tauschung.  Die  Handlung  ist  und  bleibt  allein 
der  vernunftige,  ursachliche  Grund  alles  dessen,  was  den  Inhalt  eines  Dramas 
bildet.  Wie  ist  denn  Handlung  und  Musik  im  Tannhauser  und  in  welchem 
Verhaltnisse  8 1 eh  en  sie  zu  einander? 

Tannhauser,  der  im  hitzigen  Sangerkampfe  nicht  Lob  der  Menge,  aber 
das  Herz  der  frommen  Elisabeth  sich  errungen,  entfernt  sich  aus  Uebermuth 
und  Verstimmung  von  Graf  Hermanns  gastlichem  Hofe,  und  wird  durch  sinn- 
liches  Geliiste  der  Venus  zugefuhrt.  Was  ihn  von  ihr  forttreibt,  was  ihn  er- 
lost  und  ihn  in  das  fruhere  Leben  zuruckfuhrt,  ist  nicht  Langeweile  und 
Scham  in  der  gottlichen  Sclaverei  (»bei  Dir  kann  ich  nur  Sclave  werden  —  nach 
Freiheit  dtirstet's  mich*),  denn  so  etwas  fuhrt  noch  nicht  aus  dem  Laster- 
leben  heraus,  sondern  das  Ergreifen  des  Heiligen  (>mein  Heil  ruht  in  Ma- 
ria!*). Aber  auf  diesem  Wege  geht  der  Held  nicht  fort;  die  heftige  Regung 
zur  BuBe  (»Ach  schwer  driickt  mich  der  Stinden  Last*)  geht  bald  spurlos 
voriiber,  eben  weil  er  so,  wie  er  war,  den  friiheren  Genossen  und  gar 
der  reinen  Elisabeth  so  wohl  gefallt.  Er  bleibt  daher  der  Alte,  nur  berei- 
chert  durch  das  BewuBtsein  von  der  Gluth  (» Wahrheit*,  wie  er  singt)  sinn- 
licher  Liebe;  und  nur  zu  sehr  erfullt  er  im  Rausche,  was  er  im  Rausche 
gelobt: 

>Stets  soil  nur  dir,  nur  dir  mein  Lied  ertSnen! 
Gesungen  laut  sei  nur  dein  Preis  von  mir! 
Dein  siisser  Reiz  ist  Quelle  alles  Schon  en, 
Und  jedes  holde  Wunder  stammt  von  Dir. 
Die  Gluth,  die  Du  mir  in  das  Herz  gegossen, 
Als  Flamme  lodre  hell  sie  Dir  allein! 
Ja,  gegen  alle  Welt  will  unverdrossen 
Fortan  ich  nur  Dein  kuhner  Streiter  sein!« 

Hierdurch  fuhrt  er  das  traurige  Ende,  nicht  das  des  Sangerkampfes  allein, 
sondern  auch  das  der  Elisabeth  herbei.  Diese,  die  ihn  »liebte  tief  im  Gemiithe* 
und  dem  Lieblinge  unbefangen  zustimmte,  weil  sie  sich  in  der  Liebe  des  Leides 
nicht  versah,  war  zerknickt  gebrochen,  als  er  seine  Versunkenheit  jubelnd 
enthtillte;  und  da  die  Kirche  nicht  vergab,  nicht  vergeben  konnte  —  denn 
bei  katholischer  d.  i.  richterlicher  Absolution  muB  eine  GrSnze  stattfinden  — 
und  wenn  die  Natur  ihrer  Liebe  seine  Seele  retten  wollte  und  konnte,  so 
muBte  sie  zeitlich  untergehen,  denn  nur  eine  Heilige  kann  von  Gottes  Throne 
ein  Orakel  holen,  welches  das  des  Mannes  in  Rom  aufwiegt.  Und  Tann- 
hauser stirbt,  denn  in  dem  wunderbaren  Zusammentreffen  seiner  versuchten 
Riickkehr  zur  Venus  mit  Elisabeths  Verklarung,  ist  es  der  letzte  Lebens- 
funke,  welcher  aus  ihm  ruft:     » heilige  Elisabeth  bitte  fur  mich*. 

Dieser  Fortgang  und  SchluB  der  Handlung  ist  also,  das  zeigt  schon 
diese  kurze  Uebersicht,  vollkommen  wahr  und  nattirlich  und  wtirde  mit  Un- 


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Phrysander  fiber  Wagner's  Tannbauser.  211 

recht  getadelt  werden.  DaB  derselbe  ideale  Inhalt  einen  andern  Verlauf  neb- 
men  kdnnte,  soil  keineswegs  bestritten  werden;  aber  hier  kommt  es  nur  da- 
rauf  an,  nachzuweisen,  dafi  unter  den  yon  der  Sage  gegebenen  Bedingungen 
die  Handlung  innerlicb  widersprucbslos  sei. 

Alles  weitere  fallt  der  dicbteriscb  musikaliscben  Tbatigkeit  anheim;  und 
es  ist  daher  nun  weiter  zu  seben,  was  im  Einzelnen  das  Ganze  und  welcb' 
hoheres  Ganze  durcb  dieses  Einzelne  geworden  ist. 

II.  Die  Ouverture. 

Die  Ouverture  zum  Tannbauser  ist  ein  Spiegelbild  der  ganzen  Oper.  Die 
beiden  Grundmotive,  der  Pilger-  und  der  Venusgesang,  ldsen  einander  ab, 
and  zwar  so,  daB  die  einfacbe  Pilgerweise  zuerst  ertont,  obne  MiBlaut,  in  tiefer 
Rube,  wie  urn  anzudeuten,  eine  bimmliscbe  Kraft  tbrone  iiber  der  folgenden 
Yerwirrung,  diese  losend  und  beilend.  Hierauf  der  Venusgesang;  nacb  dessen 
rollendem  Verscbwinden  wieder  die  Pilgerweise  und  zwar  mit  all  der  Kraft 
and  Freudigkeit,  welcbe  ein  errungener  Sieg  verleibt.  Durcb  diese  einfacbe 
Gliederung  ist  das  Ganze  licbt  und  klar  und  von  ergreifender  Wirkung.  Eine 
kleine  Verriickung  wiirde  Vieles  verandern;  gesetzt,  die  Ouverture  ware  mebr 
nacb  dem  Gange  der  Handlung,  als  nacb  dem  Gedanken  der  Oper  gebildet  und 
beganne  demnacb  mit  der  Vorfubrung  des  Venuslebens,  so  wiirde  sie  sinnlos 
sein  und  zu  einem  reinen  Spectakelstiick  berabsinken. 

Trotz  dieser  vortrefflicben  Ordnung  bat  sicb  in  die  Ouverture  mancbes 
eingescblicben,  was  sie  Uberladen  macbt.  Die  Umgebung  des  Yenusgesanges 
hat  solcbe  Stellen',  mebr  nocb  der  Pilgergesang,  dessen  unaufborlicbe,  das 
Wanderleben  darstellende  Begleitung  fast  ein  Gewinsel  wird;  aucb  die  Vor- 
erinnerung  an  Boms  Festleben  konnte  uns  erspart  werden:  denn  durcb  die- 
ses Alles  geht  die  Ouverture  iiber  ibr  nattirlicbes  MaB  binaus.  Eine  Ouver- 
ture muB  sicb  darauf  bescbranken,  durcb  die  grSBtmSglicbe  Verdicbtung  der 
entsprecbenden  Tonfiguren  den  Hauptgedanken  rein  und  klar  abzubilden. 
Die  Breite  scbwacbt  den  Eindruck  des  folgenden  und  erweckt  bocbstens  ein 
von  dem  Ganzen  losgelostes  Bebagen  (in  den  angemerkten  Stellen  dieser 
Ouvertiire  freilicb  nicbt,  denn  sie  sind  zufallig  sammtlicb  nicbt  glticklicb  erfun- 
den)  und  als  Beiwerk  wird  sie  durcbaus  unverstandlicb.  All  dies  gebort  in 
die  Oper  —  was  bliebe  dieser  sonst?  Die  Ouverture  ist  Prolog,  und,  wie 
dieser,  dann  am  berrlicbsten,  wenn  sie  das  Bevorstebende  in  groBter  Allge- 
meinbeit  und  zugleicb  in  vollster  Kraft  und  GewiBbeit  vorscbauend  verkiindet. 
Doch  zur  Oper  selbst! 

Der  erste  Act. 

Scene  1  und  2:  Tannbauser  im  Venusberg.  Eine  biibscb  decorirte  Wob- 
nung,  in  der  es  recbt  gemiitblicb,  nur  ein  wenig  kindiscb  berzugeben  scbeint. 
Es  wird  gesprungen  und  getanzt,  zum  Gliick  wenig  und  einfacb,  und  von 
Siren  en  gesungen,  freilicb  anders  als  Odysseus  muB  gebort  baben,  in  scbarf- 
sten  Dissonanzen,  die  vom  Componisten  gewollt,  nicbt  durcb  falscben  Ge- 
sang  bervorgebracbt  sind,  wie  viele  der  Horer  werden  geglaubt  baben.  Mir 
ist  nicbt  recbt  einleucbtend,  warum  diese  MiBtone:  etwa,  weil  die  Harmonie 
griechiscben  Lebens  uns  Cbristen  zur  Disbarmonie  geworden  ?  Das  ware  bei 
dieser  wenig  bedeutenden  Kleinigkeit  docb  sebr  gesucbt;  ein  vollbarmoniscber 
Gesang  ware  uns  bier  wobl  besser  bekommen. 

Im  Ganzen   wird   die   Musik   dieser  Yenusscenen   nicbt   beberrscbt  von 


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212  "Chrysander  iiber  "Wagner's  Tannhauser* 

einer  sinnlichen  Ftille  und  einer  das  Ganze  durchdringenden  Grundstimmung, 
die  tins  mit  unabweisbarer  Gewalt  dies  reizende  und  teuflische  Wesen  nahe 
br&chte.  Man  vernimmt  ein  Sumsen,  Scbwirren  und  Tonen,  das  vollkommen 
an  seinem  Orte  sein  konnte,  wenn  der  Ton  eitler  und  doch  so  fessebider 
Wonnen  es  erzeugte  und  trtige.  Den  rechten  Ton  zu  treffen,  hat  in  einem 
nicbt  menscblichen  Kreise  freilich  seine  grofien  Schwierigkeiten,  aber  unfiber- 
windlich  sind  sie  scbon  defiwegen  nicht,  weil  der  In  halt  des  hier  vorhandenen 
Lebens  bestimmt  angegeben  werden  kann.  Jetzt  bietet  das  Ganze  nur  eine 
Ftille  von  unleugbar  schonen  Einzelheiten,  unter  denen  das  von  Tannhauser 
zum  Preise  der  Venus  gesungene  Lied  obenansteht.  Diese  Eigenschaft  der 
Composition  bereitet  den  Darstellern  grofie  Schwierigkeiten ;  und  daher  kam 
es,  dafi  bei  der  Auffuhrung  in  diesen  Scenen  nieht  die  Einheit,  die  Zusam- 
menstimmung  bemerkbar  war,  welche  sonst  fast  uberall  hervortrat.  Mad.  Moritz 
that  freilich  ihr  Moglichstes,  um  die  Vorgange  als  naturlich  erscheinen  zu 
lassen;  aber  es  war  an  sich  schon  zu  bedauern,  dafi  diese  zarte  Frau  geno- 
thigt  war,  ihr  so  sehr  anders  geartetes  Wesen  kunstlerisch  in  das  der  Venus 
umzusetzen,  und  durch  den  angedeuteten  Mangel  der  Composition  wird  sie 
sich  ihre  Aufgabe  nicht  haben  vollkommen  klar  machen  konnen.  In  groBe- 
rem  Mafie  gilt  dies  von  Herrn  Young:  er  hatte  mit  der  Gottin  traulicher 
umgehen  mtissen,  war  er  doch  bereits  ein  Jahr  bei  ihr,  und  dann  wiederum 
mannlicher  auffereten,  wie  sollte  ihm  sonst  Maria  helfen!  Sanger  und  Sange- 
rinnen  mtissen  sich  verstehen:  es  ist  doch  mancher  Wink  in  den  Orchester- 
satzen,  der  sie  einander  naher  fuhren  konnte.  Wollte  Herr  Young  diesen 
Theil  seiner  Roile  genau  wieder  durchgehen,  mochte  er  vielleicht  dahin  kom- 
men,  ihn  ebenso  trefflich  zu  spielen,  als  die  grofie  Scene  des  letzten  Actes; 
er  mtifite  dann  besonders  auf  die  feinen  Andeutungen  des  Orchesters  achteu. 
3.  Scene:  auf  Tannhausers  Ruf:  »mein  Heil  ruht  in  Maria !«  ist  Frau 
Venus  mit  ihrer  Herrlichkeit  versunken;  der  Held  befindet  sich  im  Freien 
in  der  Nahe  der  Wartburg,  erschreckt  und  erschopft  sinkt  er  hin.  Siehe  da 
steht  ein  Hirt  und  singt: 

Frau  Holda  kam  aus  dem  Berg  hervor, 
Zu  ziehen  durch  Fluren  und  Auen; 
Gar  stifien  Klang  vernahm  da  mein  Ohr, 
Mein  Auge  begehrte  zu  schauen. 
Da  traumt  ich  manchen  holden  Traum, 
Und  als  mein  Aug'  erschlossen  kaum, 
Da  strahlte  warm  die  Sonnen, 
Der  Mai,  der  Mai  war  kommen. 
Nun  spiel  ich  lustig  die  Schalmei: 
Der  Mai  ist  da,  der  liebe  Mai. 

ein  Lied,  poetisch  und  musikalisch  gleich  schon,  und  an  diesem  Orte  noch 
besonders  dadurch  bedeutsam,  dafi  es  uns  zeigt,  wie  in  einem  harmlos  from- 
men  Gemuthe  Frau  Holda  und  Rom  sehr  wohl  sich  vertragen.  Der  Hirt 
leitet  ungezwungen  auf  den  Gesang  der  Pilger  tiber  —  nur  mufi,  um  eine 
Klein igkeit  zu  bemerken,  das  Spiel  der  Schalmei  ein-  hochstens  zweimal  die 
Pausen  des  Pilgergesanges  ftillen,  dann  aber  verstummen,  denn  der  Hirt  muB 
nun  schon  den  Gesang  erkannt  haben  — ,  und  bildet  einen  schdnen  G^gen- 
satz  zu  Tannhauser. 

Der  Gesang  der  Pilger  ist  rein  kirchlich,  auch  kein  Ton    ist   darin,   der 


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Ohrysander  fiber  Wagner's  Tannh'auser.  213 

das  Gefahl  zu  verletzen  fahig  ware.  Es  wird  der  bleibende  Vorzttg  und  die 
Bedeutung  dieses  Tonwerkes  sein,  Reines  und  VoUendetes  geschaffen  zu  haben 
auf  einem  Gebiete,  welches  durch  die  Oper  nach  Mozart  so  sehr  verunehrt 
ist:  auf  dem  religiosen.  Hier  macht  Nichts  Effect  und  docb  wirkt  Alles  so 
tief  auf  jedes  unbefangene  Gemiith.  Das  ist  dramatische  Musik;  und  wenn 
diese  so  keuscb  auftritt,  wird  man  gewLB  nicht  daran  denken,  ibr  in  der  Re- 
ligion das  Tiefste  vorzuen  thai  ten.  —  AJs  die  Pilger  weiterziehen,  fallt  Tann- 
hauser ein  in  ihren  Gesang  und  zwar  in  die  Worte: 

Ach,  schwer  driickt  mich  der  Stinden  Last, 
Kann  langer  sie  nicht  mehr  ertragen; 
Drum  will  ich  auch  nicht  Ruh'  noch  Bast 
Und  wahle  gern  mir  Miih'  und  Flagen. 

Dies  ist  ergreifend  wahr,  es  ist  Uberhaupt  eine  der  schonsten  Stellen, 
deren  tiefe  Wahrheit  auf  die  HSrer  wohl  nicht  ganz  den  entsprechenden  Ein- 
druck  machte,  weil  sie  ohne  viel  Gerausch  kommt  und  voriibergeht.  Auch 
rein  musikalisch  ist  sie  unendlich  schStzenswert ;  diese  leicht  sangbare  Bewe- 
gung  von  E-  bis  B-moll  und  wieder  zuriick  verdient  die  hftchste  Bewunderung. 

4.  Scene.  Landgraf  Hermann  und  die  wohlbekannten  Hitter  treffen  den 
Tannhauser  im  stillen  Gebete.  Elisabeths  wegen  gibt  er  die  Pilgerfahrt  auf 
und  bleibt.  Der  Hauptglanz  fallt  in  dieser  Scene  auf  Wolfram's  Worte  an 
Tannh&user,  besonders  auf  diese: 

War's  £auber,  war  es  reine  Macht, 
Durch  die  solch  Wunder  du  vollbracht, 
An  Deinen  Sang  voll  Wonn'  und  Leid 
Gebannt  die  tugendreichste  Maid? 

Hier  besonders  offenbart  sich  uns  klar  eine  andere  Seite  der  Wagner- 
echen  Musik:  die  groAartige  Einfachheit.  In  ihr  ist  Melodie,  nicht  die  ver- 
blaBte,  aus  aller  Herren  Lander  miihsam  zusammengesuchte,  sondern  die  schone 
und  helle,  welche  in  voller  UrsprUnglichkeit  dahinflieBt.  Wagner  kennt  den 
»Wunderbrunnen«  der  Melodie;  wir  diirfen  hoffen,  er  werde  aus  ihm  noch 
viel  Frischres  schopfen : 

»denn  unversiegbar  ist  der  Brunnen*. 

Der  zweite  Act. 

1.  2.  3.  Scene:  Elisabeth  tritt  in  die  lange  gemiedene  Halle  und  begruBt 
sie  freudig,  feurig  sturmisch.  Hier  findet  sie  der  von  Wolfram  gefuhrte  Tann- 
hauser. Es  ist  die  Art,  wie  sie  ihn  empfangt  und  ihr  Geheimstes  offenbart, 
von  ganz  eigener  SchSnheit.  Der  Gesang  paflt  ganz  und  gar  zu  der  Situa- 
tion und  schiefit  in  einzelnen  Strahlen  gar  herrlich  auf.  Die  Wirkung  wird 
noch  erhoht  durch  die  stumme  Theilnahme  Wolfram's.  Wolfram  gewSnne 
selber  gern  das  Herz  der  Elisabeth,  und  doch  ist  er  Tannhauser's  treuester 
Freund  und  mannlicher  Schutzengel.  Dies  paBt  durchaus  zu  einer  Liebes- 
anschauung  des  Mittelalters,  welche  in  Wolfram  den  reinsten  Ausdruck  ge- 
funden  hat.  In  diesem  Charakter  ist  auch  nicht  der  geringste  storende  Zu- 
fatz,  alles  voile  Harmonie,  neben  Elisabeth  die  schonste  Gestalt  dieser  Dich- 
tnng,  und  von  Herrn  Hinze  uns  so  meisterhaft  vorgefuhrt!  —  Als  Tann- 
hauser mit  Wolfram  scheidet,  blickt  Elisabeth  ihm  nach:  Da  leuchtet  ein 
liebliches  Motiv  aus  dem  eben  verklungenen  Gesange  im  Orchester  wieder  auf; 

ZiU    Y.  16       p 

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214  Chrysander  iiber  Wagner's  Tannhauser. 

ein  feiner,  wahrer  Zug,  nur  muC  zugleich  eine  freundliche  Bewegung  an  Eli- 
sabeth wahrgenommen  werden.   —  Hermann  trifffc  hier  die  Nichte   nnd  sagt 
ihr  freundlich,  ein  naher  S&ngerkrieg  solle  Alles  entscheiden   und   enthiillen. 
Die  4.  Scene  fuhrt  una  .in  diesem  Kampfe  den  Mittel-  und  Wendepunkt 
dee  G-anzen  vor.     Als  die  edlen  Damen  nnd  Herren  empfangen   sind,  stim- 
men  diese  auf  Thiiringens  kunstliebende  Fiirsten  ein  Preislied  an,  einen  herr- 
lichen   Gesang,    in    dessen    klaren   nnd  berrlichen   Tonen   das   vollste   Gefuhl 
strftmt.     Hermann  wendet  sicb  bierauf  an  die  Sanger,  die 
»Der  Anmuth  und  der  bolden  Sitte, 
Der  Tugend  und  dem  reinen  Glauben« 
durch  ihre  Kunst  gar  hoben,  herrlich  schonen  Sieg  errungen: 
Bereitet  beute  uns  denn  aucb  ein  Feat, 
Heut,  wo  der  kiihne  Sanger  uns  zurttck- 
Gekehrt,  den  wir  so  ungern  lang  vermiflten. 
Was  wieder  ibn  in  unsere  Nahe  brachte, 
Ein  wunderbar  GeheimniB  diinkt  es  mich: 
Durch  Liedes  Kunst  sollt  ihr  es  uns  enthiillen. 
Deshalb  stell  ich  die  Frage  jetzt  an  euch: 
Konnt  ihr  der  Liebe  Wesen  mir  ergriinden? 
Wer  es  vermag,  wer  sie  am  wiirdigsten 
Besingt,  dem  reich  Elisabeth  den  Freis: 
Er  fordre  ihn,  so  hoch  und  ktihn  er  wolle, 
Ich  sorge,  dafl  sie  ihn  gewahren  solle. 
(Hier  erntete  Herr  Boberti  durch  Spiel  und  Gesang  verdienten  Beifall.; 

Wolfram  beginnt:  Der  reinen  Liebe  singt  er,  der  Himmelsliebe,  welche 
Staunen,  Bewunderung,  Anbetung,  Aufopferung  hervorruft;  seiner  mystischen 
Anschauung  entsprechend  ist  der  Ton  des  Ganzen  erhaben  und  feierlich  be- 
wegt.  In  leichtem,  sicherem  Tone  erwidert  Tannhauser:  Der  Liebe  wahr- 
stes  Wesen  sei  Genufi.  Die  Bitter  und  Frauen  miissen  schon  jetzt  inner- 
lich  ungehalten  werden,  da  er  widerspricht,  wo  sie  Beifall  rufen;  Elisabeth 
zwar  erhebt  sich  halb,  um  ihre  Zustimmung  kund  zu  thun,  setzt  sich  aber 
verschamt  wieder  hin,  da  sie  Alles  stumm  bleiben  sieht. 

Walther  sucht  Wolfram's  kiihne  Bilder  bestimmtel  auszudeuten  und 
meint: 

Der  Bronnen  ist  die  Tugend  wahr, 
Du  sollst  in  Inbrunst  ihn  verehren  .... 
Willst  du  Erquickung  aus  dem  Bronnen  haben, 
MuBt  du  dein  Herz,  nicht  deinen  Gaumen  laben. 
Diese  Worte,    wie   der  Beifall   der  Menge,    erregen    Tannhauser's   wildes 
Wesen  mehr  und  mehr.     Jedes  Leben  bildet  sich  seine  Sophistik,  durch  die 
es  sich  rechtfertigen  will;  dem  Tannhauser  fehlt  es  daran  auch  nicht: 
Anbetung  solcben  Wundern  zollt, 
Die  ihr  nicht  begreifen  soUt. 
Doch  was  sich  der  Beriihrung  beuget, 
Was  Herz  und  Sinnen  nahe  liegt, 
Was  sich,  aus  gleichem  Stoff  erzeuget, 
In  weicher  Formung  an  euch  schmiegt: 
Dem  ziemt  Genufi  in  freud'gem  Triebe, 
Und  im  GenuB  nur  kenn  ich  Liebe! 


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Chrysander  iiber  Wagner's  Tannh'auser.  215 

Biterolfs   »fur  Frauenehr.  und  hohe  TugencU    reizt  ihn   nur  noch   mehr: 
Was  hast  du  Aermster  wohl  genossen? 
Dein  Leben  war  nicht  liebereich. 
Immer  heftiger  kocht  die  wilde  Lust  in  ihm  auf,  und  als  Wolfram  in  gestei- 
gerter  Klarheit  und  Weihe  seine  Liebe  ansingt: 
Dir,  hohe  Liebe,  tone 
Begeistert  mein  Gesang  u.  s.  w. 
da  fahren  die  Venusklange  durcb  das  Orchester,  Tannhauser  bricbt  aus  in  den 
wilden,  scbdnen  Venusgesang: 

Dir  Gottin  der  Liebe  soil  mein  Lied  ertonen!  .  .  . 
Wer  dicb  mit  Glut  in  seinen  Arm  geschlossen, 
Was  Liebe  ist,  kennt  er,  nur  er  allein:  — 
Armsel'ge,  die  ihr  Liebe  nie  genossen; 
Ziebt  bin,  ziebt  in  den  Berg  der  Venus  ein! 
Die  Frauen  flieben  entsetzt ;  Elisabeth  wankt,  sinkt  hin  und  erhebt  sich  erst, 
als  er  in  Gefahr  ist,  von  den  Bittern  getodtet  zu  werden.     Wie  weit  ist  es 
doch  mit  ihm  gekommen!  noch  kurz  vorher  will  er  reuig  nach  Bom  pilgern  — 
and  nun  baumt  er  sich  hochmiithig  gegen  Beinheit  und  Tugend,  streitet  fur 
Frau  Venus,  wie  er  dieser  scheidend  gelobt,  vertheidigt,  was  er  eben  beweinte! 
Er  steht  jetzt  auf  dem  Gipfel   seiner  Verirrung   und   grofien  Schuld.     Doch 
auf  tiefen  Fall  blickt  hohe  Gnade:    Elisabeth,  die  er  im  Grunde  schon  jetzt 
irdisch  getotet,   vergilt  ihm   dies   durch  Mitleid   und  aufopferndes  Erbarmen. 
Urplotzlich  tritt  jetzt  in  ihr  eine  die  Seelen  suchende  Macht  hell  hervor;  sie 
ist  von  nun  an  nichts  mehr,  denn  ein  rein  Gefafi  dieser  Kraft.     Als  solches 
stellt  sie  sich  vor  seine  irdischen  Bichter: 

Wollt  ihr  des  Sunders  Hoffnung  rauben, 
So  sagt,  was  Euch  er  Leides  that? 
Seht  mich,  die  Jungfrau,  deren  Bluthe 
Mit  einem  jahen  Schlag  er  brach  u.  s.  w. 
Und  wie  diese  dem  nicht  widerstehen  konnen: 

Ein  Engel  stieg  aus  lichtem  Aether, 
Zu  kiinden  Gottes  heil'gen  Bath  — 
so  macht  das  Wunder  solcher  Liebe,  die  wahrlich  fern    ist   von  Genufl,    auf 
Tannhauser  einen  uberwaltigenden  Eindruck: 

Zum  Heil  den  Siindigen  zu  fuhren, 
Die  Gottgesandte  nahte  mir  usw. 
Der  Landgraf  bestimmt:  mit  den  Pilgern  solle  er  nach  Bom  wallen,  und 
nur  zuruckkommen  wenn  ihm  vergeben  sei.  Eine  Strophe  des  Filgerliedea 
erschallt  von  fern:  »nach  Bom!«  rufb  Tannhauser.  Alle  stimmen  ein.  Hier 
schlieCt  der  Act,  indem  die  Handlung  gewaltig  und  die  Musik  wahrlich 
nicht  unbedeutend  ist. 

Der  dritte  Act 

wird  durch  einen  langeren  Instrumentalsatz  eingeleitet,  welcher  uns  in  Ge- 
danken  bei  Tannhausers  Filgerfahrt  verweilen  laBt.  Durch  den  wiederholt 
anklingenden  Gesang  der  Bittfahrer  wird  der  Satz  verstandlich.  Dafl  das 
Orchester  zu  diesem  Zwecke  verwendet  werden  konne,  ist  weder  zu  bestreiten, 
noch  zu  vertheidigen  nothig. 

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216  Chrysander  ttber  Wagner's  Tannhauser. 

Erste  Scene.  Elisabeth  kniet  in  der  Abenddammerung  vor  dem  Marien- 
bilde,  flehend  fiir  Heinrich  im  stillen  Gebete.  Wolfram  findet  sie  so!  »0 
heiliger  Liebe  ew'ge  MachtU  —  Die  alteren  Pilger  ziehen  jetzt  her  an,  ein 
Danklied  singend,  in  der  Weise,  mit  welcher  die  Ouverture  begann.  Der 
Filgergesang  ist  hier  ebenso  wahr  und  schon,  als  sonst  uberall  in  dieser  Oper. 
Aber  es  kommt  nun  gleich  noch  besser.  Elisabeth's  forschendes  Auge  er- 
blickt  Heinrich  nicht  unter  den  Begnadigten:  »er  kehrt  nicht  zuriick!*  singt 
sie  in  tiefster  Gebrochenheit,  wirft  sich  nieder,  betet,  ruft: 

Allmachtige  Jungfrau,  hor  mein  Flehn!  usw. 

Dieser  Gesang  ist  die  Krone  der  Oper:  himmlisch  engelgleich,  wie  Eli- 
sabeth selber  nun;  und  es  gereicht  Frl.  Bamberg  zu  nicht  geringer  Ehre, 
daB  sie  so  demtithig,  so  hingebend,  in  so  seliger  Ruhe  ganz  im  reinsten  Kir- 
chentone  ihn  hat  vortragen  mogen.  Wenn  irgendwo,  dann  ist  bei  diesem 
Tongedicht  das  erlauternde  und  preisende  Wort  unzulanglich.  —  Maria  hat 
erhort,  Elisabeth,  »den  Tod  im  Herzen*,  schwebt  fort,  um  nur  noch  im  hohern 
Leben  wiederzukommen.  Wolfram  weiB  das,  ihre  Liebe  hat  es  ihm  verkun- 
det.  Sehnsuchtsvoll  blickt  er  ihr  nach,  d.  h.  nach  Oben,  sein  Auge  triflft 
einen  Himmelsbewohner,  den  Abends  tern,  und  er  singt  ihn  an: 

0  du,  mein  holder  Abendstern 

Wohl  griifit'  ich  immer  dich  so  gem:  u.  s.  w. 

Das  ist  poetisch  schon,  dem  Wolfram  ganz  und  gar  aus  der  Seele  ge- 
sungen,  gerade  so  erwartet  man  es.  Das  Lied  ist  auch  in  der  Melodie  schon, 
besonders  der  letzte  Theil,  und  wird  bald  uberall  gem  gesungen  werden, 
wie  Franz  Liszt  sagt.  Diese  kleine  Scene  muB  gut  gespielt  werden,  unge- 
fahr  so,  wie  wir  bei  Herrn  Hinze  wahrnahmen.  Storend  war  mir  die  Be- 
gleitung  bei  den  Worten:  «Da  scheinst  du,  o  lieblichster  der  Sterne*,  denn 
schrillende  Geigen  geben  noch  kein  funkelndes  Sternenlicht,  —  und  wozu 
auch? 

Dritte  Scene.  Tannhauser,  vom  Papste  verflucht,  kehrt  zuriick,  aber  zur 
Venus.  Es  ist  dunkel  geworden,  bald  bemerkt  ihn  der  in  sich  versunkene 
Wolfram.  Mit  Schrecken  hort  er  seinen  Vorsatz,  fragt  nach  B>om,  erregt 
durch  das  Wort  >mich  faBt  ein  tiefes  Mitleid  fiir  dich  ant,  in  Tannhauser 
Verwunderung  und  stimmt  ihn  soweit,  daB  er  seine  BuBfahrt  erzahlen  mag. 
Diese  meisterhafte  Erzahlung  hat  Herr  Young  mit  aufierordentlicher  Treue 
aufgefafit  und  wiedergegeben.  Die  erste  Halfte  ist  durch  klare  Melodie,  die 
zweite  durch  dramatische  Kraft  hervorragend.  Er  endet:  »Zu  dir  Frau  Ve- 
nus, kehr  ich  wiederU  Nach  heftigem  Bitten  wird  ihre  Musik  gehort  und 
sie  eracheint.  Venus  lockt;  Wolfram  halt,  zuerst  durch  Armes  Gewalt,  dann 
durch  die  Erinnerung  an  die  verklarte  Elisabeth,  Tannhauser  zuriick.  Da 
wird  in  der  Ferae  Leichengesang  vernommen,  er  nahert  sich,  Venus  ver- 
schwindet,  Wolfram  ruft:  » Heinrich  du  bist  erlost!  Horst  du  diesen  Sang?* 
Tannhauser:  >ich  hore!«  Der  Leichenzug  erscheint  auf  der  Buhne,  der  offene 
Sarg  wird  niedergesetzt,  wahrend  Manner  singen : 
»Heilig  die  Reine  u  .s.  w.« 

Tannhauser  wankt  auf  den  Sarg  zu:  »heilige  Elisabeth,  bitte  fur  michl*. 
sinkt  hin  und  ist  todt. 

»Er  ist  erlos't!* 
rufen  Wolfram,   der  Landgraf   und    die  Sanger,    die  Edlen,    die  alteren   und 


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Chrysander  tiber  Wagner's  Tannhauser.  217 

die  jungeren  Pilger;  und  alle  stimmen  mit  erhobenem  Tone  noch  einmal  in 
die  seligfrohe  Pilgerweise : 

Der  Gnade  Heil  ist  dem  Btifler  beschieden, 
Er  geht  nun  ein  in  der  Seligen  Frieden! 

Die  Sonne  hoherer  Liebe  hat  in  G-nade,  Mitleid,  Erbarmen,  Erlosung 
uber  des  Helden  Leben  geleuchtet  vom  Aufgang  bis  zum  Niedergange. 

Anmerknng.  Ohne  das  eifrigste  Bemtihen  des  Herrn  Stocks  hatten  wir 
die  herrliche  Oper  hier  wohl  noch  nicht,  oder  doch  nicht  so  treu  vernommen : 
wem  von  alien  Mitwirkenden  daher  der  groBte  Dank  gebuhrt,  kann  nach 
dieser  Bemerkung  nicht  zweifelhaft  sein. 

Bevor  mit  einigen  allgemeinern  Bemerkungen  die  Besprechung  geschlossen 
wird,  wollen  wir  nur  aus  dem  letzten  Acte  noch  eine  einzelne  Stelle  hervor- 
heben:  das  nochmalige  Erscheinen  der  Venus.  Es  wtirde  besser  sein,  wenn 
sie  zum  zweiten  Male  fortbliebe,  nicht  der  Sangerin  wegen,'  was  zu  sagen 
kaum  nothig  ist,  denn  Mad.  Moritz  hat,  wenn  ich  nicht  irre,  in  der  drama- 
tischen  Kunst  den  Standpunkt  erreicht,  auf  welchem  unschoner  Gesang  und 
falsches  Spiel  zu  den  unmoglichen  Dingen  gehoren  —  aber  die  Oper  wtirde 
durch  diesen  Ausfall  nur  um  ein  Schaustiick  armer,  um  Natur  und  Wahr- 
heit  reicher  werden.  Diese  Scene  verdunkelt  die  Handlung  unnothig;  sie 
bringt  uns  nichts  als  ein  rosiges  Bild  und  eine  unerquickliche  Balgerei.  Da 
doch  der  Sinn  ist,  Tannhauser  will  in  den  Venusberg;  kommt  nicht  hinein: 
sie  ware  viel  ergreifender,  wenn  Wolfram,  nachdem  Tannhauser  seinen  Ent- 
schluB  ausgesprochen,  aufs  tiefste  ergriffen  yon  dem  Zusaminentreffen  der 
Aufopferung  Elisabeth's  mit  Tannhausers  Versunkenheit,  diesem  Elisabeth's 
Tod  wie  die  Ursache  dazu  verkiindigte  —  und  dann  der  Gesang  sich  horen 
lieBe.  —  Weniger  erheblich  ist  die  Art  und  Weise,  wie  Elisabeth  auf  die 
Biihne  gebracht  wird;  und  ich  sage  davon  nichts  weiter,  wiewohl  die  hier 
getroffene  Anordnung  mir  nicht  gefallen  hat.  Fassen  wir  nun  die  Eigen- 
schaften  dieses  musikalischen  Dramas  zusammen,  durch  welche  es  sich  so  vor- 
theilhaft  auszeichnet  —  denn  um  ihre  Auffindung  ist  es  uns  besonders  zu 
than  gewesen  — ,  so  sind  hauptsachlich  vier  wahrzunehmen.  1)  eine  in  sich 
zusammenhangende,  nur  theilweis  getrubte  Handlung;  2)  Natur  und  Wahr- 
heit  in  der  Musik,  besonders  in  der  Melodie  sich  offenbarend;  hieraus  folgt 
3)  die  Anwendung  und  strengste  Durchfuhrung  der  musikalischen  Style,  welche 
durch  die  jedesmalige  Situation  bedingt  sind;  und  4)  die  feine  Kunst,  mit 
welcher  das  Orchester  Triebe  und  Stimmungen  der  Handelnden  offenbart. 

Diese  Tondichtung  unbefangen  zu  betrachten,  war  mein  Bemuhen;  mit 
dem  Leser  das  Eigenthumliche  und  "Werthvolle  Wagnerscher  Kunstweise  da- 
raus  zu  lernen,  mein  Zweck.  Es  ist  wohl  bekannt,  da£  R.  Wagner  schon 
in  mehreren  Schriften  tiber  die  Vergangenheit  dieser  Kunst  ein  scharfes  TJr- 
theil  gefallt  hat  und  neue  Wege  zu  bahnen  sucht.  Bei  der  Beurtheilung 
einer  seiner  Opern  —  und  gar  die  ersten!  —  von  diesen  Kunstprincipien 
anszugehen,  so  da£  die  Theile  der  Oper  als  Beispiele  der  Kapitel  der  Kunst- 
lehre  erscheinen,  ist  zwar  das  Bequemste,  aber  auch  das  Nutzloseste.  Auch 
kritikloses  Durcheinander  und  ein  Lob  in  Bausch  und  Bogen,  wie  Franz 
Liszt  es  kiirzlich  hat  drucken  lassen  (Lohengrin  et  Tannhauser,  Leipzig.  Brock- 
haus  1851)  scheint  mir  wenig  forderlich.  Eine  Besprechung  der  Wagner- 
schen  Schriften,  oder  ein  Auszug  aus  ihnen,  wird  daher  nicht  am  Orte  sein ; 
wiewohl  ich  nicht  unterlassen  kann,  zu  gestehen,   daB   sie    mir   mehr  Wahr- 


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218  Chrysander  iiber*  Wagner's  Tannhauser. 

heit  en  thai  ten,  als  die  »Grenzboten«  zugeben  mogen  (s.  Nr.  3  dieser  Zeit- 
8chrift  von  1852),  andrerseits  aber  tief  bedaure,  dafl  Wagner  wie  ein  Herr 
Heine  (1843)  auf  Christenthnm  schmahen  mag  und  der  niedrigen  Philosophic 
eines  Feuerbach  sich  ergeben  hat.  Vielleicht  dlirfte  uns  > Lohengrin*  bald 
vorgeftthrt  werden:  dann  etwas  mehr  auch  hieriiber;  mochte  ich  bis  dahin 
Uberzeugt  werden,  daB  ich  mich  hierin  geirrt  habe!  Soeben  laBt  Wagner 
eine  neue  Schrift  ausgehen:  drei  Operndichtungen  nebst  einer  Mittheilung 
an  seine  Freunde  als  Vorwort.  Was  »Freunde!«  er  weLB  nicht  wie  viel 
ihm  diese  schaden.     Gott  bewahre  ihn  vor  seinen   »Freunden«. 

Zum  Schlusse  eines  jener  alten  Gedichte,  welche  die  Tannhausersage  so 
geben,  wie  sie  urspriinglich  ist;  Wagners  Umschmelzung  ist  hieraus  am  sicher- 
sten  zu  ersehen.  Dieses  Lied  (Nr.  297  e  in  der  Uhlandschen  Yolkslieder- 
sammlnng)  lautet: 

1.  Were  gross  wander  schauen  wil 
Der  gang  in  griinen  Wald  usse; 
Danhuser  war  ein  Bitter  gut, 
gross  wunder  wollt  er  schauen. 

2.  Wan  er  in  griinen  Wald  usse  kam 
zu  dene  schonen  jungfrauen, 

sie  fingen  an  ein  langen  tanz, 
ein  Jahr  war  ihnen  eine  stundi. 

3.  Danhuser,  lieber  Danhuser  mein, 
wollt  ihr  bei  uns  verbleiben? 

ich  will  euch  die  jiingste  Tochter  ga 
zu  ein  em  eliche  weibi. 

4.  >Die  jiingste  tochter,  die  wil  ich  nid, 
sie  treit  der  Teufel  in  ihre, 

ich  gses  an  ihre  brun  augen  an 
wie  er  in  ihre  tut  brinnen. 


6.  Frau  Frene  (Frene  =  Venus)  hat  ein  Feigenbaum, 
er  leit  sich  drunter  zu  sclafen, 

es  kam  ihm  fur  in  seinem  traum: 
von  siinden  sollt  er  lassen. 

7.  Danhuser  stund  uf  und  gieng  darvon; 
Er  wollt  gen  Bom  ge  bichten; 

wen  er  gen  Bom  wol  inne  kam 
war  er  mit  blutigen  Fiissen. 

8.  Wan  er  gen  Bom  wol  inne  kam 
war  er  mit  blutigen  Fiissen, 

er  fiel  auch  nieder  auf  seini  knie, 
seini  siinden  wollt  er  abbiissen. 

9.  Der  papst  treit  ein  stab  in  seiner  Hand, 
vor  diirri  tut  er  spalten*. 

»so  wenig  warden  dier  die  siinden  nachglan 
so  wenig  dass  dier  stab  griinet*. 

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Adolf  Chybirislri,  Chopin's  brieflioher  NachlaB.  219 

10.  Er  kneuet  fur  das  kreuzaltar 
mit  ausgespanten  Armen: 

>ich  bittes  dich,  ber  Jesus  Christ, 
da  willist  meiner  erbarmen!* 

11.  Danhuser  ging  zur  kircben  uss 
mit  seim  verzagten  harzen: 
»gott  ist  mier  allezeit  gnadig  gsi, 
iez  muss  ich  von  ibm  lassen.* 

12.  Wan  er  flirs  tor  hin  usse  kam 
begagnet  ihm  unsre  liebe  frauen  (Maria): 
»behttt  dich  Gott  du  reini  magd! 

dich  darf  ich  nimmer  anschauen. 

13.  Es  gieng  ummen  eben  dritthalben  Tag, 
der  stab  fing  an  zu  grunen 
der  papst  schickt  uss  in  alii  land, 
er  hiess  Danhuser  suchen, 

14*  Danhuser  ist  iez  nimmer  hier, 
Danhuser  ist  verfaren, 
Danhuser  ist  in  frau  Frenen  barg, 
wolt  gottes  gnad  erwarten. 

15.  Drum  sol  kein  papst,  kein  kardinal 
kein  sunder  nie  verdammen; 
der  sunder  mag  sein  so  gross  er  wil 
kan  gottes  gnad  erlangen. 

Ein    andres   Lied  (eben   dasselbe   Nr.  297  A)   hat   einen    noch  scharferen 
SchluQ: 

Er  Btund  bis  an  den  dritten  tag, 

der  stab  fing  an  zu  grunen, 

der  papst  schickt  aus  in  alle  Land: 

wo  Dannhauser  hin  war  kommen? 

Da  was  er  widrum  in  dem  berg 

und  hat  sein  Lieb  erkoren, 

des  muB  der  vierte  papst  Urban  (starb  1624) 

auch  ewig  sein  verloren. 


Chopin's  brieflioher  Nachlafi. 


Der  bekannte  polnische  Komponist  Mieczyslaw  Karlowicz  gab  ein 
beachtenswertes  Buch  her  aus,  dessen  polnischer  Tit  el  lautet:  »Niewydane 
dotychczas  pami^tki  po  Chopinie«.  (»Der  bisher  nicht  veroffentlichte 
NachlaB  Chopin's*).  Das  Buch  enthalt  die  Korrespondenz  Chopin's  und 
seiner  Familie,  die  Briefe  verschiedener  Personen  (Frau  Dudevan t- Clo- 
sing er,  der  Familie  Wo  dz  in  ski,    der  Schulerinnen  Chopin's,   zuletzt   die 


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220  Adolf  Chybinski,  Chopin's  brieflicher  Nachlafi. 

von  Liszt,  Berlioz,  Mendelssohn,  Schumann,  Ferd.  Hiller,  Hal6vy, 
Fr.  Kalkbrenner,  F^tis,  E.  L6gouv6,  Delacroix  usw.)  an  Chopin, 
und  Briefe  der  Frau  George  Sand,  Fraulein  Jane  "W.  Stirling's  und  der 
Frau  Erskine  an  die  Schwester  Chopin's,  Fran  J^drzejewicz  (sprich 
Jentschejewitsch).  Obwohl  diese  Briefe  nicht  ausschlieBlich  musikalischer,  ja 
meistenteils  nnr  ganz  privater  Natur  sind,  findet  man  doch  in  dem  400 
Seiten  starken  Quartbande  viele  einzelne  S telle n,  welche  wenigstens  in  bio- 
graphischer  Hinsicht  yon  Bedeutung  sind.  Auch  znr  vollen  Charakteristik 
des  Meisters  tragen  sie  viel  bei. 

Aus  diesen  Briefen  erfahren  wir,  dafi  Chopin  wahrend  seines  Pariser 
Aufenthaltes  in  einem  sehr  regen  Yerkehr  mit  den  groBten  dortigen  Kiinst- 
lern  stand.  Es  sind  dies:  Liszt,  Berlioz,  Alkan,  Lesuenr,  Pixis,  Zimmer- 
mann,  Reber,  Artot,  Baillot,  Ferd.  Hiller,  Devigne,  Delacroix,  Ernst  FStis, 
Hatevy,  Fr.  Kalkbrenner,  Legouv£,  Lindpaintner,  Karl  Lipinski,  D.  Malfetti, 
Meyerbeer,  Onslow,  Pacini,  Paer,  Panseron,  Saint-Ben ve,  Viardot,  Alard, 
Alboni,  Damoreau-Cinti,  Vidal,  usw.  —  AuBerdem  werden  noch  Briefe 
deatscher  Meister  wie  Mendelssohn  und  Schumann  mitgeteilt.  Mendels- 
sohn zum  Beispiel  lud  Chopin  zur  Enthullungs-Feier  des  Beethoven  - 
Denkmals  in  Bonn  ein.  TJber  das  Programm  dieser  Feier  scftreibt  er:  «On 
donnera  a  la  fete  la  neuvieme  sinfonie  de  Beethoven  avec  les  choeurs,  un  psaume 
de  Handel,  une  ouverture  de  Beethoven  (inconnue  jusqu'ici,  la  troisieme 
qu'il  a  composed  pour  Fidelio),  mon  oratoire  (dont  Vous  avez  vu  quelques 
morceaux  chez  moi)  et  quantity  d'autres  choses.  Si  Vous  ponvez,  venez-y. 
ce  serait  la  plus  grande  joie  pour  moi,  et  si  Yous  ne  pouvez  pas,  n'allez  pas 
Vous  moquer  de  mon  invitation  que  je  n'aurais  pas  hasardg  sans  le  vif 
d6sir  de  tous  ceux  qui  y  seront  et  qui  souhaitent  Vous  voir  et  Vous  enten- 
dre d'avantage  que  pendant  Votre  dernier  sejour  ici«.  »Mais  je  ne  crois  pas 
que  cela  produirait  beaucoup  d'effet  sur  Vous*.  —  Zu  diesem  Briefe  Mendels- 
sohn's (vom  28.  Marz  1836,  Leipzig)  schrieb  noch  Schumann  hinzu: 
»Tausende  GruBe  und  "Wunsche,  auch  dringendste  Bitte  nach  dem  Rhein  zu 
kommen,  wenn  irgend  moglich.     In  Liebe  und  Verehrung.     R.  S.«. 

Als  Chopin  im  Jahre  1836  aus  Marienbad  iiber  Leipzig,  Dresden,  Kassel 
und  Heidelberg  nach  Paris  zuruckkehrte ,  erhielt  er  von  R.  Schumann 
folgende  Einladung:  »Mein  theurer  und  verehrter  Herr,  Nur  ein  »Ja«  mdchteu 
Sie  mir  schreiben,  oder  schreiben  lassen,  ob  Sie  nahmlich,  wie  ich  eben 
hore,  in  Dresden  sind.  Im  Begriffe,  iiber  Dresden  nach  meiner  Heimath  zu 
reisen,  wiirde  ich  es  mir  niemals  verzeihen  konnen  in  der  Nahe  des  Herr- 
lichen  gewesen  zu  sein,  ohne  ihm  ein  Wort  meiner  Verehrung  und  Liebe 
zu  sagen.  Also  bitte  ich  Sie  nochmals  sehnlichst  um  das  »Ja«  und  Ihre 
Adresse.  — -  Mendelssohn  kommt  in  acht  Tagen  hierher  zuriick.  —  Ihr  er- 
gebener  R.  S.     Leipzig,  den  8.  September  1836 1. 

Von  Mendelssohn  stammt  ein  in  einem  Album  Chopin's  gefundener 
dreistimmiger  Kanon,  dessen  Baft  einer  Chopin 'schen  Komposition  entnomnien 
ist.  Unter  ihm  stehen  Mendelssohn's  Worte:  «Contrabasso  libro,  composto 
da  Sciopino  (!).  —  La  basse  est  de  Vous».  —  F.  M.-B.  (Paris,  16  avril  1832). 

Das  von  Karlowicz  herausgegebene  Buch  gibt  uns  auch  einige  Hand- 
schriften  Chopin's:  ein  Faksimile  des  Liedes  >Wunsch«,  und  ein  Faksimile 
seiner  letzten  Worte,  die  er  aufzeichnete,  als  er  nicht  mehr  sprechen  konnte: 
cComme  cette  toux  m'^toufifera,  je  Vous  conjure  de  faire  ouvrir  mon  corps, 
pour  [que]  je  [ne]  sois  pas  enteree"  vif>. 


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Adolf  Chybinski,  Chopin's  brieflicher  NachlaB.  221 

Wir  finden  auch  die  Korrespondenz  des  Herrn  F  on  tan  a  (Chopin's 
Freund)  an  Chopin's  Sch wester,  Frau  J^drzejewicz,  die  nachgelassenen  Kom- 
positionen  betreffend.  Man  erfahrt  daraus,  dafl  es  auCer  den  bekannten 
Liedern  Chopin's  noch  andere  10  oder  12  Lieder  gab,  die  noch  schoner 
waren  und  leider  niemals  vom  Meister  aufjgezeichnet  wurden.  Einige  Tage 
vor  seinem  Tode  bat  Chopin  seine  Freunde,  seine  bis  dahin  nicht  heraus- 
gegebenen  Kompositionen  nicht  zu  verBffentlichen.  Des  Weiteren  finden  wir 
noch  in  Chopin's  NachlaB  einige  Zeichnungen  von  ihm  und  yon  G.  Sand. 

Sehr  wichtig  sind  ferner  die  Briefe  Chopin's  seinen  Verkehr  mit  Liszt 
betreffend.  Aus  der  ganzen  Korrespondenz  erfahren  wir,  dafi  ihn  mit 
Liszt  keine  intimste  Freundschaft  verband;  die  guten  Beziehungen  zwi- 
scheu  den  Meistern  wurden  nur  auf  diplomatisch-gesellscbaftlichem  Boden 
erhalten.  Chopin  erwies  sich  immer  korrekt  und  freundschaftlich  trotz 
mancher  Eitelkeiten  Liszt's.  Chopin's  Vater  schreibt  an  ihn  (im  Brief  vom 
16.  Oktober  1842):  »Ihr  waret  Freunde,  es  ist  schon  mit  einander  in  der 
Hoflichkeit  zu  wettenc.  Das  darauf  BezUgliche  finden  wir  im  33.  Brief 
des  Fraulein  Jane  W.  Stirling,  der  edlen  schottischen  Freundin  Chopin's. 
Sie  kannte  sehr  genau  das  auf  falschen  und  daher  nicht  besonders  fasten 
Grundlagen  beruhende  Yerhaltnis  der  Beiden  zu  einander.  Als  Liszt  nach 
Chopin's  Tode  eine  nicht  yon  Fehlern  und  TJnwahrheiten  freie  Studie  tiber 
ihn  veroffentlichte,  schrieb  Miss  Stirling  an  Chopin's  Sch  wester:  «Quelqu'un 
fort  capable  de  juger  m'a  dit,  pour  se  servir  d'un  proverbe  tres  ordinaire: 
il  a  Scrit,  pour  qu'un  autre  n'^crive  pas>.  —  Die  edle  Schottin  war  es  auch, 
die  dem  Freunde  Chopin's  Grzymala  den  Vorschlag  machte,  die  Briefe  des 
Verstorbenen  durchzusehen  und  Liszt's  Fehler  in  einer  besonderen  Abhand- 
lung  klar  zu  legen.  In  demselben  Briefe  schreibt  sie,  es  sei  bekannt,  daft 
Liszt  die  Studie  nur,  um  Frau  Sand  zu  gefallen,  geschrieben  habe  —  diese 
aber  sehr  unzuirieden  damit  war.  Chopin's  Eltern  waren  gleichfalls  ent- 
rustet  tiber  die  Behauptung  Liszt's,  Chopin  sei  nicht  auf  ihre,  sondern  auf 
Eosten  des  Prinzen  RadziwiM  erzogen  worden. 

Liszt  sandte  an  Frau  J^drzejewicz  einen  Fragebogen  Chopin's  Leben 
betreffend,  diese  aber  gab  ihn  an  Fraulein  Stirling  zur  Beantwortung  weiter. 
Die  letztere  antwortete  nur  umstandlich,  und  zwar  nicht  auf  alle  Fragen. 
Nicht  ganz  passend  war  die  Frage  Liszt's  das  Yerhaltnis  Chopin's  zu  Frau 
Sand  betreffend,  kannte  er  es  ja  doch  besser  als  irgend  ein  anderer.  Die 
Fragen  lauteten:  «Mon  intime  liaison  avec  Chopin  me  donne  peut-etre 
aussi  le  droit  de  Yous  adresser  quelques  questions  sur  ses  rapports  avec 
M-me  Sand?»  «Quel  caractere  a  pris  vers  la  fin  sa  relation  avec  Mad.-e 
Sand?  Peut-on  croire  que  le  roman  de  Lucrezia  Floriani  avec  le  prince 
qu'on  dit  Store  1'histoire  de  leurs  rapports  intimes  soit  vrai?»  «Avait-il  deja 
rompu  sa  liaison  avec  elle  en  fevrier  1848?  Et  peut-on  assignor  les  causes 
de  cette  rupture  ?  A-t-elle  6t6  violente  ou  amicale  ?  En  a-t-il  souffert,  ou  lui 
a-t^elle  6t6  facile?  S6journait-il  souvent  a  Nohant  et  ce  sejour  lui  6tait-il 
agreable?  Quand  a-t-il  vu  Mad-e  Sand  pour  la  derniere  fois?  A-t-il  deman- 
de  a  la  revoir?  En  a-t-il  parle"  et  dans  quels  sentiments  avant  de  mourir?> 

Darauf  gab  Fr.  Stirling  folgende  Antwort:  «La  vie  intime  de  Chopin 
6tait  pour  lui  un  sanctuaire  egalement  intime.  Chopin  etait  trop  sobre  des 
details,  pour  leur  donner  place  dans  sa  biographie*.  «H  avait  trop  d' eleva- 
tion et  trop  de  gout  pour  vouloir  se  reconnaitre  dans  les  allusions  du  prince 
heros   du   roman  Lucrezia  Floriani,   et  il   mettait  tant  de   delicatesse   et  de 


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222  Adolf  Chybinski,  Chopin's  brieflicher  NachlaB. 

probity  dans  toutes  ses  relations  qu'il  serait  tres  difficile  d'en  suivre  les 
pages  in  times*.  «11  paraitrait  que  le  mariage  de  la  fille  de  M-e  Sand  a  fait 
juger  cette  epoque  assez  serieuse  ponr  une  mere,  pour  que  le  sejour  a  !No- 
bant  de  Chopin  put  continuer  sans  de  graves  inconvenients.  La  fille  a 
assiste*  pieusement  a  sa  mort.  La  mere  n'gtait  pas  a  Paris.  II  n'en  a  pas 
parle*  a  ses  dernieres  heures*.  —  Sehr  geistreich  schrieb  Fr.  Stirling  an 
Frau  J^drzejewicz,  dafi  die  Arbeit  Liszt's  fur  sie  »ein  bischen  angenehm 
und  sehr  schmerzlichc   sein  werde.    . 

Grzymala,  Chopin's  Freund,  war  zu  wenig  begabt,  urn  eine  passende 
Erwiderung  gegen  Liszt's  geistvolle  Broschure  schreiben  zu  konnen.  Wir 
wissen  nur,  dafi  er  schon  einen  grofien  Teil  einer  solchen  fertig  hatte,  and 
dafi  Fraulein  Stirling  ihn  dem  franzosischen  Historiker  Aug.  Thierry  zum 
Durchsehen  geben  wollte.  Wo  sich  das  Manuskript  heute  befindet,  und  ob 
es  uberhaupt  noch  existiert,  habe  ich  nicht  in  Erfahrung  bringen  konnen. 

Eine  neue  Beleuchtung  findet  auch  Chopin's  Verh&ltnis  zu  Frau  George 
Sand  und  dessen  sp&teren  Bruch.  In  Chopin's  Briefe1)  vom  10.  Februar 
1848  lesen  wir:  »Frau  Sand  schreibt  an  mich  kein  Wort,  ich  auch  nicht 
Sie  spielt  jetzt  die  Lustspiele  in  dem  Nuptialzimmer  ihrer  Tochter1),  sie  betaubt 
sich  wie  sie  nur  kann,  und  wird  nicht  fruher  erwachen,  bis  ihr  Herz  schmerzen 
wird,  das  jetzt  niedergedrtickt  wird.  Ich  habe  daruber  schon  mein  Kreuz 
gemacht.  Sonst  wird  niemand  gegentiber  den  Capricen  einer  solchen  Seele  die 
richtige  Bahn  betreten.  Acht  Jahre  der  Ordnung3),  das  war  fur  sie  zu 
viel.  Gott  hat  gegeben,  dafi  es  diese  Jahre  waren,  in  denen  die  Kinder 
heranwuchsen,  und  wenn  nicht  ich  gewesen  ware,  so  waren  die  Kinder  schon 
beim  Vater,  nicht  mit  der  Mutter.  Aber  vielleicht  sind  es  die  Grundlagen 
ihres  Lebens,  ihres  Dichtergeistes,  ihres  Gltickes?  Bisher  konnte  ich  mich 
noch  nicht  ganz  fassen.  Deswegen  schreibe  ich  nichts  an  Euch,  denn,  was 
ich  auch  anfange,  das  verbrenne  ich  sogleichc  Aus  einem  anderen  Briefe 
(vom  Ende  des  Jahres  1847),  der  unbeendet  im  Chopin's  NachlaB  sich  vor- 
fand,  erfahren  wir  weiteres  Uber  Frau  Sand:  »TJnberechenbares  Gescbopf 
trotz  ihres  scharfen  Verstandes!  Sie  fallt  ofters  in  Wuth:  sie  verdirbt  ihr 
eigenes  Leben  und  das  ihrer  Tochter;  mit  dem  Sonne  wird  sie  auch  nicht 
anders  verfahren.  Sie  sucht  zu  ihrer  Entschuldigung  etwas  gegen  die  zu 
finden,  welche  ihr  WohlwoUen,  welche  ihr  Glauben  schenkten,  welche  ihr 
niemals  etwas  Bohes  antaten,  welche  sie  aber  nicht  neben  sich  zu  dulden 
vermag,  denn  sie  sind  der  Spiegel  ihres  Gewissens.  Ich  bedauere  nicht, 
dafi  ich  ihr  zur  Seite  stand,  diese  acht  Jahre  durchzumachen,  bis  die  Tochter 
und  der  Sohn  heranwuchsen*.  >Frau  Sand  kann  nur  ein  gutes  Andenken 
fur  mich  bewahren.  Sie  befindet  sich  aber  in  dem  Faroxismus  einer  Mutter, 
welche  die  Rolle  einer  besseren  und  gerechteren  Mutter  spielen  will,  als 
sie  in  der  Wirklichkeit  ist«.  Auch  ein  an derer  Brief  Chopin's  (vom  19.  Au- 
gust 1848)  gibt  uns  einige  Bemerkungen,  Frau  Sand  betreffend,  aber  sie 
sind  allzu  schmerzlich  und  unangenehm,  um  hier  zitiert  zu  werden.  Sie 
sind  jedoch  zur  Charakteristik  der  Frau  Sand  sehr  wichtig4). 

1)  Alle  Briefe  Chopin's  sind  hier  aus  dem  Polnischen  ubersetzt. 

2)  Solange  Dudevent-CI&inger.  (Anmerkung  des  Verfassers.) 

3)  Das  ist,  seit  dem  Beginne  des  Verhaltnisses.        (Anmerkung  des  Verfassers.) 

4)  Allen,  die  sich  mit  dem  Leben  und  Person  der  Frau  Sand  wissenschaftlich 
besch'dfbigen  wollen,  bin  ich  bereit  solche  Briefe  Chopin's,  in  denen  von  der  Fran 
Sand  die  Bede  ist,  in  deutscher  Ubersetzung  zu  senden.     (Anmerkung  des  Verfassers). 


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Adolf  Chybinski,  Chopin's  brieflicher  NachlaB.  223 

Zum  letzten  Briefe  der  Fran  Sand  an  Chopin's  Sch  wester  (vom  1.  Sep- 
tember 1849!!)  macht  Karlowicz  folgende  Anmerkung:  »Der  letzte  Brief 
war  ganz  gewifi  im  Jahre  1849  geschrieben,  als  Fran  J^drzejewicz,  durch 
Chopin's  Brief  vom  25.  Juni  1849  aufgefordert  naeh  Paris  kam,  um  den 
schwer  erkrankten  Bruder  zu  pflegen.  Dieser  Brief  hat  grofien  biographi- 
schen  Wert,  denn  bisher  hatten  wir  keine  sichere  Kunde  von  der  Stellung, 
welche  Fran  Sand  angesichts  der  Nachrichten  von  der  letzten  Erkrankung 
Chopin's  einnahm*.  Der  Brief  lautet:  «Chere  Louise!  J'apprends  que  Vous 
etes  a  Paris,  je  ne  le  savais  pas.  J'aurai  enfin  par  Vous  de  vraies  nou- 
velles  de  Frederic.  Les  uns  m'^crivent  qu'il  est  beaucoup  plus  malade 
que  de  coutume,  les  autres  qu'il  n'est  que  faible  et  souffreteux  comme 
je  l'ai  ton  jours  vu.  Ecrivez-moi  un  mot,  j'ose  Vous  le  demander,  car 
on  pent  etre  m£connu  et  delaisse*  de  ses  enfants  sans  cesser  de  les  aimer. 
Parlez-moi  de  Vous  aussi  et  ne  croyez  pas  que  j'aie  pass£  un  jour  de  ma 
vie  depuis  celui  ou  je  Vous  ai  connue,  sans  penser  a  Vous  et  sans  cherir 
Votre  souvenir.  On  a  du  gater  le  mieu  dans  Votre  ccBur,  mais  je  ne  crois 
pas  avoir  merite"  tout  ce  que  j'ai  souffert.  —  G.».  Es  ist  nicht  bekannt,  ob 
Fran  J^drzejewicz  geantwortet  hat.    Wahrsoheinlich  war  dies  nicht  der  Fall. 

Ein  merkwurdiges  Erlebnis  spielte  sich  zwischen  dem  Meister  und 
Ludwig  Bell 8 tab,  dem  Bedakteur  der  musikalischen  Zeitschrift  »Iris«  in 
Berlin  ab.  Dieser  Kritiker  sprach  den  Kompositionen  Chopin's  jeden  kunst- 
lerischen  Wert  ab.  Die  vermeintliche  ziemlich  grobe  Antwort  Chopin's  auf 
Rellstab's  Kritiken  erschien  (1834)  im  V.  Bande  (Nr.  B)  genannter  Zeitschrift. 
Prof.  Niecks  hat  diese  Antwort  im  I.  Bande  seines  Werkes  iiber  Chopin 
(S.  279)  abgedruckt.  —  Nun  haben  wir  Beweise,  daB  jemand  aus  Chopin's 
Umgebung  ohne  des  Meisters  Wissen  diesen  Brief  schrieb  und  an  Bellstab 
schickte.  Denn  Chopin  war  in  seine  Kunst  so  vertieft,  daB  er  sich  nicht 
darum  kummerte,  ob  jemand  fur  oder  gegen  seine  Werke  kSmpfbe.  Es  kam 
spater  doch  noch  zu  einer  Einigung  mit  Bellstab,  denn  wir  finden  in  dem 
von  Karlowicz  herausgegebenen  Buche  folgenden  Brief  Liszt's  an  Chopin: 
<B  n'y  a  nul  besoin  d'un  interm6diaire  entre  Bellstab  et  toi,  cher  ancien 
ami.  Bellstab  est  un  homme  trop  distingue*  et  pour  ta  part,  tu  es  trop  bien 
appris,  pour  que  vous  ne  vous  entendiez  a  merveille  et  tout  d'abord  (quel- 
que  peu  que  s'entendent  ainsi  d'habitude  les  artistes  avec  les  critiques  ...» 
Dieser  Brief  Liszt's  war  aus  Posen,  26.  Februar  1843,  datiert. 

Zum  Schlusse  mochte  ich  noch  auf  eine  bemerkenswerte  Tatsache  hinweisen. 
Manche  franzdsische  Musikschriftsteller  versuchten  die  polnische  Nation  ali tat 
und  Abstammung  Chopin's  zu  leugnen.  In  dem  hier  besprochenen  Buche 
finden  wir  jedoch  zwei  Stellen,  in  denen  Chopin  selbst  seine  Nationalit&t 
nachdriicklichst  hervorhebt.  In  dem  fiinften  Briefe  (20.  Juli  1845,  Nohant) 
an  seine  Eltern  schreibt  der  Meister;  >Ich  bin  ein  wahrer  blinder  (!)  MazourJ)«. 
Im  achten  Briefe  (4.  Oktober  1846,  Nohant)  an  seine  Eltern  schreibt  er: 
>Ich  mochte  sehr  gern  den  Nowakowski2)  sehen.  Er  wird  mich  an  viele 
8achen  erinnern.  Auch  werde  ich  viel  mit  ihm  in  unserer  Sprache  plaudern, 
denn  seit  der  Abfahrt  Laura's3)  habe  ich  nichts  in  unserer  Sprache  ge- 
sprochenc 

1)  Mazouren  sind  der  Volksstamm,  der  die  Umgegend  von  Warschau  bewohnt. 

2)  Joseph  Nowakowski  (1806 — 1866)  war  ein  polnischer  Pianist  und  Komponist, 
auch  im  Auslande  sehr  bekannt.    (Lieder,  Etuden.) 

3)  Grafin  Gzosnowska. 


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224  F.  Suarez  Bravo,  Necrologie. 

Zuletzt  sei  mir  noch  gestattet,  auf  die  vortreffliche  wissenschaftliche 
Anordnung  des  ganzen  Nachlasses  Chopin's  seitens  des  Herrn  Karlowicz 
besonders  hinzuweisen.  Er  zeigt  sich  darin  als  kenntnisreicher  Chopin- 
Forscher,  dessen  Verdienste  hoch  anzuschlagen  sind. 

Krakau.  Adolf  Chybimki. 

Anmerkung:  An  alle  Besitzer  Chopin'scher  Briefe  ergeht  die  Bitte,  Ab- 
schriften  derselben  dem  Verfasser  vorliegender  Arbeit  gutigst  zu  senden.  (Adresse: 
Krakau,  Floriansgasse  32  III.). 


Necrologie, 


Jesns  de  Monasterio. 

L'Espagne  artistique  a  eprouve  le  28  septembre  dernier  une  tres  grande 
perte;  c'est,  en  effet,  ce  jour-la  qu'est  mort  Jesus  de  Monasterio,  grand 
violoniste,  compositeur  illustre,  bibliophile  inusical  enthousiaste  et  distingue. 

H  etait  ne"  dans  les  montagnes  de  Liebana  a  Potes  (province  de  Santander 
et  c'est  a  la  <montagne»  qu'il  vint  mourir  dans  sa  propriete  de  Casar  de 
Periego. 

L'art  espagnol  a  contracts  une  dette  immortelle  de  reconnaissance  envers 
Jesus  de  Monasterio,  non  seulement  pour  sa  celgbrite*  de  violoniste,  ma  is 
pour  l'essor  qu'il  donna  a  la  musique  de  son  pays. 

Castro  y  Serrano  raconte  dans  la  pr£cieuse  brochure  qu'il  a  dediee  aux 
«Quatuors  du  Conservatoire*,  l'anecdote  suivante.  Le  pere  de  Monasterio, 
magistrat  en  retraite,  occupait  ses  loisirs  a  l'etude  de  la  musique;  il  trouva 
un  jour  Jesus  jouant  du  violon,  cache  dans  un  coin  et  pleurant  a  chaudes 
larmes,  se  croyant  seul.  —  «Pourquoi  pleures-tu,  petit?*  lui  demanda-t-il. 
—  «Je  pleure,  repondit  Jesus,  parce  que  cette  musique  me  fait  pleurer.> 
L'enfant  n'avait  alors  que  quatre  ans. 

Ce  fait  decida  de  la  carriere  de  Jesus,  qui  sut  realiser  toutes  les  pro- 
messes  qu'avaient  faites  entrevoir  ses  predispositions  d'enfant  prodige.  Au 
lieu  de  perdre  son  temps  comme  tant  d'autres  qui  ne  songent  qu'a  exhiber 
leur  pr^cocite*  maladive  inspirant  plus  de  compassion  que  d'admiration ,  il 
mourut  a  67  ans,  laissant  sous  son  influence  l'art  musical  espagnol  en 
plein  developpement. 

A  cinq  ans,  il  jouait  deja  pour  faire  chanter  les  jeunes  gens  de  son  village, 
et  a  sept  ans,  il  fut  entendu  par  la  Reine  qu'il  emerveilla  par  sa  maestria 
et  sa  surety  d'execution;  le  due  de  la  Victoria,  alors  regent  du  Royaume, 
lui  offrit  en  recompense  de  son  talent  un  violon  et  une  pension  pour  com- 
pleter ses  etudes. 

A  Madrid  il  eut  pour  maitres  les  professeurs  habituels  de  la  chapelle 
royale  qui  surent  cependant  bien  guider  les  heureuses  aptitudes  de  leur 
eleve. 

H  visita  successivement  diverses  villes  d'Espagne  et  apres  Madrid,  il  fut 
ap  pi  audi  a  Cordova,  Barcelone,  Lerida;  mais  la  mort  de  son  pere  mit  fin  a 
ses  excursions  et    il  rentra   au   village   natal  aupres    de   sa   mere   et    de  ses 


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P.  Suarez  Bravo,  NScrologie.  225 

sceurs  oil  il  eiit  ve*cu  inconnu  si  un  homme,  enthousiaste  passionng  pour  les 
arts,  Don  Basilio  de  Montogane  ne  fut  pas  venu  l'arracher  de  sa  retraite  et 
en  renmenant  hors  d'Espagne,  le  presenter  au  Conservatoire  de  Bruxelles. 

La,  il  se  trouva  dans  un  milieu  vpropre  au  de>eloppement  de  son  talent, 
ayant  pour  professeurs  Beriot,  Lemmens,  FStis,  comme  ami  et  conseilleur  Tillustre. 
Gevaert. 

Deux  ans  apres,  il  quitta  la  classe  de  Be>iot  avec  le  prix  d'honneur  qu'il 
obtint  au  concours  de  1852. 

En  Espagne,  ce  triomphe  lui  valut  le  titre  de  violoniste  honoraire  de  la 
chapelle  royale  et  un  engagement  pour  une  s6rie  de  concerts  en  Angleterre 
et  en  Ecosse. 

Monasterio  eut  to u jours  si  pen  de  gout  pour  ces  tournees  qu'il  renonca 
completement  a  ses  succes  de  concertiste  pour  rentrer  a  Madrid  ou  il  s'installa, 
se  vouant  a  1'enseignement  musical;  c'est  alors  qu'il  commence  a  former 
cette  pleaade  d'artistes  instrumentistes  (de  l'archet)  qui  valurent  aux  orchestres 
de  Madrid  une  si  grande  reputation. 

Plus  tard,  en  1861,  c£dant  aux  instances  de  ses  amis  intimes  plus  qu'a 
ses  d&irs,  il  repassa  la  frontiere  et  donna  quelques  concerts  en  Belgique, 
en  Hollande  et  en  Allemagne. 

Le  virtuose  fut  chaleureusement  accueilli  partout. 

Tons  les  critiques  se  sont  plus  a  lui  reconnaitre  une  elegance  de  style, 
une  force  d'execution  et  une  delicatesse  qui  le  distinguent  de  tons  les  maitres 
connus  jusqu' alors. 

Les  concerts  qu'il  donna  au  Gewandhaus  augmenterent  sa  celSbrite*;  le 
public  si  intelligent  de  Leipzig  n'epargna  pas  ses  applaudissements  a  1' artiste 
meridional;  a  Berlin,  il  eut  l'bonneur  d'etre  accompagne  au  piano  par 
Meyerbeer  en  personne;  a  "Weimar,  on  lui  fit  une  reception  des  plus  cha- 
leureuses.  Monasterio,  preaente"  a  la  cour  ducale  par  Lassen,  b6n6ficia  de 
l'amicale  protection  que  celui-ci  ne  cessa  de  lui  t^moigner.  Son  talent  fit 
une  telle  impression  qu'on  lui  offrit  dans  cette  ville  l'emploi  de  premier  vio- 
lon  et  la  direction  des  concerts  de  la  Cour,  emploi  qu'avaient  l'illustre  Laub 
et  le  celebre  Joachim.  Mais  l'idSe  seule  de  vivre  loin  de  son  pays,  empecha 
Monasterio  d'accepter  cette  offre,  de  meme  qu'il  dgclina  en  1862  la  succession 
de  Be'riot  au  Conservatoire  de  Bruxelles  que  celui-ci  avait  du  quitter  pour 
raisons  de  sante\ 

Monasterio  fut  le  premier  espagnol  qui  s'illustra  comme  artiste  execu- 
tant; apres  une  longue  decadence  ou,  pour  mieux  dire,  apres  une  periode 
cTaneantissement  artistique,  il  fut  le  premier  a  obtenir  des  succes  a  l'etranger. 

Monasterio  arriva  a  jouir  d'une  veritable  popularity  et  cela  paraissait 
alors  inoui  et  sans  precedent,  car,  si  Garcia  et  La  Malibran  s'6taient  cr£6  une 
brillante  renommSe  dans  le  chant,  nous  n'avions  pas  e*te"  aussi  heureux  avec 
le  violon  et  le  piano. 

Sors  lui-meme,  qui  avait  acquis  au-dela  des  Pyrenees  une  grande  reputa- 
tion, n'ggala  jamais  la  cel^brite*  de  Monasterio. 

Son  nom  est  intimement  lie  a  une  institution  qui,  quoique  disparue  de 
nos  jours,  fit  plus  pour  l'6ducation  du  public  que  beaucoup  dissociations  haut 
placees.  D  cr6a  avec  Guelbenzu  les  fameux  Quatuors  du  Conservatoire,  ou 
vint  pour  la  premiere  fois  se  familiariser  avec  les  chefs-d'oeuvres  de  la  musique, 
un  groupe  d'amateurs  convaincus,  dont  son  Altesse  l'lnfante  Isabelle  de  Bour- 
bon fut  pendant  longtemps  l'illustre  protectrice. 


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F.  Suarez  Bravo,  Necrologie. 

Les  quatuors  quitterent  le  domicile  particulier  du  pianiste  D.  Juan  Guel- 
benzu,  ou  ils  avaient  6t£  cr£6s,  pour  se  r£unir  au  petit  salon  d'essais  du  Con- 
servatoire dont  ils  prirent  le  nom;  pendant  longtemps  ce  fat  la  un  vrai 
foyer  de  haute  culture  ou  on  travailla  phis,  sans  bruit  et  sans  eclat,  au  per- 
fectionnement  de  Tart,  que  dans  beaucoup  d'ecoles  et  de  conservatoires. 

Grace  a  Monasterio,  les  csuvres  de  Haydn,  Mozart  et  Beethoven  furent 
apprexiees  du  public  qui  jusqu'alors  en  avait  ignore  la  valeur,  et  des  ce  mo- 
ment, les  chefs-d'csuvres  de  ces  maitres  devinrent  des  modeles  vivants  et 
immortels  et  servirent  de  pierre  de  touche  aux  productions  artistiques  du  jour. 

Plus  tard,  les  Quatuors  se  r6unirent  au  Salon  Romero,  mais  les  fideles  ne 
trouverent  pas  dans  ce  nouveau  local  mieux  place  et  plus  decore",  l'intimite' 
et  le  recueillement  n^cessaires  pour  jouir  des  chefs-d'csuvres  de  la  musique 
de  chambre,  ni  le  milieu  qu'ils  avaient  entre  les  murs  gris  et  nus  da 
Conservatoire. 

Esperanza  y  Sola,  l'elegant  critique,  ami  intime  de  Monasterio,  lui  a 
consacre  dans  la  «Lectura»  un  article  n£crologique  ou  il  d6crit  en  termes  vifs 
et  images  cette  premiere  reunion  de  la  society  des  Quatuors  du  Conservatoire. 

«TJne  estrade  modeste  avec  quatre  pupitres  plus  simples  encore  et  un  piano 
de  Pleyel,  voila  tout  le  decor.  Bientot  nous  vimes  devant  les  pupitres  trois 
artistes  deja  connus  du  public,  Feres,  Lestan  y  Castellano ;  devant  le  quatrieme 
pupitre  se  trouvait  assis  un  jeune  homme,  ni  petit  ni  grand,  maigre,  les 
cheveux  noirs  boucles  et  le  regard  intelligent.  Sur  un  signal  de  ce  dernier, 
les  artistes  attaquerent  le  quatuor  en  re  (op.  18)  de  Beethoven  et  apres  la 
Sonate  en  fa  (op.  24)  du  meme  auteur;  la  stance  se  termina  par  le  quatuor  en 
sol  (op.  77)  de  Haydn,  interpret  par  l'inoubliable  G-uelbenzu  et  le  jeune  artiste. 

«La  derniere  note  expirait  a  peine  que  ce  public  select  et  privilegie*  ne 
put  contenir  son  enthousiasme ;  tous  etaient  unanimes  a  reconnaitre  que  ce 
qu'ils  venaient  d'entendre  etait  un  evlnement  d'une  grande  importance  pour 
l'art  espagnol;  ils  entouraient  avec  une  tendre  sollicitude  ce  jeune  artiste 
dont  le  charme  personnel  et  1' admirable  interpretation  avaient  enleve*  l'auditoire; 
et  lui,  qui  avec  son  violon  avait  arrache*  des  larmes  et  des  sourires,  qui 
avait  charme*  dans  le  quatuor,  lui,  qui  avec  1' active  et  tres  habile  cooperation 
de  Guelbenzu,  avait  agrandi  Tart  obligeant  qui  les  ecoutaient  a  rompre  leur  reli- 
gieux  silence  par  des  murmures  irresistibles  et  de  sourds  cris  d'admiration 
mille  fois  plus  sensibles  aux  artistes  que  les  bruyants  applaudissements  de 
la  multitude;  lui,  dis-je,  prouvait  par  la  joie  qui  se  reflectait  sur  son  visage 
que,  de  retour  dans  son  pays,  apres  une  si  longue  absence  dont  il  avait  pro- 
fits pour  s'acquerir  une  reputation  meritee,  il  donnait  avec  gloire  le  pre- 
mier pas  pour  la  realisation  du  reve  de  sa  vie,  de  ce  que  Filippo  Filippi, 
definit  —  en  parlant  des  Quatuors  de  Florence  —  «la  mission  sacr6e,  confiee 
«seulement  a  quelques  privilegies,  de  propager  parmi  la  foule,  le  gout  et 
«l'amour  de  la  musique  purement  ideale»,  et  de  plus  la  restauration  du  bon 
gout  musical  en  Espagne.» 

Pendant  cette  premiere  periode,  Castro  y  Serrano  le  depeint  ainsi: 

«L'artiste  est  un  jeune  homme  de  taille  moyenne  plutot  petit  que  grand, 
maigre,  tres  brun,  avec  les  cheveux  boucles  naturellement.  A  l'exception  de 
se8  yeux  vifs  et  penetrants,  sa  physionomie  et  son  exterieur  sont  communs. 
Si  vous  le  rencontrez  dans  la  rue  sans  le  connaitre,  vous  passerez  sans  qu'il 
attire  votre  attention,  quoiqu'il  ne  soit  pas  antipathique.  II  est  ni  plus  ni 
moins  que  beaucoup  d'autres. » 


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F.  Suarez  Bravo,  NScrologie,  227 

Sauf  le  changement  de  couleur  des  cheveux  que  les  annees  avaient  blanchis, 
Monasterio  est  reste*  le  meme  jusqu'a  ses  dernieres  annees,  conservant  toujours 
la  vivacity  et  l'ardeur  d'un  adolescent,  pour  ne  pas  dire  a  un  degre*  plus 
prononce*.  Deja  vieux  il  avait  toujours  un  coeur  d'enfant  pour  sentir  et  une 
ame  juvenile  pour  admirer. 

Pousse*  par  son  attachement  aux  monuments  de  Tart  musical  espagnol  du 
XVe  au  XVIIe  siecles,  il  fut  aussi  un  savant  chercheur  de  manuscrits,  collec- 
tionneur  de  ces  anciennes  editions  de  livres  de  musique  chiffre'e  pour  la  guitare, 
GBuvres  si  rares  et  si  convoitees. 

C'est  a  lui  que  revient  une  grande  partie  de  la  renommee  que  la  Socie'te* 
des  Concerts  de  Madrid  s'est  acquise:  il  succ6da  la  a  Gaztambide  et  &  Bar- 
bieri,  les  deux  illustres  zarzueleros,  et  directeurs  d'orchestre  6m6rites;  grace 
a  un  travail  de  plusieurs  annees,  soutenu  par  l'ardeur  et  l'activite*  qu'il  mettait 
dans  toutes  ses  entreprises,  il  fut,  a  vrai  dire,  l'organisateur  de  la  Soctete* 
des  Concerts,  lui  donnant  une  constitution  si  solide,  que  c'est  grace  a  lui 
que  la  Societe"  doit  de  n'etre  pas  deja  morte,  en  lutte  centre  l'absence  d'une 
direction  bien  orients e,  maladie  dont  elle  souflre  depuis  quelque  temps. 

Mis  a  la  tete  du  Conservatoire  National  de  Musique  et  Declamation,  il 
montra  son  zele  et  son  activite  habituels;  la,  il  fut  le  digne  successeur 
de  Eslava,  restaurateur  de  l'art  religieux,  de  Ventura  de  la  Vega  et  Lopez 
de  Ayala  dont  les  oeuvres  dramatiques  sont  dignes  de  figurer  a  cote*  de 
celles  des  grands  dramaturges  des  XVI*  et  XVHe  siecles,  de  Arrietay  composi- 
teur espagnol  le  plus  populaire  du  dernier  siecle. 

Les  travaux  de  Monasterio  comme  compositeur  sont  plus  remarquables 
par  leur  quality  que  par  leur  quantity;  il  est  facile  a  comprendre  qu'une 
existence  active  comme  la  sienne  ne  lui  permettait  pas  de  se  vouer  exclusi- 
vement  k  la  composition;  ses  Etudes  artisHques  de  violon  ont  eu  l'honneur 
d'etre  admises  comme  ceuvre  de  texte,  aux  conservatoires  deBruxelles  et  Madrid. 
Une  de  ses  compositions  plus  celebres,  V Adieu  d  VAlharnbre,  figure  dans  le  re- 
pertoire de  la  plupart  des  concertistes.  Le  Scherzo  fantastique,  f  Etude  de 
Concert,  la  Marche  funebre  et  triomphale  et  I1  Andante  Religieux  appartiennent 
aussi  au  genre  instrumental. 

Son  recueil  de  chant  contient  des  melodies  de  tendre  et  delicate  inspi- 
ration qui  se  reflete  dans  son  Veante  mis  ojos  (Que  mes  yeux  te  voient),  extrait 
de  la  po£sie  si  connue  de  Ste.  Th6rese  de  Jesus  qui  doit  egalement  prendre 
place  parmi  ses  chefs-d'eeuvres  pour  veux  seules:  k  cette  meme  categorie 
s'ajoutant  deux  chceurs,  Triomphe  de  VEspagne,    et  Le  Betour  dans  la  patrie. 

Fervent  admirateur  des  oeuvres  des  maitres  qui  illustrerent  le  XVI6  siecle 
et  qui  porterent  k  un  si  haut  degre*  de  perfection  la  musique  religieuse,  Mo- 
nasterio suivit  leur  traces  dans  son  Dies  Irce  et  le  Bequiescatf  compositions 
magistrales  pour  voces  solas  (voix  seules). 

Sa  mort  fut  tres  regretee,  car  si  comme  artiste  il  s'etait  cree*  une  reputa- 
tion enviable,  lliomme  avait  su  s"  attire  r  l'estime  de  tous  ceux  qui  l'approche- 
rent,  par  sa  droiture  et  son  grand  coeur. 


Joaquin  Marsillach. 

L' Association  wagnerienne  de  Barcelone,  qui  travaille  avec  grande  energie 
au  developpement  de  l'art  dramatique  musical  de  Richard  Wagner,  a  voulu 
rendre  un  hommage  posthume  a  un  ecrivain  mort  a  la  fleur  de  l'age,    mais 

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228  F.  Suarez  Bravo,  Necrologie. 

dont  les  courtes  annees  vouees  aux  belles  lettres,  furent  une  campagne  con- 
stante  en  favour  du  Reformateur  do  Bayreuth. 

Joaquin  Marsillach  y  Lleonart  mourut  an  mois  d'aout  1883;  an  moment 
du  20"  anniversaire  de  sa  mort,  «la  Wagnerienne*  fut  convoquee  en  reu- 
nion sp^ciale  et  son  president  D.  Joaquin  Pena,  prononca  un  discours  elo- 
gieux  des  merites  acquis  par  l'ecrivain  apotre  du  wagnerisme.  Marsillach 
etait  fils  de  medecin  et  il  eut  quelque  temps  le  desir  de  suivre  la  meme 
carriere,  mais  il  sacrifia  plus  de  temps  de  sa  jeunesse  a  la  critique  musicale 
qu'a  l'etude  de  la  medecine;  il  dut  employer  ses  propres  connaissances  au  soin 
de  sa  sante,  car  il  mourut  a  24  ans  des  suites  d'une  affection  pulmonaire. 

Son  oauvre  principale  intitule:  «Ricardo  Wagner.  Essayo  biografico- 
critico*,  est  deja  connue  hors  d'Espagne  par  la  traduction  italienne  publiee 
a  Milan,  avec  notes  et  appendices,  par  les  soins  du  Docteur  Filippo 
Filippi.  Pour  se  faire  une  juste  idee  de  la  reelle  valeur  du  livre,  il  faut 
remarquer  que  c'etait  le  premier  ouvrage  paru  en  Espagne,  traitant  la 
personality  artistique  de  Wagner  et  commentant  son  systeme,  qu'en  France 
il  n'y  avait  jusqu'alors  qu'un  seul  ecrit  d'importance,  l'excellent  expose  de 
Schure,  qu'en  Italie  on  n'en  possedait  aucun,  et  que  l'auteur  etait  un  jeone 
homme  de  dix-neuf  ans.  H  ecrivit  apres  de  n ombre ux  articles  pour  les 
journaux,  et  diverses  etudes  sur  Arrigo  Boito  et  son  «Mefistofele»,  sur  lliis- 
toire  du  « Lohengrin »,  et  notamment  une  interessante  relation  de  son  voyage 
a  Bayreuth,  pour  assister  a  la  premiere  representation  du  Parsifal,  relation 
qu'il  intitula  « Peregrination  a  la  Mecque  de  l'avenir*. 

Tons  ces  travaux  lui  attirerent  d'acerbes  critiques,  car  a  ce  moment  de 
Involution  du  gout  musical,  la  connaissance  de  l'art  wagnerien  etait  tres- 
incomplete  parmi  nous,  et  on  ne  le  jugeait  que  par  «Bienzi>,  et  quelques 
fragments  epars  de  «Tannhauser».  Marsillach  ecrivait  avec  la  conviction  et 
l'ardeur  d'un  neophite,  et  avec  toute  Timpetuosite  de  la  jeunesse ;  il  n'epargnait 
pas  ses  adversaires,  employant  contre  l'ecole  italienne  les  armes  du  ridicule 
et  du  sarcasme,  dont  ceux-ci  du  reste,  ne  s'etaient  pas  fait  faute  de  se  servir 
contre  son  venere  maitre. 

Sa  conviction  et  son  enthousiasme  lui  valurent  l'amitie  de  Wagner;  il  ent, 
a  diverses  reprises,  l'honneur  de  voir  le  Maitre ,  passant  avec  lui  de  longs 
entretiens. 

Quand  Wagner  apprit  que  le  jeune  medecin  espagnol  projetait  d'ecrire 
sa  biographie  avec  un  resume  de  ses  idees  artistiques,  il  lui  envoya  deux 
autographes  dont  l'un,  musical,  les  premiers  notes  de  la  Bacchanale  de  «Tann- 
hauser*,  et  dont  le  second  litteraire,  qu'il  mit  en  tete  de  son  ouvrage,  est  repro- 
duitici:  <Wenn  es  sich  bestatigt,  dafi  die  Aufmerksamkeit  und  die  Hoffnung 
fremder  Nationen  der  Entfaltung  der  deutschen  Kunst  auf  dem  Gebiete  der 
Dichtung  und  Musik  zugewendet  ist,  so  haben  wir  anzunehmen,  dafl  ihnen 
es  namentlich  an  der  Original  it  at  und  ungestorten  Eigenttimlichkeit  dieser 
Entfaltung  liege,  da  ihnen  durch  uns  sonst  keine  neue  Anregung  zukommen 
wurde.  Ich  glaube,  dafl  in  diesem  Sinne  es  unseren  Nachbarn  nicht  weniger 
als  uns  darauf  ankommen  diirfte,  einen  wahrhaft  deutschen  Stil  durch  uns 
treulich  ausgebildet  zu  wissen.  —  Richard  Wagner*. 

Barcelona.  F.  Suares  Bravo. 


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Musikberichte.  229 

Mnflikberiohte. 

Referenten:    W.  Behrend,  C.  Goos,  F.  Gdtsinger,  B.  Istel,  F.  Munk, 
A.  Neifier,    F.   Pfohl,  H.   Pohl,   J.-O.  ProdTiomme ,    C.  H.   Biohter, 

F.  Spiro. 


Basel.  Die  Hauptereignisse  der  letzten  vier  Wochen  waren  die  Berlioz- 
Feiern  des  Gesangvereins  und  der  Musikgesellschaft.  Der  Gesangverein  unternahm 
die  fur  Basel  erste  Auffuhrung  yon  > Faust s  Yerdammung<  mit  vorziiglichen 
Kraften,  Frl.  Marcella  Pregi,  Prof.  Messchaert  und  Kammersanger  Hess,  welche  samt- 
lich  Leistungen  allerersten  Ranges  boten;  die  Rolle  des  Brander  hatte  Herr  Bopple, 
Mitglied  des  Basler  Vokalquartetts  Ubernommen.  Die  Auffuhrung  hinterlieB  in  alien 
Partien  einen  ausgezeichneten  Eindruck  und  interessierte  alle  Zuhorer,  Muaikverstan- 
dige  und  Laien,  aufs  hochste  durch  die  unerschopfliche  musikaliscbe  Phantasie  und 
die yielgestaltigkeit der Klangwirkungen.  Den Dirigentenstab fuhrte HermannSuter, 
der  in  dem  reichen  Werke  vollstandig  aufging.  —  Kurz  darauf  folgte  die  zweite  Feier, 
im  funften  Sinfoniekonzert.  Sie  enthielt  an  Orchesterkompositionen  die  phan- 
tastische  Sinfonie  und  den  »Carneval  romain«  und  an  Gesangsstucken  die  reizend  in- 
strumentierten  »Sommernachte«,  von  Frau  IdaHuber  und  Frl.  Maria  Philippi  gesungen; 
sodann  das  Duett  aus  >Beatrice  und  Benedikt*  und  den  liedartigen  Chor  >La  mort 
d'0ph£lie«.  Die  Wirkung  der  Carneval  -  Ouvertiire  war  so  ziindend,  daC  Suter  noch 
den  Racoczy  -  Marsch  aus  Faust  darauf  folgen  lieC.  Beide  Feiern  haben  uns  den  ge- 
nialen  Franzosen  zum  ersten  Mai  recht  nahe  gebracht;  sie  haben  zugleich  die  Leistungs- 
fahigkeit  des  Orchesters  glanzend  bestatigt.  —  Zu  erw'ahnen  ist  noch  das  vierte  Sin- 
foniekonzert, in  dem  uns  zum  ersten  Mai  eine  vollst'andige  Sinfonie  von  Anton 
Bruckner  vorgefuhrt  wurde  (Nr.  8  in  C-moll).  Der  Erfolg  war  trotz  grundlicher  Vor- 
bereitung  und  klangschoner  Wiedergabe  auCerordentlich  bescheiden.  Als  Solistin 
«irkte  an  Stelle  der  erkrankten  Frau  Schumann-Heink  Fraulein  Munchhoff  mit  eincr 
Arie  von  Bellini  und  leichteren  Liedern,  Das  Notturno  fiir  vier  Orchester  von  Mozart 
brachte  einen  eigenartigen  Gegensatz  in  das  Programm.  —  In  der  Eammermusik  ging 
e*  ziemlich  still  her.  Von  groBem  Interesse  war  nur  der  Hugo  "Wolf- A  bend,  den 
Rob.  Kaufmann  mit  Kapellmeister  Suter  veranstaltete.  Auch  hier  wurde  dem 
Basler  Konzertpublikum  zum  ersten  Mai  ein  neues  Kiinstlerphanomen  durch  eine 
groBere  Auswahl  von  Proben  bekannt.  Denn  Hugo  Wolf  ist  bis  jetzt  nur  sehr  spo- 
radisch  bei  uns  erschienen.  Die  Lieder  ubten  denn  auch  fast  ohne  Ausnahme  eine 
tiefgehende ,  machtige  Wirkung  aus ;  die  Auswahl  war  vielseitig  und  sorgfaltig.  —  In 
der  dritten  Kammermusik-Soiree  gastierte  eine  Luzerner  Pianistin,  Frau  Tschanz,  in 
Schumann's  Klavierquartett;  daneben  spielten  die  standigen  Quartettgenossen  ein  Werk 
von  Haydn  und  das  dritte  der  russischen  Beethovenquartette.  F.  G. 

Berlin.  Wie  alljahrlich  trat  auch  in  diesem  Jahre  das  hiesige  Musikleben  vor 
Weihnachten  in  ein  etwas  ruhigeres  Stadium,  das  diesmal  infolge  der  auOerordent- 
lichen  AnhaufuDg  von  Auffuhrungen  aller  Art  im  November  schon  etwas  zeitiger 
eingesetzt  hatte,  als  fruher. 

Die  Konzerte  derKonigl.  Kapelle  haben  einen  etwas  konservativen  Charakter 
zeitgenossischem  Schaffen  gegenilber  scheint  man  sich  nicht  allzugroOen  Entgegen- 
kommens  zu  befleiCigen,  woraus  einerseits  der  Vorteil  resultiert,  daC  vielleicht  manche 
berbe  Enttauschung  den  Zuhorern  erspart  bleiben  mag,  andererseits  aber  auch  ein 
'nchtiger  Kultur  fordernder  Faktor  auCer  Acht  gelassen  wird.  So  waren  z.  B.  auch 
btim  vierten  Konzert  die  Novitaten  durch  einige  an  dieser  Stelle  noch  unaufgefuhrte 
Werke  —  B-dur  Symphonie  von  Schubert  und  Tanze  von  Mozart  —  ersetzt.  Be- 
sonders  die  letzteren  fanden  in  der  uberaus  reizvollen  Wiedergabe  beim  Publikum 
^iel  Anklang,  so  daB  sie  wiederholt  werden  muGten.  Die  genannte  Symphonie,  ein  Werk 
aus  der  fruhen  Jugend  des  Eomponisten,  steht  zwar  an  Erfindungskraft  noch  sehr  hinter 
den  sp&teren  zuriick,  bleibt  aber  immerhin  eine  imponierende  Leistung  eines   in  so 

1Zd.i.M.   v.  17        r^ 

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230  Musikberichte. 

jungen  Jahren  schaffenden  Kiinstlers.  Schumann's  C-dur-Symphonie  und  die  >Frei- 
schtitz* -Ouvertiire  vervollstandigten  das  Programm.  Das  fiinfte  Symphonie-Konzert 
der  Koniglichen  Kapelle  war  ausschlieBlich  dem  Andenken  Berlioz1  gewidmet.  Zum 
ersten  Mai  in  Deutschland  gelangte  »Kleopatra«,  eine,  lyrische  Szene  fur  Gesang  und 
Orchester,  zur  Auffiihrung.  Frau  Th.  Plaichinger,  der  man  die  sehr  undankbare  Ge- 
sangspartie  iibertragen  hatte,  vermochte  die  darin  enthaltenen  groBen  Schwierigkeiten 
nicht  ganz  zu  iiberwinden,  erntete  jedoch  beim  Publikum  reichen,  wohl  verdienten 
Beifall.  Zur  Auffiihrung  gelangte  ferner  die  Ouvertiire  zu  »Bob  Roy«,  die  wir  bereits 
in  einem  friiheren  Konzert  der  Wagner- Vereine  zu  horen  Gelegenheit  hatten,  und  der 
•Trojanische  Marsch«,  den  Busoni  in  seinem  Orchesterkonzert  kiirzlich  braehte.  Eine 
glanzende  Wiedergabe  der  »Phantastischen  Symphonie<  machte  den  BeschluB  des 
Konzertes.  Da  Weingartner  bekanntlich  einer  der  besten  Interpreten  Berlioz1  ist,  so 
braucht  kaum  hervorgehoben  zu  werden,  daB  auch  die  iibrigen  hier  gespielten  Werke 
in  vollendeter  Weise  zu  Gehor  kamen.  In  pietatvoller  Weise  ist  der  lOOjahrigen 
Wiederkehr  von  Berlioz1  Geburtstag  auch  in  anderen  Konzerten  durch  die  Wiedergabe 
dieses  und  jenes  seiner  Werke  gedacht  worden.  Nach  den  Eindriicken,  die  man  von 
diesen  Auffiihrungen  selbst,  sowie  von  ihrer  Aufnahme  bei  dem  Publikum  und  der 
Kritik  empfing,  vermochte  man  nicht  gerade  ein  giinstiges  Prognostikon  fiir  die  Lebens- 
fahigkeit  Berlioz'scher  Werke  im  hiesigen  Konzertleben  auszustellen.  GewiB  wird  man 
sich  freuen,  hin  und  wieder  einem  > Berlioz*  im. Konzert  zu  begegnen,  wie  es  bisher 
geschehen  und  sicherlich  auch  in  Zukunft  bleiben  dttrfte,  doch  hieBe  es  die  Werke 
in  ihrer  Wirkung  selbst  schadigen,  wenn  man  sie  so  h'aufig  auffiihren  wollte  wie  hier 
in  den  letzten  Wochen. 

Die  beiden  letzten  Philharmonischen  Konzerte  standen  nicht  ganz  auf 
der  kunstleriechen  Hohe  der  vorangegangenen ,  was  weniger  an  den  Leistungen  des 
Orchesters  und  seines  Dirigenten,  als  vielmehr  an  der  Wahl  der  Novitaten  und 
teilweise  den  solistischen  Darbietungen  lag.  Dies  letztere  trifft  indessen  auf  das  4.  Kon- 
zert nicht  zu,  in  dem  Arthur  Schnabel  das  D-moll -Konzert  von  Brahms  spielte;  eine 
souverane  Beherrschung  alles  Technischen  ist  bei  dem  genannten  Kiinstler  trotz  seiner 
Jugend  eine  Selbstverstandlichkeit.  In  seinem  Vortrag  trat  unzweifelhaft  zu  Tage, 
daB  er  sich  in  erster  Linie  angelegen  sein  lieB,  dem  gerecht  zu  werden,  was  das 
Werk  vom  ureigensten  Wesen  des  Komponisten  in  sich  birgt,  und  dieses  Streben 
diirfte  man  immerhin  als  gelungen  bezeichnen,  wenn  der  Kiinstler  auch  hie  und  da 
eine  Auffassung  bekundete,  die  von  der  gemeinhin  vertretenen  etwas  abwich.  — 
»Idyllische  Ouvertiire*  nannte  sich  ein  zum  ersten  Male  aufgefiihrtes  Werk  von 
Reznicek.  Es  repr'asentiert  ziemlich  unbedeutende  Musik  mit  allerhand  billigen  Or- 
chestereffekten  als  Pointen,  zu  denen  sich  der  Verfasser  scheinbar  das  Recht  aus  dem 
Titel  hergeleitet  hat.  Moglicherweise  hat  er  auch  dem  fertigen  Opus  die  passende 
Marke  als  Geleitbrief  mit  auf  den  Weg  gegeben.  Die  Ouvertiire  zu  der  Oper  »Geno- 
veva«  von  Schumann  machte  den  Anfang  und  die  VIII.  Symphonic  von  Beethoven 
den  BeschluB  des  Konzertes.  Das  fiinfte  wurde  durch  die  Ouvertiire  >Leonore< 
Nr.  2  von  Beethoven  eingeleitet.  Die  Solistin  des  Abends,  Frau  Berthe  Marx-Gold- 
schmidt,  spielte  mit  leichtfliissiger  Technik  das  Konzertstiick  C.  M.  von  Weber's.  Ge- 
steh  icVs  nur,  daB  auch  ich  zu  jenen  gehorte,  auf  die  diese  Musik  keinerlei  tiefer 
gehenden  Eindruck  auszuiiben  vermochte;  zum  Teil  lag  dies  auch  an  dem  Spiel  der 
Dame,  das  leider  durchaus  nicht  danach  angetan  war,  das  Stuck  unter  irgend  welchen 
Reizen  des  Vortrags  aufleben  zu  lassen.  Fiir  manchen  war  es  wohl  eine  Uberraschung, 
als  Novitat  ein  melodramatisches  Werk  erscheinen  zu  sehen.  Da  gegen  diese  Form 
schon  so  mancherlei  Bedenken  erhoben  worden  sind,  so  erscheint  es  um  so  unerhnd- 
licher,  was  Schillings,  der  eine  begleitende  Musik  fur  Orchester  zum  Wildenbruch'schen 
Hexenliede  geschrieben  hat,  bewogen  haben  diirfte,  sich  dieser  Form  zu  bedienen. 
Was  nun  speziell  die  Musik  betrifft,  so  ist  besonders  die  Instrumentation  an  ihr  zu 
loben,  mit  deren  Hilfe  Klangwirkungen  erzielt  werden,  die  fiir  die  Vorgange  der 
Dichtung  auBerordentlich  charakteristisch  sind.  Ob  dagegen  Ztige  von  starkem  indi- 
viduellem  Geprage  vorhanden  sind,  das  mbge  dahingesteilt  bleiben.    Der  Koraponist 


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Musikberichte.  231 

dirigierte  sein  Werk  selbst;  die  Rezitation  hatte  der  Herr  Intendant  £.  yon  Possart 
ubernommen. 

Nur  von  einem  einzigen  groBen  Chorkonzert  ist  diesmal  zu  berichten,  das  aller- 
dings  alle  bisher  vorangegangenen  in  den  Schatten  stellte.  Die  Ehre,  dies  vollbracht 
zu  haben,  gebiihri  dem  Philharmonischen  Chor  unter  der  Leitung  seines  Dirigenten, 
des  Herrn  Prof.  Ochs.  Man  kann  sich  nicht  entsinnen,  das  >Deutsche  Requiem  €  yon 
Brahms  je  in  so  vollendeter  Weise  hier  gehort  zu  baben,  als  bei  dieser  durch  den  ge- 
nannten  Cbor  yeranstalteten  Aufftihrung.  Alle  spateren  werden  einen  schweren  Stand 
haben,  da  an  sie  der  nun  mal  geschaffene  MaGstab  gelegt  werden  durfte.  Den  hochsten 
Anspriichen  wurde  auch  die  Wiedergabe  zweier  anderer  Werke  gerecht.  Es  waren 
dies:  »Schicksals-Lied«  yon  Brahms  und  Schubert's  >Gruppe  aus  dem  Tartarus<  in  einer 
Bearbeitung  fur  einstimmigen  Mannerchor  und  Orchester  vom  erstgenannten  Kompo- 
nisten.  Die  vorziiglichen  Leistungen  der  Solisten  im  Requiem,  Frau  Herzog  und  Herrn 
van  Eweyk,  durfen  nicht  unerw'ahnt  bleiben,  da  sie  zum  Gelingen  des  groBen  Werkes 
mit  beitrugen. 

Die  Kammermusik  stent  in  auBerordentlicher  Bliite.  Yon  besonderem  Interesse 
durften  auch  die  Neuerscheinungen  auf  diesem  Gebiete  sein,  weil  sie  ab  und  zu  den 
Beweis  erbringen,  daC  auch  heutzutage  noch  Musik  gescbaffen  wird,  die  nocb  Ruckgrat 
genug  besitzt,  um  fur  sich  selbst  auf  eigenen  gesunden  Gliedern  zu  stehen,  und  noch 
nicht  so  lebensmiide  ist,  sich  zur  Fortbewegung  stets  der  Krucken  bedienen  zu  mussen. 
Das  Joachim-Quartett  brachte  an  seinem  zweiten  Abend  Werke  yon  Mozart,  Brahms  und 
Beethoven ;  Werke  nur  des  letzteren  in  seinem  dritten  Konzert.  Die  Herren  Schnabel, 
Wittenberg,  Hekking  ernteten  an  ihrem  zweiten  Abend  mit  zwei  niedlichen  Trios  yon 
PL  Rameau,  zu  denen  sie  zuruckgegriffen  hatten,  allenthalben  Beifall.  Herr  Prof. 
Waldeinar  Meyer  spielte  im  dritten  Konzert  des  nach  ihm  benannten  Quartetts  die 
Sonate  in  A-dur  yon  Cesar  Franck,  die  auch  schon  von  anderen  KUnstlern  hier  ge- 
spielt  worden  ist.  Das  Quartett  der  Herren  Hollander,  Nicking,  Rampelmann  und 
Sandow  trug  an  seinem  ersten  Abend  unter  anderen  das  Quartett  A-dur  yon  Doh- 
nani  vor.  Das  zweite  Konzert  des  bohmischen  Streichquartetts  brachte  uns  —  es 
muB  leider  gesagt  werden  —  eine  gelinde  Enttauschung.  Nicht  als  ob  das  Spiel 
den  geringsten  AnlaB  zu  irgend  welchen  Aussetzungen  gegeben,  man  hatte  im  Gegen- 
teil  alien  Grund  zu  bedauern,  daO  sich  hier  die  besten  Krafte  um  die  Erstauffohning 
eines  Quartetts  nutzlos  miihten,  iiber  dessen  ganzliche  Gedankenarmut  auch  eine  so 
gesucht  als  moglich  klingende  Harmonik  nicht  hinwegzutauschen  vermochte.  Das 
Werk  ist  von  Antonio  Scontrino.  Um  so  erfreulicher  waren  die  Neuheiten,  die  uns 
das  Quartett  der  Herren  Boris  Kamensky,  Naum  Kranz,  Alex.  Bornemann  und  Sigis. 
Butkewitsch  aus  Petersburg  bescherten.  Sie  spielten  drei  Quartette  yon  Borodm, 
Tan^iew,  Gliere,  russischer  Komponisten,  die  hier  zum  Teil  noch  wenig  bekannt  sind. 
Ich  konnte  nur  das  Quartett  des  zuletzt  Genannten  horen.  Zweifellos  gehort  es  mit 
zu  den  interessantesten  Werken,  die  uns  die  Kammermusik  bisher  gebracht  hat,  und 
berechtigt,  da  der  Komponist  noch  sehr  jugendlichen  Alters  sein  soli,  zu  den  besten 
Hoffnungen  fur  diesen.  Das  Quartett  Tan&'ew's  soil  selbstandiger  und  musikalisch 
noch  wertvoller  sein.  Die  Leistungen  der  ausfuhrenden  Herren  stehen  denen  dea 
Bohmischen  Quartetts  kaum  nach. 

Von  Kiinstlern,  die  in  eigenen  Konzerten  auftraten,  mogen  die  folgenden  erwahnt 
werden:  Ansorge,  Reisenauer,  Busoni,  Lamond,  Liitschg,  Godowsky,  Wullner,  Frau 
Fleischer-Edel  und  W.  Birrenkoven.  Ottilie  Metzger-Froitzheim,  R.  Koennecke,  Lula 
Mysz-Gmeiner.  Alexander  Sebald  erwies  sich  als  hervorragender  Bachspieler.  Die  junge 
franzosische  Pianistin  Adelina  Bailet  hat  den  vorziiglichen,  ihrem  Auftreten  voraus- 
gebenden  Rnf  vollauf  best'atigt.  Max  Reger  hat  mit  einigen  seiner  neuen  Lieder  mehr 
Entgegenkommen  gefunden,  als  im  vorigen  Jahre.  Herr  Emil  Pauer  bewies  in  dem 
von  ihm  veranstalteten  Orchesterkonzert  sehr  schatzenswerte  Eigenschaften  als  Dirigent 
und  Pianist. 

Im  neuen  Jahre  sind  bisher  nur  zwei  groBere  Auffuhrungen  zu  verzeichnen.  Die 
vier  noch  bevorstehenden  Symphonie-Abende  der  KonigKchen  Kapelle  sind  infolge  der 
SchlieBung  des  Opernhauses  auf  eine  spatere,  noch  naher  zu  bestimmende  Zeit  vertagt 

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232  Musikberichte. 

worden.  Das  letzte  Konzert,  das  noch  vor  Weihnachten  stattfand,  war  ausschlieBlich 
Beethoven  gewidmet  und  gestaltete  sich  zu  einer  dem  denkwiirdigen  Ereignis  seines 
Geburtstages  durchaus  wiirdigen  Feier.  Zur  Auffuhrung  gelangten  die  Ouverturen 
»Zur  Weihe  des  Hauses«,  und  zu  »Leonore  Nr.  3«,  die  vierte  Symphonie  in  B-dur 
und  das  Klavier-Konzert  G-dur,  vorgetragen  durch  Herrn  A.  Reisenauer.  Da  der 
zarte  Charakter,  der  diesem  Werke  eigen  ist,  dem  der  Darstellungskunst  Reisenauers 
in  einigen  seiner  personlichsten  Ziige  konform  ist,  so  zeiehnete  sich  der  Vortrag 
durch  einen  hohen  Grad  der  Vollendung  aus. 

Uber  das  VI.  philharmonische  Konzert,  das  im  neuen  Jahre  stattfand,  ist  nicht 
viel  zu  sagen.  Als  Novitat  war  zwar  eine  Symphonie  in  B-dur  von  Volkmann  ange- 
kiindigt,  doch  gelangte  statt  dessen  die  IV.  Symphonie  von  Tschaikowsky  zur  Auf- 
fuhrung, da  ferner  Herr  Prof.  Messchaert,  der  urspriinglich  zum  Solisten  ausersehen, 
infolge  einer  Erkrankung  nicht  mitwirken  konnte,  so  trat  Herr  Ansorge  an  seine  Stelle 
und  erzielte  mit  dem  A-dur-Konzert  von  Liszt  einen  durchschlagenden  Erfolg.  DaB  der 
Eindruck,  den  das  Spiel  des  Kiinstlers  an  seinem  eigenen  Klavier- Abend  hinterlieB,  ein 
ungleich  gewaltigerer  war,  wo  er  Gelegenheit  hatte,  seine  kunstlerische  Personlich- 
keit  in  umfassendster  Weise  sowohl  nach  der  heroischen  Seite,  wie  nach  der  des  zar- 
testen  lyrischen  Feinempfindens  hin  auf  daB  glucklichste  zu  entfalten  und  zu  offen- 
baren,  verdient  hervorgehoben  zu  werden:  nicht  etwa,  urn  die  obige  Leistung  herab- 
zusetzen,  sondern  weil  es  viel  trefflicher  fur  die  GroBe  seiner  Meisterschaft  spricht  — 
Auf  dem  Programm  des  Philharmonischen  Konzertes  standen  ferner  die  unvollendete 
H-moll-Symphonie  von  Schubert  und  Wagner's  »Faust-Ouvertiire«.  Mit  der  Wieder- 
gabe  der  letzteren  und  der  Symphonie  von  Tschaikowsky  lieferte  Herr  Professor 
Nikisch  wiederum  eine  glanzende  Probe  seines  Konnens. 

Der  Stern'sche  Gesangverein  ftihrte  unter  Leitung  des  Herrn  Professor  Gernsheim 
in  seinem  zweiten  Konzerte  das  »Canticum  canticorum*  von  Enrico  Bossi  und  die  Kan- 
tate  »Ein'  feste  Burg«  von  Bach  auf  und  bewaltigte  seine  schwierige  Aufgabe  zur 
allgemeinen  Zufriedenheit.  Von  den  Solisten  werden  besonders  Fraulein  Joh.  Dietz 
und  Herr  Jungblut  gelobt. 

Die  Zahl  der  Kammermusik-Vereinigungen  ist  durch  das  neue  ins  Leben  getretene 
Quartett  der  Herren  Arthur  Hartmann,  Don  Visanski,  Jacques  Gibbs  und  Anton  Hekking 
wiederum  vergroBert  worden;  sie  beabsichtigen  eine  Anzahl  popularer  Konzerte  zu  ver- 
anstalten.  An  dem  ersten  bereits  gegebenen  waren  vorderhand  nur  die  billigen  Eintritts- 
preise  zu  loben,  da  die  Herren  noch  nicht  genugend  eiugespielt  waren;  doch  biirgt 
der  gute  Klang  ihrer  Namen  dafur,  daB  dieser  im  Anfang  zutage  getretene  Mangel 
wird  ausgemerzt  werden.  Das  Petersburger  Streichquartett  der  Herren  Boris  Kamensk} , 
Naum  Kranz,  Alex.  Bornemann  und  Sigis.  Butkewitsch  lieferten  durch  ihr  zweites 
Konzert,  in  dem  Fraulein  Sandra  Droucker  mitwirkte,  den  Beweis,  daB  sie  nicht  allein 
russische  Musik  ausgezeichnet  zu  interpretieren  versteheu,  wenn  es  eines  solchen  Be- 
weises  bedurft  h'atte.  DaB  nach  ihrem  dritten  Konzert,  das  nur  Werke  von  Tschai- 
kowsky brachte  und  als  letztes  angekiindigt  war,  hier,  wo  eher  ein  UberfluB  als  ein 
Mangel  an  Kammermusik  besteht,  der  Wunsch  rege  wurde,  es  mochte  nicht  das  letzte 
gewesen  sein,  zeugt  sicherlich  auch  von  der  Vorziiglichkeit  ihrer  Darbietungen.  Das 
Bohmische  Streichquartett  spielte  in  seinem  dritten  Konzert  nur  Werke  von  Brahms, 
darunter  das  Klavier-Quartett  F-moll  unter  Mitwirkung  Eugen  d' Albert's.  Der  dritte 
popul'are  Musik- Abend  der  Herren  Schnabel,  Wittenberg,  Hekking  bot  Gelegenheit, 
ein  schon  halb  in  Vergessenheit  geratenes  Instrument,  die  Viola  d'amore  im  Konzert- 
Saal  zu  horen.  Dem  bereits  oben  genannten  Herrn  Arthur  Hartmann  sei  Dank,  daB 
er  sich  des  Instrumentes  mit  groBer  Liebe  angenommen  hatte.  Konzerte  gaben 
ferner  die  Vereinigung  Florian  Zajic,  Heinrich  Gruufeld  und  das  Quartett  Gustav 
Hollander  und  Genossen,  die  ein  Quartett  von  R.  von  Perger  spieiten,  das  zwar  von 
keinerlei  hervorragender  Bedeutung  ist,  aber  ganz  beifallig  aufgenommen  wurde. 

Von  bedeutenderen  Kunstlern  konzertierten  hier  die  Pianisten:  Eugen  d1  Albert, 
dessen  eminentes  Spiel  immer  wieder  zur  Bewunderung  hinreiBt,  Otto  Hegner,  Go- 
dowsky,  Arthur  Schnabel,  Lucien  Wurmser,  die  Geiger :  Albert  Geloso,  Frau  Saenger- 
Sethe,  die  S'angerinnen:    Tilly  Koenen,  Lula  Mysz-Gmeiner,  M.  Hertzer-Dippe.    Die 


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Musikberichte.  .  233 

letztgenannte  hatte  eine  Anzahl  moderner  Lieder  zum  Vortrag  gewahlt,  unter  welchen 
die  yon  Max  Marsohalk  als  die  wertvollsten  erschienen.  F.  M. 

Dresden.  Aus  der  Ffille  des  Inhalts,  den  die  unzahligen  Konzerte  dargeboten 
haben,  kann  kaum  das  einigermaBen  Bedentende  vollstandig  hervorgehoben  werden; 
denn  damit  wfirde  schon  der  Kaum  weit  fiberschritten  werden.  Andererseits  ist  aber 
auch  wenig  Bedeutendes  in  dem  Sinne  zu  verzeichnen,  daO  es  fur  die  Leser  eine  Be* 
deutung  hatte,  es  zu  erfahren,  da  sie  das  Meiste  davon  bei  ihren  eigenen  Konzert- 
besuchen  zu  horen  bekommen.  Es  sind  fast  immer  dieselben  Solisten  mit  denselben 
Programmen,  fiber  deren  Ausfuhrungen  die  Urteile  und  Berichte  meistens  gleichlautend 
ausfallen;  denn  da  es  zum  Teil  »anerkannte«  Groflen  sind,  die  erwahnt  werden  miissen, 
so  stent  darfiber  das  allgemeine  Urteil  >fest<;  und  daran  darf  nur  mit  Vorsicht  ge- 
ruttelt  werden.  Auch  der  Erfolg  bleibt  sich  im  Durchschnitt  gleich,  es  sei  denn, 
daB  in  der  einen  Stadt  das  Geschaft  besser  oder  schlechter  gewesen  ist  als  in  der 
anderen.  Uber  einen  Punkt  lieCe  sich  jedoch  manches  Interessante  sagen;  fiber  den 
Mangel  an  Stilgefiihl,  der  sich  in  der  Art  der  Ausffihrung  der  Programme  immer 
fuhlbarer  macht.  Nach  dieser  Richtung  hin  macht  sich  immer  mehr  eine  personliche 
Willkfir  geltend,  die  nicht  der  Freiheit  im  Vortrage  gleichzustellen  ist.  Diese  letztere 
darf  dann  eintreten,  wenn  die  notwendige  Genauigkeit  der  gegebenen  Vorschriften 
beobachtet  worden  ist.  Dieses  Hervortreten  des  Personlichen,  das  weniger  einem 
kunstlerischen  Zwange  als  vielmehr  dem  Drange,  moglichst  viel  Aufsehen  zu  erregen, 
entspringt,  ffihrt  ganz  von  selbst  zu  den  unzahligen  Fehlgriffen  in  der  Auffassung  und 
der  Wiedergabe  der  Kunstwerke. 

Nach  diesem  einleitenden  Klageliede  will  ich  nun  zunachst  erw'ahnen,  daB  in  einem 
der  Sinfonie-Konzerte  im  Koniglichen  Opernhause  eine  »Sinfonische  Dichtung  in  vier 
Satzenc  von  Carl  Pohlig  unter  Herrn  von  Schuch's  Leitung  eine  ausgezeichnete 
Wiedergabe  und  anerkennenden  Beifall  gefunden  hat.  Das  Werk,  betitelt  »Per  as- 
pera  ad  astra<,  zeugt  von  ernster  Arbeit  und  entsprechender  Erfindungsgabe.  Die 
Satze  stehen  thematisch  in  engerem  Zusammenhange.  Das  ganze  klingt  in  einen  hinter 
der  Szene  gesungenen  Engelchor  aus.  In  diesem  Konzerte  spielte  Heir  de  Greef 
aus  Briissel  das  A-moll-Konzert  von  Grieg  und  das  G-moll-Konzert  von  Saint-Saens, 
wovon  das  letztere  seiner  eleganten  Eigenart  mehr  zuzusagen  schien  als  das  erstere. 
Von  den  verschiedenen  im  groBen  Vereinshaus-Saale  veranstalteten  Konzerten  war 
das  der  Frau  Lilli  Lehmann  gut,  dagegen  die  Konzerte  von  Edith  Walker  und 
Emil  Saner  maBig  besucht.  Im  Musenhause  hat  Ludwig  Wfillner  einen  Lieder- 
abend  gegeben,  dessen  starker  Besuch  ihn  zu  einem  zweiten,  der  im  Januar  stattfinden 
soil,  veranlaBt  hat.  DaB  die  Stimme  des  Sangers  keinen  klangvollen  Reiz  hat,  wfirde 
weniger  ins  Gewicht  fallen,  als  daB  seine  Auffassung  etwas  Gewaltsames  hat,  fern  von 
allem  Natfirlichen.  Da  hinterlieB  Therese  Behr  mit  dem  vollendeten  Vortrage  der 
>Brautlieder«  von  Cornelius  einen  wohituenden  Eindruck.  —  In  dem  zweiten  Kammer- 
musikabend  des  Lewinger-Quartetts  errang  die  jugendliche  russische  Pianistin,  Vera 
Mauri na,  einen  freundlichen  Erfolg  mit  dem  ausgezeichneten  Vortrage  des  A-dur- 
Quintetts  von  Dvorak.  Und  nun  sei  auch  noch  berichtet,  daB  Jan  Kubelik  das 
zahlreiche  Publikum  im  Vereinshause  zu  ganz  narrischen  Ausbruchen  einer  unverstand- 
lichen  und  im  Grunde  doch  unnatfirlichen  Begeisterung  veranlaBt  hat.  Um  sich  mit 
einem  neuen  Nimbus  zu  umgeben,  verkfindet  er  jetzt,  daB  er  gewaltig  eilen  mfisse, 
um  sein  Schafchen  ins  Trockene  zu  bringen ;  denn  wenn  erst  sein  Bruder  auftrate,  was 
bald  der  Fall  sein  wfirde,  dann  wfirde  er  an  die  Wand  gedrfickt.  Das  klingt  doch 
sehr  hubsch!  Also  ein  zweiter  Kubelik  in  Sioht:  nun,  da  steht  es  mit  der  Kunst 
noch  nicht  so  schlecht !  E.  R. 

Frankfurt  am  Main.  Oper.  Die  romantische  Oper  >Oberon«  von  Karl  Maria 
von  Weber,  dem  >deutschesten<  unserer  'alteren  Meister,  kam  in  der  Bearbeitung  des 
textlicben  und  musikalischen  Teiles  von  Franz  Grandaur  und  Franz  Wfillner  an  unserer 
Buhne  zu  einer  im  Ganzen  sehr  schonen  Aufffihrung.  Die  kunstasthetische  Frage  der 
Berechtigung  einer  Bearbeitung  dieses  Werkes,  und  wenn  eine  solche  Revision  mit 
noch  so  viel  Ernst  und  Sachkenntnis  vorgenommen  wird,  haben  Grandaur  und  Wfillner 
auf  alle  Falle  mit  ungleich  groBerem  kunstlerischen  Gelingen  gelost,  als  alle  Revisio- 


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234  •  Musikberichte. 

nisten  vor  und  nach  ihnen.  Gegeniiber  der  gewiB  effektvolleren  Wiesbadener  Bear- 
beitung  ist  hier  ganz  entschieden  auf  die  dramatische  Verknupfung,  die  Herstellung 
eines  richtig  logischen  Zusammenhangs  und  die  verstandigere  Vertiefung  einzelner 
Szenen  eine  kunstlerisch-weitgehendere  Riicksicht  genommen  als  dort.  DaB  fur  den 
Oberon,  jener  mit  dem  letzten  Herzblut  geschriebenen  Oper,  auch  spater  nicht  mehr 
geschehen  kann,  als  uberhaupt  schon  geschehen  ist,  dafur  sprechen  die  wirklicb  be- 
bezeichnenden  Worte  des  Enkels  des  Meisters  vielleicht  am  besten:  »Sicberlich  hatte 
Weber,  wenn  ihm  ein  langeres  Leben  vergonnt  gewesen  ware,  seiner  letzten  Oper  die 
vollendete  Form  gegeben,  die  seiner  kiihnen  und  eigenartigen  Phantasie  vorschwebte. 
Wie  sie  vor  uns  stent,  ist  sie  trotz  ihrer  reichen  Pracht  und  zauberischen  Poesie,  ob- 
wohl  fur  England  fertig,  in  Weber's  Sinne  fur  Deutschland  nie  vollendet  worden*. 
Und  so  wird  es  wohl,  trotz  aller  schonen  Pietat,  auch  fur  die  Zukunft  bleiben.  Sehr 
gut  war  hier  die  Inszenierung  und  die  Regie.  Eine  stimmkraftige  Rezia  war  Fran 
Greef-AndrieOen  und  eine  auffallend  gute  Fatime  Fraulein  Bella  Alten  von  Braun- 
schweig {jetzt  fur  die  Wiener  Oper  verpflichtet),  der  Schramm  als  Scherasmin  trefflich 
zur  Seite  stand,  wahrend  Borgmann  als  Hiion  gesanglich  und  darstellerisch  eine  recht 
maBige  Leistung  bot.  — 

Konzerte.  Im  dritten  Opernhauskonzert  erschien  Gustav  Mahler -Wien,  um 
personlich  die  Leitung  seiner  dritten  Symphonic  zu  ubernehmen,  iiber  die  seit  der 
ersten  Auffuhrung  auf  der  38.  Tonkunstlerversammlung  in  Krefeid  gewiB  genug  ge- 
schrieben  worden  ist.  Das  groBangelegte  Werk  des  in  Technik,  Instrumentation  und 
Aufbau  gewiB  genial  veranlagten,  sonst  aber  eklektisch  schaffenden  Komponisten  fand 
in  dem  poetisch  klingenden  Minuetto-Satz,  (»Was  mir  die  Blum  en  auf  der  Wiese  er- 
zahlen*  hieB  er  friiher)  einzelnen  Stimmungsbildern  der  Einleitung,  des  Scherzoteiles, 
den  archaisierenden  Choren  des  fiinften  Satzes  und  dem  SchluB  die  meiste  Wurdigung. 
Der  ganzen  Symphonie  fehlt  aber,  wie  allem,  was  wir  bisher  von  Mahler,  diesem  un- 
gleich  genialeren  Dirigenten,  horten,  jener  Drang  des  gestaltenden  >Werde!«,  der  uns 
erst  von  der  Schaffenskraft  eines  bildenden  Kiinstlers  vollig  iiberzeugen  kann.  Von 
Mahler  zu  dem  jetzt  so  laut  gepriesenen  »Paganini  der  Gegenwart*  Jan  Xubelik  isi 
ein  gar  grofier  Sprung.  Zuerst  spielte  der  absolute  Virtuose  in  einem  Opernhaus- 
Konzert,  das  man  nach  dem  jetzt  beliebten  Motto  >Les  affaires  sont  les  affaires « 
schleunigst  arrangiert  hatte,  dann  in  einem  >Abschieds-Konzert<  im  Konzertsaal. 
Jedesmal  ein  Zeichen  des  groBten  auBeren,  von  Beifallssalven,  vielen  Hervorrufen  und 
Zugaben  begleiteten  Erfolgs.  Kubelik,  der  in  der  C-moll-Violinsonate  von  Grieg  nichts 
hervorragenderes  leistete,  als  jeder  andere  sehr  tuchtige  Geiger  auch,  erwies  sich  bei 
Vieuxtemps  und  den  Paganinistiicken  als  ein  reiner  Techniker,  dessen  Spiel,  so  viel 
Virtuositat  es  auch  bietet,  den  ernsten  Kunstfreund  aber  von  Nummer  zu  Nummer 
kiihler  laBt.  Oberfl'achenkunst  im  wahren  Sinne  des  Wortes.  Im  ubrigen  waxen 
unsere  groBen  Konzerte  in  dieser  Zeit  begreiflicherweise  den  Manen  eines  Berhoz. 
des  »Vaters  der  modernen  Programmmusik« ,  gewidmet.  In  Vertretung  des  kurze 
Zeit  an  Influenza  erkrankten  Hausegger  —  Geriichte  seiner  hiesigen  Amtsmudigkeit 
oder  von  Zerwurfhissen  sind  ein  gleich  leichtfertiges  als  miiL;iges  Geschwatz  —  brachte 
Dr.  Richard  StrauB  in  einem  der  Museumskonzerte  drei  S'atze  aus  > Romeo  et 
Juliette*  zu  einer  ebenso  interessanten  Wiedergabe,  wie  spater  Weingartner  in  dem 
zweiten  Kaimkonzert  die  phantastische  Symphonie,  vor  der  Peter  Raa be,  der  begabte 
Adlatus  Weingartner's,  eine  ganz  stimmungsvolle  Auffuhrung  der  Harold-Symphonie 
mit  Professor  Hermann  Ritter-Wurzburg  als  bekannten  Interpreten  der  Violapartie; 
leitete.  Gerade  am  Jubilaumstag,  dem  11.  Dezember,  gab  man  im  Opera h aus  >Faust's 
Verdammung*  in  Konzertform,  nachdem  man  von  der  zuerst  angenommenen  Guns- 
bourg'schen  Buhnenbearbeitung  noch  gliicklich  losgekommen  war.  Mit  Forchhammer 
und  Frau  Hensel-Schweitzer  als  Solisten  verhalf  der  temperamentvolle  Theaterkapell- 
meister  Dr.  Kunwald  der  ganzen  Auffuhrung  zu  schonem  Gelingen.  In  dem  letzten 
Museums-Konzert,  das  die  erfreuliche  Bekanntschaft  der  tiicbtigen  Sangerin  Fraulein 
Emma  Holmstrand  vermittelte,  brachte  Hausegger  die  hier  schon  von  Colonne  ge- 
botene  D-moll-Symphonie  von  C^sar  Franck  und  die  bekannten  Legenden  »Der  Schwan 
von  Tuonela*   und  »Leminkainenc   von  Sibelius  wieder  mit  frischer  Umsicht  seines 


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Musikberichte.  235 

bewahrten  ktinstlerischen  Amtes  zu  Gehor.  —  AnlaClich  der  Feier  des  funfundzwanzig- 
jahrigen  Jubilaums  des  kiinstlerisch  sebr  ersprieGlich  wirkenden  »S'angerchors  des 
Lehrervereins«,  der  seine  schbne  Leistungsfahigkeit  dem  dort  seit  23  Jahren  als  Diri- 
gent  tatigen  Professor  M.  Fleisch  verdankt,  bot  das  Festkonzert  eine  vorziigliche 
Auffiihrung  von  Wagner's  »Das  Liebesmal  der  Apostel«  und  dem  Schubert'schen 
Gesang  der  Geister  uber  den  Wassern«,  zu  welcbem  entziickenden  Werk  Hansegger 
eine  ganz  stilvolle  Instrumentalbegleitung  gescbrieben  hatte.  Wenig  Eindrnck  er- 
zielte  dagegen  ein  neues  Chorwerk  fur  M'annerchor  und  Soli  »  Thermopylae*  von  Josef 
Pembaur.  —  In  der  Reihe  der  hier  zum  erstenmale  aufgefiihrten  Kammermusik- 
schopfungen  gebiihrt  die  erste  Erwahnung  dem  auGerordentlich  frisch  gesobriebenen 
Streicbsextett  in  C-moll  von  R.  Gliere,  der  bier  in  dem  melodiscben  »  Andante*  und 
einem  feurigen  Finale  ebenso  viel  wirkungsvolle  Momente  bietet,  wie  Volbacbin  einem 
fur  Klavier,  Oboe,  Klarinette,  Horn  und  Fagott  lebendig  entworfenen  Es-dur  Quintett, 
op.  24,  das  richtige  Kiirze  mit  geschickter  Schreibweise  fur  die  Blaser  gliicklicb  ver- 
bindet.  Ein  hiibsches  Scherzo  enth'alt  das  Manuskript-Sextett  op.  114  in  B-dur  fur 
Klavier  und  Blaser  von  Hans  Huber,  wahrend  Konrad  Heubner's  E-moU-Streichquartett 
kontrapunktisch  etwas  uberladen  klingt,  und  hinsichtlich  der  Erfindung  eigentlich  nur 
in  dem  Menuettosatz  wirklich  anregende  Gedanken  bietet.  Das  Museumsquartett,  das 
Frankfurter  Kammermusik-Ensemble  (die  treffliche  Pianistin  Frau  Florence  Basser- 
mann  und  die  Soloblaser  der  Oper)  und  die  Frankfurter  Quartettvereinigung  batten 
sich  der  Ausfuhrung  der  genannten  Werke  bestens  angenommen.  H.  P. 

Genf.  Seit  drei  Monden  bereits  ist  die  Saison  im  Gauge  und  nocb  babe  ich  nicbts 
bericbtet.    Ein  kurzer  Uberblick  diirfte  also  beute  angebracbt  sein. 

Im  Sommer  leben  wir  bier  quasi  obne  Musik,  denn  die  zweifelhaften  Geniisse,  die 
uns  kleine  Orcbestergesellscbaften  und  Blecbmusiken  an  Sommerabenden  bieten,  sei 
es  in  den  offentlichen  Garten,  an  denen  Genf  reicb  ist,  oder  gar  vor  den  Kaffees. 
wollen  wir  nicbt  so  ernst  nehmen,  sondern  einfach  ubergeben  und  zu  vergessen  sucbeu, 

Ein  standiges  Orcbester  baben  wir  immer  nocb  nicbt,  trotz  aller  Bemiibungen  und 
trotz  der  Erbscbaft,  die  der  Musikmazen  GaJland  der  Stadt  zukommen  lieD  und  die 
zu  alien  moglichen  anderen  Zwecken,  und  nicbt  zur  Hebung  der  Musikverbaltnisse 
benutzt  wurde.  Der  einzige  Trost  ist  in  den  Orgelkonzerten ,  die  Herr  Domorganist 
Barbeau  in  St.  Peter  veranstaltet  (vom  1.  August  bis  30.  September  27  Konzerte) 
und  in  den  ebenfalls  sebr  zahlreichen  der  Madeleinekircbe,  die  Herr  Organist  Naud 
leitete. 

DerReigen  begann  am  7.  November  mit  dem  ersten  Abonnementskonzert.  Das 
Orchester  unter  Willy  Rebberg.  Die  Programme  der  zehn  Konzerte  sind  dies- 
mal  historiscb  zusammengestellt  und  die  ersten  drei  bis  jetzt  stattgefundenen  Abende 
gal  ten  I.  Haydn  (Militarsymphonie ,  Violoncell-Konzert  von  Tablo  Casals  vorge- 
tragen,  Largo  fur  Streicbquartett  und  Lieder,  gesungen  von  Frl.  Briffod).  Das  groGe 
Talent  des  Cellisten  wurde  eingeengt  und  eingezw'angt  in  ein  Haydn'sches  Konzert! 
n.  Der  altfranzosiscben  Scbule  Lully,  Rameau  und  Gluck  (der  zwar  ein  Deutscher 
ist,  aber  gerne  zu  den  Franzosen  gerechnet  wird;.  Es  war  etwas  viel  Lully  und  Ra- 
meau auf  dem  Programm  und  bei  allem  Respekt  vor  diesen  alten  Herren  empfinden 
wir  docb  ibren  damaligen  Begeisterungsausdruck  beute  als  etwas  konventionell  und 
arm  an  wirklich  ewig  Schonem.  Es  ist  aber  gut,  wenn  das  groGe  Publikum  hie  und 
da  geschmeichelt  wird.  Es  ist  doch  immerhin  noch  viel  zu  lernen  bei  den  Alten  und, 
ohne  die  zu  kennen,  kann  man  die  Jungen  gar  nicht  recht  wiirdigen.  Die  G^sangs- 
soli  waren  auffallend  schwacb  vertreten.  In  den  Abonnementskonzerten,  deren  finan- 
zielles  Resultat  von  vornherein  gesichert  ist,  sollten  doch  nur  Kr'afte  ersten  Ranges 
herangezogen  werden.  III.  Das  dritte  Abonnementskonzert  war  der  Erinnerung  an 
den  gottlichen  Mozart  geweiht.  Man  hatte  die  herrlichste  seiner  Symphonien  in  g-moll 
gewahltund,  seltsamerweise,  ein  hier  wohl  nie  gehortes  Stiick:  die  maurerische  Trauer- 
musik.  Mozart  war  bekanntlich  ein  begeisterter  Freimaurer.  Diese  Trauermusik  wurde 
1786  komponiert  zur  Erinnerung  an  die  Briider  Mecklenburg  und  Esterhazy,  die,  wie 
Mozart  selbst,  der  Loge  >zur  gekronten  Hoffnung*  angeborten.  AuBer  diesem  sehr 
gefdhlswarmen  Stiick  hat  Mozart  noch  eine  Freimaurerkantate  geschrieben. 

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236  Musikberichte. 

Nebenbei  sei  bemerkt,  daB  die  Briefe  Mozart's  an  seine  lieben  Briider  Freimaurer 
fast  nnr  Gesuche  urn  ein  Darlehn  von  emigen  Gulden  sind.  Der  arme,  groBe  Meister !  — 
Frl.  Baokofen  sang  zu  allgemeiner  Freude:  das  Yeilchen  nnd  anderes  mit  franzosischem 
Text     >0  violette!  ce  qu'on  a  fait  de  toi,  pauvrette!    Es  war  em  armes  Yeilchen! 

Traduttose-traditose.  Man  singe  die  Werke  groBer  Tondiohter  im  Urtext.  — 
Herr  de  Greef,  der  ausgezeichnete  belgische  Pianist,  spielte  das  C-moll  and  das  Es- 
dur-Konzert  Wir  waren  leider  nicht  anwesend.  Sein  Spiel  soil  aber  nach  dem  Urteil 
von  Kennern,  die  inn  gehort  haben,  sehr  virtuos,  vielleicht  zu  schnell  und  modern 
gewesen  sein.  Es  gehort  fur  den  modernen  Pianisten  ein  gut  Teil  Aufopferung  seiner 
Personlichkeit  dazu,  um  Mozart  wirklich  nach  der  Tradition  zu  spielen.  Reinecke  ist 
uns  in  der  Erinnerung  als  echter  Mozartspieler.  Biilow  hielt  alien  Ernstes  Mozart  fur 
schwieriger  als  Beethoven.  Es  handelt  sich  bei  solchem  Urteil  nicht  um  rein  tech- 
nische  Fragen,  sondern  nur  um  die  geistige  Wiedergabe  der  rfihrenden,  zarten  Seelen- 
stimmung  eines  Mozart,  fiir  die  wir  heute  nicht  kindlich  und  fromm  genug  empfinden. 

Parallel  mit  diesen  historischen  Abonnementskonzerten  laufen  in  diesem  Jahre 
zehn  Konzerte,  die  Herr  Hi.  Marteau,  der  Geigenmeister,  mit  seinem  Quartett  und 
mitwirkenden  Kiinstlern  ersten  Ranges  veranstaltet.  Auch  hier  ist  ein  historischer 
Anstrich.  Der  erste  Abend  gait  Edward  Grieg's  Violinsonate,  Cellosonate  und  Streich- 
quartett.  Das  zweite  brachte  Beethoven's  Es-durquartett,  StrauB'  Sonate  op.  18  und 
Schumann's  Quintett  op.  44.  Der  dritte  Tag  war  ein  Saint- Saens-Fest  mit  Streich- 
quartett  op.  112,  Klavierquintett  op.  14,  Violoncello-Suite  op.  16  (Herrn  Ad.  Rehberg's 
schone  Leistung)  und  op.  18  Introduktion  und  Rondo  capriccioso  fiir  Violine,  ein  Bra- 
vourstiick  erster  Klasse,  welches  Herr  Marteau  so  perfekt  und  schwungvoll  vortrug, 
daB  er  seinen  begeisterten  Zuhorern  noch  die  Chaconne  von  Bach  schenken  muBte. 

Diese  beiden  Serien  der  Abonnements-  und  Marteau-Konzerte  —  zwanzig  Abende  — 
nnden  stets  vor  ausverkauftem  Hause  statt,  und  da  unser  Konzertpublikum  hier  klein 
ist,  so  leiden  die  anderen  Konzerte  gar  zu  oft  an  schwachem  Besuch.  C.  H.  R. 

Hamburg.  Das  groBe  Ereignis  der  letzten  Wochen,  das  in  der  gesamten  musi- 
kalischen  Welt  Kreise  zog,  die  Rerlioxfeier,  ware  in  Hamburg  unbemerkt  voruber- 
gegangen,  wenn  nicht  Arthur  Nikisch  mit  den  Berliner  Philharmonikern  auf  dem 
kalten  Altar  ein  schones  Brandopfer  entflammt  hatte :  der  geniale  Dirigent  fuhrte  die 
Symphonie  phantastique  bewunderungswiirdig  auf,  mit  groBter  Yollendung  nach  AuBen 
und  ganz  als  Kunst  von  Innen  und  er  erfreute  UberdieB  seine'  groBe  und  begeisterte 
Gemeinde  mit  einer  klangschonen  und  stimmungsvollen  Wiedergabe  der  Liszt'schen 
•Preludes*.  Die  Novitaten-Ausbeute  der  letzten  Wochen  war  im  Ubrigen  gering. 
Das  einzige  in  dieser  Beziehung  in  Betracht  kommende  Werk,  EduardElgar's  > Coc- 
kaigne*, hob  Max  Fiedler  aus  der  Taufe.  Elgar's  Konzertouvertiire  schildert  >  Lon- 
doner Leben«,  nicht  ganz  so  iiberzeugend,  daB  wir  nicht  auch  an  ein  anderes  groBes 
Menschenzentrum  denken  konnten.  Denn  StraBentrubel,  Militarmusik,  Orgelklange 
aus  irgend  einer  Kirche  kennt  in  dieser  Mischung  doch  wohl  jede  europaische  GroB- 
stadt.  Und  daB  sich  diesem  Material  gegeniiber  der  Komponist  der  Ouvertiirenform 
bedient,  die  eine  Reprise  der  Themen  —  also  hier  des  StraBenlarms,  des  Militar- 
marsches,  der  Kirchenmusik  —  bedingt,  tragt  nicht  dazu  bei,  den  realistischen  Gharakter 
dieses  Werkes,  die  Treue  der  Wirklichkeit  gegeniiber,  auf  die  es  doch  abgesehen  sein 
muB,  wenn  ein  Stuck  einen  so  eng  begrenzten  und  zwingenden  Titel  fiihrt,  zu  steigern. 
Aber  —  dessen  ungeachtet  interessiert  die  Musik  Elgar's  doch  in  starkerem  MaBe,  nicht 
nur  durch  ihre  Frische  und  ihr  frohes  Zugreifen,  durch  ihre  ausgezeichnete  Instru- 
mentation, sondern  vor  allem  durch  ihren  echt  kunstlerischen  Zug;  sie  ist  Kunst,  ohne 
verkiinstelt  zu  sein;  aufgebaut  mit  glanzender  Technik,  ohne  zur  frostigen  Tuchtigkeit 
der  blanken  Konstruktionsarbeit  herabzusinken.  Max  Fiedler  sicherte  dem  Werk  eine 
teohnisch  vorziigliche,  geistig  belebte  und  schwungvoile  AuffUhrung  und  somit  einen 
lebhaften  Erfolg.  Die  Philharmonische  Gesellschaft  fuhrte  als  spate  Novitat  die  groBe 
Messe  in  0-moll  fur  Soli,  Chor  und  Orchester  von  Mozart  auf,  jenes  Werk,  das  der 
verdienstvolle  Alois  Schmitt  >nach  Mozart'schen  Vorlagen«  erg'anzt  und  herausgegeben 
hat.  Die  Messe  ist  nicht  in  alien  ihren  S'atzen  gleichwertig.  Wir  nnden  da  manches 
Xonventionelle,  Schnorkel  des  Zeitgeschmackes,  Formeln  des  gewohnlichen  musikalischen 


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Musikberichte.  237 

Kirchenlateins  und  mancherlei  kleine  Kantoren-Munze.  Aber  diesen  Stellen  steht  eine 
erdrftckende  Ubermacht  des  Genialen  und  wahrhafb  GroGen  gegentiber,  Partien  voll 
Erbabenheit  und  HebHchster  Anmut,  ao  daO  man  in  einiger  Entfernnng  an  dem  kfihnen 
Ban  ctteser  Messe  nnr  noch  ifare  Herrhchkeit  und  Pracht,  nicht  aber  die  kleinen 
Mauersobaden  sieht.  Es  sind  namentlicb  die  schweren,  duster  gestimmten  von  den 
Ohors&tzen,  so  der  grandiose  Doppelchor  »Qui  tollis<  und  das  Cnicifixus,  das  in  finsteren 
Geheimnissen  verloscht,  S'atze,  von  denen  eine  ungebeure  Geftlhlswirkung  ausgeht.  Die 
Auffunrung  war  ein  Triumph  fiir  den  Dirigenten  Herrn  Professor  Barth,  ein  Ruhmes- 
tag  fur  die  Pbilbarmonie.  Um  die  Solistenkonzerte  der  letzten  Wochen  war  es  scbwacb 
bestellt.  Der  kleine  Geiger  Franz  von  Yescey  ist  Sobuld  daran :  er  batte  noch  2  Kon- 
zerte  —  nacb  den  Dreien,  die  er  schon  gegeben!  —  angektindigt.  Das  geniigte:  Die 
Hamburger  sturzten  mit  erstaunlicher  Begeisterung  in  diese  Vescey-Konzerte ;  ihr  Inter- 
esse  absorbiert  der  Wunderkuabe  so  vollst&ndig,  daG  fur  alle  Anderen  kaum  etwas 
ubrig  blieb.  Das  muGte  leider  auch  der  hocbbegabte  Geiger  Bronislaw  Hub ermann 
erfahren,  der  mit  dem  Pianisten  R.  Singer  vor  leerem  Saal  konzertierte,  nacbdem 
er  wenige  Tage  vorher  in  einem  Nikisch-Konzert  einen  groGen  Erfolg  errungen.  Er 
spielte  in  seinem  eigenen  Konzert  unter  Anderem  die  Kreutzersonate  mit  suBem  Ton 
und  sensitivem  Stil,  der  nur  leider  der  Beethoven'schen  Melodie  nicht  ganz  gerecbt 
wurde.  Hubermann  ubertreibt  die  Gefiihlswerte,  er  seufzt  und  scbluchzt  auf  seiner 
Geige  zu  viel  und  zu  oft.  Einen  groGen  Erfolg  —  Ausnabme  von  der  Kegel!  —  er- 
rang  mit  eigenem  Konzert  die  Pianistin  Maria  Avani,  eine  Scarlattispielerin  von 
auGerordentlichem  Esprit,  eine  Kiinstlerin  von  boher  Anmut  und  groGem  Konnen, 
poetischem  Anschlag  und  italienischem  Temperament.  Auch  aus  dem  Kammermusik- 
saal  ist  Erfreuliches  zu  melden:  das  Kopecky-Quartett  spielte  ein  sehr  schones,  fein 
empfundenes  und  musikalisch  reiches  Streich-Quartett  von  Josef  B.  Foe rster,  einem 
der  feinsinnigsten  Musiker  unserer  Zeit,  der  bisher  seinem  Wert  entsprechend  leider 
noch  nicht  gewurdigt  und  bekannt  ist,  und  der  segensvoll  wirkende  Kammermusik- 
verein  gab  Herrn  Professor  R.  Bart h  Gelegenheit,  sein  exzellentes  Violinspiel  zu  ent- 
falten  in  der  G-dur-Sonate  op.  78  von  Brahms.  Hier,  namentlich  aber  in  der  groBen 
Liszt'schen  H-moll-Sonate  glanzte  auch  Frau  Frieda  Kwast-Hodapp  als  geist-  und 
temperamentvolle  Pianistin.  F.  Pf. 

Karlsrihe.  Im  zweiten  und  dritten  Konzert  des  Hoftheater-Orchesters  erschienen 
als  Solisten  Clotilde  Kleeberg,  deren  feinsinniges  Spiel  besonders  Chopin  zugute  kam, 
und  der  kraftvolle  Geiger  Ondricek,  dessen  groGer  Ton  und  mannliche  Vortragsweise 
wie  immer  anzog.  In  der  schwierigen  Aufgabe,  Meister  Mottl  zu  vertreten,  bewfihrte 
sich  Hof kapellmeister  Lorenz  sehr  mit  Ehren.  Wahrend  wir  mit  seiner  Darbietung 
der  8.  Sympbonie  von  Beethoven  nicht  ganz  einverstanden  waren,  brachte  er  den 
poetisch  empfundenen  und  farbenglanzenden  >Zarathustra«  von  StrauB  mit  bewun- 
derimgswurdiger  Klarheit  und  prachtigem  Schwuug  heraus,  auch  Vincent  dTndy's 
>Zauberwald<  wurde  ganz  stimmungsvoll  vorgefiihrt ;  insbesondere  aber  war  ein  Ehren- 
tag  die  Auffuhrung  von  >Fausts  Verdammungc  zur  Berliozfeier.  Hier  drangten  sich 
die  Erinnerungen  an  den  begeisterten  und  erfolgreichen  Vorkampfer  fiir  Berlioz,  der 
bekanntlich  hier  die  erste  vollstandige  Auffuhrung  der  >Trojaner<  zustande  brachte 
und  jederzeit  feurig  fiir  den  franzosischen  Roraantiker  eintrat,  besonders  auf.  Und 
weim  jetzt  auch  noch  nicht  alles  mit  derselben  tlberlegenheit  gegeben  wurde,  so  war  doch 
die  gauze  Auffuhrung,  zumal  der  Chor  nur  fiir  diesen  Zweck  aufgeboten  war,  hSchst 
anerkennung8wert,  was  das  Orchester  betrifft,  sogar  ganz  vorzliglich.  Wie  sehr  iibri- 
gens  Berlioz  ein  Mann  der  »Zukunft<  war,  sieht  man  daraus,  daG  jetzt,  am  lOOjahrigen 
Geburtstage  —  wie  viele  unserer  jetzigen  GroGen  werden  in  derselben  Zeit  sich  noch 
eifriger  Pflege  erfreuen  diirfen?  —  ein  viel  tieferes  und  allgemeineres  Eindringen  in 
seine  geniale  Eigenart  sioh  kundgibt,  als  er  selbst  es  je  erlebt  hat;  ja  wie  viel  mebr 
entspricht  seine  Musik  heute  unserem  Empfinden  als  selbst  noch  vor  20  Jahren?  Frei- 
lich  ist  der  Faust  wenig  in  Goethe'schem  Geiste  gehalten,  der  Franzose  hat  trotz 
der  Verehrung  fur  Goethe  etwas  ganz  anderes  daraus  gemacht;  auch  iiberwiegt  eben 
der  Sympboniker  und  groGe  Maler  mit  den  gluhendsten  Orchesterfarben;  was  er  aber 
darin  gibt,  ist  vielfacb  von  hinreiGender  Schonheit  und  packender  Oswalt.    Ein  un- 


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238  Musikberichte. 

gliicklicher  Einfall  war  es  ubrigens,  fur  das  Pandamonium  den  Saal  zu  verdunkeln. 
Mottl  hatte  schon  friiher  bei  einzelnen  Stellen  der  Matth'auspassion  und  des  Berlioz- 
schen  Requiems  den  Kunstgriff  angewendet,  and  nun  ist  durch  Wolfram's  Versache 
die  Aufmerksamkeit  von  neuem  auf  dies  Mittel  gerichtet;  aber  einmal  hat  die  Ver- 
dunkelung  des  Saales  gar  keinen  Sinn,  wenn  das  Podium  mit  den  zahlreichen  Mit- 
wirkenden  den  Augen  sich  hell  erleuchtet  darbietet ;  aber  auch  wenn  die  Vorrichtungen 
vorhanden  sind,  wie  im  Heidelberger  Konzerthaus,  halten  wir  das  Operieren  mit  Licht- 
effekten  im  Konzert  fur  eine  Vermischung  der  Kunstgattungen ;  macht  man  damit  den 
Beginn,  so  drangt  alles  weiter  nach  szenischen  Mitteln;  man  fuhre  doch,  was  sich  sehr 
wohl  denken  laBt,  die  ganze  Verdammung  Faust's  szenisch  auf;  freilich  wird  man  dabei 
kaum  die  gewaltigen  Chormassen,  die  Berlioz'  Werk  doch  gebieterisch  verlangt,  ent- 
falten  konnen.  —  Zur  allgemeinen  Freude  wird  das  Werk  wiederholt  werden.  —  Eine 
hochst  interessante  Bekanntschaft  machten  wir  in  dem  zweiten  Extrakunstlerkonzert  der 
Direktion  Hans  Schmidt.  Camille  Saint-Saens  kam  mit  einem  Stratiburger  Orchester 
und  trat  als  Dirigent,  Klavier-  und  Orgelspieler  in  eigenen  Werken  auf,  wahrend  er 
die  Leitung  der  Leonoren-Ouvertiire  und  des  »Tasso<  dem  Kapellmeister  Lohse  von 
StraBburg  iiberlieC.  Saint-Saens  zeigte  sich  fur  seine  68  Jahre  in  erstaunlicher  Frische, 
mit  franzosischer  Lebhaftigkeit  bei  seinem  Spiel,  weniger  anfeuernd  als  Dirigent  Von 
den  vorgetragenen  Werken  waren  entschieden  die  Stucke  fur  Orgel  die  feinsinnigsten 
und  wirksamsten ;  man  merkt  dem  Komponisten  wohl  an,  dafl  er  ursprunglich  in  erster 
Linie  sich  diesem  Instrument  gewidmet  hat.  Ein  neues  Werk,  das  sein  Aufenthalt 
jenseits  des  Mittelmeeres  zeitigte,  >Afrika«,  Phantasie  fur  Klavier  und  Orchester,  bringt 
doch  gar  zu  wenig  Charakteristisches ;  die  wiedergegebenen  Eindrucke  konnten  den 
verschiedensten  Landern  entstammen;  von  einem  Vergleich  mit  dem  schonen  C-moll- 
Konzert  oder  anderen  Werken  friiherer  Zeit  sieht  man  besser  ab.  Alles  in  allem  ein 
interessanter  Abend,  aber  keine  uberwaltigenden  kiinstlerischen  Eindrucke.  —  Dieaelbe 
Konzertdirektion  brachte  noch  zwei  Gaste  ersten  Banges:  Raoul  Pugno,  der  durch  die 
ganze  Art  seines  Vortrages  alles  hinriB,  und  Jan  Kubelik,  von  dem  die  unangenehm 
auftretende  Beklame  wirklich  nicht  zu  viel  behauptet  hatte.  Was  er  teohnisch ,  z.  B. 
in  mehrstimmigem  Spiel,  in  Oktavengangen  von  unten  auf  in  raschem  Tempo  usw. 
usw.  leistet,  grenzt  wirklich  ans  Unglaubliche :  auch  der  Ton  ist  groB  und  schon. 
Freilich  ein  »Ave  Maria «  von  Schubert- Wilhelmj  spielte  Wilhelmj  selbst  mit  anderem 
Ton  und  anderer  GroBe;  darin  bleibt  dem  ja  noch  jungen  Manne,  wenn  er  nicht  gar 
zu  einseitig  auf  das  rein  Virtuosenhafte  sich  verlegen  will,  noch  eine  lohnende  Auf- 
gabe.  —  Ein  Ereignis  fur  die  Verehrer  Hugo  Wolfs  war  die  Wiedergabe  des  nach- 
gelassenen  Quartetts  durch  das  »Suddeutsche  Streichquartett*  [Freiburg  in  Br.}.  Eigen- 
artig  und  merkwiirdig,  wie  alles  von  Wolf,  spricht  das  Werk  doch  durch  eine  manch- 
mal  etwas  sprode,  versonnene  Art  und  den  diisteren  Grundcharakter  schwer  an:  am 
unmittelbarsten  wirkt  der  dritte  Satz.  Ein  Quintett  von  Sinding,  das  folgte,  ist  nicht 
von  derselben  Tiefe,  aber  wirksam.  —  Einen  groCen  Erfolg  hatte  eine  erst  18jahrige 
Schiilerin  des  hiesigen  Konservatoriums  (Direktor  Prof.  Ordenstein),  Frl.  Paula  Stebel, 
die  in  einem,  kunstlerisch  groCe  Anfordernngen  stellenden  Programm,  das  unter  an- 
derem die  Handelvariationen  von  Brahms  enthieit,  eine  erstaunliche  Beife  der  Kunstler- 
schaft  bewies,  die  zu  den  schonsten  Hoffnungen  berechtigt.  —  Yon  Gesangeskunstlern 
entziickte  Bertram  durch  seine  wunderbaren  Mittel ;  er  ist  zur  Zeit  sicher  der  erste 
Bariton;  welche  Fulle  und  doch  Weichheit,  welch  unerschopflicher  Atem.  Naturlich 
lieC  er  seine  Vorziige  in  erster  Linie  Wagner  zugute  kommen,  aus  dessen  Partituren 
auch  Alex.  Dillmann  mit  groBer  Geschicklichkeit ,  aber  in  etwas  ermiidender  Weise 
grofie  Partien  in  moglichst  orchestraler  Weise  wiedergab.  In  Lowers  >Prinz  Eugen* 
und  Schumann's  >Grenadieren<  storten  einige  wenig  geschmackvolle  Willkurlichkeiten 
des  S'angers.  —  Feinfiihlig,  wenn  auch  etwas  einseitig  auf  das  weich-lyrische  gerichtet 
trat  der  Bariton  Hans  Schroder  uns  entgegen,  von  dem  Ehepaar  Kwast  aus  Frankfurt 
vortrefflich  unterstiitzt;  und  endlich  fiihrte  in  den  letzten  Tagen  Herr  Fritz  Haas  vom 
hiesigen  Konservatorium  ein  Programm  vornehmster  Art  (u.  a.  Brahms'  »Verrat«, 
Wolfs  Prometheus*,  zwei  Lieder  von  Hausegper)  in  hochkunstlerischer  Weise  durch. 
Von  den  Darbietungen  unserer  Hofoper  wurden  zwei  sehr  alte  >Novitaten«r  das 


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Musikberichte.  239 

heiCt  Novitaten  fur  hier,  sehr  freundlich  aufgenommen.  >  Hoffmann's  Erzahlungen« 
von  Offenbach  zeigen  den  bekannten  Operettenkomponisten  yon  einer  neuen  Seite. 
Wbhl  fuhlt  er  sich  auch  hier  am  wohlsten,  wo  er  der  ihm  vertrauten,  leichtgeschiirzten 
Muse  dienen  kann ;  wie  quellen  in  den  Spalanziniszenen  die  prickelnden  Tanzrhythmen 

—  aber  auch  in  den  ernsten  Partien,  ja  selbst  in  der  Darstellung  des  D'amonischen 
versagt  er  nicht;  freilich,  die  voile  Tiefe  der  Situationen,  in  denen  man  trotz  aller 
Verkurzung  und  Entstellung  doch  noch  die  geistvolle,  packende  Art  des  Phantasie- 
Hoffmann  durchfuhit,  kann  w  nicht  erschopfen.  —  Allen  Respekt  dem  kunstlerischen 
Ernst  und  der  Schaffenskraft  und  -freudigkeit  des  iiber  70jahrigen  Verdi  floBte  den 
Horern  der  hier  noch  nicht  gegebene  Othello  ein.  GewiB  zeigt  das  Werk  nicht  mehr 
die  Fiille  bluhender  Melodien,  wie  noch  die  A'ida;  aber  mit  welcher  Gewissenhaftig- 
keit  sucht  er  den  dramatischen  Gehalt  zu  erfassen  und  wiederzugeben,  und  wie  hoch 
steht  er  dabei  noch  iiber  allem,  was  seither  von  dramatischen  Werken  erschienen  ist. 
Wir  personlich  wiirden  nur  wiinschen,  daC  er  einen  weniger  qu'alenden  Stoff  gewahlt 
hatte.  Um  die  Auffuhrung  machte  sich  besonders  Herr  Remond,  der  fur  Bayreuth 
als  Parsifal  gewonnen  ist,  durch  kraftvoll-leidenschaftliche  Darstellung,  besonders  auch 
im  Spiel,  und  Fr'aulein  Robinson  durch  eine  riihrende  Verkorperuug  der  Desdemona 
verdient  Fast  wie  eine  Neuauffuhrung  wirkte  nach  langer  Pause  die  »Verkaufte 
Braut*.  Diese  kerngesunde,  frischstromende  Musik  anzuhoren,  ist  in  unserer  Zeit  so 
vielen  erfolglosen  Ringens  auch  begabter  Komponisten  eine  wahre  Herzenserquickung. 

C.  G. 

Kopenhagen.  Die  Konigliche  Oper,  die  nach  der  langen  Herold-Periode  nur 
eine  Wiederaufhahme  von  Thomas1  Mignon  brachte,  hat  sich  in  den  letzten  Tagen 
endlich  zu  einer  Reprise  von  kunstlerischer  Bedeutung,  der  Walkure  erhoben.  Mochte 
dies  ein  Zeichen  sein,  daB  die  Oper  jetzt  endlich  in  einen  wertvolleren  Arbeitskreis 
tritt;  Siegfried  ist  schon  von  der  vorigen  Saison  her  auf  dem  Repertoire  und  eine 
Einstudierung  der  Gotterdammerung  wenigstens  versprochen. 

Die  Konzerte  waren  fast  zahlreicher  als  unser  nicht  allzu  groBes  Konzertpublikum 
aufaahmeiahig  ist;  erst  jetzt  dicht  vor  Weihnachten  f  augt  die  Flut  an,  etwas  zu  ebben. 

—  Hier  eine kursorische Ubersicht.  A.  Vereinskonzerte :  Cacilien -Ve rein  (Fr.  Rung) 
Bach's  Johannes-Passion  in  guter,  vielleicht  ein  biOchen  trockener  Auffuhrung, 
groBer  Erfolg  und  nach  dem  Vereinskonzert  offentliche  Auffuhrung  zu  kleinen  Preisen 
bei  vollem  Hause.  —  Danischer  Konzertverein:  eine  neue  Symphonie  vom  jungen 
KonigUchen  Kapellmusiker  Rudolf  Nielsen,  eine  Arbeit,  die  wohl  Talent  und  Stu- 
dien  zeigte,  aber  in  ihrer  etwas  gespreizten  Art  weniger  anmutete  und  fur  ihren  im 
ganzen  schulerhaften  Charakter  nicht  eine  stundenlange  Aufmerksamkeit  beanspruchen 
konnte.  Neu  war  auch  eine  Chor-Symphonie  von  Asger  Hamerik,  der  hier  in 
wohlklingender  und  mit  chorverst'andiger  vertrauter  Art  einen  leider  ziemlich  flachen 
Text  gearbeitet  hatte.  —  B.  Einheimische  konzertierende  Virtuosen  und  Instrumen- 
tisten:  Julius  Thornberg,  ein  Geiger  mit  nicht  gewohnlichen  Anlagen,  Paulus 
Bache,  Cellist,  Rogar  Henrichsen  und  Kihl,  Pianisten.  —  C.  Auslandische  Kon- 
zertgeber:  Bohmisches  Streichquartett,  Leonard  Borwick  und  Ida  Ek- 
mann  (finnische  Sangerin)  und  Scholander  (der  schwedische  diseur  von  Couplets 
usw.).  — 

In  meinem  letzten  Bericht  steht  etwas  von  einem  Aufmerksamkeit  erregenden 
Hodeholmarch  von  Willy  Burmester.  Der  beruhmte  Geiger  ist  mir  bisher 
nicht  als  Marschkomponist  vorgekommen;  in  der  Wirklichkeit  wollte  ich  nur  von 
seiner  hier  wie  iiberall  referierten  Stockholmer  Rede  von  dem  Podium  her  gegen 
den  Kritiker  und  Komponisten  Peterson  Beyer  sprechen.  W.  B. 

MttBChen.  Unsere  neuerdings  sehr  riihrige  Hofoper  brachte  als  Novitat  im  reir 
zenden  Rokoko  -  Residenztheater  E.  Wolf  -  Ferrari's  komische  Oper  »Die  neugierigen 
Frauen<  ^Le  dame  curiose)  zur  Urauffuhrung.  Das  liebenswlirdige  Werk,  das  ent- 
sprechend  dem  intimen  Rahmen  des  Hauses  fur  kleines  Orchester  gesetzt  ist  und  mit 
Gliick  die  typischen  Gestalten  der  >Commedie  dell'  Arte«  (Pantalone,  Arlechino,  Co- 
lombine)  wieder  einfuhrt ,  hatte  trotz  mancher  Mangel  und  Schwachen ,  die  der  Kom- 
ponist  nach  der  Erstauffuhrung  durch  starke  Streichungen  zu  beheben  suchte,  einen 


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240  Mnsikberichte. 

schonen  Erfolg.  Die  Musik  ist  namentlich  im  zweiten  Akt  sehr  leichtflussig  and 
witzig,  wahrend  die  recht  harmlose  Handlung  etwas  zu  breit  angelegt  ist.  Die  In- 
szenierung  des  Werkes  ubertraf  alles  bisher  Gewohnte.  Zur  Berhozfeier  brachte  man 
den  »Benvenuto  Cellini «,  der  seit  14  Jahren  hier  verschollen  war,  in  einer  guten  Neu- 
einstudierung,  wahrend  die  musikalische  Akademie  gemeinsam  mit  dem  Porgesverein 
das  Requiem  unter  Direktion  des  neugeadelten  Prof.  Erdmannsdorfer  zu  Gehor  brachte; 
Weingartner  hatte  mit  dem  Harold  und  der  Phantastique  schon  eme  Art  Vorfeier 
gehalten.  Stavenhagen,  der  seinen  ersten  modernen  Abend  unter  gleich  groBem  Bei- 
fall  auf  vielseitigen  Wunsch  wiederholte,  widmete  seinen  zweiten  Abend  ausschlieBlich 
den  Jungmiinchnern :  Boehe,  Pringsheim  und  Jos.  Schmid  waren  mit  reinen  Orchester- 
werken,  Bischof,  Istel,  Schilling-ZiemBen  und  v.  Schirach  mit  Orchestergesangen  ver- 
treten.  Als  bedeutsamstes  Werk  erschien  mir  Boehe's  >Klage  der  Nausikaa*,  der  dritte 
Teil  aus  >  Odysseus  Fahrten«,  deren  erste  Episode  ja  in  Basel  diesen  Sommer  den 
jungen  hochbegabten  Komponisten  rasch  bekannt  machte.  Pringsheim's  symphonisches 
Tongemalde  >das  Meer«  bekundet  zwar  groBes  Instrumentationstalent,  ist  aber  in  der 
Erfindung  noch  vollig  von  Wagner  abhangig.  Schmid's  Ouverture  zu  der  lyrisch- 
komischen  Oper  »Die  Schildburger*  bietet  geschickt  gemachte,  aber  nicht  sonderlich 
bedeutende  Musik.  Die  Orchestergesange  >Glaube  mir*  und  »  Lethe*  von  Schirach. 
>Bewegte  See*  und  >Der  Schlaf«  von  Bischof,  alle  vier  fur  Ban  ton;  »  Elysium*  von 
Istel  und  »Ewiges  Licht<  von  Schilling-ZiemGen,  beide  fur  Tenor,  sowie  ein  Zwiegesang 
»Wei6t  du  noch*  fur  Sopran  und  Bariton  von  Istel  fanden  beifallige  Aumahme ;  mehr 
dariiber  zu  berichten  ist  dem  Referenten  als  Beteiligten  unmoglich. 

Yon  den  grofien  Konzerten  ist  vor  allem  noch  eine  Auffuhrung  der  >Seligkeiten« 
von  Cesar  Franck,  vom  Lehrergesangverein  veranstaltet,  hervorzuheben,  die  das  selten 
gehorte  eigenartige  Werk  gut  zur  Geltung  brachte. 

Der  um  die  Pflege  alterer  Chorliteratur  hochverdiente  Chorschulverein  interessierte 
in  seinem  letzten  Konzert  namentlich  durch  geietliche  Lieder  von  Stobaus  (1680 — 1646], 
die  Motette  »Selig  sind  die]  To  ten*  von  Schiitz  und  die  gewaltige  achtstimmige  Mo- 
tctte  »Komm  Jesu*  von  J.  S.  Bach.  Jose  Lassalle  machte  uns  in  seinen  beiden 
Orchesterkonzerten  mit  der  liebenswiirdigen  zweiten  Bruckner-Symphonie,  einem  klang- 
vollen  Morceau  symphonique  aus  >Redemption«  von  C.  Franck,  einem  recht  unbedeu- 
tenden  Vorspiel  zur  Oper  >die  Meeresbraut*  von  Jan  Blockx,  sowie  dem  tollen,  aber 
stimmungsvollen  »Nachmittag  eines  Fauns*  von  Debussy  bekannt.  Lamond  und  Reise- 
nauer  entziickten  wieder  durch  den  eminenten  Vortrag  letzter  Beethovensonatem  Das 
Hoslquartett  spielte  erstmalig  Weingartner's  neues  Streichquartett  op.  34,  das  so  wenig 
wie  seine  Vorganger  als  unmittelbar  empfundene  Musik  anspricht.  Aus  derFiille  der 
Liederabende  mochte  ich  nur  Therese  Behr's  Konzert  hervorheben,  die  namentlich  mit 
dem  durchgeistigten  Vortrag  der  Cornelius'schen  Brautlieder  hinriB.  E.  I. 

Paris.  Depuis  la  premiere  de  TEtranger,  de  M.  Vincent  dTndy,  suivi  de 
TEnlevement  au  s^rail,  de  Mozart,  TOpera  n'a  donne  ni  annonc^  aucune  nouveaute. 

L'Op^ra-Comique  a  repris  le  Roi  d'Ys,  la  belle  ceuvre  d'Edouard  Lalo,  que 
son  importance  d^signe  cependant  depuis  longtemps  pour  notre  premiere  scene  lyrique. 
De  M.  Xavier  Leroux,  la  Reine  Fiammette  a  6t6  jouee  pour  la  premiere  fois,  le 
28  decembre;  le  livret  a  ete  tire  par  M.  Catulle  Mendes  d'une  de  ses  pieces,  joue^s  a 
l'Od^on,  qui  porte  le  meme  titre.  L'oeuvre  nouvelle  du  compositeur  d'AstartS,  qui 
ne  fit  naguere  que  de  rares  apparitions  a  i1  Opera,  a  6t6  bien  accueillie  et  semble  de- 
voir fournir  une  brillante  carriere. 

La  Gaite"  a  termine  sa  premiere  saison  lyrique  par  la  premiere  de  Mess  aline, 
opera  de  M.  Isidore  de  Lara,  bien  connu  dans  les  stations  thermales  ou  hivernales, 
Monte-Carlo,  Vichy,  Aix-les-Bains.  Cette  destination  deMessaline,  comme  celle  des 
autres  oeuvres  du  meme  compositeur,  permet  presque  seule  d'en  prejuger  la  valeur . . . 
Avec  Me s saline  se  termine  la  courte  et  pen  interessante  serie  inaugurale  des  repre- 
sentations lyriques  du  theatre  de  la  Gaite:  Herodiade,  la  Juive,  la  Flamenca, 
Me 88 aline;  tel  est  le  bilan  de  ces  quatre  mois.  MM.  Isola  promettent  pour  Pan 
prochain,  parait-il,  un  programme  plus  artistique. 

Les  dernieres  seances  de  la  Societe  des  Concerts  du  Conservatoire  comportaient 

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Musikberichte.  241 

un  choix  d'oeuvres  dee  plus  diverses:  des  choeurs  du  XVIe  siecle,  sans  accompagnement 
;de  Nanini,  Jannequin,  Costeley),  la  Symphonie  hero 1 que  (Beethoven),  l'Ecos- 
saise  (Mendelssohn),  le  concerto  en  mi  b  pour  piano  (Mozart),  joue"  par  M.  Fhilipp, 
l'ouverture  du  Ho  11  an  da  is  volant  (Wagner),  celui  de  Saint-Saens,  pour  violoncelle, 
A  la  musique,  choeur  pour  voix  de  femmes  (Chabrier),  TArlesienne  (Bizet),  le 
Psaume  90  (C&ar  Franck)  et  la  jolie  melodie  de  Duparc,  L  Snore.  Deux  auditions 
des  Saisons  (Haydn)  ont  eu  lieu  les  25  Janvier  et  ler  fevrier. 

Aux  Concerts-Colonne,  le  Cycle-Berlioz  s'est  continue  par  des  auditions  de  l'En- 
fance  du  Christ,  de  Borneo  et  Juliette  et  du  Requiem.  Ces  deux  dernieres 
eeuvres  n'avaient  pas  6te"  entendues  integralement  depuis  sept  ou  huit  ans;  et  elles  ont 
recu  un  accueil  beaucoup  plus  enthousiaste  que  TEnfance  du  Christ,  dont  la  seconde 
partie  seule  (la  Fuite  en  Egypt e)  a  enthousiasme,  comme  toujours,  le  public  du 
Chatelet.  La  deuxieme  audition  de  Romeo  et  Juliette  etait  conduite  par  M.  Pierne, 
en  l'absence  de  M.  Colonne,  alors  en  Ecosse;  le  jeune  kapellmeister  s'y  est  montr£ 
reelleiuent  superieur. 

Aux  Concerts-Lamoureux,  M.  Chevillard  fait  toujours  une  large  place  a  Beethoven, 
Wagner  et  Schumann,  sans  oublier  Berlioz,  et  en  relevant  a  ses  auditeurs  POrphSe 
de  Liszt,  la  symphonie  de  si  mineur  de  Borodine.  ainsi  que  les  Variations  pour 
piano  (M.  Armand  Eerte)  et  orchestre,  sur  un  mode  eolien,  ceuvre  des  plus  interes- 
aantes  qu'un  jeune  compositeur ,  M.  Rhene*  Baton ,  faisait  applaudir  Pan  dernier  a  la 
Socie'te'  Nationale.  C'est  ggalement  au  Nouveau-Tbeatre  que  M.  Hubermann  s'est  fait 
entendre  dans  la  Symphonie  espagnole  de  Lalo. 

M.  Bronislaw  Hubermann,  seconde*  par  le  pianiste  hongrois  Charles  Singer,  a 
donn6,  salle  Erard,  deux  recitals  au  cours  desquels  il  a  execute*  la  Kreutzer-Sonate, 
la  Chaconne  de  Bach,  des  variations  sur  Carmen,  etc.  M.  Hubermann,  jeune 
encore,  a  conquis  le  public,  par  son  brio  et  sa  facilite  extraordinaires ;  on  pourrait 
cependant  lui  reprocher  cette  facilite*  meme  qui  s'exerce  peut-etre  trop  aux  depens  de 
la  comprehension  intime  des  ceuvres  interprets. 

Parmi  les  concerts  particuliers ,  deja  nombreux,  il  faut  encore  citer  ceux  de 
MM.  Edouard  Risler,  V.  Staub  (avec  Porchestre  Chevillard),  de  M.  et  Mm«  Casadesus 
!alto,  viole  d'amour  et  violon),  accompagn^s  par  le  jeune  pianiste  Alfred  Casella  et 
le  contrebassiste  virtuose  Edouard  Nanny,  Pemule  des  Bottesini  et  des  Dragonetti. 

M.  Eugene  de  Soleniere  continue  ses  conferences  a  la  salle  Lemoine,  et  a  PEcole 
des  Hautes- Etudes  sociales,  M.  Romain  Holland  parle  sur  (xluck. 

Au  premier  concert  de  la  SocieUe  nationale,  le  pianiste  Riccardo  Vines  a  fait 
applaudir  de  nouvelles  pieces  de  M.  Ch.  Debussy,  Estampes,  qu'accompagnaient  sur 
le  programme  un  Quatuor  de  Cesar  Franck  et  de  m^diocres  melodies  de  M.  Guy 
Ropartz,  le  kapellmeister  de  Nancy. 

Une  nouvelle  soci^t^  de  concerts,  naguere  a  la  salle  Humbert  de  Romans, 
aujourd'hui  au  Theatre  Victor  Hugo  tient  ses  seances  comme  celles  de  MM.  Colonne 
et  Chevillard,  le  dimanche  apres-midi,  et  ne  tardera  pas,  semble-t-il  a  acquerir  une 
popularity  egale  a  la  leur.  Les  programmes  ont  ete  par  malheur,  un  peu  trop  eclec- 
tiques  et  fragmentaires,  jusqu'ici.  M.  P.  Carolus-Duran,  le  fils  du  peintre  celebre,  y 
dirige  avec  habilit^.  Des  virtuoses  comme  MM.  Houfflack  et  Diemer  s'y  sont  fait 
recemment  applaudir.  En  outre,  le  theatre  de  PAmbigu  donne,  le  mercredi,  des 
matinees  musicales  consacr^es  a  la  musique  de  chambre,  sous  la  direction  de  M.  Danbe. 
On  sait  que  la  Ville  de  Paris  distribue,  tous  les  trois  ans,  un  prix  destine*  a  re- 
compenser  une  ceuvre  musicale  importante,  pour  soli,  choeurs  et  orchestre.  Le  con- 
cours  de  1903,  qui  se  juge  actuellement  ne  comprend  pas  moins  de  trente-une  oeuvrea, 
anonymes  ou  non;  le  jugement  sera  rendu  prochainement. 

En  province,  le  theatre  de  Montpellier  a  donne  la  premiere  representation  de 
Rose  de  Provence,  comeMie  musicale  en  quatre  actes  de  M.  Palicot  sur  des  paroles 
de  MM.  Lecomte  et  P.  A.  Lannoy. 

A  Lille,  M.  Maquet  a  dirige  un  festival-Berlioz. 

Au  Theatre  des  Arts  de  Rouen,  a  eu  lieu  la  premiere  de  Sap  ho  de  Massenet; 


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242  Musikberichte. 

au  cirque  de  la  meme  ville,  M.  Cheviilard  est  venu  avec  son  orchestra  doimer  un  con- 
cert oh  figuraient  des  ceuvres  de  Beethoven,  Wagner,  Berlioz  et  Saint-Saens. 

A  Lyon,  le  Grand-Theatre  n'a  encore  represents  aucune  nouveaute. 

A  Marseille,  le  repertoire  s'est  accru  de  la  Mess  aline  deM.de  Lara;  a  Tovloise, 
le  Capitole  a  repris  Lohengrin.  J.-G.  P. 

Rom.  Im  >  Polite  am  a  Adrianoc  hat  man  zwei  interessante  Ausgrabungen  veran- 
staltet,  diesmal  nicht  archaologischer  Art,  wie  sie  in  Rom  noch  immer  am  meisten 
lohnen,  obgleich  sie  in  den  H'anden  der  Regierung  liegen,  sondern  mnsikalischer  Art, 
wie  sie  den  Patrioten  und  zuweilen  den  Verlegern  gefallen:  man  hat  Verdi's  Ernani 
und  Donizetti's  Linda  di  Chamounix  fur  Augenblicke  aus  ihrem  Todenschlafe  zu 
erwecken  gesucht.  Die  Ursache  war  natiirlich  nicht  etwa  die  Verehrung  fur  die  beiden 
>Mei8ter<;  Donizetti  gilt  langst  als  Klassiker,  und  der  Yerdi-Kultus  Roms  hat  sich  bis- 
her  keineswegs  in  der  Rucksicht  auf  seine  verschollenen  Werke,  etwa  durch  Veran- 
staltung  eines  Verdi-Zyklus,  sondern  darin  gezeigt,  daG  der  President  der  Koniglichen 
Musik-Akademie  die  sonst  so  viel  geschmahten  Deutschen  um  Geld  fur  ein  Verdi-Denk- 
mal  anbettelte,  natiirlich  mit  Erfolg.  Wenn  man  jene  beiden  »  Werke*  hervorsuchte, 
so  geschah  es  aus  Rucksicht  auf  den  Baryton  Battistini;  denn  dergleichen  Leute. 
mit  ihren  starken  stimmlichen,  aber  minimalen  geistigen  Fahigkeiten,  konnen  sich  nun 
einmal  zu  guter  Musik  nur  ausnahmsweise  aufschwingen  und  sind  daher  immer  wieder 
auf  die  alten  ReiBer  angewiesen.  Ubrigens  enthalt  der  Ernani,  wie  fast  jede  Verdi'sche 
Oper,  immerhin  eine  beach tenswerte  Nummer,  und  die  Linda  ist,  im  Gegensatze  zu 
Lucrezia,  Lucia  usw.  wenigstens  nicht  beleidigend,  daher  ja  auch  verschollen;  was 
aber  den  Besuch  ihrer  Auffiihrung  wirklich  lohnend  machte,  war  die  Darstellerin  der 
Titelrolle,  Frau  Barrientos,  welche  die  bessere  Seite  der  italienischen  Operntradition, 
die  wunderbare  Gesangskunst ,  in  vollendeter  Weise  verkorpert.  Da  handelt  es  sich 
nicht  bios  um  schwindelnde  Hohe,  um  technische  Bravourstucke,  Vollkommenheit  des 
Ansatzes  und  haarscharfe  Reinheit;  da  ist  jeder  Ton  von  solch  uberwaltigender  Klang- 
schonheit  und  zugleich  dermaBen  durchgeistigt/  daG  die  Seele  sich  willig  diesem  Zauber 
gefangen  gibt  und  alle  musikdramatischen  Prinzipienreitereien  zu  nichte  werden.  Konnte 
sich  doch  eine  solche  Kunstlerin  zur  Donna  Anna  oder  zur  Konigin  der  Nacht  ent- 
schlieBen!  —  Sonst  ist  von  romischem  Musikleben  noch  nichts  zu  melden;  aelbst  die 
brave  Banda  comunale  begnugt  sich  mit  recht  maBigen  Programmen,  soweit  sie  diese 
iiberhaupt  selbst  bestimmen  kann  und  nicht  vom  Studentenpobel  vergewaltigt  wird. 
Um  so  trostlicher  ist  die  Aussicht  auf  die  n'achste  Zukunfb :  soeben  (Anfang  Dezember 
wird  der  Spielplan  des  Costanzitheaters  veroffentlicht.  der  den  Romera  wie  gewohnlich 
fur  den  ganzen  Winter  ein  halbes  Dutzend  Opern  verspricht,  darunter  die  Afrikanerin, 
den  Maskenball,  Tosca,  aber  auch  zwei  Novitaten,  namlich  Puccini's  Madame  Butterfly 
und,  zur  Eroffnung  in  der  Weihnachtswoche,  Tristan  und  Isolde.  F.  S. 

Wien.  Der  neu  gegriindete  »Wiener  Ansorge-Verein*  will  kein  Kampf- 
verein  sein.  Er  will  neben  Mozart  auch  Wagner,  neben  Brahms  auch  Bruckner,  neben 
Schubert  —  Konrad  Ansorge  gerecht  werden.  Zugleich  will  er  aber  in  das  in  tra- 
ditionsversteinerter  Klassikeranbetung  mude  dahinflieGende  Wiener  Musikleben  mo- 
derne  Impulse  tragen.  Mich  diinkt  dieses  Programm,  wie  es  Herr  Wilhelm  von 
Wy metal  in  dem  Eroffnungsabend  entwickelte,  so  freudig  seine  Tendenz  zu  begruBen 
ist,  doch  nicht  kernig  genug.  Eine  »Gesellschaft  zur  Forderung  moderner  Tonkunst* 
—  das  ist  es,  was  Wien  fehlt,  damit  in  Konzertsaal  und  Oper  die  Werke  jung- 
osterreichischer  und  jungdeutscher  Komponisten  zur  Auffiihrung  gelangen,  statt 
daG  die  slavischen  und  romanischen  Elemente  das  hiesige  Musikleben  mehr  und  mehr 
durchsickern!  Aber  einseitiges  Eingeschworensein  auf  Konrad  Ansorge,  diesen  schwerst 
zuganglichen,  sensitivst  person  lichen  musikalischen  Ichpoeten  —  das  ist  kein  frucht- 
bringendes  Prinzip,  in  einer  so  reaktion'ar  veranlagten  Stadt,  wie  Wien,  Sinn  fur  die 
musikalische  Moderne  zu  erwecken.  Der  Beifall,  den  die  einseitig  auf  den  schweren 
Griiblerton  gestimmten  Ges'ange  Ansorge's  beim  Wiener  Publikum  fanden,  klang  denn 
auch  wenig  ehrlich.  Konrad  Ansorge  selbst  stent  der  Griindung  des  Vereina,  wie 
Herr  von  Wy  metal  in  seiner  BegriiBungsrede  eigens  hervorhob,  feme.  Warum  bleibt 
er  aber  auch  als  Solist  feme  und  warum   sagt   er  seine  Mitwirkung  in  beruchtigter 


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Notizen.  243 

>letzter  Stunde*   itets  ab? Hoffen  und  harren  wir  auf  die  Entwicklung  des 

Vereins!  Jedenfalls  verdient  schon  allein  der  Mut,  in  Wien  einen  modernen  Kunst- 
yerein  zu  grand  en,  Anerkennung.  Wie  wenig  fur  die  neudeutsche  Musikpflege  hier 
geschieht,  bewies  die  Wiener  Berlioz-Feier.  Die  Gesellschaft  der  Musikfreunde 
fuhrte  >Fau8t,8  Yerdammungc  (mit  Marcella  Preghi  und  R.  Gmiir  als  Marga- 
rethe  und  Mephisto  und  dem  wenig  gut  disponierten  Dr.  R.  Walter  (Miinchen)  in 
der  Faust-Partie)  unter  Ferd.  Lo  ewe's  allzu  gestrenger  Leitung  recht  mafiig  auf. 
Schuch  hatte  auf  das  Programm  des  von  ihm  dirigierten  HI.  Philharmonischen 
Konzertes  die  Ouvertiire  »Carneval  romain<  gesetzt,  im  Opernhause  aber  fand  am 
gleichen  Abend  die  Premiere  yon  Puccini's  >Bohemec  statt,  an  dem  den  Musik- 

veremssaal  die  damonischen  Klange  der  » Damnation <   durchbrausten! Difficile 

est,  satyram  non  scribere!! Immerhin  miissen  die  ernsten  Musikfreunde  noch 

froh  sein,  daB  Ferdinand  Loewe  wenigstens  bier  und  da  versucht,  Modernes  auf- 
zufuhren.  80  bob  er  im  ersten  ordentlichen  Gesellscbaftskonzert  ein  wundervolles 
Chorwerk  aus  dem  Nachlasse  Hugo  Wolfs,  des  stets  verkannten,  aus  der  Taufe, 
»Christnacht«.  Uber  den  wallenden,  breit  dabinstromenden  Orchester-Vor-  und 
Zwischenspielen  scbeint  der  Stern  Betblebems  zu  glimmern.  Es  gliiht  und  glitzert  in 
heiliger  Inbrunst  in  den  Instrumental-,  wie  in  den  Yokalpartien  des  oratorienartig 
aufgebauten,  mit  Choren  und  Soli  abwechselnden  ergreifenden  Werkes.  Hinderlicb 
werden  der  Verbreitung  dieser  wie  leider  so  mancber  anderen  Wolf  schen  Komposition 
die  stellenweise  immensen  Anforderungen  an-  die  rein  musikaliscben  und  gesanglicben 
Fahigkeiten  der  Soli 8 ten  sein ;  selbst  eine  so  vorziiglicbe  Wolf-Sangerin,  wie  die  Sopra- 
oistin  Frau  Agnes  Bricht-Pyllemann  hatte  grofie  Miihe,  inre  dauernd  in  der 
hochsten  Lege  rubende  Partie  scblackenlos  rein  zu  singen.  AuCerdem  wurden  von 
Hugo  Wolf  noch  das  leicbt  zuganglicbe  »Elfenlied«  und  der  »Feuerreiter<  gesungen 
und  zwar  relativ  gut.  Vorher  spielte  der  Konzertmeister  M.  Lewinger  (Dresden) 
Beethoven's  Violinkonzert  mit  warmer  Empfindung,  aber  mit  einer  hier  und  da  die 
Kadenzen  allzu  breit  nehmenden,  verschwommenen  Technik.  Das  Programm  des  von 
Schuch  geleiteten  III.  Philharmonischen  Konzertes  enthielt  als  Novitat  das  >Sym- 
phonische  Zwischenspielc  aus  einer  unvollendeten  rom  anti  schen  Op  er  von  Franz 
Schmidt.  Der  Komponist,  als  Solocellist  Mitglied  des  Hofopernorchesters,  hat  in 
einer  preisgekronten  Symphonie  sein  urwiichsiges  Musikertum  bereits  bekundet.  In- 
haltlich  steht  dieses  > Zwischenspielc  nicht  ganz  auf  gleicher  Hohe,  wohl  aber  in  der 
raffinierten  Verwendung  der  orchestralen  Mittel.  Im  II.  Konzert  der  Philharmoniker 
machte  uns  Herr  W.  J.  Safonoff  mit  einigen  Proben  aus  der  symphonischen  Lite- 
ratur  des  modernen  Ru Bland  bekannt.  Musikalisch  am  hochsten  werte  ich  Glazou- 
now's  6.  Symphonie,  wahrend  ich  in  Rimsky-Korsakow's  > Scheherazade-Suite* 
nur  blendende  Theatermusik  erblicken  kann.  —  Der  >Saal  Ehrbar«,  dessen  ernst- 
feierliche  Ausstattung  seinem  Namen  bisher  keine  Schande  machte,  muBte  sich  nun 
die  Renovierung  »in  mit  allem  Komfort  ausgestattetem  modernstem  Stile*,  Beethoven's 

Kreutzer-Sonate  aber  gar  die  Wiedergabe  auf  einem Rokoko-Prunkfliigel  ge- 

fallen  lassen! Das  Prill-Quartett  spielte  an  diesem  Abend  unter  anderem 

einneues  anspruchslos  schulgerechtes  Streichquartett  von  Konrad  Heubner.  Weder 
mit  den  >Bohmen«,  noch  mit  dem  Joachim-Quartett,  noch  auch  mit  dem  ein- 
heimischen Ros^-Quartett  kann  sich  das  Prill-Quartett  an  innerer  Beseelung  messen. 
Unter  den  Solisten-Eonzerten  erscheinen  mir  Willy  Burmester's  sehr  beifallig 
begruBtes  erstes  Auftreten  in  Wien,  des  kleinen  Franz  von  Vescey  Triumph,  sowie 
Eugen  d1  Albert '8  Beethoven-Schubert- Abend  am  bemerkenswertesten.  A.  N. 


Notizen. 


Berlin.     Es  scheint  nunmehr  festzustehen,  daB  Berlin  ein  neues  Opernhaus  erhalt. 
Vom  Landtag  sollen  fur  die  notigen  Vorarbeiten  50000  Mark  gefordert  werden. 


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244  Notizen. 

Bournemouth.  —  The  "Symphony  Concerts"  (cond.  Dan  Godfrey)  have  published 
their  repertoire-record  of  8  years  and  500  concerts;  first  concert  14  October  1896,  five- 
hundredth  concert  14  December  1903.  —  The  orchestra  of  the  Crystal  Palace  Company 
at  Sydenham,  6  miles  from  London,  was  started  as  such  (and  without  taking  into 
account  the  "military"  band  out  of  which  it  grew)  in  September  1866,  and  was  the 
first  "permanent"  orchestra  ever  entertained  in  England.  By  "permanence"  is  meant 
an  orchestra  retained  and  paid  by  the  year,  playing  whenever  required,  and  practically 
playing  every  working  day,  —  rain  or  shine,  business  small  or  large.  The  practical 
distinction  between  this  and  an  orchestra  which,  however  permanent  in  tenure  for  the 
individual  players,  only  plays  when  called  up  at  intervals,  is  clear.  In  the  former  case 
the  need  of  consulting  public  opinion  is,  if  present,  still  at  its  minimum  as  compared 
with  the  other  case.  The  conductor  has  the  maximum  of  scope  for  trying  new  music 
and  enlarging  repertoire.  The  Crystal  Palace  orchestra  gave  its  special  "Saturday 
Concerts"  (about  20  per  annum),  but  was  in  effect  playing  the  best  class  of  orchestral 
music  once,  sometimes  twice  every  day  all  the  year.  It  was  quite  independent  of  the 
"military"  band  as  soon  as  inaugurated,  and  had  no  duties  connected  therewith.  It 
continued  with  a  monopoly  of  this  situation  of  "permanent  orchestra"  (except  for  the 
overlap  of  the  Bournemouth  case  now  to  be  mentioned)  for  46  years  down  to  1900, 
when  it  was  disbanded,  as  according  to  the  calculations  of  the  management  not  suffi- 
ciently self-supporting.  The  suburbs  tend  to  loll  central  London  for  night  music, 
but  central  London  kills  the  suburbs  for  day  or  afternoon  music.  In  the  balancing 
of  such  movements,  the  Crystal  Palace  musical  audience  dwindled  and  perished.  The 
conductor  throughout  was  August  Manns  (IV,  683).  —  The  orchestra  of  the  Corpo- 
ration of  Bournemouth  (favourite  sea-coast  resort,  though  not  one  of  the  largest,  and 
in  a  hitherto  quite  un-musical  corner  of  southern  England,  108  miles  from  London, 
began  in  the  summer  of  1896.  Also  as  a  "permanent"  orchestra.  Also  out  of  a 
military  band  arrangement,  but  not  separating  itself  therefrom;  and  in  this  vital  dis- 
tinction lies  the  financial  security,  for  the  give  and  play  between  the  two  provides 
an  elasticity  in  making  disposals  and  also  in  estimating  cost  or  profits.  The  future 
of  such  undertakings  in  provincial  England  consists  in  realizing  this,  and  in  avoiding 
the  too  ambitious  or  at  least  now  too  inelastic  plan  of  the  Crystal  Palace.  The  cadre 
of  the  Bournemouth  band  (orchestra  plus  "military")  is  a  mixed  one,  and  some  men 
are  interchangeable,  and  some  even  play  string  or  wind.  The  Bournemouth  orchestra 
overlapped  the  Crystal  Palace  orchestra  for  6  years,  but  since  1900  is  the  only  "per- 
manent" orchestra  (as  above)  in  England.  Its  projector,  conductor  and  manager  has 
been  from  the  first  Dan  Godfrey,  son  of  late  Lieut.  Dan  Godfrey  (II,  88),  bandmaster 
of  the  Grenadier  Guards  (died  30  June  1803).  This  young  man  represented  England 
as  conductor  in  the  International  Concert  forming  part  of  inauguration  of  the  Berlin 
Wagner  Memorial  Statue  in  October  last  (V,  68).  —  The  strength  of  the  orchestra,  very 
small  for  the  modern  works  undertaken,  and  entailing  till  lately  troublesome  makeshifts, 
began  with  33,  and  now  stands  at  41;  but  the  conductor  has  gradually  acquired  the 
right  of  employing  extras  for  the  special  concerts,  and  the  average  for  these  now 
stands  at  46  (maximum  60).  The  characteristic  of  the  venture  has  been  great  auda- 
city in  attacking  the  whole  range  of  orchestral  music,  and  an  encouragement  to  British 
composers  far  beyond  that  given  by  any  other  institution  past  or  present.  —  The 
ik  Symphony  Concerts"  (II,  88;  HE,  362,  IV,  26)  are  special  bi-weekly  afternoon  winter 
concerts,  60  each  year,  given  by  the  orchestra.  Mostly  orchestral;  a  few  vocal  items. 
The  following  Symphony  Concert  repertoire  shows  891  works  for  8  years,  which  makes 
110  works  a  year,  or  about  2  new  works  every  concert  throughout  the  whole  time. 
The  classification  is:  —  Symphonies  133,  Overtures  184,  Concertos  127,  Suites  121, 
Miscellaneous  276,  Vocal  60;  total  891.  Out  of  these,  83  were  first  performances  of 
entirely  new  works,  and  44  were  first  performances  in  England  of  works  introduced 
from  the  Continent.  Out  of  a  total  of  216  composers  played,  70  or  one-third  were 
British.  According  to  the  Rosenkranz  compilation  (EH,  492,  490)  there  are  only  89 
British  orchestral  composers  altogether  who  have  up  to  date  got  into  print  (about 
one-seventh  of  the  figures  for  the  whole  world).     Out  of  the  114  works  of  British 


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Notizen.  245 

composers,  71  were  first  performances,  showing  the  extent  to  which  the  class  is  indebt- 
ed to  Bournemouth  for  affording  them  an  opening.  The  largest  number  of  works 
by  any  one  composer  is  Wagner  43;  the  largest  by  any  British  composer  is  Mackenzie 
20.  The  figures  take  no  account  of  repetitions,  and  some  works  have  been  repeated 
10  or  16  times,  the  total  programme-items  being  about  4000.  Apart  from  eclecticism, 
the  following  composers  (indicated  by  "throughout"  in  list)  have  had  practically  all 
their  orchestral  works  played,  and  most  of  them  many  times  over:  —  Beethoven, 
Sterndale  Bennett,  Berlioz,  Brahms,  Bruch,  Cherubini,  Chopin,  Dvorak,  Elgar,  Grade, 
Edward  German,  Groldmark,  Grieg,  Haydn,  Liszt,  Mackenzie,  Mendelssohn,  Mozart, 
Schubert,  Schumannn,  Tschaikoffsky,  "Wagner.  The  Symphonies  of  Beethoven,  Brahms, 
Schumann  &c.  are  done  in  so  many  series,  each  complete  every  season.  —  Apart 
from  the  pre-eminence  given  by  its  programme-policy,  the  "Bournemouth  Municipal 
Orchestra"  is  also  the  most  noteworthy  orchestral  institution  in  England  as  raising 
the  whole  question  of  state  (municipal)  interference  in  such  things.  It  might  be 
argued  that  the  protective  system  makes  the  Bournemouth  results  possible.  Or  on 
the  other  side  that  they  are  due  to  the  exceptional  vigour  alone  of  a  member  of  a 
celebrated  conductor-family.  Or  again  that  it  is  a  happy  accident.  In  any  case,  this 
8-year-old  example  has  not  so  far  been  imitated  elsewhere;  according  to  the  definition 
given  above,  there  is  no  other  "permanent"  orchestra  in  England,  municipal  or  other- 
wise. —  The  figures  give  the  number  of  separate  works  of  each  composer  produced; 
"throughout"  as  above. 

J.  J.  Abort  1,  Hugo  Alfve'n  1,  K.  J.  Andersen  1,  Miriam  Arkwright  1,  F.  Austin  1, 
J.  S.  Bach  3,  Edgar  Bainton  1,  Granville  Bantock  6,  Arthur  Barclay  1,  Alf.  Barley  1, 
Herbert  Bedford  1,  Beethoven  (throughout),  W.  H.  Bell  2,  G.  J.  Bennett  2,  Sterndale 
Bennett  (throughout),  WUhelm  Berger  1,  Berlioz  (throughout),  E.  Bertini  1,  Bizet  7,  L. 
Boelmann  1,  A.  Borodin  2,  Brahms  (throughout),  Joseph  Bridge  2,  Max  Bruch  (throughout), 
Ignaz  BrOll  1,  G.  R.  Burgmein  (Ricordi)  1,  T.  A.  Burton  14,  A.  von  Ahn  Carse  2,  A.  E.  Chabrier 
2,  Cherubini- (throughout),  Chopin  (throughout),  Frederic  Cliffe  1,  Julian  Clifford  1,  Gerard 
Cobb  3,  Frederic  Corder  3,  P.  Cornelius  1,  F.  H.  Cowen  12,  W.  Creser  1,  W.  H.  Cumminga 
2,  Eugen  D'\lbert  2,  Felicien  David  1,  Ferdinand  David  1,  K.  Davidoff  1,  J.D.Davis  2, 
L.  Delibes  7,  K.  von  Dittersdorf  1,  F.  Dubois  2,  T.  Duuhill  1,  Dvorak  (throughout),  Ed. 
Elgar  (throughout),  R.  Eilenberg  1,  A.  Enna  1,  F.  Erkel  1,  H.  W.  Ernst  1,  H.  Farjeon  2, 
O.  Florsheim  1,  Cesar  Franck  1,  Southey  Frost  1,  R.  Fuchs  2,  Niels  Gade  (throughout), 
H.  Gadsby  1,  N.  Gatty  2,  Edward  German  (throughout),  G.  Giordani  1,  F.  E.  Gladstone  1, 
A.  aiazounoff  10,  Glinka  1,  Gluck  2,  B.  Godard  2,  Percy  Godfrey  4,  H.  Goetz  1,  K.  Gold- 
mark  (throughout),  Otto  Goldschmidt  1,  E.  Goltennann  1,  Gounod  11,  A.  de  Greef  1, 
Grieg  (throughout),  Grossmann  1,  A.  Guilmant  1,  E.  Guiraud  2,  Halvorsen  2,  A.  Hamerik 
4,  Handel  4,  J.  Hathaway  2,  Cuthbert  Hawley  4,  Haydn  (throughout),  Ferdinand  Hiller  3, 
Louis  Hiilier  3,  Ch.  Hoby  1,  H.  Hofmann  7,  Josef  Holbrooke  5,  Gustav  Hollander  1,  H. 
Holloway  1,  Gustav  von  Hoist  1,  J.  Horspool  1,  Jeno  Hubay  (Huber)  1,  Hummel  1,  E. 
Humperdinck  4,  W.  Y.  Hurlstone  2,  Vincent  d'Indy  1,  J.  W.  Ivimey  1,  J.  Joachim  2, 
F.  L.  V.  de  Joncieres  1,  H.  A.  Keyser  2,  Oliver  King  1,  F.  King-Hall  4,  J.  Klengel  1, 
August  Klughardt  1,  Franz  Lachner  1,  Vincent  Lachner  1,  P.  Lacome  1,  E.  Lalo  8,  R. 
Leoncavallo  1,  Algernon  Lindo  1,  Bernard  de  Lisle  2,  Liszt  (throughout).  Henry  Litolff  2, 
Harvey  Lohr  1,  Lulgini  3,  Hamlsh  MacCunn  5,  E.  A.  MacDowell  1,  J.  B.  Mac  E wen  1, 
Machts  1.  Alexander  Mackenzie  (throughout),  Charles  Maclean  7,  Jules  Massenet  15,  Tobias 
Matthay  1,  Mendelssohn  (throughout),  Meyerbeer  6,  T.  Michaelis  1,  Moritz  Moszkowski  6. 
Mozart  (throughout),  E.  W.  Naylor  3,  Jean  Nicode"  1,  Karl  Oberthiir  2,  Norman  O'Neill  1, 
Hubert  Parry  7,  Paganini  1,  Alf.  Piatti  1,  G.  Pierne'  1,  Jean  Pietrapertosa  2,  J.  E.  Pitt  1, 
A.  Ponchielli  1,  David  Popper  3,  Ebenezer  Prout  1,  Raoul  Puguo  1,  S.  V.  Rachmaninoff  1, 
Oskar  Raif  1,  J.  Raff  10,  Rameau  2,  Karl  Reinecke  11,  K.  G.  Reissiger  1,  L.  E.  E.  Reyer  1, 
J.  Rheinberger  1,  J.  Rietz  1,  Rimsky- Korsakoff  1,  Landon  Ronald  4,  Craigie  Ross  1,  Rossini  1. 
A.  Rubinstein  1,  Six  Russian  joint  composers  1.  Saint  Saens  23,  P,  Scharwenka  1,  Franz 
St-bubert  (throughout),  K.  Schultz-Schwerin  1,  Schumann  (throughout),  E.  Schutt  1,  Cyril 
Scott  2,  A.  F.  Servais  1,  Christian  Sinding  3,  Edgar  B.  Slinn  5,  Henry  Smart  1,  F.  Smetana 
4,  Arthur  Somervell  1,  W.  H.  Speer  5,  Spohr  7,  A.  Stadtfeld  1,  C.  Villiers  Stauford  9, 
Reginald  Steggall  2,  Richard  Strauss  3,  Josef  Suk  1,  Arthur  Sulli\ an  5,  Wallace  Sutcliffe  2, 
Jobann  Svendsen  8,  Edith  Swepstone  6,  J.  de  Swert  1,  W.  Taubert  1,  S.  Coleridge  Taylor 
11,  Ambroise  Thomas  7,  A.  Goring  Thomas  1,  Francois  Thome  1,  P.  Tschaikoffsky  (through- 
out)  J.  L.  Tulou  1,  Ralph  Vaughan- Williams  2,  Verdi  1,  H.  Vieuxtemps  2,  R.  Volkmann  3. 

Z.  d.  L  M.    V.  18     r^ 

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246  Notizen. 

Wagner  (throughout),  William  Wallace  4,  R.  H.  Walthew  1,  Weber  9,  C.  Widor  3,  H. 
Wieniawski  1,  F.  W.  Wieprecht  1,  A.  N.  Wight  1,  A.  Wilhelmj  1,  N.  von  Wilm  1,  A.  H. 
Wood  2,  F.  Woyrech  1,  Dalhousie  Young  2,  A.  Zarzycki  1,  Zolotareff  2.  R  A.  M. 

Dublin.  —  The  following  is  believed  to  be  the  true  story  of  the  very  ancient 
(yiBrien  Irish  Harp,  which  now  lies  in  the  Museum  of  Trinity  College,  Dublin,  and  of 
which  there  is  a  cast  in  the  South  Kensington  Museum,  London  (TV,  580].  This  vene- 
rable and  unique  relic  was  undoubtedly  returned  to  Ireland  by  Henry  VIII  in  1643, 
it  is  probably  (for  it  bears  the  arms  of  the  O1  Briens)  the  same  harp  which  was  sent 
over  to  Scotland  by  the  O1  Brien  ruler  of  N.  Munster  in  1221  as  the  price  of  the 
return  of  a  celebrated  minstrel,  and  that  it  originally  belonged  to  his  immediate  an- 
cestor Brian  Boroo  himself  two  centuries  before  (as  the  legend  says)  is  at  least  a 
natural  part  of  the  story.  The  whole  is  a  hypothesis  for  correction  and  investigation. 
—  Brian  Boroo  or  Brian  the  taxer,  to  begin  with,  began  to  rule  Northern  and  Eas- 
tern Munster  (Thomond  and  Ormond)  in  978,  his  chief  seat  being  Kincora  near  Killaloe, 
county  Clare,  on  the  Shannon;  and  later  on,  from  the  same  centre  and  till  his  death 
at  the  battle  of  Clontarf  in  1014,  he  ruled  as  head-king  or  "monarch"  (ard  righ)  over 
practically  the  whole  of  Ireland.  One  Muiredach  O1  Daly  (Ua  Dalaigh),  of  Lissadil, 
county  Sligo,  N.  Connaught,  a  famous  minstrel,  killed  in  1216  Finn  0'  Bradley  (Fionn 
0'  Brolchain),  bailiff  (maor;  of  the  clan-chief  Domhnall  Mor  0'  Donneil  of  Tyrconnell 
now  county  Donegal),  who  came  down  to  collect  rent.  Then  Muiredach  0'  Daly  fled 
south.  First  to  Athenry  in  county  Galway,  S.  Connaught,  where  he  took  refuge  with 
the  English  settler  Richard  de  Burgh  (or  Burke),  ancestor  of  the  present  Clanrickarde 
peers.  Then  further  south  to  the  court  of  the  O1  Briens  above-named,  where  now 
ruled,  but  only  over  Thomond  or  N.  Munster  (Tuaidh-Muin  or  Thomond  =  N.  Munster, 
Jar-Muin  or  Ormond  =  E.  Munster,  Des-Muin  or  Desmond  =  S.  Munster),  the  direct 
descendant  in  the  6th  generation  of  Brian  Boroo,  viz.  Donnchadh  Cairbre 
0* Brien.  Then,  aided  by  that  Prince  of  Thomond,  to  Limerick.  Then  to  Dublin.  All 
this  time  the  0'  Donneil  of  the  far-north  Donegal,  with  the  implacability  of  a  Gaelic 
chieftain  who  had  no  more  serious  fighting  on  hand,  pursued  the  minstrel  wherever 
he  went,  in  person  and  with  armed  forces,  harrying  the  country  of  his  successive 
wardens,  with  intent  to  avenge  the  death  of  his  rent-collector.  The  inhabitants  of 
the  "Black  Pool"  on  the  Liffey  declined  to  let  this  highly  inconvenient  refugee  remain 
among  them,  and  he  eventually  managed  in  1217  to  escape  in  a  ship  to  the  Southern 
Hebrides  and  Scotland.  While  in  Scotland  he  became  the  progenitor  (see  the  "Dean 
of  Lismore's  Book")  of  the  Mac  Vurricks.  bards  to  the  Mac  Donalds  of  Clanranald  in 
Moidart  on  the  Inverness  coast  opposite  Rum  and  Eigg;  which  clan  500  years  later 
in  1746  first  listened  to  the  plausible  and  self-confident  Young  Pretender.  From 
living  in  Northern  Scotland  (the  land  of  the  Pict  Alpin)  0'  Daly  was  called  by  his 
own  people  "Albanagh".  After  a  few  years  he  established  his  peace  with  the  0'  Don- 
neil, (who  had  probably  forgotten  all  about  him),  through  the  flattery  of  his  poetry, 
and  it  became  open  to  him  to  return  to  Ireland.  Then  in  1221  the  Prince  of  Tho- 
mond above-said,  Donnchaidh  Cairbre  O1  Brien  (who  died  1243),  for  the  honour  of 
his  country,  sent  his  own  harp,  or  the  family  harp,  to  the  Mac  Donalds  of  Clanranald ; 
as  a  ransom  or  present  to  secure  their  letting  the  minstrel  go,  for  harpist-minstrels 
were  valuable  in  families.  Muiredach  O1  Daly,  after  causing  all  these  commotions, 
returned  to  Ireland  in  1222,  in  exchange  for  the  0'  Brien  harp.  In  1229  the  Prince 
of  Thomond,  Donnchadh  Cairbre  0"  Brien,  sent  a  north-Irish  Ulster  bard  named 
Gillabride  Mac  Conmidhe  to  Scotland  to  try  to  get  back  for  a  price  the  harp  likewise; 
but  in  this  he  did  not  succeed.  Sixty  years  later,  in  1296,  Edward  I  (Longshanks,  of 
England  won  the  first  Dunbar  battle,  made  the  first  English  conquest  of  Scotland,  and 
carried  back  to  "Westminster  Abbey  from  the  Scone  Monastery  near  Perth  the  ancient 
crowning-stone  or  crowning-block  of  the  Scots  (26"  x  16"  x  11")  now  fixed  into  and 
forming  part  of  the  chair  of  Edward  the  Confessor,  in  which  all  kings  of  England 
from  him  till  Edward  Vll  have  sat  to  be  crowned.  He  at  the  same  time  brought 
away  the  Scottish  regalia.  It  is  confidently  asserted  that  the  0'  Brien  harp  was  then, 
(or  if  not  then  at  least  in  1298  after  Falkirk ,  carried  away  to  Westminster  Palace. 


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Notizen.  247 

How  or  when  or  whether  the  Clanranalds  parted  with  it  in  the  intervening  60  years 
is  not  known.  On  July  1 1643  when  Henry  VIII  gave  the  title  of  Earl  of  Olanrioarde 
to  Ulrick  Mac  William  de  Burgh  of  Athenry,  descendant  of  the  minstrel's  first  pro- 
tector, he  made  him  a  present  of  the  harp,  which  thus  reverted  to  its  own  country 
just  300  years  after  the  death  of  its  original  0'  Brien  owner.  It  passed  later  to  one 
of  the  0'  Brien  Earls  of  Thomond  (created  1543,  became  extinct  1774),  who  were 
connected  by  marriage  with  the  Clanrickardes.  One  Dame  Huxley  bought  it  from 
the  Thomond  house,  indifferent  or  impoverished,  for  "twenty  rams  and  as  many  swine 
of  English  breed".  She  gave  it  to  her  son-in-law  Henry  Mac  Mahon  of  Clenagh, 
county  Clare.  He  gave  it  about  1756  to  Matt  Mac  Namara,  a  lawyer  of  Limerick, 
and  Recorder  of  the  town.  In  1760  it  was  newly  strung,  and  played  through  the 
streets  of  Limerick  by  the  harpist  Arthur  O1  NeUl.  Mac  Namara  bequeathed  it  to 
Ralph  Ouseley  of  Limerick,  to  whom  it  came  in  1778.  He  gave  it  in  1781  to  Col. 
Conyngham,  who  presented  it  next  year  to  Trinity  College,  Dublin,  where  it  now  is. 
The  harp  has  thus  been  through  the  3  kingdoms,  and  is  certainly  one  of  the  most 
beautiful  specimens  of  ancient  art  in  existence;  see  again  IV,  580. 

The  Irish  Harp  (clairseach)  of  the  period  in  question  (which  is  far  from  the  oldest) 
had  about  30  strings,  from  say  C  below  bass  stave  to  da  above  treble  stave.  The  pen- 
tatonic  scale  had  died  out  for  the  harp.  There  were  7  strings  to  the  octave,  tuned  to 
present  major  scale  G  to  G ;  but  a  string-fastener  (ceis)  could  flatten  the  F£  or  sharpen 
the  C.  Each  string  had  its  own  verbal  name.  It  is  just  conceivable  that  there  was 
some  rude  Ogham  (runic)  tablature;  practically  there  was  no  notation,  and  the  art 
was  wholly  traditional.  The  harp-player  took  the  treble  with  his  left  hand,  and  the 
bass  with  his  right.  Giraldus  Cambrensis,  alias  Gerald  Barry,  (1146 — 1220],  visited 
Ireland  in  1183,  and  though  coming  from  Wales  said  that  the  Irish  Harp  School  was  the 
best  in  the  world  (Topographia  Hibernica,  Disp.  HI,  cap.  XI).  The  harp  was  in  heraldry 
first  peculiar  to  the  arms  of  Leinster,  afterwards  applied  to  all  Ireland.       M.  8.  D. 

Frankfurt  am  Main.  Vom  5.-9.  Juni  dieses  Jahres  wird  der  »Allgemeine 
Deutsche  Musikverein<  die  40.  Tonkiinstlerversammlung  hier  abhalten.  Bei  dieser 
Gelegenheit  wird  Richard  StrauC  ein  neues  sinfonisches  Werk  zur  ErstaufTuhrung 
bringen.  Auch  die  Oper  wird  sich  an  dem  Musikfeste  beteiligen  durch  Yeranstaltung 
zweier  Auffiihrungen,  fur  die  »Der  Buntschuh*  von  W.  von  BauBnern  und  >Die  Rose 
vom  Liebesgartenc  von  H.  Pfitzner  in  Aussicht  genommen  sind.  Die  musikalische 
Oberleitung  wird,  soweit  die  Komponisten  ihre  Werke  nicht  selbst  dirigieren,  Herr 
Siegmund  von  Hausegger  als  Fest-Dirigent  ubernehmen. 

Orandenz.  Am  23.  und  24.  Mai  findet  hier  das  erste  westpreiifiischc  Musikfest 
statt.  Das  Programm  wird  enthalten:  am  ersten  Abend  Die  Akademische  Fest- 
Ouverture  von  Brahms,  Festrede  des  Oberburgermeisters  und  die  >  Jahreszeiten  < 
am  zweiten  Abend:  Ouverture  zu  »  Figaros  Hochzeit«,  Solisten-Vortrage,  »Sieg- 
fried -Idyll <  und  9.  Sinfonie  mit  SchluBchor.  Die  Leitung  des  Festes  ist  dem  Musik- 
direktor  Char  in  Thorn  ubertragen  worden. 

Leipzig.  Die  AnstcUt  fiir  musikalisches  Auffiihrungsrecht  der  Genossensohaft 
deutscher  Tonsetzer  hat  in  verschiedenen  Stadten  Deutschlands  mit  der  Besteuerung 
des  Konxert-  und  Vereinswesens  begonnen.  Eine  groGe  Anzahl  nahmhafter  Musikalien- 
verleger  erklart  daraufhin,  daB  sie  an  dieser  Anstalt  nicht  beteiligt  ist.  Musikdirek- 
toren,  Konzertunternehmer,  Musikgesellschaften,  Vereine  usw.  wollen  daher,  falls  die 
genannte  Anstalt  mit  allgemein  gehaltenen  Vertragen  wegen  AuffUhrungsrechte  an 
sie  herantritt,  folgendes  erwagen:  1)  Die  Mehrzahl  der  deutschen  Musikalienverleger 
ist  mit  der  Konstituierung  der  Anstalt  der  >Genossenschaft  deutscher  Tonsetzer*  ganz 
und  gar  nicht  einverstanden.  2;  Durch  allgemein  gehaltene  Vertrage  mit  der  Anstalt 
konnen  Aufluhrende  nur  die  der  Anstalt  zustehenden  AuffUhrungsrechte  erwerben. 
3)  Das  Aufmhrungsrecht  der  bisher  geschaffenen  Werke  auch  derjenigen  Tonsetzer, 
die  jetzt  der  Anstalt  beigetreten  sind,  steht  vielfach  nicht  zur  Verfugung  der  Anstalt, 
sondern  gehort  vertragsm'aBig  Verlegern  an  oder  ist  uberhaupt  frei.  Die  AufRihren- 
den,  welche  zum  AbschluB  von  Vertragen  aufgefordert  werden,  wiirden  daher  durch 


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248  Notizen. 

AbschluB  mit  dieser  Anstalt  nicht  gedeckt  sein  gegeniiber  den  Rechtsanspruchen. 
welche  die  groGe  Anzahl  der  dieser  Anstalt  fernbleibenden  Musikalienverleger  zu  stellen 
berechtigt  ist.  4)  Es  ist  demnach  zu  empfehlen,  vor  eventuellem  AbschluB  von  Pau- 
schal-Vertragen  mit  der  Anstalt,  sich  zunachst  ein  genaues  Verzeichnis  derjenigen 
Werke  einsenden  zu  lassen,  uber  welche  die  Anstalt  das  Auffuhrungsrecht  besitzt,  9ich 
aber  nicht  mit  einem  Verzeichnis  der  Tonsetzer  zu  begnugen. 

London.  —  Dr.  C.  W.  Pearce  (III,  404,  408)  has  been  lecturing  before  the  Incor- 
porated Society  of  Musicians  (I,  25,  III,  241,  IV,  283)  on  Oiiy  of  London  Musicians: 
defined  as  those  closely  connected  with  the  City,  and  working  within  its  boundaries, 
during  last  600  years.  The  musical  record  of  organists  of  St.  Paul's  Cathedral  does 
not  go  back  further  than  1491,  and  the  only  musician  who  can  be  connected  with  the 
City  before  that  is  John  of  Dunstable.  As  to  "Westminster  Abbey,  the  Chapel  Royal, 
and  the  Temple  Church,  it  must  be  remembered  that  these  are  outside  City  boun- 
daries; nor  does  the  record  of  their  organists  go  back  earlier  than  1649  (Howe),  1562 
(Tye),  and  1688  'Pigott)  respectively.  The  period  of  500  years  is  therefore  the  maxi- 
mum that  can  be  taken.  Following  musicians  were  treated.  Where  information  is 
given  in  Grove's  Dictionary,  Stratton  and  Brown's  Dictionary  (III,  377;,  or  British 
Dictionary  of  National  Biography  (V,  87),  the  abstract  does  not  enlarge.  Works  to 
be  consulted  are  also  J.  S.  Bumpus's  "Organists  and  Composers  of  St.  Paul's  Cathedrar 
1891),  and  F.  G.  Edwards's  "Musical  Haunts  of  London"  (1895).  The  musicians  marked 
with  a  *  form  a  complete  list  of  the  organists  of  St.  Paul's  as  far  as  ascertained, 
but  the  record  is  incomplete  for  the  period  before  the  Great  Fire  of  London  in  1666. 
The  musical  professional  life  of  the  City  has  been  for  500  years  almost  exclusively  the 
holding  of  the  organistship  at  one  or  other  of  the  numerous  City  churches  ■  till  lately 
only  Sunday  service),  and  then  teaching  in  outlying  localities  (II,  270;.  These  organ- 
istships  have  never  been  held  by  foreigners.  The  churches  after  the  Great  Fire  in 
1666  were  nearly  all  re-built  to  designs  by  Sir  Christopher  Wren;  and  similarly  Rena- 
tus  Harris  'II,  442;  built  most  of  the  organs,  though  some  by  Father  Smith  (Schmidt). 

John  of  Dunstable  was  musician,  mathematician  and  astrologer;  head  of  the  English 
school  of  composition  of  his  day,  which  then  probably  the  most  celebrated  in  Europe;  died 
Christmas  Eve  1453;  must  have  had  some  connection  with  the  City,  because  buried  in  the 
chancel  of  the  important  church  of  St.  Stephen's  Walbrook,  in  the  heart  of  the  City,  behind 
the  present  Mansion  House;  the  inscription  on  his  grave,  destroyed  in  the  Great  Fire  but 
preserved  more  or  less  in  old  books,  is  to  he  replaced  in  the  church  by  the  Incorp.  Sor. 
of  Musicians.  *John  Bedford;  organis  tand  almoner  (master  of  the  boys)  of  St.  Paul's  (dat- 
ing from  7  th  cent,  at  least)  beginning  with  1491;  died  iu  1647,  same  year  as  King  Henry 
V1I1;  quoted  by  Thos.  Tusser,  (an  er-chorister  of  St.  Paul's  who  died  in  1680  and  was 
buried  in  old  St.  Mildred's  church  destroyed  at  the  Great  Fire),  in  his  curious  book  "Five 
hundred  points  of  husbandry".  *  Thomas  Giles  was  appointed  organist  of  St.  Paul's  in 
1647  succeeding  Bedford,  but  he  is  best  known  as  being  the  father  of  Nathaniel  Giles  of 
Windsor.  William  Blitheman  was  in  1691  buried  in  St.  Nicholas  Olave,  Queensbithe,  a 
church  which  once  stood  on  the  west  side  of  Bread  Street  Hill,  a  narrow  turning  running  down 
to  Thames  Street ;  he  had  been  organist  since  1686  of  the  Chapel  Royal,  being  succeeded  by 
his  pupil  John  Bull;  he  was  a  contributor  to  the  "Queen  Elizabeth's  Virginal  Book"  (IV, 
636),  and  some  of  his  other  compositions  are  extant.  *  Thomas  M  or  ley  (c.  1667 — 1604 
held  office  for  a  year  or  two  as  organist  of  St.  Paul's  about  1692.  Bichard  Allison,  who 
lived  at  a  house  in  Duke's  Place  near  Aldgate  and  died  in  1606,  published  psalmody. 
John  Bull  (1562— 1628 j  was  appointed  first  Gresham  Professor  of  Music  in  1697  and  held 
office  for  ten  years.  *John  Tom  kins  was  in  1622  appointed  organist  of  St.  Paul's,  and 
died  27  Sept.  1638;  in  Old  St.  Paul's  there  was  an  inscription  to  his  memory.  *Adrian 
Batten  was  appointed  joint  organist  with  Tomkins  about  1624;  and  died  1637;  his  muse 
was  among  the  earliest  measured  out  by  bar  lines.  Thomas  Bavenscroft  (1592 — 1635. 
published  psalmody,  and  the  earliest  collection  of  English  rounds  and  canons.  Bev.  John 
Barnard,  Minor  Canon  of  St.  Paul's,  issued  the  first  collection  of  English  Cathedral  Music 
in  1641.  John  Milton,  father  of  the  poet,  was  educated  for  the  law,  but  publlshel 
psalmody,  and  his  tune  uYork"  is  well  known;  he  died  1647,  and  with  his  distinguished 
son  lies  buried  in  St.  Giles  Cripplega'e.  Martin  Pierson  was  choirmaster  at  St.  Paul's  in 
1604,  and  died  1660.  Bev.  James  Clifford,  Minor  Car.on  of  St.  Paul's  from  1661,  published 
a  Cathedral  Collection  in  1663.     *Albert  Bryan  was  appointed  org.  of  St.  Paul's  in  1638, 


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Notizen.  249 

pupil  and  successor  of  John  Tomkins,  was  deprived  of  his  post  during  the  Civil  Wars  and 
re-appointed  at  Restoration  in  1660,  held  office  till  Great  Fire  of  1666,  and  died  1669. 
Charles  Coleman,  a  Cambridge  Doctor  of  Music,  took  part  in  the  reaction  against  the 
anti-musical  regime  of  the  Puritans;  on  23rd  May  1656,  four  years  before  the  end  of  the 
Commonwealth,  Sir  Wm.  Davenant  began  entertainments  consisting  of  prose  recitations  inter- 
mixed with  vocal  and  instrumental  music,  at  his  residence  Rutland  House  in  Charterhouse 
Square  behind  Alderegate  Street,  Cromwell  having  granted  a  license  thereto;  Coleman  had 
been  a  member  of  Charles  I's  private  band,  and  assisted  Davenant;  he  died  1664.  The 
well-known  Henry  Laves  (1595 — 1662)  also  took  part  in  the  same.  Also  Henry  Cooke, 
who  died  1672.  Also  Matthew  Look  e  (1632— 1677).  Henry  Pure  ell  (1668— 1695),  though 
best  known  at  Westminster,  also  took  part  in  City  music,  and  members  of  his  family  held 
the  organ istship  of  St.  Clement's  Eastcheap  in  Clement's  Lane  (held  for  last  19  years  by 
the  lecturer);  the  church  was  re-built  by  Wren  1686,  organ  by  Harris  1692.  *  Jeremiah 
Clark  (c.  1669—1707)  was  appointed  in  1695  the  first  or*,  of  St  Paul's  after  its  re-building 
by  Wren  (building  began  1675,  opened  for  service  1697,  finished  1710,  Father  Smith  organ 
1697)  and  though  he  committed  suicide,  was  buried  in  St.  Gregory's  vault  in  the  New  Crypt; 
his  anthems  and  tune  "St.  Magnus"  are  well-known.  John  Blow  (1648 — 1708),  though 
mainly  known  at  Westminster,  was  master  of  the  choristers  at  St.  Pauls  from  1687  to  1693. 
Thomas  Brit  ton  (1651 — 1714)  a  retail  dealer  in  charcoal  and  musical  amateur,  living  in 
Aylesbury  Street  at  the  comer  of  Jerusalem  Passage,  Clerkenwell,  established  in  a  long 
narrow  room  over  his  shop  weekly  instrumental  public  concerts,  the  first  of  the  kind  in 
England;  he  was  buried  at  St.  James's  Clerkenwell.  *Richarii  Brind  was  org.  of  St  Paul's 
from  1707  till  his  death  in  1718;  he  was  the  master  of  Maurice  Greene.  William  Croft 
1678—1727),  the  Westminster  Abbey  organist,  was  org.  of  St.  Anne's  Soho  from  1700  to 
1711;  this  church  was  named  in  honour  of  Queen  Anne  before  marriage,  re-built  by  Wren 
1685.  John  We  Id  on  (1676—1736)  of  the  Chapel  Royal  &o.  was  also  org.  of  St.  Bride's 
or  St.  Bridget's,  Fleet  Street,  (re-built  by  Wren  1680,  present  organist  E.  H.  Turpin),  and 
from  1726  of  St.  Martin's  in  the  Fields  (now  Trafalgar  Square,  re-built  by  Gibbs  in  1726; 
Abiell  Whichello  was  org.  of  St  Edmund  the  King,  Lombard  Street;  a  well-known  City 
teacher  and  song-writer,  and  died  c.  1745.  Philipp  Hart  was  org.  of  St.  Andrew  Undershaft, 
Leadenhall  St.  (Harris  organ  1696),  and  of  St.  Michael's  Cornhill  {re-built  by  Wren  1672, 
Harris  organ  1684)  and  died  1749.  'Maurice  Greene  (1695—1755)  was  org.  of  St.  Duns  tan 
in  the  West,  Fleet  Street  (old  church  dating  from  1200)  in  1716;  and  of  St.  Andrew's 
Holborn  (re-built  by  Wren  1687,  Harris  organ  1699)  in  1717;  and  succeeded  his  master  . 
Brind  as  org.  of  St.  Paul's  in  1718;  he  was  buried  in  the  former  St.  Olave's,  Old  Jewry, 
of  which  his  father  had  been  Rector;  but  when  this  was  demolished  in  1888.  his  remains 
were  placed  in  the  grave  of  Boyce  at  St.  Paul's.  John  Reading  (1677 — 1764)  was  org.  of 
the  old  St.  John's  Hackney  (Snetzler  organ  1757),  also  St.  Mary  Woolnoth  Lombard  Street, 
Parish  church  of  the  Mansion  House  (Smith  organ  1681),  also  St.  Dunstan  in  the  West  (see 
Greene  above),  also  St.  Mary  Woolchurchbaw;  he  lived  in  Arundel  Street,  Strand.  Thomas 
Augustine  Arne  (1710 — 1778)  was  born  in  King  Street,  near  Covent  Garden,  and  was 
buried  at  St.  Paul's,  Covent  Garden.  William  Boyce  (1710— 1779,  was  appointed  org.  of 
St  Peter's  Vere  Street  1734,  from  1736  to  1768  was  org.  of  St.  Michael's  Cornhill  (see 
Hart  above),  and  from  1749  to  1769  org.  of  Alihallows  the  tireat  and  the  Less,  Thames 
Street;  he  is  buried  in  the  crypt  at  St.  Paul's.  Charles  John  Stanley  (1713—1786)  was 
blind  from  2  years  old,  but  was  org.  of  Alihallows  Bread  Street  1724,  and  St.  Andrew's 
Holborn  1726,  before  going  to  the  Temple  in  1739.  John  W organ  (1724—1790)  was 
appointed  org.  of  St.  Andrew's  Undershaft  with  St.  Mary  Axe  (1696  Harris  organ)  in  1749, 
St.  Botolf's  Aldgate  (1676  Smith  organ)  in  1758,  and  St.  John's  Great  James  Street  Bedford 
Row  in  1760;  he  was  one  of  the  greatest  executants  of  his  time,  and  played  the  organ 
nightly  at  the  Vauxhall  Gardens  Concerts.  *John  Jones  (1728 -1796).  though  an  indifferent 
musician,  held  the  three  appointments  together  of  St.  Paul's,  the  Charterhouse,  and  the 
Temple;  it  is  said  that  uas  he  could  not  play  from  score,  he  employed  himself  in  arranging 
the  anthems  in  two  lines!'9  (English  Musical  Gazette,  1.  Jan.  1819).  Jonathan  Battishill 
1738—1801)  was  appointed  org.  of  St.  Clement  Ea3tcheap  with  St.  Martin  Orgar  in  1764, 
and  of  Christ  Church  Newgate  Street  (1690  Harris  organ)  in  1767;  he  was  buried  in  St. 
Paul's.  Other  musicians  dealt  with  were:  —  *Thomas  Attwood  (1765— 1838  ,  Henry  Smart 
(1813— 1879),  'John  G  o  s  s  (1800— 1880:,  Edward  John  H  o p  k i  n  s  (1818— 1901) ,  *John  S  t  a  i  n  e  r 
1840— 1901).     The  present  organist  of  St.  Paul's  is  *Sir  George  Martin  (1844— ;. 

The  following  are  the  records  of  a)  Donald  Tovey,  elsewhere  noticed,  and  not 
yet  in  dictionaries ;  and  (b)  William  Wallace,  recent  author  of  new  English  version 
of  Berlioz1  "Faust"  (V,  149),  and  very  imperfectly  as  yet  in  dictionaries. 

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260  Notizen. 

(a)  Donald  Francis  Tovey,  pianist  and  composer;  b.  17  July  1876  at  Eton  College, 
where  son  of  one  of  the  Assistant  Masters;  first  teacher  Miss  Weisse;  then  under 
Parratt  (harm,  and  count.))  Higgs  (count,  and  p.  f.),  Parry  (comp);  in  1894  took 
Lewis  Nettleship  Memorial  Scholarship  at  Balliol  College,  Oxford,  where  1898 
graduated  in  classics  and  philosophy;  1900  first  Chamber  Concerts  in  London;  March 
1901  (again  in  1902)  played  Goldberg  Variations  in  Berlin.  The  principal  performed 
works  (first  time):  — 

1900,  St.  James's  Hall,  London,  Trio,  P.  F.,  Clarinet  and  Horn,  in  C  minor  (1901  Vienna, 

1902  Berlin). 
1900,  Ditto,  3  Duets  for  Oboe  and  P.  F.  (ditto  ditto). 
1900,  Ditto,  Quintet  for  P.  F.  and  strings,  C  major. 

1900,  Ditto,  Sonata,  P.  F.  and  Violin,  F  major. 

1901,  Ditto,  Trio  for  P.  F.,  violin  and  violoncello,  in  B  minor. 

1901,  Ditto,  Quartett,  P.  F.  and  strings,  in  E  minor  (1901  Vienna,  1902  Berlin). 

1903,  Bioadwood  Concert  (IV,  214,  549),  Trio,  P.  F.,  violin  and  cor  ai.gh.is. 

1903,  St.  James's  Hall,  Concerto  P.  F.  and  orchestra,  in  A  major  (also  at  Royal  College  of  Music). 

1903,  Grafton  Galleries,  Songs  for  Bass  Voice. 

1903,  Ditto,  Aria  and  Variations  for  String  Quartett. 

1903,  Ditto,  Sonata  P.  F.  and  Clarinet. 

(b)  William  Wallace,  poet,  painter,  litterateur,  and  composer;  b.  3  July  1860  at 
Greenock,  county  of  Renfrew,  Scotland ;  ed.  at  Fettes  College,  Edinburgh,  and  took 
Exhibition  to  Edinburgh  University;  began  medical  study,  and  graduated  M.  D. 
(doctor  of  medecine)  with  honours  at  Glasgow  University,  since  when  entirely  ceased 
to  pursue  medical  career;  has  cultivated  art  and  literature,  and  in  1889  entered 
Royal  Academy  of  Music  (London),  of  which  now  an  Associate;  contributor  for  music 
or  drama  to  the  "New  Quarterly  Musical  Review"  (editor  dnring  half  its  time), 
"Musician"  (of  London),  "National  Review",  "Idler",  "Daily  Chronicle",  "Musical 
Standard",  &c;  translator  of  15  Sibelius  songs  from  Swedish  (Breitkopf  and  Hartel 
and  new  version  of  "Faust"  as  above.  The  principal  performed  musical  works  (first 
time):  — 

1890,  Roy.  Acad.  Students1  Concert,  Vocal  Scena  "Lord  of  Darkness". 

1892,  Stock  Exchange  Orchestra,  Suite  "The  Lady  from  the  Sea",  after  Ibsen. 

1892,  Steinway  Hall,  Trio  for  P.  F.,  violin  and  violoncello. 

1892,  Crystal  Palace,    First  Symphonic  Poem,   "The  Passing  of  Beatrice"  (has  had  10  per- 
formances). 

1893,  Steinway  Hall,  Vocal  quartetts,  "Spanish  Songs". 

1893,  Crystal  Palace,  Prelude  to  the  "Eumeuides"  of  Aeschylus. 

1894,  Crystal  Palace,  Overture  "In  Praise  of  Scottis  Poe^ie". 

1896,  St.  James's  Hall,    Trio  for  voice,  violin  and  P.  F.,   "My  soul  is  an  enchanted  boat", 

after  Shelley. 
1896,  Crystal   Palace,   Second   Symphonic  Poem,   "Am boss   oder  Hammer",    after  Goethe's 

Kophtisches  Lied.    * 
1896,  Queen  s  Hall,  Vocal  -Scena,  "The  Rhapsody  of  Mary  Msgdelene". 

1898,  New  Brighton,  (Liverpool),  "A  Scots  Fantasy". 

1899,  Crystal  Palace,  Third  Symphonic  Poem,  "Sister  Helen"  after  Rossetti. 

1899,  New  Brighton,  Song  Cycle,  "Freebooter  Song9"  (taken  on  Mackenzie's  Canadian  tour}. 

1899,  New  Brighton,  Symphony  "The  Creation". 

1900,  New  Brighton,  Suite  "Pelleas  and  Melisande",  after  Maeterlinck. 

1900,  Salle  Erard,  Song  Cycle,  "Jacobite  Songs". 

1901,  Philharmonic,  Fourth  Symphonic  Poem,  without  title. 

1902,  Bournemouth  Symphony  Concerts,  Song  Cycle,  "Lords  of  the  Sea". 

1903,  Leeds  Musical  Union,  "The  Massacre  of  the  Macpherson"  cantata  (thrice  since). 
The  Union  of  Graduates  in  Music  (II,  278)  has  completed  its  11th  year.    Present 

number  683  (against  634  in  1900),  over  96  per  cent  of  such  graduates  in  kingdom 
thus  belonging  to  it.  This  year's  Chairman,  Sir  F.  Bridge ;  Hon.  Secretary,  T.  L.  South- 
gate.  The  Union  has  advised  the  Government  Education  Committee  about  details  for 
registering  teachers  of  music  (I,  391,  II,  239,  249,  HE,  335),  and  the  new  University 
of  Liverpool  about  creating  a  Music  Faculty  there.  KO.  R. 

London.  —  The  following  table  is  compiled  from  Hermann  Smith's  book  on 
Pianoforte  Tuning  reviewed  in  "Bucherschau",  and  shows  (at  pitch  c2  =  512  vibrations 
for  intervals  lying  within  a  "long  ground-work"  of  2  octaves,  a  —  a2,  how  many  beats 


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Notizen. 


251 


per  second  of  time  each  principal  interval  should  give  if  the  whole  is  tuned  correctly 
on  equal  temperament.  That  is  to  say,  the  notes  named  in  the  first  column  should 
exhibit  the  number  of  beats  per  second  named  in  the  succeeding  columns,  when  they 
are  sounded  with  the  minor  3rd  above,  major  3rd  above,  &c.  &c.  Some  of  the  inter- 
vals are  of  course  flat,  others  sharp,  from  just.  —  As  to  the  vibration-number  pitch 
chosen,  it  is  the  arbitrary  one  based  on  starting  with  an  assumed  vibration-number  2, 
and  letting  each  octave  0  vibration-number  be  a  power  of  2  (2,  4,  8,  16,  32,  64, 128, 
256,  512  &c).  This  has  been  mis-named  Philosophical  pitch;  and  should  be  called 
Arithmetical,  because  chosen  merely  for  facility  of  abstract  calculations.  It  does  not 
differ  very  materially  from  Diapason  Normal,  where  c2  =  617.8  vibrations,  and  thence 
its  convenience.  (See  sketch  history  of  pitch  at  I,  20—22.)  —  At  IV,  28  (last  column 
of  table)  was  shown  the  amount  by  which  each  interval  in  equal  temperament  deviates 
from  ^just",  at  any  part  of  the  scale,  in  terms  of  a  ratio,  i.  e.  in  terms  of  a  * /730th 
of  the  octave.  The  present  table  shows  the  actual  and  progressing  beats  (for  beats 
increase  parallel  with  vibration  numbers]  made  by  the  equally-tempered  intervals,  in 
2  fairly  medium  octaves,  and  is  in  another  way  a  picture  of  the  deviations  from  "just" 
required  by  modern  harmony.  —  One  beat  per  second  is  the  easiest  apprehended, 
and  table  shows  why  the  tuner  after  pitch  c2  drops  at  once  an  octave  and  proceeds 
to  4th  and  5th  bearings  in  the  low  medium.  Beats  cannot  be  counted  beyond  4  or 
5  per  second,  and  table  shows  why  3rds  and  6ths  are  of  no  use  except  for  testing. 


Minor  3rd 

Major  3rd 
above 

4th 

5th 

Minor  6th 

Major  6th 
above 

abore 

above 

above 

above 

a 

(flat) 

(sharp) 

8.6 

(sharp) 

(flat) 

(flat) 

(sharp) 

11.6 

0.97 

0.73 

13.6 

9.8 

a# 

12.3 

90 

1.03 

0.77 

14.4 

10.4 

b 

13.0 

9.6 

1.09 

0.82 

16.2 

11.0 

C* 

13.8 

10.1 

1.16 

0.87 

16.1 

11.6 

ci* 

14.6 

10.7 

1.23 

0.92 

17.0 

12.3 

di 

15.5 

11.4 

1.30 

0.97 

18.1 

13.0 

di* 

16.4 

12.1 

138 

1.03 

19.2 

138 

ei 

17.4 

12.8 

1.46 

1.09 

203 

14.6 

ft 

18.6 

13.6 

1.64 

1.16 

21.4 

16.5 

f** 

19.6 

14.4 

1.64 

1.23 

22.8 

16.4 

g1 

20.7 

15.2 

1.74 

1.30 

24.2 

17.4 

g1* 

22.0 

16.1 

1.84 

1.38 

25.6 

18.5 

ai 

23.2 

17.0 

1.94 

1.46 

27.2 

19.6 

a* 

24.6 

18.1 

2.06 

1.54 

28.8 

20.7 

b» 

26.1 

19.2 

2.18 

1.64 

30.4 

22.0 

c« 

27.6 

20.2 

2.32 

1.74 

32.2 

23.2  [a*j 

MGnchen.  Die  General-Intendanz  der  Koniglichen  Schauspiele  macht  bekannt: 
Im  heurigen  Jahre  werden  im  Prinxregenten-  Theater  zu  Munchen  in  der  Zeit  vom 
12.  August  bis  11.  September  20  Festauffiihrungen  folgender  Richard  Wagner*  scher 
Werke  stattfinden:  »Der  fling  des  Nibelungen*,  >Tristan  und  Isolde*,  »Der  fliegende 
Hollander*,  >Die  Meistersinger  von  Niirnberg*.  AuOerdem  werden  im  Koniglichen 
Residenx-TJieater  und  Koniglichen  Ilof-  und  National- Theater  in  der  Zeit  vom  1.  bis 
11.  August  10  Festauffiihrungen  Moxarfscher  Opern  stattfinden  und  zwar:  »Die  Zauber- 
flote*,  »Figaros  HochzeiU,  »Entfuhrung  aus  dem  Serail*,  >Don  Giovanni*  und  »Cosi 
fan  tutte*.  Bei  den  Festauffiihrungen  wird  das  gesamte  Kiinstlerpersonal  des  Miin- 
chener  Hof-  und  Nationaltheaters  im  Verein  mit  hervorragenden  auswartigen  Gasten 
mitwirken.  Die  Oberleitung  der  Regie  ruht  in  den  Handen  des  Koniglichen  Inten- 
danten  Professor  Ernst  von  Possart  Die  musikalische  Leitung  ist  den  Herren 
Generalmusikdirektor  Felix  Mottl,  Professor  Arthur  Nikisch  (Leipzig;  und  Hof- 
kapellmeister  Franz  Fischer  iibertragen.   Ausfuhrliche  Prospekte,  welche  alle  wissens- 

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252  Notizen. 

werten  Angaben  enthalten,  sind  durch  die  Generalagentur:  Reisebureau  Schenker  &  Co., 
Miinchen,  Promenadeplatz  16,  kostenfrei  zu  beziehen. 

Rom.  Papst  Pius  X.  ist  mit  einem  umfangreichen  Erlafi  %ur  Reformation  der  Kirchen- 
mtmJc  hervorgetreten,  in  dem  er  zun'achst  auf  die  im  Laufe  der  Zeit  entstandenen  MiG- 
brauche  als  eine  Folge  des  Einflusses  der  weltlichen  Musik  hinweist  und  dann  positive 
Vorschlage  zur  Beseitigung  der  MiBst'ande  macht.  Einige  Hauptpunkte  seien  im 
Folgenden  wiedergegeben.  —  >Eine  Kirchenkomposition  ist  um  so  gebeiligter  und 
liturgischer,  je  mehr  sie  im  Aufbau,  in  Inspiration  und  in  Geschmack  sich  der  gre- 
gorianischen  Melodie  nahert;  und  sie  ist  um  so  weniger  des  Tempels  wiirdig, 
je  mehr  sie  von  diesem  hochsten  Vorbild  abweicht.  Der  alte  traditionelle  Gregoria- 
nische  Gesang  muB  daher  auf  weiter  Grundlage  in  den  Funktionen  des  Kultus  wieder- 
hergestellt  werden,  indem  man  daran  festhalten  muB,  daB  eine  kirohliche  Funktion 
niohts  dadurch  verliert,  daB  sie  von  keiner  anderen  Musik  als  dieser  begleitet  wird. 
Im  Besonderen  trachte  man  darnach,  den  Gregorianischen  Gesang  beim  Volke  wieder 
einzufuhren,  damit  die  Gl'aubigen  von  Neuem  einen  tatigeren  Anteil  am  Gottesdienste 
nehmen,  wie  dies  fruher  der  Fall  war.  Die  vorgenannten  Eigenscbaften  besitzt  auch 
im  hochsten  Grade  die  klassische  Polyphonie,  besonders  der  Romischen  Schule, 
welche  im  16.  Jahrhundert  ihre  hochste  Bliite  unter  Pierluigi  da  Palestrina  erreichte, 
und  sodann  fortfuhr,  auch  in  der  Folge  Kompositionen  von  ausgezeichneter  liturgischer 
und  musikalischer  Giite  hervorzubringen.  Die  Kirche  hat  zu  alien  Zeiten  den  Fort- 
schritt  der  Kunste  anerkannt  und  gefordert,  indem  sie  zum  Gottesdienste  alles 
dasjenige  zulieB,  was  das  Genie  im  Laufe  der  Jahrhunderte  Gutes  und  Schones  erfand, 
immer  jedoch  unter  Wahrung  der  liturgischen  Gesetze.  Infolgedessen  ist  auch  die 
moderne  Musik  in  den  Kirchen  zugelassen,  indem  auch  sie  Kompositionen  von 
derartiger  Schonheit,  Ernst  und  WUrde  darbot,  daB  sie  in  keiner  Weise  der  litur- 
gischen Funktionen  unwiirdig  sind.  Weil  aber  die  moderne  Musik  vornehmlich  aus 
dem  Profanen  hervorgegangen  ist,  muB  mit  um  so  groBerer  Vorsicht  aufgepaBt  wer- 
den, daB  man  Kompositionen  modernen  Stils  nur  dann  zul'aBt,  wenn  sie  nichts  Pro- 
fanes enthalten  und  nicht  an  in  Theatern  aufgefuhrte  Motive  erinnern  und  auch  nicht 
etwa  die  auOere  Form  mit  den  profanen  Stucken  gemeinsam  haben.  —  Wenn  auch 
die  reine  Vokalmusik  recht  eigentlich  die  Musik  der  Kirche  ist,  so  sind  doch  auch 
Kompositionen  mit  Begleitung  der  Or  gel  erlaubt.  In  einigen  besonderen  Fallen  und 
in  den  notwendigen  Grenzen  und  mit  den  passenden  Rucksichten  konnen  andere  In- 
strumente  zugelassen  werden,  doch  niemals  ohne  eine  besondere  Erlaubnis  des  Or- 
dinarius,  genau  nach  den  Vorschriften  des  Ceremoniale  Episcoporum.  Verboten  in 
den  Kirchen  ist  der  Gebrauch  des  Pianoforte,  sowie  larmender  Instrumente  wie  Trom- 
meln,  Pauken,  Becken,  Glockenspiel  und  dergleichen.  Strengstens  verboten  ist  das 
Spielen  sogenannter  Musikkorps  in  den  Kirchen;  nur  bei  besonderen  Anlassen,  mit 
Erlaubnis  des  Ordinarius  wird  eine  vernunftige  und  dem  Raume  angemessene  be- 
schrankte  Auswahl  von  Blasinstrumenten  zugelassen,  unter  der  Yoraussetzung. 
daB  die  auszufuhrende  Komposition  und  Begleitung  in  ernstem  Stil,  passend  und  jenem 
iir  die  Orgel  gleich  sei.«  —  Fur  den  Text  der  Gesange  ist  ausschlieBlich  die  latei- 
nische  Sprache  zugelassen.  —  Dem  Kirchenchor  sollen  nur  Manner  von  au- 
erkannter  Frommigkeit  und  Rechtschaffenheit  angehoren;  Frauen  sind  auf  alle  Falle 
auszuschlieBen.  —  Zum  Schlusse  wird  die  Notwendigkeit  einer  vermehrten  Pflege  des 
gregorianischen  Gesanges  in  den  Seminaren  der  Kleriker  und  den  kirchlichen  Insti- 
tuten  betont.  Man  solle  dafiir  sorgen,  daB  wenigstens  bei  den  Hauptkirchen  die  alten 
Scholae  Cantorum  wieder  errichtet  werden,  wie  sie  mit  den  besten  Erfolgen  an  vielen 
Orten  bestanden,  und  man  suche  die  hoheren  Schulen  fur  Kirchenmusik  auf  die  mog- 
lichste  Weise  zu  unterstiitzen  oder  zu  heben,  wo  sie  bereits  bestehen,  und  solche  zu 
griinden,  wo  noch  keine  bestehen.  —  Der  hier  auszugsweise  wiedergegebene  ErlaB  ist 
in  verschiedenen  Musikzeitschriften  im  Original  und  in  Ubersetzungen  zum  Abdruck 
gebracht  (vergleiche  die  Zeitschriftenschau  dieses  Heftes).  F.  S. 


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EritiBche  Btfcherschau. 


253 


Kritische  Bttcherschau 

der  neu-erschienenen  Biicher  und  Schriften  liber  Musik. 

Referenten:  W.  A.  Aikins,  E.  Euting,  Ch.  Maolean,  Rosa  Newmaroh, 

W.  Barclay  Squire. 


Barney,  Fanny.  "Madame  D'Arblay". 
By  Austin  Dobson.  London,  Mac- 
millans,  1903.  pp.  216,  Crown  8vo. 
2;.  nett. 
Charles  Burney  (1726—1814)  is  the 
central  figure  among  English  music-histo- 
rians, ffis  daughter  Fanny  Burney  (1752 
—1840}  was,  besides  other  things,  her 
father's  biographer.  —  One  of  the  most 
radical  reticences  of  modern  civilization  is 
regarding  money  as  the  means  of  life,  or 
regarding  that  which  for  all  but  a  favoured 
minority  occupies  the  greater  part  of  the 
waking  thoughts  of  men  and  women.  Men 
get  through  life  either  by  inheriting  money, 
or  by  earning  money,  or  by  marrying  wo- 
men with  money,  or  by  living  on  money 
received  from  others;  and  these  differences 
of  method  not  only  largely  define  their 
status,  but  beyond  a  doubt  colour  everything 
they  do  and  feel.  Yet  others  neither  know 
which  is  the  method,  nor  what  is  the 
amount.  No  one  knows  what  his  neigh- 
bour lives  on,  nor  how  he  does  it.  Similarly 
in  fiction,  —  wills,  heiresses,  gambling- 
tables,  misers,  robberies,  starvations,  and 
similar  points  of  glamour  and  sensation 
apart,  one  would  infer  that  men  and  women 
are  fed  by  the  manna  from  heaven.  In 
biography,  the  object  of  which  is  not  to 
amuse  but  to  instruct,  these  habitual,  con- 
ventional reticences  are  considerably 
mischievous,  as  obscuring  the  sources  of 
action,  and  sometimes  giving  a  wrong  view 
of  a  lifetime.  Genteel  magniloquencies 
about  money  are  the  commonplaces  of 
biography,  rersons  there  always  "accept*' 
appointments,  though  they  may  nave  moved 
heaven  and  earth  to  obtain  them,  and 
though  these  may  stand  between  them  and 
beggary.  And  the  reticences  are  at  their 
highest  when  it  is  a  question  of  supporting 
the  figment  of  large  literary  gains.  —  To 
lift  the  veil  from  the  money-affairs  of  Char- 
les Burney  would  throw  light  on  the  life  of 
an  English  musician,  and  also  on  the  pro- 
nto (if  any)  of  musical  literature,  throughout 
the  18th  century.  The  recorded  page  says 
that  at  age  25  he  obtained  a  provincial 
small-town  parish-church  organistship  valued 
at  the  extraordinarily  high  figure  of  M  120 
a  year;  this  deserves  confirmation  or  ex- 
planation.   Become  a  Londoner  and  at  age 


45,  he  found  the  means,  though  no  virtuoso 
and  though  he  had  little  or  nothing  from 
his  two  wives,  to  make  two  long  tours  on 
the  continent  of  5  and  7  months  respecti- 
vely. The  solution  may  be  that  he  taught 
the  harpsichord  incessantly,  and  was  of 
saving  habits.  —  Regarding  his  daughter 
Fanny,  Macaulay  (a  radical  though  a  Lord) 
exerted  his  splendid  abilities  in  the  Edin- 
burgh Beview  article  of  January  1843,  - 
and  he  could  do  in  6  sentences  what  took 
others  a  chapter,  —  to  showing  that  she 
ruined  her  life  by  going  to  Court.  The 
facts  do  not  support  this.  At  age  26  the 
quick  clever  and  observant  young  woman 
wrote  from  her  father's  house  one  of  the 
earliest  of  English  novels  "Evelina",  the 
best  since  Smollett,  a  fore-runner  of  "Jane 
Eyre",  which  brought  her  M  30.  At  age 
30  she  wrote  similarly  "Cecilia",  not  nearly 
so  good,  which  brought  her  M  250.  When 
she  was  aged  34,  Queen  Charlotte  ot 
Mecklenburg-Strelitz,  wife  of  King  George 
III  (1738—1820),  made  her  her  under  dres- 
sing-woman on  sE  200  a  year  with  board 
and  lodging.  Some  patrons  (and  Macaulay 
following  them)  vapoured  about  the  degra- 
dation of  literature,  and  abused  the  father. 
But  after  her  youthful  success  of  8  years 
before  (an  uncontradicted  rumour  had 
made  it  the  work  of  a  girl  of  17),  her 
ingenious  talent  had  shown  great  shrinkage, 
her  literary  limitations  were  known  to  those 
about  her,  and  she  had  received  no  fee  for 
4  years.  She  was  fortunate  to  find  this 
provision,  kind  friends  in  the  Royal  patrons, 
and  a  Court  connection  useful  for  the  rest 
of  her  days.  After  only  5  years  service, 
(she  threw  it  up  probably  from  a  love- 
affair),  the  Queen  gave  her  the  handsome 
retiring  allowance  of  4£  100  per  annum, 
apparently  for  life.  On  this  she  later  on 
married  a  refugee  Frenchman,  D'Arblay, 
penniless  and  without  the  means  of  earning 
a  penny,  and  had  by  him  a  son.  At  age 
44  another  indifferent  novel  "Camilla",  for 
which  her  Court  friends  subscribed  =§  3000; 
and  this  sum  was  mostly  sunk  in  the  ama- 
teur house-building  of  her  husband.  After- 
wards 10  years  in  France.  After  return, 
and  at  age  62,  her  last  novel  "The  Wan- 
derer", for  which,  though  it  proved  worth- 
less, she  had  by  fee  or  subscription  £  1500. 
She  died  aged  88.    "Like  Sir  Condy  Rack- 


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254 


Kritische  Bucherschau. 


rent  in  the  tale,  she  survived  her  own  wake, 
and  overheard  the  judgment  of  posterity". 
Her  posthumously  published  Diaries  and 
Letters  are  her  best  work.  At  ,a  liberal 
estimate  she  could  not  have  enjoyed  more 
than  £  50  a  year  out  of  literature  spread 
over  her  grown-up  life,  and  but  for  the 
help  of  the  Court  episode  she  would  have 
had  very  little  of  that.  She  must  have 
largely  eaten  the  bread  of  dependence.  — 
The  sermon  contained  in  these  remarks  is 
directed  against  Macaulay,  not  against  the 
present  author,  who  goes  a  long  way  to 
restore  common  sense.  He  (1840  — )  is 
an  ex-Civil  Servant,  and  a  poet  and  litte- 
rateur of  celebrity.  The  book  is  one  of 
the  excellent  "English  Men  of  Letters" 
series.  C.  M. 

Croger,  T.  R.  Notes  on  Conductors 
and  Conducting.  London,  ¥m.  Ree- 
ves, 1903.     Crown  8vo,  ly6. 

This  little  book  has  already  reached  a 
2nd  edition.  Those  who  do  not  object  to 
information  conveyed  in  such  pithy  apho- 
risms as,  "do  not  dance  to  the  music",  "do 
not  lose  your  temper",  and  "do  not  be 
sarcastic",  will  find  in  it  a  mixture  of  en- 
tertainment and  information.  It  will  not 
however  take  the  place  of  Wagner's  and 
Weingartner's  treatises  on  the  same  sub- 
ject, nor  that  of  F.  Pfohl's  admirable  bro- 
chure on  "Arthur  Nikisch".  R.  N. 

Kitzler,  Otto.  Musikalische  Erinne- 
innerungen  mit  Briefen  von  Wagner, 
Brahms,  Bruckner  und  Rich.  Pohl. 
Brtinn,  Carl  Winiker,  1904,  39  S., 
kl.  8°. 

DieBe  anspruchsios  geschriebenen  >Er- 
innerungen*  fiihren  uns  eine  Reihe  wich- 
tiger  Begebenheiten  aus  dem  Leben  des 
"Verfassers  vor.  ..  Sie  beginnen  mit  der  Er- 
innerung  an  dieUberfuhrung  der  sterblichen 
Reste  C.  M.  v.  Weber's  nach  Dresden 
(1844),  ein  Debut  R.  Wagner's  als  Diri- 
gent  eines  kleinen  Dresdener  Vorstadt- 
Theaters  und  ein  von  Berlioz  veranstal- 
tetes  Konzert  (1846);  sie  bringen  ferner 
Eriebnisse  in  Briissel,  Prag,  Paris,  Lyon, 
Linz,  Briinn  usw.  Unter  den  (teilweise  in 
Faksimile)  mitgeteilten  Briefen  sind  die 
von  Pohl  und  Brahms  ziemlich  belanglos, 
wahrend  die  Wagner'sche  Korrespondenz, 
als  die  Erstauffuhrung  des  >Tannh'auser< 
in  Briinn  (1863)  betreffend,  immerhin  Inter- 
esse  beanspruchen  darf.  Wichtiger  sind 
die  funf  Bruckner- Briefe  gleichwie  die 
Erinnerungen  an  diesen  —  war  doch  Ver- 
fasser  der  Lehrer  Bruckner's  in  der  Instru- 
mentation und  zumTeil  auch  in  derFormen- 
lehre  (1861/1862.  E.  E. 


Patterson,  Annie  "W.     "Schumann". 

With    illustrations     and     portraits. 

London,  Dent  and  Co.,  1903.  Crown 

8vo.  3,6. 

The  versatility  which  perhaps  hindered 
Schumann  from  his  fullest  musical  deve- 
lopment makes  him  all  the  more  interest- 
ing as  the  subject  of  a  literary  study. 
This  book  is  on  the  whole  well-planned; 
the  musician  and  critic  not  being  smother- 
ed, as  in  so  many  works  of  the  land,  under 
a  load  of  biographical  details.  The  best 
part  of  the  volume  is  the  criticism  of  the 
music  itself,  in  which  the  authoress  shows 
sympathetic  insight  and  some  power  of 
analysis.  Still,  one  wishes  she  would  avoid 
such  Americanisms  as  "enthused";  and  to 
speak  of  Schumann  as  having  "passed  from 
sensual  vision"  is  rather  a  nigh-flown  way 
of  referring  to  his  death.  Miss  Patterson 
enjoys  the  very  unusual  distinction  for  a 
woman  of  having  passed  her  examination 
for  the  degree  of  Doctor  of  Music. 

Preseott,  Oliveria.  About  music,  and 
what  it  is  made  of.  A  Book  for 
amateurs.  London,  Methuen  and 
Co.,  1904.  pp.  276,  Crown  8  vo.  3/6. 

A  sensibly  written  work  dealing  in  5 
chapters  witn:  —  "Home  music  in  Eng- 
land", "From  madrigal  to  modern  style", 
"The  rise  of  opera",  "The  course  of  ora- 
torio", and  "The  making  of  symphonies". 
Taken  as  a  whole  the  plan  of  the  book  is 
rather  disconnected.  It  does  not  contain 
any  original  matter,  but  the  author  is  well 
up  in  the  authorities  she  quotes,  and,  though 
her  point  of  view  is  occasionally  rather 
old-fashioned,  her  work  is  likely  to  be 
useful  to  young  students  of  intelligence. 
The  chapter  on  Symphonic  Form  is  espe- 
cially to  be  commended  for  its  clearness 
and  conciseness.  W.  B.  S. 

Smith,  Hermann.  The  Art  of  tuning 
the  Pianoforte.  London,  William 
Reeves,    1903.  pp.  90,  Crown  8vo. 

2/— 

A  part  of  mankind  are  fascinated  by 
the,  mysterious  properties  of  numbers,  and 
another  large  part  by  the  aesthetic  quali- 
ties of  sounds.  The  combination  of  the 
two  pursuits  produces  the  literature  of 
musical  acoustics.  Extremely  voluminous 
because  the  ordinary  priesthood  of  the 
cult  are  far  from  being  the  best  thinkers, 
and  indeed  seem  to  delight  in  a  diffuseness 
permitted  to  them  by  the  ignorance  of 
their    audience.     Occasionally    comes    the 


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Kritische  Bucherschau. 


255 


strong  mind  of  a  Helmholtz  or  a  Riemann 
to  co-ordinate  facts  in  this  dim  region, 
and  make  them  succinctly  intelligible  to 
the  multitude.  But  most  of  the  writings 
on  musical  acoustics  either  pile  Pelion  on 
Ossa  in  the  way  of  enormous  calculations 
(IV,  499),  or  else  wander  through  unconnec- 
ted miscellaneous  propositions.  —  We  live 
among  profound  mysteries,  about  which 
not  even  the  Egyptian  Sphinx,  the  Hebrew 
Sibyll,  or  the  Grecian  Pythia  knew  any- 
thing. A  circle  is  generally  thought  to  be 
a  simple  thing,  and  only  abstract  mathe- 
matical reasoning  teaches  mankind  that 
its  diameter  has  no  conceivable  relation 
either  to  its  circumference  or  to  its  area. 
A  square  seems  a  simple  thing,  and  there 
have  been  millions  of  carpenters  in  the 
world  who  never  discovered  that  its  dia- 
gonal bears  no  conceivable  relation  to  its 
side.  So,  when  it  is  known  that  a  "per- 
fect fifth"  is  got  by  stopping  off  2/3  rds  of 
a  string,  and  a  true  "octave"  by  stopping 
off  1/2  of  a  string,  it  seems  at  first  sight 
[especially  to  those  used  to  keyboards)  that 
to  handle  these  intervals  in  multiplication 
addition  and  subtraction  must  be  the  simp- 
lest thing  in  the  world.  If  8  half- thickness 
bricks  are  piled  one  on  another,  and  6  two- 
thirds-thickness  bricks  are  piled  similarly 
by  the  side  of  them,  the  top  of  the  2  piles 
will  be  level.  But  for  acoustic  ratios  the 
results  are  otherwise,  inasmuch  as  the 
multiplication  of  these  requires  multipli- 
cation of  both  numerator  and  denominator, 

(2  \x 
-Q- 1    can 

never  equal  l-g  J   ,  whatever  value  is  taken 

for    x  and  y.     Twelve   super-added  fifths 

seem  on  a  keyboard  to  reach  the  same  note 

as  7  super- added  octaves,  but  they  do  not 

reach  the  same  point  in  ratio,   or   on   a 

,      /2\12    ,  ,   ,1  *  7 

string;  for  l-«-l       does  not  equal  I-q-1   • 

The    difference   is    the    Great   Comma   of 

,,      ,  524288 

Pythagoras,  expressed  by  the  ratio  -eg.,  ^y-r 

an  amount  quite  large  enough  to  make  a 
great  jarring  or  an  insupportable  conflict 
of  sounds.  It  is  also  true,  and  indeed 
follows,  that  in  every  calculation  by  which 
5th  ratios  are  compounded  so  as  to  make 
other  intervals  (e.  g.  2  fifths  to  make  a  9th, 
alias  a  2nd},  there  is  something  wrong  with 
the  size  of  the  fifth.  In  short  there  is  the 
mysterious  phenomenon  that  while  this 
interval  agrees  with  the  8ve  in  its  integer 
state,  yet  when  affected  by  multiplication 
it  becomes  a  hopeless  misfit  with  that  or 
any  other  element  of  the  scale.  There  are 
similar  irregularities  for  all  other  u simple- 


ratio"  intervals.  Nature  provides  them, 
satisfactory  by  themselves ;  out  they  do  not 
lie  down  together  when  compounded  for 
the  musical  purposes  of  our  complex  hu- 
man organization.  When  it  is  considered 
that  not  only  do  the  simple-ratio  intervals 
fail  to  combine  together  for  our  scales  and 
harmonies  (which  nas  always  been  so  ever 
since  music  began),  but  the  modern  keyed 
instrument  requires  12  equal  sounds  in  an 
octave  (IV,  28;,  and  the  ratio  expressing 

the  12th  equal  part,  involving  \  2  is  a  surd 
or  irrational  quantity,  inconceivable  to 
human   minds,   it   will   be   seen   how   the 

?roperties  of  numbers  wholly  baffle  us. 
'he  tuner  of  a  modern  keyed  instrument 
could  do  nothing  effectual  in  all  these  cir- 
cumstances, but  for  the  fortunate  concurrent 
fact  in  nature  of  physical  shocks  or  beats  or 
drumminfrs  between  sounds  of  differing  pitch. 
By  the  help  of  these,  and  by  a  certain  rule 
of  thumb,  he  tunes  the  notes,  —  more  or 
less.  So  much  is  this  so,  that,  for  all  ex- 
cept the  treble  part  of  a  pianoforte,  the 
best  tuner  is  he  who  knows  nothing  about 
music;  for  he  concentrates  attention  on 
the  one  thing  necessary.  —  It  is  to  be 
wished  that  ordinary  musical  acousticians 
would  lay  a  clearer  philosophical  basis  re- 
garding these  elementary  matters.  A  state- 
ment of  the  physico-philosophical  difficul- 
ties, a  short  history  of  the  practical  attempts 
to  solve  them  for  use,  an  explanation  of 
the  dynamic  law  of  beats,  an  interval-scheme 
for  laying  the  "ground-work"  on  keyed  in- 
struments, a  rule  of  thumb  as  to  the  num- 
ber of  beats  per  second  for  the  principal 
intervals  therein,  —  this  (and  especially 
the  2  last)  is  all  that  any  practical  person 
desires  to  know.  The  present  author  is  a 
learned  tuner,  and  writes  professedly  'Ho 
help  a  musician  to  tune  his  own  pianoforte". 
But  it  is  to  be  feared  that  the  above-named 
conditions  are  fulfilled  by  him  very  imper- 
fectly. Regarding  the  philosophy,  nil. 
Regarding  the  history,  almost  nil;  and  for 
instance  unequal  temperament  :the  imme- 
diate predecessor  of  equal  temperament 
and  distinct  from  mean-tone  or  mesotonic 
temperament]  is  not  mentioned.  Regarding 
the  physical  meaning  of  beats,  nil.  Re- 
garding the  laying  of  the  bearings  he 
does  at  length  on  pages  51,  56  and  58  come 
to  it,  but  after  very  tedious  divagations. 
Regarding  a  practical  rule  for  beats  under 
equal  temperament,  that  is  to  say  under 
everyday  tuning,  the  reader  who  searches 
diligently  will  find  some  instruction.  On 
page  22  he  will  learn  that  d'  to  a'  should 
beat  about  once  per  second;  on  page  24 
that,  an  octave  higher,  d2  to  a2  should  beat 


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256 


Eingesandte  Musikalien. 


twice  as  often;  on  page  27  that  the  5th  I 
must  be  flattened  slightly,  minor  3rd  and 
6th  ditto  considerably,  4th  sharpened  slightly, 
major  3rd  and  6th  ditto  greatly ;  on  pages 
34  and  35  that  the  exact  beats  for  all 
these  intervals  ranging  over  a  tenth  and 
at  a  certain  absolute  pitch  are  so  and  so 
(as  per  tables,  the  most  interesting  part 
of  tne  book,  and  see  "Notizen", ;  on  page 
23  that  a  second  of  time  can  be  estimated 
in  such  and  such  a  way.  But  to  attain 
this  end  is  very  much  like  looking  for  a 
needle  in  a  bottle  of  hay,  and  it  is  doubtful 
whether  any  musician  on  reading  will  ven- 
ture to  grasp  the  tuning-hammer.  —  If  a 
less  severe  standard  be  applied,  the  book 
is  commendable  for  some  practical  disqui- 
sitions, especially  the  Fourth  Part  on  de- 
fects in  pianofortes.  —  In  England  piano- 
forte-tuners tune  from  a  treble  c2  pitchfork 
(not  a'  as  abroad).  The  long  Aground- 
work",  with  octaves  and  fifths  and  a  break 
in  the  series,  ranges  over  a  12th,  and  is: 

—  c2  (pitchfork)  —  c'  —  g'  —  g  —  d'  —  a' 

—  a  — e'  —  b'  —  b  —  f'ft  —  ftt  —  c'*— g'fc 
_g^|c'-f-r_a#la'};f-d'^-g^ 
The  short  groundwork  for  experts,  substitut- 
ing fourth  for  octave  and  having  no  break 
in  series,  ranges  over  an  octave  only  after 
the  second  step,  and  is:    —  c2  (pitchfork) 

—  c'  —  g  —  d'  —  a  —  e'  —  b  —  ftf  —  c'£  — 
g£  —  d'$  —  a^  —  f —  c'.  This  Jast  needs 
great  practice.  Present  author  has  a  very 
long  groundwork  of  two  octaves,  tuning 
from  A  by  octaves  and  fourths,  and  correctly 
says  that  the  ancient  Greeks  with  their 
tetrachordic  system  must  have  tuned    by 


fourth.  Tuning  by  a  set  of  Scheiblers 
pitchforks,  even  in  a  factory  where  dead 
uniformity  of  pitch  of  the  pianofortes  can 
be  secured,  is  unheard  of  in  England.  — 
A.  J.  Ellis  (in  Bosanquet's  "Temperament- 
pub,  by  Macmillan,  and  see  IV,  499)  has 
made  a  rule  of  thumb  for  the  beats  of  the 
flattened  fifths  as  follows:  — ■ •  "Make  all 
the  fifths  which  lie  entirely  within  the  oc- 
tave middle  c'  to  treble  c2  beat  once  per 
second;  and  make  those  which  have  their 
upper  notes  above  treble  c2  beat  three 
times  in  two  seconds.  Keeping  the  fifth 
treble  f '  and  treble  c2  to  the  last,  it  should 
beat  once  in  between  one  and  two  seconds.*' 
When  all  is  said  and  done,  it  may  be  sur- 
mised that  tuners  lay  their  bearings,  espe- 
cially on  a  short  4  th  and  5  th  scheme, 
mainly  by  instinct  and  practice.      C.  M. 

WaUworth,  T.  A.  The  art  of  Voice- 
training  and  Vocalization.  London, 
Hammond  and  Co.   1903. 

The  greater  part  of  this  work  is  devot- 
ed to  the  subject  of  vocalization  and  illu- 
strated by  exercises  with  pianoforte  accom- 
paniments suitable  for  pupils'  practice.  As 
a  strong  advocate  of  the  "natural"  quali- 
ties of  the  voice,  the  author  condemns  the 
systems  of  "registers"  in  teaching.  But 
his  application  of  a  similar  principle  to 
the  important  subjects  of  breathing  and 
pronunciation,  especially  the  latter,  is  less 
satisfactory,  and  falls  short  of  the  compre- 
hensive aim  advertised  in  the  Introduction. 

W.  A.  A. 


Eingesandte  Musikalien. 

Referenten :  W.  Altmann,  W.  Bylau,  Pr.  Spiro,  J.  Wolf. 


Abbiate,  L.  Nouvelle  mithode  de 
Violoncello  theorique  et  pratique. 
Paris,  Enoch  &  O. 

Bei  dem  jammerlichen  Tiefstand,  in  dem 
sich  Italiens  gesamtes  Musikleben  seit  ge- 
raumer  Zeit  befindet,  darf  man  es  mit  be- 
sonderer  Freude  begruBen,  wenn  ein  Ita- 
liener  sich  zu  einer  bedeutenden  Arbeit 
aufschwingt,  die  ihren  Gegenstand  mit 
ebenso  gewahltem  Geschmack  wie  griind- 
licher  Kenntnis  behandelt  und  ihr  Ziel  in 
vollkommener  Weise  erreicht.  Gerade  das 
Violoncell,  in  Italien  erfunden  und  von 
jeher   kultiviert,    hat    daselbst    nicht    nur 


Meister  des  Spieles,  sondern  auch  der  Kom- 
position  zu  bedeutenden  Leistungen  ange- 
regt;  seine  Vertreter  im  19.  Janrhundert 
zeigen  ebenso  wie  die  GroBen  des  Gesanges. 
daB  das  unver^leichliche  Musiktalent  der 
Nation  durch  die  offizielle  Misere  der  Kon- 
servatorien-  und  Opernwirtschaft  wohl  be- 
dr'angt,  aber  nicht  erdruckt  werden  konnte. 
Was  der  neuen  Celloschule  ihren  beson- 
deren  Wert  verleiht,  ist  der  auBerordent- 
liche  Reichtum  an  praktischen,  methodisch 
geordneten  Ubungen.  Der  Verfasser  macht 
nur  wenig  Worte ;  diese  sind  freilich  samt- 
lich  gehaltvoll  und  beherzigenswert,  so  daB 
mit  lhrer  Hilfe  selbst  ein  Autodidakt  bei 


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Eiligesandte  Musikajien. 


257 


einiger  Intelligenz  die  richtige  Handhaltung 
und  Bogenfuhrung  erlernen  kann;  um  so 
freigebiger  ist  er  mit  neu  erfundenen 
Ubungen,  die  durch  alle  Lazen,  Stricbarten 
und  Tonleitern  gebn,  das  rnythmiscbe  Ge- 
fuhl  ebenso  wie  den  Sinn  fur  Reinheit 
scharfen  und  dem  Schuler  bei  aller  strengen 
Zucht  auch  vielfacbe  Unterbaltung  durch 
anmutige  Melodik  gew'ahren.  So  fiibrt  er 
ibn  sicher  bis  an  die  Pforten  des  Konzert- 
saales;  er  erschlieOt  ibm  diesen  durch  die 
Beigabe  auserlesener,  wiederum  systematiscb 
geordneter  und  fiir  den  Vortrag  genau  be- 
zeichneter  Proben  aus  den  hervorragend- 
sten  Virtuosenstiicken  alter  und  neuei  Zeit. 
Der  einzige  Vorwurf,  den  man  ihm  hierbei 
machen  kann  und  den  er  vielleicht  in  der 
bald  zu  erhoffenden  zweiten  Auflage  er- 
ledigen  wird,  ist  der,  daB  er  die  Solo- 
Sonaten  J.  S.  Bach's  nicht  beriicksichtigt 
hat;  sonBt  aber  hat  er,  entgegen  dem  blo- 
den  Chauvinismus,  der  den  Italienern  fort- 
wahrend  durch  Burokraten  und  PreBban- 
diten  gepredigt  wird,  die  Cello-Literatur 
Deutschlands ,  Frankreichs  und  RuBlands 
ebenso  liebevoll  studiert  und  sogar  erheb- 
lich  ausgiebiger  verwertet,  wie  die  seines 
Vaterlandes.  Den  SchluB  bildet  eine  um- 
fangreiche  sympbonische  Etude  eigener 
Komposition,  welche  im  Verein  mit  den 
Kadenzen  zu  Haydn's  D-dur-Konzert  den 
Verfasser  nicht  nur  als  Beberrscher  der 
stupendesten  Schwierigkeiten,  sondern  auch 
als  gewandten  Komponisten  zeigt.  Wer 
den  ganzen  Band  durchgearbeitet  bat,  ist 
jeder  Anforderung,  die  an  einen  Cellisten 
gestellt  werden  kann,  gewachsen.  — Voraus- 
^eschickt  ist  eine  kurze  historische  Ein- 
leitung,  bei  der  wiederum  Bach  etwas  zu 
kurz  weggekommen  ist,  zumal  er  am  Vio- 
loncello konstruktive  Neuerungen  vorge- 
nommenhat;  auch  diirfte  das  Violoncello  pic- 
colo sowie  dSe  Tatsachen,  daB  Franchomme 
von  keinem  geringeren  als  Chopin  der  Mit- 
arbeiterschaft  gewiirdigt  wurde,  und  daB 
Dawidow  gleich  Boccberini  vorziiglicbe 
Orchesterwerke  geschaffen  hat,  in  der  zwei- 
ten Auflage  Erwahnung  nnden.  Dies  ist 
aber  auch  alles,  was  der  peinlichsten  Kritik 
zu  wunschen  tibrig  bleibt!  F.  S. 

Banck,  Erwin.  Op.  9.  Marionetten. 
Secbs  Stiicke  fur  Violine  in  der 
ersten  Lage  mit  Begleitung  deB 
Pianoforte.  Nr.  1  Volkslied,  2  Ga- 
votte, 3  Canzonetta,  4  Menuett, 
5  Trauermarsch,  6  Walzer,  je^l,20. 
C.  F.  Kahnt  Nachf.,  Leipzig. 

Barclay  Squire,  W.  Ausgewahlte 
Madrigale  und  mehrstimmige  Ge- 
s&nge  beruhmter  Meister  des  16. — 


17.  Jabrhunderts.  In  Partitur  ge- 
bracht  und  mit  Vortragszeichen  ver- 
sehen.  Neue  Folge:  Nr.  24  L.  Ma- 
renzio,  Scaldava  il  sol  (Der  goldne 
Strahl  der  Mittagssonne  gluhte)  1582. 
Leipzig,  Breitkopf  und  Hartel. 
Ji  —  50  n. 

Auch  die  neue  Folge  verdient  weit- 
gehendste  Beriicksichtigung  von  seiten  un- 
serer  gemischten  Chore.  Sie  enthalt  durch  • 
weg  musikalisch  wertvolle  Satze,  in  denen 
warmes  Leben  pulsiert,  die  nicbts  Antiquier- 
tes  an  sich  haben.  An  die  prachtig  klingen- 
den  Chore  eines  Wilbye,  Waelrant,  Morley, 
Jannequin,  Claude  le  Jeune,  Giaches  de 
Wert,  Tomkins,  Gibbons,  Arcbadelt,  Orazio 
Vecchi  reiht  sich  als  SchluBstein  der  neuen 
Folge  gleichwertig  das  iiberaus  anmutige 
Scaldava  il  sol  von  Luca  Marenzio,  ein  in 
schlichten  Linien  reizvoll  dahinflieBender 
Gesang.  Im  3.  Takt  des  Tenor  ist  wohl 
die  dritte  Note  in  a  zu  verbessern. 

J.  W. 

Corelli,    Arcangelo     (1653—1713). 
Sonate  pour  Violoncello  .  .  .  edited 
avec      accompagnement     de     Piano 
d'apres  une  basse  cbiffree  par  Jac- 
ques   van   Lier.      Wilh.    Hansen, 
Kopenhagen  und  Leipzig. 
Diese  sehr  kurze  und  auch  leichte  So- 
nate (H-mollj  gehort  nicht  gerade  zu  den 
besten  Werken  Corelli's,  diirfte  indessen, 
zumal  der  Herausgeber  fiir  eine  treffliche 
Klavierbegleitung  ffesorgt  hat,  bei  manchem 
Violoncellisten  Anklang  finden.     W.  A. 

Cursch-Buhren,  Franz  Theodor.  Al- 
bumblatt  fur  Violine  mit  Streich- 
quintett  oder  -Quartett.  Partitur 
Ji  1, —  n. ,  Stimmen  Ji  1,50  n. 
Jobann  Andr6,  Offenbach. 

Gade-Schytte.  Holger  Danskes  Sange 
af  Niels  W.  Gade.  Transkriberede 
for  klaver  af  Ludvig  Schytte.  Wil- 
helm  Hansen,  Kopenhagen  und  Leip- 
zig.    Ji  2, — . 

Wirkungsvolle ,  klaviergerechte  Uber- 
tragungen  der  bekannten  Gade'scben  Lieder, 
die  auch  als  absolute  Musik  Beachtung 
verdienen.  J.  W. 

Gliere,   R.     Op.  5.     Octette   pour   4 

Violons,    2    Altos   und    2    Violon- 

celles.       M.    P.    Belaieff,    Leipzig. 

Ji  10,—. 

Dieser  junge  Russe,  der  sich  mit  seinem 

Sextett  op.  1  und  Quartett  op.  2  bereits 

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Eingesandte  Musikalien. 


recht  vorteilbaft  eingefuhrt  hat,  bereichert 
die  diirftige  Oktettliteratur  am  eine  ge- 
wandt  geschriebene,  fliissige  und  schon 
klingende  Arbeit,  deren  Ausfuhrbarkeit 
ohne  groCe  Schwierigkeiten  ist.  Trotz  des 
franzosischen  Namens  wird  besonders  aus 
dem  Andante  die  russische  Schulung  des 
Komponisten  klar.  Seine  Themen  sind 
nicht  gerade  groB  zu  nennen,  interessieren 
aber  durchweg.  Am  eigenartigsten  ist 
Gliere  in  seiner  Rhytbmik,  die  er  sehr  man- 
nigfaltig  gestaltet,  namentlich  in  dem  zwei- 
ten  Satze,  der  das  Scherzo  vertritt.  Jeden- 
falls  verdient  dies  Oktett  Beachtung. 

W.  A. 

Halvorsen,  Johann.  Norwegische 
Bauerntanze  (Slitter)  fur  die  Geige 
solo,  wie  dieselben  auf  der  nor- 
wegischen  Bauernfidel  gespielt  wer- 
den.  Origin alaufzeichnung.  C.  F. 
Peters,  Leipzig.     Jl  2, — . 

Eine  hocbinteressante  Publikation  diese 
norwegischen  Bauerntanze,  zu  deren  Aus- 
fuhrung  unsere  Geige  meist  eine  Umstim- 
mung  der  G-Saite  nach  a  oder  f  erfahren 
muC;  sowohl  harmonisch  wie  rhythmisch 
bieten  die  vorliegenden  17  Tanze  manches 
Eigentiimliche.  I)ie  norwegische  Bauern- 
fidel  ist  iibrigens  in  c,  f,  c  und  g  gestimmt 
und  hat  noch  vier  Untersaiten,  die  in  f,  g, 
a  und  c  innerhalb  derselben  Quinte  stim- 
men.  Nach  dem  Titelblatt  existiert  auch 
eine  freie  Bearbeitung  fur  Klavier.  W.  Af 

—  Andante  religioso  pour  Yiolon  avec 
Piano  ou  Orgue.  M  2,50.  Wil- 
helm  Hansen,  Kopenhagen  und 
Leipzig. 
Hermann,  Hans.  Op.  56.  Lieder  und 
Gesange:  1.  Ach  gestern  hat  er 
mir  Rosen  gebracht;  2.  Miide; 
3.  Madchenbitte ;  4.  Aus  Assuntas 
>Irren  Liedern«;  5.  Liebesfragen. 
Leipzig,  C.  F.  Kahnt.  Je  Jt  —  80 
bis  1, — . 

Hermann's  Lieder  sind  alle  geistreich 
konzipiert  und  charakteristisch  erfaBt. 
Aber  nur  selten  hat  man  den  wirklichen 
Eindruck  des  Bedeutenden.  Am  wert- 
vollsten  erscheinen  mir  von  vorliegender 
Sammlung  die  Nummern  2  und  3;  am 
meisten  gefallen  diirfte  Nr.  5.  J.  W. 

HoUander,  Gustav.  Op.  61.  Bunte 
Blatter.  Sechs  leichte  Vortrags- 
stiicke  fur  Yioline  (erste  Lage)  mit 
Begleitung  des  Pianoforte  (1.  Me- 
nuett,  2.  Lied   ohne  Worte,    3.  Se- 


renata,    4.    Gebet,    5.    GondelKed, 

6.  Unter  der  Dorflinde).  Je  uf  1,20. 

Wilhelm  Hansen,    Kopenhagen  und 

Leipzig. 

Jensen,  Eller.    Op.  4  Taran telle;  op.  5 

Bastlos  (Scherzo) ;  op.  6  B.everie  fur 

Violoncell    mit    Klavier.      "Wilhelm 

Hansen,   Kopenhagen  und  Leipzig. 

Dankbare  Vortragsstiicke  in  Popper- 

scher  Manier ;  wahrend  op.  6  leioht  ist,  er- 

fordern  die  beiden  raschen  Stiicke  gewandte 

Spieler,    welche   mit   dem   Daumenaufsatz 

und  den  hoheren  Lagen  gut  Bescheid  wissen. 

w.  A- 

Junker,  W.    Cp.  42.    Deuxieme  Fan- 
taisie  pour  piano  (si  majeur).  Leipzig, 
Bartholf  Senff.     Jt  2,—. 
KleDgel,  Paul.     Op.  31.  Sechs    Vor- 
tragsstiicke   fur    zwei   Violinen  zur 
Entwicklung    des    Doppelgriffspiels. 
Fr.  Kistner,  Leipzig.     Jl  2, — . 
Erfdllen  nicht  blofi  lhren  didaktischen 
Zweck,  sondern  sind  auch  in  musikaliscber 
Hinsicht  wertvoll,  so  da6  sie  entschieden 
Beachtung  verdienen.  W.  A. 

Krau9,  Am^d^e.    Ma  premiere  pens^e. 
M^lodie  pour  violon  ou   violoncelle 
avec  accompagnement  de  piano.    Fi- 
renze,  G.  Mignani   &  C.     L.  2,50. 
Laurisehkus,  Max.     Op.  12.     Zwolf 
kleine    Stiicke    fur    Violoncell    und 
Klavier.    Heft  1  und  2  je  A  2,—. 
Cp.  15.      Walzermelodien    fur   Vio- 
loncell und  Ella  vier  Uf  4, — .  Op.  15. 
"Walzer-Capricen   fur  Violine,  Vio- 
loncell und  EUavier  Jl  5, — .  D.  Ran- 
ter, Hamburg  und  Leipzig. 
Wahrend  op.  12  fur  Anfanger  berech- 
net  ist.  erfordert  op.  15  schon  einen  recht 
gewandten  Spieler,  der  damit  vor  einem 
nicht  mehr  anspruchslosen  Publikum  bril- 
lieren  kann;  noch  eflfektvoller  sind  die  viel- 
fach  eigenartigen,  nicht  bio  6  in  Bezug  auf 
ihreRhythmik  schwierigen  Walzer-Capricen. 
welche  dem  jungen  Komponisten  sicherlich 
Beachtung  verschafiFen  werden.        W.  A 

Malichevsky,   W.     Op.  2.     Quatuor 
pour  deux  Violons,  Alto  et  Violon- 
celle.     Jl    7,—.       M.  P.   Belaieff, 
Leipzig. 
Ein  sehr  interessantes  Werk  in  Bezug 
auf  Harmonik   und  Bhythmik,   aber  aucn 
voller  Ideen,  durchweg  die  russische  Her- 
kunft  zeigend.    Der  erste  Satz  mit  seinem 

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Eingesandte  Musikalien. 


259 


haufigen  Wechsel  von  %  und  %  Takt  ist 
famos  gearbeitet  und  hat  eine  sehr  wir- 
kungsvolla  Coda.  Sehr  originell  ist  das 
Scherzo.  Stimmung  liegt  fiber  dem  An- 
dante. Der  letzte  Satz  1st  vielleicht  zu 
lang  ausgesponnen,  hat  aber  ein  einschmei- 
chemdes  Gesangsthema  und  ist  sehr  bril- 
lant  geschrieben.  Die  auBere  Ausstattung, 
die  der  bekannte  russische  Verlag  aucn 
diesem  Werke  wieder  gegeben  Eat,  ist 
auOerst  splendid.  W.  A. 

Mosakowski,  Maurice.  Op.  71.  Suite 
pour  2  Violons  et  Piano.  Ji  4, — . 
C.  F.  Peters,  Leipzig. 
Ein  auBerst  ansprechendes  und  dank- 
bares,  dabei  gar  nicht  schwieriges  Werk, 
das  wie  kurzlich  Sinding's  Serenade  op.  56 
far  die  gleiche  Besetzung  nicht  genug  em- 
pfohlen  werden  kann.  Es  sind  vier  kurze 
Satze,  von  denen  der  erste,  eine  Art  Pra- 
lndium,  mit  groBem  Geschick  in  antiki- 
sierender  Form  gehalten  ist  und  einen 
vorwiegend  energischen  Charakter  aufweist. 
Der  zweite  Satz,  der  wohl  ein  Intermezzo 
oder  eine  Serenade  vorstellen  soil,  ist  von 
jener  Grazie,  welche  wir  an  den  besten 
Werken  dieses  Komponisten  bewundern. 
Der  dritte  langsame  Satz  ist  mehr  lieblich 
als  ergreifend.  Ein  ungemein  frischer  und 
keeker  SchluOsatz  kront  das  Werk. 

W.  A. 

Poortmann,     Chr.      Der    Orchester- 

konzertspieler.       Eine      Sammlung 

Bchwieriger  Solostellen    und    Frag- 

mente  fur  die  Violine  aus  Orchester- 

werken.     2  Bande  je  Ji  4,50.     P. 

Noordhoff,  Groningen. 

Dies  Sammelwerk  ist  in  seinem  ersten 

Teil  mehr  dem  Konzertspieler  arewidmet, 

indem  es  zunachst  in  fast  alien  47  Nummern 

die  Solo-Violinstimme  ganzer  Opern-Fan- 

tasien,   dann  eine  Reihe  von  Fragmenten 

aus  solchen  und  aus  verschiedenen  Orche- 

sterwerken  bringt.   Der  Wert  dieses  Teiles 

ist  far  uns  ein  wesentlich  instruktiver  (fur 

den  Unterricht  und  fur  das  Privatstudium), 

weil    eben    meistens    Bearbeitungen    von 

Originalwerken    vorliegen.     Eine    Eadenz 

zq  Viotti's  22.  Violinkonzert  und  das  groOe 

^lo  aus  StrauB'  Heldenleben  bilden  den 

ubergang  zu  dem  zweiten  Teil,  den  eigent- 

lichen  Orchesterstudien:  den  groCeren  Ori- 

ginalfragmenten  aus  Ouverturen,  Sympho- 

nien,  Fantasieen  und  der  Sammlung  kiirzerer 

sebwieriger  Stellen.  Wenn  Hiillweck  seine 

Orchesterstudien  bis  Wagner  gefuhrt  hat, 

so  begegnen   wir   im    vorlie^enden  Werk 

Kompositionen  von  Humperdmck,  Dvorak, 

|    Lassen,  Brahms,  Wagner,  Tschaikowsky, 

|    Liszt,  Grieg,  Svendsen  u.  a.,  also  modernen 


Werken,  deren  Privatstudium  ihres  Preises 
wegen  bisher  umstandlich,  wenn  nicht  un- 
moglich  war.  Hierin  liegt  also  der  Schwer- 
punkt  des  Gtenzen,  wie  es  auch  interessant 
8ein  mag,  im  ersten  Teil  unbekannten 
Werken  oder  wenig  bekannten  Kompo- 
nisten zu  begegnen.  Einen  besonders  in- 
8truktiven  Wert  erhalt  das  Werk  durch 
die  groBe  Sorgfalt,  die  auf  Strich,  Finger- 
satz,  Tempoangabe  und  Dynamik  ver- 
wandt  ist.  W.  E. 

Rebikoff,  W.  Op.  8.  Reveries  d'Au- 
tomne.  Album  de  miniatures  pour 
piano.  1.  Chanson  triste;  2.  In- 
souciance; 3.  Moment  triste;  4.  Le 
dernier  rendez-vous;  5.  Souvenir 
douloureux;  6. Perseverance;  7.  Jour- 
nee  d'automne;  8.  Bouffonnerie; 
9.  Mazurka;  10.  Doux  reproche; 
11.  Echo  rustique;  12.  Conseil  in- 
utile; 13.  A  la  brune;  14.  Le  re- 
pentir;  15.  Recit  naif;  16.  Ber- 
ceuse. Chaque  No.  separe  a  20  c, 
complet  1  Rbl.  50  c.  Moskau,  P. 
Jurgenson. 

Musikalisch  wertvolle  und  pianistisch 
dankbare  mittelschwere  Kompositionen. 
Feine  Empfindung  durchstromt  jeide  einzelne 
Nummer.  J,  W. 

Beineoke,  Carl.  Op.  263.  Roman- 
zero  in  Form  eines  Konzertetuckes 
fUr  Violoncell  und  Orchester  (Harfe 
ad  libitum).  Mit  Begleitung  des 
Pianoforte.  Jf  4,20.  Solostimme 
(all ein)  JK  1,20.  Leipzig,  Gebriider 
Reinecke. 

1st  den  besten  Werken  Reinecke's  zu- 
zuzahlen,  eine  jugendfrische  Komposition, 
groCziigig  in  der  Melodik,  wirkungsvoll 
in  der  Harmonik.  Gegen  den  SchluB  hin 
etwas  matter.  J.  W. 

Savenau,    Carl  Maria  von.     Op.  41. 

Phantasies  tuck    fur    zwei    Klaviere. 

Ji  2, — .     Leipzig,  C.  F.  Kahnt. 
—  Op.  43.   Zwei  Klavierstiicke.    1.  In 

der   Barke;   2.  Gavotte.      Jt    1, — . 

Leipzig,  C.  F.  Kahnt. 

Savenau's  Kompositionen  zeichnen  sich 
weniger  durch  Tiefe  der  Gedanken  als 
vielmehr  durch  Wohllaut  und  Gefalligkeit 
der  Form  aus.  Namentlich  das  Phantasie- 
stiick  ist  von  trefflicher  Klangwirkung. 


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260 


ZeitBchriftenschau. 


Binding,  Christian.      Op.  66.     Sechs 

Stticke   fiir   Violoncello   mit  Piano- 

fortebegleitung.     Nr.  1  und  2  Pra- 

ludium  und  Andante  funebre;  Nr.  3 

und  4  Intermezzo   und  Impromptu. 

2  Hefte  je  uT  2,—.     C.  F.  Peters, 

Leipzig. 

Endlich  hat  Sinding,  der  so  viele  herr- 

liche  Kompositionen  den  Geigern  geschenkt 

hat,  auch  an   die  Violoncellisten  gedacht 

und   damit   deren  Literatur   wirklich   be- 

reichert;  ich  kann  nur  jedem  Violoncellisten 

dringend  raten,  die  mir  vorliegenden  vier 

Stiicke  (Nr.  5  und  6  sind  mir  nicht  zuge- 

gangen)  sofort  in  sein  Repertoir  aufzuneh- 

men,  da  sie  himmelhoch  iiber  der  gewohn- 

lich    in    Konzerten    gespielten    Literatur 

stehen.      Das    Praludium    ist    wieder    ein 

prachtiges  Beispiel   fur  die  frische  Musi- 

kantennatur  Sinding's,  im  Andante  funebre 

scblagt  er  dagegen  ernste,  ergreifende  Tone 

an;    das    Intermezzo    ist    ein    ziindendes, 

prickelndes  Dacapostuck ,  das  Impromptu 

fallt  recht  in  die  Ohren  und  weist  ein  ent- 

zuckendes  Zwischens'atzchen  auf.     Dies  ist 

dem  Klavier  zuerteilt,  das  zwar  im  wesent- 

lichen  begleitend  gehalten,  aber  voller  Fi- 

nessen  im  einzelnen   ist  und    einen  recht 

gewandten  Spieler  erfordert.    Die  Violon- 

cellstimme  von  No.  1  und  3  verlangt  recht 

tiichtige  Bogentechniker ;   auf  Popper'sche 

M'atzchen  ist  darin  Verzicht  geleistet. 

W.  A. 
Sjogren,  Emil.    Op.  35.    Sonate  pour 
piano,    jft  3, — .     Wilhelm  Hansen, 
Kopenhagen  und  Leipzig. 
Auch  bei  diesem  Werk  trifft  die  Cha- 
rakteristik    zu,    welche    W.  Niemann   im 
Sammelband  V,   113 f.   iiber  Sjogren   ^e- 
geben  hat.   Kraftvolle  Themenbildung,  m- 
teressante    Rhythmik,     satte    Klangfarbe, 
reiche    Harmonik    ist    allenthalben    anzu- 
treffen.      Ein   jeder    Takt    bekundet    das 
bedeutende  Talent  des  Verfassers.    J.  W. 


Taneiew,  Serge  Iw.  Op.  13.  Cin- 
quieme  Quatuor  pour  deux  Violons, 
Alto  et  Violoncello.  Jl  3,50.  M.  P! 
Belaieff,  Leipzig. 
Unter  13  Werken  bereits  5  Streich- 
quartette,  furwahr  das  beste  Zeichen,  daG 
der  bedeutendste  Schuler  Tschaikowskys 
den  hbchsten  Zielen  nachstrebt  und  es  ver- 
8chmaht,  sich  an  die  groCe  Menge  zu  wen- 
den.  Noch  weit  mehr  wie  sein  Lehrer  steht 
Tanejew  im  bewuBten  Gegensatz  zur  nen- 
russischen  (Petersburger)  Schule  und  sucht 
noch  mehr  wie  sein  Lehrer  Fuhlung  mit 
den  Deutschen  Elassikern.  War  bereits 
das  Finale  seines  ersten  Streichquartetts 
so  beBchanen,  daC  es  direkt  als  haydn- 
mozartisch  gelten  konnte,  so  gilt  dies  von 
diesem  ganzen  funften  Quartett  mit  Aus- 
nahme  des  langsamen  Satzes,  der  beetho- 
vensch  ist.  Selbstverstandlich  darf  das 
Werk  nicht  als  eine  bio  Be  Kopie  unserer 
Klassiker  angeseben  werden:  ihr  Geist  nur 
waltet  darin ;  sie  wurden  sicherlich  Tanejew 
als  einen  Geistesverwandten  anerkennen. 
Im  Adagio  weiB  er  uns  iibrigens  wirklich 
etwas  zu  sagen;  auch  schreibt  er  durchaus 
klangschon.  Die  sonnige  Heiterkeit,  die 
iiber  dem  Trio  des  Scherzos  strahlt,  ist 
einzig  Ziindend  wirkt  das  rhythmisch  reiz- 
volle  Finale ;  am  meisten  antikisierend  wirkt 
der  erste  Satz  und  hier  wiederum  das  zweite 
Thema.  Das  gar  nicht  schwierige  Werk 
sei  aufs  nachdrucklichste  der  allgemeinen 
fieachtung  empfohlen.  W.  A. 

Zohrer,  Josef.  Op.  23.  Aus  ver- 
gangenen  Tagen.  Sechs  Stimmungs- 
bilder  fur  Pianoforte.  Jf 
Fr.  Kistner,  Leipzig. 
FleiBig  gearbeitete  und  durchaus  ge- 
fallige  Mu8ik.  Bedeutende  Ziige  vermag 
ich  allerdings  nicht  zu  erkennen. 

J.  W. 


3-. 


Zeitschriftenschau 

susammengeftellt  von 

Ernst  Euting. 


Verzeichnis  der  Abkiirzungen  siehe  Zeitschrift  V,  Heft  1,  S.  43. 


Abort,  Hermann.  Das  Romantische  in 
der  Musik  —  Der  Tag  (Berlin)  10.  Ja- 
nuar  1904. 

Anonym.  Die  Parsifal- Auffuhrung  in  New- 
York  -  NZf  M  71,  Nr,  3. 


Anonym.     Das  Orgelspiel  nach  Vorlagen 
—  KVS  18,  Nr.  4. 


Anonym, 
dienstes 


Aufbau    eines    Hauptgottes- 
-  KCh  16,  Nr.  1. 


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Zeittchriftenschau. 


261 


Anonym.    Brief  uit  Venetie.     Een  Got- 

terdainmerung-opvoering  in  Treviso    — 

Cae  61,  Nr.  1. 
Anonym*    Zum  Musikunterricht  an  den 

Lehrerseminarien  —  Si  1904,  Nr.  1. 
Baohmann,  Franz.     Gotteshaus,   Kultus, 

Symbolik  —  Si  1904,  Nr.  1. 
Bauerle,   Hermann.     Die  neue  AuBgabe 

der  Werke  von  Th.  L.  Victoria  —  GB1 

29,  Nr.  1. 
Behrend,  William.    Les  fetes  de  Wagner 

a  Berlin  -  MSu  3,  Nr.  47. 
Bouty,  £.     Kritik   yon    G.  Zambiasi's 

Aufsatz  >Le  figure  di  Lissajous  nelT  es- 

totica  dei  suom<  —  Journal  de  Physique 

Theoriqne  et  Applique  (Paris,  11  rue  Ka- 

taud),  December  1903. 
Breithaupt,  Rudolf  M.    Alfred  Reise- 

nauer  —  Mk  3,  Nr.  8. 
Brenet,  Michel    Lerythme  tonique  dans 

la  poesie  et  le  chant  religieux  d'apres 

un  livre  recent  —  GM  50,  Nr.  2. 
Bruneau,  Alfred.     Hommage  a  Hector 

Berlioz  —  La  Revue  de   TArt  pour 

Tous  (Paris,  9  rue  da  la  Fontaine-a-Mu- 

lard)  1,  Nr.  6. 
CalvocoreBsi,  M.-D.    Un  pr^decesseur  de 

Jean-Sebastian  Bach:  Jobann  Kuhnau 

—  GM  60,  Nr.  3ff. 

Cambridge,  M.  A.  The  Folk-lore  of  the 
psalms  —  Calcutta  Review  (Calcutta, 
52  Bentinck  Street)  Oktober  1903. 

Coleman,  P.  Wagner's  »Parsifal«  — 
Critic  (New-York,  G.  P.  Putman's  8ons) 
Dezember  1903. 

Combarien,  Jules.  Limitation  en  musi- 
que  -RM4,  Nr.  1. 

Conrat,  Hugo.    Schiller  und  die  Musik 

—  AMZ31,  Nr.  Iff. 

Cnrson,    Henri   de.     Croquis    d'artistes: 

Mue  Jeanne  Marie"  de  lisle  —  GM  60, 

Nr.  1. 
Deesoff,  Albert.     Briefe  Lortzing's  an 

Georg  Meisinger  —  Mk  3,  Nr.7. 
Drexler,  Friedrich.    Elektrisch  betriebene 

Orgelgeblase  —  Zfl  24,  Nr.  11. 
Droete,  Carlos.    Jan  Kubelik  —  NMP 

13,  Nr.  2  [mit  Portrat], 
Downee,  R.  P.    Hector  Berlioz  —  Great 

Thoughts  (London,    4  St.  Bride  Street} 

Januar  1904. 
Ehlers,    Paul.     Konzert-Reformation   — 

WWB35,  Nr.  Iff. 
Ehrenhofer,  W.  £.    Die  neue  Orgel  im 

Benediktinerstifb   zu  St  Lambrecht    in 

Obersteiermark  —  Zfl  24,  Nr.  10. 
Bnschede*  J.  W.     Het  Wilhelmusgeschil 

—  Cae  61,  Nr.  4. 

P.  »Pierrott  (Histoire  d'un  Pierrot).  Pan- 
tomime in  3  Akten  von  Mario  Costa. 
(Eretauffuhrung  am  Wiener  Jubilaums- 
Stadttheater  am  15.  Dezember)  —  WKM 
1,  Nr.  31. 
Z.  L  d.  M.    V. 


Fink.  Die  Walcker'sche  Organola  — 
ZU  24,  Nr.  10. 

Floch,  Siegfried.  »Die  deutsche  Oper», 
•Pasticcio*  (von  Canto  Spianato).  Zwei 
Aufs'atze  von  Richard  Wagner.  (Im 
Zusammenhang  mit  der  Geschichte  des 
Musikdramas  mitgeteilt)  —WKM  1,  Nr.  31. 

Flower,  B.  O.  The  »Parsifal«  of  Richard 
Wagner  and  its  spiritual  significance 
—  Arena  (London,  Gay  &  Bird),  Dezem- 
ber 1903. 

Garlepp,  Bruns.  Die  Trompete  und  ihre 
Bedeutung  im  Volksleben  —  AMZ  87, 
Nr.  4ff. 

Germer,  Heinrich.  Friedrich  Chopin  in 
Leipzig  —  KL  27,  Nr.  1. 

Glebe,  Karl.  Das  Protestantische  und 
Evangelische  bei  Handel  und  Bach  — 
CEK  18,  Nr.  1  [nach  einem  Vortrag]. 

Gransky,  H.  Anton  Bruckner  —  BfHK 
8,  Nr.  4. 

Gusinde.  Beitrage  zur  Methodik  des 
Schulgesangunterrichts  in  asthetischer 
und  psychologiscber  Hinsicht  —  Zeit- 
schrift  fur  Padagogische  Psychologic 
(Berlin,  Hermann  Walther)  6,  Nr.  4/5 
[Autorreferat  uber  einen  Vortrag,  ge- 
halten  in  der  Psychologischen  Gesell- 
schafl  zu  Berlin]. 

Hahn,  Arthur.  »Die  neugierigen  Frauen«, 
Musikalische  Komodie  von  Ermanno 
Wolf-Ferrari.  Urauffuhrung  im  Miin- 
chener  Residenztheater  —  NMZ  25,  Nr.  6. 

Haneliok,  Eduard.  Hector  Berlioz  — 
Neue  FreiePresse  (Wien)  30./31.  Oktober 
1903. 

Hausegger,  Friedrich  von.  Das  unsicht- 
bare  Orchester  im  Konzertsaal — D  MZ  35, 
Nr.  3. 

Hehemann,  Max.  Tannhauser's  Pilger- 
fahrt  —  Mk  3,  Nr.  7. 

Heufl,  Alfred.  Beethoven *s  Missa  so- 
lemnis  und  Neunte  Sinfonie  —  S  62, 
Nr.  1/2  f. 

Horwitz,  Benno.  »Ce  qu'on  entend  sur 
la  montagne«.  Symphonische  Dichtung 
von  Franz  Liszt.  Eine  Auslegung  — 
KL  27,  Nr.  1. 

Imbert,  H.  »La  Reine  Fiamatte«,  livret 
en  quatre  actes  et  six  tableaux,  de  M. 
Xavier  Leroux.  Premiere  representa- 
tion a  TOpera-Comique  le  23  decembre 
1903  —  GM  49,  Nr.  52. 

>Messaline«,  Drame  lyrique  en  quatre 

actes  et  cinq  tableaux  d' Arm  and  Sil- 
vestre  et  de  M.  Eugene  Morand,  mu- 
sique  de  M.  Isidore  de  Lara,  Premiere 
representation  au  theatre  municipal  de 
la  Gaite  le  24  deoembre  1903  —  GM  50, 
Nr.  1. 

M.  Edouard  Colonne  —  Revae Bleue 

(Paris,  41  rue  de  Chateaudun)  9.  Januar 
1904. 

litiz^y* 


262 


Zeitschriftenschau. 


Ive,  Oliver.  »Parsifal«  at  New- York  — 
MN,  Nr.  670. 

Jong,  J.  de.  Berlioz  als  criticus  —  Onze 
Eeuw  (Amsterdam)  4,  Nr.  1. 

Kaiser,  W.  »Armide<  von  Chr.  W.  Gluck 
(Wiesbadener  Bearbeitung).  Zur  Auf- 
fuhrung  im  Stadttheater  zu  Halle  am 
14.  Januar  1904  —  NZf  M  71,  Nr.  4. 

Karpelea,  Gustav.  Johann  Peter  Lyser 
und  Felix  Mendelssohn-Bartholdy 

—  Nationalzeitung    (Berlin)    4.  Oktober 
1903. 

Klob,  Karl  M.  Hector  Berlioz  —  Neue 
Babnen,  3,  Nr.  23. 

KloB,  Erich.  Wagner-Ehrung  und  Ge- 
genwart  —  MWB  36,  Nr.  1. 

Knosp,  Gaston.  Die  Musik  in  Hinter- 
indien  —  NMZ  25,  Nr.  6ff. 

Kohut,  Adolph.  Richard  Wagner  und 
Bismarck  —  NMZ  26,  Nr.  6. 

Konig,  A,  Die  Ballade  in  der  Musik  — 
Bf  HK  8,  Nr.  4. 

Korner,  F.  Das  Leipziger  Gewandhaus. 
Seine  Geschichte  una  seine  kiinstleriscbe 
Bedeutung  —  Westermann's  Illustrierte 
Deutsche  Monatshefte,  Dezember  1903. 

Kromayer,  F.  >Der  Mechanismus  des 
musikah'schen  Ausdrucks*  (aus  M.  J  a  e  1  Ts 
»La  musique  et  la  psychopbysiologie* 
ubersetzt)  —  KL  27,  Nr.  1. 

Laszlo,  Akos,  Kornel  Abranyi  (16.  Ok- 
tober 1822  bis  20.  Dezember  1903)  — 
AMZ  31,  Nr.  1. 

LeBmann,  Otto.  Eduard  La 6 en  +  — 
AMZ  31,  Nr.  4. 

Lewinsky ,  Josef.  Tannh'auser  -  Remi- 
niszenzen  —  DMZ  36,  Nr.  1. 

Liebscher,  Arthur.  Jugendkonzerte  oder 
Musikabende  —  NMZ  26,  Nr.  6. 

Liipke,  G.  von.  Tonmalerei  im  Liede  — 
NMZ  26,  Nr.  7. 

Mangeot,  A.  >La  Reine  Fiamette«  de 
Xavier  Leroux.  Premiere  representa- 
tion le  23  decembre  1903  —  MM  16, 
Nr.  24  f. 

Manz,  Gustav.  H.  von  Helmholtz  und 
die  Musik  —  Mk  3,  Nr.  7. 

Marnold,  Jean.  L'Etranger,  action  musi- 
cale,  poeme  et  musique  de  Vincent  d '  I  n  d  y 

—  Mercure  de  France  (Paris,  26  rue  de 
Conde)  Januar  1904. 

Marsop,  Paul.  Emile  Jacques-Dalcroze 
und  seine  Kinderlieder  —  NMP  13,  Nr.  2. 

Mey,  Kurt.  Von  den  Meistersingern  und 
ihrer  Musik  -  NZfM  71,  Nr.  Iff. 

Michelsen,  G.  A.  De  paedagogie  van 
het  pianospel  —  Cae  61,  Nr.  1. 

Moreno,  H.  »La  Reine  Fiamette<,  conte 
dramatique  en  quatre  actes  et  six  tab- 
leaux, de  M.  Catulle  Mendes,  musique 
de  M.  Xavier  Leroux.  Premiere  re- 
presentation a  rOpera-Comique  le  23  de- 
cembre 1903  —  M,  Nr.  3796. 


[Morioke.]  Lose  Gedanken  iiber  Musik 
aus  Eduard  Moricke's  Briefen  —  In- 
ternationale Literatur-  und  Musikberichte 
(Berlin)  10,  Nr.  26. 

Morsch,  Anna.  Das  Studium  der  Musik  - 
geschichte  fur  den  Lehrberuf  —  KL. 
16.  Januar  1904. 

Neifler,  Arthur.  Aus  der  »Musikstadt« 
Wien  —  AMZ  31,  Nr.  1. 

Nf.  Gustav  Mahler  und  seine  dritte  Sin- 
fonie  in  D-moll  —  SMZ  44,  Nr.  If. 

Niggli,  A.  Theodor  Kirchner  (f  18.  Sep- 
tember 1903).  Ein  Gedenkblatt  —  SMZ 
44,  Nr.  If. 

Nona,  Pietro  Can.  La  diocesi  di  Biella 
e  la  musica  sacra  —  SO  6,  Nr.  7. 

Pastor,  W.    Bruckner's  Neunte  Sinfonie 

—  Beilage  zur  Taglichen  Rundschau 
(Berlin)  1903,  Nr.  286. 

Pfohl,  Hamburg.  Ein  neuee  Klavier,  das 
»Sangklavier<  —  MWB  36,  Nr.  1. 

[Pius  X.]  Brief  an  den  Herra  Kardin&l 
Respiphi.  General- Vikar  von  Rom, 
iiber  die  Erneuerung  der  Kirchenmusik 

—  GR3,  Nr.l. 

Motu  proprio  iiber  die  heilige  Musik 

—  ibid. 

Motu  proprio  Papst  Pius  X.  iiber  die 

Kirchenmusik  —  AJVfZ  31,  Nr.  3  [wort- 
liche  Cbersetzung]. 

Motu  proprio  Pius  X  iiber  die  Kir- 
chenmusik —  C  21,  Nr.  1. 

Post,  H.  Zur  Reform  des  protestantischen 
Kirchengemeindegesanges  inDeutschland 

—  Mk3,  Nr.7f, 

Pougin,  Arthur.  »Messaline«,  musique  de 
M.  Isidore  de  Lara.  Premiere  represen- 
tation le  24  deoembre  1903  —  M,  Nr. 
3796. 

Le  bilan  musical  de  1903  —  ibid., 

Nr.  3797. 

Prochaaka,  Rudolf.  >Im  Tiefland<  von 
Rudolf  Lothar  und  Eugen  d1  Albert 

—  NMZ  26,  Nr.  7. 
Prod'homme,  J.-G.     Hector  Berlioz  a 

Montmartre  —  La  Revue  de  TArt  pour 
Tous  (Paris,  9  rue  de  la  Fontaine-a-Mu- 
lard)  1,  Nr.  6. 

Harriett  Smith 8 on,  premiere  femme 

de  Berlioz  —  Revue  Bleue  (Paris,  41  rue 
de  Chateaudun)  23.  Januar  1904. 

Le  maisons  de  Berlioz  —  Le  Maga- 

sin  Pittoresque  (Paris,  63  rue  Monsieur- 
le  Prince)  71,  Nr.  23. 

IL,  E.  »Vita  nuova«  (von  Wolff-Fer- 
rari) —  SMZ  44,  Nr.  3. 

R.,  E.  D.  English  opera  in  London.  The 
Moody-Manners  season  —  MMB, 
Nr.  397. 

Raff,  Helene.  Vier  Briefe  Adolf  Jensen's 
an  Joachim  Raff  —  Mk  3,  Nr.  8. 

Ricoi,  Corrado.  Bellini  e Leonello  d'Este 

—  Emporium  (Bergamo),  Dezember  1903. 

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Zeitschriftenschau. 


263 


Richard,  August.  Die  Grals-Erzahlung 
in  Rich.  Wagner's  >  Lohengrin*  — 
NMZ  25,  Nr.  6. 

Richards,  Joseph  W.  The  Goldschmidt 
theory  of  harmony  —  The  Journal  of 
the  Franklin  Institute  (Philadelphia)  1903, 
Seite301ff. 

Riemann,  Ludwig.  Akustische  und  ton- 
psychologische  Auffassung  des  deutsohen 
VolksKedes  —  DVL  6,  Nr.  1. 

Bitter,  Hermann.  Etwas  liber  den  Geigen- 
bogen  —  NMZ  25,  Nr.  7  [mit  Portrat 
Francois  Tourte's]. 

Roellin,  G.  Enrico  Bossi  —  MSu,  Nr.  46. 

8.)  0.  A.  Zur  Musikgeschichte  Kolns  im 
ia  Jahrhundert  —  RMZ  5,  Nr.  1. 

Saint  George,  Henry.  Algernon  Ash  ton. 
A  few  impressions  of  his  life  and  works 
—  Mc  9,  Nr.  3. 

Samazeuilh,  Gustave.  Pariser  Opern- 
premieren  (X.  Leroux'  »La  Heine  Fia- 
mette*  und  J.  de  Laras1  »Messaline«  — 
S  62,  Nr.  4/5. 

Sangeslob,  Heinrich.  Zur  Vorbereitung 
im  musikalischen  Eirchenamte  —  CEK 
18,  Nr.  1. 

Scheffler,  Hugo.  Wie  ist  das  Klavier 
gestimmt  —  DMZ  36,  Nr.  1. 

Schmid,  Otto.  » Odysseus'  Tod«  von  Au- 
gust Bungert.  Urauffuhrung  in  Dres- 
den am  30.  Oktober  1903  —  Bf  HK  8, 
Nr.  4. 

Sohmid,  Th.  Eunstgeschichtliche  Stellung 
der  romischen  Choralreform  von  1614 — 
1615  —  Stimmen  aus  Maria  Laach  (Frei- 
burg i.  B.,  Herder)  1904,  Nr.  1. 

Scholz,  B.  Betrachtungen  eines  Musikers 
uber  Karl  Reinecke's  »Meister  der 
Tonkunst«  —  Beilage  zur  Allgemeinen 
Zeitung  (Miinchen)  1903,  Nr.  2$). 

Schneider,  Louis.  Xavier  Leroux  — 
RM  4,  Nr.  1. 

Comment  on  repete  a  l'Opera-Comi- 

quo  —  ibid. 

8chiiz,  A.  E.  Jaques  Dal  croze  und  sein 
neues  Werk  —.NMZ  25,  Nr.  7. 

Seidl,  Arthur.  Uber  die  Kunst,  Konzerte 
zu  horen  —  Anhaltischer  Staats- Anzeiger 
1903,  Nr.  238. 

Sivry,  A.  de.  Le  Centenaire  de  Berlioz 
a  Paris  —  MM  16,  Nr.  1. 

8outhgate,  T.  L.  The  culture  of  musi- 
cians —  MN,  Nr.  672. 

Spannuth,  August.  > Parsifal*  in  New- 
York  —  8  62,  Nr.  3. 

Spiro,  Friedrich.  »  Tristan*  in  Rom  — 
S  62,  Nr.  4/5. 

Die  Kundgebung  des  Papstes  —  ibid., 

Nr.  6/7.  [Reform  der  katholischen  Kir- 
chenmusik.] 

Stener,  M.  Ruckblick  auf  das  Musikjahr 
1903  —  S  62,  Nr.  1/2  und  4/5. 


Stier,  Ernst.  Berlioz'  erste  und  letzte 
Liebe  —  NMZ  25,  Nr  4. 

Georg  Caspar  Schurmann,  ein  Hof- 

kapellmeister  des  18.  Jahrhunderts  — 
Mk  3,  Nr.  8. 

Storok,  Earl.  Die  Geschichte  der  Pro- 
grammmusik  —  Der  Turmer  (Stuttgart, 
Greiner  &  PfeifiFer)  6,  Nr.  4. 

Tabanelli,  Nicola.  La  questioneMascagni- 
Liceo  di  Pesaro  dinanzi  al  Consiglio  di 
Stato  —  RMI  10,  Nr.  4. 

Taillefer,  A.  Das  Urheberrecht  der  Ton- 
setzer  und  die  mechanischen  Musikinstru- 
mente.  Bericht  fur  Frankreich  —  Rechts- 
schutz  und  Urheberrecht  (Berlin)  1903, 
Nr.  10. 

Tappert,  Wilhelm.  Weihnachtslieder  — 
NZfM70,  Nr.61. 

Teibler,  Hermann.  Ermanno  Wolf- 
Ferrari's  musikali8che  Komodie  >Die 
neugierigen  Frauen*  —  NMP  12,  Nr.  24. 

»Da8verloreneParadie8.«  Sinfonische 

Dichtung  in  einem  Prolog  und  drei  Tei- 
len  fur  Soli,  Chor,  Orchester  und  Orffel. 
Dichtung  nach  Milton  von  L.  A.  Villa- 
n  i  s.  Musik  von  Enrico  Bossi.  Urauf- 
fuhrung  in  Augsburg  am  6.  Dezember 
1903  —  AMZ  31,  Nr.  1. 

Max  Reger  —  MWB  35,  Nr.  Iff. 

Enrico  Bos  si's  >Das  verlorene  Para- 
dies*  —  NMP  13,  Nr.  1. 

Thieflen,  Karl.  Neue  Mannerchore  — 
NZf  M  70,  Nr.  47. 

>Das  verlorene  Paradies*  von  Enrico 

Bossi  —  S62,  Nr.  6/7. 

Thode,  H.  Von  Gluck  bis  Wagner  — 
Beilage  zur  Taglichen  Rundschau  (Ber- 
lin) 1903,  Nr.  230. 

Mir  Bozki  (St.  Petersburg,  Raziezzhaya 
7)  November  1903. 

Thomas.  Musical  education  in  the  United 
States  —  MW,  November  1903. 

Tiersot,  Julien.  Le  Centenaire  de  Ber- 
lioz —  M,  Nr.  3794. 

Julien.      Gossec    et    les    noels   — 

M,  Nr.  3796. 

Le  Musee  Berlioz  —  M,  Nr.  3797f. 

Lettres  et  documents  inedits  sur  le 

requiem  de  Berlioz  —  M,  Nr.  3799. 

Torch!,  Luigi.  >La  Vita  Nuova.*  Cantica 
su  parole  di  Dante,  composta  da  E. 
Wolf-Ferrari  (op.9)  —  RMI10,Nr.4. 

Treitel.  Uber  die  neuen  Theorien  der 
Schallleitung  und  -Empfindung  —  Zeit- 
schrift  fiir  Fadagogische  Psychologie 
(Berlin,  Hermann  Walther)  5,  Nr.  4/5 
[Autorreferat  iiber  einen  Vortrag]. 

Die  Camera  acustica  —  Prometheus 

(Berlin,  Muckenberger)  Nr.  737. 

Tumpel,  W.  Das  Gesangbuch  fur  die 
evangelisch-lutherischeKirchedesHerzog- 
tums  Braunschweig  —  Si  28,  Nr.  12. 


19* 


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2&i 


Zeitschriftenschau. 


Unglaub,    C.     Alfred    Reisenauer    — 

SH  44,  Nr.  1. 
V.     Vom  Kirchengesangverein  fur  Anhalt 

—  Si  28,  Nr.  12- 

Valetta.  Berlioz  —  Nuova  Antologia 
(Rom,  131  Corso  Umbert  I),  Nr.  786. 

Vali,  Ernst.  Uber  den  Wert  der  Hbr- 
ubungen  bei  Taubstummen  —  Monats- 
schrift  fur  Ohrenheilkunde  Berlin,  Oscar 
Coblentz)  37,  Nr.  11. 

Vancea,  M.  Briefe  von  Hector  Berlioz 
an  die  Furstin  Caroline  Sayn-Witt- 
genstein  —  NMP  12,  Nr.  23. 

Vom    Wiener   Ansorge-Verein  — 

NMP  13,  Nr.  2. 

Villanis, Luigi  Alberto.  Giulio  Massenet 
e  la  giovine  scuola  —  Nuova  Antalogia 
(Rom,  Corso  Umberto  1, 131)  1.  Dezember 
1903  [mit  Portrat  und  Autographic]. 

Viotta,  Henri.  Hector  Berlioz  —  De 
Gids  (Amsterdam,  P.  N.  van  Kampen  & 
Zoon)  November  1903. 

Hector  Berlioz  —  Cae  60,  Nr.  15.' 

W.,  K.  Musikfest  in  M.-Gladbach  —  RMZ 

4,  Nr.  60. 
Walter,    Victor.      Tschaikowsky    — 
Warriner,  J.    The  training  of  teachers 

—  MN,  Nr.  666. 

Watsuji,  S.  tiber  die  Verteilung  der 
elastischen  Fasern  im  Gehororgan.  Nach 
einem  Vortrag  gehalten  auf  der  75.  Ver- 
sammlung  deutscher  Naturforscher  und 
Arzte  in  Cassel  1903  —  Internationales 
Centralblatt  fur  Ohrenheilkunde  Leipzig, 
J.  A.  Barth)  2,  Nr.  3  [Autorreferat]. 

Wauwermann,  Paul.  Das  musikalische 
Urheberrecht  und  die  mechanischen 
Musikinstrumente  —  Rechtsschutz  und 
Urheberrecht  (Berlin)  1903,  Nr.  10. 

Weber,  Wilh.  »Das  verlorene  Paradies* 
von  M.  Enrico  Bos  si,  Urauffuhrung 
durch  den  Oratorienverein  Augsburg  am 
6.  Dez.  1903  —  NMZ  25,  Nr.  5. 


Weckerlin,  J.  B.  Lettre  de  Meyer b  eer 
sur  les  >Huguenots«  —  Bulletin  de  la 
Societe*  de  THistoire  du  Theatre  {Paris 
1903,  Nr.  6. 

Weingartner,  Felix.  Was  konnen  -wir 
von  Berlioz  lernen?  —  Vosnscbe  Zei- 
tung  (Berlin)  1903,  Nr.  579. 

Wellmer,  August.  Hector  Berlioz  — 
Bf  HK  8,  Nr.  3. 

Das  musikalische  Weihnachtiidyll  — 

ibid. 

Johann  Gottfried  Herder.    Ein  Ge- 

denkblatt  -  BfHK  8,  Nr.  4. 

Welti,  H.  Berlioz  —  Die  Nation  (Ber- 
lin, Georg  Reimer)  21,  Nr.  11. 

Werner,  Hildegard.  Madame  Erika  Lie* 
Nissen  f  —  MN,  Nr.  665. 

Widmann,  B.  Zu  dem  Artikel  in  Nr.  10 
»Palestrina  muC  popularer  werden«  — 
GB1  28,  Nr.  11. 

Wildermann,  Heinr.  » Parsifal «  in  New- 
York  —  RMZ  5,  Nr.  2. 

Uber  das   amerikanisehe  Theater  — 

ibid.,  Nr.  3f. 

Winterfeld,  A.  von.  Allerlei  Berlioziana. 
Anekdotisches  aus  B.'s  Leben  —  NMZ 
25,  Nr.  4. 

ChoDinalsLehrer  — NMZ25,  Nr.7. 

Wirtta,  Moritz.    Die  ZeitmaCe  dee  ersten 

Satzee  von  Beethoven's  vierter  Sym- 
phonie  —  MWB  34,  Nr.  49  ff. 

Wolf,  Johannes.  Die  Bedeutunjg  der  Chor- 
gesan^spflege  flir  den  Gemeindegesang 
—  Mitteilungen  des  gesohaftsfuhrenden 
Ausschusses  des  evangelisch-kirchlichen 
Chorgesang-Verbandes  fttr  die  Provinz 
Brandenburg  (Berlin)  1903,  Nr.  45  [nach 
einem  Vortrag]. 

Wolton,  Tom  S.  Einige  MiBverstandnisse 
betreffs  Berlioz'  —  Mk  3,  Nr.  5. 

Wolsogen,  Hans  von.  Zur  Liszt-Feier 
in  Stuttgart  -  MWB  34,  Nr.  47  f. 

Zibelin-Willmerding.  De  la  voix.  Con- 
sideration sur  Tart  vocal,  sa  technique 
et  ses  manifestations  —  MSu  8,  Nr.  45 
[nach  einem  Vortrag]. 


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Mitteilungen  der  »Interaationalen  MuaikgesellschafU.  265 


Mitteilungen  der  „Internationalen  Musikgesellsohaft". 


Ortegruppen. 
Berlin. 

In  der  Januar-Sitzung  (20.  1.  1904)  hielt  Herr  Basile  de  Korganov,  Vize- 
Prasident  der  Sektion  Tiflis  der  Kaiserlich  Russischen  Musikgesellschaft,  einen  Vor- 
trag:  Sur  la  musique  du  Caucase.  Nach  kurzem  ethnographisch-historischem  Uberblick 
charakterisierte  Redner  die  Musik  der  verschiedenen  Yolkerstamme  (Armenier,  Geor- 
gier,  Lesgier,  Kurden,  Kachetiner,  Gurier)  und  wies  den  Forscher  und  Musiker  auf 
diese  noch  immer  —  indeG  wie  lange  noch  —  flieCenden  Quellen  musikalischer  Ori- 
ginalitat  hin.  Der  fesselnde  Yortrag  wurde  illustriert  duroh  eine  Anzahl  ebenso 
charakteristi8cher  wie  reizvoller  musikalischer  Beispiele ;  er  wird  in  einer  der  nachsten 
Nummern  der  »Zeitschrift<  als*  selbst&ndiger  Artikel  ersoheinen. 

In  dem  mosikalischen  Teil  des  Abends  spendeten  in  dankenswertester  Weise: 
Konzertaangerin  Fraulein  Marie  Lindow  and  Herr  Organist  Walter  Fischer  Lieder 
fur  Gesang  und  Harmonium,  Herr  Wilhehn  Ey  lau  (Violine)  unter  giitiger  Mitwirkung 
von  Fran  Anna  Pfannenstiel  (Klavier)  verschiedene  Yiolin-Kompositionen. 

Ernst  Buting. 

Frankfort  am  Main, 

Einen  ehemalige  Frankfurter  Kunstverhaltnisse  besonders  kennzeichnenden  Yor- 
trag brachte  die  Mitgliederversammlung  vom  23.  November.  Herr  Carl  Sufi  sprach 
uber  O.  B.  Telemanris  mmikcdischen  Nachlafi  m  Frankfurt  am  Mam.  Unserer  Stadt 
gait  zum  groCen  Teil  das  Schaffen  und  Wirken  des  einstigen  Bivalen  des  groGen  Jo- 
hann  Sebastian  Bach,  eines  Meisters,  den  allerdings  das  raachtige  Genie  des  Thomas- 
kantors  fur  seine  Zukunfb  und  somit  auch  fur  unsere  Gegenwert  in  den  Hintergrund 
drangte.  Urn  so  dankenswerter  ersohien  der  Yortrag  des  Redners,  der  die  G^stalt 
von  Bach's  Zeitgenossen  wieder  aua  der  Yergessenheit  erstehen  lieG.  Der  Yortragende 
entwarf  ein  ebenso  fesselndes  wie  lehrreiches  Bild  von  dem  kiinstlerischen  Treiben 
unserer  Ahnen  und  Mitburger  su  Beginn  dee  18.  Jahrhunderts,  beleuchtete  die  kiinst- 
lerische  Tendenz  der  Yorlaufer  und  Zeitgenossen  Bach's  und  Handel's  und  wies  auf 
die  Sch&tze  hin,  die  —  zum  groGen  Teil  fur  Frankfurt  geschafifen  —  hier  noch  der 
Auferstehung  harren. 

Es  wurde  der  Wunsch  ausgesprochen,  daG  die  Ausiuhrungen  des  Bedners  der 
Offentlichkeit  zuganglich  werden  und  zugute  kommen.  DaG  Perlen  alterer  Satzkunst 
der  Musik  wiedergewonnen  werden  konnen,  bewiesen  Gesangsvortrage  von  Arien 
Telemann'8  und  seines  nachsten  Nachfolgers  Eonig  durch  Fraulein  M.  Wittichen  aus 
Marburg,  die,  vom  Redner  am  Klavier  begleitet,  diese  Eompositionen  mit  schoner 
Stimme  und  Schule  ganz  vortrefiflich  und  stilvoll  zu  Otehor  brachte. 

Anton  Urspruch. 

Leipsig. 

Zur  Yorbereitung  auf  die  erste  Auffiihrung  von  Franz  Liszt's  Symphonic  zu 
Dante's  > Diana  commedia<  im  Gewandhause  hielt  Herr  Prof.  Dr.  A.  Priifer  am 
31.  Jan.  vor  den  Mitgliedern  der  Ortsgruppe  einen  Yortrag  uber  das  Werk  und  seinen 
Schopfer,  indem  er  Zeit  und  Grunde  der  Entstehuug  des  N'aheren  erl'auterte,  das  Ver- 
haltnit  des  Musikers  sum  Dichter,  der  Kom position  sum  Gedicht  beleuchtete  und 
schlieBKch  eine  Analyse  der  Symphonie  gab.     Herr  Prof.  E.  Eckert  trug  einzelne 

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266  Mitteilungen  der  »Internationalen  MusikgesellschafU. 

Partien  auf  dem  Klavier  vor,  wahrend  Herr  Kantor  Borchers  mit  dem  Petri- 
Kirchenchor  das  abscblieBende  Magnifikat  zu  Gehor  brachte  und  damit  den  gelungenen 
Vortrag  in  dankenswerter  Weise  nnterstiitzte.  A*  Schering. 


Neue  Mitglieder. 


Neumayer,  Friedrich,  Rechtsanwalt,  Kai- 
serslauiern  (Pfalz). 

Riemann,  Wilhelm  in  Wanne  i.  W. 


Bose,  Algernon,  S.,  London,  S.  W.  Authors 

Club.  3  Whitehall  Court. 
Schmitz,  Franz    Xaver,   Musiklehrer   in 

Priim,  BachstraBe  10. 


Anderungen  der  MitgliedeivListe. 


Philipp,  J.,  Profe88eur  au  Conservatoire, 
Pari 8,  jetzt  54  rue  la  Bruyere. 

Prod'homme,  J.  G.  Paris,  jetz  102^*  rue 
Lepic. 


Soheepers,  J.  J«  Kapellan  in  Oldenzaal, 
jetzt  in  Oude  rekela,  Holland. 

Ulrich,  Bernhard,  stud.  phil.  Leipzig,  jetzt 
Elisenstr.  32  L 


Unsern  Hitgliedern 

zur  Nachricht,  da6  dem  Auftrag  der  Redaktionskemnission  gem&6 
Herr  Dr.  Alfred  HeuB,  Leipzig,  Salomonstr.  11 
die  Redaktion  der  Zeitschrift  der  IMG., 

Herr  Dr.  Max  Seiffert,  Berlin  W,  Gobenstr.  28 
die  Redaktion  der  SammelbKnde  der  IMG.  fiber nommen  hat 

Gefl.  Zngehriften  and  Sendungen  werden  an  diese  nenen  Adressen  erbeten. 


Inhalt  des  gleichzeitig  erscheinenden 
Sammelbandes. 

Friedrich  Ludwig  (Potsdam).     Studien  iiber  die  Geschichte  der  mehrstimmigen 

Musik  ira  Mittelalter.    II.  Die  50  Beispiele  Coussemaker's  aus  der  Handschrift 

von  Montpellier. 
Hermann  M filler  (Paderborn).    Aub  schlesischen  Visitationsberichten. 
Carl  Mennicke  (Leipzig).    Johann  Adolph  Hasse.    Eine  biographische  Skizze. 
0.  Fischer  (Prag).    Zum  musikalischen  Standpunkte  des  Nordischen  Dichterkreises. 
Ernst   Rychnovsky   (Prag).      Ludwig    Spohr   und  Friedrich  Rochlitz.     Ihre  Be- 

ziehungen  nach  uugedruckten  Briefen. 
Charles  Maclean  (London).    Berlioz  and  England. 
0.  G.  Sonneck  (Washington).    Nordamerikanische  Musikbibliotheken.    Einige  Winke 

fiir  Studienreisende. 


Ausgegeben  Ende  Februar  1904* 


Fiir  die  Redaktion  verantirortlich :   Dr.  Alfred  HeuB,  Leipzig,  Salomonstrafie  11. 
Druck  und  Verl&g  von  Breitkopf&Hartelln  Leipzig,  Nurnbergcr  Strafie  36. 


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ZEITSCHRIFT 


DER 


INTERNATIONALEN  MUSIKGESELLSCHAFT. 


Heft  7.  FQnfter  Jahrgang.  1904. 

Enoheint  mpnathck    Fiir  Mitglieder  der  Internationalen  Musikgesellschaft  kostenfrei, 
ffir  Nichtmitglieder  10  Jf.  Anzeigen  25  #  fur  die  2ge€paltene  PetitEeile.  Beilagen  16  uT. 

„Euryanthe"  in  neuer  Einrichtung.1) 


Am  19.  Januar  dieses  Jahres  wurde  in  der  Wiener  Hofoper  die 
»Euryanthe«  aufgefiihrt.  Zu  dieser  Auffiihrung  wurde  ein  Textbuch 
herausgegeben,  welches  folgenden  Titel  fiihrt:  »Euryanthe,  groBe  roman- 
tische  Oper  in  drei  Aufziigen  von  Helmine  v.  Chezy.  Musik  von  Karl 
Maria  v.  Weber.  Neue  Einrichtung  fiir  das  k.  k.  Hofoperntheater  in 
Wien«.  Derjenige,  der  die  neue  Einrichtung  vorgenommen  hat,  ist  nicht 
genannt,  aber  wohl  bekannt.  Sie  riihrt  von  dem  Direktor  der  Wiener 
Hofoper  Gustav  Mahler  her.  Es  bedarf  jedoch  nicht  einer  personlichen 
Legitimierung,  urn  die  Eignung  zu  dieser  Einrichtung  abzuleiten,  denn  sie 
spricht  fiir  sich.  Wir  wollen  also  auch  die  Person  des  Bearbeiters  ganz 
auBer  Acht  lassen. 

»Euryanthe«,  das  Schmerzenskind  Weber's,  das  ihm  so  viel  Kummer, 
Sorge  und  Pein  in  den  letzten  Jahren  seines  Lebens  machte,  hatte  das 
sonderbare  Greschick,  sich  nur  an  einigen  wenigen  Biihnen  am  Repertoire 
erhalten  zu  konnen;  auch  an  diesen  tauchte  die  Oper  periodisch  unter,  urn 
dann  wieder  hervorgezogen  zu  werden.  Die  sieghafte  Kraft  der  Musik 
brachte  dies  zuwege.  Wir  kennen  diese  herrliche  Tonsprache.  Sie  ist  seit 
den  achtzig  Jahren,  da  sie  in  Wien  zum  erstenmale  von  Weber  aufgefiihrt 
wurde,  nicht  gealtert.  Ihr  schwerer  Lebenskampf  ist  daher  nicht  hervor- 
gerufen  durch  eigene  Schwache,  sondern  —  wie  bekannt  —  durch 
das  Textbuch.  Die  Verfechter  desselben  konnten  wenig  zu  seiner  Ver- 
teidigung  vorbringen  und  selbst  Jaehns,  der  pietatvolle,  griindliche  Weber- 
forscher,  findet  das  Gedicht  »unzusammenhangend,  unklar,  unsymmetrisch«. 
Wenn   nun   wirklich    die  Mangel    desselben   in    der   neuen  Bearbeitung 


1)  Dieser  Aufsatz  war  fur  das  Februarheft  bestimmt,  muCte  aber  wegen  postalischer 
Verspatung  der  Korrektur  zuruckgestellt  werden.  Die  Redaktion. 

z  d.  I.  M.   v. 


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268 


Ghiido  Adler,  »Euryanthe«  in  neuer  Einrichtung. 


behoben  sein  konnten,  so  ware  damit  eine  rettende  Tat  vollbracht.  "Cnd 
ich  glaube,  es  ist  geschehn.  Das  Grundiibel  wurde  an  der  Wurzel  gepackt 
und  dabei  wnrden  keine  einschneidenden  Anderungen  vorgenommen;  es 
ist  kein  Verlust  musikalischer  Schonheiten  zu  beklagen,  das  Ganze  ist 
gefestet  bei  geringen  Anderungen.  Diese  sind  zum  Teil  aus  der  ersten 
Fassung  heriibergenommen  und  sollen  noch  naher  bezeichnet  werden. 
Die  kleinen  Striche  sind  viel  riicksichtsvoller  gemacht,  als  solche  an  man- 
cher  Buhne  vorgenommen  werden. 

Wenn  diese  Anderungen  vom  Standpunkt  der  einheitlichen  Zusammen- 
fassung  der  Oper  betrachtet  werden,  so  ergibt  sich  folgendea:  Erstens 
wurde  das  Gespenst  aus  der  Oper  verjagt.  Die  immer  unverstandliche, 
mysteriose  Geschichte  von  Emma  und  Udo  ist  mit  einem  chirurgischen 
Eingriff  —  einem  Kaiserschnitt  vergleichbar  —  entfernt.  Dieselbe  gehorte 
auch  nicht  in  die  Seele  der  Handlung,  sondern  war  als  dramatisches  Motiv 
eingelegt,  das  jedoch  den  Gang  der  Handlung  nur  belastet  und  verdunkelt. 
Die  herrliche  Musik  hierzu,  das  Largo  in  H-moll,  sollte  schon  in  der 
Ouvertiire  dieses  Geheimnis  verkiinden.  Zu  ihrer  vermeintlichen  Verdeut- 
lichung  fiel  Weber  auf  den  Einfall,  wahrend  der  Ouvertiire  den  Vorhang 
heben  zu  lassen  und  ein  Gruftbild  zu  zeigen.  Diese  Musik  bleibt  uns  in 
der  neuen  Einrichtung  erhalten,  wahrend  wir  den  dramatischen  Spuk, 
der  damit  getrieben  wird,  gerne  missen.  Dieses  H-moll-Thema  birgt  nun- 
mehr  ein  Geheimnis,  das  nicht  auBerhalb  der  Oper  liegt,  sondern  in  ihr. 
Adolar  gibt  Euryanthe  als  Unterpfand  der  Liebe  einen  Ring,  der  ein 
kostbares  Familienstuck  ist.  Aus  ihm  hatte  Adolars  Schwester  das  Gift 
gesogen,  als  sie  nach  dem  Tode  ihres  Gatten  das  Leben  nicht  mehr 
ertragen  konnte.  Nunmehr  liegt  das  Schwergewicht  nicht  auf  dieser 
Erinnerung,  sondern  Motiv  und  Ring  sind  gleicherweise  die  Symbole  der 
Liebe  und  der  Verschwiegenheit,  des  geheimnisvollen  Vertrauens.  So 
ist  die  Schiirzung  des  Knotens  eine  natiirliche  und  das  Motiv  wird  in 
poetischer  Umdeutung  verwertet.  In  dem  mir  vorliegenden  Klavierauszug 
mit  Text  (Volksausgabe  Breitkopf  und  Hartel  Nr.  114)  wurde  die  Stelle 
von  Seite  37  System  3  bis  Seite  39,  System  1,  3.  Takt,  folgendermaBen 
geandert: 

Euryanthe. 


i 


5te 


3=£ 


JOUUU»l 


^^ 


So    treu  hast  du  mit  mir  ge-wacht  ? 


in  dunk -ler  Graft,  in    stil-ler 


=£* 


^ 


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Gnido  Adler,  »Eoryanthe<  in  neuer  Einrichtung. 


269 


P=&=2 


Eglantine. 


ZlZST 


§^P 


-0— 


Nacht?       Was     sto-rest  du  der    To  -  ten   Ruh'? 

-I— 


ftt= 


!» 


r^i 


§M* 


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J.     J'bJiTjK 


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I 


Duryanthe. 


iS* 


3S 


>      *     1* 


1 


*    K    h    K 


se 


SE 


y-U-U-U- 


ft   *  *t* 


Ich  fle-he  dort  fur  Emma's  Frieden,  derSchwesterA-dolars,    ihr  Gatte  fiel  in 


if 


b>— ^-sg^=^fg 


K — fi — f 


blut'-ger  Schlacht,  in  grimmenSchmerzlegt  sie    an    sich   die  Frev-ler-hand, 


Zf- 


=£=$$. 


m 


Eglantine. 


iE»*EESEEfct 


(pp)  Sprichwei-ter 


n 


*=*i 


ss 


*£=aUf-MN^^^^=^ 


£ 


^=p= 


V — u- 


aus    ei-nemEing,  mit  Gift    ge-fullt,  aog  sie    den    Tod. 


Am 


f^Ji^ 


Irfr HtfeEdfe 


* 


i 


p^=§i 


i 


*£=f 


* 


20* 


tr 


*r 


270 


(riM»  A.l*-*r.  »£.irja£*.fl*t«  :&  merjer  Y+^rvJzxsa^, 


V  ...  J         r ! ? *  i  *     #    j»     »    ?*      "7" 


V 


MA^Vfft  M*»,     .»    bau^^  Tr^rm^njrwtctde  fab  mir  stein  A  -  do 


3se 


y   ^  '? 


s 


$>'  if  8    ,•  /^fcgEJZlt-S-XJi 


Un  -  ter  -  pf*nd        iei  -ner       Lie 


be       den      on  -  heil  -  vol  -  len 


1 


&   #■ -"--■■- 


f?.T£±S^ 


«= 


-sr- 


IJZ: 


I 

JtoL. 


t4 fei. 


I 


to-— p — p. — =^ 


W^ly^ 


Und   wo    rer-wmhrtt  du    ihn? 


Kin*. 

\  4   - 


1 ^ 


(ti«fct  d*a  Kltiaod  k«rror) 


:&=*: 


£^£ 


Ihn   beg'    icb    bier     an    mei-nem 


ri^N 


I 


3£ 


^c 


in 


"5^ 


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Guido  Adler,  »Euryanthe«  in  neuer  Einrichtung.  271 

Eglantine  (sich  rergessend). 


^EE 


Efe 


3=fr 


* 


/"  Ge-wicht'ge  Kun-de! 


|Pf^JilP^ggS5? 


i^ip 


Her-zen,      in  Treu-en  wahr'  ich  ihn   so  Tag  als    Nacht. 


^==^Z{^^E^^ 


i 


i^^^ 


^ 


r 


Dieses  Thema  wird  auch  am  SchluB  der  Oper  den  Worten  Adolar's 
untergelegt,  die  er  an  Euryanthe  richtet  statt  jener  Ansprache  Adolar's, 
die  immer  unverstandlich  blieb:  »Ich  ahne  Emma!  Selig  ist  sie  jetzt,  der 
Unschuld  Tr&ne  hat  den  Ring  benetzt,  Treu'  bot  dem  Morder  Rettung 
an  fur  Mord,  ewig  vereint  mit  Udo  weilt  sie  dort . . . «  Von  Seite  166 
System  2,  Takt  7  lautet  jetzt  die  Stelle: 


Adolar. 
EE 


^m 


te^lsii 


~^~p~ 


-#— p- 


fe 


w. 


:*=£ 


=P=S 


Ge-liebte!    kannst  du  mirverzeih'n?  Der  Unschuld  Trtinen  deinem  Feinde 


^ 


g^^fiEg 


*!£?=* 


=P=t 


£ 


iiUL-i^: 


-W- 


£|^£ 


rr- r 


ip; 


*»- 


$<Sh~ 


if=J — q^^^ffr-^--^F-^^E^^^ 


weih'n? 


Lieb'      bot  dem  Mor 


der      Lie  -  be    an   fur    Leid  und 


i* 


tefe 


i 


^m 


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IbbfclS 


-aitUi 


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w%  g~>^ 


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272 


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Guido  Adler,  »Euryanthe«  in  neuer  Einrichtung 


-#-!-> 


z^m 


^ 


i 


Tod, 


-&==. 


mein    reu  -  ig     Herz        sei       e  -  wig   dir        ge 


weiht! 


M 


m 


Efe 


XT13 


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* 


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■^r*-^ 


£ 


IsS^im 


i?F~  «*>• 


Hieran  schlieBt  sich  der  fiihrende  Gedanke  der  ganzen  Oper  als  Kro- 
nung  des  Werkes  »Ich  bau  auf  Gott  und  meine  Euryanth'«,  in  der  Fas- 
sung  vom  ersten  Akt,  Klavierauszug  Seite  27,  System  1,  Takt  7.  So  sind 
Anfang  und  Ende  der  Oper  miteinander  verbunden.  Adolar  klagt  sich 
in  den  obigen  Worten  (vgl.  das  letzte  Notenbeispiel)  aJs  Morder  seiner 
Euryanthe  an  und  nur  die  gottliche  Vorsehung  beschutzte  das  treue,  un- 
schuldvolle  Weib.  Folgerichtig  ist  in  der  Neueinrichtung  die  Geschichte 
mit  der  Schlange  weggefallen.  Euryanthe  wird  von  Adolar  in  der  Wild- 
nis  zuriickgelassen,  ihrem  Geschick  iiberlassen,  ohne  daB  der  Edelmut 
Euryanthens,  sich  fur  Adolar  der  giftigen  Schlange  entgegenzustellen, 
sich  betatigen  kann.  Niemand  wird  dem  Heimfall  der  Szene  Nr.  16  eine 
Trane  nachweinen.  Seite  120,  System  4  wird  an  Stelle  der  Kampfmusik 
folgender  SchluB  hinzugefiigt: 


i 


lt~t 


=? 


dim. 


^mm 


^z±.j~i-=^l 


-g 


WW^ 


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3 


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Guido  Adler,  >Euryanthe<  in  neuer  Einrichtung.  273 

Die  darauffolgende  Szene  und  Kavatine  Nr.  17  schlieBt  sich  in  a-moll 
an.  Zu  diesen  wichtigen  Anderungen  reiht  sich  noch  der  Wegfall  des 
vermeintlichen  Todes  Euryanthens.  Sie  sinkt  nicht  dahin,  als  der  Ktaig 
sie  zuruckfuhren  will,  sondern  dem  Ruf  »Zu  ihm,  zu  ihm!«,  der  sich 
an  die  Nr.  19,  Klavierauszug  Seite  134  anschlieBt,  folgt  die  Ausfiihrung. 
Sinnig  ist  in  ihren  Abgang  die  Erinnerung  an  das  von  ihr  nicht  gewahrte 
Geheimnis  eingefiigt.  Die  Anweisung  des  neuen  Textbuches  lautet: 
>  Euryanthe,  wie  von  einem  plotzlichen  Schauder  gepackt,  zogert  und 
wankt  einen  Augenblick;  als  der  Konig  sie  mit  freundlicher  Geberde 
ermuntert,  faBt  sie  sich  sogleich  und  schlieBt  sich,  von  ihm  unterstiitzt, 
in  leidenschaftlicher  Hast  den  andern  an«.  Die  triibe  Riickerinnerung 
wird  von  dem  verhangnisvollen  Motiv  begleitet. 

Was  sonst  noch  an  Anderungen  vorgenommen  wird,  tritt  dem  gegen- 
iiber  zuriick.  Zwei  Stellen,  die  von  Weber  gestrichen  wurden,  gelangen 
wieder  zu  ihrem  Rechte.  So  die  Stelle  in  der  dritten  Szene  des 
ersten  Aktes  im  Duett  der  Euryanthe  und  Eglantine,  Klavierauszug 
Seite  34,  System  4,  die  im  Anhang  des  Klavierauszuges  auf  Seite  170, 
171  abgedruckt  ist.  Euryanthe  erzahlt  da  von  der  Werbung  Adolars 
und  der  Trennung ;  Eglantine  schleicht  sich  in  ihr  Vertrauen  ein.  Ferner 
ist  in  der  ersten  Szene  des  dritten  Aktes,  Seite  117,  System  3,  Takt  3 
bis  Seite  119,  System  1,  Takt  3,  jene  Fassung  wieder  hergestellt,  welche 
im  Original  steht  und  auf  Seite  173  des  Klavierauszuges  abgedruckt 
ist.  Der  Dialog  zwischen  Euryanthe  und  Adolar  ist  da  weiter  ausgefiihrt; 
sie  fleht  urn  Gehor  und  findet  nur  taube  Ohren.  Adolar  schenkt  ihren 
Beteuerungen  keinen  Glauben.  D4r  Komponist,  entmutigt  und  schwankend 
gemacht,  hatte  diese  Kiirzungen  vorgenommen  in  der  Meinung,  dadurch 
die  Oper  zu  kraftigen,  in  der  Absicht,  die  Dauer  der  Oper,  die  damals 
zu  lange  schien,  abzukurzen.  Wir  sind  heute  an  langere  Opern  gewohnt 
und  werden  diese  Auseinandersetzungen  gem  hinnehmen,  um  so  mehr, 
da  sie  dazu  beitragen,  den  Gang  der  Handlung  zu  klaren. 

Um  ein  moglichst  vollstandiges  Bild  der  neuen  Einrichtung  zu  geben, 
seien  folgende  Anderungen  und  Striche  angefuhrt: 

Seite  43/4  letzter  resp.  erster  Takt  lauten  jetzt  die  Worte  Eglantinens:  »Im 
Schlafe  schleich  ich  mich  an  deine  Seite,  der  Ring  sei  mein !  Zum  Zeug- 
nis  wider  dich.< 

Seite  71,  System  7  fg.  lauten  die  Worte  Eglantinens:  »In  meiner  Hand  ist 
der  YerhaCten  Schicksal.  Ich  halte  dich,  du,  unter  Schauern  errung'nes 
Unterpfand  der  siiBen  Rache,  den  mutig  ich  der  Schlafenden  entwand. 
Verhangnisvoller  Ring,  bezeuge  du  .  .  .  «.  Seite  73,'  System  3/4 
letzter  resp.  die  drei  ersten  Takte  sagt  Lysiart:  »Vertrau  mir  diesen 
Ring  I     Und  elend  sollst  du  deine  Feindin  sehn  .  .  .« 

Seite  131,  System  4,  Takte  1  und  2  sagt  der  Konig:  »Nun  sei  genug,  im 
Tann  hier  laGt  uns  ruhn.< 

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274  Guido  Adler,  >Euryanthe<  in  neuer  Einrichtung. 

Seite  161,  System  4,  Takte  4  und  5  ruft  Eglantine:  »Ich  war's,  die  heim- 
lich  ihn  der  Schlafenden  entwandte.* 

Seite  162,  System  3  lauten  die  Worte  des  Konigs:  »Blick  urn  dich,  teurer 
Held!  Die  Sonne  lacht  dir  neu!«  Das  folgende  von  Seite  162,  letztes 
System  bis  Seite  164,  System  5,  Takt  2  ist  gestrichen. 

Die  iibrigen  Striche  sind,  wie  folgt: 

Seite  49,  System  5,  Takt  7  bis  Seite  52,  1.  Takt  (inklusive). 

Seite  106,  Takt  3  bis  Seite  113,  System  4,  Takt  2. 

Seite  114,  System  3,  Takt  2  bis  Seite  115,  Takt  2  (inklusive). 

Seite  134,  Nr.  20  bis  Seite  136,  vorletzter  Takt. 

Seite  139  wird  an  Stelle  der  Jammerrufe  des  Chores  und  seiner  Trauer  ob 

des   >Zusammensinkens<   der  Euryanthe   ein  kurzes  Nachspiel   eingelegt. 
Seite  142,  System  1,  Takt  1  bis  System  3,  Takt  4. 
Ebenso  in  Nr.  24,  Seite  152,   letztes  System,   Takt  4  bis  Seite  155   letzter 

Takt  (inklusive). 
Endlich    im   Finale   die   Stelle   von   Seite   159,    System   4   letzter   Takt    (die 

Worte   der  vorangehenden   drei   Takte   lauten   nunmehr:    »mein    K5nig, 

rette,  strafe!*)  bis  Seite  160,  System  2,  Takt  3. 

Wenn  wir  uns  nun  die  Frage  vorlegen,  ob  durch  diese  Anderungen 
alle  Mangel  des  Operntextes  behoben  sind,  so  lautet  die  Antwort  ver- 
8chieden  je  nach  den  Anspriichen,  welche  wir  an  ein  romantisches  Sujet 
stellen.  Wir  miissen  in  jeder  romantischen  Oper  einen  Zusatz  zur  Essenz 
des  Stoffes  uns  gef alien  lassen,  der  dem  guten  Glauben  des  Horers  tiber- 
antwortet  ist.  Das  Geheimnis voile,  das  Wunderbare  der  Romantik  ist 
nicht  selten  mit  einer  gewissen  Unwahrscheinlichkeit  verbunden,  besonders 
wenn  die  Vorgange  den  Gesetzen  der  Natur  und  des  Seelenlebens  nicht 
vollkommen  entsprechen.  In  der  » Euryanthe*  ist  ein  solcher  uner- 
griindlicher  Fleck  das  Schweigen  Euryanthens  gegeniiber  Adolar  liber 
den  Hergang,  wieso  der  Ring  ihr  abhanden  gekommen  ist  Die  altere 
Fassung,  in  welcher  Euryanthe  in  der  Wildnis  um  Gehor  fleht,  das 
ihr  Adolar  nicht  gewahrt,  sondern  sie  gleichsam  ungehort  verstoBt,  ist 
in  der  neuen  Bearbeitung  wieder  auf genommen ;  allein  auch  da  wird  der 
Rationalist  sagen,  sie  hatte  wohl  in  der  langen  Wanderung  Gelegenheit 
gehabt,  ihm  eine  Aufklarung  zu  geben.  Somit  hatte  das  Stuck  schon 
fruher  schlieBen  konnen.  Es  ist  dies  beilaufig  ebenso,  als  wenn  man 
in  Wagner's  » Tristan  und  Isolde*  von  Brangane  erwarten  wiirde,  sie 
solle  das  Geheimnis  des  Liebestrankes  fruher  liiften;  es  wiirde  dann 
wohl  der  TodesstoB  entfallen  und  damit  der  ganze  dritte  Akt  Wer 
wollte  das  Kunstwerk  in  dieser  Weise  verstummelt  sehen?  So  tief  tragisch 
begriindet  ist  die  Sache  allerdings  in  der  Euryanthe  nicht.  Wir  miissen 
das  Ratsel  ihres  Schweigens  hinnehmen  und  konnen  es  uns  in  irgend 
einer  Weise  deuten.  Der  Vernunftgrunde  diirfte  es  nicht  ermangeln; 
allein  da  eine  Anderung  vorzunehmen,  ist  wohl  kein  Bearbeiter  berechtigt 
Die  Oper  fallt  und  steigt  mit  dieser  dunkeln,  unaufgeklarten  Verschwiegen- 

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Fr.  Niecks,  Pianoforte  four-hand  Compositions.  275 

heit.  Vielleicht  liegt  diese  in  der  tiefen  Liebe  Euryanthens,  die  dem 
Geliebten  gegeniiber  zogert,  den  schnoden  Verdacht  im  richtigen  Zeit- 
punkt  aufzuhellen,  willig  mit  ihm  in  die  Verbannung  zieht,  da  sie  sein 
Geheimnis  nicht  bewahrt  hat.  Nur  im  Momente  der  drohenden  Tren- 
nung  Ton  Adolar  will  sie  ihm  den  Hergang  erklaren,  wird  aber  nunmehr 
von  Adolar  unglaubig  zuruckgestoBen.  Die  Liebe  war  es,  die  ihr 
Schweigen  auferlegt  hatte.  Sagt  doch  Tristan:  »Des  Schweigens  Herrin 
heiBt  mich  schweigen:  faB  ich,  was  sie  verschwieg,  verschweig  ich,  was 
sie  nicht  faBt.«  Ich  will  damit  keine  Deutung  zu  diesem  Batsel  gegeben 
haben.  Ich  mochte  nur  auf  eine  der  vielen  Moglichkeiten  einer  Deutung 
hingewiesen  haben.  Wenn  wir  von  diesem  vermeintlichen  Mangel  absehen, 
so  sind  in  der  Tat  alle  Mangel  behoben,  die  uns  den  GenuB  des  Werkes 
triiben  konnten.  Das  empfangliche  Wiener  Publikum,  das  bei  der  ersten 
Auffiihrung  etwas  skeptisch  schien,  hat  seine  Anerkennung  nicht  ver- 
sagt.  Die  zweite  Auffuhrung  fand  vor  vollem  Hause  statt,  ein  in  den 
Annalen  der  Wiener  Hofoper  bei  einer  Euryanthe- Auffuhrung  noch  nicht 
dagewesener  Fall.  So  ist  zu  hoffen,  daB  nunmehr  dieses  Werk  dauernd 
am  Repertoire  erhalten  bleibe.  Die  andern  deutschen  Theater  werden 
sich  wohl  diese  »neue  Einrichtung*  der  »Euryanthe«  nicht  entgehen 
lassen,  um  einem  Werke  gerecht  zu  werden,  welches  zu  den  besten  der 
deutschen  Opernliteratur  gehort.  Hiermit  soil  die  historische  Stellung 
dieses  Werkes  allerdings  nicht  kritisch  erortert  sein.  Wir  konnen  uns 
an  demselben  erfreuen,  ohne  sein  Verhaltnis  zu  dem  musikalischen  Drama 
der  nachfolgenden  Zeit  in  Betracht  zu  ziehen. 

Wien.  Ouido  Adler. 


Pianoforte  four-hand  Compositions. 


Compared  with  the  age  of  the  keyboard  instruments,  four-hand  (a  quatre 
mains]  playing  is  very  young.  Less  than  a  century  and  a  half  embraces  its 
whole  history.  Before  1765  we  hear  nothing  of  two  performers  on  one  in- 
strument, although  the  playing  of  two  performers  on  two,  and  even  of  more 
performers  on  more  harpsichords,  was  common  enough.  The  earlier  J.  S.  Bach, 
for  instance,  wrote  concertos  for  two,  three,  and  four  harpsichords,  and  the 
still  earlier  Couperin  (le  Grand)  an  Allemande  for  two  (in  the  second  book 
of  his  Pieces,  the  first  of  the  ninth  Order).  Can  it  really  be  that  it  took 
so  long  to  make  the  discovery  of  a  device  that  seems  to  us  so  simple  and 
obvious  ?  Perhaps  the  small  compass,  and  consequent  narrowness  of  the  key- 
board, was  an  obstacle  in  the  way.  But  then  the  usual  compass  of  five 
octaves  (now  it  is  seven  and  more)  did  not  begin  to  be  extended  till  about 
the  end  of  the  18  th  century,  when  the  first  stage  of  the  popularity  of  piano- 
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276  Fr.  Niecks,  Pianoforte  four-hand  Compositions. 

forte  duet  playing  was  already  past.  However  speculation  is  of  no  avail. 
We  had  better  be  satisfied  with  ascertained  facts.  From  April  1764  to  July 
1765,  Leopold  Mozart  was  in  London  for  the  purpose  of  exhibiting  his  child- 
ren as  infant  prodigies  —  Maria  Ann  being  then  14,  and  Wolfgang,  who 
became  the  great  Mozart,  8  years  old.  From  advertisements  we  learn  that 
the  children  often  played  duets  on  one  instrument,  and  a  letter  of  the  father 
contains  the  following  words:  "In  London,  Wolfgang  composed  his  first  piece 
for  four  hands.  Till  then  nobody  had  written  a  four-hand  sonata."  Here 
we  have  a  definite  statement,  one  made  by  a  well-informed  and  honest  man. 
And  this  statement  is  supported  by  the  negative  fact  that  no  duets  of  this 
kind  of  an  earlier  date  are  known  to  exist.  For  the  older  contemporaries 
of  Mozart  that  wrote  duets  wrote  them  subsequently  to  1765;  indeed  were 
incited  thereto  by  his  example.  As  Mozart's  early  works  of  this  kind  are 
lost,  the  earliest  existing  duets  are  those  of  older  contemporaries.  Of  these 
were  first  in  the  field  the  English  historian  Charles  Burney  (1726  —  1814), 
who  published  two  sets  of  "Duets  for  two  Performers  on  one  Pianoforte" 
(1777  and  1778),  and  Johann  Christian  Bach,  the  London  Bach  (1735— 82 , 
the  last-born  of  Johann  Sebastian's  sons,  who  followed  close  on  the  heels  of 
Burney.  J.  C.  Bach  was  intimate  with  the  Mozarts  and  fond  of  the  boy. 
Seated  at  the  clavier,  he  and  little  Wolfgang  on  his  knees  would  improvise 
sonatas  and  fugues  —  one  of  them  beginning,  the  other  falling  in,  the  first 
resuming,  the  second  continuing,  and  so  on.  Of  J.  C.  Bach  we  have  one 
four-hand  sonata  in  print  and  seven  in  manuscript.  The  brother's  example 
may  have  induced  Johann  Christoph  Friedrich  Bach  (1732 — 95),  the  Bucke- 
burg  Bach,  Johann  Sebastian's  third  son,  to  compose  the  sonata  published 
a  few  years  ago. 

By  the  year  1783,  four-hand  pianoforte  duets  had  become  popular,  as  we 
can  gather  from  a  notice  of  Haydn's  UH  maestro  e  lo  Scolare,  variazioni  a 
quattro  mani,"  in  Cramer's  "Magazin  der  Musik"  of  that  year,  where  we 
read :  "To  the  fashionable  pieces  belong  now-a-days  those  for  two  performers 
on  one  pianoforte.  .  .  .  Many  more  or  less  known  and  celebrated  masters 
have  composed   such." 

Among  the  early  composers  of  four-hand  duets  were,  besides  those  al- 
ready named:  —  Johann  Jakob  Kiiffner  (1713 — 1786);  Joseph  Haydn 
(1732—1809);  Christian  H.  Muller  (1734—82);  E.  W.  Wolf  (1735— 92  ; 
J.  G.  Albrechtsberger  (1736—1809):  F.  W.  Rust  (1739—1796);  J.  B.  Wan- 
hal  (1739-1813);  L.  Ko&eluch  (1748—1813);  Abb6  F.  X.  Sterkel  (1750 
—1817);  Muzio  Clementi  (1752  —  1832);  F.  A.  Hoffmeister  (1754  — 1812  *, 
D.  G.  Turk  (1756—1813);  Ignaz  Pleyel  (1757—1831);  Abb6  J.  Gelineck 
(1758—1825);  Louis  Adam  (1758—1848);  J.  L.  Dussek  (1760—1812):  G. 
F.  Pollini  (1763—1847);    Daniel  Steibelt  (1765—1823). 

The  music  of  most  of  these  composers  is  no  longer  either  played  or  re- 
membered. And  even  in  the  case  of  excellent  masters  like  Clementi  and 
Dussek,  whose  two-hand  music  receives  still  some  little  attention,  the  four- 
hand  music  has  fallen  into  almost  entire  neglect.  Haydn's  contribution  UD 
Maestro  e  lo  Scolare''  (1778)  is  neither  quantitatively  nor  qualitatively  con- 
siderable enough  to  make  him  notable  in  this  connection.  In  giving  an 
outline  sketch  of  the  history  of  the  four-hand  pianoforte  literature,  one  may 
therefore,  after  noting  in  passing  the  boy  Mozart  and  the  two  Bach 8  — 
Burney    and    others   being   negligible    quantities   —   at   once   proceed    to  the 

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Edgar  Istel,  Hans  Pfitzner's  Oper  »Die  Rose  vom  Liebesgarten«.  277 

nature  Mozart,  who  is  really  the  first  great  master  that  occupied  himself 
seriously  and  to  excellent  purpose  in  this  way.  We  have  of  him  five  sona- 
tas, a  set  of  variations,  a  fugue,  an  Adagio  and  Allegro,  and  a  fantasia, 
compositions  written  in  the  years  1780 — 91.  The  master  that  has  next  to 
be  mentioned  is  Mozart's  pupil  J.  N.  Hummel  (1778 — 1837),  who,  if  he  had 
written  nothing  else  than  the  brilliant  Grande  Sonate  in  A  flat  major,  would 
deserve  a  place  of  honour,  but  there  are  also  another  sonata,  a  notturno, 
and  more.  Beethoven  has  written  little  for  four  hands,  and  nothing  of  im- 
portance —  a  useful  and  pleasing  pupil's  sonata,  two  sets  of  variations,  and 
three  marches.  Of  Weber  (1786 — 1826)  we  have  twice  six  pieces  of  his 
youth,  Op.  3  and  10,  and  the  charming  characteristic  Huit  Pieoes,  Op.  60, 
with  which  Romanticism  enters  the  domain  of  four-hand  literature.  And 
then  we  come  to  the  greatest,  the  most  voluminous  and  most  poetic,  of  the 
composers  of  pianoforte,  duets  among  the  great  masters  —  Franz  Schubert. 
Indeed  we  may  say  that  from  him  dates  the  efflorescence  of  this  branch  of 
musical  literature.  Among  his  works,  which  are  too  many  to  be  mentioned 
in  detail,  there  are  sonatas,  overtures,  divertissements,  a  fantasia,  a  large 
number  of  wonderful  marches,  &c,  &c.  Another  leading  romanticist,  Robert 
Schumann  (1810 — 56),  although  a  less  voluminous  contributor,  has  greatly 
enriched  the  literature  by  four  books  of  pieces  full  of  exquisite  beauty  in 
colour,  feeling,  and  humour  —  Bilder  aus  Osten,  Op.  66,  Zwolf  Clavierstucke, 
Op.  85,  Ballscenen,  Op.  109,  and  Kinderball,  Op.  130.  Henceforth  the  pro- 
ducers of  good  four-hand  pianoforte  music  become  so  numerous  that  one 
must  confine  one's  self  to  the  bare  mention  of  a  few  of  them  —  Moscheles, 
Reinecke,  Raff,  Volkmann,  Brahms,  Rubinstein,  A.  Jensen,  Dvorak,  NicodS, 
H.  Hofmann,  and  Moszkowski. 

In    the   above   slight    sketch   only    original   four-hand    compositions    have 
been  taken  into  account.     It  is  unnecessary  to  point  out  that  the  larger  bulk 
of  the  four-hand  literature    of  the  19th  century    consists   of  all   sorts    of  in- 
strumental and  vocal  music. 
Edinburgh.  Fr.  Nieoks. 


Hans  Pfitzner's  Oper  „Die  Rose  vom  Liebesgarten".1) 

Erstauffuhrung  im  Munchener  Hoftheater  am  21.  Febr.  1904. 


Es  war  genau  vor  zehn  Jahren,  als  am  Stadttheater  zu  Mainz  ein  junger 
Kapellmeister  wirkte,  d.  h.  Possen-  und  Operettenmusik  leitete  und  sich  kiimmer- 
lich  mit  Hilfe  einiger  Privatstunden  durchschlug.  Hier  und  da  horte  man, 
dafi  dieser  junge  Kapellmeister  auch  komponiere,  ja  sogar  ein  groCes  Buhnen- 
werk  verfafit  habe,  —  doch  wer  mochte  sich  um  derlei  kiimmern,  wer  beachtete 
die  unscheinbare,  kleine  Gestalt  des  nervosen,  bleichen  Musikers,  dem  die 
Spuren  seines  Martyriums  so  deutlich  ins  Antlitz    gepragt   waren?     Endlich 


1)  Dieser  Aufsatz  unseres  Munchener  Mitarbeiters  Dr.  Edgar  Istel  ist  teilweise  und 
mit  Ausnahme  des  Schlusses  der  Munchener  Kunstzeitschrift  >Die  Freistatt*  mit 
Erlaubnis  des  Verlags  genannter  Zeitschrift  entnommen.  D.  Red. 

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278  Edgar  Istel,  Hans  Pfitzner's  Oper  >Die  Rose  vom  Liebesgarten*. 

gelang  es,  ein  Bruchstiick  aus  Pfitzner's  »Armen  Heinrich«  im  Symphonie- 
konzert  zur  AuffUhrung  zu  bringen:  Allgemeines  Staunen,  dafi  ein  so  grofies, 
reiches  Talent  bisher  im  Verborgenen  bliihen  konnte.  Das  Verlangen,  das 
ganze  Werk  auf  die  Biihne  zu  bringen,  wuchs  machtig.  Emil  Steinbach, 
der  erste  Dirigent,  tat  sein  Moglichstes,  Humperdinck,  im  benachbarten 
Frankfurt  einflufireich,  machte  weitere  Kreise  aufmerksam,  der  Landgraf 
und  spater  auch  der  Grofiherzog  von  Hessen  fingen  an,  sich  fur  Pfitzner 
zu  interessieren ,  und  endlich  kam  es  zur  ErstauffUhrung  in  Mainz,  ganz 
gegen  Schlufi  der  Saison  1893/94,  aber  ohne  dafi  der  Theaterdirektor  die 
notigen  Proben  fur  das  unendlich  schwere  StUck  bewilligt  hatte.  H&tten 
nicht  Sanger  und  Orchester  aus  MitgefUhl  ein  iibriges  getan  —  die  Auf- 
fuhrung, so  ungeniigend  sie  noch  ausfiel,  ware  iiberhaupt  nicht  zustande  ge- 
kommen.  Aber  Pfitzner's  Leidenskelch  war  noch  nicht  geleert.  Wie  unendlich 
der  Komponist  gelitten  und  gedarbt  hat,  kann  der  Verfasser  dieser  Zeilen 
bezeugen,  der  dies  alles  aus  n achat er  Nahe  mit  erlebte,  ohne  helfen  zu  konnen. 

Es  folgte  auf  der  Mainzer  Biihne  Ibsens  »Fest  auf  Solhaug*  mit  Pfitzner's 
Musik  1895,  so  wie  ein  Konzert  mit  eignen  Kompositionen,  in  dem  Heinricli 
Kiefer,  der  treffliche,  jetzt  hier  lebende  Cellist,  zusammen  mit  Kwast,  dem 
nunmehrigen  Schwiegervater  Pfitzner's,  die  Cellosonate  Op.  1  spielte.  So  war 
allm&hlich  einiges  Interesse  fur  Pfitzner  erregt,  Tagespresse  und  Fachzeitungen 
berichteten  tiber  den  »Armen  Heinrich«,  mehrere  Biihnen  (darunter  Frankfurt, 
Darmstadt,  Prag,  Berlin)  gaben  das  Werk,  und  Pfitzner  gait  von  nun  an 
als  einer  der  eigenartigsten  Komponisten  der  jungeren  Generation.  Und  das 
mit  Recht:  denn  wenn  der  »Arme  Heinrich*,  der  jene  schaurige  Sage  vom 
grausamen  Opfer  des  zarten  Magdeleins  fur  den  aussatzigen  Bitter  behandelte, 
mit  glutvollen  Farben  alle  Schrecken  der  Seelenpein  Heinrichs  orchestral 
schilderte  und  man  diese  musikalische  Sprache  fast  fur  identisch  mit  Pfitzner's 
eigener  Ausdrucksweise  halten  mochte,  so  iiberrascht  er  in  seinem  neuen  — 
schon  1898  —  1901  komponierten,  aber  bisher  erst  1902  in  Elberfeld  und  vor 
ganz  wenigen  Wochen  in  Mannheim  aufgefuhrten  —  Werk  *Die  Rose  vom 
Liebesgarten«  *)  durch  Wohllaut  und  Frische  in  einem  Mafle,  dafi  man  seine 
Anpassungsfahigkeit  an  diese  neue,  ganz  anders  geartete  Welt  nur  be- 
wundern  kann. 

>Der  Hiiter  vom  Liebesgarten<  betitelt  sich  ein  Bild  Hans  Thoma's,  das 
einen  gewappneten  Wachter,  der  den  Eingang  zu  einem  paradiesischen  Gefilde 
voll  seliger  Menschen  beschirmt,  darstellt,  hinausblickend  nach  der  leiden- 
und  schmerzenreichen  Erde.  Diesen  Becken  und  seinen  Konflikt  mit  den 
dusteren  Machten,  den  en  er  zu  verfallen  droht,  hat  der  Dichter,  James  (Jrun, 
zum  Helden  des  Werkes,  dessen  weitverzweigte  Handlung  wiederzuerzahlen 
wir  uns  er  spar  en  wollen,  gemacht.  Eine  seltsam-phantastische  Geschichte, 
deren  Sinn  nicht  immer  recht  einleuchtet  (»in  bun  ten  Bildern  wenig  Klarheit* 
und  deren  dramatische  Fiihrung  allzuoft  stockt,  entrollt  sich  vor  unsern  Angen 
in  prachtig  gedachten  aber  unendlich  schwer  kiinstlerisch  auf  der  Biihne  zn 
verwirklichenden  Bildern.  Dafi  Pfitzner,  der  seinem  Freunde  Grun,  dem 
Verfasser  der  Dichtung  vom  »Armen  Heinrich*  treu  geblieben,  hier  einen 
guten  Griflf  getan  hat,  wird  niemand,  der  ihm  wohl  will,  behaupten  konnen: 
die  herrlichste  Musik  des  Komponisten  vermag  nie  und  nimmer  den  Mangel 
an  wahrhaft  lebendiger,  unsre  Anteilnahme  in  jedem  Augenblick  er  weekender 

1)  Bruchstiicke  daraus  lernte  das  Miinchener  Publikum  bereits  im  vorigen  Winter 
anl'aBlich  des  von  Pfitzner  geleiteten  Orchesterkonzertes  bei  Kaim  kennen. 


Edgar  Istel,  Hans  Pfitzner's  Oper  >Die  Rose  vom  Liebesgarten«.  279 

HandluDg  zu  erseizen.  Dazu  kommt  noch  der  oft  aufiallige  Wagnerianismus 
der  Sprache  und  einiger  Gestalten  und  Nam  en,  sodaB  es  schon  der  ganzen 
Bodenstandigkeit  einer  echten  Musikernatur,  wie  Pfitzner  es  ist,  bedurfte, 
urn  seine  Eigenart  zu  wahren.  Und  daB  diese  Fartitur  in  einem  MaBe,  wie 
es  in  den  letzten  zwanzig  Jahren  der  Operngeschichte  nicht  allzuoft  erlebt 
wurde,  ihre  eigenste  individuelle  Sprache  redet,  das  mufi  wohl  selbst  der 
musikalische  Laie  gewahr  werden.  Eine  Ftille  von  Wohllaut  und  Farben- 
pracht,  die  alien  Zauber  der  lenzbegllickten  Natur  vor  uns  ausbreitet,  ent- 
stromt  seinem  Orchester,  das,  stets  maBvoll,  die  melodische  Linie  der  Sing- 
stimme  selten  stort,  und  andrerseits:  welches  Pandamonium  vermag  Pfitzner 
zu  entfesseln,  wenn  es  gilt,  das  Hohngelachter  hollischer  Geister,  die  Schauer 
unterirdischer  Kliifte  zu  schildern.  Wohin  wir  lauschen,  uberall  geniale  Ztige, 
die  oft  mit  den  einfachsten,  ja  primitiven  Mitteln,  dann  aher  wieder  mit 
einem  unerhorten  Klangraffinement  gegeben  sind.  Merkwurdig,  daB  gerade 
eine  der  meisterhaftesten  Partien,  die  Einleitung  zum  zweiten  Akt,  die  das 
dumpfe  eintonige  Tropfen  im  finstern  Hollenreiche  schildert  und  zugleich 
zum  Ausdruck  banger  Spannung  des  Helden  und  seiner  Geliehten,  spater 
zar  Stimme  der  Verzweiflung  Minneleide's  wird,  wie  gerade  diese  Einleitung 
auf  ein  vielleicht  begreif liches ,  aher  einem  ernsten  Kunstwerk  gegenilber 
unentschuldbares,  weil  in  Heiterkeit  ausartendes  MiBverstehen  ttiefi.  Freilich, 
als  sich  der  Yorhang  erhob,  da  war  wohl  jedem  Horer  klar,  was  jene  selt- 
samen,  ahgerissenen  Harfen-  und  Flotentone  mit  ihrer  Violinpizzikatobegleitung 
und  dem  finstern  Tubagang  hedeuten  sollen.  Auf  weitere  Einzelheiten  ein- 
zagehen,  kann  ich  mir  wohl  versagen;  wer  mit  polyphon  erzogenem  Ohr 
begabt  ist,  der  wird  des  erlesensten  musikalischen  Genusses  kein  Ende  fin  den. 
DaB  aber  Pfitzner  auch  den  heute  so  seltenen  Mut  zur  melodischen  und 
harmonischen  Einfachheit  zu  hahen  vermag,  das  beweisen  eine  Reihe  von 
EinzelzUgen,  die  in  ihrer  Frische  und  Volkstiimlichkeit  wahrhaft  wohltuend 
bertihren. 

Pfitzner  ist  einer  der  ganz  wenigen  lebenden  Komponisten,  die  wirklich 
eine  eigene  Sprache  reden,  und  daB  diese  eigene,  neue  und  ungewohnte 
Sprache  manchen  zunachst  hefremdet,  ist  gewiB.  Dies  sollte  eben  ein  An- 
sporn  sein  zu  intensiver  Beschaftiguug  mit  dem  Kunstwerke,  nicht  aber  zu 
lieblosem  Aburteilen  nach  einigen  jedermann  leicht  in  die  Augen  fallen  den 
Schwaehen.  Denn  daB  die  »Rose  vom  Liebesgarten «  keine  ErfUllung,  sondern 
nur  die  VerheiBung  eines  vollendeten  Kunstwerkes  bedeutet,  das  zu  leugnen 
vermochte  nur  blinder  Unverstand  und  Gotzendienerei.  DaB  jedoch  Pfitzner, 
sobald  er  mit  dem  ebenburtigen  Dichter  sich  zu  paaren  vermag,  ein  ganz 
groBes  Kunstwerk  schaffen  konnte,  das  muB  jedem,  der  sich  mit  dieser  tief- 
griindigen  KUnstlernatur  naher  vertraut  gemacht  hat,  als  zweifellose  GewiB- 
beit  erscheinen. 

Die  Oper  hatte  ein  en  schon  en,  warmen  Erfolg,  der  freilich  durch  eine 
mehrmals  einsetzende  Opposition  nicht  unbestritten  war,  zum  SchluB  aber 
einmutig  wurde,  so  daB  nach  manigfachen,  den  Darstellern,  dem  Dirigenten 
und  dem  Regisseur  geltenden  Hervorrufen  der  letztere  namens  des  abwesenden 
Komponisten  danken  konnte.  Es  sind  nicht  die  schlechtesten  Werke  der 
Opernliteratur,  die  bei  ihrer  Erstauffuhrung  geteilte  Meinungen  hervorriefen, 
und  daB  Pfitzner's  >Rose  vom  Liebesgarten*  nicht  jedem  beliebigen  Horer 
gleich  verstandlich  ist,  das  eben  beweist  gerade  ihren  wahren  Gehalt. 

In   der  Tat  haben  die   nachfolgenden,   in   jeder  Beziehung   der  Premiere 

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280  A.  HeuG,  E.  Hirschberg:  Die  Encyklopadisten  u.  d.  franzosische  Oper  im  18.  Jahrh 

ktinstlerisch  iiberlegenen  Auffuhrungen  noch  manchen  unglaubigen  Saulus  zum 
Paulus  gemacbt.  Dafi  aber  ein  Kritiker,  der  docb  ein  solch  kompliziertes 
Werk  nicht  ohne  weiteres  aburteilen  sollte,  schlankweg  seine  MeinuDg  mit 
ein  paar  Witzchen  verbramt,  zum  besten  gibt,  ohne  wenigstens  —  einge- 
standenermafien  —  auch  nur  den  Versucb  gemacht  zu  baben,  den  Klavier- 
auszug  kennen  zu  lernen  —  dieser  Fall  und  seine  Folgen  sollten  noch  viel 
Staub  aufwirbeln.  Dr.  Rudolf  Louis,  der  bekannte  Tonkunstler,  wendet  Bich 
in  einer  »Hans  Pfitzner's  ,Rose  vom  Liebesgarten',  eine  StreitschrifU  *j 
betitelten  Broschiire  energisch  gegen  die  Art,  wie  Baron  Meni,  der  Referent 
der  >Allgemeinen  Zeitung«,  den  Kiinstler  und  sein  Werk  mit  ein  paar  chevale- 
resken  Redensarten  abzufertigen  beliebt,  und  der  sachliche  Ernst,  fern  von 
aller  Personlichkeit,  und  die  Warme  des  Tons,  den  Dr.  Louis  hier  anschlagt„ 
machen  die  Lektiire  dieser  kleinen  wertvollen  Schrift  zu  einem  hohen  GrenuU. 
Gleichzeitig  erschien  eine  Broschiire  von  Paul  Xikolaus  Cofimann,  >Hans 
Pfitzner«2;,  die  Leben  und  Werdegang  des  Komponisten  schildert,  aber  gleich 
der  Louis'schen  Broschiire,  weit  tiber  den  Einzelfall  hinausgehend ,  einen 
gehaltvollen  Beitrag  zu  dem  Kapitel   » Kiinstler  und  Welt*   bietet. 

Edgar  Istel. 


Eugen  Hirschberg:  Die  franzosischen  Encyklopadisten  und 
die  franzosische  Oper  im  18.  Jahrhundert. 

10.  Beiheft  der  Internationalen  Musikgesellschaft. 


Es  ist  mancherlei,  was  die  Behandlung  dieses  Stoffes  gerade  fur  unsere 
Zeit  ungemein  interessant  und  zugleich  sehr  lebrreich  macht,  und  schon  aus 
diesem  Grunde  wiirde  sich  eine  ausfiihrlichere  Besprechung  dieser  Arbeit  recht- 
fertigen,  abgeseben  davon,  dafi  diese  Zeitscbrift  wissenschaftlichen  Werken 
iiber  Musik,  wie  auch  den  verschiedenen  Ausgaben  der  Denkmaler  der  Ton- 
kunst  ihre  besondere  Aufmerksamkeit  schenken  will.  Das  fur  unsere  Zeit 
Wichtige  sind  vor  allem  die  allgemeinen  Gesichtspunkte,  und  zwar  besonders 
eine  Gegenuberstellung  des  Verhaltnisses  der  geistigen  Fiihrer  einer  ^Nation 
zur  Musik  von  damals  und  heute.  Es  ist  heutzutage  undenkbar,  dafi,  mag 
ein  noch  so  groBer  Streit  um  die  Musik  entbrennen,  an  diesem  unsere  ersten 
Geister,  dafi  die  Philosophen  teilnahnaen  und  die  Kampfesweise  wesentlich  be- 
stimmen  hiilfen,  wie  es  bei  der  Stellung  der  franzCsischen  Encyklopadisten  znr 
Musik  tatsachlich  der  Fall  ist.  Und  zwar  schreibt  sich  diese  Sachlage  nicht 
etwa  daher,  dafi  die  franzfisischen  Musiker  nicht  imstande  gewesen  w&ren, 
einen  Karapf,  der  um  ihre  Kunst  entsprang,  nicht  auch  auf  literarischem  Wege 
auszufechten.  Gerade  diejenigen  Musiker,  um  die  sich  der  Kampf  am  sch&rfsten 
drehte,  Rameau  und  Gluck,  in  gewisser  Beziehung  auch  Gr6try,  waren  Astbe- 
tiker  und  Polemiker  genug,  um  das,  was  sie  in  ihren  Werken  ktinstlerisch 
aufstellten,  auch  in  Worten  klarzulegen  und  zu  verteidigen,  was  sie  ja  auch 
in  vorzuglicher  Weise  taten.      Welcher   Art   nun   auch   die   Auteilnahme   der 


1)  Seyfried  &  Co.,  Miinchen. 

2)  Georg  Miiller,  Miinchen  und  Leipzig. 


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A.  HeuC,  E.  Hirochberg:  Die  Encyklopadisten  u.  d.  franzosische  Oper  im  18.  Jahrh.  281 

Encyklopadisten  war,  ob  fOrdernd  oder  hindernd,  klarend  oder  verwirrend, 
sie  zeigt  vor  allem,  welches  ungemeine  Interesse  man  der  Musik  schenkte, 
wie  sie  zeitweise  der  Mittelpunkt  des  ganzen  Denkens  sein  konnte.  Ein 
Blick  auf  unsere  Zeit  wurde  ein  ganz  anderes  Bild  ergeben,  selbst  bei 
ganz  ahnlicben  musikalischen  Verhaltnissen.  Man  versuche  heutzutage  die 
Vertreter  der  Wissenschaften  an  einem  groEen  musikalischen  Streite,  der 
sich  urn  Prinzipien  der  Musik  dreht,  teilnehmen  zu  lassen;  sie  wurden  nicht 
mittun  ktfnnen,  ohne  Zweifel  ziemlich  vollstandig  versagen.  Schon  den 
Kampfen  und  der  Opernr evolution  Richard  Wagner's  hielten  sie  sich  ziem- 
lich fern  und  standen  ihr  teilweise  recht  kuhl  gegentiber,  und  den  Grand 
mussen  wir  unbedingt  zum  grCfiten  Teil  in  der  Entfremdung  der  Vertreter 
der  Wissenschaften  gegeniiber  der  Musik  suchen.  In  solchen  Zeiten  ist  des- 
halb  ein  Blick  auf  Perioden,  in  denen  die  Musik  im  Geistesleben  eine  ganz 
andere  Rolle  spielte,  was  bei  Wendepunkten  der  Musik  einer  Nation  besonders 
zum  Ausdruck  kommen  mu£,  von  nicht  unerheblicber  Wichtigkeit,  und  inso- 
fern  kann  eine  Arbeit  liber  derartige  Zeiten  und  Verhaltnisse  von  aktueller 
Bedeutung  sein.  Diesen  wichtigen  Bezug  auf  unsere  Zeit  hat  vorliegende 
Arbeit  aufler  Acht  gelassen;  doch  ist  dies  zuletzt  Nebensache.  Wichtiger 
ist  die  Frage,  ob  die  Musik,  speziell  die  Oper,  auch  vor  dem  Auftreten 
der  Encyklopadisten  eine  derartige  Rolle  in  Frankreich  spielte,  daJJ  sie  das 
flffentliche  Interesse  erregte.  Diese  Frage  interessiert  nicht  nur,  sondern  ist 
auch  hier  von  entschiedener  Wichtigkeit.  Wie  sich  in  vorliegender  Arbeit 
diese  Frage  darstellt,  ktfnnte  man  meinen,  dafi  das  allgemeine  Interesse  erst 
durch  die  Encyklopadisten  erweckt  worden  und  geradezu  plfltzlich  aufge- 
treten  sei.  AuBer  der  bekannten  Schrift  von  Baguenet  >Paralleles  des  Ita- 
liens  et  Francais  en  ce  qui  regarde  la  Musique  et  les  Operas*  (Paris  1702) 
(S.  7)  und  ihrer  Entgegnung  von  Freneuse  de  la  Vieuville  »Comparaison  de  la 
musique  italienne  et  de  la  musique  franchise  «  (1705)  (woher  diese  der  Ver- 
fasser  kennt,  davon  wird  spate r  die  Rede  sein),  von  welchen  die  erstere  den 
fruhesten  Angriff  auf  die  franzSsiscbe  Oper  macht  und  den  ersten  Hieb  gegen 
die  franzOsische  Musik  fubrt,  wird  uns  nicht  im  mindesten  die  Stellung  klar 
gemacht,  in  welcher  die  tfffentliche  Meinung  zur  franztfsischen  Musik  bis  zum 
Auftreten  der  Encyklopadisten  stand.  Dies  ware  die  erste  Aufgabe  der  Arbeit 
gewesen,  eine  absolut  notwendige  Vorarbeit,  ohne  die  sich  nicht  ergeben  kann, 
wie  die  Encyklopadisten  in  die  ganze  Angelegenheit  mit  eingriffen.  Die  Lite- 
ratur  fiber  die  franzflsische  Oper  ist  gerade  von  dieser  Zeit  (erste  Halfte  des 
18.  Jahrhunderts)  noch  keineswegs  durchgearbeitet  worden,  und  dafi  dies  ein 
vermutlicher  Grand  ist,  warum  auch  Verfasser  dieser  neuesten  Arbeit  uber 
das  Thema  des  Verhaltnisses  der  franzOsischen  Encyklopadisten  zur  franzdsischen 
Oper  diese  ganze  Zeit  vor  dem  Eingreifen  der  Encyklopadisten  ignorierte,  dies 
werden  wir  spater  sehen. 

Was  ferner  eine  Behandlung  dieses  Stoffes  fur  alle  Zeiten  interessant 
macht,  betriflFt  die  Frage,  wieweit  der  positive  Wert  und  die  Grenzen  der 
Laienkritik  gehen.  Hierfur  liefern  die  franzOsiscben  Encyklopadisten  ein 
klassisches  Beispiel.  Denn  als  musikalische  Dilettanten  wird  man  mehr  oder 
minder  alle,  auch  Rousseau,  bezeichnen  mussen,  da  keiner  von  ihnen  die  Musik 
derart  fachm&nnisch  betrieben  hatte  und  sie  beherrschte,  um  in  speziellen 
Fachfragen  seinen  ganzen  Mann  stellen  zu  kOnnen.  Das  Eingreifen  in  musi- 
kalische Angelegenheiten  von  derart  geistvollen  Leuten  erregt  dafur  aber  um 
so  allgemeineres  Interesse,  und  dies  wird  wohl  auch  ein  Grand  gewesen  sein, 


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282  A.  HeuB,  E.  Hirschberg:  Die  Encyklopadisten  u.  d.  franzosische  Oper  im  18.  Jahrh. 

warum  dieses  Thema  in  neuerer  Zeit  zu  wiederholten  Malen  in  Spezialarbeiten 
behandelt  worden  ist1).  Die  Behandlung  der  Frage  scheint  keine  beson- 
deren  Scbwierigkeiten  zu  bieten,  eben  weil  man  es  zu  einem  guten  Teile 
mit  dem  Urteil  musikaiischer  Laien,  allermindestens  nicbt  Fachleuten,  zu  ton 
bat.  Dies  ist  aber  ein  Trugschlufl.  Um  fiber  den  ganzen  Gegenstand  ins 
klare  zu  kommen ,  muB  man  unbedingt  die  Forderung  erbeben,  dafi  ein  Beur- 
teiler  i»-  der  Musik  besser  beschlagen  ist  als  die  Encyklopadisten,  und  dafi  er 
vor  allem  die  franzflsische  Opernliteratur  von  Lully  bis  auf  Gluck  und 
daruber  binaus  genau  kennt,  ferner  uberhaupt  die  Gescbichte  der  Oper  be- 
ne rrscht;  er  muB,  um  es  kurz  zu  sagen,  bistorischen  Sinn  und  Verstandnis, 
der  den  Encyklopadisten  durcbaus  abgeht,  mitbringen.  Und  bier  komme  ich 
denn   auf  vorliegende  Arbeit  im  Speziellen  zu  sprechen. 

Der  Verfasser  teilt  seine  Arbeit  in  zwei  grofie  Teile  ein,  wovon  der  erste 
Abscbnitt  die  franztfsische  Oper  im  18.  Jahrhundert,  der  zweite  die  En- 
cyklopadisten bebandelt.  Die  Literatur  iiber  die  franzCsische  Oper  ist  nicht 
gerade  klein;  jedenfalls  la£t  sich  der  ungef&hre  Gang  ibrer  Entwicklung 
von  Perrin  und  Cambert  bis  auf  Gluck  und  Piccini,  die  als  letzte  Pfeiler 
bier  fur  uns  in  Betracht  kommen,  obne  weiteres  Quellenstudium  angeben, 
wenn  man  weiter  nichts  bezweckt,  als  scbon  Bekanntes  zu  wiederholen. 
Ein  eigentlicbes  Quellenstudium  wiirde  dabei  allerdings  mancbes  der  herr- 
scbenden  Ansicbt  fiber  Lully  und  besonders  aucb  Rameau  Entgegengesetzte 
und  Neue  zutage  fCrdern  und  solcher  Art  der  Musikwissenschaft  einen  be- 
deutenden  Dienst  erweisen.  Hiervon  ist  denn  nun  in  vorliegender  Arbeit 
nicbt  die  Rede;  was  der  Verfasser  fiber  die  franzCsische  Oper  und  deren 
Hauptvertreter  sagt,  scbeint  kaum  an  irgend  einer  Stelle  auf  Quellenstudium 
zu  beruben.  Hierfiber  laBt  sicb  indessen  scbwer  rechten,  besser  und  tLber- 
zeugender  aber  daruber,  welcbe  einschlBgige  Literatur  der  Verfasser  besonders 
benutzt  bat.  Obne  den  geringsten  Hinweis  zu  macben,  folgt  der  Verfasser 
in  seiner  Darstellung  der  franzfisiscben  Oper  keinem  andern  als  Otto  John, 
der  im  ersten  Bande  seiner  Mozart-Biograpbie  ebenfalls  versucht  bat,  ein  Bild  der 
franzCsischen  Oper  bis  zu  Gluck  zu  entwerfen.  Es  wird  mir  nichts  fibrig  bleiben, 
als  diesen  scbweren  Vorwurf  mit  einigen  Beispielen  zu  belegen,  die  zugleich 
zeigen  kOnnen,  in  welch'  unerlaubter  (nacb  dem  Gesetz  der  literarischen  Ehr- 
lichkeit)  Weise  der  Verfasser  seine  Vorlage  benutzt  bat.  Die  Gefolgschaft  er- 
streckt  sicb  namlicb  nicbt  nur  auf  die  allgemeine  Cbarakteristik,  sondern  auch 
auf  Einzelbeiten ,  auf  cbarakteristiscbe  Beiwfirter,  ja  ganze,  entweder  direkt 
abgeschriebene  oder  im  Wortlaut  etwas  umge&nderte  Satze.  Die  Benutzung 
Jahn's  setzt  ungef&hr  mit  Seite  5  ein  und  reicbt  fast  bis  zum  Scblusse  des 
Kapitels.  Ich  gebe  im  folgenden  einige  Beispiele,  an  denen  sicb  diese  Art 
der  Benutzung  Jabns  direkt  nacbweisen  laBt,  es  dem  Einzelnen  nberlassend, 
die  allgemeine  Cbereinstimmung  selbst  nacbzuprufen.     Auf  S.  493  I  sagt 

Jabn  fiber  Lully's  Opern:  Bei  Hirscbberg  beiBt  es  S.  5: 

Man  fand  sie  (Lullys  Musik)  einformig,  Es  konnte  nicbt  ausbleiben ,  daO  man 

8chwerfallig,  langweilig, und  ver-   die  Lullyschen  Opern   mit  der  Zeit  ein- 

fflich  sie  mit  dem  Psalmodieren  (plain-chant)   formig    und   langweilig  zufinden  und  mit 
aer  kirchlichen  Gesange.  dem   rsalmodieren    (plain  chant)   zu  ver- 

gleichen  begann. 

1)  Jules  Carlez:  Grimm  et  la  musique  de  son  temps  1872.  Ad.  Jullien:  La  mu- 
sique  et  les  philosophes  au  18e  siecle  1873.  A.  Jansen:  Rousseau  als  Musiker  1884 
und  Pougin:  J.- J.  Rousseau  musicien  1901. 


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A.  HeuB,  E.  Hirschberg:  Die  Encyklopadisten  u.  d.  franzosische  Oper  im  18.  Jahrh.  283 

Die  Erwfthnung  der  Schriften  von  Raguenet  und  von  Freneose  de  la 
Yieuville,  ferner  das  Zitat  Grimm's  aug  der  Correspondance  litfc.  yon  Hasse  ist 
ebenfalls  auf  Jahn  zuruckzufuhren.  Anmerkangen  4  und  7  auf  der  gleichen 
Seite. 

Oder  fiber  Rameau. 

Jahn  S.  494.  Hirschberg  S.  8. 

J.  Ph.  Rameau  kam  aas  der  Frovinz  Lullys  EinfluC  war  so  bedeutend,  daC 

als  ein  anerkannter  Musiker  1721  nach  es  J.  Fh.  Rameau,  der  als  anerkaunter 
Paris.    Es  gelang  ihm  nur  durch  die  zahe  Musiker  1721  aus  der  Provinz  nach 

Energie  seines  Cnarakters fur  Paris  gekommen   war,   erst  nach  Uber- 

seine     Opern     einen     Platz     neben     den  windung  der  grofiten  Schwierigkeiten  ge- 
Lully8chen  zu  gewinnen.    Er  fand,  als  er  la ng,  seiner  lyrischen  Tragodie  >Hippo!yte 
1733  zuer8t  Hippolyte  et  Aricie  auffuhrte,    et  Aricie*  1733  neben  Lully's  Opern 
den  heftigsten  Widerspruch  von  Seiten  der  Geltung  zu  verschaffen  und  erst  1737  mit 
A nh anger  Lullys,  der  mcht sobald ermiidete ;   seinem  Meisterwerk  > Castor  et  Pollux < 
indea  gelang  es  ihm  seit  dem  entschiedenen   als    54jahriger   Mann,    allgemeine   Aner- 
Erfolg    seines    anerkannten  Meisterwerks  kennung  zu  finden. 
Castor  et  Pollux  1737  die  Herrschaft  auf  der 
Buhne,  wenn  gleich  nicht  ttber  Lully,  doch 
neben  ihm  vollstandig  zu  erringen. 

In  aesthatisch  kritischer  Hinsicht  halte  man  die  Urteile  zusammen: 
Jahn  S.  494  und  495.  Hirschberg  S.  10. 

Rameau8  Oper  war  eine  mit  selbstandiger  Waren  so  R.s  Opern  eigentlich  nur  die 

ErfindungundKunstbildungunternommene  Fortbildung  der  Lully  schen,  keine 
Ausbildung  der  Lullyschen,  keine  Umge-   Umstaltung  ihres  Prinzips. 

staltung   ihres   Prinzips.      Oder:    In   ahn-  das     Orchester     und     die 

licher  Weise  sind  den  Choren  die  Fesseln  Chore,  wenn  er  sie  auch  von  denFes- 
des  bio  Den  Generalbasses  abgenomraen,  seln  des  bloCen  Generalbasses  be- 
die  Stimmen  bewegen  sich  frei  und  aus-  freit  und  die  rhytmische  und  melodische 
drucksvoll.  Bewegung    freier   gestaltet   hat,     mit   zu 

•Die     harmoni8che     Behandlung     ist   reichen    harmonischen    Effekten   in  der 

reicher  und  mannigfal tiger sondern  Begleitung  zu  belasten. 

wird  sogar  gesucht  una  iiberladen. 

Oder:  Das  Orchester  ist  zu  eigentiim-  ,   besonders  was   die   Klang- 

lichen  Effekten  benutzt,  sowohl  durch  die   farben  der  Instrumente  und  die  Ver- 
verschiedenen  Klangfarben  der  Instrumente,   w  e  n  d  u  n  g  des  Orchesters  zu  musikalischen 
als  durch  selbstandlge  Motive,  welche  be-   Motiven    und    mancherlei    Detail- 
sonders  auch  zu  mancherlei  Detailmalerei   malerei  betrifft. 
verwendet  werden. 

Hier  steht,  wie  man  sieht,  Jahn  iiberall  nicht  nur  sichtbar,  sondern  auch 
greifbar  vor  uns;  indem  sein  Urteil,  das  teilweise  durchaus  einer  Revision 
bedarf,  kritiklos  ubernommen  worden  ist. 

Interessant  ist,  wie  der  Verfasser  Anmerkungen  von  Jahn  benutzt  Er  nimmt 
manche  ohne  weiteres  in  seinen  Haupttezt  auf,  aber  samtlich  ohne  Angabe, 
woher  sie  entlehnt  sind,  so  auf  Seite  12,  die  ganz  von  Jahn  (S.  496)  inspiriert 
ist,  die  Anmerkungen  11  und  12,  welch'  letztere  sich  folgendermafien  aus- 
nimmt: 

Jahn  S.  496,  497.  Hirschberg  S.  12,  13 

Auch  das  Pariser  Orchester  mit  seinem  Das  diskret  akkompagnierende 

horbar    taktierenden    Direktor    (dazu    die   Orchester,  das  nur  vom  Klavier  aus 
Anmerkung:    la    der   italienischen    Oper  dirigiert   wurde,    wurde   dem   Pariser 
wurde    nur    vom    Klavier    aus    dirigiert,   Orchester      ruhmend      gegentibergestellt, 
wahrend  in  der  franzosischen  der  Takt  mit  dessen  Dirigent    es  nach  damaliger  Sitte 
einem  Stabe  fortw'ahrend  laut  geschlagen   noch  liebte,   mit   seinem    Stabe   fort- 
wurde.    Vgl.  Gr^try,  M6m.  I,  p.  §9 ff.)  wird   wahrend    den  Takt    aufzuschlagen. 
dem  diskret  akkompagnierenaen  Orchester 
der   Italiener  jyegenuber   als  eine  Gesell- 
schaft  musikali3cn  wenig  gebildeter  Leute 
bezeichnet; 

Z.  d.  II.    V.  DigitizcglbyV^i 


284  A.  HeuB,  E.  Hirschberg:  Die  Encyklopadisten  u.  d.  franzosische  Oper  im  18.  Jahrb. 

Es  wiirde  viel  zu  weit  ftlbren,  wollte  ich  hier  alles  auftuhren,  in  welcher 
Art  Verfasser  sich  an  sein  Vorbild  angelebnt  bat.  Denn  es  ist  kaum  eine 
Seite  in  diesem  Abscbnitt  zu  finden,  auf  welcher  sicb  nicht  Jahn's  Urteil  oder 
ganze  Satze  von  ibm  aufdrangen.  Dies  gescbiebt  sogar  bei  ganz  allgemein 
asthetischen  Fragen,  uber  die  man  gegenwartig  so  ziemlich  einbellig  ins  klare 
gekommen  ist,  und  uber  die  man,  ist  man  der  Meinung  fruberer  ZeiteD,  sich 
allermindestens  ausweisen  muB.  tfber  die  Stellung  der  Dichtung  und  Musik 
in  der  Oper  hOrt  man  heutzutage  kaum  mehr  streiten.  Der  Wagner'sche  Satz, 
daB  Musik  nur  Mittel  sein  solle,  ist  neuerdings  wieder  Gemeingut  ge- 
worden.  Bekanntlich  hat  auch  Gluck  diesen  Fundamentalsatz  der  Opernfisthetik 
mit  groBen  Erfolge  wieder  befolgt,  und  daran  in  erster  Linie  seine  Opernreform 
geknupft.  Dieses  Prinzip  griff  Jahn  von  dem  Standpunkte,  den  ihm  Mozart's 
Opern  und  vielleicht  auch  seine  Wagner-Gegnerschaft  eingegeben  hatten,  an. 
Mit  beinahe  den  gleichen  Worten  tut  dies  aber  auch  der  Verfasser  unserer 
Arbeit,  und  da  es  sich  in  diesem  Falle  auch  urn  die  Selbstandigkeit  eigenen 
Denkens  und  Urteilens  handelt,  so  muB  die  Stelle  angegeben  werden. 

Jahn  S.  512.  Hirschberg  S.  30. 

Da  nach  seiner  (Glucks)  Ansicht  die  Was  man  ihm  (Gluck)  zum   Vorwurf 

Musik    den  Worten    des  Dichters  dienen  machen  kann,  ist daB  die  Musik 

soil,  so  folgt  er  mit  seinem  scharf  charakte-  dem  breiten  Dialog  der  Dichtung  als 

risierenden  Rezitativ  dem  breiten  Dialog  Dienerin   in  jeder  Wendung   folgen 

in  jeder  Wendung  seiner  rhetoriscb  au£  solle. 
geputzten  Darstellung. 

Gluck's  Prinzip  wird  ohne  weiteres  falsch  genannt,  und  zwar  kehrt  diese 
Auffassung  bei  Behandlung  Grimm's  wieder,  der  »verlangt  —  und  das  ist  urn 
so  wichtiger  zu  konstatieren,  als  Gluck  falschlich  das  entgegengesetzte  Prin- 
zip aufstellt  —  daB  in  der  Oper  sich  der  Dichter  dem  Komponisten  unter- 
ordnen  mttsse.«  (S.  62)  Das  ware  iibrigens  eine  der  Fragen  gewesen,  deren 
Behandlung  unbedingt  zum  Thema  gehflrt  hatte :  wie  stellen  sich  die  Encyklo- 
padisten das  Verhaltnis  der  Oper  zum  Drama  vor?  Der  Verfasser  gibt  hieruber 
nur  ganz  nebenbei  Auskunft,  da  er  vom  Wert  dieser  Frage  gar  nicht  durch- 
drungen  ist.  Das  zeigt  sich  uberall,  wo  Verfasser  darauf  zu  sprechen  kommt, 
auch  bei  der  Inhaltsangabe  des  Dedikationsschreibens  Glucks  zur  Oper  Alceste, 
die  Verfasser  wahrscheinlich  auch  nur  aus  zweiter  Hand  kennt  (woher  ist  mir 
unbekannt  geblieben;  teilweise  ist  Jahn  S.  5 OS  benutztj,  da  er  ganz  wichtige 
Ausfuhrungen  Gluck's  auslaBt  und  andere,  die  bei  Gluck  gar  nicht  stehen,  an- 
fuhrt.  Von,  »das  Orchester  solle  nicht  bloB  dazu  dienen,  die  Stimme  der 
Sanger  notwendig  zu  tragen,  sondern  auch  die  inneren  Bewegungen  zu  schildern 
und  die  Situation  zu  malen*  stent  bei  Gluck  auch  nicht  ein  Wort.  Welchen 
Wert  hingegen  Gluck  auf  die  >Erzielung  einer  edlen  Einfachheit*,  dann  auf 
das  Textbuch  legt,  worin  eigentlich  der  Kernpunkt  von  seiner  Reform  liegt, 
davon  steht  hier  aber  nichts. 

Nicht  unwesentlich  zur  Charakteristik  der  Arbeit  ist  es,  wie  der  Verfasser 
sich  gelegentlich  selbst  widerspricht.  Auf  S.  2 1  bei  Behandlung  Gr^try's  wird 
gesagt,  daB  »Gr6try  —  entgegen  Grimm's  Forderung  nach  einem  guten  Rezi- 
tativ —  dieses  einfach  beseitigte  und  durch  den  gesprochenen  Diolag  ersetzte.* 
Diese  Behauptung  entbehrt  erstens  der  Richtigkeit,  indem  die  Opera  comique 
von  jeher  gesprochenen  Dialog  gehabt  hatte,  dann  widerspricht  sich  der  Ver- 
fasser selbst  des  Scharfsten,  indem  er  einige  Seiten  vorher  (S.  16)  ganz  richtig 
ausgefiihrt  hatte,  daB  sich  in  der  auBeren  Form  die  komische  Oper  von  der 
Opera  seria  dadurch  unterschied,   »daB  der  Dialog  gesprochen  wurde,  wahrend 

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A.  HeuB,  E.  Hirschberg:  Die  Encyklopadisten  u.  d.  franzosische  Oper  im  18.  Jahrh.  285 

in  letzterer  derselbe  durchg&ngig  musikalisch  rezitiert  wurde«,  wie  es  auch 
Jahn  S.  503  sagt,  und  wie  es  auch  auf  S.  64  der  Arbeit  zu  lesen  ist,  welche 
Stelle  wieder  von  Jahn  S.  499  (Anmerkungen  22  und  24)  inspiriert  scheint. 
DaB  aber  Gretry  den  gesprochenen  Dialog  eingefuhrt  habe,  davon  sagt  Jahn 
selbstverst&ndlich  nichts.  Aber  es  ist  sogar  mtfglich,  die  Entstehung  dieses 
Irrtums  nachzuweisen.  Jahn  sagt  namlich,  daB  die  komische  Oper  statt  des 
Rezitativs  den  gesprochenen  Dialog  »angenommen  hatte*,  (S.  503)  wobei  er 
naturlich  meinte,  von  Anfang  an,  von  der  Entstehung  der  komischen  Oper 
an.  Er  sagte  dies  aber  gerade  bei  Besprechung  Gretry's,  und  diese  nicht 
geniigend  genaue  Ausdrucksweise  reichte  hin,  um  bei  dem  Arbeitssystem  des 
Verfassers  diesen  Irrtum  zu  erzeugen.  Wo  bequeme  Vorlagen  fehlen,  spielt 
die  Unkenntnis  der  Opernliteratur  dem  Verfasser  oft  Able  Streiche.  Kann 
der  Verfasser  eine  einzige  Oper  von  Monteverdi,  Cavalli  oder  Cesti  (es  sind 
diese  Zeitgenossen  Lully's  genannt)  namhaft  machen,  welche  den  dramatischen 
Ausdruck  »zuweilen  unter  der  Masse  von  Koloraturen  fast  erstickte*,  oder 
wer  hat  jemals  behauptet,  daB  die  franztfsische  Ouverturenform  >von  den  Ita- 
lienern  uberkommen*  sei?    (S.  6.) 

So  mufi  fiber  den  ganzen  Teil  der  Arbeit,  der  die  franzSsische  Oper  be- 
bandelt,  der  Stab  gebrochen  werden,  und  dies  deshalb,  weil  sie  fast  durchaus 
im  AnschluB  an  Jahn  gemacht  worden  ist  und  nichts  wesentlich  Neues  bringt. 
Das  scheinbar  Neue,  Zitate  aus  den  Werken  der  Encyklopadisten,  schreibt 
sich  teils  aus  nachgesehenen  Hinweisen  Jahn's  her,  dann  auch,  weil  dem  Ver- 
fasser aus  seinem  zweiten  Teile,  die  franztfsischen  Encyklopadisten,  viele  Zitate 
zur  Hand  lagen.  Auf  diesen  Hauptteil  mussen  wir  ebenfalls  einen  Blick 
werfen,  wobei  vom  Anfang  gesagt  sein  soil,  daB  die  h&filiche  Arbeit  des  Nach- 
weisens  der  Quellen,  die  der  Verfasser  fur  seine  Darstellung  in  unerlaubter 
Weise  benutzte,  nochmals  vorgenommen  werden  mufi.  Aber  es  bleibt  kein 
andrer  Weg  ubrig,  da  nur  diese  Art  der  Darstellung  vollauf  tlberzeugend  wirkt. 

Wir  k5nnen  hier  gleich  mit  dem  Vorwort  des  Verfassers  beginnen,  in 
welchem  er  einige  Angaben  iiber  die  Schriffcen,  welche  die  franzSsischen  Encyklo- 
padisten behandeln,  macht  und  teilweise  auch  kritisiert.  S.  VH  wird  die  Schrift 
von  Jullien:  La  musique  et  les  philosophes  au  XVlil.  siecle,  genannt,  »  welche 
in  unsystematischer  Weise  an  besonders  markante  Zitate  aus  den  Werken  der 
Philosophen  feuilletonistische  Bemerkungen  iiber  ihr  Verhalten  zur  Musik 
knupft*.  Diese  Schrift,  die  mit  dieser  schlechten  Zensur  bedacht  wird,  liegt 
nun  der  ganzen  Darstellung  der  Encyklopadisten  zu  Grande,  und  zwar  in  einer 
Weise,  die  der  Benutzung  von  Jahn's  » Mozart «  stark  gleicht,  ja  sie  teilweise 
noch  an  Originaltreue  ubertrifft.  Auch  die  Zitate  aus  Schriften  der  Encyklo- 
padisten stammen  zu  einem  grofien  Teile  aus  diesem  Buche,  sodafi  die  Arbeit 
auch  als  blofie  Materialsammlung  wenig  Neues  bietet.  Da  der  Verfasser  auf 
S.  94  sagt,  daB  er  sich  in  dem  Kapitel:  »Cazotte,  Laugier  und  Abbe"  de 
Mably*  auf  »Daten  und  Ausfuhrung  der  Broschfire  von  Jullien  stutze*,  also 
die  Benutzung  seiner  Vorlage  offen  zugibt,  so  muB  der  Beweis  erbracht 
werden,  daB  der  Verfasser  auch  fur  die  andern  Kapitel  durch  den  Mund  seines 
Vorarbeiters  spricht. 

Fiir  genanntes  Kapitel  wird  aber  die  Vorlage  so  sehr  benutzt,  daB  viele 
Stellen  eine  direkte  Cbersetzung  sind  und  nirgends  auch  nur  das  geringste 
Neue  bringen;  da  mutet  denn  mehr  als  eigentumlich  an,  wenn  der  Verfasser 
am  Schlusse  des  Kapitels  sagt  (S.  97);  >Wir  haben  diesen  nicht  so  bekannten 
Gegner  Rousseau's  (Laugier)  etwas  ausfuhrlicher  behandelt,  weil  er  der  einzige 

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286  A.  HeuB,  E.  Hirschberg:  Die  Encyklop'adisten  u.  d.  franzosische  Oper  im  18.  Jahrh. 

war*  etc.,  was  ja  durchaus  das  Verdienst  von  Jullien  ist.  Fur  das  Kapitel 
>  Rousseau*  wird  dann  ferner  das  Buch  voq  A.  Pougin  »J.  J.  Rousseau 
musicien«  herangezogen  und  reichlich  benutzt.  Zum  Nachweis  der  uner- 
laubten  Benutzung  der  genannten  Schriften  seien  einige  Proben  mitgeteilt, 
die  ins  Ungezahlte  vermehrt  werden  ktfnnen.  Z.  B.  gerade  in  dem  Kapitel 
fiber  Grimm: 

Jullien  S.  8.  Hirscbberg  S.  50. 

Grimm,  comme  Rousseau,   ne  jugeait  Fur  Grimm,  wie  fur  Rousseau  war  das 

la  musique  que  d'apres  rimpression  plus  ou   Ohr    in   musikalischen  Dingen  das  allein 

moins   vive  qu'il  ressentait  et  ne  prenait  Entscheidende,   das  Wohlgeiallen,   das   sie 

pour  guide  que  son  oreille.      S.  9  D  va  durch  den  Wohllaut  de«  Gehorten  empfan- 

sans    dire    qu'a    Texemple    de    Rousseau,   den Nach  dem  Beispiel  Rousseau's 

Grimm     estimait    qu'on     pouvait     parler   schrieb  auch  Grimm  sich  das  Recht  zu,  iiber 

musique  sans  en  rien  savoir.  Musikzu  sprechen,.phne  sie  wisseoschaftlich 

iTolgt  ein  Zitat,  (welch1  schlechte  Ubersetzung  von  savoir; 

gemeint  ist  selbstverstandlich,  daB  Gr.  und 
K.  in  der  Musik  keine  Fachmusiker  waren 
betrieben  zu  haben.  Folgt  das  gleicbe  Zitat 
wie  bei  Jullien,  wie  auch  das  folgende  Zitat 
gleich  darauf  bei  Jullien  (S.  9}  stent. 

Oder  im  Kapitel  liber  Rousseau,  in  dem  der  Absatz  auf  S.  67  einen  Auszug 
aus  Jullien  (S.  13)  gibt,  und  bei  welchem  das  Anfuhren  des  Zitats  den  klarsten 
Beweis  liefert,  daB  es  von  Jullien  stammt,  weil  es  die  gleichen  Satze  (nach: 
bonne  foi)  auslaBt.     Hierauf  heifit  es: 

JuUien  S.  15.  Hirschberg  S.  67. 

II  faut,  pour  etre  juste,  reconnaitre  Es  ist  nicht  zu  bestreiten,  daB  Rousseau 

que  Rousseau  avait  un  vif  sentiment  de  sein  ganzes  Leben  lang  von  einer  wahren 
la  musique  et  qu'  elle  avait  sur  lui  un  Leidenschaft  fur  die  Kunst  der  Musik  be- 
puissant  empire,  mais,  bien  qu'  il  se  targuat  seelt  und  sein  musikalisches  Gefuhl  aufs 
du  titre  de  philosophe,  il  la  jugeait  uni-  feinste  ausgebildet  war  . .  .  .  ,  S.  68.  Trotz 
quement  d'apres  ses  sensations  et  mettait  dieserphilosophischenBeffrundungstammen 
toute  sa  science  du  raisonnement,  .  .  . .  ,  R.'s  musikahsche  Urteile  stets  aus  den 
au  service   de  la  musique  qui  le  ravissait   Empfindungen ,  die  zufallig  gehorte  Musik 

le  plus  a  un  moment  donne;  il  faisait  ainsi   in  mm  zuriicklieG, Das  Lustgefuhl 

de  la  raison  rhumble  servante  de  Toreille.   des  Gehors  war  fur  ihn  das  Entscheidende. — 

Das  vorhergehende  Zitat  aus  der  »Lettre  sur  la  musique*  steht  ebenfalls 
bei  Jullien  (S.  14),  w&hrend  der  folgende  Abschnitt  einen  Auszug  aus  Pougin 
gibt,  wogegen  man  nicht  so  sehr  viel  einwenden  kftnnte,  wenn  nicht  bei  der 
Aufzahlung  der  Rousseau'schen  Musikschriften,  die  mit  einigen  (wohl  flucntigen) 
Auslassungen  Pougin  S.  47  entnommen  ist,  Stellen  wie 

Pougin  S.  47.  Hirschberg  S.  69. 

sans  compter  peut  etre  aussi  son  im-  5.   mit  mehreren  Kapiteln  in   seinem 

portant  Essai  sur  1  origine  des  langues,  qui  hervorragenden  >E.  s.  Tong.  d.  l.«,  welches 
semble  dater  de  la  meme  epoque ,  mais  aus  derselben  Epoche  zu  stammen  scheint, 
qui,  ainsi  que  les  deux  precedents,  ne  fut  wenn  es  auch,  wie  die  vorhergehenden 
publie  que  beaucoup  plus  tard,  dans  Schriften,  erst  viel  sp'ater  in  die  Auagabe 
I1  edition  de  ses  oeuves  completes.  seiner     ceuvres    completes    aufgenommen 

vrurde. 
darlegen  wurden,  wie  vollstandig  abhangig  man  von  seiner  Vorlage  ist.  Es 
hat  keinen  weiteren  Zweck,  hier  Stelle  ftlr  Stelle  zu  zitieren,  da  die  Kritik 
einen  gewaltigen  Umfang  annehmen  wurde  und  es  keine  h&filichere  Arbeit 
gibt,  als  auf  diese  Weise  gegen  eine  Arbeit  verfahren  zu  muesen.  Der 
genaue  Nachweis,  daB  der  grofite  Teil  dieser  Scbrift  von  Vorlagen  so  durcb- 
aus  abhangig  ist,  daB  von  einer  ehrlichen,  einigermaBen  eelbstandigen  Arbeit 
keine  Rede  ist,  kann  selbstverstandlich  jederzeit  angetreten  werden.    DaB  Ver- 

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Musikberichte.  287 

fasser  einiges  neue  Material  aus  Schriften  der  Encyklopadisten  bringt,  soil, 
wie  bereits  gesagt,  genie  anerkannt  werden;  mangelhaft  ist  aber  in  dieser 
Beziehung  besonders  die  Durcharbeitung.  Verfasser  sichtet  nicht,  bat  sicb 
nicht  den  geringsten  Plan  gemacht,  nacb  welchem  die  Schriften  der  Encyklo- 
padisten dnrcbzuarbeiten  waren,  wiederholt  sicb  oft  (was  Rousseau  z.  B.  fiber 
die  Melodie  sagt,  findet  sich  an  verscbiedenen  Stellen,  z.  B.  S.  75  and  S.  78  <, 
er  behandelt  immer  wieder  Dinge,  die  mit  dem  Thema  »Die  Oper  und  die 
Encyklopadisten*  nicht  das  Geringste  zu  tun  haben,  so  die  rein  theoretisch- 
mnsikalischen  Fragen,  wie  fiber  Harmoniesysteme  u.  dgl.  In  welcher  Art  die 
Schriften  der  Encyklopadisten  zu  behandeln  w&ren,  das  vermag  in  ausgezeich- 
neter  Weise  der  Aufsatz  Hermann  Kretxschmar's  »Die  Correspondence  litteraire 
als  musikgeschichtliche  Quelle  <  im  eben  erschienenen  Jahrbuch  der  Musik- 
bibliothek  Peters  fur  1903  zu  zeigen,  der  mich  infolgedessen  der  Miihe  ent- 
hebt,  noch  naher  auf  diese  Arbeit  einzugehen  und  darzutun,  was  man  alles 
Ton  einer  Spezialarbeit  wie  der  des  Verfassers  erwarten  kann  und  darf.  Doch 
dieses  ware  selbstverstandlich  kein  Grand ,  warum  diese  Schrift  als  selb- 
standige  Arbeit  nicht  anerkannt  werden  kann:  es  ist  die  literarisch  unehrliche 
Art  und  Weise,  wie  vom  Verfasser  Vorarbeiter  benutzt  wurden.  Gegen  diese 
mufl  unter  jeden  Umstanden  Einspruch  erhoben  werden,  und  aus  diesem 
Grande  schreiben  sich  auch  in  erster  Linie  diese  Zeilen  her. 

Alfred  Heufi. 


Musikberiohte. 


Berlin.  Oper.  Am  Neujahrstage  wurde  die  200.  Auffuhrung  der  ,Mignon'  von 
A.  Thomas  festlich  begangen ;  die  auBere  Ausstattung  war  fast  zuprachtig,  der  musikalische 
Teil  hatte  besser  sein  konnen.  Der  Wiesbadener  Kapellmeister  Prof.  Schlar,  der 
dirigierte,  kann  sich  mit  onseren  standigen  Kapellmeistern  nicht  messen;  er  gefallt 
sich  in  krassen  Gegensatzen  und  liebt  besonders  das  Blech  und  die  groBe  Trommel. 
Infolge  der  aus  Sicherheitsruck&ichten  fttr  das  Personal  erfolgten  zeitweitigen  SchlieOung 
des  Opernhauses  (vom  16.  Jan.  ab)  und  Verlegung  der  Vorstellungen  nach  dem  nicht 
alle  Tage  freien  Neuen  Operntheater  muBten  die  versprochenen  Neueinstudierungen 
and  Novitaten  verschoben  werden.  Die  Wiedereroffhung  des  Opernhauses  konnte  erst 
am  1.  Marz  erfolgen.  Bald  darauf  erlebte  Saint-SaeW  »Samson  und  Dalilac  die  60.  Auf- 
fuhrung innerhalb  3  Jahren,  wurde  die  langst  versprochene  Neueinstudierung  des 
> Lohengrin*  zur  Tatsache;  diese  brachte  nicht  nur  eine  uberaus  prachtige  aufiere 
Ausstattung,  sondern  war  wieder  einmal  eine  musikalische  Tat  unserers  KM.  Dr  Muck; 
ob  es  freilich  richtig  war,  die  Striche  in  den  Finalis  des  2.  und  3.  Akts  wiederaufzu- 
machen,  mochte  ich  bezweifeln,  da  durch  Wiedereinfuguug  der  musikalisch  schonen 
Enaemblestellen  der  Gang  der  Handlung  aufgehalten  wird. 

Das  Theater  des  Westens  hielt  im  Januar  mit  seinen  Novitaten  zuriick, 
offenbar  urn  das  Ensemble  durch  Vorflihrung  alterer  bekannter  Opera  zu  festigen. 
Als  ein  Zugstuck  erwies  sich  Ofifenbachs  ,Schone  Helena',  die  in  der  prachtigen  Neu- 
ausstattung  bereits  30  Wiederholungen  erlebt  hat,  obwohl  die  Besetzung  nicht  hervor- 
ragend  war;  im  3.  Akt  war  eine  groCe  Ballettpantomine  »Das  Urteil  des  Paris*  von 
Direktor  Alois  Prasch  eingeschoben ,  zu  der  S.  Landecker  die  Musik  nach  Offenbach- 
und  Wagnermotiven  (welch  ein  Frevel!)  zusammengestellt  hatte.  Bei  der  Neuein- 
studierung von  Nicolais  ,Lustigen  Weibern'  uberragte  der  Falstaff  des  Herrn  Stammer 
bei  weiten  das  Ensemble,  in  dem  ubrigens  fast  taglich  neue  Krafte  auftreten.    Die 


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288  Musikberichte. 

Urauffiihrung  von  Oskar  Straus  einaktiger  Oper  »Colombine«  (13.  Febr.)T 
deren  Text  nach  Erich  Korns  gleichnamiger  Bajazzade  von  Arthur  Pserhofer  bearbeitet 
ist,  brachte  eine  Entt'auschung :  selbst  das  Colombinenlied  war  schwach;  die  Stellen 
aber,  wo  der  bekannte  Uberbrettlkomponist,  pathetisch  oder  gar  tragisch  wurde,  ver- 
fehlten  vollig  ihre  Wirkung.  Trotz  vorziiglicher  "Wiedergabe  der  Hauptrollen  durch 
Lina  Doninger  und  Hans  Geissler  ist  dieses  Werkchen  doch  bald  vom  Repertoir  ver- 
schwunden.  Nicht  viel  besser  ist  es  der  einaktigen,  mehr  als  40  Jahre  alten  Operette 
>Die  Tante  schlaft*  von  Henri  Caspers  ergangen,  obwohl  Lina  Doninger  darin  als 
Kammerzofe  Hervorragendes  leistete.  Marschners  ,Templer',  der  unserer  Hofbuhne 
seit  melir  als  20  Jahren  ferngeblieben  ist,  erlebte  unter  Hans  Pfitzner  eine  verhaltnis- 
m'aBig  gute  Auffuhrung ;  noch  groBere  Striche  waren  dem  oft  schleppenden  Gang  der 
Handlung  fdrderlich  gewesen.  Juan  Luria  war  ein  tiichtiger  Templer,  brav  Herr 
Geissler  als  Richard,  famos  Stammer  als  Tuck;  lebhaft  interressierte  Roxy  King  als 
Rebecca.  —  Kleists  Lustspiel  ,Der  zerbrochene  Krug'  ist  von  Heinrich  Lee  zu  einer 
volkstiimlichen  komischen  Oper  in  3  Akten,  von  denen  die  2  ersten  die  aus  Kleist 
sich  ergebende  Vorgeschichte  enthalten,  mit  einigen  Veranderungen  hergerichtet,  bzw. 
auseinandergezogen  worden;  naturlich  hat  —  gleichgiltig  ob  der  Gang  der  Handlung 
darunter  leidet  oder  nicht  —  jede  Figur  ihre  Arie  oder  ihr  Couplet  erhalten;  sogar 
der  Gerichtsrat  Walter  macht  nach  seiner  nachtlichen  Ankunfb  im  Gasthaus  seinen 
Gefiihlen  iiber  die  Friihlingsnacht  in  einer  l'angeren  Arie  Luft!  Wichtige  Punkte  der 
Handlung,  vor  allem  die  den  dritten  Akt  fUllende  Gerichtsszene  sind  dem  Dialog  uber- 
wiesen,  der  am  besten  ist,  wenn  er  sich  wortlich  an  Kleist  anschlieBt.  Im  allgemeinen 
ist  das  Libretto  kein  Meisterwerk.  doch  bietet  es  einige  hiibsche  Ensembleszenen.  Die 
Musik  zu  dieser  Oper,  die  am  17.  M'arz  mit  'auBerlich  starkem,  aber  sicberlich  nicht 
nachhaltigen  Erfolg  in  Szene  ging,  riihrt  von  Georg  Jarno  her,  einem  geschickten 
Instrumentator,  fur  den  volkstumlich  mit  sentimental- vulgar  identisch  zu  sein  scheint ! 
Er  hat,  nicht  bloB  in  der  Operettenliteratur,  fleiBig  Umschau  gehalten;  die  Stellen. 
die  nicht  nach  beruhmten  Mustern  gearbeitet  sind,  sind  zu  zahlen.  Czibulka's  Stephanie- 
Gavotte  wird  bei  dem  Besuch  des  Dorfrichters  in  Evchens  Kammer  zu  neuem  Leben 
erweckt.  Die  potpourriartige  Ouvertiire  ist  viel  zu  lang,  das  Orchestervorspiel  vor 
dem  3.  Akt  langweilig  und  uberflussig.  Am  gelungensten  ist  wohl  der  Walzer  Evchens 
im  2.  Akt  und  das  Terzett  zwischen  Eva,  ihrem  Brautigam  und  ihrer  Mutter; 
charakteristisch  das  Couplet  des  Dorfschreibers  (im  3.  Akt),  dessen  Text  fur  eine 
Volksoper  aber  reichlich  frivol  ist.  Der  neue  Lortzing,  den  wir  brauchen,  ist  Herr 
Jarno  sicher  nicht.  Die  Oper  war  von  Kapellmeister  Max  Roth  gut  einstudiert;  Lina 
Doninger  feierte  als  Eva  Triumphe,  wahrend  Stammer  als  Dorfrichter  nicht  ganz  auf 
der  Hohe  stand.  W.  Altmann. 

Bern.  Da  unsere  Opernbiihne  einige  Jahre  lang  ganz  feiern  muBte,  so  gibt  ihre 
erste  Tatigkeit  im  neuen  Hause  (s.  Heft  3,  S.  131}  ein  anschauliches  Bild  iiber  die 
Lebensbedingungen,  unter  die  in  einer  Stadt  mittlerer  GroBe  ein  Institut  dieser  Art 
sich  gestellt  sieht.  Es  ist  von  vornherein  klar,  daB  die  Buhne  zun'achst  mehr  dem 
Geschmack  des  Publikums  zu  folgen,  als  solchen  zu  bilden  oder  in  groBerem  MaBstab 
zu  beeinflussen  hatte.  Eine  geschickte  und  gebildete  Direktion  wird  gleich  danach 
trachten,  beides  zu  vereinigen,  um  iiber  augenblickliche  Erfolge  hinaus  eine  Grundlage 
fur  ihre  sp'atere  Wirksamkeit  zu  gewinnen.  Aber  die  Aufhahmefahigkeit  des  Publi- 
kums wirkt  wie  ein  ehernes  Gesetz.  Darum  konnte  auch  hier  jedes  Werk  nur  in  einer 
kleinen  Reihe  von  drei  oder  vier  Vorstellungen ,  selten  mehr,  erscheinen,  womit  es 
zusammenh'angt,  daB  die  Menge  der  aufgefuhrten  Werke  entsprechend  groB  war.  Da 
fallt  es  nun  auf,  wie  wenig  neuere  Schopfungen  ein  Operninstitut,  wenn  ihm  nicht 
groBstadtische  oder  residenzliche  Hilfsquellen  zu  Gebote  stehen,  zu  bieten  vermag. 
Rechnen  wir  von  der  Wagner'schen  Muse  Tannh'auser  und  Lohengrin  noch  zu  den 
'alteren  Werken  (die  Walkure  ist  erst  in  Vorbereitung),  so  ist  mit  der  unvermeidlichen 
Cavalleria  nebst  Pagliacci  und  Humperdinck's  Hansel  und  Gretel,  wozu  sich  das 
Melodram  Konigskinder  gesellte,  eigentlich  alles  neuere  genannt;  nur  Hoffmann's  Er- 
z'ahlungen,  die  ja  jetzt  die  Runde  auf  alien  Biihnen  machen,  sind  noch  beizufiigen. 
Die  Griinde  fur  diese  Beschrankung  sind  ja  nicht  bloB   lokaler  und  auch  nicht  bloB 


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Musikberichte.  289 

finanzieller  Nator.  Sie  kommt  aber  keineswegs  ausschlieBlich  oder  auch  nur  vor- 
wiegend  den  Werken  der  klassischen  Periode  zugut.  Einige  andere  Gruppen  erfreuerv 
sich  dauernder  Sympathien.  Wir  nennen  die  altere  groBe  franzosische  Oper  (JUdin, 
Hugenotten ,  Margarete  ,  deren  Art  den  beutigen ,  mehr  fur  das  Dramatische  ge- 
schulten  Darstellern  besonders  gut  liegt;  wir  nennen  ferner  die  Gruppe  Lortzing- 
Xicolai,  die  der  dankbarsten  Aufnabme  immer  nocb  sicher  ist.  Eine  dritte  Gruppe,  die 
Operette,  hat  man  nacb  einigen  nicbt  erfolglosen  Versucben  mit  Recbt,  d.  b.  zugunsten 
einer  sebr  notwendigen  Konzentrierung,  bei  Seite  gelegt,  und  denkt  sie  fortan  ganz 
der  Sommerbiibne  zu  uberlassen.  Wenig  sind  die  Italiener  zu  Worte  gekommen,  in 
der  zweiten  Saisonhalfte  nur  mit  Rossini's  Barbier,  dessen  rezitierender  Teil  eines 
wiirdigeren  Gewandes  auf  deutscben  Bubnen  dringend  bediirftig  ware.  Die  deutscbe 
Oper  der  klassischen  und  fruhromantischen  Periode  blieb  auf  Zauberflote,  Don  Juan, 
Fidelio  und  Freischiitz  beschrankt,  was  freilich  von  dem  idealen  Standpunkte  einer 
mehr  intensiven  Kunstpflege  vollig  genug  ware.  Bei  der  Zauberflote,  auf  deren 
Szenierung  besonderer  FleiB  verwendet  wurde,  ist  das  Ideal  insofern  erreicht 
worden,  als  es  nach  einer  stets  vollbesuchten  Serie  gelang,  das  Werk  durch  eine 
Sonntag8nacbmittags-Auffuhrung  in  die  Reihe  der  Klassikervorstellungen  mit  hinein- 
zubringen,  was  zu  Stadt  und  Land  freudig  anerkannt  und  mit  einem 
ausverkauften  Hauae  belohnt  wurde.  Der  Versuch  h'atte  noch  einige  Male  gewagt 
werden  diirfen ;  aber,  wie  icb  glaube,  liegt  die  Schwierigkeit  dariii,  daB  fur  den  Sonn- 
tag  Abend  dann  je  ein  besonders  zugkraftiges  Stiick  der  Schauspielsparte  bereit 
sein  miisste,  wenn  nicbt  doch  ein  Minderertrag  eintreten  sollte.  Mit  Mozart's  Don 
Juan  sind  wir  noch  lange  nicht  soweit,  daB  er  als  klassisches  Stuck  den  breiten  Volks- 
schichten  als  Bildungsmittel  zugefiihrt  werden  diirfte;  die  Grunde  sind  allgemeiner 
Natur  und  sattsam  bekannt.  Nach  den  Munchener  Erfolgen  sollte  man  aber  nicht  so 
resigniert  der  Verdeutschungsfrage  gegeniiberstehen,  wie  der  Herausgeber  des  Buches 
in  der  Reclam'schen  Sammlung,  C.  F.  Wittmann,  der  (S.  12  dort)  meint:  >die  Ge- 
sangslehrer  und  Konservatorien  batten  keine  Zeit,  literarhistorische  Studien  und  Prii- 
fungen  neuer  tJbersetzungen  zu  machen.c  Vielleicht  haben  diese  auch  >  keine  Zeit< 
mehr,  ihren  Schulern  die  Regeln  iiber  die  notwendigen  Verzierungen,  iiber  die 
sympathischen  Noten,  das  appoggiamento  usw.  beizubringen ,  die  man  vor  30  bis 
50  Jahren  auch  in  deutschen  Landen  noch  ganz  gut  kannte,  wie  una  z.  B.  Ferd. 
Siebers  Lehrbuch  der  Gesangskunst  beweist  Die  hiesigen  Sanger,  sonst  ganz 
tuchtig  gebildete  Krafte,  wissen  groBenteils  nicht  einmal  im  Seccorezitativ  diese  Regeln 
anzuwenden.  Eine  in  der  Tagespresse  aufgetauchte  Einzelfrage,  ob  der  Donner  im 
ersten  Finale  berechtigt  sei,  habe  ich  in  einem  Aufsatz  im  hiesigen  >Bund«  benutzt, 
um  das  Interesse  des  Publikums  fur  die  Fragen  der  Szenierung  und  Verdeutschung 
des  Meisterwerks  wieder  einmal  rege  zu  machen.  A.  Thiirlings.1). 

Genf.  Im  letzten  Bericht  sind  einige  Druckfehler  zu  korrigieren ;  es  muB  heiBen 
>Barblan«  und  eine  Zeile  weiter  »Otto  Wend«,  auf  Zeile  12  und  11  (von  unten  ge- 
leaen)  »geschulmeistertc.  >Traduttose-traditose«  korrigiert  sich  von  selbst  in  »Traduttore 
traditore«. 

Seit  dem  letzten  Bericht  ist  nun  manches  zu  berichten.  Die  Abonnements- 
konzerte  wurden  am  20.  M'arz  beendigt.  Das  vierte  Konzert  brachte  uns  einen 
berrlichen  Beethoven -Abend  mit  Auffiihrung  der  neunten  Symphonic.  Herr  Prof. 
Lauber  hat  das  Yerdienst,  das  Verstandnis  fur  diese  Riesenpartitur  im  Publikum  ge- 
weckt  zu  haben  durch  einen  Vortrag  iiber  Gkschichte,  Bau  und  Asthetik  der  neunten 


i)  In  dem  sehr  interessanten  Aufsatz  beantwortet  der  Verfasser  die  Frage  durch- 
aus  bejahend.  Er  sttitzt  sich  insbesondere  auf  die  Worte  der  Gegner  Don  Juans: 
Odi  il  tuon  della  vendetta!  Hor  den  Donner  der  Rache!  »Die  Art  nun,  wie  Mozart 
in  mehrfacher  Wiederholung  gerade  das  Wort  >Odi«  mit  scharfem  Akzent  an  die 
Spitze  stellt,  und  wie  nachher,  wo  Juan  eine  trotzige  Haltung  annimmt,  das:  Odi  il 
tuon!  ganz  fur  sich  allein  ihm  entgegengeschleudert  wird:  Horch,  horch,  wie's  donnert! 
weist  doch  zu  deutlich  auf  ein  wirkliches  Gtewitter  hin  und  1'aBt  die  Beschrankung  auf 
bio  C  bildliche  Ausdeutung  kaum  mehr  zu.<  Die  Redaktion. 


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290  Musikberichte. 

Symphonic.  —  Vor  etwa  20  Jahren  hatte  Hugo  von  Senger  das  Werk  unter  ziem- 
lich  erschwerenden  Umstanden  zur  Ausfiihrung  gebracht;  diesmal,  unter  Willy  Reh- 
berg,  ging  alles  gut  yon  statten,  soweit  dies  bei  immer  noch  zu  kurzer  Vorbereitungs- 
zeit  eben  moglich  war. 

Das  fiinfte  Konzert  war  den  Romantikern  Schumann  und  Mendelssohn  ge- 
widmet. 

Der  russischen  und  skandinayischen  Schule  gait  das  sechste  Konzert  mit 
Rimsky-Korssakoffs  Symphonic  »Antar«,  Liedern  von  Tschaikowsky,  gesungen  von  Frau 
Ida  Ekman,  einer  authentischen  Finnlanderin  und  Glazounows  Thema  mit  Variationen, 
der  6.  Symphonic  entnommen.  Einc  gate  Schulerin  Leschetitzki's,  Frl.  Marcelle 
Charrey  aus  Genf,  spielte  Grieg's  Amoll-Konzert ;  zum  Schlufi  kam  eine  gauze 
Reihe  schwedischer  Lieder-Komponisten  zu  Wort. 

Das  siebente  Abonnementskonzert,  und  damit  wollen  wir  heute  schHeOen. 
gait  der  neufranzosischen  Schule,  die  in  unserer  halbfranzosischen  Stadt  viele  Sympa- 
thien  genie&t.  Es  gab  da  zunachst  Henri  Duparc's  »Lenore«,  eine  symphomsche 
Dichtung,  in  der  man  von  der  Entftthrung  Leonorens  durch  ihren  toten  Brautigam 
unterrichtet  wird  (naeh  Bfirgers  Ballade).  Von  dem  sear  chromatisch  gesinnten,  scharf- 
geistigen  Tonspekulanten  Vincent  d'Indy  erklangen  Fragmente  aus  der  neuesten  Oper 
».L'Etranger«.  Von  Henri  Rabaud,  Schiiler  Massenets,  konnte  man  eine  'Ecloga  nach 
Virgiline'  »Bucolica«  bewundern.  Der  Geiger  Oliveira  (Valerio  Franchetti)  trag  das 
famose  Konzert  von  Lalo  vor,  sowie  die  Havanaise  von  Saint-Saens  >la  joyeuseMarche* 
von  Chabrier,  eines  der  erlesensten  Stiicke  franzosischer  Schule,  beschloO  den  Abend. 

C.  H.  Richter. 

Karlsruhe*  Zur  Pflege  der  Musikgeschiehte.  [Bachkonzert.  Vortrag  uber 
Gluck].  Bin  wirklichcs  Verdienst  unserca  fruheren  GenerahnusikdirektorB  Mottl  war 
sain  begeistertes  Eintrcten  fur  Bach.  Er  erhob  in  einem  Vortrag  den  Ruf :  >mehr 
Bach!<  und  funrte  in  einer  Anzahl  von  Kircbenkonzerten  fast  ausschlieBlich  Werke  des 
AHmeisters  vor.  Erziehen  soUte  diese  hohe  Kunst  zur  Freude  an  allem  Hoehsteheaden 
und  Tieftinnigen,  ablenken  vom  Oberflachlichen,  und  so  aueh  klarend  wirken  zum 
Verstandnis  der  Werke  der  Gegenwart,  zur  Unterscheidung  zwischen  dem,  was  ernst. 
gehaltvoll  und  bedeutend,  und  dem,  was  seichte  Tagesware  ist  Diese  Bhnichtung 
hat  nach  Mottl's  Weggang  Hofkapellmeister  Gorter  fortgefuhrt.  und  so  batten  wir 
vor  kurzem  die  7.  >  Auftuhrung  kirchlicher  Musik  mit  besonderer  Beriickeichtigung  der 
Werke  von  Johann  Seb.  Bach*.  Es  sind  ja  unerschopfliche  Sch'atae,  die  noch  zu 
heben  sind  —  wer  kennt  wohl  alle  286  Kirchenkantaten?  —  und  ist  auoh  nicht  alles 
gleichwertig,  so  ist  doch  auch  kein  Werk  darunter,  das  nicht  glanzende  Perlen  auf- 
wiese.  Den  Beginn  machte  Nr.  62  der  Breitkopfschen  Ausgabe  >Nun  komm,  der 
Heiden  HeUandc,  ein  in  alien  Teilen  ganz  vollendetes  Werk;  der  erste  Chor  sucht 
in  ganz  unglaublicher,  nur  einem  Bach  moglicher  Kunst  die  gauze  Tiefe  des  gottfcchen 
Geheimni88es  una  zu  offenbaren;  die  frische  Tenorarie  in  G  gibt  der  Freude  fiber 
dieses  Wunder  lebhaften  Ausdruck,  ebenso  bewunderungswurdig  ist  die  BaOarie  in  D, 
»Streite,  siege,  starker  Held* !  Besondere  Beachtung  verdient  es,  wie  wenig  hier  die 
Koloratur  aufierlicher  Schmuck  ist,  sondern  wie  naturlich  sie  dem  freudigen  Kraft- 
gefuhl  entquillt.  Es  folgte  die  Kantate  (Nr.  57  Br.)  >Selig  ist  der  Mann*,  ein  Dialog 
zwischen  Jesus  und  der  Seele.  Nach  dem  wunderbaren  Bibelwort,  das  die  Einleitung 
bildet,  folgt  ein  Text  von  der  weichen,  spielenden  Art  der  Herrenhuter  Dichtung  jener 
Zeit,  die  auch  in  die  religiosen  Stoffe  das  unwahre,  saftlose  Liebesgetandel  des  damaligen 
Modegeschmacks  hineintragt.  Und  nun  kommt  Bach  daruber,  hebt,  adelt,  verklart,  wie 
una  das  ja  in  den  Passionen  auch  so  deutlich  hervortritt,  das  Geringe,  Kraftlose,  ja  Un- 
wahre und  schafft  Werke,  deren  tfberlegenheit  gegentiber  der  gleichzeitigen  Dichtkunst 
ganz  unermeGlich  ist.  Die  einleitende  BaCarie  mit  ihren  ausdrucksvollen,  langgezogenen 
Noten,  die  Sopranarie  >ich  wiinsche  mir  den  Tod*  schlagen  tiefbewegliche  Tone  an, 
w'ahrend  in  den  folgenden  Worten  Jesu  Trost  und  Zuversicht  gespendet  wird  und, 
nachdem  die  Seele  diesen  Trost  in  sich  auf-  und  angenommen,  der  Schlufichor,  trotz- 
dem  die  Freude  eine  verhaltene  ist,  doch  von  der  siegesgewissen  Melodie  >Lobe  den 
Herren*  getragen  wird.    Den  SchluB  bildete  Kantate  Nr.  28,  »Gottlob,  nun  geht  das 


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Musikberichte.  291 

Jahr  zu  Ende«,  beginnend  mit  einer  einfach-lieblichen,  lebhaft  fortschreitenden  Sopran- 
arie,  woranf  ein  figurierter  Choral  von  vollendetster  Kunst  und  tiefer  Wirkung  folgt. 
In  einem  Duett  zwischen  Alt  und  Tenor  benntzt  der  Tondichter  die  Koloratur,  urn 
die  wichtigsten  Worte  nachdrucklich  hervorznheben.  —  Freilich  kann  man  nicht  ver- 
schweigen,  daB  manches  nicht  sehr  sanglich  ist,  und  darum  unsern  heutigen,  raeist  in 
der  Technik  dee  Gesanges  nicht  lange  und  griindlich  genug  ausgebildeten  Sangern 
sobwere  Aufgaben  stellt.  —  Zwischen  die  drei  Bach'schen  Eantaten  war  Palestrina's 
>Stabat  Mater*  (mit  Benutzung  der  Vortragsbezeichnung  usw.  von  Wagner).  >Wie 
anders  wirkt  dies  Zeichen  auf  mich  ein*,  und  doch:  alles  wahrhaft  GroBe  ist  sich 
wesensverwandt  und  lafit  sich  darum  auch  zusammen  bringen.  Yerdienstlich  sind  auch 
bei  dieeen  Konzerten  die  Erlauterungen,  die  den  Programmen  beigegeben  sind;  wie 
wenige  Besucher  sind  in  der  Lage,  aus  den  Quellen  zu  schopfen,  einen  Spitta  oder 
Bitter  nachschlagen  zu  konnen!  — 

In  gleicher  Weise  verdienstlich  fur  Kenntnis  und  Wiirdigung  der  bedeutendsten 
Erscheinungen  frfiherer  Musikperioden  war  der  Vortrag,  den  Professor  Ordenstein, 
Direktor  des  hiesigen  Konservatoriums,  in  der  »Yereinigung  fur  heimatliche  Kunst- 
pflege«  fiber  »  Gluck,  den  Reformator  der  Oper*,  hielt.  Er  bildete  die  Fortsetzung 
eines  im  vorigen  Jahre  an  gleicher  Stelle  fiber  die  »Entstehung  der  Oper<  gehal- 
tenen.  Dort  hatte  der  Vortragende  fiber  Entwicklungen  auBerhalb  des  deutschen 
Vaterlandes  berichten  mfissen;  aber  es  gait,  die  Entstehung  einer  Kunstgattung 
darzulegen,  die,  wenn  auoh  nicht  in  Deutschland  erwachsen,  doch  hier  ihre  groBte 
Vertiefung  und  wfirdigste  Ausgestaltung  gefunden  hat,  so  daB  seit  Wagner  ja 
die  0pemkompo8ition  aller  Lander  von  Deutschland  aus  beeinfluBt  worden  ist.  Im 
cKesjahrigen  Vortrag  wurde  zuerst  ein  Bild  gegeben  von  dem  Verfall,  in  den  die  urn 
das  Jahr  1600  zu  Florenz  geschaffene  Kunstform  geriet,  wie  sie,  losgelost  von  allem 
volkstumlichen  und  mit  dem  Leben  zusammenhangenden  organischen  Bilden,  immer 
mehr  zur  hofischen  Luxuskunst  herabsank,  die  ihren  Zweck  nicht  mehr  im  Ausdruck 
menschlichen  Fuhlens,  sondern  nur  noch  in  der  Entfaltung  auBerlichen  Prunkes  und 
leerer  Gesangsvirtuositat  sah.1)  Die  Sanger  und  Sangerinnen  mit  ihren  Bedfirfnissen 
naoh  personlichen  Erfolgen  wurden  fur  die  immer  mehr  zu  schablonenhafter  Massen- 
produktion  herabsinkenden  Opernhervorbrmgungen  die  mafigebenden  Hauptpersonen, 
nach  deren  Wfinschen  Textdichter  und  Komponist  ihr  Werk  einzurichten  hatten.  Aus 
der,  diesem  Verhaltniese  entspringenden  Anspruchslosigkeit  in  bezug  auf  den  innern 
Wert  der  Dichtung  und  der  Olusik  erklart  es  sich,  daB  selbst  Xomponisten  von  mittlerer 
Begabung,  wie  der  Dresdener  Hofkapellmeister  Adolf  Hasse2)  neben  einer  ungeheuren 
Ansahl  anderer  Kompositionen  fiber  100  Opern  schreiben  konnte.  Aus  einer  Gegen- 
uberstellung  der  sozialen  und  kfinstlerischen  Existenz  J.  S.  Bach's  und  seines  oben 
genannten  Zeitgenossen  Hasse,  ergab  sich  die  betrfibende  Tatsache,  daB  in  Deutsch- 
land unter  den  Nachwirkungen  des  30jahrigen  Krieges,  der  den  Zusammenhang  aller 
nationalen  Kultur  zerschnitten  hatte,  die  italienische  Oper  und  ihre  Vertreter  sich  der 
groBten  materiellen  Forderung  erfreuten,  walirend  deutsche  Musik  und  ihre  groBten 
Meister  nur  mit  mfihsamster  Anstrengung  kaum  ihr  Leben  fristen  konnten.  Die 
Analyse  einer  Oper  von  Alessandro  Scarlatti  und  die  Wiedergabe  von  Urteilen 
W.  A.  Sehlegel's  und  aus  Sulzer's  Theorie  der  schonen  Kfinste  fiber  die  vorgluckische 
Oper  vervollstandigten  das  Bild,  welches  der  Vortragende  von  ihrer  Beschaffenheit 
entworfen  hatte.  —  Die  folgenden  Darlegungen  waren  den  Umgestaltungen  gewidmet, 
welche  die  alte  Operaform  durch  Gluck  erfuhr.  Dieser  hatte  zwar  als  Komponist  im 
hergebrachten  italienischen  Stile  begonnen,  sich  aber  allmahlich  zur  Aufstellung  eines 
ganz  neuen  Kunstideals  emporgerungen,   das  er  im  Verein  mit  seinem   Textdichter 


1)  Diesen  Standpunkt  kann  die  heutige  Wissenschaft  in  diesem  Umfange  nicht 
mehr  anerkennen.  Die  Partituren  der  Leonardo  Leo,  L.  Vinci,  Trajetta,  Hasse  zeigen, 
daB  diese  Zeit  der  Oper  mit  Unrecht  in  die  so  schiefe  Stellung  gerfickt  worden  ist,  in 
der  sie  gemeinhin  stent.    Anmerk.  der  Red. 

2)  Ein  Kirastler  von  mittlerer  Begabung  war  Hasse  nicht;  was  naturliche  Ver- 
anlagung  zur  Musik  betrifft,  darf  man  ihn  ruhig  neben  Gluck  stellen,    Anmerk.  der  Red. 


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292  Musikberichte. 

Raniero  von  Calzabigi  zum  ersten  Male  in  »  Orpheus*  verwirklichte  und  dem  er  in  den 
Vorreden  zu  seinen  Opern  »Alceste«  und  »  Paris  und  Helena«  auch  eine  theoretische 
Darstellung  gab.  Aus  tlrteilen  Wielandt's  und  Herder's  wies  der  Vortragende  die 
gewaltigen,  von  Gluck's  Reformen  hervorgebrachten  Wirkungen  auf  die  ersten  Geister 
der  Nation  nach,  denen  allerdings  auch  stark e  Anfeindungen  von  seiten  auch  tiichtiger 
Musiker,  wie  Forkel  und  Agricola,  entgegenstanden.  Auf  Grand  der  Forschungen 
von  Gustave  Desnoiresterres l)  wurden  alsdann  die  Pariser  Musikverhaltnisse  vor  Gluck's 
Ankunft,  das  Leben  und  der  Charakter  Piccini's  und  der  Verlauf  des  bekannten  erbitterten 
Streites  zwischen  Gluckisten  und  Piccinisten,  der  bekanntlich  mit  dem  vollstandigen 
Siege  des  deutschen  Meisters  iiber  den  Neapolitaner  endete,  dargelegt.  Besonders 
interessant  waren  die  Mitteilungen  iiber  das  eigentiimlich  schwankende  Verhaltnis  von 
Maria  Antoinette  zu  diesem  Kampf  der  Geister.  Wohl  begiinstigte  sie  ihren  Lands- 
mann  und  ehemaligen  Lehrer  nachdriicklich ;  aber  eigentlich  war  ihre  Neigung  weit 
mehr  der  italienischen  Richtung  zugewendet,  wie  spater  auch  Sacchini  und  Salieri  (vergl. 
das  interessante  Buch  von  Ad.  Jullien,  la  cour  et  l'opera  sous  Louis  XVI.;.  Ebenso 
merkwiirdig  ist  die  Tatsache,  daG  Piccini  selbst,  der  von  der  Gegenpartei  auf  den 
Schild  gehoben  und  gegen  Gluck  so  hitzig  verteidigt  wurde,  personlich  eine  selbst-  und 
neidlose  Hochachtung  vor  dem  groBen  Rivalen  hatte,  ja  sogar  viel  von  ihm  annahm.  — 
Der  gehalt voile,  mit  einer  Fiille  farbiger  und  lebensvoller  Details  ausgestattete  Vortrag 
wurde  aufs  gliicklichste  illustriert  durch  die  Gesangsvortrage  von  Frau  Lydia  Hollm 
und  Herrn  Fritz  Haas  vom  hiesigen  Konservatorium.  Die  Sangerin  trug  mehrere 
Partien  aus  der  fast  unbekannt  gebliebenen  Oper  > Paris  und  Helena*  vor,  die  der 
Xomponist  selbst  sehr  hoch  stellte.  Wirklich  sind  die  einzelnen  Alien  sehr  schon 
und  verdienten,  in  hohem  MaBe  zum  Konzertgebrauch  hervorgezogen  zu  werden.  Frau 
Hollm  gab  dann  in  zwei  Arien  aus  Piccini's  >Dido«  und  >Alessandro  nelle  Indie* 
charakteristische  Beispiele  der  Kunst  des  bel  canto,  w'ahrend  Herr  Fritz  Haas  in  dem 
bekannten  Einleitungsgesang  des  Agamemnon  aus  der  aulischen  Iphigenie,  wie  in  der 
Arie  des  Thoas  aus  der  taurischen  besonders  markante  Proben  des  neuen,  wahrhaft 
dramatischen  Stils  vorfuhrte.  So  schied  man  dankbar  fur  wissenschaftliche  Anregung 
und  kunstlerischen  GenuB.  C.  E.  Goos. 

Munchen.  Das  Ereignis  der  letzten  Konzertwoche  bildete  die  Erstauffuhrung  der 
Mahler'schen  D-moll-Symphonie  (Nr.  3)  in  Stavenhagen's  drittem  >modernen  Abend*. 
Seit  die  sanft  entschlummerte  »Gesellschafb  fiir  moderne  Tonkunst*  (uraprunglich 
»Hugo  Wolf-Verein«),  den  vielgepriesenen  und  -geschmahten  Wiener  Hofoperndirektor 
Gustav  Mahler  personlich  zur  Direktion  seiner  C-moll-Symphonie  hierher  zitierte,  hat 
auch  das  hiesige  Publikum  ein  unleugbares  Interesse  fur  ihn  bekundet,  das  sich  gleichfalls 
bei  der  ebenfalls  vom  Komponisten  geleiteten  Auffuhrung  der  G-dur-Symphonie  bei 
Kaim  dokumentierte.  Auch  in  der  D-moll-Symphonie,  die  mit  ihren  sechs  Satzen  ihre 
Sch western  um  Haupteslange  iiberragt,  nnden  wir  wieder  jene  Ingredienzen,  ohne 
welche  das  Mahler'sche  Symphonierezept  anscheinend  nicht  denkbar  ist|:  etwa  Himmel- 
stiirmerei,  ein  wenig  Sentimentalitat,  ein  Gedicht  aus  >des  Knaben  Wunderhornc  und 
—  ein  Menuett.  Und  auch  hier  wieder  stieg  uns  die  Frage  auf,  warum  all  das  so 
sein  muB:  aus  Notwendigkeit  oder  aus  Origin alitatssucht?  MuB  Mahler  so  wie  er 
kann,  oder  will  er  es  nur  so?  Mich  diinkt,  seine  Kunst  ist  nicht  der  Ausdruck  eines 
echten,  urspriinglichen  Kiinstlers,  der  in  heiligem  Schaffensdrang  gebiert,  sondern  da 
fabriziert  eben  ein  groBer  Technikus  ein  Homunkulus-Kunstwerk  mit  ungeheurem 
Raffinement  in  der  Retorte.  Aber  wie  er's  macht,  ist  bewundernswert.  Da  ist  kein 
Effekt,  der  nicht  so  herauskame,  wie  er  beabsichtigt  war  —  und  das  will  was  bedeu- 
ten ;  schreibt  doch  selbst  ein  Richard  StrauB  bisweilen  Augenmusik,  tauscht  sich  doch 
anscheinend  selbst  dieser  gewaltige  Orchesterherrscher  iiber  die  reale  "Wirkung  hier 
und  da.  Das  gewaltige  Konnen  Mahler's  werden  eben  selbst  seine  verbissensten 
Gegner  (und  er  scheint  es  nur  mit  solchen  oder  weihrauchhimmelnden  Korybanten  a  la 
^odnagel  und  Konsorten  zu  tun  zu  haben)  nicht  leugnen  konnen.  Und  deahalb  darf 
man  Stavenhagen,    der  das  Werk  wahrhaft  glanzend  mit  Einsetzung  seiner  ganzen 

1)  Vergl.  dessen  Buch  » Gluck  et  Piccini*. 

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Vorlesungen  iiber  Musik.  293 

Personlichkeit  interpretierte,  nur  dankbar  sein  fur  die  Vermittlung  dieser  neuen  Be- 
kanntschaft.  Der  Lehrerinnenchor  und  Frl.  Harry  v.  d.  Harst  .aus  Leipzig 
als  Solistin  setzten  ebenfalls  ihr  bestes  Konnen  ein  und  der  reiche  Beifall  zum  Schluft 
bewies  wieder,  wie  sehr  man  die  kiihne  Initiative,  den  Bann  des  Gewohnten  durch 
Veranstaltung  moderner  Orchesterkonzerte  zu  brechen,  zu  wiirdigen  weiC.    E.  Istel. 

Wiesbaden.  Heinrich  Spangenberg's  einaktige  Oper  »Korsische  HochzeiU  errang 
bei  ihrer  Urauffuhrung  am  hiesigen  Hoftheater  einen  starken,  unbestrittenen  Erfolg. 
Das  Textbuch,  von  J.  Hoch  nach  einer  Novelle  Konrad  Telmanns  verfaBt,  ist  von 
starker  dramatischer  Wirkung.  Die  Musik  Spangenberg's  ist,  zomal  in  den  lyriscben 
Partien,  wie  dem  Liebesduett  zwischen  Tobia  und  Angiolina,  von  grofier  melodischer 
Schonheit.  Aber  aucb  echt  dramatische  Akzente  stehen  dem  Komponisten  zu  Gebote, 
<ier  bei  den  Jung-Italienern  wohl  manches  gelernt  hat.  In  den  meisterhaft  gearbeiteten 
Choren  und  in  den  T'anzen  ist  durch  Verwendung  mehrerer  aus  italienischen  Volks- 
liedern  entnommenen  Motive  das  Lokalkolorit  in  dezenter  Weise  angedeutet.  Unter 
Prof.  Schlar's  groBziigiger  Leitung  boten  die  Herren  Winkel  Tobia,  Henke  (Walter] 
and  Frl.  Triebel   Angiolina)  sehr  anzuerkennende  Leistungen.  L.  Meinecke. 


Vorlesungen  fiber  Musik. 

Berlin.  Prof.  Dr.  Krebs  hielt  am  24.  Marz  einen  Vortrag  iiber  J.  S.  Bach  und 
die  Matthaus-Passion  zur  Vorbereitung  fur  die  Volksauffiihrung  des  Werkes  unter 
Leitung  des  Kgl.  Musikdirektors  0.  Mengewein, 

In  der  Lessing-Hochschule  gab  Dr.  Georg  Munzer  je  Montags  vom  25.  Januar 
bis  14.  Marz  in  acht  Vortrag  en  eine  >Anleitung  und  Einfuhrung  zum  Verstandnis 
klassischer  und  moderner  Tonwerke.c 

Bern.  Am  25.  Februar  hielt  Herr  Privatdozent  C.  Hess  in  der  Hochschulaula 
einen  offentlichen  Vortrag  iiber  die  Choralbehandlung  in  den  Werken  J  oh.  Seb. 
Bach's.  Fiir  das  Sommersemester  hat  er  auOer  Vorlesungen  iiber  Harmonielehre  und 
Kontrapunkt  auch  Analyse  einiger  Hauptwerke  der  Musik  und  kirchenmusikalische 
1'bongen  angekiindigt.  Professor  Thiirlings  wird  sein  liturgisch-musikwissenschaftliohes 
Seminar  fortsetzen. 

Kopenhagen.  Dr.  WilL  Behrend  halt  in  diesen  Monaten  im  Matthison-Hansen'schen 
Musikkonservatorium  sechs  Vortrage  iiber  Klassiker  der  deutschen  Musik:  Haydn, 
Mozart,  Beethoven. 

Rom.  Im  deutschen  Kiinstlerverein  in  Rom  hielt  anlafilich  einer  Gedenkfeier  fiir 
P.  Tschaikowsky  am  30.  Januar  Dr.  Frdr.  Spiro,  einen  Vortrag:  »Tschaikowsky,s 
Stellung  im  internationalen  [Musikleben <,  der  in  der  nachsten  Nummer 
dieser  Zeitschrift  zum  Abdruck  gelangen  wird.  Dem  Vortrage  folgte  die  Wieder- 
gabe  von  Tschaikowsky's  Klaviertrio:  Dem  Andenken  eines  grofien  Kunstlers,  gespielt 
von  Frau  Assia  Spiro  (Violine\  Herrn  Prof.  Val.  Miiller  (Cello)  und  Herrn  Dr.  F.  Spiro 
vKlavier). 

Yorlesnngen  ttber  Musik  an  Hochschulen  im  Sommersemester  1904. 

Basel.  Dr.  Nef:  Geschichte  des  Liedes,  2  St.  Ubungen:  Erklarung  ausgewahlter 
Chorgesange,  1  St. 

Berlin.    Prof.  Dr.  Friedlander:  Allgemeine  Musikgeschichte ,  2  St.;  Beethoven, 

1  St. ;  Ubungen,  2  St.  —  Prof.  Dr.  Fleischer :  Musikgeschichte  des  Mittelalters,  1  St. ; 
Musil^eschichte  des  18.  und  19.  Jahrhunderts,  1  St.:  Ubungen  2  St.:  —  Dr.  Wolf: 
Musikgeschichte  Italiens  im  16.  Jahrhundert,  2  St. ;  Repititorium  der  Musikgeschichte, 

2  St.;  Ubungen  zur  evangelischen  Choralkunde,  1  St. 

Bonn.    Prof.  Wolff:  Geschichte  der  Oper  HI.  (19.  Jahrhundert),  2  St. 
Breslau.    Prof.  Dr.  Bohn:  Uber  Beethoven's  Sinfonien  II.  Teil. 


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294  Notizen. 

Darnstadt.    Dr.  W.  Nagel:  Die  Entwicklung  der  Oper;  Beethoven's  Sinfonien. 

Gieltal.  Universitatsmusiklehrer  Trautmann:  Das  deutsche  Lied  und  seine  Ent- 
wicklung. 

Greifswald.    Reinbrecht:  Geschichte  der  Musik  des  19.  Jahrhunderts. 

Halle.    Dr.  Abert:  Geschichte  der  Klaviermusik  and  ihrer  Formen. 

Heidelberg.    Prof.  Dr.  Wolfram:  Die  klassische  Sinfonie  and  ihre  Fortsetzung. 

Ktfniggberg.    Musikdirektor  Brode:  Allgemeine  Musikgeschichte,  1  St. 

Leipzig.  Prof.  Dr.  Kretzschmar:  Geschichte  des  Oratoriums,  3  St.  TJbungen. 
2  St.  —  Proi.  Dr.  Riemann:  Musikgeschichte  im  UmriC.  Allgemeine  Mnaiklehre.  — 
Prof.  Dr.  Prufer:  Zur  Yorbereitung  aof  die  Festspiele  in  Bayrenth:  Der  Ring  des 
Nibelungen,  Tannhauser,  Parsifal.    Lekture  von  Wagners  Oper  und  Drama  {UL  Teil . 

Marburg.  Musikdirektor  Jenner:  Uber  deutsche  Instrumentalmusik  nach  Beet- 
hoven, 1  St. 

Posei.  (Kgl.  Akademie).  Musikdirektor  Prof.  Hennig:  Einfuhrung  in  das  Wesen 
der  Musik,  1  St. 

Rostock.  Prof.  Dr.  Thierfelder:  Geschichte  der  Sonate  und  Analyse  der  Beet- 
hoven'schen  Klaviersonaten,  1  St. 

Strafiburg.    Prof.  Dr.  Jacobsthal:  Oddos  dialogus  de  musica,  2  St. 

Tttbingen.    Prof.  Dr.  Kaufmann:  J.  S.  Bach's  Leben  und  Werke,  1  St 

Wiei.  Prof.  Dr.  Adler:  Richard  Wagner,  2  St.  Erklaren  und  Bestimmen  von 
Kunstwerken.  —  Prof.  Dr.  Dietz:  Die  Ouverture  von  Lully  bis  Richard  Wagner. 
Dr.  Wallaschek:  Musik  zur  Zeit  der  franzosischen  Encyklopadisten. 


Notizen. 

Breslan.  Der  Bohn'sche  Gesangverein  brachte  in  seinem  95.  und  96.  seiner  >Hi  sto- 
rischen  Konzerte*  Werke,  welche  >Die  Zigeuner  in  der  Musik*  behandelten. 
Darunter  kamen  besonders  auch  Kanzonen  aus  dem  16.  Jahrhundert  (aus:  Canzonen 
villanesche  al  modo  Napolitano  a  3  voci  Libro  I.  Venetiis  1645)  und  Stucke  aus  dem 
FitzwilHam  Virginal-Book,  dann  Original-ZigeunersttLcke  aus  dem  16.  17.  18.  Jahr- 
hundert zu  Gehor.  Ferner  waren  J.  PL  Rameau  (L'Egyptienne  aus:  Nouv.  Suites 
de  Pieces  de  Clavecin)  Rinaldo  di  Capua  (Zigeunerchor  aus  *La  Bohemienne«  1753) 
Leonardo  Leo  (aus  ?La  Zingarella*  1731)  J.  Haydn  (Allegretto  alia  Zingarese),  R  G. 
Lowe  (aus  dem  Oratorium:  Johannes  Huss),  Beethoven,  Weber,  Marschner,  Reiseiger, 
Donizetti,  Balfe  und  Komponisten  bis  auf  unsere  Zeit  vertreten.  Den  Konserten  gingen 
einleitende  Vortrage  voraus. 

Cork.  —  This  country  was  once  inhabited,  ace.  to  Ptolemy,  by  the  Coriondi,  Vodii 
Velabori,  and  Uterni;  whatever  these  names  may  mean.  To  us,  it  is  the  extreme 
south  of  the  ancient  Desmond  or  South  Monster  (V,  246} ;  originally  the  home  of  the 
MacCarthys;  next  of  the  Fitzgeralds  and  Barry b;  the  last  Fitzgerald  Earl  of  Desmond 
waa  deprived  of  lands  and  title  in  1583;  then  a  number  of  Englishmen;  then  the 
Boyles.  —  Cork  city,  on  the  Lee,  with  harbour  Queenstown,  is  (but  for  the  modern 
Belfast)  the  second  capital  of  Ireland;  first  founded  by  the  monk  St.  Fin  Barre  about 
622;  beginning  with  1000  a  Danish  city.  Within  it  is  the  Shandon  quarter  (seandun, 
the  old  fort),  once  seat  of  the  Barrys;  on  this  was  the  song  "Bells  of  Shandon".  by 
Father  Francis  Mahony,  S.  J.,  pseudonym  "Father  Prout",  (1804—1866),  who  helped 
to  make  Fraser's  Magazine.  Close  to  the  city  is  Blarney  Castle  (bladh  ey  =  flowery 
island,  and  cf.  French  "baliverne") ,  built  by  Cormack  MacCarthy  about  1450;  the 
strongest  castle  in  Ireland,  with  walls  18  feet  thick;  these  contain  many  exterior 
overhanging  galleries  thrown  out  on  corbels,  with  gaps  in  the  floor  between  the  corbel? 
for  pouring  missiles  on  a  storming  enemy;  the  "blarney  stone"  is  the  sill  of  one  of 
such  gaps,  difficult  to  get  at,  and  so  with  its  magic  of  giving,  when  kissed,  the  power 
of  flattering  speech.    The  woods  round  gave  the  song  "Groves  of  Blarney"  of  Richard 


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Notizen.  295 

Alfred  Milliken  (1767-1816)  of  Cork;  translated  by  Father  Prout  into  Latin,  Greek, 
French  and  Italian.  Farther  away  N.  W.  is  Mallow  (magh  ealla,  the  plain  of  the  river 
Eallaj,  once  a  fashionable  spa;  the  oldest  seat  of  the  Desmonds;  this  gave  the  song 
"Rakes  of  Mallow".  —  Cork  has  hitherto  scarcely  woken  to  modern  music,  whence 
all  the  more  credit  to  the  the  thoroughly  up-to-date  Lacy  Chamber-music  Concerts, 
Three  of  these  just  concluded:  pianoforte  Mme.  Grossi,  violin  Grosai,  violoncello  Palmer, 
vocalist  St.  John  Lacy.  The  latter  (1862—)  may  call  himself  a  clarsair  of  the  present 
day.  James  Lyman  Molloy  (1837 — )  founded  30  to  40  years  ago  a  unique  style  of 
Irish  melody,  with  the  native  attraction,  yet  quite  his  own;  a  slender  vein  no  doubt, 
hut  beautiful  as  far  as  it  went.  This  song-style  has  been  superseded  in  public  favour 
by  the  more  robust  songs  of  the  Parry  and  Stanford  school,  and  (unworthily)  by  the 
vastly  more  decadent  songs  of  —  half  a  hundred  other  names.  F.  St.  John  Lacy's 
numerous  songs  are  after  the  manner  of  Molloy,  with  an  added  modern  attribute. 
They  have  a  distinct  lilt  and  charm.  He  sings  to  his  own  accompaniment,  clarsair 
fashion.  The  persistent  power  lying  in  the  Irish  vein  of  melody  is  very  remarkable. 
L.  has  been  at  the  R.  A.  M.  (1886—1888),  and  has  composed  orchestral  and  chamber 
music.  M.  S.  D. 

Dresden.  In  der  44.  Auffuhrung  des  Mozart -Vereins  (9.  Marz,  Extrakonzerb) 
wirkte  die  Barth'sche  Madrigalvereinigung  aus  Berlin  mit.  Vorgetragen  wurden 
Gesange  von  HaBler,  Isaac,  le  Maistre,  Gastoldi,  Donati,  Sartorius,  Mozart  (God  is 
our  Refuge  1765,  erstes  Chorwerk,  fur  London  komponiert).  Ferner  kam  von  Mozart 
die  Musik  zum  Gebler'schen  Drama  »Thamos,  Konig  in  Agypten<  zur  Auffuhrung. 

Heidelberg.  In  der  34.  Schulerauffuhrung  des  Konservatoriums  gelangte  Handel's 
Concerto  grosso  Nr.  2  F-dur  mit  Cembalobegleitung  zur  AufTuhrung,  was  deshalb  no- 
tiert  wird,  weil  noch  lange  nicht  in  alien  Konservatorien  ein  stilgem'aCes  Akkompagne- 
ment  bei  dieser  Art  von  Musik  anzutreffen  ist. 

Leipzig.  In  der  Lutherkirche  gelangte  als  Passionsgottesdienst  die  fruher  Schiitz 
zugeschriebene  Markus-Passion  unter  dem  Kantor  B.  F.  Bichter,  desgleichen  in  der 
Peterskirche  die  Schutz'sche  Matthaus-Passion  unter  dem  Kantor  Borchers  zur  Auf- 
fuhrung. Im  nachsten  Leipziger  Bericht  soil  daruber  n'aher  berichtet  werden.  Zur 
vorlaufigen  Notiz  nur  soviel,  daC  die  Rezitative  und  Chore  in  ihrer  Originalgestalt, 
namlich  vollstandig  unbegleitet,  vorgetragen  wurden,  was  versucht  und  erprobt  zu 
haben,  das  Verdienst  von  Kantor  Bichter  ist. 

London Three  lectures  have  been  given  this  season  at  the  Royal  Institution 

by  J.  A.  Fuller  Maitland  on  " British  Folk- Song".    The  following  is  an  abstract. 

The  general  object  was  "to  make  clear  the  processes  of  what  is  called  the  scientific 
analysis  of  folk-melodies,  to  show  how  it  is  that  experts  are  able  say  that  any  particular 
melody  belongs  to  such  and  such  a  period  of  tima  or  to  such  aud  such  a  portion  of 
the  earth's  surface".  It  might  be  taken  as  an  accepted  fact  that  in  Scotland,  Ireland, 
"ales,  Cornwall,  and  Brittany  there  exists,  or  existed,  a  race  of  people  quite  different  in 
language,  customs,  and  many  physical  attributes  from  the  other  natives  of  the  countries 
mentioned  or  from  the  dominant  raee  in  each.  Among  the  most  distinctive  ideas  common 
to  this  raee,  which  seemed  governed  by  some  mysterious  Impulse  towards  the  west,  was  that 
of  the  bard  or  minstrel,  who  sang  narrative  songs  to  some  kind  of  harp.  One  of  tike  chief 
characteristics  of  Celtic  music,  the  Pentatonic  scale,  probably  came  from  the  limitations  of 
this  primitive  harp.  The  history  of  the  Pentatonic  scale  in  China  threw  light  on  its  antiquity. 
It  could  not  he  guessed  whether  Chinese  or  Japanese  music  had  any  influence  upon  that 
"f  the  Celtic  race;  hut  it  was  incontestable  that  the  Pentatonic  scale  existed  in  many 
Celtic  tunes,  although  it  was  doubtful  whether  any  European  nation  had  an  instrument 
capable  of  producing  only  the  Pentatonic  scale.  Each  successive  note  of  that  scale  could 
be  taken  as  the  keynote  or  final,  and  by  taking  each  successively  it  was  possible  to  obtain 
various  effects  of  what  was  called  tonality.  Examples  of  the  purely  Pentatonic  scale  were 
not  very  common  in  Celtic  folk-songs,  owing  probably  to  the  difficulty  for  rustic  singers 
«t  preserving  the  intervals  of  a  scale  whose  characteristics  were  not  fixed  on  any  Instrument. 
The  Scotch  tunes  in  this  scale  were  more  numerous  than  those  which  could  be  assigned  to 
either  Ireland  or  England;  but  in  this  context  and  elsewhere,  the  audience  were  warned 
of  the  danger  of  building  theories  as  to  tunes  upon  the  words  with  which  they  happened 
to  be   associated.     Ballad-singers  had  apparently  a  certain   number  of  tunes  to  which  they 

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296  Notizen. 

adapted  words,  which  sometimes  fitted  the  air,  but  more  often  had  to  he  accommodated  to 
it  as  best  they  might  As  time  went  on  singers  of  tunes  in  the  Pentatonic  scale,  to  the 
accompaniment  perhaps  of  a  five-stringed  harp,  would  naturally  be  tempted  to  bridge  over 
its  large  intervals  by  putting  in  a  passing-note.  The  result  was  many  songs  in  a  quasi- 
Pentatonic  scale,  having  one  intercalated  note,  about  which  there  was  often  an  interesting 
uncertainty  of  pitch,  until  the  intervals  became  fixed  by  tradition,  and  intercalated  notes 
usurped  an  importance  in  the  tune  they  did  not  always  possess.  Another  distinctly  Celtic 
characteristic  in  tones  was  the  "rhyme-structure"  of  the  melody,  of  which  numerous  examples 
were  given.  The  first  lecture  concluded  by  showing  that  the  reiteration  of  three  notes  at 
the  end  was  not  in  reality  an  exclusive  characteristic  of  Irish  tunes,  and  that  "the  hideous 
little  ornament  that  used  to  be  called  the  "Scotch  snap"  was  in  no  way  peculiar  to  the 
Scotch . 

"Modal"  influences  found  in  the  old  songs  were  illustrated  vocally.  In  Dorian,  two 
examples  from  Bourgault-Ducoudray's  collection  of  Breton  folk-songs  —  "Adieux  a  lajeunesst**. 
and  a  romantic  song  known  as  "Mona".  Then  a  Highland  tune  (one  collected  by  the 
lecturer)  Dorian  in  character,  though  the  final  was  not  in  the  mode.  As  an  English  example, 
"Then  Bold  Pedlar",  taken  from  the  Folk-Song  Journal.  Both  these  were  examples  of  the 
suitability  of  the  Dorian  mode  to  vigorous  as  well  as  plaintive  narrative  songs.  Though 
these  two  tunes  were  certainly  not  later  than  1600,  the  words  were  of  the  18  th  century. 
Another  English  example  "Bristol  Town".  Of  the  Phrygian  mode,  the  white  scale  between 
the  two  E's,  individualized  by  the  semitone  before  and  above  the  final,  it  was  difficult  to 
find  strict  examples.  bThe  Green  Bed"  and  a  Breton  tune,  which  omitted  the  Phrygian 
close  from  the  F  natural  to  the  final,  showed  influence  of  the  mode.  The  Lydian  mode 
F  with  a  B  natural)  was  still  more  difficult  to  illustrate  perfectly,  though  its  character  was 
strongly  suggested  in  a  song  chosen  from  the  Petrie  collection.  The  Mixolydian  mode  G 
with  F  natural),  characterised  by  the  flat  seventh,  was  frequently  used  in  Irish  music,  and 
illustrated  by  Stanford's  song  "Fond  Ghloe",  while  in  older  music  it  was  found  in  a  tune 
set  to  the  much  more  modern  words  of  "Napoleon's  farewell  to  Paris."  In  the  two  last 
named  modes  one  got  nearer  to  the  character  of  modern  music,  and  in  the  Aeolian  there 
was  a  close  resemblance  to  our  A  minor,  with  which  the  mode  was  identical  in  the  descend- 
ing scale.  ^This  mode  was  illustrated  by  "La  douce  Annette",  a  Breton  song,  and  by  a 
Welsh  setting  of  the  Psalm  "By  the  waters  of  Babylon".  The  latter  was  the  only  Welsh 
tune  known  for  certain  to  be  earlier  than  the  18  th  century.  Passing  over  the  Locrian 
mode,  between  the  two  B's  in  which  the  fifth  made  tritone,  there  was  reached  the  Ionian 
mode,  theoretically  identical  with  our  C  major  scale,  and  illustrated  in  the  old,  Surrey  song 
"Venus  and  Adonis". 

It  was  with  the  commencement  of  the  17  tk  century,  contemporaneously  with  the  rise 
of  opera  and  the  demand  of  Italian  composers  for  new  methods  of  expression,  that  the 
modes  began  to  fall  into  disuse  and  the  new  music  to  take  their  place,  in  general  music. 
The  transition  could  be  followed  in  England  in  the  work  of  Orlando  Gibbons,  whose  music 
underwent  a  change  from  the  old  to  the  new  methods  about  the  year  1620.  The  gradual 
revolution  was  helped  by  the  use  of  musics  ficta.  By  the  time  of  Purcell  the  modes 
were  forgotten  and  obsolete.  Since  then  the  Ionian,  Lydian,  and  Mixolydian  were  more 
or  less  represented  in  our  major  scale,  while  the  characteristics  of  the  other  three  modes, 
the  Aeolian,  Dorian,  and  Phrygian,  were  to  some  extent  united  in  the  minor  scale.  The 
great  distinction  between  the  two  systems  was  that  in  the  modal  music  there  was  an  im- 
pression of  only  vague  tonality,  while  in  every  modern  tune  there  were  unconscious  re- 
ferences to  the  keynote  —  in  other  words,  that  feeling  for  tonality  which  is  one  of  the 
chief  merits  of  the  tonic-solfa  system.  The  leading  note,  for  example,  suggested  a  rise  to 
the  tonic,  and  the  third  had  always  a  distinct  character  of  its  own,  felt  in  its  relation  to 
the  tonic  chord.  In  spite  of  the  beautiful  use  that  might  be  made  of  the  third  in  moderation, 
its  excessive  employment  was  apt  to  become  cloying.  Two  songs,  "Once  I  loved  a  maiden 
fair"  and  "Farewell,  Manchester"  were  characterized  by  the  use  of  the  third,  and  one  felt 
that  its  fourfold  repetition  in  the  former  song,  though  not  excessive,  was  quite  sufficient. 
The  cloying  sweetness  of  many  of  the  melodies  of  Donizetti  and  Bellini  was  owing  to  their 
constant  recourse  to  the  third.  As  another  example  of  the  constant  reference  to  the  keynote, 
or  to  a  chord,  in  the  melodies  of  modern  masters,  reference  was  made  to  the  second  sub- 
ject of  the  first  movement  of  Beethoven's  Violin  Concerto.  This  could  not  be  felt  as  * 
naked  scale  in  the  air,  but  only  in  its  implication  of  the  tonic-chord.  Another  great  difference 
between  the  modal  and  scale  music  lay  in  the  constant  repetitions  of  a  phrase,  either 
literally  or  in  a  new  place  in  the  scale,  which  occurred  in  the  later  songs.  These  repetitions 
were  not  found  in  songs  earlier  than  the  17  th  century.  The  date  1468  had  been  confidently 
assigned  to  "Men  of  Harlech";  but  the  lecturer  was  convinced  that  the  repetitions  contained 


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Notizen.  297 

in  this  song,  as  in  "Ye  Banks  and  Braes",  "God  save  the  King",  or  "The  Bailiff  a  Daughter 
of  Islington",  pointed  to  a  much  later  date.  The  germ  of  antiquity  might  be  there,  but 
the  song,  as  we  knew  it,  was  in  modem  form.  Another  sign  of  relative  modernity  in 
melody  was  the  successive  use  of  the  notes  of  a  chord,  as  in  the  opening  of  Beethoven's 
Erolca  symphony.  "Good  morrow,  Gossip  John"  wa3  an  obvious  example  taken  from  that 
store-house  of  beautiful  melody  "The  Beggar's  Opera".  The  same  tune  was  often  to  be 
found  in  different  forms  in  several  songs.  The  signs  above-mentioned  of  modern  music, 
and  the  presence  of  the  accidentals  first  introduced  in  musica  Acta,  to  be  afterwards  regularly 
adopted  in  scale  music,  would  guide  one  in  determining  the  relative  dates  of  the  different 
versions  of  the  same  tune.  The  tune  „Gilderoy"  was  taken  as  an  example.  After  giving 
some  modern  Scottish,  Irish,  and  Shropshire  versions  the  lecturer  came  finally  to  the  best 
form  of  the  tune  found  in  an  old  London  song  —  a  grimly  humorous  ballad,  which  gave 
an  elaborate  account  of  the  parable  of  Dives  and  Lazarus.  He  was  confident  that  this  was 
the  oldest  version  of  the  tune,  though  it  was  seldom  that  folk-songs  were  preserved  in  a 
more  primitive  form  in  London  than  in  the  country. 

Examples  were  then  given  of  the  use  of  one  set  of  words  for  many  tunes.  "Cold 
blows  the  wind",  words  based  on  the  same  story  as  the  Lenore  legend  and  that  of  Dvorak's 
Spectre's  Bride,  had  been  set  to  four  different  tunes.  A  still  more  fruitful  illustration  was 
afforded  by  the  old  words  known  as  "The  Sprig  of  Thyme"  or  "The  Seeds  of  Love". 
Thirteen  versions  — .pentatonic,  modal,  or  modern  —  were  given  illustrating  gradual  changes, 
such  as  the  introduction  of  ornament  or  the  transformation  of  a  regular  Celtic  skirl  in  the 
first  tune  to  a  distinct  melodic  phrase  of  the  modern  chord  type.  One  of  these  tunes  was 
also  set  to  "The  Bailiff's  Daughter  of  Islington".  As  an  example  of  the  long  narrative 
songs  so  familiar  throughout  England,  the  lecturer  chose  "The  Undaunted  Female",  which 
was  analogous  in  its  musical  scansion  to  the  rhymed  structure  of  "In  Memoriam",  the  first 
phrase  corresponding  with  the  fourth  and  the  second  with  the  third.  This  English  song 
contained  the  repetition  of  three  notes  at  the  end  of  the  verse  so  often  claimed  as  the 
exclusive  property  of  Irish  music. 

The  collection  of  folk-songs  was  an  occupation  —  not  to  say  a  sport  —  of  the  greatest 
fascination,  and  increased  in  importance  with  the  danger  of  the  old  tunes  dying  out.  The 
country  people  were  shy  of  singing  the  old  tunes  in  the  presence  of  their  children, 
who  thought  more  of  the  modern  part-songs  taught  them  at  the  Board  school.  The 
offers  of  prizes  for  the  best  folk-song  in  vocal  competitions  bad  not  so  far  proved  a  very 
successful  means  of  old  material.  The  Folk-Song  Society  had  published  four  volumes, 
while  a  fifth  was  now  in  course  of  preparation.  The  society  never  reprinted  a  tune  that 
had  been  published  before,  unless  a  variant  was  discovered.  The  songs  should  be  taken 
down  exactly  as  they  were  sung,  and  with  no  accompaniment.  Many  collectors  however 
had  fallen  victims  of  the  desire  to  make  a  clever  arrangement  or  to  alter  the  tunes  so  as 
to  make  them  sound  pretty.  Stevenson  had  dealt  recklessly  with  the  old  Iiish  music.  In 
treating  the  older  tunes  it  was  necessary  to  understand  the  correct  manner  of  harmonizing 
modal  music.  Brahms  arrangements  of  German  folk-songs  were  models  for  all  time.  For 
concert  use,  alterations  in  the  harmony  in  some  of  the  verses  according  to  the  sense  of 
the  words  had  been  justified  by  success  in  arrangements 'made  by  Stanford  and  some  others. 
It  would,  of  course,  be  absurd  to  claim  that  no  old  tune  should  be  introduced  into  the 
works  of  the  present  day  with  modern  harmonies  —  a  use  of  old  material  which  had  so 
often  been  attended  with  conspicuous  success  in  such  works  as  Mackenzie's  "Scottish 
Rhapsodies". 

A  s6  20  prixe  is  given  annually  [II,  212)  for  a  chamber-music  composition,  by  Mr. 
Lesley  Alexander,  an  amateur  musician,  member  of  the  Musical  Association.  This 
year's  prize,  for  quintett,  flute,  oboe,  clarinet,  born  and  bassoon,  has  been  gained  by 
Fritz  Kauffmann  of  Magdeburg.  —  Next  competition  is  for  quartett,  pianoforte,  violin, 
viola  and  violoncello.  Latest  date  18th  January  1905.  Examiners,  Edward  German 
and  Hamish  Mc  Cunn.  Referee,  Sir  Alexander  Mackenzie.  Particulars  from  Dr.  Yorke 
Trotter,  London  Organ  School,  22  Prince's  Street,  Cavendish  Square,  London,  "W. 

E.  G.  R. 

Warschan.  Am  16.  Februar  wurde  das  Musikdrama  >Marya<  von  Henry c 
Melcer-Szczarinski  aufgefuhrt.  Der  Verfasser,  von  dem  schon  in  unserer  Zeit- 
schrift  (V,  1,  27/28)  die  Rede  war,  ist  Professor  des  Klavierspiels  am  Wiener  Konser- 
vatorinm.  Sein  Werk  ist  tats'achlich  das  erste  musikalische  Drama  Polens,  das  im 
Sinne  der  "Wagner'schen  Ideen  geschrieben  ist.  Die  Warschauer  Kritik  lobt  besonders  die 
thematische  Arbeit,  die  kunstvolle  Behandlung  des  Orchesters  und  der  Leitmotive, 

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298  Kritische  BUcherschau. 

besonders  aber  die  groBartige  dramatische  Kraft,  welche  von  alien  Theatereffekten  frei 
bleibt.  Das  Sujet  des  Tondramas  ist  der  Dichtung  Antons  Malczeweki 's  1798 — 1826 , 
des  groBen  polnischen  Byronisten  entnommen.  —  In  einer  der  hiesigen  Buchhandlungen 
erscheint  in  kurzer  Zeit  der  erste  Band  des  polnischen  »Musiklexikons«  von  Adolf 
Chybinski-Krakau,  eines  Schiilers  von  Sandberger.  Das  ganze  Werk  wirdSBande 
umfassen  nnd  ist  in  seiner  Gattung  uberhaupt  das  erste  in  der  polnischen  Musik- 
literatur.  Die  »neudeutsche<  Richtung,  die  polnische  mid  russische  Musik  linden  be- 
sondere  Beriicksichtigung. 

Winterthur.  Das  Musikkollegium  Winterthur  (gegriindet  1629)  feierte  sein 
275jahriges  Bestehen  in  drci  Festkonzerten  am  13.  und  14.  Marz,  in  den  nnter  anderm 
der  Eingangschor  aus  der  190.  Kantate  Bach's:  Singet  dem  Herrn,  der  erste  Teil  tod 
Haydn's  Schopfung,  die  9.  Sinfonie  Beethoven's,  Tod  und  Verklarung  von  StrauG 
unter  der  Leitung  von  Dr.  E.  Radecke  zur  Auffuhrung  gelangten.  Das  Winterthurer 
Musikkollegium  ist  das  einzige  Konzertinstitut,  das  noch  den  Namen  >  collegium  musicum< 
aufweist. 


Kritische  Bflcherschan 

der  neu-erschienenen  BUcher  und  Schriften  liber  Musik. 


Hervey,  Arthur.  French  Muaic.  Be-  Meyerbeer,  and  the  fascination  of  Auber. 
ing  vol.  H  of  the  "Music  in  the  *»}.  8U(*  warmth  and  conviction  that, 
v°vth    n     .        „    0     .  T       ,         reading  him,  even  the  superior  person  will 

XIX™  Oentury  Series.  London,  not  blush  ^  remember  that  we  once  en- 
Grant  Richards.  1903.  Small  Crown  joyed  Masaniello  and  Les  Huguenots. 
8vo.   Cloth.   5  sh.   net.  !  Granting  the  immense  superiority  of  a  ge- 

i  neration  imbued  with  the  opinions  of  Schu- 
A  book  which  deals  with  any  parti- ;  mann  and  Wagner,  the  music  which  could 
cular  period  in  the  development  of  music  I  delight  such  spirits  as  Balzac  and  Georges 
in  a  truly  historical  spirit  —  with  due  re-  Sand  cannot  have  been  so  puerile  and 
gard  for  the  proportions  of  each  movement  meretricious  as  ultra-Teutonic  criticism  has 
it  includes,  with  sufficient  sympathy  to  give  .  taught  us  to  believe.  It  was  a  power,  at 
warmth  and  vitality  to  the  treatment,  while  I  any  rate,  in  its  day ;  for,  as  Arthur  Hervey 
at  the  same  time  personal  feeling  is  sub-  >  reminds  us,  Meyerbeer  ^instead  of  frigh- 
ordinated  to  the  truth  —  is  as  rare  as  it !  tening  the  masses  away,  attracted  thenir, 
is  valuable.  When  to  these  essential  qua-  I  and  thus  made  his  art  a  source  of  joy  and 
lities  of  good  criticism  the  author  adds  profit  to  the  public.  But,  as  the  author 
charm  and  an  admirable  perspicuity  of  himself  remarks,  "human  imbecility  is 
style  the  review  of  his  book  should  be  eternal",  and  in  nothing  does  it  show  it- 
written  in  golden  ink.  Arthur  Hervey's  j  self  more  characteristically  than  in  our  in- 
book  deserves  this  unique  distinction.  The  ability  to  grasp  two  ideas  at  once.  In  the 
chief  value  of  this  volume  lies  in  the  compre-  matter  of  taste  the  public  is  like  a  dog  that 
hensive  resume"  of  the  musical  movement  invariably  drops  one  bone  in  its  effort  to 
in  France  during  the  first  half  of  the  XlXth  |  pick  upanother.  When  we  decided  to  live 
century.  We  can  never  dismiss  with  con- ;  up  to  Wagner  we  thought  it  wiser  to  dis- 
tempt  any  striking  manifestation  of  genius  |  embarrass  ourselves  of  all  previous  ideals, 
without  losing  something  by  our  short- :  We  have  paid  the  penalty  Dy  being  "pre- 
sightedness.  \  et  this  is  precisely  our  danger  cious"  ever  since.  In  Russia  the  influence 
with  regard  to  one  of  the  most  interesting  I  of  French  and  Italian  opera  lingered,  and 
periods  in  musical  history ;  the  golden  age  I  reappeared  in  unexpected  places.  Tachsi- 
of  Grand  Opera  in  France.  The  French  !  kovsky  owned  to  the  frankest  affection  for 
mind  is  essentially  dramatic,  and  all  the  |  Rossini,  while  Serov  —  in  spite  of  hi* 
best  music  France  has  produced  —  and  is  I  Wagnerian  cult  —  owes  his  most  popular 
producing  —  has  the  stage  for  its  ultimate  !  operas  to  Meyerbeer's  methods.    The  author 

foal.  To  repudiate  the  earlier  period  ol  writes  of  Gounod  with  affectionate  insight 
Vench  opera  is  to  wrong  the  national  and  sympathy,  and  fills  us  with  pity  for  the 
spirit  itself.  The  author  describes  the  palmy  lovers  of  to-day,  and  to-morrow,  who  will 
days   of  Grand   Opera,    the    triumpns    of  never  again  be  moved  by  the  tenderness 

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Kritische  Biichcrschau. 


2m 


and  mysticism  of  Gounod's  love-scenes  be- 
cause of  the  violence  and  obsession  of 
"Tristan  and  Isolde".  The  influence  of 
Wagner,  long-resisted,  but  all  the  stronger 
when  the  reaction  had  once  set  in,  is  traced 
in  the  chapter  devoted  to  the  new  Lyrical 
Drama.  "Berlioz",  "Bizet  and  the  Renais- 
cance",  "Saint- Saens  and  Contemporaries" 
and  "Cesar  Franck  and  his  followers"  are 
the  headings  of  some  of  the  most  interesting 
chapters  in  the  book.  Speaking  of  Berlioz, 
the  author  lays  stress  on  the  fact  that  his 
influence,  although  wide-spread,  has  been 
indirect.  It  is  to  the  modern  Russian 
School  that  we  must  look  for  the  most 
direct  traces  of  his  influence.  That  the 
composers  of  this  school  so  entirely  escaped 
the  influence  of  Wagner,  is  probably  the 
reason  of  their  having  passed  more  clc 


tlosely 
under  that  of  Liszt  and  Berlioz.  Glinka 
had  a  profound  knowledge  of  the  French 
master's  scores,  and  his  friendship  with 
Berlioz  inspired  the  idea  of  a  series  of 
Orchestral  Fantasias  of  which  he  accom- 
plished three :  " Jota  Aragonese",  "A  Night 
in  Madrid"  and  "Komarmskaya".  —  The 
chapter  devoted  to  Cesar  Franck  and  his 
disciples  offers  a  brief  but  effective  analysis 
of  the  work  of  this  unique  composer,  who 
is  as  isolated  from  the  accepted  types  of 
French  genius  as  Berlioz  himself.  InFranck, 
as  in  Eigar,  there  is  something  curiously 
mediaeval  in  the  deep  mysticism  and  ro- 
manticism which  seems  to  underly  both 
natures.  But  Franck  is  even  less  mundane, 
and  lacks  entirely  that  element  of  realism 
which  —  in  spite  of  his  leaning  to  oratorio 
—  binds  the  English  composer  to  contem- 
porary humanity.  —  The  chief  impression 
derived  from  Arthur  Hervey's  book  is  that 
of  a  strong  and  healthy  national  conscious- 
ness which  prevails  in  French  music,  and 
continues  to  find  its  natural  and  legitimate 
expression  in  opera.  France  has  not  equalled 
Germany,  or  perhaps  Italy,  in  original, 
creative  genius;  but  the  has  a  distinctive 
manner,  and  an  utterance  all  her  own. 
French  style  and  taste  are  forces  so  posi- 
tive, and  so  powerful  in  action,  that  they 
have  stamped  themselves  upon  almost  all 
those  foreign  geniuses  —  with  the  exception 
of  Chopin  —  who  have  made  Paris  their 
adopted  home.  Lulli  from  Italy,  Meyerbeer 


|  from  Germany,  brought  their  alien  traditions 
to  Paris.  But,  in  the  end,  it  was'the  French 
capital  which  possessed  them,  and  converted 

'  them  into  the  ministers  of  her  own  tastes 
and  requirements.  If  only  because  it  brings 
home  to  us  the  continous  vitality  of  French 
national  music,  the  present  volume  renders 
a  great  service  to  musical  history.  It  is 
brought  up  to  the  very  close  of  the  ilXth 
century  and  includes  a  notice  of  Cbarpen- 
tier's  Louise,  produced  in  1899.    B.  X. 

Karpath,  L.,  DerKobold  von  Siegfried 
Wagner.  No.  103  der  Opemfuhrer 
aus  dem  Verlage  Hermann  Seemann 
Nachfolger,  Berlin  und  Leipzig. 
M  —,50. 
Louis,  R.  Hans  Pfitzner's  »Die  Rose 
vom    Liebesgarten«.       Eine   Streit- 

\      echrift.      Druck   und   Kommissions- 
verlag     C.    A.    Heyfried    &    Comp. 
Munchen  1904.     Jl  —,26. 
Siehe  dariiber  den  SchluB  des  Berichtes 

;  uber  Pfitzner's  Oper  von  Dr.  Edgar  Istel. 

Musiknummer  der  >Lustigen  Blat- 
i      terc     (Dr.  Eyaler  &  Co.  Berlin.) 

Die  humori8tisch-8atirische  Musiknuw- 
mer  bringt  neben  manchen  Gelungenen  auch 
mancbes  schon  oft  in  dieser  oder  jener  Form 
Dagewesene;  roanches  ist  unfein  und  hat 
mit  feiner  Satire  nichts  mehr  zu  tun.  Viele 
1  Gebiete,  die  in  der  heutigen  Musik  zur 
Satire  herausfordern,  sind  ganz  unbebaut 
geblieben.  Ein  musikalischer  Satiriker  fehlt 
|  uns  immer  noch. 

Schneider,  A.  Die  Lehre  der  Akustik 

|      und  Harmonic   ubertragen    auf  das 

praktische  Gebiet.    Ein  Hand-  und 

j      Studienbuch  fur  Kunstfreunde,  Mu- 

siker,    Saiten-    und    Instrumenten- 

fabrikanten.  (Abhandlung  des  mathe- 

raatischen  Problems   fiir   Geigenbau 

und   Streichinstrumente     im    Allge- 

I      meinen.)  Zweite,  vemaehrte  und  ver- 

'      besserte   Auflage,    im  Helbstveriage 

des    Verfassers ,    Dresden ,    Moltke- 

platz  9.    163  S.   8°.    Jl  10,—. 


Besprechung  von  Musikalien. 


Booh,  J.  S.,  Matthaus-Passion.  No.  3 
der  Chorwerke  von  Eulenburg's  klei- 
nen  Partitur-Ausgaben.  Herausge- 
z.  d.  1.  M.    v. 


geben  von  Georg  Schumann.   Ji§% 
Eleg.  geb.  (mit  Bach's  Bild)  jH  9,—. 
Leipzig,  Ernst  Eulenburg.  • 

Digits  by  G00gle 


300 


Besprechung  vou  Musikalicn. 


Gerade  noch  vor  TorschluB  trifft  als 
schonstes  Ostergeschenk  Bach's  Matth'aus- 
Passion  in  der  bekannten,  so  uberaus  ver- 
dienstlichen  Taschenausgabe  Eulenburg's 
ein.  Die  Ausgabe  ist  ein  genauer  Abdruck 
von  dem  der  Bach-Gesellschaft  und  zwar 
in  jeder  Beziehung,  in  bezug  auf  Schlussel, 
Bezifferung  etc.  Dies  ist  teilweise^  aufs 
warmste  zu  begriiBen,  teilweise  stellen  sich 
doch  einige  entschiedene  Bedenken  ein. 
Der  Vorteil  liegt  darin,  daB  das  groBe 
Publikum,  dem  die  Ausgabe  der  Bach- 
Gesellschaft  immer  noch  sehr  fremd  ist  und 
es  auch  bleiben  wird,  dadurch  das  richtige 
auBere  Bild  von  diesem  Werk  wie  ttber- 
haupt  von  der  Musik  dieser  Zeit  erh'alt. 
Die  erste  Ausgabe  von  Bach's  Werk,  die 
A.  B.  Marx  im  Jahre  1830  besorgte,  lieB 
bekanntlich  samtliche  Generalbezifferun- 
gen  weg  und  trug  dadurch  sehr  viel  dazu 
bei,  daB  man  die  Aussetzung  des  Basses  in 
Auffuhrungen  weglieB.  Durch  diese  neue 
Ausgabe,  die  gerade  fur  das  groBe  Publi- 
kum, fur  die  Borer  der  Passion  bestimmt 
ist,  ist  jeder  in  Stand  gesetzt,  sich  von  dem 
"Werke  das  richtige  auBere  Bild  zu  machen. 
Aber  gerade  deshalb,  weil  sich  die  Aus- 
gabe an  das  Publikum  wendet,  ware  eine 
verbindung  von  Original  und  beutigem 
Musikgebr'auchen  am  Platze  gewesen.  Nicht 
derart,  daB  der  bezifferte  BaB  ausgesetzt 
worden  ware  ^dies  hatte  auch  die  Hand- 
lichkeit  der  Ausgabe  beeintr'achtigt,  die  ja 
auch  keine  Bearbeitung  desWerKes  geben 
will),  aber  in  bezug  auf  die  Schlussel  hatte 
man  unserer  Zeit,  dem  musiktreibenden 
Dilettantenstande  wohl  einige  Konzessionen 
machen  konnen,  indem  man  die  alten 
Schlussel  durch  die  heute  gebrauchlichen 
ersetzt  hatte.  Selbst  die  »Denkm'aler  der 
Tonkunstc  befolgen  dieses  Prinzip,  und  an 
deren  System  anzukniipfen,  ware  fur  diese 
Ausgabe  sicher  von  groBem  Vorteil  gewesen. 
Dem  Werke,  das  sich  so  in  jeder  Beziehung  an 
das  Original  halt,  fehlt  auch  die  Nummern- 
bezeichnung  und,  was  bei  der  Ausgabe  der 
Bach-Gesellschaft  der  Fall  ist,  ein  Inhalts- 
vcrzeichnis.  Dies  ist  deshalb  zu  bedauern, 
weil  die  Orientierung  dadurch  erschwert 
wird;  die  Nummerneinteilung,  wie  sie  in 
s'amtlichen  mir  bekannten  Klavierauszugen 
anzutreffen  ist,  ware  hierzu  besonders  for- 
derlich  gewesen.  Worauf  sich  demnach 
die  Herausgabe  Georg  Schumann's  bezieht 
ist  mir  nicht  klar  geworden.  Indes,  freueri 
wir  uns,  daB  dieses  gewaltige  Werk  in  der 
Originalfassung  jedem  leicht  zug'anglieh  ,ist, 
freuen  wir  uns  doppelt  dariiber,  daB  es 
trotz  der  Ausst'ande,  die  zu  machen  waren, 
nicht  in  einer  fragwiirdigen  Ausgabe,  wie 
z.  B.  der  R.  Franz's  geboten  wird.  Bei 
ferneren  Ausgaben  groBer  beriihmter  Werke 
aus    dieser   Epoche     wie    z.    B.    Handel's 


Messias)  wird  der  Verlag  aber  gut  tun, 
gerade  denjenigen,  fur  die  die  Ausgaben 
bestimmt  sind,  im  eigensten  Interesse  etwas 
mehr  entgegen  zu  kommen.  —  Der  Stich 
1'aBt,  wie  bei  den  iibrigen  Ausgaben,  an 
Scharfe  und  Deutlichkeit  nichta  zu  wiinschen 
iibrig.  A.  H. 

Courvoisier,  W.,  Sechs  Lieder  fur 
eine  tiefe  Stimme  op.  1;  sieben  Lie- 
der fur  eine  Singstimme  op.  2.  Ber- 
lin, Ries  &  Erler. 

Courvoisier  ist  ein  junger  Baseler  Kom- 
ponist.  Da  hat  uns  das  Land  Gottfried 
Keller's  wieder  einmal  ein  schones  Talent 
beschert.  Es  erscheint  mir  nicht  gleich- 
giiltig,  daB  dieser  Komponist  ein  Schwei- 
zer  ist;  bei  unseren  fur  den  jungen  deut- 
schen  Musiker  immer  mehr  maBgeblich 
werdendenGroBstadtverhaltnissen  droht  der 
Sinn  fur  Natiirlichkeit  und  Herzlichkeit, 
wie  ihn  die  vorliegenden  Lieder  zeigen,  ein 
seltener  Besitz  zu  werden.  —  Die  zweite 
Bliiteperiode  der  Liedkomposition  im  19. 
Jahrhundert  brachte  wie  die  erste  im  16.  SS- 
kulum  eine  reiche  Entwicklung  mit  einer 
Fulle  von  Formen,  Typen  und  Spezialitaten, 
sie  erschloB  zahllose  verschiedene  Moglich- 
keiten.  An  was  soil  sich  ein  junger  auf- 
strebender  Tonsetzer  halten?  An  die  Ge- 
samtstimmung  des  Dichters  oder  an  das 
Detail,  oder  an  Beides?  Soil  er  Strophen- 
lieder  schreiben  ^oder  ffar  Doppelstrophen 
wie  gelegentlich  R.  Iranz)  oder  dureh- 
komponieren?  Soil  er  eine  strengere  Form 
anerkennen  oder  frei  verfahren?  Cour- 
voisier experimentiert  nicht,  sondern  geht 
mit  sicherem  Schritt  einen  der  vielen  mog- 
lichenWege.  Erist  >modern€,  dennerzeigt 
sich  bestrebt,  zunachst  einmal  den  Gedanken 
des  Dichters  zu  folgen,  ohne  ABA;  er  ist 
aber  auch  >nicht  modern*,  denn  er  malt 
nur  sparsam  (Op.  2  No.  1)  und  im  Detail 
fast  gar  nicht.  Wo  er  zur  Reprise  greift, 
w'achst  sie  entweder  berechtigtermaBen  aus 
dem  Text  (Op.  1,  No.  1,  Op.  2,  No.  3)  oder 
sie  wird  nur  angedeutet  (Op.  1,  No.  3).  Nur 
Op.  1,  No.  5  bildet  eine  grundlose  Ausnahme 
von  dieser  selbstgestellten  Regel.  DaB 
Courvoisier  Brahms,  Wagner  und  StraoB 
gut  kennt,  merkt  man  ffelegentlich  wohl; 
aber  das  nimmt  ihm  nicnts.  Besonders  in 
den  beiden  No.  4  von  Op.  1  und  2  leben 
eigenartigeStimmungen.  Uberallaber  klingt 
;  diese  Musik  warm  und  natiirlich.  Beson- 
|  dere  Erw'ahnung  verdient  auch  heutzutage 
die  durchaus  sachgem'aBe  Behandlung  der 
Singstimme.  Moge  der  Komponist  dabei 
bleiben.  Unter  seinen  Poeten  haben  wir 
mit  Vergniigen  Leuthold  begejrnet.  Als 
Vorbild  in  der  Kunst,  den  Dichter  noch 
mehr  zu  objektivieren,  empfehlen  wir  dem 

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Zeitschriftenschau. 


301 


vielversprechenden  jungen  Kiins  tier  ein  ge- 
naueres,  doch  nicht  unkritisches  Studium 
der  Wolf  schen  Lieder. 


Ernst  Ludwig,  GroBherzog  von 
Hessen  u.  b.  Rhein.  Zwei  Ge- 
dichte  von  Olaf  (Ich  mochte  dichten 
und  singen  —  Die  dunklen  Cypres- 
sen);  zwei  Lieder  (Ich  trag'  eine 
Wunderblume     —     Ich    haV    eine 


singende  Seele)  f.  e.  Singst.  u.  Piano ; 

Erinnerungen  an  Ilinskoe,  Fantasien 

und  Skizzen  fur  Klavier. 
Feinsinnige,  natiirlich  empfundene  Ema- 
nationen  eines  vornehmen  Geistes.  Die 
Klavier8tiicke  neigen  mehr  Chopins,  die 
Lieder,  unter  denen  namentlich  »Die  dunk- 
len Cvpressen*  durch  Intensitat  und  Wahr- 
heitdesAusdrucks  bestechen,  Wagners  Ton- 
sprache  zu.  Der  Verlag  hat  die  Kompo- 
sitionen  kostbar  ausgestattet.  W.  N. 


Zeitschriftenschau. 


Verzeichnis  der  Abkurzungen  siehe  Zeitschrift  V,  Heft  1,  S.  43. 


Aldrioh,  Richard.  » Parsifal*  in  New  York 
—  ;ill.)  Critic  (New  York),  Feb. 

Allihn,  M.  Papst  Pius  X.  ErlaB  be- 
treffend  die  Verbesserung  der  Kirchen- 
musik  —  Zf  J  24,  Nr.  17. 

Altmann,  W.  Spohr's  Beziehungen  zur 
Generalintendantur  der  Konigl.  Schau- 
spiele  in  Berlin  —  NZf  M  71,  Nr.  11. 

Kritik,   ein   Fach   des   musikalischen 

Unterrichts?  —  NZfM  71,  Nr.  6. 

Das  musikalische  Auffiihrungsrecht  — 

M  3,  Nr.  11. 

Anonym.  Subsidized  music  abroad.  Glea- 
nings from  a  white  paper  —  MT  46. 
Nr.  732. 

Berlioz,  and  two  new  Operas  (Events 

in  Paris)  —  MT  45,  Nr.  732. 

Wagner    and    his    artistic    forbears. 

Vortrag    von    H.    Thompson)    Musical 
Standard  Febr.  6. 

Some    needed    Definitions.    (Forts.) 

Musical  Standard.    Feb. 

Gli   scenari   per  l'opera   >L'oro   del 

Reno*  di  R.  Wagner  al  teatro  alia  Scala 
in  Milano  (illustr.)  MuM  69,  Nr.  2. 

MiB  Muriel  Foste  —  MT  733. 

Music  in  Cheltenham.  (Ulus.)  —  ibid. 

Wesley's  Wilderness.  —  ibid. 

G.A.    Heinze  [  (1820-1904)  —  Cae 

61,  Nr.  3. 

Gottfried  Mann  +  (1868— 1904).  —  ibid. 

Pyrame   et   Thisbe.    Musikdrama  in 

zwei  Akten  von  Ed.  Trdmisot  —  S  62, 
Nr.  19/20. 

Helene.     Poeme   lyrique    in    einem 

Akt  und  vier  Bildern.  Von  Saint-Saens. 
ibid.  Nr.  19/20. 

Fr.  Liszt,    Lettres   in^dites  a  Alfred 

Jaell  —  RM  4,  Nr.  2  u.  4. 

Les  maitres  d'autrefois.    ibid.  Nr.  3. 

Les  droits  d'auteur  en  Allemagne  — 

GM  60,  Nr.  4. 


Anonym.  La  reconstruction  de  la  scene  de 
TOpera  de  Vienne  —  ibid. 

La  question  des  droits   d'auteur   en 

Allemagne.  —  ibid.  Nr.  6/6. 

»Parsifal«  a  New- York  —  ibid. 

Verdi  et  la  politique  —  ibid.  Nr.  7. 

Nachklange  vom  New-Yorker  •Parsi- 
fal* —  AMZ  31,  Nr.  6. 

Arend,  Max.  Pietro  Raimondi,  der  groBte 

Kontrapunktiker  des  19.  Jahrhunderts  — 

KL  26,  Nr.  4 
Bachmann,  P.    Eduard  Lassen  f  --  M  3, 

Nr.  10. 
Barini,  G.    Tristan    in    Italien.      Nuova 

Antologia.    16.  Febr. 
Batka,  R.    Johann  StrauB,  der  Vater  — 

KW  17,  Nr.  12. 

»Tiefland«  von  Eugen  d' Albert  —  ibid. 

Beckmann,  G.Johannes  Brahms'  Schwaneu- 

gesang  —  MSfG  9,  Nr.  2. 
Beduin,  abbe  Chorion,  Dodemont,  Stoltz. 

S.  Rousseau,  Le  »motu  proprio*  du  pape 

et  ses  effets   opinions)  —  KM  4.  Nr.  3. 
Bellaigue,  Camille.  DieMusikim  ^.Jahr- 
hunderts -  AMZ  XXXI,  Nr.  12. 
Blech,    Leo.      Zu    Richard    Heubergers 

•Operettenc  —  KW  17,  Nr.  12. 
Borrel,  Eugene.  Du  gout  —  MM  16,  Nr.  6. 
Braungart,  R.    Regeriana  —  M  3,  Nr.  9. 
Burgess,    Henry    Thaker.      The    natural 

theory    of    harmony    —    MO    XXVII, 

Nr.  318.     ;SchluB.) 
Calvo  coressi ,    Un   preducesseur  de  Jean 

Sebastien   Bach:  Johann  Kuhnau   suite 

-  GM  50,  Nr.  4/5. 
Cametti,    Alb.      Un    Giubileo    Artistico 

(Antonio  Cotogni)  —  MuM  59,  Nr.  3. 
Cammarano,  S.     II  libretto  del  »Trova- 

torec     e    Giuseppe    Verdi     illustr.,    — 

MuM  59,  Nr.  2. 
Chevallier,  A.  Le  Theatre  de  M.  Brieux 

L'Ouest- Artiste  (Nantes)  ^suite' 

22* 


302 


Zeitschri  ftensehau. 


Clauaetti,  Carlo.  Da  Weimar  a  Trieste 
In  occasione  d'el  XXV  Congresso  Delia 
•Association  Litteraire  et  Artistique  In- 
ternationale* (Mit  Originalbildern)  — 
MuM  69  Nr.  3. 

Closson,  Ernest.  Lassen  in  Briissel  — 
S  62,  Nr.  10/11. 

Combarieu,  F.  La  musique  au  point  de 
vue  sociologique:  limitation  —  RM  4, 
Nr.  2. 

Corbett,  W.  W.  Czech  national  opexa 
illustr.)  —  MT  46,  Nr.  732. 

Courat,  H.  J.    La  musica  in  Shakespeare 

—  RMJ  11,  Nr.  1. 

Shakespeare    als    Musiker    —    M  3 

Nr.  9/10. 

Coventry    T Anson,    J.     >  Sweet   Lass    of 

Richmond  Hill*,  a  Song  with  a  History. 

Gentleman's  Magazine.  March. 
Crotchet  f    Dotted.     Round    about    Soho 

(illus.)  —  MT  46,  Nr.  732. 

Tewkesbury  Abbey.  (Mill.)  —  MT  733. 

Curzon,  H.  de.    Une  nouvelle  couvre  de 

Felipe  Pedrell:  La  Celestine  -  GM  60, 
Nr.  7. 
Destranges,  Etienne.     Chronique    Musi- 

cale.    Ij  Ouest-Artiste  [Januar). 

Les  Barbares,  de  Camille  Saint-Saens 

—  ibid. 

Dietsch,  E.  H.    Die  Bologneser  Gesang- 

schule  dee  Bernacchi  und  ihre  Meister- 

schuler  -  AMZ  31,  Nr.  8/9. 
Dubitzky,    Franz.     Neue    Cborwerke    — - 

NZfM  71,  Nr.  10. 
Dubois,  G.  E.    The  Opera  in  Paris  (Illus. 

CasselPs  Magazine.  March. 
Dupoux,  J.      L'Antiphonaire    gregorien. 

Ses  origines,  sa    formation,   sa  diffusion 

—  Se,  V,  Nr.  9. 

E.,  F.  G.  Sir  John  Hawkins.  (1719-1789. 

A     biographical      sketch.     (Illustr.     — 

MT  46,  N.  732. 
Ellis,    W.    Ashton.      Die     verschiedenen 

Fassungen   von    »  Siegfrieds    Tod<     etc. 

—  M  3,  Nr.  10/11. 

Enschede,  J.  W.     Oude  Noten  en  oude 

sleutels  in  nieuwe  uitgaven  —  Cae  61, 

Nr.  3. 
F.  Pflege  des  Volksliedes  —  KW 17,  Nr.  12. 
Fidler,  Fl.  G.  How  to  listen  to  an  Orchestral 

Concert.    Temple  Bar.  March. 
Freund,  Erich.    Si  j'ctais  roi.     Oper  von 

Chr.  Ad.  Adam.  Deutsche  Erstaufmhrung 

am    Breslauer  Stadttheater.     Bespr.)  — 

S  62,  Nr.  10/11. 
Friedmann,  A.     Johann    StrauB7  Vater 

mit  Bild)  —  NMZ  26,  Nr.  11. 
Garlepp,  Br.     Die  Trompete  u.  ihre  Be- 

deutung  imVolksleben  (Forts.)  —  AMZ  31, 

Nr.  67. 

Oilman,  Lawrence.  Verdi  and  Wagner. 
Musical  Standard  Febr. 


Glebe,  K.  Das  Protestantische  und  Evan- 
gelisohe  bei  Handel  und  Bach  —  CEK 18, 
Nr.  3. 

Gohler,  Georg.  Felix  Draeseke  —  KW  17. 
Nr.  9/10. 

Grand-Carteret,  J.  Les  titres  illustres 
et  Tim  age  au  service  de  la  Musique 
(illustr.;        RMJ  11,  Nr.  1. 

Grohe,  0.  Aus  Hugo  Wolfe  Leben  — 
NMZ  26,  Nr.  10. 

Grunstein,  Leo.  Das  musikalische  Ele- 
ment in  der  Kunst  Moriz'  von  Schwind 

—  M  3,  Nr.  11. 

Guerrini,  Paolo.  In  onore  di  S.  Gregorio 
Magno  —  Sc,  V,  Nr.  9. 

H.,  M.  Die  Gregorinsfeier  in  Rom.  Das 
Motu  proprio  —  GR  3,  Nr.  3. 

Hadden,  J.  Cuthbert.  Rossini  as  Humo- 
rist.   Gentleman's  Magazine.  March. 

Hahn,  A.  Die  Rose  vom  Liebesgarten  — 
NMZ  26,  Nr.  11. 

Hansmann,  R.  »Das  Janko-Klavier«. 
Nach  einem  Vortrag  des  oben  genannten 

—  NZfM  71,  Nr.  12. 

Herold,   Die  Passions-  Oratorien    in  der 

Karthauser  Kirche   zu   Nurnberg  —  Si 

29,  Nr.  3. 
Hiller.  P.  Die  Zauberglocke  v.  Saint-Saens. 

Erste    deutsche    Auffuhrung    Elberfeld, 

6.  Febniar  —  NZfM  71,  Nr.  & 
Heufi,  Alfred.    Das  >Dresdener  Amen<  ini 

ersten  Satee  von  Mendelssohn's  Refor- 

mationssinfonie  —  S  62,  Nr.  18—20. 
Hippius,  Adele.    Erinnerungen  an  Hans 

von  Bulow  —  AMZ  31,  Nr.  7/8. 
Horn,  P.   M.     Palestrina-B'auerle  —  GR 

3,  Nr.  3. 
Horwitz,  Benno.    Ce  qu1on  entend  sur  la 

montagne  (Liszt)  —  ILL  16,  Nr.  3. 
Huneker,  James.    Richard  StrauB.  [With 

Portrait)  Scribner's  Magazine.  March. 
Hunziker,  Rudolf.     Das  Musikkollegium 

Winterthur.    Zur  Feier  seines  276jahri- 

gen  Bestehens  —  SMZ  44,  Nr.  11. 
Imbert,  H.     De  Interpretation  musicale 

dans  Thypnose  —  GM  60,  Nr.  6. 
Les  epoques  de  la  musiquepolyphoni- 

que  des  origines  a  la  fin  du  XVI*  siecle. 
La  fille  de  Roland  von  Ferrier  —  GM 

50,  Nr.  12. 
Jaaow,  E.  von.  Neue  franzosische  Opern  — 
|      NMZ  25,  Nr.  9. 
!  Kesser,  H.     Musikasthetik   —  NMZ  25. 

Nr.  10.  11. 
Kloss,  E.    R.  Wagner  und  seine  MutUT 

—  MWB  36,  Nr.  7. 

Knosp,    G.     Die  Musik    in  Hinterindieu 

(Schlufi)  —  NMZ  26,  Nr.  9. 
Kohut,  A.    Eigentumlichkeiten  beriihmter 

Komponisten.  (SchluC)  —  NMZ  23,  Nr.  11. 
Kdnig,  A.   Die  Ballade  in  der  Musik  — 
,     BfHK  8,  Nr.  6. 

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Zei  tschriftenschau . 


303 


Koramuller,  Utto.    Gregor  der  GroCe  — 

MS  XVI,  Nr.  3. 
Krauae,  Emil.    Chrysander's  Gasamtaus- 

gabe  der  Werke  Banders  usw.  —  Mf  M 

36,  Nr.  3/4. 

StrauB'  >Feuersnot«  und  S.  Wagner's 

•Koboldt  in  Hamburg  —  BfHK  8,  Nr.  6. 

Der   mehrstimmige    Sologesang   mit 

Begleitung  des  Klaviers  —  SH  44,  Nr.  7/8. 

Kraufi,  K.  A.  Die  Rose  vom  Liebesgarten 
v.  Grun  und  Pfitzner  (zur  Mannheim er 
Auffuhrung  24.  Januar)  —  NZfM  71, 
Nr.  7. 

Krehbiel,  H.  E.  .Parsifal*  in  New  York 
—  MT  46,  Nr.  732. 

Kroyer,  Theodor.  Die  Rose  vom  Liebes- 
garten. Berioht  iiber  die  Munchener 
Erstauffuhrung  —  S  62,  Nr.  21/22. 

Kruteohek,  P.  Papst  Pius  X.  und  die 
Kirchenmusik  —  MS  XVI  Nr.  3. 

Kurateiner,  P.  Alte  Gedanken  in  neuem 
Gewande  —  MWB  35,  Nr.  7-9. 

Ii.f  N.  M.  Steinbach  au  concert  Ysaye  — 
GM  60,  Nr.  12. 

Lahy,  J.  M.  L' Emotion  Musicale  et  les 
idees  associees  —  RMJ  11,  Nr.  1. 

Laloy,  Louis.  Claude  Debussy  et  la  simpli- 
city en  musique  —  RM  4,  Nr.  4. 

Landormy,  P.  Ernest  Chausson  (1866 
-99)  —  NZfM  71,  Nr.  9. 

Langenbeck,  G.  Akkord-Gleichungen  - 
MWB  36,  Nr.  12. 

Laurencie,  L.  de  la.  Au  pays  de  la  cri- 
tique musicale  —  CMu  7,  Nr.  3. 

Un  moment  musical.    Notes  sur  Tart 

de  Claude  Debussy  —  CMu  7,  Nr.  6. 

Lawrence,  J.  T.  American  Organ  Cases 
MO  XXVII,  Nr.  318. 

Lederer,  Viktor.  »Das  Jagerhaus*  von 
Wilh.  Reich.  Bericht  iiber  die  Urauf- 
fuhrung  in  Prag.  (Deutsches  Theater)  — 
S  62,  Nr.  21/22. 

Liebion,  Mrs.  Franz.  Claude  Debussy  and 
his  Music  of  Legend  and  Dream  —  Musi- 
cal Standard,  Febr.  20. 

Locard,  Paul.  Ecole  des  hautes  etudes 
sociales  —  CMu  7,  Nr.  4. 

Louis,  R.  Richard  Strang  —  Bf  VK  8,  Nr.  6. 

Lowry,  Ernest  Ward.  The  Reed  Organ. 
(Forts.)  -  MO  XXVII,  Nr.  318. 

Loszi,  C.  Brigide  Banti,  Regina  del  Teatro 
lirico  nel  secolo  XVIU  —  RMJ  11,  Nr.  1. 

LuBsy,  Mathie.  L'anacrusa  en  la  musica 
moderna  —  Revista  m.  catalana  I,  3. 

Luysin,  Rend.  Les  merveilles  de  la  cri- 
tique musicale  —  MM  16,  Nr.  6. 

Lyon,  G.  Les  etudes  scientifiques  et  Tart 
musical  —  RM  4,  Nr.  3. 

Mangeot,  A.  L'Ecole  du  Bonheur  —  MM 
Nr.  6. 

Musiques  dans  TOmbre  —  ibid. 


Mansfield,  Orlando  A.  Employment  of 
double  counterpoint  in  Beethoven's 
symphonies.   (Forts,  aus  dem  Augustheft, 

—  MO  XXVII,  318. 

Mantovani,  T.     II  Museo  Rossiniano  di 

Pesaro  (illustr.)  —  MuM  69,  Nr.  3. 
Marnold,  Jean.     Les   sons    inferieurs    ct 

la  theorie  de  M.  Hugo  Riemann  —  CMu 

7,  Nr.  4/6. 
Maubel.    Lettre  a  un  violiniste  —  GM  60, 

Nr.6. 
Mauclair,  Camille.  Das  Ende  des  Wagne- 

rianismus  —  La  Revue,  Febr. 
Maurel,  Victor.    Le  »Don  Vocal e<  (suite 

et  fin)  —  CM  7,  Nr.  3. 
Maus,  O.    L'humeur  en  musique  —  RM  4, 

Nr.3. 
Mecklenburg,  A.    Hans  von  Bulow  als 

Musik-  und  Klavierpadagoge.  (Forts.)  — 

KL  27,  Nr.  6. 
Menil,  F.  de.    L'Ecole  Flamande  (suite) 

—  CMu  7,  Nr.  4. 

Mercier,  Ad.     Publications  nouvelles  — 

RM  4,  Nr.  4. 
Mey,  Kurt.    Von  den  Meistersingern  und 

ihrer  Musik  (III.  Die  Urbilder  der  Meister 

bei  Richard  Wagner.  Schlutf )  —  NZfM  71, 

Nr.6. 
Meyrick-Roberta,  R.    On  the  Canons  of 

Organ  Buildung.  (Forts }  —  MO  XXVII, 

Nr.  318. 
Mennicke,  C.    Zur  Biographie  der  Briider 

Graun  —  NZfM  71,  Nr.  8. 
Milligen,   S.  van.  Beethovens  Virtuosen- 

Loopbaan  Cae  61,  Nr.  3. 
Mortier,  Alfred.    Creation  d'Helene,  von 

Saint-Saens.  Auffiihrung  in  Monte  Carlo 

—  CMu  7,  Nr.  6. 

Musseleck,    W.      >Der    Kobold«,    Oper 

von  S.  Wagner  -  NZfM  71,  Nr.  7. 
Miinzer,  G.    Hugo  Riemann:  System  der 

musikalischen  Rhytmik  und  Metrik.  (Be- 

sprech.)  —  S.  62,  Nr.  16/17. 
Newnaarch.      Tschaikowsky's    last    visit 

to  England  —  MT  46,  Nr.  782. 
Niecks.    Programme  Music  —  MT  733. 
Niemann,  Walter.  Veroffentlichungen  der 

Neuen  Bacheresellschaft  —  S.  62,  Nr.  8/9. 

Jan  Sibelius  und  die  finnische  Musik 

—  ibid.  Nr.  12/13. 

Neue  Beitrage  zur  Musik  der  Refor- 

mationszeit.  (fiesprechungen)  —  ibid. 
Nr.  16/17. 

Neue  bohmische  Klaviermusik.     (Bo- 

sprech.)  —  ibid.  Nr.  21  22. 

Neue  jungfranzosische  Kleinkunst  — 

NZfM  71,  Nr.  9. 

Neitael,  0.  Die  weifie  Flagge,  Oper  in 
1  Akte  von  Pierre  Maurice.  (Bespr.)  — 
S.  62,  Nr.  14/15. 

Die  Zauberglocke  (Le  timbre  d'argent), 

Phantast.  Oper  in  4  Akten  v.  C.  Saint- 
Saens.    (Bespr.)  —  ibid.  Nr.  14/16. 

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304 


Zeitschriftenschau. 


Norlind,  T.  Wilhelm  Stenhammer  —  M  3, 
Nr.9. 

Obrist,  A.  Der  Buddha,  Oper  von  M. 
Vogrich  —  AMZ  XXXI,  Nr.  12. 

Ott,  K.  Der  Entwicklungsgang  der  mittel- 
alterlichen  Choralmelodie.  (5.  Forts.)  — 
OR  3,  Nr.  3. 

Patterson,  Annie.  Amateur  Compositions. 
(Forts.)  —  MO  XXVII,  Nr.  318. 

Pedrell,  Felip.  Musichs  veils  de  la  terra 
Pere  Albert  Vila  —  Revista  Musical 
Catalana.    (Forts.)  —  I,  2/3. 

Pearson,  Arthur.  Celebrated  Glee  Com- 
posers, II.  Sir  Henry  Bishop  —  MO 
XXVII,  Nr.  318. 

Philipp,  J.  Une  classe  the  piano  au  Con- 
servatoire —  RM  4,  Nr.  2. 

Philipp,  Rudolf.  Der  Kobold,  von  Sieg- 
fried Wagner,  Urauffuhrung  am  Ham- 
burger Stadtth  eater  am  29.  Januar  1904 

—  S.  62,  Nr.  12/13. 

Philips,   R.  C.    Goldschmidt   Theory   of 

Harmony  -  MO  XXVII,  Nr.  318. 
Poohhammer,  Adolf,   Uber  die  Vorfahren 

unserer  heutigen  Musikinstrumente  etc. 

M  3,  Nr.  9. 
Podmore,  Fred.    Brass  Band  Reform  — 

MO  XXVII,  Nr.  318. 
Prior,  Percy.     The  Decadence  of  Church 

Music  -  MO  XXVH,  Nr.  318. 
Proohazka,  Rudolph.    Aus  den  Jugend- 

jahren  von  Robert  Franz  —  NZfM  71, 

Nr.  6. 
Pujol,  Fr.    La  restauracio  de  la  musica 

religiosa  —  Revista  musicale  catalana  1, 3. 
Puttman,   Chorgesang  in  dritthalb  Jahr- 

tausenden.  (Forts.)  —  SH  44,  Nr.  12. 
Quail,  Jesse.    Some  Distinguished  Orga- 
nists.  (Ulus.)  —  Christian  Realm.  March. 
R.    Voni  gespielten  und  gesungenen  »Zwi- 

schenspieU  —  Bf  HK  8,  Nr.  6. 
R„  L,    Erstlingswerke  —  BfHK  8,  Nr.  6. 
Ramsey,  B.  A  Song  that  shook  a  throne 

-  MO  XXVH,  Nr.  318. 

Beger,  Max.  »Mehr  Licht«.  (Kritischer 
Gedankenaustausch)  —  NZfM  71,  Nr.  11. 

Richard,  A.  Eduard  Lassen  —  NMZ  25 
Nr.9. 

Richter,  A.  Ein  Kapitel  zur  Freiheit  des 
musikalischen  Vortrags  —  NMZ  25,  Nr.  1 1 . 

Rietsoh,  Heinrich.  Die  Jenaer  Lieder- 
handschrift.  Ausfuhrlichc  Besprechung 
der  Neuausgabe  von  Holz,  Saran,  Ber- 
noulli —  Sonderabdruck  aus  der  Ztschrft. 
fur  deutsches  Altertum,  XLVII.  Bd. 
Berlin  1903.  Weidmannsche  Buchhand- 
lung. 

Bolland,  R.  »L'Etranger«  de  Vincent 
d'Indy  -  RMJ  11,  Nr.  1. 

Budder,  May  de.  Walther  von  der  Vogel- 
weide  (Suite  et  tin)  GM  50,  Nr.  12. 

Runge,  Paul.  Die  Notationen  der  Soma- 
natha  —  MfM  36,  Nr.  3/4. 


8.    Au  pays  des  barbares  —  GM  50,  Nr.  4. 
8.,  R.   Une  enquete  internationale  sur  les 

subventions    accordees    aux    entreprises 

d'art  musical  —  ibid.,  Nr.  6. 

Parsifal  a  New  York  et  les  tribunaux 

allemands  —  ibid.  Nr.  7. 

Scarlatti,  Americo.  LaMasurgia.  (Kircher 

ilustr.  —  MuM  59,  Nr.  2. 
Behlemuller,  Hugo.    Merlin,  Oper  in  drei 

Akten  von  C.  Goldmarck  —  Bericht  uber 

die  neue  Bearbeitung,   S.  62,  Nr.  16/17. 
Schmidt,  Leop.    Johann  Straufi  —  Berl. 

Tagebl.  Nr..J35,  Abendausgabe. 
Sohmitt,  H.  Uber  die  Register  der  mensch- 

lichen  Stimme  —  KL  26,  Nr.  3/4. 
Sohmitz,   Eug.    Musikpadagogische  Pro- 

bleme  —  KL  27,  Nr.  6. 

Studien  uber   P.  Torri's   Oratorium 

>La    vanita    del    mondo*.    (SchluB;    — 
MfM.  36,  Nr.  2. 

Sohure,  E.    Ein  Besuch  bei   Wagner  — 

Nuova  Parola.  Febr. 
Schweikert,    F.     Ein   Gedenkblatt    fur 

Malwine    Schnorr     von    Carolsfeld     — 

NMZ  25,  Nr.  11. 
Segnits,  E.     Musik,  Musiker  und  Jean 

Paul  —  NMZ  25,  Nr.  9. 
Seiffert,  Max,  Cembalo   oder   moderner 

Flugel?    Cae  und  NZfM  71,  Nr.  10. 
Seydler,    A.     Der    Unterricht    aus    der 

Musikgeschichte  und  deren  EinfluG  auf 

die  Erziehung  des  Musikers,  II.  —  NMP 

13,  Nr.  6. 

Das  motu  proprio  Pius'  X.  —  ibid. 

Smend,   Julius.    Zu    Julius  O.    Grimms 

Gedachtnis    (1827—1903)    —    MSfG  9, 

Nr.  3. 
Smolian,  A.    Beethovens  Symphonien  — 

NMP  13,  Nr.  3. 
Solerti,    A.      Un    balletto    musicalo    da 

Claudio  Monteverde  —  RMJ  11,  Nr.  1. 
Sommer,  Hans.    Autorengebuhr  —  M  3, 

Nr.  11. 
8.,  R.    Du  Ridicule  a  Todieux  —  GM  50. 

Nr.  12. 
Steuer,  M.    Ruckblick  auf  das  Musikjahr 

1903.    IV,    S  62,  Nr.  8  9. 

Jugendkonzerte  —  ibid  Nr.  14/16. 

Johann  StrauB  Vater.    Ein  Gedenk- 
blatt zum  14.  Marz  1904  —  ibid.  Nr.  19/20. 

Johann  StrauB  (Vaterj  —  M  3,  N.  11. 

SuSol,   E.    La  Reforma  de  la  musica  en 

la  Iglesia  —  Revista  musica  catalona  L  3. 
Taylor,  Baynton.     Organ  Voices:    Their 

Selection  for  Artistic   Use.   (Schluss,  — 

MO  XXVH.  Nr.  318. 
Thibaut,  P.  L     Le    chant    des    Eglises 

d'Orient  —  RM  4,  Nr.  4. 
Thiessen,    Karl.     Neue    Orgelwerke    — 

NZfM  71,  Nr.  12. 
Thurlings,  Adolf.    Der  Donner  im  ersten 

Finale  des  Don  Juan  —  Der  Bund.  Bern 


Nr.  80. 


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Mitteilungen  der  » International  en  Musikgesellschaft*.  305 


Tiersot,  I.    Berlioziana  —  M  70,  Nr.  1/2 

(Le  Musee  Berlioz) 
Nr.  3/7  Lettres  et  documents  inedits 

sur  le  Requiem  de  Berlioz. 
Tommasini,  V.    Musica  e  Religione.  — 

RMI  11,  Nr.  1. 
Untersteiner,  I/invenzione  del  Violino  — 


gregorianische   Restauration  —   GR   3, 

Walsh,  J.  J,   „Parsifal"  and  a  great  lite- 
rary century  —  Catholic  World,  Feb.  15. 

Wedgwood,   J.    Organ  Matters  —  MO 
XXVII,  Nr.  318. 

Tonal  Design  in  Modern  Organ  Build- 


RMS  11,  Nr.  1.  i     ing  -  ibid. 

Vives,  A.    Ab  motiu  del  estreno  de  „Act£".   Wo&ogen ,  v.     Zur    Einfuhrung   in    ein 

(Forts.)  —  Revista  Musical  Catalana  I,  2.       Wagner-Brevier  —  MWB  35,  Nr.  7. 
Wagner.     Gregor  der    Grosse    und    die  '  Weiss,  J.    Uber  Orgeln  —  GR  3,  Nr.  3. 


Mitteilungen  der  „Internationalen  Musikgesellsohaft". 

Ortsgruppen. 

Leipzig. 

Am  14.  Februar  sprach  der  zweite  Vorsitzende  unserer  Ortsgruppe,  Herr  Prof. 
Dr.  Albert  Koster,  uber  das  lyrische  Drama  mi  18.  Juhrhundcrt,  insbesondere  iiber 
dasMelodrama  der  Rousseau-Benda'schen  Zeit.  Redner  leitete  die  Entstehung  dieser 
eigentiimlichen  Kunstform  ab  aus  der  Vorliebe  des  Theaterpublikums,  seine  Lieblinge 
in  Oper  und  Schauspiel  gelegentlich  auch  abgelost  vom  groBen  dramatischen  Ganzen, 
in  solistischen  Paradenummern  zu  bewundern,  also  in  Monologen,  wie  sie  sich  trotz 
Gottscheds  Einspruch  l'angst  im  deutschen  Drama  behaupteten.  Den  AnstoB  zur  Kul- 
tivierung  des  Monodramas  gab  J.- J. Rousseau's  bekannte  lyrische  Szene  »Pygmalion«. 
Unterschiedlich  von  dem,  was  heute  als  Melodrama  bezeichnet  wird,  mischte  man  je- 
doch  nicht  beliebig  Ton  und  Wort,  sondern  verlegte  die  gesprochene  Rede  in  die 
Pausen,  sodaB  der  Musik  ein  weiter  Spielraum  gewahrt  blieb.  Der  in  Deutscblands 
schongeistigen  Kreisen  erwachende  Enthusiasmus  fur  bedeutende  Tragodinnen  und 
ihre  Kunst  lieB  eine  lange  Reihe  Melodramen  entstehen.  Am  beliebtesten  wurden 
antike  Heroinengestalten ,  Ariadne,  Medea,  Helena,  in  denen  u.  a.  auch  Ram- 
lers  Schulerin,  Mile.  Brandes  und  die  beriihmte  Mine.  Seiler  auftraten.  Aber  auch 
Bardentum,  orientalische  Stoffe,  schlieBlich  auch  Lotte  und  Werther  wurden  zur  Ver- 
arbeitung  herangezogen.  Die  Technik  des  Aufbaus  blieb  naturlich  beschr'ankt.  Den 
Mangel  an  treibender  Handlung  suchte  man  mit  Hilfe  von  Scheindialogen,  visionaren 
Episoden,  Echoanrufungen  und  Dekorationswechsel  zu  decken.  In  alien  Fallen  aber 
fiel  der  Musik  eine  hohe  und  wichtige  Aufgabe  zu:  die  psychischen  und  'auBeren  Ge- 
achehnisse  mit  moglichster  Deutlichkeit  zu  begleiten.  Und  da  die  deutschen  Melo- 
dramen nicht  nur  Stimmungsmonologe  waren,  wie  die  Mehrzahl  der  franzosischen,  so 
nahm  die  Musik  hier  eine  doppelt  wichtige  Stellung  ein. 

Am  Schlusse  seiner  fesselnden  und  geistvollen  Ausfuhrungen  gab  der  Redner 
Proben  aus  Reichardts  *Cephalus  und  Procris*  und  Bendas  *  Ariadne*,  die  er  sich 
selbst  feinsinnig  am  Flugel  begleitete.  Seine  Darbietungen  wurden  mit  reicbem  Bei- 
fall  von  Seiten  des  zahlreich  erschienenen  Publikums  aufgenommen. 

Der  nachste  Vortrag  fand  am  13.  M'arz  statt.  Er  gestaltete  sich  zu  einer  histo- 
rischen  Kammermusikauffiihrung.  Der  erste  Vorsitzende  der  Ortsgruppe,  Herr  Prof. 
Dr.  Priifer,  hatte  in  dankenswerter  Weise  das  Amt  ubernommen,  die  einzelnen 
praktischen  Darbietungen  mit  einfiihrenden  Erl'auterungen  zu  begleiten.  Von  den 
Herren  Hasse  (Klavier),  Konzertmeister  Sebald  (Violine)  und  Dr.  Bruckner  (Violon- 
cello) wurde  zunachst  eine  Sonate  in  Amoll  (op.  2  Nr.  4)  von  dalVAbaco  vorgetragen. 
Von  der  Benutzung  eines  Cembalo,  das  Herr  Paul  de  Witt  der  Ortsgruppe  in  liebens- 
wiirdiger  Weise  zur  Verfugung  gestellt  hatte,  wurde  im  letzten  Augenblick  aus  prak- 
tischen Grunden  Abstand  genommen.  Das  Adagio  war  vom  Unterzeichneten  in  der 
Violin-  und  Cellostimme  auf  Grund  'alterer  Verzierungsdokumente  mit  italienischem 
Ornamentwerk  ausgeschmiickt  worden,  sodaB  das  Ganze,  tonschon  wiedergegeben,  einen 
deutlichen  Begriff  alter  Kammermusik  gab.    Herr  Fritz  Dreher  iibernahm  den  Vor- 

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806 


Mitteilungen  der  »Internationalen  Musikgesellschaftc 


trag  mehrerer  Lieder  von  Hcinrich  Albert,  Adam  Krieger  und  Sperontes  (aus  der 
»singenden  Muse  an  der  PleiBe*  ,  die,  zum  Teil  humoristisch  angelegt,  zu  lebhaftem 
Beifall  herausforderten.  Namentlich  Kriegers  lebendiges  »Halt  ein,  halt  ein!  Ich  bin 
schon  tot!«  ziindete  infolge  seines  schwungvollen,  vom  Streichquintett  ausgehlhrten 
Ritornells.  Nachdem  die  Herren  Hasse  und  Seebald  den  ersten  Satz  der  Back'scheu 
Fmoll-Sonate  mit  schonem  Gelingen  vorgetragen,  vereinigten  sie  sich  mit  den  Herren 
Dr.  Schering,  A.  Nef  (Violine  ,  Dr.  Heuss  (Viola),  Dr.  Bruckner  (Violoncell, 
zur  Wiedergabe  einer  Gdur-Symphonie  des  Mannheimer  Tonsetzers  Franz  Xarer 
Hichter,  deren  klassischer  Aufbau  und  reizvolle  Melodik  geeignet  waren,  den  Uber- 
gang  in  der  Entwickelung  der  Symphonie  von  der  Mannheimer  Schule  zur  Symphonic 
Haydns  deutlich  zu  veranschaulichen. 

An  dieser  Stelle  sei  nochmals  den  mitwirkenden  Herren,  namentlich  Herrn  stud, 
phil.  Hasse,  der  sich  der  erneuten  Ausarbeitung  der  GreneralbaGstimmen  unterzogen, 
der  Dank  der  Ortsgruppe  ausgesprochen.  —  Das  »Sachsenzimmer€  des  Deutschen 
Buchgewerbehau8es  erwies  sich  als  auBerordentlich  geeignet  fur  Kammermusikauf- 
fuhrungen  kleineren»Stils.  A.   Schering. 

London. 

At  the  Musical  Association : —  (a)  On  Tuesday  8th  December  1903,  being  within 
3  days  of  the  birth-centenary,  Mr.  T.  S.  Wotton  lectured  on  "Hector  Berlioz  as  Mu- 
sician*', Dr.  F.  (x.  Shinn  in  the  chair;  discussion  by  Chairman  and  Messrs.  W.  W. 
Cobbett,  T.  L.  Southgate,  F.  Gilbert  Webb,  and  Christopher  Welch,  (b)  On  Tuesday 
19th  January  1904  Mr.  John  W.  Warman  lectured  on  "The  Hydraulicon  of  the  An- 
cients*', and  exhibited  a  rough  working  reproduction-model  of  his  own  construction; 
Dr.  W.  H.  Cummings  in  the  chair;  discussion  by  Chairman,  and  Miss  Kathleen  Schle- 
singer.  c)  On  Tuesday  9th  February  1904  Mrs.  Newmarch  lectured  on  uThe  Deve- 
lopment of  National  Opera  in  Russia",  4th  paper;  the  previous  were  Preliminary  and 
Glinka  10th  January  1900  ,  Dargomijsky,  Moussorgsky  and  Serov  (11th  February  1902  . 
Borodin  and  Cui  10th  February  1903  ;  the  present  was  on  Tschaikoffsky;  illustrations 
by  Miss  Grainger  Kerr  tcontralto,  and  Mr.  Robert  Maitland  (baritone);  Dr.  Charles 
Maclean  in  the  chair;  discussion  by  Chairman,  and  Messrs.  John  Pollen,  T.  L.  South- 
gate,  and  F.  Gilbert  Webb,  (d;  On  Tuesday  8th  March  1904  Mr.  Edward  J.  Dent 
lectured  on  "Alessandro  Scarlatti";  illustrations  by  Miss  Holbrook  soprano);  Mr.  A. 
H.  D.  Prendergast  in  the  chair;  discussion  by  Chairman,  by  Sir  Hubert  Parry,  and 
by  Mr.  T.  L.  Southgate.  j.   Percy  Baker,  Secretary. 


Neue  Mitglieder. 


Bibliotheque  publique  Direktor  V.  Au- 

bert),  Genf. 
Bruckner.  Fritz.  Dr.  phil,  Leipzig-Goblis, 

Lange  StraGe  28. 


Friedlander,  Max,  Dr.,  Professor  der 
Musikgeschi  elite  an  der  UniversitatT 
Berlin  W.,  KurfUrstendamm  233. 

Schneider,  Max,  Leipzig,  Johannisplatz  1. 


Anderungen  der  Mitglieder-  Liste. 


Abert,  Dr.  Hermann,  Privatdozcnt,  Halle 

a.  S.,  jetzt  Kichard  WagnerstraCe  20. 
Ettler,    Carl,    stud,    phil.,    Leipzig,   jetzt 

Kohlgartenstr.  10. 
Graff,  Theodor,  friiher  Berlin  jetzt  Leipzig, 

HumboldtstraBe  25  HI. 
Istel,  Dr.  Edgar,  Munchen,  jetzt  Schon- 

feldstraGe  28  II. 


Lowtzky,  Hermann  Leipzig,  jetzt  Wet  tiner- 
straGe  21  II 1. 

Seminar,  Konigl.,  Rochlitz,  jetzt  Seniinar- 
oberlehrer  Thalmann. 

Stoehl,  C.  F.,  lngenieur  van   den  Water- 

staat.  friiher  Malang  [Java  ,  jetzt  Padang 
Jnsel  Sumatra. 


lusgegeben  Ende  Marz  1904. 

Fur  die  Redaktien  verantwortlich :   Dr.  Alfred  HeuJJ,  Leipzig,  Salomonstra&e  11. 
Druck  und  Verity  von  Itreitkopf  &  U artel  in  Leipzig,  Nuroberger  StraBe  36. 

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ZEITSCHRIFT      %%> 


DEB 

INTEMATIONALEN  MUSIKGESELLSCHAFT. 


Heft  S.  Fflnfter  Jahrgang.  1904. 

Erscheint  monatlich.    Fur  Mitglieder  der  Internationalen  Musikgeaellschaft  kottenfrei, 
fiir  Nichtmitglieder  10  A.  Anzeigen  25  ^  fur  die  2gespaltene  Petitzeile.  Beilagen  15  Jf. 


Tschaikowsky's  Stellung  im  internationalen  Mnsikleben. 

Vortrag,  gehalten  im  deutschen  Ktinstlerverein  zu  Rom  von 
Friedrich  Spiro.  *) 


In  diesen  Tagen  soil  wiederholentlich  die  Frage  aufgeworfen  worden  sein, 
wie  denn  der  deutsche  Ktinstlerverein  in  Rom  dazn  komme,  gerade  Tschaikowsky 
zu  feiern.  Daranf  liefie  sich  sehr  einfach  ant  wort  en,  daB  jeder  groBe  Kiinstler 
es  uberall  und  jederzeit  verdient,  gefeiert  zn  werden;  es  hat  aber  noch  einen 
besonderen  Grund.  Etwa  zehn  Jahre  sind  verflossen,  seitdem  Peter  Tschai- 
kowsky ans  dem  Leben  schied,  plotzlich,  in  vollster  Manneskraft,  nnter  ge- 
heimnisvoll  tragischen  TJmstanden ;  dafi  er  auf  der  Hohe  seiner  Produktions- 
fahigkeit  angelangt  war,  zeigt  die  pathetische  Symphonie,  die  er  eben  vollendet 
hatte,  die  erst  nach  seinem  Tode  erschien  und  vielleicht  wie  kein  anderes 
Werk  seinen  Ruhm  verbreitet  und  befestigt  hat.  In  diesen  zehn  Jahren  liegt 
ein  gutes  Stiickchen  Musikgeschichte ;  was  sie  interessant  macht,  jst  nicht 
zum  geringsten  Teile  die  Entwicklung  der  Studien,  die  man  allenthalben  den 
AVerken  Tschaikowsky's  angedeihen  laBt;  um  sie  aber  recht  zu  begreifen,  muB 
man  in  der  Zeit  etwas  weiter  zuriickgehen.  Man  erwarte  dabei  keineswegs 
den  bei  solchen  Gelegenheiten  tiblichen  offiziellen  Panegyrikus;  ein  solcher 
ware  hier  ebensowenig  am  Platze  wie  etwa  eine  auBerliche  Biographie  des 
Xunstlers.  Die  personlichen  Hauptzuge  seines  "Wesens,  reiche  Bildung  und 
eine  durch  tiefes  Empfindungsleben  getragene  Liebenswtirdigkeit ,  sprechen 
sich  deutlich  genug  in  seinen  Werken  aus;  ein  Hymnus  auf  diese  in  ihrer 
Gesamtheit  ware  aber  um  so  weniger  angebracht,  da  sie  keineswegs  alle 
auf  gleicher  Hohe  stehen.  Gerade  wer  sie  kennt  und  unbefangen  wtirdigt, 
wird  betonen,  daB  sie  viel  Gleichgtiltiges  enthalten,  weil  ihr  Schopfer  sich 
nicht  immer  die  Ruhe  zu  griindlicher,  vertiefender  Arbeit  gonnte,  sondern 
—  ein  Zug,  den  er  mit  manchen  der  AllergroBten  vor  ihm,  z.  B.  Schubert, 
gemein  hat  —  sich  haufig  seiner  unendlich  reich  quellenden  Phantasie  mit 
kindlicher  Naivitat  hingab,  so  daB  er  sich  von  dem  Strome  der  melodischen 
Erfindung  mehr  tragen  lieB,  als  daB  er  ihn  selber  beherrscht  hatte.     Arbeit 

1)  Verschiedene  der  in  diesem  Vortrag  ausgesprochenen  Ansichten  werden  vielleicht 
einiges  Befiremden  hervorrufen.  Die  Redaktion  sieht  aber  keinen  Grund  ein,  diese  in 
irgendwekher  Weise  zu  beschranken,  indem  sie  dem  Leser  genugend  Selbstandigkeit 
zutraut,  gegebenen  Falles  selbst  Stellung  zu  nehmen. 

Z.  d.  I.  II.    V.  Digilggd  by  C 


308  Fr.  Spiro,  Tschaikowsky's  Stellung  im  internationalen  Musikleben. 

aber  und  namentlich  strenge  Selbstkritik,  ist  auch  fur  den  Begabtesten  un- 
erlafilich;  die  Geschichte  zeigt,  daC  lediglich  aus  der  Yereinigung  von  natiir- 
licher  Inspiration  and  intensiver  Ausnutzung  der  geoffenbarten  Schatze  das 
dauernde  Kunstwerk  entsteht.  Diese  Yereinigung  hat  Tschaikowsky  nor  in 
einer,  allerdings  stattlichen  Anzahl  von  Ausnahmefallen  erreicbt;  aber  nach 
diesen,  nicht  nach  dem  Durchschnitt  seiner  Arbeiten  soil  man  seinen  Geist 
einschatzen,  und  fur  den  Fall,  dafi  der  eine  oder  andere  mit  den  samtlichen 
Werken  des  Ktinstlers  —  es  sind  ihrer  iiber  zweihundert  —  nicht  genau  ver- 
traut  sein  sollte,  seien  hier  diejenigen  genannt,  auf  die  sich  das  nach- 
folgende  Urteil  grundet.     Es  sind,  auBer  vielen  Liedern  und  Duetten, 

die  drei  letzten  Sinfonien] 

das  groBe   Trio,  yon  dem  gleich  ausfiihrlicher  die  Rede  sein  wird; 

die  Ouverturen  » Borneo  und  Julia*  und  >2&Z2«  ; 

das  Marchen  vom  Sckneekind\ 

die  Opern  Jolanthe,  Mazeppa,  Onegin  und  Pique-Dame; 

das  Streiqhquartett  in  D-dur  mit  dem  gedampften  B-dur-Satz; 

das  Klavierkonxert  in  B-moll  und  die  Violinserenade  in  derselben  Tonart ; 

Die  Klavier8oli  Op.  2,  5,  10  und  namentlich  72  No.  5\ 

einige  Orchesterdichtungen,  unter  denen  die  nachgelassene  *der  Woj- 
wode*  einen  besonderen  Platz  einnimmt. 
In  ailen  diesen  Stucken  diirfte  der  Komponist  vor  dem  Yorwurfe  geschutzt 
sein,  da£  die  Leichtigkeit  des  Schaffens  ihn  zum  Leichtsinn  verleitet  habe; 
bei  manchen  anderen  wird  das  Urteil  der  Nachwelt  wohl  noch  eine  "Weile 
schwanken.  Die  Mit  welt  hat  sich  ziemlich  lange  besonnen,  bis  sie  auch  nur 
jenen  Hauptwerken  naher  trat.  Dies  lag  jedoch  nicht  an  deren  herben  Ztigen 
(unbequeme  Spielbarkeit,  Ubertreibungen  in  der  Instrumentation  u.  dgl.),  die 
vielmehr  durch  eine  grofie  Menge  auch  ftuCerlich  bestechender  Eigenschaften 
reichlich  aufgewogen  und  iiberstrahlt  werden;  es  lag  auch  nicht  an  der  ge- 
wohnheitsm&fiigen  Tragheit  der  Menge  oder  an  der  nicht  minder  oft  ge- 
riigten  Bosheit  und  Borniertheit  der  Organe,  welche  zwischen  ihr  und  den 
Kiinstlern  zu  vermitteln  berufen  waren,  sondern  es  lag  an  den  Musikver- 
haltnissen  im  allgemeinen  und  an  ihrer  eigentiimlichen  Spaltung.  Werfen 
wir  auf  diese  einen  Blick. 

Es  war  in  der  zweiten  Halfte  der  siebziger  Jahre  des  abgelaufenen  Jahr- 
hunderts.  Das  internationale  Musikleben  wurde  schon  damals  von  Deutsch- 
land  aus  reguliert,  und  wer  sich  Balm  brechen  wollte,  muCte  in  Deutschland 
durchdringen.  In  Deutschland  aber  tobte  der  sogar  jetzt  noch  nicht  v5Uig 
verstummte  Parteikampf,  der  um  die  Mitte  des  Jahrhunderts  ausgebrochen 
und  seither  mit  so  beispielloser,  allerdings  durch  die  Bedeutung  des  Objektes 
wohl  gerechtfertigter  Erbitterung  gefiihrt  worden  war.  In  Bayreuth  thronte 
einsam  Richard  Wagner,  beschaftigt  mit  dem  >einzigen«  Parsifal,  dem 
"Wunder  ohne  Riickgrat,  und  mit  einer  Schriftstellerei,  in  der  sich  sein  TJn- 
mut  iiber  das  allgemeine  Musizieren  deutlich  genug  aussprach;  gleichzeitig 
arbeitete  noch  immer  der  unermudliche  Franz  Liszt,  aber  er  war  nur  noch 
ein  Schatten  seiner  selbst.  Die  Noten,  die  er  noch  massenweise  niederschriebT 
konnten  selbst  seinen  warmsten  Verehrern  nur  wehmtttiges  Mitleid  entlocken, 
wS-hrend  die  grandiosen  Werke  aus  der  Bliitezeit  seiner  Yollkraft  nach  wie  vor 
lediglich  von  einer  kleinen  Gtemeinde  verstanden  und  bewundert  wurden.  Denn 
auf  der  anderen  Seite  hatte  sich  eine  Partei  gebildet,  welche  dem  Fortschritte 
und  der  individuellen  Entwicklung  der  Musik  mit  zahem  Doktrinarismus  ent- 

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Fr.  Spiro,  Tschaikowsky's  Stellung  im  internationalen  Murikleben,  309 

gegenarbeitete,  die  Partei  des  Akademikertums  und  der  klassizistischen  Schul- 
arbeit;  hier  hielt  man  es  fUr  unerlaubt,  daB  ein  Musiker  auch  fur  andere  Dinge 
als  die  konventionellen  Regeln  Sinn  haben  oder  gar  sich  zuweilen  etwas  den  k  en 
sollte;  man  nahm  beim  Komponieren  als  Ausgangs-  and  Zielpankt  die  Form, 
und  da  die  >Klassiker«  durch  Werke,  die  man  bequem  als  Sinfonie,  Quartett, 
Motette  etc.  analysieren  konnte,  beruhmt  geworden  waren,  so  komponierte 
man  nach  einem  aus  ihren  miBverstandenen  Werken  bequem  destillierten 
Bezept  ebenfalls  Sinfonien.  Kammermusiken,  Motetten  etc.  mit  jener  Pseudo- 
gediegenheit,  die  uns  schon  so  hSufig  den  gerechten  Hohn  des  Auslandes 
zugezogen  hat.  Aber  diese  Richtung  triumphierte;  den  Musikhandwerkern 
jeden  Schlages  paBte  sie  vortrefflich  in  ihren  durch  keinerlei  hohere  Intuition 
getrubten  Kram,  die  Klavierlehrer  importierten  sie  in  alle  Familien,  die 
deutsche  Jungfrau  genoB  in  zahllosen  deutschen  Liedern  die  Befriedigung 
ihres  deutschen  Oemtites,  und  der  »Gebildete«  fand  in  urkraftigem  Behagen, 
ohne  unbequeme  Aufregung  oder  Inanspruchnahme  seiner  geistigen  Mitarbeit, 
einen  recht  adftquaten  Ausdruck  fur  seine  konzertliebende  Gesinnungs- 
tiichtigkeit.  Der  Reichsstil  des  ausgehenden  19.  Jahrhunderts  war  ge- 
funden;  hatte  Hans  Sachsen's  unsterblicher  David  ihn  gekannt,  er  wiirde  ihn 
vielleicht  bezeichnet  haben  als  die  >Mietkasernen-  und  Bierbauchweise«.  — 
DaB  dabei  die  Kunst  an  chronischer  An&mie  verkommen  muBte,  war  einem 
jeden  klar,  der  das  "Wesen  dieses  Handwerkes  durchschaute  und  *  die  ver- 
heerende  geisttotende  Wirkung  des  Klassizismus  aus  anderen  Perioden  der 
Weltgeschichte  kannte;  aber  die  wenigen  Stimmen  verhallten  ungehort  in 
dem  Larmen  des  allgemeinen  burgerlichen  Sonntag-Nachmittag-Wohlgefuhles. 
Selbst  iiber  die  Alpen  drang  ein  Hauch  der  Seuche  und  erzeugte  jene  typischen 
Philistermusiken,  durch  die  man  sich,  in  Ermangelung  eines  besseren,  den 
Anschein  der  Gelehrsamkeit  gibt;  aber  zum  Gliick  blieb  er  auf  die  Kon- 
servatorien  beschr&nkt,  und  vom  buon  senso  italiano  ist  zu  hoffen,  daB  diese 
Krankheit,  zweifellos  die  bSseste  Barbareninvasion,  die  je  den  schonen  Boden 
des  Siidens  verwiistet  hat,  bald  ganz  uberwunden  sein  wird,  wahrend  sie  sich 
in  germanischen  Lftndern  noch  eine  Weile  halten  diirfte. 

Da  ging  ein  belebender  Hauch  von  RuAland  aus.  Es  wftre  ja  auch  seltsam 
ge wesen,  wenn  diejenige  Nation,  die  im  19.  Jahrhundert  die  gewaltigsten  Fort- 
schritte  gemacht,  die  frischesten  Impulse  bewahrt  und  auf  alien  Gebieten  des 
Geisteslebens ,  von  der  Poesie  bis  herab  zur  Politik,  den  morschen  Westen 
Europas  so  we  it  uberholt  hatte,  die  zudem  ein  lebhaftes  Temperament  und 
einen  unvergleichlichen,  selbst  von  Neapel  nicht  erreichten  Volksliederschatz 
ihr  eigen  nannte,  in  der  Kunstmusik  hatte  zurUckbleiben  sollen.  Langst 
schon  hatten  sich  die  begabteren  unter  den  slavischen  Volkern  an  der  musi- 
kalischen  Entwicklung  des  Jahrhunderts  beteiligt ;  an  ihrer  Spitze  marschierten 
naturgemaB  die  Bussen,  seitdem  Michael  Glinka,  immer  im  Anschlufi  an 
deutsche  Traditionen,  ihnen  die  Nationaloper  gegeben  hatte.  Es  ist  be- 
zeichnend,  daB  dieser  selbe  Mann,  der  seine  Sujets  fast  ausschlieBlich  dem 
nationalen  Vorstellungskreise  pntnahm  und  fur  sie  fast  uberall  den  gluck- 
lichsten  Ausdruck  fand,  einmal  bei  einer  offentlichen  Auffuhrung  der  Neunten 
Symphonie  vor  dem  Orchester  niedergekniet  ist;  so  hat  auch  sp&ter  die 
russische  Musik  um  so  mehr  Lebenskraft  bewahrt,  je  enger  sie,  bei  aller  Aus- 
nutzung  der  einheimischen  Hilfsquellen,  den  AnschluB  an  die  Machte  wahrte, 
den  en  sie  ihre  Entstehung  dankte.  Wahrend  der  romantischen  Periode  Europas 
trat  sie  naturgemaB  hinter  anderen  Erscheinungen  zuriick,  ohne  doch  jemals 

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310         Fr.  Spiro,  Tschaikowsky's  Stellung  im  internationalen  Musikleben. 

ganz  zu  verschwinden ;  aber  vollig  sieghaft  trat  sie  nun  hervor,  als  die  beiden 
bis  dahin  fuhrenden  und  scbeinbar  yon  der  Natur  zur  Fiihrung  bestimmten 
Nationen,  die  italienische  und  die  deutsche,  das  Heft  aus  Handen  liefien,  die 
eine  widerwillig  aus  Erschbpfung  —  denn  die  modernen  italienischen  Theater- 
scbreier  wird  kein  kiinstleriscb  empnndender  Mensch  ernst  nehmen  — ,  die 
andere  freiwillig  in  nationalistiscber  Beschranktheit.  Denn  diejenige  Musik, 
die  die  Welt  beherrscben  will,  muB  selbst  ein  Weltkind,  muB,  gleichviel  wo 
sie  entstehe,  ibrem  Charakter  nacb  international  sein ;  tragt  sie  ibre  nationalen 
Eigentiimlichkeiten  in  allzu  greifbarer  Form  an  der  Stirn,  so  verurteilt  sie 
damit  sicb  selbst  zu  einem  begrenzten,  ja  mesquinen  Wirkungskreise ,  und 
hochstens  durcb  Modestrdmungen  kann  sie  eine  vorubergehende  Scheinuni- 
versalitat  erringen,  wie  um  1700  die  franzosische,  urn  1800  die  italieniscbe, 
um  1900  die  spezifiscb  deutscbe  Oper.  Aucb  die  russiscbe  Musik  krankte 
lange  Zeit  an  der  in  diesem  Jugendstadium  nur  allzu  begreiflicben  Betonung 
des  nationalen  Elementes;  erst  Tschaikowsky  hat  siob,  und  aucb  nur  in  seinen 
hochsten  Momenten,  von  ibr  frei  gemacht  Wobl  batte  so  mancher  seiner 
Landsleute  eine  reicbe  Begabung  mitgebracbt;  ja  das,  was  man  gemeiniglicb 
Talent  nennt,  fand  sich  bei  ibnen  mebr  als  irgendwo  sonst.  Aber  selbst 
die  Tiichtigsten  unter  ibnen  betonten  nicbt  nur  in  der  Wahl  ibrer  Stoffe, 
sondern  aucb  in  ibrer  musikaliscben  Ausdrucksweise  das  Rusaentum  mit  einer 
Absichtlichkeit,  die  zuweilen  aufdringiicb  erscbeinen  muBte,  und  die  ihren 
schnellen  Erfolg  ebenso  erklart  wie  den  niobt  minder  scbnellen  Ruckgchlag; 
es  ist  vollkommen  begreiflicb,  wenn  ein  so  bedeutender  und  zugleicb  kapri- 
zioser  Kritiker  wie  Hans  v.  Billow  die  russiscbe  Musik  erst  massenweise 
propagierte,  um  sie  dann  pldtzlich  en  bloc  mit  den  beftigsten  Worten  zu 
verurteilen.  In  ibm  steckte  freilicb  neben  allem  Esprit  aucb  eine  arge  Doeie 
von  Scbulmeistertum,  die  ibn  verhinderte,  Tscbaikowsky  zu  versteben  und 
auf  den  gebubrenden  Ausnabmeplatz  zu  stellen ;  das  Charakteristiscbe  fur  Tscbai- 
kowsky ist  ja,  dafl  er  keiner  >Bicbtung<,  namentlicb  keiner  >Scbule«t  ein- 
seitig  angebdrt,  sondern  es  verstanden  bat,  unbeirrt  durcb  die  berrscbenden 
Sekten  seinen  eigenen  Weg  zu  geben.  Ja  man  kann  sagen,  dafi  die  beiden 
damals,  wenigstens  auf  dem  Gebiete  des  sinfoniscben  Stiles  dominierenden 
Hauptricbtungen ,  die  sicb  sonst  so  scbroff  widersprachen ,  in  ibm  sicb 
gekreuzt  und  in  eigentumlicber  Weise  fur  einen  Augenblick  verscbmolzen 
baben.  Pie  eine  war  die  rein  musik al is cbe,  die  nacb  den  Zeiten  der 
Klassiker  durcb  Mendelssohn's  gescbmeidiges  Talent  groOen  EinfluB  ge- 
wonnen  batte  und  spater  in  ihren  Ausartungen  zu  der  eben  gescbilderten 
sklavischen  Nacbabmungberuhmter  Muster  fubrte ;  die  andere  war  die  poetische, 
welcbe  ttber  den  ererbten  Formelkram  binwegscbritt,  die  Musik  nur  als  freies 
Ausdrucksmittel  b5berer  Ideen  betracbtete,  in  Bomantik  scbwelgte  und  ibre 
geistvollsten  Vertreter  in  den  feurigen  Tonmalern  Liszt  und  Berlioz  fand. 
Tscbaikowsky,  reicber  als  alle  die  Genannten  an  lebensyoller  melodischer 
Empfindung  und  inniger  "Warme  des  Gemutes,  dabei  den  Roman tikern  an 
Passion  und  den  Klassizisten  an  Gescbicklichkeit  gleich,  zudem  getragen  von 
einem  kecken  Jugendiibermute,  der  gelegentlich  vor  Tollkuhnbeiten  und  selbst 
vor  Brutalitaten  keineswegs  zuruckscbreckte,  lieB  beide  Stromungen  auf  sich 
einwirken,  obne  sich  doch  der  einen  oder  anderen  nacbhaltig  hinzugeben ;  er 
war  Fachmann  genug  um  die  Wahrheit  des  Goethe'schen  Spruches  »jede  Form, 
sie  kommt  von  oben*  voll  zu  erkennen,  und  doch  zugleich  denkender  Menscb 
genug  um  einzusehen,   daft  die  Musik  vor  allem  eine  Sprache  ist,  und  da£ 

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Fr.  Spiro,  Tschaikowsky's  Stellang  im  internationalen  Musikleben.  311 

nur  der  sprechen  darf,  der  wirklich  etwas  Positives  und  Empfundenes  zu 
sagen  hat.  Nattirlich  hat  er  die  Versohmelzung  erst  allm&hlich  erreicht;  nooh 
seine  dritte  Sinfonie  ist  ein  braves,  flottes,  tttchtig  instrumentiertes  Musik- 
stiick,  das  ebenso  gut  von  irgend  einem  anderen  Russen  herriihren  konnte; 
die  vierte  und  fUnfte  dagegen  zeigen  bereits  in  mehreren  S&tzen  das  Vor- 
herrschen  bestimmter  Seelenzustande,  ja  konkreter  Bilder  und  poetischer  Vor- 
stellungen;  die  seohste  endlich,  der  Schwanengesang,  auf  dem  Boden  der 
Sinfonieform  erwachsen  und  doch  von  ihr  so  verschieden,  mit  ihrem  lang- 
8am  verhallenden,  dumpf  resignierten  Schlusse  nach  dem  jubelnden  Triumph- 
marsch  —  sie  ist  durchgehends  inspiriert  von  Ideen,  ja  von  Gedanken,  die 
der  Komponist  gelegentlich  sogar  ausgesproohen  hat,  ohne  sie  doch  in  der 
kleinlichen  Weise  echter  Programmmusiker  seiner  Partitur  vordrucken  zu  lassen. 
Er  hatte  ein  Heldeuleben  im  Sinne  und  dachte  an  dessen  einzelne  Phasen; 
aber  er  verzichtet  darauf,  den  Gedankengang  seines  Hdrers  durch  das  be- 
engende  Mittel  eines  Programmes  zu  beeinfluBen,  ja  er  setzt  nioht  einmal  das 
Wort  » Heldeuleben*  auf  den  Titel,  das  immerhin  eine  Weisung  fur  den 
Horer  enthielte,  woran  er  zu  denken  hatte:  >pathetische  Sinfonie «  genngt, 
im  iibrigen  mogen  die  Tdne  fur  sich  selbst  reden.  Es  ist  dies  ein  Zeichen 
der  so  seltenen  und  hohen  Gabe  kiinstlerischer  Diskretion. 

Hat  er  sich  so  von  den  Auswtichsen  der  Illustrationsmusik  fern  gehalten, 
so  ist  es  naturlich,  daB  er  dem  gewaltigsten  Vertreter  des  neuromantischen 
Geistes,  Richard  Wagner,  ebenfalls  fremd  geblieben  ist.  Er  hat  seinen  Wider- 
spruch  in  ruhiger  Weise,  sehr  verschieden  von  dem  agitatorischen  Tone 
seiner  kleinen  deutschen  Kollegen,  ausgesprochen ;  er  hat  dabei  wiederum 
seinen  edlen  Charakter  und  seine  kunstlerische  Diskretion  bewanrt;  aber  es 
war  und  blieb  doch  ein  Widerspruch.  Wie  man  ttber  diesen  auch  denken 
mag,  fur  Tschaikowsky  wie  fur  die  Kunst  ist  er  ein  Segen  gewesen.  Denn 
hier  heifit  es  Parbe  bekennen,  Freund  oder  Feind  sein,  und  diejenigen 
jiingeren  Komponisten,  die  den  Widerspruch  nicht  erhoben,  waren  der  ver- 
nichtenden  Macht  des  Wagner'schen  Einflusses  rettungslos  verfallen.  Sie  haben 
bis  auf  diesen  Tag  zwar  endlose  Reihen  von  Leitmotiven,  Sprachgesang- 
Rezitativen,  szenischen  Knalleffekten ,  instrumentalen  Kombinationen  und 
harmonischen  TJngeheuerlichkeiten ,  aber  auch  nicht  die  Spur  eines  Kunst- 
werkes  geschaffen ;  sie  haben,  gleichviel  woher  sie  stammten,  dem  Teutonismus 
zu  Ehren,  aber  kein  Stuck  guter  Musik  zustande  gebracht.  Fur  unseren 
RuBsen  dagegen,  fur  diesen  Fanatiker  der  ausgelassenen  Wildheit  und  tiefen 
Melancholie,  ist  es  charakteristisch ,  daB  er,  der  wirklich  die  Meister  des 
europaischen  Westens  und  Sttdens  unparteiisch  studiert  hatte,  an  die  Spitze 
aller  Dramatiker  nicht  Wagner,  auch  nicht  Gluck,  den  vielgelobten  und  wenig 
gespielten,  sondern  Mozart  stellte.  Fur  ihn  empfand  er  noch  als  reifer  Mann 
die  hingebendste  Liebe  und  reinste  Bewunderungj  nicht  nur  theoretische 
Au8spriiche,  auch  Arbeiten  aller  Art  zeugen  von  dem  Enthusiasmus,  ja  der 
Schwarmerei,  mit  der  er  sich  dem  Sonnengenius  zu  Fiifien  warf.  Hat  er 
doch  mitten  in  einer  seiner  Opern  ein  Schaferspiel  produziert,  dessen  Dar- 
atellerinnen  sich  in  einem  der  gelungensten  Duette  aller  Zeiten  auf  mozartisch 
auszudrtlcken  haben ;  ein  andermal  komponierte  er  fur  populare  Konzerte  eine 
Orchestersuite  » Moxartiana* ,  deren  Adagio  das  von  lichten  Harfenklangen 
wundersam  verklarte  >Ave  verum  corpus*  und  deren  Finale  die  lustigen 
Klaviervariationen  fiber  das  Thema  »TJnser  dummer  PObel«  bilden;  umgekehrt 
ubertrug  er  in  groBem  MaBstabe  Mozartisches  Orchester  fUrs  Pianoforte,  indem 

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312         Fr*  Spiro,  Tsohaikowsky'B  Stellung  im  internationalen  Musikleben. 

er  sich  der  zeitraubenden  und  einee  so  fruchtbaren  Geistes  eigentlich  un- 
wiirdigen  Arbeit  unterzog,  einen  vollst&ndigen  und  moglichst  genauen  Klavier- 
auszug  des  Don  Giovanni  herzustellen.  So  lebte  er  im  Kultus  der  erhabenen 
Reinheit,  der  idealen  Harmonic,  welche  alle  Krafte  zueinander  in  die  voll- 
kommenen  Proportionen  setzt,  und  die  bo  geeinten  in  den  Dienst  der  kristall- 
hell  leuchtenden  Melodie  stellt.  Melodisch  ist  Tschaikowsky's  Schaffen  immer 
gewesen,  und  vieDeicht  hat  die  iibernationale  Melodik  Mozart's  —  denn  keine 
Kunst  ist  so  wie  die  Mozart'sche  gelautert  und  frei  von  alien  peinlichen  Erden- 
resten  —  ihn  aus  einem  russischen  zu  einem  internationalen  Kiinstler  ge- 
macht:  sicherlich  hat  die  in  jeder  Hinsicht  aufierordentliche  Melodie,  welche 
den  ersten  Seitensatz  der  pathetischen  Sinfonie  bildet,  ihm  so  viele  Herzen 
gewonnen,  da£  von  ihrer  Verbreitung  an  seine  Popularitat  datiert  und  viele 
dieses  Werk  fur  sein  bestes  halten.  Dem  darf  man  widersprechen.  Dem 
unbefangenen  scharfen  Blick  offenbart  die  pathetische  Sinfonie  manche 
Schwachen,  wahrend  es  ein  Werk  gibt,  das  von  Anfang  bis  zu  Ende  auf 
derjenigen  Hohe  stent,  die  die  pathetische  Sinfonie  nur  an  ihren  Blute- 
stellen  erreicht.  Es  ist  das  Trio  fur  Violine,  Cello  und  Klavier,  dem  zum 
Schlusse  wohl  eine  nahere  Betrachtung  geschenkt  werden  darf. 

Man  hat  es  das  beste  Trio  genannt,  das  seit  dem  Jahre  1828  komponiert 
worden  sei;  das  will  nicht  viel  besagen,  denn  seit  Schubert's  Tode  ist  eben 
kein  temperament-  und  charaktervolles  Trio  mehr  geschrieben  worden.  Man 
hat  auch  von  der  schonen  Disposition  der  Themen,  von  ihrer  groBen  Zahl 
und  Schftnheit,  von  der  vorztiglichen ,  gleichmafiigen  und  ausgiebigen  Be- 
handlung  der  drei  Instrumente  gesprochen ;  das  bedeutet  ebenfalls  nicht  viel, 
denn  es  betrifft  nur  rein  musikalische  Eigenschaften  des  Stiickes.  Viel 
wesentlicher  ist  sein  eigenartiger,  lebendiger  Inhalt.  Es  tragt  die  TJber- 
schrift  »dem  Andenkm  eines  grofien  KunsOers*.  Dies  klingt  zunachst  nur 
wie  eine  einfache  Widmung,  und  in  der  Tat  hat  der  Komponist  auch  hier 
jede  Beeinflussung  des  Horers  und  seiner  Gedankenrichtung  von  vornherein 
vermieden;  bei  naherem  Zusehen  jedoch  bemerkt  man,  dafl  jene  Worte 
keineswegs  blo£  den  buchstablichen  Sinn  haben,  wie  man  sonst  ein  Geistes- 
produkt,  bis  herab  zum  Salonstiick,  etwa  einer  geliebten  oder  verehrten 
Person  dediziert,  sondern  daB  sie  gewissermafien  ein  Programm  in  sich 
schlieBen,  die  Yorstellung  >Kunstlerleben«,  mit  alien  Ideen,  die  ein  solches 
anregen  kann.  Welcher  Kiinstler  hier  gemeint  ist,  kommt  dabei  nicht  in 
Betracht,  und  wohlweislich  hat  Tschaikowsky  den  Namen  des  trefflichen 
Nikolaus  Rubinstein  der  Neugierde  des  Publikums  vorenthalten ;  nicht  auf 
die  einzelne  Person,  sondern  auf  das  generelle  Wesen  kommt  es  an.  Dem- 
gemaB  entwickelt  sich  die  Komposition  von  der  momentanen  zur  allgemeinen 
Empnndung.  Der  erste  Satz,  eine  selbstSndige  Einheit,  dem  sich  jedoch  der 
zweite  in  engster  Unmittelbarkeit  zu  einer  noch  grofieren  Einheit  anschlieCt, 
nennt  sich  Elegie;  aber  nur  das  Hauptthema,  das  seine  beiden  Teile  um- 
rahmt,  verdient  im  eigentlichen  Sinne  einen  solchen  Namen.  Dieses  Thema, 
das  mit  all  seiner  Klage  so  kiihn  vom  Violoncello  intoniert,  so  stolz  von 
der  Geige  beantwortet  wird,  um  sich  dann  im  ruhig  schreitenden  Tutti  zu 
imponierender ,  aber  seine  ganze  Kraft  noch  keineswegs  erschopfender  Fulle 
zu  entfalteu,  teilt  una  die  Empnndung  mit,  von  welcher  der  Komponist  aus- 
geht  und  zu  welcher  wir  mit  ihm  durch  alle  anderen  Phasen  dee  Seelen- 
lebens  immer  wieder  zuriickkehren.  Aber  nicht  lange  kann  die  Phantasie  bei 
so   triiber  Vorstellung  beharren;   sie    drangt    mit    elementarer    Gewalt    nach 


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Fr.  Spiro,  Tschaikowsky'a  Stellung  im  internationalen  Musikleben.  313 

oben,  zum  Licht,  und  wie  mit  erschiittemdem  Rack  relfit  sie  sich  los,  am 
sieh  in  eine  Plat  von  Leben  za  sttirzen,  in  eine  Fiille  jener  Ziige,  die  fur 
den  echten  Kunstler  charakteristisch  sind:  Heroismus,  Erotik,  Jubel  und 
Innigkeit,  begeisterte  Wonne,  stttrmisches  Drangen,  Kampf  und  Hoffinung, 
Gliickseligkeit  und  tiefe  Resignation.  Aber  jedesmal,  wenn  ein  Hbhepunkt 
erreicht  scheint,  tritt  finster  und  bestimmt  die  Elegie  wieder  in  ihre  Rechte; 
sie  zeigt,  dafi  alle  vorgefuhrten  Bilder  nur  durch  die  Erinnerung  getragen 
werden,  die  wiederum  von  der  schmerzlichen  Grundstimmung  dominiert  wird; 
zugleich  gibt  sie  auBerlich  durch  ihr  Verbaltnis  in  den  anderen  reichen  und 
reich  durchgefuhrten  Themen  dem  Satze  seine  fest  gefugte  Form.  So  ent- 
steht  hier  wie  nachher  die  Form  aus  dem  Inhalte;  das  Resultat  ist  ein  or- 
ganisches  Gebilde,  das.  sich  seinen  historischen  Vorgangern  ungezwungen  an- 
schlieBt.  Vollige  Uberraschungen  bringt  nun  der  zweite  Satz.  AuBerlich 
gibt  er  sich  als  das  denkbar  Beschr&nkteste,  namlich  ein  Thema  mit 
Variationen;  aber  man  denke  ja  nicht  an  das  alte,  nur  von  den  groBten 
Meistern  zuweilen  durchbrochene,  dafiir  aber  neuer  dings  um  so  eifriger  wieder 
gebrauchte  Schema,  bei  dem  auf  einem  moglichst  harmlosen  Objekt  unab- 
lassig  zur  Entfaltung  mechanischer  Kunste  herumgebohrt  wird,  bis  es  vor 
Erechopfung  nicht  weiter  kann.  Hier  ist  schon  das  Thema  ausgiebig,  melodisch 
und  hell,  wie  bei  den  Goldberg* schen  Variationen  Bach's;  seine  ruhige  Ge- 
schlossenheit  macht  es  so  recht  zum  Yariieren  geeignet,  und  die  Variationen 
selbst  geben  ihm  jedesmal  nicht  ein  neues  Gewand,  sondern  eine  neue  Ge- 
stalt.  Doch  auch  hier  wollen  wir  uns  bei  den  Aufierlichkeiten  nicht  auf- 
halten,  sondern  schnell  an  den  Inhalt  gehen,  zumal  hier  der  Komponist  eine 
eigenartige  Aufgabe  eigenartig  lost  und  dabei  unwillkurlich  den  Inter- 
nationalismus  wahre  Triumphe  feiern  lafit.  Hat  er  im  ersten  Satze  seinem 
subjektiven  Empfinden  iiber  den  groCen  Musiker  Raum  gegeben,  so  zeigt  er 
hier  gewissermaBen  objektiv  den  Kiinstler  am  "Werke,  d.  h.  er  fuhrt  in  einer 
Eeihe  bunter  Bilder  dasjenige  vor,  was  bei  allem  menschlichen  Empfinden 
doch  schliefilich  die  Hauptsache  am  Musiker  ist,  namlich  das  Musizieren: 
*wie  mem  Musik  macht*,  so  konnte  man  diesen  Satz  fuglich  betiteln,  und 
man  sieht,  welch  passende  Verwendung  hier  die  Variationenform  erhalt. 
Zunachst  scheint  es  rein  musikalisch  herzugehen ;  das  Thema  ist  ein  Lied  — 
wenn  man  will,  ein  Quartett  — ,  dem  Klavier  allein  anvertraut,  das  hier 
offenbar  edlere  Stimmen,  Gesang  oder  wenigstens  Holzblaser,  andeuten  soil. 
Nun  folgen  in  strikter  Reihe  Violinsolo,  Cellosolo,  Klaviersolo;  zwar  spielen 
iiberall  alle  drei  Instrumente  selbstandig  mit,  aber  doch  bilden  sie  einst- 
weilen  nur  scheinbare  Trios,  wie  das  Thema  nur  ein  scheinbares  Klavier- 
stuck  war.  Jetzt  aber  folgt  das  wirkliche  Trio,  die  Cis-moll- Variation,  in 
der  alle  drei  sich  liebevoll  melodisch  umschlingen  und  so  aus  dem  Thema 
neue  Themen  hervorzaubern ;  auch  wiirde  gegen  diese  Stimmfuhrung  selbst  der 
strengste  Kontrapunktist  nichts  einwenden  konnen.  Fortan  bleibt  es  nicht 
bei  den  rein  musikalischen  Aufgaben,  auch  nicht  beim  Schwelgen  in  Gesang; 
es  beginnt  die  phantastische  Schilderung,  und  in  launigem  Wechsel  fuhrt 
uns  der  Kiinstler  von  Prospekt  zu  Prospekt,  von  Land  zu  Land.  Ganz 
plotzlich  erklingen  hell  spielen de  Moskauer  Glockchen:  charakteristisch  ist 
ja  fur  die  russischen  Kirchen  und  namentlich  fiir  die  bunte,  mit  Kirohen 
formlich  iibers&te  alte  Zarenstadt,  die  Fiille  ihrer  Glocken,  von  der  alle 
Gloriosen  und  Pomposen  des  Rheines  weit  umfassenden  Kaiserglocke,  in  der 
zwanzig   Personen   friihstUcken    konnen,    bis  zu   dem   Gewimmel   zierlichster 


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314  Fr.  Spiro,  Tscbaikowsky's  Stellung  im  internationalen  Musikleben. 

Carillons,  deren  munteres  Geton  ein  rechtes  Sinnbild  ist  fur  die  Vereinigung 
unbefangener  Liebenswiirdigkeit  und  aufrichtiger  Frommigkeit  im  Herzen  des 
Moskowiten.  Hat  una  so  der  Komponist  einen  Blick  in  seine  Yaterstadt 
tun  lassen,  so  fubrt  er  uns  mit  einem  genialen  Druck  —  ein  em  Ton!  —  in 
die  freundlichsten  Gegenden  deutscher  Zunge:  der  deutsche  Nationaltanz, 
der  Walzer,  wird  mit  einem  Schwung  and  Feuer,  einer  Eleganz,  Elastizitat  and 
Begeisterang  vorgefuhrt,  wie  man  sie  sonst  eben  nur  am  Osterreicher 
kennt;  —  aber  auch  das  nordische  Gegenbild  fehlt  nicht:  in  die  armlicbe 
Studierstube  des  biederen  Kantoralgreises  versetzt  uns  niohts  Oeringeres  als 
eine  strong  gefubrte  dreistimmige  Fuge.  Sie  ist  weder  sehr  scbon  noch  hoch 
bedeutend :  aber  mit  ihrer  konsequent  durchgefuhrten  Korrektheit  und  ihrem 
in  knappsten  Rabmen  gezwangten  Aufgebot  von  EngfUhrungen,  TTmkehrungen, 
VergroBerungen  und  Orgelpunkten  zeigt  sie  eine  solch  kostliche  Originalit&t, 
daB  ihr  humoristiscbes  "Wesen  —  nur  so  ist  sie  zu  verstehen  —  wohl 
niemand  entgehen  wird,  zumal  nocb  ein  flottes  Tempo  zu  Hilfe  kommt 
und  das  Haupterfordernis  des  Scberzes  erfullt  ist:  die  Kiirze.  Desto  ernster 
siebt  es  im  aufiersten  Nordwesten  unseres  Erdteiles  aus:  ossianische 
Stimmungen,  scbwermiitige  Klage,  monotoner  Frauengesang,  gedampfte  In- 
strumente  und  nebelbaftes  Aolsbarfengelispel ;  es  bednrffce  eines  genialen 
Man 6  vers,  um  uns  von  bier  nach  gespannter  Erwartung  —  zum  brausendsten 
slaviscben  Tanze  zu  fubren.  Energiscbes  Losfabren,  scbarf  akzentuierte 
Mazurkarbytbmen,  grelle  Kontraste  von  bocb  und  tief,  dunkel  und  bell,  wucbtig 
und  leicbt,  ziigellos  und  zuriickbaltend ,  dazwiscben  perlende  Klavierkadenzen 
und  bange  Fermaten:  man  konnte  glauben,  Cbopin  vor  sicb  zu  baben, 
wenn  nicbt  scblieBlioh  alles  mit  einer  luftigen  Leicbtigkeit  verfloge,  die  dem 
scbwermtitigen  Polen  versagt  geblieben  ist.  Wieder  bleibt  das  erstaante 
Obr  atemlos  lauscbend  an  einem  scbwebenden  Tone  baften;  und  was  sicb 
nun  eroffhet,  ist  nur  der  Wirkung  vergleicbbar ,  die  ein  besonders  ver- 
fubreriscb  gelungenes  Bild  der  Laterna  magica  dem  unverwdbnten  Aage 
des  Kindes  darbietet.  Eine  gen  i ale  Kennerin  auBerte  ktirzlich  treffend:  das 
Tbema,  das  bisher  slavisch  war,  bier  wird  es  italieniscb.  Und  in  der  Tat: 
wir  werden  in  die  bliibendsten  Momente  der  verflossenen  italieniscben  Oper 
gefiibrt.  Der  Stiden,  bier  wabrlicb  treffender  gescbildert  als  in  den  kon- 
ventionellen  Serenaden,  Capricci  und  Karnevalnopsereien ,  erscbeint  uns  in 
der  wurdigen  Fracbt  seiner  ganzen  gltibenden  Sinnlichkeit;  es  ist  eine  nacht- 
licbe  Gartenszene  mit  Mondschein  und  lauscbigen  Bosquets ,  Under  Luft  and 
siiBem  Nacbengescbaukel  auf  kosenden  Wellen,  ein  schmeicbleriscbes  Liebes- 
duett  mit  innigem  Werben,  seliger  Bfrngebung  und  wolltistig  ersterbenden 
Seufzern.  Das  Cello  wird  zur  Harfe,  zum  fernber  klingenden  Waldborn, 
die  Geige  und  das  Klavier  zum  scbmelzenden  Sopran  und  unwidersteblicben 
Tenor;  willig  gibt  sich  die  Seele  gefangen  und  scbeint  im  tief  binschwindenden 
dreifacben  Ecbo  der  letzten  Kantilene  selber  vergeben  zu  soil  en.  Da  wird 
sie  mit  jabem  Scblage  emporgeriittelt :  gewaltsam  gebt  es  binaus  in  den 
Kampf  des  Lebens,  und  die  ScbluBvariation,  die  inn  scbildert,  zugleich  der 
tibergang  zum  Scblusse  des  ganzen  Werkes,  eroffnet  mit  einer  Vehemenz, 
die  bei  aller  tbematisoben  und  geistigen  Selbstandigkeit  doch  an  den  ent- 
sprecbenden  Moment  in  Schumann's  sinfonisohen  Etuden  erinnert  — 
gewiB  das  bocbste  Lob,  das  man  ihr  spenden  kann.  In  begeistertem  Drangen 
gebt  es  b6ber  und  bober,  scbon  scbeint  der  Augenblick  des  Triumpbes  zu 
naben,    da    tritt    vollig    unerwartet,    aber    ebenso   vollig    Uberzengend,   weil 


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Fr.  Spiro,  Tschaikowsky's  Stellung  im  internationalen  Musikleben.  315 

innerlioh  motiviert,  eine  furchtbare  Wendung  ein:  mit  ehernem  Schritt,  uner- 
bittlich  wie  das  Schicksal,  tritt  die  Elegie  wieder  in  die  Erscheinung,  halt 
einen  Augenblick  an,  wie  um  A  tern  zu  bolen  fur  einen  letzten  schweren 
Gang,  and  rei£t  dann,  diesmal  unter  aufierstem  Aufgebot  ihrer  vollen  Kraft, 
unuberwindlich  alles  mit  sich  fort. 

Aufierlich  betrachtet,  ist  dieser  SchluB  im  wesentlichen  nor  eine  dyna- 
mische  Verstarkung  des  ersten  Hauptthemas,  das  damit  alle  Stadien  vom  Zar- 
testen  bis  zum  Inteneivsten  durchlaufen  hat  und,  am  Ziele  angelangt,  passend 
auf  den  AnfaDg  zuriickgreift  Aber  vor  dem  geistigen  Auge  5ffnet  sich  ein 
Bild  von  ergreifender  Tragik:  ein  Leichenzug,  oder  vielmehr  eine  Trauer- 
prozession  von  ungeheuren  Dimensionen,  mit  Glockengel&ut  nnd  Kanonen- 
donner,  mit  Orgelklang  and  zahlloser  Trompeten  G-esohmetter;  es  ist  die 
Trauer  eines  ganzen  Volkes,  in  dessen  Charakter  ein  gates  Teil  orientalischer, 
asiatischer  GrdBe  liegt.  Dieser  mongolische  Zug  im  Wesen  der  Grofl- 
russen,  in  ihrer  Oeschichte  wohlbegriindet  und  von  einem  ihrer  geistvollsten 
Kenner,  Helmut  v.  Moltke,  fein  beobachtet,  spricht  sioh  ja  in  den  bedeutendsten 
Zugen  ihres  Lebens  aus:  in  ihrer  Religion  and  ihrer  Auffassung  des  Monarchen- 
tums,  ihrer  Welt-  and  Lebensanschauung,  ihren  Baaten  and  nioht  zam 
wenigsten  in  ihrer  Masik.  Hier  tritt  er  gleiohsam  leibhaftig  aof  uns  zu; 
und  Tschaikowsky  hatte  ihn  bequem  benutzen  konnen,  um  einen  >effekt- 
vollen*  AbsohluB  vu  erzielen.  Er  hat  auf  diesen  billigen  Erfolg  wie  auf 
das  ubliche  triumphierende  Finale  verzichtet.  Der  tragische  Gedanke  ist 
das  Bleibende  im  bunten  Wechsel  der  Erscheinungen ;  die  riesenhafben  Massen 
zerstreuen,  verlieren  sich;  die  krampfhafte  Anspannung  aller  KjSfte  l&fit 
nach,  lost  sich  auf,  und  tiber  den  letzten  verzweiflungsvoll  zusammen- 
brechenden  TrUmmern  der  Elegie  verrSchelt  in  endloser  Feme  der  letzte 
Glockensohlag.  Das  Trio  schliefit  in  dumpfem  Yerhallen  wie  die  pathetische 
Sinfonie.  — 

Ist  solch  ein  enormes  Aufgebot  von  Trauer  nicht  selbst  fur  einen  edlen 
Mann,  far  einen  >grofien  Kunstler*  etwas  zu  viel?  Gewifi.  Was  ist  fur 
uns  Nikolaus  Rubinstein?  Ein  guter  Mensch,  ein  Wohltater  yieler  anderer 
Mensehen,  ein  tiich tiger  aber  lSngst  verschollener  Pianist,  der  Bruder  eines 
phanomenalen  Musikers.  Wer  ihn  gekannt  hat,  wird  sein  Andenken  ehren; 
Tschaikowsky's  Schopfung  jedoch  steht  zu  seiner  Bedeutung  in  keinem  Ver- 
haltnis.  Wohl  aber  hat  Tschaikowsky  sich  selbst  damit  ein  Denkmal  gesetzt, 
das  wahrlich  berufen  erscheint,  Erz  und  Stein  zu  iiberdauern.  Man  hat  mit 
Recht  gesagt,  dafi  Mozart,  ohne  es  zu  ahnen,  sein  reifstes  Werk,  sein 
Requiem  sich  sebst  geschrieben  habe.  Ahnlich  dttrfen  wir  von  Mozart's 
rassischem  Apostel  denken.  Wir  wollen  zwar  nicht  das  Beispiel  des  geist- 
reichen  aber  schrullenhaften  Hans  v.  Billow  befolgen,  der  nach  einer  Auf- 
fuhrung  yon  Beethoven's  heroischer  Symphonie  deren  Widmung  an  Buon- 
aparte einfach  annullierte,  um  das  Werk  seinerseits  Bismarck  zu  dedizieren; 
wohl  aber  durfen  wir  das  Andenken,  das  sich  in  Tschaikowsky's  Trio 
verewigt,  ihm  selber  weihen,  ihn  mit  dem  Monumente  feiern,  das  er  in 
seiner  reifsten  Stunde  geschaffen  hat.  Und  so  ist  es  denn  auch  wohl  in  der 
Ordnung,  da£  in  Rom,  der  Hauptstadt  des  internationalen  Lebens,  der 
deutsche  Ktinstlerverein  dieses  Lorbeerblatt  am  Grabe  des  russischen  Kunstlers 
niederlegt,  der  der  Tonkunst  fttr  eine  Weile  wiedergegeben  hat,  was  sie  im 
Zeitalter  der  beginnenden  Musikan archie  schon  fur  immer  verloren  zu  haben 
schien:  Architektur  und  Poesie. 


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316  Ernest  Newman.  An  Impressionist  Critic. 

An  Impressionist  Critic. 


One  encouraging  feature  of  modern  criticism  is  that  it  is  undertaken  by 
men  proficient  not  in  one  art  or  literature  only  but  in  several;  and  of  cri- 
tics of  this  type  Arthur  Symons  is  one  of  the  best  examples.  In  his  latest 
book,  as  its  title  indicates  (see  Bftcherschau),  he  deals  with  a  number  of 
aesthetic  questions  arising  out  of  acting,  song,  poetry,  and  musical  perform- 
ance. He  is  always  straightforward,  always  gives  us  the  impression  of  being 
greatly  set  on  arriving  at  truth,  and,  as  a  rule,  of  having  spared  no  trouble 
to  reach  the  goal.  In  his  preface  he  says,  "I  am  gradually  working  my  way 
towards  the  concrete  expression  of  a  theory,  or  system  of  aesthetics,  of  all 
the  arts.  In  my  book  on  The  Symbolist  Movement  in  Literature 
I  made  a  first  attempt  to  deal  in  this  way  with  literature  ....  The  present 
volume  deals  mainly  with  the  stage,  and,  secondarily,  with  music;  it  is  to 
be  followed  by  a  volume  called  Studies  in  the  Seven  Arts,  in  which 
music  will  be  dealt  with  in  greater  detail,  side  by  side  with  painting,  sculp- 
ture, architecture,  handicraft,  dancing,  and  the  various  arts  of  the  stage." 
With  a  scheme  like  this  ahead  of  one,  it  is  well  to  practice  a  most  rigorous 
self-discipline;  and  I  venture  to  suggest  thai  Arthur  Symons  needs  this  most 
in  the  department  of  music.  No  man  can  have  aesthetic  perceptions  of  equal 
range  and  equal  delicacy  in  all  the  arts.  Symons  seems  to  me  to  have  most 
aptitude  for  literature  and  painting;  his  passion  for  music  is,  in  comparison, 
a  by-product.  With  him  the  external  eye  and  ear  are  more  reliable  than 
the  internal;  he  understands  pictorial  psychology  as  a  whole  better  than 
musical  psychology  as  a  whole,  and  he  probes  more  deeply  and  more  accu- 
rately into  the  player  than  into  the  composer.  At  the  outset  of  his  scheme 
I  think  he  ought  to  work  his  way  out  of  and  beyond  some  of  the  paradoxes 
of  his  opening  essay.  He  would  place  all  arts  on  the  same  level,  at  the  same 
time  that  he  would  greatly  enlarge  the  scope  of  the  term  "art".  But  it  is 
not  sufficient  to  say  that  the  playing  of  a  Chopin  nocturne  by  Pachmann 
(not  the  nocturne  itself,  but  Pachmann's  interpretation  of  it)  is  "as  beautiful, 
in  its  own  way"  as ,  say  the  "Monna  Lisa"  or  Bach's  B  minor  mass,  or 
"Tristan".  It  is  a  paradox  without  profit.  "In  each  case  the  beauty  is 
different ;  but,  once  we  have  really  attained  beauty,  there  can  be  no  question 
of  superiority".  This  is  dangerous  ground.  One  wants  a  careful  oUscrimiii- 
ation  between  the  sensuous  and  the  intellectual  sides  of  each  art,  before 
one  can  dispose  of  the  problem  so  easily  as  this.  It  seems  to  me  that  Symons 
arrives  at  this  position  because  he  is  just  a  little  biassed  towards  sensuous 
pleasure  in  art;  and  he  must  beware  of  founding  an  aesthetic  theory  on  his 
own  temperament.  When  he  says  "art  has  to  do  only  with  the  creation  of 
beauty,  whether  it  be  in  words,  or  sounds,  or  colour,  or  outline,  or  rhyth- 
mical movement;  and  the  man  who  writes  music  is  no  more  truly  an  artist 
than  the  man  who  plays  that  music,  the  poet  who  composes  rhythm  in  words 
no  more  truly  an  artist  than  the  dancer  who  composes  rhythms  with  the  body; 
and  the  one  is  no  more  to  be  preferred  to  the  other  than  the  painter  is  to 
be  preferred  to  the  sculptor  or  the  musician  to  the  poet"  —  he  simply  gives 
judgment  without  having  called  any  evidence.  It  may  be  that  Letty  Lind  is 
the  peer  of  Beethoven,  but  one  would  like  the  proposition  to  be  proved  more 
satisfactorily. 


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Willi.  Altmann,  Josef  Eebicek.  317 

It  is  on  the  side  of  music,  as  I  have  said,  that  Symons  needs  to  be  very 
watchful  of  himself.  He  is  inclined  to  jump  at  conclusions  and  to  take  the 
state  of  his  nerves  at  a  given  moment  for  a  verdict  of  the  intellect.  He 
tries  to  lay  bare  the  psychology  of  Tschaikovsky  from  the  one  or  two  things 
of  his  they  give  at  the  average  concert.  He  hears  Strauss's  "Don  Juan" 
once,  and  decides  off-hand  that  "Of  one  thing  I  am  certain;  he  is  not  an 
overwhelming  genius";  this  after  a  confessedly  limited  acquaintance  with 
Strauss's  music!  Then  he  hears  the  Meiningen  orchestra  play  "Don  Juan", 
—  it  is  the  third  time  he  has  heard  the  work.  Apparently  not  knowing 
that  many  people  dispute  the  ability  of  that  orchestra  to  play  any  music  so 
intelligently  as  that  of  Brahms,  he  takes  their  rendering  of  "Don  Juan"  as 
gospel  truth.  UI  realised  finally  the  whole  strain,  pretence  and  emptiness  of 
the  thing".  Well  and  good;  but  later  on  they  play  the  "Tristan  prelude, 
and  he  now  finds  them  unsatisfactory.  "Here  the  notes  ....  were  given 
their  just  expression;  but  the  something  more,  the  vast  heave  and  throb  of 
the  music,  was  not  there.  It  was  a  classical  rendering  of  what  is  certainly 
not  classical  music".  Now  if  he  did  not  know  his  "Tristan",  —  say  if  he 
had  been  writing  his  article  thirty  years  ago  ....  he  would  almost  certainly 
have  made  the  same  mistake  over  it  as  he  has  made  over  "Don  Juan".  He 
would  have  accepted  the  bad  Meiningen  rendering  as  the  real  thing,  and  on 
the  strength  of  this  condemned  the  music.  But  knowing  the  "Tristan"  pre* 
lnde,  when  he  hears  an  unintelligent  performance  of  it  he  realises  that  it  is 
not  the  composer  who  is  at  fault  but  the  orchestra;  not  knowing  "Don  Juan" 
very  well,  and  starting  out  with  a  temperamental  bias  against  music  like 
that  of  Strauss,  he  seizes  gleefully  upon  the  bad  performance,  accepts  it 
unquestioningly,  and  uses  it  as  a  stick  with  which  to  beat  the  composer.  I 
call  attention  to  this  point  because,  in  the  interest  of  Arthur  Symons's  com- 
ing theory  of  the  arts,  it  is  imperative  that  he  should  not  rely  so  much, 
in  his  discussion  of  music,  on  first  impressions,  and  on  the  mere  effect  given 
to  a  work  by  a  particular  player  or  a  particular  orchestra.  Music  demands 
the  most  careful  study  if  one  is  to  be  positive  about  it.  You  can  get  a 
very  fair  idea  of  a  drama  from  a  performance  of  it,  or  of  a  picture  by 
spending  ten  minutes  with  it;  but  a  big  modern  musical  composition  re- 
quires hour  after  hour  of  patient  study  of  the  score,  in  addition  to  the 
hearing  of  it  on  the  orchestra.  At  present  it  seems  to  me  that  it  is  on  the 
musical  side  that  Arthur  Symons's  general  aesthetic  scheme  is  likely  to  be 
weakest.  He  has  a  quick  and  reliable  eye  for  external  effects  —  perhaps 
the  best  articles  in  his  volume  are  those  on  acting;  but  —  I  throw  the 
suggestion  out  in  all  friendliness,  with  the  sole  desire  to  strengthen  his 
hands  —  he  would  do  well  to  watch  the  personal  equation  more  suspiciously 
in  matters  musical. 

Birmingham.  Ernest  Newman. 


Josef  Rebicek, 

(f  25.  Marz  1904.) 

Die  Berechtigung,  eines  praktischen  Musikers  anlafilich  seines  kurz  nach 
Yollendung  seines  60.  Lebensjahres  erfolgten  Todes  in  unserer  Zeitschrift  zu 


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318  Wilh.  Altmann,  Josef  Bebicek. 

gedenken,  leiten  wir  aus  dem  Umstande  her,  dafi  sein  Wirken  international 
gewesen  ist,  dafi  er  fUr  die  Verbreitung  deutscher  Musik  im  Auslande  ebenso 
gewirkt  hat  wie  fur  die  EinfUhrung  hervorragender  aufierdeutscher  Tonwerke 
in  Deutsohland. 

Josef  Bebicek,  der  am  7.  Februar  1844  zu  Prag  geboren  ist,  beauchte 
daselbst  das  Bealgymnasium  und  Konservatorium,  woselbst  er  vor  allem  im 
Geigenspiel  ausgebildet  wurde.  Gelegentlich  eines  Konzerts  horte  ihn  Franz 
Liszt;  ihm  gefiel  das  Spiel  des  jungen  Kttnstlers  so  gut,  dafi  er  ihn  sofort 
als  Kammermusiker  fttr  die  grofiherzogliche  Kapelle  zu  Weimar  engagierte. 
In  dieser  Stellung  bot  sich  ihm  vorzugsweise  Gelegenheit,  ein  treuer  An- 
hanger  der  damals  erst  noch  kleinen  Wagnergemeinde  zu  werden.  Nicht 
lange  freilich  blieb  Bebicek  in  Weimar.  Bereits  1862  folgte  er  dem  sehr 
ehrenvollen  Bufe  als  erster  Konzertmeister  an  das  eben  vollendete  konigl. 
Nationaltheater  in  Prag;  hier  fiel  ihm  auch  1865  nach  dem  Tode  seines 
ausgezeichneten  Lehrers  Mildner  eine  Violinprofessur  am  Konservatorium 
zu.  Seine  hervorragenden  Leistungen  waren  Wilhelm  Jahn,  der  auf  Hebung 
des  nunmehr  preuflischen  Hoftheaters  in  Wiesbaden  bedacht  war,  nicht 
unbekannt  geblieben ;  er  berief  Bebicek  1868  als  ersten  Konzertmeister  und 
Ubertrug  ihm  allmahlich  auch,  als  er  seine  Dirigentenbegabung  erkannt  hatte, 
die  Leitung  einer  Anzahl  Opern.  In  Anerkennung  dieser  T&tigkeit,  neben 
der  auch  eine  reiche  Wirksamkeit  als  Kammermusikspieler  nicht  vergessen 
werden  darf,  wurde  Bebicek  1875  zum  KSnigl.  Musikdirektor  ernannt. 
Sein  Buf  als  Opernleiter  trug  ihm  dann  1881  die  Stelle  eines  Operndirektors 
und  ersten  Kapellmeisters  am  Kaiserl.  Theater  in  Warschau  ein.  . 

Hier  bot  sich  seinem  Streben  ein  auBerst  dankbares  Feld;  hier  gelang 
es  ihm,  der  kaum  der  Landessprache  machtig  war,  die  dauernde  Gunst  seiner 
Vorgesetzten  und  des  Publikums  zu  gewinnen;  diesem  bot  er  als  Novitaten 
u.  a.  »Tannhauser«,  »Lohengrin  « ,  » Figaros  Hochzeit*,  »Sommernachtstraum«. 
Auch  begrundete  er  die  seitdem  in  Warschau  nicht  mehr  eingeschlafenen 
Sinfoniekonzerte,  in  denen  er  auch  Beethoven's  dort  noch  unbekannte 
>neunte«   zur  Auffuhrung  brachte. 

1891  folgte  Bebicek  einem  sehr  ehrenvollen  Bufe  nach  Budapest  als 
erster  Kapellmeister  der  Konigl.  Oper.  Hier  fiihrte  er  > Siegfried*  und  die 
»Gotterdammerung«  als  Neuheiten  auf  und  ermoglichte  damit  die  erste  Ge- 
s am t auffuhrung  des  »Nibelungen-Binges«  in  aufierdeutscher  Sprache;  nicht 
vergessen  sei  ihm  auch,  dafi  er  den  »Barbier  von  Bagdad*  von  Cornelius, 
dieses  Kleinod  der  deutschen  Opernliteratur,  den  Budapestern  darbot.  Allein 
nur  zwei  Jahre  blieb  Bebicek  in  der  ungarischen  Hauptstadt.  Es  zog  ihn 
wieder  nach  dem  lieblichen  Wiesbaden  zuruck,  wo  er  von  dem  Intendanten 
Herrn  Georg  von  Hiilsen  lebhaft  gewilnscht  wurde.  Hier  leitete  er  1894 
die  Eroffnungsvorstellung  in  dem  glanzenden  Neubau.  Allein  die  Muhselig- 
keiten  und  der  unausbleibliche  Arger  des  Theaterdienstes,  den  Bichard  Wag- 
ner so  treffend  geschildert  hat,  bewogen  Bebicek  am  1.  Oktober  1897  den 
Posten  eines  standigen  Dirigenten  des  beriihmten  Berliner  Philharmonischen 
Orchesters,  das  in  den  Sommermonaten  in  dem  hollandischen  Weltbad  Scheve- 
ningen  konzertiert,  zu  Ubernehmen. 

Auf  diesem  durchaus  nicht  leichten  Posten  hat  sich  Bebicek  immer  mil 
grofiten  Ehren  behauptet ;  beim  Orchester  wie  beim  Publikum  und  der  Presee 
in  gleicher  Weise  beliebt  (was  sich  besonders  bei  der  Feier  seines  40jahrigen 
Kunstlerjubilaums  gezeigt  hat)   schwang  er  bei  den  Solistenkonzerten  mit  er- 

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Hugo  Leichtentritt,  >Das  trunkne  Lied«.  319 

staunlicher  Umsioht  und  einer  oft  verbliiffenden  Kaltbliitigkeit  angesichts 
vorkommender  Ged&chtnisfehler  der  oft  minderwertigen  Konzertgeber  den 
Taktstock  und  war  sehr  erfolgreich  bemtiht,  das  Niveau  der  popularen  Konzertex 
zu  denen  ihm  nur  ganz  ausnahmsweise  eine  Probe  gestattet  war,  durcb  tadel- 
lose  Ausfuhrung  und  gediegene  Programme  dem  der  groflen  Philharmonischen 
Konzerte  gleichzustellen.  Mit  besonderem  Eifer  pflegte  er  u.  a.  die  Werke 
seines  grofien  Landsmannes  Smetana,  hervorragend  war  er  aucb  als  Wagner-, 
Tschaikowsky-  und  Brahms -Dirigent.  Sein  Bestreben,  sich  junger  holl&n- 
discher  Talente  anzunehmen,  ist  durch  Verleihung  des  Offizierskreuzes  des 
Oranien-Nassau-Ordens  gebiibrend  anerkannt  worden. 

Aucb  als  Komponist  ist  Eebicek  vorteilhaft  bekannt  geworden;  er  war 
kein  Vielscbreiber  und  zeigte  sicb  mebr  von  Schumann  beeinflufit  als  von 
Wagner-Liszt.  Zwei  Konzertouvertiiren  und  namentlich  seiner  Festouverttire 
begegne  icb  in  Konzerten  sehr  gern.  Sein  bestes  "Werk  ist  unstreitig  seine 
Sinfonie  in  H-moll,  welche  mit  Recht  auch  grofie  Verbreitung  gefunden  bat 
und  bei  den  gar  zu  seltenen  Berliner  Auffuhrungen  immer  besondere  An- 
ziehungskraft  ausiibt.  Aucb  in  seinen  G-eigenkompositionen  erkennen  wir 
immer  den  feinsinnigen  und  feingebildeten  Musiker.  Endlicb  werden  Kam- 
mermusikfreunde  die  dreisatzige  Sonate  Rebicek's  ftir  Violine  und  Pianoforte 
(Berlin,  Bote  &  Bock)  gern  spielen  und  boren.  Sie  ist  ein  getreues  Abbild 
seines  ungemein  liebenswUrdigen  und  freundlichen  Wesens. 

Bereits  im  Sommer  1903  war  der  trefflicbe  Kiinstler,  dessen  geistige 
Friscbe  mir  schier  unerscbopflicb  scbien,  von  einem  rbeumatiscben  Leiden 
geplagt;  kurz  vor  dem  Jabresscblufi  notigte  ibn  diese  erneut  und  heftiger 
auftretende  Krankheit  zu  einem,  wie  allgemein  angenommen  wurde,  zeitweili- 
gen  Ausspannen ;  aber  bald  war  es  ihm  Naherstehenden  kein  Geheimnis,  dafi 
er  nicht  mehr  die  Hoffnung  hatte,  seinen  anstrengenden  Posten  wieder  iiber- 
nehmen  zu  konnen.  An  seinem  60.  Geburtstage  fuhlte  er  sich  zu  angegriffen, 
um  die  GlUckwUnsche  seiner  Freunde  im  Krankenbett  anzunehmen;  er  lie  14 
ihnen  eroffnen,  daB  er  seine  Dirigentenstellung  niedergelegt  habe  und  nur 
noch  seiner  Gesundheit  leben  wolle.  Koch  schien  die  Hoffnung  auf  Genesung 
nicht  ausgeschlossen,  da  trat  eine  Lungenentziindung  hinzu,  die  dem  Leben 
des  kraftigen  Mannes  ein  friihzeitiges  Ende  setzte. 

In  den  Annalen  der  Berliner  Musikgeschichte  wird  sein  Name  stets  mit 
Ehren  genannt  werden. 

Friedenau-Berlin.  Wilh.  Altmann. 


„Das  trunk'ne  Lied" 

aus  dem  Zarathustra  von  Friedrich  Nietzsche  fur  Soli,  gem.  Chor  und  Orchester 
komponiert  von  Oskar  Fried,     op.  11. 

Die  Erstauffuhrung  des  genannten  Werkes  im  Wagnerverems-Konxert  zu 
Berlin  (am  15.  April  1904)  unter  Dr.  Carl  Muck's  Leitung  machte  weiteren 
Kreisen  zum  ersten  Male  den  Namen  des  Komponist  en  bekannt.  Die  ganz 
auBerordentliche  Bedeutsamkeit  seines  Werkes  laBt  es  mir  angemessen  er- 
scheinen ,  auch  an  dieser  Stelle  kurz  dartiber  zu  berichten.    Den  Text  bilden 

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320  Hugo  Leichtentritt,  »Das  truhkne  Lied«. 

ausgewahlte  Partien  aus  dem  »trunknen  Liede.«:  Er  ist  £Ur  den  Durch- 
schnittshorer  schwer  verst&ndlich,  um  so  mehr  als  bei  dem  fur  die  musikalische 
Behandlung  notigen  Zusammendrangen  manche  Zwischenglieder  fortblieben, 
die  der  mit  der  Dichtung  Vertraute  vielleicht  entbehren  kann,  schwerlicb  aber 
ein  weniger  vorgebildeter  Zuhorer.  Aber  das  Gedicht  raft  laut  nach  Musik. 
Was  der  Text  ausdriickt:  Die  Gebeimnisse  der  Nacht,  das  schaurige  Dunkel, 
das  beklemmende  AngstgefUhl,  das  schlieBliche  Uberwinden  des  »Weh's«,  die 
Sehnsucht  nacb  Lust:  »Lust  tiefer  nocb  als  Herzeleid:  Weh,  spricbt:  Ver- 
geh !  Doch  alle  Lust  will  Ewigkeit ,  will  tiefe ,  tiefe  Ewigkeit* ,  dies  alles 
kommt  der  Musik  entgegen.  Und  der  Musiker  hat  es  vers  tan  den,  seinen 
Dicbter  so  zu  interpretieren,  daB  fur  viele  der  Sinn  des  Gedichtes  erst  durch 
seine  Musik  klar  wird.  Fried  zeigt  sicb  als  ein  Musiker,  der  in  jeder  Be- 
ziehung  die  komplizierte  Technik  des  modernen  Tonsatzes  voll  beherrscht. 
Wohin  man  auch  sehen  mag,  sei  es  auf  die  farbenreiche,  leuchtende, 
feinfiihlige  Art  der  Harmonik,  auf  den  Schmelz,  die  Glut  und  Fttlle  seines 
Orchesters,  die  edle  und  angemessene  Form,  die  warme  Melodik,  —  uberall 
steht  ein  Konner  von  iiberraschenden  Fahigkeiten  vor  uns.  Dazu  kommt 
seine  absolute  Herrscbaft  ttber  die  schwierigsten  kontrapunktischen  Formen :  eine 
achtstimmige  Doppelfuge,  Kanons  der  verscbiedensten  Art  flieBen  wie  selbst- 
verstandlich  dahin,  und  Uberall  packender  Ausdruck  auch  in  diesen  gebun- 
denen  Formen.  Das  tiefsinnige  kanonische  Duett:  »Du  "Weinstock,  was 
preisest  du  mich?«  sei  als  ein  Beispiel  angefuhrt.  Ganz  neue  Aufgaben 
werden  bisweilen  dem  Chor  gestellt;  sie  verlangen  eine  ganz  eigene  Vortrags- 
weise,  die  den  Chorvereinigungen  gewohnlichen  Schlages  seltsam  genug  er- 
scheinen  mag.  Da  gibt  es  Stellen,  wo  in  einem  Chaos  wild  durcheinander 
tonender  Stimmen  jede  Stimme  wie  in  rasender  Erregtheit  hinausgeschrien 
werden  muBte,  andere  Stellen  dagegen  mtiBten  wie  ein  Stammeln  unter  den 
Schauern  des  Mysteriums  klingen,  wie  die  Stelle:  *E$  naht,  es  naht  die 
Stunde,  achf  ach!*  iibrigens  einer  der  eigenartigsten  Einfalle  des  Werkes, 
von  seltsamstem,  unbeimlich  dainonischem  Ausdruck.  Es  gibt  bei  Bach  in 
der  Matth&us-  und  Johannes-Passion  Chore,  die  eine  ahnliche  dramatische 
Belebtheit  aufweisen.  Aber  was  hier  an  Ekstase  der  Menge  verlangt  wird. 
geht  noch  dariiber  hinaus.  Der  Chor  als  personifizierte  Masse  wird  hier  in 
lebendigen  Dialog  mit  der  Solostimme  des  Sprechers,  des  AnfUhrers  gesetzt. 
Breite,  epische  Entfaltung  des  Chors  tritt  eigentlich  nur  am  SchluB  auf,  in 
der  achtstimmigen  Doppelfuge:  >0  Mensch  gib  Acht,  was  sprickt  die  tiefe 
Mitternacht? *  und  den  sich  anschlieBenden  Abschnitten.  In  der  Mitte  er- 
scheint  als  Buhepunkt  eine  ungemein  schone,  satte  lyrische  Episode,  das 
Alt-Solo:  » Stipe  Lexer ■,  ich  liebe  deimn  Ton.*  Wollte  man  alle  die  geist- 
vollen  Einzelzlige  wiirdigen,  dann  gehorte  eine  eingehende  Abhandlung  dazu. 
Progressiven  Musikern,  insbesondere  Dirigenten  von  erstklassigen  Choren  sei 
das  Studium  des  im  Verlage  von  Hainauer,  Breslau  erschienenen  Klavier- 
auszuges  empfohlen.  Sie  werden  ihre  Muhe  —  eine  Muhe  ist  es  —  sicher- 
lich  belohnt  finden  durch  die  Bekanntschaft  mit  einem  der  stSrksten  unter 
den  j  linger  en  Komponisten.  Er  ist  noch  kein  ganz  fertiger;  seine  Ausgangs- 
punkte,  Bach  und  Wagner,  sind  noch  sichtbar.  Bei  weitem  Uberwiegend 
ist  jedoch  schon  jetzt  der  Eindruck  einer  ganz  eigengearteten,  urkraftigen 
Personlichkeit.  Nach  den  imponierenden  Proben  von  Ktinstlerschaft ,  die 
Fried  abgelegt  hat,  wird  in  Zukunft  sein  Name  den  Musikverstandigeu  wohl 
bald  vertraut  werden.  Hugo  Leiohtentritt. 

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G.  Scrinzi,  The  Janko  Keyboard  and  Simplification.  321 


The  Janko  Keyboard  and  Simplification. 


The  Jan k 6  keyboard  (Zeitschriffc  for  FelmMCFjr  1904)  raises  a  question 
which  must  sooner  or  later  command  the  attention  of  all  musicians,  the 
simplification  of  pianoforte-technique.  The  unique  qualification  of  the  piano- 
forte as  the  only  instrument  capable  of  rendering,  without  association  with 
other  instruments,  every  kind  of  music,  endows  any  attempt  at  modifying 
its  mechanism  with  a  peculiar  interest. 

No  one  but  a  pianoforte  virtuoso  who  is  at  the  same  time  a  pianoforte- 
teacher  realizes  the  amazing  vastness  of  pianoforte-technique.  If  a  general 
survey  of  it  would  be  out  of  place  here,  a  table  of  scales  and  arpeggios 
which  constitute  the  very  elements  of  playing  may  convey  a  sense  of  the 
importance  of  an  invention,  which  claims  to  abolish  inequality  of  finger- 
ing, and  thereby  do  away  with  the  now  imperious  necessity  of  practising 
technical  passages  in  different  tonalities.  The  following  detailed  lists 
of  scales  and  arpeggios  include  only  such  as  are  admittedly  indispensable  to 
the  average  player:  — 

Scales. 

36  diatonic  (one   major,    one   melodic  minor  and   one 

harmonic  minor  for  each  key)  in  octaves       .       ... 
ag         >         •     o8d  ;  in  similar  motion 

36         »         in  6th8 

24  diatonic  in  8**    j 

24         >         in  3d8    |  in  contrary  motion  (the  melodic  minor  being  unused) 

24         »         in  6th8   I 

2  chromatic  in  8es  (legato  &  brilliant  fingering)  | 
2  »  in  major  &  minor  3d*  >  similar  motion 

2  »  >  6th8  J 

1  chromatic  in  8M  | 

2  »  in  major  &  minor  3ds      >  contrary  motion 
2           >  »  6th8     I 

36  diatonic  in  double  8M   staccato 

36  »  legato  (admitting  only  one  fingering  of  several 

which  are  possible) 
2  chromatic  in  double  8eB  (legato  &  staccato) 
24  diatonic  in  double  3d8  (admitting  only  one  fingering  of  two  which  are 

possible  in  many  cases) 
2  chromatic  in  double  3d8  (Czerny's  &  Chopin's  fingering) 
24  diatonic  in  double   6th8 

1  chromatic  in  double  6ths 
24  diatonic  in  3d8  &  6th8 

2  chromatic  in  3d8  &  6th8   (Czerny's  &  Chopin's  fingering) 
1  chromatic  in  chords  of  the  diminished  7th. 


343  Total. 


322  Musikberichte. 

Arpeggios. 

72  on  major  &  minor  common  chords  and  their  inversions 
48  on  dominant  7th8  and  their  inversions  » 

12  on  diminished  7ihs   (the  inversions  of  the   diminished    7th   in    each  key 
being  enharmonically  coincident  with  the  root  posi- 
tions of  diminished  7ths   in  other  keys) 
To  these  must  be  added  as  requiring  special  technical  training: 
24  arpeggios  on  major  and  minor  common  chords  of  the  form 


^0  jjf  jft 


24  arpeggios  of  the  form 


■# — #■ 


*&■ 


180  Total. 

These  523  different  technical  formulae  the  fingers  must  be  prepared  to 
execute  with  almost  unconscious  ease;  to  say  nothing  of  other  mechanical 
capabilities,  such  as  flexibility  of  hands,  certainty  in  skips,  and  speed,  which 
are  no  special  feature  of  pianoforte-playing,  and  which  on  the  other  hand 
no  phase  in  the  evolution  of  the  instrument  could  do  away  with. 

But  again,  whereas  a  player  of  any  other  instrument  would  by  such 
mechanical  devices  be  thoroughly  fitted  for  the  higher  studies  of  style,  not 
so  the  pianist,  who  is  now  confronted  with  the  peculiarities  arising  from  the 
polyphonic  nature  of  the  pianoforte.  The  conditio  sine  qua  non  of 
pianoforte  polyphony  is  that  each  finger  in  each  hand  must  be  capable  of 
striking  a  key  with  any  degree  of  power  and  any  quality  of  touch,  while 
the  other  fingers  strike  other  keys  with  any  other  degree  of  power  and  any 
other  quality  of  touch.  The  difference  in  power  and  touch  between  the 
individual  fingers  is  an  achievement  of  comparatively  few  pianists,  while  it 
should  be  the  common  acquirement  of  all  players. 

The  Jank6  keyboard  seems  to  be  a  most  effective  step  towards  a  de- 
sirable system  of  technique.  By  reducing  to  a  minimum  the  purely  mechanical 
work,  the  time  and  energy  hitherto  spent  on  it  would  be  directed  to  the 
acquirement  of  those  qualities  of  touch  and  style  which  are  the  very  essence 
of  artistic  playing. 

Bombay.  G*  Sorinzi. 


Mufflkberiohte. 


Berlin.  Die  Sinfoniekonzerte  der  Egl.  Eapelle  unter  Weingartner  warden  nacb 
langer  Pause  am  9.  Marz  wieder  aufgenommen.  Der  Umbau  des  Opernhauses  (eine  Folge 
dee  Chicagoer  Theaterbrandes)  hatte  eine  fast  dreimonatliche  Unterbrechung  notig  ge- 
raacht.      Weingartner   brachte    als   Novitat  Hugo  Wolf's  >Penthesilea«.      Man 


Musikberichte.  323 

lemte  das  gliihende  leidenschaftliche  Jugendwerk  des  Meisters  bei  dieser  Gelegenheit 
zum  erstenmal  kennen.  Der  Versuch,  den  "Willy  Benda  einige  Wochen  vorher  unter- 
nommen  hatte,  die  Penthesilea  zu  interpretieren,  war  so  miBgliickt,  daC  yon  dieser 
Yorfuhrung  ein  rechter  Eindruck  nicht  zu  gewinnen  war.  Eine  Anzahl  auswartiger 
Dirigenten  zeigten  sich  an  der  Spitze  des  philharmonischen  Orchesters.  Yon  diesen 
fuhrte  Herr  Ferdinand  Neisser  aus  Wasa  in  Finnland  neben  bekannten  Werken 
einige  wertvolle  Novitaten  finnlandischer  Komponisten  vor:  Sibelius'  >Finlandia« 
und  Jarneielt's:  >Ouvertnre  marziale«,  dazwischen  einige  kleinere  Stucke  eigener 
Komposition. 

Von  Eammermasik  wurden  wir  tiberschwemmt.  Viel  neues  warde  nicht  gebraoht. 
Schumann-Halir-Dechert  spielten  ein  neues  Klavierquartett  von  Robert  Kahn  (Cmoll 
op.  41)  zum  erstenmal :  eins  der  besten  Kahn'schen  Werke,  besonders  in  der  ersten 
Halfte  gut  gelungen.  Das  Schnabel  -  Trio  machte  mit  einer  Cello -Sonate  von 
Rachmaninoff  bekannt,  die  als  tiichtiges  Werk  bezeichnet  wird;  das  Woldemar-Meyer 
Quartett  brachte  ein  Klavierquintett  (op.  45)  von  G.  Martucci  zur  ersten  Auffuhrung, 
das  auch  auf  ansehnlicher  Hohe  steht.  (Klavier:  Herr  Attilio  Brugnoli  aus  Rom.) 
Eine  Anzahl  auswartiger  Kammermusikvereinigungen  erschienen  auch  auf  dem  Plan. 
Vor  alien  ist  das  Brusseler  Streichquartett  zu  nennen.  Es  machte  sich  verdient  durch 
eine  vollendete  Auffuhrung  von  Cesar  Franck's  Klavierquintett,  das  fur  Berlin  noch 
Novitat  war.  Yon  alien  Novitaten  gebe  ich  ihm  den  Preis  aber  auch  absolut:  ein  sehr 
bedeutendes  Werk. 

Das  Hollander-Quartett  machte  mit  einem  andern  franzosischen  Kammermusik- 
werk  bekannt,  einem  Streichquartett  op.  19  von  Lalo.  Steht  es  auch  hinter  Franck's 
Werk  weit  zuriick,  so  ist  es  dennoch  eins  der  besten  Kammermusikstucke,  die  aus 
Frankreich  zu  uns  gedrungen  sind.  GroBen  Beifall  errang  Philipp  Scharwenka's 
Violinsonate  op.  110.  Sie  wurde  in  einer  Woche  zweimal  gespielt  (von  Frau  Saenger- 
Sethe  und  Moritz  Mayer-Maler  und  von  den  Herren  Zajic  und  Forster).  Das  »Moskauer 
Trio*  konnte  den  Yergleich  mit  den  erstklassigen  Triovereinigungen,  die  sich  hier  oft 
zeigen,  nicht  ganz  aushalten.  Die  Pianisten  waren  Legion.  Angefuhrt  wird  einzig  das 
vom  iiblichen  Schema  Abweichende.  Risler  spielte  neue  Stucke  von  GabrielFaure,  — 
ich  habe  sie  nicht  gehort,  sie  sollen  sehr  exzentrisch  sein,  >moderne<  Musik,  zu  der  das 
Publikum  den  Kopf  schuttelt.  Attilio  Brugnoli  spielte  Stucke  von  Sgambati,  darunter 
ein  Praludium  mit  Fuge,  in  der  als  Cantus  firm  us  der  Hymnus  S.  Giovanni  Baptista 
wirksame  Yerwendung  findet.  Herr  Mark  Gunzburg  spielte  >neue  und  selten  aufge- 
fuhrte  Klavierkompositionen«,  darunter  Yariationen  und  Fuge  uber  Chopin's  Cmoll 
Praludium  von  Busoni,  Sonaten  von  Sjogren  op.  35  und  Reubke.  Ein  solches  Ein- 
treten  fur  unbekannte  Werte  sei  besonders  anerkennend  vermerkt.  Es  ist  verdienst- 
lich,  auch  wenn  die  aufgefuhrten  Kompositionen  nicht  als  ganz  vollgiltig  angesehen 
werden  kdnnen. 

Die  Sanger  lieBen  wenig  neues  von  Bedeutung  horen.  Ganz  miCgluckt  war  der 
Versuch  von  Frl.  Beatrice  Meho  durch  sogenannte  »singende  Bilder*  das  Wagner'sche 
Prinzip  vom  Zusammenwirken  der  Kiinste  auf  die  musikalische  Lyrik  zu  ubertragen. 
Durch  den  theatralischen  Aufputz  wurde  nur  Vergroberung,  nicht  Verfeinerung  erzielt. 
Zum  Teil  starke  Wirkung  hinterlieB  ein  Dehm el- Abend;  Dehmel  selbst  rezitierte, 
Conrad  Ansorge saB  am  Klavier.  Eine  Anzahl  Gesange  von  Ansorge,  Zemlinskiu.  a. 
wxirde  vorgetragen. 

Mit  alter  Musik  waren  wir  recht  sp'arlich  bedacht.  Einige  Sangerinnen  brachten 
altitalienische  Arien,  —  es  sind  immer  dieselben  funf  oder  sechs  Stucke.  Ein  paar 
Pianisten,  auch  Risler,  Pauer  spielten  etliche  Stucke  von  C  o  u  p  e  r  i  n  und  Scarlatti.  Der 
englische  Pianist  Leonard  Borwick  brachte  selten  gespielte  Stucke  von  Bach,  Leo, 
auch  Couperin  und  Scarlatti  aufs  beste  zur  Geltung.  Frau  Cornelia  Schmitt-Csanyi 
aus  Dresden  sang  eine  wenig  bekannte  Solo-Kantate  von  Bach:  »Jauchzet  Gott  in 
alien  Landen*;  ein  Streichquintett,  eine  obligate  Trompete,  und  das  Cembalo  von 
Heiro  Alfred  Sittard  gespielt)  bildeten  den  begleitenden  Instrumentalkorper.  Leider 
war  die  Auffuhrung  nicht  genugend  abgerundet.  Besonders  am  Klavier  hatte  viel 
mehr  geschehen  konnen.    "Wie  man  in  alteren  "Werken  akkompagnieren  soil,  ist  leider 

z.  d.  I.  M.   v.  V  Z24  V 


324  Musikberichte. 

den  meisten  praktischen  Musikern  noch  durchaus  unbekannt.  Sie  beschranken  sich 
meistens  auf  ein  sehr  reserviertes  akkordisches  Begleiten,  und  wenn  nun  einmal  gar  die 
zweistimmige  Skizze  des  Komponisten  —  Sopran  und  BaB  —  vorliegt,  dann  ist  es 
noch  schlimmer;  der  Buchstabe  wird  andachtig  respektiert,  und  man  hort  einen  diinnen 
zweistimmigen  Satz,  der  manchmal  nicht  nur  langweilig,  sondern  auch  grotesk  wirkt. 
Nun  zu  den  Organisten.  Es  ist  erfreulich,  daD  man  dem  Namen  Max  Reger  auf 
ihren  Programmen  jetzt  haufiger  begegnet.  So  wurden  nur  in  den  letzten  Wochen, 
von  ihm  gespielt:  4  Stiioke  aus  op.  69  (von  Herrn  Walter  Fischer),  die  Passacaglia 
aus  op.  63  (von  Herrn  Carl  Heyse  aus  Dresden,  die  Choral-Phantasie  op.  27.  »Ein  feste 
Burg  ist  unser  Gott«  (von  Herrn  Edwin  Krafft).  die  Kantate :  »Vom  Himmel  hoch«.  Aber 
auch  in  den  Konzertsalen  gewinnt  Reger  mehr  Boden.  Die  Chaconne  fur  Violine  solo 
(aus  op.  42)  wurde  mehrere  mal  gehort  (gespielt  von  den  Herren  Schnirlen  und  Ruth- 
strom),  auch  eine  ganze  Sonate  fur  Violinsolo,  ferner  eine  Anzahl  Lieder  und  Be- 
arbeitungen  von  Volksliedern  fUr  Mannerchor.  Man  kann  jetzt  nicht  mehr  tiber  Reger 
zur  Tagesordnung  ubergehen,  wie  dies  noch  vor  einem  Jahr  hier  der  Fall  war.  Ein 
anderer  Komponist,  der  in  diesem  Winter  auffallend  begiinstigt  wurde,  ist  der  Russe 
Glazounow.  Ich  horte  von  ihm  ein  Streichquartett  (vom  Brussler  Quartett  gespielt;, 
ein  Praludium  und  Fuge  fur  Klavier,  eine  Klaviersonate,  Variationen  fur  Klavier  und 
andere  Klavierstiicke ;  auch  eine  Orchestersuite  »Moyen-Agl«  kam  in  einem  phil- 
harmonischen  Konzert  zur  Auffuhrung.  Allerdings  bin  ich  tiber  die  Musik  Glazounows 
nicht  sehr  erfreut,  weil  dahinter  meiner  Schatzung  nach  keine  starke  Personlichkeit 
steckt. 

Der  Kopenhagener  Cacilienverein,  ein  Chor  von  ungefahr  60  ausgesuch- 
ten  Stiromen,  gab  am  4.  Ap^l  ein  Konzert,  das  zu  den  vornehmsten  Darbietungen  der 
Saison  zu  rechnen  ist.  Ahnliche  Vollendung  im  a  cappella-Gesange  habe  ich  noch 
nicht  gehort.  An  virtuosem  Schliff  der  Abtonung  im  Ensemble,  an  Prazision  und 
Reinheit  leistet  Herr  Frederik  Rung  mit  seinem  Chor  Erstaunliches.  Am  meisten 
interessierten  mich  eine  Anzahl  alter  Ges'ange,  italienische  Madrigal e  von  Leoni, 
Pizzoni,  Conversi,  Villanellen  von  Gastoldi  u.  a.  Es  war  sonst  meine  Uber- 
zeugung,  dafi  die  meisten  madrigalartigen  Gesange  von  wenig  Stimmen.  solistisch  ge- 
sungen,  besser  zur  Geltung  kommen,  als  chormafiig  vorgetragen,  und  dies  trifft  in 
der  Tat  zu,  wenn  man  hort,  wie  fur  gewohnlich  alte  Gesangamusik  an  Feinheit  der 
Linie  im  Chor  einbiiCt.  Hier  jedoch  storte  die  Menge.der  Sanger  nicht  im  geringsten. 
Conversi' s  »Solay  soletta  to  me  ne  vo  cantando*  war  an  Feinheit  der  AusfUhrung 
ein  Virtuosenstuck  ersten  Ranges.  Leoni's:  *Dimmi,  Clori  gmtil,  percht  rum  ami?< 
fur  dreistimmigen  Chor  und  zwei  hohe  Sopransolostimmen,  Nachtigallenstimmen ,  die 
einander  antworten,  ist  ein  reizender  musikalischer  Scherz.  Auch  geistliche  Stttcke  von 
Palestrina  und  ein  Requiem  von  Anerio  wurden  mit  groCer  Feinheit  gesungen; 
allerdings  glaube  ich,  daB  an  GroCe  der  Empfindung,  an  Volumen  im  Klang  gerade 
bei  den  Stiicken  von  Palestrina  noch  mehr  h'atte  gegeben  werden  konnen. 

H.  Leichtentritt. 
Kopenhagen.  Mit  unsrer  kgl.  Oper  ist  es  immerfort  traurig  bestellt,  nur  ganz  kurz- 
dauernd  erweckte  sie  die  Aufmerksamkeit  des  mehr  ausgesuchten  Publikums,  namlich 
durch  die  Siegfried-Auffuhrungen,  in  welchen  Herr  Liebau  aus  Berlin  den  Mime 
sang.  Nachher  war  wochen-,  ja  monatelang  nichts  Neues  oder  Altes  von  Interesse 
los  —  endlich  anfangs  April  kam  die  erste  Neuheit  dieser  Saison!  Eugen  d'  Alberts 
Einakter:  Kain.  Dieses  Musikdrama  hatte  einen  sehr  geringen  Erfolg;  man  fand  die 
Musik  wenig  perBonlich  ausgepr'agt  und  ohne  festen  sicheren  Stil  und  den  Text  mehr 
philosophisch-weitschweifig  als  dramatisch;  man  fiihlte  sich  enttauscht  und  frug  sich, 
warum  hat  die  Operndirektion  eben  diese  in  keiner  Hinsicht  hervorragende  Kleinig- 
keit  gew'ahlt,  wahrend  so  viele  moderne  Sachen  von  groCer  Bedeutung  uns  jahrelang 
unbekannt  geblieben  sind?  Bei  der  zweiten  Vorstellung  war  das  Haus  sehr  karglich 
besucht.  Die  friiher  besprochene  (Heft  5  6),  in  Aussicht  gestellte  Einstudierung  der 
Gotterd'ammerung  ist  (um  Kains  wegen?)  leider  aufgegeben! 

Aus  dem  Konzertsaal  sei  folgendes  berichtet,  indem  Untergeordnetes  iibersprungen 
wird.    Viel    Aufsehen  erregte  die   finnische   Sangerin  Maikki  Jarnefelt,    die    mit 

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Musikberichte.  325 

Stimme  und  Temperament  reich  begabt  und  von  ihrem  Mann,  dem  bekannten  Kom- 
ponisten  Armas  J  am  e  felt  reizend  begleitet,  vor  vollen  Hausern  sang.  Bedeutend 
hinter  Frau  Jarnefelt  steht  die  norwegische,  in  Ohristiania  hochgeschatzte  Sangerin 
Frau  Cally  Monrad,  die  jedoch  nicht  ohne  Talent  ist,  gate  Ausbildang  genossen 
and  recht  gefallen  hat. 

Von  instromentalen  Neoheiten  kamen  nor  wenige  vor;  die  groBte  and  interessanteste 
mag  eine  Sinfonie  von  Taneiew  sein,  die  aber  doch  mehr  au&erlich  als  innerlich  be- 
fhedigte.  Sie  kam  in  einem  Kapellkonzert  von  J  oh  an  n  Svendsen  vor  in  einer  etwas 
ongleichlichen  Gesellschaft  mit  einem  HandeTschen  Tripelkonzert  (2  Violinen  und 
Cello,  Saint- Saens:  Roaet  d'Omphale,  und  >Shakespeare-Ouverture«  von  Kohlau: 
Die  Bedentung  —  oder  sagen  wir  die  Kunst  —  des  Programmzusammensetzens  ist 
unserem  Dirigenten  nicht  klar.  Dies  lieGe  sich  vielleicht  in  einem  besondera  Kapitel 
(durch  viele  Beispiele)  erlaatern.  —  Bei  einem  >Palais-K.onzert«  fuhrte  Joachim 
Andersen  auch  als  Neuigkeit,  die  »Karneval8symphonie«  von  Dittersdorf  vor; 
diese  Suite  —  denn  eine  Sinfonie  ist  sie  ja  keineswegs  —  von  alten  Tanzstiicken  hat 
viel  Reiz.  Der  Cacilienverein  hatte  ein  gemischtes,  reichlich  weltliches  Programm 
and  prasentierte  bei  einem  Extra-Konzert  die  Madrigalchore,  die  nachher  in  Berlin 
dem  Verein  viel  Ehre  einbrachten.  —  Der  Musikverein  brachte  a.  a.  Gade's  »Erl- 
konigstochter*,  bei  dem  letzten  Konzert  einen  Auszug  aus  Berlioz'  »  Requiem*.  — 
Eammermusikwerke  fiihrten  die  Quartette  Hoeberg  und  Marke  auf,  einen  klaasischen 
Sonatenabend  gaben  die  Herren  Glass  und  Hue  berg  zusammen;  endlich  hat  sich  eine 
neue  Vereinigung  von  Blasern  unter  Leitung  des  Kapellmusikus  Brondums  gebildet; 
sie  fuhrte  mit  Erfolg  Werke  von  Thuille  und  Klughardt  —  beide  neu  fur  Kopen- 
hagen  —  auf.  W.  Behrend. 

Paris.  Les  grands  concerts,  l'Orfeo  de  Monteverdi  a  la  Schola  can- 
to rum.  La  maison  musicale  etant  pour  ainsi  dire  terminer,  des  que  les  grands 
concerts  ont  ferme  leurs  portes,  il  est  possible  de  se  rendre  un  compte  a  peu  pres 
exacts  des  ev^nements  music aux  qui  se  sont  produits  a  Paris  depuis  six  mois  environ. 
La  Soci^te  des  Concerts  du  Conservatoire  a  execute"  deux  oeuvres  importantes  et 
qu'on  entend  bien  rarement  a  Paris :  les  Saisons  de  Haydn,  et  la  Passion  de  Bach. 
EUe  a  inscrit  a  son  repertoire,  qui  n'admet  que  rarement,  on  le  sait  les  oeuvres  nio- 
dernes,  TApprenti  sorcier  de  P.  Dukas,  ainsi  que  des  fragments  des  Indes  ga- 
lantes  de  Rameau,  dont  la  partition  vient  d'etre  r^cemment  reconstitute. 

Aux  Concerts-Lamoureux,  M.  Camille  Chevillard  a  fait  entendre  les  cinq  dernieres 
Symphonies  de  Mozart,  le  cycle  entier  des  Symphonies  de  Schumann,  dont  il  a  donne 
dernierement  Le  Paradis  et  la  Peri;  plusieurs  Symphonies  de  Beethoven,  de  Franck 
de  Vincent  d'Indy;  les  Suites  en  si  et  en  re*  de  Bach;  le  Larghetto  du  Quin- 
tette en  la  de  Mozart,  execute  par  tous  les  instruments  a  cordes  de  l'orchestre:  et 
comme  oeuvres  modernes  ou  nouvelles,  TApprenti  sorcier,  de  M.  Dukas,  Not  re- 
Dame  de  la  Mer,  de  M.  Theodore  Dubois;  les  premieres  auditions  des  Po ernes 
mari times  de  M.  Georges  Hue,  les  Variations  symphoniques  de  M.  Rhene 
Baton,  pour  piano  et  orchestre;  Quatre-vingt-treize,  ouverture,  de  M.  J.  Casadesus 
lal«  Symphoniede  Borodine.  Comme  toujours,  M.  Chevillard  a  fait  une  large  place 
aux  fragments  de  "Wagner  et  de  Berlioz;  de  ce  dernier,  il  a  donne\  a  Toccasion  du  cente- 
naire,  deux  auditions  de  la  Damnation  de  Faust,  et  de  nombreux  fragments  des 
Troyens,  de  Rom6o  et  Juliette,  des  ouvertures  etc.  Au  concert  du  24  Janvier, 
Mme  Mottl  chanta  une  grande  scene  de  Gunlod,  l'opera  de  Peter  Cornelius  inconnu 
en  France,  comme  d'ailleurs  toute  la  musique  de  ce  compositeur,  du  Mozart  et  du 
Schubert.  Le  31  Janvier,  M.  Hugo  Heermann  ex&iuta  le  Concerto  pour  violon  de 
Beethoven;  le  27  mars,  Mme  My sz-Gmeiner  chanta  la  Vie  et  Tamourd'une  femme. 
Le  meme  jour  avait  lieu  aux  Concerts-Lamoureux,  la  premiere  audition  de  la 
Quatrieme  Symphonic  de  Brahms. 

Aux  Concerts- Colonne,  la  majeure  partie  de  la  saison  a  et£  consacree  a  la  glori- 
fication de  Berlioz.  Les  theatres  de  France  tenaient  tous,  sans  exception,  leurs  portes 
obstinement  fermees  devant  les  ceuvres  sceniques  de  Berlioz,  les  concerts  seuls  ont 
celebre  le  centenaire  glorieux  de  sa  naissance.     Avec  les  Concerts  du  Conservatoire, 

2^byGoogle 


326  Musikberichte. 

qui  executerent  intlgralement  Borneo  et  Juliette,  avec  les  Concerts -Lamoureux, 
lee  Concerts-Colonne  comprirent  dans  leurs  programme  de  la  saison  passee,  la  plupart 
des  ceuvres  du  maitre:  les  ouvertures  des  Francs- Juges,  du  Roi  Lear;  de  Ben- 
venuto  Cellini,  du  Carnaval  romain;  la  Symphonic  fantastique,  celle  de 
Romeo  et  Juliette,  la  Damnation  de  Faust,  l'Enfance  du  Christ,  le  Re- 
quiem. Mais  Berlioz  n'a  pas  fait  negliger  Beethoven,  dont  M.  Colonne  a  dirige*  plu- 
8ieur8  fois  la  Symphonic  avec  choeurs,  ni  Brahms,  dont,  pour  la  deuxieme  fois, 
il  a  fait  entendre  en  quatre  semaines,  les  quatre  Symphonies.  H  a  eu  Theureuse  in- 
spiration de  donner  la  Cantate  pour  la  Fete  de  Paques  de  Bach.  L'un  des 
dernier  concerts  a  £te*  en  grande  partie  consacre  a  Richard  Wagner  (M.  Van  Dyck 
et  Mme  Litvinne  y  pretaient  leur  concours). 

On  sait  que  M.  Colonne  s'est  adjoint  cet  hiver  M.  Pierne\  Le  jeune  compositeur 
a,  du  premier  coup,  montre"  une  grande  autorite*  sur  les  executants  qu'il  avait  a  dinger; 
Rom 60  et  Juliette  a  valu  a  M.  Pierne*  un  triomphe  bien  merited  Pendant  son 
voyage  d'Amerique,  M.  Colonne  in  vita  aussi  M.  von  Schuch  de  Dresde  a  venir  con- 
duire  l'orchestre  du  Chatelet;  M.  von  Schuch  n'6tait  pas  encore  venu  a  Paris,  il  n'y 
6tait  guere  connu  avant  cette  premiere  apparition;  Taccueil  chaleureux  qu'il  a  recu, 
a  la  tete  de  l'orchestre-Colonne,  Tengagera  sans  doute  a  y  revenir  au  cours  d'une 
saison  prochaine. 

Les  concerts  de  la  Schola  Cantorum  (anciens  Chanteurs  de  Saint-Gervais 
sont  particulierement  inte'ressants  pour  l'histoire  de  la  musique.  Us  oomprennent  de- 
puis plusieurs  annees  dans  leur  repertoire  un  grand  nombre  de  Cantates  de  Bach, 
et  son  oeuvre  de  piano,  auquel  s'est  consacree  Mile  Blanche  Selva.  D'autre  part, 
la  Schola  fait  une  place  tres  large  a  des  manifestations  d'un  art  trop  longtemps 
oublie,  aux  ceuvres  de  1'ancienne  Ecole  francaise:  Rameau,  Charpentier,  Clerambanlt. 
les  vieux  auteurs  de  cantates,  telles  que  TOrphe'e  de  ce  dernier,  qui  est  un  petit 
chef-d'oeuvre,  les  clavecinistes  et  organistes,  Champion  de  Chambonnieres,  les  Couperin, 
et  les  auteurs  qui  emvirent  pour  les  instruments  aujourd'hui  disparus  aveo  le  clavecin: 
violes  de  gambe,  viole  d'amour  etc.  La  Schola  a  fait  oeuvre  d'art  et  d'erudition  en 
meme  temps,  en  executant,  le  25  fe*vrier  dernier,  trois  madrigaux  dramatiques  d'Orario 
Vecchi  et  de  Banchieri  et,  pour  la  premiere  fois  depuis  trois  siecles,  l'Orfeo  de 
Monteverdi.  Cette  oeuvre  capitale  dans  l'histoire  de  la  musique  fut,  on  le  sait  repre- 
sentee 1607  a  l'Academie  des  Invaghiti,  a  Florence,  puis  au  theatre  du  due  Vincent 
ler  de  Gonzague.  Lorsqu'il  ecrivit  l'Orfeo,  >bien  que  Monteverdi  eut  deja  quarante 
ans,  ecrit  M.  Romain  Rolland,  e'eiait  la  premiere  fois  qu'il  s'essayait  au  theatre;  et, 
depuis,  jusqu'a  sa  mort,  e'est-a-dire  pendant  trente-cinq  ans,  il  ne  cessa  de  se  per- 
fectionner  et  de  changer  sa  maniere  .  .  .  Dans  l'Orfeo,  il  est  plus  timide  et  moins 
affranchi  encore  des  scrupules  litteraires  des  Peri  et  des  Caccini.  Et  pourtant  deja, 
quelle  plus  grande  liberte.  Ce  qui  frappe  le  plus  en  lui,  e'est  moins  la  passion  que 
la  vie  en  general,  l'extreme  mobility  de  cette  musique,  sa  curiosite  d'effets  musicaux, 
sa  recherche  du  mouvement  et  de  la  variete"  avant  tout.  Telle  est  l'impression  qu'il 
fit  de  son  temps,  et  qu'un  de  ses  ennemis,  Artusi,  exprime  ainsi:  >On  en  tend  un  me- 
lange de  sons,  une  diversite  de  voix,  une  rumeur  d'harmonie  insupportable  aux  sens. 
Celui-ci  chante  un  mouvement  rapide,  celui-la  un  mouvement  lent;  Tun  prononce  une 
syllabe  d'une  facon,  l'autre  d'une  autre;  Tun  s'en  va  a  Taigu,  et  l'autre  tombe  an 
grave;  et  pour  comble,  un  troisieme  n'est  ni  grave  ni  aigu;  tel  chante  au  diapason 
harmonique,  tel  a  Tarithme'tique.  Malgre*  toute  la  bonne  volonte  du  monde,  comment 
voulez-vous  que  l'esprit  se  reconnaisse  dans  ce  tourbillon  depressions !« 

•Monteverdi,  pour  suit  M.  Romain  Rolland,  s'appliquait  a  trouver  une  expression 
musicale  precise  des  sentiments  humains;  et  pour  cela  il  etudiait  de  preference  non 
pas  la  voix,  comme  les  Florentins,  qui  etaient  avant  tout  des  chanteurs,  mais  les  in- 
struments. H  s^vertuait  jour  en  nuit,  dit  Artusi,  a  £couter  et  a  chercher  des  effets 
sur  les  instruments.*  —  On  reconnait  la  le  coloriste  vemtien.  Les  Florentins  s'ai- 
tachaient  a  proscrire  les  instruments  de  leur  opera.  La  Rapprexentatione  di  Anma 
et  di  Corpo,  d'Emilio  de  Cavalieri,  a  pour  tout  orchestre  une  lyre,  un  theorbe,  un  clavi- 
cembalo et  un  petit  orgue.    Monteverdi  emploie  dans  l'Orfeo  trente- six  instruments: 

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Musikberichte.  327 

deux  gravicembale,  deux  contrabassi  de  viola,  dix  viole  da  brazzo,  une 
arpa  doppia,  deux  violini  piccoli  alia  francese,  deux  chitarroni,  deux  or- 
gani  di  legno,  deux  bassi  di  gamba,  quatre  trombini,  un  regale,  deux  cor- 
netti,  trois  trombe  sordini,  un  flautino  alia  vigesima  secunda,  un  clarino. 
Et  non  seulement  il  les  emploie  simultan6ment  avec  les  bois,  cherchant  souvent  a 
caracteri&er  un  personnage,  par  une  instrumentation  representative  du  caractere,  mais 
il  emploie  cet  orchestra  a  part.  A  presque  chaque  page  d'Orfeo,  il  y  a  une  ritour- 
nelle  instrumentale  qui  est  une  sorte  de  petit  morceau,  ou  Monteverdi  essaie  de  curieux 
effets  de  colons.  Cet  orchestre  nombreux  manque  sans  doute  d*homogen&t6,  de  centre 
de  gravitg;  il  tombe  souvent  a  droite  ou  a  gauche,  dans  le  grave  ou  dans  l'aigu,  et 
Monteverdi  lui-meme,  dans  ses  ceuvres  suivantes,  r&luira  consid&ablement  le  nombre 
des  instruments,  cherchant  avant  tout  a  donner  plus  d'unite*  et  de  cohesion  a  son 
orchestre.  Mais  nulle  part,  autant  que  dans  l'Orfeo,  ne  se  montre  son  esprit  de 
curiosite  passionnees  dans  l'&ude  des  timbres  de  l'orchestre  et  de  leurs  ressources 
expressives.* 

> Monteverdi  avait  une  id£e  tres  nette  du  pouvoir  psychologique  de  la  musique. 
II  la  considere  comme  une  langue  intime,  qui  doit  traduire  les  sentiments  du  person- 
nage plus  que  ses  paroles.  <  EUe  doit  tenir  compte,  dit-il,  du  passe*  et  de  l'avenir  du 
heros,  c'est-a-dire  de  son  » caractere  general*.  Elle  doit  peindre  le  caractere,  et  son 
but  est  le  drame.  »I1  a  moins  souci  de  lire  et  d'etudier  Boece,  dit  aigrement  son 
ennemi  Artusi,  que  d'enseigner  a  ses  acteurs  a  chanter  leurs  cantilenes  avec  des  con- 
torsions  de  tout  le  corps,  qui  s'accordent  avec  le  chant;  a  la  fin,  il  se  laissent  aller, 
de  fagon  qu'ils  semblent  mourir,  et  c'est  la  la  perfection  de  sa  musique. « 

>A  tous  ces  traits,  on  sent  le  grand  pr6curseur  des  puissants  dramaturges  lyri- 
ques  du  XVlile  siecle,  surtoutde  Gluck;  et  cette  analogic,  qui  s'affirme  curieusement 
j usque  dans  le  choix  des  sujets  (Orphee,  Alceste,  Armide)  est  d'autant  plus  frap- 
pante  qu'on  Studie  d'avantage  les  Merits  et  les  ceuvres  de  Monteverdi.  Ge  ne  sont  pas 
des  ressemblances  purement  exteneurs  et  fortuites;  il  y  a  une  parente  intime  entre 
les  primitifs  italiens  de  l'opera  dans  la  premiere  du  motie  du  XVJLLe  siecle,  et  les  grands 
classique  allemands  (Gluck,  Mozart)  de  la  second  motie*  XVHJ>  siecle.  Chacun  sait  com- 
bien  ils  etaient  mourris  de  l'esprit  italien;  et  cet  esprit  ne  fut  pas  sans  influence  sur 
la  revolution  dramatique,  a  laquelle  Titalien  Calzabigi,  le  poete  d'OrphSe  et  d' Al- 
ceste, n'eut  peut-etre  pas  moins  de  part  que  Gluck  lui-meme. «  (La  Tribune  de 
Saint-Gervais,  ler  mars  1904.)  >Monteverde,  dit  de  son  cote*  notre  enidit  con- 
frere, M.  L.  de  La  Laurencie,  Monteverde  jouait  de  la  viole  et  possedait,  en  outre, 
la  technique  de  la  plupart  des  instruments  en  usage  de  son  temps.  Aussi,  Tinstrumen- 
tation  de  l'Orfeo  presente-t-elle  le  plus  grand  interet.  C'est  ainsi  que  chaque  per- 
sonnage s'accompagne  d'un  groupe  d'instruments  determines  et  caracteristiques:  Or- 
phee et  Euridice  apparaissent  au  son  d'instruments  doux  tel  que  les  orgues,  les  luths, 
parfois  les  clavecins  et  les  violes,  tandis  que  Pluton  possede  un  cortege  de  trom- 
bones. Des  indications  multipliers  sur  la  partition  prescrivent  les  changements  que 
doit  subir  Finstrumentation,  suivant  que  tel  ou  tel  personnage  entre  en  scene,  ou 
selon  le  developpement  de  Taction  dramatique.  Par  exemple,  des  qu'Orphee  descent 
aux  Enfers,  les  trombones  et  les  cornets  retentissent,  tracant  comme  un  decor  sonore 
du  lieu,  et  soutiennent  gravement  le  choeur  des  Esprits  du  troisieme  acte.  De  meme 
encore,  chacune  des  cinque  strophes  dont  se  compose  i'air  d' Orphee  comporte  une  in- 
strumentation distincte.  Au  oinquieme  acte,  la  venue  d'Apollon  s'entoure  des  dedi- 
cates harmonies  des  cordes,  des  orgues,  des  clavecins  et  de  la  harpe,  et,  au  sein  de 
cette  atmosphere  sereine,  sur  l'aile  de  vocalises  ascendantes,  le  dieu  de  la  musique 
entraine  le  poete  infortune*  vers  le  ciel  consolateur.     (Ibidem,  15  fevrier.) 

M.  Vincent  d'Indy,  a  qui  Ton  doit  la  curieuse  reconstitution  de  Toeuvre  de  Monte- 
verdi, a  du  remplacer  les  instruments  anciens  par  leurs  equivalents  modernes,  et  Tor- 
chestre  adopte  par  lui  se  compose  ainsi:  deux  petites  flutes,  deux  hautbois,  deux 
trompettes  (en  re"  et  en  ut),  cinque  trombones,  une  premiere  harpe  (luth  de  Pleyel  exe- 
cute pour  les  Meister singer),  une  deuxieme  harpe  (harpe  chromatique  de  M.Lyon 

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328  Musikberichte. 

remplacant  le  chitarrone),  un  orgue  a  deux  claviers  (run  avec  les  jeux  de  fond, 
de  8,  l'autre  avec  jeux  d'anches  doux),  un  quintette  a  cordes  et  un  clavecin. 

La  selection  de  TOrfeo  executee  avec  cet  orchestre,  a  la  Schola  Gantorum, 
le  25  fiSvrier  et  le  2  mars  derniers,  comprenait:  l'ouverture,  le  prologue  et  des  frag- 
ments des  deuxieme,  troisieme,  et  quatrieme  actes. 

Cette  reconstitution  de  l'Orfeo,  qui  interesse  au  plus  haut  point  rhistoire  de 
T  Opera  a  eu  le  grand  succes  qu'elle  meritait,  et  des  deux  auditions  qui  en  ont  ete* 
donnees  compteront  parmi  les  plus  interessantes  seances  de  la  Schola  Gantorum, 
au  cours  de  la  saison  qui  finit.  J.-G.  Prod'homme. 

Prag.  Die  in  Prag  seit  einiger  Zeit  be9tehende  Urania,  ein  Verein  zur  Veran- 
staltung  von  Projektionsvortragen,  hat  die  von  ihr  propagierte  Art  der  Vortrage  nun 
auch  auf  das  musikalische  Gebiet  ubertragen  und  damit  bereits  groGe  Erfolge  erzielt 
Das  Publikum  drangt  sich  zu  den  Abenden,  an  denen  es  offenbar  lebhaftes  Gefallen 
findet.  Allerdings  hat  das  ganze  Milieu  auch  viel  Anziehendes  an  sich,  das  gegenuber 
der  sonst  iiblichen  niichternen  Art  der  Vortrage  sehr  zu  seinen  Gunsten  spricht  Die 
Vortrage  zerfallen,  um  sie  nur  kurz  zu  charakterisieren,  in  zwei  Abteilungen.  Die 
erate,  ich  mochte  sagen  die  theoretische,  bringt  einen  durch  Lichtbilder  unterstutzten 
Vortrag,  die  zweite,  die  praktische,  sogenannte  musikalische  Wustrationen.  In  die 
Vortrage  werden  n'amlich  an  geeigneten  Stellen  Lichtbilder  eingeschoben,  in  einen 
Vortrag  fiber  den  Lebensgang  Richard  Wagner's  zum  Beispiel  Bilder,  die  hierher  ge- 
horen,  also  Portrats  Wagners  aus  verschiedenen  Lebensabschnitten,  Portrats  seiner 
Angehorigen,  seiner  Freunde  und  Feinde  usw.  Mag  sein,  daG  durch  reiches  Bilder- 
material  die  Aufmerksamkeit  des  Horers  vom  gesprochenen  Wort  abgelenkt  und  zu 
dem  rein  ^uGerlichen  an  der  Sache  hingelenkt  werden  kann.  Immerhin  darf  man  in 
der  Einfuhrung  dieses  neuen  Moments  in  den  Vortrag  eine  kraftige  psychologische 
Hilfe  fiir  den  Horer  erblicken,  die  ihn  ohne  die  sonst  schon  nach  einer  Stunde  not- 
wendiger  Weise  eintretende  Ermiidung  und  darum  mit  groGerer  Frische  dem  Gedanken- 
gang  des  Redners  folgen  1'aGt.  Und  das  ist  gewiG  ein  nicht  zu  unterschatzender 
Vorteil.  In  der  zweiten  Abteilung  werden  einschlagige  Kompositionen  gesungen  und 
gespielt,  die  der  Vortragende  iiberdies  durch  verbindende  Worte  erlautert.  Da  trifft  es 
sich,  daG  es  gerade  solche  sind,  die  man  nie  oder  doch  nur  auGerst  selten  zu  horen  bekommt, 
wie  aus  dem  Nachfolgenden  klar  hervorgeht.  In  einer  auf  vier  Abende  berechneten 
in timen  Richard  Wagner-Feier  sprach  Dr.  Richard  Batka  in  Vortragen,  die  in  der 
oben  skizzierten  Art  gehalten  waren,  iiber  Carl  Maria  von  Weber,  zweimal  uber  Richard 
Wagner  und  am  letzten  Abend  uber  den  EinfluG  Wagner's  auf  die  Liedkomposition. 
Gesungen  wurden  von  Weber  »die  Zeit«,  »Roslein  am  Wege<.  »Heimlicher  Liebe 
Peine,  >wenn  Kindlein  suGen  Schlummers  Ruh«,  der  >Reigen<  >der  kleine  Fritz  an 
seine  jungen  Freunde<,  >mein  Schatzerl  is  hiibsch*,  die  Duette  »Abschied«  und 
>MaiHed«,  die  Chore  >Schwertliede  und  »Lutzow's  wilde  Jagd«.  Von  Wagner 
>Mignonne«,  >schlaf  ein  holdes  Kind«,  das  Lied  vom  Tannenbaum,  die  >Erwartung«, 
>die  beiden  Grenadiere«,  »der  Engel«,  >Schmerzen«,  »Stehe  still*,  »Traume«,  die  voll- 
standige  Gralserzahlung  aus  Lohengrin,  die  Chore  »an  Webers  Grab*,  der  Wahl- 
spruch  der  Luzerner  Feuerwehr,  »der  GruG  seiner  Treuen*  und  das  Kraftlied.  Von 
Theodor  Streicher,  dem  jiingsten  Charakterkopf  unter  den  deutschen  Liedkomponisten, 
>hier  liegt  ein  Spielmann  begraben«,  >Weinsiippchen«,  >Kuckuck«,  »hat  gesagt  — 
bleibts  nicht  dabei«,  das  >Erntelied«,  >Schildwache  Nachtlied*  und  das  »Weinschroter- 
lied«.  Von  Gustav  Mahler  »ich  ging  mit  Lust  durch  einen  griinen  Wald<,  >um 
8chlimme  Kinder  artig  zu  mac  hen «,  >starke  Einbildungskraft«  und  >aus,  aus«.  Von 
Martin  Pluddemann  die  prachtvollen  Balladen  >Lord  William  und  schon  Margret< 
und  »Niel8-Finn«.  Gespielt  wurden  von  Weber  Rondo  brillant,  von  Wagner  das 
Menuett  aus  der  B-dur  Sonate,  Ankunft  bei  den  schwarzen  Schwanen,  Polonaise  in 
D-dur,  das  Albumblatt  fur  Violine,  Josef  Reiters  >im  Mondschein  auf  Waldeswegen* 
und  die  Humoreske  »8eltsames  Erlebnis*.  Wie  man  sieht,  war  das  Programm  mannig- 
faltig  und  lehrreich  und  es  ware  sehr  zu  wunschen,  daG  der  gute  Kern  der  Sache 
auch  anderwart8  erprobt  wiirde.  E.  Rychnovski. 


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Vorlesungen  iiber  Musik:  —  Nachrichten  von  Lehranstalten  usw.  —  Notizen.  329 

Vorlesungen  fiber  Musik. 

In  Kopenhagen  hielt  Dr.  W.  Behrend  im  Konservatorium  von  Louis  Glass  neu- 
lich  einen  durch  Klaviervortrage  illustrierten  Vortrag  iiber  Franx  Schubert. 

Vorlesungen  fiber  Musik  an  Hoehsehnlen  im  Sommersemester  1904. 

MQnehen.  Prof.  Dr.  A.  Sandberger:  beurlaubt.  —  Dr.  Kroyer:  Geschichte  der 
Musik  im  Mittelalter,  2  St.  —  Dr.  Frh.  v.  d.  Pfordten:  Lyrische  Poesie  und  Ton- 
kunst  vom  Altertum  bis  zur  Gegenwart,  2  St. 

Koln.  Handels-Hochsohule:  Dr.  G.  Tischer:  Das  Kunstwerk  Richard  Wagner's 
(als  Vorbereitung  fur  die  Bayreuther  Festspiele\     1  St. 


Nachrichten  von  Lehranstalten  and  Vereinen. 

Prof.  Dr.  Hermann  Kretzschmar   in  Leipzig  ist   als   ordentlicher  Professor   fur 
Musik wissenschaft  an  die  Universitat  Berlin  berufen  worden. 


Notizen. 


Amsterdam.  30.  Auffuhrung  von  Anton  Averkamp's  >Klein-Koor  a  capella*  1.  April 
1904:  Orlando  di  Lasso:  Missa  pro  defunctis  (1589).  Marcant.  Ingegneri:  Respon- 
sorien.     Palestrina:  Improperien.    Alph.  Diepenbrock:  Stabat  mater. 

Basel.    Die  Schutz'sche  Matthaus-Passion  wurde  hier  aufgefuhrt. 

Berlin.  ZurErbauung  eines  Festhauses  sind  auf  dem  Nollendorfplatze  jetzt  die 
ersten  vorbereitenden  Schritte  geschehen.  Dort  soil  ein  der  Bedeutung  der  Reichs- 
hauptstadt  entsprechend  groCer  Musik-  und  Festsaal,  der  einem  800  Personen 
starken  Chor  und  einer  Zuhorerschaft  von  4000  bis  4600  Personen  ausreicbenden  Raum 
bietet,  errichtet  werden.  Insbesondere  sollen  hier  die  Meisterwerke  der  Oratorienmusik 
zu  niedrigen  Preisen  den  weitesten  Schichten  der  Bevolkerung  zuganglich  gemacht 
werden.  Ein Ehrenkomitee,  dem  unter anderen Engelbert Humperdinck,  Dr. Leopold 
Schmidt,  Siegfried  Ochs,  Direktor  Felix  Schmidt,  Dr.  Richard  St  rauD  angehoren, 
steht  dem  Unternehmen  als  Beirat  zur  Priifung  der  Projekte  und  der  Organisation 
zur  Seite. 

Joseph  Joachim-Stiftung.  Anl'aOlich  des  funfzigjahrigen  Kunstlerjubilaums 
von  Joseph  Joachim  ist  eine  Stiftung  errichtet  worden,  deren  Zweck  ist:  un- 
bemittelten  Schulern  der  in  Deutschland  vom  Staate  oder  von  Stadtgemeinden  er- 
richteten  oder  unterstiitztenmusikalischenBildungsanstalten  ohne  Unterschied  des  Alters, 
des  Geschlechts,  der  Religion  und  der  Staatsangehorigkeit  Pramien  in  Gestalt  von 
Streichin8trumenten  (Geigen  und  Vioioncelli)  oder  in  Geld  zu  gewahren.  Bewerbungs- 
fahig  ist  nur  derjenige,  der  mindestens  ein  halbes  Jahr  einer  der  genannten  Anstalten 
angehort  hat,  und,  da  es  sich  in  diesem  Jahr  um  Verleihung  von  Instrumenten  handelt, 
seine  Ausbildung  als  Geiger  beziehungsweise  ViolonceUist  erfahren  hat.  Bewerber 
haben  ihre  Gesuche  bis  zum  1.  Juni  d.  J.  an  das  Kurotorium,  Charlottenburg, 
FasanenstraGe  1,  einzureichen. 

Dessau.  Am  15.  April  gelangte  die  einaktige  Oper  >Uthal<  (Paris  17.  Mai  1806) 
von  N.  Me'hul  auf  dem  herzogl.  Hoftheater  (musikalische  Leitung:  Mikorey)  zur  Auf- 
fuhrnng.  Der  Text  ist  Ossian  entnommen.  Charakteristisch  ist  die  Instrumentierung 
ohne  Violinen  zur  Erzielung  eines  diisteren  Kolorits. 

Frankfurt.  Die  40.  Tonkiimtler-Vcrsammiung  wird  in  Frankfurt  vom  28.  Mai  bis 
1.  Juni  abgehalten.    Zur  Auffuhrung  gelangen  folgende  Werke:  R.  StrauD:  Sinfonia 

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330  Notizen. 

domestica  (Erstauffuhrung  in  Europa),  S.  von  Hausegger;  "Wieland  der  Schmied,  sin- 
fonische  Diohtung  und  Sieben  Lieder  der  Liebe  nach  Worten  von  Lenau,  fur  Tenor  und 
Orchester,  J.  L.  Nicode\  Gloria,  ein  Sturm-  und  Sonnenlied  fur  Orcbester  und  SehluB- 
cbor.  Kammermusik :  Thuille,  Violinsonate,  Reger,  Streichquartett,  W.  Lamps, 
Suite  fiir  Blasinstrumente,  Dirk  S  chafer,  Klavierquintett,  Scheinpflug,  Gesange. 
Festoper:  Der  BimdsckuJi  von  W.  BauGnern. 

Genf.  Das  von  Madame  hydra  Torrigi-Heiroth  in  Genf  gegrundete  und  geleitete 
Conservatoire  Populaire  bietet  250  Schiilern  Aufnahme,  die  durch  11  Lehrkrafte  in 
Gesang,  Klavier,  Violine,  Mandoline  und  Guitarre  unterrichtet  werden.  Gegenwartig 
sind  alle  250  Platze  besetzt.  Das  Institut  nimmt  in  der  Reihe  der  Privatkonservatorien 
eine  ganz  eigenartige  Stellung  insofern  ein,  als  es  seinen  Schulern  und  Schiilerinnen 
den  Unterricht  umsonst  gewahrt.  Madame  Torrigi-Heiroth,  die  die  Geaangs- 
klasse  des  Volkskonservatoriums  selbst  leitet,  widmet  dem  Institut  ibre  Arbeit  ohne 
jedes  materielle  Interesse. 

Kttlll.  Das  81.  Niederrheinischc  Musikfest  findet  in  Koln  an  Pfingsten  vom  22.  bis 
24.  Mai  statt.  Programm:  Die  Apostel,  Oratorium  von  E.  Elgar  (erste  Auftuhrung  in 
Deutschland),  7.  Sinfonie  von  Beethoven,  Brandenburgisches  Konzert  Nr.  3  und  der 
zufriedengestellte  Aolus  von  Bach.  Klavierkonzert  Es-dur  von  Beethoven.  4.  Sin- 
fonie und  Triumphlied  von  Brahms,  Sanktus  von  M.  Bruch,  Hezenlied  von 
Schillings,  Taillefer  von  R.  StrauG,  SchluBszene  aus  den  Meistersingern. 

In  Kopenhagen  ist  ein  Dtmischer  Tonkiinstlerverein  gegriindet  worden. 

Leipzig.  Das  zweite  von  der  Neuen  Bachgesellschaft  veranstaltete  Bachfesi 
findet  am  1.  bis  3.  Oktober  d.  J.  in  Leipzig  statt.  Die  kiinstlerische  Leitung  hat 
Hermann  Kretzschmar  iibernommen.  Es  finden  statt  ein  Kammermusikabend,  ein 
Orchesterkonzert  und  ein  Kirchenkonzert,  ferner  die  Sonnabend-Motette,  ein  Sonntag- 
Abendgottesdienst  wie  zu  Bach's  Zeiten  in  der  Thomaskirche  und  eine  Vortragssitzung 
mit  Diskussion.  Zur  Aufflihrung  gelangen  nicht  allein  Werke  von  Bach,  sondern  auch 
eine ganze Reihe  solcher  von  Vorlaufern und Zeitgenossen Bach's,  namlich imKammer- 
musikabend:  Kuhnau,  »Der  von  David  vermitteU  der  Musik  curirie  Saul*,  Sonate 
fur  Klavier,  H.  Albert,  drei  Arien,  F.  Biber,  Sonate  fttr  Violine  solo,  A.  Krieger, 
drei  Arien,  S.  Bach,  Flotensonate,  Sperontes,  drei  Lieder,  S.  Bach,  Sonate  fur 
Violine  mit  Klavier,  im  Orchesterkonzert:  H.  Stolzel,  Concerto  grosso  fur  vier 
Orchester,  R.  Keiser,  drei  Arien  aus  *Inganno  fedele*,  Chr.  Graupner,  Konzert 
fur  Flote,  G.  F.  Handel,  Szene  aus  +Rinaldo*%  S.  Bach,  Suite  fiir  Orchester  Nr. 4 
in  D,  A.  Hasse,  Szene  aus  *Arminio<,  S.  Bach,  Konzert  fur  drei  Klaviere,  im 
Kirchenkonzert:  F.  Tunder,  Nisi  dominus,  Dialogo  fur  zwei  Soprane  und  BaB, 
J.  Pachelbel,  Praludium  Nr.  24  fur  Orgel,  D.  Buxtehude,  *Herr  ich  lasse  dich 
nicht<j  funfstimmige  Abendmusik,  Rud.  Ahle,  Sinfonie  aus  der  Weihnachtskantate 
fur  Orchester,  Chr.  Bernhard,  Dialog:  >Wahrlich  ich  sage  euch*  fiir  BaGsolo  und  Chor, 
S.  Bach,  Adagio  aus  dem  Doppelkonzert  fiir  zwei  Violinen,  und  >Herr  gehe  nicht  im 
Gericht*,  Kantate  fur  Soli,  Chor,  Orchester  und  Orgel. 

Der  Riedelverein  feiert  im  Mai  d.  J.  sein  50jahriges  Jubilaum  in  zwei  groCen 
Konzerten.  Im  ersten  Konzert  (8. Mai)  gelangen  a  cappella  Chore  von  HaGler,Schiitz, 
Bach,  Brahms,  Draeseke  u.  a.,  im  zweiten  (9.  Mai)  Liszt's  Christus  zur  AufTuh- 
rung.  Bei  dieser  Gelegenheit  veroflfentlicht  Dr.  Albert  Gohler  eine  DenkschrifL.  Die- 
selbe  enthalt  u.  a.  die  Programme  und  die  Geschichte  des  Vereins,  die  Lebensbeechrei- 
bung  Rie  del's,  die  Programme  der  akademischen  Konzerte  von  Prof.  Dr.  H.  Kretzsch- 
mar, die  Bilder  Riedel's  Kretzschmar^  Gohler's.  Die  Schrift  kommt  nicht  in 
den  Handel,  ist  aber  gegen  Einsendung  von  3,30  jH  durch  Postanweisung  von  Herrn 
Carl  Knoll,  Leipzig,  MozartstraDe  15,  I,  gebunden,  portofrei  zu  beziehen. 

Theodor  Steingraber,  der  in  Musikerkreisen  durch  die  von  ihm  begriindete 
Edition  Steingraber  weitbekannte  Leipziger  Musikverleger,  ist  im  Alter  von  75  Jahren 
gestorben.  Er  war  selbst  der  Herausgeber  und  Bearbeiter  einer  Anzahl  der  gangbarsten 
Werke  seines  Verlages.  So  stammt  die  unter  dem  Pseudonym  G.  Da  mm  erschienene 
Klavierschule  von  ihm. 


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Notizen.  331 

London.  —  Regarding  the  article  on  the  Jcmkd  Keyboard  in  another  column,  and 
the  original  article  (V,  166),  the  following  resume"  of  the  subject  may  be  of  service.  — 
Heinrich  Joseph  Vincent  (1819—)  recte  "Winzenhorlein,  a  Bavarian  singer  and  com- 
poser settled  at  Vienna,  from  time  to  time  by  newspaper  writing  and  pamphlets  ad- 
vocated a  new  "chromatio  keyboard",  that  is  to  say  a-  pair  of  terraced  manuals  (as  on 
the  organ  but  more  closely  terraced),  making  up  the  12-note  semitonal  octave  be- 
tween them  and  alternating.    Paul  von  Janko  (1856—),  a  Hungarian,  son  of  the  ma- 
nager of  Count  Esterhazy's  estates,  a  musical  and  mathematical   student  at  Vienna 
and  Berlin,  since  1892  living  at  Constantinople,  put  Winzenhorlein^  idea  into  practice 
in  1882,  with  many  developments  (see  Paul  von  Janko's  "Eine  neue  Claviatur",  Wetzler, 
Vienna,  1886).  —  The  defects  of  an  ordinary  pianoforte  or  organ  keyboard  are  these:  -7- 
a  It  disagrees  fundamentally  with  the  anatomy  of  the  human  hand;  fingers  by  nature 
radiate  and  do  not  act  close  together;   fingers  are  unequally  long  and  do  not  act 
in    an    even  row;    the  short  thumb,   and  this  is    very  important,   lies   under  and 
not  beside  the  fingers,    b)   The   thumb  has   a  difficulty  in  passing  from  white  to 
black  keys,    c)   Black  keys  are  irregular  in  sequence,  and  require  different  finger- 
ings for  different  scales  or  tonalities,    d)  The  keyboard  is  so  wide  that  the  2  hands 
tend  to  leave  considerable  gaps  of  sound  between  them,  which  can  only  be  filled  in 
by  arpeggio  or  sostinente  pedal,  and  these  are  not  always  applicable,    e)  The  atten- 
tion necessarily  given  to  the  black  keys  takes  the  mind  away  from  the  essential  iden- 
tity of  all  tonalities.  —  Such  are  the  fundamental  physiological  and  mechanical  diffi- 
culties.    The  Jank6  keyboard  claims  to  meet  all  of  them.    This  has,  not  2,  but  6 
closely  terraced  manuals,   one  above  the  other.    The  two  lower  manuals  make  the 
12-note  semitonal  octave  between  them;  6  and  6,  not  5  and  7;  so  that  each  manual 
per  se  proceeds  by  whole  tones.    Manual  I  (the  lowest)  is  c  -  d  -  e  -  fjf  -  g#  -  aty, 
in  each  octave;  Manual  II  is  c$-d$-f-g-a-b,  in  each  octave.    Then  Ma- 
nuals III  and  V  duplicate  Manual  I;  and  Manuals  IV  and  VI  duplicate  Manual  II; 
to  facilitate  fingering.    To  each  set  of  corresponding  keys  in  the  above-named  scheme 
there  is  only  one  lever  between  key  and  "action".    The  keys  in  II,  IV  and  VT  lie 
half  a  key's  breadth  to  the  side  as  compared  with  I,  HI  and  V;  and  "sharps"  are 
distinguished  to  the  eye  by  black  bands.    The  width  of  the  keys  is  6/7  ths  of  the  or- 
dinary, making  120  millimetres  to  the  octave  instead  of  166.    The  keys  are  very  short. 
The  keyboard  slants  downwards  towards  the  performer.    As  a  rule  the  thumb  takes 
the  2  lower  manuals,  the  other  fingers  take  the  other  manuals.  —  The  advantages 
claimed  are:  —  a)  Owing  to  narrowness  of  the  keys,   10 ths  and  11  ths  in  four-note 
or  even  five-note   chords  are  quite  easy,     b)  Owing   to    narrowness   of   the   whole 
keyboard,  the  body  is  steadier,    c)  The  absence  of  "black  keys"  makes  a  surer  attack. 
(1   All   scales  are  fingered  alike,  and  indeed  at  will,    e)  There  are  obvious 
special  effects,  e.  g.  glissando  in  Srds,  6 ths,  8ves  &c.    f)  Though  specially  arranged 
music  has  been  written  for  the  instrument  (e.  g.  the  Etudes  of  Hans  Schmitt),  all 
ordinary  music  can  equally  be  played  on  it.    g)  The  new  keyboard   can  easily  be 
learnt.  —  Such  a  Jank6  keyboard  was  exhibited  in  June  1888  at  the  Portman  Rooms, 
London;  but  a  great  defect  then  was  the  heavy  touch  of  the  4  upper  manuals,  due 
to  the  connecting  leverages  (radiating  from  keys  to  action).    The  Berlin  pianoforte- 
maker   Wilhelm  Menzel  has  remedied  this  defect    Karl  Storck  has  written  on 
the  subject  in  "Deutsche  Zeitung",  and  the  Menzel-lever  has  been  explained  in  "Deutsche 
Instramentenbau-Zeitung"  of  7  February  1904.    "Wooden  radiating  leverage  has  now 
replaced  the  former  inelastic  and  noisy  ditto  in  iron,  aluminium  &c.    The  lever  is  in 
6  lengths,  elbowed  4  times  like  limb  of  elongating  tongs;  the  pieces  being  of  pine, 
with  the  hard  parts  in  beech,  and  the  whole  being  coated  with  a  stiffening  of  cellu- 
loid.   The  maker  undertakes  to  apply  the  mechanism  to  any  existing  pianoforte,  organ, 
or  harmonium.    Its  exhibition  in  London  would  be  appreciated.  —  As  pointed  out 
by  Storck,  though  small  contributions  have  latterly  been  made  by  such  cases  as  Tausig 
(hand-distribution),  Rubinstein  (octave- work),  Busoni,  D' Albert,  Reger,  &c.  (harmonic 
grasp),  yet  in  point  of  fact  technique-development  for  the  existing  keyboard  ended 
with  Liszt  This  was  prophesied  by  "Weitzmann  in  1863,  and  has  proved  true.  Further 
development  must  be  that  of  the  keyboard  itself. 


332  Notizen. 

Reference  can  be  made  to  Sammelbande  IV,  225,  "PurcelFs  Musik  for  tfie  Fune- 
ral of  Mary  IP\  by  W.  Barclay  Squire.  For  a  performance  of  Shadwell's  uLiber- 
tine",  presumably  in  1692,  Purcell  wrote  music  including  19  bars  in  march  style  in 
C  minor.  This  music  recorded  in  a  MS.  of  the  "Libertine"  written  by  Croft  (1677  to 
1727);  see  Brit.  Musenm  Add.  MS.  5333.  The  same  March,  along  with  a  "Canzona" 
not  otherwise  extant,  was  found  by  Taphouse  of  Oxford,  in  a  set  of  4  MS.  vols,  of 
Purcell  music  contained  in  Oriel  College  library,  with  headings  showing  that  these 
pieces  were  played  in  Westminster  Abbey  at  the  Funeral  of  Queen  Mary  H  on 
5  th  March  1695.  The  pieces  were  printed  and  published  for  the  first  time  in  the 
above-named  Sammelbande  article.  —  As  shown  in  the  article  the  music  was  in  4  parts 
for  mixed  trumpets  (or  discant  trombones)  and  ordinary  trombones.  Regarding  the 
expression  "flatt  mournful  trumpets"  used  in  the  MSS.,  it  was  pointed  out  by  W.  H. 
Cummings  at  Zeitschrift  IV,  443,  that  this  merely  meant  instruments  playing  in  a 
minor  key.  —  On  22nd  March  1904  at  the  Duke  of  Cambridge's  Funeral  in 
Westminster  Abbey  ;a  rare  event  as  distinguished  from  mere  memorial  services,  the 
opening  music  was  these  pieces,  repeated  thus  in  the  same  place  after  an  interval  and 
oblivion  of  209  years.  Conductor,  Sir  Frederick  Bridge.  The  bass  part  was 
doublet  in  the  8ve  below  in  most  of  the  bars,  by  a  bass  trombone.  The  silent  bars 
were  observed  as  shown  at  Sammelbande  IV,  228.  As  pointed  ont  in  the  "World" 
of  29th  March  1904,  this  should  now  be  a  5th  added  to  the  familiar  repertoire  of  the 
Handel,  Beethoven,  Chopin,  and  Mendelssohn  funeral  marches.  The  simple  and  solemn 
music  made  a  great  impression  in  the  vast  Abbey. 

Ltittich.  Hier  wird  demn'achst  ein  Qrctry-Mitseum  im  Geburtshause  des  Komponisten 
eroffnet  werden.  Das  Museum  wird  Manuskripte,  Autographen,  Schriften  ttber  Gretry, 
Portrats  usw.  enthalten,  die  der  Direktor  desLutticher  Konservatoriums,  Herr  Radoux. 
zu8ammengebracht  hat.  Die  Stadt  1'aBt  das  Haus  wieder  in  den  Zustand  bringen,  in 
dem  es  sich  im  18.  Jahrhundert  befunden  hat. 

Mainz*  Unter  Prof.  Volbach  gelangten  durch  die  Liedertafel  und  auswartige 
Solisten  funf  Kantaten  von  S.  Bach  zur  Auffuhrung. 

MetZ.  Hier  ist  zum  erstenmal  die  Matth'aus-Passion  von  J.  Bach  zur  Auf- 
fuhrung gelaugt,  unseres  Wissens  auBer  in  Paris  die  erste  Auffuhrung  im  franzosischen 
Sprachgebiete.    Das  Werk  wurde  begeistert  aufgenommen. 

Oedinburg.  Der  Oedinburger  Musikverein  feierte  sein  75jahriges  Bestehen  in  den 
Tagen  vom  17.  bis  23.  April  unter  Leitung  von  Dr.  Eug.  Ressow.  Das  Programm 
weist  u.  a.  folgende  Nummern  auf:  Liszt,  Orgelfantasie  BACH;  S.  Bach,  Kantate 
>0  Ewigkeit«,  Baldy,  zwei  altungarische  Chore  a  cappella;  E.  Bossi,  Orgelkonzert : 
Goldmark  (der  der  Schule  des  Musikvereins  angehorte),  Ouverture  zu  Sakuntala  und 
Violinkonzert,  Zichy,  Tongem'alde,  »die  Musik*,  Beethoven,  9.  Sinfonie. 

Paris.  Frl.  Hortense  Parent,  die  hochverdiente  Leiterin  einer  zur  KJavierlehr- 
tatigkeit  vorbereitenden  Schule  (gegriindet  1882)  gab  vom  13. —20.  M'arz  im  Saale 
Pleyel  fiinf  Schiilerkonzerte,  die  nicht  weniger  als  360  Programmnummern  aufwiesen. 
Wir  hatten  friiher  einmal  Gelegenheit,  einem  Teil  solcher  Schulerproduktionen  beizu- 
wohnen,  und  der  gute  Eindruck,  den  wir  davon  empfingen,  war  der  Grund,  daB  wir  uns 
des  naheren  mit  den  Prinzipien  beschaftigten,  welche  Frl.  Parent  zu  diesem  pada- 
gogischen  und  auch  auBern  Erfolg  verholfen  haben. 

Frl.  Parent  selbst  gibt  folgende  Grundsatze  ihrer  Methode  an:  Da  die  allgemeinen 
Schulstudien  von  den  Schiilern  immer  mehr  Zeit  beanspruchen  und  somit  fur  die 
Musik  weniger  Zeit  ubrig  bleibt,  so  muB  die  Methode  inhaltreicher  werden,  damit 
das  Maximum  des  Fortschrittes  im  Minimum  des  Zeitaufwandes  erreicht  werden  kann, 
Alle  Lektionen  des  Lehrers  miissen  dahin  gehen,  dem  Schiller  die  groBte  Selbstandigkeit 
zu  geben,  so  daB  der  Lehrer  selbst  nach  und  nach  entbehrlich  wird. 

Die  Prinzipien  der  speziellen  Klavierstudien  sind  nun  folgende: 

1.  Langsames,  starkes  und  bruchstuckweises  Uben,  damit  Eiarheit  und  Sicherheit 
erzielt  werden.. 

2.  Angriflf  der  Taste  durch  Bewegung  des  Vorderarms,  verbunden  mit  derjenigen 
der  Fingergelenke.    Dadurch  wird  Gewandtheit  und  Kraft  erreicht. 


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Notizen.  333 

3.  Entwicklung  des  musikalischen  Gedachtnisses. 

4.  Transpositionsstudien  in  alien  Tonarten.  urn  die  musikalische  Intelligenz  und 
gleichzeitig  den  Finger  mechanisch  zu  bilden. 

5.  Die  Betonung,  die  Basis  der  musikalischen  Deklamation,  wird  von  der  ersten 
Lektion  an  gelehrt. 

6.  Korrektes  Spiel  ist  zur  Basis  aller  musikalischen  Studien  zu  machen,  und  zwar 
nicht  ein  korrektes  Spiel,  welches  das  endliche  Resultat  vieler  Verbesserungen  von  seiten 
des  Lehrers  ware,  sondern  das  sofortige  Bichtigspielen  des  Schulers,  nach  einem 
speziellen  Mittel,  welches  Frl.  Parent  anwendet  und  einfach  »genaues  Lesenc   nennt 

Es  besteht  darin,  den  Schuler  einen  musikalischen  Text  gleich  ohne  Fehler  lesen 
zu  lassen,  wie  er  auch  einen  literarischen  Text  ohne  Fehler  lesen  wurde.  Eine  Folge 
dieses  korrekten  Spieles  von  der  ersten  Lektion  an  und  ohne  besondere  Hulfe  des 
Lehrers,  ist  das  Aufhoren  alles  mechanischen  Eintrichterns. 

In  den  didaktischen  Schriften  des  Frl.  H.  Parent  sind  diese  Prinzipien  und  person- 
lichen  Beobachtungen  des  Nahern  erortert. 

Das  Studium  eines  jeden  Zweiges  der  technischen  Arbeit  wird  ausschlieftlich  ver- 
mittels  Exerzitien  (Fingerubungen)  gemacht;  denn  die  einfache  und  unabhangige  Form 
der  Fingerubung  gestattet  viel  besser  als  die  Form  der  eigentlichen  >Etude«,  jede 
Schwierigkeit  a  parte,  in  alien  Einzelheiten  vorzunehmen  und  zu  bewaltigen.  Das 
hindert  nicht,  dafi  dieser  auf  Exerzitien  beschrankte  Pianokursus  vereinbar  ist  mit  den 
Etudensammlungen  der  verschiedensten  Autoren. 

Alle  diese  Exerzitien  sind  Original.  Jede  Formel  ist  wie  eine  Inkarnation  der 
technischen  Total-  oder  Teilschwierigkeit,  um  deren  Bewaltigung  es  sich  handelt.  Die 
gauze  Struktnr  des  Exerzitiums  ist  derart,  daB  die  Schwierigkeit  darin  ganz  eingefaBt 
ist  und  einen  festen  Korper  mit  ihr  bildet. 

Jedes  Werk  umfaCt  die  eingehende  Analyse  eines  Zweiges  der  Arbeit  und  ist, 
obwohl  nur  ein  Teil  des  Ganzen,  in  sich  doch  vollstandig.  Alle  Werke  sind  unter 
sich  durch  die  Einheit  des  Planes  verbunden,  angeordnet  in  demselben  Geist  und  aus- 
gefuhrt  nach  denselben  Grunds'atzen.  C.  H.  fUchter. 

Paris.  Les  21  et  22  mars  dernier,  a  eu  lieu  a  THotel  des  Ventes  de  Paris  une 
vente  de  livres  anciens  dont  plusieurs  sont  susceptibles  d'interesser  les  historiens  de  la 
musique.     Nous  croyons  utile  d'en  extraire  les  numeros  suivants: 

13.  Bertin.  Le  Jugement  de  Paris,  pastorale  hSroique  de  Mr.  Bertin,  maitre  de 
clavecin  de  Leurs  Altesses  Royales  Mesdemoiselles  d' Orleans;  representee  pour  la 
premiere  fois  par  l'Academie  Boyale  de  Musique,  le  mardy  vingt-unieme  jour  de  juin 
1718.    Paris,  de  l'lmprimerie  de  J.  B.  Christophe  Ballard,  1718,  in-4  oblong. 

14.  Bisson  (Loys).  Premier  Livre  (second,  tiers  et  quart)  des  Recueils  de  Chansons 
a  quatre  parties,  les  plus  excellentes  qu'on  a  pu  choisir  tant  au  Livre  des  Trophees, 
quen  plusieurs  autres  par  cy-devant  imprimees.  Veiies  et  corrigees  par  Loys  Bisson. 
A  Paris,  de  Timprimerie  de  Nicolas  Duchemin,  1661,  1667.  Quatre  parties 
en  un  volume,  in-8  oblong,  musique  notee. 

Bassus.  Le  premier  et  le  quatrieme  livres  sont  dates  de  1567.  le  second  et  le 
troisieme,  de  1561. 

Arcadelt:  Comment  mes  yeux  de  mes  ennuys.  Est-il  douleur  cruelle.  En  lieu 
du  bien.  Le  bien  que  j'ay.  La  Diane  que  je  sers.  Pour  heur  en  amour.  Souvent 
amour.  Amourt  aidans.  Sa  grande  beaute.  Ta  privaute.  Tant  que  mon  oeil,  etc. 
Cert  on:  De  son  cceur  et  du  mien.  Entendez-vous.  Le  dur  travail.  Un  moins  aymant. 
Elle  voyant.  Le  jour  qu' Amour.,  etc.  Claud  in:  Amour  voyant.  O  combien 
aimates.  Or  sus  Amour,  etc.  De  Villiers:  Force  d' amour.  Rien  n'est  plus  cher,  etc. 
Jannequin:  Laissez  celaLas  on  pent  juger.  Ou  mettra-t-on,  etc.  Mail  lard:  Si  a  la 
prommesse.  Du  mal  que  j'ay.  Amour  se  doit.  Ce  noble  cueur,  etc.  Sandrin:  Si 
j'ay  du  bien.  Si  mon  travail.  II  ne  se  trouve,  Douce  m6moire.  De  qui  plustost. 
Ce  qui  est  plus.  Pleurez  mes  yeux.  Puis  que  de  vous,  etc.  Chansons  de  Bour- 
guignon,  Clement,  Gardanne,  Morel,  Ploihiot,  Jannequin,  Jacotin, 
Godard,  Berchen,  Gombert,  Lupi  second,  Boyvin,  Cadeac,  De  laFond,etc. 

38.  Destouches.    Les  Stratagemes  de  V Amour,  ballet  en  musique  par  Monsieur 

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334  Notizen. 

Destouches,  Surintendant  de  la  Musique  du  Boy  et  Inspecteur  general  en  rAcademie 
Royale  de  Musique;  represente  pour  la  premiere  fois,  par  la  meme  Academie,  le  mardy 
19e  jour  de  mars  1726.  Paris,  de  l'imprimerie  de  J.-B.  Christophe  Ballard 
1726,  in-4,  oblong. 

52.  Gabrielli.  Canto  di  Andrea  Gabrielli,  organista  delle  illustrissima  8.  di  Ye- 
netia  in  S.  Marco  il  secondo  libro  di  madrigali  a  cinque  voci,  insieme  doi  a  sei  et 
uno  a  otte.  Novamente  con  ogni  diligentio  ristapato,  a  cinque  voci.  In  Venetia, 
appreBso  li  Figliuoli  di  Antonio  Gardano,  1572,  5  parties  en  un  volume, 
in-4,  oblong. 

55.  GervaiB.  Hypermnestre,  tragedie  mise  en  musique  par  M.  Gervais,  Indendant 
de  la  Musique  de  Son  Altesse  Royale,  Monseigneur  le  Due  d' Orleans,  Regent  du  Roy- 
aume,  representee  pour  la  premiere  fois  par  1' Academie  Royale  de  Musique,  le  mardy 
3enovembre  1716,  Paris,  de  Timprimerie  de  J.-B.  Christophe  Ballard,  1716, 
in-4,  oblong. 

84.  Las  so  (Orlando  di)  illustrissimi  Bavariae  ducis  Alberti  chori  magistri  liber 
mottetaru,  trium  vocum,  quae  cum  vivae  voci,  turn  omnis  generis  instruments  musicis 
commodissime  applicari  possunt.  Summa  diligentia  compositae  . .  .  nusque  denuo  in 
lucem  editae.  Discantus.  Monachii  excudebat  Adamus  Berg.  MDLXXVII, 
in-4,  oblong  de  22  ff. 

85.  Lassus  (Orlande  de).  Christliche  Gesang  Teutsche  Psahnen  auszgrund  der 
Music  auff  drey  Stimmen  zusingen  mit  sonderlichem  fleiss  componiert  und  alien 
Liebhabern  diser  loblichen  Kunst  zu  Christlichem  gefallem  in  Druck  verfertigt: 
durch  den  Weitberumbten  »Musicum  Jacobum  Reinertum*,  Weingartischen  Capel- 
meiBtern  vor  zeit  gewessnen  Discipul  und  Junger  dess  furtrefilichen  furstlichen  Bei- 
riBchen  Musici  Orlandi  di  Lasso.  Discantus.  Gedruckt  zu  Dilingen  durch 
Johannem  Mayer,  1589,  in-4,  oblong,  de  2  ff.  prel.  pour  le  titre  et  la  dedicace  et 
15  ff.  chiffres. 

m.  Monte  (Philippe  de).  Sonets  de  P.  de  Ron  sard,  mis  en  musique  a  5,  6,  et 
7  parties  par  M.  Phil,  de  Monte,  maistre  de  chapel! e  de  l'Empereur.  A  Paris,  par 
Adrian  le  Roy  et  Robert  Bail  art,  1575,  in-4,  oblong  de  20ff.  chiffres,  plus  1  £ 
pour  la  marque  de  Tecliteur.    Partie  de  tenor. 

120.  La  Borde  (de).  Choix  de  chansons  mises  en  musique  par  M.  de  la  Borde, 
premier  valet  de  chambre  ordinaire  du  Roi,  ornees  d'estampes  par  J.-M  Moreao, 
d£diees  a  Mme  la  Dauphine,  Pa|richez  de  Lormel,  1773,  4  vol.  gr.  in-8,  front  et 
fig.  de  Moreau,  Le  Barbier,  Le  Bouteux  et  Saint-Quentin. 

J.  G.  Prod'homme. 

Prag.  Von  einem  Liebhaber-Chor  und  Soli  wurde  hier  am  26.  April  Carissimfs 
>Jephta*  unter  Leitung  von  FranzSpilka  aufgefuhrt,  Professeur  an  A.  Mike's  Musik- 
anstalt,  eingerichtet  nach  der  Methode  Max  Battke-Berlin.  Das  Werk  hinterliefi  bei 
den  zahlreichen  Horern  einen  m'achtigen  Eindruck. 

Regen8bnrg.  Der  Hofgeistliche,  Herr  Hermann  B'auerle  in  Regensburg,  sandte 
una  einen  Aufruf  inbetreff  seiner  in  moderner  Notation  herausgegebenen  Pale- 
8trinaausgaben,  der  wegen  seines  wichtigen  Zweckes,  wenn  auch  im  Auszuge,  hier  zum 
Abdruck  gelangt. 

Aufruf  an  alle  strebsamen  Dirigenten  besserer  Kirchenchore  und  Freunde  alt- 
klassischer  Kirchenmusik,  eriassen  mit  belobender  Billigung  Sr.  Heiligkeit  des 
Papstes  Pius  X. 

>Pale8trina  muC  popul'arer  werden*,  d.  h.  zuganglicher  und  dadurch  ver- 
breiteter  (und  mit  ihm  auch  andere  Meister  altklassischer  Richtung).  —  Diesen  Ge- 
danken  als  Grundton  kraffcig  anschlagend,  begann  der  Unterzeichnete  1903  aus  eigenster 
Initiative,  leichtere  bis  mittelschwere  Kompositionen  (zunachst  10  Messen  von  Palestrina 
in  der  leichter  ubersichtlichen  moderaen  Notation  (auf  nur  2  Liniensystemen}  heraus- 
zugeben.  Gleich  im  ersten  Jahre  sind  nunmehr  700  Bande  (a  10  Messen  =  700  Messen- 
partituren)  und  4800  Stimmen  bestellt  worden.  Dieser  auCerordentliche  Erfolg,  der 
mit  Recht  als  spontaner  Ausbruch  geradezu  begeisterter  Zustimmung  betrachtet  werden 
darf,  ermutigte  den  Unterzeichneten,  dem  Messenband  einen  Motettenband  an  die 


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Notizen.  335 

Seite  zu  stellen,  enthaltend  samtliche  62  Motetten,  welche  Palestrina  fur  Sopran,  Alt, 
Tenor  und  BaC  komponiert  hat.  Innerhalb  eines  Monates  meldeten  rich  400  Sub- 
skribenten,  so  dafi  auch  dieses  Unternehmen  mehr  als  gesichert  war. 

Kaum  war  dieser  2.  Band  gedruckt,  da  erhielt  mein  (ohne  Besprechung  mit  irgend 
jemand)  begonnenes  Restaurierungsprojekt  eine  ungeahnte  Protektion  dureh  das 
Motu  proprio  Sr.  Heiligkeit  des  Papstes  Pius  X.  vom  22.  Not.  1903  uber  Kirchen- 
musik,  in  welchem  es  u.  a.  heiBt:  >Die  klassische  Polyphonie  schlieBt  sich  auf  das 
innigste  an  das  oberste  Vorbild  und  Muster  einer  jeden  Kirchenmusik  (d.  h.  an  den 
gregorianischen  Choral}  an.  Auch  sie  muB  bei  kirchlichen  Feierlichkeiten  wieder 
mehr  zur  G-eltung  kommen.c 

Soil  nun  in  puncto  » Pal estrinas tile  diese  papstliche  Verordnung  in  ihrer  ganzen 
Tragweite  in  absehbarer  Zeit  wirksamer  und  in  schnellerem  Tempo  durchgefuhrt 
werden,  so  gilt  es  vor  allem,  den  nach  moderner  Unterrichtsmethode  vorgebildeten 
aufstrebenden  Dirigenten  sowohl  als  deren  fleiBigen  Choren  ausgiebiges  erstklassisches 
Material,  eben  in  modernem  G-ewande  zu  bieten. 

Sehr  gerne  und  in  uberzeugtem  Gehorsam  stellt  hiermit  der  Unterzeichnete  sein 
Unternehmen  in  den  Dienst  der  papstlichen  Verordnung,  indem  er  mit  mo- 
dernen  zeitgem'dBen  Mitteln  das  zu  erreichen,  resp.  nachzuholen  sucht,  was  andere 
nachahmende  Meister  in  ihren  eigenen  Produkten  l'angst  vorgesehen  haben,  wodurch 
sie  {nicht  am  letzten)  eigentlich  schneller  bekannt  und  eher  popularer  geworden  sind, 
als  ihr  gemeinsames  Vorbild:  Palestrina.  Dieses  Mittel  (die  moderne  Notation  unter 
Entfernung  der  sog.  alten  Schlussel  aus  Stimmen  und  Partitur)  und  vollends 
die  Beduzierung  auf  2  Liniensysteme  (bei  4stg.  Kompositionen) ,  d.  h.  der  Klaviersatz 
soil  nun  auch  dem  »  Meister  der  Meister «  (und  zwar  in  groBerem  MaBstab  als  bisher) 
nicht  mehr  l'dnger  yorenthalten  werden.  War  Palestrina  bisher  vorzugsweise  nur 
durch  »Paradenummern<  bekannt  geworden,  deren  Auffiihrung  Monopol  allererster 
Chore  war  und  —  blieb,  so  sollen  durch  meine  Bestrebungen  vor  allem  die  ein- 
facheren,  leichteren  Werke  altklassischen  Stiles  fur  4  gemischte  Stimmen  unter 
Choren  besserer  Qualitat  verbreitet  werden  und  dadurch  Werke  mehr  weltlichen, 
ubertrieben  sentimentalen  Charakters  aus  dem  Gotteshause  verschwinden. 

Zur  wirksameren  Erreichung  dieses  Zieles  soil  nunmehr  der  1.  Band  zerlegt 
werden  und  jede  der  10  Messen  (auch  in  Partitur)  separat  bezogen  werden  konnen. 
Urn  gleichzeitig  etwa  an  die  Wand  gemalte  MiBstande  von  vornherein  auszuschlieBen 
oder  wenigstens  zu  dezimieren,  wurden  diese  10  Messen  unterdessen  mit  Vortrags- 
zeichen  und  Tempoangaben  —  eine  neue  Phase  auf  diesem  Gebiet —  versehen, 
naherhin  die  Missa  >Acterna  Christi  munera*  (von  jedem  beBseren  Chor  zu  bew'al- 
tigen),  Brevis,  »Dies  sanctificatus*,  >£mendemus«,  >Jesu  nostra  redemption  <Iste  con- 
fessor«,  >Lauda  Sion«,  >Sine  nomine*  I  und  II,  »Veni  sponsa  Christie.  Aus  dem 
Bande  4stimmiger  Motetten  werden  30  Nummern  (in  12  Heften)  ebenfalls  mit  Vor- 
tragszeichen  versehen  erscheinen.  Ein  zweiter  Messenband  soil  weitere  10  bis  dato 
in  praxi  ganz  unbekannte,  recht  liturgief'ahige,  nicht  schwere,  daher  der  Restau- 
rierung  sehr  wiirdige  4stge.  Messen  dem  gottesdienstlichen  Gebrauche  erschlieCen, 
wofur  sie  doch  von  Palestrina  bestimmt  waren. 

Die  weitere  Verbreitung  meines  nicht  auf  Palestrina  beschrankten,  sondern  auch 
auf  Restaurierung  anderer  Altklassiker  (Vittoria,  Orlando)  berechneten  Unternehmens 
lege  ich  in  das  Verstandnis  und  Interesse  der  aktiven  Exerzitanten  und  Freunde  einer 
wahrhafb  heiligen  Musik. 

Regensburg,  Ostern  1904.  Hermann  Bauerle, 

Fur8tlich  Thurn  und  Taxis'scher  Hofgeistlicher. 

In  Regensburg  findet  zu  Pfingsten  d.  J.  am  22.  bis  24.  Mai,  das  xweite  bayrische 
Musikfest  unter  Leitung  von  Richard  StrauB  statt.  Am  ersten  Tage  gelangen 
Bruckner's  IX.  Sinfonie  mit  dem  Tedeum  und  Beethoven's  Eroica,  am  zweiten 
Tage  die  Graner  Messe  von  Liszt«,  >Vorspiel  und  Liebestod*  aus  Tristan  und  >Tod 
und  Verklarung«  von  R.  StrauB  und  am  dritten  Tage  Kammermusikwerke  zur  Auf- 
fiihrung. 


336 


Kritische  Bucherschau. 


Warschan.  In  der  n'achsten  Saison  verspricht  uns  die  Oper  folgende  Premieren: 
»Meistersinger  von  Nurnberg*  (in  der  polnischen  Ubersetzung  von  Alexander 
Bandrowski;  der  Ubersetzer  wird  die  Rolle  Walthere  iibernehmen\  >  Kb  nig  von  Lahora« 
von  Massenet,  >Zaza«  von  Leoncavallo,  »Andreas  Chenier*  von  Giordano, 
»Judithe«  von  Sserow,  »Philenis«  von  Roman  v.  Statkowski  'mit  dem  L  Preise  in 
London  1903  ausgezeichnet)  und  >Konrad  Wallenrod*  (=  »Aldonac)  von  Ladislaus 
Zelenski. 

Wieil.  Das  Johann  StrauB-Denkmal-Komitee  in  Wien  unter  derPrasi- 
dentin  Prinzessin  Rosa  Croy-Sternberg  hat  einen  iiberaus  warm  gehaltenen  Aufruf  ver- 
offentlicht,  in  dem  es  auffordert,  dem  Meister  Johann  StrauB,  >dem  Zweiten  seines 
Namens,  der  Bedeutung  nach  aber  dem  Ersten  in  der  glorreichen  Dynastie  der  Walzer- 
Konigec,  ein  Denkmal  zu  errichten.    Das  Komi  tee  ist  international. 


Kritische  Bttcherschau 

der  neu-erschienenen  Biicher  und  Schriften  iiber  Musik. 


Gregerio  Fidel  Serrano  y  Aguado. 
Explication  complata  de  la  Miisica 
polif6nica  de  los  siglos  XYI  y  XYII. 
Madrid,  Ducazcal.   1904. 

Hasse,  Max,  Peter  Cornelius  und  der 
Barbier  von  Bagdad.  Die  Kritik 
zweier  Partituren.  Peter  Cornelius 
gegen  Felix  Mottl  und  Hermann  Levi. 
Leipzig,  Breitkopf  undHartel.  Ji  4, — . 

In  dieser  hochbedeutsamen  Publikation 
weist  der  Verfasser  an  der  Hand  der  bis- 
her  unzuganglichen  Originalpartitur  de9 
»Barbier«,  aus  der  er  auoh  faksimilierte 
Beispiele  in  groCer  Anzahl  bringt,  nach, 
m  welchem  Eisner  nicht  geahnten  MaBe 
sich  Mottl  in  seiner  1881  verfaBten,  heute 
auf  den  Btthnen  alleinherrschenden  Bear- 
beitong  sich  stilwidrige  Eigenm'achtigkeiten 
erlaubte.  Das  Resumee  seiner  Austtihrun- 
gen  lautet:  »Diese  revidierte  und  umge- 
arbeitete  Partitur  hat  nichts  mit  dem  JNa- 
men  Peter  Cornelius  zu  schaffen.  Etwas 
total  Fremdes,  g'anzlich  Unbekanntes  und 
vollig  Unberechtigtes  hat  sich  mit  ihr  zwi- 
schen  uns  und  uiren  Schopfer  gedrangt, 
ihre  Werte  vollst'andig  vernichtet.  Die 
Umwertung  der  Werte  aber  miBglUckte. 
Fiir  die  Partitur  des  Bearbeiters  sollte  auf 
deutschen  Biihnen  und  in  deutschen  Kon- 
zerts'alen,  in  denen  man  heutzutage  mehr 
wie  je  den  Grundsatz  absoluter  Stilreinheit 
hochh'alt,  in  aller  Zukunft  kein  Raum  mehr 
sein.  Felix  Mottl  mit  allem  Recht  einer 
der  gefeiertesten  unter  den  deutschen 
Dirigenten,  wird,  wenn  er  als  erfolgreicher 
Pionier  deutscher  Kunst  vom  Westen  zu- 
riickkehrt,  eine  der  ersten  Dirigenten stellen 
einnehmen.    Eine  seiner  Taten  sei,  die  Ori- 


ffinalpartitur  des  ,Barbiers  von  Bagdad'  wie- 

der  in  ihre  historischen  Ehrenrechte  einm- 

I  setzen.  Dieses  Opfer  —  wenn  es  eins  ist  — 

i  wird  vieles,  wenn  nicht  alles,  wieder  gut 

;  machen,  was  Jahre  hindurch  an  dem  Werke 

und  dem  Namen  des  Dichterkomponisten 

unbewuBt  gesiindij^t  wurde.« 

Inzwischen  wird  das  Weimarer  Corne- 

I  liusfest    (im   Mai    oder   Juni)    Gelegenheit 

I  geben ,  dieses  Werk  sowie  auch  den  von 

Levi  ahnlich  iiberarbeiteten   »Cid«  in  der 

Originalgestalt  kennen  zu  lernen. 

Edgar  Istel. 

1  Louis,  Rudolf.  Hektor  Berlioz.  Breit- 
kopf &  Hiirtel.  ,41  3,  -  . 

•  Ein  geistvolles,  sehr  gehaltvolles  Buch, 
!  trotz  der  Aussetzungen,  die  unten  gemacht 
'  werden  sollen.  Das  JBuch  gibt  keine  eigent- 
liche  Biographie,  verwertet  aber  das  Bio- 
graphische,  das  der  Verfasser  uberaus  grund- 
Ech  kennt,  in  ^anz  ausgezeichneter,  inner- 
licher  Weise,  mdem  es  sozusagen  immer 
nur  als  Mittel  zum  Zweck,  namlich  den 
Berlioz'schen  Genius  zu  erklaren,  heran- 
gezogen  wird,  was  dem  "Werke  eben  den 
innerlichen  Charakter  gibt.  Der  Verfasser 
sucht  Berlioz  ganz  aus  seinem  Charakter. 
aus  seiner  Zeit  usw.  zu  erklaren.  »Ursprnng, 
die  Romantik  und  deren  Charakter,  Frauen 
und  Liebe,  der  SchrifUteller  und  Bekenner«, 
erhalten  deshalb  eine  ausfiihrliche  Dar- 
stellung,  und  gerade  diese  Kapitel  gehoren 
auch  zum  Besten.  Unter  den  musikalischen 
Einflussen,  die  besonders  auf  Berlioz's  In- 
strumentierweise,  aeine  Massenwirkungen, 
die  Bevorzugung  des  Blechs  wirkten.  ver* 
miBt  man  ungern  die  Simon  1/ayrVhe 
Richtung,  auf  deren  Bedeutung  gerade 
wegen  inrer  starken  Verwendunff  der  Blas- 
instrumente  von  Kretzschmar  (Funrer  durch 
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Besprechung  von  Musikalien. 


337 


den  Konzertsaal  I,  S.  269)  schon  langstens 
hingewiesen  worden  ist.  Die  historische 
Seite  ist  in  dem  trefflichen  Buche  tiber- 
haupt  die  schw'achste,  oder  vielmehr  die 
einag  schwache,  wenn  der  Verfasser  diese 
auch  absichtlich  nicht  betont  haben  will. 
Auf  Richard  "Warner  als  Historiker  zu 
bauen,  fallt  in  aen  allermeisten  Fallen 
durchaus  negativ  aus.  DaB  aucb  ein 
Schrift8teller  wie  Louis  Warner's  Ansicht 
von  der  Entstehung  der  Sinfonie  aus  dem 
Tanz  teilt  (S.  36;,  zeigt,  wie  ernst  Wagner 
in  dieser  Beziehung  immer  noch  genommen 
wird,  ferner,  wie  wenig  musikhistorisches 
Wissen  immer  nocb  anzutreffen  ist.  Dies 
tut  dem  eigentlichen  Gehalt  des  Buches 
zwar  keinen  Abbruch,  es  muGte  aber  an 
dieser  Stelle  angemerkt  werden.  Genauer 
kann  auf  das  Buch  nicht  eingegangen  wer- 1 
den,  da  es  eines  von  denen  ist ,  die  unge- 1 
mein  anregend,  in  Fragen,  die  alt  sind  und  j 
doch  nie  ganz  ffelost  werden,  wie  iiber  den  ! 
Charakter  des  TOassischen,  Romantischen  I 
und  ihrer  Kunstler ,  oft  auch  zum  Wider-  j 
spruch  herausfordern.  Zur  Erkenntnis  des  i 
ganzen  Berlioz'schen  Wesens  tragt  das  Buch  | 
nnzweifelhaft  Vieles  bei.  A.  H. 


Symons,  Arthur.  Plays,  Acting  and 
|  Music.  London,  Duckworth  and  Co. 
I      1903.  Demy  8vo.  pp.  196.  5/.  nett. 

I  Author  (1865 — )  is  well  known  as  a 
poet,  author,  journalist,  and  musical  and 
dramatic  critic.  Book  noticed  in  another 
column   "An  Impressionist  Critic*. 

Die  Anstalt  fur  musikalisches  Auffuh- 
rungsrecht  in  Berlin.  Zur  Aufkla- 
rungundRiohtigstellung.  Heraus- 
gegeben  vom  Verein  der  deutschen 
Musikalienhiindler  zu  Leipzig.  Leip- 
zig ,  deutsches  Buchgewerbehaus. 
Ji  —,50. 

Die  Broschure  enthalt  eine  Entgeg- 
nung  auf  die  von  der  Genossenschaft  deut- 
scher  Tonsetzer  (Anstalt  fur  musikalisches 
Auffuhrungsrecht  in  Berlin  erlassene  Denk- 
schrift,  deren  Unrichtigkeiten  sie  iiberzeu- 
gend  berichtigt.  Die  Schrift  ist  zur  Erken- 
nung  der  Verh'altnisse  in  dieser  so  ein- 
schneidenden  Frage  unentbehrlich. 


Besprechung  von  Musikalien. 


Werke  aus  dem  Verlage  Breitkopf  und 
Hartel. 

1}  Collegium  musicum.  Nr.  7.  S ta- 
rn itz,  Orchestertrio  Edur.  op.  5. 
Nr.  3  (Biemann).  Pianoforte  .// 3, — . 
Streicnstimmen  je  « //  — ,60. 

2)  Hftndel.  Concerto  grosso.  Nr.  12 
(Seiffert).  Partitur  Ji  3,— . 

3 ,  Mozart.  Drei  deutsche  Tanze.  Werk 
605.  Fiir  Ellavier  zu  zwei  Handen 
(P.  Rehfeld).     .//  1,— . 

4)  Liszt.  Ce  qu'on  entend  sur  la 
montagne.  Fiir  Klavier  zu  zwei 
Handen  (A.  Stradal).  ,//  3,—  . 

5J  Schein.  SuiteNr.  22.  AusdemBan- 
chettomusicale(Priifer).  Part.  tW  1, — . 

Nr.  1  ist  in  den  Denkmalern  der  Ton- 
kunst  in  Bayern  erschienen.  Es  handelt 
sich  bei  diesen  Separatausgaben  bekannt- 
lich  darum,  diese  alten  Werke  auch  dem 

SoOeren  Publikum  zoganglich  zu  machen. 
ie  Trios  von  Stamitz  verdienen  dies  ent- 
schieden  mehr  als  die  Sinfonien  der  Mann- 
heimer  Komponisten,  deren  Wert  man  ja 


nicht  uberschatzen  moge.  Die  Bearbeitung 
von  Biemann  ist  wohl  oft  zu  wenig  akkordisch, 
steht  zu  sehr  auf  kontrapunktischen  Boden, 
und  nahert  sich  derart  uem  modernen  Trio. 
Nr.  2  gehbrt  zu  Handel's  op.  6  und  ist  im 
30.  Bande  der  Handerschen  Werke  zu  £n- 
den,  als  Konzert  Nr.  1.  Die  vortreff- 
liche  Bearbeitung  Seiffert's  geht  iiber 
Chrysander  hinaus,  indem  dieser  (siehe 
das  Vorwort  zum  30.  Bande'  das  Concer- 
tino als  nur  aus  den  zwei  Soloviolinen  und 
dem  Violoncello  zusammensetzt,  wahrend 
Seififert  hierzu  noch  das  Concertino-Cem- 
balo verlangt.  Die  Bezifferungen  iiber  der 
Violoncellostimme,  die  nach  Chrysander, 
dem  Violincellisten  die  Harmomen  be- 
zeichnen  sollten,  erhalten  dadurch  ihre 
eigentliche  Bedeutung.  Seiffert  stiitzt 
sich  fiir  diese  Abweichun^  auf  Co- 
relli's  Praxis,  »die  Handel  einfach  iiber- 
nommen  hate.  Dennoch  kennen  die  Klavier- 
partien  auch  ohne  Schwierigkeiten  von 
einem  Spieler  gespielt  werden.  Die  Be- 
arbeitung wird  sicher  das  ihre  beitragen, 
daC  diese  ganz  herrlichen  Konzerte,  die  in 
mancher  Beziehung  iiber  den  Bach'schen 
stehen,  d.  h.  eben  etwas  ganz  anderes  sind 
ofter  gespielt  werden.  —  Die  Mozart1  schen 
Tanze  sind  nette  Gelegenheitskompositionen 


338 


Besprechung  von  Musikalien. 


und  verdanken  ihr  ofteres  Erscheinen  im 
Konzertsaai  in  erster  Linie  der  >Schlitten- 
fahrt c.  Stradal's  Bearbeit ung  der  Liszt- 
schen  Tondichtung  ist  vorzuglich,  so 
geschickt  ffemacht,  daB  die  Spielschwierig- 
keiten  nicht  einmal  so  groD  sind.  Die 
Schein'sche  Suite  (aus  dem  ersten  Bande 
der  Gesamtausgabe)  ist  eine  Padouana  fur 
vier  Krumhorner,  ein  handfestes,  feierliches 
Stuck,  das  seiner  ganzen  Anlage  wie  Be- 
setzuDg  nach  am  besten  ins  Freie  paBt. 

A.  H. 

Klavierpadagogische  Werke. 

Esohmann  -  Dumur ,  C.  Nouvelle 
edition  des  Preludes  et  Exercices 
(dans  tous  les  tons  majeurs  et 
mineurs)  de  M.  Clementi.  Leipzig, 
Ernst  Eulenburg,   1,80  Jl. 

Diese  Neuausgabe  hat  vor  allem  den 
Vorzug,  daB  sie  meines  Wissens  wirklich 
etwas  neues  bringt,  indem  sie  den  soge- 
nannten  symmetrischen  Fingersatz  der  Ton- 
leitern,  welcher  auf  der  Symmetric  der 
Tasten  und  Fingerlage  beruht,  praktisch 
anwendet.  Anschlags-  und  Vortragsbe- 
zeichnungen  miissen  freilich  stellenweise 
vermiBt  werden.  Besonders  bei  den  kano- 
nischen  Ubungen  konnte  durch  genauere 
derartige  Angaben  auf  moglichste  Selb- 
standigkeit  der  H'ande  im  Anschlag  und 
Ausdruck  hingewirkt  werden.  Auch  die 
Fixierung  der  Stimmung  einzelner  Stucke 
ware  wunschenswert,  da  der  Schiiler  nicht 
oft  genug  auf  den  Zusammenhang  zwischen 
Technik  und  Vortrag  aufmerksam  gemacht 
werden  kann. 

Katholicky-Soff6,  Marie.  Die  Ton- 
leitern  in  Doppelgriffen.  Brtinn, 
Karl  Winiker. 

Schon  gleich  der  Titel  unbedacht! 
—  Warum  nicht  Tonleitern  und  Arpeggien 
in  Doppelgriffen,  da  doch  solche  auch  in 
dem  Hefte  enthalten  sind  ? !  Warum  wieder 
jede  Tonleiter  mit  ihrem  Fingersatze  durch 
zwei  Oktaven  abdrucken  und  warum  jeden 
Dreiklang  in  seinen  drei,  jeden  Septim- 
akkord  in  seinen  vier  Lagen  ausschreiben, 
wenn  doch  in  jeder  Lage  iiir  die  Oktav- 
yerdoppelung  derselbe  Fingersatz  bleibt?! 
Ubrigens  fehlen  die  melodischen  Moll-Ton- 
leitern  in  Doppelterzen  und  Doppelsexten 
und  fur  die  Dur-  und  Molldreiklange  ist 
der  Fingersatz  nicht  genau  genug  prazi- 
siert.  Und  so  noch  einiges,  kurz :  die  Idee 
der  Zusammenstellung  des  ganzen  Materials 
fur  Doppelgriffspiel  ist  lobenswert,  konnte 
aber  gedrangter,  —  methodischer  und  da- 
rum  nutzbringender  sein.    J.  Pembaur,  jr. 


Pales trina.  Selection  from  the  works 
of.  Transcribed  by  Eleanor  C.  Gre- 
gory. H.  Frowde,  London,  Edin- 
burgh, Glasgow,  and  New  York.  8vo. 
The  numbers  issued  so  far  are:  — 
1)  uO  Domine  Jeau  Christe",  4  pp.,  4d.  2)  uLi- 
tania  Domini",  8  pp.,  8d.  3)  u  veni  Sancte 
Spiritus",  4  pp.,  4d.  4)  "Missa  Confitebor 
Tibi  Domine",  68  pp.,  2/6.  6)  ^Parce 
mihi  Domine",  14  pp.  1/.  6}  "O  beata  et 
gloriosa  Trinitas",  16  pp.,  1/.  7)  "Christe 
Kedemptor  Omnium",  8  pp.,  8d.  8)  „Magni- 
ficat  and  Nunc  Dimittis",  23  pp ,  ly.  — 
The  especial  feature  of  this  new  and  inter- 
esting selection  from  Paleatrina's  church 
music  is  that  the  works  contained  in  it  are 
printed  in  modern  clefs,  and  provided  with 
marks  of  expression  and  English  adaptations 
as  well  as  the  original  Latin  words.  It  is 
only  since  the  publication  of  Messrs.  Breit- 
kopf  and  Harters  complete  edition  that  even 
musicians  are  becoming  gradually  acquainted 
with  the  great  mass  of  Palestrina's  music 
and  the  impetus  given  to  the  study  of  his 
works  by  the  recent  Papal  uMotu  Proprio" 
should  cause  this  excellent  selection  to  be 
welcome  both  to  Anglicans  and  to  Roman. 
Catholics,  especially  as  Miss  Gregory  has 
chosen  for  her  first  numbers  compositions 
which  have  not  previously  been  issued  in 
a  popular  form.  The  adaptation  of  the 
Latin  text  to  English  words  must  have  been 
a  matter  of  no  small  difficulty.  In  some 
of  the  motets  it  would  have  been  better  to 
have  printed  the  music  to  be  sung  to  the 
English  words  in  smaller  notes,  instead  of 
retaining  the  original  as  is  done  in  the 
Litania  Domini,  where,  for  instance,  the 
three  consecutive  minim  and  two  breve  A 
flats  required  by  the  syllables  of  the  Latin 
"miserere  nobis"  should  have  been  represent- 
ed for  the  English  "upon  us"  by  a  minim, 
a  long  and  a  breve.  But  the  adaptations 
are  generally  very  successfully  done,  and 
that  of  the  hymn  "Christe  Redemptor" 
deserves  high  praise.  The  marking  also 
shows  a  thorough  appreciation  of  the  effect 
to  be  produced  by  Palestrina's  music  when 
sung  with  proper  expression  and  attention 
to  light  and  snade.  In  one  or  two  cases 
Miss"  Gregory  has  omitted  to  supply  time- 
signatures,  a  point  which  could  easily  be 
corrected  in  niture  issues.  The  difficult? 
presented  in  adapting  so  much  of  Palestri- 
na's music  for  use  by  modern  choirs  owin? 
to  extreme  range  of  the  voices  for  which 
he  wrote  has  evidently  caused  the  editor 
to  select  so  many  works  for  eight  ox  «x 
parts ;  but  this  should  not  discourage  choir- 
masters from  introducing  these  composition* 
into  the  church  service,  as  excellent  result* 
can  be  obtained  when  these  double-choir 

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Besprechung  von  Musikalien. 


339 


motets  are  sung  by  a  comparatively  small 
body  of  yoices.  llie  inequality  of  Palestri- 
na's  music,  a  feature  which  is  not  surprising 
considering  the  immense  amount  that  he 
produced,  is  not  absent  from  this  selection ; 
but  on  the  whole  Miss  Gregory's  choice  has 
fallen  upon  very  fine  examples,  and  it  is 
especially  fortunate  that  she  has  placed  such 
splendid  works  as  the  mass  "Confitebor 
Tibi"  and  the  "Magnificat  and  Nunc  Di- 
mittis"  within  the  reach  of  choirs  to  whom 
the  complete  Leipzig  edition  is  necessarily 
a  sealed  book.  W.  Barclay  Squire. 

Zanella,  Ainilcare.  Fantasia  e  Grande 
Fugato  Sinfonica  a  4  soggetti  per 
Orchestra  e  Pianoforte.  Op.  25. 
Turin,  Capra. 
Der  Komponist  nennt  selbst  das  Or- 
chester  yor  dem  Klavier,  und  so  ist  seine 
Komposition  auch  mehr  ein  Orchesterstuck 
mit  obligatem  Klavier,  als  ein  Klavierstiick 
mit  Orchesterbegleitung.  Die  kontra- 
punktische  Zeichnung  ist  auch  an  den 
polyphonsten  Stellen  klar,  die  Orchester- 
farbe,  wenn  auch  nicht  originell,  so  doch 
abwechslungsreich  und  stimmungsvoll,  die 
Aufgabe  des  Pianisten  modern  und  doch 
nicht  allzu  schwierig.  Die  Phantasie  h'atte 
der  Komponist  besser  Pr'aludium  genannt, 
da  sie  weder  form  ell  noch  ihrem  musi- 
kalischen  oder  seelischen  Inhalte  nach 
diesen  Titel  verdient.  Die  vier  Themen 
der  Fuge  sind  zwar  nicht  gerade  neu,  heben 
sich  aber  doch  ganz  charakteristisch  von- 
einander  ab.  In  A-moll,  calmo  e  religioso, 
dem  Leben  abgewandt,  beginnt  die  Fuge, 
dann  kommen  Verlockung  und  Ent- 
tauschung,  Trost  und  Sehnsucht  und 
glaubensvolles,  mutiges  Ringen.  Die  ersten 
Time  des  Klaviers  m  dem  von  Posaunen 
und  Horn,  dann  von  geteilten  Celli  vor- 
getragenen  E-dursatze  blinken  wie  Tau- 
perlen  in  der  Morgenrote.  Und  nun  er- 
nebt  sich  das  giocoso  zu  neuem  Leben: 
die  Themen  trennen  sich,  suchen  und 
linden  sich,  umarmen  sich,  ubersturzen 
sich  in  der  Begeisterung  und  erheben  sich 
endlich,  nachdem  sie  sich  in  dem  dunkleren 
F-dur  gefestigt,  in  dem  strahlenden  A-dur 
zu  lebensvoller,  doppelter  GroBe. 

J.  Pembaur,  jr. 

Stiicke  ftir  Violoncello  und  Klavier. 
Halvorsen,   Mosaique  No.  4.     Chant 

de   »Veslemoy«   (Jacques  van  Lier). 

Jl  1,— . 
Sin  ding,   Legende    op.  46.      (Jacques 

van  Lier).     Jf  2,50. 
Nolek,    Aug.,    Salon- Album    op.    43. 

Jt  3,50. 

Z.  d.  I.  M.    V. 


—  Legende  (im  Volkston)  op.  60. 
Jt  1,75. 

—  Konzert-Mazurka  op.  86.    Jt  2,50. 

—  Gnomenreigen  op.  90.  Jt  2, — . 
Kopenhagen  und  Leipzig,  Wilhelm 
Hansen. 

Fiir  Solisten  ist  von  der  vorgelegten 
Violoncellmusik  namentlich  das  erste  zu 
empfehlen,  trotzdem  es  ursprunglich  fur 
Violine  gesetzt  ist.  Die  gescnlossene  Form 
ist  dafiir  wichtig;  schmerzlicher  Ausdruck 
1'aGt  sich  hier  leicht  und  auch  ohne  Sor- 
dine erreichen.  Sinding's  Legende  gehort 
in  die  feinere  Hausmusik,  verlangt  aber 
einen  guten  Partner.  Die  Transkription 
1'aCt  sich  nicht  beurteilen,  da  die  Angabe 
der  Originalfassung  fehlt.  Nolck's  Musik 
ist  wohl  nur  fur  den  Dilettanten  bestimmt. 
Ein  frischer  Zug,  eine  siiCe,  aber  auch  sen- 
timentale  Melodik  —  man  fragt  sich,  ob 
derlei  Sachen,  in  Massen  produziert,  nicht 
am  Ende  den  Geschmack  der  Dilettanten 
verderben?  Pizzicati,  Fuhrung  der  Cello- 
stimme  mit  dem  KlavierbaG,  keine  Durch- 
arbeitung:  keinGewinn  fur  unsereLiteratur. 
Die  auCere  Ausstattung  ist  geschmackvoll. 

F.  B. 
Pini,   Henriques.     Ensemblespiel    ftir 

Violine  und  Klavier  op.  22.    Heft  1 

und  2  a  Jl  2,50.    Kopenhagen  und 

Leipzig,  "Wilhelm  Hansen. 

Die  Stiicke  sind  alle  sehr  leicht  und 
teils  fiir  den  ersten  Unterricht  berechnet; 
einige  Stiicke  auf  den  leeren  Saiten  fehlen 
deshalb  auch  nicht.  Man  kann  die  Samm- 
lung  (etwa  10  Stuck)  wegen  ihrer  gesunden 
Musik  empfehlen. 

Muller-Reuter,   Th.      Op.    25.      Im 

Ballsaal.       Tanze    und    Stiicke     im 

Salonstil    fiir    das   Klavier    zu  vier 

Handen.       Krefeld,    F.    Schuckart- 

0.  Rettke. 

>Im  Salonstil «  heiCt  es  auf  dem  Titel. 

Es  ist  nie  recht  bestimmt  worden,  was  das 

fiir  ein  Stil  sei;  denn  >  Salonstil «    ist  mit 

>Kammer8til«  nicht  zu  verwechseln.    Diese 

Tanze   und    Stiicke:    Polonaise,   Menuett, 

Zwiegesprach,  Walzer,  L'andlicher  Tanz  auf 

dem  Kostiimfest  und  Polka  nach  rheinischer 

Art    sind    frische    Erfindungen    eleganter 

Schreibart     (stilus    familiaris,     choraicus); 

manchmal  streift  die  Harmonisation  sogar 

an  den  stilus  symphoniacus.     Im  Grunde 

hat  jede  dieser  Kompositionen  ihren  eige- 

nen  Stil,  wenn  auch  ein  roter  Faden  durch 

alle  l'auft,  und  dieser  ist  es,  von  dem  man 

sagen  kann,  »le  stile  c'est  Phomme«.  Dieser 

rote  Faden  ist  Muller-Reuter's :  gute  Haus- 

Dig^zed  by  VjOOQ IC 


340 


Zeitschriftenschau. 


Sauer,  Emil.  Franzosische  Serenade 
und  Menuett  (im  alten  Stil),  zwei 
KlavierstUcke. 

Zwei  nette,  wohlklingende  and  harm- 
lose  Kleinigkeiten  fur  den  Salon  oder  alsZu- 
gabenummern,  deren  Selbstandigkeit  durch 
den  ungemein  starken  Grieg'schen  EinfluB 
nahezu  ganzlich  verwischt  wird.     W.  N. 

Grey,  C.  J.,  Morceaux  originaux  pour 
Orgue.  Nr.  14.  Marche  Nuptiale. 
Mainz,  B.  Schott's  Sonne. 

Der  imposante,  wirkungsvolle  Marsch 
scheint  durehans  von  dem  bekannten 
Mendelssohn's  aus  dem  Sommernachtstraum 
inspiriert  zu  sein.  Selbst'andigen  Wert  kann 
man  ihm  deshalb  nicht  zuscnreiben. 


Sohytte,  L.,  Petites  Suites  faciles 
pour  Piano,  Violin  et  ViolonceDo. 
Nr.  1  Fantaisies.  Nr.  2  Reveries. 
Nr.  3  Souvenirs.  Nr.  4.  Serenade. 
Op.  132.  a  M  3,—.  Kopenhagen 
und  Leipzig,  Wilhelm  Hansen. 

Die  Stiicke  Bind  samtlich  sehr  anregend, 
flott  geschrieben  und  gut  musikalisch.  Es 
fallt  dem  Komponisten  immer  etwas  ein, 
und  nur  selten  verfallt  er  ins  gewohnliche 
Musikmachen.  Ein  poetischer  Zug  wohnt 
den  meisten  inne ;  ganz  reizend  ist  z.  B.  der 
Duettgesang  in  der  Traumerei  zwischen  Cello 
und  Geige.  Der  Inhalt  ist  sehr  mannig- 
faltig ;  die  Stiicke  haben  neben  dem  Zweck 
einer  guten  Unterhaltungsmusik  entschieden 
auch  einen  padagogischen. 


Zeitschriftenschau. 


Verzeichnis  der  Abkiirzungen  siehe  Zeitschrift  V,  Heft  1,  S.  43. 


Abate,  Nino.  La  nota  giusta  (A  proposito 
della  >Butterflyc)  —  NM  9,  Nr.  98. 

Anonyma.  L'autobiografia  di  un  operaio 
tedesco  —  Minerva.  Rom.  27/12.  03. 

Die  Camera  acustica  —  Prometheus 

737. 

Danse  et  me'decine  —  I.  de  M£decine 

17/1. 

Ettore  Berlioz  -  Minerva Rom.20/12.03. 

Les  Droits  d'auteur  en  Allemagne  — 

GM  24/1. 
Manuel,   Garcia.     Daily   Telegraph, 

March  16  th. 

StrauB    leads   the   Philharmonic    — 

MO  46,  Nr.  13. 

The  Cant  of  cristicism  —  Mc  9,  Nr.  6. 

Pius  X.  und  die  Kirchenmusik  —  C  21, 

Nr.  3. 

The  musical  copyright  bill  —  Mo  9, 

Nr.  6. 

The  easter  hymn  —  an  early  Wes- 

leyan  version  —  MT  Nr.  734. 

Das  Volkslied  der  Briten.  —  NMZ  26, 

Nr.  13. 
Edward  Mac  Dowell.   A  biographical 

sketch  —  MT  734. 

Der  Bachpreis  oder  Beethoven's  Me- 

tronom.  (Satire)  —  S  62,  Nr.  26.  (1.  April- 
Nummer.) 

StrauB'   »sinfonia  domestica«  —  MC 

26,  Nr.  12. 

The  Elgar  festival  —  MT  Nr.  734. 

Referat  uber  einen  Vortrag  von  Mr. 


Edward  J.  Dent  iiber  >Alessandro  Scar- 
latti* —  MT  Nr.  734. 

L'Athenee  de  Lausanne  —  La  mu- 

sique  Suisse  3,  Nr.  62. 

Ernst  Boehe  —  La  musique  Suisse  3, 

Nr.  62. 

De    Tinterpr&ation    des   oeuvres    de 

Chopin  —  La  m.  en  Suisse  3,  Nr.  63. 
Manuel  Garcia  —  NMP  13,  Nr.  7/a 

Un  prologue  musical  en  l'honneur  de 

Napoleon  I.  —  MM  16,  6. 

De  herstelling  van  het  beierwerk  van 

de  hoofd  Kerk  te  Mechelen  —  Cae  61,  4. 

San  Gregorio  Magno  MuM  69,  4. 

Ein  Kircnenmusiker.    An  die  Adre^se 

des  Herrn  Dom-Kapellmeisters  ...  in 
Wien.  (Fordert  die  Bekanntmachung  des 
Programmes  der  Kirchenmusik  in  Tages- 
blattern)  —  GR  3,  4. 

La  question   des   droits  d'auteur  — 

GM  60,  14. 

Zur  Tanti&menfrage  —  SH44, 14 /la 

MWB  36,  16. 

Stimmstocksteg  neuer  Form  fur  Pia- 
ninos und  Flugel  —  Zfl  24,  19. 

Neuerung  an  Fliigeln.     Mechaniken 

nach  dem  System  Herz-Erard  —  Zfl 
24,  20. 

Satzungen  und  Prufungsordnung  det 

musikpadagogischen  Verbandes  —  ILL 
27,  8. 

Drei  Beethovenbriefe  —  NMZ  25.  14 

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Zwtacluriftenschaa. 


841 


Charpentier,  G.,  compositeur  de  ma- 
nque —  Echo  des  orchestras  1. 

L'expression  passionnee  dans  la  mu- 

sique  de  M.  Leronx  (notes  snr  la  Reine 
Fiammette)  —  RM  15/1. 

Die  Gregoriusfeier.    Wirkungen  des 

Motu  proprio  —  GR  3,  4. 

Der   K&mpf  urn   die   Tantiemen  — 

NMZ  25,  12. 

Manuel  Garcia  —  MMR  34,  400. 

La  Pasqua  nella  poesia  e  nella  musica 

-  MuM  59,  4. 

Altenburg,  W.  Saxophone  und  neue  saxo- 
phonartige  Instrumente  —  Zfl  24,  20. 

Arcoleo,  G.  L'humorisme  dans  l'Art  mo- 
derne  (tibersetzt  von  Alba  Aprils)  —  R. 
d'Europe  1. 

Arend,  M.  Gottfried  Weber  und  die  nick- 
warts  schauende  Musikwissenschaft  — 
MWB  35,  14/16. 

Arend-Raachid,  M.  Tonbildung  oder 
Treffubung  —  BfHK  8,  7. 

Bauer,  M.  Hugo  Wolf's  Briefe  an  Hugo 
Faisst  —  NZfM.  71,  Nr.  14. 

Beckmann,  G.  und  Sermuakie,  J.  Noch 
einmal  die  Choralzwischenspiele  — 
MSfG  9,  4. 

Bertini,  Paolo.  Un  omaggio  a  C.  J. 
Gounod  -NM9,  Nr.  98. 

Berendt,  Max  (+).  Ein  Beitrag  zur  Dra- 
maturgic des  Lohengrin  —  Mk  3,  14. 

Besamertny,  M.    Professor  Richard  Barth 

-  NMZ  25,  12. 

Bouyer,  R.  Petites  notes  sans  portee 
quelques  mots  de  preface  pour  la  resur- 
rection de  Mozart  —  M  24/1. 

Bough  ton,  R.    The  prostitution  of  music 

-  Mc  9,  Nr.  5/6. 

Bour,  J.    Choralstudien  —  C  21,  Nr.  3. 

Brandea,  Fr.  Die  Bohcme  Scenen  von 
G.  Puccini  —  S  62,  Nr.  23/24. 

Braungart,  R.  Konzcrtprogramme  — 
NZfM  71,  Nr.  16. 

Brauser,  E.  Beitrag  zur  Motivlehre  — 
MWB  36,  16. 

Brautigam,  L.  Paul  Scheinpflug  —  MWB 
35,  17. 

Brunnetiere,  F.  Hervieu,  Melodrame  ou 
tragedie?  A  propros  du  dedale  —  R. 
des  deux  mondes  15/1. 

Burgess,  H.  Th.  The  art  of  music  ma- 
king —  MO  27,  Nr.  319. 

C.,  H.    Antoinette  Sterling  —  NMZ  25, 14. 

C.    La  Fille  de  Roland  —  RM  4,  7. 

Capellen,  C.  Die  Einbeitjjchkeit  usw.  der 
Schlusselzeichcn  ohnc  Anderungcn  am 
Noten-  und  Liniensystem  —  Mk  3,  13. 

Caaaon,  Th.    Organ  design  —  Mo  9,  Nr.  6. 

Cloaaon,  E.  Le  Geigenwerk  au  Musee  du 
Conservatoire  de  Bruxelles  —  GM  50, 
14/16. 

Cope,  E.  On  the  canons  of  organ  buil- 
ding —  MO  27,  Nr.  319, 


Crotsched,  Dotted.    A  visit  to  Boston  — 

MT  Nr.  734. 
Danhauser.     L'enseignement    du  chant 

—  RM  15/1. 

Dent,  J.    The  Library  of  Fortunato  Sau- 

tini  —  MMR  34,  400. 
Dixon,  G.    The  York  Minster  organ  — 

MO  27,  Nr.  319. 
Brckmann,  F.    Die  patriotischen  leader 

Schottlands.    Ein  geschichtlicher  Uber- 

blick  —  MK  3,  14. 
Eiaenmann,  A.    Zur  Instrumentenkunde. 

(DieEntwicklungsgesohichte  desKlaviers) 

—  NMZ  25,  Nr.  13. 

Ertel,  P.    Zivil-  contra  Militarmusiker  — 

DMZ  35,  17. 
Escbini,  G.    Miserie  del  palcoscenico  — 

NM  9,  Nr.  98. 
Ferrerio,  A.    Le  origine  del  melodramma 

—  NM  9,  Nr.  98,  99. 

Finn,  John.    Eminent  flautists  —  MO  27. 

Nr.  319. 
Frimmel,  Th.  v.    Ein  Bildnis  Vieuxtemps 

von  Einsle  -  NMP  13,  Nr.  6. 
Fraenkel,  R.    Chant  populaire  et  musi- 

que  menuet  —  Akademiai  Ertesito  10. 
Green,  P.  B.    Jewish  influences  on  church 

song  —  Mc  9,  Nr.  6. 
Grunsky,  K.    Bachs  Kantaten.    Eine  An- 

regung  —  Mk  3,  14. 

Philipp  Wolfrum  —  BfHK  8,  7. 

H.   Julius  Gunther  +  —  SMT  24,  7. 
Haberl,  F.  X.    Das  dreiCigste  Semester 

der  Kirchenmusikschule  in  Regensburg 

-  MS  37,  Nr.  2. 

Hallays,  A.  Chausson:  le  roi  Arthus  — 
La  Revue  de  Paris  1/2. 

Hebert,  M.  L'ecole  francaise  de  musique 
contemporaine.  Notes  prises  a  une  con- 
ference faite  par  M  Laloy  —  GM  50, 14. 

Hellouin,  F.  Le  premier  journal  musical 
francais  —  CMu  7,  8. 

Hildebrand,  0.  Die  Anwendung  des  elek- 
trischen  Schwachstromes  beiiu  Bau  von 
Kirchen-  und  Konzertorgeln  —  GR  3, 4. 

Hoebel.  »Annmarei«,  Oper  von  Delhi  ar- 
KulenkampflfUraufT.inKassel  -NZfM71, 
Nr.  13. 

Janusohke.  Kritik  iiber  Schaik,  W.  C.  L., 
Wellenlehre  und  Schall.  Deutsch  von 
H.  Feukner  —  Ztschr.  f.  d.  Realschulw. 
29,  3. 

Jofl,  V.  >Schlaraffenland«  von  Fulda- 
Weinberger  (Prag  27.  Marz  1904)  — 
AMZ  31,  16. 

>Armida«    von    Vrchlicky- Dvorak. 

(AufT.  in  Prag  25.  Marz  1904)  —  ibid. 
Nr.  16. 

K.  WeitereszurTantiemenfrage--NMZ15, 

Nr.  13. 
K.,  M    Der  Kobold  von  8.  Wagner  in 

Coin  —  GM  50,  16. 

Digggsd  b> 


342 


Zeitschriftenachau. 


Karlyle,  Ch.     Das    Londoner    Elgarfest 

—  S.  62,  Nr.  29. 

Kionka,  0.    Das  275jahrige  Jubilaum  des 

Musikkollegiums  in  Winterthur  —  NMZ 

25,  14. 
Kling,  H.    Franz  Liszt  pendant  son  sejour 

a  Geneve  1835—36  —  La  m.  en  Suisse  3, 

Nr.  53. 
Klofi,  E.    Der  neue  Band  der  Glasenapp- 

schen  Wagner-Biographie  —  NZfM  71, 

Nr.  15. 
Koch,  M.    Tonsatzlehre  ff.  —  NMZ  25, 13. 
Kohut,  A.    Ein  Kantor  und  Komponist. 

Zum  100.  Geburtstage  Salomon  Sulzer's 

-  NMZ  25,  Nr.  13. 
Kolytschew,  W.  v.    R.  Wagner's*  Ring< 

auf  ru8si8chem  Boden  —  BB  27,  Nr.  1 — 3. 
Kralik,  R.   von.    Poesie  und  Musik  der 

Minnesanger  —  Mk  3,  13. 
Krause,  E.    Cbrysander's  Gesamtausgabe 

der  Werke  Handel's  —  Mf  M  36,  Nr.  3/4. 
Kraufl,  R.    Die  Stuttgarter  Theaterbau- 

frage  —  Gegenwart  65,  11. 
Krutschek,   P.    Fapst  Pius  X.  und   die 

Kirchenmusik.    (2.  Artikel.)   —   MS  37, 

Nr.  4. 
Krtsmary,  A.    Ein  Musikbuch  in  Oster- 

reich  —  NMP  13,  Nr.  6.  (Besprechung.) 
L. ,    N.     Premiere    representation    de  la 

Tosca  de  Puccini  —  GM  50,  15. 
Laloy,  L.   und   Romain  Rolland.     Les 

maitres  d'autrefoix :  Meyerbeer  — RM16/1 . 
Landi,   P.    Musical  training  in  England 

and  on  the  Continent  —  MO  27,  Nr.  9. 
Langenbeck,  G.    Akkord-Gleichungen  — 

MWB  35,  14/15. 
Landormy,  P.     La  nouvelle  theorie  de 

Tharmonie    de    M.    Hugo  Riemann   — 

RM  4,  7. 
Lederer,  V.    Schlaraffenland.   Kom.  Oper 

von  K.  Weinberger  —  S.  62,  Nr.  29. 
Armida,    von    A.    Dvorak    —    ibid. 

Nr.  27/28. 
Leichtentritt,    H.     Das    trunk'ne    Lied 

(Zarathustra)  von  Oskar  Fried  —  AMZ 

31,  14. 
LeBmann,  0.  Josef  Rebicek  ^  —  AMZ31, 

Nr.  14. 

Lodovico  Sacerdoti  +  —  ibid.  Nr.  16. 

Lobl,    E.    Die   Presse   und    das   geistige 

Leben  —  Die  Umschau  16/1. 
Lunn,  Ch.    Modern  theories  and  ancient 

faith  —  Mc  9,  Nr.  6. 
Lutschounigg,  A.     Die  Rhythmisierung 

des  gregorianischen  Chorals  —   MS  37, 

Nr.  11. 
Lyra,  J.  W.  {•{•}.    Evangelium  und  Credo 

aus  der  deutschen  Messe  —  Si  29,  Nr.  4. 
M.,  F.  S.   The  Elgar  festival  —  Mc9,  Nr.  6.  j 
Marnold,  Jean.    Les  sons  inferieurs  et  la 

theorie  de  M.  Hugo  Riemann.  (Forts.)  —  i 

CMu  7,  Nr.  4.  | 


Bach  et  »l'Art  pour  PArt*  —  ibid. 

Nr.  2. 
Maraop,    P.      Eine   musikalische   Yolks- 

bibliothek  in  Miinohen  —  AMZ  31,  17. 
Marteau,  H.    Berlioz  critiaue  musical  — 

La  musique  en  Suisse  3,  Nr.  52. 
Mathias.  Einfuhrungin  die  vom  elsassischen 

Cacilienverein  herausgegebene  Choralbe- 

gleitung  —  C  21,  Nr.  3. 
Mauclair,  C.    Les  vertiges  de  la  musique 

—  CMu  Nr.  2. 

Eaux-fortes,    d'apres    l'orchestre   (A 

Claude  Debussy)  —  ibid.  7,  Nr.  7. 

Mangeot,  A.  >La  fille  de  Roland «,  von 
Henri  Rabaud.  1.  Auff.  Paris,  Opera- 
Comique  16.  Marz  1904  —  MM  15,  6. 

Pour  la  melodie  franchise;    vers  et 

proses  pour  le  Lied  —  ibid.  Nr.  7. 

Merkel,  r.     Aussprache   u.  Deklamation 

—  SH  44,  17. 

Merry,  F.    Mr.  Henry  J.  Wood.     (Living 

Masters  etc.)  Besprechung  —  Mc  9,  Nr.  6. 
Mey,  Kurt.     Die  Begriffe    subjektiv   und 

objektivin  der  Musikasthetik  —  NZfM 71, 

Nr.  17. 
Millet,  L.    Antoni  Noguera.    Revista  m. 

catalana  —  1,  4. 

La  Celestina,  del  mestre  Felipe  Pedrell 

—  ibid. 

Moore,  W.  Suggested  specification  for 
Westminster  cathedral  —  MO  27,  Nr.319. 

Morgan,  H.  Facts  and  fancies  of  Piano 
scale  —  MO  27,  Nr.  319. 

Munnich,   W.     Der  Blinde   als   Musiker 

—  MW  36,  17. 

Munaer,  Georg.  Zur  Tantiemefrage  — 
S  62,  Nr.  23/24. 

Marschneriana  —  NZfM  71,  Nr.  13/14. 

tJbungen  im  Musikhoren  —  KW 17, 14. 

Nadal,  B.    Bails  populars   Catalans  usw. 

Revista  m.  catalana  I  4. 
Naldo,  A.  R.    Corriere  —  NM  9,  Nr.  99. 
Newman,   E.      The    Edgar    festival    in 

London  —  MC  25,  Nr.  14. 
Niecke.    Programm    and    music    —    MT 

Nr.  734. 
Niemann,   W.      Max   Reger    in    seinen 

neuen  Orgelwerken  —  S  62,  Nr.  27/28. 
Ochs,  T.     Zur  Frage    des    Auf  fuhrungs- 

rechtes  an  Werken  deutscher  Tonsetzer 

—  AMZ  31,  16. 

Pearson,  A.    Celebrated  Glee  composers. 

(III.  Dr.  Calleott)  —  MO  27,  Nr.  319. 
Pedrell,  Felipe.  Musichs  veils  de  la  tern 

Flecha     —    Revista     musical    catalana 

1,  4. 
Phillips,  R.   C.     The    music    of    ancient 

Greece  (Forts.)  —  MO  27,  Nr.  319. 
Pierre,  C.    Notes  sur  les  chansons  de  la 

periode  reVolutionnaire  —  RM  4,  7. 
Pissin,  R.    Zwei  Dichter  als  Deuter  der 

Musik.   Thomas  Mann   und   Karl  Sohle 

—  Mk  3,  14. 

Digitized  by  VjOOQIC 


Zeitsohriftensohau. 


343 


Platzhoff-Lejeune,  E.    Virtuosenelend  — 

SMZ  44,  Nr.  16. 
Pougin,  A.    Le  violon.  les  femmes  et  le 

Conservatoire  —  M  70,  14. 
Pujol,  F.     La  Missa   del  Papa  Marcelli 
en  la  iglesia  de  Santa  Maria  del  Pi.  — 
Revista  m.  catalana  1,  4. 
Baabe,  P.    Zur  Frage  dee  Auf fuhrungs- 
rechtes  an  Werken  deutscher  Tonsetzer 
-  AMZ  31,  14. 
Beger,  Max.    Zum  1.  April  —  NZf  M  71, 

Nr.  14. 
Richard,  A.     Gralsberattelsen    in    Rich. 

Wagner's  »Lohengrin«  —  SMT  24,  7. 
Rigby,  T.    The  reform    of  sacred  music 

Month  2. 
Biesenfeld,  P.    Das  Stiefkind  Musik  — 

AMZ  31,  16. 
Ruta,  0,    Psyche   und  Tonorgan  —  AU- 

gemeine  Zeitung  1904  —  60,  6. 
8.,  O.    Die  Vorstande    deutscher   Opern- 
biihnen.    II.  Die  Dresdener  Hofoper  — 
NMZ  26,  12. 
8.,  R.    La  question  des  droits  d'auteur  en 

Allemagne  —  GM  60,  16. 
Sagittarius.      Musikal.    Zeitfragen.     III. 

Musikpadagogisches  —  NMZ  26,  12. 
Saint-  George,  H.    Algernon  Ash  ton.   A 
few  impressions  of  his  life  and  works  — 
Mc  9,  Nr.  6. 
Samazeuilh,  Gust.  Die  Tochter  Rolands. 
Oper  von  H.  Rabaud  —  S.  62,  Nr.  26. 

Vincent  dTndy:  2.  Sinfonie  in  Bdur 

(op.   67).     Erst  auf  fiihrung   in   Paris    am 
28.  Feb.  1904  —  ibid.  Nr.  27,28. 
Schering,  A.     Peter  Cornelius    und   die 
Partitur  seines  Barbier  von  Bagdad  — 
NZfM  71,  Nr.  17. 
Schmidkunz,  H.    Hauptfragen  der  Musik- 

padagogik  —  BfHK  8,  7. 
Schmitz,    £.     Drei    musikalische   Toten- 

tanze  —  AMZ  31,  16/16. 
Segnitz,  E.  Franz  Liszt's  erstes  Auftreten 

in  Leipzig  —  AMZ  31 ,  14/16. 
Seidl,  A.    Franz   Mikorey    als   Sympho- 

niker  —  NMZ  26,  14. 
8enes,  G.    Nel  solene  centenario  di   San 
Gregorio  Magno  —  NM  9,  Nr.  98. 

Filologia    musicale    (ana  pagina  del 

Libro  delPerche)  —  ibid.  Nr.  98. 

Serieyx,  L.   Caractenstiques  de  la  musique 

sacr^e  d'apres  l'instruction  pontificale  — 

CMu  7,  Nr.  7. 

Seydler.     Der  Unterricht  aus  der  Musik- 

geschichte  etc.  II  —  NMP  13,  Nr.  7/8. 

Sibmacher  Zijnen,   F.    Muziek  aan   de 

Universiteit  —  Cae  61,  4. 
Siefert,  R.    Nochmals:    >Etwas  zur  Auf- 
klarung    uber   Geheimnisse    im   Geigen- 
bau«  —  Zfl  24,  19. 


Sivry,  A.   de.    La   question  feministe  au 

Conservatoire  —  MM  16,  Nr*  7. 
L'orchestre    des   concerts  Berlioz  — 

ibid.  Nr.  6. 
Smith,  B.  La  fatalite  —  La  m.  en  Suisse  3, 

Nr.  63. 
Spanuth,  Aug.    Die  New-Yorker  Opern- 

saison  —  S  62,  Nr.  25. 
Spitta,    F.    Das    neue    Gesangbuch    fiir 

Braunschweig  -—  MSf  G  9,  4. 
Steiner,  J.    Ein  neues  Orgelbausystem  — 

Zfl  24,  20. 
Steuer,  M.    Versuch  eines  Opern-Kanons 

—  NZfM  71,  Nr.  16. 

Tobler,  A.  Der  Volkstanz  im  Appenzeller- 
lande.  Schweiz.  Archiv  f.  volkskunde. 
8,  Nr.  1. 

Tagliche  Rundschau.  Der  Gralsraub 
vor  Gericht  (30).  Randbemerkungen  zum 
ProzeB  Conried-Conrad  (31).  SchluB- 
wort  zum  Parsifalstreit  (34).  —  Die  Bay- 
reuther  Stipendienstiftung  (36).  Ein 
Nationaldenkmal  fur  Wagner  in  Eise- 
nach (38). 

Tebenue,  C.  Les  Origines  des  danses 
sacrees  —  R.  Illustree  16/1. 

Uhl,  E.  -Helga,  Tondrama  von  Woikowsky- 
Biedau.  (Urauff.  in  Wiesbaden)  — 
NZfM  71,  Nr.  16. 

Vansca,  M.  Johann  StrauO  —  NMP  13, 
Nr.  7/8. 

Viotta,  H.    Wagnervrees  —  Cae  61,  4. 

Victori,  J.  Die  Missa  de  Angelis  —  GR3,4. 

Vivell.  Der  Introitus  Resurrexi  —  GR3,4. 

Martin  Vogt's  Selbstbiographie  —  SMZ 
44,  12. 

Weber,  W.  Die  Thematik  der  Chore  in 
Bach's  H-moll-Messe  —  NMZ  26,  Nr.  13. 

Beitragzur  Gesangsreform — KL27, 8. 

Wedgwood,  J.  J.  Tonal  design  in  modern 

organ  building  —  MO  27,  Nr.  319. 
Wentorf,  O.    Wirkungen  unseres  Theaters 

—  Gegenwart  66,  12. 

Westerby,  H.  Musical  treatment  of  the 
psalms  —  MO  27,  Nr.  319. 

Winterfeld,  A.  von.  Ein  Primadonna- 
gastspiel  vor  70  Jahren  in  Stuttgart  — 
NMZ  26,  Nr.  13. 

Wolzogen,  H.  v.  Was  Herder  uns  sagte. 
Bayreuther  Festgedanken  aus  drei  Jahr- 
hunderten.  BB  26,  Nr.  1—3.  {Aus  Her- 
ders Zeitschrift  »Adrastea«). 

B.     Wagner    an    L.    Schindelmaier. 

(Briefe).  —  ibid. 

Zara,  Gino.  >Oblio«  de  maestro  Brogi  — 
NM  9,  Nr.  98. 


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344 


Mitteilungen  der  >Internationalen  Musikgesellschaft*. 

Buohhtadler-Kataloge. 


Belaieff,  M.  P.  Leipzig.  Verzeichnis 
neuer  Musikalien  (fast  nor  russischer 
Komponisten). 

Breitkopf  &  Hartel.  Leipzig.  >Die 
grofien  Meister*.  Verzeichnis  der  Ge- 
samtau8gaben  in  Banden,  Heften  und 
einzelnen  Nummern.  346,  IV  S.  8  mit 
Bildnissen  und  teilweise  biographischen 
Notizen.  brosch.  —  Mitteilungen  der 
Musikalienhandlung  Nr.  76,  Januar  1904, 
Seite  2963—3000.  —  Nr.  77,  Marz  1904, 
Seite  3001—3048.  —  »Hausmusik€.  Ver- 
zeichnis von  Orchester-  u.  Gesangswerken 
in  vereinfachten  Besetzungen.  —  Carl 
Reinecke.  Verzeichnis  seiner  im  Druck 
erschienencn  Originalwerke.  —  Jean  Si- 
belius. Verzeichnis  seiner  bisher  im 
Druck  erschienenen  Kompositionen. 


Harold  &  Co.  201a,  Shaftesbury  Avenue, 
London  W.C.  Catalog,  Nr.  16  (1904)  of 
Music  and  musical  literature  (Ancient 
and  Modern)  Second  hand. 

List  &  Franoke.  Leipzig,  Talstr.  2.  Aa- 
tiquariatskatalo?  Nr.  360.  (Erganzung 
des  Katalogs  No.  363 )  Musikliteratur, 
Musikalien,  Theater  und  Tanz,  Auto- 
graphen  von  Musikern  und  Biihnen- 
kiinstlern.  Zum  Teil  aus  dem  Nachlasse 
des  Professore  Vincenzo  Rosati. 

Schmidt,  C.  F.  Heilbronn  a./N.  Mittei- 
lungen Nr.  10.  Werke  fiir  kleinere  Or- 
chester- Vereinigungen  sowie  zur  Pflegc 
der  Hausmusik  in  den  verschiedensten 
Instrumental-Besetzungen. 


Mitteilungen  der  ,Jnternationalen  Musikgesellschaft". 

Ortsgruppen. 
Paris. 

Les  membre8  de  la  S.  I.  M.  de  Paris  et  des  regions  avoisinantes  se  sont  reunis 
le  28  mars  et  ont  decide  de  se  constituer  en  section  parisienne  de  France.  Ont  etc 
nommes:  President  Mr.  L.  Dauriac;  Secretaire  Mr.  Prod'homme;  Tresorier  Mr.  Eoor- 
cheville. 

Wien. 

Am  14.  Dezember  1903  Bprach  Herr  Dr.  Karl  Weigl  iiber  >Em.  Al.  F orate r 
und  seine  Beziehungen  zu  Beethoven*. 

Der  Vortragende  gab  eine  Darstellung  von  Forster's  Lebenslauf  und  seines  per- 
sonlichen  und  kiinstlerischen  Verhaltnisses  zu  Beethoven  und  zeigte  seine  Entwicklung 
als  Komponist  mit  Hilfe  einiger  Formanalysen  aus  Forster's  Streichquartetten  und 
Klavierwerken. 

Am  6.  Februar  1904  sprach  Fraulein  Dr.  Elsa  Bienenfeld  iiber  »Das  Quodlibet 
des  XVI.  Jahrhunderts*. 

An  Stelle  der  mehrstimmig  gesetzten  Volkslieder  trat  urn  die  Mitte  des  Jahr- 
hunderts  das  GeseUschaftslied  und  mit  diesem  das  Quodlibet  Diese  nur  hoheren 
Zwecken  dienende  Vokalmusik  scheint  sowohl  bei  Franzosen,  Italienern,  Spamern 
als  auch  vorzugsweise  bei  den  Deutschen  beliebt  gewesen  zu  sein.  Als  letzter  Aus- 
l'aufer  dieser  Kunstgattung  erscheint  die  letzte  Variation  iiber  zwei  Volksmelodien  in 
Bach's  Goldberg- VaricUioncn  und  die  Verbindung  der  drei  Orchester  mit  je  einem 
verschiedenen  Thema  im  Maskenball  von  Mozart's  Don  Juan.  Das  Quodlibet  des 
16.  Jahrhunderts  zeigt  drei  Typen.  Es  wurden  entweder  mehrere  vollstandig  ver- 
schiedene  Melodien  zu  einander  gesungen,  oder  es  wurde  in  alien  Stimmen  derselbe 
Text,  aber  zusammengesetzt  aus  kurzen  Bruchstucken  einer  ganzen  Reihe  von  Melo- 
dien gesungen,  oder  es  setzte  sich  schlieBlich  jede  Stimme  selbstandig  aus  lauter  ab- 
gerissenen  Brocken  zusammen.  Ein  vom  Regenschori,  Herrn  Dr.  Cerin,  geleiteteter 
Chor  fiihrte  Beispiele  dieser  drei  Typen  aus  der  Quodlibetsammlung  des  Wiener  »Sckul- 
mcisters  Wolfgang  Schmcltzl*,  die  1644  erschienen,  vor. 

Am  12.  Marz  1904  sprach  Herr  Hof-  und  Domorganist  Anton  Seydler  aus 
Graz  iiber  »Harmonische  Elemente  in  der  einstimmigen  Musikc. 

Der   Vortragende    entwickelte    in   seiner  Darstellung   folgenden   Gedankengang: 

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Mitteilungen  der  »Internationalen  MusikgesellschafU. 


345 


Gerade  so  wie  wir  heutzutage  jeder  Melodie,  auch  der  unbegleiteten ,  eine  bestimmte 
Harmonie  zugrunde  legen,  so  sind  alle  jene  Gesange,  welche,  wie'  die  leider  nor 
sparlich  vorhandenen  Uberreste  der  alten  Griechen  oder  die  in  iiberreicher  Hiille  vor- 
liegenden  herrHchen  Melodien  des  gregorianischen  Chorales,  einer  Harmonie  in  unserm 
Sinne  entbehren,  in  ihrem  Aufbaue  doch  nach  einer  inneren  Logik  entstanden,  deren 
treibendes  Moment  die  Klangverwandtschaft,  also  ein  harmonisches  Moment  ist.  Ohne 
dieses  gibt  es  keine  sinngemaCe  Musik.  So  sehr  anch  unser  Ohr  sich  im  Laufe  der 
Zeiten  entwickelt  hat,  so  lag  doch  von  allemAnfange  an  unserm  musikalischen  Emp- 
finden  das  Auffassen  zweier  Tonschnitte  als  ein  Naturgesetz  zugrunde,  erstens  das 
Hinstreben  nach  gewissen  Zieltonen,  Tetraohorde  der  Griechen,  deren  Endtone  als  fest 
und  unverruckbar  galten,  Kadenzschnitt  in  unserm  Sinne,  z.  B.  I.  Stufe  zur  IV.,  V.  zur 
L  und  zweitens  das  Weitergreifen  von  der  Naturharmonie  eines  Tones  aus  auf  dessen 
Klangbestandteile,  Terz-  und  Quinttone;  man  kann  erstere  als  melodische,  letztere  als 
harmonische  Schnitte  auffassen.  Nun  zeigte  der  Vortragende  das  Vorhandensein  der- 
artiger  Schnitte  an  einer  afrikanischen  Melodie,  am  Seikilos-Liede  und  der  Pindcur- 
Ode  der  Griechen  und  an  einigen  Choralmelodien.  SchlieBlich  besprach  er  noch  die 
Tonleitern  der  Griechen  und  die  Kirchentone  des  Mittelalters ,  welche  sich  in  ihren 
typisohen  Tonschnitten  deutlich  entweder  im  Dur-  oder  Mollsinne  deuten  lassen.  Auch 
auf  die  bekannte  Auf  fassung  von  der  dualen  Entwioklung  unseres  Dur-  und  Moll- 
systems  weist  bereits  die  altgriechische  Tonnaturlehre  hin,  indem  die  dorische  Ton- 
leiter,  die  Umkehrung  unserer  Durtonleiter  entweder  mit  der  Hypate  als  SchluCton 
unsrer  heutigen  Molltonleiter  mit  erniedrigter  zweiter  Stufe  oder  mit  der  Mese  als 
SchluCton  einer  Molltonleiter  mit  dem  Schlusse  auf  der  Dominante  entspricht. 

Oswald  Roller . 


Nene  Mitglieder. 


Flatau,  Dr.    Nurnberg,  ZeltnerstraBe  7. 
Laurencie,   L.  de  la,   Paris,  10  Rue  Ed- 

xnond  Valentin. 
Legrand,  Charles,  Paris,  46  avenue  Kleber, 
Ijeichtentritt,    Dr.    Hugo,    Berlin    W., 

Winterfeldtstrafie  26a. 


Marnold,  Jean,  Paris,      28  rue  Pigalle. 
Pirro,  AndrS,  Paris,  31  rue  Vanneau. 
Quittard,  Henri,   Paris,  20  rue  Gabrielle. 
University  Library,  Princeton  (New  Yer- 
sey)  U.  S.  A. 


Anderungen  der  Mitglieder-Liste. 

TJlrioh,  Bernhard,  cand.  philos.,  friiher  Leipzig,  jetzt  Berlin  W.  8,  Eronenstr.  71 IV  r. 

Den  heutigen  Heft  liegt  ein  Verzeichnto  des  Musikverlags  M.  P.  Belaieff 

in  Leipzig  bei 


Inhalt  des  gleichzeitig  erscheinenden 
Sammelbandes. 

Frederick  Niecks  (Edinburgh).    General  Culture  and  Musicians. 

O.  Abraham  und  Erich  M.  v.  Hornbostel.    Phonographierte  indische  Melodien. 

Adolph   Sandberger    (Milnchen).     Roland   Lassus1  Beziehungen   zur  italienischen 

Liters  tur. 
Ludwig  Schiedermair  (Miinchen).    Die  Anfange  der  Miinchener  Oper. 
Carl  Mennicke  (Leipzig).    Zur  Biographie  Joh.  Adolph  Hasse's.     (Nachtrag.) 
O.  Fischer  (Prag).    Zum  musikalischen  Standpunkte  des  nordischen  Dichterkreises. 

(Nachtrag.) 
Max  Seiffert  (Berlin).    Joh.  Pachelbel's  »Musikalische  Sterbensgedankenc. 


Insgegeben  Ende  April  1904. 


Fur  die  Redaktlon  verantwortlioh :   Dr.  Alfred  Heufi,  Leipzig,  Salomonstrafie  11. 
Druck  und  Verlaf  vonBreitkopf&Hartelin  Leipzig,  NQraberger  StraBe  36. 

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Publikationen  der  Internationalen  Mnsikgesellschaft. 

Beihefte. 

Zu  unseren  beiden  offiziellen  Publikationsorganen  ist  seit  Jahresfrist  ein 
drittes,  sozusagen  nicht-offizielles  getreten,  zu  dessen  Bezug  die  Mitglieder 
nicht  verpflichtet  sind  und  welches  in  zwanglosen  Heften  erscheint.    Diese 

Beihefte  der  Internationalen  Musikgesellschaft 
haben  den  Zweck,  die  »Sammelbande«  zu  entlasten.  Wie  in  der  »Zeitr 
schrift*  nur  Aufsatze  von  hochstens  einem  Druckbogen  L&nge  aufgenom- 
men  werden  konnen,  so  hat  sich  fur  die  >Sammelbande«  das  Prinzip  als 
zweckmaBig  herausgestellt,  nur  Abhandlungen  von  hochstens  fiinf  Druck- 
bogen Umfang  aufzunehmen.  Um  aber  den  diesen  Umfang  iibersteigenden 
Arbeiten  von  Wert  ebenfalls  Platz  zu  schaffen,  sollen  die  »  Beihefte* 
dienen.  Das  schon  vor  Auftreten  der  Internationalen  Musikgesellschaft 
unter  dem  Titel  » Sammlung  musikwissenschaftlicher  Abhandlungen 
von  deutschen  Hochschulen*  begiiindete  Unternehmen  ist  in  den  »fiei- 
heften*  aufgegangen.  Den  Mitgfiedern  der  Internationalen  Musikgesell- 
schaft steht  es  frei,  ob  sie  die  Beihefte,  die  selbstandige  neue  Porschungen 
enthalten,  beziehen  wollen.  Diese  Beihefte,  die  durch  samtliche  ange- 
sehene  Buchhandlungen  des  In-  und  Auslandes  oder  unmittelbar  von  der 
Verlagshandlung  Breitkopf  &  Hartel  bezogen  werden  konnen,  werden  je 
nach  Umfang  zu  maBigen  Preisen  portofrei  an  die  subskribierenden  Mit- 
glieder geliefert.  Die  bisher  erschienenen  Hefte  der  ersten  Reihe  der 
Sammlung  musikwissenschaftlicher  Arbeiten  werden  unter  denselben 
Bedingungen  den  Mitgliedern  abgegeben. 

Die  Centralgeschaftsstelle  der  Internationalen  Musikgesellschaft, 

Beihefte  der  Internationalen  Mnsikgesellschaft. 

I.  Edgar  Ist  el,   Jean  Jacques  Rousseau   als  Komponist  seiner  lyrischen  Szene 

Pygmalion.    Preis  Jf  1.60. 
II.  Johannes  Wolf,  Musica  Practica  Bartolomei  Rami  de  Pareia.    Preis  Jf  4. — . 

III.  Oswald  Korte,  Laute  und  Lautenmusik  bis  zur  Mitte  des  16.  Jahrhunderts. 
Unter  besonderer  Beriicksichtigung  der  deutschen  Lautentabulatur.  Preis  Jf  6.—. 

IV.  Theodor  Kroyer,  Die  Anfange  der  Chromatik  im  italienischen  Madrigal  des 
XVI.  Jahrhunderts.    Ein  Beitrag  zur  Geschichte  des  Madrigals.    Preis  Jf  6.-—. 
V.  Karl  Nef ,  Zur  Geschichte  der  deutschen  Instrumentalmusik  in  der  zweiten  Halfte 
des  17.  Jahrhunderts.  Miteinem  Anhange:  Notenbeispiele  in  Auswahl.  Preis  JfS. — . 
VI.  Walter  Niemann,  Ober   die   abweichende   Bedeutung   der  Ligaturen  in  der 
Mensuraltheorie  der  Zeit  vor  Johannes  de  Garlandia.    Ein  Beitrag  zur  Geschichte 
der  altfranzdsischen  Tonschule  des  12.  Jahrhunderts.    Preis  Jf  6. — . 
VII.  Max  Kuhn,    Die   Verzierungs-Kunst    in    der    Gesangs-Musik    des    16.   und 
17..  Jahrhunderts  (1635/1650).    Preis  Jf  4.— . 
VIH.  Hermann  Schroder,  Die  symmetrische Umkehrung  in  der  Musik.  Ein  Beitrag 
zur  Harmonie-   und   Kompositionslehre    mit   Hinweis   auf  die   hier  technisch 
notwendige  Wiedereinfuhrung  antiker  Tonarten  im  Style  modemer  Harmonik 
Preis  Mb.—. 
IX.  Arno  Werner,  Geschichte  der  Kantorei-Gesellschaften  im  Gebiete  des  ehe- 

maligen  Kurfurstentums  Sachsen.    Preis    3. — . 
X.  Eugen  Hirschberg,    Die    Encyklopadisten   und   die   franzosische    Oper   im 
18.  Jahrhundert.    Preis  M  3.—. 

Friiher  sind  als  Hefte  der 
>  Sammlung  musikwissenschaftlicher  Arbeiten  von  deutschen  Hochschulen«  erschienen: 
LEduard    Bernoulli,    Die  Choralnotenschrift    bei  Hymnen    und  Sequenzen. 

Preis  A  9.—. 
EL.  H e r m  ann  A b ert ,  Die  Lehre  vom  Ethos  in  der  griechischen  Musik.  Preis  Jf  4. — . 
HI.  Heinrich  Rietsch,   Die  Tonkunst   in  der   zweiten  Halfte  des   neunzehnten 
Jahrhunderts.    Preis  Jf  4. — . 

IV.  Richard  Hohenemser,  Welche  Einflusse  hatte  die  Wiederbelebung  der  'alteren 
Musik  im  19.  Jahrhundert  auf  die  deutschen  Komponisten?    Preis  Jf  4. — . 


•    -     r- 


ZEITSCHRIFT 


DER 


INTERNATIONALEN  MUSIKGESELLSCHAFT. 


Heft  9.  Fttnfter  Jahrgang.  1904. 


Erscheint  monatlich.    Fur  Mitglieder  der  Internationalen  Musikgesellschaft  kortenfrei, 
fiir  Nichtmitglieder  10  Jt.  Anzeigen  26  Sp  fur  die  2geepaltene  Petitzeile.   Beilagen  15  Jt. 


Amtlicher  Teil. 
Erster  Kongrefi 

der 

Internationalen  Musikgesellschaft. 

Hierdurch  werden  die  Mitglieder  der  Internationalen  Musikgesellschaft 
fur  Freiteg,  den  30.  September  und  Sonnabend,  den  1.  Oktober  1904 

zu   einem   internationalen   KongreB    in  der   Gutenberghalle   zu   Leipzig 
[Deutsches  Buchgewerbehaus,  DolzstraBe  Nr.  1)  eingeladen. 

Tagesordnung: 

1.  Bericht  iiber  die  erfolgten  Arbeiten  zur  Reorganisation  der  Inter- 
nationalen Musikgesellschaft. 

2.  Bestatigung  der  vom  Presidium  im  Februar  1904  angenommenen 
neuen  Satzungen,  eventuell  Griindung  einer  neuen  Gesellschaft  auf 
Grund  dieser  Satzungen. 

3.  Vortrage  und  Debatten. 

Donnerstag,  den  29.  September  nachmittags  3  Uhr  wird  eine  Sitzung 
des  Vorstandes  stattfinden. 

Etwaige  Antrage  sind  rechtzeitig  beim  unterzeichneten  Vorsitzenden 
anzumelden. 

Bis  zum  28.  September  haben  die  Mitglieder  des  Presidiums,  so  wie 
die  Delegierten  derjenigen  Ortsgruppen,  die  mindestens  7  vollbereclitigte 
Mitglieder  zahlen,  sich  bei  den  Schatzmeistern  der  Gesellschaft  zur  Teil- 
nahme  anzumelden.  Das  gleiche  gilt  flir  die  Delegierten  von  je  7  auBer- 
halb  von  Ort.sgruppen  stehenden  Mitgliedern  der  Internationalen  Musik- 
gesellschaft (§  8  der  Satzungen). 

2Ld.  I.  M.    V.  Dieted  by  ( 


348  Ernst  Rychnovsky,  Anton  Dvorak. 

Tiber  die  Vortrage  wird  den  Mitgliedern  seinerzeit  nahere  Mitteilung 
zugehen.  Anmeldungen  zu  Vortragen  sind  an  den  mitunterzeichneten 
Schriftfuhrer  zu  richten.  Wunsche  wegen  Wohnung  und  wegen  Aus- 
kiinften,  betr.  die  auBere  Gestaltung  des  Musikkongresses,  mogen  den 
mitunterzeichneten  Schatzmeistern  mitgeteilt  werden. 

Der  unterzeichnete  Vorstand  hofft,  diiB  dieser  nach  fiinfjahrigem  Be- 
stand  der  Internationalen  Musikgesellschaft  erstmalig  stattfindende  inter- 
nationale  KongreB  die  ZweckmaBigkeit  der  neuen  Organisation  bewahren 
und  die  Arbeiten  der  Gesellschaft  in  ruhige,  naturgemaBe  Bahnen  lei- 
ten  werde. 

Die  neue  Bachgesellschaft  wird  den  Mitgliedern  der  Internationalen 
Musikgesellschaft  die  Teilnahme  an  ihrem  vom  1.  bis  zum  3.  Oktober 
stattfindenden  Bachfeste  in  Leipzig  vermitteln.  Das  Bachfest  wird  in  drei 
Konzerten  Werke  Joh.  Seb.  Bach's  und  seiner  Zeitgenossen  bieten  und 
zwar  ein  Kammermusikkonzert,  ein  Orchesterkonzert  und  ein  Kirchen- 
konzert.  Es  wird  eingeleitet  werden  durch  die  von  alters  her  ubliche 
Sonnabends-Motette  in  der  Thomaskirche  zu  Leipzig  und  einen  am  Sonntag 
abend  stattfindenden  Gottesdienst,  bei  welchem  die  Liturgie  genau  wie 
zu  Bach's  Zeiten  ausgefiihrt  wird.  Vortrage  iiber  Bach'sche  Musik  mit 
Diskussionen  werden  das  Fest  abschlieBen. 

Vorlaufige  Anmeldungen  zur  Teilnahme  an  dem  internationalen  Musik- 
kongresse  sind  an  die  mitunterzeichneten  Schatzmeister  zu  richten. 
Berlin  und  Leipzig,  Mai  1904. 

Fur  das  Presidium  der  Internationalen  Musikgesesellschaft: 
Prof.  Dr.  Hermann  Kretzschmar  in  Berlin,  Yorsitzender. 
Dr.  Max  Seiffert  in  Berlin,  Schriftfuhrer. 
Breitkopf  &  H&rtel  in  Leipzig,  Schatzmeister. 


Anton  DvoMk. 

f  1.  Mai  1904. 

Anton  Dvorak,  der  grofUe  Sinfoniker  der  Tschechen,  ein  groBer  Kompo- 
nist  uberhaupt,  ist  nicht  mehr.  Mitten  aus  einem  arbeitsreichen  Leben,  mitten 
atls  Planen  und  Entwiirfen  hat  ihn  plotzlich  der  Tod  gerissen.  An  seiner 
Bahre  trauert  nicht  nur  das  tschechische  Volk,  dem  Dvorak  infolge  einer 
besonderen  Verkettung  von  LTmstanden  der  erfolgreichste  Pionier  tschechischer 
Musik  war ;  an  seiner  Bahre  trauern  die  Musikvolker  Uberhaupt,  die  in  Dvorak 
unstreitig  eines  der  groBten  absolut  musikalischen  Genies  verlieren,  die  es  je 
gegeben  hat. 

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Ernst  Rychnov8ky,  Anton  Dvorak.  349 

Reich  an  merkwtirdigen  Wandlungen  aller  Art  ist  DvoraVs  Lebensgang. 
Am  8.  September  1841  erblickte  er  in  einem  Dorfe  bei  Muhlhausen  in  Boh- 
men  als  der  Sohn  eines  ehrsamen  Fleischhauers  das  Licht  der  Welt.  Auch 
der  kleine  Anton  sollte  einmal  das  vaterliche  Gewerbe  betreiben,  und  nur 
darauf  war  die  Bildung  gerichtet,  welche  die  Eltern  dem  Sohn  angedeihen 
liefien.  Die  ganz  auBergewohnliche  musikalische  Begabung  zeigte  aich  aber 
bald.  Volksschullehrer  unterrichteten  ihn  im  Violin-  und  Klavierspiel,  auch 
die  Anfange  des  Orgelspiels  und  der  Lehre  vom  GeneralbaB  hat  er  ihnen  zu 
danken.  Erst  1857,  also  erst  als  Jtingling  von  16  Jahren,  nachdem  alle 
Schwierigkeiten  seiner  Umsattlung  uberwunden  waren,  kam  er  nach  Prag  in 
die  Orgelschule,  um  hier  eine  grundliche  musikalische  Ausbildung  zu  empfangen. 
Aber  die  Sorge  urns  tagliche  Brot  brachte  es  mit  sich,  dafl  der  junge  Musiker 
far  seine  geistige  Ausbildung  keine  Zeit  finden  konnte.  Stunden  geben,  im 
Theaterorchester  die  Bratsche,  in  der  Kirche  die  Orgel  spielen,  alles  das 
niuBte  er  tun,  um  sein  Leben  zu  fristen ;  und  doch  ging  es  ihm  recht  knapp, 
denn  wie  schlecht  solche  Posten  besoldet  werden,  weiB  jeder.  Diese  Ver- 
nachlassigung  der  literarischen  Ausbildung  ist  das  tragische  Moment  in  Dvorak's 
spaterer  KUnstlerlaufbahn.  IJberall  dort,  wo  die  Musik  mit  den  Schwester- 
kiinsten  in  Verbindung  tritt,  versagte  Dvorak's  asthetisches  Empfinden.  Das 
sehen  wir  auf  dem  Gebiet  der  sinfonischen  Dichtungen  Dvorak's  ebenso- 
gut  wie  auf  dem  Gebiete  der  Oper,  will  sagen  des  Musikdramas.  Und  die 
Unzulanglichkeit  der  geistigen  Ausbildung  verschuldet  auch  die  geringe  Wider- 
standskraft  gegen  kiinstlerische  Stromungen,  macht  aus  dem  Anhanger  Sme- 
tana's  einen  Konservativen  der  Wiener  Richtung,  aus  dem  Konservativen 
einen  Programmmusiker  und  aus  dem  Komponisten,  etwa  des  Dimitrij,  einen 
Musikdramatiker. 

Die  ersten  Erfolge  erzielte  Dvorak  in  Prag  mit  seinem  »Hymnus«,  der 
1873  unter  der  Leitung  Karl  Bend  el's  aufgefuhrt  wurde.  Mit  einem  Schlage 
war  Dvorak  eine  Prager  LokalgroBe,  und  die  Auffuhrung  seiner  Es-dur 
Sinfonie,  die  Drucklegung  des  a-moll  Quartetts  waren  die  nachste,  unmittel- 
bare  Folge.  Als  der  getreue  Anhanger  Friedrich  Smetana's  komponierte 
Dvorak  im  nationalen  Sinne;  verschiedene  Chore,  die  >  Mdhrisclien  Zwiegesange*, 
die  »SlaviseJien  Tanze*  gehoren  hierher.  In  dieser  Zeit  entstehen  aber  auch 
das  beruhmte  Stabat  mater  und  die  ersten  Opernversuche.  Die  uber  einen 
deutschen  Text  komponierte  Oper  *  Alfred*  ist  nirgends  aufgefuhrt  worden. 
Mehr  Erfolg  hatte  die  —  spiiter  umgearbeitete  —  Oper  *Konig  und,  Kiihler* 
und  die  Oper  *  Wanda.*  Aber  erst  die  komischen  Bauernopern  »Harte  Kopfe* 
und  *Der  Bauer  ein  ScJielm*  schlugen  durch  und  haben  sich  bis  zum  heutigen 
Tag  im  Spielplan  des  tschechischen  Theaters  erhalten. 

Um  sich  der  hemmenden  Fesseln  seiner  niederdriickenden  Tagesbeschaf- 
tigung  zu  entledigen,  hatte  er  den  glucklichen  Einfall,  sich  beim  Ministerium 
fur  Kultus  und  Unten-icht  um  die  Verleihung  eines  Kunstlerstipendiums  zu 
bewerben,  das  aber  bisher  in  der  Regel  nur  an  Maler  und  Bildhauer  verliehen 
worden  war.  Entschlossen  reichte  er  einige  Kompositionen  ein,  die  Herbeck 
giinstig  begutachtete,  so  daB  Dvorak  das  begehrte  Stipendium  erhielt.  Wohl 
konnte  er  sich  jetzt  ausschlielilich  der  Komposition  widmen,  aber  erst  als  1877 
Johannes  Brahms  sich  seiner  annahm,  ihm  seinen  eigenen  Verleger  —  Sim- 
rock  in  Berlin  —  verschaffte,  der  sofort  die  Slavischen  Tanze  und  die  Mah- 
rischen  Zwiegesange  in  Yerlag  nahm,  begann  Dvorak  in  die  groCe  Offent- 
lichkeit  zu  dringen.  Ehlert  in  Berlin  war  der  erste,  der  auf  Dvorak's 
Kompositionen  des  Simrock'schen  Yerlags  mit  den  Worten  hinw^by( 

26* 


350  Ernst  Rychnovsky,  Anton  Dvorak. 

»Hier  ist  endlich  einmal  wieder  ein  ganzes,  und  zwar  ein  ganz  naturliches  Talent. 
Ich  halte  die  ,Slavischen  Tanze'  fur  ein  Werk,  das  die  Runde  durch  die  Welt  machen 
wird.  Eine  himmlische  Natttrlichkeit  flutet  durch  diese  Musik,  daher  sie  ganz  popular 
ist.  Keine  Spur  von  Gemachtem  oder  Ergrlibeltem  in  ihr.  Wir  haben  es  bier  mit 
vollendet  kunstlerischen  Arbeiten  zu  tun,  nicht  mit  einem  Pasticcio,  das  aus  nationalen 
Ankl'angen  zufallig  zusammengetragen  ist.  Wie  immer  bei  groCer  angelegten  Talenteu, 
hat  der  Humor  in  Dvorak's  Musik  seinen  Lowenanteil.  Er  schreibt  so  lustige,  origi- 
nelle  Basse,  daB  einem  ordentlichen  Musiker  das  Herz  im  Leibe  lacht.  Die  Duette  zu 
sehr  htibschen  mahrischen  Volksliedern  sind  ebenfalls  von  erquicklicher  Frische.* 

Taubert  flihrte  in  einer  der  Sinfonie-Soireen  der  Koniglichen  Kapelle 
die  dritte  Rhapsodie  auf,  Joachim  das  Streichsextett.  So  waren  es  also 
deutsche  Meister,  die  die  Propaganda  fur  den  bohmischen  Meister  eroffneten 
und  ihm  den  dornenvollen  Pfad  in  die  Welt  gebahnt  haben.  Mit  untrug- 
lichem  Scharfblick  erkannte  Brahms  die  eminente  Begabung  Dvorak's  fur  die 
»  absolute*  Musik,  besonders  die  Sinfonie  und  die  Kammermusik,  und  er- 
munterte  ihn  auf  dem  mit  soviel  Aussicht  auf  Erfolg  betretenen  Wege  fort- 
zuschreiten.  So  kam  Dvorak,  der  bisherige  Smetanist,  als  wertvoller  Bundes- 
genosse  ins  Lager  der  Wiener  Konservativen,  von  denen  Brahms  und  Hans- 
lick,  dieser  als  der  Fechter  mit  der  Feder,  nun  auf  Dvorak's  Schaffen  den 
groflten  EinfluB  ausiibten.  Tatsachlich  stammen  aus  dieser  zweiten  Periode 
seiner  kunstlerischen  Entwicklung  seine  bedeutendsten  und  unverganglichsten 
Schopfungen.  Die  altbekannten,  historischen  Formen  fullte  Dvorak  mit  natio- 
nalem  Inhalt,  mit  nationalem  Geist  aus.  DaB  er  sich  der  alten  Formen  be- 
diente  und  nicht  neue  suchte,  war  fur  ihn  ein  nicht  zu  unterschatzender 
Vorteil,  denn  diese  kannte  das  musikalische  Publikum  bereits  und  brauchte 
darum  die  Aufmerksamkeit  nur  auf  den  reizvollen,  neuen  und  eigenartigen 
Inhalt  zu  lenken.  Das  war  das  Geheimnis  des  Dvofak'schen  Erfolges.  Dazu 
kam  aber  noch,  daB  seine  musikalischen  Gedanken  durchaus  orchestral  waren 
und  sich  in  einem  nach  eigener  Fac,on  zugeschnittenem  Gewande  prase ntierten. 
Waren  sie  auch  nicht  danach  angetan,  psychologischen  Problenien  bis  auf 
den  Grund  nachzugehen,  so  fesselten  sie  doch  immer  durch  Individuality 
durch  Volkstumlichkeit  und  Naivitat,  durch  oft  sogar  brutales  Temperament, 
Dvohik  drtickt  sich  immer  eigenartig  aus,  manchmal  etwas  gesucht  und  bizarr, 
manchmal,  wenn  er  vollstandig  im  Banne  der  konservativen  Richtung  stent, 
matter  und  ist  dann  in  der  Wahl  der  Mitt  el  zuriickhaltender  als  gerade  not- 
wendig  ist.  Aber  wo  sein  rassiges  Blut  ihm  wild  durch  die  Adern  rollt,  wo 
sein  ungeziigeltes  Temperament  mit  ihm  durchzugehen  droht,  da  findet  er  auf 
seiner  Palette  Farben,  die  zwar  nicht  immer  mit  besonderem  Geschmack  auf- 
getragen  sind,  in  ihrer  Gesamtwirkung  aber  leuchten,  ja  blenden.  Der  groflten 
Wertschatzung  erfreut  sich  meiner  Ansicht  die  dritte  Sinfonie  [d-moll],  ein 
Werk  voll  reizender  melodischer  Einfalle  und  rhythmischer  Pikanterien.  Eine 
einzige  Abweichung  von  der  iiberkommenen  Form  erlaubt  sich  Dvorak  in  ihr :  er 
vermeidet  die  Wiederholung  des  ersten  Teils  im  Sonatensatz.  Wie  die  Sin- 
fonien  halten  sich  auch  die  Ouverturen  Dvorak's  formell  an  das,  was  wir  die 
Schablone  nennen. 

Die  groCten  und  nachhaltigsten  Erfolge,  die  Dvorak  bis  zum  Ende  der 
achtziger  Jahre  errang,  spielen  sich  aber  nicht  auf  dem  Kontinent,  sondern 
in  England  ab.  Dort  dirigierte  er  1884  in  London  sein  Stabat  mater  nnter 
^eradezu  seltener  Begeisterung  und  Anteilnahme  der  englischen  musikalischen 
Kreise.  Auch  fand  er  dort  in  Xovello  einen  neuen  Verleger.  Fur  England 
komponierte  er  einige   seiner  geistlichen  Werke  wie   die   »Heiligc  Ludmilla*. 

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Ernst  Rychnovsky,  Anton  Dvorak.  351 

Neben  England  fand  Amerika  an  Dvorak's  Tonwerken  das  lebhafteste  Gefallen, 
und  New- York  beruft  den  Meister  1892  zum  Direktor  des  Konservatoriums. 
Schon  das  Jahr  zuvor  hatte  ibn  aus  AnlaB  seines  funfzigsten  Geburtstags 
die  Universitat  Cambridge  durch  die  Verleihung  des  Titels  eines  Doktors  der 
Musik  geehrt  und  die  Prager  tschechische  Universitat  zum  Ehrendoktor  der 
Philosophie  ernannt. 

Mit  der  IJbersiedlung  in  die  neue  Welt  geht  auch  eine  griindliche  Ver- 
anderung  in  der  ganzen  kiinstleriscben  Haltung  Dvorak's  vor  sich:  die  dritte 
Periode  beginnt.  Der  Ozean  trennt  ibn  nicht  bloB  raumlich  von  seiner 
Heimat,  er  entzieht  ihn  aucb  dem  EinfluB  seiner  ihn  stark  beeinflussenden 
konservativen  Gonner.  Dvorak  wendet  sich  einer  neuen  Richtung  zu:  Berlioz, 
Liszt,  Wagner,  die  er  bisher  ignorierte,  werden  jetzt  seine  Vorbilder. 
Schon  seine  drei  Ouvertiiren  >/;*  der  Nature,  *KarrvevaU  und  *OtJiello<  grei- 
fen  in  das  Gebiet  der  programmatischen  Musik  iiber,  aber  erst  mit  den  sin- 
fonischen  Dichtungen  »Das  goldene  Spinnrad* ,  »Die  Mittagshexe*,  »Der 
Wassermann*  hat  sich  der  IJbergang  vollzogen.  Bei  alien  Schonheiten  der 
Musik,  bei  aller  Fiille  der  rein  musikalischen  Einfalle,  bei  aller  echt  Dvoi  ak'- 
schen  Ausdrucksweise  bemerken  wir  aber,  daB  Dvorak  als  sinfonischer  Dichter 
aicht  tiber  dem  Stoffe,  sondern  unfrei  in  dessen  Banne  steht.  Das  war  das 
Unvollkommene,  nicht  Ausgeglichene  in  seiner  kunstlerischen  Persoulichkeit, 
das  war  der  Fluch  der  Einseitigkeit,  dem  er  infolge  seiner  mangelhaften 
Jugenderziehung  erlag.  Statt  daB  er  seinen  Stoff  als  etwas  Einheitlrches 
aufgefaBt  hatte,  als  das,  was  die  Grundstimmung  erregt,  die  bis  zur  Losung 
der  Spannung  ausgebaut  werden  miiBte,  folgte  er  sklavisch  den  einzelnen  Vers- 
zeilen  und  komponierte  statt  eines  Gedichtes  Strophen.  Darum  sind  seine 
sinfonischen  Dichtungen  musikalische  Kaleidoskope,  die  dem  staunenden  Auge 
in  raschem  Fluge  Wunder  der  Fantasie  zeigen,  die  aber  kein  durchaus  ein- 
heitliches  Kunstwerk  darstellen.  Gegeniiber  den  Sinfonien  bedeuten  sie  einen 
Fortschritt  nur  in  der  Technik;  Dvorak  hat  in  ihnen  Klangwirkungen  er- 
sonnen,  die  wirklich  frappieren. 

Fnd  wie  Dvorak's  Krafte  in  den  sinfonischen  Dichtungen  sich  nicht  recht 
frei  entfalten  konnten,  ebensowenig  konnten  sie  dort  ausreichen,  wo  die 
Grundbedingungen  zum  Teil  noch  bedeutend  schwerer  erfullt  werden  konnten, 
auf  musikdramatischem  Feld,  das  Dvorak  zur  selben  Zeit  zu  bebauen  begann, 
als  er  sich  von  der  absoluten  Musik  abkehrte  und  sinfonischer  Dichter  wurde. 
Dvohlk  fehlt  der  dramatische  Blick,  der  Blick  fur  die  Szene.  *Der  Tenfel 
vnd  die  Kathe*}  *Russalka*  und  sein  letztes  Biihnenwerk  »Armida<  sind  Zeugen 
hierfur.  Die  Nichtiibereinstimmung  zwischen  dem  Ausdruck  der  Musik  und 
der  Stimmung  auf  der  Biihne  zogen  diesen  Werken  den  festen  Boden  unter 
den  FiiBen  fort,  und  das  zu  einer  Zeit,  als  die  von  Wagner  fur  das  Musik- 
drama  aufgestellten  Prinzipien  auch  den  tschechischen  Komponisten  in  Fleisch 
uud  Blut  iibergegangen  waren.  Aber  mogen  auch  die  Opern  Dvorak's  auf 
das  tschechische  Theater  beschrankt  bleiben,  wo  sie  vielleicht  jetzt  unter  dem 
unmittelbaren  Eindrucke  des  erlittenen  Verlustes  eine  Zeitlang  haufiger  auf 
dem  Spielplan  erscheinen  werden  als  bisher.  —  Gemeingut  der  musikalischen 
Welt  sind  seine  Sinfonien  und  Kammermusikwerke,  und  das  werden  sie  ge- 
wifi  auch  dann  noch  sein,  wenn  seine  Opern  schon  der  Archivstaub  decken  wird. 

Prag.  Ernst  Rychnovsky. 


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352       Elsa  Bienenfeld,  Uber  die  kirchenmusikalischen  Verhaltnisse  in  Wien. 

tJber  die  kirchenmusikalischen  Verhaltnisse  in  Wien. 


Literatur  (mit  spezieller  Riicksicht  auf  die  Wiener  Verhaltnisse): 

Mantuani,  Prof.  Josef  Bohm.    [Twardowski]  Unsere  Kirchenmusik  von  heute.    [Hans- 

leitner]  Die  Kunstmusik  in  der  Domkirche  St.  Stephan.     Schneerich,    Die  Frage   der 

Reform  der  kathol.  Kirchenmusik. 

Papst  Pius  X.  hat  im  Januar  dieses  Jahres  ein  Motu  proprio  er- 
lassen,  durch  welches  die  Kirchenmusik  im  Sinne  der  ursprunglichen 
liturgischen  Gesetze  restauriert  werden  soil.  Dieses  Motu  proprio  will 
in  erster  Stelle  den  gregorianischen  Choral  in  den  kirchenmusikalischen 
Gottesdienst  wieder  einfuhren  und  ihm  jene  Bedeutung  und  Wichtigkeit  wieder 
verleihen,  die  er  im  Laufe  der  letzten  Jahrhunderte  fast  vollig  verloren  hat. 
Das  bezieht  sich  hauptsachlich  auf  die  in  der  letzten  Zeit  von  vielen  Kirchen 
vernachlassigte ,  und  von  den  Cacilianern  mit  allem  Nachdruck  verlangte 
Restitution    der  Wechselgesange. 

Bekanntlich  zerfallen  die  kirchlichen  Gesange  in  feststehende  Ge- 
sange und  in  Wechselgesange.  Die  feststehenden  Gesange  sind  die 
vier  Glieder  der  Messe:  Kyrie,  Sanctus,  Benedictus  und  Agnus,  die  mit  dem 
nur  fur  bestimmte  Sonn-  und  Feiertage  vorgeschriebenen  Gloria  und  Credo 
zusammen  das  Ordinarium  bilden.  Ihr  Text  bleibt  immer  derselbe.  In 
ihrer  musikalischen  Ausgestaltung  sind  sie  nicht  an  den  gregorianischen  Can- 
tus  firmus  gebunden;  die  frei  erfundene  Melodie  ist  erlaubt,  aber  nicht  ge- 
boten.  Anders  steht  es  mit  den  Wechselgesangen.  Jeder  Tag  im  Jahre 
feiert  das  Fest  eines  bestimmten  Heiligen,  fiir  den  als  Gedenkfeier  bestimmte, 
dem  Tag  eigentiimliche,  daher  stets  wechselnde  Gesange  vorgeschrieben  sind. 
Dies  sind  Introitus,  Graduate,  Offertoritwi,  Comm-unio.  Sie  bilden  zusammen 
mit  dem  Ordinarium  das  Offizium.  Texte  und  Melodien  dieser  Wechsel- 
gesange sind  im  Graduale  durch  bestimmte  gregorianische  Melodien  vor- 
geschrieben. Sie  durfen  nur  nach  diesen  und  sollen  choraliter  gesungen  wer- 
den, das  heiGt  einstimmig  vom  Chor,  nicht  taktisch  gegliedert  und  ohne 
Instrumentalbegleitung.  Die  Reihenfolge  und  Ordnung  des  Offizium  wurde 
1597  vom  Kardinal  von  Medici  in  der  sogenannten  Mediciier  Ausgabe  ge- 
regelt. 

Zwei  Stromungen  kampfeu  nun  miteinander.  Die  einen,  voran  der  1867 
von  Witt  in  Regensburg  gegrilndete  Cacilienverein,  halten  an  dieser  gegebe- 
nen  Ordnung  und  der  Feier  jedes  einzelnen  Tages  durch  die  entsprechenden 
Wechselgesange  fest,  und  zwar  dadurch,  dafi  die  im  Graduale  bestimmten 
Gesange  tatsachlich  choraliter  gesungen  werden.  Die  vorgeschriebenen  Melo- 
dien sind  gregorian  isch,  daher  in  den  Kirchentonarten.  Die  letzte  Konse- 
quenz  davon  ist,  daB  die  frei  komponierten  Messenteile  in  gleichem  Stile 
gehalten  sein  miissen,  um  die  Einheitlichkeit  aufrecht  zu  halten.  Daher  werden 
von  ihnen  diatonische  Messen  moglichst  ohne  lnstrumentalmusik  bevorzugt. 
In  den  Vordergrund  treten  die  Messen  der  Klassiker  des  Vokalsatzes  im 
16.  Jahrhundert,  Palestrina,  Orl.  Lassus,  Gabrieli,  Gallus,  an  zweiter 
Stelle  die  modernen  Messen  der  Cacilianer  Witt,  Rheinberger,  Filke. 
Rinck,   Halber  u.   a.  m. 

Das  ist  der  Standpunkt  der  strengen  und  bewuCten  Liturgiker;  dab  in 
strebt  die  neuerliche  Reform  der  Kirchenmusik.  Indessen  vertritt  der  Papst 
im  Motu   proprio  die  Ansicht,    »daB    die  Kirche    den  Fortschritt  der  Kiinste 


Elsa  Bienenfeld,  Tiber  die  kirchenmusikalischen  Verh'altnisse  in  Wien.       353 

iinmer  anerkannt  und  gefordert  hat«,  freilich  nur  in  den  Grenzen  der  litur- 
giscben  Gesetze.  Unter  diesem  Gesichtspunkt  ist  auch  die  moderne  Musik  zu- 
lassig,  und  es  ist  daher  gestattet,  daB  auch  das  nationale  Element  in  der 
Kirchenmusik  seinen  Ausdruck  findet;  damit  ist  auch  die  Verwendung  von 
Instrument  en  —  in  beschranktem  MaBe  —  erlaubt.  Bedingung  ist  aber,  daB 
diese  Musik  nichts  Weltliches  enthalte  und  sich  die  musikalische  Komposition 
der  liturgischen  Form  des  Textes  unterordne. 

In  der  weitaus  grofiten  Mehrzahl  der  Kirchen  sind  aber  die  Wechsel- 
gesange  aus  dem  Chor  heute  vollstandig  verschwunden.  Der  Priester  singt 
sie  halblaut  am  Altar  und  scheint  dadurch  den  Chor  vom  Absingen  des 
Chorals  zu  entheben.  Das  ist  eine  Sitte,  deren  groCe  Ausbreitung  im  Zu- 
sammenhang  steht  mit  einer  durch  die  historische  Entwicklung  bedingten  Be- 
einflussung  der  Kirchenmusik.  Als  mit  dem  Zeitalter  der  Renaissance  die  Oper 
entstanden  war,  drangen  die  Elemente  des  neuen  Stils  in  die  Kirche,  und 
zwar  auch  aufierlich.  Denn  dieselben  italienischen  Sanger,  die  an  deutschen 
und  osterreichischen  Furstenhofen  am  Haus-  und  Hoftheater  angestellt  waren, 
wurden  zur  Mitwirkung  fur  den  Kirchendienst  verpflichtet.  Dadurch  kam 
der  konzertante  Stil  in  die  Kirche  und  es  wurde  auf  jene  Teile  des  Offi- 
zium,  die  unabhangig  vom  gregorianischen  Choral  frei  komponiert  werden 
durffcen,  das  Hauptgewicht  gelegt.  Die  Wechselgesange  wurden  von  den 
Sangern  ganz  iibersehen,  man  war  sich  ihrer  Bedeutung  nicht  mehr  bewuBt, 
und  sie  blieben  nur  als  ttberrest  einer  alten  liturgischen  Vorschrift  im  Gebet 
des   Priesters  iibrig. 

Dadurch  wurde  aber  andererseits  die  moderne  Tonalitat  in  ihrer  freiesten 
Harmonisierung  moglich.  Es  war  dies  die  Zeit,  wo  auch  die  osterreichischen 
Klassiker  einsetzten,  Haydn,  Mozart,  Beethoven,  Schubert.  In  der 
Messe  treten  in  jeder  Beziehung  freiere  Formen  auf,  und  zwar  wird  soweit 
gegangen,  dafi  selbst  der  Text  verandert,  erweitert,  wiederholt,  verkurzt  wird. 
I)ie  Cacilianer  werfen  den  Messen  der  Klassiker,  und  namentlich  denen  Mozart's 
—  abgesehen  von  dieser  Vernachlassigung  der  liturgischen  Vorschrift  —  vor,  daB 
bei  ihnen  das  weltliche  Element,  schon  in  der  Themenbildung,  in  der  Har- 
nionisierung,  im  formalen  Aufbau  und  namentlich  in  der  Instrumentation  zu 
stark  hervortrete.  Das  mag  vom  Standpunkte  der  Liturgik  wohl  richtig  sein; 
aber  der  Musiker  kann  dem  nur  entgegensetzen,  dafi,  schon  abgesehen  von 
der  musikalischen  Schonheit  und  Gedankentiefe  der  Messen  unserer  Klassiker, 
jede  Zeit  ihre  besonderen  Ausdrucksformen  und  Mittel  hat,  die  nicht  allein 
den  schaffenden  Kiinstler  bestimmen,  sondern  auch  die  Perzeptionsfahigkeit 
des  Horers  beeinflussen.  Derselbe  Empfindungsinhalt  wird  in  verschiedenen 
Zeiten    in    einer  anderen  Form  erscheinen  konnen  und  miissen. 

Als  Epigonen  unserer  Klassiker  trat  nun  eine  grofie  Zahl  von  oster- 
reichischen Kirchenkomponisten  auf,  die  zwar  die  von  den  Klassikern  geschaf- 
fene  freiere  Form  beibehielten,  ihr  aber  in  vielen  Fallen  nicht  deren  Inner- 
lichkeit  und  Bedeutung  zu  geben  vermochten.  Dazu  zahl  en  Preindl, 
Gransbacher,  Fiihrer,  Assmayer,  Schiedermayer,  Kemptner,  Rotter, 
und  als  bedeutendster  unter  ihnen  Eybler.  Weil  sie  sich  von  den  liturgischen 
Vorschriften  oft  stark  emanzipiert  haben,  werden  ihre  Messen  von  den  Ca- 
ts ilianern  scharf  angegriffen. 

In  den  Kirchen  Wiens  sind  diese  beiden  antagonistischen  Richtungen  in 
alien  moglichen  Ubergangsformen  vertreten.  Da  die  Chorregenten  einer 
Kontrolle  nicht  unterstehen,  ist  ein  einheitliches  System  nicht  durchzuflihren. 


354       Elsa  Bienenfeld,  Uber  die  kirchenmusikalischen  Verh'altnisse  in  Wien. 

Allerdings  hat  im  Jahre  1894  die  Wiener  Diozese  die  Instruktion  erteilt, 
daB  Inspektoren  eingesetzt  werden  sollen,  urn  die  genaue  Befolgung  der 
liturgischen  Gebote  zu  Uberwachen.  Diese  MaBregel  wurde  indessen  nie 
wirklich  ausgefuhrt.  In  den  kirchenmusikalischen  Verhaltnissen  Wiens  herr- 
schen  daher  groBe  Widersprttche ;  das  kommt  auch  mit  daher,  daB  ein  groBer 
Teil  der  Chorregenten  uber  die  richtige  Anwendung  des  groBen  und  kompli- 
zierten  Apparates  der  musikalischen  Liturgik  sich  nicht  voUstandig  klar  ist. 
Am  besten  erhellt  dies  daraus,  daB  unter  den  153  Kirch  en  Wiens  an  kaum 
zehn  die  liturgisch  vorgeschriebenen  Wechselgesange  ausgefuhrt  werden. 

Die  Vertreter  der  Cacilianer  in  Wien  sind  Weihbischof  Dr.  Marschall, 
Dr.  Mantuani,  Domprediger  Michele ,  Dr.  Karl  Schnabel,  Dr.  Karl 
Hausleitner.  Sie  streben  die  moglichste  Einschrankung  der  Instrumental- 
musik  an,  empfehlen  die  groBen  osterreichischen  Meister  von  Haydn  bis 
Bruckner  fur  die  Kirchenmusik  nicht  bedingungslos,  und  suchen  den  auf 
gregorianischer  Grundlage  aufgebauten  musikalischen  Gottesdienst  wieder  zu 
restaurieren.  Ihnen  stehen  die  allerdings  nicht  organisierten  Konservativen 
gegeniiber,  die  das  Programm  des  Bischofs  Ernst  M  tiller  von  Linz  (1887' 
befolgen.  Beibehaltung  der  osterreichischen  Meister  und  zwar  nicht  nur  der 
Klassiker,  Fortbestand  der  Instrumentalmusik,  dabei  aber  Beriicksichtigung 
der  strengen  liturgischen  Forderungen,  insbesondere  die  Pflege  des  Chorals. 
Ihre  Vertreter  sind  Pr'alat  Karl  Seidl,  Kanonikus  Kurz,  Dr.  Schneerich 
und  Dr.  Kiihnert. 

In  der  Praxis  gibt  es  aber  wohl  in  Wien  eine  ganze  Reihe  von  Kirchen,  die 
uberhaupt  kein  bestimmtes  Programm  befolgen  und  auch  die  liturgischen 
Vorschriften  nicht  berucksichtigen. 

An  der  Spitze  der  Wiener  Kirchen  steht  die  Hofburgkapelle,  ein 
altes  weltberiihmtes  Institut.  Ihre  Entwicklung  und  Geschichte  ist  aus 
Koch  el's  Monographic  genugsam  bekannt.  Sie  ist  die  einzige  Kirche  in 
Wien,  in  der  noch  nach  einem  von  Maria  Theresia  erlassenen  Edikt 
Frauen  vom  Chor  ausgeschlossen  sind.  An  ihrer  Stelle  werden  Sangerknaben 
in  dem  Lowenburg'schen  Konvikt  ausgebildet.  Bekannt  ist,  daB  schon  Schubert 
hier  Sangerknabe  war.  Fiir  das  Orchester  der  Hofkapelle  werden  Mitglieder 
des  philharmonischen  Orchesters,  zu  Chorsangern  und  Solisten  Mitglieder  der 
Hofoper  auf  Lebenszeit  ernannt.  Nach  dem  neuesten  Sparsystem  aber  8oll 
die  Hofkapelle  auf  den  Aussterbeetat  gesetzt  werden  und  die  Musiker  nur 
von  Fall  zu  Fall  von  Mitgliedern  der  Hofoper  ersetzt,  uberhaupt  das  Ver- 
m5gen  eingezogen  werden.  Die  Hofkapelle  hat  glanzende  AufRihrungen  ver- 
anstaltet.  Seinerzeit  waren  Herbeck,  Josef  Hellmesberger,  Hans 
Richter  ihre  Dirigenten  gewesen.  Heute  stehen  als  Leiter  dem  Institut 
die  Kapellmeister  Bohm  und  L'uze  vor.  Sie  pflegen  ausschlieBlich  die 
konservative  Richtung  und  fiihren  namentlich  die  osterreichischen  Klassiker 
auf.  Beruhmt  sind  die  jahrlich  einmal  stattfindenden  Auffuhrungen  de? 
IMozart'schen  Requiems  und  der  Messe  in  C  von  Beethoven. 

Im  Gegensatz  zur  Hofkapelle  ist  die  Domkirche  zu  St.  Stephan 
cacilianisch.  Auch  hier  wird  ein  Knabenchor  gehalten,  der  in  einem  Konvikt 
beim  Domkapellmeister  untergebracht  ist.  Der  Chor  besteht  aus  9  Knaben 
und  8  Mannern;  verstarkt  wird  er  gewohnlich  durch  12  Frauenstimmen. 
18  Streicher  werden  standig  gehalten,  Bltiser  nach  Bedarf  beigezogen.  —  An 
der  Stephanskirche  bestand  im  15. — 16.  Jahrhundert  die  groBte  Kantorei  der 
Stadt  Wien.     Der  Sangerknaben  chor  von  St.  Stephan  wurde  noch  am   Ende 


Elsa  Bienenfeld,  Uber  die  kirchenmusikalischen  Verhaltnisse  in  Wien.       355 

des  18.  Jahrhunderts  zu  Auffuhrungen  in  der  Hofkapelle  und  in  den 
verschiedensten  Kirchen  Wiens,  bei  den  Jesuiten,  Schotten,  Dominikanern, 
Paulanern,  Augustinern  u.  a.  m.  ausgeborgt.  Damals  waren  auch  beide 
Haydn,  Joseph  und  Michael  als  Sangerknaben  hier  angestellt.  Ausfuhrlich 
berichtet  fiber  diese  Zeit  Pohl  in  der  Biographie  Haydn's. 

Der  heutige  Leiter  der  Stephanskapelle  ist  Kapellmeister  Weirich;  er 
bevorzugt  neben  den  Messen  des  16.  Jahrhunderts  die  Kompositionen  der 
Regensburger  Schule:  Filke,  Stehle,  Brosig,  Mitterer.  Graduate  und 
Offertorium  laflt  er  nach  eigenen  Kompositionen  auffuhren. 

AuBer  bei  St.  Stephan  werden  Auffuhrungen  nach  ciicilianischen  Grund- 
satzen  nur  noch  in  den  Kirchen  zu  St.  Michael,  in  der  Dominikaner- 
kirche,  der  Votivkirche,  in  der  Alt-Lerchenfelderkirche,  derRedemp- 
toristenkirche  in  Hernals,  und  der  Breitenfelderkirchen  veranstaltet. 
Aber  auch  hier  merkt  man  verschiedene  Abstufungen.  An  der  Michaeler- 
kirche  wahlt  Dr.  Cerin,  der  auf  die  treue  AusfUhrung  der  liturgisch-  musi- 
kalischen  Vorschriften  groBtes  Gewicht  legt,  nur  Messen  aus  dem  cacilianischen 
Repertoire,  verwendet  aber  dabei  Instrumentalmusik ;  dasselbe  gilt  von  der 
Kirchenmusik  der  Votivkirche,  in  der  namentlich  neuere  auslandische  Kompo- 
nisten  bevorzugt  werden,  wie  Bud.  Glickh  u.  a.  Strong  cacilianisch  ohne 
Instrumentalmusik  sind  die  Auffuhrungen  in  der  Alt-Lerchenfelder  Pfarr- 
kirche  und  in  der  Dominikanerkirche ,  in  der  Kapellmeister  Habel  eine 
vorziigliche  Vokalmusik  leitet. 

Der  konservativen  Bichtung  schlieBen  sich  die  Kirchen  zu  St.  Peter,  zu 
den  Schotten,  AmHof,  Piaristen  zu  St.  Anna,  St.  Karl,  St.  Florian 
und  die  Gersthofer  Pfarrkirche  an.  In  den  Statuten  des  Kirchenmusik- 
vereins  der  Peterskirche  ist  ausdrucklich  darauf  hingewiesen,  daB  das  Programm 
mit  besonderer  Beriicksichtigung  der  osterreichischen  Meister  gewahlt  werden 
soil.  Zu  diesem  Zweck  wurden  fur  die  Kirchen  zu  St.  Peter,  am  Hof  und  fur 
die  Piaristenkirche  die  Texte  in  den  Messen  der  Klassiker  erganzt  und 
richtig  gestellt.  Das  Bepertoire  der  Peterskirche  umfaBt  Werke  fast  aller 
osterreichischen  Komponisten  von  Fux  bis  Bruckner.  Auch  die  Kirche 
am  Hof  hat  klassisches  Programm,  an  erster  Stelle  Mozart  und  Schubert. 
Fur  den  Chor  werden  hier  Stipendiaten  gehalten,  zum  groflten  Teil  Studenten 
der  Wiener  Universitat,  die  gegen  ein  Stipendium,  das  ihnen  von  der  Statt- 
halterei  aus  dem  Fonds  des  zu  Ende  des  vorigen  Jahrhunderts  aufgehobenen 
Jesuitenklosters  verliehen  wird,  die  Verpflichtung  ubernehmen  im  Chor  mit- 
zusingen.  Der  Prasentant  fur  diesen  Stadtkonviktfond  ist  Kapellmeister 
Bohm. 

Unter  den  Vorstadtkirchen  ist  die  St.  Karls kirche,  geleitet  vom  Kapell- 
meister Boschetti,  wegen  ihres  vorzuglichen  Chores,  des  besten  in  Wien, 
beruhmt.  Neben  ihr  ist  die  Piaristenkirche  zu  nennen,  in  der  Kapell- 
meister Fiihrich  mit  einem  guten  Chor  ganz  ausgezeichnete  Auffuhrungen, 
speziell  von  Schubertmessen,  veranstaltet.  In  der  ebenfalls  konservativ  ge- 
ftihrten  Pfarrkirche  in  Gersthof  hat  Dr.  Waas  wahrend  der  Charwoche, 
nach  langer,  mehr  als  lOjahriger  TJnterbrechung,  heuer  wieder  2  Oratorien, 
*die,  7  Worte  CJiristi  am  Kreuz*  von  Schiitz  und  von  Haydn  zur  Auffiihrung 
gebracht.  Nach  einem  ErlaB  des  Fiirsterzbischofs  Griischa  waren  namlich 
bis  dahin  diese  dramatischen  Darstellungen "  in  der  Wiener  Kirche  verboten, 
vornehmlich  deshalb,  um  den  Anschein  von  konzertanten  Auffuhrungen  zu 
vermeiden. 


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356       Elsa  Bienenfeld,  Uber  die  kirchenmusikalischen  Verhaltnisse  in  Wien. 

Zu  den  Kirchen,  die  konservativ  gefUhrt  werden,  in  den  en  aber  sehr 
wenig  Wert  auf  die  liturgischen  Vorschriften  gelegt  wird,  ja  dieselben  fast 
ganz  umgangen  werden,  gehoren  auch  unter  vielen  anderen  die  Benediktiner 
Schottenkirche  und  die  Augustiner  Kirche.  Die  letztere  namentlich 
wird  wegen  ihres  minder wertigen  Programmes  und  der  vielen  Soli  stark  an- 
gefeindet. 

Die  Chorvereinigungen  fur  die  Auffuhrungen  setzen  sich  zum  groBeren 
Teil  aus  Dilettanten  zusammen.  In  einigen  Kirchen  sind  die  Musik- 
auffuhrungen  durch  reiche  Stiftungen  gesichert,  in  der  Mehrzahl  der  Falle 
tragt  aber  ein  Kirchenmusikverein  die  Kosten  der  Erhaltung  von  Chor, 
Orchester  und  Orgel.  In  den  Vorstadten  Wiens  hat  fast  jede  Pfarre  ihren 
Kirchenmusikverein,  dem  die  Pfarrgemeinde  die  Mittel  fur  die  Bestreitung 
der  Kosten  beisteuert.  Obmann  ist  gewohnlich  der  Pfarrer,  Stellvertreter 
ein  moglichst  angesehener  Burger  der  Pfarre.  Der  alteste  Kirchenmusikverein 
ist  der  von  St.  Karl;  er  wurde  1830  gegrundet.  Die  Wahl  des  Programms 
ist  fast  immer  ausschlieBlich  dem  Ermessen  des  Chorregenten  iiberlassen,  der 
auch  fur  die  Zusammenstellung  des  Chores  Sorge  zu  tragen  hat. 

Ein  eigener  Sangerknabenchor  wird  nur  an  zwei  Kirchen,  der  Hofburg- 
kapelle  und  der  Stephanskirche  gehalten.  Im  Motu  proprio  spricht  der  Papst 
den  Wunsch  aus,  daB  wenigstens  in  den  Hauptkirchen  wieder  Sangerschulen 
errichtet  werden  sollen.  Jn  der  am  22.  Marz  d.  J.  von  der  Leo-Gesellschaft 
abgehaltenen  Versammlung,  in  der  das  Referat  uber  das  Motu  proprio  des 
Papstes  erstattet  wurde,  kam  man  aber  uberein,  daB  eine  derartige  Ein- 
richtung  in  Wien  undurchfuhrbar  sei,  weil  die  Schulknaben  zu  wenig  Zeit 
hatten,  und  die  Erhaltung  solcher  Kantoreischulen  mit  zu  groBen  Kosten 
verbunden  wiire.  Auch  der  Vorschlag  des  Papstes,  die  Frau  vom  Kirchen- 
chor  zu  entfernen,  ist  eine  MaBregel,  die  fur  Wien  weder  notwendig  noch 
erwiinscht  erscheint.  Denn  weder  herrschen  hier  am  Kirchenchor  derartig 
schlechte  Verhaltnisse,  die  in  Italien  den  Papst  zu  dieser  Vorschrift  ge- 
zwungen  haben  mochten.  noch  ware  es  moglich,  mit  einem  Knabenchor  jenen 
innigen  und  feierlichen  Klangreiz  hervorzubringen ,  den  der  Wiener  auch  in 
der  Kirche  nicht  missen  kann. 

Die  in  der  erwahnten  Versammlung  der  Leogesellschaft  diskutierte  Frage 
zur  Beform  der  Kirchenmusik  in  Wien  konzentrierte  sich  in  der  Porderung, 
daC  die  Chorregenten  neben  ihrer  musikalischen  auch  eine  umfassende 
liturgische  Vorbildung  erhalten  sollten,  die  sie  erst  in  den  Stand  setzen 
konnte,  ihre  Aufgabe  in  liturgisch-musikalischer  Hinsicht  sinngemaB  zu 
Ibsen.  Es  wurde  darauf  aufmerksam  gemacht,  daB  am  Konservatoriitm  der 
(jesellscliaft  dzr  Musikfreundc  und  in  niichster  Zeit  auch  im  MusUdtistorischtn 
Lustitut   da-   Universitat    ein  Kursus   uber    katholische  Liturgik   gelesen    wird. 

Im  groBen  und  ganzen  sind  dies  die  Bestrebungen  und  Strbmungen,  die 
in  der  Wiener  Kirchenmusik  zum  Ausdruck  kommen.  Ob  sie  den  Boden 
sehaffen  fur  eine  neue  Blute  der  Kirchenmusik,  bleibt  abzuwarten;  denn 
schlieBlich  hiingt  die  eigentliche  Heform  der  Kiixhenmusik  da  von  ab,  ob 
einer  kommt,  der  aus  dem  Geist  unserer  Zeit  heraus  im  Sinne  der  Kirche 
Xeues  und  GroBes  schafft. 

Fur  die  inir  ^iitigst  eileilten  Informationen  spreche  ich  den  Herren 
Kapellmeistern  Bohm  und  Dr.  Cerin,  Herrn  Custos  Dr.  Schneerich  und  Dom- 
kapellmeister  Weirich  meinen  verbindlichsten  Dank  aus. 

Wien.  Elsa  Bienenfeld. 

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Hugo  Leichtentritt,  Neue  Beitrage  zur  Chopin-Literatur.  357 

Neue  Beitrage  zur  Chopin-Literatur. 


Vor  einiger  Zeit  war  in  diesen  Spalten  liber  neue  Beitrage  zur  Chopin- 
Literatur  (Heft  5/6,  S.   219)  berichtet  worden.     Es  handelte  sich  damals  um 
die  von  Karlowicz   zum    ersten  Male   herausgegebenen  Briefe    und  Schrift- 
stiicke    aus  Chopin's  NachlaJi,   die    auf  manche  Episoden    in  Chopin's  Leben 
helleres  Licht    werfen  und    zur    besseren   Kenntnis   der   Personlichkeit    nicht 
wenig  beitragen.     Sie  beziehen  sich  alle  auf  die  zweite  Halfte  von  Chopin's 
Leben,    die  Zeit   von    seinem  Eintreffen    in  Paris  bis  zu  seinem  Tode,  etwa 
1832 — 1849.     Aber  auch  tiber  die    erste  Lebenshalfte   sind    wir  jetzt    durch 
eine  bedeutsame  Publikation  ungleich  besser  unterrichtet  als  es  bis  dahin  der 
Fall  gewesen  war.     In  Warschau  erschien  vor  kurzem  (1904)  der  erste  Band 
einer    ausfuhrlichen    Chopin-Biographie   von    Ferdinand    Hoesick    (Verlag 
Hoesick):  Chopin,  Zycie  i  tw6rczosc  (Chopin's  Leben    und  Werke),    um- 
fassend  die  Jugendzeit  1810 — 1831.     Die  Fiille  des  hier  zusammengetragenen 
Stoffes  —  das  Buch  enthalt  Uber  900  Seiten,  --  die    zahlreichen   neuen  Mit- 
teilungen,  die  vielen  Berichtigungen  von  Irrtumern  frtiherer  Biographen  machen 
es    wtinschenswert,    daC  uber  den  Tnhalt   des  Werkes  auch   weiteren  Kreisen 
Mitteilung  gemacht  werde,    zumal  da  das  Buch  im  polnischen  Original  wohl 
nur    wenigen    zuganglich    ist,    und    eine  Ubersetzung   nicht   existiert.      Dem 
eigentlichen  biographischen  Bericht  geht  eine  umfangreiche  Einleitung  voran, 
in  der  sich  der  Yerfasser  rait  den  friiheren  Biographen  kritisch  auseinandersetzt, 
aber  auch,  vorgreifend,  schon  aus  Chopin's  spaterenLebensjahren  manche  wichtige 
Tatsachen  berichtigt.     Es  gait  bis  jetzt  allgemein  Niecks'    bekanntes  Buch 
als   das  vorzliglichste  biographische  "Werk,  durch  das  die  fruheren  Biographien 
uberholt   worden  waren.     Nun  droht  Niecks  ein  gleiches  Schicksal.     Hoesick? 
der    in  Warschau    an    der  Quelle   safl,   gelang   es,    eine  Menge    unbekannter 
Dokumente  uber  Chopin  aufzufinden.     Er  stellte  eingehende  Nachforschungen 
an   uber  die  AVarschauer  Musikverhitltnisse  zu  Anfang  des   19.  Jahrhunderts, 
studierte  das  Milieu  nach  alien  Richtungen  hin  aufs  eingehendste,  und  unter- 
richtete    sich    Uber    alle   Personlichkeiten ,    die    mit    Chopin    in   Beziehungen 
standen.     Die   Resultate   seiner    Studien    sind    derartige,    daB   durch  sie   alle 
fruheren  Biographien  vollstang  uberholt  sind,  soweit  die  Darstellung  bis  jetzt 
reicht.     Es   sei    ira  folgenden  versucht,  die  wichtigsten  neuen  Tatsachen  und 
Berichtigungen   hier  anzufiihren.     Freilich  ist  daran  zu  erinnern,    daB    nicht 
alles  hier  mitgeteilte  von  Hoesick  selbst   zum  erstenmal  berichtet  wurde.     Es 
gibt  eine  umfangreiche  polnische  Chopin-Literatur,    bestehend  aus   kleineren, 
verstreuten  Aufsatzen,    in    denen    einzelne  Punkte    der  Biographie    behandelt 
sind    und   viele   neue    Details    sich    finden.      Das    Yerzeichnis    der    gesamteu 
neueren  Beitrage  in  polnischer  Sprache  —  samtlich  in  Deutschland  kaum  be- 
kannt  —  gibt  Hoesick  am  Ende  seines  Vorwortes.     Er  hat  nun  die  Resultate 
aUer    dieser    Nachforschungen    vereinigt    und    durch    eigenes   ueues    Material 
erganzt. 

DaB  Cliopin  ein  Jahr  jiiiiger  ist  als  Niecks  annahm,  daC  er  nicht  am 
1.  Marz  1809,  sondern  erst  am  22.  Februar  1810  geboren  wurde,  kann  jetzt 
nach  den  mitgeteilten  amtlichen  Dokumenten  als  durchaus  sicher  gelten.  Es 
batten  ttbrigens  schon  vor  Jahren  Kleczynski  (»Chopins  groBere  Werke«, 
Leipzig,  Breitkopf  &  Hartel),  dann  auch  Karlowicz  in  der  genannten  Brief- 
sammlung  die  Tatsache  mitgeteilt.     TTnrichtig  ist  die  friihere  Annahme, 


358  Hugo  Leichtentritt,  Neue  Beitr'age  zur  Chopin-Literatur. 

Chopin  das  dritte  Kind  seiner  Eltern  war;  seine  Schwester  Isabella  war 
jiinger  als  er.  Auch  daB  der  Zogling  von  Chopin's  Vater,  Graf  Friedrick 
Skarbek,  der  Pate  des  kleinen  Chopin  war,  ist  nicht  richtig.  In  dem  Tauf- 
dokument  ist  ein  ganz  anderer  Name  angegeben.  TJber  Chopin's  Schuljahre 
ini  Lyceum  sind  wir  jetzt  genau  unterrichtet.  Die  Lehrplane,  Unterrichts- 
gegenstande  der  einzelnen  Klassen  sind  mitgeteilt,  und  aus  ihnen  ist  zu  er- 
sehen,  daB  Chopin  tiichtige  Gymnasialstudien  gemacht  hat,  daB  er  sowohl 
alte  wie  neue  Sprachen,  Naturwissenschaften,  Mathematik  eifrig  betrieben  hat. 
Chopin's  Schuljahre  setzte  Karasowski  und  nach  ihm  Niecks  auf  die  Jahre  1824 
—1827,  wahrend  sie  in  Wahrheit  in  die  Jahre  1823—1826  fielen.  Es  ist  jetzt 
festgestellt,  daB  Chopin  von  1826—1829  Eisner's  Schiller  im  Konservatorium 
war  und  dort  samtliche  theoretischen  Facher  griindlichst  absolvierte.  Eisner 
fiihrte  ein  Journal  iiber  alle  seine  Schuler,  und  in  diesem  ist  Chopin's  Name 
mehnnals  genannt.  Niecks  weiB  Bestimmtes  iiber  den  Unterricht  bei  Eisner 
kaum  anzugeben.  Eine  Episode,  die  alien  friiheren  Biographen  entgangen  war, 
berichtet  Hoesick,  namlich  das  Verhaltnis  des  jungen  Chopin  zu  der  Koni- 
tesse  Alexandrine  de  Moriolles,  der  »Mariolka«,  die  manchmal  in  seinen 
Briefen  erwahnt  ist.  Das  der  Komtesse  gewidmete  Hondo  op.  5  ist  eine 
Huldigung  an  die  Geliebte.  Die  vielen  Irrtiimer  der  fruhern  Biographen  sind 
zum  groBen  Teil  darauf  zuruckzufuhren,  daB  die  Quellen  unzuverlassig  warea. 
Niecks  schopfte  aus  Karasowski's  Buch  viel  Stoff.  Hoesick  weist  nun  nach,  daB 
Karasowski  nicht  nur  viele  fehlerhafte  Angaben  machte,  wie  man  ja  schon  lange 
wuBte,  sondern  auch  in  seiner  Mitteilung  und  Ubersetzung  der  Chopin  schen 
Briefe  sich  viele  Freiheiten  erlaubt,  AnstoBiges  auslaBt,  der  Chopin'schen 
Ausdrucksweise  durch  sorgfaltiges  Glatten  oft  ihr  charakteristisches  Geprage 
nimmt,  manches  falsch  liest,  falsche  Daten  hinzusetzt  und  ahnliches,  also  oft 
nur  mit  groBer  Vorsicht  zu  benutzen  ist,  auch  da,  wo  Niecks  ihn  als  ganz 
zuverlassig  betrachtet  hatte.  Uber  das  Warschauer  Musikleben  in  den 
zwanziger  Jahren  bringt  Hoesick  iiberaus  reiches  Material,  berichtet,  was  fur 
Opera  in  jedem  Jahre  gegeben  wurden,  was  fur  Konzerte  stattfanden,  teilt 
Programme  von  Auffiihrungen  mit  usw.,  so  daB  man  ein  ganz  klares  Bild 
von  der  Umgebung  Chopin's  bekommt,  wie  von  dem  regen  geistigen  Leben,  das 
in  jenen  Jahren  in  Warschau  pulsierte.  Besonders  hervorgehoben  wird  Chopin's 
Zusammenhang  mit  der  drangenden  literarischen  Bewegung,  eine  Tatsache,  die 
noch  nirgends  genugend  betont  worden  war.  Insbesondere  ist  das  eigentumliche 
Doppelgangerverhaltnis  zu  dem  Dichter  Slowacki  von  groBtem  Interesse. 
Die  beiden  waren  fast  gleichzeitig  geboren,  starben  kurz  nacheinander,  sahen 
sich  wie  Zwillingsbriider  ahnlich,  hatten  ganz  ahnliche  Lebensschicksale,  liebten 
dieselbe  Frau  und  haben  auch  in  ihren  Werken  Beriihrungspunkte  auf- 
falliger  Art.  Es  wird  hier  gezeigt,  wie  der  Grund  zu  der  Chopin'schen 
Roman tik  in  dem  Warschauer  Literatenkreis  gelegt  wurde,  dem  Chopin 
auBerlich  und  innerlich  nahe  stand,  viel  naher  als  den  jungen  Musikern 
seiner  Nation.  Auch  im  spatern  Leben  hielt  Chopin  diese  Beziehungen  auf- 
recht,  verkehrte  in  Paris  mit  Mickiewicz,  horte  dessen  Yortrage  uber  slavische 
Literatur  im  College  de  France  und  wurde  Mitglied  des  polnischen  Klnbs. 
Die  16  polnischen  Lieder  verdanken  ihr  Entstehen  wohl  hauptsachlich  dem 
Yerkehr  mit  den  Literaten.  Man  kann  sie  jetzt  mit  ziemlicher  Sicher- 
heit  annahernd  datieren ;  die  meisten  sind  Gelegenheitskompositionen  noch 
aus  der  Warschauer  Zeit,  einige  stammen  aus  Wien.  Auch  iiber  die  Ent- 
stehungszeit  einer  Anzahl  anderer  Kompositionen  werden  neue,  wichtige  Mit- 

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Hugo  Leichtentritt,  Xcue  Beitrage  zur  Chopin-Literatur.  359 

teilungen  gemacht.    So  erscheint  es  jetzt  als  ziemlich  sicher,   was  bisher  nicht 
bekannt   war,    daB  eine  Anzahl  bedeutender  Werke  schon  in  Warschau  ent- 
standen oder  wenigstens  konzipiert  worden  ist.     Man  nahm  bis  jetzt  an,  daB 
Chopin   1831,  vor  seiner  Ankunft  in  Paris,    die    meisten  Konzertstiicke    mit 
Orchester,  das  Trio,  eine  Anzahl  Polonaisen,  Walzer,  Mazurkas  fertig  hatte. 
Es  sind  aber  diesen  noch  hinzuzufugen  ein  groBer  Teil  der  Etiiden  aus  op.  30, 
vielleicht  auch  schon  aus  op.  25,   die  Nocturnes  op.  9,  die  beiden  ersten  des 
op.   15,  Mazurkas  aus  op.  6  und  17,  die  Grande  Valse  brillante  op.   18,  so- 
gar    die  G-moll-Ballade    und   das  H-moll-Scherzo.     Von    den    meisten  dieser 
Kompositionen  glaubte  man  bisher,  daB  sie  in  Paris  entstanden  waren.   Es  ist 
meiner  Ansicht    nach   freilich   anzunehmen,    daB   Chopin   an    diesen    Werken 
seiner  Gewohnheit  gemaC  nachtraglich  noch  feilte  —  er  hatte  lange  Zeit  dazu, 
denn  die  meisten  wurden  erst  einige  Jahre  spater  in  Paris  gedruckt.    Yon  dem 
Stuttgarter  Aufenthalt  war  bisher  nicht  viel  bekannt.    Man  wuBte  nur,  daB  die 
c- moll-Etude  dort  geschrieben  wurde.     Jetzt  erfahrt  man,  das  auBerdem  das 
inachtige  d-moU-Pr£lude,  op.  28  Nr.  24,  und  das  a-moll-Prelude  op.  28  Nr.  2 
dort  entstanden  sind.     Gerade  diese  Werke  sind  fur  die  Psychologic  Chopin's 
von  groBter  Bedeutung.    Sie  sind  geschrieben  unter  dem  niederschmetternden 
Eindruck,  den  die  Nachricht  von  der  Einnahme  Warschaus  durch  die  Russen 
auf  ihn    machte.     Es   gibt    ein  treffliches   kleines  Buch   von  Tarnowski  iiber 
Chopin,    das   in  Deutschland    kaum   bekannt   ist   und  auch    niemals    benutzt 
worden  ist.     Darin  sind  Tagebuchblatter  von  Chopin   mitgeteilt,  die,  gerade 
in   den  Stuttgarter  Tagen  geschrieben,  von  der  Gluhhitze  der  Erregung  Kunde 
geben,  in  der  er  sich  dam  als  befand.     Diese  auBerst  interessanten  Blatter  sind 
auch  bei  Hoesick  zitiert.    Aus  Chopin's  spateren  Jahren  sind  bedeutsaine  neue 
Mitteilungen  gemacht  iiber  sein  Verltfbnis  mit  Maria  Wodzinska  i.  J.  1835, 
eben  jener  Maria,  die  auch  Slowacki  liebte.  Die  Geschichte  dieser  merkwurdigen 
Begebenheit    ist   im  wesentlichen  jetzt    so    ziemlich    geklart,    wenn   zu    dem, 
was  Hoesick   mitteilt,   noch  das  hinzugenommen  wird,   was  wir  aus  der  von 
Karlowicz  veroffentlichten   neuen   Briefsammlung  wissen.      Die    f-moll-Ettide 
(op.  25  Nr.   2),   der   f-moll-Walzer,  die  cis-moll-Nocturne  op.  27  Nr.   1  sind 
diejenigen  Kompositionen,   deren  Entstehen  auf  die  Zeit  der  Liebe  zu  Maria 
Wodzinska   zuriickzufuhren    ist.       Unbekannt    durfte     ferner,    wenigstens    in 
Deutschland  sein,   daB  Chopin  gelegentlich    polnische  Volksmelodien   verwen- 
dete,    auch   da    wo    man   sie   nicht  vermuten  wurde;  so  finden  sich  z.  B.   im 
Mittelsatz  des  h-moll-Scherzo    Motive    eines   polnischen  Weihnachtliedes    ver- 
arbeitet,  ijhnliches  triflft  man  auch  in  Etiiden  an.     Hoesick  verweist  mit  mehr 
Xachdruck    als    andre    vor   ihm   auf  den    eminent   nationalen    Charakter   von 
Werken  wie  die  F-moll-Phantasie,  die  Polonaise-Phantasie,  die  Balladen,  die 
B-moll-8onate,  die  Scherzi  u.  a.     In  einem  sehr  bemerkenswerten  Abschnitte 
weist   er   auf  die    vielen  Parallelen    zwischen  diesen   Werken    und  den  Dich- 
tungen  der  polnischen  Roinantiker  Mickiewicz,  Siowacki  u.  a.  hin.    Bekannt 
sind    die    verschiedenen  Legenden,    die  iiber  die  letzten  Lebenstage  und  den 
Tod  Chopin's    im  Umlauf   waren.     Xiecks   hat   versucht    unter   ihnen    aufzu- 
raumen.     Aber  auch  hier  konnte  er  nicht  an  den  Kern    gelangen,    da   seine 
Gewahrsmanner,  besonders  Gavard  unzuverlassig  waren,  wie  sich  jetzt  heraus- 
stellt.      Hoesick   erziihlt    die    Begebenheiten    schlicht  so,  wie  sie  eine  Chopin 
nahestehende  Augenzeugin  niedergeschrieben  hatte,  namlich  Chopin's  Nichte, 
die     mit    ihrer   Mutter,    Chopin's    Schwester  Luise    in    den    letzten    Monaten 
immerwahrend  um  Chopin  war. 

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360  Charles  Maclean,  Three  Recent  English  Productions. 

Es  ergibt  sich  schon  aus  dieser  tiuchtigen  Uberschau  fiber  Hoesick's  Werk, 
wie  wertvoll  seine  Beitrage  zur  Kenntnis  des  Menschen  und  Ktinstlers  Chopin 
sind.  Jeder,  der  sich  mit  der  Chopin'schen  Biograpbie  beschaftigt,  wird  das 
Buch  unentbehrlich  finden.  Leider  ist  es  schwer  zu  benutzen.  Ganz  abge- 
sehen  davon,  dafl  die  Kenntnis  der  polnischen  Sprache  unter  den  Mufiik- 
beflissenen  auBerhalb  der  eigentlich  polnischen  Landstriche  kaum  verbreitet 
ist,  ist  die  ubermafiige  Breite  der  Darstellung  hinderlich.  Sie  zeugt  gewifl 
vom  eindringensten  Forschungseifer,  dem  auch  das  Kleinste  nicht  nnwichtig 
erscheint.  AUein  es  hatte  da  weniger  wichtiges  wohl  eingeschrankt  werden 
konnen.  Dazu  gehort  meines  Erachtens  z.  B.  ein  Kapitel  von  ca.  100  Seiten 
fiber  Chopin's  Bekannte  und  Jugendfreunde.  GrewiB  erfahren  wir  darin  viele 
wertvolle  Einzelheiten,  vieles  aber  in  den  biographischen  Mitteilungen  fiber 
diese  zum  groBen  Teil  ganz  unbekannten,  langst  verschoUenen  Personlich- 
keiten  tragt  kanm  dazu  bei,  ein  klareres  Bild  von  Chopin  zu  entwerfeu. 
Alles  was  dahinzielt,  ist  in  einer  quellenmaBigen  eingehenden  Biographie 
natfirlich  sehr  erwfinscht.  Man  darf  dem  zweiten  Teil  des  Werkes  mit 
groBen  Erwartungen  entgegensehen. 

Berlin.  Hugo  Leiohtentritt. 


Three  Recent  English  Productions. 


*"Oh  that  I  had  in  the  wilderness  a  lodging-place  of  wayfaring  men ;  that 
1  might  leave  my  people,  and  go  from  them!"  So  the  son  of  Hilkiah,  and 
so  one  may  feel  when  a  vertigo  of  wrongheadedness  (as  it  seems)  seizes  those 
with  whom  one  ordinarily  dwells  in  the  tents  of  amenity.  Donald  Francin 
Tovey,  having  shown  his  mettle  for  some  years  with  music  of  the  chamber 
class  (see  page  250  of  this  year  s  Journal),  has  yielded  to  the  sacred  hunger 
of  ambition  and  produced  a  pianoforte  concerto.  Ambition  is  often  the 
parent  of  virtues,  and  in  this  case  there  is  a  fine  work.  AVhat  is  more 
important,  it  is  a  stone  belonging  to  the  foundations  of  English  art,  and 
not  to  one  of  its  upper  and  at  present  somewhat  precarious  top-stories.  Yet 
on  the  appearance  of  this  work  in  St.  James's  Hall,  with  every  advantage 
of  execution,  and  accompanied  by  wide-spread  hearty  applause,  the  press  with 
one  or  two  notable  exceptions  began  a  veritable  festival  of  imprecation,  a 
Dirae  of  Teos,  a  service  of  commination.  In  one  quarter  he  was  plainly 
advised  to  stop  writing  music,  which  is  truly  reading  a  verdict  in  terms  of 
the  hangman.  Writers  perforce  influence  one  another.  When  the  tree  is 
down  many  hatchets  are  forthcoming.  Now  it  must  be  admitted  that  Tovey 
has  been  imprudent.  Grove's  extraordinary  literary  ability,  combining  fancy 
with  a  rare  lucidity,  created  for  this  country  the  concert-commentary;  but 
the  method  has  since  been  abused.  Doctrinaire  matter,  stone-slinging  at 
harmless  bystanders,  hyper-subtleties,  backward  and  forward  writing,  digres- 
sions, &c,  —  such  are  the  vices  of  the  style.  It  then  becomes  matter  in 
the  wrong  place.  It  may  be  doubted  whether  the  Platonic  dialogues  would 
have  been  at  all  acceptable  at  Olympia.  Tovey  has  offended  the  critics  with 
concert-commentaries  which  sinned  in  the  above  direction,  and  in  length  re- 
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Charles  Maclean,  Three  Recent  English  Productions.  361 

quired  not  so  much  the  pruning-knife  as  the  billhook.  But  then  this  has 
nothing  to  do  with  his  music.  His  musical  style  has  been  said  to  follow 
Brahms.  Thirty  years  ago  everything  modernly  emotional  was  called  "Wag- 
nerian". A  harmonic  device,  say  a  dominant  7th  with  flat  5th,  may  very 
occasionally  recall  Brahms ;  but,  to  tell  the  truth,  this  young  man's  style  seems 
rather  to  have  bathed  in  the  fount  of  Beethoven's  late  works.  If  that  is 
the  greatest  music  as  yet  written,  he  can  scarcely  be  blamed  for  thus  trying 
to  impregnate  himself.  Space  forbids  much  technical  discussion.  Tovey's 
contrastings  are  better  than  his  themes,  and  his  tonality-workings  are  better 
than  his  contrastings;  his  grasp  of  tonality  is  his  bed-rock.  In  rhythm  he 
has  a  very  healthy  contempt  of  4-bar  banalities;  he  opens  his  concerto  (in 
A-major)  with  3  +  4  +  3  |  3  +  3  |  3  +  4  +  3,  and  at  recapitulation  the 
first  10  become  9 ;  his  rondo  theme  is  13  +  5  +  4.  His  harmony  is,  as 
already  indicated,  very  unaffected ;  he  is  fond  of  major  and  minor  tonic  thirds 
alternating.  The  orchestration  is  extremely  creditable.  Altogether  the  slow 
movement  is  beautiful,  and  worthy  of  many  a  more  celebrated  writer;  the 
minor  opening  theme,  a  quasi-binary,  melts  away  at  the  end  into  wanderings 
and  ultimately  arrives  at  the  dominant  minor,  then  the  hearer  is  startled 
with  the  "Walhalla"  chord  (an  unusually  bright  scarlet  for  this  writer),  and 
the  renewal  of  theme  is  very  brief;  this  construction  is  well  carried  out. 
The  Hondo  has  an  excellent  and  original  march-theme  beginning  on  the 
tonic  flat  7th  and  ending  with  a  short  feminine  cadence  in  the  13th  bar, 
and  the  working  of  the  movement  leaves  nothing  to  be  desired.  The  first 
movement  cannot  be  so  much  commended.  The  community  between  the 
opening  Tutti  and  the  first  Solo  is  too  scanty.  The  2nd  subject  is  not 
striking,  and  is  introduced  almost  painfully  early  in  the  first  Tutti.  The 
themes  in  this  movement  are  pure  and  good,  but  they  are  too  many  and 
not  distinguished.  Tovey  follows  his  conscience  (those  thousand  witnesses); 
he  represents  within  his  limits  a  palingensis  of  the  classical ;  in  a  shifty  world 
he  goes  back  to  first  principles;  he  chooses  divine  ashes  before  earthly  meal; 
he  does  excellent  service  when  he  lays  a  stone  on  foundation  courses  where, 
as  above  said,  such  are  needed.  But  the  more  genial  critics  have  warned 
him  in  effect,  for  his  own  sake  to  be  less  haggardly  intellectual,  to  yield 
more  to  emotion.  And  in  this  he  would  only  follow  the  best  of  the  present 
[English  masters.  Without  being  ungracious  one  may  repeat  the  advice. 
Ulysses  was  tied  to  the  mast  against  temptation,  not  of  the  senses,  but  of 
intellectual  ecstasy.  That  was  what  the  Siren  bird-souls  offered  him.  "For 
we  know  all  things  whatsoever  in  Troy's  wide  land  had  birth.  And  we  know 
all  things  that  shall  be  upon  the  fruitful  earth".  "Uns  ist  alles  bekannt, 
was  ihr  Argeier  und  Troer  Durch  der  Gotter  Verhangnis  in  Trojas  Fluten 
geduldet:  Alles,  was  irgend  geschieht  auf  der  lebenschenkenden  Erde!" 

Turning  from  Tovey's  music  to  that  of  Frederick  Bridge  is  leaving  a 
strong  but  sometimes  drumly  stream  for  a  sparkling  mountain  torrent. 
Englishmen  are  by  nature,  and  when  not  too  much  poisoned  by  town  life, 
robustly  cheerful.  The  maypole  has  flourished  here  alongside  of  the  cloister. 
Robin  Hood  to  some  means  even  more  than  Shakespeare.  A  charming  writer 
has  just  said  that  uHerrick,s  roses  and  lilies  grew  in  his  Devonshire  garden 
and  not  in  the  inkstand".  Bridge's  music  represents  this  phase  of  the  Eng- 
lish character.  His  "Callirrhoe"  (produced  at  Birmingham  Festival  1888, 
Hbretto  W.  Barclay  Squire),  has  now  appeared  for  the  first  time  in  London 


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362  Charles  Maclean,  Three  Recent  English  Productions. 

at  the  Albert  Hall,  being  received  by  the  audience  with  great  acclamation. 
The  press  have  treated  it  friendly  and  cordially.  Two  quarrels  only  have 
been  shot  from  the  cross-bow.  From  one  quarter,  that  the  style  is  Mendels- 
sohnian.  This  adjective  is  always  even  less  penetrative  and  more  absurd 
than  " Wagnerian".  Here  it  is  inapplicable.  Granted  that  there  have  been 
bushels  of  works  (mostly  oratorios)  slavishly  following  our  2  great  visitors, 
Handel  and  Mendelssohn;  there  has  also  always  been  a  thin  vein  of  English 
individuality  running  on  from  Purcell  to  Sullivan.  To  this  a  work  like 
"Callirrhoe"  justly  belongs,  and  it  has  nothing  whatever  to  do  with  Mendels- 
sohn. The  second  shaft  is  that  the  style  is  20  years  old.  Those  who  are 
for  ever  seeking  a  new  thing  stunt  themselves  against  catholicity.  The 
question  is  not  how  old  music  is,  but  what  it  is  worth.  Bridge's  music  is 
his  own,  and  is  of  a  class  which  delights  large  multitudes.  Every  bar  of 
"Callirrhoe"  is  effective,  whether  for  solo  or  chorus.  The  facility  of  his 
orchestra-handling  will  have  surprised  many.  The  "Processional  March**, 
no.  11,  is  pure  refreshing  stuff,  a  pomp  which  might  well  have  been  heard 
in  the  sacred  isle  of  Delos. 

The  third  work  under  notice  is  "The  Apostles"  of  Edward  Elgar,  lately 
brought  to  London.  Let  it  be  said  at  once  that  this  is  Elgar  at  his  highest, 
and  that  having  advanced,  in  sacred  mystic  music  at  least,  from  merit  to 
merit,  he  has  ended  with  his  best.  Nor  is  it  now  necessary  to  make  the 
least  disquisition  on  the  fact  that  he  is  one  whom  nature  has  made  at  one 
bound  a  splendid  musician.  The  sole  question  here  is  as  to  his  general 
style,  and  its  value.  It  is  the  more  necessary  to  sift  that  because,  to  quote 
the  Psalmist  this  time,  "He  that  blesseth  his  friend  with  a  loud  voice  rising 
early  in  the  morning,  it  shall  be  counted  a  curse  to  him".  Which  might  be 
varied  by  the  German,  "Liebe  deinen  Nachbar,  reiB  aber  den  Zaun  nicht 
em".  There  has  been  some  very  loud  and  aggressive  matutinal  shouting  by 
friends  and  admirers  just  lately  in  London,  and  if  buckets  in  a  well  stand 
for  party-spirit  a  great  deal  too  many  have  been  pulling  at  one  bucket.  The 
brilliant  "Referee"  of  20th  March  1904  said  of  the  3-night  "Elgar  Festival" 
at  Covent  Garden,  "three  Festival  programmes  of  equal  versatility,  melodic 
invention,  and  nobility  of  design  could  easily  be  selected  from  the  works  oi 
Sir  Alexander  Mackenzie  or  Sir  Hubert  Parry".  Nor  was  it  exhausting  the 
list.  Elgar's  curse  is  the  Seian  horse  of  easy  fertility,  whence  perfectly 
undiscriminative  inequality.  If  a  composer  begins  with  commonplace,  and 
is  led  to  summits  by  a  rpibg  avayibyiov,  one  may  draw  a  veil,  for  some 
other  composers  have  done  the  same.  But  when  the  commonplace  and  the 
elevated  are  concurrent,  it  is  one's  duty  to  condemn,  and  supply  the  conscience 
in  which  the  composer  is  deficient.  Elgar  shrouded  in  the  mantle  of  religious 
phantasy  has  much  power.  His  secular  music  is  still,  to  say  no  worse  of  it, 
poor  stuff,  "For  all  the  world  like  cutler's  poetry  Upon  a  knife,  love  me  and 
leave  me  not".  However  as  to  this  work  itself,  "The  Apostles".  The  scheme 
of  the  oratorio  was  given  at  page  84  of  this  year's  Journal.  To  those  who 
believe  in  the  doctrine,  •* follow  the  words",  no  example  finer.  To  those  who 
ask  for  backbone,  little  or  none,  though  perhaps  more  than  in  "Gerontius"1. 
It  is  useless  to  quote  Wagner,  even  Wagner  in  the  concert-room ;  to  be  blunt, 
Elgar  has  not  Wagner's  beauty.  The  fact  is  that  judgment  has  here  drunk 
the  merus  Thyonianus.  Nietzsche  in  his  "Geburt  der  Tragodie"  has  said, 
•*Das   lndividuum   mit   alien    seinen  Grenzen   und   MaCen   ging    hier    in    der 

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Alfred  HeuB,  Der  Biedel-Verein  zu  Leipzig.  363 

Selbstvergessenheit  der  dionysischen  Zustande  unter,  und  vergaB  die  apol- 
linischen  Satzungen".  Now  our  stronger  and  wiser  men  are  still  with  Apollo, 
but  Elgar  has  turned  to  Dionysus.  The  Greeks  loved  wine,  but  then  they 
loved  it  only  in  small  cups,  and  with  water,  the  rain  of  Zeus.  They  scorned 
the  untempered  goblets  of  the  Thracians,  and  reflected  that  "wine  has  no 
rudder".     Even  among  the  Bacchae  there  was  one  who  sung:  — 

"But  a  better  land  is  there 

Where  Olympus  cleaves  the  air, 
The  high  still  dell,  where  the  Muses  dwell, 

Fairest  of  all  things  fair. 
Oh  there  is  Grace,  and  there  is  the  Heart's  Desire, 
And  peace  to  adore  thee,  thou  Spirit  of  guiding  Fire." 

Elgars  style  is  an  English  product,  and  in  that  entitled  to  commendation. 
The  present  writer  believes  that  it  is  an  ill-balanced  and  unhealthy  product. 

London.  Charles  Maclean. 


Der  Kiedel-Verein  zu  Leipzig. 

1854-1904. 


Die  in  voriger  Nummer  (S.  330)  angezeigte  Denkschrift  zur  Feier  des 
funfzigjahrigen  Bestehens  des  Biedel-Vereins,  herausgegeben  von  Dr.  Albert 
Gohler,  gibt  die  Veranlassung,  auch  an  dieser  Stelle  dieses  Vereins  zu  ge- 
Jenken  und  zwar  deshalb,  weil  er  in  der  zweiten  Halfte  des  verflossenen 
fahrhunderts  eine  ganz  bedeutende  musikgeschichtliche  Mission  erftillte,  die 
treit  fiber  die  Grenzen  Leipzigs  hinausreicht  und  im  gewissen  Sinne  inter- 
lational  genannt  werden  muB.  An  dem  eminenten  Aufschwunge,  den  die 
Pflege  alter  Meister  in  der  zweiten  Halfte  des  19.  Jahrhunderts  nahm,  hat 
ler  Biedel-Verein  den  innigsten  Anteil,  indem  er,  von  dem  weitblickenden 
£iedel  gegriindet,  sich  als  Aufgabe  die  Pflege  der  geistlichen  Chormusik  des 
.6.  und  17.  Jahrhunderts  his  zur  Gegenwart  stellte,  ein  Unternehmen,  das 
im  diese  Zeit  in  ganz  Deutschland  einzig  dastand.  Der  Herausgeber  der 
denkschrift  konnte  auch  nichts  Besseres  tun,  als  samtliche  Programme  des 
tiedel-Vereins  abzudrucken,  deren  Studium  sozusagen  einen  praktischen  musik- 
ri  ssenschaftlichen  Kursus  ausmacht.  Diese  Programme  reden  Bucher?  denn 
ie  Menge  alter  Meister  und  ihrer  Werke  ist  ganz  auBerordentlich.  Es  gentigt, 
renn  als  Beispiel  angegeben  wird,  daB  Heinrich  Schiitz  seine  kunstlerische 
Yiederbelebung  dem  Biedel-Verein  verdankt,  daB  Bach's  Hohe  Messe  hier 
ire  erste  Auffuhrung  seit  der  Yeroffentlichung  durch  die  Bach-Gesellschaft 
rlebte.  Ebenso  begeistert  trat  der  Verein  auch  fur  moderne  Meister  ein, 
nd  dieses  Prinzip,  die  Kunst  aller  Zeiten  zu  pflegen,  gab  dem  Yerein  seine 
.nsnahmsstellung  unter  den  deutschen  Chorvereinen.  Man  wird  in  50  Jahren, 
pud  wir  iiber  den  Zeitraum  von  1850 — 1900  noch  klarer  sehen,  das  Yer-  1 
Z.d.I.M.V.  Di^edby^OOgle 


364  Alfred  HeuG,  Der  Riedel-Verein  zu  Leipzig. 

dienst  Biedel's  noch  hoher  einschatzen,  nicht  der  Person,  sondern  des  Prinzip 
wegen,  namlich,  daft  echtes  musikgeschichtliches  Erfassen  der  Musik  der  beste 
Weg  ist,  auch  die  Gegenwart  richtig  einzuschatzen.  AVahrend  die  Wagnerianer 
in  der  Vergotterung  ihres  Meisters  beinahe  alles  um  sich  vergessen,  wahrend 
die  eine  Partei  Liszt,  die  andere  Brahms,  wieder  eine  andere  Bruckner  usw. 
ausspielte  und  sie  sich  Schlachten  lieferten,  sah  der  Biedel-Yerein  diesen 
Parteikampfen  ruhig  zu,  indem  er  all  diese  Meister  zu  Ehren  brachte,  Liszt 
so  gut  wie  Brahms,  Berlioz  und  Bruckner.  Man  kann  aber  nicht  scharf 
genug  betonen,  woher  sich  ein  derartig  weiter  und  freier  Gesichtskreis  schreibt. 
namlich  aus  dem  vergleichenden  Studium  der  Meisterwerke  frtiherer  Zeiten 
und  Volker,  das  ermoglichte,  auch  in  die  Gegenwart  mit  ganz  andern  Augen 
zu  blicken,  frei  von  dem  Parteigetriebe  einer  kurzsichtigen  Menge.  Und 
vielleicht  mehr  als  je  darf  auch  die  Musikwissenschaft  die  Konsequenzen  aus 
dem  Prinzip  des  Biedel-Vereins  ziehen,  daft  sie  eben  auch  nur  dann  von 
aktiver,  praktischer  Bedeutung  fur  das  Musikleben  ist,  wenn  sie  eine  niog- 
lichst  enge  Verbindung  mit  der  Gegenwart  aufrecht  erhalt  und  gerade  da 
eingreift,  wo  die  Tagesschriftstellerei  versagt. 

Es  soil  hier  die  Geschichte  des  Biedel-Vereins  nicht  erzahlt  werden,  da 
man  diese  in  der  ruhig  geschriebenen,  von  aller  Schonrederei  fernen  Denk- 
schrift  nachlesen  kann,  es  sollte  einzig  an  das  Prinzip  erinnert  werden,  das? 
halt  man  im  Konzertleben  allenthalben  ITmschau,  noch  sehr  wenig  in  die 
Praxis  umgesetzt  worden  ist.  Leipzig  hatte  das  Glttck,  von  dem  ausgezeich- 
neten  Nachfolger  Biedel's,  Hermann  Kretzschmar,  der,  nebenbei  gesagt. 
in  der  Chorliteratur  ganz  neue  Gebiete  erschloB,  wie  besonders  Meister  der 
neapolitanischen  Schule,  das  Prinzip  Biedel's  auch  auf  das  Gebiet  der  In- 
strumental musik  iibertragen  zu  sehen.  In  den  von  ihm  gegriindeten  Akn- 
demischm  Orchester-Konzerten  (1890  —  95),  deren  Programme  uberaus  dankens- 
wert  der  Denkschrift  ebenfalls  beigegeben  sind,  wurde  zum  erstenmal  die 
Entwicklung  der  Instrumentalmusik  von  Gabrieli  bis  auf  die  modernste  Zeit 
vorgefuhrt.  Es  ist  hier  nicht  der  Ort,  iiber  die  Verdienste  Kretzschmar's  in 
dieser  oder  jener  Art  zu  reden,  es  muBte  aber  an  dies  ganz  eigen-  und 
einzigartige  Unternehmen  erinnert  werden,  da  es  teils  zu  wenig  bekannt  ist 
teils  ganz  anders  ausgebeutet  werden  sollte  und  konnte.  Was  konnten  unsrt 
Konzerte  bieten,  welcher  Segen  wiirde  der  Musik  ferwachsen,  wenn  diese? 
System,  das,  kurz  gesagt,  in  der  Musik  einen  machtigen  Kulturfaktor  erblickt. 
allgemeiner  befolgt  wiirde!  In  diesem  Sinne  hatte  der  jetzige  Leiter  de^ 
Biedel-Vereins,  Dr.  Georg  Gbhler,  vollstandig  Becht,  wenn  er  in  seiner 
Ansprache  beim  Eestaktus  das  Prinzip  des  Biedel-Vereins  in  dem  gegen- 
wartigen  musikalischen  Geschaftssystem  »unzeitgemaB<  nannte.  Diese  Zeit- 
schrift  kennt  auch  keinen  hoheren  Zweck,  als  fiir  ein  derartig  weitblickendrs 
und  echt  kiinstlerisches  Prinzip,  wie  es  der  Biedel-Verein  seit  50  Jaliren 
vertritt,  einzustehen,  und  aus  diesem  Grunde  schreiben  sich  diese  Zeilen  her. 

Leipzig.  Alfred  Heufl. 


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A.  Sobering,  Georg  Muffat.  365 

Georg  Muffat, 

,,Aasserlesene  mit  Ernst  uiid  Lust  Gemcngte  Instrnmental-Mnsic"  1701. 

JahrgangXI,  Zweiter  Teil  der  »Denkmaler  der  Tonkunst  in  Osterreich«. 

Nebst  einem  Anhange:  Auswahl  aus   »Armonico  Tribute) «,  1682. 

Herausgegeben  von  Dr.  Erwin  Luntz. 


Deni  Schaffen  Georg  Muf fat's  ist  bereits  in  fruheren  Banden  der 
osterreichischen  Denkmaler  der  Tonkunst  ein  breiter  Platz  eingeraumt  worden. 
Die  Jahrgange  1894/95  bieten  seine  beiden  Florilegien  in  Neuausgabe. 
Als  Orchesterkomponist  ware  Muffat  damit  eigentlich  ausreichend  charakterisiert 
gewesen  und  man  hatte  sich  mit  diesen  Proben  seiner  instrumentalen  Kunst 
begniigen  konnen.  Was  der  vorliegende  Band  bringt,  ist  nur  in  wenigem 
geeignet,  sein  scharf  geschnittenes  Kunstlerprofil  in  wesentlich  neue  Be- 
leuchtung  zu  riicken.  Der  zur  Yerwendung  kommende  Instrumentalapparat 
und  gewisse  Einzelformen  der  Florilegien  kehren  in  der  »Instrumental-Music« 
von  1701  wieder  und  die  Prinzipien  der  Satzkunst  sind  ebenfalls  dieselben 
geblieben.  Die  Berechtigung  dieses  dritten  Muffatbandes  mochte  also  ledig- 
lich  darin  beruhen,  daB  mit  ihm  einzelne  interessante  Dokumente  aus  der 
;Fugend  des  instrumentalen  Konzertstils  der  Yergessenheit  entrissen  werden. 
Der  rein  musikaliscbe  Wert  der  Stiicke  ist  gewiB  kein  geringer  —  dafur 
btirgt  scbon  der  Name  des  Autors  —  aber  weder  so  selten  nocb  so  iiberaus 
eigenartig,  als  daB  er  den  historischen  zu  tibertreffen  vermochte.  Fur  ein 
nochmaliges  Anschneiden  des  Themas  Muffat  —  sofern  es  den  Orchester- 
komponisten  angeht  —  diirfte  schwerlich  allgemeines  Bedtirfnis  vorliegen, 
und  statt  des  in  Aussicbt  genommenen  vierten  Bandes,  der  die  Fortsetzung 
bilden  soil,  ware  vielleicbt  eine  KoUektion  Instrumentalstiicke  von  Meistern 
wie   Schmelzer,  B-eutter,  Tuma,  Zelenka  mancbem  willkommener. 

Georg  Muffat  ist  eine  interessante  Erscheinung,  ohne  Zweifel.    Wie  dieser 

begabte  Passauer  Kapellmeister   sicb   auslandischem ,  d.  h.  franzosischem  und 

italienischem   Musikempfinden    anpassen    und    ibm    in    seiuen    Kompositionen 

unverfalschten    Ausdruck    leihen    konnte,     bat    in    der   Musikgescbichte    des 

18.  Jahrhunderts   wohl   nur   noch  ein  iihnlicbes  Beispiel:    im  Schaffen  J.  A. 

Hasse's.     Die  » Auperlesene  mit  Ernst  wnd  Lust  gemcngte  Instrumental-Music*, 

1701   zu  Passau  gedruckt,   zeigt   den   musikalischen  Kosmopoliten  in  Muffat 

insofera  stark  ausgepriigt,   »weilen  sie«    —   um    mit   seinen    eigenen  Worten 

zu   reden  —   »nicht   allein  die  muntere,    und   auB    dem  Lullianischen  Brunn 

geschbpffte  Lieblichkeit  in  den  Ballet-Arien,  unverletzt,    sondern  auch  etliche 

tiefFsinnig    auBgesuchte    Affecten    der   Italianischen    Manier,    unterschiedlich- 

schertzige  Einfall   der  Kunst,    und    auff  mancherley    mit    sonderbarem    FleiB 

eingemiscbte  Abwechslungen  defi   groBen  Chors  mit  dem  einfachen  besetzten 

Tertzetl  in  sich  halt*.     Diese  Abwechslung  eines  groBen  Chors  mit  dem  ein- 

frich   besetzten   > Tertzetl*,    mit    andern  Worten    das  Concerto  grosso,    befand 

sich.   um  1700  als  Kunstform  noch  stark  im  Bilden  und  konnte  erst  auf  eine 

^reringe  Literatur  zuriickblicken .     Muffat  griff  als  einer  der  ersten  Deutschen 

den    neuen  Konzertstil  von  italienischen  Meistern  auf  in  seiner  1682  in  Rom 

entstandenen  Sonatensammlung  »Armonico  Tribute*.     Die  Mehrzahl  der  hier 

zur    Yeroffentlichung    kommenden     »Concerti*    sind    nichts    andres    als    Um- 

arbeitungen  dieser  fruheren  Sonaten.     Muffat  aber  war  keineswegs  der  aller- 

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366  A.Schering.  Georg  Muffat. 

erste  iiberhaupt,  der  mit  dem  Concerto-grosso-Begriff  operierte.  Derselbe 
existierte  schon  vor  1680  und  wurde  von  bekannten  und  bedeutenden  Meistera 
mit  Geschick  verwendet,  wie  Referent  in  seiner  unter  der  Presse  befindlichen 
•  Geschichte  des  Instrumentalkonzerts*  nachgewiesen.  Ebenda  wurde  der  aus 
Muffat's  Yorrede  sich  ergebende,  trotz  seiner  Tragweite  vom  Herausgeber 
nicht  beachtete  SchluB  gezogen,  daB  allem  Anscheine  nach  eine  Reihe  der 
Corelli'schen  Konzerte  bereits  vor  ihrem  Publikationsjahr  (1712)  ent- 
standen,  Corelli  jedenfalls  1682,  als  Muffat  ihn  in  Rom  besuchte,  in  der 
Concerto-grosso-Komposition  schon  so  viel  Erfahrung  auf  Grund  eigner  Ver- 
suche  besaB,  daC  er  dem  Deutschen  allerhand  »nutzliche  observationen  disen 
Stylum  betreffend*  auf  den  Weg  geben  konnte.  Muffat  erzahlt  umstandlich 
(Vorrede,  S.  8),  daC  er  damals  solche  Concerti  grossi  des  »kunstreichen  Herra 
Archangelo  Corelli*  »mit  groBer  Anzahl  Instrumentisten  «  in  Rom  gehort,  ja 
seine  eignen  Versuche  darin  in  dessen  AVohnung  zum  Erklingen  gebracht 
habe.  Zum  Prahlen  aufgelegt  wie  ofters,  laBt  er  bald  darauf  sein  eigenes 
Verdienst  nicht  unerwahnt:  »gleichwie  schon  langstens  in  meiner  zu  Ruck- 
kunft  auB  Frankreich,  ich  der  Erste  die  Lullianische  Ballet-Arth,  also  habe 
ich  diser  der  Orten  annoch  unbekanten  Harmani  einige  Probstuck[als]  der  Erste 
in  Teutschland  gebracht*.  Wie  rasch  er  Schule  machte  bei  seinen  Lands- 
leuten  zeigen  die  Arbeiten  J.  C.  Fischer's,  B.  A.  Auffschnaiter's  und  J.  A.  S'. 

Muffat's  Konzerte  —  es  sind  durchweg  Suiten  mit  einleitenden  Sinfonien 
—  stehen  denn  auch,  was  die  Handhabung  des  Konzertstils  anlangt,  nicht 
weit  von  den  Corelli'schen ,  so  sehr  sie  sich  inhaltlich  von  ihnen  entfernen. 
Beide  Meister  schrieben  unter  dem  gewaltigen  Eindrucke  der  venetianischen 
Oper,  speziell  deren  Sinfonien.  Die  untruglichen  Wahrzeichen  dieser:  ge- 
wichtige  Einleitungsakkorde,  plotzliche  Allegrointermezzi  mit  Fanfarenmotiven 
und  spannenden  Fermaten1),  kehren  sowohl  bei  Corelli  (vgl.  die  Konzerte  Nr.  1, 
2,  5,  7)  wie  bei  Muffat  immer  wieder.  Der  »Armonico  tributo«  bietet 
geradezu  eine  Musterkarte  venezianischer  Sinfonietypen,  wie  man  sich  au> 
beigegebenen  Proben  im  vorliegenden  Denkmalsbande  uberzeugen  kann.  Die 
Abhangigkeit  streift  bisweilen  ans  Kopieren  gewisser  bertthmter  Yorlagen, 
z.  B.  Cavalli's,  in  den  Satzen  auf  S.  122  und  131.  Es  ging  Muffat  wie 
Rosenmuller,  der  ebenfalls  nicht  umhin  konnte,  in  seinen  Kammersonaten 
von  1670  der  venetianischen  Sinfonie  ein  tiefes  Kompliment  zu  machen. 
Gegen  1700  aber,  als  Muffat  die  Umarbeitung  der  Sonaten  zu  Konzerten 
vornahm,  hatte  sich  das  venetianische  Opernideal  schon  einigermaBen  ver- 
lluchtigt.  Man  merkt  den  Bearbeitungen  geradezu  an,  wie  sie  versucheu, 
dem  veranderten  Zeitgeschmack  Rechnung  zu  tragen.  Der  nicht  mehr  leben>- 
kraftige  Stil  von  1682  wird  so  viel  als  moglich  vertuscht.  Die  dem  I\r.  Konzert 
entsprechende  altere  Sonate  Nr.  2  zeigt  beispielsweise  im  dritten  Satze  noch 
drei  venetianische  Tempowechsel,  die  im  gleichen  Konzertsatze  zugunsten 
einer  ruhigeren  Entfaltung  des  Tonstroms  gestrichen  sind.  Aus  demselberi 
Grunde  ist  das  Pausen-  und  Fermatenwesen  der  ersten  Sonate  im  fuiiffen 
Konzert  gefallen  und  in  fortlaufende  Konstruktion  aufgelost,  Veranderungen. 
die  wohl  nicht  nur,  wie  der  Herausgeber  ganz  allgemein  annimmt,  auf 
Rechnung  der  hoheren  Gewandtheit  in  der  Kompositionstechnik  zu  setzen  sind. 

DaB  groCere  operative  Eingriffe   in    die  Struktur    der  Satze  sich  bei  der 


1    Siehe  dazu  A.  HeuB1  griindliche  Studien  iiber  die  venezianischen  Opernsinfouien, 

Jahrg.  IV.  Heft  3  der  Sammelbande  der  IMG. 

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A.  Sobering,  Georg  Muffat.  367 

Konzertbearbeitung  notig  machten,  ist  selbstverstandlich.  Das  Formprinzip 
aber:  die  Suitenanlage,  ging  auf  die  Konzerte  iiber.  Sie  ist  viel  breiter  im 
Groflen,  viel  komplizierter  im  Kleinen  wie  die  der  Corelli'schen.  Den  ge- 
wandten  Lullyscbiiler,  der  ausdrucklich  betont,  die  franzosische  Lieblichkeit 
der  Balletarien  >unverletzt«  beibehalten  zu  haben,  verleugnet  sie  nirgends. 
Franzosisch  ist  auch  die  Erlaubnis,  statt  des  Streicbkonzertinos  unter  Ilm- 
standen  ein  Blastrio  von  zwei  Oboen  und  Fagott  zu  verwenden.  Darin  einen 
besondern  >koloristischen  Zug«  des  Meisters  zu  erblicken,  heiCt  zu  weit 
geben.  Solcbe  Substitution  en  sind  bereits  in  der  alteren  Kanzonenperiode 
Ublich  und  erklaren  sicb  einfach  aus  dem  Musikbetriebe  einer  Zeit,  die  nocb 
keine  streng  disziplinierten  Privatorchester  fur  Gelegenheitsmusiken  zur  Ver- 
fugung  batte.  Dem  Concerto  grosso  die  Oboe  ak  obligaten  Bestandteil  zu- 
gefuhrt  zu  haben,  scheint  Albinoni's  Verdienst  zu  sein.  Will  man  Probeu 
einer  durcb  Blasinstrumente,  namentlicb  Trompeten,  gehobenen  musikalischen 
Koloristik  aus  Muffat 's  Zeit,  so  wird  man  vor  allem  die  Arbeiten  der 
bologneser  Kircbenschule  mit  dem  Cazzati,  Bononcini,  Perti,  Torelli, 
Gabrielli  in  Betracht  zu  ziehen  haben.  IJberhaupt  dttrfte  eine  Publikation 
bedeutsamer  italienischer  Instrumentalkompositionen  aus  dem  *Ende  des 
17.  Jahrbunderts  —  es  kamen  neben  Bassani  und  Legrenzi  die  beiden  Yitali, 
der  altere  Bononcini,  vielleicht  auch  Colombi  und  Albergati  als  Haupt- 
repriisentanten  in  Frage  *)  —  am  besten  belehren,  iiber  welche  Mannigfaltig- 
keit  des  Ausdrucks  und  der  Mittel  der  Italiener  jener  Zeit  verfugte,  im 
Gegensatz  etwa  zu  Muffat,  der  trotz  mancher  »Genieziige« ,  trotz  fleifiiger 
Arbeit  und  reicher  Fantasie  seine  italienischen  Vorbilder  keineswegs  iiberall 
erreicht.  Das  liegt  hauptsachlich  an  dem  oft  schwerfalligen  Satzaufbau,  der  die 
leichte  italienische  Mache  gerade  in  Kammerstucken  nun  einmal  nicht  aus- 
zustechen  vermag.  Man  konnte  zum  Vergleich  etwa  G.  B.  Vital i's  »  Varie 
Sonate  alia  Franceses  op.  11,  Modena  1684  heranziehen,  Tanzsatze  in  Ge- 
stalt  von  Ballets ,  Correnten ,  Gavotten ,  Introduktionen ,  Shnlich  jenen  und 
fur  sechs  Instrumente  (drei  Violinen,  zwei  Violen  und  BaB)  geschrieben.  Ihre 
Faktur  ist  zwar  kurzer,  leichtfertiger  wie  die  der  Muffat'schen,  aber  das  in- 
nere  Leben,  die  Melodik,  der  Beichtum  an  rhythmischen  und  harmonischen 
Pointen  ungleich  grofier  und  anziehender.  Und  wie  wenig  Muffat  sich  den 
italienischen  Violinstil  anzueignen  wuBte,  vielmehr  den  ungelenken  franzo- 
sischen  beibehielt,  lehrt  ein  Blick  auf  Stticke  wie  Albergati' s  *Concerti 
rarii  da  Camera*  op.  8  (1702),  wo  ein  schwungvoller,  stets  vornehmer  Violin- 
satz  auch  den  kleinsten  Balletformen  hoheren  Reiz  verleiht. 

Es  liegt  keineswegs  in  meiner  Absicht,  den  Deutschen  Muffat  etwa  gegen 
die  Italiener  auszuspielen.  Er  wiirde  zugleich  mit  andern  deutschen  Meistern 
dabei  in  vielen  Punkten  den  KUrzern  ziehen.  Schafften  sie  doch  alle  nach 
den  innern  Gesetzen  ihrer  Natur  und  wollen  danach  beurteilt  sein.  Immer- 
hin  sind  solche  V ergleiche ,  mit  MaB  unternommen ,  lehrreich  und  bewahren 
am  besten  vor  IJberschatzung.  Muffat' s  Konzerte  sind  die  Manifestationen 
eines  selbstbewuAten,  hochbegabten  Mannes,  der  die  Technik  meisterlich  hand- 
habt  und  keinen  Augenblick  vergiBt,  daB  Musik  nicht  ein  bloBes  Spiel  mit 
Tonen,  sondern  Ausdruck  der  Affekte  ist.  In  dieser  Hinsicht  bieten  sie 
nicht  nur  dem  mit  historischem  Blicke  Herantretenden,  sondern  auch  dem  fur 

1    Wasielewski's   Notenbeilagen   zu    ^Die    Violine   im  17.  Jahrhundertc,    aus 

denen  noch  immer  die  Hauptkenntnisse  iiber  die  Instrumentalmusik  des  17^Jahrhun- 

derts  jjeschopft  werden.  geniigen  neuerer  Forschung  zur  Orient ierung  nicht  mehr.  _ 

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368  Musikberichte. 

die  Praxis  nach  wertvollen  alteren  Sachen  Ausschauenden  reiches  Material. 
Dirigenten  von  Kammerniusikvereinen  sollten  sich  ihrer  annehmen,  vor  der 
Auffuhrung  aber  nieht  versaumen,  sicb  Muffat's  Vorrede  mit  allerlei  wichtigen 
Bemerkungen  iiber  Besetzung  und  Ensemblespiel  anzusehen,  damit  die  Zu- 
horer  aucb  wirklich,  wie  der  Autor  verlangt,  »in  einer  continuirlicben  Auff- 
mercksambkeit  auffgehalten«  werden. 

Die  neue  Publikation,  auBerlich  wieder  ein  Muster  der  Notenstechkunst, 
bat  durcb  Dr.  Erwin  Luntz  eine  sacbkundige  und  umsicbtige  Redaktion 
erfahren.  Der  auf  Grund  reichlicher  Bezifferung  ausgesetzte  Cembalopart 
batte  freilicb  einer  freiern,  belebtern  Fassung  bedurft,  namentlicb  an  Stellen, 
wo  der  BaB  in  balben  Noten  scbreitet  und  die  Gefabr  des  Stockens  der  Be- 
wegung  nabe  liegt. 

Leipzig.  A.  Sohering. 


Musikberiohte. 


Leipzig.  Einige  Konzerte,  die  teils  letztbin  stattgefunden  haben,  gehoren  in  das 
Interessefeld  dieser  Zeitschrift,  weshalb  iiber  sie  berichtet  wird.  Es  sind  die  Fest- 
konzerte  des  Riedd-Vereins  (Dir.  Dr.  Gohler)  und  die  Konzerte  des  Bach-Yertins 
(Dir.  Karl  Straube).  In  seinem  ersten  Konzert  brachte  der  Riedel-Verein,  getreu  dem 
Prinzip  seines  Grunders,  Riedel,  altere  geiatliche  a  cappella  Gesange  zum  Vortrag.  so 
H.  L.  Hasler's  wuchtigen  Cboralsatz  >Ein  feste  Burgc,  und  eine  wenig  gekannte  Solo- 
kantate  fur  Sopran  mit  Streichinstrumenten  und  Continuo  von  FranzTunder  [1614 — 67j 
»Ach  Herr  laC  deine  lieben  Engelehu  (Denkmaler  deutscher  Tonkunst,  Band  IEL .  die 
wohl  in  erster  Linie  durch  den  selbsfandigen  Anteil  der  Instruments  interessiert,  der 
zeigt,  dafi  man  auch  in  Deutschland  um  die  Mitte  des  17.  Jabrbunderts  ganz  charak- 
teristische  instrumentale  Bilder  zu  schaffen  wuGte.  In  der  Behandlung  des  Textes  tritt 
die  im  Anfang  des  17.  Jahrhunderts  auf  kommende  Kadenzmanie,  die  dem  Reime  nach- 
geht  und  biernacb  skandiert,  starker  zutage  als  man  sie  bei  anderen  Komponisten 
um  diese  Zeit  antrifft.  Aus  dem  17.  Jahrhundert  gab  es  ferner  eine  Allemande  aus 
einer  Suite  des  Banchetto  musicale  von  J.  H.  Schein  (1.  Band  der  Gesamtausgabe 
von  A.  Priifer),  die  in  einfacher  Streicbquartettbesetzung  gespielt  wurde.  Gobler  bat 
Schein  selbst  fur  sicb,  wenn  er  Streichbesetzung  w'ahlt,  der  schreibt,  dafi  die  Stuck© 
*auff  allerley  Instrunienten,  bevoraus  auff  Violm  xu  gebrauchen*  seien.  Wir  wissen 
aber,  daB  diese  Zeit  die  Besetzung  ganz  den  jeweiligen  Lokalverbaltnissen  anpaCte. 
Wenn  Schein  die  Streichbesetzung  empiiehlt,  so  dachte  er  unbedingt  an  ein  Spiel  im 
Zimmer,  das  seinen  Wunsch  ohne  weiteres  begreiflich  macbt.  Da  an  einen  Gebrauch 
dieser  Tanzstiicke  in  der  Kirche  zu  Schein's  Zeit  selbstverstandlich  nicht  zu  denken 
ist,  so  sind  wir  in  dem  Falle,  durchaus  selbst'andig  verfahren  zu  miissen  und  die  Be- 
setzung einer  Lokalit'at  anzupassen,  an  die  Schein  bei  diesen  Stucken  selbst  nicht 
dachte.  Fiir  ein  Spiel  dieser  Stiicke  in  der  Kirche,  wozu  die  Paduanen  und  Alleman- 
den  sich  ohne  weiteres  eignen,  da  sie  nichts  » modern <  Weltliches  an  sich  haben,  wird 
man  weitaus  besser  die  Besetzung  wahlen,  die  damals  uns  noch  lange  spater  fiir  das 
Spiel  im  Fr  eien  Ublich  war,  namlich  Blasinstrumente,  und  die  in  der  Kirche  von  wunder- 
bar  feierlicher  Wirkung  ist.  Verwerfen  mochte  ich  jedenfalls  einfache  Streich- 
besetzung, da  hier  ein  aufdringliches  subjektives  Spiel,  besonders  der  ersten  Stimme  in 
den  seltensten  Fallen  zu  vermeiden  ist.  Da  die  langsamen  Satze  aus  Suiten  dieser 
Zeit  ganz  vortrefflich  in  die  Kirche  passen,  wird  ein  Anschneiden  der  wichtigen  Be- 
setzungsfrage  nicht  unwillkommen  sein.    Die  iibrigen  Vortrage,  unter  denen  Bach  s 

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Musikberichte.  369 

Motette,  »Singet  dem  Herrnc,  Mendelssohn's  Psalm  43  und  die  Fest-  und  Ge- 
denkspriiche  op.  103  von  Brahms  hervorzuheben  sind,  fordern  an  dieser  Stelle  zu  keiner 
Besprechung  heraus.  Das  zweite  Festkonzert  brachte  eine  wahrhaft  glanzende,  wunder- 
bare  Auffiihrung  von  Liszt's  Kolossalwerk  »Christus«. 

Der  Bachverein  fiihrte,  seit  er  nnter  der  neuen  Leitung,  dem  ausgezeichneten 
Thomasorganisten  Karl  Straube  steht,  in  drei  Konzerten  lauter  Bacb'sche  Werke  vor, 
woran  er  vorlaufig  ganz  gut  tut.  Hat  er  einige  fundamental  Werke,  wie  die  Johannes- 
passion,  die  hier  ganz  unbekannt  geworden  ist,  durch  oftere  Auffuhrungen  dem  Publikum 
ins  Herz  gesungen,  so  wird  es  gut  sein,  wenn  der  Verein  als  bestes  Reagenzmittel  zu 
Bach'schem  Wesen  auch  Handel,  und  zwar  dessen  kleinere  Kompositionen,  beriicksichtigt. 
Im  ersten  Konzert  kamen  die  Kirchenkantaten  »Wer  nur  den  lieben  Gott  1'aBt 
walten«,  »Wachet,  betet«,  die  aus  der  Weimarer  und  der  ersten  Leipziger  Zeit 
stammen,  ferner  die  8olokantate  »Jesus  schlaft,  was  soil  ich  hoffen*  fur  Alt, 
Tenor  und  BaB  zum  Vortrag.  Wie  der  Riedel- Verein,  so  hat  auch  der  jetzige  Bach- 
Verein  mit  der  stilgemaBen  Besetzung  von  Werken  dieser  Epoche  Ernst  gemacht,  so 
daB  das  OetrandJiatis  das  einzige  hiesige  groBe  Institut  ist,  das  mit  dem  iiblichen  modernen 
Apparat  musiziert  und  den  Werken  in  dieser  Art  Gewalt  antut.  Zur  Diskussion 
mochte  ich  aber  eine  Frage  vorlegen,  die  der  Vortrag  der  Chorale  unter  Straube  hier 
aufjgeworfen  hat.  Die  Chorale  werden  namlich  nicht  im  gewohnlichen ,  langsamen 
Tempo  vorgetragen,  sondern  je  nach  dem,  was  sie  aussagen,  schneller  oder  langsamer. 
Und  zwar  erstreckt  sich  diese  Auf  fassung  soweit,  daB  die  Fermaten  ubergangen  werden, 
am  den  musikalischen  und  textlichen  Zusammenhang  nicht  zu  unterbrechen.  Zur  Recht- 
fertigung  dieser  Vortragsweise  laBt  sich  wohl  in  erster  Linie  anfuhren,  daB  Bach  durch 
seine  kunstvolle,  ausdrucksvolle  Choralbehandlung  die  Chorale  ganz  in  die  Kunstsph'are 
erhoben  hat,  weshalb  man  auch  zu  diesem  durchaus  freien,  individuellen  Vortrag  sich 
gedrungen  fuhlen  kann,  und  insofern  verdient  diese  kunstlerische  Behandlung  sicherlich 
Xachahmung.  Vielleicht  auBern  sich  aber  auch  andere  Ansichten,  die  im  Interesse 
der  Sache  laut  werden.  Das  dritte  Konzert  des  Bach-Vereins  ist  das  sogenannte 
tHauskoMzert*,  in  dem  weltliche  Werke  zur  Auffiihrung  gelangeu,  dieses  Mai  die  h- moll 
Suite  mit  obligator  Soloflote,  das  zweite  Brandenb  urgische  Konzert  (F-dur)  in 
der  Bearbeitung  Kretzschmar's  und  die  Sopran-Solokantate  »Weichet  nur  be- 
trubte  Sc  hat  ten*.    Das  Konzert  zu  besuchen,  war  Referent  leider  verhindert. 

A.  HeuB. 

Lemberg.  Die  letzte  ganz  schwache  Saison  wurde  in  der  Oper  mit  Thomas' 
>  Hamlet c  (Dr.  K.  Zawilowski)  geendet.  In  der  Philharmonic  spielte  das  Milit'arorchester 
zwei  Satze  aus  der  Sinfonie  und  eine  sinfonische  Dichtung  des  Konservatoriumsdirek- 
tors  Mieczyslaw  Soltys.  Auch  Bach's  Matth'aus-Passion  wurde  unter  seiner  Leitung, 
allerdings  bedauernswert  schlecht  aufgetuhrt.  Dr.  Zawilowski  sang  mit  Erfolg 
Lieder  von  Schubert,  Schumann,  Brahms  und  einiger  polnischen  Komponisten  (Karlo- 
wicz,  Gall,  Niewiadomski).  —  Jetzt  waltet  die  Gassenkonigin-Operette,  welche  den 
Lembergern  mehr  zur  Uberzeugung  spricht  als  die  Konzerte  eines  Dohnanyi  oder  J. 
Friedman n.  .  Adolf  Chybinski. 

London 1).  —  Since  the  notes  given  in  the  January  Zeitschrift,  what  may  be  called 
the  Christmas  to  Easter  musical  season  has  occurred  and  passed.  —  At  an  early 
-Popular"  Concert  (new  Kruse  series,  see  IV,  553  and  V,  141),  Stanford's  new 
string  quintet  was  played  for  the  first  time.  It  is  a  work  in  the  composer's  most 
lucid  vein,  and  he  has  not  attained  lucidity  at  the  expense  of  fulness  of  content  or 
Holidity  of  structure.  The  quintet  is  certainly  Irish  in  feeling,  but  is  not,  like  his 
Irish  Rhapsodies,  based  on  traditional  tunes;  nor  do  its  themes  reproduce  slavishly 
the  mere  externals  of  Celtic  music.  However  the  spirit  is  there,  and  the  quintet  is 
worth  careful  study,  if  only  because  of  the  way  in  which  this  end  is  achieved,  and  be- 
cause it  is  a  concrete  proof  of  the  worthlessness  of  a  great  deal  of  the  fashionable 
talk  about  "local  colour".  Of  the  four  movements,  the  slow  movement  was  at  a  first 
hearing  the  most  impressive.  —  The  exhibition  of  several  mechanical  pianoforte- 


1)  Der  Bericht  muBte  wegen  Raummangel  zuriickgestellt  werden.         Die  Red. 

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370  Musikberichte. 

players  has  brought  into  relief  the  pros  and  cons  of  the  subject.  Just  as  in  the 
common  phrase  some  animals  can  do  everything  but  talk,  so  the  Pianola  (or  what- 
ever it  be  styled)  can  do  everything  but  change  its  tone-colour.  It  is  human,  because 
it  sounds  like  a  pianoforte  played  by  a  human  player;  it  is  inhuman,  because  of  the 
changelessness  of  the  quality  of  tone  throughout  all  the  variations  of  power.  Another 
still  more  vital  problem  to  be  solved  by  inventors  is  how  to  make  a  melody  stand 
out  against  the  accompaniment.  It  is  obvious  that  at  present  any  two  notes  sounded 
simultaneously  on  a  piano  worked  by  a  mechanism  must  be  of  equal  power,  so  that  when 
a  melody  is  accompanied  by  a  chord  of  three  notes  the  accompaniment  is  three  times 
as  loud  as  the  melody.  Here  again  the  Pianola  is  very  inhuman  for  the  least  intelligent 
player  makes  the  melody  prominent  somehow,  and  a  player  who  knows  enough  and 
feels  enough  to  make  the  differences  of  time  and  force  that  a  Pianola  can  make  would 
certainly  not  fail  in  this  elementary  respect.  This  combination  of  perfection  and  limi- 
tation is  almost  uncanny  —  it  is  as  if  Jekyll  and  Hyde  were  playing  at  once, 
jointly  and  severally;  the  one  a  very  cultivated  musician,  the  other  quite  unmusical. 
These  remarks  do  not  lose  sight  of  the  fact,  scarcely  yet  explained  yet  for  which 
experts  will  vouch,  that  somehow  no  two  people  playing  the  same  Pianola  attached 
to  the  same  pianoforte  will  make  it  sound  precisely  the  same.  It  is  also  an  indispu- 
table claim  for  the  instrument  that  in  the  household  it  makes  music  of  all  kinds  acces- 
sible to  many  who  otherwise  could  gain  no  acquaintance  with  it. 

At  one  of  the  Queen's  Hall  SjTnphony  Concerts  (HI,  325,  333, 493)  Eugen  D'Albert 
played  Liszt's  E  flat  concerto  as  only  he  can  play  it.  We  have  heard  perfor- 
mances dazzling  with  hard  brilliancy  of  technique,  performances  glowing  with  tempera- 
mental flames  —  flames  that  shot  up  brightly  and  flames  which  burned  sullenly  with 
much  smoke  —  and  performances  which  showed  complete  intellectual  apprehension 
of  the  component  parts  of  the  concerto  and  gave  a  very  clear  exposition  of  them.  But  a 
performance  uniting  all  these  qualities  is  a  rare  thing,  and  D1  Albert  afforded  his  hearers 
the  highest  kind  of  artistic  pleasure,  which  comes  only  when  all  three  essentials  of 
a  great  performance  are  duly  combined  and  exercised  on  worthy  material.  It  will 
seem  to  many  people  a  rash  and  stupid  thing  to  say  that  Liszt's  Concerto  is  worthy. 
Ever  since  Hanslick  sneered  at  "the  triangle  concerto"  it  has  been  called  many  hard 
names ;  but  it  has  retained  the  affections  of  pianists  and  of  audiences.  At  any  rate 
it  is  not  a  mere  copy  of  something  else;  it  is  very  bold  in  its  innovations  in  structure 
and  it  has  left  its  mark  on  musical  history  in  that  way.  When  it  was  first  produced 
the  Concerto  was  generally  supposed  to  have  a  programme  —  and  it  is  still  generally 
thought  to  have  one  —  but  it  has  never  been  disclosed.  When  Liszt  was  asked,  he 
hummed  the  notes  of  the  first  theme  to  the  words  -Das  versteht  Ihr  alle  nicht  — 
Ha,,  ha".  D' Albert  must  have  converted  many  persons  to  a  belief  in  Liszt.  Nor 
must  the  share  of  Henry  J.  Wood  in  his  triumph  be  forgotten,  for  the  band  played 
the  accompaniment  magnificently. 

At  a  Richter  Concert,  Hans  Richter  played  Richard  StrauB's  "Also  sprach 
Zarathustra".  That  he  is  not  an  ardent  Straussian  is  an  open  secret,  but  he  is  too 
great  an  artist  not  to  throw  himself  heart  and  soul  into  everything  that  he  under* 
takes,  and  it  is  scarcely  a  paradox  to  say  that  for  those  to  whom  the  work  is  strange 
his  reading  is  a  better  commentary  than  the  composer's  own  interpretation*  As 
to  Nietzsche's  philosophy,  —  though  it  seems  to  be  a  system  of  revolt,  and 
though  there  would  appear  to  be  nothing  further  removed  from  the  ordinary 
man  of  today  than  the  Over-man  who  has  recoined  the  whole  moral  currency 
and  whose  soul  dances  in  gold-emerald  ecstasy,  having  passed  beyond  good  and  evil: 
yet  on  the  other  hand  the  result  of  it  all  would  seem  to  be  a  justification,  nay  a  glori- 
fication, of  the  most  rigid  caste  system,  resting  on  might  and  denying  rights  to  all 
beneath.  The  Overmen  are  all  equal,  and  form  a  republic  among  themselves;  but 
they  are  tyrants  to  all  the  rest  of  the  world,  and  the  essence  of  their  being  is  a  healthy 
primordial  contempt.  StrauB  did  not  attempt,  as  some  people  still  persist  in  sayiwr 
that  he  did,  to  set  Nietzsche's  system  to  music.  He  did  however  mean  to  represent 
in  each  of  the  sections  of  the  tone  poem  the  various  stages  through  which  a  man,  a> 

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Musikberichte.  371 

typical  of  the  race,  passed  before  arriving  at  Nietzsche's  standpoint.  And  then  he  goes 
further.  The  main  musical  thought  in  the  whole  is  the  constant  opposition  between 
one  theme  which  represents  the  insoluble  riddle  of  Nature  and  Being  and  another 
which  represents  man's  fruitless  efforts  to  solve  it.  Even  at  the  end,  after  man  has 
got  to  the  standpoint  of  the  Over-man,  the  conflict  in  the  music  continues  and  the 
riddle  remains  unsolved.  When  StrauB  conducts  the  work  he  passes  over  many  of  the 
details  of  the  score,  but  insists  on  this  contrast  from  first  to  last  relentlessly.  With 
him  all  the  themes  become  sharp  and  angular;  he  flings  them,  so  to  speak,  at  she 
hearer  till  they  sting  like  hailstones.  He  makes  the  fugue  subject  representing  Science 
precise  and  formal,  and  its  development  very  clear;  and  he  makes  the  great  climax 
when  the  middle  theme  suddenly  interrupts  the  supernatural  dance  of  the  soul  terribly 
dramatic.  But  in  other  places  he  insists  on  the  serpentine  grace  of  his  themes,  and 
he  makes  the  "dance  of  the  soul",  by  keeping  all  the  figures  veiled  and  undecided  in 
rhythm,  an  uncanny,  fantastic,  elusive  thing,  With  Bichter  it  is  all  very  different. 
The  savage  contempt  of  it  is  toned  down,  the  details  are  clearer;  Science  becomes  a 
consoling  but  a  mysterious  thing,  the  dance  is  less  dithyrambic  and  the  feet  of  the 
dancer  come  nearer  to  solid  earth,  and  the  agonising  intensity  of  the  perpetual  con- 
flict is  softened.  And  there  is  one  passage  where  Bichter  gives  to  the  music  a  majesty 
which  it  lacked  under  the  composer,  and  that  is  the  opening,  where  we  are  asked  to 
imagine  the  philosopher  contemplating  the  spectacle  of  a  sunrise  in  the  mountains.  In 
comparing  the  two  renderings,  one  is  almost  tempted  to  say  of  the  composer  that  he 
builded  better  than  he  knew.  Thus  Bichter's  interpretation  is  easier  to  follow  on  a 
first  hearing  and  less  likely  to  terrify  the  timid;  and  more  amiable,  if  that  word  is 
allowable  in  such  a  connection.  It  also  gives  one  a  higher  idea  of  the  purely  technical 
skill  of  the  composer,  which  is  nowhere  more  extraordinary  than  here. 

At  another  Queen's  Hall  Symphony  Concert  Mme.  Kirkby  Lunn  sang  4  new 
songs  by  Percy  Pitt  (III,  333),  which  are  all  settings  of  modern  French  texts.  I 
do  not  say  poems,  because  one  of  them  (from  the  Chansons  de  Bilitis  of  Louys)  is 
prose.  Percy  Pitt  has  a  fondness  for  the  vague ,  elusive  moods  of  the  newer  school 
of  French  poetry,  and  it  is  a  thing  for  which  he  is  much  to  be  praised  that  he  avoids 
the  common  fault  of  British  song-writers,  whose  literary  horizon  is  seemingly  limited 
to  mid- Victorian  verse.  But  it  is  not  everybody  who  would  find  inspiration  for  songs 
in  the  poem  that  he  has  chosen.  Verlaine's  "Silence",  in  which  the  poet  compares 
himself  to  a  cradle  rocked  in  a  vault  by  a  unseen  hand,  for  instance,  would  hardly 
seem  to  most  British  musicians  fruitful  of  musical  ideas.  Still  less  would  they  find 
in  his  "Mandoline"  anything  to  inspire  their  muse.  In  that  poem  Verlaine  speaks 
with  the  delicate  weariness  of  the  very  blase  man  of  the  trite  love-makings  of  the 
serenaders  of  a  southern  night;  and  Albert  Samain's  "Souvenir"  is  a  welter  of  far- 
fetched similes  in  melodious  verse.  But  in  a  truly  modern  spirit  Pitt  has  stripped  off 
all  the  extraneous  matter  to  use  Wagner's  phrase,  seen  in  all  of  them  the  expression 
of  a  mood  which  is  a  fit  subject  for  music.  His  vehicle  of  expression  is  above  all 
the  orchestra:  and  as  studies  in  orchestral  colour  the  songs  are  all  of  great  interest 
and  of  considerable  beauty.  I  would  point  to  the  exceedingly  clever  use  of  the  harp 
with  its  repeated  pulsations  in  the  first,  and  to  the  mysterious  effects  of  the  soft  chords 
in  the  brass  in  the  second,  which  are  very  expressive.  To  reproduce  Silence  in  music 
would  seem  to  be  the  height  of  paradox;  but  still  it  can  be  done.  In  the  third 
^Mandoline"  the  suggestion  of  atmosphere  without  any  use  of  the  trite  pizzicati  into 
which  the  mere  mention  of  the  mandoline  betrays  the  average  song-writer,  is  extre- 
mely* subtle,  and  the  last  is  full  of  glowing  colour.  These  songs  require  to  be  heard 
more  than  once;  but  they  made  a  considerable  impression,  and  the  singer  was  several 
times  recalled. 

At  another  Bichter  Concert,  a  great  success  fell  to  Artur  Schnabel,  a  young 
pianist,  who  played  Brahms's  B  flat  concerto.  He  is  a  pupil  of  Leschetitzky,  but  he 
has  none  of  the  usual  Leschetitzkian  ferocities.  Indeed  he  is  remarkable  for  a  sanity 
which  seems  to  be  beyond  his  years.  It  has  been  said  by  German  critics  that  he 
never  was  young,  and  the  same  has  been  said  of  Brahms ;  and  such  intellectual  kinship 

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372  Musikberichte. 

explains  why  he  is  such  an  exceptionally  fine  interpreter  of  Brahms.  One  has  rarely 
heard  Brahms  playing  in  which  the  peculiar  technique  seemed  to  be  so  purely  a  natural 
vehicle  for  the  expression  of  the  musical  ideas;  and  seldom  where  the  difficulties  have 
been  conquered  with  more  consummate  ease.  It  was  in  the  finale  that  Schnabel  was 
at  his  best,  and  here  a  peculiarity  of  his  technique  made  itself  apparent,  which  is 
worth  attention,  and  seems  to  show  that  among  younger  pianists  a  reaction  is  impend- 
ing. It  is  not  brilliancy  in  the  accepted  sense  that  is  his  chief  aim,  or  quasi- 
orchestral  effects,  but  rather  limpid  clearness  and  absolute  finish.  It  is  not  variety  of 
glowing  colour,  so  much  as  the  discovery  of  subtle  contrasts,  that  he  wants.  This 
reminds  one  of  what  people  in  the  fifties  used  to  write  about  the  difference  between 
Liszt  and  Thalberg;  there  are  some  still  living  who  preferred  Thalberg  and  predicted 
a  return  to  his  methods.  Schnabel  is  certainly  one  of  the  rising  young  players  of 
the  day,  for  whatever  he  does  is  musikalisch.  It  is  a  great  defect  of  the  English 
language  that  this  word  is  untranslatable  in  such  a  connection.  To  say  that  any- 
body's playing  is  musical  means  nothing.  To  say  that  it  is  musicianly  is  a  terrible 
accusation,  for  it  suggests  the  academic  who  writhes  in  ecstasy  over  a  canon  at  roveseio, 
or  still  more  the  extremely  able  youth  who  thinks  that  he  has  wrested  his  secret  from 
Brahms  when  he  bestrews  scoring  paper  with  masses  of  chords  very  low  down  in  the 
wood  wind,  plenty  of  cross-rhythms  and  phrases  beginning  before  their  predecessors 
have  left  off,  or  when  he  has  created  a  theme  of  four  notes  and  accompanies  it  with 
augmented  and  diminished  inversions  of  itself.  What  we  want  is  a  word  which  implies 
a  combination  of  knowledge  and  intellect  with  temperament. 

The  Bohemian  quartet  played  Bohemian  music  at  a  Broadwood  Concert 
TV,  549).  Smetana's  Quartet  "Aus  meinem  Leben"  is  of  course  purely  Czechish;  but 
in  Dvorak's  Quintet  we  have  the  Negro  seen  through  Czechish  spectacles  or  heard 
through  Czechich  ears.  This  Quintet,  which  had  apparently  not  been  played  in  Lon- 
don before,  undoubtedly  made  a  great  impression;  but  how  far  that  impression  was 
due  to  the  wonderful  unanimity,  the  deep  tenderness,  and  the  volcanic  energy  of  the 
playing,  it  is  hard  to  say.  It  is  an  unequal  work;  for  some  of  the  themes  certainly 
go  as  far  in  the  direction  of  banality  as  it  is  safe  to  go  in  chamber  music  which  calls 
itself  serious.  This  is  specially  the  case  in  the  finale;  but  its  coda  is  a  piece  of  finely 
spirited  and  masculine  writing.  The  Scherzo  is  not  without  suggestions  of  the  all- 
pervading  Cake  Walk;  but  its  Trio  is  a  very  heartfelt  melody,  which  Nedbal  played 
on  his  viola  quite  divinely. 

On  12th  March  1904  Liszt's  "Dante  Symphony"  was  played  at  a  Queen's 
Hall]  Symphony  Concert.  This  was  given  in  London  by  Wilhelm  Ganz  in  1882,  by 
Richter  in  1890,  and  once  by  Walter  Bache;  and  that  is  all  that  London  has  ever 
heard  of  it.  The  most  aged  of  all  the  errors  into  which  people  fall  in  talking  of 
Liszt  is  that  he  is  an  imitator  of  Wagner  —  the  truth  being  that  there  is  a  great 
deal  of  indebtedness  on  Wagner's  side.  To  take  two  concrete  instances  only,  there 
is  a  great  deal  of  Parsifal  in  the  B  minor  piano  Sonata  of  Liszt,  which  was  composed 
in  the  fifties ,  and  still  more  of  it  in  the  Magnificat  which  forms  the  close  of  the 
Dante  Symphony.  That  of  course  does  not  alter  the  fact  that  Wagner  did  a  great 
deal  more  than  Liszt  could  do  with  the  ideas  which  were  common  to  both.  Another 
error  —  or  rather  class  of  errors  —  equally  venerable,  is  that  whereby  many  quite 
honest  people  feel  themselves  impelled  to  judge  a  symphonic  poem  as  if  it  were  a 
symphony.  It  is  a  concrete  proof  of  the  disadvantages  under  which  a  writer  on  music 
labours,  as  compared  with  his  brethren  whose  subject  is  painting,  or  architecture,  or 
the  drama,  that  he  has  so  often  to  clear  the  ground  of  misconceptions  like  this. '  The 
elementary  distinctions,  such  as  those  between  a  group  of  portraits  and  a  landscape, 
between  the  Parthenon  and  Westminster  Abbey,  and  (unless  one  is  dealing  with  the 
complexities  of  the  various  forms  of  musical  comedy)  between  the  various  kinds  of 
drama,  may  be  assumed  to  be  known.  With  music  however  one  has  to  explain  that 
a  symphonic  poem  is  not  a  symphony,  and  that  to  judge  the  one  by  the  rules  appli- 
cable to  the  other  is  as  sensible  as  to  complain  that  the  poems  of  Verlaine  do  not 
conform  to  rules  deduced  from  the  deathless  verse  of  Racine.  It  is  necessary  to  point 


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Mu8ikberichte.  373 

out  once  more  than  in  a  symphony  the  development  is  conditioned  by  nothing  bnt 
the  music  itself;  in  a  symphonic  poem  the  subject  has  also  to  be  considered.  And 
although  Liszt  over  fifty  years  ago  carefully  pointed  out  that  both  have  to  be  kept 
in  view,  many  professors  are  earning  livelihoods,  supposed  to  be  honest,  by  telling 
successive  generations  of  pupils  that  in  a  symphonic  poem  there  are  no  purely  musical 
considerations.  The  formula  for  the  precise  relation  between  the  two  halves  of  the 
double  principle  of  design  has  not  yet  been  found  —  perhaps  it  never  will  be  found 
—  and  possibly  the  truth  is  that  each  case  must  have  its  own  formula;  but  to  say 
that  therefore  there  is  no  design,  and  it  simply  does  not  matter  what  you  do,  is  ab- 
surd. The  road  to  the  Temple  of  Fame  is  thick  with  the  decaying  leaves  of  elaborate 
scores  written  in  that  belief.  To  write  a  good  symphonic  poem  a  man  must  be  both 
a  good  poet  and  a  good  symphonist.  With  regard  to  Liszt's  Dante  symphony  another 
special  error  has  to  be  dispelled.  He  did  not  strive  to  illustrate  the  whole  of  Dante's 
uDivina  Oommedia".  To  say  that  he  did  is  of  course  a  very  convenient  amusement 
for  the  makers  of  cheap  epigram  —  much  more  convenient  than  an  attempt  to  under- 
stand what  he  did  try  to  do.  It  would  be  as  wise  to  pretend  that  Rembrandt  wanted 
to  tell  the  whole  family  history  of  Jan  Six  when  he  painted  his  portrait,  and  then  to 
condemn  him  for  having  failed.  What  Liszt  did  try  to  do  was  —  to  use  Wagner's 
words  —  to  get  at  the  concrete  content  of  human  feeling  in  Dante  and  translate  that 
into  music.  And  if  human  feeling  is  not  a  fitting  subject  for  music,  then  what  is 
left  to  it?  Liszt  represents  the  torments  of  the  dwellers  in  Inferno  and  the  contrition 
of  those  in  Purgatory.  That  the  state  of  those  in  Paradise  is  too  abstract,  too  super- 
human, too  far  removed  from  any  possible  experience,  he  realised  —  probably  in 
consequence  of  Wagner's  expostulations  —  and  made  the  work  end  with  a  Magnificat 
founded  on  the  old  "Crux  Fidelis"  of  which  many  composers  are  so  fond)  represent- 
ing the  souls  of  the  blessed  hymning  the  praises  of  the  Deity.  If  that  is  not  allowed 
as  a  subject  for  music,  then  three-quarters  of  our  most  cherished  treasures  of  oratorio 
must  be  jettisoned.  But  the  very  people  who  protest  most  loudly  that  Liszt  tried  the 
impossible  are  just  those  who  would  cling  most  closely  to  those  treasures.  Such  are 
the  fatal  consequences  of  refusing  to  think. 

The  performance  of  "Tod  und  Verklarung"ata  Philharmonic  Concert  showed 
that  Frederick  Cowen  is  a  real  conductor  who  deserves  more  than  merely  conventional 
words  of  praise.  The  analytical  programme  of  this  concert  told  the  audience  that  it 
was  not  necessary  for  us  to  trouble  ourselves  about  the  subject  the  composer  had  in 
his  mind,  and  that  the  music  had  best  be  analysed  from  the  purely  musical  point  of 
view.  As  there  were  probably  over  a  thousand  teachers  in  the  hall,  and  as  probably 
each  one  of  them  has  by  now  conveyed  this  view,  without  criticising  it,  to  about  a 
dozen  pupils,  the  mischief  done  by  the  preaching  of  such  false  doctrine  is  very  great. 
The  theory  inculcated,  of  course,  is  that  StrauB  tried  to  write  a  symphony  and  failed 
dismally.  It  is  true  that  "Tod  und  VerkTarung"  would  hardly  be  good  as  a  movement 
of  a  symphony;  but  then  it  never  tried  to  be  any  such  thing.  It  is  really  time  to 
give  up  teaching  that  every  symphonic  poem  is  a  symphony  gone  wrong.  As  however 
it  is  only  about  sixty  years  ago  that  the  essential  differences  between  the  two  were 
made  quite  clear  by  Liszt  in  his  essay  on  Berlioz,  perhaps  I  am  a  little  too  impatient. 
There  is  another  thing.  It  is  stated  that  "Tod  und  Verkl'arung"  is  based  on  a  set  of 
verses  attributed  to  Alexander  Bitter.  Now  StrauB  is  the  last  man  to  write  a  sym- 
phonic poem  based  on  a  programme  supplied  by  somebody  else  —  such  a  thing  would 
be  entirely  contrary  to  all  his  ideas  of  art  —  and  that  makes  this  question  more  im- 
portant than  it  would  at  first  seem  to  be.  The  facts  are  of  course  that  StrauB  tried 
to  illustrate  in  "Tod  und  Verklarung"  a  sort  of  scenario  invented  by  himself,  and 
that  Alexander  Bitter  wrote  the  verses  after  he  saw  the  score.  Alfred  Kalisch. 

Mnnchen.  Hier  hat  sich  unter  reger  Beteiligung  aller  interessierten  Kreise  eine 
Ortsgruppe  des  *Allgemeinm  deutscken  Musikvereins*  konstituiert,  die  sich  gleich  in 
den  ersten  Wochen  ihrer  T'atigkeit  eifrig  in  neuen  Veranstaltungen  zeigte.  Ein  Max 
Beger -Abend  machte  uns  mit  einer  Beihe  hier  noch  nicht  gehorter  Werke  dieses  so 
fruchtbaren  und  immer  interessanten  Tondichters  bekannt;  groBen  Eindruck  erzielten 

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374  Nachrichten  von  Lehranstalten  und  Yereinen. 

besonders  die  Orgelkompositionen.  Einige  >schlichte  Liederc  waren  ebenfalls  erfreulich. 
wahrend  ich  nicht  anstehe,  die  zu  Gehor  gebrachte  Klarinettensonate  als  das  odeste 
und  empfindungsloseste  Werk  zu  bezeichnen ,  das  ich  seit  langem  kennen  gelemt.  Ein 
alteres  vom  Hosl-Quartett  erstmalig  gespieltes  Streichquartett  in  A-dur  hingegen  gibt 
sich  in  jeder  Hinsicbt  frischer.  Des  weiteren  bot  die  Ortsgruppe  noch  einen  fesselnden 
Vortrag  Roach's  iiber  die  Berliner  Tantiemenanstalt  und  eine  Bach-Beethoven- 
Matinee  Lamond'3.  Letzterer  Kiinstler  gab  uns  im  Verein  mit  dem  genialen  Cellisten 
Kiefer  und  dem  treff lichen  Geiger  Kilian  einen  Hans  Pfitzner- Abend,  der  zum 
ersten  Male  das  bisher  nur  einmal  vor  Jahren  in  Berlin  gespielte  Trio  op.  8  brachte, 
ein  Werk,  das  in  seiner  Unmittelbarkeit,  trotz  seines  koniplizierten  Baues,  die  Horer 
sofort  enthusiasmierte.  An  alter  Musik  bot  der  Chorschulverein  unter  Domkapell- 
meister  Wohrle  zwei  funfstimmige  Madrigale  von  Monteverdi,  vier  dreistimmige 
deutsche  Lieder  von  J.  H.  Schein  (aus  den  »Waldliederlein«),  sowie  vier  altitalienische 
Mouodien  von  S.  de  Luca,  Raffaelo  Rontani,  Giulio  Caccini  und  Andrea 
Falconieri;  nainentlich  des  letzteren  graziose  Villanella  »Vexxorette  e  core  pupilctte* 
gefiel  sehr. 

Eine  eigenartige  Veranstaltung  gab  der  stets  auf  auBergewohnliches  bedachte 
>Orchestervereint  mit  der  szenischen  Auf fuhrung  des  »Pygmalum*  von  Rousseau 
nach  der  von  mir  erstmalig  herausgegebenen  Berliner  Partitur.  Ich  hatte  das  Werk 
eigens  datlir  etwas  retouchirt,  im  wesentlichen  mich  jedoch  auf  Ausgestaltung  der 
Mittelstimmen  unter  Weglassung  des  Cembalo  sowie  Zusatz  von  zwei  Fagotten  beschrankt. 
Die  von  dem  bekannten  Architekten  Prof.  E.  Seidl  geleitete  Inszenierung  ging  auf 
gleichzeitige  Illustrationen  zu  dem  Werke,  von  Moreau  le  Jeune  gestochen,  zuriick. 
Als  Ubersetzung  lieB  ich  eine  gleichzeitige,  1788  publizierte,  in  Goethe'scher  Formen- 
schonheit  sich  bewegende  Ubertragung  des  Wiener  Dichters  Gottlieb  von  Leon  benutzen. 
Da  ich  meine  Studien  iiber  das  Werk  in  dem  ersten  Beiheft  der  IMG.  .  J.  J.  Rousseau 
als  Komponist  seiner  lyrischen  Szene  Pygmalion)  ausfiihrlich  mit  Notenbeispielen  nieder- 
gelegt  habe,  kann  ich  wohl  an  dieser  Stelle  auf  weitere  historische  Ausfuhrungen 
verzichten.  Das  Werk  wurde  zweimal  gegeben  und  fand  vielen  Beifall.  Leider  muBte 
man  die  urspriingliche  Idee,  den  »Devin  du  village*  an  den  gleichen  Abenden  zu 
geben,  fallen  lassen,  und  so  ging  nur  die  liebliche  Ouverture  dieses  Singspiels  vor- 
aus.  Einige  kleine  Konzertwerke  beschlossen  die  anregenden  Abende,  die  auch  weitere 
Kreise  mit  dem  Gedanken  an  ausgiebigere  musikhistorische  Bildung  vertraut  machten. 

Edgar  Istel. 

Wiesbaden.  Victor  von  Woikowsky-Biedau's  Tondrama  »Helga*  fend  bei 
seiner  Uraufluhrung  am  hiesigen  Hoftheater  freundlichen  Beifall.  Obwohl  auf  den 
Pfaden  Wagner's  wandelnd,  bietet  der  Komponist,  der  auch  seinen  der  germanischen 
Sage  entlehnten  Text  selbst  mit  viel  Geschick  verfaCt  hat,  doch  so  viel  Eigenes  und 
zeigt  vor  allem  so  viel  Sinn  fiir  dramatischen  Aufbau,  daC  man  von  dem  Werk  als 
Ganzes,  trotz  einiger  L*angen?  einen  gUnstigen  Eindruck  erhalt.       Ludwig  Meinecke. 


Naohriohten  von  Lehranstalten  and  Vereinen. 

Dresden.  Vor  50  Jahren,  im  Friihjahr  1854,  wurde  der  Tonkiinstlervereic 
zu  Dresden  gegrSndet,  und  zur  Erinnerung  daran  haben  in  diesen  Tagen  eine  Reihe 
von  festlichen  Veranstaltungen  stattgefunden.  Im  Auftrage  des  Gesamtvorstandes  hat 
der  Hi8toriker  Otto  Schmid  eine  Festschrift  verfaCt,  der  die  folgenden  Angaben 
iiber  die  Veranlassung  zur  Griindung  entnommen  worden  sind.  Im  M'arz  jenes  Jahres 
hielt  sich  Robert  Volkmann  in  Dresden  auf  und  lieB  sich  bei  Richard  Pohl  von 
einem  erst  kurz  vorher  gebildeten  Quartettverein  sein  A-moll-Quartett  op.  9  und  sein 
B-moll-Trio  op.  5  vorspielen.    Die  Anwesenden  wurden  von  diesen  Werken   derartig 

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Nachrichten  von  Lehranstalten  imd  Vereinen.  375 

gepackt,  daB  sie  beschlossen,  einen  Verein  zu  griinden,  »in  dem  die  Instrumental werke 
fur  Kammermusik  aller,  auch  der  neuesten  Zeit,  Pflege  und  AusfUhrung  finden  sollten.< 
In  diesem  Programme  lag  trotz  der  wenigen  Worte,  die  es  enthielt,  die  Kritik  der  da- 
maligen  kunstlerischen  Verhaltnisse  der  Residenz.  Es  bestanden  zwei  Quartettver- 
einigungen  der  Konzertmeister  Franz  Schubert  und  Karl  Lipinski,  die  jedoch  nur 
Quartette,  und  auch  ausschlieBlich  nur  klassische,  zum  Vortrag  brachten.  Durch  die 
Erweiterung  dieser  engen  Grenzen  konnte  ein  neues  Leben  beginnen,  konnte  der  ganze 
Reichtum  der  Vergangenheit  und  der  Gegenwart  erschlossen  werden.  Die  groBen 
Fuhrer  des  Vereins,  der  den  Namen  Tonkiinstlerverein  erhielt,  waren  die  be- 
kannten  Musikgelehrten,  die  zugleich  auch  als  austibende  Musiker  Tiichtiges  leisteten, 
Julius  Kiihlmann  und  nach  ihm  Moritz  Fiirstenau.  Sie  verschafften  durch 
ibre  rastlose  Tatigkeit,  durch  die  gediegenen,  von  weitem  Blick  zeugenden  Programme 
und  durch  die  Sorgfalt,  die  sie  auf  deren  Auffiihrung  verwenden  lieBen,  dem  Verein 
eine  angesehene  Stellung  im  Musikleben  Dresdens.  Lange  Jahre  hindurch,  von  1889 
bis  1903,  war  Friedrich  Griitzmacher  erster  Vorsitzender  gewesen,  und  jetzt  ist 
es  der  als  Mensch  und  Kunstler  gleichbedeutende  Friedrich  Bockmann,  der  bei 
der  jetzigen  Feier  zum  Koniglichen  Professor  ernannt  worden  ist.  Der  Yerein  zahlte 
am  SchluB  des  49.  Vereinsjahres  273  ordentliche,  19  ausw'artige,  416  auBerordentliche 
und  18  Ehren-Mitglieder. 

Das  Festkonzert  fand  am  22.  April  statt,  und  das  Programm  wies  folgende  Num- 
mern  auf:  Jubelouverture  von  Weber  und  Meistersinger-Vorspiel  von  Wagner; 
den  beiden  Meistern,  die  einst  manche  Freude,  aber  auch  manches  Leid  in  Dresdens 
Man  era  gekostet  haben,  Blaser-Serenade  von  Richard  StrauB  —  um  der  Gegen- 
wart gerecht  zu  werden  —  Lieder  von  Beethoven  und  Schumann  und  das  Tripel- 
konzert  in  D-moll  von  Bach,  um  das  Klavier,  diesen  wesentlichen  Faktor  der  Kammer- 
musik,  geniigend  zur  Geltung  kommen  zu  lassen.  Die  Ausfuhrenden  waren  die  Konigliche 
Kapelle  unter  Leitung  des  Herrn  von  Schuch  —  den  Blaserchor  dirigierte  Herr 
Hofkapellmeister  Hag  en  — ,  die  drei  Pianisten  Roth,Scholz,  Sherwood,  Kammer- 
s'anger  Scheidemantel  und  Herr  Reichert,  der  die  Begleitung  der  Lieder  tiber- 
nommen  hatte. 

Am  24.  desselben  Monats  fand  ein  groBer  Festaktus  statt,  bei  welchem  die  neuen 
Ehren-Mitglieder  verlesen  und  eine  Anzahl  Adressen  uberreicht  wurden.  Am  folgenden 
Abend  fanden  die  Feierlichkeiten  ihren  AbschluB  in  einem  Festbankett  und  Ball. 

£.  ReuB. 
Kopenhagen.     Der   neulich    gegriindete    danische    Tonkiinstlerverein    ist   in   fiinf 
Gruppen  organisiert:   A.  Komponisten,   B.  Instrumentalisten,    C.  Sanger,    D.  Musik- 
padagogen,  E.  Musikschriftsteller.     Vorstand  der  letzten  Gruppe,  die  zwolf  IVIitglieder 
zahlt  'darunter  Dr.  Hammerich,  Ravn,  Thrane,  Hetsch  usw.),  ist  Dr.  W.  Behrend. 

Wicn.  Eine  »  Vereinigung  schaffender  Tonkiinstier  in  Wien*  hat  sich  hier  anfangs 
Mai  gebildet,  die  den  Zweck  hat,  >das  unmittelbare  Verhaltnis  zwischen  den  schaffen- 
den  Tonkunstlern  und  dem  Publikum  zu  schaffen,  der  Musik  der  Gegenwart  in  Wien 
eine  standige  Pflegestatte  zu  bereiten,  das  Publikum  in  fortlaufender  Kenntnis  iiber 
den  jeweiligen  Stand  des  musikalischen  Schaffens  zu  haltenc.  Allgemein  geklagt 
wird  n'amlich  in  Wien  iiber  den  Mangel  an  bedeutenden  Kovit'aten,  an  der  Interesse- 
losigkeit  des  Publikums  diesen  gegeniiber,  eine  Erscheinung,  die  in  krassem  Wider- 
spruch  zu  Wiens  tonangebender  musikalischer  Vergangenheit  steht.  Dem  sucht  die 
neue  Vereinigung  entgegen  zu  steuern,  die  es  sich  dabei  zum  Grundsatz  gemacht  hat, 
bei  der  Auswahl  der  aufzufdhrenden  Werke  keine  Stilgattung.  keine  >Richtung«  zu 
bevorzugen.  An  der  Spitze  steht  Alex.  v.  Zemlinsky.  Das  Ehrenprasidium  hat 
Direktor  G.  Mahler  ubernommen.  Ungefahr  20  Tonkiinstier  sind  der  Vereinigung. 
die  als  Mitglieder  nur  Komponisten  aufnimmt,  beigetreten.  Fur  das  nachste  Jahr 
sind  drei  Orchester-  und  drei  Kammermusik-  und  Liederabende  in  Aussicht  genommen. 


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376  Notizen. 

Notizen. 

Anton  Dvorak's  Debut  als  Komponist.  Die  Redaktion  entnimmt 
dieses  Erlebnis  des  jiingst  verstorbenen  grofiten  bohmischen  Komponisten  einem  Auf- 
satze  H.  Krigar's  iiber  diesen  Komponisten  im  Jahrgang  1880  des  musikalischen 
Wochenblattes,  urn  es  vor  Vergessenheit  zu  bewahren.  >Der  junge,  12j'ahrige  Dvorak 
war,  wie  bekannt,  von  seinem  Vater  nach  Zlotic  zu  seinem  Onkel  geschickt  worden, 
wo  ihn  der  Organist  Liehmann  im  Orgelspiel  und  in  der  Theorie  unterwies. 
Dieser,  ein  gewandter  und  sehr  strenger  Heir,  verachtete,  trotz  seiner  kirchliclien 
Stellung,  keineswegs  die  weltliche  Musik,  liefi  seiner  iippig  wuchernden  Fantasie  in 
Marschen  und  Polkas,  die  er  eigenhandig  in  Partitur  setzte,  freien  Lauf.  Der  Schuler. 
der  hierdurch  den  ersten  Einblick  in  die  geheimnisvolle  Welt  der  Instrumentation  er- 
fulir,  saG  mit  Verwunderung  vor  den  vielen  Liniensystemen  seines  Meisters  und  —  muBte 
die  Stimmen  ausschreiben.  Sehr  begreiflich  war  es,  daB  der  strebende  Schuler  sich 
selbst  einmal  in  einer  instrumentierten  Polka  versuchen  wollte.  Zu  einem  Besuche 
in  Miihlhausen  hatte  er  die  Koraposition,  von  deren  Existenz  sein  Lehrer  nichts  wissen 
durfte,  wohlversteckt  roitgenommen,  um  seinen  Vater  am  bevorstehenden  Kirchweih- 
feste  dam  it  zu  uberraschen.  Die  Stimmen  wurden  aufgelegt,  die  Polka  begann,  aber 
scheufilich  war  der  Zusammenklang  des  Orchesters.  Die  Musikanten  waren  auBer  sich, 
der  Vater  bestiirzt,  der  Sohn  ratios.  Nach  einer  Weile  entdeckten  die  Trompeter, 
daC  der  junge  Streber  die  Trompeten  in  F  auch  wirklich  in  F-dur  geschrieben,  wo 
sie  natiirlich  B-dur  erklangen.  Der  Schaden  wurde  alsbald  redressiert  und  die  Polka 
zur  allgemeinen  Freude  restituiert.  Merkwiirdig  jedoch  bleibt  hier  der  Umstand,  da£ 
er  die  schwierigere  Transposition  der  Klarinette  richtig  aufgefaftt  hattet. 

Jean  Marie  Leclair.  Durchaus  uberzeugend,  weil  auf  Grund  des  Taufregisters. 
bestimmt  de  la  Laurencie  Geburtsort  und  Geburtsjahr  des  beriihrnten  franzosischen 
Violinkomponisten,  die  in  s'amtlichen  Lexicis  falsch  angegeben  sind,  in  einem  Aufsatz 
des  Courier  musical  (16.  Mai  1904).    Wir  teilen  das  Resultat  der  Forschung  mit: 

1.  Der  Vater  von  J.  M.  Leclair,  Antoine  Leclair,  war  Posamentier  (maitre  passe- 
mentier)  in  Lyon  und  nicht  Musiker  unter  Ludwig  XIV,  wie  bis  dahin  angenommen 
wurde. 

2.  Jean  Marie  Leclair  ist  in  Lyon  (nicht  Paris    am  10.  Mai  1697  geboren. 
Leipzig.    In  den  Tagen  vom  30.  Mai  bis  4.  Juni  gelangt  in  dem  Auktionsinstitut 

von  C.  G.  Boerner  in  Leipzig  die  wertvolle  Bibliothek  des  verstorbenen 
Hofrat  Prof.  Jos.  Kurschner-Eisenach  offentlich  zur  Versteigerung.  Der  nahe 
an  3000  Nummern  auf  iiber  200  Seiten  verzeichnende,  mit  einer  Anzahl  IUustrationen 
geschmiickte  Katalog  der  mit  rastlosem,  zielbewuDten  SammelfleiB  zusammengetragenen 
Bibliothek  bietet  namentlich  Spezialisten  auf  dem  Gebiete  der  Literatur-  und  Theater- 
geschichte  des  18.  Jahrhunderts  viel  des  Interessanten  und  Seltenen.  Eine  226  Bande 
zahlende  Wagner-Bibliothek  soil  als  Ganzes  unter  den  Hammer  kommen,  AuBerdem 
enthalt  die  Wagner-Abteilung  noch  Briefe  usw.  von  Wagner  und  als  wertvollstes 
Stuck  die  autographe  Klavierpartitur  des  »Liebesmahls  der  Aposiel*. 

Am  1.  Mai  starb  der  hervorragende  Anatom  Ludwig  His,  der  fur  die  musikalische 
Welt  durch  seine  Untersuchungen  an  dem  Sch'adel  J.  S.  Bach's  (1896;  Bedeutung  er- 
langt  hat.  Auf  Grund  der  Forschungen  hat  der  Leipziger  Bildhauer  Seflftier  Bach's 
Antlitz  zu  rekonstruieren  versucht. 

Lobenstein  i.  S.  Heinrich  Albert,  dem  eigentlichen  Schopfer  des  modernen* 
deutschen  begleiteten  Sololiedes,  dessen  Arien  seit  kurzem  im  XII.  und  XHL  Bande 
der  Denkmaler  deutscher  Tonkunst  vorliegen,  wird  zu  seinem  300.  Geburtstage  (8.  Juli 
d.  J.;  an  seinem  Vaterhause  eine  Gedenktafel  errichtet  werden. 

London.  —  The  accredited  Leicester  correspondent  of  the  uTimes,,  reported  on 
16  May  1904,  that  a  MS.  full  score  of  Wagner's  "Ride  Britannia"  overture,  autograph- 
signed,  had  been  there  found. 

Wagner  -went  to  Kunigsberg  August  1836,  and  while  theatre-conductor  there  wrote 
fc'Rule  Britannia"  overture.     The  "Neue  Zeitschrift  fur  Musik"  of  March  1837  records  its 

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Notizen.  377 

performance  there  under  W.  Performed  again  under  W.  at  Riga  19  March  1838.  Wagner 
spent  8  days  in  London  in  September  1839  en  route  from  Pillau  to  Paris  (the  "Flying 
Dutchman"  voyage),  but  as  a  wholly  unknown  and  insignificant  person.  In  the  28-page 
notice  on  Wagner  by  Ed.  Dannreuther  in  Grove's  Dictionary,  the  best  English  record,  is 
the  remark  under  Chronological  Lists,  "Score  was  sent  to  the  London  .Philharmonic  Society 
in  1840  (apparently  lost)".  Unless  then  he  confided  it  to  some  one  when  in  London,  he 
sent  it  from  Paris.  —  Evan  William  Thomas  (1814—1892),  a  native  of  Leicester,  was 
a  violinist  of  some  ambition,  called  himself  pupil  of  Spagnoletti,  conducted  at  the  Leicester 
Theatre,  was  principal  first  violin  in  1850  of  Liverpool  Philharmonic,  gave  shilling  Saturday 
concerts  in  Liverpool  1854,  brought  out  a  violin-concerto  1863,  acquired  much  music,  bad 
domestic  troubles,  retired  to  Dinas  Dinnle,  Merionethshire,  N.  Wales,  and  died  in  a  Welsh 
workhouse  4th  October  1892.  Before  his  death  his  music-stock  was  sold  from  his  house, 
Hnmberstone  Road,  Leicester,  to  a  viola-player,  George  Taffley;  who  in  turn  sold  it  to 
a  musician  Cyrus  Bertie  Gamble,  17  Hal  ford  Street,  Leicester.  "Recently"  the  latter, 
turning  over  concertos  composed  by  Thomas,  found  among  them  the  above-named  score,  of 
41  pages.  "On  thick  creamy-coloured  paper,  of  very  good  quality,  but  with  rather  a  rough 
surface,  and  the  musical  lines  have  been  drawn  by  hand.  There  is  no  cover,  and  over  the 
first  line  of  the  first  page  there  is  simply  the  title  Rule  Britannia  Overture.  In  the 
word  Britannia  there  seems  to  have  been  a  slight  error  in  the  spelling,  for  the  nn's  are 
very  close  together,  and  one  of  them  is  more  thickly  written.  The  overture  has  parts  for 
the  serpent  and  ophiclelde,  and  atone  place  introduces  the  air  of  Rule  Britannia  scored 
for  4  French  horns.  It  has  a  finale  scored  for  a  full  military  band  in  addition  to  the 
31  instruments.  The  ink  has  become  somewhat  yellow  with  age,  but  the  manuscript,  which 
is  fastened  together  by  6trong  string,  is  in  an  excellent  state  of  preservation".  On  the  last 
page  there  is  written  in  the  margin  Richard  Wagner,  den  15.  Marzl837,  Konigs- 
berg  in  Preufien.  Some  passages  have  the  character  of  "Tannhauser".  —  How  this  came 
to  Thomas  is  not  ascertained.  Not  stated  how  long  ago  the  discovery  was  made,  or  why  not 
before  announced.  Uenry  J.  Wood  and  others  pronounce  it  genuine.  According  to  Ashton 
Ellis's  book,  there  is  a  sketch  at  Bayreuth. 

The  first  Concert  under  the  new  "Patron's  Fund"  to  benefit  young  English  com- 
posers, took  place  on  20  May  1904  at  St.  James's  Hall. 

A  patron,  Mr.  S.  Ernest  Palmer  has  given  41  20,000  to  the  Council  of  the  Royal 
College  of  Music,  the  income  to  be  devoted  to  bringing  out  works  of  British  subjects  under 
40  years  of  age,  helping  British-subject  executants  to  get  a  hearing,  and  providing  Travelling 
Scholarships.  The  Trust  "though  primarily  applicable  for  the  benefit  of  past  and  present 
pupils  of  the  Royal  College  of  Music  could  be  extended  to  any  other  British  subjects,  whether 
educated  at  any  of  the  music-schools  or  privately".  The  Council  called  for  works  orchestral 
or  orchestrally  accompanied  from  the  several  music-schools,  and  42  were  sent  in  and  judged 
by  a  joint  committee  from  Royal  Academy  (Principal,  Sir  Alexander  Mackenzie]  and  Royal 
College  (Director,  Sir  Hubert  Parry,.  The  Committee  after  reporting  individually  met  for 
discussion,  and  chose  14  works  for  trial  rehearsal.  Of  these  8  were  performed  as  above,  all 
"first  performances";  4  from  Royal  Academy,  3  from  Royal  College,  1  from  Guildhall  School; 
with  following  results :  —  (a)  By  far  the  best  work,  Variations  on  Swedish  Air  {with  fiat  7th) 
by  Wm.  Y.  Hurlstone;  masterly  treatment,  great  variety  of  variation  without  accentricity, 
every  now  and  then  long  swinging  melodies ;  work  spoilt  as  whole  by  suddenly  breaking  out 
after  Var.  14  into  imitations  of  "Till  Eulenspiegel"  and  "Heldenleben",  and  unnecessary 
prolongations;  but  for  this  a  really  fine  and  homogeneous  work,  (b)  Second  best,  Vocal 
Seen  a,  "Grettir's  Departure",  by  Paul  Corder  (son  of  Frederick  Corder,  Deputy  Principal 
of  the  B.  A.  M.);  beautifully  written,  but  a  reflection  from  "Tristan",  (c)  Gustav  von 
Hoist's  Suite  begins  with  a  number  according  to  Gold  mark,  hat  a  good  Valse  and  Carnaval, 
and  a  poor  Scene  de  Nuit;  in  some  portions  an  irresistible  e'lau,  and  gave  impression  that 
here  will  be  a  comic-opera  writer,  (d)  Frank  Bridge's  Symphonic  Poem  was  a  good 
specimen  of  the  "symphonic  poem"  order,  and  singularly  empty  as  to  having  any  music  in 
it.  (e)  OtheT  compositions  were  by  A.  von  Ahn  Carse,  York  Bowen,  and  Henry  Geehl. 
(f  B.  J.  Dale,  T.  F.  DunhlU,  R.  Vaughan  Williams,  and  Haydn  Wood  were  mentioned  as 
held  over  to  another  time.  —  The  event  exceeded  all  expectation  as  to  what  it  brought  forth. 

Das diamantne  Jubilaum  von  Joachim's  erstem  Auftreten  in  England  (1844  —1904, 
wurde  am  16.  Mai  in  der  Queens  Hall  uberaus  festlich  begangen.  Sir  C.  Hubert 
Parry  verlas  die  Adresse,  die  Lord  Balfour  In  dem  Orchesterkonzert  beteiligte  sich 
Joachim  als  Solist  wie  Dirigent  mit  Kompositionen  von  Schumann,  Brahms  und  von 


378  Kritische  Biicherschau. 

sich.   Was  Joachim  England  bedeutet,  zeigen  am  schonsten  ein  paar  Zeilen  ans  einem 
von  R.  Bridges  fur  diesen  AnlaG  verfaGten  Gedichte: 

Tboo  that  hast  been  in  England  many  a  year 
The  interpreter  who  left  us  nought  to  seek, 
Hacking  Beethoven's  in  most  passion  speak, 
Bringing  the  soul  of  great  Sebastian  near. 

Oschatz  i.  S.  Am  15.  Mai  wurde  eine  Gedenktafel  fiir  Magister  C.  G.  Hering  — 
1766—1853;  Komponist  von  volkstumlichen  Kinderliedern,  wie  >Morgen,  Kinder,  wirds 
was  geben*,  >Hopp,  hopp,  hopp,  Pferdchen  lauf  Galopp«  u.  a.  m.  —  und  K.  E.  He- 
ring  —  1807—79,  Komponist  einiger  bekannter  Mannerchore  —  eingeweiht. 

Prag.  Im  NachlaG  Dvorak's  befinden  sich  drei  Sinfonien,  so  daG  eventuell  der 
musikalischen  "Welt  ein  enormes  Erbe  bevorsteht. 

Warschau.  Die  hiesige  Philharmonie  hat  schon  das  Frogramm  ihrer  groGen  phil- 
harmonischen  Konzerte  veroffentlicht.  Zur  Auffuhrung  gelangen  unter  der  Leitung 
von  Mlynarsky  folgende  Werke:  Bach  fSinfoniesatz),  Beethoven's  Pastoralsinfonie, 
Bruckner,  neunte  Sinfonie  mit  >Te  Deum<,  Verdi's  »  Requiem*,  Liszt's  »Die  hi. 
Elisabeth*,  Tschaikowsky's  »Manfred«-Musik,  J.  S.  Converse's  (Amerika)  »Pans 
Feier«  und  >Parsifal<  (!!!)  Wagner's  auf  der  Estrade  (mit  Litvinne,  Schmedes, 
Kaschmann  und  Dr.  K.  Zawilowski).  Wir  verlieren  keine  Hoffnung,  daG  die  Erben 
Wagner's  einen  energischen  Protest  dagegen  erheben  werden,  und  daG  viele  ehrliche 
Kunstler  sich  dazu  gesellen  werden,  wie  es  seinerzeit  anlaGlich  der  Amsterdamer 
•Parsifal «-Konzertauffuhrung  der  Fall  war.  Merkwiirdig  ist  es,  daG  auch  Siegfried 
Wagner  in  der  Warschauer  Philharmonie  die  Werke  von  seinem  GroGvater  Liszt 
>Mazeppa«,  »Tasso«,  >Preludes*),  von  seinem  Vater  die  Vorspiele  zn  >Hollander<, 
>Gotterdammerung«  und  >Tannhauser«)  und  seine  eigenen  Vorspiele  zu  »Baren- 
h'auter«,  >Herzog  Wildfang*  und  »Kobold«  dirigieren  soil.  Das  wird  aUerdings 
fur  die  Qualit'at  der  Bayreuther  Ideen  und  Traditionen  entscheidend  sein.  Richard 
StrauG  wird  seine  >Sinfonia  domestica*  dirigieren.  J.  Paderewski  wird  sich  auch 
als  Sinfoniker  mit  der  Sinfonie  H-moll  vorstellen.  —  Folgende  Ktinstler  werden  auf- 
treten:  Emil  Sauer,  J.  Paderewski  (F-moll  Konzert  von  Chopin),  Mark  Hambourg, 
J.  Sliwiriski  (B-moll  Konzert  von  Tschaikowsky),  R.  Pugno,  Kubelik,  Barcewicz,  Ysaye, 
Landi,  Heridee  d'Arclee. 

Der  bekannte  polnische  Komponist  Mieczysiaw  Karlowicz  arbeitet  an  einer  sin- 
fonischen  Dichtung  »Zuriickkehrende  Wellen*. 

Wien.  Der  Klavierprofessor  des  hiesigen  Konservatoriums  Henryk  Melcer- 
Szczawiriski,  welcher  vor  einiger  Zeit  in  Warschau  einen  durchschlagenden  Erfolg 
mit  seinem  polnischen  Musikdrama  »Marya«  davontrug,  arbeitet  an  dem  Musikdrama 
>Protesilu8  und  Laodamia*,  dem  als  Sujet  das  Drama  des  groGten  jetzigen  polnischen 
Dramaturgen  Stanislaw  Wyspiailski  zugrunde  liegt. 


Kritische  Bflcherschau 

der  neu-erschienenen  Biicher  und  Schriften  iiber  Musik. 


Barth ,  Richard.  Johannes  Brahms  Programmmusik  einig  sind ,  und  wenn  sie 
und  seine  Musik.  Hamburg,  Otto  ^er  ^selben  sind,  mit  den  gleichen 
,r.n  TT1  +nr\A  i  Argumenten   kommen  wie  vor  50  Jahren. 

MeiBners   Verlag.     1904.  Wenn  man  gich  auf  den  ^^  primitiven 

DasBUchlein  ist  begeistert  geschrieben, ,  Standpunkt  schwingen  konnte,  daG  man  auf 
aber  im  ganzen  recht  unbedeutend,  und  diese  und  jene  Art  >gut«  oder  »schlecht« 
kommt  iiber  den  Ton,  der  bei  popularen  i  musizieren  kann,  dann  waren  wir  schon 
Yortragen  iiblich  ist,  kaum  hinaus.  Inter-  ziemlich  weit.  Die  recht  hubschen,  aber 
essant  sind  solche  Schriften  immer  da-  nirgendsin  dieTiefegehendenBemerkungen 
durch.  weil  sie  zeigen,  daG  sich  die  Menschen  iiber  Werke  von  Brahms  wimmeln  in  echt 
immer    noch    nicht    iiber   das  Wesen   der  modernerWeise  von  iibertriebenen  Epitheta: 

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J 


Kritische  Bucherschau. 


379 


Das  Violinkonzert,  ein  Riesenwerk,  das 
deutsche  Requiem  wird  neben  Bach's 
Matthaus-Passion  und  Beethoven's  Missa 
solemnis  gestellt,  Brahms  ein  Genie  von 
beinahe  erdruckender  Grofte  usw.  Wie 
man  Brahms  kennt,  wttrde  er  sich  selbst 
gegen  derlei  Urteile  wenden.  A.  H. 

Musik  und  Musikinstrumente  im 
Alton  Testament  von  Dr.  Hugo 
GreCmann,  GieBen,  Ricker  1903. 
(1.  Heft  des  II.  Bandes  der  »Reli- 
gionsgeschichtlichen  Versuche  and 
Vorarbeiten*  von  Dieterich  und 
Wiinsch.) 

Uber  Musik  und  Musikinstrumente  des 
Altertum8  ist  von  je  mehr  Unsinniges,  als 
Vernunftiges  verbreitet  worden.  Sogar  in 
unserem  XX.  Jahrhundert  werden  in  einem 
sechsbandigen  Werk  ungeheuerliche  Dinge 
hieruber  zum  besten  gegeben.  Der  Grund 
liejjt  teik  in  der  Unzuverlassigkeit  der 
meisten  Quellen,  teils  in  dem  Mangel  an 
musikwissenschaftlicher  oder  philologischer 
Bildong  seitens  der  gewohnlich  kompila- 
torisoh  vorgehenden  Verfasser.  Bis  ins 
Abentenerliche  versteigen  sich  meist  die 
kritiklo8en  Ausleger  der  Nachrichten  uber 
die  Musik  der  Blebraer.  Das  Verdienst 
Greftmann's  besteht  darin,  daG  er  nur  wenig 
gibt,  in  dieser  Beschrankung  aber  die  bisher 
bekannten  Nachrichten  mit  dem  groftten 
>Mi£trauen«  aammelt  und  sichtet  und  da- 
durch  mehr  gibt,  als  manche  ausfuhrliche 
Schrift. 

Ln  ersten  Abschnitt  behandelt  der 
Verf.  die  Musik  der  alten  Hebraer,  wobei 
er  naturlich  von  den  notwendigerweise  will- 
kurlichen  Ausdriicken  unserer  Bibeliiber- 
setzung  absieht  und  sich  strong  an  die 
Qriginalsprache  halt.  Wir  erhalten  einen 
Uberblick  iiber  die  Personifikationsfrage  in 
den  Uranfanjjen  der  Musik  (Jubal),  uber 
die  Laienmusiker  und  spateren  Berufsmu- 
siker,  Kultmusik  und  Zunftmusik,  Musik  im 
Dienste  der  Zauberei,  Heilkunst,  Gottes- 
verehrung,  Damonenvertreibung,  Prophetie, 
wobei  sehr  wertvolle  Parallelen  mit  anderen 
Kultur-  und  Naturvolkern  gezogen  werden. 

Der  zweite  Abschnitt  behandelt  die 
Musikinstrumente.  Gestutzt auf mittel- 
alterliche  Quellen  hat  man  versucht,  bis  zu 
36  hebraische  Musikinstrumente  zu  be- 
scbreiben,  von  denen  aber  uber  die  H'alftc 
im  Alten  Testament  uberhaupt  gar  nicht 
vorkommen.  Der  Verf.  print  den  sach- 
licben  und  etvmologischen  Ursprunff  der 
Namen  nach  alien  Richtungen,  wobei  sich 
oft  Beziehungen  zum  Material  herausstellen, 
aus  dem  das  Instrument  urspriinglich  vor- 
fertigt  wurde.    A.  Die  Saiteninstrumente. 

Z.  d.  L  M.    V. 


1.  Nebel,  gr.  vapka  usw.,  lat  nablium. 
Die  Bedeutung  des  Wortes  als  >Schlauch« 
wird  eingehend  erortert  (wobei  naturlich 
die  verlockende  Beziehung  zum  Schlauch 
des  Dudelsacks  ignoriert  werden  muBte); 
uber  Form  und  Besaitung  bestehen  nur 
Vermutungen,  als  Saitenzanl  wird  10  und 
12  genannt.  2.  Kinnor,  gr.  xiyyvQa,  mit 
Beziehungen  auf  das  Lotosholz,  aus  dem 
wohl  auch  Saiteninstrumente  angefertigt 
wurden,  sowie  auf  die  Stadt  Kinaroth  und 
den  Helden  Kivvvqas.  3.  Sabka,  gr.  <r«/4- 
pvxf].  Der  semitische  Ursprung  des  Wortes 
wird  bezweifelt,  eine  Beziehung  zum  Stamme 
sand  im  rotlichen  Sandelholz  gesucht;  Uber 
das  Musikalische  ist  nur  bekannt,  daft  der 
Name  zugleich  mit  i/zaAi^iorund  <Tr/icpaiW« 
^enannt  wird  (Buch  Daniel).  ..  B.  B las- 
ins  trum  en  te.  Unter  der  Uberschrift: 
1.  Die  Flcite,  werden  genannt  die  aus 
»hohlem  Rohr«  bestehende  »Flote«  Chalil, 
die  wahrscheinlich  sehr  erre^end  wirkende 
und  z.  B.  im  Gottesdienst  senr  selten  vor- 
kommende  Ugab,  und  schlieftlich  masch- 
rokitha,  allem  Anschein  nach  gleich  der 
ovQiyZ,  Panspfeife.  (Die  Anmerkung,  daft 
in  ovQtyg,  (pogpiyt,  aaXmy^  usw.  das  Suf- 
fix das  >Gedrehte«  ausdrucke,  befremdet, 
denn  wieso  haben  die  Panspfeife  und  die 
gerade  aaXmyl;  [»  romische  TubaJ  etwas 
ffedrehtes?).  In  diesem  Abschnitt  nun,  wie 
ubrigens  in  der  ganzen  Abhandlung,  ist 
dem  Verfasser  derselbe  Irrtum  untergelaufen, 
der  bis  vor  kurzem  fast  iiberall  inbezug  auf 
dieantiken  >Holzblasinstrumente«  herrschte; 
er  spricht  fortwahrend  von  »F16ten«, 
»Donpelfloten«  usw.,  wahrend  fastalle  die 
von  inm  so  benannten  Instrumente  zweifel- 
los  nahe  Verwandte  der  avXoi  waren,  und 
diese  sind  nach  den  uberzeugenden  For- 
schungen  von  Gtevaert,  Mahillon,  Howard 
und  neuerdings  Riemann  unbedingt  keine 
Floten,  sondern  Instrumente  mit  Zungen 
oder  Rohrblatt  gewesen.  Floten,  d.  h.  In- 
strumente, die  ohne  Vermittlung  von  Zungen 
irgendwelcher  Art  angeblasen  werden,  smd 
mit  Ausnahme  der  Pansflote  oder  -pfeife 
und  den  groften  egvptischen  sebi  (die  nach 
i  der  Anblaseart  sehr  schwach  geklungen 
haben  miissen)  im  gesamten  Altertum  nicht 
;  sicher  nachzuweisen.  Ob  der  IlXuyiavXog 
,  oder  die  von  Gevaert  noch  angenommenen 
,  J&nzel-avQiyyee  wirklich  Quer-  resp.  Schna- 
belfloten  waren,  ist  sehr  zwefielhaft  ffeworden. 
!  Eine  nicht  restaurierte  Darstellung  von 
Floten  aus  dem  Altertum  (immer  mit 
1  Ausnahme  jener  einen  egyptischen  Art) 
ist  uberhaupt  nicht  auf  uns  gekommen. 
Vor  allem  sollte  man  den  sinnlosen  Aus- 
druck  Doppelflote  ein  fur  allemal  ver- 
abschieden,  auch  diese  Auloi  waren  Instru- 
mente mit  einfachem  oder  doppeltem  Rohr- 
blatt,  man   sollte   deshalb    den  Ausdruck 


380 


Bespreohung  yon  Musikalien. 


»Aulos«  endgiiltig  in  unsere  Sprache  ein- 
fiihren,  wie  unzahlige  andere,  modern  nicht 
erschopfend  wiederzugebende  Namen  fur 
antike  Begriffe.  2.  Die  Trompeten. 
Besprochen  wird:  schofar  (Widderhorn), 
chazozrah  (vielleicht  eine  engmensurierte, 
kurze  Trompete),  und  jubal  (wohl  tiefere 
Trompete).  Die  Bemerkung,  dafi  die  Alpen- 
horner  aus  ausgebohrtenjungenTannen- 
b'aumen  bestanden,  ist  dahin  zu  modifizieren, 
dafi  diese  nicht  ausgebohrt,  sondern  langs- 
weise  halbiert,  einzeln  ausgehohlt  und  dann 
wieder  zusammengeleimt  oder  -gebunden 
wurden,  wie  es  heute  noch  die  Hirten  im 
Thuringerwalde  macben.  C.  Die  Sch lag- 
instrument  e.  Es  werden  genannt  als 
Namen  flir  Zimbaln,  Kastagnetten,  Glock- 
chen  usw.  zelzelim,  menaaneim,  me- 
zilthajim,  ferner  fiir  Handpauke  toph 
(ein  Name,  der  noch  im  Spanischen  Adufe 
steckt),  und  wohl  mit  Ringen  verzierte 
Schiittelinstrumente  schalischim. 

Man  sieht,  die  rein  musikalische  Aus- 
beute  ist  gering,  doch  diirfte  das  kleine 
Werk  in  seiner  vorsichtigen  Zusammen- 
fassung  wohl  der  beste  Wegweiser  fiir  Alle 
sein,  (Be  sich  mit  dieser  Frage  beschaftigen 
wollen.  Hoffentlich  bringen  vergleichende 
Forschungen  und  Ausgrabungen  allmahlich 
etwas  Licht  in  diese  Materie;  ein  ahnliches 
strong  wissenschaftliches  Werk  iiber  egyp- 
tische  Instrumente  wiirde  ubrigens  auch 
einem  entschiedenen  Bediirfnisse  entgegen- 
kommen.  Aloys  Obrist. 

Neuere  Wagner-Literatur. 

Levy,     Gustav,      Richard     Wagner's 

Lebensgang    in    tabellarischer  Dar- 

stellung.       Berlin,     Harmonie -Ver- 

lag.     1904. 

Ob  diese  Art  der  Darstellung,   eines 

»Katechismus«     von    Wagner's     aufierem 

Leben,    einem    wirklichen  Bediirfnis    ent- 

spricht,    mochte    ich    nicht    entscheiden. 

Selbstandigen  Wert  kann  man  einer  Arbeit, 

bei   der  einzig  Flei fi  und  Gewissenhaftig- 

keit  mitspielen  —  denn    auf  selbstandige 

Forschung  macht  das  Buchlein  keinen  An- 

spruch   —   wohl   auch   nicht    zuschreiben. 

Wer    rasch    das    vielbewegte    Leben    des 

Meisters   mit  ein   paar  markanten,  einem 


Wagnerianer  aber  gut  bekannten  Warner- 
schen  Ausspriichen  sich  vorfuhren  will,  der 
wird  an  der  Schrift  ein  gutes  Repetitorium 
nnden  konnen.     Charakteristisch  ist,  da£ 
uber  Minna  Planer  keine  Geburtsdaten  ge- 
macht  sind ;  man  nimmt  das  Jahr  1815  doch  * 
als  ziemlich  sicher  an. 
Materna,     Hedwig.       R.     Wagner's 
Frauengestalten.  Verlag  der  Frauen- 
Rundschau ,    Berlin    und    Leipzig. 
M  2.—. 
Es  ware    psychologisch  nicht  uninter- 
essant,    das  Urteil  von  Fraaen  uber  Hel- 
dinnen  ihres  Geschlechts  zu  horen;  denn 
iiber  manches  mufiten    sie   Enthullongen 
machen  konnen,  die  dem  Manne  neu  und 
vielleicht  wertvoll  sein  konnten.    Es  trifft 
dies  aber  in  den  meisten  Fallen  nicht  zu,  wo- 
ran  wohl  die  angeborene  Unselbstandigkeit 
weiblichen  Denkens  der  Grand  sein  wird. 
In  dieser  Charakteristik  von  Frauengestalten 
findet  man  zwar  hier  und  dort  Stellen,  die 
1  nur  von  einer  Frau  geschrieben  sein  konnen 
|  (so  S.  56),  aber  gerade  besonders  wertroll 
sind  sie  nicht  und  mehr  fur  die  Verfasserin 
interessant  als  fur  die  Personen  der  Kunst- 
werke,  indem  die  Dame  weniger  die  Gestalten 
selbstandig  als  Weib  durchfuhlt,  sondern 
|  sie  im  Geiste  Wagner's ,  besser  Chamber- 
:  Iain's,  der  sehr  oft  durchblickt,  nachfuhlt 
Die  Verfasserin,    die  Wagnersangerin   in 
Mainz    ist,    verfugt    iiber    unverkennbare 
Intelligenz,  hat  Chamberlain,  wie  eben  be- 
merkt,  mit  Nutzen  gelesen,  lafit  die  Hand- 
lung  von  > Tristan  and  Isolde*   nach  dem 
Genufi  des  >Liebestranke8«,  den  sie  richtig 
erklart,  erschopft  sein,  bringt  aber  besonders 
iiber  Eva  und  Senta  manches  fur  Buhnen- 
sangerinnen  niitzliche  Wort,  and  so  gehort 
das    Werkchen    noch    lange    nicht    nun 
Ubelsten,   was   uns   die  unvermindert  an- 
schwellende     Wagner -Literator     beschert 
hat.  A.  H. 

Soleniere,  Eugene  de.  Le  fils  de 
l'Stoile.  Drame  musical  de  Catolle 
Mend6s  et  A.  Camille  Erlanger. 
fitude  et  analyse  thSmatique  de  Is 
Partition.  Paris,  Librairie  Fisch- 
bacher. 


Besprechung  von  Musikalien. 


Bearbeitungen    fiir    Pianoforte    zu 
zwei    Handen     von     Aug.     Stradal. 

C.  F.  Kahnt  Nachfolger,  Leipzig. 
1.  Berlioz,  H.  Irrlichtertanz,  Sylphen- 


tanz,  Hollenfahrt  aus    Fausts  Ver- 
dammung.     a  Jt  1,50. 

Diese   Stiicke  im  Klaviervortrag  ge- 
niefibar  zu  machen,  erfordert  virtuose  Tech- 
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Besprechung  von  Musikalien. 


381 


nik  and  Niiancierun^akunst.  Die  sprode 
Melodik  des  geistreichen,  aber  bizarren 
Franzosen  vermag  ohne  den  Orchesterauf- 
putz  nicht  zu  erwarmen.  Zur  Orientierung 
-  uber  die  Eigenart  des  Bahnbrechers  der 
modernen  Orchestration  sind  Stradals  Uber- 
tragungen  recbt  brauchbar. 

2.  Lisst,  F.  Rosen  wander ,  Ge  witter 
und  Sturm  (Heilige  Elisabeth), 
Wonder,  Einzug  in  Jerusalem 
(Christus),  a  uT  1,50. 

Schon  mehr  hat  Stradal  aus  Liszt's  Par- 
tituren  fur  dasKlavier  herausgeholt;  nament- 
lich  die  zarten  lyrischen  Momente  kommen 
gut  zur  Geltung.  Die  neuartigen  harmo- 
nischen  und  modulatorischen  Wendungen 
beleben  die  in  der  Hauptsache  homophone 
Musik  and  geben  ihr  einen  sinnlichen  iflang- 
reiz,  der  die  tieferen  Wirkungen  wirklich 
polyphoner  Kunst  ersetzen  muB.  Die  Perle 
der  vier  Stticke  ist  das  >Rosenwunder«,  in 
dem  etwas  von  der  mystischen  Schonheit 
des  >Parsifal<  lebt ;  mit  allem  Raffinement 
Liszt'scher  Klavierkunst  ist  das  Andante 
religioso  ausgestaltet.  Yon  gleich  fesseln- 
der  Schonheit  ist  das  Andante  im  » Ein- 
zug in  Jerusalem*. 

3.  Baoh,  Joh.  Seb.  Praludium  und 
Puge  fur  die  Orgel,  E-moll  (Jf  2.—) 
und  G-dur  (Jf  1.60). 

Das  sieghaft,  machtvoll  und  maie- 
st&tiscb  einherschreitende  Praludium  der 
>Springbrunnenfuge«  in  E-moll  wirkt  eben- 
so  herrlich  wie  die  ernste,  tiefsinnige  Fuge 
selbst,  die  wie  ein  monumentaler  Pracht- 
bau  musikalischer  Gotik  aufragt,  als  leuch- 
tendes  Denkmal  der  wunderbaren  kontra- 
punktischen  Kunst  ihres  Schopfers.  In 
wirk8amem  Gegensatze  zu  dieser  >philo- 
sophischen*  Fuge  steht  das  quellfriscn  da- 
hinrauschende  Praludium  in  G-dur  mit  der 
sinnig-heitern  Fuge,  deren  neckischesThema 
in  der  ungezwungenen,  wie  von  selbst  sich 
ergebenden  Durchfuhrung  in  prachtigen 
Steigerungen  hervortritt. 

4.  Krebs,  J.  L.  Grofle  Phantasie 
und   Fuge    fur    die    Orgel.      G-dur 

{Jf  2.-)- 

Was  von  Bach  formal  zu  lernen  war, 
hat  sein  Lieblingsschuler  Krebs  ganz  ge- 
wiG  gelernt.  Da6  im  ceistigen  Gehalt  ein 
betrachtlicher  Abstana  zwischen  Meister 
und  Jtinger  besteht,  gibt  wohl  jeder  Bach- 
kenner  zu.  Die  »GroCe  Phantasie «  mutet 
schon  ganz  modern  an;  die  Fuge  ist  der 
Typua  Krebs'scher  Schreibart:  mehr  gl'an- 


zend  als  tief,  von  kristallheller  Klarheit 
und  Durchsichtigkeit,  ein  Musterstiick  zum 
Studium.  Mendelssohn,  der  an  Bach  ge- 
8chulte,  gewandte  Kontrapunktiker,  kunnte 
sie  ge8chrieben  haben,  nur  da6  der  alte 
Meister  mit  seinem  kraftvolleren  Empfin- 
den  neben  dem  jungen  steht  wie  der  Mann 
neben  dem  Weibe. 

Szantd,  Theodor.  Praludium  und 
Fuge  fur  die  Orgel  von  J.  S.  Bach 
(Jt  2. — ).  Vier  Orgel -Choral  vor- 
spiele  von  J.  S.  Bach  [M  2. — ). 
C.  F.  Kahnt  Nachfolger,  Leipzig. 

Szanto's  Klavierubertragungen  stehen 
gleichartig  neben  den  gediegenen  Arbeiten 
StradaTs.  Auch  er  weil3  den  Vollklang  der 
Orgel  pr'achtig  wiederzugeben ;  schon  nach 
den  ersten  Takten  erkennt  man,  daC  diese 
Ubertragungen  auCerordentlich  spielbar  und 
wirkungsvoll  sind.  Vor  Dezimengangen 
und  schwierigen  Bindungen  darf  der  Spieler 
aUerdings  ebensowenig  wie  bei  Stradal 
zuruck8chrecken ,  auch  nicht  vor  den  Ok- 
taven  der  linken,  die  den  Vollton  des  Pedals 
markieren.  H.  M. 

Lortzing,  A.  Ali  Pascha  von 
Janina,  Oper  in  einem  Akt.  (Nach 
der  urschriftlichen  Partitur  im  Be- 
sitz  des  Herrn  Dr.  Erich  Prieger 
in  Bonn,  bearbeitet  von  Georg 
Richard  Kruse.)  Leipzig,  Bartholf 
Senff. 

An  dieses  Werk  kann  ein  moderner 
MaCstab  nicht  angelegt  werden.  Der  Ver- 
lag  hat  auch  andre  Griinde  gehabt,  das 
erste  Werk  Lortzing's  ;mit  23  Jahren  ge- 
schrieben)  zu  drucken.  Wir  ersehen  daraus, 
daC  Lortzing  in  seinen  Vorziigen  und 
Fehlern  schon  hier  so  ziemlich  fertig  ist, 
im  Gegensatz  zu  andern  Meistern  der 
Buhne.  Georg  Richard  Kruse  gibt  ein 
Vorwort,  worm  er  Uber  Schicksale,  Bear- 
beitung  und  Neuauffiihrung  dieser  Oper 
genaue  Rechenschaft  gibt.  Das  ist  unge- 
mein  dankenswert,  zumal  er  verspricht,  die 
noch  drei  ungedruckten  Opern  und  Ora- 
torien  zu  veroffentlichen.  Seiner  Meinung, 
daC  sich  vorliegendes  Werk  zur  Auffuhrung 
eigne,  kann  zugestimmt  werden.  Kritisch 
ist  hier  weiter  nichts  zu  tun.  als  auf  die 
bereits  erschienenen  und  noch  erscheinen- 
den  Publikationen  Kr use's  Uber  Lortzing 
hinzuweisen,  indem  er  mit  Objektivitat  uber 
Lortzing  zu  urteilen  weiC.  Das  Auffuhrungs- 
recht  dieser  Bearbeitung  mu(3  erworben 
werden.  F.  B. 


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28* 


Google 


382 


ZeitBchriftenschra. 

Zeitschriftenschau. 


Verzeichnis  der  Abkiirzungen  siehe  Zeitschrift  V,  Heft  lt  S.  43. 


Altschul,  R.    Anton  Dvorak  +  —  DMZ 

36,  20. 
d' Albert.    Schumann  d'apres  son  oeuvre. 

Prog,  artist.  11/12. 
Anonyma.     Une  o3uvre   nouvelle  de  St. 

Saens.    Angers  Artistes  12/3. 
Le  sport  et  la  danse.    G.  de  Village 

13/3. 

Le    phenomene    de    Tare    chantant. 

R.  scientifique  19/3. 

Felix   Weingartner,    a    biographical 

sketch.  —  MT  46,  736. 

Gregorian  Masses  —  Their  meaning 

and  efficacy,    ibid. 

Gedicht  Georg   Herwegh's   an   Rich. 

Wagner  —  AMZ  31,  21. 

Au8  den  Briefen  R.  Wagner's  an  Ma- 

thilde  Wesendonck  —  AMZ  31,  21. 

Sacred  Music  —   Letter  >Motu  pro- 

prioc.    Ecclesiastical  R.  1/2. 
Zum  40.  Tonkiinstler-Fest    des  All- 

femeinen  Deutschen  Musikvereins  in 
rankfurt  a.  M.  (sehr  ausfiihrliche  Be- 
sprcchung  der  dort  vom  27.  Mai  an  auf- 
gefiihrten  Werke  mit  Angabe  von  Mo- 
tiven  usw.)  —  Mk  3,  16. 

Pie  X  et  la  musique  sacree  etc.    Ami 

du  Clerge  4/2. 

Motu  propio  but  la  musique  sacree. 

Home  8/1. 

Edward  Elgar  —  SMT  24,  8. 

Gerontius'  drom,  von  E.  Elgar  —  ibid. 

Het  13c  eeuwgetijde  van    den    dood 

van  Paus  Gregorius  den  Groote.   St.  Gre- 

goriusblad  29,  6. 

J  veBcovi  e  la  musica  sacra  —  SC 

6,  11. 

Neue  Paten te    aus  der   Musikinstru- 

menten-Industrie  —  DIZ  6,  22. 

;  La  musique  d'eglise  en  France  et  a 

l'Etranger  —  TSG  10,  4. 

Kirchenchor  und  Dirigent.    Fliegende 

Blatter  des  Kirchenmusikvereins  in  Schle- 
sien,  Nr.  3. 

Bericht  tiber  den2.Schlesischen  Orgel- 

kursus.  ibid. 

Die  groCte  Orgel  der  Welt,  ibid. 

Zircular  vom  Kardinalerzbischof  von 

Mailand  iiber  die  Kirchenmusik.  St.  Gre- 
goriusblad  29,  6. 

Circulaire  van  .  .  .  den  bisschop  van 

Namen  over  de  Kerkenmusiek.  ibid. 

Orgel  und  Chorgesang  im  Gottesdienst 

—  CEK  18,  6  u.  6.. 

Some  Words  on  words  (>  Color  in  mu- 

sicc).  —  MC  26,  16. 

Some  editorial  preludes,  comment  and 

quotation    on    current    musical    matters 

—  MC  26,  16. 


Music  for  the  people  —  MC  26,  16. 

Mort  d'Antoine  Dvorak  —  MM  16, 9. 

Ocean  Grove  (Aufsatz  behandelt  die 

musikalischen  Verhaltnisae  dieser  Stadt 

—  MC  26,  16. 

Bits  about  Biilow  —  MC  26,  17. 

L'Anacrusa  en  la  musica  moderns  R. 

m.  catalana  1,  6  (Bespr.  iiber  das  gleich- 
namige  Buch  Lussy's;. 

Marschneriana  —  NZfM  71,  13  14. 

Le  fils  de  lMtoile,  Oper  von  Erlanger 

—  MM  16,  9. 

M.  Massenet  —  MM  16,  9. 

The  chance  of  the  American,  his  op- 
portunities and  advantages  in  music  — 
MC  26,  17. 

Enrico  Bossi  —  SMT  24.  9. 

L'igiene  della  scrittura  e  della  musica 

Minerva.    Roma  14/2. 

Castration     et      caracteres     sexuels. 

R  scientifique  6/2. 

La  riforma  della  musica  sacra  Mi- 
nerva.   Rom.  21/2. 

Motu    proprio.      L'action    populairc 

chretienne.    Le  chant  sacre*  Pie  jL    Etu- 
des Franciscaines  1. 

La  musique  sacree.    (Traduction  firan- 

caise  des  deux  documents  publies  par  . 
....  Pie  X.)    Questions  actuelles  2  1. 

Anton  Dvorak  f  -  NZfM  71,  20. 

Anschutz,   F.     Die   Ausbildung   der 

Lehrer  zu  Organisten  und  Chorleitern  — 
CEK  18,  6. 

Arend.  Nochmals  Gluck's  Armida  in  Halle 

—  BfHK  8,  8. 

Batka,R.  Hausmusikabende  —  KW 17, 16. 
Besee,  C.    A  propos   du  >Motu  proprio* 

de  Pie  X  sur  la  musique  sacree.    K.  do 

Clerge*  francais  16/2. 
Bouyer,  R    L'Orchestration  des  couleurs. 

Nouvelle  Revue  1/3. 
Boutarel,  A.    Anton  Dvorak  f.    Maurice 

Jokai  —  M  70,  19. 
Breithaupt,   R.      Moderne   Klavieristen 

usw.  IV  —  Mk  3,  16. 
Brody,   H.     Enrico    Tamberlick.     Tenor 

italien  1820—89  —  RM  4,  9. 
Butze,  R.     Der  Psalter  und   seine  Ver- 

wendung  im  ev. -luth.  Gottesdienste.  — 

KCh  16,  5. 
C,  J.,  Le  Fils  de  TEtoile  v.  Mendes-Er- 

langer  —  RM  4,  9. 
Calvocoressi,  M.     La   symphonie  en  si 

bemol  de  M.  Vincent  dlndy  —  GM60, 

19/20. 
Caeimiri,  R.    Roma  e  le  feste  centenarie 

Gregoriane  —  SC  6,  11. 
Caspaxi,  W.     Kindergesang   im    Gottes- 
dienste —  Si  29,  6. 


Zeitechriftenschau. 


383 


Celani,  E.  II  primo  amore  di  Pietro 
Metastasio  —  RMJ  9,  2. 

Chantavoine ,  J.  Die  Operette  >Don 
Sanche*.  Ein  verloren  geglaubtes  Werk 
Franz  Liszt's.  (Text  von  Theaulon  und 
de  Ranee,  aufgefiihrt  Paris,  Academie 
17.  Okt.  1825)  —  Mk  3,  16. 

Beethoven,  d'apres  sa  correspondance. 

R.  de  Paris  1/1. 

Chilesotti,  0.  De  l'origine  des  modes 
majeur  et  mineur  —  RMJ  9,  2. 

Conrat,  H.  Tanz  nnd  Tanzmusik  in  Eng- 
land im  Zeitalter  der  Konigin  Elisabeth 

—  AMZ  31,  Iff. 

Cornu,  P.  Les  syndicats  de  la  scene  et  de 
l'orchestre.     R.  de  l'Art  pour  Tous.  2. 

Crotsched,  D.  Lincoln  Cathedral  —  MT 
45,  735. 

D.,  A.    Klaviere  und  Fliigel  in  Agypten. 

—  Zf  J  24,  23. 

Dannreuther,  E.     Wagnerian   music   in 

England  (Brief  des  D.  an  W.)   —  MT 

45,  735. 
Debay,  V.     Le  Jongleur  de  Notre-Dame 

von  Massenet  —  CMu  7,  10. 
Dubitsky,  F.     Eine  vergessene  Kunstgat- 

tung  —  NZfM  71,  20  ff. 
Dubois,  E.    The  Opera  at  Paris.   Cassells 

Magazine  3. 
Dupoux.     Les  chants  de  la  messe  —  TSG 

10,  3  ff. 
Engelfred,  A.   >L'arte  musicale  in  Italia* 

di  Luigi  Torchi.    (Bespr.)  —  RMJ  9,  2. 
Ertel,  P.   Zur  Auffiihrungssteuer.    Schutz- 

verband  fur  musikalische  Auffiihrungen. 

—  DMZ  35,  20. 

Faguet,  E.     Quelle  est  Tinfluence  morale 

du  critique.    R.  Mondiale  6/2. 
Fondi,  E.    Arte  ed  Artisti   (Hector  Ber- 
lioz).    Pensiero  25/1. 
Portia,  H.  Musiques  de  Russie  et  musiques 

de  France.    Artistique  R.  10/3. 
Piiedenthal,   A.      Erinnerungen    an    ein 

Wunderkind(Dengremont)  — AMZ31,19. 
Gastoue,  A.     La  musique  a  Avignon  et 

dans   le   Comtat  du  ^JY*   au    XVIIIe 

siecle  (avec  transcriptions  de  pieces  an- 

ciennes)  —  RMJ  9,  2. 
Saint  Gregoire  le  Grand  fut-il  musi- 

cien?  —  TSG  10,  3  ff. 
Gauthier-Villar8.    Musique  d'eglise.    R. 

Universale  1/2. 
Qibert  y  8erra,  M*  de.    Extracte  del  Di- 

ari  de  J.  S.  B[ach].  Revista  m.  catalana 

1,5. 
Gietmann,  G.     Papst  Pius  X.   und   der 

Allgemeine  C'acilienverein  —  CO  39,  3/4. 
Glickn,    R.      Zur    Kirch enmusikreform. 

Osterr.  Volkszeitung  60,  123. 
Golther,    W.     Briefe   Richard    Wagner's 

zum  Pariser  >Tannh'auserc  —  Mk  3,  16. 


Grand-Carteret,  T.     Les  titres  illustres 

et  Tim  age  au  service  de  la  musique  — 

RMJ  9,  2. 
Guerrini,  P.     La  festa  dell'    ascensione 

del  Signore  —  SC  5,  11. 
Hadden,  C.   Rossini  as  Humorist.  Gentle- 
man's Mag.  3. 
Hansen,  A.     Dit  voeringen  van  gewijde 

musiek   te   Antwerpen.     St.  Gregorius- 

blad  29,  5. 
Hasselt,  Ch.  v.    Les  anciens  vaudevillistes. 

Du  Mersan.    R.  d'Art  dramatique  15,  3. 
Hepworth,  W.     Ein  zuverlassig  genauer 

Saitenmesser  —  Zf  J  24,  23. 
Herold,  M.  D.  M.  Luther's  deutsche  Messe 

musikalisch  erl'autert  durch  Justus  Wilh. 

Lyra.   (+)    (Bespr.)  -  Si  29,  5. 
Heuas,  A.    Anton  Dvorak  —  MWB  35, 

20-22. 
Hildebrand,  0.    Transportable   Kirchen- 

resp.  Konzertorgeln  —  Zf  J  24,  22. 
Hure,  J.     Le  Jongleur  de  Notre-Dame 

(Massenet)  —  MM  15,  9. 
J.,  L.,  How  they  teach  acting  at  the  Paris 

Conservatoire.    Fortnightly  R.  3. 
Jaffrenon.    Kan  bale  fud  Breiz  etc.  (chant 

de   marche   des   hommes   de  Bretagne). 

R.  de  Bretagne  1. 
Jeanroy,  A.  et  P.  Aubry.    Quatre  poesies 

de  Marcabru,  troubadour  gascon  du  XIIe 

siecle.    Texte,  musique  et  traduction  — 

TSG  10,  4. 
Imbert,   H.     Anton  Dvorak  —   GM  50, 

19/20. 
Istel,  E.    Pfitzneriana  —  NZfM  71,  19. 

Der  Pfeifertag  v.  M.  Schillings.    Miin- 

chen  27.  Apr.  1904  —  NZfM  71,  21. 

K.,  O.,   Die  Traumtanzerin  Madeleine  — 

NMZ  25,  15. 
Keeton,  E.  Mendelssohn  —  MMR  34, 401. 
Kleczynski,  J.     De   l'interpretation   des 

ceuvres  de  Chopin.     La  m.  en  Suisse  3, 

53/54. 
Kloss,  E.    >Da8  Leben  Richard  Wagner's* 

von  Karl  Fr.  Glasenapp  —  BB  27,  4/6. 
Komorzynsky ,    E.    von.     Josef  Reiter's 

Requiem  —  BfHK  8,  8. 

Zur  Ausgestaltung  des  Wagner-Mu- 
seums —  MWB  35,  21/22. 

Das  Wagnermuseum  in  Eisenach  — 

SH  44,  21/22. 

Krause,  E.  Muguette.  Oper  von  Carr6- 
Hartmann  und  Edmond  Missa.  Ham- 
burg 28.  April  1904  —  S  62,  32. 

F.  A.  Gevaert  —  SH  44,  21/22. 

Kromayer,    F.      Der    Mechanismus    des 

musikalischen  Ausdrucks.  (Aus  M.  Jaell's 
•Lamusique  et  la  psycho-physiologie«.)  H 
—  KL  26,  10. 
Laloy,  L.    Comment  on  entend  sa  propre 


voix.    Nature  18/3. 


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384 


ZeitschrifteDBchau. 


Laurencie,  L.  de  la.  L'origine  de  Jean- 
Marie  Leclair  1'aine  (demnacb  geboren 
10.  Mai  1697  in  Lyon)  —  CMu  7,  10. 

Lederer,  V.  Eine  Carissimi-Auffuhrung 
S  62  34. 

Anton  Dvorak  —  S  62,  33. 

Erstes  tschechisches  Musikfest  in  Prag 

(3.-5.  April  1904:  —  S  62,  32. 
Lessmann,  Otto.    Das  Musikfest  in  Mainz 

—  AMZ  31,  19. 

Antonin*  Dvorak  —  ibid. 

Mangeot,   A.      Le   Cor   Fleuri    (Fernand 

Halpher)   10.  Mai  1904   ope>a-  comique, 

Pans  —  MM  15,  9. 

Pour  la  melodie  franchise  —  ibid. 

»Le  Fils   de    l'Etoilec    von    Mendes 

und  Erlanger.     Paris  18.  April  1904  — 
MM  16,  8. 

Mansfeldt,    H.     Sidelights   on   Liszt   — 

MC  25,  16. 
Marcel,   B.     Wagner   en   France.     Nou- 

velle  R.  Intern.  10/11. 
Maveras,   L.     Le    chant   Gregorien.     R. 

IdSaliste  1/3. 
Mauclair,  C.    La  fin  du  wagnerisme.    La 

Revue  16,2. 
La  musique  de  chambre  (in  Feuillets 

d'Album)  —  CMu  7,  10. 
Mauke,  W.    Le  donne  curiose   —    RMJ 

9,2. 
Mey,  K.    Peter  Cornelius  als  Dramatiker 

—  MWB  35,  19/21. 

Milligen,  S.  van.     Beethoveniana  —  Cae 

61,  5. 
Moreau,   Ph.     Etude   sur    les   musiciens 

conteraporains :   Massenet  —  MM  15,  9. 
Muhlenbein,  J.     Der  gregorianische  Ge- 

sang.   Eine  Studie  fiber  die  Echtheit  etc. 

von  P.  Colestin  Vivell.  (Bespr.)  —  GR 

3,  5. 
Miihlfeldt,  C.   Uber  die  Fermaten-Behand- 

lung  im  Choral  —  CEK  18,  6. 
Niemann,  W.    Der  Leipziger  Riedelverein 

(1854-1904)  -  S  62,  33. 
Notator.    Questions  pratiques :  Faux-bour- 

dons  et  versets   polyphoniques  —  TSG 

10,  4. 
P.,  A.    La   danseuse  Isadora  Duncan    au 

Trocadero  —  MM  15,  8. 
Pougin,  A.     Un  Chanteur  de   l'Opera  au 

XVID> siecle:  Pierre Jelyotte—M 70, 18ff. 
Kritiken   liber   Cor    fleuri    fHalphen) 

und  Jongleur  de  Notre-Dame  (Massenet) 

—  M  70,  20. 

Prochaaka,  R.    Anton  Dvorak.   —  NMZ 

25,  16. 
Prout,  E.  Some  forgotten  operas :  I.  Boiel- 

dieu's  »Jean  de  Paris*  —  MMR  34,  401. 
Rabich,  Handel's  Messias  in   neuer  Aus- 

gabe  —  BfHK  8,  8. 
Richards.    Three  famous  singers:   Jenny 

Lind  at  30.  Catherine  Hayes  at  26.  Ade- 

lina  Patti  at  14.  —  Century  Mag.  3. 


Riemann,  H.  Wer  kennt  den  Kompo- 
nistenV  >Wie  unsere  GroBeltern  tanzten< 
(Eine  Anfrage)  —  BfHK  8,  8. 

Ein  Kapitel  vom  Rhythmus  —  Mk 

3,  15. 

Riemann,  L.   Uber  Tonskalen  altdeutscher 

Musikinstrumente  mit  messbaren  Griffen. 

'Mit  einer  Notenbeilage)  —  MfM  36,  5. 
Rikoff,  M.     Neue  italienische   Opern  — 

NZfM  71,  18. 
Ritter,  H.    Ein  bisher  unbekannter  Brief 

Haydn's  —  AMZ  31,  21. 
Rolland,  R.    Berlioz.  —  R.  de  Paris  1/3. 
Rottgers,  B.    Der  Entwicklungsgang  von 

Johannes  Brahms.    (Nach    der    neuesten 

Darstellung  seines  Lebens)  —  NMZ  25, 15. 
Rust,  S.    Zur  musikalischen  Erziehung  — 

SMZ  44,  17. 
S.  R.    Une  enquete  internationale  sur  les 

subventions    accordees    aux    entreprises 

d'art  musical  —  GM  7/2. 
Samazeuilh,  G.     Le   fils  de  TEtoile  von 

C.  Erlanger  (Paris,  Grand  Opera  20.  April 

1904)  —  S  62,  33. 
Scherber,  F.     Anton    Dvorak    —    NMP 

13,  10. 
Schering,  A.     Italienische  Musikliteratur 

—  NZfM  71,  18. 

Schlegel  A.    Vereinskonzertprogramme  — 

SH  44,  18. 
Schmidkunz,  H.    Hauptfragen  der  Musik- 

padagogik.    H  —  BfHK  8,  8. 
Senne,  C.  de.     La  musique  et  le  theatre 

aux  salons  du  Grand-Palais  —  M  70.  20. 
Seiffert,  E.  Zum  Aufsatz  »EineErfindung« 

in  Nr.  7;8  —  MP  13,  9. 
Sibmacher-Zijnen.  Goethe's  Erlkonig  en 

Beethoven  —  Cae  61,  5. 

Mozart's  Groote  Mis  in  C-moll  —  ibid. 

Smith,  P.    Les  artistes  —  La  m.  en  Suisse 

3,  64. 
Smollan,  A.    Ein  deutscher  >Barbiervon 

Bagdad*  aus  dem  Jahre  1780  —  NZfM 

71,  19. 
Soleniere,  E.  de.    M.  Camille  Erlanger  — 

MM  15,  8. 
Somborn,  C.  Vertraulicher  Brief  an  Herro 

Max  Hasse  (betreffend  Corneliu8,  Barbier 

—  MWB  35,  21. 

Sorel,  A.  L'Epopee  Napoleonienne :  Poe- 
tes  et  musiciens  —  RBleue  6  2. 

Sourian,  P.  L1  expression  objective  de  la 
musique  —  RBleue  12  3. 

Spanuth,  A.  New-Yorker  Konzerte  — 
S  62,  30  31. 

Spiro,  F.    Musik  in  Rom  —  NZfM  71?  18. 

Ein  Ereignis  in  Rom.  [ Auffiihrung  vob 

Bach's  Passacaglia  durch  die  Banda  com- 
munale)  —  S  62,  31/32. 

Starke,  R.  Kantoren  und  Organisten  der 
Kirche  zu  St.  Maria  Magdalena  zu  Bres- 
lau  —  MfM  36,d§vC 


Mitteilungen  der  > Internationa] en  MusikgesellschafU 


385 


Steiner,  J.  Gebrauchsanleitung  fur  neue 
Orgelwerke  —  Zf  J  24,  23. 

Sternfeld,  R.  Noch  einmal :  Richard  Wag- 
ner's Mutter  —  MWB  36,  21  22. 

Steuer,  M.  Die  Erstauffuhrunff  von  Him- 
mel's  >Fanchon«.  Ein  Gedenkblatt  zum 
16.  Mai  —  S.  62,  34. 

Stoecklin,  P.  de.  Max  Schillings  —  La 
m.  en  Suisse  3,  55. 

T.    Anton  Dvorak  —  CMu  7,  10. 
Tebaldini,  G.    Cronaca  Romana  (Le  feste 

Gregoriane)  —  RMJ  9,  2. 
Udine,  J.  d\      Le    retour   a  Mozart  — 

Art  et  la  Vie  1. 

Isadora  Duncan  —  CMu  7,  10. 

L'art  c'est  de  la  vie  —  MM  15,  8. 

Valetta,  J.    I  musicisti  compositori  fran- 

cesi  all1  Academia  di  Francia  a  Roma  — 
RMJ  9,  2. 
Van  sea,  M.    Jugendwerke  Hugo  Wolfs  — 
NMP  13,  9. 


Verdi's  Falstaff.  Erste  Auff.  in  Wien 

3.  Mai  1904  —  NMP  13,  9. 
Vianna  da  Motta,  J.  Konzertprogramme 

—  KW  17,  15. 
Victori,  J.     Die  Centenarfeier  zu  Ehren 

Gregor's  des  GroCen  in  Rom  (Bericht  iiber 

den  KongreG   vom  6.— 14.  April  1904). 

(Scharfe  Kritik)  —  Cc  21,  4. 
Vezes,  M.  Revue  des  progres  realises  dans 

T6tude  chimique  de  la  colophane  —  J.  de 

la  Parfumerie  15/3. 
Wibl,  J.    Das  Motu  proprio  Pius1  X.  und 

seine  Durchfuhrung  —  GR  3,  5. 
Wittwer,  Chr.  u.  Beutter,  A.    Nochmals 

die  Organola  —  MSf  G  9,  5. 
Weiss,  M.    Was  ist  wichtiger?   (Kirchen- 

musikreform  betreffend)    -  MS  37,  5/6. 
Wirth,  M.  Die  Graber  Johanna  u.  Rosalie 

Wagner's  —  MWB  35,  21/22. 
Zakone,  C.    Le  chant  dans  les  eglises  de 

Paris  —  RM  4,  9. 
Zweifel  -  Weber.       Das      eidgenossische 

S'angerfest  —    Schweizer.  Z.  f.  Gesang  u. 

Musik  11,  10. 


Mitteilongen  der  „Internationalen  MusikgeseUsohaft". 

Ortegruppen. 

's-Gravenhage. 

Unter  dem  Vorsitz  und  in  den  schonen  neuen  Museumsraumen  des  Herrn  D.  F. 
Scheurleer  fand  am  10.  Mai  die  statutenmaCige  Generalversammlung  der  Vereeniging 
roor  Noord-Nederlands  Muxiekgeschiedenis  statt. 

Der  Sekret'ar,  Herr  Prof.  Dr.  H.  C.  Rogge,  erstattetc  zun'achst  den  Bericht  iiber 
die  Tatigkeit  des  Vereins  im  Jahre  1903.  Es  wurde  publiziert:  1.  Een  duyisch  Musyck 
Boeeky  nach  der  Ausgabe  von  1572  in  Partitur  gebracht  von  F.  van  Duyse;  fort- 
gesetzt  sodann  2.  die  Tijdschrift  mit  Beitragen  von  Ensched^  undMunnich;  3.  die 
Beitrage  zum  Repertorium  der  Niederlandichcn  MusiklUeratar  von  Scheurleer.  Unter 
den  Ankaufen  fur  die  Bibliothek  durften  besonders  einige  Briefe  von  Hollandern 
wegen  der  darin  enthaltenen  Schilderung  der  musikalischen  Zustande  zu  Anfang  des 
19.  Jahrhunderts  interessieren. 

Nach  erfolgtem  Kassenbericht  seitens  des  Schatzmeisters  Herrn  E.  van  Hall 
wandte  sich  die  Besprechung  den  laufenden  und  spater  geplanten  Arbeiten  zu.  U.  a. 
wurde  beschlossen,  demnachst  die  Subskription  auf  die  neue  Gesamtausgabe  der  Werke 
Jac.  Obrecht's  zu  eroffnen  und  im  folgenden  Jahre  den  ersten  Band  erscheinen  zu 
laasen. 

Fernerhin  hatte  die  Versammlung  zu  der  Neuordnung  der  I.  M.  G.  Stellung 
zu  nehmen.  Es  wurde  einstimmig  der  BeschluB  gefaBt,  die  Legalit'at  der  Leipziger 
Beschlusse  vom  6.  Dezember  1903  und  die  daraus  resultierende  Neuordnung  der  I.  M.  G. 
anzuerkennen. 

Schlieftlich  wurden  einige  Neuwahlen  vollzogen:  vom  Vorstand  kooptiert  wurden 
die  Herren  F.  van  Duyse  (Gent)  und  J.  Rontgen  (Amsterdam),  als  Mitglieder  erwahlt 
die  Herren  J.  Kessels  (Tilburg),  J.  Godefroy  (Steenwijk],  J.  Schoonderbeek  (Naarden), 
J.  vanRossem  (Utrecht;,  M.  Maarschalkerweerd  ^Utrecht;,  Professor  Dr.  H.  Kretzschmar 
Berlin),  H.  van  Eyken  (Berlin),  Dr.  F.  L.  Limbert  (Kesselstadt),  Kapellmeister  F.  Rung 
(Kopenhagen),  Dr.  C.  Navratil  ^Prag).  Max  SeiflferL^T 

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386  Mitteilungen  der  >  International  en  MusikgesellschafU. 

Leipzig. 

Am  24.  April  sprach  Prof.  Dr.  A.  B art h- Leipzig  liber  die  Bildung  der 
menschlichen  Stimme  und  ihres  Klanges  beim  Singen  nnd  Sprechen 
vom  physikaliBch-physiologischen  Standpunkte  betrachtet.  Hedner 
fiihrte  folgendes  aus:  Die  Fahigkeit  zur  Stimmbildung  ist  zwar  angeboren,  aber  die 
Stimme  entwickelt  sich  erst  auf  dem  Wege  durch  das  Ohr.  Ohne  Gehor  keine  Sprache, 
kein  Ton,  kein  Gesang.  Wer  nicht  schon  von  Jugend  an  den  richtigen  Klang  der 
Stimme  gefunden,  oder  seine  Stimmbildung  vernachlassigt  hat,  kann  ihn  in  spaterem 
Alter  lernen,  und  zwar  zun'achst  durch  die  Bildung  des  Gehors.  Zu  empfehlen  ist  ein 
Lehrer,  der  selbst  im  richtigen  Klang  sprechen  und  singen  und  den  Scbuler  damit  zur 
Nachahmung  veranlassen  kann,  der  womoglich  auch  die  verschiedenen  unerwunschten 
Tone  zum  Abschrecken  hervorzubringen  vermag.  Ein  guter  Sanger  oder  Redner  soil 
uberhaupt  seiner  Stimme  ganz  verschiedene  Klangfarbe  geben  konnen,  um  damit 
eventuell  verschiedene  Effekte  zu  erreichen.  Welchen  Klang  er  fiir  den  edlen  halt, 
ist  seinem  asthetischen  Empfinden  iiberlassen.  Sehr  viel  zur  Bildung  des  richtigen 
Stimmklangs  tragt  die  Bekanntschaft  mit  der  physiologischen  Einstellung  des  Stimm- 
apparats  bei.  Die  Korperteile,  von  denen  die  Bildung  der  Stimme  und  ihr  Klang  ab- 
h'angt,  lassen  sich  in  zwei  Gruppen  teilen :  die  eine  ist  bei  jedem  einzelnen  Individuum 
konstant,  vor  allem  durch  den  Willen  nicht  zu  beeinflussen,  die  andre  dagegen  vom 
Willen  abhangig  und  wird  gebildet  durch  das  sog.  Ansatzrohr:  Rachen  —  Mund  — 
Nase.  Durch  Verengerung,  vollstandigen  AbschluC  oder  Erweiterung  einzelner  dieser 
Teile  werden  die  verschiedenen  Klangarten  der  Stimme  bedingt:  kehliger,  gaumiger. 
kloBiger,  nasaler,  anasaler,  heller,  gedeckter  und  normal  voller  abgerundeter  Ton  mit 
ausgeglichener  Bachen-,  Mund-,  Nasenresonanz.  Gerade  die  letztere  Einstellung  ist 
diejenige,  wo  am  wenigsten  fiir  das  Singen  uberfliissige  Muskelgruppen  angespannt 
werden.  Die  Vokale  bilden  Resonanzerscheinungen  ausschlieClich  der  Mundhohle.  — 
Physikalische  und  physiologische  Vorfuhrungen  erl'auterten  die  einzelnen  Punkte  des 
anziehenden  Vortrags,  der  demn'achst  im  Druck  erscheinen  wird. 

Vorher  gedachte  Herr  Prof.  Dr.  Prufer  des  aus  Leipzig  und  damit  aus  der 
hiesigen  Ortsgruppe  scheidenden  Prof.  Dr.  Hermann  Kretzschmar  und  seiner  segens- 
reichen,  von  Leipzig  nie  genug  gewiirdigten  Tatigkeit  als  Dirigent,  Dozent,  Schrift- 
steller  und  Gelehrter.  Moge  ihm,  dem  allseitig  Gesch'atzten  und  Verehrten  —  so 
schloB  der  Vortragende  —  auch  im  neuen  Wirkungskreise  als  ordentlicher  Professor 
an  der  Universitat  Berlin  ein  nachhaltiges  Schaffen  zum  Heile  der  deutschen  Musik- 
wissenschaft  beschieden  sein!  Arnold  Schering. 


Neue  Mitglieder. 


Dorr,  W.,  Professor  am  Konservatorium, 

Wien  I,  Annagasse  18. 
Hirsch,  Paul,  Frankfurt  a.  M.,   Westend- 

straCe  52. 
Knapp,  Eugen,  stud.  phil.  et  mus.,  Char- 

lottenburg,  HerdastraCe  1. 


Stein,  Richard  Heinrich,  Komponist  und 
Musikschriftsteller,  CharlottenbuTg,  Obi- 
mer-StraCe  16  II. 

Thalberg,  Dr.  Oskar,  Wien  IX,  Porzellan- 
gasse  60. 

Kgl.  Universitats-Bibliothek  Halle  t/S. 


Anderongen  der  Mitglieder-Liste. 


Hartog,  Professor  Jacques,  Amsterdam, 
jetzt  Weesperzijde  9. 

Kretaschmar,  Dr.  Hermann,  Ordentl.  Pro- 
fessor an  der  Universitat  zu  Berlin,  f ruber 


OetzBch  b/Leipzig,  jetzt  Schlachtensee  bei 
Berlin,  DianastraBe  Villa  Clara. 
Sohiedermair.  Dr.  Ludwig,  friiher  Leipag. 
jetzt  Berlin  NW.,  AlbrechtstraBe  23  L 


Ausgegeben  Ende  Mai  1904* 

Fiir  die  Redaktlon  verantwortlich :   Dr.  Alfred  Heufl,  Leipzig,  Salomonstr&fie  11. 
Druck  und  Verlag  vonBreitkopf&Hartelin  Leipzig,  Niirnberger  Strafie  36. 


ZEITSCHRIFT 


DER 


INTERNATIONALEN  MUSIKGESELLSCHAFT. 


Heft  10.  FQnfter  Jahrgang.  1904. 


Erscheint  monatlich.    Fiir  Mitglieder  der  Internationalen  Musikgesellschaft  kostenfrei, 
fur  Nichtmitglieder  10  M.  Anzeigen  26  djf  fur  die  2  gespaltene  Petitzeile.  Beilagen  15  M. 


Das  Musikleben  Amsterdams  im  17.  Jahrhundert. 


Vor  etlichen  Jahren  verbanden  sich  in  Holland  eine  Anzahl  Historiker, 
um  in  einer  Reihe  schon  ausgestatteter  Monographieen  das  Amsterdam  des 
17.  Jahrhunderts  nach  den  verschiedenen  Seiten  des  sozialen  und  kiinstle- 
rischen  Lebens  darzustellen.  Eine  groBe  Reihe  von  Reproduktionen  nieder- 
landischer  Gemalde,  Holzschnitte,  Titelblatter  und  Druckproben  des  17.  Jahr- 
hunderts wurde  benutzt,  um  das  Dargestellte  zu  veranschaulichen.  In  diesem 
Rahmen  hat  uns  nun  D.  F.  Scheurleer,  der  Vorsitzende  der  Veremiging 
war  Noordr-Nederlcmds  Muziekgeschiedenis  ein  Bild  des  Amsterdaraer  Musik- 
Jebens  jener  Zeit  gegeben1). 

Losgelost  von  der  Person engeschichte,  doch  ohne  sie  angstlich  zu  meiden, 
zeigt  uns  die  Darstellung  die  Gestalten  und  Wandlungen  der  offentlichen 
und  hauslichen  Musikpflege.  Notendruck  und  Instrumentenbau  sind  Gegen- 
stand  besonderer  Kapitel.  Eine  einleitende  Ubersicht  nimmt  ihren,  Ausgang 
von  den  gewaltigen  TTmwalzungen,  die  auf  musikalischem  Gebiete  die  Wende 
des  16.  zum  17.  Jahrhundert  begleitet  haben,  und  knupft  daran  die  ge- 
schichtlichen  Voraussetzungen  fur  das  Auftreten  Sweeli nek's,  dessen  Wirkung 
auf  die  folgenden  Generationen  nach  Umfang  und  Grenzen  gekennzeichnet  wird. 
Mit  Recht  ist  in  in  dieser  Weise  Sweelinck  an  die  Spitze  des  "Werkes 
gestellt.  Die  Entwicklung  seiner  ktinstlerischen  Personlichkeit,  in  der  Altes 
and  Neues,  Einheimisches  und  Fremdes  sich  mannigfaltig  und  fruchtbar 
iurchdringen,  beruht  auf  einer  Zusammenfassung  aller  der  tonkunstlerischen 
El  entente,  die  flir  das  beginnende  17.  Jahrhundert  in  den  Niederlanden 
jharakteristisch  sind.  In  ihm  lebt  noch  die  Tradition  der  mit  Lassus  ab- 
reschlossenen  Epoche;  aber  zugleich  gewinnen  durch  ihn  die  Kunstmittel  der 
leuen  -Zeit,  die  chromatische  Durchsetzung  des  Tonsystems,  die  junge  Orgel- 
;unst  Merulo's,  die  Klaviertechnik  und  die  Freistimmigkeit  der  englischen 
^irginalisten,  Heimatrecht  auf  niederlandischem  Boden.  Und  Amsterdam  hat 
rirklichen  Anteil  an  der  Grofle  dieses  Mannes:  hier  ist  seine  Heimat,  hier 
mpfangt  er  die  Mittel  zum  Studium  in  Venedig,  hier  wird  der  Achtzehn- 
ihrige  als  Nachfolger  seines  Vaters  Organist  der  Alten  Kirche,  hier  wirkt 
r  41  «Tahre,  bis  ihm  bei  seinem  Tode  sein  hochbegabter  Sohn  Dirk  im  Amte 
►lgt.       jVIerkwtirdig  ist  nur,  daB  es  ihm  offenbar  nicht  gelang,  fur  sein  eige- 

1     Amsterdam  in  de  17 de  eeuw.    llet  muxicklevcn.  Door  D.  F.  Scheurleer.  's  Graven- 
ige  (W.  P.  van  Stockum  db  xoon). 

Z'    a-  X-M'    V*  Di|Sed  by  G00gk 


388        Richard  Munnich,  Das  Musikleben  Amsterdam*  im  17.  Jahrhundert. 

nes  Vaterland  in  der  Weise  Traditionen  zu  begriinden,  wie  er  es  fur  Deutsch- 
land  tat.  Scheidt,  Scheidemann  und  den  anderen  norddeutschen  Organisten 
lassen  sich  Ebenbiirtige  in  den  Niederlanden  nicht  zur  Seite  stellen ;  Noordt's 
Tabulaturbuch,  ohne  Zweifel  ein  wertvolles  Zeugnis  seiner  heimischen  Nach- 
wirkung,  ist  anscheinend  doch  nur  ein  letzter  Auslaufer  der  dortigen  Schule. 
»Die  deutsche  ging  kraftvoll  ihren  Weg  bergauf,  der  der  hollandischen  be- 
ginnt  sich  im  Sande  zu  verlieren*  (Seiffert).  Fremde  Elemente  gewannen 
tJberhand,  welsche  Weisen  drangen  ein,  die  moderne  Tonalitat  begann  die 
alten  Lieder  zu  korrumpieren.  Das  Jahrhundert,  das  mit  Sweelinck's  Glanz 
so  grofi  begonnen  hatte,  sah  bei  seinem  Ausgange  die  niederlandische  Ton- 
kunst  in  Yerfall. 

Ein  Werk,  das  das  Amsterdamer  Musikleben  im  17.  Jahrhundert  be- 
schreibt,  kann  den  Ahnherrn  der  norddeutschen  Orgelkunst  naturgemaB  nur 
streifen.  Trotzdem  erhalten  wir  Einblicke  in  seine  Tatigkeit  an  der  Alten 
Kirche.  Vor  allem  ist  eins  zu  bemerken:  das,  was  wir  heute  als  selbstver- 
standliche  Hauptfunktion  des  Organisten  betrachten,  die  Begleitung  des 
Gemeindegesanges,  hat  Sweelinck  niemals  ausgeubt.  Der  Geist 
der  reformierten  Kirche  empfand  auch  die  suggestive  Gewalt  des  Orgelklanges 
als  ein  auBerliches  Mittel,  von  der  katholischen  Klirche  bestimmt,  urn  die 
Massen  zu  blenden.  In  den  achtziger  Jahren  des  16.  Jahrhunderts  schurte 
die  Geistlichkeit  auf  ihren  Synoden  eine  heftige  Bewegung,  die  in  letzter 
Instanz  auf  nichts  geringeres  ausging  als  Entfernung  der  Orgeln  aus  der 
Kirche1).  Aber  dahin  kam  es  denn  doch  nicht.  Ein  solcher  Schritt  hatte 
in  die  Kompetenzsph'are  der  stadtischen  Regierungen  gehort,  und  diese  wider- 
setzten  sich  energisch  dem  puritanischen  Begehren;  schwieg  die  Orgel  auch 
wahrend  des  Gottesdienstes,  so  durfte  sie  doch  vorher  und  nachher  ertonen. 
Allmahlich,  im  Laufe  der  Jahrzehnte,  beruhigten  sich  auch  die  Geister:  gegen 
Mitte  des  17.  Jahrhunderts  fuhrte  man  hier  und  dort  sogar  die  verponte 
Orgelbegleitung  ein,  und  die  Delfter  Synode  von  1638  erklarte  das  geradezu 
fur  eine  gleichgiiltige  Sache.     Amsterdam  folgte  erst  1680  nach. 

Uber  das  Spiel  vor  und  nach  dem  Gottesdienst  weiB  man  nur  wenig. 
Jedenfalls  pflegte  der  Organist  nach  der  Predigt  iiber  die  gesungenen  Psal- 
men  zu  improvisieren.  Der  Verfasser  weist  darauf  hin,  welche  schone  Ge- 
legenheit  sich  hier  Sweelinck  bot,  seine  eminente,  an  den  Englandern  ge- 
schulte  Yariationstechnik  zur  Geltung  zu  bringen.  Aber  damit  nicht  genog. 
Amsterdam  besaB,  wie  zahlreiche  niederlandische  Stadte,  richtige  KircheD- 
konzerte.  Die  Nachrichten  dariiber  gehoren  allerdings,  gerade  soweit  sie 
Amsterdam  angehen,  iiberwiegend  der  zweiten  Hal  ft  e  des  17.  Jahrhunderts, 
also  der  Zeit  nach  Sweelinck's  Tode  an;  aber  fur  Dirk  Sweelinck's  Zeit,  der 
bis  1552  den  Posten  seines  Vaters  inne  hatte,  sind  die  Kirchenkonzerte  nach- 
weisbar,  und  in  Leiden  wurden  sie  bereits  1593  vom  Magistrat  eingefuhrt. 
Man  darf  getrost  mit  Scheurleer  vermuten,  daB  Amsterdam,  im  Besitze  eincs 
Organisten  vom  Range  des  groBen  Jan  Pieterszn,  noch  wahrend  dessen 
Amtszeit  dem  Beispiele  Leidens  folgte  —  vorausgesetzt,  daB  es  nicht  schon 

1)  Granz  ahnlich  waren  im  16.  Jahrhundert  die  Verhaltnisse  in  der  deutschen  re- 
formierten Schweiz,  wo  man  soweit  gegangen  war,  Gesang  und  Orgel  vom  Ctottesdienst 
auszuschlieGen.  Gegen  Ende  des  Jahrhunderts,  also  gerade,  als  in  Holland  diese  Be- 
wegung einsetzte,  war  in  der  Schweiz  diese  antimusikalische  Stromung  wieder  nr 
Ruhe  gekommen.  Vgl.  Karl  Nef,  Die  collegia  musica  in  der  deutschen  reformiertei 
Schweiz. 


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Richard  Miinnich.  Das  Musikleben  Amsterdams  im  17.  Jahrhundert.         389 

vorangegangen  war.  Entstanden  sind  diese  Konzerte  auf  merkwiirdige  "Weise. 
Die  Kirche,  die  auBerhalb  des  Gottesdienstes  durchaus  nicht  als  gewcihte 
Statte  gait,  wurde  gern  von  der  Obrigkeit  fur  profane  Zwecke  und  von  den 
Burgern  als  allabendlicher  Treffpunkt  benutzt,  an  dem  man  in  Gesprachen 
mit  seinesgleichen  Unterhaltung  und  Erholung  nnden  konnte.  Eine  Abbil- 
dung  zeigt  uns  so  die  Neue  Kirche:  Manner  und  Frauen,  Eltern  mit  Kin- 
dern  gehen  umher  oder  bilden  kleine  Gruppen,  einige  sitzen  auf  den  Bank- 
reihen,  andere  bewundern  den  Kirchenschmuck.  AUes  behalt  dabei  vergnugt 
den  Hut  auf  dem  Kopfe,  und  hochst  weltlich  springt  eben  noch  ein  Hund 
zur  Kirche  herein.  Es  lag  nahe,  diese  unterhaltenden  Kirchenpromenaden 
durch  Orgelspiel  noch  unterhaltender  zu  machen.  Zunachst  mogen  wohl- 
habende  Kaufherren  oder  dergleichen  den  Organisten  durch  Geld  und  gute 
Worte  dafur  gewonnen  haben,  wie  es  ja  auch  an  anderen  Orten  geschah. 
In  Liibeck  entstanden  auf  derartige  Weise  die  beriihmten  »Abendmusiken«, 
in  Holland,  als  ihr  dortiges  Seitensttick,  die  Kirchenkonzerte.  Zur  Orgel 
kamen  gelegentlich  auch  andere  Instnimente  und  Gesang.  Sweelinck 
konnte  hier  seiner  Vaterstadt  zeigen,  daB  sie  ihn  nicht  erfolglos  in  die  Fremde 
geschickt  hatte,  und  wir  konnen  uns  vorstellen,  wie  seine  Landsleute  auf- 
horchten,  als  sie  zum  erstenmal  seine  groBe  dorische  Fantasie  mit  der  reichen 
Chromatik  und  dergleichen  von  Gnind  auf  neue  und  grandiose  Musik  horten. 
Der  Ernst  des  Kiinstlers  ging  aber  natiirlich  auch  auf  die  Horer  iiber,  und 
so  wurde  aus  den  promenierenden  Gruppen  eine  andachtig  lauschende  und, 
wie  wenigstens  fur  Dirk  Sweelinck's  Zeit  bezeugt  ist,  dichtgedrangte  Ge- 
meinde.  Virtuosentum  und  verweltlichter  Geschmack  brachten  allerdings  im 
Anfange  des  18.  Jahrhunderts  die  Kirchenkonzerte  in  Verfall. 

.Aber  es  gab  auch  minder  feierliche  Statten,  an  denen  der  Amsterdamer 
Burger,  wenn  er  mochte,  seine  musikalische  Neigung  befriedigen  konnte.  Das 
waren  die  sogenannten  >Musikherbergen«,  —  Wirtshauser,  in  denen  M'ann- 
lein  und  Weiblein  frohlich  bei  "Wein  und  Bier  und  manch  leckerem  Bissen 
den  Spielleuten  zuhoren  konnten,  die  der  Herbergswirt  eigens  zu  diesem 
Zwecke  in  Dienst  hatte.  Hier  erklangen  kraftig  » Viola,  Bafl  und  Geigen«. 
Auch  Blaser  waren  dabei,  und  lustige  Lieder  wurden  gespielt  und  gesungen. 
Die  meisten  dieser  Hauser  standen  in  etwas  ublem  Geruch;  von  einigen  aber 
horen  wir,  daB  sie  sogar  »herrliche  Musik*  boten.  Gaste,  die  sich  auf  ein  Instru- 
ment verstanden,  mischten  sich  bisweilen  unter  die  Spieler  oder  gaben  ein 
Solostuckchen  zum  besten,  und  in  einem  Falle  heiBt  es  sogar,  daB  dies  eine 
feststehende  Gastepflicht  war,  von  der  man  sich  freilich  mit  einer  >Kanne 
Bottel-Bier«  oder  einer  Flasche  "Wein  loskaufen  konnte;  vermutlich  wurde 
das  nicht  einmal  ungern  gesehen.  Eine  Abbildung,  die  Reproduktion  eines 
Stichs  aus  dem  Jahre  1613,  fuhrt  uns  tibrigens  mitten  in  eine  solche  Musik- 
berberge  hinein.  Der  Raum  ist  durch  Kerzen  auf  hohen  Leuchtern  erhellt. 
An  dem  reichgedeckten  Tische  sitzen  einige  zartliche  Parchen ;  eins  hat  sich 
zum  Tanze  erhoben,  zu  dem  Klavier  und  Viola  ertonen.  Auch  diese  Ver- 
binduog  von  Musikherberge  und  Tanzraum  entspricht  den  historischen  Ver- 
baltnissen;  es  scheint  aber,  daB  fur  die  Musik  dabei  haufig  recht  wenig  und 
Pur  die  Moral  nichts  Gutes  herauskam. 

Eine  bessere  Gelegenheit,  Musik  zu  horen,  wenn  auch  nicht  so  intim,  fand 
nan  im  Theater.  Den  englischen  Komodiantentruppen,  die  im  Anfange  des 
Jahrhunderts  auf  dem  Kontinent  erschienen,  war  die  Musik  keine  Neben- 
tache.      Lauten  und  Zithern,  Violen  und  Pfeifeninstrumente  fiihrten   sie   bei 


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390         Richard  Munnich,  Das  Muliklehen  Amsterdams  im  17.  Jahrhundert. 

sich,  und  von  einer  bestimmten  Truppe  horen  wir  sogar,  daB  die  19  Scbau- 
spieler,  die  ihr  angehorten,  von  16  Musikanten  begleitet  waren!  Das  war 
natiirlich  nicht  nur  wegen  der  in  ihren  Stucken  gesungenen  Lieder,  sondern 
urn  eine  stattliche  und  bei  der  Entwicklungsstufe  der  damaligen  englischen 
Tonkunst  gewiB  wirksame  Zwischenaktsmusik  zu  bieten. 

Natiirlich  hatten  aber  auch  die  Niederlander  selbst  Schauspiele  jeder  Gat- 
tung  mit  Musik.  Sie  hatten  sogar  richtige  Liederspiele  mit  einheimischen 
und  gelegentlich  auch  englischen  Weisen.  Es  ist  jedoch  begreiflich,  daB  man 
im  Verlaufe  des  17.  Jahrhunderts  dartiber  hinausstrebte ;  es  stellte  sich  all- 
mahlich  eiu  Verlangen  nach  dem  Besitz  einer  wirklich  dramatischen  Musik 
ein,  dessen  man  sich  natiirlich  nur  durch  die  Schopfung  einer  einhenni- 
schen,  also  niederdeutschen  Oper  versichern  konnte.  Dazu  aber  vermochte 
man  zum  mindesten  nicht  schnell  zu  gelangen.  Jan  Hermanszn  Krul, 
dessen  groBes  Verdienst  die  Begriindung  der  Amsterdamschen  Musykkcmur 
(Mai  1634)  ist,  gehort  mit  seinem  Musylcspel  van  Juliana  en  Claudiaen  noch 
nicht  der  Geschichte  der  wirklichen  Oper  an,  und  wiirde  ihr  auch  dann  nicht 
angehflren,  wenn  uns  die  dazu  gehorige  Musik  erhalten  ware.  Die  neue 
Gattung,  die  kaum  noch  in  ihrem  eigenen  Heimatlande  in  ein  Stadium  der 
Reife  getreten  war,  brauchte  Zeit,  um  sich  auszubreiten,  und  hatte,  als  Xrul 
in  Amsterdam  sein  Haus  weihte,  noch  nicht  einmal  in  Wien  FuB  gefafit. 
Wie  weit  muBte  man  also  noch  entfernt  sein  von  einer  stehenden  nationalen 
Oper!  In  Paris  und  Hamburg  verging  bis  dahin  noch  reichlich  mehr  als 
ein  Menschenalter,  und  es  bedurfte  auch  dann  noch  der  gliicklichsten  Be- 
gabungen  und  energischsten  Krafte. 

Uber  die  Opernbewegung  in  Amsterdam,  ihren  Anfang  und  Ausgang,  uber 
Dichter  und  Musiker  und  den  Streit  der  Meinungen  unterrichtet  Scheurlee*r "s 
Werk  den  Leser  in  eingehender  Weise.  Die  erste  niederlandische  Oper,  die 
er  anfiihrt,  ist  De  triomfeerende  Min  (1678 — 80),  gedichtet  von  Dirk  Buysero, 
komponiert  von  C.  Hacquart.  Das  Werk  war  zur  Feier  des  Friedens  von 
Nymwegen  bestimmt.  Eine  echte  Festoper:  dramatisch  gegenstandslos,  mytho- 
logisch  aufgeputzt,  ein  dankbares  Stuck  fiir  den  Dekorationsmaler,  Maschineii- 
leiter  und  Ballettmeister.  Hacquarts  Musik  ist  in  einer  Art  Klavierauszut; 
uberliefert,  der  die  reinen  Instrumentalstucke  leider  nicht  enthalt.  Franzo- 
sische  und  italienische  Einfliisse  driicken  im  iibrigen  dieser  Musik  den  Stempel 
auf.  Von  einer  Wirkung  auf  das  Publikum  laBt  sich  garnichts  sagen ;  denn 
die  Gegner  der  Operngattung  wuBten  es  durchzusetzen,  daB  sie  uberhaupt 
keine  Auffiihrung  erlangte.  Gleichfalls  eine  in  Dichtung  und  Musik  nieder- 
landische Oper  —  oder  besser  gesagt  ein  Singspiel  —  war  De  Yrijadjc  van 
Chris  en  Roosje.  Als  Textdichter  glaubt  man  mit  Sicherheit  Buysero  an- 
geben  zu  konnen;  die  verloren  gegangene  Musik  ist  von  Servaas  de  Koninsr. 
Einen  Contredatts  und  das  SchluBballett  des  Werkes  teilt  der  Yerfasser  aus 
einer  Tanz-  und  Ariensammlung  des  18.  Jahrhunderts  mit.  Es  sind  keine 
schlechten  Proben;  der  Kontre  klingt  etwas  an  die  diminuierte  Instrumental- 
form  der  Melodie  »Vivat  Bachus*  aus  Mozart's  »Entfuhrung<  an.  Auf- 
geftihrt  wird  Buysero's  Dichtung,  die  1688  erschien,  noch  heute,  aber  mit 
einer  neueren  Musik,  deren  Ursprung  unbekannt  ist.  Noch  andere  Werke 
dieser  Gattung  werden  uns  namhaft  gemacht.  Nur  eins  von  diesen  sei  bier 
erwahnt:  der  Roelant,  ein  »TrauerspieU  von  Thomas  Arendsz  (1686).  Es 
ist  eine  niederlandische  Fmdichtung  des  Quinault'schen  Buches  zu  LuDy  s 
Musik,   eine  Umdichtung  mit  geradezu  naiv  rationalistischer  Tendenz,    in  der 

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Richard  Munnich,  Das  Musikleben  Amsterdams  im  17.  Jahrhundert.         391 

alle  Zauberei  und  Wunderbarlichkeit  durch  sehr  einleuchtende,  aber  auch 
recht  nuchtern  wirkende  Ursachen  ersetzt  wird.  Die  Musik  von  Lully  be- 
hielt  man  bei,  in  den  Arien  wenigstens  (und  doch  wohl  auch  in  den  Choren?), 
die  deshalb  mit  peinlicher  Sorgfalt  den  ursprunglichen  VersmaBen  angepaBt 
wurden.  Die  Rezitative  aber  ersetzte  man  anscheinend  durch  gesprochenen 
Dialog.  Aus  guten  Griinden,  —  denn  dieser  Gesangsstil  war  den  hollandi- 
schen  Sangern  fremd,  und  er  lieB  sich  nicht  einfach  iiber  Nacht  erlernen. 

Arendsz'  Bestreben,  die  Opernkunst  durch  Vorfiihrung  von  Meisterwerken 
der  Nationen,  bei  denen  sie  bereits  bltihte,  auch  in  Holland  beliebt  zu  machen, 
blieb  nicht  ohne  Nachfolge.  Aber  das  Ziel  wurde  nicht  erreicht.  Auch  die 
italienischen  und  franzosischen  Opera  vorstellungen,  mit  denen  es  in  den 
achtziger  Jahren  gastierende  Truppen  versuchten,  fiihrten  zu  nichts  Dauern- 
dem.  Was  war  die  Ursache  ?  SchloB  die  Art  der  musikalischen  Veranlagung 
des  hollandischen  Volkes  vielleicht  die  rechte  Empfanglichkeit  fiir  die  Oper 
aus?  War  man  gar  zu  empfindlich  gegen  gewisse  Schwachen  der  Dichtungen, 
gegen  sittlich  verletzende  Handlungen  und  Ausdrucke  ?  War  der  Mangel  an 
Sangern  schuld?  Oder  war  die  niederdeutsche  Mundart,  wie  manche  meinten, 
nicht  geeignet?  Der  Verfasser  verweist  auf  Hamburg  und  seinen  Ratsherrn 
Gerhard  Schott:  ware  der  rechte  Mann  zur  rechten  Zeit  am  rechten  Platz 
gewesen,  so  waren  die  Opera versuche  in  Amsterdam  nicht  gescheitert! 

Zu  all  diesen  offentlichen  Musikauffuhrungen  in  Kirchen,  Herbergen  und 
Theatern  kam  aber  noch  das  Spiel  der  Stadtmusikanten,  zu  denen,  genau 
genommen,  freilich  auch  die  Organisten  gehorten.  Ihnen  am  nachsten  im 
Range  standen  die  Glockenspieler,  deren  Tatigkeit  auf  eine  musikalisch  kunst- 
reiche  Weise  geschah.  Der  Verfasser  bringt  uns  Zeugnisse  von  Zeitgenossen 
bei.  die  dies  belegen,  und  fast  verzuckte  poetische  Ergiisse  von  namhaften 
Dichtern.  Auf  geringerer  Stufe  standen  die  Stadttrompeter  und  die  andereu 
Spielleute,  die  sich  auch  fiir  private  Festlichkeiten  gegen  Entgelt  zur  Ver- 
fugung  stellten.  Nimmt  man  dies  alles  zusammen,  so  ergibt  sich  ein  Musik- 
reichtum,  der  der  Nachwelt  alien  Respekt  vor  dem  Amsterdam  des  17.  Jahr- 
hunderts  abnotigt! 

Aber  auch  die  Musikpflege  im  Hause  war  so  ausgedehnt,  daB  der  Ver- 
fasser ihr  ein  umfangliches  Kapitel  widmen  kann.  Sie  beruhte  natiirlich  nicht 
nur  auf  der  durchs  ganze  Volk  verbreiteten  Liebe  zur  Tonkunst,  sondern 
auch  auf  aorgfaltiger  musikalischer  Erziehung.  Die  Magistrate  der  stadtischen 
Hepubliken  waren  so  einsichtig,  dafur  Sorge  zu  tragen,  daB  auch  die  Schule 
in  dieser  Hinsicht  ihre  Pflicht  tat,  und  nur  als  ein  Zufall  ist  es  wohl  zu 
betrachten,  daB  uns  gerade  aus  Amsterdam  jede  Nachricht  dariiber  fehlt.  Zur 
Unterstiitzung  der  praktischen  Lehre  gab  es  dort  wie  uberall  eine  Literatur 
von  sehr  verschiedenem  Wert.  Ein  bedeutendes  Buch  muB  David  Mostart's 
*  Kurxe  Unteiweisung*  gewesen  sein,  die  zwar  1598,  also  noch  im  16.  Jahr- 
hundert erschien,  aber  gewiB  wenigstens  im  Anfange  des  siebzehnten  in  Ge- 
brauch  war.  Sie  ist  leider  verschwunden ;  doch  steht  es  fest,  daB  sie  in  so 
manchem  Punkte  ihrer  Zeit  vorauseilte.  Ein  gereimtes  Lehrbuch  existiert 
von  Valcooch,  eine  >Isagoge  Musicae*,  die  die  Hilfsdisziplinen  wie  Tonsystem, 
dotation  u.  dergl.  behandelt,  von  Jacques  Vredeman.  J.  A.  Ban,  der  in 
Haarlem  Priester  war,  gab  Beitrage  zur  Asthetik,  auch  Vorschlage  zu  einer 
iollandischen  Musikterminologie  und  machte  theoretische  und  praktische  Ver- 
suche zur  Frage  der  reinen  Stimmung  des  Klaviers.  Das  Gebiet  der  Musik- 
wrissenschaft,    in   das   er  auf    diese    Weise   hiniibergriff,    blieb    ja   damals 


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392        Richard  Munnich,  Das  Musikleben  Amsterdams  im  17.  Jahrhundert. 

Iiberhaupt  nicht  ungepflegt  in  Holland;  der  Verfasser  erinnert  an  Meibom 
und  den  Philosophen  Descartes.  Den  groBten  Lehrer  der  Musik  besaB 
Amsterdam  natiirlich  in  Jan  Pieterszn  Sweelinck.  Alles  verschwindet  neben 
seiner  einsamen  GroBe.  Ein  Gliick  ist  es,  daB  seine  Kompositionsregeln 
uns  ubermittelt  sind,  die  ihn  als  selbstandigen  Schiller  Zarlino's  zeigen. 
Hatten  wir  auch  noch  sein  Nieuw  Chyterboek,  so  besaBen  wir  von  den  zahl- 
reichen  Anweisungen  fur  Instrumentenspiel,  die  damals  erschienen,  gewiB  eine 
der  bedeutendsten  und  interessantesten. 

Tiber  die  Pflege  der  Musik  im  geschlossenen  Kreise,  im  Familien-  und 
Gesellschaftsleben  einer  Nation  oder  auch  nur  einer  stadtischen  Gemeinde 
Genaues  zu  berichten,  wird  fur  den  Historiker  immer  einige  Schwierigkeiten 
haben.  Die  zuverlassigsten,  namlich  die  archivalischen  Quellen  versagen 
hier,  Tagebiicher  und  Briefe  sind  oft  schwer  zu  erlangen  und  meist  wenig 
ergiebig;  Abbildungen  von  Hauskonzerten  u.  dergl.  geben  nur  ganz  allge- 
meine  Vorstellungen  und  sind  in  der  Kegel  hochstens  fiir  die  Instrunienten- 
kunde  von  Wert.  Um  so  erfreulicher  ist  es,  daB  der  Verfasser  uns  gerade 
iiber  diesen  Punkt  gut  zu  unterrichten  weiB.  Wir  erfahren  vieles  iiber  die 
Personlichkeiten,  die  dem  Muiderhring  angehorten  oder  nahe  standen,  jenem 
vornehmen  literarischen  Kreise  Amsterdams,  der  sich  zum  >Philosophieren? 
Scherzen,  Bankettieren <  um  den  SchloBherrn  von  Muiden,  den  Dichter  Hooft, 
scharte.  Manner  wie  Constantin  Huygens  und  der  gelehrte  Kaspar  Barlaeu» 
gehorten  zu  diesem  Kreis.  Aber  auch  Liebe  und  Verstandnis  fur  Musik 
vereinte  die  Mitglieder.  Sweelinck  war  unter  ihnen ;  auch  der  schon  genannU 
Priester  Ban  stand  ihnen  nahe.  Besonders  unter  den  Frauen  des  Kreises 
scheint  gute  musikalische  Bildung  verbreitet  gewesen  zu  sein;  der  Verfasser 
nennt  uns  die  Namen  vieler,  die  vor  allem  als  Sangerinnen  das  Entzucken 
der  Manner  des  Kreises  erregten  und  manchen  poetischen  Lobspruch  ernteten. 

Natiirlich  hatte  Holland  aber  auch  collegia  musica.  Wir  wissen  ja,  daP 
Jan  Tollius,  der  freilich  ins  16.  Jahrhundert  gehort,  in  einem  solchen  col- 
legium musicum  zu  Amsterdam  seine  Madrigale  auffuhrte.  Man  hat  bekannt- 
lich  vermutet,  daB  wir  in  den  acht  Musenfreunden,  denen  das  zweite  Buch 
von  Sweelinck's  Psalmen  gewidmet  ist,  eine  jungere  Generation  desselben 
Kollegiums  wiederfinden.  Dann  wiirde  sich  ergeben,  daB  auch  schwierige 
mehrstimmige  Musik,  wenigstens  in  den  ersten  Jahrzehnten  des  17.  Jahr- 
hunderts,  von  den  Dilettanten  Amsterdams  noch  geiibt  wurde.  Bald  kam  e* 
freilich  anders :  als  das  Jahrhundert  zu  Ende  ging,  war  die  Pflege  der  a  cappella- 
Musik  so  gut  wie  untergegangen. 

Aber  der  volkstumliche  einstimmige  Gesang  blieb   um   so  mehr   in    Flor. 
Die  Liederbucher,  die  zwischen   1600  und   1700  in  Holland  erschienen,  sind 
schier  zahllos,  und  Amsterdam  hat  betrachtlichen  Anteil  daran.    Die   ihm   am 
unmittelbarsten  angehorenden,  d.  h.  dort  entstandenen  und  vorzugsweise   ge- 
sungenen,  sind  in  einer  Ubersicht,  ftir  die  der  Verfasser  nicht   einmal  Voll- 
zahligkeit  beanspruchen  will,  bereits  lunfzehn.     Dazu  kommen  aber    in  noch 
weit  groBerer  Zahl  allgemein  hollandische,   die  in  Amsterdam  herausgegeben  ! 
wurden.     Ftir  die  Musik  begnugte  man  sich  meist  damit,   auf  bereitB    gang-  ! 
bare  Melodien  zu  verweisen ;  aber  an  Ausnahmen,  wie  sie  der  von  Vredenma  j 
musikalisch  redigierte  Friesche  Lusthof  (1621)   bildet,   fehlte  es  nicht.     Dich- 
terisch  zeigt  sich  schon  frtihe  ein  Eindringen  des  KunstmaBigen,  musikalisch 
ein   ZufluB    von   England.      Als    den    Hohepunkt    des    hollandischen     Liedes 
wahrend  dieses  Jahrhunderts   bezeichnet  Scheurleer  Hooft's   anonym    erschie- 

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Richard  Munnich,  Das  Muaikleben  Amsterdams  im  17.  Jabrhundert.         393 

nene  Emblemata  amatoria.  Friihe  beginnt  der  Verfall:  das  Fremde,  das  Un- 
bedeutende  und  das  Unsittliche  nebmen  iiberhand.  Von  den  alten  Melodien 
bleiben  zwar  viele  noch  im  Umlauf;  aber  sie  biiBen,  wie  der  Verfasser  an 
Beispielen  zeigt,  durcb  Umgestaltung  im  Sinne  der  modernen  Harmonik  und 
Rhythmik  an  IJrsprunglicbkeit,  Frische  und  Kraft  ein.  Aucb  die  Volks- 
tumlichkeit  der  Stiicke  wird  immer  fragwtirdiger:  Airs  aus  franzosischen  Opern 
und  Melodien  mit  Koloraturen  macben  sich  breit.  Aber  massenbaft  bleibt 
die  Zabl  der  Sammlungen  nocb  immer. 

Die  Instrumentalmusik  begann  aucb  in  Holland  wie  z  B.  in  Italien: 
fehlende  Vokalstimmen  wurden  durcb  Instrumente  ersetzt.  Om  te  singen  of  te 
spelen  heiBt  es  dementsprechend  auf  hollandiscben  Titelblattern,  wo  die  ita- 
lienischen  Da  cantare  e  suonare  scbreiben.  Es  ist  selbstverstandlich,  dafl  das 
Jahrbundert,  in  dem  Sweelinck  lebte,  dem  Klavier  ein  grofieres  Ansehen 
zugestand,  und  zumal  in  seiner  Vaterstadt  werden  namentlich  Beine  meister- 
haften  Liedvariationen  gewiC  auch  im  hauslichen  Kreise  nicht  selten  gespielt 
worden  sein.  Da  die  Spuren  seiner  etwaigen  Nachfolger  auf  hollandischem 
Boden  mit  Ausnahme  van  Noordt's  so  gut  wie  ausgeloscht  sind,  muB  es 
doppelt  interessieren,  die  Namen  der  auslandischen  Klaviermeister  zu  erfahren, 
die  man  in  Amsterdam  kannte  und  spielte;  Roger's  Kataloge,  des  Musik- 
druckers  und  Verlegers,  der  Amsterdam  zu  einem  der  Zentren  des  interna- 
tionalen  Musikhandels  machte,  geben  uns  Kunde,  wie  es  gegen  Ende 
des  Jahrhunderts  damit  stand:  von  den  beruhmtesten  Deutschen  waren  Fro- 
berger  und  Kerll,  von  den  Italienern  Pasquini,  von  den  Franzosen  d'Anglebert, 
le  Begue  und  Marcband  in  Holland  beliebt.  Gern  spielte  man  auch  Arran- 
gements, z.  B.  von  Werken  Corellis  und  Bassani's.  Die  Kammermusik 
raumte  aucb  in  Holland,  wie  in  damaliger  Zeit  allerorten,  den  Holzblas- 
bstrumenten,  Oboe  und  Flote,  einen  hoberen  Bang  und  eine  selbstandigere 
Verwendung  ein.  Die  Violinliteratur  entlehnte  man  den  Italienern:  Marini, 
Corelli,  Vivaldi;  fiir  die  Gambe,  die  ein  Lieblingsinstrument  der  Damen 
war,  besaB  Amsterdam  seinen  eigenen  Meister  in  Jobann  Schenk.  Das 
verbreitetste  Instrument  in  den  hoheren  Gesellschaftsschichten  aber  war 
wahrend  des  17.  Jahrhunderts  naturlich  noch  die  Laute.  Anweisungen  in 
Tabulaturbiichern  mit  Kompositionen  und  Arrangements  erschienen  in  Menge, 
so  daB  z.  B.  Nicolas  VaUet  es  fur  notig  befand,  sein  Lautenbuch  (1617) 
mit  einer  Bitte  um  Entschuldigung  einzufuhren.  Gegen  Ende  des  Jahr- 
hunderts aber  ist  das  Schicksal  der  Laute  unwiderruflich  besiegelt:  das 
Klavier  ist  an  seine  Stelle  getreten. 

Wir  sehen:  es  ergeben  sich  hier  dieselben  Verhaltnisse  wie  anderswo. 
Eine  tlbersicht  iiber  das  Instrumentenkapitel  und  den  Abschnitt  vom  Noten- 
druck  in  Scheurleer's  Buch  fuhrt  in  der  Hauptsache  zu  dem  gleichen 
Besultat.  Deutlich  wird  der  Aufschwung,  den  der  hollandische  Musikdruck, 
wenn  auch  langsam,  im  Laufe  der  Zeit  nahm,  nicht  nur  durcb  den  Text, 
sondern  noch  mehr  durch  die  beigegebenen  Druckproben  gekennzeichnet. 
Es  ist  ein  gewaltiger  Fortschritt  von  den  diinnen,  zitternden  Typen  in  Jacob 
Jjbrantsz  Bos'  Psalmenbuch  (1614)  bis  zu  den  kraftiger  Noten  der  schonen 
Musikdrucke  Roger's  (ca.  1700),  iiber  dessen  vielseitige  und  geschickte 
Herausgebertatigkeit  wir  so  manches  horen. 

Auch  die  Konstruktion  der  Musikinstrumente  wird  eingehend  besprochen. 
Der  Verfasser  stiitzt  sich  auf  alte  Exemplare,  authentiscbe  Gemalde  und 
Quellenschriften    wie   Michael  Praetorius'  Organ ographie.     Dann  geht  er  auf 


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394        Richard  Munnich,  Das  Musikleben  Amsterdams  im  17.  Jahrhundert. 

die  Leistungen  Amsterdams  fur  den  Ins  t  rumen  tenbau  ein :  im  Klavierbau 
stand  es  hinter  Antwerpen  zuriick,  wahrend  es  im  Geigenbau  schon  im 
17.  Jahrhundert  die  vornehmste  Stelle  in  Holland  einnahm.  Uber  kunstvolle 
auBere  Ausstattung,  iiber  Kuriosa  des  Klavierbaues  und  dergleichen  erhalten 
wir  n  ah  ere  Auskunft.  Von  der  Guitarre  horen  wir,  daB  sie  ein  machtiger 
Nebenbuhler  der  Laute  und  —  vielleicht  aus  Griinden  der  geringeren  Kostr 
spieligkeit,  —  im  Volke  noch  weiter  verbreitet  war  als  diese.  Auch  uber 
die  Orgeln  der  verschiedenen  Kirchen  wird  uns  berichtet.  Die  groBe  Orgel 
der  Alten  Kirche  hatte  zu  Sweelinck's  Zeit  zwar  noch  nicht  den  spateren 
Umfang,  sicher  aber  ein  vorziigliches  Werk;  denn  ihr  Klang  wird  von 
gleichzeitigen  Dichtern  aufs  hochste  gespriesen.  Ubrigens  wurde  der  AuBen- 
schein  dabei  nicht  vernachliissigt :  Malern  wie  Bronkhorst  fiel  die  Aufgabe 
zu,  die  Fliigel  der  Orgeltiiren  zu  schmiicken.  —  Da  zu  den  eindrucksvollsten 
musikalischen  Instrumenten  im  damaligen  Amsterdam  auch  das  Glockenspiel 
gehorte,  gibt  uns  der  Verfasser  iiber  dessen  Konstruktion  Bericht;  das 
Hauptprinzip  dabei  war  die  Verbindung  verschieden  abgestimmter  Glocken 
mit  einer  Klaviatur,  die  durch  FuBtreten  oder  auch  auf  me'chanische  Weise 
in  Bewegung  gesetzt  werden  konnte. 

Es  ist  ein  reiches  Bild,  das  in  Scheurleer's  Werk  aufgerollt  wird.  Aber 
seine  literarischen  Quellen  sind  auch  der  wissenschaftlichen  Literatur  dreier 
Jahrhunderte  entlehnt,  Werken  niederlandischer,  hochdeutscher,  lateinischer, 
franzosischer  und  italienischer  Sprache ;  in  einem  Anhange  sind  diese  bromien 
zusammengestellt.  Vieles,  was  er  mitteilt,  geht  auch  auf  arg  verstreute 
Quellen  zuriick:  Listen  von  Organisten,  Glockenspielern,  Instrumentenbauern 
u.  dergl.,  Vertrage  zwischen  Spielleuten,  zwischen  Lehrern  und  Schulern, 
Angaben  iiber  die  soziale  Stellung  von  Musikern  und  sonstige  Verhaltnisse. 
Selbst  ein  Auktionskatalog  kommt  einmal  zum  Vorschein !  Das  alles  war  nur 
moglich  auf  der  Grundlage  einer  umfassenden  und  intensiven  Yorarbeit  in 
Einzelheiten :  die  Vereeniging  voor  Noord-Nederlands  MuzickgescJiiedems  hat 
das  Verdienst,  seit  Jahren  fur  die  Erforschung  ihrer  heimatlichen  Musik- 
gesphichte  die  energischste  Arbeit  geleistet  zu  haben.  Hoffen  wir  aber  auch, 
daB  sie  in  nicht  allzulanger  Zeit  durch  feste  staatliche  Einrichtungen,  vor 
allem  durch  die  Ausbildung  musikwissenschaftlicher  Fachleute  auf  hoUandischen 
Universitaten  unterstutzt  werde,  —  ein  Ziel,  das  freilich  durch  die  Zulassung 
eines  TJbersetzers  kompendioser  Geschichtswerke  als  Universitatsdozent  noch 
nicht  in  nahe  Aussicht  geriickt  ist. 

Wir  konnen  von  Scheurleer's  verdienstvollem  Buche  nicht  scheiden,  ohne 
noch  einmal  der  Abbildungen  zu  gedenken,  an  denen  es  so  reich  ist.  Sie 
sind  —  dies  sei  nachdriicklichst  hervorgehoben  —  nicht  »Buchschmuck«  im 
gewohnlichen  Sinne,  sondern  historische  Dokumente  von  wissenschaftlichem 
Wert.  Moge  auch  diese  Beigabe  des  schonen  Werkes,  zu  der  des  Verfassers 
eigene  Sammlung  vieles  beigetragen  hat,  allenthalben  richtig  eingeschatzt 
werden! 

Berlin.  Richard  Munnich. 


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T.  S.  Wotton.  Stray  Notes  on  Berlioz.  395 

Stray  Notes  on  Berlioz, 

Perhaps  of  all  the  great  composers  Berlioz  was  the  most  unfortunate  in 
his  early  musical  surroundings.  Up  to  the  age  of  18  he  had  heard  no  music 
of  a  higher  class  than  Pleyel's  quartets,  rendered  by  amateurs;  and  he  had 
never  heard  an  orchestra!  Until  more  than  6  years  after  his  arrival  in  Paris, 
when  the  concerts  of  the  Conservatoire  were  started,  there  was  no  symphonic 
music  of  any  importance  to  be  heard.  At  the  first  of  these  concerts  on 
9th  March  1828  Beethoven's  "Eroica"  (the  first  of  his  symphonies  to  be 
heard  in  Paris)  formed  part  of  the  programme;  it  cannot  have  been  a  mere 
coincidence  that  towards  the  end  of  that  year  Berlioz  set  about  writing  a 
symphony  of  his  own.  Of  Bach,  Handel  and  Haydn,  nothing  or  practically 
nothing  was  known  in  Paris  at  that  time.  Of  Mozart,  "the  greatest  musi- 
cian of  the  world"  as  Berlioz  called  him,  only  a  mutilated  version  of  "Don 
Giovanni",  and  an  equally  perverted  one  of  "Zauberflote" ;  while  Weber  fared 
as  badly  with  a  distorted  arrangement  of  "Der  Freischiitz".  It  is  true,  that 
at  the  Opera,  Berlioz  was  able  to  hear  the  masterpieces  of  his  idol,  G-luck, 
and  "La  Vestale"  and  "Olympie"  by  Spontini,  another  of  his  favorites;  but 
the  majority  of  the  works  presented  were  either  by  Rossini  and  his  imitators, 
or  by  composers  whose  operas  if  not  their  names  are  now  forgotten.  Cheru- 
bim is  omitted  from  this  list,  because  during  the  period  none  of  his  works 
were  given  at  the  Opera;  and,  occupied  with  his  duties  as  Head  of  the 
Conservatoire,  he  produced  few  new  compositions  of  any  description.  It  is 
not  suggested  that  there  was  no  good  music  produced  in  Paris  during  those 
nine  years,  for  such  works  as  "Guillaume  Tell",  "Masaniello"  and  "La  Dame 
Blanche"  are  all  masterpieces  in  their  way;  but  their  way  was  not  the  way 
of  Berlioz,  who,  while  not  absolutely  Teutonic  in  his  ideas,  was  far  removed 
from  the  elegancies  of  the  French  and  Italian  schools  of  that  time. 

When  Berlioz  succeeded  in  getting  the  coveted  distinction  of  Prix  de 
Home  and  went  to  Italy  for  15  months,  music,  from  his  point  of  view,  was 
absolutely  non-existent;  as  he  said  of  Bizet  thirty  years  afterwards,  "he 
made  the  journey  to  Rome,  and  returned  without  having  forgotten  music". 
Donizetti,  Pacini  and  Bellini  may  have  their  excellencies,  but  it  is  difficult 
to  think  of  them  in  connection  whit  the  author  of  the  "Fantastic".  Beet- 
hoven, Gluck  and  Weber  were  completely  unknown,  while  Mozart,  who  had 
been  dead  forty  years,  had  been  heard  of  as  a  "young  man  of  promise", 
and  Berlioz's  one  oasis  in  the  musical  Sahara  was  Mendelssohn.  But  his 
time  in  Italy  was  not  entirely  wasted!  Without  doubt  he  learnt  there  those 
effects  of  "atmosphere"  (to  use  the  language  of  the  painter),  which  we  find 
in  so  many  of  his  numbers.  Well-known  instances  of  these  are  in  the  slow 
movement  of  the  "Fantastic",  and  in  the  first  Scene  and  in  Faust's  Invo- 
cation to  Nature  in  "The  Damnation  of  Faust".  His  Roman  experiences 
too  inspired  the  magnificent  scene  of  the  Carnival  in  "Cellini",  although  as 
a  matter  of  fact  he  does  not  appear  to  have  been  much  impressed  by  the 
fun,  when  he  witnessed  the  real  thing.  The  "Harold"  symphonv  also  depicts 
scenes  familiar  to  him  from  his  wanderings  in  the  Abruzzi. 

When  Schumann  calls  attention  to  certain  chords  of  Berlioz  which  he 
considered  weak,  he  at  the  same  time  admits  having  only  the  pianoforte 
score   before   him;    clearly   realising  that  orchestral  harmony    such  as  that  -of 


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396  T.  S.  Wotton,  Stray  Notes  on  Berlioz. 

Berlioz  is  not  quite  the  same  as  pianoforte  harmony  or  that  of  the  text- 
books, which  is  founded  on  the  idea  that  all  the  parts  have  the  same 
strength  and  the  same  tone-quality. 

Many  of  his  opponents,  laying  stress  on  the  fact  that  he  only  seriously 
commenced  studying  comparatively  late  in  life ,  and  on  the  principle  that  he 
did  not  know  because  he  could  not  know,  have  denied  him  any  powers  of 
harmony  and  counterpoint  whatsoever.  Berlioz  did  know  harmony  and 
counterpoint,  but  it  was  in  a  great  measure  the  harmony  and  counterpoint 
of  Paris  at  the  commencement  of  the  last  century.  He  never  completely 
shook  off  the  influence  of  his  two  masters,  —  Lesueur  with  his  love  for 
Greek  modes,  and  Reicha  who  declared  that  his  contrapuntal  ability  arose 
from  his  fondness  for  mathematics. 

Edmond  Hippeau  in  his  "Berlioz  Intime",  says  of  Berlioz  as  a  critic, 
"that  he  never  pleaded  his  own  cause  in  the  press;  never  spoke  of  his 
own  works;  never  profited  by  his  entrenched  position  to  seek  advertisement, 
reclame,  or  even  discussion;  never  replied  to  a  criticism;  never  even  hin- 
dered his  partisans  from  disfiguring  his  doctrine  by  attributing  to  him 
theories  which  were  not  his  own." 

Among  his  ideas  which  have  been  most  persistently  misunderstood  by- 
even  his  partizans  must  be  placed  his  ideas  on  fugue.  Friends  and  foe? 
have  alike  declared  that  he  hated  fugue.  Bis  attitude  on  the  subject  was 
simply  this.  Without  having  any  great  admiration  for  the  fugue-form  per 
se,  he  certainly  had  no  objection  to  the  fugue  or  fugato  as  a  means  of 
expression.  What  he  did  dislike,  as  being  often  totally  opposed  to  religious 
sentiment,  was  the  use  of  quick  fugues  in  sacred  compositions,  and  above 
all  quick  fugues  on  the  words  Amen  or  Kyrie  Eleison.  Of  these  he 
says:  —  "If,  instead  of  shouting  a-a-a-men  for  two  hundred  bars,  the 
choir,  singing  in  French,  took  it  into  their  heads  to  express  their  wishes  by 
vocalising  allegro  furioso  on  the  syllables  ain-si  [or  as  it  would  be  in 
English,  so-so-so-so-be-be-it!j  with  an  accompaniment  of  trombones  and 
loud  thumps  on  the  kettle-drums is  there  anyone  capable  of  appre- 
ciating musical  expression,  who  would  not  Bay,  this  is  a  realistic  chorus 
of  drunken  peasants  throwing  mugs  at  one  another's  heads,  or  some  impious 
caricature  of  all  religious  sentiment?"  On  the  other  hand,  he  has  nothing 
whatever  to  say  against  the  use  of  slow  fugues  in  sacred  works.  He 
praises  a  slow  fugue  of  Lesueur's,  and  goes  so  far  -as  to  declare  that  the 
fugue-form  was  the  most  fitted  to  express  the  meaning  of  the  words,  Quis 
enarrabit  coelorum  gloriam?  and  to  the  Abbe  Girod,  the  author  of  a 
work  on  religious  music,  he  very  clearly  explains:  —  "Without  doubt,  it 
would  be  possible  to  write  a  beautiful  fugue  of  a  religious  nature  to  express 
the  pious  wish  Amen.  But  it  would  have  to  be  slow,  full  of  contrition, 
and  very  short,  for  however  well  the  sense  of  a  word  may  be  expressed, 
that  word  cannot  be  repeated  a  great  number  of  times  without  its  becoming 
ridiculous.  Instead  of  this  reticence,  this  striving  after  expression,  all  the 
fugues  on  the  word  Amen  are  quick,  violent  and  turbulent." 

Berlioz's  irregularity  of  form  arose  from  even  a  stronger  reason  than  of  a 
childhood  and  boyhood  nurtured  on  the  flute,  guitar,  and  Pleyel's  quartets*. 
To  this  Schumann  has  given  us  the  clue,  when,  in  pointing  out  that  the 
second  half  of  Berlioz's  phrases  rarely  corresponds  to  the  first  half,  he  attri- 
butes  the   fact  to   the    exuberance   of  the   Southern    temperament.      Musical 


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T.  S.  Wotton,  Stray  Notes  on  Berlioz.  397 

form,  as  we  understand  it,  is  essentially  a  product  of  German  thought  and 
feeling,  and  therefore  must  always  remain  more  or  less  foreign  to  a  member 
of  a  Latin  race.  There  is  a  parallel  to  this  in  the  kindred  art  of  poetry, 
inasmuch  as  certain  forms  of  verse  only  attain  their  fullest  perfection  in 
certain  languages;  or  in  other  words,  since  language  is  inseparably  connected 
with  thought,  —  certain  peoples  think  best  and  most  naturally  in  cer- 
tain forms. 

That  Berlioz  invariably  had  a  programme  in  his  mind  was  certainly  not 
the  case,  although  some  are  apt  to  imagine  that  every  bar  is  intended  to 
convey  a  definite  meaning.  From  a  foot-note  in  the  score  of  the  Romeo 
and  Juliet  symphony  it  is  clear  that  he  realised  the  limitations  of  music; 
that  it  is  useless  to  attempt  to  convey  any  definite  meaning  by  the  aid  of 
music  alone;  that  while  it  can  illustrate  some  scene  or  idea,  with  which  the 
listener  is  familiar,  it  cannot  depict  something  unknown  to  the  audience. 
This  note  is  attached  to  the  number  illustrating  the  death  of  the  lovers, 
according  to  Garrick's  version  of  the  tragedy,  and  Berlioz  directs  that  the 
whole  number  should  be  omitted,  unless  the  symphony  be  played  before  an 
audience  well  acquainted  with  Garrick's  denouement,  that  is  to  say,  he 
hastens  to  add,  it  should  be  omitted  99  times  out  of  100.  As  the  Invocation, 
which  forms  part  of  it,  is  one  of  the  most  beautiful  things  he  ever  wrote, 
this  wholesale  cutting  seems  too  drastic  a  proceeding;  but  the  note  is  of 
interest,  since  it  expresses  his  attitude  towards  programme  music.  This  is 
again  set  forth  in  the  preface  to  the  "Fantastic",  where  he  directs  that  the 
programme  should  be  distributed  to  the  audience,  but  that  this  is  only  a 
sine  qua  non  when  the  symphony  is  followed  by  "Lelio",  which  continues 
the  same  idea,  and  which  was  intended  to  be  given  in  a  theatre.  In  the 
event  of  the  symphony  being  played  separately  (and  this  was  before  the 
days  of  analytical  programme-books),  it  is  merely  necessary  to  supply  the 
audience  with  the  titles  of  the  several  movements,  as  the  author  hopes 
the  symphony  contains  sufficient  musical  interest  apart  from  all 
dramatic  intention.  This  golden  axiom,  that  a  musical  composition 
should  be  interesting  in  itself,  has  been  put  into  other  words  since,  if  it 
has  not  always  been  acted  up  to;  and  it  is  as  well  to  recollect  that  Berlioz, 
who  is  sometimes  supposed  to  be  seven-eighths  orchestral,  and  wholly  pro- 
gramme, should  have  been  the  first  to  enunciate  it.  If  one  carefully 
examines  the  headings  of  his  various  orchestral  works,  it  is  astonishing  how 
vague  they  usually  are,  in  most  cases  merely  a  bare  title,  —  a  title  which 
might  appropriately  apply  to  a  dozen  different  movements  by  a  dozen  diffe- 
rent composers.  That  he  chose  his  themes  as  "more  expressive  of  emotion 
than  portraiture"  is  evident  from  the  fact,  that  he  often  utilised  themes 
taken  from  earlier  and  discarded  works,  which  doubtless  illustrated  the  same 
kind  of  emotion,  though  a  different  situation.  Thus,  the  idee  fixe,  the 
melody  which  runs  trough  the  "Fantastic",  and  which  represents  the  Belo- 
ved One,  had  been  previously  used  in  "Erminia",  one  of  his  unsuccessful 
attempts  to  gain  the  Prix  de  Rome;  two  themes  from  "Rob-Roy"  were 
introduced  into  the  "Harold";  one  of  the  melodies  in  "Cleopatra"  became 
the  Miranda  theme  in  the  "Fantasia  on  the  Tempest"  (Lelio),  while  another 
afterwards  formed  part  of  the  love-duet  in  "Cellini" ;  and  so  on.  At  the 
risk  of  shocking  those  critics  who  deny  that  he  ever  worked  from  the  purely 
musical  point  of  view,  I  would  suggest  that  often  the  programme  was  found 

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398  T.  S.  Wotton,  Stray  Notes  on  Berlioz. 

for  the  music,  instead  of  vice  versa.  It  was  so  in  the  case  of  the  themes 
I  have  just  quoted,  which  he  treasured  up  because  they  satisfied  him  musi- 
cally, and  it  certainly  was  so  in  the  case  of  his  dream  symphony,  which 
was  quite  irrespective  of  any  programme.  This  would  apparently  have  simply 
been  "Symphony  No.  5  in  A  minor*' ;  and  even  had  it  been  eventually 
labelled,  it  proves  that  sometimes  at  any  rate  the  programme  was  an  after- 
thought. 

It  was  only  after  many  attempts  that  the  vast  majority  of  great  com- 
posers taught  themselves  to  be  original.  Berlioz  on  the  contrary  commenced 
by  being  original.  His  very  first  work  for  orchestra,  the  "Francs  Juges" 
overture,  owes  practically  nothing  to  anything  that  had  gone  before;  one 
may  approve  of  it  or  not,  but  there  can  be  no  doubt  as  to  its  being  ori- 
ginal. Paradoxically,  his  last  work,  "The  Trojans",  betrays  the  influence 
of  a  preceding  composer  perhaps  more  than  any  other  of  his  compositions; 
although  the  opera  is  pure  Berlioz,  and  often  Berlioz  at  his  best,  still, 
possibly  on  account  of  the  classic  nature  of  the  subject,  the  influence  of 
Gluck  is  apparent. 

Naturally  he  learnt  much  from  other  composers,  especially  Beethoven 
and  Weber,  but  of  all  his  predecessors  Lesueur  exercised  the  greatest  in- 
fluence over  him.  Not  directly,  for  there  is  little  in  the  author  of  "Les 
Bardes"  to  suggest  the  future  composer  of  the  "Fantastic",  beyond  certain 
resemblances  of  harmony,  and  a  fondness  for  the  harp,  —  there  are  twelve 
in  Lesueur's  masterpiece!  We  trace  the  older  master's  influence  rather  in 
the  direction  of  his  ideas  on  programme-music  N  and  what  is  more  noteworthy, 
his  ideas  on  musical  expression  by  means  of  tone-colour. 

Although  his  successors  have  studied  his  orchestration  with  profit,  it  has 
never  been  absolutely  imitated.  This  is  doubtless  because  it  is  so  difficult 
to  gather  the  effect  of  any  of  his  scores  from  the  mere  perusal;  there  appears 
to  be  no  equation  between  the  written  notes  and  the  sounded  ones.  As 
Saint-Saens  says:-  "If  there  be  one  quality,  which  one  cannot  deny  his 
works,  which  even  his  bitterest  enemies  have  never  contested,  it  is  the 
splendour,  the  wonderful  colouring  of  his  instrumentation.  When,  in 
studying  him,  one  endeavours  to  understand  his  methods,  one  proceeds  from 
one  surprise  to  another.  Those  who  have  read  his  scores  without  having 
heard  them,  can  form  no  idea  of  them;  the  instruments  appear  to  be 
arranged  in  a  manner  contrary  to  common  sense;  it  seems  that  that  cannot 
sound  well,  and  yet  it  sounds  marvellously.  If  there  be,  here  and  there, 
some  obscurities  in  his  style,  there  are  none  in  the  orchestra;  it  is  inundated 
with  a  light,  which  sparkles  as  in  the  facets  of  a  diamond.  In  that  Berlioz 
was  guided  by  some  mysterious  instinct,  and  his  methods  escape  analysis 
because  he  had  none."  This  mysterious  instinct  was  probably  the  power  of 
hearing  with  his  mind's  ear  in  a  higher  degree  than  any  other  composer 
before  or  since,  and  for  that  reason  we  never  find  in  his  scores  those  mis- 
calculated effects,  which  we  occasionally  find  in  even  the  greatest  masters. 
Although  his  scores  taken  as  a  whole  may  "appear  to  be  arranged  in  a 
manner  contrary  to  common  sense",  this  cannot  be  said  of  his  separate 
parts,  which  are  written  with  a  profound  knowledge  of  each  individual  in- 
strument, of  its  limitations  and  capabilities. 

Wagner  has  pointed  out  Beethoven's  unhappy  position  as  regards  instru- 
mentation,   in   that  he    sought  to  convey  ideas  of  which  neither  Haydn   nor 


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Hans  Pohl,  Das  Tonkiinstlerfest  in  Frankfurt  am  Main.  399 

Mozart  had  dreamt,  and  yet  only  possessed  their  means  with  which  to 
express  those  ideas.  Berlioz,  who  asked  more  of  the  orchestra  than  even 
Beethoven,  was  in  a  similar  plight ;  and  his  position  was  aggravated  because, 
unlike  his  great  predecessor,  he  had  views  of  the  promised  land  of  improved 
instruments. 

Berlioz  is  often  reproached  with  the  size  of  his  orchestras,  but  as  a 
matter  of  fact  his  reticence  as  regards  his  orchestral  materials  is  very 
striking;  and  it  is  this  reticence,  which  gives  his  orchestration  such  extra- 
ordinary variety.  In  all  his  songs,  in  the  middle  movements  of  his  sym- 
phonies, in  his  "Childhood  of  Christ",  and  in  number  after  number  of  his 
other  works  he  appears  to  absolutely  delight  in  writing  for  an  incomplete 
orchestra.  Mark  how  careful  he  is  to  prepare  the  effect  of  any  characteristic 
tone-colour  by  not  makipg  use  of  it  for  some  time  previously;  how,  for 
instance,  the  forsaken  effect  of  the  cor  anglais  in  Marguerite's  Romance  in 
Faust  is  enhanced,  because  we  have  not  heard  the  instrument  for  a  long 
time;  how  the  effect  of  his  trombones  is  often  so  superb,  because  they  are 
treated  as  important  members  of  the  orchestral  commonwealth,  and  not 
merely  dragged  in  to  make  the  instrumentation  sound,  or  occasionally  only 
look  "rich  and  full*'.  In  the  French  edition  of  "The  Damnation  of  Faust" 
the  trombones  are  used  in  460  bars  against  the  640  in  which  they  are  used 
in  the  "Elijah";  it  is  true  that  the  latter  work  is  some  400  bars  longer, 
but  even  then  the  proportion  is  more  than  one-sixth,  against  Berlioz's  less 
than  one-eighth.  In  the  face  of  all  this  reticence,  it  is  surprising  that 
Berlioz's  "colossal  means"  and  "extravagant  demands"  are  so  often  dinned 
into  our  ears. 

Wallington.  T.   S.  Wotton. 


Das  Tonkiinstlerfest  in  Frankfurt  am  Main, 

(27.  Mai— 1.  Juni  1904.) 


Zum  ersten  Male  seit  fiinfundvierzig  Jahren  fiel  die  "Wahl  der  festlichen 
Jahresversammlung  des  *Allgemeinen  Dentschen  Musikvereins*  auf  die  in 
den  letzten  Jahrzehnten  auch  musikalisch  immer  bedeutungsvollere  schone 
Mainstadt,  wohin  der  Verein  seine  Mitglieder  (jetzt  930)  und  viele  Freunde 
der  Kunst  diesmal  entboten  hatte.  Es  war  eine  heiCe  Schlacht  der  Tone, 
die  da  tagelang  in  und  um  Frankfurt  gekampft  wurde.  Ebenso  eingehende 
als  anstrengende  Vorbereitungen  waren  notig,  um  dem  ganzen  Bilde  dasjenige 
Relief  zu  geben,  das  es  hinsichtlich  der  allgemeinen  iiuBerst  gelungenen  Aus- 
fuhrung  erhielt,  und  an  die  Leistungsfahigkeit  der  Mitwirkenden  und  Zu- 
horenden  wurden  allseitig  Anforderungen  gestellt,  die  man  —  nun  erfahrungs- 
gemaft  —  fur  die  Folge  eigentlich  nicht  gut  wird  iiberbieten  konnen.  Hans 
Btilow,  der  geistvolle  Spotter,  meinte  einst,  auch  dieMusik-Tonkunstlerfeste  u.  A. 
wurden  spater  unrettbar  den  beiden  Damonen  unserer  hastenden  Zeit  verfallen : 
dem  bbsen  Geist  der  lieben  Reichlichkeit  und  dem  Geschwindigkeitsteufel,  die 
unser  heutiges  Musikleben  oft  so  merkwiirdig  und  gewili  nicht  im  gunstigsten 
Sinne    beeinflussen.     "Wer  nach  einer   in   jeder   Beziehung   nervenabspannen- 


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400  Hans  Pohl,  Das  Tonkunstlerfest  in  Frankfurt  am  Main. 

den  Saison  —  und  in  dieser  Lage  waren  wohl  die  meisten  Teilnehmer  des 
Festes  —  die  langen  Haupt-  und  vielen  Yorproben  und  die  Auffuhrungen  in 
Heidelberg  und  Mannheim  eingehend  mitmachte,  der  konnte  einen  Eindruck 
unseres  heutigen  musikalischen  Webens  und  Wirkens  erhalten,  wie  er 
interessanter,  aber  aucb  charakteristischer  wohl  kaum  gewonnen  werden  kann. 
Kamen  doch  36  Kompositionen  aller  Art  und  aller  Ausdehnung  hier  zumeist 
zum  ersten  Male  zu  Gehor!  Dem  iiber  die  allgemeinen  musikalischen  Yer- 
haltnisse  orientierten  Leser  wird  wohl  nichts  neues  gesagt  werden,  wenn  zu- 
gestanden  werden  muB,  daB  auch  diesmal,  mit  wenigen  und  daher  doppelt 
wohltuend  auffallenden  Ausnahmen,  der  eigentliche  Typus  eines  originellen 
Schaffens  auf  kompositorischem  Gebiete  recht  bedenklich  fehlte.  Zwei  vollig 
ineinandergreifende  Momente  sind  es,  von  denen  sich  die  Schaffenden  jetzt 
zumeist  leiten  lassen :  Die  krankhafte  Nachahmung  groBer  Yorbilder,  die  mit 
ausgesprochenem  Gliick  einen  gewissen  Stil  gefunden  haben,  und  jenes,  sonst 
gewiB  sehr  anerkennenswerte  >Sich  in  Stimmung  ausleben«,  das  von  dem 
modernen  Ausdruck  in  den  Schwesterkiinsten,  der  Dichtkunst  und  Malerei 
ubernommen  wurde.  Kommt  es  aber  nach  Ablosung  aller  AuBerlichkeiten 
auf  den  Kern  einer  rein  absoluten  Kunst  an,  auf  jenes  naive,  unbewuBte 
und  induktiv-originelle  Musizieren,  wie  es  z.  B.  Dvorak,  um  einen  der  letzten 
anzufiihren,  oft  so  eigentiimlich  war,  so  wird  die  Ausbeute  von  flinf  zu  funf 
Jahren  immer  kleiner  und  geringwertiger,  was  sich  momentan  wohl  getreulich 
buchen  und  bedauern,  aber  leider  in  keiner  Weise  irgendwie  andern  laBt. 

Yielleicht  hat  Richard  StrauB,  der  mit  Recht  auch  diesmal  so  hoch 
Gefeierte,  dessen  »Sinfonia  domes  tic  a«  (op.  53)  das  Hauptinteresse  des 
ganzen  Festes  bildete,  den  Weg  zur  Einsicht  und  Riickkehr  gewiesen. 
Pragnant  in  den  Themen,  reich  in  der  bluhenden  Orchestersprache  und  doch 
so  ungemein  klar,  einfach  und  durchsichtig  tritt  uns  das  Werk  entgegen, 
das  StrauB  im  vorigen  Jahre  auf  der  Insel  Wight  entwarf,  am  Silvestertag 
in  Charlottenburg  vollendete  und  —  »da  Kinder  noch  die  einzigen  und 
richtigen  Genies,  voll  Naivitat  und  unbewuBter  Originalitat  sind«  —  mit  den 
herzlichen  Worten  »Meiner  lieben  Frau  und  unserem  .Tungen«  seiner  Familie 
widmete.  Die  den  vier  Teilen  der  klassischen  Sonatenform  entsprechende, 
in  einem  Satz  geschriebene  Sinfonie  schildert  die  traute  Hauslichkeit,  treue 
Liebe  zu  Weib  und  Kind,  dessen  groBe  Freuden  und  kleine  Unarten  ge- 
treulich gezeichnet  werden,  verbindet  in  der  genial  konzipierten  >Liebesszene« 
reiche  Erfindung  mit  aller  Farbenpracht  eines  herrlich  klingenden  Orchesters 
und  schliefit  tatenfroh  und  schaffensfreudig  mit  dem  riistigen  Sich  ruhren 
und  regen  des  Mannes  ab.  Die  »Domestica«,  nach  dem  etwas  auBerlichen 
>Taillefer«  ein  kolossaler  Fortschritt  in  dem  Schaffen  des  kuhnen  Neueres, 
enthalt  in  alien  vier  Satzen  eine  Fiille  musikalisch  berilckend  schoner  Momente. 
Nur  ein  StrauB,  dieser  Erfinder  und  Konner,  konnte  z.  B.  dieses  Scherzo 
mit  dem  Gegensatz  des  kleinen  Wiegenliedes,  die  schon  hervorgehobene 
Liebesszene  und  die  grandiose  Doppelfuge  mit  den  folgenden  Lyrismen  und 
sich  immer  lebensvoller  drangenden  Steigerungen  zum  Schlusse  des  Werkes 
schreiben!  Da  die  Sinfonie  in  diesem  Winter  ihre  Rundreise  durch  die  groBen 
Konzertsale  an  tritt,  wird  man  sie  ja  allerorten  kennen  lernen.  Nach  der 
StrauB'schen  >Domestica«  fuhren  wir  als  musikalisch  gedankenreichste 
Schopfung  gleich  die  Sinfonie  »Gloria!«  (Ein  Sturm-  und  Sonnenlied), 
op.  34  fur  groBes  Orchester,  Orgel  und  SchluBchor  von  Jean  Louis  Nicode 
in  Dresden  an.     Das  ohne  jede  Pause  zwei  Stunden  dauernde  Werk,  das  den 


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Hans  Pohl,  Das  Tonkiinstlerfest  in  Frankfurt  am  Main.  401 

stets  das  Hochste  anstrebenden  Komponisten  fast  drei  Jahre  beschaftigte, 
bringt  das  Wollen  und  Wagen  eines  ideal  gesinnten  Tondichters  zum  Aus- 
druck, der  hier  wirklich  >um  das  Hochste*  ringt  und  streitet  (V.  Teil), 
schliefilich  aber  im  Kampfe  mit  des  Lebens  Ntichternheit  tiberwunden  wird 
und  seine  letzte  Zuflucht  bei  der  nie  trtigenden  Natur  nimmt.  Alle  Fehler, 
die  die  Schopfung  Nicode's  enthalt,  ergeben  sich  aus  den  oft  uferlosen  Langen, 
denen  das  Bemuhen  um  den  Ausdruck  einer  musikalischen  Freilichtmalerei 
keine  Rettung  bringt.  So  werden  die  »stillste  Stunde«,  ein  Moment,  der 
uns  alles  Gltick  der  Erde  vorzaubern  sollte,  langstielig,  und  die  Szene  »Ein 
Mondfest  im  Teich«  mit  seinem  Froschequaken  recht  absurd.  Diesen  un- 
wirksamen  Stellen  stehen  aber  solche  von  seltener  Sch5nheit  entgegen.  So 
die  prachtigen,  reiche  thematische  Arbeit  aufweisenden  Steigerungen  des 
ersten  Teils  und  die  geistvollen  Scherzi  des  zweiten,  die  sich  kraftvoll  auf- 
bauende  Einleitung  der  Kampfszene  und  der  ironische  Humor,  der  dort 
beredt  aus  dem  Orchester  spricht.  Auch  die  scharfen  Kontraste  zwischen 
der  Orgel  und  dem  schneidigen  Militarmarsch  bis  zu  dem  in  rhythmischer 
Verlangerung  und  in  vollem  Orchesterglanz  gebrachten  markanten  Schick- 
salsmotiv,  und  die  Stimmung  des  zart  ausklingenden  Finales  gehoren  zu  den 
wirklich  genialen  Eingebungen  des  Komponisten,  dessen  Werk  —  entschliefit 
er  sich  zu  einschneidenden  KUrzungen  —  seinen  Weg  schon  machen  wird. 
Neben  NicodS,  der  oft  und  sturmisch  gerufen  wurde,  fand  den  verdient 
grofiten  Erfolg  noch  die  sinfonische  Phantasie  >Schwermut-Entruckung- 
Vision*  op.  7  von  Volkmar  Andreae  in  Zurich.  Die  Anregung  zu  der 
Dr.  Hegar  gewidmeten  Komposition.  in  der  es  der  junge  schweizerische 
Tondichter  sichtlich  sehr  ernst  mit  seiner  Kunst  meint,  gab  die  stimmungs- 
volle  Dichtung  von  Walter  Schadelin,  dessen  Muse  hier  einen  schonen  und 
oft  von  grofier  Eigenart  zeugenden  orchestralen  Ausdruck  gefunden.  Wohl 
guckt  auch  da  gelegentlich  StraulJ  aus  der  Partitur  heraus,  aber  das  Ganze 
fesselt  und  i  n  teres  si  ert  doch,  und  man  gewinnt  den  Eindruck,  hier  einem 
Kiinstler  zu  begegnen,  von  dem  spater  noch  viel  Schones  zu  erwarteu  ist. 
Eine  wahre  Perle  der  Partitur  birgt  das  prachtige  Tenorsolo,  mit  dem  der 
Hohepunkt  der  sich  musikalisch  trefflich  entwickelnden  Orchesterphantasie 
erreicht  wird.  Lebhafte  Ovationen  wurden  S.  v.  Hausegger  nach  seiner 
von  ihm  geleiteten  sinfonischen  Dichtung  >Wieland  der  Schmied*  dar- 
gebracht,  einem  Werke,  das  zwar  an  Erfindung  und  Gestaltungskraft  ziem- 
lich  gegen  den  Barbarossa  und  die  Dionysische  Phantasie  zuriicksteht  und 
gelegentlich,  wie  am  Schlusse,  auch  etwas  aufierlich  klingt,  dafur  aber  in 
Hausegger  einen  vorziiglichen  Melodiker  erkennen  liiGt,  der  in  dieser  Hin- 
sicht  vielfach  wieder  Schoneres  geboten,  als  in  seinen  beiden  fruheren  Werken. 
Der  allseitige  Dank  und  die  Anerkennung,  die  man  gerade  Hausegger  zollte, 
der  sich  der  uberaus  anstrengenden  musikalischen  Yorbereitung  des  Festes 
mit  peinlichster  Umsicht  und  Sorgfalt  unterzogen  hatte  und  durch  ein  kurzes 
Kranksein  sogar  von  einem  Teil  des  Festes  ferngehalten  wurde,  war  dem 
selbstlosen  »Festdirigenten«  wohl  zu  gonnen.  —  Was  die  Chorkompositionen 
betrifft,  so  wird  sich  neben  Heinrich  Zollner's  ganz  ansprechendem 
>Hymnus  derLiebe*  op.  50,  der  ebenso  gesunde  als  gute  melodische  Ge- 
danken  enthalt  und  ein  dankbares  Baritonsolo  birgt,  besonders  der  >To ten- 
tan  z«  (Goethe)  von  Wilhelm  Berger-Meiningen  vorteilhaft  einfuhren, 
der  ohne  alle  schrullenhaften  Effekte  in  knappen  Formen  eine  sehr  wirkungs- 
volle  und  eindrucksreiche  Musik  geschrieben,  die  auf  dem  Gebiete    der  jetzt 

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402  Hans  Pohl,  Das  Tonkunstlerfest  in  Frankfurt  am  Main. 

ohnehin  recht  arnien  Chorliteratur  mit  Freuden  begriiflt  werden  darf.  Fiir 
den  Chor  nicht  so  dankbar,  weil  nicht  so  lebendig  erfaflt  und  auch  ge- 
legentlich  an  Einfallen  etwas  armer,  ist  die  »Totenklage«  (aus  Schiller's 
»Braut  von  Messina «)  von  Georg  Schumann,  der  uns  hier  mit  einer  wohl 
aufierordentlich  gediegen  geschriebenen,  aber  keineswegs  irgendwie  auffallen- 
den  Arbeit  bekannt  gemacht  hat. 

Auf  so  manches,  was  wir  noch  auf  dem  Gebiete  der  Orchesterkompositionr 
der  Kammermusik,  der  Klavier-  und  Liedliteratur  h5rten,  passen  die  Wortey 
die  einst  der  alte  Goethe  tiber  ihm  neue  und  ihm  keine  besonderen  An- 
regungen  gebende  Werke  geschrieben:  »Es  werden  jetzt  Produktionen  mog- 
lich,  die  Null  sind  ohne  schlecht  zu  sein.  Null,  weil  sie  keinen  Gehalt 
haben;  nicht  schlecht,  weil  eine  allgemeine  Form  guter  Muster  den  Ver- 
fassern  vorschwebt«.  Bruno  Walter's  »Sinfonischer  Phantasie*  fehlen 
Einfall  und  Selbstandigkeit,  wenn  auch  jenes  auf  StrauB  und  noch  mehr 
Mahler  basierende  Opus  1  manches  Gute  enthalt.  Auch  die  Tondichtung 
»Johannisnacht«  von  August  Reuss  enthalt  mehr  Aphoristik  und  Klein- 
malerei  als  logische  Gliederung  und  richtige  Durchfuhrung  der  in  den  An- 
satzen  stecken  bleibenden  Gedanken.  Wir  haben  von  dem  Munchener 
Komponisten  schon  besseres  gehort.  Vielen  Beifall  hatte  Hans  Pfitzner's 
Ballade  »Die  Heinzelmannchenc  (Kopisch),  eine  Haufung  von  bis  auf 
die  auCerste  Spitze  getriebener  Effekte  und  Tonmalereien  im  Orchester.  Von 
der  Mannheimer  Auffuhrung  der  Oper  »Die  Rose  vom  Liebesgarten < 
unter  Hof kapellmeister  Kachler's  Leitung  horten  wir  das  relativ  Beste. 
Uber  das  Werk  selbst  ist  auch  an  dieser  Stelle  ausftthrlich  geschrieben 
worden.  Ob  E.  N.  von  Reznicek,  dem  wir  nach  seiner  » Donna  Dianas 
die  Griibeleien  in  den  vier  Gesangen  mit  Orchester  »B,uhm  und  Ewigkeit* 
nicht  recht  glauben  konnen,  wohl  so  bald  wieder  Nietzsche  komponieren 
wird?  Wir  glauben  es  nicht.  GewiC  enthalten  die  Gesange,  mit  den  en  sich 
der  treffliche  Tristansiinger  E.  Eorchhammer  die  erdenklichste  Miihe  gal), 
manches  Schon e  und  bekunden  im  Orchester  die  Beherrschung  vollkommener 
Situationstechnik,  allein  von  einem  Erschopfen  des  gedanklichen  und  Wort- 
inhalts  war  das  Ganze  doch  viel  zu  weit  entfernt.  Es  gibt  nun  einmal 
Dinge,  die  sich  nicht  in  Musik  setzen  lassen.  Als  eine  besonders  im  zweiten 
Satz  ganz  tiichtige  Arbeit  erwies  sich  das  Konzert  fiir  zwei  Violinen 
und  Orchester,  op.  9  von  Hermann  Zilcher,  dessen  Schreibart,  ebenso 
wie  Schattmann's  Rhapsodie  fur  Bariton  und  Orchester  »An  Schwager 
Kronos*   nur  eine  starkere  personliche  Note  tragen  mufite. 

Auf  dem  Felde  der  Kammermusik  zeigte  das  eigenartigste  Geprage  Max 
Reger  in  seiner  Violinsonate  in  C-dur  op.  72,  deren  beide  Innensatze,  ein 
herbe  gefarbtes  Scherzo-Prestissimo  und  ein  melodisch  breit  ausgefilhrtes 
»Largo«,  das  musikalisch  Schonste  des  sich  sonst  in  gar  zu  ruheloser  Har- 
mon ik  verlierenden  Werkes  bergen.  DaB  Reger,  ein  Kiinstler  von  selten 
sensitivem  Empfinden,  mit  seinem  ganzen  Herzblut  an  der  Wiedergabe  seines 
Werkes  beteiligt  war,  zeigte  die  feinsinnig-anregende  Ausfuhrung  des  Klavier- 
parts.  Mancher  Klaviervirtuose  von  Beruf  hatte  sich  punkto  >Begleitung« 
da  viel  abgucken  konnen.  Im  Gegensatz  zu  der  Reger' schen  Sonate  gibt 
die  Violinsonate  in  E-moll  op.  30  von  Ludwig  Thuille  keine  schwer- 
verstandlichen  Ratsel  auf.  Das  > Adagio «  ist  in  seinen  Themen  schon 
empfunden  und  originell  harmonisiert,  und  birgt  ebenso  echt  liedmafiig  ge- 
dachte    Kantilenen    wie    das    frische    Klavier quintett    op.    5    des  jungen 


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Hans  Pohl,  Das  Tonkunatlerfest  in  Frankfurt  am  Main.  403 

Amsterdamer  Dirk  Schafer,  dessen  Melodik  ein  wenig  von  Saint-Saens 
beeinfluBt  erscheint.  Gute  Musik  im  guten  Sinne  des  Wortes  bietet  die 
15stimmige  Serenade  fur  Blasinstrumente  von  Walter  Lampe,  der, 
dem  Beispiel  von  Straufi,  ThuiUe  und  d'Indy  folgend,  dieser  jetzt  leider  so 
kiimmerlich  bedachten  Literatur  in  dem  graziftsen  ersten  und  dritten  Satz 
eine  willkommene  Bereicherung  bot.  Jenes  ausgesprochene  »Sich  in  Stimmung 
auslebenc  trat  una  in  den  Stimmungsbildern  aus  Niedersacbsen  »"Worps- 
wede<  op.  5  von  Paul  Scheinpflug-Bremen  entgegen.  Die  fruhlings- 
atmende  Einleitung  und  der  im  Yolkston  gebaltene  prachtige  dritte  Teil  sind 
von  unendlicb  feiner  und  fast  zu  intimer  Wirkung.  Der  abschliefiende 
>Herbstfruhgangc  mit  seinen  scbon  in  der  Dicbtung  liegenden  Steigerungen 
raft  nacb  den  belebenderen  Orchesterfarben,  die  die  Baritonstimme,  Solo- 
violin  e7  engliscb  Horn  und  Klavier  nicbt  zu  ersetzen  imstande  sind.  Aucb 
verliert  sicb  hier  Scbeinpflug  in  einformigen  Langen  und  Harten,  die  zu  dem 
gewollten  Stimmungsausdruck  in  keinem  recbten  Verbal tnis  steben.  Nicbt 
aUzugrofi  war  die  Ausbeute  in  der  Lied-  und  Klavierliteratur.  Becbt  gut 
empfanden  ist  das  meiste  in  dem  kleinen  Zyklus  »Herbst«  von  Muller- 
Reuter,  der  sich  nur  in  den  Hlustrationen  der  Kontraste  eines  Leichen- 
znges  und  des  vorbeisausenden  Blitzzuges  an  eine  merkwurdige  Aufgabe  ge- 
wagt;  ganz  biibscb  waren  auch  die  Lieder  von  Hans  Sommer,  "Wilhelm 
Hob  de- Hamburg  (besonders  »Im  Lenze«)  und  dem  als  trefflicber  Tenorist 
ancb  diesmal  das  Beste  leistenden  LudwigHess,  dessen  frisches  >Im  Trabe* 
(aus  op.  8)  nacbstens  wobl  ofter  gesungen  werden  diirfte.  Die  von  Fraulein 
Vera  Maurina  gespielten  Klavierkompositionen  von  Hugo  Kaun,  E.  Heuser 
und  Felix  vom  Ratb  bewegen  sich  alle  in  der  gleichen  Tonart  des  Ausdrucks. 
Von  Wolfrum's  »Alten  Liedern  in  neuen  Weisen*,  op.  34  muBte  das 
an  das  scbone  Weihnachtsmysterium  erinnernde  >Der  Maria  Geburt*  am 
beaten  gef alien. 

Eine  ungleicb  wertvoUere  Gabe  bot  uns  aber  Dr.  Wolfrum,  der  un- 
erscbrockene  Fubrer  des  blubenden  Musiklebens  der  scb5nen  Neckarstadt,  in 
dem  groBen  Konzert  in  Heidelberg,  wobin  die  Stadt  und  der  Diligent  die 
Mitglieder  des  AUgem.  Deutscb.  Musikvereins  zu  Gaste  geladen  batten.  Den 
ersten  Teil  des  sebr  stark  besucbten  Konzerts  bildete  die  einstiindige  sin- 
foniscbe  Dichtung  »Das  Leben  ein  Traum«  von  Friedricb  Klose- 
Karlsrube,  dessen  Marcbenspiels  »Hsebill«  und  aucb  dieses  Werkes  sicb  scbon 
friiber  Mottl  angenommen  batte.  Gemafi  der  Vorscbrift  des  Komponisten 
blieben  die  Ausiibenden  dem  Auge  des  Hdrers  verborgen  und  der  Konzertraum 
wurde  verdunkelt1).  Der  erste  und  beste  Satz  mit  seinen  weniger  gesucbten, 
sicb  aber  sonst  viel  an  Wagner  anlebnenden  Gedanken  und  der  erste  Teil 
des  zweiten  bergen  viel  Scbones  und  Vielversprecbendes,  das  uns  deutlicb 
offenbart,  was  Klose  eigentlicb  leisten  konnte,  wenn  er  sich  so  gabe,  wie  es 
ihm  urns  Herz  ist  und  was  ihm  sein  Talent  gestattet.  Docb  der  weitere 
Verlauf  mit  seiner  ermiidend  langen  Prosastelle  (Deklamation :  Kammersanger 
Gerhauser)  und  dem  bier  schon  gar  unangebracbten  Melodram,  und  die  iiber- 
haupt  immer  pessimistischer  und  weniger  sagende  Entwicklung  der  weiteren 
Gedanken  fallen  immer  mebr  und  mebr  ab.  Ungleicb  interessanter  war 
daflir  die  Auffubrung  des  schon  in  Heidelberg  und  Hamburg  zu  Gehor  ge- 
bracbten  sinfoniscben  Dramas    »Dicbterscbicksal«    (La   vie    du    poete)    in 

1)  Uber  die  Reformen  im  Konzert saal:  vergleiche:  >Daa  Heidelberger  Musikfest« 
von  Hans  Pohl.  Zeitschr.  d.  IMG.  V.  3. 

UI.M.    V.  Digitiz3aby  G00gle 


404  Hans  Pohl,  Das  Tonkiinstlerfest  in  Frankfurt  am  Main. 

drei  Akten  und  vier  Bildern  von  Gustave  Charpentier,  dem  modernsten 
der  modern  en  Programmusiker.  In  starker  Beriihrung  mit  dem  ahnlichen 
Berliozentwurf  erzahlt  uns  Charpentier  von  dem  ersten  Erwachen  der  schaffen- 
den  Kraft,  den  truben  Zweifeln,  die  jeden  Kiinstler  beschleichen ;  er  fuhrt 
uns  in  das  ubersinnliche  Land  der  Traume  mit  den  unsichtbar  klingenden 
Stimmen  und  auch  zu  dem  tollen  Feste  in  dem  Bohemienviertel  auf  Mont- 
martre,  und  glorifiziert  in  der  Szene  (Le  poete  la  fille)  das  Ideal,  das  er 
dort  gefunden.  AUes  von  impressionistischer  Farbenwirkung  und  in  einem 
Ton  gehalten,  den  das  Wort  und  die  programmatische  Angabe  ebenso  deut- 
lich  als  realistisch  erklaren.  Die  Bilder  des  ersten  Aktes  schliefien  mit  einem 
glanzenden  Finale,  das  uns  mit  klangvollem  Aufgebot  des  ganzen  Apparats 
in  das  Land  der  Traume  fuhrt.  Voll  lyrisch  weicher  Stimmungsmalerei  ist 
die  >Zaubernacht«,  der  poetisch  schSnste  Teil  des  von  gluhender  Phantasie 
zeugenden  Werkes  eines  offensichtlich  groBen  Talents.  Musikalisch  packend 
in  der  Kontrapunktik  der  drei  Orchester  ist  das  Montmartre-Fest,  eine  schon 
der  Entstehung  des  Dramas  nach  hochinteressante  Vorstudie  zur  >  Louise*. 
Der  Schlufi  dieser  Szene  bringt  aber  in  dem  Moment,  da  der  Dichter  unter 
dem  »Bire  canaille*,  Schmachten  und  Seufzen  der  Geliebten  stirbt,  soviel 
groteske  Widerwartigkeiten  und  Hafilichkeiten,  daC  man  sich  verwundert 
fragen  muB,  ob  das  alles  im  Konzertsaal  uberhaupt  noch  moglich  sein  konne. 
Die  Auffuhrung  unter  Dr.  Wolfrum's  Leitung  war  einfach  mustergttltig,  be- 
sonders  dem  Chor  gebuhrt  die  hochste  Anerkennung.  Die  Dresdener  Hof- 
opernsangerin  Fraulein  Minnie  Nast  sang  ihre  schwierige  Solopartie  mit 
bestem  Gelingen,  was  von  Kammersanger  Gerhauser  hinsichtlich  der  Durch- 
fiihrung  seiner  Aufgabe  leider  nicht  behauptet  werden  kann. 

Das  Tonkiinstlerfest  selbst  leitete  die  Frankfurter  Oper  mit   einer  an 

sich  ausgezeichneten  Auffuhrung  des  Musikdramas    »Der  Bundschuhc   yon 

Waldemar  BauBnern-Kbln   ein,   dem   Otto  Erler-Dresden  hinsichtlich  der 

oft  sehr  guten  Sprache   und   der   szenischen    Bilder    ein    Textbuch    geliefert 

hatte,  das  sich  allerdings  fur  ein  Schauspiel  tausendmal  mehr  eignet,  als  fur 

die  musikalische   Verarbeitung.     Mit   Ausnahme    von    ganz    wenigen    Licht- 

punkten,  die  sich  aus  dem  Fehlen   zahlreicher    und    grdfierer    Frauenpartien 

erklaren,  hallen  die  meisten  Yorgange,  die  sich  am  Osterfest  1525  gelegent- 

lich   des  schrecklichen  Dramas  des  Bauernkrieges  abspielen,  nur  von  wildem 

Larm  und  Kriegsgeschrei  wieder.    »Die  Entwicklung  nach  wahrer  Bealistik*, 

die  der  Komponist  in  einer  vorhergehenden  Mitteilung  besonders  betonen  zu 

miissen  glaubte,  und   das    »Wesen    des   Dramas*    hat   der   Komponist   leider 

nicht  zu  erfassen  verstanden,  und  so    fehlen    denn    dem    ganzen   Work,    das 

technisch  und    musikalisch    einen    ungemein    grofien    Apparat    erfordert,    der 

richtige  Kontrast,  die    belebenden    Lichter    und   Farben,   und  vor  allem  die 

dramatische  Seele   und   die   Starke    des   musikalisch  en    Ein  falls.     GewiB    enfc- 

halten  manche  Momente  gute  Eingebungen,  die  sich  namentlich  in  den  leider 

nur  zu  kleinen  Lyrismen  des  zweiten  Akts  vorfinden,    aber   das   Gesamtbild 

wirkt  zu  wenig  eindrucksvoll  und  flaut  mit  den  langen   Szenen    des    dritten 

Akls  vollig  ab.     Auf  eine   eingehendere   Besprechung    dieses  Biihnenwerkes, 

das  in  der  neuzeitlichen  Produktion  wirklich  nichts  Typisches  enthalt,  glauben 

wir  verzichten  zu  konnen.     Die  beste  Aufnahme  fand  der  zweite  Akt,  dessen 

SchluBszene  Frau  Greef-Andriessen  und  der  Chor  retteten,  wie  auch  beziig- 

lich  der  vorzuglichen  Aufftihrung  Kapellmeister  Dr.  Kunwald,   Oberregisseur 

Krahmer  und  die  Herren  Dr.  Proll   und  Forchhammer   (in    den   Partien   der 


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Edgar  Istel,  Die  Cornelins-Feier  in  Weimar.  405 

beiden  Graf  en  von  Helfenstein)  mit  aller  Anerkennung  zu  nennen  sind. 
Neben  den  Solisten  des  Festes  (soweit  sie  nicht  schon  erwahnt):  den  treff- 
lichen  Geigern  Heermann  und  Marteau,  Fr&ulein  Nast-Dresden,  Breitenfeld, 
Forchhammer  und  Sistermans  als  Vokalsolisten ,  dem  Quartett  Heermann, 
Rebner,  Kuchler  und  Hugo  Becker;  Hofmusiker  Gland-Meiningen  und  den 
Blasern  des  Theaterorchesters  gebuhrt  besonders  dem  Frankfurter  Opern- 
(MuseumB-)Orch ester  rtickhaltloses  Lob.  Das  treffliche  Ensemble  hat 
kiinstlerisch  das  Schonste  geleistet,  und  zu  dem  vollen  Gelingen  des  Festes 
gut  zur  Halfte  beigetragen. 

Frankfurt  am  Main.  Hans  Pohl. 


Die  Cornelius- Feier  in  Weimar. 

(9.  und  10.  Juni  1904.) 

Es  war  am  15.  Dezember  1858,  da  sank  die  Hochburg  neudeutscher 
Musik,  die  Franz  Liszt,  der  edle  Beschiitzer  aller  Grofien  und  Verkannten, 
errichtet  hatte,  dahin  an  den  geheimen  B&nken  elender  Gegner,  die  ihm  offen 
entgegenzutreten  nicht  wagen  durften.  So  mufite  denn  die  TJrauffuhrung  des 
>Barbier  von  Bagdad «  von  Peter  Cornelius,  des  liebenswurdigen,  Kescheidenen 
Jungers  seines  groBen  Meisters,  des  feinsinnigen  Dichterkomponisten ,  den 
Vorwand  zu  einem  unerhorten  Theaterskandal  abgeben:  eine  bestellte,  wohl- 
organisierte  Opposition  brachte  das  lebensvolle  Werk  zu  Fall,  und  Liszt, 
erbittert  fiber  die  seinem  Schiitzling  angetane  Schmach,  legte  den  Taktstock 
fur  immer  nieder.  Auf  ewig  begraben  schien  das  Meisterstuck  musikalisch- 
komischer  Feinkunst,  und  sein  Schdpfer,  in  Wien  bald  dem  bittersten  Elend 
preisgegeben,  wurde  in  Bahnen  gedr&ngt,  die  seiner  humorvollen  Eigenart 
weit  weniger  entsprachen. 

Spat,  sehr  spat  erst  entsann  man  sich  des  kostlichen  Werkes.  Felix 
Mottl  war  es,  der,  entzuckt  von  dem  ihm  durch  Standthartner  tibermittelten 
Klavierauszug,  Ende  der  70 er  Jahre  als  Jiingling  den  festen  EntschluB 
faBte,  dem  Werke  zum  Sieg  zu  verhelfen,  und  bald  sollte  ihm  die  neu- 
gewonnene  Karlsruher  Stellung  Gelegenheit  zur  Ausfiihrung  dieses  Vorsatzes 
gew^hren.  In  der  Tat  beginnt  mit  diesem  Eingreifen  Mottl's,  das  nicht 
hoch  genug  eingeschatzt  werden  kann,  die  "Wendung  im  Schicksal  der  Corne- 
lianischen  Werke.  Jetzt  erst  erhielt  der  Name  Cornelius  in  der  musi- 
kalischen  Welt  eine  Stellung,  die  ihm  lange,  viel  zu  lange  vorenthalten 
worden  war.  Aber  selbst  tiber  das  Grab  hinaus  waltete  ein  schmerzliches 
Verhangnis.  Mottl,  ganz  und  gar  im  sinnbestrickenden  Zauber  der  Wagner- 
schen  Farbengebung  befangen,  hatte  bei  aller  Liebe  fur  Cornelius  keinen 
Sinn  fur  den  keuschen  Reiz  dieses  intimen  musikalischen  Lustspiels,  ihm 
(und  auch  Liszt,  auf  dessen  Anregung  Mottl's  Bearbeitung  zuriickzufuhren 
ist)  deuchte  die  Instrumentation,  die  tatsachlich  manche  durch  mangelnde 
Orchesterpraxis  hervorgerufene  Ungeschicklichkeiten  enthalt,  zu  einfach,  und 
so  hiillte  er  das  Werk  in  das  Prunkgewand  des  Wagner' schen  Orchesters. 
Das  war  im  Jahre  1881 ,  zu  einer  Zeit ,  wo  der  Genius  des  Bayreuther 
Meisters   ubermachtig    alles  in  seinen  Bann  zwang.     Heute  indes  haben  wir 


D$ftz*ed  by  G00gle 


406  Edgar  Istel,  Die  Cornelius-Eeier  in  Weimar. 

gliicklicherweise  —  zum  Teil  auch  durch  intensiveres  Studium  der  musik- 
geschichtlichen  Entwicklung  —  den  Sinn  fur  Einfachheit  wieder  gewonnen ,  wir 
sind  in  musikalisohen  Dingen  viel  toleranter  geworden  und  erkennen  jeder 
echten  Personlichkeit  das  Becht  eines  individuellen  8 tils  zn.  DaB  aber 
Mottl  eine  heute  nicbt  mehr  gutzuheiBende  Stilmischung  mit  der  Barbier- 
bearbeitnng  vollflihrte,  daB  er  aus  einem  in  seiner  anspruobslosen  Feinbeit 
entzilckenden  Genrebildchen  ein  pompftses  Alfrescogemalde  machte,  dieser 
Vorwurf  kann  ibm  leider  nicht  erspart  bleiben. 

Das  Weimarer  Fest  hat  nun,  zum  ersten  Male  seit  jenem  verhangnis- 
vollen  Dezembertag,  die  bis  jetzt  fast  verschollen  gewesene  Originalpartitur  *), 
einer  Anregung  Max  Hasse's  folgend,  wieder  ins  tonende  Leben  zuriick- 
gerufen  und  damit  eine  alte,  aber  nicbt  verjahrte  Ebrenscbnld  abgetragen; 
auch  der  »Cid«  ,  Cornelius'  zweites,  ernstes  Biihnenwerk,  1865  zum 
ersten  Male  in  "Weimar  aufgefuhrt,  kam  genau  in  der  Originalgestalt ,  ohne 
Hermann  Levi's  Bearbeitung,  wieder  zur  Auffiihrung.  Fragen  wir  uns  nun, 
was  das  fur  beide  Werke  bedeute ,  so  miissen  wir  sagen ,  da£  tatsachlich  der 
>Barbier<  eine  so  radikale,  allerdings  aber  auch  glanzende  Neuinstrumentierung, 
wie  sie  ibm  Mottl  verlieh,  entbehren  kann;  ja,  die  Feinbeit  der  Komik  in 
der  Dicbtung  kommt  in  der  zarten  Originalinstrumentation  weit  besser  zur 
G-eltung  als  bei  Mottl,  der  freilicb  witziger  instrumentiert.  Allein  genau  in 
der  Urform,  wie  man  das  Werk  in  Weimar  auffuhrte,  balte  icb  es  nicbt 
fiir  lebensfahig.  Denn  erstens  werden  uns  selbst  die  begeistertsten  Cornelius- 
puristen  nicbt  einreden  konnen,  daB  gewisse  Stellen  (namentlich  im  zweiteu 
Akte)  >klingen«.  Hier  blieb  ersicbtlicb  das  Konnen  des  jungen  Meisters 
nocb  binter  seinem  Wollen  zurlick  —  und  Cornelius  selbst  batte  kurz  vor 
seinem  Tode  auch  die  feste  Absicht,  den  »Barbier«  umzuarbeiten.  Es  werden 
also  alle  einsicbtigen  Dirigenten  zweifellos  zu  Betouohen  schreiten  miissen,  wenn 
man  es  nicht  vorzieht,  von  einer  anerkannten  Autoritat  gleich  von  vornherein 
diese  (sehr  diskret  auszuffthrenden)  Betouchen  machen  zu  lassen.  Andern- 
falls  setzt  man  sich  der  sicheren  Gefahr  aus,  daB  jeder  Taktschlager  einer 
Opernschmiere  an  diesem  Meisterwerk  auf  eigene  Faust  herumpfuscbt ,  was 
viel,  viel  schlimmer  ware  als  eine  Auffiihrung  nach  der  wenn  auch  etwas 
iibertrieben,  aber  doch  meisterhaft  instrumentierten  Mottl'schen  Partitur. 
Diese  hat  Ubrigens  fiir  groBe  Theater  unleugbare  Vorteile,  wahrend  intime 
Baume  (wie  das  Weimarer  Hausj  gerade  mit  der  Originalpartitur  auBerst 
gliicklich  fahren.  Aber  es  gilt  noch  einen  zweiten  Punkt  zu  berucksichtigen. 
Mottl,  der  groBe  Biihnenpraktiker ,  hat  eine  Beihe  von  auBerst  geschickten 
Kiirzungen  vorgenommen,  die  dem  Werk  bei  der  lebendigen  Auffiihrung  nur 
zum  Vorteil  gereichen.  Diese  Striche  miissen  zum  allergroBten  Teile  bei- 
behalten  werden,  wenn  anders  das  Werk  nicht  einen  erheblichen  Teil  seiner 
dramatischen  Kraft  einbiiBen  soil.  Das  gleiche  gilt  fur  den  >Cid«,  doch 
halte  ich  hier  iiberhaupt  ein  Abweichen  von  der  Levi'schen,  auBerst  diskreten 
und  stets  stilvollen  Bearbeitung  fiir  gefahrlich:  den  Beweis  hat  die  Weimarer 
Auffiihrung  des  Werkes  geliefert2).  Aber  all  diese  kleinen  Schwachen  der 
beiden    Opern,    leicht    zu    beseitigen    durch  routinierte  Dirigenten,    werden 


1)  Mit  ihr  auch  die  urspriingliche,  sehr  einfache  H-moll-Ouverture,  die  Oornehus 
spater  durch  eine  viel  wirkungsvollere  in  D-dur  ersetzte. 

2)  An  dieser  Stelle  sei  der  hervorragenden  Wiedergabe  beider  Werke  unter  Hof- 
kapellmeister  Krzyzanowski  riihmend  gedacht.  Fast  unubertreffliche  Leistungen  boten 
Frau  Krzyzanowski-Doxat  ah  Chimene  und  Herr  Gmiir  als  >Barbier€. 


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Alfred  HeuB,  Heinrich  Albert.  407 

tausendfach  wett  gemacht  durch  die  bluhende  Fulle  der  melodischen  und 
harmonischen  Erfindung,  sowie  der  dichterischen  Schonheit.  Welch  eigen- 
standiger  Kttnstler  Cornelius  gewesen,  der  sich  als  einziges  Talent  neben 
dem  groBen  Genie  Wagner's  selbstandig  zu  behaupten  vermochte,  ja,  in 
seinem  »Barbier«  dem  Meister  sogar  stilistisch  auf  musikaHsch-komischem 
Gebiet  voranschritt ,  —  das  zeigte  sich  wieder  so  recht  bei  diesem  Fest. 
Und  wenn  nach  dem  >Barbier«  viertelstundenlanger ,  geradezn  unerhorter 
Beifall  denselben  Saal  durchbrauste ,  der  einst  von  dem  Zischen  einer  elenden 
Clique  erfullt  war,  so  muBte  man,  als  schliefilich  der  Sohn  des  Meisters  tief- 
bewegt  zum  Dank  erschien,  mit  Wehmut  daran  denken,  daB  es  dem  Schopfer 
dieser  herrlichen  Werke  nie  vergonnt  war,  zu  auBerer  Anerkennung  bei  Leb- 
zeiten  zu  gelangen.  Nur  seine  Freundin,  Frau  v.  Milde,  Cornelius'  an- 
gebetete  Rosa,  die  er  so  herrlich  in  Reim  und  Ton  gefeiert,  sie,  seine  erste 
Margiana,  hatte  noch  die  Genugtuung,  den  spa  ten  Erfolg  des  Werkes  mit- 
zuerleben,  und  es  mag  ihr  wohl  gar  eigen  zu  Mute  gewesen  sein,  als  sie 
des  Paul  Heyse'schen  Prologs  Worte  vernahm: 

So  lebe  fort,  und  hier  auf  dieser  Blihne, 
Wo  Deiner  Gaben  Wert  man  einst  verkannt, 
Sei  Dir  der  Kranz  geweiht,  der  immergriine, 
Den  Dir  die  Nach  welt,  die  gerechte,  wand. 

Munchen.  Edgar  1st  el. 


Heinrich  Albert. 

»Arien.c 

Denkmaler  deutscher  Tonkunst.     Erste  Folge.     Zwolfter  and  dreizehnter  Band.     Heraus- 

gegeben  von  Eduard  Bernoulli.     Mit  Einleitang  von  Hermann  Kretzscfcmar. 

Breitkopf  und  Hartel,  Leipzig,  1904. 

Am  8.  Juli  kehrt  zum  300sten  Male  der  Geburtstag  eines  deutschen  Meisters  wie- 
der,  der  eine  Kunstgattung  begrunden  half,  die  in  der  heutigen  musikalischen  Praxis 
nicht  nur  am  meisten  gepflegt  wird,  sondern  auch  die  —  bei  der  allgemein  zngegebe- 
nen,  jedenfalls  allgemein  gefuhlten  gegenw'artigen  musikalischen  Stockung  —  selbstan- 
digste  und  charaktervollste  Produktion  aafweist,  der  300.  Geburtstag  Heinrich  Albert's, 
des  eigentlichen  Begriinders  des  deutschen  begleiteten  Sololiedes.  Als  solcher  h'atte 
Albert  das  Anrecht,  in  Deutschland  allgemein  gefeiert  zu  werden.  Denn  das  Lied  ist 
mit  der  immerhin  internationalen  Suite  die  originalste  oder  vielmehr  die  einzige  ori- 
ginale  deutsche  Schopfung  auf  dem  Gebiete  der  weltlichen  Musik,  indem  Deutschland  die 
anderenMusikgattungen,Oper,  Oratorium,Sinfonie,Konzert  usw.  vom  Ausland  ubernahm ; 
das  zeigt  sich  alles  schon  rein  auCerlich  —  vielleicht  aber  auch  erst  recht  innerlich  — 
darin,  daB  auBer  dem  Namen  >Lied«  keine  einzige  Musikform  einen  echt  deutschen 
Namen  tragt,  wahrend  wieder  umgekehrt  kein  romanisches  Yolk  etwas  aufweisen 
konnte,  was  mit  >Lied«  genau  iibereinstimmen  wiirde,  es  sei  denn  als  Folge  des 
deutschen  Liedes.  Zwar  ist  auch  das  deutsche  Sololied  unter  dem  EinfluB  der  italie- 
nischen  Monodie  entstanden,  eine  Begleiterscheinung  derselben,  aber  wie  die  Deutschen 
diese  neue  Gattung  anfaBten,  zeigt  deutlich,  daB  sie  sehr  bald  auf  eigenen  FiiBen  stan- 
den  und  sich  von  auBen,  in  erster  Linie  von  Italien,  nur  indirekt  beeinflussen  lieBen, 
was  sich  aus  verschiedenen  Grunden  herschreibt.  Einmal  wirkte  die  Sprache  mit,  die 
verbot,  daB  man  sich  so  ohne  weiteres  in  den  EinfluB  des  Aualandes  begab,  ein  Bollwerk, 

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408  Alfred  HeuB,  Heinrich  Albert. 

das  der  Instrumentalmusik  fehlte,  weshalb  denn  auch  Deutschland  die  groBen  Instru- 
mentalformen  durchaus  vom  Ausland  bezog,  indem  die  deutsche  Suite  nie  zu  groBen 
Formen  gelangte.  Ferner  muB  als  wesentlicher  Faktor  gelten,  daB  die  Pfleger  des 
deutschen  Liedes  in  erster  Lime*  kleine  Leute  waren,  die  mit  der  italienischen  Produktion 
nicht  in  Fiihlung  standen,  wie  dies  bei  den  groOen  Meistern  dieser  Zeit  der  Fall 
war.  Albert  ist  wohl  unstreitig  derjenige  deutsche  Liedkomponist  seiner  Zeit,  der  am 
meisten  mit  der  italienischen  Kunst  Verbindung  hatte,  und  seine  Bedeutung  schreibt 
sich  nicht  am  wenigsten  daher.  >Als  fur  ficrrliche  und  geistreiche  Compositiones  aus 
Italien  [welches  bUlich  die  Muticr  der  edler  Musik  xu  nennen)  xu  uns  gelangen,  sehe 
ich  offtermals  mit  hochster  Venmnderung  an*,  gesteht  Albert  in  der  Vorrede  zum 
sechsten  Teil  seiner  >Arien«  selbst,  wo  er  auch  von  seinem  Vetter1)  Heinrich  Schutz 
bench tet,  der  ihm  Kompositione.n  zum  Studium  anvertraut  hatte  und  *der  seme  hohe 
Wissenscliaft  aus  dahero,  besonders  von  dem  furtrefflichen  Johann  Gabrieli  geholet*. 
Was  aber  dem  deutschen  Sololied  im  17.  Jahrhundert  sein  Geprage  gibt,  ist  sein  Ent- 
stehen  in  den  fteihen  der  deutschen  Studentenschaft,  es  ist,  wie  Kretzschmar  einmal 
iiberaus  treffend  und  fein  bemerkt,  ein  »Studentenkind«.  Auch  Albert  verdankte  seine 
ersten  Anregungen  seinen  Studentenjahren,  sagt  er  doch  in  der  Vorrede  zum  zweiten 
Teil,  daB  die  meisten  Melodien  in  seinen  Studentenjahren  >verfertiget«  worden  seien. 
Und  ohne  die  deutsche  Studentenschaft  ware  der  erste  Klassiker  des  deutschen  Liedes, 
AdamKrieger,  gar  nicht  denkbar.  Der  8.  Juli  ware  somit  der  schonste  Ehrentag  der 
deutschen  Studentenschaft,  denn  mit  nichts,  oder  hochstens  mit  der  Pflege  der  Instru- 
mentalmusik  in  den  hauptsachlich  von  Studenten  begriindeten  collegia  musica  haben 
die  Studenten  tiefer  nicht  nur  in  die  Musik,  sondern  auch  in  die  Kulturgeschichte  des 
deutschen  Volkes  eingegriffen  als  mit  dem  deutschen  Sololied.  Schwerlich  sind  sich 
die  heutigen  deutschen  Studenten  ihrer  fruheren  hohen  kiinstlerischen  und  kulturellen 
Mission  bewuBt,  und  der  8.  Juli  d.  J.  wird  wohl  so  ziemlich  sang-  und  klanglos 
vorbeigehen.  1st  doch  der  musikgeschichtliche  Sinn  auch  an  Universitaten  erst  im  Er- 
wachen  begriflfen,  so  daB  es  gerade  hierin  noch  ungemein  zu  tun  gibt.  Ob  einmal 
die  300.  Wiederkehr  des  Todestags  Albert's  die  deutschen  Studenten  »geriistetc  iinden 
wird?    "Wir  wollen  es  hoffen. 

Albert's  Arien,  die  jetzt  im  Neudruck  vorliegen,  erfordern  eine  Menge  von 
Spezialuntersuchungen.  In  der  prachtigen,  lebensvollen  Einleitung  Kretzschmar's,  die 
fur  Literarhistoriker  ebenso  wichtig  ist  wie  fur  Kultur-  und  Musikhistoriker,  werden 
solche  auch  nach  verschiedenen  Seiten  hin  angeregt.  Albert  ist  zwar  weder  in  der 
Musik-  noch  Literaturgeschichte  ein  homo  novus,  ist  sogar  seit  Winterfeld  eine  urn- 
strittene  GrbBe,  und  absichtlich  betont^  die  Einleitung,  daB  erst  die  Neuausgabe  Albert 
zur  allgemeinen  Geltung  bringen  werde.  Hier  ist  es  vor  allem  notwendig,  daB  Stim- 
men  iiber  Albert  laut  werden,  denn  Albert  gehort  absolut  nicht  zu  jenen  Meistern, 
die  sich  heute  leicht  innerlich  erschlieBen;  man  wird  sich  tiber  seine  musikgeschicht- 
liche Bedeutung  eher  einigen,  als  tiber  seine  spezifische  Bedeutung  als  Eomponist. 
Der  nicht  historisch  Geschulte  und  mit  der  Liedproduktion  des  17.  Jahrhunderts  nicht 
gut  Vertraute  wird  auch  gut  daran  tun,  mit  seinem  Urteil  tiber  Albert  sehr  vorsichtig 
zu  sein.  Nahme  jemand  ohne  wei teres  die  Lieder  des  schon  genannten  Adam  Krieger, 
eines  der  kraftvollsten  und  geschmeidigsten  Liedertalente,  die  es  uberhaupt  gab,  zum 
Vergleich  mit  denen  Albert's  zur  Hand,  er  wtirde  das  richtige  Verhaltnis  zu  Albert 
nicht  finden  konnen.  Wohl  erst  wer  sich  auBer  mit  Krieger  auch  mit  den  anderen 
Liederkomponisten  besch'aftigt  hat,  wird  von  diesem  doppelten  Standpunkt  aus  Albert 
annahernd  richtig  einschatzen  konnen.  Von  den  Fragen,  die  sioh  da  erheben,  scheint 
mir  eine  der  wichtigsten  und  zugleich  interessantesten  die  Formfrage.  Sie  gehort 
zu  den  »exakten«  Fragen,  aber  die  Resultate,  die  mit  ihrer  Inangriffnahme  gelost 
werden  konnen,  greifen  so  in  das  Innere  tiber,  daB  sie  bedeutenden  Wert  erhalten. 
Wie  bildet  sich  die  Liedform  des  17.  Jahrhunderts  aus?  Als  vorlaunges  Endziel  muB 
man  hierin  Adam  Krieger  ansehen;  wieder  20  Jahre  spater  hat  sich  das  Liedideal  der 

1)  Schutz  ist  nicht  der  Onkel  Albert's,  sondern  die  beiden  Ktinstler  Bind,  wie  die 
Einleitung  der  Ausgabe  nachweist,  Geaehwisterkinder. 

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Alfred  HeuB,  Heinrich  Albert.  409 

Krieger'schen  Periode  auch  in  formeller  Beziehung  wieder  verruckt.  Bei  Albert  ist 
-das  ebenso  Interessante  wie  Wichtige,  daC  noch  die  verschiedensten  Liedstilarten  mit- 
•einander  kampfen,  welche  in  der  Einleitung  klar  gekennzeichnet  sind.  Herausgreifen 
muB  man  diejenige,  welche  >Schule<  machte.  In  letzter  Instanz  geht  sie  auf  die 
Beriicksichtigung  des  Reimes  zuriick,  die  in  Verbindung  mit  ganz  bedeutenden 
instrumentalen  Einfliissen  immer  klarer  ein  Formprinzip  herausbildet,  das  in  Volks- 
liedern  des  15.  und  16.  Jahrhunderts  zu  finden,  in  den  kunstvollen  mehrstimmigen 
Oesangen  der  zweiten  Halfte  des  16.  und  am  Anfange  des  17.  Jahrhunderts  immer 
weniger  zu  treffen  ist.  Bei  Schein  trifft  man  es  nur  vereinzelt.  Der  neue  Stil,  die 
Monodie,  die  im  Grunde  genommen  eine  ganz  ungemeine  Popularisierung  der  Musik 
iiberhaupt  bringt,  greift  #  darauf  wieder  stark  zuriick.  Monteverdi's  Scherxi  musical  i 
aind  wohl  die  ersten  AuCerungen  hierin.  Sie  haben  auch  in  Albert's  Arien  den 
klarsten  Niederschlag  gefunden.  Sliicke  wie  Nr.  23  des  ersten.  Nr.  10  und  besonders 
Nr.  11  des  dritten  Teils  sind  beinahe  direkte  Kopien  von  MonteverdTschen  Scherzi. 
Sogar  in  Einzelheiten,  der  Dreistimmigkeit,  der  leichten,  kunstlosen  Stimmenfuhrung, 
dem  Hhythmus,  bei  Nr.  11  dem  dreistimmigen  Ritornell  stimmen  sie  iiberein.  Auch 
in  diesen  Liedern  liegt  das  »Konstruktionsgesetz«  (Einleitung  S.  XIX),  dem  spater 
Krieger  seine  klassischen  Formen  verdankt,  wo  es  dann  allerdings  in  einer  Freiheit 
und  Mannigfaltigkeit  auftritt,  die  man  erst  voll  erkennen  wird,  wenn  Krieger's  Arien 
im  Neudruck  vorliegen.  Mit  der  Nutzanwendung  dieses  Gesetzes  gelangt  man  zu  den 
interessantesten  Ergebnissen,  und  zugleich  hilft  sie  die  Liedtechnik  des  deutschen 
Liedes  im  17.  Jahrhundert  ergriinden,  wofur  hier  allerdings  kein  Raum  ist.  Albert 
ist  deshalb  wichtig,  weil  sich  bei  ihm  die  spater  allgemein  eingebiirgerte  Liedtechnik 
in  den  verschiedensten  Starkegraden  zeigt.  Teilweise  stellt  er  sie  bereits  auf  die 
Spitze  und  wird  schablonenhaft.  Man  vergleiche  das  19.  Lied  des  ersten  Teils;  hier 
ist  das  ganze  Lied  nach  dem  Schema  der  beiden  ersten  Verse  aufgebaut,  so  daB  es 
sehr  niichtern  wirkt.  Ob  eventuell  der  Text  den  AnlaB  hierzu  gegeben  hat,  muB  un- 
^ntschieden  bleiben.  Wie  kiinstlerisch  frei  aber  Albert  auch  mit  diesem  Gesetz  urn- 
gehen  konnte,  dafur  liefert  das  allererste  Lied  ein  schones  Beispiel,  namlich  in  betreff 
der  Betonung,  die  ebenfalls  ein  sehr  interessantes  und  vielfach  miBverstandenes 
Xapitei  in  dem  Lied  des  17.  Jahrhunderts  ist.  Man  mu6  hierzu  die  kleineren  Lied- 
komponisten  kennen,  um  Albert  richtig  einzusch'atzen.  Ein  solcher  hatte  den  dritten 
Vers,  der  mit  dem  zweiten  in  Ubereinstimmung  gebracht  worden  ist,  folgendermaCen 
beantwortet : 

2.  Vers. 


gi-7z@ir.j-^--zgz^z^B££J 


E 


So     lan-ge    wir       im      Le  -  ben    sein! 
3.  Vers. 

3n «^ *m 


± 


~^SJ. 


X: 


Viel-leichtbrichtjetzt    der    Tod  her -ein; 
Albert  beantwortet  aber: 


i 


m. 


Viel-leicht  bricht jetzt  der     Tod    her  -  ein; 

Worauf  es  Albert  ankam,  sieht  man  ohne  weiteres;  das  wichtige  >Tod  herein* 
cnuGte  gedehnt  werden,  daher  die  Freiheit,  die  er  sich,  ohne  das  Gesetz  aufzuheben, 
erlaubt.  Derartige  Feinheiten  in  der  Deklamation  finden  sich  h'aufig,  es  muB  nur  noch 
gesagt  werden,  daG  wir  mit  den  Taktstrichen  nicht  in  moderner  Weise  umgehen  diirfen 
(Einleitung  S.  XIX),  weil  sich  dadurch  erst  die  richtige  Art  der  Betonung  erschlieGt. 
Indes,  auf  dies  und  vieles  andere  kann  hier  nicht  naher  eingegangen  werden. 


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410  Musikberichte. 

Nur  noch  einige  Worte  iiber  Albert  als  Komponisten  im  allgem  einen.  Albert  ist 
in  seinem  Ausdruck  nicht  besonders  vielseitig,  insbesondere  ist  er  in  seinen  AuBerungen 
der  Freude  ziemlicb  beschrankt.  Man  bekommt  hier  einen  MaBstab  in  die  Hand,  wenn 
man  ihn  mit  Krieger  vergleicht.  Ein  so  feines  Differenzierungsvermogen,  ein  Be- 
herrschen  des  Frohlichen  und  Traurigen  in  den  verschiedensten  Abstufungen  wie  bei 
diesem  Liedmeister  trifft  man  bei  Albert  nicht.  Hochste  Lust  und  tiefste  Trauer,  das 
>Himmelhochjauchzend,  zum  Tode  betrubtc,  ist  ihm  nicht  gegeben.  Noch  ofiters  ist 
sein  Ausdruck  noch  nicht  scharfer  prazisiert,  so  daB  erst  ein  sehr  uberlegter  Vortrag 
solchen  Liedern  den  richtigen  Ausdruck  verschaffen  kann.  So  fallt  es  deshalb  auch  gar 
nicht  besonders  auf,  daB  das  1.  Lied  mit  dem  13.  des  ersten  Teils  beinahe  identisch 
ist,  dort  aber  einen  ausgesprochen  geistlich-ernsten,  hier  einen  weltlich-frohlichen  Text 
tragt ;  denn  die  Parodie  (Nachahmung)  ist  durchaus  ernsthafb  gemeint.  Was  aber  Albert 
in  reichem  MaBe  besitzt,  iBt  Gefuhlsinnigkeit.  Die  schonsten  Proben  bieten  die  hau- 
figen  Vorjahrs-  und  'ahnliche  Liedlein.  Eine  kraftige  Melancholie  gibt  vielen  Liedern 
wieder  ein  ganz  eigenartiges  Geprage;  sie  liegt,  trotz  der  ernsten  Zeit,  weniger  in 
dieser  selbst,  als  in  Albert  wie  auch  den  Texten,  die  nirgends  burschikose  Frohlich- 
keit  ausstromen.  Ausgesprochene  Trinklieder  fehlen  z.  B.  beinahe  ganz,  indem  I.  19 
und  25  eine  Ausnahme  bilden  und  musikalisch  keinen  pragnanten  Ton  aufweisen.  Der 
klassische  Verherrlicher  des  Trankes  in  "Wort  und  Ton  sollte  erst  koinmen,  Adam 
Krieger. 

Es  ware  unrecht,  wiirde  auch  hier  nicht  auf  die  mehrstimmig  gesetzten  Liederf 
die  zu  einem  groBen  Teile  Bearbeitungen  einstimmiger  sind,  hinge wiesen  werden.  Sie 
zeigen  vor  allem,  daB  Albert  trotz  seiner  Versicherung,  »nicht  von  Jugend  auf  in 
dieser  Kunst  erxogen,  noch  einige  Qedanken  ge/tabt,  hievon  Profession  %u  machen*,  ein 
Meister  des  mehrstimmigen  Satzes  ist,  in  dessen  Behandlung  er  einer  frttheren  Zeit 
ganz  die  H'ande  reicht,  daB  man  sich  in  manchen  Gesangen  kaum  des  Gedankens  er- 
wehren  kann,  Albert  archaisiere  absichtlich.  Man  kann  als  passendste  Beispiele 
Nr.  2  und  4  des  funften  Teils  anfiihren,  die  nur  Dreiklange  verwenden.  Insbesondere 
Kirchenchore  werden  in  Albert's  Arien  sehr  viel  Passendes  finden. 

Die  Ausgabe  ist  sorgfaltig  von  Ed.  Bernoulli  besorgt  worden ;  zu  bedauern  bieibt, 
daB  die  Texte  nicht  hinter  die  betreffenden  Lieder  gesetzt  sind,  sondern  separat.  Za 
der  Einleitung  Kretzschmar's  ist  noch  nachzuholen,  daB  sie  auch  eine  wertvolle  Bio- 
graphie  mit  manchen  neuen  Ergebnissen  bringt.  Die  Aussetzung  der  Continuostimme 
stammt  von  Ferd.  Thieriot;  waren  die  von  Albert  in  der  Vorrede  zum  zweiten  Teil 
der  Arien  gegebenen  kurzen  aber  scharfen  GeneralbaBbemerkungen  starker  beriick- 
sichtigt  worden,  so  wiirde  der  damaligen  Sitte  des  GeneralbaBspiels  vielfach  besser  ent- 
sprochen  worden  sein. 

Leipzig.  Alfred  Heufl. 


Musikberichte. 


Dresden.  Im  Koniglichen  Opernhause  wurde  bis  zu  Beginn  der  Ferien  noch 
riistig  weiter  gearbeitet.  Seine  erste  hiesige  Auffuhrung  erlebte  >Das  Gliick« 
—  ein  Tonmarchen  in  einem  Akt  von  Theodor  Kirschner  mit  der  Musik  von 
Rudolph  von  Prochazka.  Das  Gliick  kommt  in  der  Gestalt  einer  reizenden  Fee 
auf  der  Flucht  vor  der  Gier  der  Menschen  zu  Winfried  dem  Einsiedler,  der  zunachst 
erschrocken  vor  der  verfiihrerischen  Erscheinung  zuriickweicht,  sich  dann  aber  duroh 
ihre  riihrende  Klage  bereit  finden  laBt,  ihr  zu  helfen.  Er  1'aBt  sie  Monchskleidung  an- 
legen,  und  nun  jagt  die  wilde  Menge  am  —  Gliick  vorbei.  Zum  Dank  verwandelt  die 
Fee  den  Wald  in  einen  blutenreichen  Hain  und  verheiBt  ihrem  Better  Macht,  Sch'atze 


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Musikberichte.  411 

and  Tugend,  Doch  will  er  nicht  noch  einmal  erleben,  was  l'angst  hinter  ihm  liegt, 
und  wtinscht  sich  —  das  Allerbeste.  Das  soil  ihm  zuteil  werden,  wenn  er  sie  kiiOt. 
Vor  dieser  Siinde  flieht  er  davon.  Doch  treibt  ihn  die  Unruhe  zuriick,  und  er  raubt 
der  schlafenden  Fee  den  Kufi.  der  ihm  nun  das  Allerbeste  bringt  —  den  Tod. 

Diese  stimmungsvolle  Dichtung  ist  wohl  bUhnenf  ahig  und  verlangt  auch  nach  musi- 
kalischer  UnterstQtzung.  Auch  hat  der  Komponist  an  vielen  Stellen  die  richtigen  Tone 
in  geschickter  Weise  getroffen;  aber  es  ist  ihm  zu  viel  Musik  entschlUpft.  Er  h'atte 
dem  gesprochenen  Wort  mehr  Spielraum  lassen  sollen.  Humperdinck's  »Dornroschen« 
ware  hier  ein  richtiges  Vorbild  gewesen.  —  Die  Auffuhrung  mit  Frau  Wit  tig  als 
»das  Gliickc  und  Herrn  Perron  als  »Winfried«  gelang  unter  der  sicberen  Leitung 
des  Hofkapellmeisters  Ha  gen  recht  gut. 

Einige  Tage  spater  zogen  »die  Italiener*  in  das  Konigliche  Opernhaus  ein.  Das 
war  ein  merkwurdiger  Vorgang,  die  echte,  legitime  Geburt  einer  merkwurdigen  Re- 
klame.  Es  wurde  >Rigoletto«  gegeben,  und  ein  >Direttore  d1  Orchestra:  Maestro 
Arturo  Vigna*  schlug  und  stampfte  den  Takt.  Dieser  Kapellmeister  hat  vor  einiger 
Zeit  in  Berlin  Aufsehen  erregt  und  wurde  von  dort  aus  als  eine  Besonderheit  ange- 
prie8en.  Eine  solche  besitzt  er;  denn  so  wutet  kein  anderer  Dirigent  am  Pult  herum. 
Fur  sein  Auftreten  im  hiesigen  Opernhause  h'atte  man  ihm  nur  vorher  einen  guten 
Rat  geben  sollen:  nach  jeder  Richtung  hin  etwas  mehr  Hochachtung  vor  der  Konig- 
lichen  Kapelle  zu  empfinden  und  zu  zeigen ;  denn  eine  Korperschaft  von  dieser  kiinst- 
lerischen  Bedeutung  verdient  nicht  wie  eine  Schiilerklasse  behandelt  zu  werden.  AuBer 
ihm  ersohienen  noch  vier  ltaliener  an  jenem  Abend:  Euriso  Caruso,  der  eine  sym- 
pathische  Stimme  besitzt,  mit  seinen  Mitteln  sehr  gut  Haus  zu  halten  versteht  und 
verstandnisvoll  phrasiert,  Regina  Tinkert,  Ernesto  Tignataro  und  Vittorio 
Arimondi.  —  Die  letzteren  drei  Mitwirkenden  haben  nur  bewiesen.  daB  es  mit  dem 
Italienischsingen  in  Italien  heute  nicht  besser  und  auch  gerade  nicht  schlechter  bestellt 
ist  als  in  Deutschland  selbst.  Die  hiesigen  Krafte,  wenigstens  die  sonst  diese  Rollen 
wiederzugeben  haben,  stehen  turmhoch  iiber  jenen  G'asten. 

Die  Auffuhrung  der  »  Norma*,  die  etwa  14  Tage  spater  stattfand,  bewies,  daB 
Herr  Ernst  von  Schuch  eine  italienische  Partitur  genau  so  gut  kennt  wie  Maestro 
Vigna  und  sie  ebenso  warmbliitig  zum  Erklingen  zu  bringen  versteht.  ohne  daB  er 
dabei  in  die  ubertriebenen  h'aBlichen  und  storenden  Bewegungen  seines  italienischen 
Kollegen  gerat.  E.  ReuG. 

Krakan.  Die  letzte  Saison  begann  und  endete  mit  je  zwei  Orchesterabenden. 
Die  zwei  ersten  (Oktober  1903)  waren  von  der  >  Warschauer  Philharmonie*  unter  der 
Leitung  des  Herrn  Emil  Mlynarski  veranstaltet,  der  sich  als  sorgf altiger  und  routi- 
nierter  Dirigent  erwies,  leider  aber  ohne  Stilkenntnis  —  Beethoven  ist  ihm  ein  Buch 
mit  sieben  Siegeln  —  und  Temperament.  Begeistern  kann  er  jedenfalls  nicht.  Da- 
gegen  ist  sein  Orchester  gl'anzend;  das  darf  R.  StrauB,  A.  Nikisch,  E.  Grieg,  E.  Co- 
lonne,  L.  Mancinelli,  V.  d'Indy  best'atigen.  Gespielt  wurden  Werke  von  Beethoven 
(VII),  Berlioz  (»Rakoczy«),  Wagner  (>Tannhauserc-Ouverture),  Liszt  (E-dur-Polonaise), 
Saint  Saens  (Serenade),  Tschaikowski  (Suite  op.  43)  und  Richard  StrauB  (>Tod  und 
Verkl'arungc  —  zum  erstenmal  in  Krakau).  Die  polnische  Musik  war  mit  der  kost- 
lichen  Ouvertiire  »Winterm*archen«  von  Stanislaw  Moniuszko  (1820 — 1872,  dem 
Schopfer  der  polnischen  Oper  und  dem  besten  polnischen  Liederkomponisten),  ferner 
mit  Werken  von  Noskowski,  2elertski,  Paderewski  und  GroGmann.  Eine  Novitat 
von  Siegmund  Noskowski  (geb.  1846  in  Warschau)  hieB  >Aus  dem  Lebenc 
(sinfonische  Variationen;  und  fand  Beifall.  Noskowski  ist  ohne  Zweifel  der  meist- 
genannte  polnische  Komponist  der  Gegenwart.  Dem  erlauternden  Programme  nach 
sollen  sie  eine  Entwicklung  der  Menschheit  oder  richtiger  der  menschlichen  Gefiihle 
und  Instinkte  darstellen  (aurea  aetas,  Idyllenstimmungen,  Unruhen  und  bange  Ahnungen, 
Zwietracht  und  Kampf,  Tragisches  Ende,  Elegische  Stimmung,  Hoffnung  auf  bessere 
Zukunft).  Psychologisch  scheint  mir  das  Werk  nicht  einwandfrei  durchgefuhrt  zu  sein. 
Die  Variationen  stellen  Momente  oder  Charaktere  dar  (cf.  Elgar's  > Enigma*  oder 
StrauB'  »Don  Quixote*).  Eine  Entwicklung,  eine  Handlung,  ein  ProzeB  diirfen  wohl  nur 
in  einer  sinfonischen  Dichtung,  Ouvertiire  oder  mindcstens  in  einer  Sinfonie  dargestellt 

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412  Musikberichte. 

werden.  Dagegen  zeigt  das  Werk  in  bezug  auf  die  Instrumentation,  thematische  Arbeit 
und  eklatante  Harmonik  sehr  viel  Konnen.  Stilistische  Einheit  gibt  es  fretfich  darin 
nioht,  aber  im  ganzen  ist  das  Werk  wert,  im  Ausland  bekannt  zu  werden.  —  Die  zwei 
letzten  Orchesterkonzerte  arrangierte  die  *Ccch%8che  Phtiharmonie*  aus  Prag  unter 
GK  Adler's  Schuler  Dr.  Vilem  Zemanek.  Unter  seiner  einsichtsvolien  und  durchaus 
energischen  Leitung  wurden  gespielt:  Beethoven's  V.,  Berlioz's  >Benvenuto  Cellini*, 
Dvorak's  II.,  Tschaikowski's  VI.  Sinfonie,  Wagner's  »Siegfriedidyll«  und  >  Is  oldens 
Liebestod*,  zuletzt  R.  StrauB'  >Tod  und  Verklarungc.  Beethoven  und  Berlioz  wurden 
entzlickend  geleitet.  Berlioz  war  besonders  willkommen,  da  er  in  Krakau  fast  un be- 
kannt ist  und  sein  schopferisches  Talent  in  offentlichen  Vortragen  eines  Herrn  in  letzter 
Zeit  stark  heruntergezogen  wurde.  —  Ferner  spielte  (im  M'arzj  das  Konservatoriums- 
orchester  unter  der  Leitung  des  Herrn  Viktor  Barabasz  Werke  von  Wagner  (»Meister- 
einger«-Vorspiel;,  Handel,  Volkmann,  Mendelssohn  und  Noskowski.  Auch  die  Pro- 
duktionen  des  Chores  der  *Musikyesellschaft<  sind  immer  beachtenswert.  Viel 
schwacher  sind  die  Abende  der  Krakauer  Liedertafel  >Lutnia*.  —  Der  Konservatoriums- 
direktor  Ladislaus  Zeleriski  veranstaltete,  wie  alljahrlich  einen  Kompositionaabend. 
Immer  werden  dieselben  Sachen  von  Herrn  Zelenski  wiederholt.  Diesmal  horten  wir 
eine  Novit'at  (sogar  zweimal!)  namlioh  ein  Klavierkonzert.  Er  hat  dieselben  Merk- 
male,  welche  alle  Kompositionen  Zeleiiski's  tragen,  und  von  denen  wir  schon  in  unse- 
rer  >Zeitschrift«  (IV,  12  und  V,  lj  schrieben.  Wir  mtissen  nur  hinzufugen,  daB  wir  die 
Idee  nicht  gliicklich  finden,  einen  Satz  mit  einem  Walzer  (deus  ex  machinal)  zu  enden; 
kurzere  Kadenz,  weniger  Sequenzen  und  noch  weniger  Arabesken  und  Fiorituren 
konnten  dem  Werke  nur  zur  besseren  Aufnahme  helfen.  Einige  Male  gab  es  im  Stadt- 
theater  Opernvorstellungen,  in  denen  die  Konservatoriumszoglinge  sangen. 

Adolf  Chybinski. 
Leipzig.  Sehr  lehrreich  war  in  den  letzten  Wochen  ein  im  Neuen  Theater  ver- 
anstalteter  Weber-Zyklus.  DaB  6olohe  Zyklen  ihren  positiven  Wert  haben,  ist 
allgemein  bekannt  und  die  Theaterdirektoren  stellen  sich  im  ganzen  auch  nicht  schlecht 
dabei.  Da  zudem  im  Schauspiel  sich  gegenwartig  ein  immer  starkerer  Zug  zu  den 
klassischen  Meistern  konstatieren  laBt,  so  ist  es  nicht  uninteressant,  denselben  Zug- 
auch  in  der  Vorliebe  fur  altere  Opern  anzutreffen.  Ein  Mozart-Zyklus  war  neben  hier 
nicht  sehr  seltenen  Lortzing-Zyklen  ebenfalls  schon  in  Szene  gegangen,  und  so  sind 
wir  hier  mit  derartigen  Veranstaltungen  bereits  ans  Ende  gelangt,  da  Gluck's  Werke 
hier  seit  langem  gar  nicht  mehr  auf  dem  Repertoire  stehen,  fiir  eine  Universitatsstadt 
von  der  Bedeutung  Leipzigs  eigentiich  ein  unwiirdiger  Zustand.  Von  Weber  gab  es 
die  Musik  zu  Preziosa,  die  Opern  >Die  drei  Pintosc,  >Euryanthe«,  »Oberon«  und 
>Freischutz<  in  dieser  Reihenfolge.  Diese  ist  durchaus  willkurlich;  ware  man  nach 
inneren  Griinden  verfahren,  so  h'atte  unbedingt  die  Euryanthe  am  Schluase  stehen 
miissen,  denn  in  dramatischer  Hinsicht  bedeutet  der  Oberon  sicher  keinen  Fortschritt, 
und  der  Ausgangspunkt  fiir  die  moderne  Zeit  ist  ganz  unbedingt  die  Euryanthe.  Diese 
iiihrte  man  zudem  in  der  Bearbeitung  Mahler's  auf,  von  der  in  ausgezeichneter  Weise 
in  der  Zeitschrift  V,  5/6  die  Rede  war.  DaB  das  Werk  gewinnt,  ist  ganz  unzweifel- 
haft,  ebenso  daB  sich  der  Text  der  ungliickseligen  v.  Chezy  nie  ganz  retten  l'aBt.  Selbst 
wenn  man  sich  am  Dramatischen,  fur  das  die  Frauen,  wie  die  ganze  Literaturgeschichte 
zeigt,  absolut  keine  Veranlagung  zeigen,  auch  an  den  Theaterfiguren  von  schwarzem 
Bosewicht  und  weiBem  Engel  nicht  b to  Ben  will,  so  bleibt  doch  an  dem  Text  noch 
eoviel  hangen,  daB  man  zu  keinem  ruhigen  Cenusse  kommt.  Mozart,  der  viel  kritischer 
war  als  man  gewohnlich  annimmt,  hatte  diesen  Text  als  zu  albern  zuriickgewiesen. 
Von  den  ubrigen  Werken  interessierten  in  erster  Linie  die  drei  Pintos,  die  in  C.  v.  Weber 
und  Mahler  bekanntlich  die  vortrefflichen  Bearbeiter  der  Weber'schen  Entwurfe  ge- 
funden  haben.  Weniger  bekannt  durfte  sein,  daB,  wie  Mendel  berichtet,  auch  Weber's 
Freund  Meyerbeer  eine  Bearbeitung  im  Sinne  hatte.  Eigentiimlich,  daB  man  diese 
ausgezeichnete  komische  Oper,  wohl  die  beste  Studentenoper,  die  wir  (mit  Ausnahme 
von  >Hoffmann's  Erz"ahlungen«)  besitzen,  nicht  haufiger  hort.  AuBer  bei  dem  ganz 
schwachen,  aber  kurzen  zweiten  Akt,  kommt  man  bei  flottem  Spiel  nicht  aus  der  Span- 
nung  heraus.    Musikalische  Treffer  besitzt  besonders  der  erste  Akt  einen  nach   dem 


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Musikberichte.  413 

anderen;  Stucke  wie  die  Kater-Romanze,  das  >Ei  ei«-Terzett  und  manches  andere  sind 
in  ihrer  Art  in  der  deutschen  komischen  Oper  Unika.  Das  Werk  hatte,  zu  Weber's  Leb- 
zeiten  erschienen,  Schule  machen  konnen,  und  es  stand e  dann  vielleicht  etwas  besser  um 
die  deutsche  komische  Oper.  1st  doch  die  Kunstgeschichte  noch  immer  von  Zufaliig- 
keiten  abhangig  gewesen!  Schade,  daC  hier  >Abu  Hassan <  und  >Silvana«  nicht  auf 
dem  Repertoire  sind;  sie  hatten  Weber's  Bild  vervollstandigt.  Durch  Weber's  ganze 
Musik  geht  ein  jiinglinghafter  Zug,  mehr  oder  weniger  iiberhaupt  das  Charakteristische 
<ler  deutschen  Romantik.  Sollte  dies  nicht  der  Grand  sein,  warum  wir  uns,  trotzdem 
man  auf  die  Romantik  als  etwas  durcbaus  ttberwundenes  zuriickblickt,  immer  wieder 
angezogen  fUhlen?  —  Die  Vorstellungen  waren  teilweise  sehr  frisch,  teilweise,  wie  der 
Oberon,  recbt  mittelmaCig.  A.  Heufi. 

Lemberg.  Die  beste  OpernnovitSt  war  »  Louise*  von  Char  pent  ier,  die  vom 
Publikum  sehr  gut  aufgenommen,  von  der  kompakten  Kritik  als  >Machwerk<  verurteit 
wurde.  Adolf  Chybinski. 

Mttnehen.  »Das  Vaterunser«,  eine  neue  Oper,  deren  Dichtung  von  Possart,  und 
deren  Musik  vom  hiesigen  Hofkapellmeister  Rohr  berriihrt,  erlebte  hier  ihre  Urauf- 
fiihrung  und  hatte  dank  starker  dramatischer  Effekte,  naraentlich  in  den  Schlufiszenen, 
einen  warmen  Erfolg.  Rohr's  Musik  halt  sich  mit  Gliick  von  der  Wagnerschablone 
frei  und  verrat  eher  jungfranzosische  Einflusse,  ist  aber  in  ihrem  instrumentalen  Teil 
stark  uberladen.  Frl.  Morena,  die  die  Hanptrolle  sang,  hatte  einen  schweren  Stand, 
ftihrte  jedoch  ihre  Partie  vortrefllich  durch.  E.  I. 

Paris.  H  serait  bien  temeraire  d'essayer  de  porter  un  jugement  d'ensemble  sur  la 
foule  des  concerts  de  musique  de  chambre,  recitals,  matinees  et  soirees  musicales 
diverseB  donn£es  &  Paris  cet  hiver,  autant  que  difficile  de  vouloir  les  denombrer  avec 
exactitude;  il  serait  tout  aussi  imprudent  de  conclure  de  ce  que,  chaque  jour,  dans  les 
cinq  ou  six  salles  disponibles  de  Paris,  il  se  donne  parfois  jusqu'a  une  dizaine  de 
concerts,  que  les  Parisiens  aiment  jusqu'a  la  passion  la  musique  de  chambre,  de  qua- 
lite  et  d'auteurs  les  plus  divers  qu'on  propose  a  son  appreciation  depuis  le  mois  de 
decembre  jusqu'au  mois  de  juin.  Oar  dans  ces  centaines  de  seances  musicales  qui 
s'echelonnent  durant  six  mois  de  l'annee,  interessantes  pour  la  plupart,  le  bon  et  le 
mauvais,le  mediocre  et  le  pire  se  coudoient  pele-mele,  et  ne  font  en  somme  qu'entre- 
tenir  le  mauvais  gout  de  la  grande  partie  du  public  dont  l'education  musicale  reste 
encore  a  faire,  et  qui  ne  va  souvent  au  concert  que  pour  passer  quelques  instants  a 
contempler  un  virtuose-acrobate  ou  entendre  une  chanteuse  celebre  au  theatre  —  ou 
autrement. 

II  est  indSniable  cependant  que  les  artistes,  en  grand  nombre,  sont  attires  de 
partout  &  Paris,  depuis  trois  ou  quatre  ans,  qu'ils  y  viennent  chercher  une  conse- 
cration qu'ils  jugent  indispensables  a  leurs  talents.  On  doit  constater  aussi  que,  si  la 
grande  majority  reste  assez  indiff£rente  a  la  vraie  musique,  il  se  cr£e  cependant  une 
minorite,  toujours  plus  nombreuse,  qui  voit  avec  plaisir  Paris  devenir  une  ville  musi- 
cale, dans  le  meilleur  sens  du  mot,  et  peut  enfin  entendre  les  grands  virtuoses  que 
toute  l'Europe  et  l'Ame>ique  applaudissent.  Ce  r^sultat  est  du  en  grande  partie,  je 
crois,  a  la  « Societe*  philharmonique* ;  c'est  grace  a  elle  que,  depuis  trois  ans,  Paris  a  en- 
tendu  les  grands  Quatuors  de  Bologne,  de  Londres,  de  Budapest,  de  Dresde,  et  l'in- 
comparable  Joachim,  de  Berlin,  les  Kreisler,  les  Thomson,  le  Trio  de  Rotterdam,  le 
Trio  Schnabel,  les  pianistes  Eugen  d'Albert,  Feruccio  Busoni,  Harold,  Bauer,  Joseph 
Hofmann,  Mmes  Camille  Landi,  Wedekind,  M.  Frohlich,  et  tant  d'autres  dej&  connus 
ici,  mais  qui  n'avaient  eu  rarement  Toccasion  de  prendre  le  chemin  de  Paris.  Tous 
ces  grands  artistes,  qu'on  ne  connaissait  naguere  que  par  oui-dire,  contribuent  par  leur 
presence  a  developper  la  curiosity,  encore  peu  eveillee,  pour  la  musique  de  chambre, 
dont  le  gout  se  repand  ainsi  petit  a  petit,  de  maniere  empirique,  il  est  vrai,  car  la 
multitude  et  la  confusion  des  programmes,  plus  favorables  au  virtuose  qu'a  ses  auditeurs 
peu  avertis,  ne  voUt  guere  sans  inconvenients  pour  l'dducation  musicale,  que  d'ailleurs 
peu  d'artistes  cherchent  a  developper. 

Depuis  trois  mois  environ  que  j'ai  eu  l'occasion  dc  parler  des  concerts  de  musique 
de  chambre,  je  ne  puis  done  que  citer  comme  au  hasard  un  certain  nombre  de  ces 

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414  Musikberichte. 

seances.  Voici,  a  deux  reprises,  celles  donnees  par  Mme  Roger-Miclos  et  M.  Charles 
Battaille,  Tune  consacree  entierement  a  Schumann,  l'autre,  plus  eclectique;  les  Concerts 
de  la  «Chanterie»,  diriges  par  Mme  Marie  Mockel,  dans  lesquels  on  entend  interpreter 
par  un  excellent  quatuor  vocal,  d'anciennes  oeuvres  franchises  du  XVT«  siecle,  des  duos 
et  autres  pieces  chorales  de  Haydn,  Schubert,  et  d'auteurs  plus  modernes;  la  s^rie  de 
conferences- concerts  donnees  par  M.  Landormy,  sur  VJUstoire  de  la  Sonate  pour  piano 
et  violon;  les  curieuses  reconstitutions  de  nos  vieux  maftres,  par  la  «  Socie"te  des  Instru- 
ments anciens»,  les  recitals  de  Marcian  Thalberg  [sonates  et  concertos  de  Beethoven. 
Schumann.  Chopin  et  Lizst),  d'Emile  Sauer  (dont  un  consacre  entierement  a  Chopin),  de 
Dezso  Szigeti;  de  MM.  Arthur  de  Greef  et  Lucien  Capet,  interpre^ant  les  dix  sonates 
pour  piano  et  violon;  de  Beethoven;  de  Marie  Pantbes;  de  M.  J.  Morpain;  de  M.  Jo- 
seph Wieniawski;  de  M.  Lazare  Levy;  de  M.  Fernand  Lemaire,  enhn  les  quatre  seances 
de  M.  Edouard  Risler,  avec  Mme  Mysz-Gmeiner,  avec  Torchestre  Chevillard  (les  trois 
derniers  concertos  de  Beethoven),  MM.  Joseph  Thibaud  et  Delmas,  de  l'Opera.  Au  petit 
theatre  de  la  Bodiniere,  M.  Engel  et  Mile  Bathori  ont  fait  entendre,  en  une  dizaine 
de  seances,  un  grand  nombre  d'oeuvres  de  nos  compositeurs  modernes,  Gabriel 
Faure,  Reynaldo  Hahn,  E.  Chausson,  G.  Fabre,  Paul  et  Lucien  Hillmacher,  Claude  De- 
bussy, Alfred  Bruneau,  R.  Pugno,  etc.  H  y  a  eu  encore  les  concerts  toujours  tres  suivis 
de  MM.  Pugno  et  Ysaye,  et,  tout  rSceniment,  les  recitals  de  violon  de  Jean  Kubelik, 
dans  les  vastes  salles  du  Chatelet  et  du  Trocadero.  Dans  cette  derniere  salle  egale- 
ment,  Mile  Isadora  Duncan  a  danse  plusieurs  fois  ses  danses  idylles  et  ses  interpreta- 
tions de  Beethoven.  C'est  la  aussi  que  M.  Gustave  Charpentier  a  produit  pour  la 
premiere  fois  les  eleves  de  son  Conservatoire  populaire  ou  l'education  musicale  est 
donnee  aux  jeunes  ouvrieres  parisiennes:  le  resultat  de  ce  premier  exercice  public  a 
ete  des  plus  satisfaisants  et  fait  bien  augurer  de  l'avenir  de  cette  institution,  due 
toute  entiere  a  Tinitiative  du  jeune  compositeur. 

Les  concerts  de  la  Society  nationale  sont  toujours  interessants  parce  qu'ils  con- 
tiennent  a  cote  d'oeuvres  executees  a  cette  Societe  depuis  sa  fondation  (en  1871)  des 
compositions  inedites.  Celles-ci  ne  sont  pas  toutes  de  premier  ordre,  helas!  et  le  voisinage 
d'omvres  telles  que  le  Prelude,  Choral  et  fugue  de  Cesar  Franck,  ou  le  Premier  Qua- 
tuor de  M.  Vincent  d'Indy,  voire  meme  Tagreable  Serenade  de  Namouna  de  Lalo, 
n'est  pas  sans  leur  causer  quelque  tort;  mais  de  jeunes  compositeurs  comme  Mau- 
rice Ravel,  Jean  Hure,  Alb6ric  Magnard,  donnent  plus  que  des  promesses.  II  y  a 
cependant,  parmi  les  auteurs  de  la  Societe  nationale,  une  facheuse  tendance  a  em- 
prunter  des  textes  a  des  poetes  tels  que  Leconte  de  Lisle,  Paul  Verlaine  ou  autres 
plus  « decadents  >  encore,  dont  les  vers  se  suffisent  a  eux-memes  et  n'ont  aucun  be- 
soin  de  musique,  qui  sont  meme  rebelles  a  tout  commentaire  musical.  A  cet  egard. 
le  Sheheraxade  de  M.  Ravel,  ecrit  sur  un  poeme  de  M.  Tristan  Kliugsor,  est  une 
erreur  manifeste,  car  les  paroles  chantees  n'ajoutent  absolument  rien  a  une  partition 
tres  remarquable  par  elle-meme. 

Pour  terminer,  je  citerai  encore  Taudition  de  tous  les  Quatuors  de  Beethoven  par 
le  Quatuor  Parent,  les  concerts  de  la  «Trompette>,  diriges  par  M.  Alary,  ceux  de 
Mme  Marthe  Dron,  de  Mile  Blanche  Selva  avec  Mme  Diot  violon] ;  de  la  Societe  des 
Instruments  a  vent;  de  Mmes  Marie  Gamier,  de  1' Opera- Comique  et  Landowaka 
(piano),  de  MM.  d' Albert,  Gabrilovitch,  du  Quatuor  tcheque,  du  Quatuor  Capet,  etc. 

Au  Conservatoire,  en  attendant  les  concours  de  fin  d'ann^e,  les  eleves  ont  donne 
leur  «  exercice  public  >;  le  programme  comprenait:  Touverture  de  Fidelio,  la  Mort 
d'Ophelie  et  la  marche  pour  Hamlet,  de  Berlioz,  un  Largo  et  gigue,  de  Bach,  P  allegro 
du  quatuor  en  sol  mmeur,  de  Mozart,  et  la  Symphonie-cantate  de  Mendelssohn.  Cet 
exercice  a  etc*  g£n£ralement  juge  insuffisant;  cela  provient,  sans  aucun  doute,  de  ce 
qu'on  attache  pas  assez  d'importance  a  une  manifestation  trop  peu  frequente  (il  n'y 
a  qu1un  seul  exercice  par  an). 

Quant  aux  deux  theatres  subventionnes,  ils  se  sont  bomes  aux  premieres  representa- 
tions de:  le  Fits  de  VEtoile,  opera  de  MM.  Catulle  Mendes  et  Camille  Erlanger  {a  l'Opera) , 
le  Cor  fleuri,  d'Ephraim  Mikhael,  MM.  F.  Herold  et  Fernand  Halphen,  et  le  Jongleur 
de  Notre-Dame,  « mystere »   de  MM.  Maurice  Lena  et  Massenet  (a  TOpera-Comique  . 

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Vorlesungen  tiber  Musik.  —  Nachrichten  von  Lehranstalten  und  Vereinen.   415 

A  oe  dernier  theatre  a  eu  lieu  le  28  mai,  une  reprise  de  l'Alceste  de  Glack,  qu'on 
n'avait  pas  entendu  a  Paris  depuis  la  reprise  qu'en  fit  TOpera  en  1866.  Mme  Litvinne 
remplisaait  le  role  principal. 

En  province,  certaines  villes  montrent  une  louable  emulation  musicale.  La  Societe 
Saint-Cecile  de  Bordeaux  a  execute  VEnfanee  du  Christ  de  Berlioz,  a  Tours,  l'oratorio 
de  M.  Massenet,  Marie- Magdeleine  a  ete  chante  pour  la  premiere  fois  ces  dernieres 
semaines;  a  Saint-Quentin,  le  Wattenstein  de  M.  Vincent  d'Indy,  l'ouverture  des 
Meistersinger  ont  ete  l'objet  egalement  de  premieres  auditions.  A  Toulouse,  M.  Croc£- 
Spinelli  a  dirige*  la  Cantate  de  Fredegonde  avec  laquelle  il  remporta  le  prix  de  Rome 
en  1897.  A  Dijon,  M.  Landormy  a  fait  des  conferences-concerts,  comme  a  Paris.  A 
Angers,  Nancy,  Lille,  Roubaix,  Tourcoing,  Marseille,  Lyon  etc.,  qui 
possedent,  comme  on  Bait,  d'importantes  ressources  musicales,  les  societes  symphoniques 
se  consacrent,  selon  la  coutume,  a  la  musique  classique,  parmi  laquelle  se  glissent,  de 
temps  a  autre,  quelques  ceuvres  mod  ernes.  Les  memes  virtuosos  qu'a  Paris  s'y  font 
entendre  avec  succes,  contribuant  a  les  maintenir  sensiblement  au  niveau  de  la  capitale. 
Les  theatres  lyriques,  malheureusement,  ne  suivent  pas  toujours  cette  progression,  et, 
comme  je  l'ai  deja  souvent  constate,  leurs  affiches  ne  se  renouvellent  pas  souvent. 
Neanmoins,  et  d'une  fac,on  generate,  on  peut  affirmer  que  la  decentralisation  artistique 
a'est  encore  accentuee  au  cours  de  la  saison  qui  se  termine,  et  rien  ne  fait  pr£aager 
qu'il  ne  doive  pas  en  etre  de  meme  l'annee  prochaine.  J.-G.  Prod'homme. 


Vorlesungen  uber  Musik. 

Dr.  Arnold  Schering  hielt  am  12.  Mai  in  der  Musiksektion  des  allgemeinen 
deutschen  Lehrerinnenvereins  (Leipzig)  einen  Vortrag  uber  *Das  deutsche  Kinderlied 
und  seine  Pflege*. 

In  dem  Universitatskursus  in  Breslau  (18.— 30.  Juni)  hielt  Dr.  G.  Munzer  acht 
Vorlesungen  uber  das  Thema  >Vom  Volkslied  bis  xum  Musikdrama*,  mit  fortlaufenden 
Proben  am  Klavier,  namlich: 

Die  A8thettk  des  Volkslieds.  Seine  Wichtigkeit  fQr  die  >hohe  Kunst«.  Die  Variation. 
Orofiere  Liedformen;  die  Arie.  Der  dreiteilige  Tanz;  Scherzo,  Menuett,  Mazurka,  Polonaise. 
Das  Rondo.     Die  Sonate  und  die  Sinfonie.     Das  moderne  Musikdrama. 

Prof.  Dr.  A.  Priifer  sprach  im  Richard  "Wagner- Verein  zu  Halle  uber  »  Wagner- 
Ehrung  und  Qegenimrt*. 

Direktor  Knetsch  in  Stettin  (Riemann-Konsenatorium)  hielt  drei  Vortrage  Uber 
das  Thema:  >Wie  horen  icir  Musik*. 

Bei  der  Jahresversammlung  des  Kantoren-  und  Organistenvereins  von  Zwickau 
und  Chemnitz  hielt  am  26.  Mai  Organist  Stein  aus  Werdau  einen  Vortrag  uber 
>Die  Orgel  als  Begleit instrument  des  Oemeindegesanges  in  ihrer  geschiehtlichen  Ent- 
mcklung*. 


Naohriohten  von  Lehranstalten  und  Vereinen. 

Prag.  Der  allgemeine  Deutsche  Durerbund  hat  in  Osterreich  einen  Bruder  be- 
kommen.  In  Prag  ist  vor  kurzem  ein  >Diirerbumd  in  Osterreich*  gegriindet  worden, 
dessen  Hauptaufgabe  in  der  Pflege  des  asthetischen  Lebens  bestehen  soil.  Die  Arbeiten 
auf  den  versohiedenen  moglichen  Gebieten  verrichtet  der  Bund  in  Sektionen.  Unter 
den  bereits  ins  Leben  getretenen  ist  heute  schon  die  alteste  die  Sektion  fur  Musik, 

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416  Notizen. 

die  mit  der  Veranstaltung  eines  sogenannten  Hausmusikabends  ihre  Tatigkeit  auf- 
genommen  hat  und  in  der  Herbstsaison  in  weiteren  vier  Hausmusikabenden  auf  dem 
mit  entschiedenem  Gliick  betretenen  Wege  weiter  fortscbreiten  will.  Hausmusik  soli 
alles  das  sein,  was  im  offentlichen  Konzertbetrieb  keine  Pflege  findet,  einerlei  ob  aus 
diesem  oder  jenem  Grande,  ob  wegen  des  Fehlens  des  virtuosen  Elements  oder  wegen 
mangelnder  >Dankbarkeit«  fur  den  Ausiibenden.  Dnrch  die  ausscblieBliche  Bevor- 
zugung  solcher  Stief  kinder  der  Musik  will  man  die  durch  Virtuosen  und  Veranstalter 
schablonisierten  Konzerte  erg'anzen.  DaO  der  Stoff  in  absehbarer  Zeit  nicht  ausgehen 
wird,  leucbtet  ein.  Schon  der  erste  Hausmusikabend  brachte  eine  ganze  Menge  guter, 
ja  beater  Musik,  und  die  kunstlerische  Qualitat  des  Abends  hatte  augenblicklich  zur 
Folge,  dafi  sich  sofort  eine  groCe  Anzabl  von  JHusikliebhabern  zum  Eintritt  in  die 
Sektion  meldete.  Da  der  moderne  Zug  in  der  Musikpflege  darauf  hinauslauft,  da& 
jedes  Programm  eine  Idee  verkorpere  und  nicht  bio 6  die  Aufeinanderfolge  einiger  fiir 
den  Sanger  oder  Spieler  dankbarer  Stiicke  sei,  so  war  gewissermaCen  als  Musterbeispiel 
das  im  ersten  Hausmusikabend  absolvierte  Programm  vom  historischen  Gesichts- 
punkt  beherrscht.  Angefangen  wurde  mit  einem  Marsch  yon  Liszt  iiber  einen  uralten 
Choral  »adeste  fidelesc.  Der  Choral  gibt  die  Weihe,  der  Marscbrhythmus  der  Be- 
arbeitung  die  festlich  frohe  Kraft.  Altes  vereinigt  sich  hier  mit  Modernem  und  die 
symboli8che  Bedeutung  macht  das  Stiick  auBerdem  zu  einer  ganz  vorzuglich  geeigneten 
Einleitungsnummer.  Ein  paar  altdeutsche  Lieder  (Ave  Maria  und  »es  steht  eine  LindT 
in  jenem  Tal«,  bearbeitet  von  Pliiddemann)  deuteten  an,  daC  diese,  so  viele  Perlen 
aufweisende  Literatur  in  der  Hausmusik  nicht  vergessen  werden  darf.  Darauf  folgten 
die  typischen  Vertreter  der  italienischen  und  deutschen  Musik  aus  der  vorkla&sischen 
Zeit,  Corelli  (Pr'aludium  und  Sarabanda)  und  Bach  (ein  Praludium*  und  Fuge,  das 
Adagio  aus  dem  E-dur-Violinkonzert)  und,  mit  Aufterachtlassung  der  klassischen  Meister 
in  der  zweiten  Abteilung,  Schubert  mit  einer  Violinsonate  und  den  Yariationen  fur 
vier  Hande,  zum  SchluB  ein  Walzer  und  ein  ungarischer  Tanz  von  Brahms.  Dazwischen 
waren,  um  Abwechslung  zu  schaffen,  Lieder  von  Robert  Franz  und  Jensen  eingestreutr 
ferner  ein  Duett  von  Cornelius,  der  bekannte  alte  Liebesspruch  >ich  bin  dein«,  und 
eine  Ballade  von  Pliiddemann.  Da  das  Programm  des  ersten  Hausmusikabends  selbst 
fur  sich  spricht,  ist  ein  weiterer  Kommentar  uberflussig.        Ernst  Rychnovsky. 

Das  Hiemann-Konservatorium  in  Stettin  (Direktor  Berthold  Knetsch)  veranstaltete 
in  den  Monaten  April -Juni  funf  Vortr'age  iiber  das  Thema:  *  Qesckichtliche  Enixoick- 
lung  der  Violinsonate  von  ihren  ersten  Anfimgen  an  bis  heute*,  mit  historischen  und 
asthetiBchen  Erlauterungen  seitens  des  Direktors  Knetsch.  Zum  Vortrage  kamen: 
Sonaten  von  Biber  (C-moll),  Corelli  (op.  6  Nr.  11),  Abaco  (op.  1  Nr.  7),  Bach  (A-dur), 
Handel  (A-dur),  Tartini  (G-moll),  Leclair  (G-dur),  Nardini  (G-dur),  Haydn  (F-dur)r 
Mozart  (G-dur),  Beethoven  (Es-dur),  Schumann  (D-moll),  Gade  (op.  69),  Brahms  (op.  78), 
Franck  (A-dur),  Sinding  (op.  27),  Reger  (op.  41). 

Wtirzbnrg.  Die  Kgl.  Musikschttle  feiert  am  12.  Juli  ihr  lOOjahriges  Bestehen. 
Sie  ist  die  'alteste  Anstalt  dieser  Art  in  Deutschland.  Gegriindet  wurde  sie  vom  Hof- 
musiker  Franz  Joseph  Frohlich,  dem  im  Jahre  1801  die  Leitung  des  > Collegium 
musicum  academicum  Wirceburgense*  ubertragen  wurde,  als  >Akademisches  Musik- 
institute  im  Jahre  1804.  Des  naheren  vgl.  den  historischen  Aufsatz  Hermann 
Ritter's  in  den  > Signaler.     Sh.  Zeitschriftenschau. 


Notizen. 


Amsterdam.  An  der  Soiree,  veranstaltet  von  Anton  Ave rk amp  am  22.  Junir 
gelangte  an  alterer  Musik  zur  Auffuhrung:  Claude  le  Jeune,  0  occhi  manza  mia, 
O.  di  Lasso,  Quand  mon  mari  fur  gemischten  Chor,  und  das  Kammerduett:  Fronda 
leggiera  von  Handel. 


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Notizen.  417 

Berlin.  Die  EnthUllung  des  Haydn- Moxart- Beethoven- Denkmals  von  Prof.  Dr. 
R.  Siemering  and  dessen  Sohne  W.  Siemering)  im  Tiergarten  fand  am  18.  Juni  statt. 
—  Der  bekannte  Klavierpadagoge  Prof.  A.  Loschhorn  feierte  am  27.  Juni  seinen 
85.  Geburtstag. 

Bern.  Am  25.  und  26.  Juni  fand  die  V.  Tagung  der  schiceixerischcn  Tonkumtler 
statt  Die  drei  Festkonzerte  brachten  in  erster  Linie  neue  Werke  von  zeitgenossischen 
schweizerischen  Tonkunstlern. 

In  Chnr  (Schweiz)  wurde  bei  der  Feier  des  100 j'ahrigen  Bestehens  der  biindnerischen 
Kantonsschide  ein  Festspiel  mit  der  Musik  Otto  Barblan's  Dicbtung  von  Buhlerj 
aufgeiuhrt. 

Detmold.  Hier  fand  die  Enthiillung  des  Lortxing-Denkmales  statt.  Lortzing  be- 
sitzt  zwei  Denkmaler  (Pyrmont),  bald  wird  Berlin  nachfolgen,  so  daO  einzig  Leipzig, 
Lortzing's  kiinstleriscbe  Heimat,  nocb  kein  Denkmal  dieses  Meisters  aufweist. 

Dvorak  and  Hans  v.  BHlow.  Aus  dem  NachlaG  Anton  Dvorak's  veroffentlicht  die 
Prager  Politik  eine  Reihe  von  Briefen,  unter  denen  das  nacbfolgende  (aus  Hamburg, 
25.  Nov.  1887  datierte)  charakteristiscbe  Schreiben  hier  wiedergegeben  sei:  »Hoch- 
geehrter  Meister!  Eine  Widmung  von  Ihnen  —  dem  nachst  Brahms  gottbegna- 
detsten  Tondichter  der  Gegenwart  —  das  ist  eine  hohere  Auszeichnung,  als 
irgendwelches  GroBkreuz  seitens  irgendwelches  Fiirsten.  Mit  meinem  herzlichsten 
Danke  nehme  ich  diese  Ehre  an.  Ihr  in  aufrichtiger  Hochachtung  ergebener  Bewun- 
derer  Hans  v.  Bulow*. 

Johann  Adam  Hiller  starb  vor  100  Jahren  am  16.  Juni  in  Leipzig,  wo  er  als 
Komponiet  (besonders  der  Singspiele  »Lottchen  am  Hofe«,  >Dorfbarbierc,  »Grab  de9 
Mufti*,  >die  Jagd«,  >die  kleine  Ahrenleserin«,  >der  lustige  Schuster*,  »die  verwandel- 
ten  Weiber*  und  einige  andere],  nicht  minder  wichtig  tals  Vorlaufer  der  deutschen 
Liedkomponisten  J.  A.  P.  Schulz,  Reichardt,  Zumsteeg  und  Zelter,  als  Dirigent  der 
1781  ins  Gewandhaus  verlegten  >Liebhaberkonzerte*,  als  Lehrer  und  Schriftsteller 
(»W6chentliche  Nachrichten,  die  Musik  betreffend*)  wirkte. 

Leipzig.  In  voller  Riistigkeit  feierte  unter  starker  Anteilnahme  der  ganzen  Stadt 
Carl  Reinecke  am  23.  Juni  seinen  80.  Geburtstag.  Im  Gewandhaus  fand  ein  Konzert. 
das  lauter  Werke  des  Meisters  brachte,  statt,  in  der  Oper  feierte  man  ihn  mit  seiner 
neueinstudierten  komischen  Oper  >Der  Gouverneur  von  Tours*.  Auch  als  Schriftsteller 
hat  Reinecke  seine  entschiedene  Bedeutung.  Seine  Schrift  >Zur  Wiederbelebiuig  der 
Moxarf schen  Klavierkonxerte*  ist  fur  die  Musikwissenschafl  sehr  wesentlich. 

London.  —  In  the  popular  "Contemporary  Review"  for  May  1904,  Ernest  Newman 
has  a  13-page  biographical  and  critical  article  on  Hugo  Wolf.  N.  seems  to  have  found 
his  metier  in  this  class  of  biography,  not  too  close  in  time  or  locality  so  as  to  be  of  hazy 
logic -outline,  and  not  too  distant  in  both  so  as  to  be  antiquarian.  Space,  only  for 
one  quotation:  —  "The  evolution  from  the  regular  to  the  irregular  sentence  is  as 
perfectly  natural  a  one  in  music  as  in  poetry,  accounting  as  well  for  the  change  from 
Mozart  to  Straufi  or  Wolf  as  for  the  change  from  Popean  neatness  to  the  blank  verse 
of  Shelley,  Wordsworth,  and  Keats". 

The  following  extracts  from  Cummingtfs  "Handel"  (see  Bucherscbau)  merit  record :  — 
(a)  Introduction,  (b)  anecdote  about  Costa,  (c)  on  the  "Messiah",  (d)  the  Cannons  organ, 
(e)  the  "Harmonious  Blacksmith". 

-  (a)  "He  is  the  father  of  us  all  (Haydn).  Handel  knows  better  than  any  one  of  us  all 
what  is  capable  of  producing  a  great  effect;  when  he  chooses  he  can  strike  like  a  thunder- 
holt  (Mozart).  He  was  the  greatest  composer  that  ever  lived;  I  would  uncover  my  head  and 
kneel  before  his  tomb  (Beethoven).  The  foregoing  testimonies  to  the  genius  of  Handel  are 
the  expressed  convictions  of  three  great  musicians,  men  worthy  to  rank  with  Handel  him- 
self. They  spoke  with  knowledge  and  authority,  and  it  is  a  significant  fact  that  the  popular 
voice  has  always  been  in  accord  with  the  judgment  of  the  experts.  In  many  respects  Han- 
del is  unrivalled  as  a  composer.  This  is  thown  by  his  inexhaustible  melodic  inspiration, 
his  dramatic  recitative,  his  contrapuntal  skill,  his  versatility,  and  bis  indefatigable  industry. 
His  known  works  include  22  oratorios,  40  sacred  compositions  with  English  and  Latin  words, 
72  operas  and  serenatas,  numerous  suites  for  the  harpsichord,    and  many   con«*eitos  for  in— 


418  Notizen. 

struments,  organ  and  orchestra.  The  German  Handel  Society's  publications  extend  to 
97  vol  am  e3,  and  even  yet  there  is  much  unpublished.  Handel's  exceptional  genius  is  well 
exemplified  in  his  choruses,  where  he  produces  grand  effects  without  apparent  effort,  and 
in  this  respect  he  remains  unequalled." 

(b)  "Costa  told  me  that  the  first  time  he  visited  England  he  attended  a  Birmingham 
festival  and  heard  Braham  sing  Deeper  and  deeper  still.  When  he  finished  the  words 
1  can  no  more,  an  audible  sob  thrilled  through  the  audience,  and  Costa,  not  understanding 
English,  inquired  of  a  compatriot  what  was  the  matter.  The  words  I  can  no  more  were 
translated  to  him,  and  he  immediately  said,  speaking  of  Braham,  Poor  fellow!  1 
thought  so." 

(c)  "Some  persons  have  criticised  the  Sinfony  as  unworthy  the  great  and  solemn  vocal 
music  which  it  precedes.  Exception  has  been  taken  especially  to  the  fugue,  and  it  is 
noteworthy  that  on  a  few  occasions  of  performance  the  composer  himself  omitted  the  fugue, 
and  proceeded  directly  from  the  twenty-four  bars  of  Grave  to  the  opening  recitative.  Be 
that  as  it  may,  the  tender  wailing  of  the  first  movement  and  the  stern  pitilessness  of  the 
following  fugue  appear  to  be  a  most  fitting  preparation  for  the  varied  emotions  depicted  in 
the  sacred  story  which  follows."  ....  "Although  the  score  in  the  composer's  autograph, 
and  also  those  by  his  amanuensis,  John  Christopher  Smith,  only  give  parts  for  the  stringed 
orchestia  with  trumpets  and  drums,  there  is  no  doubt  that  Handel  added  oboes  and  bassoons 
to  enhance  the  effect.  He  presented  manuscript  parts  for  those  instruments  to  the  Found- 
ling Hospital,  which  still  exist.  Probably,  he  also  sustained  some  portions  of  the  harmony 
on  the  organ." 

(d)  Handel  composed  his  first  oratorio  "Esther"  in  1720  when  Chapel-master  to  the 
Duke  of  Chandos  at  his  palace  called  "Cannons",  in  the  parish  of  Whitchurch,  Bucks.  One 
Julius  Plumer,  son  of  a  Vice  Chancellor,  in  early  19th  century,  put  a  brass  plate  on  the 
organ  of  the  parish  church  of  St.  Lawrence,  Whitohurch,  saying:  —  "Handel  was  Or- 
ganist of  this  Church  from  the  year  1718  to  1721,  and  composed  his  oratorio  Esther  on 
this  Organ".  So  repeated  by  Schoelcher  and  many  others.  Apart  from  the  inveterate 
amateur  silliness  of  composing  on  an  organ,  Handel  had  nothing  to  do  with  this  church, 
only  with  the  Duke's  private  chapel  near  by.  Extract  from  Daniel  Defoe's  Journey  through 
England  (1724)  shows  2  buildings  separate.  Handel's  real  Cannons  organ  (by  Jordan)  was 
after  the  death  of  the  extravagant  Duke  bought  and  taken  to  Trinity  Church,  Gosport,  Hants, 
in  1748,  at  cost  of  M  342,  and  is  there  now.     (Abstract.) 

(e)  The  'Musical  Magazine1  of  Feb.  1835  (likewise  'Times'  reprinting)  said  that  Air 
contained  in  Air  and  Variations  in  E  in  Clavecin  Suite  V  (page  36  of  German  Handel 
Society),  and  called  in  England  'Harmonious  Blacksmith',  was  heard  by  Handel  sung  by 
a  blacksmith.  One  Rich.  Clark,  a  London  cathedral  singer  (1780—1856)  identified  this  with 
Wm.  Powell  blacksmith  and  parish  clerk  at  Whitchurch.  "So  much  for  Action;  now  let  us 
turn  to  facts.  Handel's  tune  on  p.  57  of  his  suites  he  simply  calls  an  'air'.  In  June,  1720, 
the  date  of  publication,  he  resided  in  London.  The  chapel  at  Cannons  was  opened,  as  we 
have  already  shown,  on  August  29.  About  the  year  1800,  Lintern,  a  well  known  publisher 
in  Bath,  printed  the  air  with  the  variations  composed  by  Handel,  and  to  distinguish  it 
called  it  the  'Harmonious  Blacksmith1,  because  he  wished  to  associate  the  piece  with  the 
memory  of  his  father,  who  had  been  a  blacksmith  and  a  great  admirer  of  Handel's  music 
particularly  this  'air*.  This  account  was  vouched  for  by  a  well-known  resident  musician  in 
Bath,  Mr.  Windsor.  Lin  tern's  artistic  business  card  lies  before  me,  and  reads,  'Lin  tern's 
Music  and  Musical  Instrument  Warehouse,  Abbey  Churchyard,  Bath1.  It  is  endorsed  apparently 
in  Windsor's  writing:  'Lintern  gave  the  name  Harmonious  Blacksmith  to  Handel's  air1. 
Probably  the  same  Julius  Plumer  who  was  responsible  for  the  erroneous  brass  plate  on  the 
organ,  having  met  with  Lintern's  publication,  invented  the  romance  which  led  so  mauy 
worthy  people  astray". 

Regarding  Herbert  Spencer's  ^Autobiography  (see  Bucherschau,  and  IV,  223,  242; 
V,  103)  Blackwood's  Magazine  for  May  1904  has  long  article,  from  which  this  extract:  — 

"There  is  no  sensation  and  but  moderate  interest  in  his  Autobiography  which  has  been 
recently  published.  It  is  evident  in  every  page  of  this  work  that  Herbert  Speneer  was 
always  more  earnestly  devoted  to  the  study  of  philosophy  than  the  observation  of  men.  He 
appears  to  have  had  but  a  fragmentary  knowledge  even  of  himself.  It  is  not  that  he  de- 
liberately suppresses  the  truth;  but  the  candour  which  alone  gives  a  value  to  an  autobio- 
graphy was  alien  to  his  temperament.  In  his  astounding  vanity  he  regards  Herbert  Spencer 
as  a  public  character ;  and  he  has  fashioned,  so  to  say,  a  plain  and  serviceable  statue,  which 
might  be  appropriately  placed  at  a  street  corner  in  Derby  [his  native  place].  In  other  words, 
the  book  reveals  no  intimacies  of  character;  it  is  merely  a  meritorious,  frock-coated  present- 
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Notizen.  419 

ment  of  an  industrious  and  sometimes  indiscreet  philosopher.  .  .  .  Though  he  devoted  the 
greater  part  of  his  life  to  writing,  he  was  in  no  sense  a  man  of  letters.  Indeed  we  might 
go  so  far  as  to  say  that  literature  was  distasteful  to  him.  ...  He  is  never  tired  of  telling 
us  that  he  is  so  indolent  hy  nature  that  he  never  reads  the  whole  of  a  book,  that  he  is  ' 
content  to  turn  over  the  pages  of  a  magazine  article.  .  .  .  But  Herbeit  Spencer  was  not 
satisfied  with  abstinence;  bis  vanity  always  provided  him  with  a  dogmatic  criticism  of  the 
books  he  had  not  read.  Homer  is  the  classic  occasion  for  his  misguided  judgment.  He 
admits  that  he  read  no  more  than  six  books  of  the  Iliad  in  a  translation,  and  this  is  how 
it  struck  him:  —  'Passing  over  its  tedious  enumeration  of  details  in  dresses  and  arms,  of 
chariots  and  horses,  of  blows  given  and  received,  Ailing  page  after  page  —  saying  nothing 
of  the  boyish  practice  of  repeating  descriptive  names,  such  as  well-greaved  Greeks,  long- 
haired Achaeans,  horse-breaking  Trojans,  and  so  forth  (epithets  which,  when  relevant 
to  the  issue,  are  injurious);  passing  over  too  the  many  absurdities,  such  as  giving  the 
genealogy  of  a  horse  while  in  the  midst  of  a  battle;  and  not  objecting  that  the  subject- 
matter  appeals  continually  to  brutal  passions  and  the  instincts  of  the  savage;  it  suffices  to 
say  that  to  me  the  ceaseless  repetition  of  battles  and  speeches  is  intolerable'.  For  mingled 
arrogance  and  ineptitude  it  would  be  difficult  to  surpass  this  pronouncement,  and  we  solace 
ourselves  with  the  conviction  that  Homer's  'boyish'  repetitions  will  outlive  a  thousand 
Syntheses  [Synthetic  Philosophies].  ...  To  our  appreciation  of  Herbert  Spencer  his  Auto* 
biography  will  add  but  little.  While  on  the  one  hand  it  is  too  pompous  for  sincerity,  on 
the  other  it  does  but  emphasise  the  narrowness  of  his  outlook,  —  his  fantastic  vanity,  and 
his  amazing  lack  of  humour." 

In  correction  (V,  361),  Bridges  Cattirrho'e  was  not  done  recently  first  time  in 
London.  Ebenezer  Prout  produced  it  20  Jan.  1890  at  Borough  of  Hackney  Choral 
Association.  —  On  24  June  1904  Elgar  was  knighted,  and  will  be  known  as  Sir  Ed- 
ward Elgar.  For  musical  knighthood  see  V,  426.  Living  mus.  knights  now  are:  — 
Bridge,  Elgar,  Mackenzie,  Manns,  Martin,  Parratt,  Stanford.    Parry  is  Baronet. 

Mttnchen.  Ehrung  fur  Joseph  Rheinberger.  Ein  Komitee,  unter  dem  Vor- 
sitze  des  Freiherrn  v.  Per  fa  11,  erl'aBt  einen  Aufruf  an  die  zahlreichen  Schiiler  und 
Verehrer  Rheinberger1  s  zur  Stiftung  einer  wtirdig  ausgestatteten  Gedenktafel  fur 
das  ehemalige  Wohnhaus  des  Kunstlers.  Beitrage  nehmen  die  Kgl.  Hofmusikintendanz 
in  Miinchen  und  Herr  Komponist  H.  W.  Hartmann  (Miinchen,  Ludwigstr.  13)  entgegen. 

In  der  Kgl.  Akademie  der  Wissenschaften  zu  Miinchen  machte  das  Mitglied  der 
philo8.-histor.  Klasse,  Prof.  Dr.  Sandberger,  Mitteilung  iiber  eine  Messe  in  C-moll, 
angeblich  von  Mozart.  Zu  diesem  "Werke,  dessen  Partitur  bereits  bekannt  war,  wurden 
unl'angst  bei  Inventarisationsarbeiten  fur  die  bayrischen  Denkm'aler  in  Augsburg  gleich- 
falls  mit  > Mozart*  bezeichnete  Stimmen  aufgefunden.  Hierdurch  wurde  eine  neue  und 
griindliche  Untersuchung  des  Werkes  veranlafit,  dessen  Unechtheit  mit  inneren  und 
'auBeren  Griinden  belegt  wird.  Die  Arbeit  wird  in  den  Sitzungsberichten  der  Kgl. 
Akademie  erach einen. 

Paris.  Un  grand  Concours  musical.  On  se  souvient,  dans  le  monde  musical, 
du  concours  organise  il  y  a  quelques  annexe,  par  M.  Sonzogno,  concours  a  Tissue  du- 
quel  l'opera  de  Mascagni,  Cavalleria  rusticana,  fut  couronne.  Cette  annee  meme, 
un  autre  concours,  du  a  Tinitiative  du  grand  editeur  italien,  a  fait  connaitre  rceuvre 
d1un  jeune  compositeur  francais,  M.  Gabriel  Dupont,  la  Cabrera. 

S'inspirent  de  ces  exemples,  notre  collegue  de  PIMG.,  M.  Astruc,  qui  vient  de 
fonder  rlcemment  la  «Soci6te  musieale*,  organise  un  concours  patronne  par  la  «Soci6te 
des  grandes  auditions  >,  dont  la  presidents  est  Mme  de  Greffiihle,  par  Henry  Deutsch 
(de  la  Meurthe),  et  le  prince  de  Monaco.  Une  somme  de  cent  mille  francs  sera  attribute 
aux  partitions  primees  (ope'ra,  opera-comique,  symphonie,  ballet  et  operette).  Le  comite 
d'organisation  determinera  ult^rieurement  les  conditions  definitives  de  ces  differents 
concours;  mais,  nous  croyons  d'ores  et  deja  savoir  que  ceux  concernant  la  musique 
chantee  seront  reserves  aux  compositeurs  francais,  tandis  que  les  concours  de  symphonie 
et  de  ballet  seront,  sans  doute,  internationaux. 

Quoique  le  jury  ne  soit  pas  encore  de'finitivement  constituS,  les  personnalites  les 
plus  marquantes  du  monde  musical  et  theatral  sont  des  a  present  acquises;  on  cite 
entreautres;  MM.  Camille  Saint-Saens,  Massenet,  Th.  Dubois,  Ch.  Lenepveu,  membres 
de  rinstitut;  Vincent  d'Indy,  Ch.  M.  Widor,  Paul  Dukas,  P.  Gailhard,  directeur   de 

z-  d.  l  m.v.  )itizgiby  Google 


420  Kritische  Biicherschau. 

V Opera,  Carre,  directeur  de  rOpSra-Comique,  Henry  Marcel,  directeur  des  Beaux- Arts, 
Gapoul,  Henri  Cain,  Xavier  Leronx,  Jean  Richepin,  Catulle  Mendes,  Victorien  Sardou, 
Georges  Ohnet,  Jules  Claretie,  directeur  de  la  Comedie-Francaise,  Alfred  Bruneau, 
A.  Messager,  L.  de  Fourcaud,  G.  Marty,  G.  Salvayre,  Reynaldo  Hahn,  Andre  Gedalge, 
Ch.  Lecocq,  Louis  Ganne,  Gastons  Serpette,  Louis  Varney,  Paul  Tafianel,  Camille 
Chevillard,  Luigini,  Pierre  Lalo,  Robert  de  Flers,  Lucien  Fugere,  Delmas,  etc. 

Une  innovation  tres  importante,  et  qui  sera  certainement  fort  appreciee  des  com- 
positeurs et  librettistes  reside  en  ceci  que  les  auteurs  resteront  proprietaires  de  leurs 
oeuvres,  concurremment  avec  l'editeur  (la  Soctete  musicale),  et  toucheront  un  tantieme 
sur  les  partitions  livrets,  morceaux  detaches,  la  location  et  la  vente  des  materials  de 
theatre  et  d'orchestre,  en  France  et  a  PStranger.  Cette  innovation  est  une  veritable 
revolution  dans  1' edition  musicale  et  ne  sera  pas  la  moindre  originality  de  ces  concours 
qui,  dans  leur  ensemble,  englobent  toutes  les  branches  de  la  composition  musicale. 

Ajoutons,  pour  temminer,  qu'il  sera  sans  doute  institue,  en  outre,  un  concours  en 
faveur  des  musicographes  de  langue  frangaise.  J.-G.  Prod'homme. 

Parma.  Claudio  Merulo-Feier.  Der  300ste  Todestag  Merulo's  (gest.  4.  Mai 
1604)  ist  durch  die  Initiative  Prof.  G.  Gasperini's  am  21.  und  22.  Juni  feierlich 
begangen  worden.  Eingeleitet  wurde  die  Feier  vormittags  mit  einer  8-stimmigen  Messe, 
abends  fand  ein  groCes  Orgelkonzert  statt.  Am  22.  Juni  war  ein  historisches  Konzert 
mit  italienischer  Musik  (Direktion  A.  Z  an  ell  a),  wahrend  Prof.  Gasperini  an  der  Uni- 
versitat  eine  Gedachtnisrede  hielt. 

Regensbnrg.  AnTaBlich  des  77.  bayrtsehen  Musikfestes  gelangte  durch  den  Dom- 
chor  Orlando  di  Lasso's  Messe  >Qual  donna*  zum  Vortrag. 

Wien.  Der  Wiener  Evangelische  Smgverein  (gegr.  1818  von  And.  Streicher)  brachte 
in  vergangener  Saison  a  cappella  -  S'atze  von  F.  Anerio,  Pr'atorius,  Eccard,  Stobaeus, 
S.  Bach,  Schiitz,  Hasler,  Lully,  Handel,  Dowland,  Bennet,  Morley  zum  Vortrag. 

Wamhau.  AuGer  den  »groBen  philharmonischen  Konzerten*  wurden  vom  Direk- 
tor  der  Philharmonic  die  Kompositionsabende  der  polnischen  Komponisten  Siegmund 
Noskowski  (Warschau),  Henryk  Melcer-Szczawiiiski  ("Wien},  Ladislaus  £e- 
lenski  (Krakau),  Ignaz  Paderewski  (Morges-Schweiz),  Siegmund  Stojowski  (Paris), 
Felix  Nowowiejski  (Berlin)  u.  a.  festgestellt.  Alle  werden  ihre  Werke  selbst  leiten 
(auBer  Paderewski  und  Stojowski);  Melcer,  Stojowski  und  Paderewski  werden  ihre 
Klavierwerke  selbst  vortragen. 


Kritische  Bflcherschau 

von  neu-erschienenen  Biicher  und  Schriften  uber  Musik. 


dimming  8,  W.  H.    Handel.    In  "Mi-  I  here  as  frontispiece.     Excellent  survey   of 
niature  Series  of  Musicians".    Lon-  !  th*  "Messiah"  at  pp.  42-55.     The  Will 


don,  G.  Bell,  1904.  pp.  72,  Crown 
12mo.     1/ —  net. 

Everything  in  brief  about  Life  which 
one  wishes  currently  to  know.  Good  compact 
style  by  one  entirely  provided  with  his 
materials  (IH,  368,  455;  IV,  29).  There  is 
always  a  human  touch  in  this  author's 
writings.  The  "Gloria  Patri"  for  double 
orchestra  and  double  chorus  composed  in 
Rome  about  1706  was  performed  at  Crystal 
Palace  Handel  Festival  1891  from  C.'s  un- 


and  4  codicils  with  autograph  signatures, 
at  end.  See  aNotizen",  London,  for  some 
extract  matter.  C.  M. 


German,  Edward.  The  Just  So  Song 
Book.  Being  the  Songs  from  Kip- 
ling's "Just  So  Stories"  set  to  mu- 
sic. London,  Macmillan  &  Co.,  1903. 
fol.  6/—. 

Kipling's  verses  can  hardly  be  said  to 
crave  for  musical  expression  and  the  words 
ique  manuscript.  Francis  Kyte's  original  of  several  of  those  in  the  present  collection 
1742  portrait  (HI,  3691  is  in  his  possesion ;  \  will  possibly  seem  rather  incomprehensible 


tier  mcompr< 

Googk 


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Kritische  Bucherschau. 


421 


apart  from  the  stories  from  which  they  are 
taken.  But  if  they  were  to  be  set  to  music 
at  all,  they  could  not  have  fallen  into  better 
hands  than  Edward  German's.  Each  of  the 
twelve  songs  in  the  present  volume  is  in- 
teresting; the  accompaniments  are  remark- 
ably clever,  and  German  is  not  one  of  those 
composers  who  is  afraid  of  writing  simple 
and  pretty  tunes.  The  book  as  a  whole  is 
worthy  of  the  composer  of  "Merrie  Eng- 
land^ and  to  say  this  is  no  small  praise. 

W.  B.  S. 

Kirohenmu8ikali8obe8  Jahrbuch 
1903.  18.  Jahrgang.  Herausgegeben 
von  F.  X.  Haberl.  Regensburg, 
Friedrich  Pustet.  IV  und  196  Sei- 
ten  und  Musikbeilage. 

Das  wichtigste  Ereignis  des  verflosse- 
nen  Jahres  auf  dem  Gebiete  der  katholi- 
schen  Kirchenmusik,  nicht  nur  fur  dioKreise, 
die  sie  praktisch  pflegen,  sondern  auch  fur 
die  weiteren,  fur  die  sie  ein  Gegenstand 
rein  wissenschaftlicher  Forschung  ist,  bildet 
bekanntlich  eine  Beihe  von  Erlassen  des 
jetzigen,  offenbar  fur  Musik  lebhaft  interes- 
sierten  Papstes  Pius  X.,  die  sich  mit  der 
Kirchenmusik,  speziell  mit  dem  Gregoria- 
uischen  Gesang  Deschaftigen.  Ihren  Aus- 
gang  nabmen  sie  von  dem  umfangreichen 
Molu  proprio,  erlassen  am  Tage  der  h.  C'a- 
cilia  (22.  November;  1903  (Jahrbuch  S.  185  ff.) 
und  ihren  vorlauhgen  AbschluC  fanden  sie 
in  dem  Motu  proprio  vom  25.  April  1904, 
in  dem  der  Papst,  gestiitzt  auf  die  Ver- 
handlungen  des  Musikkongresses,  der  ge- 
legentlich  der  Zentenarfeier  zu  Ehren  Gre- 
gors  des  Groften  vom  6.  bis  14.  April  1904 
in  Bom  stattfand,  eine  Kommission  zur 
Ausarbeituny  einer  authentischen  Ausgabe 
des  Gregonanischen  Gesanges  einsetzt. 
Liegen  deren  Arbeiten  nicht  vollendet  vor 
und  erfiillen  sie  die  Hoffnungen,  die  man 
allem  Anschein  nach  zu  setzen  berechtigt 
ist,  so  werden  sie  voraussichtlich  neben 
ihrem  groBen  praktischen  Wert  fur  die 
katholische  Ejrche  auch  fur  die  Musik- 
wissenschaft  ahnlich  fundamentale  Bedeu- 
tung  haben,  wie  sie  bisher,  um  nur  Werke 
von  Mitgliedern  dieser  Kommission  zu  nen- 
nen,  Pothier's  Liber  Gradualu,  die  Patio- 
graphic  Musicale  unter  Mocquereau's  Lei- 
tung  und  P.  "Wagner's  Studien  iiber  den 
Qregorianischen  Gesang  gehabt  haben.  Der 
Papst  erkannte  damit  an,  daC  die  bisher 
durch  p'apstliche  Autoritat  und  die  Biten- 
kongregation  empfohlenen,  im  Verlage  von 
Pustet  in  Begensburg  erschienenen  Aus- 
gaben  des  Antiphonars  und  Graduals,  denen 
nicht  der  alte  echte  Gregorianische  Gesang 
zugrunde  lag,  sondern  die  Form  seiner  ent- 
wicklungsreichen  Geschichte,  die  man  seit 


etwademAusgange  des  16.  Jahrhunderts  fur 
die  beste  oder  wenigstens  praktisch  brauch- 
barste  hielt,  nicht  die  Vorziige  besitzen,  die 
bisher  von  offizieller  Seiteihnenzugesprochen 
wurden.  Zu  ihren  treuesten  Anh'angern  ge- 
hurte  in  Deutscbland  der  allgemeine  Ga- 
cilienverein,  darunter  auch  die  Hauptmit- 
arbeiter  des  kirchenmusikalischen  Jahrbuchs, 
die  unermiidlich  fur  den  Wert  der  Pustet- 
schen  Ausgaben  stritten  und  auch  in  rein 
wissenschaftlichen  Kontraversen  den  hochst 
anfechtbaren  Standpunkt  der  Yerquickung 
wissenschaftlicher  Fragen  mit  solchen  prak- 
tischer  Art,  Kirchendisziplin  usw.  einnah- 
men,  bis  ihnen  jetzt  ihre  Hauptstiitze,  die 
offizielle  Anerkennung,  genommen  ist  und 
ihr  jetziger  Standpunkt  fiir  die  Zukunft  auf 
diesem  Gebiet  nun  weder  wissenschaftlich 
noch  praktisch  von  Bedeutung  ist.  So  muCte 
auch  im  vorliegenden  Jahrbucn  der  Verfasser 
einer  vor  dem  22.  November  1903  geschrie- 
benen  und  gedruckten  >Kanonischen  WUr- 
digtmg  der  neuesten  Choraldekrcte*  (S.  52  bis 
66),  J. Bogaerts,  seine  eigenen  Ansichten, 
durch  die  Ereignisse  uberholt,  Schritt  fUr 
Schritt,  wenn  auch  verklausuliert,  zuriick- 
nehmen  in  zwei  Erklarungen  vom  3.  und 
12.  Januar  1904  (S.  192  ff.  und  S.  194  f.), 
und  zu  einer  neuen,  die  alte  Diskussion  iiber 
B.  Molitor's  *Nachtridenlinische  Choral- 
reform*  ermudend  fortsetzenden,  bei  allem 
Umfang  aber  wie  ihre  Vorgangerinnen  ver- 
ungluckten  Kritik  des  Jesuiten  We  i  d  i  n  g  e  r : 
*Zur  Choralfrage,  erne  ruhige  Antwort  auf 
eine  unruhige  Gegenkritik*  (S.  162—184), 
muB  der  Herausgeber  selbst  die  Erklarung 
abgeben  (S.  184),  daC  bei  der  durch  die 
p'apstlichen  Dekrete  so  veranderten  Situa- 
tion diese  Fragen  besser  jetzt  mehr  in  den 
Hintergrund  treten,  ein  Vorschlag,  aus  dem  • 
ein  Ruckschlufi  auf  den  geringen  inneren 
Gehalt  solctier  Ausfiihrungen  nur  zu  nahe 
liegt.  Auf  diesem  Gebiet  ist  das  Kirchen- 
musikalische  Jahrbuch  eben  jetzt  ganz  in 
das  Hintertreffen  geraten;  ob  es  in  der 
Folge  seinen  jetzigen  Standpunkt  einer  Re- 
vision unterziehen  wird,  um  dann  tatiger 
auch  an  der  Forderung  dieser  Fragen  teil- 
nehmen  zu  konnen,  wird  die  Zukunft  lehren; 
der  Herausgeber  stellt  das  Erscheinen  des 
nachsten  Jahrbuchs,  entgegen  der  fruheren 
Gewohnheit,  bereits  fur  den  August  in  Aus- 
sicht. 

Sind  hier  die  Leistungen  der  Haupt- 
mitarbeiter  des  Jahrbuchs  also  ganz  in  den 
Schatten  gestellt  durch  die  frische  Forscher- 
t'atigkeit  besonders  der  franzosischen  Bene- 
diktiner,  so  bleibt  ihnen  ungemindert  der 
Ruhm,  die  mehrstimmige  katholische  Kir- 
chenmusik, besonders  aus  der  klassischen 
Periode,  treu  gepflegt  und  die  Forschung 
iiber  diese  Zeit  auf  das  Nachhaltigste  ge- 
fdrdert  zu  haben.    Allbekannt  sina  beson- 

31* 


422 


Kriti8che  Bucherschau. 


ders  die  Verdienste  des  Herausgebers  des 
Jahrbuchs,  des  Direktors  der  Kirchenmusik- 
schule  in  Re^cnsburg,  Dr.  Franz  Xaver 
Haberl,  der  diesmal  eine  bibliogiaphische 
Studie  iiber  Felice  Anerio  (S.  28—52) 
beisteuert,  die  auBer  dem  neu  aufgefundenen 
Todesdatum  des  Meisters  (28.  Sept.  1614) 
besonders  ausfuhrliche  bibliographische 
Nachweisc  und  ein  alphabetisches  Textan- 
fangsverzeichnis  s'amtlicher  Werke  F.  Ane- 
rio's  mit  dem  Beisatz  des  Fundortes  bringt. 
Ebenfalls  dem  Verst'andnis  dieser  hohen 
Kunst  vokaler  Mehrstimmigkeit  dient  der 
erste  Teil  der  Abhandlung  »  ftbcr  Textuntcr- 
lapp  und  Texibchandlung  in  kirchlichcn 
\  okaltccrkcn*  von  Jakob  Q  u  a  d  f  1  i  e  g,  Schul- 
rektor  in  Elberfeld,  die  diese  wegen  der 
bekannten  Sorglosigkeit  der  alten  Drucke 
fur  die  klassische  Epoche  so  schwierigen 
Fra^en  wieder  einmal  ausfuhrlich  und  syste- 
matisch  zu  behandeln  unternimmt  und  im 
nachsten  Jahrbuch  zum  AbschluB  kommen 
soil  (S.  94 — 138),  und  der  Abdruck  eines 
Kapitels  aus  der  Kompositionslehre  des 
schwabischen  Benediktiners  Meinrad 
Spiess  von  1746,  in  welchem  die  Lehrsatze 
iiber  den  Kontrapunkt  mit  der  ausfiihr- 
lichen  Analyse  eines  instruktiven  vierstim- 
migen  Offertoriums  abgeschlossen  werden 
S.  67 — 81).  Das  Andenken  eines  anderen 
bedeutenden  Katholiken  der  Aufklarungs- 
zeit,  des  schlesischen  P'adagogen  J  oh.  lg- 
natz  von  Felbiger,  erneuert  die  Wieder- 
gabe  des  Abschnitts  »Vom  Singen*  aus 
seinem  1768  zuerst  erschienenen  padago- 
ffischen  Hauptwerk  von  K.  "Walter  (S.  138 
bis  144).  Erbffhet  wird  das  Jahrbuch  durch 
einen  Auszug  aus  den  elf  von  Coussemaker 
im  4.  Bande  seiner  Scriptores  abgedruck- 
ten  Schriften  von  Tinctoris,  mit  dem  der 
uncrmudliche  Veteran  der  deutschen  katho- 
lischen  Musikhistoriker,  der  80jahrige  Met- 
tener  Benediktiner Utto  Kornmuller  seine 
durch  viele  Jahrgange  sich  hinziehenden 
Au8ziige  aus  den  > alten  Musiktheoretikern* 
von  neuem  f ortsetzt  (S.  1 — 28;. 

SchlieBlich  behandelt  ein  wertvoller 
Aufsatz  von  Dr.  Max  Seiffert  den  bohmi- 
schen  Komponisten  Franz  Joh.  Haber- 
mann  (1706—83),  speziell  Handera  Ver- 
haltnis  zu  diesem  seinem  ebenfalls  italienisch 
geschulten  Zeitgenossen  (S.  81 — 94).  Neun 
Stellen  aus  den  sechs  Messen  seiner  Philo- 
mela pia  von  1747  finden  sich  in  Handel's 
letztem  groBeren  oratorischen  Werk,  dem 
Jephtha,  eine  weitere  in  dem  ebenfalls  erst 
1751  beendeten  Orgelkonzert  op.  7  Nr.  3 
benutzt.  Die  geplante  Herausgabe  von 
Habermann's  Messen  in  den  Supplementen 
zur  H'andel-Ausgabe  verhinderte  Chrysan- 
der's  Tod ;  nun  teilt  Seiffert  hier  wenigstens 
diese  zehn  Stellen  mit,  die  beim  Vergleich 
mit  Chrysander's  Partiturausgabe  und  Fak- 


simileedition  des  Autographs  des  Jephtha 
den  Umfang  der  Anregung  Handel's  durch 
den  jiingeren  Kunstgenossen  klarlegen  und 
so  cinstweilen  fur  das  Fehlen  einer  Neuaus- 
gabe  der  ganzen  Messen  Ersatz  bieten. 

Wie  tdljahrlich  enthalt  das  Jahrbuch 
ferner  im  zweiten  Teil  Besprechungen 
;S.  145—162)  und  eine  Musikbeilage,  zwei 
Kompositioncn  von  F.  Anerio  und  sechs 
vierstimmige  Motetten  von  Luca  Marenzio, 
bearbeitet  von  M.  Haller.       F.  Ludwig. 

D.  M.  Luther's  deutsohe  Messo  und 
Ordnung  des  Gottesdienstes  in  ihren 
liturgischen   und   musikalischen   Be- 
standteilen    nach    der  Wittenberger 
Origin alausgabe   von  1526  erlautert 
aus  dem  System  des  gregorianischen 
Gesanges  von  f  Justus  AVilh.  Lyra 
mit  prinzipiellen  Erorterungen  iiber 
liturgische  Melodien  und  Psalmodien, 
so  wie   mrt    musikalischen    Beilagen. 
Herausgegeben  von  Dr.  theol.  Max 
Herold,  Dekan  und  Kirchenrat  in 
Neustadt  a.  A.     Giitersloh,  L.  Ber- 
telsmann 1904.  VIII  und  192  Seiten. 
Luther's  »deutsche  Mease  <  enthalt  be- 
kanntlich    zu    den    einzelnen    litur^schen 
Texten  auch  die  wahrscheinlich  von  Xuther 
selbst  erfundenen  oder  wenigstens  redigier- 
ten    Gesangsweisen,    die    freilich    in    den 
meisten   Ausgaben  von  Luther's    Werken 
fehlen  (abgedruckt  in  der  Musikbeilage  zum 
22.  Band  der  Erlanger  Ausgabe  von  1854). 
Sie   fuBen   durchaus   auf  dem  Boden  des 
liturgischen  Tonsystems    der   katholischen 
Kirche,  so  originell  und  den  neuen  Zwecken, 
denen  sie  dienen  sollten,  ang-epaBt  sie  auch 
im  einzelnen  sind.    Sie  sina  after  auch  der 
Gegenstand  musikalischer  Betrachtung  und 
Forschung  gewesen,  zuletzt  von  Joh.  Wolf 
in  den  Sammelbanden  HI,  647  ff.   Im  vor- 
liegenden  Werk  tritt  nun  eine  ganz  aus- 
!  fiihrliche  Darstellung  ihrer  Bedeutung,  ihrer 
Beziehungen  zum  alteren  Tonsystem,  ihrer 
Fortsetzung  in  spateren  Agenden  und  ihrer 
harmon\8chen  Begleitung    (mit  Beispieleu 
an  die  Offentlichkeit,  die  bereits  1861  ab^ 
geschlossen,  vom  Verfasser,  der  1882  starb. 
aber  nie  dem  Druck  ubergeben,  erst  jetzt, 
iiber  40  Jahre  nach  der  Niederschrift,  er- 
scheint.    Aus  dem  NachlaB  ediert  von  dem 
bekannten  Herausgeber  der  >Siona<,  wurde 
sie,  im  wesentlichen  unverimdert,  nur  mit 
einem  kurzen  Nachwort  versehen,   das  die 
wichtigste  Literatur  iiber  diese  Frage  bis 
I  zur   Gegenwart   anfiigt.     Es   ist   bekannt, 
welche  oedeutenden  Kesultate  seither  die 
Forschung  auf  alien  hier  in  Betracht  kom- 
,  menden  Gebieten  (besonders  iiber  den  gre- 

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Kritische  Biicherschau. 


423 


gorianischen  Gesang  und  die  Geschichte  der 
protestantischen  Liturgie  des  16.  Jahrhun- 
derts  aufzuweisen  hat,  und  welche  Fort- 
schritte  im  liturgischen  Leben  der  prote- 
stantischen Kirche,  dem  Lyra  in  zweiter 
Linie  dienen  will,  seither  gemacht  sind ;  so 
kann  es  nicht  "Wunder  nehmen,  da6  vieles 
in  den  historischen  Deduktionen,  die  der 
Verfasser  von  den  alten  Griechen  an  bis 
auf  Bach  ausspinnt,  und  in  den  Erbrterungen 
uber  den  gregorianischen  Gesang,  die  sich 
vielfach,  wie  wir  heute  wissen,  auf  wen  iff 
lautere  Quellen  stiitzen,  veraltet  ist  una 
manche  Abschnitte  bei  der  Herausgabe  eine 
starke  Kiirzung  vertragen  batten.  Aber  es 
bleibt  besonders  in  den  musikalischen  Aus- 
fuhrungen  des  feinsinnigen  Verfassers  — 
der  ja  als  Komponist  in  vielen  Melodien, 
»Der  Mai  ist  gekommen*  an  der  Spitze, 
fortlebt  —  genug  des  Wertvollen  und  Ver- 
dienstlichen  ubrig,  das  auch  heute  noch  als 
willkommene  Bereicherung  unserer  Kennt- 
nisse  anzusehen  ist;  und  was  speziell  das 
historische  Hauptthema,  n'amlich  die  Er- 
l'auterung  der  Gesange  aus  dem  System 
des  Gregorianischen  Gesanges,  angeht,  so 
muB  auch  heute  das  Urteil  lauten,  daC  die 
hier  vorliegende  Darstellung  trotz  vielfacher 
Verbesseningsbedurftigkeit  im  Detail  sich 
in  den  richtigen  Balinen  bewegt  und  die 
hier  vorhandenen  Zusamm enhance  dermusi- 
kalischen  Anschauung  und  Entwicklunpr  klar 
vor  Augen  treten  1'aCt.  GroBere  Abscnnitte 
des  Werks  erschienen  bereits  seit  1902  in 
der  »Siona«;  zur  Ausgabe  zu  vergleichen 
Mnd  auch  Herold's  Bemerkungen  ebendort 
1<J04,  S.  88  ff.  F.  Ludwig. 

Myerscough,  S.  S.  The  First  Prin- 
ciples of  Harmony.  Part  I.  Browne 
&  Nolan,  Dublin;  Weekes  &  Co., 
London,  1904.  Crown  8vo.  VIII 
4-  102  pp.  2/—. 

This  is  a  remarkable,  and  if  we  con- 
sider the  age  of  the  author,  a  wonderful 
book.  S.  S.  Myerscough  has  barely  started 
on  his  teaching  career,  when  he  presents 
us  with  a  book  which  for  originality  of 
thought  and  boldness  of  conviction  stands 
prominent  amongst  English  publications  of 
the  time.  In  many  respects  his  ideas  re- 
semble those  of  Riemann  s.  Thus,  what  he 
calls  a  harmonic  '"impression"  is  identical 
with  Riemann's  tonal  ''function".  The  close 
connection  of  harmony  with  metre  too  is 
an  idea  which  Riemann  has  particularly 
elaborated.  The  undersigned  has  no  doubt 
that  in  prosecuting  his  independent  research 
the  young  author  will  more  and  more 
approximate  to  Riemann's  system.  In  the 
meantime  this  little  booklet  will  be  a  help 
to  many  a  teacher  towards  teaching  har- 


mony in  a  more  musical  way  than  here- 
tofore. H.  Bewerunge. 

Spencer,  Herbert.  An  Autobiography. 
London,  Williams  &  Norgate,  1904. 
2  vols.     pp.  1098,  Demy  8vo. 

Spencer  was  b.  27  April  1820,  d. 
8  December  1903.  This  autobiography  was 
ready  and  kept  in  type;  then  pub.  after 

■  death  by  executors,   Auberon  Herbert,  H. 
Charlton  Bastian,  and  David  Duncan.    See 

s  Notizen,  London,  which  expresses  the  opinion 

■  of  the  present  reviewer.  C.  M. 

|  Steele,  Robert.  The  Earliest  English 
!  Music  Printing.  London,  printed 
|  for  the  Bibliographical  Society  at 
Chiswick  Press.  December,  1903. 
|      pp.    XI  +  108.     Quarto. 

|  A  description  and  bibliography  of 
English  printed  music  to  the  close  of  the 
i  16th  century.  —  In  England  the  subject 
|  of  music-printing  has  been  so  much  neglected 
that  the  author  had  almost  untrodden  ground 
for  the  researches  which  form  the  subject 
of  the  latest  illustrated  monograph  of  the 
j  Bibliographical  Society.  From  the  first 
!  introduction  of  music-type  into  England 
in  the  1495  edition  of  Higden's  "Polychro- 
nicon",  printed  at  Westminster  by  Wynkyn 
de  Worde,  down  to  the  year  1600,  minute 
descriptions  are  given  of  over  200  books 
containing  printed  music.  The  labour  such 
a  work  must  have  involved  fills  one  with 
admiration  for  the  author's  industry.  He 
has  not  been  contented  with  careful  collations 
and  minute  copying  of  title-pages,  but  he 
has  applied  to  the  typographically  uninter- 
esting productions  of  the  English  16th  cen- 
tury printers  the  methods  of  research  which 
have  hitherto  mostly  been  confined  to  in- 
cunabula, with  the  result  that  he  is  able 
to  differentiate  between  a  number  of  types 
that  were  hitherto  hardly  distinguishable. 
From  the  point  of  view  of  the  musical 
historian,  the  book  is  valuable  for  the  light 
it  throws  upon  the  slow  development  of 
music  in  England.  The  crushing  influence 
of  the  Reformation,  which  seems  to  have 
successfully  stamped  out  all  traces  of  the 
earlier  English  schools  of  Dunstable,  Power, 
Hothby  and  Fairfax,  —  to  mention  only 
four  of  the  most  prominent  names  of  the 
14th  and  early  15th  centuries  —  is  apparent 
in  the  complete  absence  of  early  printed 
ecclesiastical  music,  and  it  is^not  till  the 
later  years  of  Elizabeth  that  the  sudden 
appearance  of  the  great  English  madrigal 
writers  gives  evidence  of  any  real  musical 
activity.  Not  less  remarkable  is  the  number 
and  variety  of  the  vernacular  Psalters  dis- 


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424 


Besprechung  von  Musikalien. 


closed  by  this  monograph.  Except  during 
the  temporary  revival  of  the  old  liturgy 
which  followed  the  accession  of  Mary, 
the  whole  musical  activity  of  the  church  in 
England  seems  to  have  been  directed  to 
Psalm-singing.  With  the  solitary  exceptions 
of  Merbecke's  "Booke  of  Common  rraier 
Noted"  (1550),  and  Day's  "Certaine  Notes" 
(1660),  the  Anglican  Church  has  nothing  to 
show  which  may  be  compared  to  the  Ger- 
man Liturgies  of  the  Lutheran  Reformers. 
Indeed,  it  is  evident  that  it  was  from  Ge- 
neva rather  than  from  Germany  that  the 
Elizabethan  church  drew  its  musical  inspi- 
ration, and  Psalm-singing  on  the  Calvinist 
models  was  clearly  the  most  popular  form 
of  sacred  music  in  England  in  the  16th 
century.  —  As  a  first  attempt  to  break  new 
ground  this  book  is  probably  not  quite 
complete,  though  a  careful  examination  ot 
its  contents  reveals  singularly  few  omissions. 
It  is  one  of  the  merits  of  such  a  work  that 
it  draws  fresh  information  from  unlikely 
quarters,  and  it  is  to  be  hoped  that  a  second 
edition  will  give  details  of  many  of  the 
books  that  the  author  has  been  unable  to 
trace  and  which  he  prints  in  lists  of 
"Ghosts"  and  of  uSome  Titles  from  Au- 
thentic Sources".     A  few  slight  misprints 

—  such  as  "Attaingant"  for  "Attaingnant" 

—  should  also  be  corrected;  and  it  would 
be  interesting  to  continue  the  bibliography 
for  at  least  twenty  years  later,  so  as   to 


include  complete  sets  of  the  printed  works 
of  such  men  as  Byrd,  Dowland,  Wilbye, 
Weelkes  and  Gibbons.  The  value  of  the 
book  is  much  increased  by  the  numerous 
excellent  facsimiles  which  it  contains. 

W.  Barclay  Squire. 
Wyatt,  E.  G.  P.  St.  Gregory  and 
the  Gregorian  Music.  Pub.  for  the 
Plain  song  and  Mediaeval  Music 
Society,  1904.  pp.  40;  Demy  8vo. 
The  Hon.  Treasurer  of  the  Society  has 
made  an  admirable  combination  of  the  mo- 
dern literature  concerning  the  great  Pope. 
the  1300th  anniversary  of  whose  death  has 
been  celebrated  this  year,  and  the  chant 
that  bears  his  name.  The  historical  evi- 
dence for  St.  Gregory's  connection  with  the 
Gregorian  Chant  is  quoted  in  full,  brief 
comments  on  the  import  of  each  testimony 
beiug  appended.  To  these  testimonies  must 
now  be  added  that  of  the  Venerable  Bede. 
which  Prof.  Wagner  has  unearthed  Gre- 
gorianische  Rundschau,  March  1904,  p.  35\ 
Bede  calls  Bishop  Putta,  who  died  in  688, 
"maxime  modulandi  in  ecclesia  more  Ro- 
manorum,  quern  a  discipulis  b.  Papae  Gre- 
gorii  didicerat,  peritum".  Next,  the  internal 
evidence  in  favour  of  Gregory's  authorship 
is  reviewed,  and  the  extent  and  nature  of 
his  work  examined.  Four  portraits  of  the 
Pope,  with  short  explanations  enhance  the 
value  of  the  little  book.      H.  Bewerunge. 


Besprechung  von  Musikalien. 


Pierluigi   da   Palestrina.     Samtliche 
52  vierstimmige  (Sp.,  Alt ,  Tr.,  BB.) 
Motetten      in      modern  er     Notation 
herausgegeben     von     H.     Bauer  le. 
Leipzig,   Breitkopf  &  Hartel.     1904. 
Von  Bauerle's  Palest rina-Ausgaben  ist 
in  dieser  Zeitschrift  schon  ofters  die  Rede ! 
gewesen  (Ztschr.  IV  S.  741 .  und  in  letzter 
Nummer  (S.  334)  lieGen  wir  Herrn  Bauerle 
selbst  das  Wort  ergreifen;   was  die  Aus-  ] 
gaben   bezwecken.   ist  also  jedem  bekannt. 
Die  vorliegenden  Motetten,  denen  eine  aus- 
fiihrliche,   zitatenreiche  Einleitung  voraus- 
geht.  erschienen  bereits  in  zweiter  Auflage. 
Sie    sind    nicht   mit   Vortragszeichen    ver-  j 
sehen,   einer  Auswahl  von  30  Motetten   in  i 
Separatausgaben,  die  noch  dieses  Jahr  er- , 
scheint,  sollen  aber  solche  beigegeben  werden, 
was  bei  dem  gegenw'artigen  Stand  der  Ver- 
haltnisse,  der  Un selbst  a ndigkeit  der  Musiker 
alter  Musik  gegeniiber,  bei  solch  popularen 
Ausgaben  entschiedon  zu  wiinschen  ist.    Ein 
zweiter    Messenband     4stg.>    ist    ebenfalls 
in  Vorbereitung. 


Sitt,  Hans.  Konzert  (a-moll)  fur  Brat- 
sche  mit  Orchester-  oder  Klavier- 
begleitung.  op.  8.  Leipzig,  Ernst 
Eulenburg.  Fur  Bratsche  und  Piano- 
forte.    ,//  5. — . 

Das  Konzert  ist  bei  der  wenig  reich- 
haltigen  Bratschen-Literatur  warm  zu  be- 
griiBen.  Durchaus  musikalisch,  wenn  auch 
weder  in  dieser  oder  jener  Seite  originell, 
von  melodischem  Flufi  und  sehr  tUch tiger 
Durchfuhrung ,  angenehm  spielbar,  ver- 
laugnet  es  den  Padagogen  und  den  pada- 
gogischen  Zweck  nirgends  eigentlich.  Das 
Thema  des  SchluBsatzes  erinnert  noch  so 
recht  an  eine  verblichene  Virtuosenzeit. 

Tanejeff,  Sergei  Iw.  Op.  14  Quintett 
fur  2  Violinen,  Viola  und  2  Violon- 
cello. M.  P.  Belaieff,  Leipzig. 
Stimmen  Jl  8.50. 

Wieder  ein  ganz  hervorragendes  Werk 
dieses  bei  aller  Eigenart  im  einzelnen  doch 
auf   dem  Boden   der   deutscheu   Klassiker 
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Zeitschriftenschau. 


425 


fuGenden  Russen,  der  uns  schon  fiinf  sehr 
beachtenswerte  Streichquartette  geschenkt 
hat  and  nun  die  ziemlich  diirftige  Streich- 
quintettliteratur  entschieden  bereichert.  Er 
beherracht  die  musikalischen  Ausdrucks- 
formen  in  groBartiger  Weise  und  besitzt 
eine  reiche  Phantasie,  versteht  sich  auch 
famos  auf  Klangeffekte  aller  Art;  seine 
Gesangrsthemen  erscheinen  ganz  besonders 
gluckhch  erfunden.  Einen  spezifiscb  russi- 
schen  Charakter  tragt  besonders  das  Scherzo. 
Ein  langsamer  Satz  fehlt.  Das  Finale  be- 
steht  nach  dem  Vorgange  Tschaikowsky's, 
der  in  letzter  Zeit  besonders  darin  einen 
sehr  glucklichen  Nachfolger  in  Paul  Juon 
gefunden  hat,  in  einer  Keihe  zu  beinahe 
ganz  selbstandigen  Tonstiicken  sich  aus- 
wachsender  Variationen,  die  das  ohnedies 
etwas  breit  angelegte  Werk  vielleicht  etwas 
zu  langatmig  erscheinen  lassen.  Es  stellt 
ubrigens  an  die  Ausfuhrenden  keine  zu 
hohen  Anspriiche.  W.  A. 

Volbaoh,  Fritz.   »Raffael«,  drei  Stim- ; 
mungsbilder,  angeregt  durch  RafFael- 1 


ache  Gemalde,  fur  Chor,  Orchester 
und  Orgel,  op.  26.  Mainz,  B.  Schott's 
Sonne.  Klavierauszug.  I.  Madonna 
di  Foligno.  II.  Madonna  del  Gran- 
duca.     III.  Madonna  di  San  Sisto. 

Volbach  gehort  zu  derselben  Gruppe 
der  Wagnerianer  wie  Paul  Umlauft,  an 
dessen  edle  Melodik  man  im  zweiten  Stim- 
mungsbild  erinnert  wird.  OfFenbar  hat 
Wagner's  » Parsifal*  den  Komponisten  zu 
diesen  drei  schonen/geist-  und  charakter- 
vollen  Stimmungsbildern  inspiriert.  Sie 
reihen  sich  gleichsam  in  sinfonischer  Stei- 
gerung  aneinander,  als  hatte  der  Tondichter 
drei  Momente  aus  Maria's  Seelenleben  zur 
Darstellung  bringen  wollen:  Gefuhlsinnig- 
keit,  schwermiitige  Klage  und  energisches 
Ringen,  jubelnden  Aufschwung.  AlsHaupt- 
nummer  eines  Konzerts  wiirde  das  rein  und 
tief  empfundene,  an  ein  gewahltes  Publikum 
sich  wendende  Werk  wohl  ahnliche  Erfolge 
erzielen  wie  Umlauft's  »Agandecca«. 

H.  M. 


Zeitschriftenschau. 


Verzeichnis  der  Abkiirzungen  siehe  Zeitschrift  V,  Heft  1,  S.  43. 


Adler,  F.    Hugo  Wolf,  BW.  10. 

Adler,  Guido.  Friedrich  Chrysander, 
Biogr.  Jahrbuch  u.  Deutscher  Nekrolog. 
6.  Bd. 

Ahmann,  A.  Schwedische  Volkstanze, 
Uber  Land  u.  M.  46,  31. 

Albrecht,  A.  Indianische  Musik,  Zeit: 
500.  04. 

AUihn.  M.  Zur  Harmoniumliteratur,  Zf  1 1 
24,  26.  I 

Amory,  H.    Pons  asinorura,  WvM  11,  7. 

Amsinck,  S.  Die  Notwendigkeit  griind- , 
lichster  theoret.  Durchbildung  fur  den  | 
Musikerlehrberuf,  MWB  36,  25.  | 

Anonym.     Stiftungen    und    Wohlfahrts- , 
bestrebungen     (Langenbach-Stiftung    in 
Bonn,  KL  27,    12.    —   Algot  Lange  f,  \ 
SMT  24, 6  —  Operan  och  dess  generalre- 
pctitioner,   ibid.  —   Das   deutsche  Har- 
monium,   Tagesfrage   ^Kissing.!    1.     — 
Musikalische   Zeitfragen,    Turmer  7.   —  \ 
Herinneringen    aan  Franz    Liszt,   WvM 
11,    11.   —   Haydn   in   Engeland    'nach 
Musical  Standard,  WvM  11,  6.  —  Hot 
recht  op   uitfluiten    in    concert  en     nach 
»Figaro«\    ibid.    —   Toska   v.    Puccini, 
SMT  24,  3.  —  Anton  Dvorak,  SMT  24, 
10.  —  Ivor  Holter.  ibid.  —  XSgra  Liszt- ' 


minnen,  SMT  24,  2.  —  Friedr.  v.  Flotow, 
SMT  24,  2.  —  Bjorneborgarnes  march. 
Efter  en  musik-  och  kulturhistorisk  essay 
af  A.  Lagus,  SMT  24,  4.  —  Giacomo 
Puccini,  SMT  24,  4.  —  Die  13.  Zente- 
narfeier  .  .  Gregors  .  .  .  JRom,  GBo  21, 5ff. 

—  Die  Klebepflicht  d.  Kiinstler  aus 
•Deutsche  Buhnengenossenschaft<,  DMZ 
34,  23.  —  Emanuel  Schikaneder  u.  W. 
A.  Mozart  (nach  Komorzvnski  schlechter 
Artikel\  Fremdenblatt  Wien  94.  —  Orgel 
u.  Chorgesang  im  Gottesdienst,  CEK  5. 

—  F.  Weingartner,  WvM  11,  21.  — 
Beethoven  in  de  beschouwing  v.  Wagner, 
WvM  11,  21.  —  Anton  Dvorak,  NMZ 
26,  16.  —  Conrad  Nordqvist,  Musik - 
lektioner  under  sommarlerierna,  SMT 
24,  11.  —  Michael  Ivanovitsch  Glinka 
(geb.  1.  Juni  1804 ,  MC  26,  22.  —  An 
aspect  of  musical  unionism,   MC  25,  22. 

—  An  earlv  spring  myth  or,  how  the 
New  York  Tribune  built  a  Music  School, 
MC  26,  18.  —  Antonin  Dvorak  dead, 
ibid.  —  Motu  proprio.  Vaticaansche  uit- 
gave  der  liturgische  boeken,  die  de  gre- 
goriaansch  meiodiet:n  bevatten,  St.  Gre- 
goriusblad  29,  6.  —  Gelegentliche  Be- 
trachtungen  uber  die  im  Motu  proprio 
Pius  X.  etc.  ausgesprochenen  Grundsiitze, 

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426 


Zeitschriftenschau. 


Cc  12,  5ff.  —  De  jonge  Fransche  school 
en  het  Wagnerisme,  WvM  11,  13.  — 
Antonin  Dvorak,  MT  7, 36.  —  Lord  Alver- 
stone  [ill:  MT  736.  —  World's  Fair 
Music,  MC  25,  20.  —  Musician  and 
Manager,  a  bitter  struggle,  that  promises 
to  engage  more  than  40  000  american 
musicians,  MC  25,  21.  —  Richard  "Wagner 
u.  Mathilde  Wesendonk,  Tagl.  Rdschau. 
100.  04.  —  Jenny  Gross,  Biihne  u.  W. 
6, 16.  —  Gabriel  Faure  en  Suisse  romande, 
La  Musique  en  Suisse  3,  48.  —  Die 
Meistersinger.  Faust,  Athenaeum  3996. 
—  Die  Musiksteuer,  Tiirmer  6,  7.— Berlioz 
in  d.  Briefen  an  d.  Furstin  Wittgenstein, 
RMG  49.  —  Analysen  der  auf  der  Ton- 
kUnstlerversamml.  in  Frankf.  a.  M.  zur 
Auffuhr.  kommenden  Tonwerke,  NZfM 
71.  22  23.  —  II  >Faust«  di  Gounod  al 
teatro  alia  Scala  di  Milano  (illustr.),  MuM 
59, 6.  —  More  musical  unionism,  CM 25, 23. 
Batka,  R.     Vom  Kanon,  KW  17,  17. 

—  Hugo  Wolf  u.  Rich.  Wagner,  Tagl. 
Rundschau  47.  04. 

—  Anton  Dvorak,  Zeit  501.  04. 

—  Hausmusik,  Bohemia  17.  Apr. 

—  Anton  Dworschak,  KW  17,  17. 

—  Peter  Cornelius'  Lieder.  Ein  Mahnwort 
MK  3.  17. 

—  Hugo  Wolfs  Pentesilea  KW  13. 
Baughan,    E.     The  subvention  of  music, 

MMR  34,  398. 
Beaujour,    E.     Un  peu   de  morale  wag- 

nerienne,  La  ni.  en  Suisse  3,  b()  (Vevey). 
Beckmann,  (I.  Johannes  Brahms  Schwanen- 

gesang,  MSfG  2. 
Berlioz,   H.     3  Briefe  an  Liszt,  RMG  49. 

—  Mich.  Glinka.   Feuilleton  1847,  ibid.  50. 
Bertini,   B.    II    piu    vecchio   maestro    di 

canto  in  Europa  (Em.  Garcia  KM  9,  100. 

—  Antonin  Dvorak,  KM  9,  100,. 

Bie,  O.    Die  Musik  im  Bilde,  Uber  Land 

u.  M.  46,  26. 
Blackburn,  V.     The  harmony  of  discord, 

MT  736. 
Blech,  L.  Peter  Cornelius  u.  sein  >Barbier 

v.  Bagdad*  KW  17.  17. 
Bllimel,  E.     Uber  d.  Verbreitg.   d.  volks- 

tiimlichen  Liedes   »Ach  weint  mit   mir, 

ihr  nachtlich  stillen  Haine«,  d.  Volkslied 

Wien)  3  4. 
Bornewasser,    R.     Zum    XIII.    Cente- 

narium  Gregor's  des  GroGen,  GB1  29,  3. 

—  Ein  feierliches  Hochamt  P.  Gregor's  I., 
GBo.  21,  3. 

Borr en  bergs,  J.  De  orgelbegleiding  van 
het  gregoriaansch  in  verband  met  zijn 
rhythmus.  St.  Gregoriusblad  29,  6. 

Bosi,  P.  La  ginnastica  musicale,  Katura 
ed  Arte  15.  M'arz. 

Brassel,  P.  Wanderung  durch  d.  Manu- 
skripte  Dom  Andre  Mocquereau  Bespr.\ 
GB1  29.  3. 


'  Breithaupt,  M.  Eugen  d' Albert  v V.  Moderne 
Klavieristen),  Mk.  3,  18. 

;  Brody  H.    Enrico  Tamberlink,  ital.  Tenor 
(1820-89;,  Revue  M.  8. 

;  Buck,  R.     Riibezahl   v.    Sommer,  Braun- 
schweig 15.  Mai,  AMZ  31,  22. 

I C,    M.     RuBlands     musikalische    Kultur, 

Breslauer  Zeitg.  5.  M'arz. 
Castera,  R.    de.    L'Orfeo  de  Monteverdi, 

|      GM  M'arz  04. 

'  Choisy,    F.    L'Hymne  du  PaMologue,  GM 

i      50,  25  26. 
Closson,  E.    Leroi  Arthus,  WvM.ll,  3  ff. 

Conrat,  H.  Die  Musik  d.  Japaner,  Biihne 

!     u.  W.  6,  16. 

—  Brahms,  wie  ich  ihn  kannte,  BW.  6, 13. 
Crotchet,    D.     Winchester    College     ill.; 

ausfiihrlich,.MT  736. 
Curasao,  A.    Uber  d.  Entstehung  d.  Musik 

u.   d.   harmonisch.   Dreiklangs    durch  d. 

sechs  Naturwunder.  Internat.  Literat.  u. 

Musikberichte  11,  7. 
Currier,  T.  P.     The  growth  of  pianoforte 
.      playing,  MW,  Jan.  1904. 
Curzon,  H.  de.    Le  catalogue  thematique 

des  oeuvres  de   Gluck    Bespr/,  GM  50, 

25  26. 

—  La  correspondance  de  Beethoven,  GM 
27.  Marz. 

:  —   La  reforme  de  la  musique    religieuse, 
GM  60.  23/24. 

—  Alceste  de  Gluck,  a  l'Opera-comique  de 
Paris,  GM  50.  23/24. 

Cuypers,  H.     Onderricht   in  Kerkmuziek 

te  Amsterdam,  St.  Gregoriusblad   29,  6. 
D.  D.  II  requiem  lirico  del  M.  Tacchinardi 

alia  Filarmonica.  KM  9,  100. 
Destouches,  G.  v.  Franz  Destouches  1772 — 

1844;,  Allgem.  Zeit.  (Munch.    64/65. 
Dieckmann.  Das  V.  Jahresfest  d.  Kieder- 

sachsischen  Kirchenchorverbandes,  CEK 

1904,  Kr.  2. 
Draheim,  H.  Goethes  Balladen  in  Loewe's 

Komposition.     Eine  Erklarung  des  Ton- 

satzes,  BfHK  8,  9. 
Ehrenhofer,     W.      Kombinierte    Orgel- 

manuale,  GR  3,  6. 
Elnis,  P.     La  tetralogie  a  Lyon,  GM4. 11. 
Elson,  Louis  C.    The  piano  in  the  musical 

repertoire,  MW,  Jan.  1904. 
Epstein,  R.  Musikerkopfe  auf  Geldmunzen , 

MK  3,  18. 
Ergo,  E.   Over  ontwikkeling  van  het  musi- 

kaal  geheugen,  WvM  11.  12. 
Eschini,  G.  Pietro  Mascagni  e  il  publico, 

KM  9,  100. 
Evenepoel,  E.    Le  81me  festival  rhenan, 

GM  50,  23/24. 
P.,  E.    Der  Allg.  Konzertverein-Volkschor 

Barmen.     7.  Konzertjabr.  AMZ  31,  22. 
Pay,  A.     Souvenirs  d'une  eleve   de  Liszt, 


GM  4,  11. 


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Zeitschriftenschau. 


427 


Findeisen,  Nic.    Die  Musik-Zeitschr.  in 

Rufiland  (1774-1903),  RMG  46,  48. 
Pahro,  L.    Een  en  ander  aanleiding  van 

het  artikel  »Bayreuth  etc.*   in  het   Oc- 

tobernummer,  Cae  61,  4. 
Faure,  CI.    Bespr,  v.  Helenfc  v.  St.  Saens., 

Figaro  u.  MM  16,  4. 
Flat,  P. Le » Romeo et Juliette « de  Berlioz, , 

Revue  Bleue,  23.  Jan.  1904. 
FlodiD,    K.    Jean  Sibelius  nya  Kompo- 

sitioner,  Euterpe  (Helsingfors)  7. 
Francke,  0.  Eine  Buddha-Oper,  BW.,6,13. 
Freimark,  H.  Vom  Harmonium  K W 17, 18. 
Friedmann,  A.    Johann  Nepomuk  Beck. 

(+  8.  Apr.  in  Prag),  NMZ  25,  16. 
Fuller-Maitland.  English  folk  songs.  Mc  9, 

Nr.  4  (nach  einem  Vortrag). 
Q.,  M.    Die  Weitercntwicklung  d.   Oper, 

Breslauer  Z.  34. 
Ghignoni,  A.  Per  il  canto  religioso  popo- 

larein  It  alien,  RassegnaNazionale  l.M'arz. 
Glinka,  M.   Gesangsubungen  zur  Vervoll- 

kommnung  d.  Stimme,  ftMG  47. 
Glockner,  W.    Siegmund  von  Hausegger, 

BfHK  8,  9. 
Goepf art,  K.  Eduard  Lassen,  Tagesfragen 

(Kissingen}  2. 
Golther,  W.  Zur  Vorgeschich.  d.  »  Parsifal*, 

Buhne  u.  W.  6,  16. 

—  R.  Wagner  u.  M.  Wesendonk,  D.  Mo- 
natsschr.  f.  d.  ges.  Leben  d.  Gegenwart  3, 8. 

—  Tristan  u.  Isolde  von  Trouvere  Tomas, 
Zeit,  601.  04. 

Graf,  M.  Hugo  Wolf  u.  d.  »Korregidor*. 
Wage  7,  9. 

—  Moderne  Dirigenten,  Wage  7,  6. 
Grong,  E.    Die  Kunst  Johannes  Brahms1, 

Sozial.  Monatsh.  1. 
H.,  M.     Die   Centenarfeier  St.  Gregor  d. 

GroCenin  Rom  (6.— 14.  Apr.04),GR  3, 6. 
Hall,  Ch.  E.    Do  american  pianos  leed  the 

world.    Leslie's  Weekly,  May. 
Hanfiel,    W.     Die    Eitz'sche    Gesangs- 

methode,  KCh  15,  Nr.  2. 
Hanelick,  E.    Verdi's  Falstaff,  Neue  Freie 

Presse  17.  Apr. 
Haaee,   M.    Der  Dichtermusiker  spricht. 

Zitate  .  .  .  Peter  Cornelius  .  .  .   Barbier 

betreff.,  AMZ  31,  24. 

—  Die  orate  (h-moll)  Ouvertiire  z.  »  Barbier 
v.  Bagdad*  von  P.  Cornelius,  MK  3, 17, 

Hausegger,  S.  von.  Zur  Tantiemenfrage, 
NMP  13,  12. 

Hennings,  J.  Buxtehude's  Instrumental- 
werke  (Bespr.  d.  >Denkm'aler«.  Repro- 
duction d.  Orgeltabulatur),  NMZ  25, 16. 

Heuler,  R.  Georg  Holler,  Domorganist 
in  Wurzburg,  Tagesfragen  (Kissingen)  3. 

Heyse,  P.    ftolog   zur   Corneliusfeier  in 
Weimar,  AMZ  31,  25. 
ildebrandt.   J.    Ausspruche  beriihmter 
Personen  iiber  die  Musik  usw.,  Elbinger 

HZeit.  17.  Jan. 


Hitler,  P.  81.  Niederrhein.  Musikfest  Koln, 

NZfM  71,  24. 
Hirsehfeld,   R     Johann   StrauG1  Vater, 

Frankf.  Zeit.  73. 

—  Mnsikal.  Renaissance  Wiener  Abendpost 
72.  04. 

Hure,  J.    Notes  sur  la  >  forme «  dans  Tart, 

MM  15,  10. 
Jaloux,  E.    Die  japan ische  Musik.  (Aus  d. 

unveroffentl.  Manuskript    iibersetzt   von 

Wilh.  Thai),  AMZ  25,  17. 
Jentsch,   M.    Lichtungsgesang  der   nor- 

wegisch.  Matrosen,  das  deutsche  Yolksl.  2. 
Joss,  V.  Ant.  Dvorak,  MK  3, 18;  Wage  7, 19. 
Insenser,  A.    El  penades,  balls,  dansas  y 

comparsas  populara,  R.  m.  catalana  1,  6. 
Istel,  E.  Peter  Cornelius.    Ein  deutscher 

Wort-  und  Tondichter,  MK  3, 17;  do.  und 

der  >Kladdcradat8ch«,  ibid. 
Kalischer,  A.  Hektor  Berlioz  iiber  L.  van 

Beethoven,  Voss.  Zeit.  16/17. 
Kalischer,  Chr.   Aus  Beethoven's  Frauen- 

kreis.  DMZ  35,  23/25. 
Karpath,  L.    Gustav  Mahler  u.  d.  Wiener 

Hofoper,  Buhne  u.  W.  6,  17. 
Karpelea  G.    Heine  und   Berlioz,  Neues 

Wiener  Tageblatt,  15.  Marz. 
Keeton,  E.    One  of  Tscha'ikovski's  Clove 

episodes,  MMR  399. 

—  Tschaikovski's  operas,  Contemporary 
Review  460. 

Kienzl,  W.  Das  Wiener  Hofoper n theater 
u.  seine  Neuheiten,  NMP  13,  12. 

Kistler,  C.  Die  Oktav-  od.  Kontragcige, 
Tagesfragen  (Kissingen)  2. 

Klatte,  W.  TonkUnstlerfest  Frankfurt, 
DMZ  35,  25. 

Kleefeld,  W.  Ernst  Kraus,  BW  6,  Nr.  8. 

—  Musikalische  Kleinkunst  (zur  Erinnerung 
an  Johann  StrauB1  Vater),  Westermann's 
illustr.  M.  48,  8. 

—  >Der  Tanz  als  Musikbildner,  BerL  Zeit. 
15.  Marz. 

Klein,  H.     Berlioz  als  Kritiker,  Gegenw. 

65,  15. 
Kohut,   A.     Unveroffentlichte    Briefe    an 

Karl  Krebs,  Hamb.  Korrespond.  17.  Apr. 

—  Henriette  Sonntag  u.  Ludw.  Rellstab, 
NMZ  25,  17. 

Kompaneisky,  N.  IJber  Glinka's  Gesangs- 

ubungen,  RMG.  47. 
Konlg,  A.    Das  II.  Bayerische  Musikfest 

in  Regensburg,  AMZ  31,  23. 
Krabbel,    Chr.    Das   Motu   proprio  usw. 

GBC  29,  4ff. 
Kretaflchmar,  Max.  Hugo  Wolf,  MMR  399. 
L.   W.  Sorloff  Biogr.  Skizze,  RMG  52. 
Landormy,  P.   L'ltat  actuel  de  la  musiquc 

francaise.    Enquete  par Vincent 

d'lndv,  Alfred  Bruneau,  Henri  Duparc. 

R.  Bleue  26.  Mar/. 
Lalo,  P.    Les  idees   musicales    d'Herbert 

Spencer,  Le  Temps  (Paris)  9. 

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428 


Zeitschriftenschau. 


Lang,  M.    »Wie  der  Korregidor  enistand<,  I 

Zeit  (Wien)  505. 
Lederer,  V.    Dio   Maifestspiele  in  Prag, 

Si  61,  87.  1 

—  »01im<  Ausstattungs-Ballctt-Pantomine, 
Text  v.  Novak,  M.  v.  K.  v.  Kaan.  Prag, 
tschech.  Nat.  Th.  14.  Apr.  1904  (ausf. 
Besp.)  S.  62,  34. 

Less m arm,  0.  Die  Cornelius  -  Fcier  in 
Weimar  (9./10.  Juni),  AMZ  31,  26.  I 

—  Das  40.  Tonk.-Fest  Frankfurt,  AMZ  31, 1 
23,  24.  | 

Lipaeff,  Iw.   Die  Moskauer  Philharmonie- ' 

Gesellschaft  (1878-1903),  RMG,  44. 
Loman,  A.   Naar  an  leiding  van  des  hceren 

A.  H.  Amory  »Ezelsbrug<,  WvM  11,  8. 
Louis,   R.     Das  2.  Baynsche  Musikfest, 

Regensburg,  NZfM  71,  24. 
Lusztig,  J.  »Kobold«  Wngner  (absprechend), 

BW  10. 
Mangeot,    A.    Gabriel  Dupont  (l'auteur 

de  la  Cabrera),  MM  15,  11. 

—  Le  congres  d'Arras,  ibid. 

—  Le  proces  le  Key,  ibid. 

—  >MimiPinsonc  au  Troeadero,  MM  15, 10. 

—  Un  nouvel  avenir  pour  la  musique 
symphonique  francaise,  MM  15,  3. 

Marsop,  P.  Die  Kunststadt  Munchen, 
Sudd.  Monatsh.  1. 

—  Die  Anstalt  f.  musikalisches  Auff  iihrungs- 
recht,  Allgem.  Zeit.  (MUnch.)  104. 

—  Eine  musOcal.  Volksbibliothek  inMiinch., 
M.  neueste  Nachr.  159. 

—  Aus  dem  Lager  d.  musikal.  Fortschrittes, 
Siiddeutsche  Monatshefte  4. 

—  Neue  Musikliteratur  Gegenwart  66,  14. 
Marteau,  H.  Lettre  de  voyage  (40*6  fete 

des  m.  allemands  a  Francfort),  Lam.  en 

Suisse  3,  57. 
Marx,    A.   B.      Gluck's    >Iphigenia    auf 

Taurisc,  Tttrmer  6,  8. 
Mauke,  W.    Liliencron  als  Befruchter  d. 

musikalischen  Lyrik,  MK  3,  18. 
Mayrhofer,  J.    Messe  in  Es  zu 

op.  9  von  Joh.  Ev.  Haberl,  GR  2. 
Mensi,  A.  v.   Neue  Rich.  Wagnerliteratur, 

M.  Allgem.  Zeit.  89.  04. 
Mey,  K.    Einrichtungen  u.  Gebrauche  d. 

Meistersinger,  NMZ  25,  17. 
Milde,  N.  v.     Weimarische  Erinnerungen 

a.  d.  dOer  Jahren  d.  vor.  Jahrh.,  MK3,  17. 
Milligen,  S.  van.  De  Vertegen  woordigers 

d.  Jong-Fransche    School.    Scheteen  en 

indonkken.  I.  Cesar  Franck,  Cae  61,  4. 
Morold,  M.    Das  ital.  Musikdrama,  Zeit 

502.  04. 
N.,  H.  Rich.  Hoi  (23.  Juli  1825—14.  Mai 

1904).  WvM  11,  21. 

—  Het  Beethoven-Musicfest,  WvM  11,  21. 

—  Een  nieuwe  volledige  partituur  van  >die 
Meistersinger*  en  Wagner's  »Gesammelte 
Schriftenc,  WvM  11,  16. 


Nappi,  G.  II  4.°  concorco  melodramraatico 
Sonzogno  NM  9,  100. 

Nef,  K.  Mannheimer  Sinfouien,  SMZ  44,9. 

Neitzel,  O.  Rubezahl  v.  H.  Somraer  Braun- 
schweig. 15.  Mai,  S  61,  36. 

—  Die  Apostel  v  Elgar  (Niederrhein.  Musik- 
fest Koln  Mai  1904),  S  62,  38. 

—  Der  dritten  Liedersammlung  >im  Volks- 
ton«  zum  Geleit,  Woche  6,  21. 

Niecke,  F.  On  the  musician's  education, 
MMR  34,  398. 

—  Anton  Dvorik,  MMR  34,  402. 
Niemann,  W.  Vcrlegerkonzerte,  S  61,  35. 

—  Joh.  Brahms  als  Klavierkomponist  MX 
3,  18. 

—  Unsere  Musikbucherei  KL  27,  12. 
Noatzsch,  R.  Das  Nationale  in  d.  ruasiachen 

Musik,  K  15.  9. 
Nodnagel,  H.  Hans  Sommer's  >  Rubezahl «, 

KW  17,  18. 
Nolthenius.    Een  monument  op  het  graf 

van  Gustaaf  Adolf  Heiuze  WvM  11,  12. 

—  De  Bruid  der  Zee,  WvM  11,  9. 
Nyevelt,  van.    Stradivarius  II.,  Cae  61,  4. 
O.,  C.  v.  Het  Xm«  Eeuwfeest  van  S.  Gre- 

gorius  Magnus,  WvM  11,  23. 

—  L.  Perosi's  laafste  werken,  WvM  11, 18. 
Ochs,  S.     81.  Niederrh.  Musikfest  Koln, 

AMZ  31,  22. 
Odolwsky.    W.     Das    erste   Konzert   H. 

Berlioz'  in  Petersburg  1847,  RMG  49. 
P.,  A.    Le  concours  Sonzogno,  M  70,  22. 
Ph.,  J.  L'art  du  pianiste :  notes  sur  Stephen 

Heller,  ..GM  4,  11. 
P.,  W.    Uber  d.  jetzige  Lage  d.  Kirchen- 

gesangs  in  d.  Kiews-Petscnersk  Klostcr, 

RMG  45/46. 
Pelerin,   P.    La  >Figlia   di  Orlando*   di 

Henri  Rabaud,  NM  9,  100. 
Pfeilsctamidt,  H.    Das  40.  Tonkunstler- 

fest  .  .  .  Frankfurt,  MK  3,  18. 
[Pius  X.]      Motu   proprio.    Vatikanische 

Ausgabe  der  die  gregorianisch.  Melodien 

entbaltenden  liturgischen  Biicher,  GR  3. 6. 

—  Handschreiben  Sr.  Heiligkeit  Pius  X. 
an  Prof.  Dr.  Wagner,  GR3,  Nr.  2. 

Pohl,  H.     Frankfurt  a.  M  als  Musikstadt, 

NZfM  71,  25. 
Pommer,  J .  Dr.  Anton Werle,  Das  deutsche 

Volksl.  (Wien)  2. 
Popper,  J.    Provisionswesen  u.  Zwischen- 

handel  in  d.  Klavierindustrie  in  Osterrcich, 

Zf  J  24,  26. 
Pougin,  A.    Le  livre  du  jour.    Verdi  (la 

Premiere    de    >Rigoletto«) ,   Ann.    polit. 

litter.  17./4. 
Pujol,  Fr.    Repertori  de  musica  rehgiosa. 

Revista  m.  catalona  1,  6. 
Puttmann,  M.    Johann  Adam  Hiller.   Zn 

seinem  lOOjahrigen  Todestage  (f  16.  Juni 

1804).  NZfM.  71,  25. 

—  1.  Westpreufiiscnes  Musikfest  Graudenz. 
NZfM  71,  24;  AMZ  31,  24. 

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Zeitschriftenschau. 


429 


Quittard,  H.    Une  composition  franchise 

du  XVII«  siecle  a  deux  choeurs,  GM  4, 11. 
Raaff,  J.  De  strijd  om  Parsifal. WvM,  11, 10. 
Reichel,  A.    Te  deum  laudamus  v.  Anton 

Bruckner  SMZ  44,  6. 
Remi.    Le  prix  Sonzogno,  MM  15,  11. 
Richard,  A.   Eduard  Lassen  +,  NMZ  26,  9. 
Richter,  B.  Gottesdienstliche  Passionsfeier 

in  Leipzig,  MSfG  9,  6. 
Richter,  C.  F.    Im  Volkston  (betreff.  die 

Volkslieder  d.  »Woche«),  SMZ  44,  4. 

—  Uber  d.  v.  verschiedenen  Staaten  f.  ton- 
kiinstlerische  Zwecke  gew'ahrten  Sub- 
sidien  (nach  einem  Artikel  des  Guide 
musical),  SMZ  44,  8. 

Riemann,  L.    Akuat.    u.    tonpsych.   Auf- 

fassung  des    deutschen  Volksliedes,  das 

deutsche  Volkslied  (Wien)  3  4. 
Riesenfeld,  P.    Eonrad  Lange  als  Musik- 

asthetiker,  AMZ  31,  22. 
Rikoff,  Concours  Sonzogno,  NZfM  71,  24. 
Ritter,  H.  Die  Zentenarfeier  d.  kgl.  Musik- 

schule  in  Wurzburg,  S.  62.  .39. 
Rollett,    H.     Franz   Liszt,    Osterr.   Ung. 

Revue  2/3. 
Rolland,  R.    Berlioz  et  Schumann.  Deux 

lettres    de   Meyerbeer    (a  Berlioz)   etc., 

RAD  16.  Febr. 

—  Le  mois  de  Berlioz   etc.,  do.  15.  Jan. 

—  »Berlioz<,  Revue  de  Paris  5/6. 

—  Trois  lettres  incites  de  H.  Berlioz,  RAD 
15.  Mai. 

Rousseau,  S.  Rapport  du  concours  musical 
de  la  ville  de  Paris  (1900—1903)  presente 
au  nom  du  jury,  M  70,  21. 

S.,  J.    Anton  Dvorak,  R.  m.  catalana  1,  6. 

Saint-Saens.  La  reTorme  de  la  musique 
r^ligieuse,  MM  15,  10. 

—  Un  discours  de  C.  Saint-Saens  pour  le 
monument  de  Gounod,  MM  16,  4. 

Scherlng,  A.  Die  40.  Tonkunstlerversamm- 
lung  usw.  in  Frankfurt,  NZfM  71,  25. 

Schlemuller,  H.  Das  Frankfurter  Musik- 
fest,  S  61,  37. 

—  Der  >Bundschuh<,  Frankfurt  27.  Mai 
1904,  ibid.  36. 

Schmidt,  L.  EinWagner-Manuskript(Erste 
Lohengrinfassung),  Brl.  Tagbl.  22.  Febr. 

Schmitz,  E.  Liszt's  A-moll-Sonate,  AMZ 
31,  25. 

Schoenaioh,  G.    Peter  Cornelius  in  Wien, 

MK  3,  17. 
Sohuhmachftr,  C.  Musiker  und  Ziinftler, 

Breslauer  Zeit  12.  Marz. 
Seidl,  A.  Peter  Cornelius-Feier  in  Weimar, 

S  62,  39. 
Segnita,  G.  Zu  Peter  Cornelius*  Gedachtnis, 

AMZ  31,  24. 
Seuffert,  E.  Was  alles  fur  ein  Musikinstru- 

ment  gilt,  ohne  es  zu  sein,  NMP  13,  12. 
Severus.  Musikalische  Zeitfragen  II.  Kon- 

zertseuche  —  ein  Ruckblick,  NMZ  25,  9. 


I  Smend,  J.  Bildschmuck  auf  kirchl.  Musik- 

I     programraen,  MSfG  9,  6. 

•  Smith,  P.     Snobs  et  amateurs,  Lam. en 

Suisse  3,  57. 
Smolensky,  St.  Der  bcruhmte  Tenor  Iwa- 
noff,    der   Reisegefahrte   Glinka's    nach 
Italien,  RMG  47/48. 
Soleniere,  E.  de.    Berlioz,  WvM  11,  5. 

—  Le  fils  de  Tetoile  v.  Erlanger,  WvM  11 ,  22. 
So  m  mem,  H.  Zur  Ehrenrettung  des  M'an- 

nergesanges,  SH  44,  25. 
Spanuth,  A.  Richard  StrauB,  New  Yorker 

Staats-u.AMZ  31,  22. 
Stehle,  A.    Der  Vogt  auf  Muhlstein  von  C. 

Kistler.  Dusseldorf  19.  Apr.  04,  NMZ  25, 16. 
Stenger,  G.  Les  theatres  pendant  le  Con- 

sulat.  Lea  spectacles  de  Tan  IX.  (Troisieme 

article).  RAD  15.  Mai. 
Stephani,  H.  Einheitlichkeit  in  unser  No- 

tenbild!    NZfM  71,  25. 
Sternfeld,  R.  Hektor  Berlioz  u.  seineFaust- 

musik,  Westermann's  ill.  d.  Monatsh.  4. 
Stier,  E.    Rubezahl  u.  der  Sackpfeifer  von 

Konig-Sommer.    (Braunschweig  15.  Mai 

Hofth.),  NMZ  26,  17. 
Stobe,  P.     Geschichte  des  Orgelbaues  in 

Sachsen.  (V),  K  16,  9. 
Stoeckltn,  P.  de.    Ludwig  Thuille,  Lam. 

en  Suisse  (Vevey)  3,  56. 
Storck,  K.  Die  tschechische  Musik,  KL27,12. 

—  Die  Geschichte  der  Programmusik.  i3), 
Turmer  6,  7. 

—  Wiener  Walzer,  Turmer  6.  6. 
Stoessl,  O.    Die  Posse,  KW  17,  17. 
Taunton,  E.    The  new  papal  regulations 

of  church  music,  MMR  34,  398. 
Tenor.    Wer  ist  der  Komponist  der  russi- 

schen  Volkshymne?    RMG  52. 
Tetzel,    G.      Dber   musikalisches    Talent, 

KL  27,  12. 
Thomas,  F.  Musical  education  in  the  united 

States,  MW,  Januar  1904. 
Tsohirsky,  O.    Johann  Friedr.  Reichardt, 

Grenzboten  63,  14/15. 
d'Udine,  J.    La  musique  integrale,  La  m. 

en  Suisse  3,  51. 

—  La  musique    et   la   prosodie   francaise, 
La  m.  en  Suisse  3,  48. 

Valetta.  La  musica  nel  santuario  da  Gre- 
gorio  I  a  Pio  X,    Nuova  Antol.  39,  776. 

[Verdi,  G.]  Briefe  a.  d.  Grafen  Arrivabene, 
Wage  7,  16  if. 

Victor!,  Jos.  Stellung  u.  Aufgabe  d.  Ge- 
|      sanges  beim  liturg.  Hochamt,  C  21,  Nr.  1. 

Viotta,  H.  De  »Parsival<  Kwestie,  Cae61,4. 

W.  Verhaltnisse  der  Konzertgeber  zu  den 
i  Inhabern  von  Abonnementskarten,  DMZ 
I     36,  23. 

i  Wagh.    Die  Pariser  Theatersaison  1903/4, 
1     BUhne  u.  W  6,  16. 

,  Walden,  H.    Wort-  und  Tonlyrik,  Kampf 
i      (Berlin)  6. 

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430  Buchhandler-Kataloge.  —  Mitteilungen  der  »Internationalen  MusikgesellschafU. 


Wehnert,  0.  Der  Standpunkt  des  Musikers 

gegeniiber  der  AJkoholrrage,  DMZ  36, 24. 
Weingartner,  F.    Ub.  d.  Dirigieren  (A.  d. 

Rheinischen  Musikzeitungl,  WvM  11,  21. 
Wernicke,  0.  Richard  Hoi  t,  Mk  3, 18. 
Wilde,  J.  de.    Eenige  beschouwingen  over 

Opera-teksten  etc.,  WvM  11,  19  ff. 
Willemsen,  J.     Opera-toestanden,   WvM 

11,  16. 


Willmann.H.  Straufi  Vater,  NFrPr  14, 206. 
Winterfeld,  A.  Chopin  s&som  larjunge  och 

larare,  SMT  24,  3. 
Witting,  C.    Das  Thema  u.  d.  Rhythmus 

in  der  Musik,  KL  27,  11. 
Wuthmann,  L.     Eine  neue  Notenschriit, 

BfHK  8,  9. 
Zakone,  C.  Le  chant  dans  lee  eglises,  GM4,11. 
Zepler,  M.    Tanz-  und  Liederspiele,  Tagl. 

Rundschau  65.    04. 


Buchhandler-Kataloge. 


Harald  &  Co.  201  A,  Shaftesbuay  Avenue 
London  W.C.  Catalog  Nr.  17  (1904)  of 
music  and  musical  literature  (ancient  and 
modern)  Second-hand. 

C.  F.  Schmidt,  Heilbronn  a.  N.  Katalog 
Nr.  311.  Enthalt  >'altere  seltene  Werke 
und  groCere  Werke  in  neuen  Ausgaben, 
Partituren  von  Opera,  Kirchenmusik  und 
Chorwerkenc. 


J.  Taussig  in  Prag.  Kl.  Ring,  144.  Anti- 
quariatskatalog  Nr.  133.  —  1.  Musikge- 
schichte  und  Musikasthetik.  —  2.  Musik- 

fesch.  Monographien  nach  Volkern  und 
/andern.  —  o.  Musikerbiographien  und 
Portrats.  —  4.  Musiktheorie.  —  6.  Instru- 
mentation. —  6.  GeBang.  —  7.  Kirchen- 
musik. Enthalt  eine  gauze  Anzahl  wert- 
voller,  im  Buchhandel  vergriffener  Werke. 


Mitteilongen  der  „Internationalen  Musikgesellschaft". 

Ortsgruppen. 

Paris. 

La  section  parisienne  de  1'IMG-.  a  tenu  ses  deux  premieres  seances,  les  16  mai  et 
13  juin,  au  Pavilion  de  Hanovre,  son  siege  social  (32,  rue  Louis-le-Grand),  sous  la 
presidence  de  M.  le  professeur  Dauriac,  assiste  de  MM.  Prod'homme,  secretaire,  et 
Ecorcheville,  tresorier.  Dans  la  premiere,  M.  Ruelle,  conservateur  de  la  Bibliotheque 
Sainte- Genevieve,  a  fait  une  communication  concernant  la  musique  antique,  sur  Le 
Diagramme  (inedit)  de  Florence.  Dans  la  seconde,  M.  Dauriac  a  fait  une  con- 
ference sur  la  Psychologie  musicale  de  Verdi.  La  section  a  6mis  un  voeu,  qui 
sera  transmis  au  ministre  de  l'lnstruction  publique  et  des  Beaux- Arts,  tendant  a  ce 
qu'il  soit  fait  uninventaire  de  tous  les  manuscrits  musicaux  des  bibliotheques  publiques 
de  France. 

M.  Pirro  a  ete  choisi  pour  representor  la  section  au  congres  de  30  septembre. 

J.-G.  Prod'homme,  Secretaire. 

Betreffs  Teilnahme  am  KongreB  der  internationalen  Musikgesellschaft  am  30.  Sept 
und  1.  Okt.  wird  hier  ausdrticklich  bemerkt,  daC  selbstverstandlich  samtliche  Mitglieder 
der  IMG.  eingeladen  sind  zu  erscheinen  und  das  Recht  haben,  an  den  Verhandlungen 
zu  reden  und  zu  fragen. 

Die  Adresse  des  Herausgebers  der  Zeitschrift  der  IMG.,  Dr.  A.  Heufi,  ist  von  jetzt  ab 
Leipzig,  Czermacks  Garten  16. 


Neue  Mitglieder 

Astruc,  Paris,  44  rue  Cardinet. 

Jolly,    Charles,    Critique    musical,   Paris, 

3  Place  St.  Michel. 
Lalo,  E.,  Critique  musical,  Paris,  28  Avenue 

de  Friedland. 


Nijhoff,  Martinus,  Buchhandler,  Haag. 

Vesely,  Richard,  Kgl.  Weinberge  bei  Prag. 
Kopernikusgasse  91. 


Anderungen  der  Mitglieder-Liste. 

Schneider,  Max,  cand.  phil.,  friiher  Leipzig,  jetzt  Berlin  C.  2,  BurgstraCe  10 II. 


Ausgegeben  Ende  Junl  1904. 


Fur  die  Redaktion  ▼erantwortUch :   Dr.  Alfred  Heufi,  Leipzig,  Czermacks  Garten  16. 
Druck  und  Verlag  von  Breitkopf  &  Hirtel  in  Leipzig,  NQraberger  Strafie  36. 


ZEITSCHRIFT 


DEB 


INTERNATIONALEN  MUSIKGESELLSCHAFT. 


Heft  11.  Fflnfter  Jahrgang.  1904. 

Encheint  monatlich.    Fur  Mitglieder  der  Internationalen  Musikgesellschaft  kostenfrei, 
f3r  Nichtmitglieder  10  Jt.  Anzeigen  25  ^  fiir  die  2gespaltene  Petitzeile.  Beilagen  16  Jt. 


Die  Demonstration  in  der  Aula  der  Berliner  Universitat 
am  6,  Februar  1903. 


>Die  Sonne  bringt  es  an  den  Tag.c 

Unter  dem  Titel  »Photophonographie«  berichtete  Prof.  Fleischer  den 
Lesern  unserer  Zeitschrift  im  Marzheft  des  vorigen  Jahres  iiber  eine  Sitzung, 
die  von  ihm  im  Namen  der  Internationalen  Musikgesellschaft  und  von  Dr. 
med.  Th.  8.  Flatau  im  Namen  der  Berliner  Psychologischen  Gesellschaft  am 
6.  Februar  1903  in  der  Aula  der  Berliner  Universitat  veranstaltet  worden 
war.  Die  beiden  Herren  hatten  den  czechischen  Ingenieur  Emanuel  Czer- 
venka  eingeladen,  den  von  ihm  erfundenen  Photophonographen,  den  Dr.  Flatau 
wahrend  eines  mehrwflchentlichen  Aufenthaltes  bei  Czervenka  in  Prag  kennen 
gelernt  hatte,  vorzuzeigen.  Nicht  bloB  Mitglieder  der  beiden  Gesellschaften 
waren  erschienen,  sondern  auch,  wie  der  Bericht  hervorhebt,  >ein  Kreis 
erlauchter  Gaste,  voran  der  Kronprinz  des  deutschen  Reiches,  der  Kultusminister 
und  der  Rektor  der  Universitat,  hervorragende  Musiker  und  Autoritaten  aller 
Wissenschaften « .  Nach  Czervenka's  eigenem  Bericht1)  hatte  man  sogar 
8.  M.  den  Kaiser  eingeladen. 

Prof.  Fleischer  eroffnete  die  Sitzung  mit  einer  Rede,  deren  Wortlaut  am 
angefuhrten  Orte  wiedergegeben  ist.  Jetzt  erst,  hieB  es  darin,  standen  wir 
vor  der  Losung  des  Problems,  die  Musik  objektiv  und  rein,  wie  sie  erklingt, 
der  Nachwelt  zu  vermitteln,  w&hrend  man  bisher  keinem  echten  Kunstler  habe 
zumuten  diirfen,  in  solcher  Unfertigkeit,  wie  sie  die  alten  Systeme  bieten, 
der  Nachwelt  zu  Gehor  zu  kommen.  Hierauf  bestieg  Dr.  Flatau  das  obere 
Katheder  und  besprach  als  Spezialist  fiir  Stimmhygiene  die  Vorteile  des 
neuen  Apparates  fiir  die  Diagnose  der  Unterschiede  und  Fehler  der 
men8chlichen  Stimme  beim  Singen  und  Sprechen.  Man  werde  nunmehr  mit 
seiner  Hilfe  eine  Sammlung  von  Musterbeispielen  fUr  die  Sprach-  und  Stimm- 
technik,  Beispiele  von  Sprachst8rungen  usw.  zur  Belehrung  for  Arzte, 
Sanger,  Redner  und  Sprachforscher  veranstalten  kSnnen2). 

Dann   erklarte   Czervenka    seinen   Apparat.      Durch    einen   Trichter  ge- 


1)  >Nene  Freie  Presse<  vom  18.  Februar  1903. 

2)  So  nach  Fleischer's  Bericht,  der  mit  meiner  Brinnerung  ubereinstimmt.  Der 
verheiGene  Wortlaut  dieser  Rede  ist  aber  nicht  erschienen,  der  Redner  hat  ihn,  vor- 
sichtiger  als  Prof.  Fleischer,  zuriickgehalten. 

Z.ILM.    Y.  32 

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432    C.  Stumpf.  Die  Demonstration  in  der  Aula  der  Berlimer  Universitat  usw. 

langen  die  Tone  zu  einer  Membran,  an  der  ein  Spiegelchen  befestigt  ist. 
Auf  dieses  mit  der  Membran  schwingende  Spiegelchen  wird  ein  feiner  Licbt- 
strahl  geworfen  und  von  da  auf  eine  rotierende  licbtempfindliche  Platte  re- 
flektiert,  auf  der  sich  demgemafi  die  vibrierenden  Bewegungen  in  Gestalt 
von  Wellenlinien  aufzeicbnen.  Auf  cheniischem  Wege  wird  dann  eine  Platte 
hergestellt,  worin  diese  Linien  vertieft  erscheinen,  und  damit  ist  die  Moglich- 
keit  gewonnen,  sie  in  der  gewohnlichen  Weise  durch  einen  in  den  Ver- 
tiefungen  fortgleitenden  mit  einer  Membran  verbundenen  Stift  wieder  in 
Tonwellen  zu  iibersetzen.  Hierfiir  hatte  Czervenka  auch  einen  verbesserten 
Reproduktor  gebaut. 

Die  Sache  war  vielen  der  Horer  neu,  wenn  aucb  nicht  alien  und  nicht 
in  jeder  Beziebung.  Denn  tatsachlich  war  die  Photographie  von  Membran- 
scbwingungen  genau  auf  diesem  Wege  fruher  scbon  mebrfach,  namentlich 
von  dem  Physiologen  Hermann  in  Konigsberg,  ausgebildet  worden.  Der 
Erfinder  des  Grammophons,  E.  Berliner,  hatte  auch  schon  ein  Verfahren  ent- 
wickelt,  die  grammophoniscb  in  eine  feine  Masse  auf  Glasgrund  eingezeich- 
neten  Kurven  durch  Photographie  auf  Metall  zu  iibertragen  und  dann  durch 
Atzung  die  erforderlichen  vertieften  Linien  zu  gewinnen.  Kein  Teil  des 
Verfahrens  also  war  neu.  Neu  aber  war  auch  dem  Kundigsten,  daB  durch 
dieses  kombinierte  Verfahren  akustische  Reproduktionen  in  so  vollkommener 
Form  gewonnen  werden  sollten,  dafi  sie  selbst  die  besten  der  bisherigen 
Systeme  ubertrafen. 

Die  Erwartungen  waren  also  hoch  gespannt.  Als  nun  der  Erfinder  die 
angeblichen  photophonographischen  Platten  zu  Gehor  brachte  und  die  eines 
Grammophons  und  eines  Edison-Phonographen  damit  in  Vergleich  stellte,  war 
es  den  meisten  doch  schwer,  einen  wesentlichen  Unterschied  zu  horen.  Mochte 
der  Gesang  aus  dem  Photophonographen  ofters  noch  etwas  voller  und  weicher 
herauskommen :  Klavier  und  Streichinstrumente  zeigten  genau  dieselben 
Mangel,  wie  bisher.  Viele  verlieBen  den  Saal  mit  dem  Gefuhl,  daB  die  Sache 
nicht  uninteressant,  die  Reklame  aber  zu  groB  gewesen.  Nach  Prof.  Flei- 
scher's Bericht  war  allerdings  die  gesamte  Zuhorerschaft  mit  verschwindenden 
Ausnahmen  der  Meinung,  daB  die  Erfindung  einen  deutlich  bemerkbaren 
Fortschritt  darstelle,  daB  der  gequetschte  schreiende  Klang  der  alteren  Systeme 
ebenso  unangenehm,  wie  die  »menschenahnlichen«  Tone  des  Photophono- 
graphen angenehm  auffielen,  und  daB  an  gut  gewahlten  raumlichen  Stand- 
punkten  kaum  noch  etwas  zu  wunschen  ubrig  blieb.  Wenn  er  freilich  anderer- 
seits  mehrfach,  in  der  Rede  und  in  dem  Bericht,  hervorhob,  die  tonende  Re- 
produktion  der  Phonogramme  stehe  erst  im  Beginn  ihrer  Entwicklung,  so  schien 
ihm  selbst  doch  noch  etwas,  und  sogar  viel,  zu  wunschen  ubrig  zu    bleiben. 

Bald  regten  sich  nun  aber  allerlei  Zweifel.  WissenschafUich  Denkende 
nahmen  AnstoB  an  dem  ganzen  Arrangement  der  Vorfuhrung  nach  Form  und 
Inhalt,  an  der  Unmoglichkeit  einer  Kontrolle  der  Versuchsbedingungen  usw.  Es 
wurde  Czervenka  vorgeschlagen,  im  Psychologischen  Institut  seinen  Apparat 
einer  exakteren  Vergleichung  mit  dem  Grammophon  zu  unterwerfen.  Aber 
er  erschien  nicht,  angeblich  weil  etwas  daran  in  Unordnung  geraten  sei.  Der 
erschienene  Vertreter  der  Deutschen  Grammophon-Gesellschaft  fuhrte  nun,  um 
seinen  Daseinszweck  zu  erfullen,  zwei  Stucke  vor.  Es  waren  zwei  von  den  en, 
die  wir  am  6.  Februar  vom  Photophonographen  gehSrt  hatten  (Duett  aus 
der  Zauberflote  und  Cellostiick  von  Popper).  Wir  frugen,  etwas  bedenklich 
ge worden,  den  anwesenden  Vertreter  Czervenka's,  ob  sie  nicht  Stucke  hatten, 


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C.  Stumpf,  Die  Demonstration  in  der  Aula  der  Berliner  Universitat  usw.    433 

die  im  Repertoire  der  Grammophon-Gesellschaft  nicht  vorhanden  seien. 
Darauf  erkl&rte  er,  dafi  zu  ihren  samtlichen  photophonographischen  Demon- 
strationen  in  der  Aula  Platten  anderer  Systeme  benutzt  worden  seien.  Auf 
den  Ausdruck  unseres  Stannous  and  Schreckens  —  die  spatere  Interpretation 
wnrde  damals  noch  nicht  beigeftigt  —  erwiderte  er:  mit  der  Wissensohaft 
hatten  sie  uberhaupt  nichts  zu  tun  und  ihr  Geschaft  sei  gemacht, 

Dae  Erstaunen  verbreitete  sich  in  die  weitesten  Kreise,  als  die  Grammo- 
phon-GeseUschaft  am  13.  Februar  eine  Folio -Annonce  in  die  Blatter  ein- 
riickte,  dee  Inhalts,  daB  keine  einzige  von  Czervenka's  Aufnahmen  mit  sei- 
nem  Apparat  gemacht,  sondern  daB  nur  ihre  eigenen  Originalaufnahmen  mit 
ihm  wiedergegeben  seien.  Die  betreffenden  Kiinstler,  Sleczak,  Selma  Kurz, 
hatten  erklart,  niemals  fur  Czervenka  gesungen  zu  haben.  Uberdies  babe 
Czervenka  fur  die  Vergleichung  nicht  einen  ihrer  besten  gegenwartigen  Appa- 
rate  benutzt,  wofur  sie  unanfechtbare  Zeugen  beizubringen  bereit  seien. 

Die  Antwort  Czervenka's  erschien  am  25.  Februar  im  »Tag«,  und 
lautete  so: 

1.  Ans  konstruktiven  Griinden  ist  es  unmoglich,  mit  meinem  Apparat  Grammophon- 
Platten  wiederzugeben. 

2.  Samtliche  beim  Vortrag  in  der  Universitatsaula  am  6.  Februar  mit  dem  Photo- 
phonographen  gegebenen  Reproduktionen  sind  durch  eigene  photophonographische 
Aufnahmen,  d.  h.  dorch  Photographie  von  Schallwellen  und  deren  photoplastische  Kopie, 
gewonnen  worden. 

3.  Fur  die  Photophonographie  und  ihre  Yeranschaulichung  ist  es  vollig  gleich- 
bedeutend,  ob  Yersuchspersonen  oder  phomsche  Maschinen  zur  Hergabe  von  Schall- 
wellen benutzt  werden,  nur  daB  in  diesem  Falle  erhohte  Anspriiche  an  die  Leistungs- 
fahigkeit  gestellt  werden. 

4.  Zu  einer  solchen  Vorfuhrung  unter  erschwerenden  Bedingungen  war  ich  des- 
halb  genotigt,  weil  alle  meine  direkt  gemachten  Aufnahmen  Eigentum  meines  Syndi- 
kate  sind,  dessen  Erlaubnis  zu  ihrer  offentlichen  Vorfuhrung  ich  noch  nicht  erlangt  habe. 

6.  In  engerem  privatem  Kreise  habe  ich  auch  in  Berlin  direkte  Aufnahmen  vor- 
gefiibrt  und  gezeigt,  daB  sie  die  indirekten  noch  bei  weitem  an  Kraft  und  Beinheit 
nbertreffen. 

6.  DaB  ich  in  der  ersten  Demonstration  mich  auf  indirekte  Aufnahmen  beschranken 
wurde,  habe  ich  besonders  zum  Ausdruck  gebracht. 

7.  Gegen  die  Urheber  der  gegen  mich  gerichteten  Verdachtigungen  habe  ich  ge- 
riehtliche  Klage  einreichen  lassen. 

Prag,  den  18.  Februar  1903.  E.  Czervenka. 

An  diese  Erklarung  kniipfte  Prof.  C.  Kj*ebs  am  gleichen  Orte  die  Bemerkung, 
daB  man  uns  doch  hier  Unglaubliches  zu  glauben  zumute.  Wenn  einer,  um 
die  Vortrefflichkeit  einer  neuen  photographischen  Methode  zu  beweisen,  nicht 
Ijandschaften  photographierte,  sondern  Photographien  von  Landschaften,  welche 
nach  der  alten  Methode  aufgenommen  sind,  so  ware  es  genau  das  Verfahren, 
das  Czervenka  eingeh  alten  haben  wollte. 

Um  so  merkwurdiger  erschien  dieses  Verfahren,  wenn  man  sich  an  Prof. 
Fleischer's  Wort  erinnerte,  daB  man  bisher  echten  Kunstlern  nicht  habe  zu- 
muten  kSnnen,  sich  phonographisch  verewigen  zu  lassen.  Und  nun  hatten 
w'ir  —  als  wenn  Czervenka  es  darauf  abgesehen  hatte,  den  Redner  in  flagranti 
zjx  widerlegen  —  aus  dem  Photophonographen  Gesange  erschallen  horen,  die 
echte  KUnstler  ins  —  Grammophon  gesungen  hatten! 

Ich  habe  dann  in  einem  Artikel  im  »Tag«  (1.  Marz  1904)  das  Para- 
cloxe,    ja    Lacherliche    der   Situation    gekennzeichnet,    in    der    sich    hiernach 

32* 

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434    C.  Stumpf,  Die  Demonstration  in  der  Aula  der  Berliner  Universitat  usw. 

die  ehrwurdige  Versammlung  befunden  hatte:  denn  unter  dieser  Voraus- 
setzung  muBte  ja  die  ganze  Fragestellung  der  Horer  und  die  Bichtnng 
ihrer  Aufmerksamkeit  gerade  entgegengesetzt  sein  derjenigen,  mit  der  sie 
tatsachlich  gekommen  waren.  Die  Aufgabe  eines  reproduzierenden  Appa- 
rates  ist  es,  genau  wiederzugeben,  was  hineingesungen  wird,  aucb  mit  alien 
sogenannten  Fehlern.  Wenn  also  nicht  ein  Sanger,  sondern  ein  Grammo- 
phon  in  den  Czervenka-Trichter  hineingesungen  hat,  so  war  die  Leistung 
des  neuen  Apparates  urn  so  vollkommener,  nicht  je  groBer,  sondern 
je  kleiner  der  Unterschied  war  gegentiber  dem  grammophonischen  Ori- 
ginal. Man  denke  nur  daran,  daB  selbst  die  Beseitigung  der  einer  Klang- 
quelle  anhaftenden  Gerausche  keineswegs  Aufgabe  eines  Phonographen  ist. 
Wie  sollten  sonst  z.  B.  Musikstiicke  mit  Trommeln  oder  auch  nur  das  ge- 
wohnlichi  Sprechen  mit  seinen  Konsonantengerauschen  aufgenommen  werden? 
Und  was  wiirde  aus  Dr.  Flatau's  stimmhygienischen  Untersuchungen  ?  Durch 
diese  nachtragliche  Erklarung  Czervenka's  war  also  tatsachlich  alles  auf  den 
Kopf  gestellt:  die  Horer,  welche  mit  der  Erwartung  gekommen  waren,  etwas 
ganz  anderes,  besseres  zu  horen,  hatten  bei  dieser  Sachlage  umsomehr 
applaudieren  mtissen,  je  geringer  der  Unterschied  war.  Wenn  sie  geglaubt 
hatten,  nur  wieder  ein  Grammophon  zu  horen,  dann  ware  der  Triumph  des 
neuen  Apparats  vollstandig  gewesen.  Lafit  sich  Torichteres  ersinnen? 
Uberdies  war  es  unfaBbar,  warum  das  Syndikat,  wo  es  sich  um  eine  so  groB- 
artige  Gelegenheit  zur  Empfehlung  des  Apparates  handelte,  die  VorfUhrung 
von  Originalaufnahmen  hatte  verbieten  soil  en.  Ich  schloB  mit  der  nachdruck- 
lichen  Forderung,  daB  die  Sache  einem  unparteiischen  Kreise  von  physika- 
lischen  und  musikalischen  Fachmannern  zur  Priifung  iibergeben  werde. 

Czervenka  hullte  sich  in  Schweigen.  Desgleichen  Dr.  Flatau.  Wohl  aber 
trat  nunmehr  Prof.  Fleischer  fur  den  verkannten  Erfinder  in  die  Schranken. 
Sein  Artikel  im  Marzheft  1903  ist  in  diesem  Zeitpunkt  geschrieben  und 
enthalt  am  SchluB  die  Abfertigung  der  »voreiligen  Kritik  und  Besserwisserei«. 
DaB  indirekte  oder  sekundare  Aufnahmen  statt  Originalaufnahmen  vorgefuhrt 
wurden,  sei  gerade  das  einzig  Kichtige  und  die  wissenschaftliche  Pflicht  Czer- 
venka's  gewesen.  Die  Tatsache  aber,  daB  die  sekundaren  Aufnahmen  reiner 
klangen  als  die  primaren,  welche  »einigen  Zuhorern,  nach  ihren  journalisti- 
schen  AuBerungen  zu  urteilen,  besonderes  Kopfzerbrechen  verursacht«  habe, 
erklare  sich  einfach  durch  den  verbesserten  Reproduktor. 

Die  unerlaubten  Absurditaten  dieser  Ausfuhrungen  yeranlaBten  unseren 
Physiologen  Prof.  W.  Engelmann  und  mich,  sie  in  einem  neuen  Artikel  (»Tag« 
Tom  31.  Marz  1903)  ans  Licht  zu  s  tell  en.  Aufs  neue  und  mit  verstarktem 
Nachdruck  bezeichneten  wir  die  Aula-Demonstration  als  das  Gegenteil  einer 
wissenschaftlichen ,  selbst  einer  popular-wissenschaftlichen  VorfUhrung  und 
machten  die  beiden  Herren  Flatau  und  Fleischer  dafur  verantwortlich. 

Darauf  hat  wieder  nur  Prof.  Fleischer  geantwortet  (»Tag«  vom  21.  April). 
Aber  seine  Antwort  enthielt  ausschlieBlich  personliche  Invektiven  gegen  mich, 
nicht  den  geringsten  Versuch  einer  sachlichen  Entgegnung  auf  unsere  ganz 
bestimmt  und  scharf  formulierten  sachlichen  Einwande.  Zur  Entschuldigung 
kann  man  vielleicht  annehmen,  daB  er  sie  nicht  verstanden  hat. 

Auch  die  Internationale  Musikgesellschaft  war  jetzt  auf  den  Plan  getreten. 
Am  19.  April  veroffentlichten  die  samtlichen  deutschen  und  osterreichischen 
Sektionsvorstande  auBer  Prof.  Fleischer  im  »Tag«  und  anderen  Berliner 
Blattern  folgende  Erklarung: 


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0.  Stumpf,  Die  Demonstration  in  der  Aula  der  Berliner  Universitat  usw.    435 

>1.  daB  eine  Sitzung,  zu  welcher  nur  die  innerhalb  einer  einzelnen  Stadt  wohnen- 
den  Mitglieder  eingeladen  werden,  lediglich  als  Sitzung  der  Ortsgruppe  bezeichnet 
werden  darf ; 

2.  daC  infolgedessen  die  Einladung,  wenn  eine  solche  ergehen  sollte,  nicht  von 
Herrn  Prof.  Fleischer,  sondern  vom  Vorsitzenden  der  Ortsgruppe,  Herrn  Major  a.  D. 
Dr.  Korte,  ausgehen  muCte; 

3.  daB  nach  den  Statuten  der  Gesellschafb  §  4  Herr  Prof.  Fleischer  als  Vorstand 
der  Geschaftszentralstelle  keine  andere  Befugnis  hat  als  die,  fur  die  geschaftlichen 
Angelegenheiten  zu  sorgen  und  die  Redaktionsgeschafte  der  beiden  Publikationsorgane 
zu  erledigen; 

4.  daft  hiernaeh  die  Internationale  Musikgesellschaft  als  solche  an  der  Veranstal- 
tung  jener  Sitzung  in  keiner  Weise  beteiligt  ist  und  in  Anbetracht  der  dagegen  er- 
hobenen  Bedenken  die  Verantwortung  dafur  ablehnen  muB.« 

G.  Adler.    H.  Kretzschmar.     R.  v.  Liliencron.    A.  Sandberger. 
F.  Spitta.     C.  Stumpf.    Ph.  Wolfrum. 

Diese  Erklarung  wurde  von  Prof.  Fleischer  im  »Tag«  vom  28.  April 
beantwortet.  Der  Leser  findet  die  Antwort  mit  einigen  Zusatzen,  insbeson- 
dere  einem  Hieb  auf  das  Spiel  mit  dialektischen  Ktinsten,  wie  er  die  strong 
sachlichen  SchluBfolgerungen  von  Prof.  Engelmann  und  mir  zu  nennen  be- 
liebt,  im  Maiheft  1903  dieser  Zeitschrift  auf  der  letzten  Seite.  Er  beruft 
sich  auf  §  4  der  Geschaftsordnung,  der  die  Zentral-Geschaftsstelle  beauf- 
tragt,  »fiir  die  Ausbreitung  der  Intern ationalen  Musikgesellschaft  und  die 
Vertretung  ihrer  Interessen  zu  sorgen «,  und  wirft  umgekehrt  den  Sektions- 
vorstanden  vor,  daB  sie  sich  nicht  mit  der  Zentralstelle  in  Yerbindung  ge- 
halten  hatten. 

Die  Sektionsvorstande  erwiderten  im  »Tag*  vom  8.  Mai.  Sie  stellten  noch 
einmal  die  formelle  Rechtswidrigkeit,  ja  die  Widersinnigkeit  seiner  Handlungs- 
weise  fest,  da  es  eine  Sitzung  der  IMG.  uberhaupt  nur  in  Form  eines 
Kongresses  geben  konne.  In  der  Tat,  wie  man  auch  uber  die  ErsprieBlich- 
keit  jener  VorfUhrungen  fur  die  Interessen  der  IMG.  denken  mag:  uber 
die  sen  Punkt  kann  ein  Zweifel  schlechterdings  nicht  bestehen.  Eine  inter- 
uationale  Gesellschaft  als  solche  kennt  nur  internationale  Kongresse,  alles 
tibrige  ist  Sache  der  Sektionen  und  Ortsgruppen. 

Sachlich  legte  spaterhin  Prof.  Fleischer  besonderes  Gewicht  darauf,  dafi 
von  den  Unterzeichnern  nur  einer  der  Aula-Demonstration  personlich  bei- 
gewohnt  habe.  Indessen,  Augen  und  Ohren  ersetzen  nicht  das  Urteil. 
Ein  Patient,  der  einem  Naturheilkunstler  in  die  Hande  fiel,  ist  nur  zu  sehr 
dabei  gewesen,  als  man  ihn  mit  nutzlosen  Trankchen  oder  Schlimmerem  be- 
handelte.  Er  glaubt  vielleicht  heute  noch  daran.  Der  Sachverstandige  aber, 
der  vor  Gericht  uber  den  Fall  urteilt,  und  der  intelligente  Leser  der  Berichte 
waren  bei  der  Behandlung  nicht  zugegen:  und  sie  konnen  doch  ein  richti- 
geres  Urteil  haben  als  jener. 

Der  Auflehnung  der  Sektionsvorstande  folgte  die  Strafe  auf  dem  FuBe. 
Vom  Maiheft  1903  an  waren  und  blieben  vom  gelben  Umschlag  der  Zeit- 
8chrifthefte  ihre  Namen  verschwunden.  Es  mochte  wohl  auch  zweckmaBig 
erscheinen,  daB  sie  kunftig  gegenseitig  nichts  voneinander  wiiBten.  Denn 
dieses  Zusammenstehen  auf  den  gelben  Umschlagen  war  wirklich  bisher  die 
einzige  Funktion  gewesen,  wenn  man  es  so  nennen  will,  zu  welcher  der  Or- 
ganisator  der  Gesellschaft  sie  vereinigt  hatte,  und  sie  h&tten  ohne  diesen 
regelmaBigen  Anblick  ihrer  Namen  uberhaupt  nicht  gewuBt,  ob  sie  und  wer 
etwa  sonst  noch  zu  den  Sektionsvorstanden  gehore,  sich  also  auch  zu  dieser 


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436   C.  Stumpf,  Die  Demonstration  in  der  Aula  der  Berliner  UniveraitSt  usw. 

ersten  gemeinschaftlichen  Aktion  nicht  verbinden  kftnnen.  H&tten  sie  nichi 
das  BewuBtsein  gehabt,  durch  eigene  Arbeiten  oder  Beitrage  ihrer  Schuler 
zu  den  wissenschaftlichen  Publikationen  docb  in  ihrer  Weise  der  Gesellscbaft 
niitzlicb  zu  sein,  so  wiirden  sie  sich  langst  dagegen  verwahrt  haben,  zu 
bloflen  Dekorationszwecken  verwendet  zu  werden. 

Zunachst  Waffenstillstand.  Alles  erwartete  den  von  Czervenka  angekiin- 
digten  ProzeB,  alles  erwartete  den  fur  die  nachsten  Mo n ate  verheiBenen 
offentlichen  Verkauf  seiner  Apparate. 

Nur  in  der  Berliner  Psychologischen  Gesellschaft  garte  es.  Man  forderte 
den  Yorsitzenden  Dr.  Flatau  zur  Rechenschaft.  Doch  wufite  er  den  Wider- 
stand  zu  unterdrucken,  wenngleicb  zw5lf  tapfere  Mitglieder,  welche  die  Ehre 
der  Gesellschaft  durch  ein  solches  Vorgehen  fur  doppelt  kompromittiert  er- 
achteten,  ihren  Austritt  erklarten. 

Als  nun  aber  Monat  urn  Monat  verrann,  ohne  daB  von  dem  ProzeB,  ohne 
daB  von  dem  Apparat  etwas  verlautete,  wurde  man  unruhig.  Die  Gesell- 
schaft begann  unter  einem  neuen  Vorsitzenden,  Dr.  med.  Albert  Moll,  in 
Dr.  Flatau  zu  dringen,  daB  er  den  unsichtbar  und  stumm  gewordenen  Er- 
finder  des  Lichtschallschreibers  an  seine  Pflicht  gemahne.  Die  Leiden  des 
Dr.  Flatau,  der  zweimal  vergeblich  nach  Prag  reiste,  die  noch  groBeren  Lei- 
den der  Gesellschaft  und  ihres  Vorstandes,  die  in  einem  fort  ordentliche  und 
auBerordentliche  Sitzungen  halten  muBten,  findet  man  in  einem  veroffent- 
lichten  Protokoll  geschildert 1).  Am  23.  August  1903  endlich  erhielt  Dr. 
Flatau  Czervenka's  eigenen  am  6.  Februar  beniltzten  Apparat  bis  auf  den 
Reproduktor  (die  reproduzierende  Membran  nebst  Trichter).  Da  er  laut 
Protokoll  vom  2.  April2)  erklart  hatte,  schon  bei  seinem  ersten  Prager 
Aufenthalt  die  Technik  und  den  Verlauf  des  Verfahrens  beobachtet,  eine 
Anzahl  von  Aufnahmen  selbst  gemacht  und  die  Ausfuhrung  in  den  einzelnen 
Stadien  selbst  erlernt  zu  haben,  so  erwartete  man  nun  die  definitive  Losung 
aller  Zweifel  und  Sorgen.  Den  Reproduktor,  dem  Flatau  selbst  (nach  Aus- 
sage  Czervenka's  in  der  Aula)  die  sogenannte  Nase  beigefligt  hatte,  konnte 
er  ja  auf  Grund  seiner  Kenntnisse  anfertigen  lassen.  Im  iibrigen  muBte  das 
"Wesentliche  auch  mit  einem  guten  Grammophonreproduktor  herauskommen 
und  muBte  auch  dann  noch  besser  werden  als  die  Grammophonreproduktionen, 
wenn  anders  die  photophonographischen  Platten  die  grammophonischen  wirk- 
lich  ubertrafen. 

Der  Herbstwind  schtittelte  die  Blatter  —  und  Dr.  Flatau  produzierte 
nur  das  Versprechen,  im  "Wintersemester  liber  seine  TJntersuchungen  zu  be- 
richten.  Von  Bedeutung  war  aber,  daB  jetzt  sowohl  die  Psychologische  Gesell- 
schaft wie  Dr.  Flatau  erklarten ,  von  Czervenka  nichts  mehr  wissen  zu 
wollen.  Dem  neuen  Yorsitzenden  hatte  Czervenka  geschrieben,  daB  er  sich 
zur  Einlosung  seines  Yersprechens,  den  Apparat  einwandfrei  zu  demonstrieren, 
gar  nicht  verpflichtet  halte.  »Ich  bin  vor  allem  praktischer  Techniker,  der 
in   erster  Linie   mater  i  ell  er  Vorteile   wegen   arbeitet*    usw.8).    Der   Yorstand 

1)  Zeitschr.  f.  padagogische  Psychologie  von  F.  Kemsies,  Jahrgang  V,  Dezember- 
heft  1903,  S.  365  f.,  386  f. 

Ich  bemerke  hier,  daB  auch  weiterhin  meine  gesamte  Darstellung  in  jedem  Punkt 
auf  protokollarischen  Feststellungen  und  son9tigen  gedruckten  oder  schriftlichen 
Dokumenten  beruht. 

2)  Siehe  ebenda  S.  366. 

3)  Siehe  ebenda  S.  388. 


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C.  Stnmpf,  Die  Demonstration  in  der  Aula  der  Berliner  Universitat  usw.    437 

fand  nunmehr  »das  groflte  MiBtrauen  der  Yertreter  der  "Wisaensohaft  gegen- 
iiber  alien  seinen  Angaben  gerechtfertigt*.  Dr.  Flatau  selbst  gab  zu  Proto- 
koll:  »Das  Yerhalten  des  Herrn  Czervenka  gegeniiber  der  PBychologischen 
Gesellschaft  mufl  ich  vom  Standpunkt  der  wissenschaftlichen  Forsohung  und 
Moral  aufs  scharfste  verurteilen*. 

Der  Tauwind  kam,  das  Eis  zerschmolz  —  und  man  horte  immer  noch 
nichts  von  Dr.  Flatau's  Ergebnissen.  Der  Vorstand  verhandelte  lange  mit 
ihm.  TJber  diese  Verhandlungen  ist  nichts  an  die  Offentlichkeit  gedrungen. 
Ich  selbst  habe  niemals  der  Gesellschaft  angehort  und  darum  weder  auf  ihre 
Verhandlungen  EinfluC  geiibt  noch  damals  davon  Kenntnis  erhalten.  Das 
spater  veroffentlichte  Protokoll  vom  17.  Mai  1904 * J  teilt  aber  mit,  dafl  Dr. 
Flatau  aus  der  Gesellschaft  austrat,  und  enthalt  im  Anschlufi  daran  folgende 
Resolution:  »  .  .  .  .  es  hat  sich  herausgestellt,  daB  die  scheinbaren  Resultate 
der  damaligen  Demonstration  (in  der  Aula)  durch  ein  irrefiihrendes  Arrange- 
ment seitens  des  Erfinders  zustande  gekommen  sind.«  Sanfter  kann  man 
sich  nicht  ausdrttcken;  aber  das  "Wortchen  »scheinbar«  birgt  doch  eine  schlimme 
Kralle  und  erweckt  diistere  Ahnungen. 

Am  Tage  vorher  hatte  Prof.  Krebs  den  bisherigen  Verlauf  der  •AffSre 
im  >Tag«  vom  16.  Marz  1904  kurz  zusammengefaflt.  Er  hatte,  anknilpfend 
an  die  ersten  Verdffentlichungen  der  Gesellschaft,  auf  die  sich  haufenden 
Verdachtsgriinde  hinge wiesen  und  noch  einmal  kraftig  an  die  Herren  Fleischer 
und  Flatau  appelliert,  das  Ihrige  zu  tun. 

»Eine  einzige,  vor  unanfechtbaren  Zeugen  hergestellte,  gut  zu  reproduzierende  Auf- 
nahme  wiirde  genugen,  um  alle  vorhandenen,  sehr  starken  Zweifel  zu  zerstreuen.  Da 
Czervenka  sohweigt,  haben  seine  Anwalte  das  Wort.  Sie  haben  gegeniiber  fast  un- 
widerstehhchen  Yerdachtegriinden  die  Pflicht,  zu  beweisen,  daB  sie  nicht  zu  einer  Tau- 
schung  des  Publikums  mitgewirkt  haben. 

Wir  wiirden  nicht  etwa  zufrieden  sein,  zu  horen,  der  Apparat  bediirfe  noch  der 
Yervollkommnung;  denn  eine  unfertige  Sache  zeigt  man  nicht  unter  solchen  Troni- 
petenstoCen,  und  zum  UberfluC  versicherte  damals  bereits  Czervenka  selbst  (»Neue 
Freie  Pressec  vom  18.  Februar  1903),  der  Apparat  leiste  >wohl  heute  schon  alles,  was 
von  einem  mit  absoluter  Treue  arbeitenden  Instrumente  iiberhaupt  verlangt  werden  kann«. 

Ebensowenig  wiirden  wir  uns  mit  der  Versicherung  begnfigen,  daC  die  Prozedur 
»in  engerem  Elreise*  vorgefahrt  und  von  ungenannten  Zelebritaten  gut  befunden  wurde. 
Nicht  die  Freunde,  die  Gegner  gilt  es  zu  Uberzeugen.  Und  nicht  eher  werden  die 
schlimmsten  Yorwtirfe  des  gesamten  damals  geladenen  Publikums  verstummen,  sis  bis 
dies  in  unantastbarer  Art  nach  alien  Regeln  wissenschaftlicher  Beweisfuhruug  geschehen 
ist.  Die  Herren  Flatau  und  Fleischer  sind  jetzt  in  derselben  Lage,  in  der  sich  Czer- 
venka der  PsychologiBchen  Gesellschaft  gegeniiber  befand:  wenn  sie  sich  zuriickziehen, 
wird  man,  um  Flatau's  eigene  Worte  zu  gebrauchen,  ihr  Yerhalten  vom  Standpunkt 
der  wissenschaftlichen  Forschung  und  Moral  aufs  scharfste  verurteilen.« 

Dies  endlich  vermochte  Dr.  Flatau,  sein  bisheriges  Stillschweigen  gegen- 
iiber der  Offentlichkeit  zu  brechen  —  wie  denn  iiberhaupt  die  Presse  in 
dieser  Sache,  die  man  gern  hatte  einschlafen  lassen,  ofters  aufmunternd  ge- 
wirkt  und  der  »Tag<  hierin  seinem  Namen  Ehre  gemacht  hat.  Dr.  Flatau 
gab  im  »Tag«  vom  25.  Marz  eine  weitschweifige  Entschuldigung  seines  langen 
Zogern8  wegen  des  in  Unordnung  geratenen  Apparates,  stellte  ihn  aber  jetzt 
einer  TJntersuchung  zur  VerfUgung.  In  der  unmittelbar  angefiigten  Er- 
widerung  von  Prof.  Krebs  ist  das  wichtigste  die  Mitteilung,  daB  Dr.  Flatau 


1   S.  die  genannte  Zeitschr.  Jahrgang  VI,  Aprilheft  1904,  S.  62—68. 

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438    0-  Stumpf,  Die  Demonstration  in  der  Aula  der  Berliner  Universitat  usw. 

in  der  Psychologischen  Gesellschaft  (nach  einem  Schreiben  ihres  Yorsitzenden 
Dr.  Moll  an  Prof.  Krebs)  bereits  am  25.  Februar  1904  eine  Demonstration  ver- 
anstaltet  hatte.  Diese  ergab  aber  nach  den  "Worten  Dr.  Moll's  »nur  einige 
tonahnliche  Gerausche,  die  eine  Tonleiter  vorstellen  soUten.  Irgend  eturas, 
was  auch  nur  im  entferntesten  an  die  Leistungen  des  Grammophons,  des 
Phonographen  oder  ahnlicher  mir  bekannter  Apparate  heranreichte,  war  nicht 
zu  horen.«  Die  Folge  dieser  seltsamen  Demonstration  war  dann  der  Aus- 
tritt  des  Dr.  Flatau. 

Also  nur  eine  neue  Niederlage. 

Gleichwohl  versandte  Dr.  Flatau  am  14.  Mai  1904  eine  Erklarung,  worin 
er  in  fettem  Druck  behauptete,  »den  experimentellen  "Wahrheitsbeweis  fur 
das  Verfahren  in  seiner  am  6.  Februar  1903  beschriebenen  Gestalt  in  alien 
seinen  Stadien  und  in  vollig  beweisender,  fur  jeden  Sachkenner  ausreichender 
Form*  erbracht  zu  haben,  und  jeden,  der  wissenschaftliches  Interesse  zur 
Sache  habe,  aufforderte,  binnen  14  Tagen  sich  bei  ihm  da  von  zu  uberzeugen. 

Diese  Zusendung  kam  aber  eigentiimlicherweise  nicht  an  einen  einzigen 
von  den  vielen,  die  sich  an  den  Zweifeln  und  der  Opposition  aktiv  beteiligt 
hatten  (nur  nachtraglich  an  Prof.  Engelmann):  wahrend  sie  doch  gerade 
den  Zweiflern  in  allererster  Linie  zugehen  mufite.  Dagegen  kam  sie  an  die 
K.  Hochschule  fur  Musik,  und  von  dieser  wurde  eine  Kommission  mit  der 
Untersuchung  beauftragt.  Sie  bestand  nach  meinem  Yorschlag  aus  den  Herren: 
Prof.  W.  Engelmann  (Universitat),  Prof.  W.  Hartmann  (Technische  Hoch- 
schule), Prof.  C.  Krebs  (Hochschule  fur  Musik),  Dr.  med.  A.  Moll  und 
Dr.  med.  P.  Moller  (Vorstandsmitgliedern  der  Psychologischen  Gesellschaft), 
Prof.  P.  Schultz  (Universitat,  Physiolog.  Institut),  Prof.  F.  Schumann  (Uni- 
versitat, Psycholog.  Institut),  Prof.  C.  Stumpf  (Universitat).  Jeder  von  diesen 
hatte  sich  ganz  eingehend  mit  der  technischen  und  methodischen  Seite  der 
Angelegenheit  beschaftigt,  und  fast  alle  waren  zugleich  als  Naturforscher, 
Psychologen  oder  Arzte  mit  den  Erfordernissen  experimenteller  Untersuchungen 
vertraut.  DaB  sie  der  Sache  keine  besonders  gtinstige  Erwartung  entgegen- 
brachten,  wird  man  nach  allem  Yorhergegangenen  selbstverstandlich  nnden, 
ebenso  selbstverstandlich  aber,  daU  diese  kritische  Disposition  sie  nicht  ge- 
hindert  haben  wiirde,  der  erkannten  Wahrheit  die  Ehre  zu  geben  und  wider- 
legte  Bedenken  so  fort  zuruckzunehmen.  Die  beiden  Herren  der  Psychologi- 
schen Gesellschaft  haben  aber  den  Demonstrationen  Flatau's  nicht  ange- 
wohnt,  da  er  dies  wegen  vorausgegangener  »Unstimmigkeiten«  (das  kann  nur 
heifien  wegen  ihrer  bedenklichen  Erfahrungen  bei  seinen  fruheren  Demon- 
strationen) nicht  zulassen  wollte. 

So  geschah  nach  fast  anderthalb  Jahren,  was  sofort  nach  der  Aulasitzung 
hatte  geschehen  sollen. 

Das  Ergebnis  war  in  der  Hauptsache  dieses: 

1.  Yon  photographischen  Aufnahmen  der  Membranschwingungen  konnen 
durch  Atzung  vertiefte  Kurven  auf  Platten  gewonnen  werden,  die 
man  dann  akustisch  wiedergeben  kann.  Aber  der  akustische  Effekt 
ist  ein  iiberaus  klaglicher,  und  es  bleibt  nach  dem  einstimmigen 
Urteil  der  Kommission  keine  andere  Annahme  moglich,  als  daB  in 
der  Aula  am  6.  Februar  1903  das  distinguierte  Publikum  in  einer 
unverantwortlichen  Weise  getauscht  wurde. 

2.  Die  von  Czervenka  offentlich  abgegebene  Erklarung,  >es  sei  aus 
konstruktiven  Grunden  unmoglich,  mit  seinem  Apparat  Grammophon- 


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C.  Stumpf,  Die  Demonstration  in  der  Aula  der  Berliner  Universitat  usw.    439 

platten  wiederzugeben* ,  hat  sich  als  falsch  erwiesen,  indem  auf 
seinen  damaligen,  jetzt  im  Besitz  des  Dr.  Flatau  befindlichen  Apparat 
eine  Grammophonplatte  aufgesetzt  und  durch  Einstellung  eines  daran 
befindlichen  Hebels  in  korrekter  Weise  zum  Erklingen  gebracht  wurde. 

Einige  Erlauterungen  werden  dem  Leser  willkommen  sein. 

Urn  mit  dem  letzten  Punkte  zu  beginnen,  so  ist  er  im  Grande  fiir  sich 
allein  schon  entscheidend.  Bei  der  photographischen  Aufnahme  der  Membran- 
schwingungen  muB  die  lichtempfindliche  Platte,  damit  eine  Spirale  entsteht, 
sich  wahrend  ihrer  Drehung  geradlinig  fortbewegen ;  zugleich  aber,  damit  die 
"Wellenlinien,  wenn  der  Lichtstrahl  gegen  die  Mitte  der  Platte  rttckt,  nicht 
immer  kurzer  werden,  sich  in  entsprechendem  MaBe  schneller  drehen.  Durch 
Einstellung  jenes  Hebels  wird  nun  aber  die  geradlinige  Fortbewegung  ebenso 
wie  die  Beschleunigung  aufgehoben,  und  es  tritt  eine  gleichmaBige  Rotation 
an  die  Stelle,  wie  sie  fiir  die  Reproduktion  von  Grammophonplatten  erforder- 
lich  ist.  ~WTir  trauten  trotz  alles  Yorausgegangenen  kaum  unseren  Ohren,  als 
nach  Aufsetzung  der  Grammophonplatte  klar  und  deutlich  die  Trink-Arie  aus 
Ijucrezia  Borgia  zum  Vorschein  kam.  Prof.  Fleischer,  den  Dr.  Flatau  zur 
Sitzung  eingeladen  hatte,  behauptete  zwar  wahrend  der  Produktion,  die 
Tonhohe  sei  schon  um  eine  Quarte  gefallen,  muBte  sich  aber  am  Klavier 
iiberzeugen,  daB  die  Tonart,  von  den  vorgeschriebenen  Ausweichungen  ab- 
gesehen,  unverandert  F-Dur  blieb,  und  fugte  selbst  bei  der  Wiederholung 
die  regelrechte  Klavierbegleitung  bei.  DaB  er  den  hierdurch  gelieferten 
Nachweis  als  etwas  »ganz  unwesentliches*  bezeichnete,  konnten  wir  nur  zur 
Kenntnis  nehmen  —  unsere  Uberraschung  war  einer  Steigerung  nicht  mehr 
fahig,  sonst  wiirde  dies  allerdings  den  Gipfelpunkt  gebildet  haben. 

Nun  soil  auch  der  erste  Punkt  soweit  als  notig  erlautert  werden.  Natiir- 
lich  kann  ich  aber  nur  die  Grundzuge  unserer  eingehenden  Beobachtungen 
und  Erwagungen  wiedergeben. 

Die  photographische  Aufnahme  der  Membranschwingungen  gelingt.  Aber 
sie  ist,  wie  Bchon  erwahnt,  nichts  neues.  Die  einzige  Frage  war,  mit  welchem 
Erfolg  auch  die  TJberfuhrung  in  vertiefte  Kurven  gelingt.  Hierfdr  hatte 
Czervenka  nach  Aussage  Dr.  Flatau's  mehrere  Methoden.  Die  Hauptmethode, 
wonach  auch  die  Platten  vom  6.  Februar  1903  nach  Flatau's  Versicherung 
hergestellt  sein  sollten,  ist  die  Atzung  einer  Metallplatte,  auf  die  das  photo- 
graphische Kurvenbild  ubertragen  wurde.  Die  iibrigen  Methoden  seien  » Schnell- 
verfahren«,  welche  nicht  so  mustergultige  Produkte  liefern.  Hierin  verlieBen 
wir  uns  auf  die  wiederholt  mit  aller  Bestimmtheit  abgegebenen  Erklarungen 
Dr.  Flatau's,  der  ja  das  Yerfahren  bis  zur  Aula-Demonstration  (und  nur  um 
dieses  kann  es  sich  handeln)  durch  eigene  wochenlange  Anschauung  und  Ein- 
Ubung  genau  kennen  gelernt  hatte,  der  auch  jetzt  wieder  durch  seine  gedruckte 
Erklarung  die  voile  Verantwortlichkeit  auf  sich  genommen  hatte.  Es  ist  nur 
der  Unterschied,  daB  Dr.  Flatau  durch  Atzung  direkt  vertiefte  Kurven  in 
Metall  gewinnt,  Czervenka  hingegen  nach  Angabe  Dr.  Flatau's  zunachst 
Metallnegative  herstellt,  die  er  dann  in  der  Masse  geschmolzener  Grammophon- 
platten abpreBt.  Einen  wesentlichen  Unterschied  kann  dies  aber  nicht  machen, 
weil  alle  Eigenschaften  der  Kurven  naturlich  durch  die  Pressung  auf  die 
neuen  Platten  ubergehen. 

Wir  ersuchten  nun  Dr.  Flatau,  eine  seiner  besten  Platten  vorzufuhren. 
DaB  sie  nicht  von  einem  kunstlerisch  gebildeten  Sanger  herruhrte,  ist  gleich- 
giiltig :  es  kommt  ja  nicht  auf  den  kiinstlerischen,  sondern  auf  den  akustischen 


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440    0.  Stumpf,  Die  Demonstration  in  der  Aula  der  Berliner  Univeraitat  usw. 


50 

1 


Fig.  2.  Grammophon-Platte. 


Effekt  an.  Der  akustische  Effekt  aber  war  wie  geschildert.  Er  wurde  von 
Dr.  Flatau  selbst  ausdriicklich  als  » akustische  MinimaUeistung*  bezeichnet. 
Die  Gerausche  tiberwogen  fast  die  Tone.  DaB  Text  mit  den  Tonen  ver- 
knupft  war,  konnte  man  nur  bei  scharfem  Hinhoren  konstatieren. 

Aber  auch  durch  das  Auge,  zumal  mit  der  Lupe  oder  dem  Mikroekop, 
erkennt  man,  daB  die  Linien  weit  weniger  fein  und  scharfgerandert  sind 
als  die  der  Grammopbonplatten.  Im  physiologischen  Institnt  wurde  eine 
Gelatinelosung,  mit  Methylenblau  gefarbt,  auf  die  Platte  gegossen,  und  ebenso 
auf  eine  Grammophonplatte ,  dann  die  erstarrten  Hautchen  abgezogen  und 
in  Glyzerin  auf  den  Objekttrager  des  Mikroskops  gebracht.  Hiernach  hat 
der  Assistent  Hr.  Dr.  Nicolai  die  beifolgenden  Proben  gezeichnet. 

Doch  ist  die   direkte   Be- 
Fig.i.  Dr.  FUtan's  Pi»tf .  trachtung    der    Platten    noch 

uberzeugender.  Das  Ent- 
scheidendste  aber  bleibt  der 
akustische  Effekt;  die  optische 
Betrachtung  dient  nur,  auch 
seine  Ursachen  ans  Licht  zu 
ziehen.  Nicht  der  Stift,  nicht 
die  metallische  Beschaffenheit 
der  Flache  ist  schuld  —  das 
alles  laBt  sich  andern  —  son- 
dem  die  TTnregelmaBigkeit  der 
Kurven. 

Hier  liegt  in  der  Tat  des 
Pudels  Kern.  Das  photogra- 
phische  Bild  an  sich  ist  scharf. 
Aber  durch  die  Atzung  kom- 
men,  das  muBte  auch  Dr.  Flatau 
zugeben,  unvermeidlich  zahl- 
lose  winzige  TJnebenheiten  in 
die  Kurven,  deren  Wirkung 
auf  das  Ohr,  wie  jeder  aku- 
stisch  Gebildete  weiB,  sich  als  Gerausch  darstellt.  Dagegen  kann  auch  kein 
Reproduktor  helfen.  Im  Gegenteil,  ein  guter  Reproduktor  muB  das,  was 
einmal  in  den  Platten  liegt,  auch  vollstandig  her ausbringen ;  das  ist  seine 
Aufgabe.  Auch  darf  man  sich  nicht  etwa  einbilden,  daB  durch  irgend  ein 
Hilfsverfahren  geatzte  Platten  >verbessert<  werden  konnten.  Jedes  Retu- 
schieren,  worin  es  auch  bestehe,  muB  mit  der  von  der  Atzung  herruhrenden 
auch  die  von  der  Klangquelle  selbst  herruhrenden  Gerausche  aufheben  oder 
verandern,  somit  die  Treue  der  Beproduktion,  auf  die  es  einzig  und  allein 
ankommt,  vernichten. 

Ganz  ausdriicklich  muB  darauf  bestanden  werden,  daB  das  Beweisthema 
nicht  verschoben  wird,  wie  dies  die  Herren  Flatau  und  Fleischer  versuchten. 
Wenn  festgestellt  werden  soil,  was  in  der  Aula  vor  sich  gegangen  ist,  so 
kann  es  sich  nicht  darum  handeln,  ob  das  Verfahren  iiberhaupt  moglich 
ist,  sondern  nur  darum,  ob  es  mit  der  Vollkommenheit  moglich  ist,  wie 
sie  die  dort  produzierten  Leistungen  voraussetzen.  »Moglich«  ist  hier  ein 
viel  zu  weiter  Begriff.  Man  kann  sich  z.  B.  auch  mit  einem  Tischmesser 
rasieren ,  aber  schon  und  angenehm  wird  es  nicht  sein,  und  die  Stoppeln 
werden  eine  gewisse  Ahnlichkeit  haben  mit  dem  Lupenbild  der  geatzten  Platte. 

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C.  Stumpf,  Die  Demonstration  in  der  Aula  der  Berliner  Oniversitat  usw.    441 

Gerade  die  Qualitat  der  in  der  Aula  vorgefUhrten  Leistungen  ist  der  Punkt, 
an  dem  alles  hangt.  "Woeu  denn  auch  sonst  der  ganze  Aufzug,  die  Ver- 
sammlung  aller  Notabeln  der  Kunst  und  Wissenschaft,  die  Einladung  sogar 
unseres  kaiserlichen  Hauses,  wenn  nichts  weiter  zu  zeigen  war,  als  eine 
interessante  Methode,  schlechtere  Platten  als  bisher  anzufertigen  ? 

Daher  laBt  sich  aus  alledem  nach  menschlichem  Ermessen  kein  anderer 
Schlufi  ziehen  als  der:  Die  Platten,  die  wir  am  6.  Februar  1903  in  der 
Aula  gehort  haben  und  die  an  akustischer  Vollkommenheit  den  Grammophon- 
platten  zum  mindesten  nicht  nachstanden,  waren  nicht  auf  photographischem 
Wege  erzeugt;  sondern  sie  waren  entweder  einfach  Grammophonplatten 
oder  auf  irgend  einem  mechanischen  Wege  (wie  es  deren  gibt)  aus 
Platten  der  bisherigen  Systeme  gewonnen. 

Auch  die  Frage  nach  den  sog.  sekund&ren  oder  indirekten  Platten  ist 
damit  entschieden.  Auch  solche  konnen  es  aus  dem  gleichen  Grande  nicht 
gewesen  Be  in.  Natiirlich  ist  nicht  ausgeschlossen ,  dafi  Czervenka  in  seinem 
Laboratorium  sekundare  Platten  hergestellt,  d.  h  dafi  er  zu  Studienzwecken 
statt  des  Sangers  die  immer  verfttgbaren  Grammophonplatten  als  Klangquelle 
benutzt  hat.  Nur  daB  er  so  hergestellte  photophonographische  Platten  uns 
vorgefiihrt  habe,  ist  durch  die  tatsachliche  Minderwertigkeit  des  Verfahrens 
gegeniiber  der  Vollkommenheit  der  damals  produzierten  akustischen  Leistungen 
ausgeschlossen;  wie  es  ja  yon  vornherein  jedem  Nachdenkenden  nur  als  eine 
unglaubliche  Ausflucht  erscheinen  muBte. 

Das  kiinftig  einmal  statt  des  Atzverfahrens  und  der  librigen  bisherigen 
Methoden  (Chromleimverfahren  usw.)  bessere  Methoden  gefunden  warden, 
mit  denen  eine  akustisch  wohlb e fried igende  Reproduktion  von  Schallphoto- 
graphien  gelingt,  hoffen  und  wiinschen  wir  von  Herzen.  Vielleicht  ist  sogar 
bereits  im  Verborgenen  eine  solche  Erfindung  gemacht.  Nur  mit  der  Demon- 
stration in  der  Aula  hat  dies  wieder  nichts  zu  tun. 

Moglich  ist  es  endlich,  daB  der  Reproduktor,  der  nicht  mit  nach  Berlin 
zuriickgekommen  ist,  einen  gewissen  Fortschritt  bedeutete.  Bedenklich  scheint 
zwar  auch  hier  die  von  Prof.  Fleischer  in  seinem  Artikel  andachtig  nach- 
gesprochene  dilettantische  Rede  von  Nachahmung  des  Kehlkopfs  und  der  Stimm- 
ritze,  fleiBchartiger  IJmkleidung,  angefUgter  Nase  (wie  auch  der  Auinahmetrichter 
bald  einem  Menschenohr,  bald  einem  Hasen-  oder  Rehohr  nachgebildet  sein 
sollte).  Aber  es  kann  ja  trotzdem  etwas  daran  sein.  Es  wiirde  sich  dann 
die  kleine  Verbesserung  der  akustischen  Wirkung  gegeniiber  den  Grammophon- 
produktionen ,  die  manche  wahrzunehmen  glaubten,  auf  eine  e in f ache  "Weise 
erklaren :  es  waren  dann  eben  Grammophonplatten  mit  dem  neuen  Reproduktor. 
Aber  mit  der  Photophonographie  hangt  der  Reproduktor  nicht  zusammen. 
Er  ist  eine  Sache  fur  sich.  Im  ubrigen  bringt  jedes  Jahr  eine  ganze  An- 
zahl  solcher  patentierten  Modifikationen ,  ohne  daB  viel  Aufhebens  davon 
gemacht  wiirde. 

Nun  ist  es  Zeit,  zusammenzufassen ,  und  dabei  mag  noch  einiges  bisher 
nicht  Erwalinte  in.  die  Ubersicht  aufgenommen  werden. 

1.  Der  erste  und  wichtigste  Punkt  in  Czervenka's  Verteidigung  (oben 
S.  433)  ist  eine  offenbare  Unwahrheit. 

2.  Desgleichen  der  zweite. 

3.  Der  dritte  steht  und  fallt  mit  dem  sechsten. 

4.  Das  Syndikat,  auf  dessen  Yerbot  sich  Czervenka  bezieht,  hat  von 
seiner   Existenz    der   AuBenwelt   noch    nicht   die    geringste   Kunde   gegeben. 


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442    0.  Stumpf,  Die  Demonstration  in  der  Aula  der  Berliner  Universitfct  usw. 

Nirgends  wird  der  Apparat  verkauft,  nirgends  ist  unseres  Wissens  auch  nur 
eine  ALnnonce  iiber  den  bevorstehenden  Verkauf  aufgetaucht.  Entweder  war 
das  Syndikat  von  vornherein  ein  Mythus  oder  es  ist  nach  kurzem  Dasein 
wieder  aus  dieser  Zeitlichkeit  verschwunden. 

5.  Die  angebliche  Vorfuhrung  von  Origin alplatten  in  einer  Privatsitzung 
(bei  Dr.  Flatau)  bat  durcb  keinen  der  Teilnehmer,  auch  durch  Dr.  Flatau 
selbst  nicht,  bezeugt  werden  konnen.  Ausgenommen  ist  nur  Prof.  Fleischer, 
dessen  Leichtglaubigkeit  in  der  ganzen  Sache  aber  auch  seine  Aussagen 
in  diesem  Punkte  jedes  Gewichtes  beraubt.  Ein  Studierender  der  Musik- 
wissenschaft,  Gr.  H.,  der  anfanglich  gleichfalls  als  Zeuge  auftrat,  hat  sich 
spater  selbst  als  inkompetent  erklart. 

6.  Trotz  aller  Umfragen  und  trotz  der  vielfachen  Besprechung  in  alien 
Kreisen,  schon  nach  den  ersten  Tagen,  hat  sich  niemand  gefunden,  der  von 
einer  Erwahnung  indirekter  Aufnahmen  in  der  Aula  das  geringste  vernommen 
hatte,  wahrend  doch  dieser  ganz  entscheidende ,  den  Standpunkt  des  Horers 
geradezu  umkehrende  Umstand  gar  nicht  nachdrucklich  genug  hatte  betont 
werden  konnen.     Auch  dieser  Punkt  also  ohne  Zweifel  eine  Unwahrheit. 

7.  Weder  der  Grammophon-Gesellschaft  noch  irgend  einem  sonstigen 
>TJrheber  von  Verdachtigungen«  ist  eine  gerichtliche  Klage  Czervenka's  in 
diesen  iy2  Jahren  zugekommen. 

Dam  it  sind  alle  Punkte  von  Czervenka's  Erklarung  erledigt,  alle  haben 
sich  ins  Gegenteil  verwandelt.     Wir  fugen  aber  noch  bei: 

8.  Es  ist,  in  Deutschland  wenigstens,  kein  Patent  auf  die  umstiirzende 
ErfinduDg  erteilt  oder  auch  nur  ausgelegt,  was  doch  wohl  selbstverstandlich 
war,  wenn  ihre  Leistungen  die  der  bisherigen  Systeme  Ubertrafen  oder  ihnen 
gleichkamen.  Auf  den  mit  der  Erfindung  nicht  zusammenhangenden  Repro- 
duktor  ist  dagegen  tatsachlich  ein  Patent  nachgesucht  und  erteilt:  nur  ein 
neues  Zeichen,  daB  eben  auf  die  Erfindung  selbst  keines  erteilt  werden 
konnte. 

9.  Verschiedene  ausw'artige  Sachverstandige ,  darunter  der  im  Auftrage 
der  phonographischen  Kommission  der  Wiener  Akademie  der  Wissenschaften  im 
Friihjahr  1903  nach  Prag  entsandte  Funktionar  Hauser,  haben  die  ihnen  von 
Czervenka  zugesagten  Platten  mit  der  Originalaufnahme  ihrer  eigenen  Stimme 
nicht  erhalten  und  warten  seit  iy2  Jahren  trotz  wiederholter  Erinnerungen 
hoffnungslos  auf  die  Reproduktion.  Uberhaupt  aber  hat  sich  bis  heute 
Niemand  gefunden  (immer  Prof.  Fleischer  ausgenommen),  der  bezeugen 
konnte,  nachweislich  von  Czervenka  nach  seiner  Methode  hergestellte  Original- 
platten  gehort  zu  haben. 

10.  In  Prag  hat  Czervenka  sowohl  vor  als  nach  der  Berliner  Demon- 
stration gleichfalls  Vorfuhrungen  veranstaltet.  Mehr  als  einmal  wurde  ihm 
in  dortigen  Blattern  vorgehalten,  dafi  er  infolge  der  Benutzung  von  Grammo- 
phonplatten  einen  Beweis  fiir  die  LeiBtungsfahigkeit  seines  Apparates  noch 
nicht  geliefert  babe.  Er  ist  auch  an  Ort  und  Stelle  die  Antwort  schuldig 
geblieben. 

Noch  manches  liefie  sich   hinzufiigen;  aber  der  Leser  wird  genug  haben. 

Ich  habe  hier  weiter  nichts  als  Tatsachen  berichtet  und  die  unausweichlichen 
SchlUsse  gezogen.  Es  ist  nicht  meine  Aufgabe  und  Befugnis,  iiber  die  Mora- 
lit&t  von  Personen  zu  Gericht  zu  sitzen.  Ohnedies  hat  die  Internationale  Musik- 
gesellschaft  weder  an  Czervenka  noch  an  Dr.  Flatau  ein  Interesse.  Da- 
gegen   muB   ihr    allerdings   daran    liegen,    die    Rolle   ihres    Begrunders    und 


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G.  Stumpf,  Die  Demonstration  in  der  Aula  der  Berliner  Universitat  usw.    443 

vormaligen  Geschaftsfuhrers,  Prof.  Fleischer,  in  dieser  traurigen  Angelegen- 
heit  genauer  ins  Auge  zu  fassen.     Hieriiber  also  noch  ein  kurzes  Wort. 

Dafi  man  solche  Abenteuer  zur  Sorge  fiir  die  Ausbreitung  der  Inter- 
nationalen  Musikgesellschaft  und  zur  Vertretung  ihrer  Interessen  rechnen 
kann  (s.  o.  S.  435),  wird  sich  nicht  behaupten  lassen.  Ein  Abenteuer  ist  es 
aber  nicht  erst  jetzt  fiir  den  Riickblickenden ,  sondern  war  es  von  Anfang 
an  fur  ihn  selbst.  Prof.  Fleischer  hat  von  dem  Apparat  erst  durch  Dr.  Flatau 
erfahren,  ihn  vorher  gar  nicht  gesehen,  auf  blinden  Glauben  hin  den  Ruhm 
eines  der  Wissenschaft  ganzlich  fern  stehenden  Geschaftsmannes  im  heiligsten 
Raum  unserer  Universitat  verkiindet.  Er  hat  sich,  als  die  Angriffe  kamen, 
derart  mit  ihm  und  seiner  Sache  identifiziert ,  daB  er  sogar  die  mehr  als 
seltsame  Ausflucht  in  bezug  auf  indirekte  Platten  als  etwas  Selbstverstandliches 
und  wissenschaftlich  Notwendiges  hinzustellen  versuchte.  Er  hat  sich  nicht 
gescheut,  die  ernsthaften  und  wahrlich  nicht  vom  Zaun  gebrochenen  Ein- 
wendungen  naturwissenschaftlich  geschulter  Gegner  als  »kunstlich  erzeugte 
Bedenken*,  als  »  Spiel  mit  dialektischen  Kiinsten«  zu  charakterisieren.  »Unter 
dem  Druck  der  Tatsachen*  —  so  verktindigte  er  >An  unsere  Mitglieder* 
im  Maiheft  1903  —  »sind  jene  Bedenken  auf  wissenschaftlich-methodologische 
zusammengeschrumpft,  iiber  die  man  bekanntlich  immer  sehr  mannigfacher 
Meinung  sein  kann,  und  die  uberhaupt  nicht  sowohl  vor  das  Forum  der 
Offentlichkeit  als  das  der  Fachleute  gehoren.« 

Wie?  Auf  wissenschaftlich -methodologische  zusammengeschrumpft? 
Das  wagt  ein  Vertreter  der  Wissenschaft  von  sich  zu  geben  ?  Welches  Niveau 
setzt  denn  Prof.  Fleischer  bei  den  >Autoritaten  aller  Wissenschaften«  ,  die 
in  der  Aula  versammelt  waren,  und  bei  den  Lesern  seiner  Entschuldigung, 
der  Internationalen  Musikgesellschaft,  voraus?  Wissenschaftlich-methodologische 
Bedenken  waren  Kleinigkeiten  ?  Und  dariiber,  ob  durch  gegebene  Pramissen 
ein  Beweis  geliefert  ist  oder  nicht,  dariiber  gabe  es  mannigfache  Meinungen  ? 

Nein,  Konfusion  und  Re  den  iiber  Dinge,  die  man  nicht  versteht,  gelten 
allezeit  und  iiberall  als  verwerflich:  und  nur  durch  diese  Eigenschaften, 
durch  den  Mangel  der  allergewohnlichsten  Logik  in  Yerbindung  mit  un- 
geniigender  Kenntnis  physikalischer  und  physiologischer  Dinge *) ,  war  eine 
Stellungnahme  wie  die  Prof.  Fleischer's  moglich.  tJber  seine  treibenden 
Motive  enthalte  ich  mich  jeder  Vermutung. 

Me  in  Motiv  aber  bei  dieser  Veroffentlichung  ebenso  wie  bei  der  ganzen 
Affare  ist,  das  kann  ich  versichern,  nicht  Streitsucht  oder  ein  sonstiges  Ver- 
gntigen,  sondern  der  hochst  schmerzliche  Stachel,  den  ein  Schauspiel  wie 
dieses  in  jedem  Naherstehenden  unvermeidlich  hinterlafit:  ein  Gefuhl,  das 
ich  nicht  nennen  will,  in  dem  ich  mich  aber  eins  weLB  mit  den  zahlreichen 
Kollegen  und  wissenschaftlichen  Mannern,  die  ihre  Zeit  mit  dieser  elenden 
Sache  hinzubringen  gezwungen  waren. 

Berlin.  C.  Stumpf. 


1)  Wird  doch  z.  B.  in  dem  Artikel  »Photophonographie«  kuhnlich  behauptet :  etwa 
V3  unserer  Sinneseindriicke  sei  dem  Gehorsleben  entnommen,  als  wenn  hier  uberhaupt 
die  Zahlong  irgend  einen  Sinn  hatte,  und  ein  paar  Seiten  spater:  Membranen  aus 
einer  elastischen  organischen  Masse  konnten  nicht  mitklingen  —  was  der  Natur  sehr 
viele  feine  Arbeit  am  Trommelfell  hatte  ersparen  konnen,  wenn  es  nur  wahr  ware. 


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444  Fr.  Niecks,  Wind  Instrument  Chamber  Music. 

Wind  Instrument  Chamber  Music. 


It  is  an  extremely  rare  phenomenon  to  meet  with  a  programme  entirely 
made  up  of  wind-instrument  chamber  music.  Even  when  combinations  of  wind- 
instrument  players  give  concerts,  they  usually  associate  to  themselves  at  least 
a  pianist,  if  not  also  some  bow-instrument  players.  "Why  is  that  so?  Why 
do  they  not  follow  the  example  of  string-quartet  parties?  Is  it  the  con- 
sciousness of  the  limitation  of  wind-instruments  in  compass  and  tone  production, 
and  the  fear  of  not  being  able  unaided  to  interest  the  audience  for  a  whole 
evening?  If  a  reason  at  all,  this  can  only  be  a  minor  reason.  The  main, 
the  real  reason,  is  the  paucity  of  the  literature.  Even  the  making  of  a 
programme  of  chamber  music  for  mixed  instruments,  among  which  wind- 
instruments  predominate,  offers  considerable  difficulty.  In  this  case  however 
the  difficulty  arises  from  the  diversity  of  the  combinations  of  instruments 
employed,  not  from  the  scarcity  of  the  material  available  for  selection.  But 
in  the  case  of  pure  wind-instrument  chamber  music,  the  programme  maker 
is  brought  face  to  face  with  a  dearth  that  approaches  absolute  destitution. 
Let  us   try  to   realise  the  experience   of  such  a  would-be  programme  maker. 

The  three  great  classics  engage,  of  course,  our  attention  first.  And  what 
do  we  find?  Of  Haydn,  the  Feldpartien  (the  open-air  partitas)  for  two 
clarinets,  horns,  and  bassons  are  lost;  but  some  other  compositions  for  six  and 
eight  wind-instruments,  and  six  divertimenti  for  ten  —  two  clarinets,  two 
oboes,  two  horns,  three  bassoons,  and  a  serpent  —  are  still  in  existence,  although 
only  a  manuscript  existence.  A  "Harmonic"  in  F  major  for  two  flutes,  two 
clarinets,  two  horns,  and  two  bassoons,  was  recently  performed  by  the  Berlin 
"Union  for  the  advancement  of  Wind-instrument  Chamber  music."  With  Mozart 
we  fare  better,  there  being  among  his  printed  works  as  many  as  eleven  compo- 
sitions of  the  kind  in  question:  six  Divertimenti  for  two  oboes,  two  horns,  and 
two  bassoons;  two  Serenades  for  two  oboes,  two  clarinets,  and  two  bassoons; 
two  Divertimenti  for  two  oboes,  two  clarinets,  two  cors  anglais,  two  horns, 
and  two  bassoons;  one  Serenade  for  the  same  instruments,  with  the  addition 
of  two  more  horns,  a  double  bassoon,  and  a  double  bass.  Beethoven's  works 
for  wind-instruments  are  less  numerous,  but  still  considerable.  They  comprise 
the  Octet,  op.  103,  and  a  Rondino  for  two  oboes,  two  clarinets,  two  horns, 
and  two  bassoons;  the  Sextet,  op.  71,  for  two  clarinets,  two  horns,  and  two 
bassoons;  the  Trio,  op.  87,  for  two  oboes  and  cor  anglais;  and  three  Duos 
for  clarinet  and  bassoon.  Of  Schubert  we  have  only  a  Minuet  for  eight  and 
a  Trauermusik  (funeral  music)  for  nine  wind-instruments.  Weber,  Hummel, 
Cherubini,  Spohr,  Mendelssohn,  and  Schumann  have  left  us  nothing.  For 
Cherubim's  Marches  for  wind-band,  Spohr's  Nocturno  for  wind  and  Turkish 
band,  and  Mendelssohn's  Overture,  op.  24,  for  wind-band,  lie  outside  the 
scope  of  this  inquiry.  Lower  down  in  the  ranks  of  composers  we  meet 
Dittersdorf  (1739 — 1799),  with  a  Divertimento  for  two  oboes,  two  clarinets, 
and  one  bassoon;  Ignaz  Pleyel  (1757 — 1831),  with  a  Serenade  for  eight  and 
nine  instruments,  a  Sextet,  and  three  pieces  for  six  instruments;  Gyrowetz 
(1763 — 1850),  with  a  Serenade  for  two  clarinets,  two  horns,  and  one  bassoon; 
Kozeluch  (1752 — 1814),  with  pieces  for  two  oboes  or  flutes),  two  clarinets, 
two  horns,  two  bassoons,  and  a  double  bass  ad  libitum;  Franz  Danzi 
(1763 — 1826),  with  three  Quintets  for  flute,  oboe,  clarinet,  horn,  and  bassoon; 


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Ft.  Niecks,  Wind  Instrument  Chamber  Music.  445 

and  Franz  Anton  Hoffmeister  (1754—1812),  with  a  Partita,  Variations,  &c., 
for  eight  and  six  wind-instruments.  Still  lower  down  we  meet  the  fluent 
and  indefatigable  E.  L.  Jadin  (1768—1853)  and  J.  Kuffiier  (1776—1856), 
the  former  with  Sextets  for  two  clarinets,  horns,  and  bassoons,  and  the  latter 
with  pieces  for  two  clarinets,  one  flute,  one  horn,  and  one  bassoon,  and 
other  combinations;  the  French  band-master  L.  Javrault  (early  19th  century), 
with  six  Sextets  for  clarinet,  flute,  oboe,  horn,  and  two  bassoons,  and  Trios 
for  clarinet,  horn,  and  bassoon;  the  French  oboe  virtuosi,  Gustave  Vogt 
(1781—1870),  and  Henri  Brod  (1801—1839),  the  former  with  three  Noc- 
turnes for  flute,  oboe,  horn,  and  bassoon,  and  the  latter  with  three  Quintets 
for  flute,  oboe,  clarinet,  horn,  and  bassoon ;  and  the  German  clarinet  virtuoso, 
F.  X.  Wolf,  with  two  Serenades  for  two  clarinets,  two  horns,  and  two 
bassoons,  and  two  Quintets  for  two  clarinets,  two  horns,  and  one  bassoon. 
Who  the  Fanizza  was  who  published  a  Sextet  for  one  flute,  two  clarinets, 
two  horns,  and  one  bassoon,  I  do  not  know.  Christian  Rummel  (1787 — 1849/, 
who  composed  Quintets  for  cor  de  bassette,  cor  anglais,  clarinet,  flute,  and 
bassoon,  and  for  cor  de  bassette,  clarinet,  oboe,  horn,  and  bassoon,  was  the 
grandfather  of  the  pianist  Franz  Rummel,  and  conductor  at  "Wiesbaden  for 
twenty-eix  years.     Two  notables  omitted  here  will  get  their  due  farther  on. 

It  must  be  confessed  that  chamber  music  for  wind-instruments  is  an  un- 
known territory  which  still  awaits  its  explorer.  But  to  a  large  extent,  I  am 
afraid,  it  is  a  submerged  territory.  Much  of  what  once  flourished  must  have 
experienced  the  fate  of  the  dead  cities  of  the  Zuyder  Zee;  and  even  a  worse 
fate,  that  of  utter  oblivion  of  its  very  existence.  Harmonie,  as  the  French 
and  Germans  called  it,  that  is  to  say  music  for  wind-instruments  alone, 
distinguished  from  military  music  by  the  absence  of  instruments  of  percussion 
(a  distinction  however  probably  oftener  ignored  than  observed),  greatly  in 
favour  in  the  18th  and  the  early  19th  century,  consisted  for  the  most  part 
of  arranged  music,  chiefly  no  doubt  operatic.  Musical  advertisements  and 
catalogues,  as  well  as  statements  by  contemporaries,  support  this  view,  which 
is  strikingly  and  delightfully  illustrated  by  Mozart  in  the  second  act  of  his 
dramatic  chef  d'ceuvre,  where  Don  Giovanni's  musicians  (two  oboes,  two 
clarinetB,  two  horns,  and  two  bassoons,  the  most  complete  and  a  very  common 
combination)  entertain  him  at  dinner  with  three  extracts  from  popular  operas 
of  the  day,  one  from  Le  Nozze  di  Figaro.  But  although  undoubtedly  the 
arrangements  enormously  outnumbered  the  original  compositions,  we  may 
safely  assume  that  the  musical  conductors  of  princes  and  lesser  nobles  who 
had  wind-bands  in  their  service  provided  largely  for  their  repertoire,  of  which 
however  comparatively  little  was  printed,  and  much  less  than  a  tithe  has  come 
to  our  knowledge. 

The  two  composers  omitted  in  the  above  enumeration  were  reserved  for 
separate  notice,  because  they  deserve  special  attention,  both  being  distinguished 
composers  of  chamber  music  in  their  time,  and  one  of  them  the  most  prolific 
of  all  composers  in  the  department  of  wind-instrument  music,  and  at  the  same 
time  the  only  considerable  composer  who  in  this  department  produced  the  best 
of  his  works.  My  allusion  is  to  Anton  Reicha  (1770 — 1836)  and  George 
Onslow  (1784 — 1852).  Neither  of  them  is  a  genius  of  the  first  rank,  but 
both  of  them  were  men  of  distinguished  talent  and  masters  of  their  art, 
and  moreover  interesting  characters.  Onslow,  born  in  France,  and  resi- 
dent   in    that    country,    except    for    some    years    of   his    childhood   spent  in 


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446  Fr.  Niecks,  Wind  Instrument  Chamber  Music. 

England,  was  of  English  descent  on  the  side  of  his  father,  a  son  of  the 
first  Lord  Onslow,  and  French  on  the  side  of  his  mother,  who  was  connected 
with  the  Bran  tome  family.  Being  wealthy  he  was  never  under  the  necessity 
of  making  his  living  by  music,  which  indeed  he  first  took  up  as  an  amateur 
and  not  very  seriously.  His  teachers  in  pianoforte  playing  were  Hullmandel, 
Dussek,  and  Cramer,  his  teachers  in  composition  Reicha  and  the  classics, 
whose  works  he  assiduously  studied.  Although  he  composed  operas  and 
symphonies,  it  was  his  chamber  music  that  made  him  famous  —  chiefly  his 
string  quintets  and  quartets,  more  especially  the  former.  But  notable  are 
alHo  his  chamber  music  for  mixed  instruments,  among  which  there  are  com- 
positions for  wind  and  other  instruments,  and  a  Quintet,  op.  81,  for  wind- 
instruments  alone  (flute,  oboe,  clarinet,  horn,  and  bassoon).  Profundity  of 
any  kind  need  not  be  sought  in  Onslow's  music.  His  was  rather  a  cold 
than  a  passionate  nature.  What  won  the  esteem  and  applause  of  musicians 
and  public  was  the  ease,  purity,  and  elegance  of  his  style.  It  has  been  truly 
said  that  his  chamber  music  comes  near  the  best  that  had  been  written  in 
the  genre  by  the  great  masters.  In  short,  the  excellent  qualities  of  his  works 
explain  and  justify  the  popularity  they  enjoyed  in  his  day.  As  to  the  present- 
day  neglect,  it  is  explained,  but  not  quite  justified,  by  the  negative  qualities. 

Reicha,  born  in  Bohemia,  educated  in  Germany,  a  colleague  of  Beethoven's 
in  the  Bonn  orchestra,  self-taught  as  a  composer,  settled,  after  a  stay  of 
some  years  at  Hamburg,  Paris,  and  Vienna,  in  the  French  capital.  His 
reputation  as  a  theorist  and  teacher  of  composition  was  very  high  and  un- 
disputed. The  same  cannot  be  said  of  him  as  a  composer.  Although  he  had 
a  strong  creative  impulse,  and  was  lacking  neither  in  diligence  nor  ambition, 
he  did  not  attain  Onslow's  popularity  and  the  unreserved  approval  which 
the  critics  bestowed  on  that  master.  Inequality,  disproportionateness ,  and 
straining  after  originality  were  reproaches  often  levelled  at  him.  Even  the 
severest  critics  however  treated  him  with  the  greatest  respect.  Although, 
like  Onslow,  he  wrote  operas  and  symphonies,  he  was,  also  like  Onslow, 
most  successful  in  chamber  music.  According  to  universal  opinion,  he  was 
most  successful  of  all  in  his  Quintets  for  flute,  oboe,  clarinet,  horn,  and 
bassoon,  of  which  he  wrote  no  less  than  four  times  six,  op.  88,  91,  99, 
and  100. 

Among  later  wind-instrument  chamber  music  we  find  a  Nonet  by 
J.  Rheinberger,  Octets  by  Franz  Lachner,  C.  Reinecke,  and  Th.  Gouvy, 
Septets  by  Vincent  d'ludy  and  G.  Piern6,  a  Sextet  and  a  Quintet  by 
Ch.  Lefebvre  &c.  If  Richard  StrauC's  Suite  for  thirteen  wind  instruments 
can  be  classed  as  chamber  music,  it  certainly   ought   to  be  mantioned  here. 

A  scanning  of  the  above  enumerations  will  show  that  there  was  a  lull 
in  the  production  of  wind-instrument  chamber  music  in  the  post-Beethoven 
age  and  revival  in  recent  times :  and,  further,  that  France  takes  a  much  larger 
share  in  the  production  of  wind-instrument  chamber  music  than  in  any  other 
kind  of  chamber  music.  These  facts  may  make  us  reflect  as  to  the  appli- 
cation of  the  law  of  demand  and  supply  to  this  phenomenon. 

Edinburgh.  Fr.  Niecks. 


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Eduard  JEteuft,  Der  Bayreuther  >Tannhauser«.  447 

Der  Bayreuther  ^Tannhauser". 


Die  Annahme  ist  richtig,  daB  ein  Work  von  bleibender  Bedeutung  erst 
im  Laufe  der  Zeiten  in  vollem  TJmfange  erkannt  wird,  daB  es  daher  auch 
ganz  gleichgultig  ist,  ob  es  bei  seinem  Erscheinen  ehrfurchtsvoll  begruBt  oder 
miBmutig  zurlickgedrangt  worden  ist.  Ebenso  richtig  ist  aber  auch  die 
AuBerung,  daB,  wenn  ein  Werk,  besonders  ein  dramatisches,  nun  in  irgend- 
einer  Form  die  weitesten  Kreise  fur  sich  gewonnen  hat,  es  aufierordentlich 
schwer  fallt,  diese  Form  als  eine  falsche  zu  bezeichnen  und  es  dagegen  in 
seiner  richtigen,  die  vielleicht  von  jener  grundverschieden  ist,  hinzustellen. 
Die  Beharrlichkeit  —  eine  Eigenschaffc,  die  fur  viele  Dinge  durchaus  not- 
wendig  ist  —  richtet  grofien  Schaden  an,  wenn  sie  das  vorhandene  Alte 
gegen  das  herankommende  Neue  schutzen  soil. 

Zu  diesen  Ansichten  fuhrt  die  Q-eschichte  des  »Tannhauser«,  den  alle 
Welt  zu  kennen  und  zu  schatzen  glaubt  und  doch  —  nicht  kennt,  wie  er 
gekannt  und  nicht  schatzt,  wie  er  geschatzt  sein  will.  Als  sein  Schopfer 
zu  wiederholten  Malen  in  die  lautesten  KLagen  iiber  die  Art  ausbrach,  auf 
welche  dieses  Werk  aufgefiihrt  wurde,  und  wie  er  immer  wieder  seinen  Ruf 
nach  einem  eigenen  Theater  erschallen  lieB,  in  dem  er  auf  seine  Art  seine 
Werke,  darunter  selbstverstandlich  auch  den  »Tannhauser«,  aufflihren  lassen 
konnte,  begegnete  er  mit  diesem  merkwiirdigen  Verlangen  nur  Kopfschutteln 
und  Achselzucken.  Es  war  unmoglich  zu  verstehen,  was  er  wollte;  denn  das 
MiBverstandnis  lag  zu  tief  in  dem  Wesen  der  Sache  selbst  begrundet.  Was 
Wagner  im  »Tannhauser«  geschaffen  hatte,  war  keine  Oper  im  gebrauchlichen 
Sinne  des  Wortes  mehr,  wenn  er  ihm  auch  den  Namen  »Oper«  noch  mit  auf 
den  Weg  gegeben  hatte.  Wie  die  Verhaltnisse  lagen  und  groBtenteils  noch 
liegen,  geriet  der  »Tannhauser«  in  die  GeBellschaft  der  Opern  und  wurde, 
da  er  in  seiner  wahren  Gestalt  darin  nur  ein  verlorenes  Spiel  hatte  beginnen 
konnen,  auch  als  Oper  betrachtet  und  dementsprechend  umgeformt.  In  welcher 
Weise  dies  geschah,  wird  sich,  ohne  daB  es  besonders  auseinandergesetzt  wird, 
leicht  aus  dem  folgenden  ergeben,  worin  gezeigt  werden  soil,  wie  er  spater 
errettet  wurde. 

Als  in  Bayreuth  damit  begonnen  wurde,  die  Absichten  des  Meisters  in 
bezug  auf  eine  richtige  und  mustergiiltige  Auffuhrung  aller  seiner  Werke  zu 
verwirklichen,  verschwanden  die  Zweifel  an  der  Moglichkeit,  diese  Aufgabe 
erfolgreich  zu  losen,  sehr  bald,  indem  der  » Tristan «  und  bald  darauf  die 
»Meistersinger<  in  einer  Weise  zur  Darstellung  gelangten,  daB  nicht  nur  die 
groBten  Erwartungen  erfullt,  sondern  auch  alle  bisherigen  Versuche,  die  ge- 
botenen  Schwierigkeiten  zu  uberwinden,  in  den  Schatten  gestellt  wurden, 
Dabei  muB  jedoch  beriicksichtigt  werden,  daB  beide  Werke  damals  noch  nicht 
in  die  Herzen  einer  groBeren  Allgemeinheit  gedrungen  waren.  Nun  kam  der 
»Tannhauser«  an  die  Reihe  und  erregte  in  dem  Bayreuther  Gewande  den 
heftigsten  Widerspruch.  Es  wurde  als  ganz  unerhort  angesehen,  daB  ein 
guter  alter  Bekannter  mit  einem  Male  als  eine  vollig  fremde  Person  einhergehen 
sollte.  Beeonders  erregten  die  beiden  Figuren  des  >Tannhauser«  und  der 
» Elisabeth «,  wie  sie  jetzt  in  die  Erscheinung  traten,  den  groBten  AnstoB. 
Man  erkannte  nicht,  daB  gerade  an  diesen  beiden  die  schwersten  Sun  den  be- 
gangen  worden  waren.  >Tannhauser«  war  bisher  nicht  der  strebende  Held 
gewesen,  der  in  der  TJberwindung  der  Sinnenlust  nur  durch  das  Liebesopfer 


*«.».*▼.  Digitizl 


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44$  Eduard  Reuft,  Der  Bayreuther  >Taimhaaser«. 

des  Weibes  zur  Errettung  gelangen  kann,  sondern  war  immer  nor  als  eine 
Personlichkeit  erschienen,  die  um  ihrer  selbst  und  etwaiger  glanzender  Mittel 
wegen  den  Beifall  der  Menge  zu  eTfingen  suchte  —  und  > Elisabeth c  trat 
als  Heldin  in  moglichst  prunkvollen  Gewandern  in  die  Halle  ein,  am  durch 
die  Entfaltung  kraftiger  Stimmittel  die  Aufmerksamkeit  auf  sick  zn  lenken 
und  darch  starkes  und  lange  dauerndes  Handeklatschen  den  Fortgang  der 
Handlung  empfindlich  zu  storen. 

Die  zahlreichen  Vorwiirfe,  die  gegen  den  Bayreuther  »Tannhauser«  ge- 
schleudert  worden  sind,  mogen  der  Vergessenheit  anheimgefallen  bleiben.  Sie 
konnten,  so  scharf  und  zugespitzt  sie  auch  gewesen  sein  mo  oh  ten,  doch  nichts 
erreichen  und  auch  nicht  eine  Linie  in  dem  geechaffenen  Gemalde  zerstoren. 
Bayreuth  hatte  sich  durch  den  erhobenen  Larm  nicht  irre  machen  lassen  and 
—  das  Publikum  auch  nicht;  denn  dieses  kehrte  im  folgenden  Jahre,  1892, 
ebenso  zahlreich  wieder  zuriick,  wie  es  das  erstemal  gekommen  war.  Man 
schritt  ruhig  auf  der  betretenen  Bahn  weiter  und  ist  nun  in  diesem  Jahre 
zu  einem  iiberaus  glticklichen  Resultate  gelangt. 

Der  TJnterschied  zwischen  der  Bayreuther  AuffUhrung  des   >Tannhauser« 

und  den  Auffiihrungen   des  Werkes    an   alien   anderen    Theatern   liegt    nicht 

darin  allein,  daB  er  nach  der   »vom  Komponisten  vervollstandigten  Partitur«, 

sondern  besonders  darin,  daB  er  als   »  Handlung  «   dargeboten    wird,    wie   der 

Schopfer  eben  in  dieser  neuen  Partitur,  um  alle  Zweifel  zn   beseitigen,  sein 

Werk  genannt  hat.     In  einer  Oper  geht  vieles  nebeneinander  her,  ohne  sich 

zu  kennen  oder  zueinander  zu  gehoren;   in  einer  Handlung  greift   alles   in- 

einander,  das  eine  muB  sich  folgerichtig  aus   dem  anderen   ergeben,   aus   ihr 

muB  alles  herauswachsen,  mag  es  auf  der  Blihne  in   die  Erscheinung  treten 

oder   —   im   Orchester   erklingen.      Nur   so   kann   ein   harmonisches    Gebilde 

entstehen,  in  dem  und  an  dem  ein  jeder  Wunsch  seine  Befriedigung  findet 

Ein  solches  Gebilde  ist  der   »TannhauBer«,  besonders   in   seiner  Vervollstan- 

digung,  die  nicht,  wie  friiher  angenommen  wurde,  mit  Bucksicht  auf  ortliche, 

noch  dazu   auslandische   Verhaltnisse   unternommen   worden   ist,   sondern   die 

durch  die  ursprungliche  und  beschrftnktere  Fassung  notwendig  geworden  war. 

Es  hatte  der  groBe  Hintergrund  gefehlt,   >auf  welchem  sich  die  nachfolgende 

Tragodie  erschiitternd  aufbauen  soll«.     So  ist  die  neue  Venusbergszene  ent- 

standen,  die  nichts  mit  dem  zu  tun  hat,  was  sonst  Ballett  genannt  wird,  in 

der  vielmehr   das  Sehnen   nach   einer  von    Liebe   erfiillten    Sinnlichkeit   zum 

Ausdruck  gelangt.     Daher  haben  die  Grazien  die  Ainoretten  zu   ermuntern, 

die  in  den  Rasenden  die  Liebe  erwecken,   wodurch   diese  Wesen   menschlich 

fUhlen  lernen.     Auf  diese  Veredelung  deuten  dann  auch  die  Bilder  hin,  die 

vor  den  Augen  der  Liebesgottin  vortiberziehen,  und  in  denen  der  Gott  selbst 

•sich   seiner  Wiirde    ent'auBert,    um    in   veranderter   Gestalt    die   Liebe    eines 

Menschenherzens  zu  erringen. 

Der  »Tannhauser«,  wie  er*  jetzt  vor  einem  Teile  des  deutschen  Volkes 
aufgefiihrt  wird,  ist  das  Werk  des  Erben  von  Bayreuth,  das  Werk  Sieg- 
fried Wagner's.  Er  hat  die  ganze  szenische  und  musikalische  Leitung 
in  seiner  Hand  vereinigt,  wodurch  eine  einheitliche  Auf  fanning  zusiande 
gekommen  ist,  wie  das  Werk  sie  wohl  noch  niemals  erlebt  hat  und  auch 
anderswo  nicht  wird  erleben  konnen.  Was  er  geleistet  hat,  liegt  so  ganz 
abseils  von  alien  im  Theaterwesen  gToBgezogenen  Gewohnheiten,  daB  es  einzig 
und  allein  fur  sich  dasteht.  Alle  IJberlieferungen,  an  die  sich  so  viele  Ka- 
pellmeister und  Regisseure  'angstlich   anklammern,    hat    er   iiber   den   Haufen 

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Stephen  S.  Stratton,  Coincidence  or  Design?  449 

geworfen,  um  nur  der  einen  Uberlieferung,  die  sein  Vater  —  in  dem  Werke 
selbflt  niedergelegt  hat.  Gerade  der  »Tannhaaser<  mit  seinen  reichen  For- 
derungen  in  dramatischer  und  szenischer,  sowie  in  musikaliseher  Hinsicht 
bot  Siegfried  Wagner  Gelegenheit,  seine  unvergleichlichen  Talente  nach  alien 
Richtnngen  hin  zu  entfalten.  DaB  er  alles  erreicht  hat,  was  er  wollte,  dazu 
verhalf  ihm  besonders  noch  die  eine  Eigenschaft,  in  alien  Mitwirkenden  den 
Enthuaiaamus  am  Werke  selbst,  an  den  ihnen  dadurch  gestellten  Aufgaben 
and  an  der  Erfnllung  seiner  besonderen  Wiinsche  zur  Erreichnng  des  ge- 
steckten  Zieles  zu  entflammen.  Da  die  Mitwirkenden  zur  G-eniige  aus  den 
Tageazeitungen  bekannt  geworden  sind,  so  kann  hier  eine  Aufzahlung  fuglich 
unterbleiben.  Eduard  Beufl. 


Coincidence  or  Design? 


In  Kircher's  "Musurgia? ,  Volume  I,  is  an  account  of  the  music  of  the 
Hebrews,  old  and  modern  (the  latter,  of  course,  from  the  author's  period). 
He  gives  examples  of  the  musical  "accents",  or  intonations  as  they  were 
sung  in  the  Synagogues  of  the  German  and  Italian  Jews.  The  music  is 
given  on  the  alto  stave,  and  written  from  right  to  left,  in  the  old  lozenge- 
shaped  notes.  Burney  (History  of  Music,  I,  p.  252)  reproduces  these  accents, 
but  writes  them  with  the  G  clef,  and  modern  notation.  He  rather  sneeringly 
says:  "In  the  manner  Kireher  pretended  they  were  sung",  &c.  The  term 
^accents"  is  more  fully  explained  in  the  "Jewish  Encyclopedia'",  but  it  is 
beyond  my  purpose  to  enter  upon  the  subject  of  Hebrew  music.  For  the 
sake  of  convenience  I  copy  one  example,  to  which  I  wish  to  draw  attention, 
in  the  manner  commonly  employed: 


I 


IZg— ~-r=_!L_&. 


-&      *>      GiZ 


Leaving  out  of  consideration  the  use  of  the  motive  in  the  Vorspiel,  I 
proceed  to  the  third  act  of  "Die  Meistersinger",  fifth  scene,  where  Ko  timer 
comes  to  the  front  with  the  banner  bearing  the  portrait  of  King  David  with 
bis  harp : 


EESE}-TfE^}^-^j^j 


etc. 


Did  Wagner,  making  use  of  a  Jewish  emblem,  intentionally  employ  a 
Jewish  chant?  Or  was  it  a  mere  coincidence?  In  all  the  commentaries  on 
"Die  Meistersinger"  that  I  have  read,  I  have  found  no  reference  to  tiois 
coincidence1).     Wagner  himself,  in  his  "Ucber  das  Dirigiren",    describes   the 

1)  Das  adtierte  Motiv  hat  Wagner,  wie  Albert  Heintz  in  seiner  musikalischen 
ErlSuterung  der  Meistersinger  tCharlottenburg  1888.  2.  Aufl.)  uberzeugend  nachweist, 
einem  der  »gekronten  Meistertone«  aus  Wagenseil's  Buche  *von  der  Meistersinger 
holdseliger  Kunst  '1697)*  nachgebildet ;  es  heiBt  dort  noch  'ahnlicher: 


TT 1 

i 

1 

JL-h 

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j* 

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Im^                          rJ 

i 

\\)          HJ          & 

1          ' 

5/ 

Anmerkung  der  Redaktion. 

33*    >»G00gl€ 


450  Hugo  Leichtentritt,  Trienter  Codices  II. 

usual  procedure  in  dealing  with  the  Prelude  to  the  "Meistersinger".  He  quotes 
the  various  themes,  and  mentions  that  given  above  as  a  "Fanfare  in  massive 
crotchets"  (see  Wagner's  Prose  works,  translated  by  Wm.  Ashton  Ellis,  Vol.  IV, 
p.  356),  but  makes  no  allusion  to  borrowing  from  any  source.  "Wagner  was 
an  omnivorous  reader,  and  doubtless  was  acquainted  with  Kircher's  "Musur- 
gia";  but  whether  he  knowingly  took  this  motive  from  thence,  or  whether 
it  happened  to  be  a  mere  coincidence  must  now  he  left  to  conjecture.  In 
any  case  the  resemblance  is  so  striking  that  it  deserves  attention.  Of  course 
the  first  four  notes  form  a  figure  common  enough;  it  is  the  continuation 
that  emphasises  the  resemblance.  The  key  being  the  same  is  another  curious 
detail.  Perhaps  some  reader  of  the  Zeitschrift  can  throw  light  upon  the 
subject. 

There  is  another  question  I  should  like  to  ask.  Mozart  wrote  two  Quar- 
tets for  flute,  violin,  viola,  and  violoncello.  The  second,  in  A  major,  ends 
with  a  Rondo,  of  which  this  is  the  subject: 


Jahn  states  that  the  MS.  is  in  the  Imperial  Library,  Vienna,  with  a 
notice  appended  by  a  strange  hand  to  the  effect  that  the  piece  was  com- 
posed at  Paris  in  1778.  Paisiello  wrote  an  opera  uGli  Schiavi  per  amore", 
supposed  to  date  from  about  1780,  when  the  composer  was  in  Russia.  A  song 
from  that  opera,  "Chi  mi  mostra  chi  m'addita",  was  published  many  years 
ago  by  Longman  and  Broderip,  which  is,  with  trifling  exceptions,  a  repro- 
duction of  Mozart's  Rondo.  Who  was  the  composer  ?  Paisiello  was  in  Vienna 
in  1784,  on  his  way  back  to  Italy,  and  he  and  Mozart  became  very  friendly. 
Michael  Kelly  was  also  in  the  Austrian  capital,  and  Signora  Storace  as  well. 
That  lady  was  advertised  on  the  title-page  as  singing  uChi  mi  mostra"  in.  the 
opera.  Kelly,  in  his  "Reminiscences"  (Vol.  I,  p.  238)  speaks  of  the  cordial 
relations  between  Mozart  and  Paisiello.  Paisiello  heard  several  of  Mozart's 
compositions,  and  was  at  a  Quartet  party  when  Mozart  played  the  viola. 
Might  the  flute  quartet  (with  violin  substituted)  have  been  performed  that 
evening  ?  Was  Paisiello  acquainted  with  it  ?  Or  was  the  whole  thing  merely 
a  publisher's  invention?     Such  strange  things  have  happened. 

Birmingham.  Stephen  S.  Stratton. 


Trienter  Codices  II. 

Geistliche  und   weltliche   Kompositionen   des  XV.  Jahrhunderts.      Bearbeitet 
von  Guido  Adler  und  Oswald  Koller. 

Denkmaler  der  Tonkunst  in  Osterreich.    XL  Jahrgang.    Erster  Teil.    Wien  1904. 

Artaria  u.  Co. 


Der  vor  einigen  Jahren  erschienenen  ersten  Auswahl  aus  den  Trienter 
Codices  reiht  sich  der  vorliegende  Band  an.  Bekanntlich  sind  die  Trienter 
Codices    dadurch    von    besonderer  Wichtigkeit,    dafi    sie    eine   groBe   Anzahl 


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Hugo  Leichtentritt,  Trienter  Codices  II.  451 

Kompositionen  (mehr  als  1500)  enthalten,  die  aus  einer  Zeit  stammen,  iiber 
die  bis  vor  kurzem  die  Quellen  recht  sparlich  flossen,  namlich  das  15.  Jahr- 
hundert.  Die  erste  niederlandische  Schule,  die  Zeitgenossen  aus  Frankreich 
und  England,  werden  uns  hier  in  ihren  Kompositionen  vorgefiihrt,  Und  haupt- 
sachlich  fur  die  Kenntnis  des  Meisters  Dufay  wird  wertvolles  Material  ge- 
liefert.  Bis  vor  wenigen  Jahren  waren  nur  sehr  wenige  Werke  von  Dufay 
zuganglich,  indem  man  mit  etlichen  wenigen  Stiicken  aus  Kiesewetter  und 
Ambros  vorlieb  n  eh  men  mufite.  Dennoch  weiB  man,  dafi  sich  eine  betracht- 
liche  Anzahl  von  Dufay' s  Werken  in  verschiedenen  Archiven  erhalten  hat. 
Und  gerade  Dufay  ist  wichtig,  denn  auf  ihm  fuBt  die  ganze  spatere  nieder- 
landische Tonkunst;  er  ist  gleichsam  ihr  Urahne,  vielleicht  der  erste,  der  iiber 
die  unbeholfenen  Anf  ange  hinauskam  und  als  bedeutender  Kiinstler  kennens- 
wert  ist.  Was  Dufay  den  unmittelbaren  Nachfolgern  gait,  ist  dem  Text  einer 
Komposition  des  Loyset  Compere  zu  entnehmen  (im  ersten  Bande  der  Trienter 
Codices),  wo  Compere  im  zweiten  Teil  eines  >  Omnium  bonorum  plena  Virgo* 
singen  lafit:  »Funde  preces  ad  Fidelium  pro  salute  canentium.  Et  primo 
pro  Guilelmo  Dufay,  pro  quo  me,  mater,  exaudi,  luna  totius  musicae  atque 
cantorum  lumine*.  Die  erste  Auswahl  aus  den  Trienter  Codices  hatte  eine 
Messe,  zwolf  Hymnen,  zwei  Magnifikat,  ein  Salve  Hegina  und  etliche  Chan- 
sons gebracht,  der  vorliegende  Band  zeigt  ihn  hauptsachlich  als  Chanson- 
komponisten  (mit  zehn  Stiicken).  Damit  sind  die  in  den  Trienter  Codices 
enthaltenen  Chansons  von  Dufay  erschopft,  doch  bleiben  (nach  Ausweis 
des  thematischen  Katalogs)  noch  eine  erhebliche  Anzahl  seiner  geistlichen 
Kompositionen  fUr  spatere  Herausgabe  vorbehalten.  Die  zehn  Chansons  bilden 
einen  wichtigen  Beitrag  zur  Geschichte  der  niederlandischen  Chanson,  die 
wir  jetzt  schon,  wenigstens  in  grofien  Ziigen,  verfolgen  konnen,  von  Dufay 
und  Binchois  an,  zu  Ockeghem,  Ghiselin,  Josquin,  Clemens  non  Papa  und 
Orlandus  Lassus.  In  Maldeghem's  Tresor,  bei  Commer,  in  Ambros  5.  Band 
fin  den  sich  die  Belege  am  bequemsten  zuganglich.  Dufay's  Chansons  sind 
noch  einfach  in  der  Textur.  Der  dreistimmige  Satz  gestattet  noch  nicht  den 
Gebrauch  der  intrikaten  kontrapunktischen  Kunstfertigkeit,  die  spater  der 
niederlandischen  Chanson  ihr  Geprfige  gab.  Zudem  war  die  Kunstfertigkeit 
in  Dufay's  Zeit  wohl  kaum  schon  weit  genug  vorgeschritten,  um  sich  sehr 
schwierige  Aufgaben  der  Satztechnik  zu  stellen.  Aber  was  Dufay  bietet,  ist, 
wenn  auch  eng  umgrenzt,  doch  durchaus  meisterlich.  Von  Nachahmungen 
wird  schon  wirksamer  Gebrauch  gemacht;  die  einzelnen  Stimmen  sind  melo- 
disch  sehr  schon  gefUhrt,  der  Zusammenklang  ist  mild  und  rein,  durch  eine 
Anzahl  von  durchgehenden  und  "Wechselnoten  werden  die  wenigen  Grund- 
harmonien  geniigend  variiert.  Von  Barbarei  und  Bohheit  im  Satz  ist  keine 
Spur  mehr  vorhanden.  Uber  der  Dufay'schen  Chansons  schwebt  immer  ein 
Ton  der  Wehmut,  auch  wenn  der  Text  durchaus  heiteren  Inhalts  ist.  Nur 
hier,  in  der  mangelnden  Biicksicht  auf  den  Text  zeigt  sich  eine  Schwache, 
die  iibrigens  Dufay  mit  alien  Zeitgenossen  und  Nachfolgern  bis  auf  Josquin 
teilte.  "Wo  aber  bei  Dufay  der  Text  dem  elegischen  Ton  der  Musik  an- 
gepaBt  ist,  da  entsteht  oft  ein  kleines  Kunstwerk  von  ganz  merkwiirdiger 
Farbung,  wie  z.  B.  das  Lied:  > Adieu  quitte  le  demeurant«.  Dieser  elegische 
Klang  bleibt  der  niederlandischen  Chanson  noch  lange  Zeit  eigen;  wer  Mal- 
deghem's Tresor  aufmerksam  durchgesehen  hat,  kennt  ihn  wohl.  Man  ver- 
gleiche  z.  B.  aus  Maldeghem  die  zarte  Chanson  des  Pipelare:  »Quand  vers 
le  soir,  aupres  de  la  fontainec    Leider  fehlen  bei  den  Dufay'schen  Chansons 


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452  Hugo  Leichtentritt,  Trienter  OodiceB  II. 

wie  auch  bei  vielen  anderen  Komponisten  die  Texte.  Man  mufi  froh  sein7 
wenn  nur  die  Anfangsworte  des  Textes  angegeben  sind.  Es  ware 
wiinschenswert,  wenn  sich  Romanisten  und  Anglizisten  die  Aufgabe  steUten, 
den  yerbreitetsten  Liedertexten  das  15.  und  16.  Jahrhunderts  nachzuspuren. 
Dieselben  Liedanfange  wiederholen  sich  immer wahrend ;  es  ware  uns  ein  fur 
allemal  viel  geholfen,  wenn  wir  auch  nur  funfzig  bis  hundert  Liedertexte 
dieser  Epoche  kennen  wiirden.  Eine  Anzahl  anderer  Chansons-Komponisten 
tritt  uns  in  diesem  Bande  entgegen.  Einige  sind  dem  Namen  nach  gut  be- 
kannt,  wie  Binchois,  Busnois,  Caron,  and  ere  Namen  klingen  ganz  unbekannt7 
wie  Bourgois,  Legrant,  Libert,  Merques,  Pyllois,  Vide.  Wohl  die  Halfte 
der  Stiicke  dieses  Bandes  sind  anonym.  Uberblickt  man  die  Chansons  der 
genannten  Meister  und  die  Anonyma,  so  mogen  sie  bei  oberflachlicher  Unter- 
suchung  der  Dufay'schen  Chanson  im  Stil  sehr  nahe  verwandt  erscheinen. 
Doch  besteht  ein  wichtiger  Unterschied :  Yon  alien  erscheint  Dufay's  Chanson 
als  die  am  wenigsten  liedm&fiige.  Der  niederlandische  Eifer,  die  Einzel- 
stimmen  zu  betonen,  sie  aufs  sorgfaltigste  auszuzieren  und  auszufeilen,  tritt 
bei  ihm.  den  anderen  gegeniiber,  schon  stark  hervor,  obwohl  auch  er,  wie 
schon  erwahnt,  hierin  schliefilich  doch  nur  Anfange  bietet.  Die  anderen 
Meister  schreiben  mehr  homophon,  lassen  zwei  Stimmen  sehr  oft  in  gleichen 
Bhythmen  miteinander  gehen,  fugen  weniger  Ziernoten  ein,  betonen  die 
periodiache  Gestaltung  der  Liedmelodie  mehr,  mit  einem  Wort,  sie  sind 
mehr  volkstumlich,  weniger  kunstreich.  Man  mochte  beinahe  in  Yersuchung 
geraten,  in  ihren  Stticken  die  friihe  Gestalt  der  franzbsischen  Chanson  zn 
sehen,  die  sich  von  der  niederlandischen  sehr  deutlich  scheidet.  Leider  we'ifi 
man  von  dem  Leben  dieser  kleinen  Meister  fast  gar  nichts,  so  dafi  irgend- 
welche  bestimmten  Theorien  kaum  aufzustellen  sind.  Der  Zusammenhang  mit 
dem  geistlichen  Yolkslied  ist  in  vielen  dieser  weltlichen  Lieder  noch  deutlich 
zu  erkennen.  Manche  haben  eine  durchaus  choralmaQige  Haltung,  vorwiegend 
Note  gegen  Note  in  gleichmafiigem  Flufi,  wie  z.  B.  das  anonyme  Lied: 
>Ay  my  lasse«  (S.  96),  >Se  medisans«  (8.  111).  Im  anderen  finden  wir  eine 
merkwiirdige  Praxis  der  Zeit:  ein  dreistimmiger  Satz  ist  mit  ein,  zwei  oder 
mehreren  Stimmen  versehen,  die  ad  libitum  an  Stelle  der  einen  oder  anderen 
ursprunglichen  Stimme  gesungen  werden  konnen,  so  daft  mehrere  verschiedene 
Fassungen  moglich  sind.  Andere  Lieder  wieder  zeigen  durch  die  TJberschrift 
deutlich,  dafi  ein  geistliches  Lied  in  ihnen  zu  einer  weltlichen  Weise  um- 
geformt  ist  oder  das  umgekehrte.  Gerade  unter  diesen  finden  sich  einige  der 
schSnsten  Stiicke  des  ganzen  Bandes.  So  sei  z.  B.  besonders  genannt  »Puisque 
fortune*  des  Pyllois,  zu  dem  ein  geistlicher  Text:  >Respice  unigenita*  hinzu- 
gefiigt  ist.  Man  wird  staunen  iiber  die  edle  Schonheit  des  Cantus,  den  vollen 
Klang  trotz  der  Dreistimmigkeit.  An  Stticken  dieser  Art  lernt  man  verstehen,  wie 
ein  Pierre  de  la  Hue  z.  B.  sein  herrliches  »0  salutaris  hostiac  schon  gegen 
1500  hat  singen  konnen.  Was  sonst  in  diesem  Bande  noch  von  Pyllois 
mitgeteilt  ist,  macht  den  Wunsch  rege,  uber  diesen  Meister  besondere  Nach- 
forschungen  anzustellen.  Gleichfalls  durch  schonen  Superius  ausgezeichnet 
ist  die  anonyme  Komposition:  »Parle  qui  parler  voudre*  (»Nesciens  virgo*), 
obschon  der  Satz  stellenweise  unrein  ist  und  Harten  aufweist.  Aber  Stiicke 
dieser  Art  zeigen  schon  erhebliche  Fertigkeit  in  der  Kunst  iiber  einem  Cantus 
firmus  des  Tenor  im  Superius  eine  schone  Gegenmelodie  (im  eigentlichen  Sinne 
des  Wortes  zu  setzen.  Auch  Tanzrhythmen  finden  sich.  C.  de  Merques 
>Yous  soyez*   klingt  wie  eine  Sarabande,   es    ist   zweifellos    echt   franzosisch, 


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Hugo  Leichtentr#t>  Trienter  Codices  IL  453 

vie  auch  das  ahnliohe  >  Maria  me  voy«  von  Libert.  Nachst  Dufay  diirfen 
wir  tiber  Binohois  von  den  Trienter  Codices  am  meisten  Aufklarung  erwarten. 
Der  thematische  Katalog  entbalt  eine  betrSchtliche  Zahl  seiner  Kompoeitionen. 
Im  vorliegenden  Band  ist  von  ibm  nur  eine  Chanson  enthalten:  >Je  me 
recommande  humblement«.  Den  meisten  Kaum  nebmen  drei  Messen  eines  oder 
mebrerer  unbekannter  Komponisten  ein,  alle  drei  uber  den  Tenor:  »0  rosa 
bella*.  Im  ersten  Band  der  Codices  ist  das  italieniscbe  Lied  »0  rosa  bella« 
scbon  in  vier  Bearbeitungen  verscbiedener  Komponisten  mitgeteilt  worden. 
Die  beiden  ersten  Messen  sind  dreistimmig,  enthalten  jedocb  einige  Duos. 
Aus  den  Messen  spaterer  Zeit  wissen  wir,  daB  es  traditioneller  Brauch  war, 
in  einigen  Satzen  die  Stimmenzahl  einzuschranken,  so  ganz  besonders  im  In- 
carnatus  und  Crucifixus,  wohl  um  beim  Resurrexit  eine  Kontrastwirkung  voll- 
stimmigen  Chorklangs  erreichen  zu  konnen.  Schon  bei  diesen  friihen  Messen 
ist  dieser  Brauch  ublich.  Sie  sind  iibrigens  durchaus  sicher  und  geschickt 
im  Satz  und  sehen  aus,  als  ob  sie  einer  schon  ziemlich  langen  Praxis  und 
Tradition  entsprungen  war  en.  Man  beachte  z.  B.,  wie  regelmaBig  am  SchluB 
eines  jeden  Satzes  eine  wirksame  Steigerung  erreicht  ist,  sei  es  durch  ge- 
schicktes  Einfuhren  des  hochsten  Tones,  oder  durch  Fiorituren  und  groBere 
"WSlbung  des  melodischen  Bogens  —  alles  Zeichen,  die  auf  eine  lange  Praxis 
deuten,  und  nichts  Anf&ngerhaftes,  Tappendes  mehr  haben.  Von  beson- 
derer  Klarheit  und  schoner  Form  ist  die  zweite  Messe.  Die  Behandlung  der 
zugrunde  liegenden  Melodie  ist  in  beiden  Messen  verschieden.  In  der  ersten 
ist  die  Melodie  >0  rosa  bella*  sehr  deutlich  in  alien  Satzen  im  Tenor  gebracht, 
melodisch  fast  gleichlautend,  nur  mit  rhythmischen  Varianten.  In  der  zweite u 
ist  von  einem,  wenn  auch  variiert  in  alien  Satzen  wiederkehrenden  Tenor 
nichts  zu  merken.  Daflir  kehrt  aber  die  Oberstimme  in  den  meisten  Satzen 
wieder,  in  ahnlicher  "Weise  wie  sonst  der  Tenor.  Das  Verh&ltnis  ist  hier 
also  gerade  umgekehrt.  Am  verwickeltsten  gesetzt  ist  die  dritte,  vierstimmige 
Messe  liber  »0  Rosa  bella<.  Schon  auf  den  ersten  Blick  fdllt  die  groBe 
Verschiedenheit  des  Notenbildes  auf.  Die  Zahl  der  kleinen  Notenwerte,  der 
Ziernoten  ist  viel  groBer.  Zwei  verschiedene  Fassungen  der  Messe  sind  ab- 
gedruckt,  die  eine  nach  dem  Trienter  Codex,  die  andere  nach  einer  Vorlage 
aus  Modena.  Beide  weichen  in  vielen  Einzelheiten  voneinander  ab,  obschon  der 
Kern  in  beiden  genau  der  gleiche  ist.  Wie  soil  man  die  ganz  verschiedenen 
Fassungen  der  gleichen  Komposition  erklaren?  Spielt  vielleicht  hier  die 
Praxis  des  Kolorierens  und  Diminuierens  hinein  ?  Man  weiB,  daB  die  Sanger 
oft  beim  Vortrage  nach  eigenem  Ghitdiinken  die  Noten  einer  Komposition 
auszierten.  Es  ist  vielleicht  moglich,  daB  hier  zwei  verschiedene  Auszierungen 
einer  ursprttnglich  einfacheren  Komposition  vorliegen.  Sollte  diese  Annahme 
richtig  sein,  dann  diirften  diese  Fassungen  fur  das  Studium  der  Verzierungs- 
praxis  von  besonderem  Interesse  sein.  Die  Trienter  Fassung  ist  noch  reicher 
verziert  als  die  andere.  Man  wird  vielleicht  auch  annehmen  konnen,  daB  es 
eine  besonders  beruhmte  und  bekannte  Komposition  war,  die  an  ganz  ver- 
schiedenen Orten  so  sorgsam  ausgeziert  wurde.  Sie  ist  im  Satz  durchaus 
interessant,  und  als  Komposition  uber  den  Durchschnitt  hinaus  wertvoll.  Der 
Tenor  »0  rosa  bella«  liegt  in  alien  Satzen  deutlich  erkennbar  zugrunde. 

Die  vorstehenden  Andeutungen  mogen  gentigen,  um  einen  Begriff  von 
der  Reichhaltigkeit  der  Trienter  Codices  und  von  der  musikgeschichtlichen 
Wichtigkeit  dieser  Publikation  zu  geben.  Der  Forschung  bleibt  es  iiberlassen, 
aus  dem  reichen  Material,  das  zum  Teil  schon  vorliegt,  zum  Teil  in  Aussicht 


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454  Musikberichte. 

gestellt  ist,  die  Konsequenzen  zu  Ziehen.  Es  wird  sicherlich  ein  bedeutender 
Zuwachs  an  Kenntnis  der  Entwicklung  im  15.  Jahrhundert  die  Folge  sein. 
Mogen  bald  neue  Bande  die  Schatze  der  Trienter  Codices  den  Ejreisen 
strebender  Forscher  erschlieBen. 

Berlin.  Hugo  Leichtentritt. 


Musikberichte. 


Bern.  Von  meinen  Berichten  ist  einer  in  den  Wirren  des  Uberganges  unserer 
Gesellschaft  in  neue  Yerhaltnisse  verloren  gegangen.  Ich  beschranke  mich  heute  auf 
eine  kurze  Nachlese  iiber  die  Nova  der  diesjahrigen  Konzertsaison.  An  groBeren  Gaben 
alteren  Stiles,  selbst  von  Beethoven,  haben  wir  in  den  offiziellen  Konzerten  nichts  mehr 
zu  horen  bekommen;  zu  erwahnen  waren  nur  zwei  kleine,  einfache  Sonaten  von  Handel 
fiir  Oboe  und  Klavier,  die  in  ihrer  Isolierung  wenig  Wirkung  hatten.  Zum  ersten 
Male  trat  in  unseren  Konzertprogrammen  mit  einem  seiner  charakteristischsten  Orchester- 
werke  Richard  StrauB  auf,  von  dem  wir  bisher  nur  das  seiner  alteren  Periode  an- 
gehorende  Yiolinkonzert  op.  8  und  bin  und  wieder  ein  Lied  gehort  hatten.  Diesmal 
war  es  sein  Don  Juan  op.  20,  in  dem  wir  die  Eigenart  dieses  bekanntesten  Meisters 
unserer  Tage  kennen  lernen  konnten.  Die  Wiederholung  des  Werkes  in  einem  spateren 
Konzert  wurde  sehr  begriifit.  Hans  Pfitzner  fand  Eingang  mit  dem  Yorspiel  des 
IH.  Aktes  zum  »Fest  auf  Solhaug* ;  ein  starker  Anklang  an  die  Hauptmelodie  der 
Rheintochter  in  der  Gotterd'ammerung  fiel  darin  auf.  Yon  Anton  Bruckner  ist 
noch  kein  sinfonisches  Werk  bis  zu  uns  gedrungen;  wir  horten  aber  sein  glanzvolles, 
doch  etwas  derb  geschnitztes  Te  Deum.  Sme tana's  Streichquartett  inE-moll:  >Aus 
meinem  Lebenc  brachten  uns  die  Bohmen,  eine  durch  Frische  und  Unmittelbarkeit 
ausgezeichnete  Komposition,  ruhrend  als  ein  Reflex  der  Schicksale  des  Meisters.  Nicht 
zu  billigen  ist  es,  dafi  das  Bohmische  Streichquartett  bei  seinen  drei  Programmnummern 
zwei  Anderungen  vornahm,  ohne  dies  ordentlich  vorher  anzukiindigen.  Wenn  man 
"Werke,  wie  die  letzten  Quartette  Beethoven's  oder  auch  >nur€  einen  Haydn  bringen 
will,  so  darf  man  nicht  gerade  denen  Enttauschungen  bereiten,  die  den  in  Aussicht 
gestellten  KunstgenuC  am  meisten  zu  wiirdigen  wissen  und  sich  entsprechend  darauf 
vorbereitet  haben.  Schumann's  Faustszenen  kamen  in  Fruhjahrskonzerten  groOeren 
Stiles  in  den  weiten  Hallen  unseres  herrlichen  Munsters  zur  Yorfuhrung. 

A.  Thiirlings. 

Dresden.  Die  Glocken,  die  zum  Ausgang  des  Winterfeldzuges  l'auteten,  klangen 
nicht  harmonisch  —  es  mischte  sich  ein  dissonierender  Ton  hinein.  Der  Zudrang  zu 
den  iiblichen  zwolf  Sinfoniekonzerten,  die  zur  Halfte  von  der  Koniglichen  Kapelle, 
zur  Halfte  von  der  Koniglichen  Generaldirektion  veranstaltet  werden,  ist  ganz 
auBerordentlich,  so  daC  stets  viele  Leute  keine  Pl'atze  mehr  bekommen  konnen.  Dies 
ist  auch  der  Fall  bei  den  Konzerten  der  ersteren  Halfte,  in  denen  keine  Solisten  mit- 
wirken.  Nun  hatte  die  Generaldirektion  den  ruhmenswerten  EntschluB  gefaBt,  volks- 
tiimliche  Sinfoniekonzerte  zu  veranstalten,  in  denen  die  Hauptwerke  jener  sechs 
solistenfreien  Abende  einem  grofieren  Publikum  zu  billigen  Preisen  geboten  werden 
sollten.  Es  waren  zunachst  vier  solcher  volkstiimlichen  Konzerte  in  Aussicht  genommen, 
von  denen  das  erste  anfangs  Mai  stattgefunden  hat.  Trotz  des  schwachen  Besnches 
glaubten  verschiedeDe  Vertreter  der  Presse  doch  dieser  Einrichtung  eine  glanzende 
Zukunft  in  Aussicht  stellen  zu  konnen.  Im  »Dresdener  Anzeiger«  hieB  es  sogar,  daC 
en  >nach  diesem  Debiit  nicht  mehr  zweifelhaft  ist,  daB  die  volkstiimlichen  Sinfonie- 
konzerte eine  st'andige,  allgemein  beachtete  und  beliebte  Einrichtung  werden.  €     Doch 


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Musikberichte.  455 

die  Enttauschung  lieB  nicht  lange  auf  sich  warten.  Nach  dem  dritten  Konzerte  sah 
rich  die  Generaldirektion  veranlaBt,  diese  neue  Einrichtung  fur  die  Zukonft  aufzugeben, 
>da  der  Besuch  der  bisher  veranstalteten  drei  Konzerte  diesen  Erwartungen  (mit  dieser 
Veranstaltung  einem  in  weiten  Kreisen  bestehenden  Bedurfnis  entgegenzukommen) 
keineswegs  entsprochen  hat,  and  selbst  die  Pl'atze  zu  ganz  billigen  Preisen  zum  Teil 
nnbenutzt  geblieben  sind.«  Dieser  Riickzug  war  fiir  die  Generaldirektion  durchaus 
ehrenvoU.  Das  Dresdener  Publikum  hat  sich  jedoch  wenig  kunstliebend  gezeigt.  Diese 
letxtere  Eigenschaft  besitzt  hier  nur  die  groBe  auslandische  Gesellschaft,  in  deren 
Gefolge  die  guten  Dresdener  dann  gelegentlich  die  ganz  besonderen  »Ereignissec  mit- 
machen.  Wenn  sie  einmal  allein  ihren  Kunstsinn  zeigen  sollen,  dann  —  zeigen  sie 
nor,  daB  sie  keinen  grofien  besitzen.  Eduard  ReuB. 

Gotha.  Die  Residenzstadt  Gotha  nahm  fruher  durch  hervorragende  Leistungen  vor 
allein  seiner  Oper  einen  besonderen  Platz  in  der  Musikwelt  ein.  Der  verewigte 
Herzog  Ernst  II.,  der  ja  auch  mit  eigenen  Tonschopfungen  hervorgetreten  ist,  hielt  auf 
einen  Stamm  guter  Kunstler  und  liefi  sich  die  Buhne  etwas  kosten.  Seine  letzte  Tat, 
die  ihm  unvergessen  bleiben  soil,  war  die  Veranstaltung  der  Auffuhrung  deutscher 
einaktiger  Opern  gerade  damals,  als  die  Machwerke  der  Jungitaliener  die  deutschen 
Biihnen  iiberschwemmt  hatten.  Er  hatte  nicht  unbedeutende  Preise  fur  solche  aus- 
gesetzt.  Nicht  uninteressant  ist —  nebenbei  erwahnt  — ,  daB  auch  eine  Oper  >Helga« 
von  dem  zukiinftigen  Hofkapellmeister  Alfred  Lorenz  in  Gotha,  mit  einem  Preise 
ausgezeichnet  wurde.  Seitdem  ist  die  gothaische  Hofoper  stetig  zuruckgegangen.  Die 
eigenartigen  politischen  Verhaltnisse  des  Landes  sind  daran  nicht  zum  wenigsten  schuld. 

Fehlte  die  Anregung  von  dieser  maBgebenden  Stelle  aus,  so  war  es  nicht  zu  ver- 
wundern,  daB  die  sonstigen  musikalischen  Darbietungen  uber  die  Linie  des  besseren 
Iiedertafelstiles  nicht  herauskamen  und  an  kunstlerischer  Bedeutung  mehr  und  mehr 
einbiiBten.  Verdienste  urn  die  Hebung  musikalischen  Lebens  und  Verstandnisses 
erwarben  sich  immerhin  der  Musikverein  unter  Leitung  des  verstorbenen  Professor 
Tietz,  der  indessen  zu  einseitig  die  Richtung  Mendelssohn -Bach-Brahms  vor  allem 
in  der  letzten  Zeit  seiner  Tatigkeit  innehielt,  und  dieLiedertafel  unter  Leitung  des 
Professor  Rabich,  der  gute  Mannerchore  brachte  und  fur  gute  Solisten  entsprechende 
Mittel  verwendete.  Die  moderneMusikrichtung  kam  aber  fast  nicht  zur  Sprache, 
and  vor  allem  fehlte  jeglicher  Versuch,  die  groBeren  und  bahnbrechenden  Tonwerke 
fur  Orchester  der  neueren  Meister  in  wiirdiger  Weise  zu  Gehor  zu  bringen.  (Diese 
Liicke  wurde  iibrigens  einige  Winter  hindurch  von  der  MeiningerHofkapelle  unter 
Steinbach  zum  Teil  ausgefiiilt.) 

Erst  seit  dem  Winter  1901/1902  hat  sich  das  in  auffallender  Weise  ge'andert,  von 
dem  Zeitpunkt  an  n'amlich,  da  der  obenerwahnte  Kapellmeister  AlfredLorenz  die 
musikali8che  Leitung  des  Musikvereins  ubernahm.  Ein  Werk  der  Pietat  war  noch 
die  Auffuhrung  von  Mendelssohn's  Elias  zum  Gedachtnis  des  verstorbenen  Prof. 
Tietz,  einem  Werke,  das  letzterer  noch  teilweise  vorbereitet  hatte.  Ein  epoche- 
machendes  Ereignis  war  dann  im  Fruhjahr  1902  das  erste  Orchesterkonzert  von 
Lorenz,  in  dem  er  die  Faustsinfonie  von  Liszt,  die  Faustouverture  von 
Wagner  und  Don  Juan  von  Rich.  StrauB  auf  dem  Programm  hatte.  Im  gleichen 
Fruhjahr  lieB  er  noch  Faust's  Verdammung  von  Berlioz  folgen.  Weiter  folgten 
in  den  Orchesterkonzerten  Fruhjahr  1903  R.  Wagner,  Ouverture  zum 
Fliegenden  Hollander,  Bacchanale  aus  Tannh'auser  in  der  Pariser  Bearbeitung 
und  Trauermar8ch  aus  der  Gotterdammerung,  Ri  ch.  StrauB,  Tod  und  Ver- 
kl'arung,  Liszt,  Dantesinfonie  und  Fruhjahr  1904  Berlioz,  Phantastische 
Sinfonie,  StrauB,  Till  Eulenspiegel,  Liszt,  Les  preludes.  Den  Glanz-  und 
Hohepunkt  bedeutete  die  Auffuhrung  von  Berlioz'  groBer  Totenmesse,  deren 
geniale  Durchfuhrung  unmittelbar  die  Berufung  zur  Hofkapellmeisterstelle  zur  Folge 
hatte.  Von  echt  kiinstlerischem  Geist  getragen  war  ferner  die  Wiedergabe  von  Liszt's 
Heiliger  Elisabeth;  Handel's  Messias  und  (am  Charfreitag  d.  J.)  Bach's 
Matth'auspassion  —  letztere  in  der  Originalbesetzung  fiir  Orchester  mit  OrgeL 
DaB  auch  die  Solistenkonzerte  nicht  zu  kurz  gekommen  sind,  beweisen  die  Namen 
Wiillner,  Pregi,  bohmisches  Streichquartett  u.  a.  m. 


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456  Musikberichte* 

Wie  bereits  gesagt,  ist  Alfred  Lorenz  zum  Hofkapellmeister  der  Herzoglichen 
Hofoper  ernannt  worden.  Von  seinem  Antritt  erhofFt  man  eine  wesentlicbe  Hebuag 
auch  dieses  Kunstinstitutes ,  und  aus  der  VerheiBung,  dafi  im  Fruhjahre  1905  zum 
erstenMale  Wagner's  Nibelungen  liber  die  Bretter  der  gothaischen  Hofbuhne  gehen 
sollen,  darf  man  wohl  die  beaten  Hoffhungen  hegen.  Etwas  vollstandig  Neues,  dabei 
fur  Lorenz  und  fur  die  Anerkennung,  die  sein  bisheriges  Wirken  findet,  sehr  Be- 
zeichnendes  ist  es;  d&B  er  zugleich  mit  dem  Hofkapellmeisterposten  die  Leitung  des 
Musikvereins  beibehalt.  Weigeh 

Ktiln.  Das  Hauptwerk  des  Niederrheinischen  Musikfestes,  welches  wie 
iiblich  zu  Pfingsten  abgehalten  wurde,  bildete  das  Oratorium  »Die  Apostel*  von 
Edward  Elgar.  Das  "Werk  fand  bei  dem  fast  interaationalen  Publikum  groBen 
Beifull.  Es  ist  freilich  gar  zu  eigenartig  und  bescbreitet  zu  sehr  neue  Babnen,  als 
daB  in  ibm  ein  Repertoirestuck  gefunden  ware,  nach  welcbem  nun  gleich  alle  Cbor- 
vereine  die  H'ande  ausstreckten.  Jedenfalls  darf  es  von  den  bisherigen  Werken  Elgar's 
als  das  reifste  bezeicbnet  und  bei  seiner  entscbiedenen  Bedeutung  als  weiterer  Beachtung 
wiirdig  eingeschatzt  werden.  Die  »  Apostel*  bilden  den  ersten  Teil  einer  auf  drei 
Teile  berechneten  Oratoriumstrilogie,  welche  die  Ausbreitung  des  Evangeliums  zum 
Gegenstande  hat.  Inhaltlich  fallt  dieser  erste  Teil  etwa  mit  der  Passion  zusammen. 
Er  beginnt  mit  der  Berufung  der  Apostel:  »Nun  war  es  Tag,  und  Jesus  rief  zu  sich 
seine  Jiinger;  und  yon  diesen  w'ahlte  er  zwolfe,  die  nannte  er  Apostel ;  daB  diese  sei'n 
bei  ibm,  und  er  sie  aussende  zu  predigenc,  um  mit  der  Himmelfahrt  zu  enden.  Voran 
geht  ein  Prolog;  die  Bergpredigt,  mehrere  Szenen  am  Galil'aischen  Meer,  der  Verrat 
des  Judas,  Golgatha  und  Am  Grabe  bilden  die  Zwischenszenen.  Im  Gegensatz  aber 
zu  der  Passion,  die  sich  auf  lange  Strecken  an  den  Text  des  Evangeliums  anklammert, 
macht  Elgar  von  diesem  nur  einen  sporadischen  Gebrauch,  nicht  mehr  als  zum  Ver- 
st'andnis  der  Begebenheiten  unumganglich  notig  ist,  und  durchflicht  diese  Fragmente 
mit  Zitaten  aus  dem  alten  Testament  —  die  Propheten  mit  ihren  messianischen  Weis- 
sagungen  werden  haufig  herbeigezogen  —  und  mit  geistliohen  Poesien.  Selten  nur  tritt 
der  Evangelist  als  Verkiindiger  des  Evangelientextes  in  Tatigkeit,  statt  seiner  wird 
uns  der  Sohauplatz  der  Passion  in  seiner  Buutheit  und  Mannigfaltigkeit  vor  die  Sinne 
gefUhrt.  Man  sieht,  wie  der  epische  Charakter  der  Passion  sich  etwas  verschiebt  zu- 
gunsten  einer  gottesdienstlichen  Handlung,  eines  Buhnenmysteriums  ohne  Biihne  und 
zum  Konzertgebrauch.  Die  Berufung  der  Apostel  beispielsweise  setzt  mit  dem  Evange- 
listen  ein,  um  einen  Orcbestersatz,  dann  die  Stimme  des  Engels  Gabriel  folgen  zu 
lassen ,  der  einen  von  einem  Orchestersatz  unterbrochenen  Tangeren  Weckruf  an  die 
Gl'aubigen  richtet. 

Die  Phantasie  des  Komponisten  greift  dabei  auf  Vorgange  der  Natur  uber  und  fiihlt 
sich  zur  Schilderung  der  Morgendammerung  angemutet,  welche,  auf  ganz  modernem 
Tonempfinden  fuBend,  das  Milieu  Jerusalems  erhalt.  Elgar  1'aBt  sogar  die  hebraische 
Trompete  Schofar  ertonen  und  sorgt  durch  anderes  instrumentales  Lokalkolorit  fur 
die  Erzeugung  eines  stimmungsgem'aBen  Hintergrundes.  Auf  den  Anruf  der  Wachter 
auf  dem  Tempeldach  folgt  ein  Morgenpsalm  der  Sanger  im  Tempel,  auf  kurzen 
Zwiscbenruf  des  Evangelisten  ein  Chor  iiber  die  Erwahlung  der  Apostel,  und  sogleich 
erecheinen  auch  die  Redefiihrer  unter  ihnen,  Johannes,  Petrus  und  Judas,  um  ihre 
» Mission*  zu  prazisieren  und  vom  Heilande  selbst  noch  ein  gutes  Wortlein  auf  den 
Weg  zu  erlangen.  Auch  Judas  ist  unter  den  mit  Solopartien  betrauten  Aposteln,  er 
spielt  sogar  eine  hervortretende  Rolle.  Elgar  gehort  namlich  zu  den  Seelenrettern  des 
Verrater8,  wie  noch  neuerdings  Paul  Heyse  in  » Maria  von  Magdala«,  indem  er  ihm 
eine  politische  Rolle  zuschreibt.  Judas,  so  deutet  er  an,  habe  in  Jesu  den  Befreier 
der  Juden  vom  romischen  Joch  erblickt,  und  da  dieser  dazu  immer  unwillfahriger 
wurde,  ihn  durch  einen  Gewaltstreich  zwingen  wollen,  seine  rein  religiose  Sendung  mit 
einer  politischen  zu  vertauschen:  was  denn  Judas  freilich  nicht  hindert,  seinen  Eehlgriff 
einzusehen  und  sich  von  reuiger  Zerknirschung  zermartern  zu  lassen.  Eine  weitere 
Eigentiimlichkeit  des  Oratoriums  bildet  ferner  die  bedeutende  Rolle,  die  der  Magdalena 
erteilt  wird,  und  die  so  wichtig  bedacht  ist,  daB  die  Partie  eine  sehr  dankbare  Aufgabe 
fur  Altistinnen,   freilich   fur  die  rechten  Kontraaltistinnen  H'anderscher  Uberlieferung 

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Musikberiehte.  457 

ist.  Erstaunlich  ist,  um  zur  rein-muaikalischen  Wertabmessuag  des  Werkes  uberzugehen. 
die  Geschicklichkeit,  mit  welcher  Elgar  in  jedem  Aogenbliok  die  V ielheiten ,  die  er 
vor  uns  aufspazieren  laBt,  miteinander  zu  verkniipfen  weiB :  es  ist  etwa,  als  ob  wir  im 
Kolner  Dom  oder  im  StraBburger  Munster  das  Nacheinander  des  Kleriker-,  des  Ge- 
meindegesangs,  des  zelebrierenden  Geistlichen,  des  Kirchenehors  unter  freier  Hinzu- 
fugung  von  Solkten  erlebten.  Neben  dieser  Massenbeherrschung  ist  er  doch  auch  der 
intimsten  Seelenschilderungen  fahig,  was  sich  in  den  Reden  des  Heilands,  der  Maria 
Magdalena,  des  Judas  zeigt.  Man  mochte  sogar  in  Zweifel  sein,  ob  nicbt  in  Elgar  der 
Seelenscbilderer  noch  den  Yorzug  verdient  vor  dem  musikaliscben  Strategen.  Denn 
Elgar's  Kunst  ist  eine  sebr  personliche,  eine,  die  ihre  eignen  Wege  bahnt,  eine  im 
besten  Sinn  autodidaktiscbe,  die,  bis  auf  die  zartesten  Feinbeiten  der  Instrument ierung, 
neben  kleinen  Ungescnicktheiten  docb  stets  den  Reiz  einer  starken  und  anziebenden 
Eigentiimlichkeit  offenbart.  Otero,  verweilt  Elgar  als  wascbechter  Katholik,  wie  man 
ihn  scbon  im  Traum  des  Gerontius  erkannte,  in  den  Nebeltalern  des  katholiscben 
Mystizismus,  und  hier  ist  es  auch,  wo  sich  die  Wege  seiner  Horer  am  strengsten  schieden. 
wo  die  einen  strengglaubig  werden  wollten  und  die  anderen  behaupteten,  es  sei  zum 
Katholischwerden.  Wenn  man  aber  im  Begriffe  war,  ich  meine  natiirlich  im  schera- 
haften  Sinne,  letzteres  zu  werden,  dann  sorgte  Elgar  durch  einen  Dekorationswechsel, 
einen  neuen  Szenenreiz,  einen  Chorruf  hinter  der  Biihne,  einen  Engelsgesang  oder 
dergleicben,  daB  man  die  GenuBfreude  an  seinem  Werk  nicht  verlor.  —  Urneuheiten 
hat  es  sonst  auf  dem  Feete  und  wahrend  des  ganzen  Winters  bei  uns  wenig  gegeben. 
Wohl  aber  wurden  viele  schon  anderwarts  erprobte  Neuheiten  auch  des  Eintrittes  in 
den  Gurzenichsaal  fur  wiirdig  erachtet.  Dahin  sind  zu  zablen:  Richard  Strauft'  Chor- 
ballade  Taillefer.  Man  sieht  hier  den  Fuhrer  der  modernen  Bewegung  in  der  Ton- 
kunst  wieder  in  die  Bahnen  der  Melodienfreude,  des  behaglichen  Humors,  im  besten 
Sinne  des  Philistertums  einlenken,  die  er  dann  neulich  mit  so  ungeteiltem  Erfolge  in 
Frankfurt  in  seiner  Sinfonia  Domestica  noch  mehr  geebnet  und  angebaut  hat.  In  den 
Gurzenichkonzerten  vorher  bildete  Mahler's  dritte  Sinfonie  eine  mit  dem  Kompo- 
nisten  gleich  nach  dem  Krefelder  Erfolg  dieses  Werkes  kontrahierte  Ehrenschuld,  die  nun 
endlich  abgetragen  wurde.  Wenn  die  Ansichten  uber  die  innere  Harmonie  zwischen 
Form  und  Inhalt  auch  auseinander  gingen,  so  konnte  sich  doch  niemand  vor  der  Bewun- 
derung  mindestens  des  formalen  Teiles  verschlieCen.  Das  nam  lie  he  Thema,  wie  es  stets 
bereichert,  stets  in  neuer  reizvoller  Umkleidung  und  Wiedergeburt  im  ersten  Satze  wieder- 
kehrt,  diese  Aufbietung  eines  ungeheuren  Orchesterapparates,  der  von  jedem  Bias- 
instrument  ein  ganzes  Korps  aufmarschieren  laCt  und  der  trotzdem  uber  den  Mass  en - 
effekten  auch  der  intimsten  Instrumentalsoli  nicht  vergifit;  diese  Instrumentierkunst, 
die  eine  unubertrefifliohe  Kongruenz  zwischen  Absicht  und  Erreichung  darstellt,  alles 
das  notigte  denn  doch  ebensoviel  Anerkennung  ab,  wie  das  Sichgefallen  in  Landlern, 
in  Scherzos  naivster  Stimmung,  wie  der  imponierende  Eintritt  der  menschlichen 
Stimme  Uberraschten.  Auch  fand  Mahler,  der  personlich  sein  Werk  dirigierte,  soviel 
Anklang,  daB  die  Konzertgesellschaft  ihn  gleich  fur  die  Kreierung  seiner  fiinften 
Sinfonie  im  nachsten  Winter  festmachte.  Die  russische  Tonkunst  war  mit  Glazounow's 
fiinfter  Sinfonie  vertreten,  die  im  Gegensatz  zu  der  ultramodernen  franzosischen  Ton- 
kunst sich  ziemlich  streng  an  die  formalen  Fesseln  kehrt.  Die  Franzosen  kamen  dies- 
mal  gar  nicht  zu  Worte,  fliichteten  sich  vielmehr  in  ihrer  Kammermusikabzweigung 
in  den  schon  fruher  erwahnten  Tonkiinstlerverein,  der  dasjenige  unter  seine  Ob- 
hut  nimmt,  was  man  im  ganzen  als  musikalische  Sezession  bezeichnen  kann:  alle 
Kunsterscheinungen  also,  die  nicht  geniigend  oder  noch  nicht  gewiirdigt  worden  sind. 
Hier  war  es  auch,  wo  der  Neuesten  Neuester,  der  Verfasser  der  Oper  Pelleas  und 
Melisande  de  Bussy  in  seinen  Estampes  fur  Klavier  seine  Kunst  erbarten  konnte,  mit 
einem  Rest  von  Melodie  nur  durch  Klangfarbe  und  Modulation  Stimmungen  zu  er- 
zeugen,  wenig  zum  Ergotzen  der  Fachkenner,  aber  durchaus  nicht  ohne  den  Beifall 
des  Publikums.  Otto  Neitzel. 

London.  —  It  must  be  admitted  that  the  one  subject  of  general  knowledge  on 
which  Englishmen  are  the  most  universally  and  profoundly  ignorant  is  classical  mytho- 
logy.   Imposingly  even  bewilderingly  overwhelming  in  extent  though  is  that  world  of 


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458  Musikberichte. 

fancy,  which  the  most  gifted  of  all  adolescent  sections  of  the. human  race  lived  in  for 
at  least  a  thousand  or  two  of  years;  representative  though  it  is  of  everything  which 
is  really  most  primordial  in  human  nature ;  yet  at  the  first  blush  the  Greeks  and  our- 
selves seem  to  be  almost  in  two  different  planets,  and  so  from  then  to  now  a  bridge 
is  needed,  on  which  bridge  the  only  artificers  are  men  of  genius.  The  Latin  races, 
and  especially  the  French,  have  always  cherished  the  classical  sentiment,  and  their 
poets  have  always  kept  the  bridge  in  repair.  If  a  tableau  of  Paris  and  Helen  is  put 
before  the  French,  they  can  imagine  Paris's  mother,  the  unhappy  Hecuba,  howling 
through  Greece  as  a  she-wolf,  in  atonement  for  a  desperate  crime  forced  upon  her. 
Or  they  can  see  the  realism  of  an  oriental  Paris  holding  an  oriental  court  for  assessing 
the  beauty  of  3  goddesses,  and  not  discussing  the  merits  (far  from  it),  but  merely 
ascertaining  which  will  give  him  the  greatest  bribe.  They  can  understand  the  pre- 
ordaining of  Helen  to  Paris,  which  is  the  basis  of  this  last  opera  by  Saint-Saens, 
though  there  is  only  one  line  in  the  text  to  hint  at  it.  The  Englishman  on  the  other 
hand  has  rather  been  like  the  man  of  affairs,  who  from  pre-occupation  has  lost,  un- 
happily for  him,  the  power  to  unbend  to  the  visionary  imaginings  of  childhood.  Thus 
what  still  means  humanity  to  the  French,  is  to  him  cold.  When  there  is  added  to 
this,  that  Saint-Saens'  opera  regarding  Paris's  abduction  of  Helen  from  Sparta,  is 
not  a  modern  opera  with  action  at  all,  but  only  a  succession  of  5  beautiful  tableaux, 
it  will  be  seen  that  the  risk  with  an  English  audience  was  great.  As  a  matter  of 
fact,  though  they  had  their  favourite  Melba,  for  whom  indeed  the  piece  was  put  on, 
the  enthusiasm  was  restrained. 

Apart  from  this  initial  miscalculation,  there  was  much  to  interest  and  delight  in 
Saint-Saens'1  Opera  "Hel&ne"  produced  at  Covent  Garden  on  20  th  June  1904,  and  since 
repeated.  It  was  brought  out  last  February  at  Monte  Carlo  (Melba  and  Alvarez),  and 
London  was  flattered  to  take  the  2nd  performance  before  Paris.  Saint-Saens1  style 
has  not  the  illecebrae  which  now  and  then  throw  off  a  haunting  tune,  and  certainly 
it  does  not  tend  to  be  very  vocal.  But  on  the  other  hand  it  is  a  style  the  perfect 
workmanship  and  conscientiousness  of  which  give  it  an  almost  invariable  nobility. 
Being  followed  by  Massenet's  "Navarraise"  on  same  night,  it  completely  crushed  that, 
viewed  as  music.  A  perpetual  interest  in  the  orchestra.  Lasted  an  hour  without 
dragging.  The  most  attractive  pieces  were,  uJe  vivais,  paisible,  honoreV,  uSur  les 
roses  tu  reposes"  and  the  closing  orchestral  scene.  Elizabeth  Parkina,  young  American 
(played  Lakme  at  Opera  Comique),  sang  admirably  as  Aphrodite;  when  not  looking 
at  the  stage,  it  was  difficult  to  know  whether  she  or  Melba  was  singing.  Kirkby  Lunn 
is  the  best  contralto  in  England,  and  eclipses  even  most  sopranos  in  the  same  piece 
with  her;  she  is  completely  an  Englishwoman,  born  at  Manchester,  pupil  of  Visetti 
at  Royal  College  of  Music;  her  part  here,  Pallas  Athene.  Daimores,  tenor  from  La 
Monnaie,  was  a  fairly  good  Paris;  this  his  first  season  in  London.  Messager  con- 
ducted with  vigour.  Splendidly  staged.  Saint-Saens  wrote  his  own  libretto;  some 
genteel  doggrel,  as  such  things  should  perhaps  be;  the  cynical  effrontery  of  Aphrodite 
in  Scene  HI  was  hardly  to  English  taste.  A  disquisition  on  the  merits  and  demerits 
of  Saint-Saens  was  out  of  place  in  the  programme ;  from  time  immemorial,  the  showman 
in  front  of  the  booth  either  praises  what  is  within  or  is  silent. 

The  second  novelty  at  Covent  Garden  this  season  was  Massenet's  Opera  "Salome", 
put  on  to  please  Calve\  This  is  a  version,  with  the  words  altered  for  the  English 
market,  of  the  1881  "Herodiade"  (Brussels).  A  novelty  to  England,  because  though 
announced  for  Her  Majesty's  Theatre  in  1882,  and  cast  for  Albani  the  impresario's 
wife,  public  opinion  demanded  its  withdrawal.  It  is  useless  to  throw  names,  as  for 
instance  Puritanism,  at  such  opinion.  It  is  simply  a  reverence  for  Biblical  scenes  and 
allusions,  which  Englishmen  have  learned  at  their  mothers'  knees,  and  desire  to  retain 
if  they  can  through  life.  Matthew  XIV,  and  Mark  VI,  tell  the  plain  Biblical  story. 
The  half  Arabian  Herod  the  Great  had  by  his  Samaritan  wife  Malthace ,  a  son  Herod 
Antipas,  who  became  tetrarch  or  native  ruler  of  Galilee.  This  last  married  his  brother 
Philip's  wife  Herodias,  but  John  the  Baptist  said  such  was  not  lawful.  There- 
fore Herodias    sent  her   own   daughter  to   dance   before   Herod,   and  through  the 


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Musikberichte.  459 

latter  obtained  the  boon  of  John  the  Baptist's  head  in  a  charger.  The  3  authors 
P.  Milliet,  H.  Gremont,  and  A.  Zanardini,  based  their  original  libretto  on  this  story, 
but  altered  it  especially  in  one  effectual  way,  that  Salome  the  daughter  of  Herodias 
loved  John  the  Baptist.  The  first  production  was  at  La  Monnaie  on  19th  Dec.  1881. 
Massenet  was  then  known  by  his  Biblical  dramas  "Marie  Madeleine",  "Eve",  and 
uLa  Vierge",  and  by  his  oriental  opera  "Le  Roi  de  Lahore".  "Herodiade"  revised 
appeared  at  the  Theatre  des  Italiens  on  30th  Jan.  1884,  with  Fides-Devries,  Tremelli, 
the  2  De  Reszkes  (Jean  de  R.  appearing  then  first  as  a  tenor) ,  and  Maurel.  With 
the  text  again  revised  by  P.  Milliet  it  has  now  appeared  at  Covent  Garden,  with  Calve", 
Kirkby  Lunn,  Renaud,  Dalmores,  Plancon  and.  Gilibert,  on  6th  July  1904  and  since 
repeated.  The  scene  is  shifted  from  Galilee  to  "Azoum"  in  Ethiopia,  which  under 
Roman  suzerainty.  Time,  4th  century.  The  names  are  just  slightly  secularised.  Herod 
Antipas  becomes  Moriame,  Ethiopian  king.  Herodias  becomes  Hesatoade,  his  mistress. 
John  the  Baptist  remains  as  "Jean"  a  reformer,  and  Salome  remains  Salome  with  a 
strong  likeness  to  Mary  Magdalene.  The  revised  plot  is  hardly  worth  unravelling. 
Herod  is  tired  of  Herodias,  and  loves  Salome.  Salome  does  not  respond,  and  loves 
John.  John  denounces  Herod  and  his  mistress  on  moral  grounds,  and  the  Roman 
Proconsul  on  apparently  anarchical  grounds;  in  fact  he  seems  to  find  grounds  for 
denouncing  everybody.  Herodias  incensed  against  John,  and  jealous  of  Salome  (who 
turns  out  shortly  to  be  a  long-since  discarded  daughter),  soon  compasses  John's  ruin, 
and  has  him  executed.  Before  his  death  John  responds  to  Salome's  love.  Salome 
commits  suicide.  This  wretched  imbroglio  takes  the  place  of  the  stern  pithy  Biblical 
story.  But  the  point  is  that  the  disguise  is  as  thin  as  the  Emperor  of  China's  new 
clothes.  If  sufficient  trouble  is  taken,  it  is  quite  feasible  to  completely  alter  the  plot 
of  an  opera  of  which  the  music  has  been  written.  But  then  the  trouble  must  be 
taken,  and  here  it  is  not.  The  superficial  changes  merely  still  leave  John  the  Baptist 
and  Mary  Magdalene  indulging  in  love-duets,  in  a  very  offensive  way.  The  whole 
makes  a  gigantic  double  entendre  the  pressure  of  which  is  felt  at  every  moment. 
And  there  is  worse  to  come,  as  will  be  seen  shortly. 

The  music  is  Massenet  of  23  years  ago,  having  premonitions  of  "Manon".  That 
is  to  say,  it  is  full  of  beauties,  if  also  of  some  mannerisms.  Like  uLe  Roi  de  Lahore", 
"Le  Mage",  and  "Esclarmonde",  the  orientalism  is  excellent.  Salome's  "H  est  doux", 
and  Herod's  "Vision  fugitive",  are  well  known.  "Ce  que  je  veux"  of  Salome  and 
John,  "Charme  des  jours  passes"  of  Salome,  and  "Astres  6tincelantes"  of  the  astro- 
loger Phanuel,  were  appreciated.  The  scene  between  Herodiade  and  Phanuel  was 
received  with  enthusiasm.  The  striking  choral  passage  in  the  temple  scene  arrested 
attention.  The  ballet  music  was  too  long  for  England.  Renaud  (Herod),  excellently 
made-up  as  a  very  handsome  and  effeminate  oriental,  sang  and  acted  finely.  Calve 
(Salome)  had  her  will  and  distinguished  herself  vocally,  with  a  full-blown  beauty  which 
made  her  an  impossible  daughter  to  Herodiade;  assuming  that  she  meant  finally  to 
convey  mystic  admiration,  it  was  not  convincing.  Plancon  (the  astrologer)  seems 
doomed  to  parts  which  involve  a  rolling  of  the  eyes,  the  wearing  of  a  mechanical  beard, 
and  a  very  limited  round  of  stately  gestures.  Dalmores  was  John,  and  a  shudder  went 
through  the  house  when  it  was  discovered  that  his  appearance  was  made  precisely  to 
resemble  the  15th  century  medallion-pictures  of  Christ  himself;  after  this  there  was 
a  feeling  of  constraint  everywhere,  of  revolt  in  many  quarters.  To  the  view  of  the 
present  writer  the  most  successful  figures  on  the  stage  were  Kirkby  Lunn  (Herodiade) 
and  Gilibert  (Proconsul).  Kirkby  Lunn  is  advancing  rapidly  in  stage  matters,  is  never 
self-conscious,  is  losing  the  hardness  which  may  have  been  concealed  timidity.  Gilibert 
is  one  of  the  most  finished  and  complete  artists  on  any  stage;  he  even  succeeded  in 
giving  his  good-natured  face  the  severest  Roman  air.  The  chorus  was  the  best  this 
season,  the  music  lying  well  for  them.  Vocally  a  magnificent  and  admirably  rehearsed 
performance  all  through.  Lohse  conducted.  The  staging  was  georgeous  (4  acts  in 
7  scenes),  though  criticized  as  emphasising  the  undesirable  double  entendre  by  the 
introduction  passim  of  Jewish  attributes  into  Ethiopia.  Full  house  with  King,  Queen, 
and  Prince  of  Wales,  who  came  before  the  curtain  was  raised.    It  is  no  disrespect  to 

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460  Nachrichten  von  Lehranstalten  und  Yereinen.  —  Notizen. 

Massenet's  genius  to  say  finally  that  for  England  his  fine  music  was  entirely  thrown 
away  on  such  a  mode  of  entertainment.  The  Lord  Chamberlain  was  wrong  to  be 
taken  in  by  subterfuges ,  and  should  not  have  sanctioned  the  piece  even  if  20  prime 
donne  pulled  that  way.  Charles  Maclean. 


Nachrichten  yon  Lehranstalten  and  Yereinen. 


Darmstadt.  Der  Richard  Wagner- Verein  in  Darmstadt  veranstaltete  einen  Max 
Schillings- Abend  79.  Vereinsabend),  in  dem  auGer  Liedern  Stucke  aus  dem  »Pfeifer- 
tag*,  der  sinfonische  Prolog  zu  Sophokles  >Konig  Odipus*  und  das  Hexenlied  zum 
Vortrag  kamen.    Der  Verein  zahlt  jetzt  372  Mitglieder. 

M&nchen.  30.  Jahresbericht  Kgl.  Akademie  der  Tonkunst.  Direktor  der- 
selben  ist  Bernhard  Stavenhagen.  Die  Anstalt  z'ahlte  314  Zoglinge,  von  denen  62  Aus- 
l'ander  sind.  In  den  Yerband  der  Akademie  trat  Konzertmeister  Felix  Berber  aus 
Leipzig  fur  Violine  und  Streichquartett.  Ausgeschieden  sind  die  Professoren  Eug. 
Lang  (Xlavier)  und  Franz  Bruckner  (Violine),  die  beide  in  den  Ruhestand  traten, 
ferner  Josef  Horbelt  (KontrabaB),  der  am  4.  Mai  verstarb.  Im  ganzen  fanden  14  offent- 
liche  Vortragsabende  statt.  Das  neue  Schuljahr  beginnt  am  20.  September,  die  Auf- 
nahmepriifungen  finden  am  16.  und  17.  September  statt. 

Wien.  Der  Kirchenmusikverein  >St.  Peter*  an  der  Peterskirche  in  Wien  hat  seinen 
Jahresbericht  tiber  die  drei  ersten  Vereinsjahre  1901—03  herausgegeben.  Der  Verein 
hat  eine  Chor-  und  Sologesangsschule  fur  Madchen.  Zweimal  in  der  Woche 
wird  Unterricht  erteilt,  der  unentgeldlich  ist.  Dem  Bericht  ist  das  Programm  der 
Kirchenauffuhrungen  im  Jahre  1903  beigegeben,  das  kirchliche  Werke  aus  den  ver- 
schiedensten  Epochen  enthalt,  besonders  auch  von  neueren  Kirohenkomponisten.  Das 
Notenarchiv  zahlt  mehr  als  2000  Nummern,  darunter  bei  400  Messen.  Kiinstlerischer 
Leiter  ist  Kapellmeister  Karl  Rouland. 

Wfirzburg.  29.  Jahresbericht  der  Konigl,  Musikschule.  Die  Schule  hat  19  Lehr- 
krafte,  233  berufsmaCige  Musikschiiler  129  weibliche,  104  mannliche),  im  ganzen 
944  Eleven  (377  Schiiler  von  Gymnasien  und  des  Lehrerseminars  empfangen  Unterricht 
im  Chorgesang).  Von  groBen  Werken  mit  Orchester  wurden  Bach's  Matthauspassion,  die 
Kantate  »Wachet  auf«,  Wolfram's  Weihnachtsmysterium*,  Pohlig's  sinfonische  Dich- 
tung  »Per  aspera  ad  astra«,  Beethoven's  >Schlachtsinfonie«  u.  a.  m.  unter  Mitwirkung 
8'amtlicher  Lehrkrafte  aufgefiihrt.  Am  12.  Juli  fand  ein  Festakt  und  Konzert  zur 
Feier  des  lOOjahrigen  Bestehens  der  Anstalt  statt.  Die  Direktion  der  Musikschule 
liegt  in  Hdnden  des  Hofrat  Dr.  Karl  Kliebert. 


Notizen. 


Deutsche  Volkslieder-Bfbliothek.  Unter  diesem  Namen  wird  am  1.  Oktober  ein 
Musikverlag  ;Emil  WeiBenturn,  Dusseldorf)  ins  Leben  treten,  der  beabsichtigt,  die  bei 
dem  bekannten  Scherl'schen  Preisausschreiben  zuriickgewiesenen  Lieder  (gegen  9000; 
zu  veroffentlichen,  mit  der  Begriindung,  daB  das  Volk,  nicht  ein  Preisrichterkollegium 
die  richtige  Instanz  sei,  um  in  Sachen  der  Volkstiimlichkeit  zu  entscheiden.  >Lasset 
das  Volk  horen  —  das  Volk  wird  ergrunden* ,  heiBt  es  unter  anderem.    Es  wird 


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Notizen.  461 

sich  empfeblen,  von  Anfang  an  zu  diesem  Unternehmen  Stellung  zu  nebmen:  Die 
aus  90  Liedern  bestehende  Sammlung  »Im  Volkston*  bedeutete  im  Grande  ge- 
nommen  durchaus  ein  Fiasko  des  zeitgenossischen  volkstumlicben  Liedstieles,  warf 
uberhaupt  ein  sehr  scharfes  Licht  auf  das  MusikfQblen  der  Gegenwart,  indem  sich  in 
der  Sammlung  auch  nicht  ein  einziges  Lied  befindet,  das  geniigend  innere  Kraft  be- 
sitzt,  um  wirklich  volkstumlicb  zu  werden.  Das  Preisrichterkollegium  bestand  aus 
Mannern,  auf  deren  Urteil  man  scbon  etwas  geben  kann;  das  Yolk  in  der  Weise  zum 
Richter  zu  ernennen,  dal3  man  es  unter  Tausenden  groBtenteils  sicber  recht  frag- 
wurdigen  Erzeugnissen  wahlen  lafit,  ist  wobl  ein  recht  ungluckHcher  Gedanke,  wie  man 
dem  ganzen  Unternebmen,  auf  diesen  Wegen  zu  volkstumlichen  Liedern  zu  gelangen, 
von  Anfang  an  nicbt  viel  Erfoig  phropbezeien  konnte.  Und  jetzt  soil,  nacbdem  man 
an  den  Proben  der  30  Lieder  bereits  genug  batte,  der  ganze  Liederhaufen  in  die 
Offentlichkeit  geworfen  werden! 

Joban  Josef  Fux-Gedenkfeier.  Die  Musikgescbicbtskurse  an  der  Scbule  des 
sieiermdrkischen  MusiJcverems  in  Graz  yeranstalteten  am  19.  Juni  1.  J.  eine  Gedenkfeier 
fur  den  1660  in  Steiermark  geborenen  >Patriarchen  der  Musik  m  Osterreich*,  dem 
Lehrvorbilde  der  Wiener  Elassiker  und  Verfasser  des  beriibmten  >Qradus  ad  Parnas- 
swn*.  Unter  Anregung  und  unter  Anleitung  ibres  Lebrers,  Herrn  Anton  Seydler, 
sammelten  die  Scbiiler  und  Scbiilerinnen  fur  die  Errichtung  eines  Gedenksteines  am 
Geburtshause  Fuxens,  welcher  feierlich  enthullt  wurde.  Vormittags  fand  im  Festsaale 
der  Musikvereinsscbule  in  Graz  eine  musikhistorische  Vorfeier  statt,  bei  welcber  ein 
Scbiiler  Seydler's,  Herr  Walther  von  Semetkowski,  einen  Yortrag  uber  das  Leben  und 
Wirken  Fuxens,  sowie  iiber  die  allgemeinen  musikaliscben  Zusfande  in  Wien  unter 
Kaiser  Leopold  L,  Josef  I.  und  Karl  VI.  hielt.  Die  Auffuhrung  einer  Orgel-Fuge 
in  F-moll,  sowie  einer  Ouverture-  Suite  in  B-dur  unter  Direktor  Wickenhausser's 
Leitung  und  des  Sanctus  und  Benedictus  aus  der  >Missa  purifications*  von  Fux  unter 
Seydler's  Direktion  veranschaulichte  den  zahlreich  anwesenden  Festgasten  die  noob 
immer  wirksame  Kunst  des  osterreichischen  Altmeisters. 

Mit  den  Mittagszugen  fuhren  Hunderte  von  Festgasten,  darunter  die  hervor- 
ragendsten  musikaliscben  Personlichkeiten  von  Graz,  nacb  dem  in  jiingster  Zeit  empor- 
bluhenden  Kurorte  LaGnitz  an  der  Staatsbahn,  von  wo  aus  Hirtenfeld  in  IV2  Stunden 
zu  FuB  zu  erreiohen  ist.  Am  Feetort  selbst,  welcber  in  berrlicber  Gegend,  im  Herzen 
des  steiriscben  Hiigellandes,  auf  der  Hobe  des  Sohemmerls  liegt,  batten  sicb  bereits 
mebrere  Tausend  Bauern  aus  der  Umgegend  eingefunden,  so  daC  die  an  sich  ganz 
und  gar  musikbistorische  Enthullungsfeier,  welche  unter  den  ublicben  Ansprachen  und 
der  Absingung  von  Beethoven's  >Ehre  Gottesc,  sowie  eines  Sanctus  von  Fux  von- 
statten  giug,  zu  einem  echt  landlichen  Yolksfest  anwuchs. 

Herrn  Anton  Seydler  und  seiner  kunstbegeisterten  Schiilerschar  gebiibrt  fur  die 
Yeranstaltung  dieser  musikalisch-patriotischen  Feier,  sowie  fur  die  Errichtung  des 
schonen  Gedenksteines  am  Geburtshause  einer  der  bedeutendsten  Personlichkeiten  der 
Musikgeschichte  des  18.  Jahrhunderts  ungeteiltes  Lob. 

Haydn-Feier  in  Eisenstadt  Der  Oedenbturger  Musikverein  veranstaltete  am 
12.  Juni  eine  Erinnerungsfeier  in  der  Eisenstadter  Bergkirche,  in  welcher  bekanntlicb 
Haydn's  Gebeine  bestattet  sind.  Zur  Auffuhrung  gelangte  die  D-moU-  (Nelson-)  Messe 
ikomponiert  1798)  unter  der  Leitung  des  Herrn  Dr.  Eugen  Kossow. 

Leipzig.  II.  Baoh-Fest  vom  1.  bis  9.  Oktober  1904.  Das  von  der  Neuen 
Bach-Gesellschaft  veranstaltete  zweite  Bacb-Feet  findet  nicbt,  wie  in  Zeitschrift  Y.  8. 
S.  330  gemeldet,  unter  der  kunstlerischen  Leitung  Hermann  Kretzschmar's,  der  von 
derselben  leider  wegen  Arbeitsiiberlastung  zurucktreten  muBte,  sondern  Karl  Straube's, 
Organist  an  St.  Thomse  und  Dirigent  des  Bacbvereins,  statt.  Das  Fest  weist  jetzt 
folgendes  Programm  auf: 

Sonnabend-Motette  den  1.  Oktober:  Orgelpraludium  und  die  Motetten:  »8inget 
dem  Herrn*  und  >l)er  Geist  hilft  unserer  Schwachheit  auf«  (Leitung  Professor  Schreck, 
Thomaskantor).  Abends  7  Uhr-.  Orcheaterkonzert  im  Gewandhause.  Leitung: 
Karl  btraube,  Organist  zu  St.  Thorns*.  Orchester:  Gewandhaus-OTchester.  1.  J.  S.  Bach, 
Suite  Nr.  4  (D-dur)  fQr  Orchester.    2.  Bach,  Konzert  (D-dur),  fur  ein  Klavler  und  Orchester 


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462  Notizen. 

(Herr  A.  Reisenauer).  3.  G.  F.  Handel,  Arie  fur  Tenor  aus  >Acis  und  Galatheac  (Bear- 
beitung  yon  M.  Seiffert),  (Herr  Pinks).  4.  Bach,  Konzert  (D-moll)  fur  drei  Klaviere  and 
Orchester  (die  Herren  Reisenauer,  Pembaur  jr.,  An.  v.  Rossel).  5.  G.  F.  Handel,  Concerto 
grosso  Nr.  12  in  G-dur  fiir  Orchester  (Bearbeitung  von  Dr.  M.  Seiffert)  (Violini  Soli:  die 
Herren  £.  Wollgandt  und  H.  Hamann).  6.  Bach,  »Der  Streit  zwischen  Phobus  nnd  Pan«, 
Dramma  per  musica  (Fran  Emilie  Buff-Hedinger,  Frl.  M.  Philippi,  Herr  E.  Pinks,  Herr 
A.  van  Eweyk,  Bachverein).  Sonntag,  den  2.  Oktober  Vorm.  11  Uhr:  Kammermosik- 
Matinee  im  kleinen  Saale  des  Neuen  Gewandhauses.  Dirigent:  Herr  Karl  Stranbe.  1.  J.  S, 
Bach,  Brandenbnrgisches  Konzert  Nr.  4  in  G-dur  (Solisten:  die  Herren  E.  Wollgandt,  M. 
Schwedler,  0.  Fischer;  Cembalo:  Dr.  M.  Seiffert).  2.  J.  S.  Bach,  Suite  (C-molI,  Nr.  5)  fur 
Violoncello-Solo  (Herr  Prof.  J.  Klengel).  3.  G.  F.  HSndel,  Cantata  di  Camera  fur  Tenoraolo 
(Bearbeitung  von  Dr.  M.  Seiffert)  (Herr  E.  Pinks).     4.  Soli  far  Klavier  (Herr  R.  Bachmayer): 

a)  G.  B5hm  (1661—1733),  Praludium,  Fuge  und  Postiudium  (G-moll);  b)  TanzstQcke  aus 
der  Zeit  von  1650  (aus  drei  Ms.-Banden  der  Lune  burger  Stadtbibliothek) ;  c)  Chr.  Ritter  (geb. 
um  die  Mitte  des  17.  Jfahrh.),  Sonatine  (D-moll).  5.  J.  S.  Bach,  Sonate  Nr.  3  (E-dur)  fftr  Violine 
und  Klavier  (die  Herren  Prof.  Dr.  J.  Joachim,  R.  Buchmayer).  6.  J.  S.  Bach,  Kantate  >9chweigt 
stille,  plaudert  nicht  <  (Fran  E.  Buff-Hedinger,  Herr  E.  Pinks.  Herr  A.  van  Eweyk).  Nachm. 
725  Uhr:  Gottesdienst  in  der  Thomaskirche  in  der  liturgischen  Gestaltung  der  Zeit 
J.  S.  Bach's.  —  Die  Predigt  halt  Herr  Prof.  D.  Smend  aus  StraBburg.  —  Die  Liturgie  halt 
Herr  Pfarrer  Dr.  Lehmann  aus  Freiberg.  —  Motette  von  Hafiler,  Kantate  von  J.  S.  Bach,  »Gott 
der  Herr  ist  Sonn  und  Schlldc  Montag,  den  3.  Oktober  Vorm.  V2lOUhr;  Hauptver- 
sammlung  der  Neuen  Baoh-Qesellsohaft  im  Saale  des  Kiinstlerhauses.  1,  Eroffnung 
durch  den  Vorsitzeuden  Herrn  Geh.  K.-R.  Prof.  D.  G.  Rietschel.  —  Vortrage  der  Herren  Pastor 
Greulich  aus  Posen  (Bach  und  der  evangelische  Gottesdienst);  Dr.  M.  Seiffert  aus  Berlin 
(Praktische  Bearbeitungen  Bach'scher  Kompositionen) ;  Dr.  A.  Heufi  in  Leipzig  (Bach's  Rezi- 
tativbehandlung  mit  besonderer  Berucksichtigung  der  Passionen).  Diskussion.  —  Nachm. 
6  Uhr:  Kirchenkonzert  in  der  Thomaskirche.  Dirigent:  Herr  Karl  Straube.  1.  J.  S. 
Bach,  Choral  (G-dur)  fiir  Orgel  >In  dir  ist  Freudec  (Alexander  Friedrich  von  Hessen,  Konig- 
liche  Hoheit).    2.  J.  S.  Bach,   Yier   Kirchenkantaten:  a)    >Herr,   gehe  nicht  ins  Gericht*, 

b)  >Jesus  schlaft,  was  soil  ich  hoffenc,  c)  >Wachet,  betet,  seid  bereit*,  d)  >Erfreuet  Euch, 
ihr  Herzenc  (Frau  E.  Buff-Hedinger,  Frl.  Bf.  Philippi,  die  Herren  E.  Pinks,  A  van  Eweyk, 
M.  G.  Fest). 

Der  Preis  einer  Dauerkarte  fur  die  drei  Konzerte  betragt  10  *4f.  Die  Inhaber 
solcher  Karten  erhalten  reservierte  Pl'atze  fiir  die  Motette  und  den  Gottesdienst. 
Einzelkarten  fur  die  Konzerte  kosten  je  4  M.  Die  Mitglieder  der  IMG.  erhalten  gegen 
Vorzeigung  der  Quittung  iiber  den  diesjahrigen  Jahresbeitrag  Dauerkarten  zu  dem 
ermaBigten  Preise  von  6  Jl. 

Die  Wagner-Denkmalsfrage  scheint  endlich  ziemlich  gesichert  zu  sein. 
Leipzig  besitzt  bis  dahin  weder  ein  Denkmal,  noch  weist  eine  StraBe  noch  ein  Platz 
darauf  hin,  daB  in  dieser  Stadt  Wagner  geboren  worden  ist.  Zu  den  mancherlei 
Griinden  fur  dieses  merkwurdige  Faktum  muB  angefuhrt  werden,  daB  Leipzig  als 
Geburtsort  des  Meisters  besonders  bedacht  sein  muB,  seinem  groBen  Burger  ein 
wurdiges  Denkmal  zu  setzen  und  deshalb  l'anger  zogerte,  als  der  Bedeutung  Wag- 
ner's entspricht.  Das  Denkmal  soil  kein  Geringerer  als  Max  Klinger  ausfuhren, 
der  ebenfalls  Leipziger  ist.  Das  Modell  ist  bereits  entworfen.  Preisausschreibung 
wurde  keine  veranstaltet.  Als  Platz  ist  der  vor  dem  >Alten  Theatert  erseben,  der 
auch  den  Namen  Wagner's  tragen  soil.  Hiergegen  erheben  sich  aber  innere  Bedenken: 
Im  alten  Theater  werden  Operetten  und  kleinere  Schauspiele  aufgefuhrt,  und  es  tragt 
ziemlich  viel  Ironie  in  sich,  wenn  der  Meister  des  Musikdramas  vor  dem  Hause  steht, 
in  dem  der  >Bettelstudent«  und  die  » Geisha*  ihren  standigen  Sitz  haben.  Zudem 
wird  die  Zeit  nicht  mehr  so  gar  fern  sein,  daB  man  dieses  Theater  uberhaupt  abreiCt, 
und  ob  man  dann  einen  eventuell  neuen  Theaterbau  dem  Denkmal  anpassen  wird  nnd 
kann,  ist  mehr  als  unsicher.  Hoffentlich  erwagt  man  noch  die  Ortsfrage.  Das  Denk- 
mal soil  in  einigen  Jahren  fertiggestellt  sein. 

London.  —  The  Royal  College  of  Organists,  founded  1864,  giving  diplomas  to  al- 
most all  the  organist-profession,  has  moved  from  Bloomsbury  to  a  building  in  Ken- 
sington Gore,  next  Albert  Hall.  Building  was  given  to  nation  for  musical  pur- 
poses in  1875  by  Sir  C.  J.  Freake;  first  occupied  by  Nat.  Training  School  of  Music, 


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Kritische  Biicherschau.  463 

then  till  1896  by  Roy.  Coll.  of  Music.  Inauguration  on  5  July  1904  by  H.  R.  H.  Prince 
Christian,  supported  by  Sir  F.  Bridge  Pres.,  Roy.  Coll.  of  Organists ,  and  most  heads 
of  musical  profession.     Brilliant  ceremonial.     Banquet  in  evening. 

The  ,,  Worshipful  Company  of  Musicians",  one  of  the  ancient  City  guilds,  opened 
a  "Music  Jjoan  Exhibition"  from  28  June  to  16  July  1904,  with  daily  lectures.  On 
grounds  of  space,  can  only  be  here  said  that  the  enterprise  was  most  liberal,  manage- 
ment excellent,  collection  the  most  distinguished  yet  made  in  England,  and  lectures 
thoroughly  useful  and  popular.  Detailed  notice  in  next  number. 

Ein  Hugo  Wolf-Bildnis  hat  der.  Leipziger  Yerlag  Lauterbach  und  Kuhn  veroffent- 
licht.  Dasselbe  ist  eine  Reproduktion  in  Heliogravure  des  Originalreliefs  an  dem  Grab- 
denkmal  H.  Wolfs  von  Edmund  Hellmer- Wien.  Das  Bildnis  gibt  einzig  den  Kopf 
des  Tondichters,  der  ausgezeichnet  getroffen  ist  und  ungemein  scharf  aus  dem  griinen 
Hintergrunde  heraustritt.     Der  Preis  des  Kunstblattes  ist  at  6, — . 


Kritische  Bficherschau 

iiber  neu-erschienene  Biicber  und  Schriften  liber  Musik. 

Karlowioz,  Mieczyslaw.    Sonvenirs  in-   their  own  sense*.    Parmenidee  the  Greek 

edits  de  Frederic  Chopin.     Trmluito   %>toM  otm?  ^^I'^^JZl 
_  ....  ri    \         t  T    •     •       B.  C.  gave  in  Greek  hexameters  his  mighty 

parLaureDisiere.  Paris  und  Leipzig,  exposition  of  Nature,  and  said  that  beyond 
H.  Welter,  Editeur.  1904.  gr.  8°.  the  imaginings  of  men,  the  semblance  of 
3    und  224  Seiten.   Pr.  7  Fr.  50  ct.    things,  there  was  the  unchangeable  heart 

of  truth,  ttXrj&Eir?  evxFitttos*  (itytxit;  i,i<>(>. 

UberdiesehochwichtigeSammlung  von   piato,    beginning    the    7th    book    of   the 

Briefen  Chopin's,  wie  solchen  an  ihn  ist  in   ^Republic"!  shows  how  men   bound   so   as 

Zeitschrift  V.  5/6  S.  219  ff.  ausfuhrlich  die   to  see   everlastingly  only   a  wall   in  front 

Rede  gewesen.    pier  handelt  es  rich   um    ()f  them  and  shadows  passing  thereon  could 

einefranzbsischeUbersetzungderpolnischenl  ue  cognizant  of  existence   in  a  superficies 

Briefe.    Hierzu  ist  zu  bemerken,  daC  zwolf   oniy  an(j  not  in  a  solid  state;  and  raises 

Briefe  der  George  Sand  an  Mme  Indrzeie-   thereby  in  some  sort  suspicions  about  the 

wicz ,    ferner    fiinf    Briefe    ihrer    Tochter,    finality   of    our   own    limitations.    —    The 

Solange  Clesinger,  an  Chopin,  in  der  fran- 1  history   of  the  doubts  thrown  on  Euclid's 

zosischen  Ausgabe  fehlen,   weil  ihre  Yer-   assumptions   about  space,   to   end   of  18th 

ofifentlichunff  in  Frankreich  von  der  Familie  ,  century,  will  be  found  in  Stackel  and  Engel's 

der  G.  Sand  untersagt  wurde.  "Theorie  der  Parallellinien  von  Euklid  bis 

_.    A  n     xt  i         mr        -n       lL    au^  Gauss",  Leipzig,  1895.    Immanuel  Kant 

Hinton,    0.    Howard.        The     fourth    ( 1724 -1804)  in  his  early  works  recognised 

Dimension.  London,  Swann  Sonnen-   a  possibility   of  more  than  3  dimensions. 

schein.  New  York,  John  Lane,  1904.    In  1831  the  Hungarian  Johann  Bolyai   de 

pp.  247,   Crown  8vo.  ,  Bolyai    1802-1860),  curtain  of  Engineers, 

rF  ,   v^xV  I  published   a  work    in   Latin    squaring  the 

In  the  "Bhagavadgita" ,    untold    cen-  I  circle  in  hyperpolic  space ;   while  in  1840 

turies  B.  C. ,  Arjuna  standing  in  his  war-    the  Russian  mathematical  professor  Nicholas 

chariot  before  his  foes  hears  from  Krishna  |  Ivanovitch  Lobatchewsky  (1793— 1856,  Rec- 

in  human  charioteer  form  in  18  cantos  the  ,  tor  of  Kazan  Univty.,  died  blind),  published 

essence  of  Hindu  religion.  Herbert  Spencer   in  Crelle's  "Journal  de  Mathematiques",  his 

would  doubtless  call  this  "boyish".    Never-  (  revolutionary'  "Theorie  des  paralleles".    In 

theless  it  is  sufficiently  adult  to  have   fur-    both   these  works   of  transcendent  mathe- 

nished  the    faith   to    millions    on    millions  |  matics,  the  bonds  of  the  senses  were  loosed, 

of    men    in  hundreds    of  generations.     It   and  the    idea  of   "dimension"   was   either 

ceaselessly    preaches    the    folly     of    men   extended  or  eliminated.     The  authors'  ef- 

who    limit    their   belief  to    the   range    of  forts  first  arose  from  combating  the  uni- 

Z.  d.  I.  M.    V.  litizedS^GoOgle 


464 


Kritische  Biicherschau. 


versality  or  ccmceptional  necessity  of  Euclid's 
assumptions  about  parallel  lines.  Then  they 
found  themselves  among  a  new  physical 
world  of  "sheer"  and  distortion;  —  where 
for  instance  the  square  on  the  hypothenuse 
=  the  difference  and  not  the  sum  of  the 
squares  on  the  sides  of  a  right-angled  tri- 
angle (Euclid,  I,  47),  so  that  Pythagoras's 
joy  was  not  wholly  prophetic.  The  analytic 
Metageometry  of  Bolyai  and  Lobatchewsky, 
and  others  since  them,  has  paved  the  way 
to  considering  practically  a  Fourth  Dimen- 
sion. —  For  at  least  a  generation  past  many 
have  had  the  conviction  that  this,  like  the 
denial  of  the  cosmic  universality  of  gra- 
vitation, must  soon  come;  —  though  the 
recent  article  on  uNon- Euclidean  Geometry" 
in  New  Vols.  Encycl.  Britannioa,  by  a 
juvenile  authority,  will  help  in  no  wise  in 
that  direction.  Astronomers  with  their 
great  distances  have  been  unsuccessful  in 
detecting  "curvatures"  of  space  by  human 
sense.  But  analytic  reasoning,  and  the  con- 
sideration of  the  indefinitely  small  (instead 
of  the  indefinitely  great),  have  brought  what 
may  be  called  evidences  and  pre-monitions 
of  a  Fourth  Dimension.  If  a  sentient  being 
of  extraordinary  flatness,  with  no  percep- 
tions of  more  than  flatness,  spent  existence 
in  sliding  over  a  smooth  plane,  he  would 
live  and  think  in  2  dimensions.  Should  a 
cube  stand' upon  his  plane,  he  could  not 
think  of  such;  he  could  only  think  of  and 
apprehend  the  superficial  square  which  the 
cube's  base  occupied  on  the  plane.  If  a 
spiral  passed  downwards  moving  through 
his  plane,  he  could  only  see  a  succession 
of  points  travelling  round  and  round  in  a 
circle  in  his  plane;  the  rest  would  be  a 
blank  to  him.  But  one  is  not  supposing 
infinite,  only  approximate,  flatness.  So  that 
the  being  having  just  a  slight  substance 
in  the  way  of  thickness,  might  in  course 
of  time,  and  by  self-cogitation  evolve  a 
glimmering  of  the  idea  of  height,  and  so 
•  of  a  3rd  dimension.  Now  we  are  in  pre- 
cisely the  same  condition  one  degree  higher. 
We  are  constituted  to  apprehend  a  solid 
world  of  3  dimensions;  and  if  an  object 
in  4  dimensions  was  athwart  us  we  could 
only  be  cognizant  of  it  as  say  a  cube,  while 
the  rest  of  its  properties  would  be  to  our 
senses  just  as  if  they  did  not  exist.  Yet 
having  within  us  an  insignificant  fraction 
of  the  quality  of  a  4th  dimension,  we  may 
by  great  effort  train  our  minds  to  have  a 
glimmering  of  such.  We  are  beginning 
to  have  it.  Geometrically,  what  is  a  world 
of  4  dimensions?  From  every  point  of  a 
solid  cube  (as  we  know  it),  interior  as  well 
as  exterior,  it  must  be  possible  to  draw  a 
line,  in  an  unknown  direction  which  exists 
though  we  cannot  cognize  it;  that  will  be 


the  geometric  guess.  Dynamically,  what 
is  it?  One  elementary  illustration  would 
be  that  a  body  like  a  bowl  revolving  would 
simultaneously  turn  itself  inside  out  as  to 
everyone  of  its  particles;  even  in  the  or- 
dinary fluids  of  which  we  are  cognisant 
something  like  that  occurs.  Another  would 
be  that  it  would  have  movements  like  a 
series  of  infinite  looking-glass  inversions. 
Phenomenally,  what  is  it  ?  There  are  many 
who  think  that  magnetism,  eleotricity,  and 
even  life,  are  but  manifestations  of  the 
4th  dimension  acting  in  conjunction  with 
the  3  which  we  know.  Metaphysically, 
what  is  it?  WTio  can  say,  how  far  the  soul 
of  man  is  wrapped  up  in  such  thoughts  as 
this  ?  But  their  vast  possibilities  make  one 
surmise  more  truth  in  the  courage  which 
says  "I  believe",  than  in  the  cowardice 
which  says  ttI  know  nothing".  Finally, 
what  has  it  to  do  with  the  special  subject 
of  this  Journal?     Simply    that    aesthetics 

?uite  defy  analysis  with  our  existent  meaus. 
t  may  be  that  the  properties  of  num- 
bers, and  even  the  principles  of 
be  auty,  wrill  receive  a  flood  of  light,  when 
thoughts  on  a  Fov/rth  Dimension  become 
the  common  property  of  mankind.  The 
American  author  of  the  present  work  has 
done  his  utmost  to  lead  the  reader  to 
constructive  thought.      Charles  Maclean. 

Molitor,  P.  Raphael,  Benediktiner  in 
Beuron.  Deutsche  Choral-Wiegen- 
drucke.  Ein  Beitrag  zur  Geschichte 
des  Chorals  und  des  Notendruckes 
inDeutschland.  Verlag  von  F.  Pustet, 
Regensburg  usw.  1904 ;  Druckaus- 
fuhrung  F.  Bruckmann,  Munch  en. 

Nachdem  Verf.  im  1.  Band  seiner 
>  Nachtrtdentinischen  Choralreform  xu  Rom  < 
1901,  S.  94  ff.  die  italienischen  Choralnoten- 
drucke  des  1.  Jahrhunderts  der  Buch- 
druckerkunst  eingehender  beachtet  hatte, 
legt  er  hier  eine  ausgezeichnete  umfassende 
Monographic  iiber  die  deutschen  Choral- 
Wiegendrucke  von  1476  bis  etwa  1520  vor 
(sp'atere  werden  nur  vereinzelt  mit  beriick- 
sichtigtj  als  Festgabe  zur  13.  Zentenarfeier 
des  Todes  Gregors  des  GroBen,  typographisch 
auf  das  pr'achtigste  ausgestattet.  Das  Titel- 
bild  reproduziert  ein  Bild  Gregors  aus  elm. 
4456, 11.  Jahrh.;  8  Faksimiles  im  Text  und 
26  Tafeln  im  Anhang  dienen  als  Druck- 
proben  aus  den  besprochenen  Werken.  Der 
Text  bringt  1)  eine  knappe,  an  neuen  Einzel- 
heiten  reiche  Darstellung  der  gotischen 
Notation  um  1500  in  der  deutschen  Theorie 
(Glarean,  2  Miinchener  Anonymi  mus.  1571 
und  1573  und  Henricus  Helenae)  und  in 
deutschen  Wiegendrucken  mit  eingehenden 

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Kritische  Biicherschau. 


465 


Beobachtungen  iiber  die  Praxis  derNeumen- 
schreibung  dieser  Zeit;  2)  Erlauterung  der 
beiden  Druckverfahren ,  Holzscbnitt  und 
Typendruck,  und  Besprechung  aller  einzel- 
nen  bisber  dem  Verf.  nachweisbaren 
Drucke  von  deutschen  im  Auslande  oder  in 
Deutschland  selbst  tatigen  Druckern,  be- 
gleitet  von  einem  iibersichtlichen  Verzeich- 
nis  derselben  mit  Angabe  der  Bibliotheken, 
die  8ie  besitzen.  Zu  S.  8  ist  zu  bemerken : 
Verf.  nennt  den  Namen  Henricus  Helenae 
•sonst  unbekannt«  und  seine  Summula 
Musicae  (Ven.  Marc.  1.  VIU,  24)  »bisher 
wenig  oder  gar  nicbt  beachtet*.  Offenbar 
ist  diese  Handschrift  identisch  mit  der  zu- 
erst  von  Danjou  in  seinem  Brief  vom  24.  XI. 
1847  (Lettres  dMtalie,  Rev.  et  Gaz.  mus.  de 
Paris  XV.  9  kurz  ervv'ahnten,  iiber  die  seit- 
her  nicbts  genaueres  bekannt  geworden  ist. 
Der  Name  Henricus  Helene  kommt  ferner 
in  der  Komponistenaufzahlung  einer  Mo- 
tette  anscbeinend  aber  des  14.  Jahrhunderts 
in  einer  verbrannten  StraBburger  Hand-  i 
scbrift  vor  (Coussemaker,  les  Ilarmonistes  | 
du  XIV.  siecle,  S.  13;  vgl.  Sammelbande 
IV,  26).  F.  Ludwig.      ! 

Druckfehlerberichtigung.  In  der  > 
Besprechung  des  »Kirchenmusikali8chen  I 
Jahrbuchs*  ^Heft  10  muO  es  heiBen:  S.421,  | 
Sp.  1.  Z.  21  von  unten  einst  statt  nicht, 
Sp.  2  Z.  22  kanonistiseber.  S.  422  Sp.  1,  Z.  4  i 
biobibliographische,  Z.  33  Ignaz.  \ 

Nelle,  Wilhelm.     Geschichte  de8  deut- 
schen evangel.  Kirchenliedes.   (B.  Ill 
von    SchloBmann's    Biicherei    fiir    d. 
christliche    Haus).     Hamburg,  Gust.  ; 
Schlofimann's   Verlagsbuchhandlung.  , 
1904.    Pr.  2  Jt.  | 

Dieses  vortrefflicheBuch  auch  inunserer  \ 
Zeitschrift  auzuzeigen  und  ihm  die  wohlver- 
diente  Empfehlung  mit  auf  den  Weg  zu 
geben,  erscheint  gewiB  gercchtfertigt.  Er- 
halten  doch  die  evangelisclien  Kirchenlieder 
erst  durch  die  schwesterliche  musikalische 
Kunst  in  den  Melodien  wic  die  Juwele 
durch  die  goldene  Fassung  die  wahre  Be- 
fahigung  dem  Gottesdienste  zum  Sohmuck 
und  der  Gemeinde  zur  Erbauung  und  zum 
Segen  zu  dienen.  Wie  wenige  ist  gerade 
Nelle  fiireine  solcheKirchenliedergesehichte 
benifen,  der  seit  Bcstehen  dor  Monat- 
schrift  fur  Gottesdienst  und  kirchliche  Kunst 
derselben  rcichc  und  wertvolle  Beitrage  auf 
dem  Gebietc  der  Hymnologie  g-eliefert  hat. 
Die  Resultate  seiner  langjahrigen  For- 
schuugen  sind  reichlich  in  dem  Biichlein 
verstreut,  das  aber  in  der  kiinstlcrisch  vor- 
nehmen  und  begeisternden  Art  der  Schil- 
derung  durchaus  nicht  den  Eindruck  auf- 
dringlicher  Gelehrsaiukeit  macht,  sondern 
dem  Leser  einc  herzerquickende  Lekture 


sein  wird.  Wenn  wir  einen  Wunsch  aus- 
sprechen  diirfen,  so  ware  es  der,  daB  Nelle 
bei  einer  n'achsten  Auflage  in 'einem  An- 
hange  die  wichtigste  Literatur  zum  Kirchen- 
liede  geben  mochte.  Es  wird  manchem 
Leser  des  Buches  damit  gedient  sein. 

B.  F.  R. 
Pougin,  Arthur.  Essai  historique  sur 
la  Musique  en  Russie.  Paris,  Lib- 
rairie  Fischbacher.  kl.  8°.  274  S. 
Das  Buch  des  bekannten  franzosi- 
schen  Musikgelehrten  verdient,  obwobl  es 
weniger  auf  durchaus  selbstandigen  Studien 
aU  auf  geschickter  Verwertung  des  vor- 
liegenden  literarischen  Materials,  Aus- 
ziigen  aus  Briefen  russischer  Freunde  usw. 
beruht,  auch  in  Deutschland  entschiedene 
BeachUjng,  zumal  es  sinngemaGe  Disposi- 
tion mil  der  Gabe  anschaulicher  und  iiber- 
sichtlicher  frauzbsischer  Darstellungskunst 
verbindet.  Den  zahJreichen.  meist  sehr 
brauchbaren  kleinen  Musikgeschichten 
Bohmens,  Skandinaviens,  RuBlands  aus  der 
Feder  PoughVs,  Sonbies1  u.  a.  haben  wir  in 
deutscher  Sprache  leider  nichts  ent- 
gegenzusetzen !  Das  ist  doppelt  bedauer- 
lich  und  verwunderlich,  als  die  Wechsel- 
beziehungen  zwischen  germanischer  und 
slavischer  Tonkunst  immer  mannigfaltiger 
werden.  —  Zu  den  besten  Partien  des  vor- 
liegenden  Werkchens  gehbrt  Kap.  Ill 
(Glinka),  Kap.  IV  (Serow,  Darkomischk v , 
aus  Kap.  V  die  warmherzige,  aber  tiber- 
schatzende  Wiirdigung  Rubinsteins.  Kap.  V I 
(die  5  »Novatoren<).  Merkwiirdigerweise 
ist  Tschaikowsky  denn  doch  alleu  kurz 
weggekommen,  seine  Eigenart  zu  wenig 
plastisch  dargestellt ;  seine  Wiirdigung  hatte 
doch  mindestens  denselben  Raum  wie  die 
des  ihm  als  Komponist  im  allgemeinen 
unterlegenen  Rubinstein  —  iiber  den  iibri- 
gens  Cui,  wenn  er  den  starken  deutschen 
EintiuB  bei  ihm  nachdriicklich  betont,  sehr 
richtige  Worte  geschrieben  hat  —  ein- 
nehmen  miissen.  Uberhaupt  wird  der  un- 
gluckliche  Oui  bei  jeder  Gelegenheit  und 
nicht  immer  mit  Recht  als  Wortfiihrer  der 
funf  »Novatoren«  mit  httchst  spitzigen  und 
ironi8chen  Pfeilen  beschossen.  Das  fran- 
zosische  Element  in  seinen  Kompositionen 
wurde  ubersehen.  Sehr  hiibsch  sind  gleich 
ihm  die  ubrigen  »Novatoren«,  namentlich 
der  sehrausfuhrlich  behandelteMoussorgsky 
uus  nahe  gebracht,  nur  Balakirew,  so.. sehr 
ich  auch  mit  Pougin  vor  seiner  Uber- 
schatzung  warnen  mochte,  erscheint  mir 
doch  zu  oberflachlich  und  knapp  erfaBt. 
Weniger  befriedigt  die  den  jiingsten  Nach- 
wuchs  behandelnde  Partie  des  Buches;  hier 
sollten  Rebikoff  und  die  beachtenswerten 
Deutschrussen  P.  Juon  und  A.  Winkler 
nicht  fehlen.    Sie  ist  allzu  knapp  und  all- 

34* 


466 


Rritische  Biicherscbau. 


gemein  gehalten,  der  Stoffnicht  organisch 
verarbeitet.     So  hebt  sie  an  Wihtol  nicht 
das  lithauische  Lokalkolorit  seiner  meisten 
Werke  hervor,  und  kommt  haufig  nicht  iiber  | 
trockene  Nomenklatur    ana    dem   Balaieff- 
Katalog  heraus.     Hier  wiirde  es  sich  viel- 
leicht  fur  spatere  Auflagen  empfehlen,  die 
Sondergruppen  der  Kaukasier  (Karganow 
bis  Ivanow),  die  SUdrussen  und  Levantiner 
(Blumenfeld,    Alpheraky ,  Kalafati) ,   deren 
Kunst   oft  erheblich  andersgeartet  ist,  ab- 
zutrenuen.      Manche    Stellen     fordern    in  I 
diesem   Kapitel  zum   Widerspruch  heraus, 
vor  allem  VaBt  sich   aber  die  Behauptung,  I 
daB  nur   S.  249;  RuBland  und  Frankreich  I 
augenblicklich  eine  nationale  Tonschule  be-  ■ 
sitzen  im  Hinblick  auf  die  groBe  nationale  ( 
in  Skandinavien,  nicht  stiitzen.     Zur  Ein-  , 
fiibrung  in  russische  Tonkunst  ist  da^  Werk  I 
jedoch  neben  dem  freilich  hochst  subjektiven  j 
»La  Musique  en  Russiec  Cui's  vorziiglich  ge-  ! 
eignet.     Lin  ersehopfendes  Register  erhoht  I 
seine  Brauchbarkeit.  W.  Niemann. 

Riemann,  Hugo.  Handbuch  der  Mu- 
sikgeschichte.  Erster  Teil  des  ersten 
Bandes :  Die  Musik  des  klas- 
sischen  Altertums.  Leipzig, 
Breitkopf  und  Hartel.  8°.  XVI,  258  S. 
broch.   5, —  Jl,  geb.   6,50  ,//. 

Ein  besonderer  Vorzug  des  vorliegen- 
den  Geschichtswerkes,  welches  mit  der 
Musik  des  klassischen  Altertums  anhebt, 
besteht  darin,  daB  in  der  Einleitung  die 
Quellen  nachgewiesen  werden.  aus  welchen 
unsere  Kenutnis  der  Musik  des  Altertums 
geschopft  ist.  Das  erste  Kapitel  des  ersten 
Ruches  behandelt  das  Epos  und  den  Nomos. 
Gerade  die  letztere  Dichtungsart  der  Grie- 
cben  bietet  seit  Auftindung  eioer  umfang- 
reichen  Nomosdichtung  in  der  neuesten 
Zeit  den  Gelehrten  interessanten  Stoft'  zu 
eingehender  Kunstbetrachtung  Es  wird 
sogar  behauptet,  daB  es  nicht  nur  gesungene 
resp.  mu8ikalisch  rezitierte,  sondern  auch 
solche  Nomoskompositionen  gegeben  habe, 
welche  nur  instrumentaliter  ausgefiihrt  wor- 
den seien.  Leider  besitzen  wir  nicht  den 
kleinsten  Musikrcst  von  dieser  Kunst  gattung, 
so  daB  wir  lediglich  auf  die  geistvollen 
Darlegnngen  Guhrauer's  und  anderer,  deren 
treffliche  Arbeiten  der  Verfasser  mit  Recht 
riihmt,  angewiesen  sind. 

Auch  von  Olympos  und  Terpander 
sind  keine  Melodien  erhalten.  AVohl  aber 
wird  von  dem  ersteren  berichtet,  daB  er 
mit  seinem  Aulos  Pleife)  merkwiirdige 
Wirkungen  hervorgebracht  habe,  indem  er 
beim  Blasen  einen  Ton  iibersprang.  Es 
sei  dies  die  Lichanos  gewesen.  Nun  meint 
der  Verfasser,  hier  sei  vou  der  phrygischen 
Lichanos  dio  Rede,  und  kommt  so  zu  dem 


Resultate,  daB  Olympos  nicht  den  Ton  »g«, 
sondern  »f«  im  dorischen  Tetrachorde,  auf 
das  er  diese  Manier  iibertragen  babe,  aus- 
gelassen   hatte.     Das    ware    eine    ahnliche 
Melodiebildung,    wie    bei    der    asiatischen 
fiinftonigen   Skala  und  bei    den    altchrist- 
lichen  Ges'angen.    An  und  fur  sich  ist  es 
ja  ganz  gleieh,  ob  Olympos  den  einen  oder 
den  anderen  Ton  ausgelassen  hat,  aber   in 
dem   beruhmten  11.  Kapitel   bei   Plutarch 
heiBt   es    ausdrucklich ,    daB  Olympos    oft 
von  der  Mese  oder  auch  von  der  Paramese 
aus    mit   Uberspringung   der   diatonischen 
Lichanos  zur  diatonischen  Parhypatc  iiber- 
gegangen  und  so  der  EHindcr  des  enhar- 
monischen  Geschlechtes  geworden  sei.    Von 
einer  phrygischen  Mese  ist  dabei  nirgends 
die  Rede,  und  so  wird  es  wohl  dabei  blei- 
ben  miissen,  daB   Olympos   den    groBen 
Terzschritt  bevorzugt  hat   und   nicht    den 
kleinen,  wie  der  Verfasser  meint.     Beim 
Durchspielen  der  beiden  in  Delphi  aufgre- 
fundenen    Apollohymnusbruchstiicke    wird 
man  von  Anfang  bis  zu  Ende  an   die  plu- 
tarch-aristoxenische  Anekdote  erinnert,  und 
es   liegt   die    Vermutung   nahe,    daB    die 
Griechcn  bei  ihreu  hciligen  Gesangen  seit 
Olympos    diese    eigenartigen    melodischen 
Wendungen   nicht   nur  gem   anwendeten, 
sondern  den  Diatonos  [Lichanos]  iiberhaupt 
auslieBen.   Im  oberen  Tetracbord,  oberhalb 
der  Mese  ist  es  nicht  viel  anders,  und  e6 
tritt  nur  noch  der  Modulationston  hinzu, 
welcher  dicht  oberhalb  der  Paramese  sy- 
nemmenon  liegt  und  die  neuere  Enhannonik 
bewirkt.  Beziiglieh  der  letzteren  muB  darauf 
hingewiesen  werden,  daB  sich  die  Welt  seit 
BelTermann  in  einem  groBen  Irrtum  befand, 
indem  sie  glaubte,  der  griechische,  ohnehin 
sehr  kleine  Halbtonsehritt  sei  in  zwei  Teile 
zerlegt    worden.      Die    Berechnungen    des 
enharmonisehen  Geschlechtes  sind  seit  Ar- 
ehytas  immer  so   gewesen,  daB   die    Terz 
mit  dem   Zahlverhaltnisse   5 : 4    (bei    Era- 
tosthenes wenigstens  annahernd)  ausgedriickt 
wurdc,  und  so  wird  also,  wie  der  Verfasser 
S.  211  ganz  richtig  behauptet,  den  Gricchen 
die  Terzbedeutung  der  Tone  ins  Ohr  ge- 
gangen  sein.     Nur  ware  es  wunschenswert 
gewesen,  daB  die  Berechnungen  des  enhar- 
monisehen Geschlechtes,  in  welchem  diese 
Terz  offenbar  eine  groBe  Rolle  spielte,  mit 
angegeben  worden  ware.    Aristoxenos  mit 
seiner  mechanischen  Einteilung  des  Tetra- 
chordes  ist  in  diesem  Punkte  weit  weniger 
maBgebend,  als  die  Pythagoraer  mit  ihrcn 
Limma-undKommasehritten.  Olymposaber, 
der  weder  die    py  thagoraische ,    noch    die 
aristoxenische  Einteilung  des  Tetrachordes 
kannte,  wird  auf  seinem  Aulos  ein  unserer 
naturlichen    Terz    'ahnliches   Intervall    ge- 
blasen  haben.     Die  funftonigo  halbtonlose 
Skala,   die  nach   des  Verfassers  und  aller 
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KritiBche  Biicherschau. 


467 


vorurteil8freien  Musikgelehrten  Meinung  die  \ 
Grundlage  aller  Musik  bildet,  wird  zur  Zeit , 
des  Olympos  noch  Ublich  und  von  ihm  ' 
selbst  ebenfalls  angewendet  wordon  sein. 

Forsetzung  folgt.)  I 

A.  Thierfelder. 

Bichard  Wagner  anMathilde  We  sen  - 
donk.    Tagebuchblatter  und  Briefe.  , 
1853—71.  gr.  8«.  XXXII  und  366  ! 
Seiten.     Berlin,  Alexander  Dunker.  ' 
1904. 

Dieses    Buch    gehort    nicht   nur  zum 
Eigenartigsten  in  der  ganzen  Wagnerlitera-  j 
tur,  sondern  es  nimmt  ttberhaupt  eine  Aus- 
nahmestellung  in  der  Brief-  and  Bekennt- 
nisliteratur  groBer  Manner  ein.  Man  wiifite 
kaum  etwas  anzugeben,  was  man  ihm  zur 
Seite  stellen  konnte.     Goethe's   Briefe  an 
Frau  von  Stein  erinnern  durch  ihre  Glut, 
die  Tiefe   der  Empfindung,   dem  volligen 
Sichaussprechen  eines  Mannes  an  eine  Frau 
an  diese  Bekenntnisse,  in  ihrem  Charakter, 
sozusagen  ihrer  Tendenz,  sind  sie  grund- 
verschieden.     Vor  allem  geben  die  Briefe 
neue  Aufschlttsse  iiber  Wagner  als  Mensch, 
der  unendlich  steigt.  Dieses  Liebesverh'alt- 
nis  Wagner's  zu  Frau  Wesendonk,  von  dem 
man  manches,  im  Grunde  genommen  aber 
doch  nichts  wuBte,  erhebt  sich  so  eminent 
weit  iiber  das,  was  man  als  »menschlich« 
bezeichnet,  daB  hier  alles  verstummen  muB, 
was  die  Welt  dem  Menschen  Wagner  vor- 
zuwerfen  geneigt  war.     Das  Buch  gerade 
nach  dieser  Richtung  zu  >besprechen«,  wo- 
bei  man  das  Allerzar^este,  das  es  gibt,  be- 
riihren  miifite,  wolle  man  nicht  verlangen. 
Wer  Wagner  als  Mensch   verstehen  will, 
muB  dieses  Buch  als  wichtigstes  in  die  Hand 
nehmen.     Jeder    Mensch   von    Feingefuhl 
wird  eine  gewisse  Art  von  Scham  empfin- 
den,  daB  er  derartige  Bekenntnisse  lesen 
darf.    Wunderbare  Beispiele  von  Wagner's 
bekannter  Tierliebe  bringt  das  Buch  eine 
ganze  Anzahl.    Wieviel  tr'agt  ferner  dieses  j 
Buch  zur  Psychologic  der  beiden  Geschlech- 
ter  bei:   Frau  Wesendonk,  ein   feinfuhlig  i 
kiinstlerisches  Wesen,  ist  vor  ihrer  Bekannt-  | 
schaft  mit  Wagner  sozusagen  ein  unbeschrie-  . 
benes  Blatt.    Wagner  macht  sie  zu  der,  als  , 
die  sie  in  den  Briefen  dasteht :  er  haucht 
ihr  seine  Seele  ein..    Indes,  auch  hier  nur  | 
die  Andeutung.    Uberaus  wichtig  ist  dann  I 
das  Buch  wegen  der  Entstehung  mancher  j 
Werke,  besonders  des  Tristan  und  Parsifal. 
Wir  erfahren,  daB  die  Stoffe  dieser  Werke  | 
zuerst  ineinandernieBen  und  sich  erst  all-  I 
mahlioh    voneinander    loslosen,     daB    der 
Tristan  so  durchaus  eine  Frucht  von  War- 
ner's Verhaltnis  zu  Frau  Wesendonk  ist,  wie 
man  es  bis  dahin  nicht  annahm.    UberhauDt 
ist  gerade  diese  Liebes-  und  Leidensperioae 


die  weitaus  innerlich  fruchtbarste ;  alles  was 
spate r  kommt,  ist  in  dieser  Zeit  durchlebt, 
Parsifal  ebenso  wie  die  Gestalt  des  Hans 
Sachs.  Yon  ganz  besonderem  Interesse  ist 
die  kunstlerische  Tendenz  des  Parsifal,  die 
in  erster  Linie  Nietzsche  zum  scharfsten 
Gegner  Wagner's  machte.  Nietzsche's  An- 
sicht,  daB  Wagner  erst  in  Bayreuth  zur 
Mitleidsidee  kam,  ist  vollst'andig  hinfallig. 
Scharfer  als  in  dem  Tagebuch  vom  1.  Ok- 
tober  1868  hat  Wagner  seine  ganze  Theorie 
des  Mitleidens  auch  im  Parsifal  nicht  aus- 

gesprochen  und  im  Brief  76  S.  144  1869) 
eifit  es:  >genau  betrachtet  ist  Anfortas  der 
Mittelpunkt  und  Hauptgegenstand  ....  es 
ist  mein  Tristan  des  dritten  Aktes  mit  einer 
undenklichen  Steigerung«.  Das  ist  nicht 
allein  dieses  Umstandes  wegen  wichtig,  son- 
dern deshalb,  weil  der  so  ungemein  mitteil- 
same  Wagner  in  den  langen  Jahren  seines 
Verkehrs  mit  Nietzsche  sich  diesem  gegen- 
iiber  nicht  des  geringsten  dariiber  aussprach, 
eines  der  Beispiele  dafur,  dafi  Wagner  je 
nach  dem,  und  insbesondere  wenn  es  die 
letzte  kunstlerische  Absicht  eines  Werkes 
betrifft,  sehr  schweigsam  sein  konnte.  So 
ist  es  jedem  Wagnerkenner  eine  bekannte 
Sache,  daB  Wagner  iiber  den  >Ring«  sich 
verhaltnism'aBig  wenig  ausspricht.  Gerade 
iiber  dieses  Werk  geben  die  Briefe  gar 
keine  Auskunft;  es  ist  in  dieser  Zeit  voll- 
standig  in  den  Hintergrund  getreten.  Das 
darf  man  aber  unbedingt  sagen,  hatte  Wag- 
ner in  der  Zeit,  da  er  sich  intensiv  mit  dem 
>Bing«  beschaftigte,  j  em  and  gehabt,  dem 
er  sich  so  anvertraut  hatte  wie  Frau  Wesen- 
donk, wir  h'atten  iiber  manche  noch  sehr 
strittige  Frage  in  diesem  Werke  Auskunft. 
DaB  er  sich  z.  B.  Liszt  voll  ausgesprochen 
hatte,  dafur  liefern  verschiedene  Briefstellen 
den  Gegenbeweis.  Und  von  Freunden  war 
ihm  seit  Uhlig's  Tod  Liszt  sicher  der  ver- 
trauteste.  Wichtig  sind  die  Briefe  iiber  die 
Pariser  Bearbeitung  des  Tannh'auser,  die 
hiernach  als  die  einzig  giiltige  zu  gelten 
haben  wird,  hochinteressant  sind  seine  Be- 
merkungen  iiber  die  franzosische  Uber- 
setzung.  Das  sind  alles  nur  Andeutungen. 
Da  das  Buch  aber  zu  denen  gehort.  die 
eigentlich  jeder  lesen  muB,  so  kann  man 
es  bei  diesem  bewenden  lassen.  Zu  sagen 
ist  noch,  daB  der  Herausgeber,  Prof.  Dr. 
Golther,  die  Sammlung  mit  einer  sehr  will- 
kommenen,  vornehmen  Einleitung  versehen 
und  auch  zu  einzelnen  Briefstellen  kurze, 
nirgends  sich  aufdrangende  Anmerkungen 
gegeben  hat.  A.  H. 

Wotquenne ,  Alfred.  Thematisches 
Verzeichnis  der  Werke  von  Chr.  W. 
y.  Gluck  (1714  —  1787).  Deutsche 
tlbersetzung   von  Josef  Liebeskind. 

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468 


Besprechung  von  Musikalien. 


Breitkopf  und  Hartel.  1904.  gr.  8°. 
XI  und  246  Seiten.  Franzosische 
und  deutsche  Ausgabe.  Preis  je  Jl  15. 
Dieses  Buch  ffibt  trotz  der  Werke 
von  Schmid  und  Marx,  die  teilweise  stark 
anfechtbar  sind,  den  Grundstock  einer 
Gluckbiographie,  indem  es  einmal  das  Not- 
wendigste,  die  Bibliographie  in  Ordnunff 
bringt.  Ein  bewundemswerter  FleiB  una 
eine  ungemeine  Grundlichkeit  steckt  in  die- 
sem  Werke,  das  sich  ebenhurtig  den  Verzeich- 
nissen  Kochel's,  Jahn's  zugesellt.  Von  hier 
aus  kann  eine  Biographie  mit  Erfolg  in  An- 
griffgenommen  werden.  Interessant  ist  be- 
sonders,  was  sich  iiber  den  Telemacco  ergibt, 
n'amlich,  daB  diese  Oper  erst  1766  aufge- 
fuhrt  wurde,  und  es  sich  um  keine  Umar- 
beitun^  einer  1750  in  Rom  aufgefuhrten 
Oper  handelt.  Bekanntlich  ist  der  Tele- 
mach  die  wichtigste  Yor-Reformoper   und 


man  hatte  Muhe,  ihn  in  der  Zeit  von  1760 

zu  erklaren.    Gerade  der  bibliographische 

Teil  ist  in   Wotquenne's  Werk  ungemein 

I  wichtig ;    von    den   massenhafben    Entleh- 

:  nungen  aus  friiheren  Werken  bekommt  man 

I  erst  jetzt   eine  klare  Ubersicht  und  vollen 

Einblick.  DaB  einige  Werke  bei  Wotquenne 

I  fehlen ,  nambch  zwei  Oden  von  Klopstock 

»Der  Jtingling*  und  >An  den  Tod«,   Or- 

'  chestersatz  in  C-raoll  als  SchluBstuck  des 

2.  Aktes  der  >Iphigenie  en  Tauride*  bei 

Auslassung  des  Cnores :  »Contemplez«,  eine 

,  Kantate :  I  Lamenti  d'amore,  2  Arien  aus 

>Demofoonte«  und  ein  Konzert  fur  Flote, 

weistdasReferatim  >Musikalischen  Wochen 

blatt«  1904  Nr.  21/22  nach,  worauf  Inter- 

essenten  verwiesen  seien.    DaB  diese  leicbt 

zu  begreifenden    kleinen    Mangel   dem  so 

uberaus  trefflichen  Werke  keine   Einbufte 

tun,  braucht  wohl  nicht  gesagt  zu  werden. 

A.  H. 


Besprechung  von  Musikalien. 


Jan  Brandts  Bays,  Quintett  (D-dur) 
fiir  Flote  und  Streicbquartett.  Wien, 
Ludw.  Doblinger.  Partitur  Jl  2. — . 
Stimmen  ,  //  8. — .  Fiir  Klavier  zu 
4  Handen,  arrang.  vom  Kompo- 
nisten  M  8. — .  I 

Ein  in  seinem  Charakter  eigenartiges ' 
Werk:  ausgesprochene  Progammmusik  auf1 
dem  Gebiete  der  Kammermusik,  eigenartig  ' 


aber  besonders  durch  das  Programm.    Es 


sind  vier  Satze ,   mit  Worten   des   neuen 
Testamentes  uberschrieben,  die  Hirten  auf  \ 
dem  Felde,  die  Erscheinung  eines  Engels 
des  Herrn,  die  Weisen  aus  dem  Morgen- 
lande,  die  Verkiindiffung  des  Herrn,  daC  j 
heute  der  Heiland  geooren  ist.   Das  Ganze 
gleicht  also  in  der  Anlage  stark  dem  Hirten- ' 
spiel  an  der  Krippe  und  den  hi.  drei  Ko- 
nigen  in  Liszt's  Christus,  fur  welche  Teile 
Liszt  ja  auch  nur  Instrumentalmusik  ver- , 
wendet  hat.    Dies  dem  Komponisten  zum ' 
Vorwurf  zu  machen,  ware  toricht,  denn  die  ' 
hi.  Geschichte  kann  modernen  Komponisten  j 
ebenso  viel  Anregung  bieten  wie  fruheren.  \ 
Es  kommt  einzig  auf  die  Art  und  Weise 
an,  wie  der  Komponist  seine  Aufgabe  lost. ' 
Sehr   gliicklich  ist  die  Hinzuziehung   der 
Flote    zum  Streichquartett    und   innerlich 
ohne  weiteres  einleuchtend.  Zu  einem  mo-  ' 
dernen  Werke  stempelt  das  Werk  sofort  die 


Betonung  der  >Stimmung«,  die  Einleitung 
ist  mit  ihrer  veischwommenen,  dammerigen 
Melodie,  den  summenden  Bassen  granz  da- 
rauf  berechnet,  in  dieser  Art  zu  wirken. 
Eine  fromme  Weise  ist  das  sich  an- 
schlieCende  Pastorale,  auch  gliicklich  in 
der  Erfindung  und  schon  in  der  Stimmen- 
fuhrung.  Am  wenigsten  gelungen  scheint 
mir  der  zweite  Satz,  in  dem  der  Kompo- 
nist unternimmt,  den  gottlichen  Lichtfflanz, 
der  die  Hirten  umleuchtet,  zu  schiidern, 
n'amlich  mit  feinen,  kurzen  Noten,  die  wohl 
ein  unruhiges  Flimmern,  aber  keinen  gott- 
lichen Glanz  darzustellen  vermogen.  Der 
innerlichste  Teil,  und  dies  spricht  sehr  fur 
den  Komponisten,  ist  die  Anbetung  der 
Weisen,  wenn  auch  in  diesem  Liszt  in 
Melodie  und  Harmonien  spricht;  gelingen 
kann  aber  ein  derartiger  Satz  doch  nur 
einem  wirklichen  Kunstler;  die  Beifugung 
des  Chorals  ist  durchaus  in  der  Situation 
und  kun8tlerisch,  erst  unsere  nuchterne  und 
realistische  Zeit  konnte  ein  solches  Gewicht 
auf  Anachronismen  legen.  Der  letzte  Satz 
gibt  am  wenigsten  Innerlichkeit,  arheitet 
etwas  stark  mit  dem  Material  und  legt  zu 
viel  Gewicht  auf  die  'aufiere,  nicht  innere 
Freude  ttber  die  Greburt  dea  Herrn.  — 
Buys,  von  dem  ich  weiter  kein  Wort  kenne 
(das  Quintett  tragt  auch  keine  Opuazahl), 
ist  jedenfalls  ein  Komponist,  der  von  der 
HeerstraCe  abweicht,  modern,  wenn  auoh 

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fiosprecbuDg  von  Musikalien. 


469 


nicht  darchaus  neu,  aber  ein  Kunstler  rait 
Poesie  und  Glauben.  Im  ubrigen,  und  dies 
rechtfertige  die  ausfuhrlichere  Besprechung, 
ist  dies  Werk  wieder  eines  jener  Zeugnisse 
des  Erwachens  st'arkeren  kirchlichen  Sinnes 
in  der  Musik.  Es  miifcte  doch  eigentum- 
lich  sein,  wenn  Werke  wie  der  Parsifal, 
der  Christus,  auch  die  Bruckner'schen 
Messen,  keine  starker  religios  metaphy- 
.  sische,  nicht  etwa  rein  philosophische  Zeit 
voraus  verkiindeten.  Als  ein  kleines  Bei- 
spiel  der  Nachfolge,  zumal  auf  dem  Gebiete 
der  Kammermusik,  hat  dieses  Quintett 
einige  Bedeutung.  A.  H. 

Werke  aua  dem  Verlag  Breitkopf  und 
Hartel  in  Leipzig. 

Capellen,  Georg.  Op.  26.  Shogaku 
Shoka,  Japanische  Volksmelodien. 
A  3.—. 

Capellen  hat  eine  Reihe  japanischer 
Kinderlieder  als  zweih'andige  Klavierstiicke 
bearbeitet;  die  Melodien,  von  Is  aw  a,  dem 
Direktor  des  Lehrerseminars  in  Tokyo,  ge- 
eammelt,  sind  dem  Europ'aer  durch  die 
{philologisch-kritiBche}  Arbeit  RLange's 
Mitt.  d.  Semin.  f.  orient.  Spr.  zu  Berlin, 
III.  Abt.  1,  1900;  zug'anglich  geworden. 
Die  leicbt  spielbaren,  zum  groBeren  Teil 
recht  wohlkhngenden  Stiicke  werden  vielen 
Musikfreunden  willkommen  sein.  Es  wiirde 
genugen,  dies  zu  konstatieren,  wenn  nicht 
Capellen  in  einer  kurzen  Vorbemerkung 
durch  den  Hinweis  auf  mehrere  wissen- 
schaftliche  Arbeiten  iiber  japanische  Musik 
den  Anschein  erweckte,  als  wolle  er  das 
europ'aische  Publikum  mit  dem  Wesen 
ostasiatischer  Musik  bekannt  machen.  Es 
kann  nicht  genug  betont  werden,  daB  Har- 
monisierungsversuche  hierzu  nicht  nur  un- 
geeignet  sind,  sondern  das  gerade  Gegen- 
teil  des  Beabsichtigten  bewirken.  Harmonie 
ist  der  ostasiatischen  —  wie  fast  aller  auBer- 
europaischen  —  Musik  ebenso  fremd,  wie 
sie  in  unserem  musikalischen  BewuBtsein 
vorherrscht.  Alle  einzelnen  Eigentumlich- 
keiten  der  japanischen  Musik  —  pentato- 
nische  Leitern,  intermediare  Intonation  von 
Terzen  und  Sexten,  Mangel  von  Tonika, 
Leitton  und  Tonalitat  in  unserem  Sinne, 
Teilschliisse  auf  der  zweiten  Stufe  usw.  — 
wurzeln  in  der  Homophonie  und  werden 
durch  Harmonisierung  unrettbar  verwischt. 
Die  Kluft  ist  uniiberbrtickbar,  Kompromisse 
von  vornherein  aussichtslos.  C.'s  Bearbei- 
tungen  bestatigen  diese  Ansicht.  Verhalt- 
nismaGig  am  wenigsten  sprode  verhalten 
rich  noch  die  von  I  saw  a  selbst  kompo- 
nierten  Melodien.  "Wer  eine  ^roBere  2Jahl 
alter  japanischer  Melodien  einerseits,  die 
Beformbestrebungen  der  heutigen  Japaner 


andererseits  kennt,  wird  sich  des  Verdachtes 
kaum  erwehren  konnen,  daC  Isawa's  Me- 
lodien schon  stark  unter  europ'aischem  Ein- 
fluB  stehen  (vgl.  namentlich  Nr.  VI.,  XI. 
—  dessen  Bearbeitung  an  Humperdinck 
anklingt  — ,  XII).  C.  sah  sich  genotigt,  mit 
dem  Dominantakkord  zu  schlieBen  (I,  IX) 
Vorzeichen  (VIII;  und  Leittone  (III;  ein- 
zufuhren,  die  der  Melodie  fremd  sind,  selten 
vorkommende  Durchgangstone  zur  Tonika 
zu  erheben  (VII;  usw.  Seltsame  Harmonien 
und  unerwartete  "Wendungen  der  Modula- 
tion vermogen  wohl  den  Eindruck  des 
Fremdartigen  zu  erzeugen,  man  wird  sich 
aber  huten  miissen,  die  Stimmung  als  >ja- 
panisch*  miBzuverstehen.    v.  Hornbostel. 

Handel,  Orgelkonzert  op.  4  Nr.  2 
(Max  Seiffert)  Partitur  M  3.  Orgel- 
und  Cembalostimme  M  1,50.  Or- 
chesterstimme  M  0,30. 

Collegium  musicum.  Fasch,  Trio  fur 
2  Violinen  und  Violincello  (Basso 
continuo)  in  F-dur  (Nr.  11)  und 
G-dur  (Nr.  12),  Gluck,  Trio  in 
A-dur  (Nr.  34)  (Hugo  Riemann). 
Klavierstimme  Ji  3.  Streichstimme 
je  j*  0,60. 

Mozart,  Konzert  in  D-dur  fur  Horn, 
Ausgabe  fiir  Viola  und  Pianoforte 
von  Gaston  Marchet,  kompl.  Ji  2,60. 

Schubert,  Messe  in  G-dur.  Klavier- 
auszug  mit  Text  von  Fr.  Spiro.  Jl  3. 

Liszt,  Orpheus,  Les  Preludes,  fur  Kla- 
vier  arrangiert  von  A.  Stradal,  a  Jl  3. 

Das  Handel'sche  Orgelkonzert  ist  das 
zweite  der  1738  bei  "Walsh  in  London  er- 
schienen  ersten  sechs  Orgelkonzerte.  Die 
Seiffert'ache  Bearbeitung  berucksichtigt 
alles,  was  die  Musikwissenschaft  in  bezug 
auf  die  Spielmanieren  jener  Zeit  zutage 
gefordert  hat.  Wichtig  ist,  daB  besonders 
auch  den  Verzierungen  und  Manieren  Rech- 
nung  getragen  ist  und  diese  Bearbeitungen 
deshalb  ganz  aus  friiherer  Praxis  geschopft 
sind.  Auf  Handel's  Werke  und  zwar  ge- 
rade  seine  Konzerte,  kann  in  unserer  Zeit, 
die  so  sehr  von  Bach  beeinfluBt  ist,  immer 
und  wieder  nicht  ernstlich  genug  hinge- 
wiesen  werden.  —  Von  den  Bearbeitungen 
Riemann's  ist  friiher  schon  die  Rede  ge- 
wesen.  Sie  arbeiten  mit  stark  polyphonem 
Apparat  und  sind,  fur  mein  Gefuhl,  beson- 
ders auch  wegen  ihrer  Rhythmen  zu  kiinst- 
lich.  Ob  es  nicht  einen  kleinen  Eingrifif 
bedeutet,  wenn  das  Thema  des  Allegro  in 
dem  Gluck^chen  Trio 

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470 


Zeitschriftenschau. 


in  dieser  Gestalt: 


m 


r^ 


gebracht  wird,  stelle  ich  der  offentlichen 
Beurteilung  anheim.  Wotquenne,  in  seinem 
Verzeichnis  der  Werke  Gluck's,  zitiert  erstere 
Fassung,  die  Riemannsche  wiirde  sich 
eventuell  bei  der  Repetition  empfehlen.  In 
der  Gluck'schen  Epoche  bereits  die  Echo- 
effekte  zu  ignorieren,  habe  ich  bis  dahin, 
wenn  die  ifomponisten  nicht  ganz  beson- 
ders  ihren  Willen  kundgeben,  in  der  Praxis 
keinen  Anhalt  gefunden.  Selbst  die  Mo- 
zart'sche  Epoche  arbeitet  damit  noch  sehr 
stark,  ohne  daC  diese  dynamischen  Effekte 
besonders  angemerkt  waren.  Dem  moder- 
nen  Mensch  erscheinen  vielleicht  diese  so 
simpeln  Vortragsmanieren  in  der  Musik 
dieser  Zeit  zu  haufig;  das  Empfinden  dieser 
Zeit  von  dem  unsrigen  abh'angig  zu  machen, 
halte  ich  nicht  fur  richtig.  EchoefFekte 
hiibsch  und  fein  gebracht,  wirken  in  dieser 
idealen  Gesellschaftsmusik  so  zwanglos  und 
reizend,  daC  selbst  ein  modern  una  natttr- 
lichempfindender  Mensch  seine  Freude  daran 
hat.  Bedeutend  ist  das  F-dur-Trio  von 
Fasch,  ein  Stiick  von  ausgezeichneter  Arbeit 


und  in  dieser  Beziehung  an  die  besten  Zei- 
ten  des  Triosatzes  erinnernd;  starker  als 
bei  anderen  tritt  das  Violoncello  mit  selb- 
standigen  Figuren  hervor.  Ganz  prachtig 
ist  der  Aufschwung  im  ersten  Allegro  zu 
einem  figurierten  Konenakkord;  schade, 
daB  das  Klavier  die  beantwortende  kon- 
zertierende  Cellofigur  ebenfalls  mit  Sechzehn- 
teln  etwas  unterdriickt.  —  Das  Mozarfsche 
Hornkonzert  fiir  Bratsche  zu  ubertragen.  ■ 
halte  ich,  wenn  man  Transskriptionen  gel- 
ten  1'aBt,  fur  einen  ganz  verniinftigen 
Gedanken;  der  Hornklang  kommt  verhalt- 
nism'afiig  auf  der  Bratsche  ganz  gut 
zur  Geltung.  Das  Konzert  hat  nur  zwei 
Allegros'atze,  ist  einfach  und  anspruchslos. 
ajper  einige  Wendungen  im  zweiten  Satze 
zeigen  doch  schnell,  mit  wem  man  es  zu 
tun  hat.  Mozart  hat  es  mit  drei  anderen 
Konzerten  fiir  den  Hornisten  Leutgeb,  den 
er  kiinstlerisch  nicht  sehr  hoch  einschatzte 
und  an  dem  er  seine  Laune  in  der  tiber- 
mutigsten  Art  oft  auslieB,  komponiert.  — 
Uber  die  kleinen  Fehler  der  G-dur-Messe 
Schuberts,  die  in  der  Gesamtausgabe  der 
Werke  dieses  Meisters  vorhanden  sind,  hat 
Fr.  Spiro  in  dieser  Zeitschrift  ;V.  2j  be- 
richtet.  Jetzt  liegt  zum  erstenmal  ein 
von  diesen  und  von  anderen  Fehlern  ge- 
s'auberter  Klavierauszug  des  prachtigen 
Werkes  vor,  das  Schubert  mit  18  Jahren 
komponierte.  —  Von  den  Bearbeitunpen 
Stradal's  von  Liszt'schen  Werken  ist  firuner 
die  Rede  gewesen  V,  8.  S.  338);  sie  sind 
sehr  geschlckt  und  diirfen  kiinstlerischen 
Anspruch  erheben.  A.  H. 


Zeitschriftenschau. 


Verzeichnis  der  Abkiirzungen  siehe  Zeitschrift  V,  Heft  1,  S.  43. 


Abell,  M.    The  Frankfort  festival,  MC  25, 
24. 

Albrecht,  A.     Indianische  Musik.     Zeit: 
(Wien),  600. 

Altmann,  W.  Brahms'  Jugendlieben.  Zeit 
606.  I 

—  Zur  Geschichte  der  Konigl.  PreuBischen  | 
Hofkapelle,  MK  3,  19. 

Anonym.  A  father  of  music  (Carissimi), 
MT  737.  ~  Aus  Lyra's  musikalischen  Er- 1 
lauterungen  von  Luther's  deutscherMesse, 
Si  29,  6fif.  —  Das  25jahrige  Jubilaum 
des  Evangelischen  Kirchengesangvereins 
fiir  Hessen  in  Darmstadt  (16.  Mai  ff . , 
ibid.  u.  CEK  18,  7  '8  von  H.  Sonne.  — 


Conried  uber  Parsifal,  New  York,  AMZ 
31,  27.  —  Der  gregorianische  KongreB 
in  Rom,  KVS  19,  1.  —  Die  Gewand- 
hauskonzerte  in  Leipzig.  Leipziger  Volks- 
zeit.  146.  (Ausfuhrliche  Kritik  der  Ge- 
wandhausverhaltnisse.)  —  Die  13.  Zente- 
narfeier  zu  Ehren  Gregors  des  GroBen 
in  Rom,  GBo  21,  6.  —  Het  Muziekfest 
te  Utrecht,  Cae  61,  7.  —  Influence  of 
the  Russian  Liturgy,  Bibliotheca  sacra 
Kegan  Paul)  Jan.  —  Music  loan  exhi- 
bition at  Fishmongers  Hall,  Musical  Stan- 
dard 22,  649.  —  Musical  copyright  bill 
1904,  M.  Standard  22,  648.  —  Musical 
copyright  bill  1904.  Musicians'  and  pub- 
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Zeitschriftenschau. 


471 


lishers  protest,  Musical  Standard  22,  549. 
—  The  lower  Rhine  musical  festival  at 
Cologne,  MT  737.  —  Zur  Klarung  betr. 
Kirchenmusik\  MS  36,  7.  —  Zur  Pro- 
grammfrage,  SMZ  44,  22.  —  Zur  Richard 
Wagner-Biographic ,  Norddeutsche  allg. 
Zeitung  118.  —  Richard  Wagner  an 
Mathilde  Wesendonk,  L  27,  18.  —  Neues 
Motu  proprio  Pius1  X.,  betr.  vatikanische 
Choralausgabe,  C  21,  6.  —  National  fede- 
ration of  musical  clubs,  MC  25,  1.  — 
Musings  without  method,  Blackwood's 
magazine,  Feb.  —  Beethoven's  Korrespon- 
denz.  Revue  de  Paris,  15.  Jan.  —  Motu 

Eroprio  .  .  .  Civilta  cattolica,  2.  Jan.  — 
ireve  Pius  X.  an  den.Abt  der  Bencdik- 

tiner  von  Solesmes  tUbersetzung,    betr. 

Kirchenmusik),  GR  3,  7. 
Averkamp,  A.  De  Katholieke  Kerkmuziek 

en  de  »Motu  proprio «  etc.,  Cae  61,  7. 
—  Das  Urteil  zweier  Franzosen  iiber  Kir- 

chenmuBik.  ;Saint-Saensim  Figaro,  7.  Mai 

und  J.  Bellaigue  in  der  » Revue  des  deux 

mondes.«)  WvM  11,  27. 
Batka,  R.   Meyer's  groGes  Konversations- 

lexikon  (betr.  Musikartikel),  NMZ  25,  20. 
Bedart,  G.  Le  festival  Rhenan  a  Cologne, 

MM  15,  12. 
Bernstein,  D.,  M.  J.  Glinka,  NMP  13,  13. 
Bertini,  P.     Per  Giuseppe  Joachim,  MM 

9,  102. 
Bie,  a     Suiten,  AMZ  31,  27. 
Bonaventura,  A.    La  Celestiua.    Ti*agi- 

commedia  vonMelibea  Pedrell.  MM 9, 102. 
B.,  A.    Saint-Saens  Helene,  MMR  403. 
Campbell,  J.,   and  Poster,  B.    How  to 

enjoy  orchestral  concerts,  Girls  own  paper. 

Febr. 
Chop,  M.    Richard  Wagner  im  Lichte  der 

Kritik  seiner  Zeit,  T'agl.  Rundschau  118. 
Cohen,  Domkapellmeister.    Rede  .  .  .  auf 

der    Generalversammlung   des   Cacilien- 

vereins  in  Essen  gehalten,  GBo  21,  6. 
Crotched,  D.  The  tercentenary  exhibition 

of    the    Musicians'     Company    (eroffnet 

27.  Juni  in  Fishmonger's  Hall  London;. 

Mit  vorziiglichen  Abbildungen,  u.  a.  ein 

Haydnbild  aus  dem  Jahre  1791/2,  MT  737. 
Curzon,  11.  de.     Adam  de   la  Halle  et  le 

Jeu  de  Robin  et  Marion,  GM  50,  27/28. 
D.,    A.     Musik  -  Spezial  -  Instrumente    im 

Orient,  Zfl  25,  24. 
Jaques-Dalcroze,  E.    Einige  allgom.  Be- 

tracht.  iiber  d.  5.  schweiz.  Musikfest  in 

Bern,  SMZ  44,  22. 
David,  C.   The  new  theatres  of  Now  York 

Architectural  Record,  New  York,  Jan. 
Decsey,   E.     Ein   italienischer  Lohengrin 

(in  Triest),  MK  3,  19. 
Deleu,  E.  Die  Wiege  des  Wiener  Ballctts, 

BW  6.  18. 
Dokkum,  C.  van.   Richard  Hoi,  Cac  61,  6. 


Draheim,  H.  Goethe's  Balladen  inLoewe's 

Komposition.     Eine  Erkl'arung  des  Ton- 

satzes,  BfHK  8,  10. 
Droste,  C.    Enrico  Caruso,  BW  6,  18. 
Dubitsky.  F.  Gustav  Weber  —  Peter  Gast 

(Aufklarung  iiber  Anonyma). 
E.,  F.  G.  Dr.  Charles  Burney  (1726— 1814  . 

A  biographical  sketch.    Mit  einem  zum 

erstenmal  veroffentlichten  Bild  von   Sir 

Joshua  Reynolds,  MT  737. 
Ebstein,  W.    Uber  Referenten,  Rezensen- 

ten,  Kritikaster  u.  Kritiker,  Umschau  8. 

24/26. 
Eccarius-Sieber,  A.  Aufruf  an  die  musi- 

kalischen  Leiter  unserer  deutschen  Buhne 

(tritt  fur  Kistler  ein\  RMZ  9/11. 

—  Die  Bestrebungen  zur  Hebung  des  Musik- 
lehrerstandes,  MWB  36,  27. 

—  Musikfest .  . .  Koln,  NMP  13,  13. 

—  Tonkunstlerfest  Frankfurt,  KL  27,  13. 
Eicbholz,  J.   Zur  Versicherungspflicht  des 

unteren  Biihnenpersonals,  Frauen-Rund- 

schau  6,  21. 
Ertel,  P.     Zum  Kapitel  >Hoheres  Kunst- 

intcresse«,  DMZ  36,  27. 
Estree,  P.  d'.  L'ame  du  comedien,  M  70,  27. 
Faguet,  E.  Beethoven  chez  lui.  La  Revue  7. 
Fischer,  E.    Ein  Beitrag  zur  Geschichtc 

der  Orgel-  und  Klavierbauer  Friederici 

in  Gera,  Zfl  30,  24. 
Poloh  y  Torres.   Festa  de  la  musica  cata- 

lana,  R.  m.  catalana  1,  7. 
Freyer,  J.  Deutsches  Kunstrecht.  L  27, 18 
Friedrichs,  K.   Gegenw'artiges  Verh'altnis 

der  Padagogik  zur  Musik  jus  Erziehungs- 

mittel  und  zur  Tonkunst  an   sich  (Vor- 

trag),  P'adagog.  Abhandlungen  (Bielefeld) 

9    9 

Fuchs,  W.    Orlando  di  Lasso,  RMZ  9  11. 

Gedalge,  A.  Les  rapports  de  Tharmonie 
et  du  contrepoint;  definitions  et  consi- 
derations g6n6rales,  RM  4,  13. 

Oilman,  L.  »  Parsifal*  and  its  significance, 
North  American  Review.  Jan. 

Go ep fart,  K.  Die  Corneliusfesttage  in 
Weimar  (aus  W.  N.  K;  DMZ  36,  26. 

Groeg,  E.  Johannes  Brahms,  Sozialistische 
Monatshefte  Jan. 

Hahn,  A.  Das  Vaterunscr  von  Possart- 
Rohr,  NMZ  26.  20. 

Hanchett,  G.  Normal  position  of  the  pia- 
nist's hand,  Musical  Standard  22,  650. 

Hasse,  M.  Die  Corneliusfeier  in  Weimar, 
MWB  36,  29  30. 

Hartmann,  L.  Orlando  di  Lasso,  Si  29, 6/7. 

Heuss,  A.  The  > Dresden  Anient  in  the 
first  movement  of  Mendelssohn's  » Re- 
formation* symphony  aus  den  Signalen). 
MT  737. 

Hoi,  C.    Lohengrin-opvoering,  Cac  61,  7. 

J.,  A.  J.    Johannes  Brahms,  MT  737. 

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472 


Zeit8chrifteD8chau. 


Jong,  J.  de.    Berlioz  als  Kritiker.    Onze 

Eeuw,  Harlem,  Jan. 
Istel,   E.   Lortzing  und  das  Urheberreeht. 

NMZ  25,  19. 

—  Jean  JacquesRousseaus  musikgeschichtl. 
Stellung  [aus  Miinchen.N.N.;  AMZ  31, 26. 

Kalischer,  Chr.    Hektor  Berlioz  Uber  L. 

van  Beethoven,  Voss.  Zeitung  15  17. 
Katt,  Fr.     Asiatische  Musikt  RMZ   9/11. 

—  Das  lustige  Wien  des  vorigen  Jahrhun- 
derts  {StrauB  betrefT.),  RMZ  9/11. 

Keeton,  E.     M.  J.  Glinka,  MMR  403. 
Kesser,  H.    F.  v.  Hausegger's  »Gedanken 

eines  Schauendenc  (Bespr.l.  NZfM  71,29. 
Klein,  L.    Musikleben  in  Manchester  und 

das  Halle-Orchester,  S  62.  40  41. 
Kliebert.      Die    Konigl.    Musikschule   in 

Wiirzburg,  MK  3,  19. 
Kloss,  E.     Bavreuth  1904,   NMZ   25.   20; 

NZfM  71,  28. 

—  R.  Wagner  und  M.  Wesendonk.  MWB 
35,  29/30. 

Kobbe,  G.    Wagner  and  his  music-dramas 

-Illu8.}.   Booklover's  magazine,  New  York 

Febr. 
Kohut,   A.     Johann   Adam    Hiller    f»un- 

sterbliche  Bedeutung  ...  in  seinen  Sing- 

spielen  .  .  .«),  NMZ  25,  19. 
Komorzynsky,  E.  von.    Die  Zukunft  der 

Wiener  Kirchenmusik   (gegen  den  Aufs. 

von  R.  Glickh;,  Osterr.  Volksz.  130. 
Krause,    E.      Tonkunstlerfest  Frankfurt, 

BfHK  8,  10. 

—  2.  bayr.  Musikfest  ibid. 

Krehbiel,   H.     The  sixteenth   Cincinnati 

festival.  MT  737. 
Kruse,  R.   Vater  Hiller  und  seine  >Jagd«. 

NMZ  25,  19. 
Lamar che,    L.      Comment    composaient 

les  grands  musiciens,  MM  15,  12. 
Lepidoth-Swartb.  Vacarescos  rumaniscbe 

Volksges'ange.     De  Gids  (Luzac^.  Jan. 
Lessmann,  O.     Ein  Vergessener  (Hiller , 

AMZ  31 ,  26. 
Liebich  F.  Con  sordini,  Musical  Standard 

22,  549. 
Lindner,  A.     Von   den   Wiener  Theatern 

1903/4,  BW  6,  18. 
Lliurat,  F.     Questions  vellas,  R.  m.  cata- 

lana  1,  7. 
Louis,  R.  Musikfest .  .  .  Regensburg,  NMZ 

—  Die  Weimarer  Cornelius-Feier ,  NMZ 
25,  19.  —  Tonkunstlerfest  Frankfurt. 
(Mit  Anm.  der  Rcdakt.)  ibid. 

Lucchesi,   R.     Germanism    in   Amerika, 

MC  25,  1. 
Malherbe,  Ch.     Ouelques  lettres  inedites. 

RM  4.  13. 
Mauclair,  C.    Liszt  in  Frankrcich  und  sein 

uugcnblirldichor  EinlluG  (ub.  von  Wiilielm 

Thai    NMZ  25,  19. 


Mangavitesco,  M.  Quelques  mots  sur  1& 
musique  populaire  en  Romaine,  GM  60, 
27/28. 

Mangeot,  A.  Les  siffleurs  (betreff.  Beetho- 
ven-Konzertvortrag  von  Paderewski,  mit 
»Meinungen  franz.  Autoren  uber  Wert 
und  Unwert  des  Konzertes«,  MM  15,  12. 

—  M.  Ch.  Tournc  mire  (Organist^,  MM  15, 12. 
Menzel,    A.      Herder's   Beziehungen    zur 

Musik,  NMZ  25,  20. 
Milligen,   S.   van.     Musikfest  .  .  .    Koln 
Cae  61,  6. 

—  f  Daniel   von  Goens  (1858— 1904)  ibid. 
Mojsi80vics,     R.    von.      Neue    Bahnen. 

Probleme    der    musikalischen    Moderne. 

I.  Moderne  Harmonik.   II.  Das  Kamnier- 

musikproblem,  MWB  35.  29/30. 
Mlille r-Reuter,  Th.  Die  Anstalt  fur  musi- 

kalisches  Auffuhrungsrecht  der  Genossen- 

schaft  deutscher  Tonsetzer,  RMZ  9/11. 
Miinzer,    G.     Ubungen    ini    Musikhoren. 

KW  17,  20. 
Musselmann,  E.  von.  Exaggerated  accents, 

M.  Standard  22,  548. 
Nrefi,  K.  Biographien  schweiz.  Tonkiinstler, 

SMZ  44,  20. 
Niggli,  A.    5.  schweiz.  Tonkunstlerfest,  S. 

62,  40  41* 
Nijevelt,  Z.  van.    Unsichtbares  Orchester? 

WvM  11,  26. 
N[olthenius ,    H.     Musikfest  in  Utrecht, 

WvM  11,  27. 
Obrist,  A.     Die  Corneliusfeier  in  Weimar 

(mit  redaktionellen  Bemerkungen\  NZfM 

71,  26/27. 
Ochlerking,  Karl  Hirsch,  BfHK  8.  10. 
Peltzer,  E.   Was  ist  zu  beachten  bei  dera 

Vortrage  ciner  Kirchenkomposition,  GB1 

29,  6. 
I  Pesci,  U.  Gli  »Urbein«  di  Bologna,  MuM 
;     59,  11. 

Petsch,  R.    Dio  Kuustlehre  der  leister- 
singer*  und  Immanuel  Kant,  BB  4 '6. 
Prout,E.  Sonic  forgotten  operas :  II.  Sphors 

>Jcssonda«.  MMR  403. 
Putmann,    M.     Albert    Lortzing,   NMP 

13,  14. 
Refardt,  E.     Das  V.  schweizerische  Ton- 
kunstlerfest (Bern  25/26.  Juni  1904 »,  NZfM 

71,  28. 
Re  mi.      Le   Festival    de    Francfort-sur-le 

Main,  MM  15,  12. 
Richard,  A.  Rosa  von  Milde.  NMZ  25. 19. 
Riemann,  L.     Das  Volksurteil  im  Volks- 

lied.  —  Wettbewcrb   der   »Wochc«    ab- 

wcisend  ,  RMZ  9/11. 
-  Akustik-Musikpraxis,  KL  27,  13. 
Ritter,    H.       Die    Hundcrtjahrfeicr    der 

Konigl.    Musikschule    Wiirzburg,   MWB 

35,  29/30. 

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Buchhandler-Kataloge. 


473 


Hoovaart,  M.  C.  van  de.     Musikerverhiilt- 

nisse  in  Holland,  DMZ  35,  28. 
Rupp,   £.     Die  Disposition,  Anlage  und 

Mensurverh'altnisse  des  Orgelspieltisches, 

Zfl  28,  24. 
8.,  F.     Die  auBerdienstl.  Verwendung  der 

Militarmusik,  DMZ  35,  30. 

—  Zur  Auffuhrungssteuer.  Die  Pauschal- 
vertrage  ungiiltig,  DMZ  36,  26. 

—  Gastwirt  kontra  Militarbehorde,  DMZ 
35,  28. 

8.,  R.    La  question  des  droits  d'auteur  en 

Allemagne,  GM  50,  27/28. 
Scherber,  F.    Carl  Reinecke,  NMP  13, 14. 
Schmidkunz,  H.    Musikasthetik  als  Lehr- 

fach,  NZfM  71,  26/27. 
Schmid,    A.     Frauenstimmen    auf    dem 

Kirchenchor,  Theol.  prakt.  Monatsschrift 

14,  9,  und  MS  36,  7. 
Schmid,  T.     Choralreform.    Stimmen  aus 

Maria-Laach,  Jan. 
8chmitz,  E.    Studien  iiber  W.  C.  Prints 

als  Musikschriftsteller,  MfM  36,  6/7. 
Schone,  H.    Georg  Friedr.  Bischoff,   der 

Begriinder  der  deutschen  Musikfeste  usw., 

geb.  1780,  KL  27,  13. 
Segnita,  E.    Karl  Reinecke,  NMZ  25,  18. 
8eidl,  A.     Eine  Corneliusfeier  in  Weimar, 

BfHK  8,  10. 

—  Ein  Tonkunstlerfest  und  ein  Fest  der 
Tonkunst  (bezieht  sich  auf  Frankfurt  und 
Weimar),  NMP  13,  13. 

Stieglitz,  Olga.  Die  Musik  auf  deni  inter- 

nat.  Frauenkonp-eC,  KL  27,  13. 
Storck,  K.     Musikalische  Rundschau,  die 

Oper,  Westennanns  ill.  M.  48,  10. 
Souza,    R.   de.     Vincent   d'Indy.     Revue 

Universelle,  Jan. 
Tappert,  W.    Marschmusik,  RMZ  9/11. 
Teibler,  H.     Das  zweite  bayrische  Musik- 

fest  in  Regenshurg,  NMP  13,  13. 


Terpitz,  C.  von  und  Meysenburg,  M.  von. 

Wagner-Erinnerungen,  NMZ  25,  20. 
Thiessen,  K.  Harmoniumliteratur,  NZfM 

71,  29. 
Tobler,   A.     Der   Volkstanz   im  Appen- 

zellerlande.    Schweizerisches  Archiv  fur 

Volkskunde  8,  1  ft'. 
Viotta,  H.  Richard  Hoi  als  schrijver  over 

muziek,  Cae  61,  6. 
Waite,  A.  E.     The  Legend  of  the  holy 

Grail,     florlick's  magazine  16  Jan. 
Walter,  E.   Wagner  and  the  Grail  legend. 

Bookman,  New  York,  Jan. 
Watson,  E.    The  early  english  viols  and 

their  music.  Musical  Standard  22,  549. 
Weinreich,    O.     Brahms1  Geburtshaus,  S 

62,  40/41. 
Wilde,  J.  de.    Zwei  Gedichte  von  einem 

unbekannten  Dichter  (J.  D.  C.  van  Dok- 

kum  auf  Beethoven's  neunteSinfonie  usw.), 

WvM  11,  26. 
Will,  J.    Anton  Dvorak  ^Personliche  Er- 

innerungen),  NZfM  71,  26/27. 
Wiltberger,  A.  Uber  den  Vortrag  'alterer 

Kirchenmusik.   (Nach  Berichten  aus  dem 

Jahre  1851),  GB1  29,  6. 
Wolff,  K.    Bram  Eldering,  RMZ  9/11. 
Wolfrum,  Ph.     Zur   40.  Tonkiinstlerver- 

sammlung  usw.   (scharfe  Polemik,  u.  a. 

fegen    die    moralische    Entriistung    der 
'resse  iiber   Charpentier's    »La  vie    du 

poete«),  AMZ  31,  27. 
Zabludoweky,  J.    Uberanstrengung  beim 

Musizieren.    (Vortrag  —  Stettin  —  Verein 

fur  Volkshygiene),  AM  31,  28/29). 
Ziohy,  G.     >Franz  Liszt* ,   Erinnerungen, 

Deutsche  Revue,  Mai. 
Ziehn,  B.    Der  Nestor  der  ainerik.  Diri- 

genten  iTheodor  Thomas),  AMZ  31,  30/31. 


Buchhandler-Kataloge, 


Harold  &  Co.  201  A,  Shaftesbury,  Avenue 
London  W.C.  Catalog  of  Music  and 
musical  literature.  Nr.  18  J 904)  [Ancient 
and  modern)  Second-hand. 

Oelsner,  Verlag,  Antiquariat,  Bueh-  und 
Musikalienhandlung.    Leipzig,  Neumarkt 


30.  Katalog  Nr.  38.  Knthalt  Musik  jeder 
Art,  ferner  Bucher  iil>er  Musik,  darunter 
an  alteren  Werkcn  Mar purg :  Anfangs- 
grunde  der  theoretischen  Musik,  1757, 
dessen  Handbuch  bei  dem  Generalbasse 
und  der  Komposition,  Mattheson: 
•  Kleine  GeneraloaGschule  1735. 


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474  Mitteilungen  der  >Internationalen  Musikgesellschaft*. 

Mitteilungen  der  „Internationalen  Musikgesellschaft". 


Ortsgruppen. 

London. 

At  the  musical  Association:  -  (A)  On  Tuesday  12th  April  1904,  Mr.  Algernon 
Rose  lectured  on  Primitive  African  Instruments;  Mr.  T.  L.  Southgate  in  the  chair; 
discussion  by  Chairman,  and  Messrs.  D.  J.  Blaikley,  W.  H.  Thelwall,  and  lecturer. 
B)  On  Tuesday  10th  May  1904,  Dr.  W.  H.  Cummings  read  a  paper  criticising  the 
details  of  Chrysander's  "performing  edition"  of  Handel's  "Messiah";  Dr.  Charles 
Maclean  in  the  chair ;  discussion  by  Chairman,  and  Messrs.  F.  G.  Edwards,  Otto  Gold- 
schmidt,  T.  L.  Southgate,  and  lecturer.  (C)  On  Tuesday  14th  June  1S04,  Mr.  Donald 
Francis  Tovey  read  a  paper  on  ''Permanent  Musical  Criteria";  Mr.  T.  L.  Southgate 
in  the  chair;  discussion  by  the  Chairman,  Mr.  H.  H.  Statham  and  lecturer. 

J.  Percy  Baker,  Secretary. 


Neue  Mitglieder. 

HeB,    Heinz,    Kapellmeister,    Konigsberg-  I  Staiger,  Robert,  stud.  phil.  Berlin,  NW.  23, 
Mittelhufen,  BahnstraBe  3  0.  |      ClaudiusstraBe  18  II  Gh. 

I  Wachtel,  Ludwig,  Berlin  W.  60,    Wurz- 
Musikschule    Dir.  Jul.  Pick),  St.  Gallen.  I      burgerstraCe  19. 


Inhalt  des  gleichzeitig  erscheinenden 
Sammelbandes. 

W.  Barclay  Squire  (London).     PurcelPs  Dramatic  Music. 
Arnold  Schering  (Leipzig).    Zur  Bachforschung  II. 
Fritz  Bruckner  (Leipzig).     Georg  Benda  und  das  deutsche  Singspiel. 
J.-G.  Prod'homme  (Paris'.     Bibliographie  berliozienne. 


Auggegeben  Ende  Jail  1904. 

Fiir  die  Redaktion  verantwortlich :   Dr.  Alfred  Heufl,  Leipzig,  Czermacks  Garten  16. 
Drock  und  Verlag  von  Breitkopf  &  Hartel  in  Leipzig,  Nilrnberger  Strafie  36. 


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ZEITSCHRIFT 


DER 


INTEMATIONALEN  MUSIKGESELLSC 


Heft  12.  Fflnfter  Jahrgang.  1904. 

Erseheint  monatlich.    Fur  Mitglieder  der  Internationalen  Musikgesellschaft  kostenfrei, 
fBr  Nichtmitglieder  10  Jt.  Anieigen  26  #  fur  die  2gespaltene  Petitseile.  Beilagen  16  Jt. 

Hector  Berlioz  juge  par  Adolphe  Adam. 


La  Revue  de  Paris  a  publie*  cours  de  l'annee  derniere,  une  correspondance 
adressee  de  1836  a  1850,  par  Adolphe  Adam  a  un  ami  berlinois,  Spiker, 
qui  6tait  alors  r^dacteur  de  la  Sperner'sche  Zeitung.  Ces  lettres,  qui  ont 
e*te*  mises  au  jour  au^moment  ou  Yon  celebrait  le  centenaire  de  l'auteur  du 
Postilion  de  Lonjumeau  (116  en  1803,  comme  Berlioz)  rendent  bien  peu 
sympathique  le  caractere  d' Adolphe  Adam.  Jaloux  de  presque  tous  ses 
confreres  contemporains,  Adam  attaque  principalement,  non  seulement  avec 
en  vie,  mais  sans  noblesse,  Spontini  et  Berlioz;  son  g£nie,  facile  a  l'exces, 
ne  pent  comprendre  la  musique  dite  savante  et,  non  moins  que  ces  deux 
maitres,  il  attaque  Meyerbeer,  dont  les  succes  semblent  l'epouvanter.  Bornons- 
nous  pour  l'instant  a  Berlioz,  a  l'egard  duquel  il  fit  preuve,  jusqu'a  FEnfance 
du  Christy  d'une  incomprehension  absolue,  et  citons  les  principaux  passages  t 
des  lettres  a  Spiker  ou  il  le  juge  et  comme  artiste,  et  comme  personne  privee. 
H  3crit  le  mercredi  30  novembre  1836: 

<Berlioz  annonce  pour  dimanche,  sous  le  titre  de  concert,  un  de  ces  charivaris 
qu'il  intitule  symphonies  fantastiques.  Je  ne  vous  dis  cela  que  pour  memoire,  parce 
que  je  ne  Tirai  certainement  pas  Tentendre.  Si  barbares  que  puissent  etre  les  compo- 
sitions de  Spontini  maintenant,  je  suis  bien  sur  que  c'est  du  Cimarosa  a  cote*  de  ce 
que  fait  ce  fou-la,  qui  se  croit  un  Beethoven,  parce  qu'il  a  reuni  chez  lui,  avec  mul- 
tiplication, tous  les  defauts  de  ce  grand  homme  sans  avoir  une  seule  de  ses  quality. 
Mais  vous  savez  le  proverbe: 

«Un  sot  trouve  toujours  un  plus  sot  qui  Fadmire. 
«Et,  comme  vous  le  savez  aussi,  numerus  stxdtorum  est  mftnitus.* 

Quelques  mois  plus  tard,  le  6  juillet  1837,  c'est  en  ces  termes  qu'il 
annonce  le  Requiem: 

«Le  savant  maestro  Berlioz  ne  parait  pas  convaincu  de  la  possibility  de  produire 
des  effets  avec  de  petits  raoyens,  car  il  vient  de  composer  une  messe  funebre  pour 
les  victimes  de  juillet,  ou  il  a  introduit  quatre  orohestres  de  trombones  et  instruments 
de  cuivre :  j'aimerais  mieux  qu'il  y  eut  dans  son  oeuvre  une  seule  phrase  de  chant,  mais 
c'est  une  denre*e  dont  il  n'use  pas  et  qui  6tait  bonne  pour  des  Mozart  et  des  Haydn, 
mais  indigne  d'un  ggnie  comme  le  sien.  La  melodie!  voila  une  belle  chose!  Parlez-moi 
de  dix-huit  trombones  concertant  entre  eux!  voila  le  vrai  genie  !> 

Mais  la  cer£monie  n'ayant  pu  avoir  lieu,  comme  on  sait,  Adam  1' annonce 
le  mois  suivant,  avec  joie  a  son  correspondant.  Et  plus  loin,  a  propos  des 
Etats  de  Blois*  d'Onslow,  il  refuse  a  Berlioz 

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Z.  d.  I.  M.    v.  35 


476  J.-G.  Prod'homme,  Hector  Berlioz  juge"  par  Adolphe  Adam. 

«le  talent  de  faire  de  l'effet  avec  peu,  lui  qui  est  si  embarrasse  d'en  faire  avec  les 
cent-cinquante  musiciens  qu'il  lui  faut  pour  ex£cuter  la  moindre  de  sea  symphonies.* 
(27  septembre  1837). 

D'ailleurs, 
«il  n'y  a  que  dans  un  pays  ou  Berlioz  est  parvenu  a  persuader  au  public  qu'il  etait 
musicien  qu'il  soit  permis  de  faire  entendre  de  pareilles  choses  (il  s'agit  de  PiquiQo, 
musique  de  Monpou,  paroles  d' Alexandre  Dumas  et  Gerard  de  Nerval,  joue*  le  31  octobre 
1837).  On  appelle  cela  de  la  musique  romantique;  cela  veut  dire  qu'il  n'y  a  ni  rhythme, 
ni  carrure,  ni  tonalite,  ni  instrumentation,  ni  plan  dans  les  morceaux,  ni  rien  enfin 
de  ce  qui  constitue  Tart.  H  faut  dire  pourtant  qu'il  y  a  ce  que  Berlioz  n'a  jamais  eu, 
quelques  idees  melodiques.  Mais  le  plus  curieux  est  que  Berlioz  a  fait  on  feuOleton 
dans  les  Debate  ou  il  reproche  a  Monpou  tous  les  defauts  qui  sont  les  siena  et  le 
loue  de  la  qualite  qui  lui  manque  si  essentiellement  a  lui,  Berlioz.* 

Cependant  le  Requiem,  qni  n'avait  pas  ete  execute  en  juillet,  le  fat  en 
decembre,  a  roccasion  des  fun  brailles  nationales  en  l'honneur  da  g£n€ral 
Damr^mont;  Adam  reprend  aussitot  la  plume: 

<Nous  avons  eu  une  chose  bien  curieuse,  c'est  la  messe  des  morts  de  Berlioz,  qu'on  a 
executee  aux  Invalides  pour  le  general  Damr&nont,  tue  devant  Constantino.  II  y 
avait  quatre  cents  musiciens  et  on  lui  avait  alloue  pour  cela  vingt-huit  mille  francs. 
Vous  ne  pouvez  vous  figurer  rien  de  pareil  a  cette  musique,  qui,  outre  un  orchestra 
considerable  dans  les  proportions  ordinaires,  comprenait  l'adjonction  de  vingt  trom- 
bones, dix  trompettes  et  quatorze  timbales.  Eh  bien!  tout  cela  n'a  pas  fait  le  moindre 
effet,  et  pourtant  vous  allez  voir  tous  les  journaux,  a  bien  peu  deceptions  prea,  pro- 
clamer  cette  messe  comme  un  chef-d'oeuvre.  Cela  vient  de  ce  que  Berlioz  est  lui- 
meme  journaliste;  il  ecrit  dans  le  Journal  des  Debate,  le  plus  influent  de  tous,  et  tous 
les  journalistes  se  soutiennent.  II  faut  dire  que  s'il  est  un  detestable  musicien,  en  revanche, 
il  ecrit  fort  elegamment;  mais  vous  pensez  que  les  idees  d'un  pareil  homme  doivent 
etre  fort  singulieres  en  musique.  fi  nie  tous  les  musiciens  excepte*  Beethoven  et 
•  Meyerbeer;  et  ce  qu'il  admire  chez  le  premier,  ce  sont  les  defauts  que  nous  sommes 
obliges  de  reconnaitre;  il  n'admet  pas  la  melodie,  et  ce  qu'il  admire  le  plus  dans 
Meyerbeer,  c'est  un  roulement  de  timballes  d'un  finale  des  Huguenote.  II  admire 
et  ne  cherche  que  les  combinaisons  bizarres  d'instruments;  ainsi,  dans  sa  messe,  un 
des  passages  qu'il  aftectionnait  etait  ainsi  concu:  c'etait  deux  flutes  tenant  une  tierce 
a  l'aigu,  pendant  que  les  trombones  faisaient  entendre  des  notes  graves  de  peclale 
inusitees  sur  cet  instrument;  et  puis  rien  du  tout  dans  Pintervalle 

«On  ne  peut  imaginer  rien  de  plus  niais,  si  ce  n'est  ceux  qui  admirent  de  telles 
platitudes.  D  parait  que  Schlesinger  va  graver  la  messe,  et,  par  curiosite,  je  vous 
invite  a  la  parcourir*     (11  decembre  1837). 

Un  mois  plus  tard,  parlant  de  la  piece  qu'il  vient  de  faire  representer, 
d'apres  un  livret  de  Scribe  le  Fiddle  Berger*),  Adam  renouvelle  ses  attaques 
contre  la   Gazette  et  son  directeur: 

«Les  journaux  me  rendent  generalement  justice,  sauf  la  Oaxette  musicale  de  Schle- 
singer qui  me  reproche  une  facilite  (il  y  a  huit  mois  que  je  travaille  a  cet  ouvrage . 
H  est  vrai  que  l'article  est  du  sieur  Berlioz  qui,  depuis  onze  ans,  a  produit  denx 
ouvertures  et  deux  symphonies  et  une  messe.*     (14  Janvier  1838). 

Ce  qui  est  une  calomnie,  bien  que  la  musique  franchise  n'ait  qu'a  felici- 
ter  Berlioz  de  n 'avoir  pas  produit  line  centaine  d'operas-comiquea.  II  suffit 
de  consulter  le  catalogue  de  ses  oeuvres  pour  voir  que  Berlioz  avait  deja,  a 
l'epoque  ou  ecrit  Adam,  un  bagage  musical  assez  serieux. 


1}  A  TOpera-Comique,  le  6  Janvier  1838.  ^. 

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J.-G.  Prod'homme,  Hector  Berlioz  juge*  par  Adolphe  Adam.  477 

« En  France,  reprend  celui-ci  quelques  semaines  plus  tard,  la  presse  musicale  est, 
entre  les  mains  de  pauvres  diables  qui  ont  vainement  essaye  de  produire  leur  musique  et 
qui,  n'ayant  pu  y  parvenir,  se  sont  jetes  dans  la  critique  et  ne  pardonnent  pas  a  ceux 
qui  ont  quelques  idees  musicales  dans  la  tete,  et  il  est  a  remarquer  que  chez  nous, 
ou  Ton  aime  la  melodie  par-dessus  tout,  les  melodistes  sont  maltraites  par  les  jour- 
nauz.  Qu'Auber  donne  un  ouvrage:  «  Petite  musique!>  diront-ils.  Mais  qu'Onslow 
fasse  quelque  chose:  « Admirable,  savante  partition!*  s'ecrieront-ils  en  chceur.  II  est 
vrai  que  le  public  ne  se  laisse  pas  beaucoup  prendre  a  ces  attrapes. 

«Enfin  au  mois  d'aout,  nous  allons  avoir  un  opera  de  monsieur  Berlioz.  B  sera 
bien  traite  de  la  presse,  celui-la,  car  les  loupe  ne  se  mangent  pas  et  vous  savez 
qu'il  tient  le  sceptre  au  feuilleton  des  Debate:  c'est  de  la  qu'il  lance  ses  anathemes 
contre  Auber  et  moi,  qui  sommes  ses  deux  betes  noirs.  Auber  est  cependant  tres 
bien  avec  lui  en  ce  moment.  C'e'tait  son  tour  de  passer  apres  Halevy  et  il  Pa  cecle" 
a  Berlioz:  c'est  un  coup  de  maitre,  car  cela  ne  fera  que  mieux  ressortir  son  ouvrage, 
apres  la  chute  inevitable  du  precedent.*     (28  avril  1838). 

Apres  la  premiere  representation  de  Marguerite,  de  Scribe  et  Planard, 
musique  d'Adrien  Boieldieu  fils,  Adam  fait  connaitre  en  passant  son  opinion 
sur  le  pere  du  compositeur;  elle  est  telle  qu'on  doit  s'y  attendre. 

«Boieldieu  fils  est  un  pauvre  jeune  homme  de  vingt-deux  ans  a  qui  son  pere  n'a 
laisse*  qu'un  beau  nom  et  le  fardeau  d'une  grande  reputation  et  d'un  immense  talent 
a  continues  > 

Mais,  avant  fe  Lac  des  Fies,  d' Auber,  on  doit  jouer  a  1'OpSra 

<un  opera  en  deux  actes  du  sieur  Berlioz.  Voila  qui  sera  curieux:  les  acteurs  qui  le 
repetent  en  disent  de  belles;  attendons  la  premiere  representation,  qu'on  fixe  au  mois 
d'aout:  je  vous  tiendrai  au  courant.»     (18  juin  1838). 

C'est  la  deuxieme  annonce  que  fait  Adam  de  Benvenuto  Cellini.  Le 
2  septembre,  apres  la  r£pe*tition  generate,  une  tres  longue  lettre  nous  donne 
de  curieux  renseignements  sur  les  rapports  entre  Berlioz  et  la  famille  des 
Bertin,  a  propos  de  cet  opera  pen  heureux,  comme  on  sait: 

«Cest  aussi  le  d6but  d'un  musicien,  dit-il,  apres  avoir  parte  du  premier  ouvrage 
d'Ambroise  Thomas,  le  Perruquier  de  la  Begence,  mais  de  quel  musicien!  D'un  homme 
qui  sans  avoir  jamais  pu  produire  un  morceau  qui  eut  forme  humaine,  est  parvenu  a 
persuader,  a  force  de  l'imprimer  et  de  le  crier  partout,  qu'il  etait  un  grand  homme, 
un  geme  meconnu.  En  verity  quand  j'entends  proclamer  que  le  peuple  francais  est 
le  plus  spirituel  de  la  terre,  je  suis  tente*  de  croire  que  Ton  ne  dit  cela  que  pour  se 
moquer  de  nous,  qui  sommes  au  contraire  les  plus  niais  et  les  plus  dupes  que  Ton 
puisse  imaginer.  Vous  ne  pouvez  vous  figurer  tout  ce  qu'on  a  eu  ['impudence  d'ecrire 
sur  le  compte  de  M.  Berlioz.  C'est  ainsi  qu'apres  cette  mauvaise  plaisanterie  de  sa 
messe  funebre,  ou  Ton  ne  remarque  qu'un  morceau  execute"  par  vingt  trombones,  huit 
trompettes  et  treize  timballes,  M.  Bottee  de  Toulmon  ecrivit  dans  la  OaxetU  musicale, 
de  Schlesinger,  un  article  on  il  disait  que  Mozart  et  Cherubini  avaient  en  vain  tente 
de  faire  une  messe  des  morts,  mais  qu'enfin  Berlioz  etait  venu  accomplir  cette  grande 
pensee  incomprise  jusqu'a  lui 

«D  y  a  quinze  jours  que  le  Journal  des  Debats  a  donne"  un  feuilleton  de  FrecLeric 
Soulie  ou  il  dit  que  les  formes  carries  et  monotones  6taient  passees  de  mode,  que 
rinfecondite  de  Meyerbeer  ne  pouvait  suffire  a  l'Opera  et  que  le  seul  homme  capable 
de  le  sauver  £tait  Berlioz, 

«I1  faut  vous  expliquer  l'ascendant  de  Berlioz  aux  Debats ,  ce  journal  devant  qui 
tremblent  les  ministeres  et  le  plus  remarquable  de  tons  les  journaux  francais  comme 
influence  et  redaction  litteraire.  M.  Bertin  de  Vaux,  pair  de  France  et  proprie*- 
taire  du  Journal  des  Debats  a  le  malheur  d'avoir  une  fille  paralytique-nee  et  infirme 
a  ne  pouvoir  se  bouger.  Cette  malheureuse  creature  a  une  passion,  c'est  la  musique, 
mais  non  la  musique  des  autres,  la  sienne,   ce  qui  est  une  effroyable  chose.    B  y 

35*    ^° 


478  J.-GK  Prod'homme,  Hector  Berlioz  juge*  par  Adolphe  Adam. 

quinze  ans  qu'elle  fit  representor  an  opera-comique,  paroles  de  Scribe,  intitule  le  Loup- 
garou.  La  piece  etait  fort  jolie  et  n'avait  qu'un  acte:  aussi  fut-elle  jouee  one  ving- 
taine  de  fois.  Fetis  en  avait  dirige  les  repetitions  et,  pendant  quelques  ann^es,  Fetis 
et  Scribe  se  virent  portes  aux  nues  par  les  Debate.  On  redemanda  un  second  poeme 
a  Scribe,  qui  jugea  avoir  assez  fait  poor  les  Bertin  et  refusa  net.  De  la  guerre  a  mort 
dans  lea  Debate,  qui  ne  lui  ont  jamais  pardonne.  Mile  Bertin  ecrivit  un  Fausto 
en  trois  actes,  pour  les  Italiens,  qui  le  jouerent  trois  fois  devant  un  public  de  famille: 
on  avait  loue  la  salle  pour  trois  representations.  Puis  Mile  Bertin  voulut  faire  un  grand 
opera,  et  Victor  Hugo,  pour  s'assurer  l'appui  des  Debate,  consentit  a  ecrire  un 
detestable  livret  sur  le  sujet  de  Notre-Dame  de  Parte,  Mais  il  fallait  un  musicien  pour 
urveiller  les  repetitions  et  mettre  l'ouvrage  en  etat  d'etre  represents.  Berlioz  s'offrit 
courageusement. 

«D  faut  vous  dire  que,  s'il  ne  sait  pas  faire  de  musique,  en  revanche,  il  sait  en 
parler,  il  a  beaucoup  de  vigueur  de  style  et  d' origin  alite  d'expression.  On  lui  donna 
done  le  feuilleton  des  theatres  lyriques:  e'est  la  qu'il  developpa  ses  doctrines,  qu'il  ecrivit 
que  la  musique  italienne  lui  etait  si  antipathique  qu'il  aurait  voulu  miner  le  Theatre- 
Italien  et  le  faire  sauter,  acteurs  et  spectateurs,  quand  on  jouait  un  des  premiers  ou- 
vrages  de  Rossini;  que  la  musique  de  Zampa  est  une  musiquette  parisienne,  qui  n'avait 
pas  cours  hors  des  barrieres  de  Paris;  qu'Auber  et  moi  etions,  non  des  compositeurs, 
mais  des  faiseurs  de  contredanses.  Cependant ,  comme  il  lui  fallait  bien  louer  quel- 
que  chose,  il  prit  en  amour  trois  compositeurs,  Gluck,  Spontini  et  Beethoven;  depuis 
il  y  a  joint  Meyerbeer,  pourquoi?  on  n'en  sait  rien,  car  sa  musique  ne  se  rapproche 
pas  plus  de  celle  de  ces  grands  genies  que  de  celle  des  compositeurs  qu'il  a  pris  a 
tache  de  denigrer. 

«Malgre  l'insuccfes  de  Y Esmeralda  de  Mile  Bertin,  la  protection  des  Debate 
continue  a  pousser  Berlioz.  Ainsi  elle  lui  fit  payer  et  ex^cuter  une  messe  des  morts 
qui  fut  ex^cutee  aux  obseques  du  general  Damre*mont,  puis  elle  voulut  lui  faire  ob- 
tenir  la  direction  du  Theatre -Italien.  Mais  les  Chambres  ont  eu  le  bon  esprit  de  ne 
pas  vouloir  mettre  a  la  tete  de  cette  inatitution  un  homme  qui  s'en  etait  declare  l'en- 
nemi  acharne. 

«Enfin  on  parvint  a  lui  faire  recevoir  et  monter  a  l'Opera  un  ouvrage  en  deux 
actes,  Benvenuto  Cellini,  dont  on  s'occupe  depuis  trois  mois  et  ou  personne  ne 
peut  se  reconnaitre:  je  vais  vous  en  donner  une  preuve.  A  une  des  repetitions,  les 
seconds  violons  etaient  en  retard  d'une  mesure  sur  les  premiers;  cela  dura  cent 
trente  et  une  mesures,  sans  que  Berlioz,  Habeneck,  les  chanteurs  et  les  musiciens 
s'en  apercussent.  Oe  ne  fut  qu'a  une  mesure  de  silence,  ou  tout  l'orchestre  s'arreta, 
sauf  les  seconds  violons,  que  Ton  reconnut  qu'il  y  avait  faute. 

<Tout  ce  que  je  pourrais  vous  dire  ne  vous  donnerait  pas  une  idee  du  charivari 
que  j'ai  entendu  hier  soir,  de  sept  heures  et  demi  a  onze  heures,  car  les  deux  actes 
durent  trois  heures  et  demie.  Ge  qu'il  faut  admirer,  e'est  que  les  artistes  aient  pu 
se  fourrer  ce  gachis  dans  la  memoire.  Habeneck,  dont  vous  connaissez  lliabilete,  a 
failli  renoncer  a  conduire  ce  chaos.  Quoique  la  salle  fut  remplie  d'amis  des  auteurB, 
rien  n'a  produit  d'effet,  malgre  le  talent,  de  Duprez,  de  madame  Dorus  et  des  premiers 
sujets:  on  aurait  eu  honte  d'applaudir. 

<B  y  a  au  premier  acte  un  morceau  qui  commence  a  une  voix,  continue  a  deux 
et  reprend  a  trois,  mais  sans  motif  et  sans  aucun  plan.  «Mon  Dieu!>  dis-je  a  une 
jeune  et  jolie  cantatrice  placee  pres  de  moi,  «je  ne  peux  rien  comprendre  a  cela.  Oe 
«n'est  ni  un  solo,  ni  un  duo,  ni  un  trio.  —  <Je  le  crois  bien!>  me  repondit-elle,  < e'est 
«un  Berlio!> 

«Je  ne  veux  pas  vous  en  dire  plus  long  sur  cette  repetition:  quelle  que  soit  la 
longueur  de  cette  lettre,  j'y  ferai  encore  un  supplement,  demain  soir,  apres  la  premiere 
representation,  dont  je  suis  impatient  de  connaitre  le  resultat.  Pour  pen  qu'il  y  ait 
quelques  pay  ants,  je  ne  sais  si  cela  pourra  aller  jusqu'a  la  fin. 

<Mardi,  4  septembre. 

«H  faudrait  que  je  retardasse  ma  lettre  de  huit  jours  pour  vous  rendre  eompte 
de  la  premiere  representation  qui  vient  d'etre  recuiee  par  une  indisposition  de  Duprez.  > 

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J.-Gh  Prod'homme,  Hector  Berlioz  juge  par  Adolphe  Adam.  470 

Et,  trois  semaines  pins  tard,  revenant  sur  ce  <  miserable  ouvrage> : 

«Malgre  des  eioges  outr^s  des  journaux,  qui  ont  dit  crument  au  public  qu'il  etait 
un  sot  et  que  cette  musique  etait  admirable,  le  public  a  voulu  rester  sot;  il  n'en  est 
venu  que  fort  peu  a  la  deuxieme  representation  et  encore  moins  a  la  troisieme  oil 
Ton  n'a  fait  que  2900  francs  de  recettes,  quoique  Duprez  jouat  dans  l'ouvrage,  et  Ton 
ne  fait  jamais  moins  de  6000  francs  quand  son  nom  est  sur  l'affiche.  Vous  compfenez 
que  le  directear  ne  s'est  pas  soucie  de  jouer  un  opera  qui  lui  ooutait  si  cher.  Vous 
ne  pouvez  vous  imaginer  quelle  a  ete  la  fureur  des  journaux  de  la  coterie  et  c'est  sur 
le  pauvre  Duprez  qu'ils  sont  retombes:  maintenant,  a  les  entendre,  cet  admirable 
chanteur  n'est  plus  bon  a  rien,  il  faut  bien  vite  faire  revenir  Nourrit  pour  jouer 
Benvenuto  (Mini  et  YEsmeralda  de  Mile  Bertin.  En  attendant,  Alexis  Dupont  est 
charge*  d'apprendre  le  role  de  Duprez  et  on  nous  menace  d'une  quatrieme  representation, 
mais  cette  musique  ne  s'apprend  pas  facilement  et  il  se  passera  peut-etre  encore  un 
mois  avant  que  le  chef-d'oeuvre  reparaisse  a  la  lumiere.*    (28  septembre  1838). 

Au  mois  de  mai  1839,  la  mort  de  Paer  laissant  une  place  vacante  a 
l'Institut,  Adam  reaolut  de  s'y  presenter,  concurrement  avec  Spontini.  Le 
nom  de  Berlioz  avait  ete  egalement  prononce  par  ses  amis.  Ausaitdt,  le 
15  mai,  Adam  £crit: 

<  Je  ne  sais  en  verite  pourquoi  on  pretend  que  vous  autres  Allemands  etes  moins 
passionnes  que  nous.  En  France  quand  un  artiste  a  du  talent,  on  le  paie  et  on  Tap- 
plaudit  un  peu;  puis  il  y  a  vingt  journaux  qui  le  dechirent,  s'il  ne  les  paie  pas,  ou  qui 
le  proclament  superieur  a  tout  s'il  les  subventionne,  mais  l'enthousiasme  ne  va  pas 
plus  loin.  Il  est  vrai  que  quand  on  6crit  soi-meme  dans  ces  journaux,  comme  Berlioz, 
on  rec,oit  la  croix  d'honneur  pour  n'avoir  rien  fait  que  denigrer  le  talent  des  autres 
sans  avoir  jamais  fait  preuve  de  rien.  Voici  un  article  curieux  extrait  d'un  journal 
a  lui  devout:  «La  mort  de  Paer  laisse  vacante  une  place  a  l'Institut.  Quoique  Tusage 
«ne  soit  pas  d'admettre  des  candidate  a  leur  premiere  presentation,  il  nous  semble  que 
«rinstitut  sTionorerait  en  nommant  d'embiee  le  brillant  auteur  de  Benvenuto  Cellini 
«et  le  digne  successeur  de  Beethoven. »  Que  dites-vous  d'un  monsieur  qui  invoque 
comme  titre  de  gloire  un  opera  qui  n'a  ete  joue  que  quatre  fois  et  qui  est  tombe*  sous 
lea  sifflets! ....  Spontini  se  met  sur  les  range,  quoiqu'il  ne  soit  pas  naturalise"  Francais 
e  qu'il  soit  a  la  solde  du  roi  de  Prusse  ....  Sa  presentation  me  fait  beaucoup  de 
tort.  On  n'aime  pas  l'homme,  mais  on  rend  justice  a  Tauteur  de  la  Vesiale  et  de 
Cortex  et  ses  titres  sont  bien  plus  puissants  que  les  miens:  il  n'y  a  done  nul  doute 
sur  son  admission,  s'il  consent  a  renier  le  pays  qui  le  nourrit  depuis  quinze  ans  . . ,  . 
J'ai  commence  il  y  a  trois  jours  mon  nouvel  opera;  il  faut  que  je  l'aie  tannine  le 
15  aout,  ou  que  je  paye  un  dedit  vingt  mille  francs  au  directeur  et  je  n'y  suis  pas  du 
tout  dispose.  >  [15  mai  1839). 

Apres  un  voyage  en  Bussie  et  en  Allemagne,  an  cours  duquel  Adam  vit 
Spiker  a  Berlin,  la  correspondance ,  interrompue  par  l'absence  de  Paris, 
reprend  de  plus  belle;  en  juillet  1840,  Adam  annonce  la  ceremonie  qui  doit 
avoir  lieu  pour  la  translation  des  restes  des  victimes  de  juillet: 

«Nous  allons  avoir  de  la  musique  compoeee  ad  hoc  par  maitre  Berlioz,  il  y  aura 
deux  cents  instruments  a  vent  et  du  canon  dans  les  forte,  cela  sera  joli!  II  est  vraiement 
honteux  pour  nous  autres  compositeurs  francais  de  voir  les  faveurs  du  gouvemement 
se  r^pandre  sur  un  homme  dont  le  caractere  et  le  talent  sont  aussi  meprisables;  le 
Journal  des  D&bats  ne  conserve  meme  pas  sa  dignite*  en  ouvrant  son  feuilleton  a  M. 
Berlioz,  qui  y  r£pand  sa  haine  de  mauvais  gout  contre  tout  ce  que  le  public  consacre 
par  ses  applaudissements.>    (23  juillet  1840). 

Cependant,  apres  la  repetition  generale,  Adam  convient  que 

«dans  le  deuxieme   morceau,  il  y  a  une  peroraison  qui  est  d'un  grand  effet  et  bien 
fluperieure  a  tout  ce  qu'il   a  fait  jusqu'a  present ....  En  somme,  il  y  a  un  gram" 

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480  J.-G.  Prod'homme,  Hector  Berlioz  juge"  par  Adolphe  Adam. 

progres,  car  les  phrases  sont  coupees  carrement  de  quatre  en  quatre  mesures  et  se 
comprennent  facilement.  J'aurais  voulu  que  les  journaux  rendissent  justice  comme 
je  le  fais  et  oonstatassent  ce  progres;  mais,  il  n'en  a  rien  ete:  tous  se  sont  perdus  en 
eloges  exageres  et  ont  dit  que  cette  derniere  composition  Stait  a  la  hauteur  des  pre^ 
cedentes,  tandis  qu'il  y  avait  une  grande  superiority.*  (10  aoiit  1840). 

Mais  bientot  Adam,  comme  s'il  avait  peur  d'avoir  6t6  trop  loin  dans 
l'eloge,  s'empresse  de  la  rectifier,  douze  jours  plus  tard  le  22  il  6crit: 

Mon  excellent  ami! 

« Je  t'ai  done  donne*  une  idee  bien  favorable  de  la  nouvelle  production  de  Berlioz! 
Je  ne  voudrais  pas  te  dissuader  entierement,  mais  je  voudrais  cependant  que  tu  ne 
t'en  nsses  pas  une  idee  trop  exageree.  II  nous  est  impossible  de  juger  Berlioz  du 
point  de  vue  ou  vous  en  etes  a  Berlin;  vous  devez  etre  eblouis  et  aveugles  par  la 
fumee  compacte  de  l'encens  que  ne  cessent  de  bruler  en  son  honneur  tous  les  organes 
de  la  presse  indistinctement.  Cette  unanimite  ne  tient  qu'a  une  cause,  e'est  que  Berlioz 
est  le  seul  musicien  qui  ecrive  sur  la  musique  dans  un  grand  journal ;  le  compte-rendu 
des  ouvrages  lyriques  est  confix  dans  d'autres  feuilles  a  des  gens  de  lettres  qui  n'ont 
aucune  notion  cet  art  et  qui  sont  en  admiration  devant  un  homme  en  etat  de  dire 
si  un  morceau  est  en  ut  ou  en  sol.  Lorsqu'il  se  trouve  d'autres  musiciens  maniant 
la  plume  dans  les  journaux,  tels  que  Mainzer  et  F6tis,  ils  ne  sont  pas  si  indulgents. 

«Tu  t'imagines  que  mon  peu  de  sympathie  pour  l'homme  a  pu  fausser  mon  juge- 
ment  sur  son  talent,  et  tu  te  trompes.  Personne  n'est  plus  dispose  que  moi  a  rendre 
justice  au  mente  partout  ou  il  se  rencontre,  et  je  n'en  veux  d'autre  preuve  que  l'em- 
pressement  que  j'ai  mis  a  te  signaler  ce  qu'il  y  avait  de  bien  dans  ce  qu'il  nous  a 
donne*  dernierement.  Tout  se  juge  comparativement:  chez  quelques-uns,  le  mieux  n'est 
que  le  moins  mauvais;  s'il  se  fut  agi  de  Rossini,  d'Auber  ou  de  Meyerbeer  et  qu'ils 
nous  eussent  donne*  quelque  chose  de  pareil  a  ce  qu'on  proclame  aujourd'hui  comme 
un  chef-d'oeuvre,  il  n'y  aurait  pas  de  critiques  assez  ameres  contre  la  faiblesse  de  leurs 
compositions.  Chez  Berlioz,  on  a  trouve"  une  phrase  bien  rhythmee,  pas  trop  decousue 
d'harmonie  et  assez  large,  a  son  debut  au  moins,  pour  pouvoir  etre  saisie  facilement.  On 
a  crie*  au  miracle  et  e'en  est  un,  en  effet,  que  de  voir  au  bout  de  douze  ans  ce  com- 
positeur accoucher  enfin  d'une  phrase  de  seize  mesures  qui  ressemble  un  peu  a  une 
melodie;  voila  ce  qui  a  excite  l^tonnement  au  plus  haut  point. 

«Ce  qui  a  rehausse*  le  triomphe  de  Berlioz,  e'est  de  voir  des  gens  qui  n'ont  jamais 
compris  cette  renommee  bas^e  sur  l'outrecuidance  et  la  fatuite  sans  etre  appuy£e  sur 
aucune  oeuvre  recommandable,  qui  6taient  accourus  pour  entendre  cette  nouvelle  com- 
position, applaudir  a  ce  progres.  Cela  a  prouve  qu'il  y  avait  de  la  bonne  foi  chez 
ses  adversaires,  tandis  qu'il  n'y  en  a  aucune  chez  lui. 

«Hier  encore,  il  a  donne"  un  feuilleton  sur  la  Neige  d'Auber1),  ou  il  dit  que  cette 
partition  lui  a  paru  plus  mesquine  et  plus  miserable  qu'a  sa  premiere  apparition,  il  y 
a  dix-sept  ans.  Je  ne  puis  de  sang-froid  entendre  trait er  ainsi  un  homme  que  je  regarde 
comme  le  premier  musicien  du  siecle  apres  Rossini,  et  dont  les  plus  faibles  ouvrages 
seront  toujours  des  chefs-d'oeuvres  opposed  a  ceux  de  son  ZoTle. 

«Non,  je  ne  considere  pas  comme  un  compositeur  un  homme  qui  ne  pent  produire 
quelque  effet  qu'avec  une  armee  d'executants  qu'il  n'a  jamais  employee  au-dessous  du 
chiffre  de  deux  cents,  un  homme  qui  dans  un  op£ra  en  deux  actes  n'a  pu  faire  un  seul 
morceau  qui  fut  a  la  hauteur  de  la  plus  faible  de  ces  partitions  qu'il  a  tant  demgrees 
et  qui,  depuis  douze  ans,  n'a  pu  faire  qu'une  phrase  de  seize  mesures;  qui  serai t  in- 
capable d'ecrire  un  duo,  un  trio  ou  un  quatuor  dans  un  style  vigoureux,  qui  a  traine" 
Cherubini  dans  la  boue,  qui  a  insults  Herold,  Auber,  Rossini,  toutes  nos  illustrations 
enfin,  et  qui  dit  que  Mozart  ne  savait  pas  instrumenter,  Mozart  qui  a  fait  l'ouverture 
du  Zauber  Flaut  {sic)  le  chef-d'oeuvre  de  la  musique  instrumentale!  —  Berlioz  nous 
vengera  de  son  succes:  il  fait  un  op^ra2),  et  voila  ou  je  l'attends.* 

1)  Opera-comique  en  4  actes,  represents  pour  la  premiere  fois  en  1823. 
2}  La  Norme  sanqlante,  dont  le  fivret  fut  abandonnS  par  Berlioz  et  mis  en  musique 
plus  tard  par  Gounod. 

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J.-G-.  Prod'homme,  Hector  Berlioz  juge*  par  Adolphe  Adam.  481 

Le  20  novembre  1842,  apres  un  sejour  de  son  correspondant  a  Paris, 
Adam  6crit  encore: 

«Le  surlendemain  de  ton  depart,  on  a  execute  a  1' Opera  une  des  symphonies  de 
Berlioz,  sons  sa  direction  *}.  Les  executants  se  composaient  de  l'orchestre  de  l'Opera, 
de  cent  instrumentistes  a  vent  de  supplement  et  des  chceurs.  Les  deux  premiers  mor- 
ceaux  dits  par  les  instrumentistes  a  vent  seuls,  ont  fait  un  fiasco  complet.  Le  dernier, 
qui  oflrait  la  reunion  des  trois  masses,  harmonique,  symphonique  et  vocale  a  produit 
un  peu  d'effet,  mais,  au  total,  cela  me  semble  presager  un  insucces  aussi  grand  aux 
concerts  qu'il  va  donner  a  Prancfort  que  celui  de  ses  deux  concerts  de  Bruxelles,  oil 
il  a  completement  eehoue.> 

Quelqnes  mois  plus  tard,  Spiker  ayant  mande*  a  Adam  le  grand  succes 
obtenu  par  Berlioz  lors  de  son  sejour  a  Berlin,  rejdique,  non  sans  mau- 
vaise  humeur: 

«L'efFet  produit  par  sa  Marche  des  Pelerms  ne  m'6tonne  pas :  ce  morceau  est  un 
des  meilleurs  qu'il  ait  composes;  moi-meme,  qui  n'aime  pas  ce  genre  de  composition 
embrouillee,  j'avais  reconnu  ce  morceau  comme  bien  superieur  aux  autres  ceuvres  de 
Berlioz.  H  y  a  encore  un  autre  morceau  de  lui  intitule*  la  Marche  du  Supplice  qui 
est  d'un  fort  beau  rhythme  et  qui  ne  produit  pas  moins  d'effet.  Quant  au  morceau 
intitule*  le  5  mat,  il  faut  que  Texecution  vocale  en  ait  6t6  fort  bonne  pour  en  dissi- 
muler  la  nullity,  car  a  Paris  il  n'a  jamais  6te  apprecie\»     (22  avril  1843). 

Et  lors  du  voyage  triomphal  de  Berlioz  en  Autriche-Hongrie  l'hiver  de 
1845—1846,  Adam  reprend: 

«Je  ne  comprends  rien  au  succes  de  Berlioz  a  Vienne;  il  m'aurait  moins  £tonne 
a  Berlin,  ou  le  public  n'est  point  exclusif  et  admet  tous  les  genres  de  musique, 
mais  a  Yienne,  ou  Ton  aime  surtout  le  musique  itaHenne  et  chantante,  c'est  ren- 
versant!»     (12  fevrier  1846). 

Quant  a  la  Damnation  de  Faust ,  dont  la  premiere  audition  eut  lieu  le 
6  dgcembre  1846,  void  comment,  des  le  lendemain,  fapprSciait  l'auteur  du 
Chalet: 

« C'est  une  espece  d'opera  en  quatre  parties,  dans  le  gout  de  tout  ce  qu'a  fait  Berlioz. 
A  cote"  d'aberrations  inqualifiables,  il  y  a  des  elans  remarquables  et  des  effets  de  sonorite* 
nouveaux. 

«Tu  sais  le  joli  mot  de  Rossini  sur  Berlioz:  «Quel  bonheur,  disait-il,  que  ce  garcon- 
la  ne  sache  pas  la  musique!  II  en  ferait  de  bien  mauvaise.»  Effectivement,  Berlioz  est 
tout  ce  qu'on  voudra,  poete,  reveur  ideal,  homme  de  talent,  de  recherche  et  parfois 
d' invention,  dans  certaines  combinaisons,  mais  jamais  musicien. 

«H  y  avait  fort  peu  de  monde  a  cette  solennite*  musicale  et  le  public  s'est  montre" 
tres  froid.  Deux  morceaux  ont  cependant  eu  les  honneurs  du  bis.  L'un  est  la  marche 
militaire,  un  theme  hongrois:  ici,  la  melodie  (qui  n'&ait  pas  de  Berlioz)  le  forgait  a 
un  rhythme  et  a  une  carrure  qu'il  neglige  ordinairement  et  faisait  mieux  ressortir  les 
habiles  dispositions  d,instruments  qu'il  entend  a  merveille.  L'autre  morceau  bisse*  est 
un  petit  mouvement  a  trois  temps  destine  a  peindre  les  feux  follets  et  les  genies  alliens 
eVoqu£s  par  Mephistopheles.  II  £tait  execute  par  des  harpes  et  des  violoncelles  en 
sourdine  et  quelques  instruments  a  vent.  L'effet  en  est  ravissant  et  je  n'ai  pas  6te* 
des  derniers  a  demander  bis.  Deux  morceaux  reussis  dans  une  ceuvre  qui  dure  pres 
de  quatre  heures  ne  constituent  pas  un  succes  et  j'ai  bien  peur  que  le  pauvre  Berlioz 
n'en  soit  pour  ses  frais,  qui  ont  du  etre  considerables.  Au  total,  cet  homme  est  inte"res- 
sant  par  sa  persistence  et  sa  conviction;  il  est  dans  la  fausse  route,  mais  il  veut  nous 
prouver  que  c'est  la  bonne  et  il  persistera  tant  quil  y  pourra  aller. 

«Voila,  mon  cher  ami,  tout  ce  qu'il  y  a  de  nouveau*. 


1)  La  Sympkonie  funebre  et  triomphale,  executee  le  7  novembre,  pendant  un  entr'acte. 


482  Erich  M.  v  Hornbostel,  Melodischer  Tanz. 

Tenninons  inr  ce  mot  nos  citations,  qui  montrent  de  quelle  incomprehension 
naive  Adam  faisait  preuve  vis-a-vis  de  son  incommensurable  rival.  Et  ci- 
tons,  pour  finir  sur  une  bonne  impression,  ce  billet  adressl  par  Adam  a 
Berlioz,  au  lendemain  de  la  premiere  representation  du  Muletier  de  Toledc, 
dont  Berlioz  avait  rendu  compte  dans  le  Journal  des  DSbats  du  9  Janvier  1855: 

«Mercredi  10  Janvier  55. 
«Merci  bien  sincerement,  mon  cher  Berlioz:  fournissez-moi  soavent  l'occasion  de 
vous  Stre  agreable  et  je  resterai  votre  oblige 

«bien  a  vous, 

«AdL  Adam**). 

II  est  vrai  que,  depuis  la  Damnation,  huit  ans  s'etaient  6coul€s.  Adam,  critique 
musical  a  VAssembUe  nationale,  etait  main  tenant  doublement  collegue  de  Ber- 
lioz et  il  avait,  le  19  d^cembre  1854,  £crit  un  feuilleton  fort  elogieux  sur 
VEnfance  du  Christ  B  eut  bientot  l'occasion  cherchee,  et  le  8  mai  suivant, 
dans  le  memo  journal,  il  analysait  le  Te  Dewn  de  Berlioz  avec  une  bonne 
volonte*  qu'il  n'y  eut  certainement  pas  apportle  dix  ans  auparavant. 

Paris.  J.-O.  Prod'bomme. 


Melodischer  Tanz. 

Eine  musikpsychologische  Studie. 


So  oft  in  einer  Kunstgattung  ein  neues  oder  lange  vergessenes  Prinzip 
auftaucht,  entbrennt  unter  Asthetikern  von  Fach  oder  unter  genieBenden 
Laien  ein  lebhafter  Kampf.  Begeisterte  Zustimmung,  scbroffe  Ablehnung, 
alle  moglichen  Yermittlungsversucbe  sind  meist  fruber  da,  als  eine  tiefer- 
gehende  Untersuchung  der  strittigen  Punkte.  Durcb  die  kuhnen  Reform- 
bestrebungen  einer  jungen  Amerikanerin  ist  das  Stiefkind  der  darstellenden 
Kunst:  der  Tanz,  in  letzter  Zeit  wieder  mebr  in  den  Vordergrund  des 
Interesses  geriickt  word  en.  Miss  Duncan's  T&nze,  namentlich  die  zu 
Chopin'scher  und  Bee th oven 'scher  Musik,  gaben  den  AnstoB  zu  zabllosen 
kritischen  Erorterungen  in  der  Tagespresse,  die  aber,  soweit  mir  bekannt, 
stets  nur  auf  asthetischer  Grundlage  rubten.  Dennoch,  will  mir  scheinen, 
liegt  bier  auch  fur  den  Psychologen  ein  Problem  vor,  das  wert  ist,  ange- 
schnitten  zu  werden.     Dies  wollen  die  folgenden  Zeilen  versuchen. 

"Wir  sind  gewohnt,  einzig  den  Bhythmus  als  das  verbindende,  gemein- 
same  Element  zwischen  Musik  und  Korperbewegung  anzusehen,  und  diese 
Ansicht  scheint  auf  den  ersten  Blick  den  Tatsachen  vollkommen  angemeasen. 
In  unseren  landlaungen  Balletten  und  Qesellschaftstanzen  entsprecben  die 
einzelnen  Tanzscbritte  den  >Taktschlagen«  der  Musik,  wahrend  das  Melo- 
dische  fur  die  Bewegung  irrelevant  bleibt.      "Wir  tanzen   denselben  Walzer- 

1)  Autographe  a  la  bibliotheque  de  Grenoble.  Cf.  la  lettre  de  Berlioz  a  Adam 
publi^e  dans  la  Rivista  musicale  italiana  (1903,  p.  643—644).  Elle  a  6te*  datee  par 
erreur  du  16  octobre  1842,  alors  qu'elle  est  de  1830.  Berlioz  invite  cordialement  son 
collegue  a  assister  a  son  concert  du  7  novembre  a  l'Opera  et  a  l'execution  de  aa  can- 
tate,  a  Tlnstitut,  quelques  jours  auparavant. 


/Google 


Erich  M.  t.  Hornboatel,  Melodischer  Taaz.  483 

schritt  zu  jeder  Melodie,  wenn  nur  der  Rhythmus  der  rechte  ist ;  ja  die  Melo- 
die  kdnnte  sogar  ganz  fehlen:  der  "Walzer  kann  noch  getanzt  werden,  wo 
man  Tom  Ballorchester  nur  die  Panke  and  das  Gebrumme  des  Kontrabasses 
vernimmt;  besteht  doch  die  Tanzmusik  primitiver  Yolker  haufig  allein  aus 
Schlaginstromenten :  Trommeln,  Tambourine,  Rasseln,  Cymbeln,  Kastagnetten 
—  oder  gar  nor  aus  einfachem  Handeklatschen.  Auch  das  Marschieren  des 
Milit&rs  zam  Schlage  der  Trommel  beweist,  dafl  das  rhythmische  Gerausch 
genugt,  die  Kftrperbewegung  zu  regeln. 

Der  psychologische  Yorgang  ist  hier  relativ  einfach.  Der  musikalische 
Rhythmus  auCert  sich  im  wesentlichen  in  einer  durch  dynamische  Hervor- 
hebnng  einzelner  Tone  (>Akzent«,  »guter  Taktteil*)  erleichterten  Unterteilung 
der  Melodie  in  kleinere,  meist  gleichlange  Gruppen  (Takte  and  Taktteile), 
die  als  gesonderte  Einheiten  aufgefafit  werden.  Die  Betonungen  losen  Be- 
wegungsimpolse  aus,  deren  Starke  dem  dynamischen  Wert  des  Akzents  ent- 
spricht.  Physiologisch  gesprochen,  findet  eine  Ubertragung  einer  Erregung 
von  einem  Sinneszentrum  (dem  akustischen)  auf  ein  Bewegungszentrum,  mit 
geringer  Beteiligong  hoherer  Zentren,  statt:  wir  konnen  also  den  Yorgang 
der  Einfachheit  halber  als  Re  flex- Bewegung  betrachten.  Wahrscheinlich 
wird  durch  die  akustische  Erregung  nor  ein  allg  em  einer  Bewegungsimpuls 
ausgelost;  die  Art  der  Bewegung  ware  demnach  nicht  durch  die  Art  der 
Erregung  determiniert,  wie  bei  den  bekannten  (meist  zweckmafiigen)  Eeflexen 
des  gewohnlichen  Lebens.  Nur  der  zeitliche  Abstand  und  der  Starkegrad 
der  motorischen  Impulse  entspricht  natiirlich  dem  der  Akzente,  d.  h.  der 
Bewegungsrhythmus  ist  derselbe,  wie  der  Melodierhythmus;  der  Tanzer  bewegt 
sich  >im  Takte  der  Musik«. 

Da  in  unseren  Tanzen  der  Rhythmus  in  der  Kegel  nicht  wechselt,  die- 
selbe  Akzentperiode  in  bestandiger  Wiederholung  wiederkehrt,  stellt  sich  beim 
Tanzer  alsbald  ein  regelmaBiger,  automatischer  Ablauf  der  Bewegungen  ein, 
die  der  akustischen  Impulse  kaum  mehr  bedurften.  Diese  dienen  dann  ledig- 
lich  dazu,  die  einzelnen  (zentralen)  Erregungen  zu  verstarken,  der  Bewegung 
gewissermafien  jedesmal  einen  neuen  Elan  zu  erteilen.  Hiermit  ist  eine 
wesentliche  Elraftersparnis  verbunden :  wir  fuhlen  uns  durch  den  Tonrhythmus 
>gepacktc,  werden  yon  ihm  >getragen«,  wahrend  ein  Tanz  oder  Marsch  ohne 
musikalische  Begleitung  uns  alsbald  ermiiden  wurde.  Freilich  mu£  der 
akustische  Impuls  stets  genau  gleichzeitig  mit  dem  zentralen  eintreten,  sonst 
wurde  er  stbren,  statt  zu  helfen.  Bhythmisch  zum  Tanze  spielen  heifit  des- 
halb  nichts  anderes,  als  das  gegebene  Tempo  (und  die  Reihenfolge  der 
Betonungsstarken)  streng  festhalten.  Umgekehrt  ist  bei  unseren  Tanzen 
derjenige  der  beste  Tanzer,  der  dem  Rhythmus  der  Musik  mit  seinen  Be- 
wegungen am  genauesten  folgt.  Auch  die  choreographischen  Evolutionen  der 
Ballettkorps  werden  vorwiegend,  wo  nicht  ausschlieftlich,  durch  den  Rhythmus 
geregelt. 

In  Miss  Duncan's  Tanzen  dagegen  gibt  es  keine  Pas.  Der  Rhythmus 
spielt  eine  ganz  sekundare  Rolle ;  er  bildet  nicht  die  Grundlage  der  Bewegung, 
er  lagert  sich  vielmehr  iiber  die  Bewegung,  etwa  wie  in  einem  kontra- 
punktischen  GefUge  eine  Nebenmelodie  iiber  den  Cantus  firmus. 

Yielfach  sind  die  Tanze  der  Amerikanerin  geradezu  als  unrhythmisch  be- 
zeichnet  worden.  Dennoch  zeigen  Musik  und  Korperbewegungen  gerade  in 
diesen  Tanzen  den  engsten  Zusammenhang ;  ja  sie  scheinen  enger  ver- 
kniipft  als  sonst,  oft  zu  vollkommener  Einheit  verschmolzen.     Es 

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;<Stfdgfe 


484  Erich  M.  v.  Hornbostel,  Melodischer  Tanz. 

in  der  Musik  auBer  dem  Rhythmus  noch  ein  anderes  Moment  geben,  das 
geeignet  ist  Bewegungen  auszulosen.    Dieses  miissen  wir  nunmehr  aufisuchen. 

Es  ist  bekannt,  daB  Tone^  die  im  Oktavenintervall  zueinander  stehen, 
sich  so  ahnlich  sind,  daB  sie  leicht  verwechselt,  oft  sogar  ale  >derselbe  Tone 
bezeichnet  werden.  Niemand  aber  wird  das  Fortschreiten  von  einem  Ton 
zu  seiner  hoheren  Oktave  mit  dem  Ubergang  zu  seiner  tieferen  Oktave  ver- 
wechseln ;  das  Spiegelbild  einer  Melodie,  auch  wenn  sie  aus  denselben  Inter- 
vallenschritten  sich  zusammensetzt,  ist  eine  vollkommen  neue  Melodie,  deren 
Ahnlichkeit  mit  dem  Yorbild  der  XJngeubte  nur  schwer  wird  erkennen  k5nnen, 
Die  Richtung  der  Melodie  erzeugt  hier  die  Yerschiedenheit  der  Wirkung, 
und  wir  konnen  nicht  nur  metaphorisch  in  diesem  Sinne  yon  Melodie- 
bewegung  reden.  Ein  Anfsteigen  der  Tonhohe  empfinden  wir  als  Steigerung, 
ein  Absteigen  als  Absinken.  Musikalische  pflegen  diesen  >Ansdruck«  durch 
einen  analogen  dynamischen  zu  unterstiitzen ;  gegensatzlicher  melodischer  und 
dynamischer  Ausdruck,  wie  ein  Crescendo  bei  absteigender  Melodiebewegung 
erzeugt  einen  eigentiimlichen,  komplexen  Eindruck,  der  yon  manchen  Ton- 
setzern  zu  besonderer  "Wirkung  verwendet  wird.  Abgesehen  von  alien  Intervall- 
verhaltnissen  hat  jede  absteigende  Tonfolge  etwas  Beruhigendes,  was  der  auf- 
steigenden  fehlt,  wenn  der  Eindruck  auch  wohl  gelegentlich  durch  konkurrierende 
Momente  abgeschwacht,  sogar  aufgehoben  wird. 

Die  Melodiebewegung  lost  in  viel  unmittelbarerer  Weise,  als  der  Rhyth- 
mus, Bewegungsimpulse  und  Bewegungsvorstellungen  aus.  Wir  pflegen  diesen 
Impulsen  fiir  gewohnlich,  durch  Kleidung  und  Sitte  gehemmt,  nicht  nach- 
zugeben ;  auch  sind  sie  wohl  meist  nicht  stark  genug,  um  nicht  mit  Leichtig- 
keit  unterdriickt  zu  werden.  Dennoch  wird  auch  der  aufmerksame  Konzert- 
besucher  zuweilen  leichte  Hand-  und  Kopf bewegungen,  Dehnen  des  Thorax  usw. 
an  sich  beobachten  konnen,  die  durchaus  nicht  vom  Rhythmus  des  Musik- 
stiickes  ausgelost  sind.  Auch  die  Orchesterdirigenten  pflegen  sich  nicht  mit 
maschinenm&Bigem  Taktschlagen  zu  begniigen,  sondern  folgen  mit  ihrem  Stabe 
der  Melodiebewegung;  diese  charakteristischen  malenden  Arm-  und  Hand- 
bewegungen,  erleichtern  oft  dem  Horer  das  Auffassen  der  Musik  wesentlich. 

Der  psychologische  Vorgang  hierbei  ist  demjenigen,  in  dem  wir  oben  das 
Wesen  un seres  Tanzes  erkannten,  insofern  analog,  als  wir  es  auch  mit  einer 
Erregungsubertragung  vom  akustischen  zum  motorischen  Zentrum,  einer  Art 
Reflex  zu  tun  haben.  Der  Unterschied  ist  erstens  der,  dafi  hier  und  dort 
ein  anderes  Moment  der  Sinnesempfindung  erregend  wirkt;  zweitens  ist  die 
Art  der  Bewegung  nicht  mehr  vollig  unabhangig  von  der  Eigentumlichkeit 
des  erregenden  Momentes.  Die  Richtung  der  Korperbewegung  fallt  stets  mit 
der  Bewegungsrichtung  der  Melodie  zusammen:  bei  steigender  Melodie  haben 
wir  die  Tendenz,  Kopf,  Arm,  Bein  und  Thorax  zu  heben,  bei  fallender 
Melodie,  die  GliedmaCen  sinken  zu  lassen  und  auszuatmen.  Dafi  hier  eine 
physiologische  Korrelation  und  nicht  ein  blofies  Spiel  von  Assoziationen  vor- 
liegt,  geht  schon  daraus  hervor,  dafi  ganz  analoge  Bewegungen  zu  alien  Zeiten 
und  bei  den  verschiedensten  Yolkern  die  musikalischen  Aufierungen  begleitet 
haben.  Offenbar  ist  eine  einheitliche  akustisch-motorische  Bewegung  als  ge- 
meinsame  Wurzel  anzunehmen,  die  erst  im  Laufe  der  Entwicklung  sich  in 
zwei  getrennte  Bewegungen  differenzierte,  ohne  daB  der  innige  Zusammen- 
hang  beider  verloren  gegangen  ware.  Diese  Annahme  ftihrt  a  priori  zu  der 
Yermutung,  es  miisse  eine  steigende  bzw.  fallende  Bewegung  auf  akustischem 
Gebiet  ebenso  der  adequate  Ausdruck   der  entsprechenden   motorischen    Be- 

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Erich  M.  v.  Hornbostel,  Melodischer  Tanz.  485 

wegung  sein,  wie  umgekehrt.  Und  dies  ist  in  der  Tat  der  Fall.  Die  Melo- 
diebewegung  ist  eines  der  elementarsten  und  wirksamsten  mnsikalischen 
Ausdrucksmittel,  das  geeignet  ist,  im  Hbrer  die  Vorstellung  realer  Bewe- 
gungen  mit  besonders  suggestiver  Kraft  zu  erwecken  1). 

Hierin  —  als  Ausdrucksmittel  —  steht  die  Melodiebewegung  dem  Rhyth- 
mus  in  keiner  Weise  nach,  vermutlich  ist  sie  ihm  sogar  iiberlegen.  Ja,  wenn 
ein  paradox  klingender  Ausdruck  gestattet  ist,  konnte  man  sogar  sagen,  die 
Melodiebewegung  sei  alter  und  ursprunglicher,  als  die  Melodie.  Im  Gesang 
wenigstens  gehort  ein  durch  den  Text  determiniertes  Heben  und  Senken 
der  Stimme,  das  an  keine  bestimmten  Tonschritte  gebunden  ist,  zu  den 
Sltesten  Formen,  die  una  iiberliefert  sind.  £s  soil  hier  nicht  fiber  die  Frage 
entschieden  werden,  ob  der  Sprechgesang,  der  den  altindischen  (vedischen) 
Ges&ngen  eigentumlich  ist  und  auf  den  vielleicht  auch  die  altgriechiscbe 
Rezitation  und  spater  der  gregorianiscbe  Gesang  zuruckzufiihren  ist,  ob  der 
Sprechgesang  das  Ubergangsglied  von  der  dichteriscben  Spracbe  zum  wirklichen 
Gesang  bilde.  Es  sollte  nur  daran  erinnert  werden,  dafi  die  Melodiebewegung 
ein  viel  weiteres  Gebiet  beberrscbt,  als  das  rein  musikaliscbe.  Was  wir 
»Tonfall«  oder  >Sprachmelodie«  nennen,  ist  nicbts  anderes  als  Melodie- 
bewegung. 

Das  Verbaltnis  von  Rhythmus  und  Melodiebewegung  ist  so 
wecbselnd  und  vielfach  so  kompliziert,  dafi  es  einer  speziellen  Untersucbung 
bediirfte,  um  es  vollkommen  klarzulegen.  Wir  miissen  uns  bier  mit  ejnem 
kurzen  TJberblick  tiber  die  in  Frage  kommenden  Tatsacben  begnugen.  Ein- 
mal  gehort  die  Melodie  selbst  zu  den  rhythmusbestimmenden  Momenten.  Ein 
Ton  kann  sicb  nicht  nur,  wie  oben  erwahnt,  durch  dynamische  Hervorhebung 
unserer  Aufmerksamkeit  aufdrangen,  sondern  auch  durch  eine  auffallende 
Stellung  in  der  Melodie  akzentuiert  erscheinen.  Wenn  beispielsweise  in  einer 
Reihe  gleichstarker  und  gleichlanger  Tone  jeder  vierte  von  anderer  Tonhohe 
ist,  als  die  drei  anderen,  so  werden  wir  gezwungen,  die  Reihe  als  4/4-Takt 
und  den  aus  der  Reihe  herausf alien  den  Ton  jedesmal  als  guten  TaktteU  auf- 
zufassen.  In  der  praktischen  Musik  kompliziert  sich  das  Yerhaltnis  natiir- 
lich  ungemein,  da  die  anderen  rhythmusbestimmenden  Momente  den  melo- 
dischen  Akzent  bald  unterstiitzen,  bald  ihm  entgegenarbeiten.  Auch  sind 
die  melodischen  Folgen  fast  nie  so  einfach  gebaut,  wie  in  dem  gewahlten 
Beispiel;  tonale  Akzente  treten  an  Umkehrpunkten  der  Melodierichtung,  bei 
sprunghafter  Melodiebewegung  usw.  auf.  Immerhin  sind  der  dynamische  und 
melodische  Akzent  in  weitem  Made  voneinander  unabhangig,  und  auch  ihre 
psychologische  Bedeutsamkeit  ist  je  nach  den  Umstanden  verschieden.  Auch 
darf  nicht  vergessen  werden,  da£  die  Melodiebewegung  nicht  bloB  ein  System 
von  tonalen  Akzenten  darstellt;  ein  langsam  ausgefuhrter  Triller  z.  B.  wird 
als  Pendelbewegung  empfunden,  ohne  da£  einer  der  beiden  Tone  als  akzen- 
tuiert erscheinen  muBte.  Man  kann  sich  graphisch  die  Melodiebewegung  gut 
versinnlichen,  indem  man  die  Notenkopfe  durch  Linien  verbindet.  (Die 
Moglichkeit  dieser  Darstellung  ist  iibrigens  kein  Zufall,  sondern  liegt  in  der 
psychologischen  Entstehungsgeschichte  des  europaischen  Notationssystems  be- 
grundet.)  Man  wird  dann  eine  Kurve  erhalten,  die  sich  fur  das  Auge  ebenso 
gliedert,  wie  die  Melodie  fur  das  Ohr.     Diese    Gliederung  braucht  mit  der 

1)  Auf  die  Bedeutung  der  Melodiebewegung  fur  die  beabsichtigte  Schilderung 
realer  Bewegung  hat  meines  Wissens  zuerst  ein  franzosischer  Forscher  aufmerksam 
gemacht,  vgl.  Edmond  Goblot,  La  musique  descriptive,  Revue  philos.  XXVL  7. 1901. 


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Erich  M.  v.  Hornbostel,  Melodischer  Tanz. 


(durch  die  Taktstriche  markierten)  rhythmischen  durchaus  nicht  zusammen- 
zufallen.  Ein  Beispiel  mag  dies  erlautern.  In  Chopin's  bekanntem  Dea-dur- 
"Walzer  (op.  64,  Nr.  1)  wiirde  sich  Takt  5 — 12  folgendermafien  darstellen1): 


J^CJXJX 


Melodisch  zerfallen  diese  acht  Takte  in  Tier  Gruppen:  die  erste  reicht  bis  turn 
dritten  Viertel  yon  VJJ.2),  umfaflt  somit  beinahe  drei  Takte,  die  zweite  da- 
gegen  nur  einen  Takt  (VIII),  die  untereinander  fast  gleichen  Gruppen  drei  nnd 
Tier  je  zwei  Takte.  (Eigentlich  beginnt  die  erste  Gruppe  bereits  hn  ersten 
Takte  des  ganzen  StUckes,  erstreckt  sich  also  fiber  sieben  Takte.)  Die  Melodie- 
bewegung  hat  in  der  ersten  Gruppe  —  infolge  der  regelmaBigen  "Wieder- 
holung  derselben  Phrase  Ton  geringem  TTmfang  —  etwas  Drehendes,  RoDen- 
des,  steigt  in  der  zweiten  Gruppe  allmahlich  an  bis  zum  62,  das  als  hefchster 
Ton  und  Umkehrpunkt  der  Bewegung  als  starker  melodischer  Akzent  wirkt, 
der  tiberdies  mit  dem  starksten  rhythmischen  Akzent  der  ganzen  Periode 
zusammenfallt.  Als  solcher  erscheint  das  &*,  da  es  als  langste  Note  ( J  )  ge- 
wissermaBen  ein  Haltepunkt  ist,  auf  den  die  Torausgehende  Achtelbewegung 
zulauft,  und  da  es  auf  den  guten  Taktteil  fSllt.  Die  Torgeschriebene  Dyna- 
mik  (crescendo  in  der  zweiten,  diminuendo  in  der  dritten  Gruppe)  lauft  der 
Melodiebewegung  Tollkommen  parallel. 

All  dies  wird  jedem  Musikalischen  selbstrerstSndlicb  erscheinen.  Auch 
ist  es  nunmehr  leicht  zu  erkennen,  was  melodischen  von  rhythmischem  Tanz 
unterscheidet.  Der  TSnzer,  der  seine  Aufmerksamkeit  der  Melodiebewegung 
zuwendet,  Terstarkt  die  Ton  dieser  ausgelftsten  motorischen  Impulse;  die 
dynamischeh  Akzente,  die  rhythmische  (taktliche)  Gliederung  treten  ra  den 
Hintergrund.  Aus  dem  Gesagten  ergeben  sich  fQr  die  melodische  Korper- 
bewegung  mancherlei  Eigentumlichleiten,  die  ihr  einige  Vorzfige  Tor  der  rhyth- 
mischen verschaffen.  Erstlich  erscheint  die  melodische  Bewegung  geschlos- 
sener.  An  die  Stelle  einer  kurzen,  den  einzelnen  Takten  korrespondierenden 
Bewegungsform,  die  sich,  den  Hauptakzenten  entsprechend,  in  kleinen,  stets 
gleich  bleibenden  Interrallen  bestandig  wiederholt,  einer  Gliederkette  tct- 
gleichbar,  tritt  eine  Bewegungsreihe,   die  sich   wie   ein   Faden   weiterBpinnt, 

1)  Es  ist  nur  die  Melodie  (rechte  Hand)  in  Betracht  gezogen ;  bei  einer  genauerea 
Analyse  miifite  naturlich  auch  die  Begleitung  beriickaichtigt  werden. 

2)  Beziiglich  der  inneren  Gliederung  dieser  Gruppe  sind  zwei  Auffassungen  mog- 
lich:  entweder  viermalige  Wiederholung  der  Gruppe  g,  as,  c,  b  oder  das  erste  g—as 
als  Auftakt  und  die  Gruppe  c,  b,  gy  as  viermal  wiederholt;  fiir  letzteres  sprache,  daG 
c  ak  hochster  Ton  der  Gruppe  und  als  TJmkehrungspunkt  der  Melodiebewegung  wie 
ein  (schwacher)  melodischer  Akzent  wirkt;  die  zweite  Gruppe  wiirde  dann  in  die  erste 
iibergreifen,  da  das  letzte  g,  as  beiden  gemeinsam  ware. 

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Erich  M.  v.  Hornbostel,  Melodischer  Tanz.  487 

mit  der  Melodie  dahingleitet,  steigt,  fallt,  kreist  und  springt.  Hiermit  ist 
schon  ein  zweiter  Vorzug  des  melodischen  Tanzes  angedeutet:  er  ist  ab- 
wechslungsreicher  als  der  rhythmische.  Endlich,  und  dies  scheint  mir 
das  "Wesentlichste  zu  sein,  schmiegt  sich  die  Tanzbewegung,  die  der  Melodie- 
bewegung folgt,  inniger  an  das  musikalische  Yorbild  an.  Schon  die  physio- 
logische  Verknttpfung  von  akustischem  Impuls  und  motorischer  Reaktion  ist 
eine  engere.  Aber  die  Melodiebewegung  scheint  mir  fur  das  musikalische 
Gesamtbild  auch  charakteristischerzu  sein  als  der  Rhythmus.  Es  mag  un- 
endlich  viele  Melodien  von  derselben  rhythmischen  Gestalt  geben,  alle  melodisch 
durchaus  verschieden  voneinander.  Die  Ahnlichkeit  zweier  Melodien  von 
gleicher  Melodiebewegung,  aber  verschiedenem  Rhythmus,  wilrde  dagegen 
sofort  in  die  Augen  springen  —  man  denke  z.  B.  an  einen  zum  Militarmarsch 
umgebildeten  "Walzer.  Yermutlich  ist  die  Melodiebewegung  auch  dasjenige, 
was  sich  dem  Gedachtnis  des  H6rers  zuerst  und  am  eindringlichsten  einpragt. 
Wir  haben  oft  nach  erstmaligem  Horen  eines  MusikstUckes  ein  mehr  oder 
minder  verschwommenes  Bild  der  Melodie,  das  wir  auch  (singend  oder  pfeifend) 
wiederzugeben  vermogen,  in  dem  aber  die  genaue  rhythmische  Gliederung 
und  tonale  Gestaltung  noch  fehlt.  Bei  Unmusikalischen  pflegt  das  Erinne- 
rungsbild  in  diesem  Stadium  stehen  zu  bleiben:  sie  singen  das  Gehorte  mit 
unrichtigem  oder  unprazisem  Rhythmus,  mit  falschen  Intervallen  oder  unreiner 
Intonation  —  aber  mit"  richtiger  Melodiebewegung  nach. 

Die  melodische  Korperbewegung  ist  daher  der  Ausdruck,  der  die  Musik 
vollig  eindeutig  wiederspiegelt.  Die  akustische  Bewegung  wird  in  der  voll- 
kommensten  Weise  in  sichtbare  umgesetzt.  Wie  beim  Tanzer  die  Elemente 
des  akustischen  und  motorischen,  so  sind  beim  Zuschauer  die  Elemente  des 
akustischen  und  optischen  Bewegungsbildes  einander  aufs  engste  zugeordnet. 
Man  konnte  bei  melodischem  Tanz  mit  verschlossenen  Ohren,  bloB  nach  dem 
Gesichtseindruck,  sehr  wohl  bestimmen,  um  welches  Musikstiick  es  sich  han- 
delt  und  an  welcher  Stelle  es  angelangt  ist  —  naturlich  die  Kenntnis  des 
Stiickes  vorausgesetzt.  Ahnliches  vermochten  wir  bei  unserer  blofi  rhyth- 
mischen Tanzweise  nie.  Die  Tanzbewegungen  bilden  eine  optische  Empfin- 
dnngsreihe,  welche  vermutlich  ebenso  wie  die  akustische,  wenn  auch  schwacher, 
eine  Reihe  von  Bewegungsimpulsen  im  Zuschauer  erweckt;  ein  Vorgang,  der 
wohl  teilweise  in  einer  allgemeinen  psychischen  Tendenz,  dem  Nachahmungs- 
trieb,  wurzelt.  Wir  haben  hier  abermals  eine  Kette  von  Reflexen;  die  Art 
der  Bewegung  (die  freilich  im  Keim  stecken  bleibt),  ist  aber  in  noch  hoherem 
Grade  von  der  Eigentiimlichkeit  des  erregenden  Momentes  abhangig,  als  bei 
den  oben  besprochenen  akustisch-motorischen  Reihen.  Das  Wesentliche  fiir 
den  Eindruck,  den  der  Zuschauer  empfangt,  ist  nun,  daft  die  vom  akustischen 
und  die  vom  optischen  Zentrum  aus  erregten  Impulse  gleicher  Art  sind; 
diese  Gleichheit  ist  selbst  dann  noch  im  psychologischen  Gesamtvorgang  wirk- 
sam,  wenn  die  Impulse  zu  schwach  sind,  um  iiber  die  Schwelle  des  BewuBtr- 
seins  zu  treten.  Dadurch,  dafi  dasjenige,  was  beiden  Empfindungsreihen 
gemeinsam  ist,  im  UnbewuBten  bleibt,  dadurch  scheint  uns  gerade  die 
Verknttpfung  notwendig,  selbstverstandlich,  ursprtinglich ,  natiirlich.  Die 
melodische  Korperbewegung  ist  ebenso  der  ad&quate  Ausdruck  der  musika- 
lischen  Bewegung,  wie  die  Melodiebewegung  einen  realen  Bewegungsvorgang 
auszudriicken  vermag.  Gegen  die  Pantomime,  die  Handlungen  und  Gefuhle 
durch  Ausdrucksbewegungen  darstellen  will,  sind  mit  Recht  ganz  analoge 
Bedenken  geltend  gemacht  worden,  wie  gegen  die  Programmusik.    Getanzter 

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488  Charles  W.  Pearce  and  W.  Barclay  Squire,  Notes  on  Dunstable. 

Zorn  kann  miBverstanden  werden  als  Eifersucht,  eine  musikalische  Eifersuchts- 
szene  kann  miBverstanden  werden  als  Seeschlacht.  Der  melodische  Tanz  ist 
aber  ebensosehr  ganz  Tanz,  wie  die  absolute  Musik  ganz  Musik  ist.  Der 
Zusammenhang  beider  liegt  nicht  in  einem  Spiel  yon  Assoziationen,  die  von 
Individuum  zu  Individuum  wechseln  kSnnen,  sondern  in  der  Bewegung,  die 
beiden,  Musik  und  Tanz,  wirklich  gemeinsam  ist.  Es  ist  darum  aucb  nicht 
einzusehen,  warum  sich  melodischer  Tanz  auf  die  traditionelle  >Tanzmu.sik< 
beschranken  sollte.  Fiir  rhythmische  Tanze  freilich  ware  Beethoven'sche 
•  Musik  vollig  ungeeignet.  Melodischer  Tanz  vermag  sich  auch  mit  der  er- 
habensten  Musik  zu  einem  vollkommenen  Gesamtkunstwerk  zu  verschmelzen, 
dem  man  seine  Daseinsberechtigung  nicht  absprechen  konnen  wird. 

Von  dem  Spezialfall  aus,  dessen  psychologische  Analyse  wir  versuchten, 
mag  sich  uns  schliefilich  ein  Ausblick  auf  eine  allgemeine  Bedingung  kiinst- 
lerischer  "Wirksamkeit  er5ffnen :  Jedes  Kunstwerk  will  im  GenieBenden  etwas 
erwecken,  was  der  Schaffende  mehr  oder  minder  bewuBt  erlebte.  Als  IJber- 
trager  muB  ein  Komplex  von  Sinnesempfindungen  (oder  wenigstens  Repro- 
duktionen  von  solchen)  dienen.  Aber  nur,  wenn  beide  psychischen  Tatsachen 
so  enge  verknupft  sind,  daB  ihre  Verbindung  notwendig  erscheint,  kommt 
die  tjbertragung  jenes  meist  undefinierbaren  Etwas  —  mag  man  es  nun 
>Stimmung«  oder  sonst  wie  nennen  —  von  Seele  zu  Seele  zustande. 

Erich*  M.  v.  Hornbostel. 


Notes  on  Dunstable. 


i. 

English  music  was,  as  far  as  its  influence  on  the  rest  of  the  world  was 
concerned,  at  its  zenith  from  450  to  500  years  ago,  or  during  the  period 
which  may  be  assumed  to  have  been  the  life-time  of  John  Dunstable,  who 
died  24th  December  1453.  Henry  VI,  whose  life  extended  from  1421  to 
1471  and  who  founded  Eton  College  in  1440,  seems  to  have  been  something 
of  a  musician  himself.  Mr.  W.  Barclay  Squire,  when  drawing  attention  for 
the  first  time  at  Vol.  II,  page  342  of  the  Sammelbande  to  the  MS.  collection 
of  English  XV  century  music  lying  in  the  library  of  the  Roman  Catholic 
College  of  St.  Edmund's,  Old  Hall,  near  Ware,  Hertfordshire,  pointed  out 
that  the  name  of  "Roy  Henry"  occurs  as  the  composer,  or  putative  composer, 
of  a  three-part  Gloria,  Sanctus,  and  Benedictus.  Most  of  what  is  known  so 
far  about  John  Dunstable  will  be  found  in  the  article  under  that  title  in 
the  Appendix  to  Grove's  Dictionary  (1889)  by  the  same  writer.  Considering 
how  many  of  the  musicians  of  the  XV  century  were  monks  or  priests,  it  is 
not  unreasonable  to  suppose  that  Dunstable  himself  might  have  been  an 
ecclesiastic,  but  there  is  no  evidence  to  prove  this.  It  has  also  been  argued 
that  his  Continental  reputation  may  have  been  the  result  of  his  dwelling 
and  working  abroad  for  a  considerable  portion  of  his  life;  but  this  too  is 
only  a  conjecture.    Mr.  Squire  has  discovered  in  an  old  history  of  the  county 

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Charles  W.  Pearce  and  W.  Barclay  Squire,  Notes  on  Dunstable.  489 

of  Hertfordshire  that  on  16  th  March  1449  Henry  VI  granted  the  manor  of 
Broadfield  to  a  "John  Dunstable  and  Margaret  his  wife,  Ralph  Grey,  and 
Henry  Wells,  and  their  heirs,  without  impeachment  of  waste  of  Margaret"; 
as  yet  however  it  has  been  found  impossible  to  connect  John  Dunstable  of 
Broadfield  Manor  with  the  musician  and  astronomer.  The  general  evidence 
as  to  Dunstable's  influence  as  a  musician  will  be  found  in  the  above-named 
Dictionary  article  of  1889.  To  this  may  now  be  added  that  at  page  12  of 
Sir  John  Stainer's  volume  "Dufay  and  his  contemporaries"  (London,  Novello 
&  Co.,  1898),  reviewed  by  J.  Wolf  at  Vol.  I,  pages  150  and  330  of  the 
Sammelbande,  are  quoted  six  stanzas  from  Martin  le  Franc's  poem  uLe  Cham- 
pion des  Dames",  of  which  the  third  and  sixth  are  as  follows: — 

Car  il(z)  ont  nouvelle  pratique 
De  faire  frisque  concordance 
En  haulte  et  en  basse  musique, 
En  fainte,  en  pause  et  en  muance, 
Et  ont  pris  de  la  contenance 
Angloise,  et  ensuivy  Dunstable, 
Pourquoy  merveilleuse  plaissance 
Bent  leur  chant  joyeulx  et  notable. 

*        *        * 
Tu  as  bien  lea  Anglois  ouy 
Jouer  a  la  court  de  Bourgongne 
N*a  pas,  certainement  ouy 
Fut  il  jamais  telle  besongne: 
J'ai  veu  Binchois  avoir  vergongne 
Et  soy  taire  empres  leurs  rebelles, 
Et  du  Fay  despite  et  frongne 
Qu'il  n'a  melodie  si  belle. 

This  poem  was  first  printed  in  1500,  although  internal  evidence  shows 
that  it  was  written  60  years  earlier.  Sir  J.  Stainer's  daughter  Miss  Cecie 
Stainer  has  carried  the  subject  further  in  her  article  on  "Dunstable  and  the 
various  settings  of  0  Rosa  Bella",  at  Vol.  II,  page  1,  of  the  Sammelbande; 
setting  out  there  the  extraordinary  advance  made  in  the  last  decade  or  so 
in  tracing  and  transcribing  Dunstable  compositions  at  Modena,  Bologna, 
Trent,  &c. ;  in  which  process  Mr.  Squire  has  himself  played  a  very  large 
part.  Regarding  the  three-part  composition  by  Dunstable  to  the  words  *0 
Rosa  Bella",  discovered  at  the  Vatican  in  1847,  Miss  Stainer  comes  to  the 
conclusion  that  "Dunstable  used  no  ready-made  melody  in  either  tenor  or 
discant,  but  the  whole  of  the  music  was  his  original  composition,  and  its 
immense  popularity  led  to  the  themes  being  adopted  with  enthusiasm  by 
other  writers,  to  whom  tenor  or  discant  would  be  equally  familiar".  She 
adds,  uto  show  how  widely  the  composition  was  known,  it  may  be  mentioned 
that  copies  have  been  found  in  MSS.  in  the  libraries  of  Paris,  Pavia,  Dijon, 
Rome,  and  Trent". 

Regarding  the  nature  of  the  music  in  Dunstable's  time  Prof.  Wooldridge's 
first  volume  in  the  Oxford  History  of  Music  takes  us  to  1330,  and  his  second 
volume  shortly  to  be  expected  will  fill  in  the  125  years  between  this  date 
and  the  year  of  Dunstable's  death.  But  I  may  mention  that  some  12  years 
ago,  when  I  was  engaged  in  editing  a  volume  of  XV  century  songs  and 
madrigals  for  the  Plain  Song  and  Mediaeval  Music  Society,   I  was  brought 

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490  Charles  W.  Pearce  and  W.  Barclay  Squire,  Notes  on  Dunstable. 

into  contact  with  the  famous  Fairfax  MSB.  in  the  British  Museum  (Add. 
MSS.  31,922),  in  which  is  to  be  found  the  Dunstable  "enigma"  mentioned 
in  the  Dictionary  article  and  proved  in  1902  by  Mr.  J.  F.  R.  Stainer  to  be 
a  kind  of  ground-bass,  and  which  represents  the  state  of  music  as  it  was 
left  by  Dunstable.  Examination  of  this  music  led  to  several  conclusions. 
It  appeared  that  the  XY  century  musicians  had  learnt  to  regard  music  with 
a  greater  approach  to  harmonic  propriety,  in  other  words  by  observing  what 
may  be  called  the  uperpendicular"  effect  of  the  various  voices  engaged.  "What 
we  describe  as  dominant  discords  are  frequently  to  be  met  with.  The  punc- 
tuating function  of  the  perfect  and  other  cadences  can  be  distinctly  traced, 
and  the  desire  for  changing  the  mode  or  key  (modulation  as  we  call  it)  was 
already  beginning  to  make  itself  felt  by  a  somewhat  prolific  application  of 
the  laws  of  music  a  ficta.  Imitation,  a  device  already  known  to  the  com- 
posers of  some  two  or  three  centuries  before  Dunstable's  time,  came  to  be 
used  by  him  and  his  contemporaries  in  a  far  more  effective  and  methodical 
manner,  by  the  introduction  of  rests  before  the  imitating  entries.  By  this 
means  the  frequent  alternate  thinning  and  thickening  of  the  music  was  found 
to  impart  a  pleasant  variety  of  light  and  shade  to  the  composition.  Again 
the  emphatic  confirmation  of  the  sentiment  of  the  words,  caused  by  their  re- 
iteration in  successive  imitating  entries  was  a  means  of  obtaining  a  unani- 
mity of  expression  not  to  be  obtained  in  any  other  way.  The  use  of  the 
device  of  sequence  is  also  to  be  observed,  and  the  idea  of  Rondo  form  is 
also  clearly  evident  in  more  than  one  specimen.  False  relation  was  often 
introduced  as  a  kind  of  additional  heroic  attempt  to  evade  Tritonus.  The 
use  of  consecutive  perfect  concords  can  only  be  regarded  as  a  kind  of  un- 
conscious survival  of  previous  centuries  of  "magadizing",  a  tendency  which 
still  influences  the  thoughts  and  feelings  of  many  modern  musicians.  Another 
survival  of  earlier  times  which  no  one  who  has  ever  examined  XY  century 
music  will  have  failed  to  notice,  is  the  frequent  recurrence  to  the  once  uni- 
versal triple  measure  of  the  early  days  of  cantus  mensurabilis.  A  constant 
change  of  rhythmical  flow,  from  duple  to  triple  subdivision  of  the  semibreve- 
and  even  minim-pulsation  can  be  seen  for  instance  in  a  beautiful  anonymous 
three-part  un-barred  carol  "Ah,  my  dear  Son",  from  the  Fairfax  collection, 
Add.  MSS.  5465.  This  was  scored  by  our  late  member  H.  B.  Briggs  for 
the  Plainsong  and  Mediaeval  Music  Society,  and  edited  by  me  with  an 
accompaniment  of  various  kinds  of  discant  as  far  as  might  be  in  the  ancient 
style  (Novello  Part  Song  Book,  no.  674).  The  rondo-like  character  of  this 
composition  is  remarkably  distinct. 

Dunstable  was  buried  in  the  chancel  of  St.  Stephen's  Church,  Walbrook, 
in  the  City  of  London.  This  church  had  been  finished  14  years  previously 
only,  in  1439;  replacing  an  older  one  which  had  Btood  on  the  opposite  and 
western  side  of  the  "brook".  The  fact  that  Dunstable  was  buried  in  the 
chancel  shows  that  he  was  a  person  of  some  local  consequence,  and  a  John 
de  Dunstable  had  been  Alderman  and  Chamberlain  of  the  City  of  London 
in  1303.  Two  pavement-stones  were  placed  over  the  grave  bearing  the  Latin 
epitaph  which  is  approximately  reproduced  in  the  article  of  Grove's  Dic- 
tionary. Regarding  the  exact  words  of  the  original  there  have  been  doubts 
for  300  years.  Stow's  "Survey  of  London",  1st  edition  (1598)  merely  said, 
"there  be  monuments  in  this  church  of  Thomas  Southwell  first  parson  of 
this  new  church,  who  lieth  in  the  choir;  John  Dunstable,  master  of  astro- 
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Charles  W.  Pearce  and  "W.  Barclay  Squire,  Notes  on  Dunstable.  491 

nomy  and  music  in  the  year  1453" ;  and  so  on.  A  3rd  edition  with  numerous 
additions  was  published  by  Anthony  Munday  in  1618,  thirteen  years  after 
Stow's  death  in  1605;  and  in  this  the  epitaph  was  given  in  full.  Munday 
states  that  he  had  the  use  of  Stow's  papers,  so  it  is  at  least  probable  that 
the  inscription  in  St.  Stephen's  Church  was  copied  by  Stow  himself.  Stow 
.may  have  refrained  from  publishing  it,  for  the  reason  that  after  being  worn 
for  a  century  and  a  half  by  the  feet  of  worshippers  the  inscription  was  to 
a  great  degree  illegible.  Munday's  version  evidently  contained  some  guess- 
work, and  some  of  the  entries  must  be  blunders.  The  4th  or  folio  edition 
in  1633  by  Munday  and  Dyson  changed  one  word  for  the  worse.  Thomas 
Fuller's  Worthies  published  in  1662  gave  only  a  fragmentary  version;  but 
mainly  consulting  the  original,  which  had  by  this  time  become  still  more 
effaced.  All  that  he  could  decipher  at  all  clearly  were  the  first  2  lines  near 
the  top  of  the  stones  (which  may  perhaps  have  sunk  a  little  eastwards  and 
so  escaped  friction),  the  5th  and  6th  lines,  and  the  last  line.  At  the  Great 
Fire  of  1666  the  church  was  burnt  to  the  ground,  and  the  inscription  of 
course  disappeared  entirely.  The  5th  or  two -volume  edition  of  "Stow", 
published  in  1720  by  Strype,  gave  a  version  of  the  epitaph  with  some  good 
conjectural  emendations.  As  1903  was  the  450th  anniversary  of  Dunstable's 
death,  the  London  Section  of  the  Incorporated  Society  of  Musicians  are  now 
setting  up  a  monument  in  the  church  (rebuilt  1672 — 79  as  one  of  the 
masterpieces  of  Sir  Christopher  Wren  after  the  Great  Fire),  restoring  the 
inscription  to  what  after  careful  examination  of  the  history  is  believed  to 
have  been  its  original  state.  The  version  adopted  is  the  following.  It  may 
be  observed  that  the  "I.  juris"  in  line  2,  and  "hiramis"  in  line  3  (see  Ghrove), 
have  hitherto  defied  restoration,  but  it  is  believed  that  that  difficulty  has 
now  been  surmounted: — 

Clauditur  hoc  tumulo,  qui  caelum  pectore  clausit, 
Dunstable  Ioannes.    Astrorum  conscius  ille 
Indice  novit  Urania  abecondita  pandere  caeli. 
Hie  vir  erat  tua  laus,  tua  lux,  .tibi,  musica,  princeps, 
Quique  tuas  dulces  per  mundum  sparserat  artes. 
Anno  Mil.    C  quater  semel  L  tria  jungito,  Christi 
Pridie  natalem,  sidus  transmigrat  ad  astra. 
Suscipiant  proprium  civem  caeli  sibi  cives. 

London.  Charles  W.  Pearce. 


n. 

The  musical  world  has  lately  been  so  busy  trying  to  work  up  some  sort 
of  enthusiasm  with  which  to  celebrate  the  hundredth  birthday  of  Hector 
Berlioz  that  it  has  almost  entirely  overlooked  the  fact  that  the  Christmas 
Eve  of  1903  was  the  four  hundred  and  fiftieth  anniversary  of  the  death  of 
one  who  has  some  claim  to  be  considered  the  founder  of  modern  music. 
It  is  understood  that  the  Incorporated  Society  of  Musicians  has  re- 
solved to  celebrate  the  event  by  placing  a  monument  in  the  church  where 
the  forgotten  musician  was  buried,  but  before  the  subject  was  mooted  by 
the  Society,  who  had  heard  of  John  Dunstable,  the  Englishman  whose  name 
even  precedes  that  of  Dufay  in  the  roll  of  the  makers  of  modern  music? 
The  "Encyclopaedia  Britannica"  knows  him  not,   save  in  a  casual  reference 

ULH.  V.  itizefrJ 


492  Charles  W.  Pearce  and  W.  Barclay  Squire,  Notes  on  Dunstable. 

under  a  wrong  form  of  his  name;  to  Burney  and  Hawkins  he  is  a  shadowy 
and  vague  figure;  even  Fuller,  when  he  came  across  the  old  musician's  epitaph 
in  St.  Stephen's,  "Walbrook,  made  merry  that  a  "person  of  such  perfection" 
should  be  so  unknown.  Though  of  late  years  interest  has  been  gradually 
awakening  to  the  small  beginnings  from  which  have  sprung  the  mighty  struc- 
ture of  modern  music,  and  research  is  bringing  to  light  materials  from  which 
some  day  we  may  possibly  learn  something  definite  about  the  part  which 
England  played  in  the  musical  evolution  of  the  fifteenth  century,  still,  as  to 
the  man  John  Dunstable  himself,  we  are  practically  as  much  in  the  dark  as 
ever.  To  say,  as  generally  is  done,  that  he  was  born  at  Dunstable,  and 
took  his  name  from  his  birthplace,  is  but  to  adopt  an  early  and  improbable 
conjecture,  for  the  name  was  not  an  uncommon  one  in  the  England  of  the 
late  Plantagenets.  One  might  guess  with  an  equal  degree  of  probability  that 
he  came  from  Hertfordshire,  for  Chauncey  mentions  an  owner  of  the  manor 
of  Broadfield,  near  Cottered,  named  John  Dunstable,  whose  dates  agree  with 
those  of  the  musician.  In  support  of  this  theory,  it  could  be  urged  with 
propriety  that  he  was  certainly  known  to  John  Whethamstede ,  the  Abbot 
of  St.  Albans,  for  Weever  has  handed  down  an  epitaph  from  the  pen  of 
that  great  ecclesiastic,  uUpon  John  Dunstable,  an  astrologian,  a  mathematician, 
a  musician,  and  what  not",  in  which  he  is  described  as  "Michalus  alter 
novus  et  Ptholomaeus,  Junior  ac  Athlas  supportans  robore  coelos",  while 
further  on  a  note  of  personal  friendship  is  struck  by  the  Abbot's  statement 
that  "melior  vir  de  muliere  Nunquam  natus  erat".  In  St.  Stephen's,  Wal- 
brook, where  he  was  buried,  the  well-known  epitaph  was  inscribed  beginning 
^Clauditur  hoc  tumulo".  From  these  epitaphs  one  may  gather  that  his  fame, 
to  his  English  contemporaries,  seems  to  have  been  more  owing  to  his  astro- 
nomical researches  than  to  his  achievements  as  a  musician,  and  it  is  note- 
worthy that  in  this  country,  where  so  little  of  his  music  remains,  and  where 
as  a  musician  he  had  become  but  little  more  than  a  name  to  writers  like 
Morley  and  Ravenscroft,  a  collection  of  the  latitudes  and  longitudes  of  the 
chief  towns  in  England  "secundam  aliam  antiquam  scripturam  de  manu 
Dustapli",  dated  April,  1438,  is  still  preserved  in  the  Bodleian  Library. 
On  the  continent,  on  the  other  hand,  his  greatness  as  a  musician  was  early 
recognised.  The  French  poet,  Martin  le  Franc,  who  died  in  1460,  mentions 
that  Dufay  and  Binchois,  the  two  greatest  Netherlandish  composers  of  the 
fifteenth  century,  wrote  in  the  style  of  the  English  school,  especially  of 
Dunstable;  and  Johannes  Tinctoris  (1445 — 1511)  says  that  music  had  re- 
cently made  such  strides  that  it  seemed  a  new  art,   "cujus novae  artis 

fons  et  origo  apud  Anglicos  quorum  caput  Dunstable  exstitit",  a  statement 
which  gradually  led  later  writers  to  claim  for  the  English  composer  the  in- 
vention of  counterpoint!  In  Spain  he  was  known  so  early  as  1480,  and  in 
the  writings  of  John  Hothby  (an  English  theorist  who  spent  most  of  his  life 
at  Lucca),  and  the  more  famous  Frachinus  Graforius,  his  name  is  more  than 
once  mentioned.  These  allusions,  and  the  fact  that  of  late  years  a  number 
of  his  compositions  have  been  discovered  at  Trent,  Modena,  and  Bologna, 
has  led  one  of  the  latest  historians  of  English  music  to  conclude  that  Dun- 
stable left  England  at  an  early  age,  and  spent  most  of  his  life  in  Italy. 
But  this  is  pure  conjecture,  and  it  is  gradually  being  recognised  that  in 
England  during  the  fifteenth  century  there  were  living  many  composers  who 
were  working   in    the    same    direction    as  Dunstable,   and    whose    works   have 

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Richard  Munnioh,  Christian  Erbach  and  Hans  Leo  HaBler.  493 

been  mostly  forgotten,  probably  owing  to  the  destruction  of  church  manu- 
scripts under  Henry  VJJJL.  The  fortunate  survival  of  a  volume,  now  pre- 
served at  St.  Edmund's  College,  Old  Hall,  has  revealed  Henry  VI  himself 
as  the  composer  of  parts  of  a  Mass.  The  same  volume  has  yielded  the 
names  of  a  whole  group  of  musicians  who  seem  to  have  been  connected  with 
St  George's  Chapel,  Windsor,  about  the  middle  of  the  century,  and  a  little 
later  another  similar  group  at  Eton  and  Oxford  is  disclosed  in  a  magnificent 
volume  still  preserved  in  the  Library  of  Henry  Vis  College.  To  trace  the 
connection  of  this  school  of  musicians  with  that  of  which  Robert  Fairfax, 
the  organist  of  St.  Albans,  under  Henry  VJJL.  and  Henry  YIH.,  is  the  chief, 
is  at  present  a  difficult  task,  and  the  hiatus  caused  by  the  Wars  of  the  Roses 
cannot  be  bridged  over.  But  the  attention  which  is  being  drawn  to  this 
obscure  period  of  the  history  of  music  in  England  may  any  day  lead  to 
discoveries  as  unexpected  and  as  important  as  that  of  the  Old  Hall  volume, 
and  when  the  arduous  task  of  deciphering  and  translating  these  early  com- 
positions from  the  difficult  system  of  notation  of  the  fifteenth  century  has 
been  accomplished,  it  may  be  possible  to  form  a  definite  opinion  as  to  what 
it  was  which  caused  Dunstable  to  rank  so  high  as  he  did  in  the  opinions  of 
his  contemporaries,  and  why  his  fame,  once  so  great,  became  so  strangely 
and  rapidly  clouded.  Much  has  been  written  about  his  music  and  its  rela- 
tion to  that  of  the  Netherlander,  Dufay  and  Binchois;  but,  as  the  mass  of 
his  surviving  work  still  awaits  translation  and  publication,  until  this  is  ac- 
complished any  conclusion  arrived  at  must  of  necessity  be  mostly  conjectural. 
If  the  celebration  of  the  four  hundred  and  fiftieth  anniversary  of  his  death 
by  the  re-erection  in  St.  Stephen's,  Walbrook,  of  the  memorial  destroyed  in 
the  Great  Fire  should  serve  to  draw  attention  to  the  work  that  remains  to 
be  done  for  his  music,  the  Incorporated  Society  of  Musicians  will  have  done 
a  real*  service  to  musical  research,  as  well  as  a  tardy  honour  to  the  memory 
of  the  first  great  English  composer. 

London.  W.  Barclay  Squire. 


Christian  Erbach  und  Hans  Leo  HaBler. 

Ausgewahlte  Werke.     Erster  Teil:   Werke  fur   Orgel   und   Klavier  mit  bei- 
gefugten   Stucken    von   Jacob   Hafiler.      Eingeleitet   und   herausgegeben   von 

Ernst  von  Werra. 

Denkmaler  deutscher  Tonkunst.     Zweite  Folge  (Denkmaler  der  Tonkunst  in  Bayern\ 
Leipzig,  Breitkopf  und  ffartel. 

Zur  Geschichte  der  Klavier-  und  Orgelmusik  im  17.  Jahrhundert  liegen 
erfreulicherweise  bereits  eine  ganze  Anzahl  von  Neuausgaben  in  den  ver- 
schiedenen  »Denkmalern  der  Tonkunst «  und  in  anderem  Rahmen  der  Offent- 
lichkeit  vor.  Aber  gerade  fur  die  Zeit  der  tlberwindung  des  koloristischen 
Verfahrens  bedurften  wir  bisher  noch  allgemein  zuganglicher  Beispiele.  Fur 
den  Norden  haben  wir  freilich  Scheldt's  Tabulatura  Nova,  mit  der  die  Denk- 
maler deutscher  Tonkunst  einst  ins  Leben  getreten  sind.     Um   so   fuhlbarer 

36* 


494  Richard  Miinnich,  Christian  Erhach  und  Hans  Leo  Hafiler. 

aber  war  die  fur  den  Siiden  Deutschlands  gelassene  Liicke.  Wer  nicht  an 
die  weithin  verstreuten  Quellen  gelangen  konnte,  mufite  sich  mit  .sparlichen 
und  nicht  immer  befriedigenden  Abdrucken  in  Ritter's  Geschichte  der  Orgel- 
musik  begnugen.    Diese  Liicke  auszufullen  ist  der  vorliegende  Band  geeignet. 

Seiffert  hat  in  seiner  Geschichte  der  Klaviermusik  immer  wieder  betont, 
daB  wir  uns  den  tjbergang  von  dem  schablonenhaften  koloristischen  zum 
lebendig  kiinstlerischen  Verfahren  nicht  als  plotzlichen  Sprung,  als  Abreifien 
der  geschichtlichen  Entwicklung  denken  dtirfen ;  Scheidt  und  die  anderen 
Norddeutschen,  die  Ziel  und  Vorbild  der  Lehre  Sweelinck's  verdankten,  waren 
trotz  aller  Errungenschaften,  die  sie  aus  der  Fremde  mitbrachten,  doch  zu- 
gleich  Fortsetzer  der  heimatlichen  Praxis.  Aber  auch  die  Siiddeutschen,  auch 
Hafiler  und  Erbach  in  den  nun  vorliegenden  Werken,  gemahnen  hier  und  da 
an  die  von  ihnen  im  ganzen  iiberwundene  Vorzeit;  in  steifen  Verzierungen, 
befremdlichen  Themendiminutionen  finden  wir  deren  rudimentare  Reste. 

Starker  jedoch  wirkt  in  diesen  Stiicken  das  einer  fruchtbaren  Entwicklung 
der  siiddeutschen  Orgelkunst  Raum  gebende  Neue:  das  von  den  Venetianern, 
von  Merulo  und  dem  jiingeren  Gabrieli  gewonnene  Formprinzip. 

Das  Ricercar,  schon  die  Lieblingsform  der  Venetianer  in  ihrer  Orgel- 
musik,  iiberwiegt  auch  bei  ihren  siiddeutschen  Nachfolgern.  Die  vorliegende 
Ausgabe  bringt  dreizehn  von  Erbach  und  acht  von  Hans  Leo  Hafiler,  zu 
denen  noch  eins  von  Hauler's  jiingerem  Bruder  Jacob  kommt.  Die  grofie 
Gefahr,  in  der  das  Ricercar  bei  seinen  niederlandischen  Schopfern,  den  Willaert 
und  Buus,  gewesen  war  —  durch  die  Mehrheit  der  Themen  seine  organische 
Einheit  und  damit  den  letzten  Sinn  aller  formalen  Gestaltung  einzubiiBen  — , 
hatte  schon  Giovanni  Gabrieli  beseitigt,  indem  er  ein  Thema  als  Beherrsche- 
rin  des  Ganzen  hinstellte  und  die  iibrigen  auf  eine  blofie  kontrapunktierende 
oder  episodische  Bedeutung  beschr&nkte.  Wahrend  nun  Sweelinck  das  grofie 
Gliick  hatte,  neben  den  italienischen  Einflussen  auch  die  der  Englancler  zu 
erfahren,  und  durch  selbsttatige  Verschmelzung  beider,  kiihn  fortschreitend, 
zu  einer  eigenen  groBzugigen  Form  gelangte,  hielt  sich  Hafiler,  der  fast  zu 
derselben  Zeit  —  etwa  ftinf  Jahre  spater  —  in  Venedig  weilte,  und  ebenso 
Erbach,  begreiflicherweise  mit  grofierer  Strenge  an  das  dort  empfangene  Vor- 
bild. Darf  ihnen  somit  das  Yerdienst  unabhangiger  Formensch5pfung  nicht 
zugesprochen  werden,  so  sind  beide  doch  Meister  genug,  am  mit  dem  XJber- 
nommenen  wirksam  zu  schalten  und  dadurch  ihrerseits  den  siiddeutschen  Ge- 
nossen  und  Nachfolgern  in  der  Orgelkunst  ein  Muster  von  grofier  Tragweite 
zu  geben.  Beherrscher  der  Form  sind  sie  je  den  falls;  sie  wissen  fur  >  Einheit 
in  der  Mannigfaltigkeit«  zu  sorgen.  Und  es  sind  gewiB  logische  Gebilde, 
die  da  entstehen,  wenn  etwa  dem  rhythmisch  gleichmaBigen,  in  breiten  Ton- 
werten  einherschreitenden  Hauptthema  ein  zweites,  zunachst  im  unscheinbaren 
Gewande  eines  Kontrapunkts,  entgegentritt,  sich  alsbald  zur  Selbstandigkeit 
erhebt,  aber,  seiner  Nebenrolle  getreu,  schnell  im  polyphonen  Gewebe  wieder 
untertaucht  und  sich  allerlei  Wandlungen  gefallen  laBt:  Zusammenziebung 
kleiner  Notenwerte  zu  groBeren,  Abtrennung  seiner  zweiten  Halfte  und 
Stauung  der  Bewegung  auf  einem  Hal te ton,  sequenzenmafiige  Fortfiihrung 
seines  Anfangsmotivs  und  dergleichen  mehr.  Sehr  hiibsch  ist  es  auch,  wenn 
(wie  im  VI.  Ricercar  von  Erbach)  ein  kleines,  fast  spielerisches  Motiv  epi- 
sodisch  hineinsingt,  einige  Male  in  Engftihrung  imitiert  und  dann  von  dem 
wieder  auftauchenden  Hauptthema  auf  ein  motivisches  Umspielen  beschrankt 

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Musikberichte.  495 

Zu  den  ubrigen  Stticken  ein  VerhSltnis  zu  gewinnen,  wird  dem  heutigen 
Hdrer  schwerer  werden.  Sehr  rich  tig  sagt  daher  der  Herausgeber:  »Die 
Tokkaten  dieses  Bandes  miissen  vor  allem  nach  und  aus  dem  Kunstempfin- 
den  der  damaligen  Zeit  beurteilt  werden «.  Das  gilt  zwar  natiirlich  von  den 
anderen  Stticken  mit  Einschlufi  der  Ricercari  nicht  weniger;  aber  bei  den 
Tokkaten  ist  dieser  Hinweis,  besonders  wegen  des  differenzierten  Vortrags, 
den  sie  erfordern,  am  notigsten. 

Der  Gesamtinhalt  des  Bandes  nmfafit  auEer  den  Eicercari  noch  eine 
Kanzone,  eine  Tokkate,  zwei  Introitus  mit  Versus  und  sieben  Versetten 
(Zwischenspiele  von  bestimmter  liturgiscber  Bedeutung)  von  Erbach,  drei 
Kanzonen,  eine  Tokkate,  eine  Phantasie  (liber  das  Hexachord)  und  eine  Fuga 
von  Hans  Leo  HaBler  und  eine  Tokkate  von  Jakob  HaBler.  Dies 
alles  zusammen  ergibt  eine  reicbe  Vermehrung  nicht  nur  unserer  DenkmSler-, 
sondern  hoffentlich  auch  unserer  praktischen  Orgelliteratur.  Mufi  auch  dringend 
davor  gewarnt  werden,  mit  Anspriichen,  zu  denen  seine  klaasischen  Vokal- 
werke  verleiten  konnten,  an  Hans  Leo  HaBler  s  Instrumentalstucke  heran- 
zutreten,  so  ist  doch  kein  Zweifel,  dafi  ein  historisch  gebildeter  Organist  von 
praktischer  Tuchtigkeit  sie  noch  heute  zu  einer  musikalischen  Wirkung  bringen 
kann.  Dasselbe  gilt  in  nicht  geringerem  Mafle  von  den  "Werken  Erbach's. 
Funf  Stticke,  vom  Herausgeber  fur  den  praktischen  Gebrauch  bearbeitet, 
sollen  beiden  den  Weg  in  die  Kirche  weisen.  M5ge  der  Anhang,  in  dem 
sie  vereinigt  sind,  die  ihm  zukommende  Beachtung  finden! 

Die  Vorrede,  in  diesen  Publikationen  stets  zu  einer  einleitenden  Abhand- 
lung  bestimmt,  bringt  eine  griindliche  bio-bibliographische  Studie  des  Heraus- 
gebers  ttber  Erbach  und  eine  Gharakteristik  der  in  dem  Bande  veroffent- 
lichten  Kompositionen ,  die  sich  in  den  asthetischen  Urteilen  mit  den 
betreffenden  Abschnitten  bei  Seiffert  beruhrt. 

Berlin.  Richard  Munnioh. 


Musikberiohte, 


Bavrentk 1).  Die  Festspiele  dieses  Sommers  haben,  wie  den  Lesern  der  Zeitschrif  t 
schon  bekannt,  neben  den  Wiederholungen  des  Binges  und  des  Parsifal  eine  Neu- 
einstudierung  des  Tannhauser  in  der  Pariser  Bearbeitung  gebracht.  Ich  babe  die 
ersten  sieben  Yorstellungen  gehort:  die  erste  des  Tannhauser,  die  erste  und  zweite  des 
Parsifal  und  den  ersten  Ringzyklus  und  will  versuchen,  nach  diesen  mein  Urteil  zu  fallen. 
Vorausschicken  muC  ich,  dafi  ich  mich  bei  meiner  Beurteilung  auf  den  Standpunkt 
stelle,  von  Bayreuth  das  denkbar  Hochste  und  Beste  verlangen  zu  diirfen;  es  mochte 
sonst  manchen  der  Leser  befremden,  dafi  ich  zu  ganz  anderem  Besultat  komme  als 
der  Verfasser  der  Zeilen,  die  im  Heft  11  dem  Tannhauser  gewidmet  waren. 

Denn  ich  mufi  hier  often  aussprechen:  fiir  den,  der  die  Bayreuther  Auffuhrungen 


1)  Obgleich  dieser  Gesamtbericht  uber  Bayreuth  1904  zu  einem  wesentlioh  anderen 
Urteil  uber  den  >Tannhauserc  gelangt  wie  der  Artikel  in  Nr.  11  der  Zeitschrift,  so 
findet  die  Bedaktion  dennoch  keinen  Grund,  denselben  den  Mitgliedern  der  L  M.  G. 
vorzuenthalten.  Dafi  die  Ansichten  uber  Bayreuth  in  den  letzten  Zeiten  sehr  geteilt 
sind,  ist  eine  Tatsache,  Uber  die  man  sich  nicht  hinwegsetzen  kann. 

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496  Mttsikberichte. 

der  letzten  Jahre  miterlebte  und  der  von  den  diesjahrigen  einen  gleichen  oder  gar 
gesteigerten  Eindruck  erwartete,  bedeuteten  diese  ersten  Auffiihrungen  eine  schwere 
Enttauschung.  War  schon  im  Parsifal  und  Ring  ein  gewisser  Ruckschritt  zu  kon- 
statieren,  so  blieb  der  Tannhauser,  obgleich  man  offenbar  auf  ihn  sehr  viel  Miihe  und 
Arbeit  verwandt  hatte,  doch  weit  hinter  den  gehegten  Erwartungen  zuriick.  Man 
dachte,  eine  Vorstellung  zu  horen,  die  denen  des  Hollanders  der  letzten  Jahre  gleich- 
kam,  und  sah  nun  staunend  nicht  nur  mehrere  minderwertige  Solisten  auf  der  Btihne, 
sondern  auch,  was  noch  viel  storender  flir  den  Gesamteindruck  war,  einen  erst  halb- 
fertigen  Dirigenten  am  Pult.  Siegfried  Wagner  ist  ohne  Zweifel  ein  hervorragender 
Buhnenleiter.  Dafiir  zeugten  die  Ho  11  an  der- Auffiihrungen  sohon,  das  bezeugte  der 
Tannhauser  auch  wieder.  Aber  wenn  man  bedenkt,  welch  glanzendes  Resultat  sich 
beim  Hollander  aus  dem  Zusammenwirken  Siegfried  Wagner's,  des  Buhnenleiters,  mit 
Mottl  als  Orchesterleiter  ergab,  so  kann  man  nur  bedauern,  daB  diesmal  beide  Funk- 
tionen  einem  Manne  anvertraut  waren.  Die  Meisterschaft,  die  man  vom  Bayreuther 
Dirigenten  billig  verlangen  darf,  die  Meisterschaft,  die  z.  B.  Muck  und  Richter  diesmal 
wieder  so  glanzend  bewahrten:  die  besitzt  Siegfried  Wagner  noch  nicht,  ja  es  scheint 
mir  sehr  zweifelhaft,  ob  er  sie  je  erreichen  wird.  Wer  imstande  ist,  das  Tempo  des 
Pilgerchors  in  der  Ouverture  bei  der  ff-Wiederholung  so  zu  vergreifen,  daB  diese  weihe- 
volle  Stelle  nahezu  wie  ein  Geschwindmarsch  erscheint,  dem  fehlt  doch  auch  wohl  das 
fur  einen  Dirigenten  notwendige  Gestaltungsvermogen.  So  minderwertig,  wie  bei 
dieser  ersten  Tannhauser- Auffiihrung,  habe  ich  die  Ouverture  selten  gehort.  Streicher 
und  Blaser  standen  nicht  in  dem  richtigen  Kontakt  miteinander,  die  Posaunen  klappten 
bei  der  besagten  ff-Stelle  stets  nach.  Im  weiteren  Verlauf  der  Auffiihrung  fehlte 
gelegentlich  auch  der  Kontakt  zwischen  Buhne  und  Orchester:  in  der  Romerzahlung 
trat  das  einmal  recht  stark  in  Erscheinung.  Und  vor  allem,  das  Orchester  klang  nicht; 
der  wundervolle,  mit  Recht  so  beruhmte  Bayreuther  Orchesterklang  war  im  Tannhauser 
nicht  vorhanden.  Die  Leistung,  die  das  Orchester  am  zweiten  Tage  der  ersten  Par- 
sifal-Auffiihrung  unter  Dr.  Muck's  Leitung  bot,  stand  so  sehr  hoher,  daft  man  glauben 
konnte,  ein  ganz  anderes  Orchester  vor  sich  zu  haben.  Bayreuther  Traditionen 
entsprach  jedenfalls  die  Orchesterausfuhrung  im  Tannhauser  nicht. 

Un<J  ebensowenig  diirfte  es  mit  der  Bayreuther  Tradition  vereinbar  sein,  daB 
man  auf  der  Buhne  Kunstler  herausstellt,  die  entweder  die  notigen  stimmlichen  Mittel 
nicht  besitzen  oder  noch  ganzlich  unfertig  sind.  Herr  Ma  tray  kann  einmal  ein  guter 
Tannhauser  werden,  heute  ist  er  noch  weit  davon  entfernt;  ebenso  verspricht  Herr 
Whitehill  erst  fur  die  Zukunft  fertiges.  Frl.  Grandjean  aber  von  der  Pariser  Oper 
ist  stimmlich  der  Venus  keineswegs  gewachsen,  so  getreu  sie  auch  im  Aussehen  die 
Rolle  verkorpern  mag.  Jedenfalls  standen  diese  drei  Leistungen  betrachtlich  hinter 
den  glanzenden  Darbietungen  vonFrau  Fleischer -Edel  (Elisabeth),  Knupfer  (Land- 
graf),  G  erst  el  (Hirtenknabe)  zuriick.  DaB  solche  ofifenkundige  Mangel  im  Orchester 
wie  auf  der  Buhne  in  Erscheinung  traten,  ist  um  so  bedauerlicher,  als  die  Tannhauser- 
Auffuhrung  andererseits  doch  auch  wieder  bedeutende  Hohepunkte  bot.  Hervor- 
ragend  waren  die  groGen  Ensembleszenen  am  SchluB  des  zweiten  und  des  dritten 
Aktes,  ebenso  die  Tanzszene  des  Venusberges,  obgleich  in  letzterer  das  Auftreten  von 
MiC  Duncan  ein  leises  Kopfschiitteln  hervorrufen  konnte.  Aber  der  Gesamteindruck 
des  Tannhauser  war  trotz  solcher  bedeutender  Momente  mafiig.  Was  hatte  wohl 
daraus  werden  konnen,  wenn  wieder  ein  Meister  wie  Felix  Mottl  die  musikalische 
Leitung  in  Handen  gehabt  hatte,  wenn  die  Solisten  auf  gleicher  Hohe  gestanden 
hatten,  wie  im  Hollander  von  1902! 

Parsifal  und  Ring  waren  von  vornherein  schon  dadurch  auf  ein  hoheres  Niveau 
gestellt  —  wenigstens  in  den  ersten  Auffuhrungen  — ,  daB  die  musikalische  Leitung 
Dirigenten  ersten  Ranges  anvertraut  war:  Dr.  Muck  und  Hans  Richter.  Muck's 
Leitung  des  Parsifal  ist  eine  selten  schone  und  ausgeglichene  Leistung;  man  kann 
nur  wun8chen,  daB  dieser  Meister  noch  recht  lange  fur  Bayreuth  erhalten  bleiben  moge. 
Richter  dirigierte  hervorragend  wie  immer,  er  steht  trotz  zunehmenden  Alters  noch 
auf  der  gleichen  Hohe  seines  Konnens.  Aber  auch  in  diesen  Yorstellungen  war  auf 
der  Buhne  nicht  alles  wie  es  sein  sollte.    Auch  hier  war  die  Wahl  der  neuen  Dar- 

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Musikberichte.  497 

steller  nicht  immer  die  richtige.  Neben  so  ausgezeichneten  Leistungen,  wie  sie  im 
Parsifal,  Marie  Wittich,  Felix  Kraus,  Kniipfer,  Perron  boten,  standen  die 
beiden  Vertreter  des  Parsifal  zuriick.  Fritz  Remond,  der  darBtellerisch  meisterhaft 
war,  m angel t  der  stimmliche  Glanz  zur  wahren  Verkorperung  der  Figur;  Dr.  v.  Bary, 
der  eigentliche  homo  novus  fur  Bayreuth,  ist  schauspielerisch  gar  zu  unbeholfen  und 
verdirbt  sich  dadurch  auch  ein  gut  teil  seiner  auf  prachtvollem  Material  basierten 
gesanglichen  Leistung.  Das  fiel  noch  viel  mehr  bei  seinem  Siegmund  ins  Gewicht,  der 
recht  nnbedeutend  war  und  dem  ersten  Akt  der  Walkure  seine  ganze  Zugkraft  benahm. 
Im  Bang  vermiBte  man  ungern  vier  Kiinstler,  die  die  Auffuhrungen  von  1902  als  beste 
zierten:  van  Rooy,  den  unerreichten  Wotan,  den  Bertram  trotz  seiner  sehr  hoch  zu 
stellenden  Verkorperung  der  Figur  nicht  ersetzen  kann,  Ernestine  Schumann-Heinck, 
deren  Fehlen  sich  namentlich  bei  der  Figur  der  Br  da  sehr  storend  bemerkbar  machte, 
Fritz  Friedrichs,  den  charakteristischen  Alberich,  und  Max  Lohfing,  den  ausgezeichneten 
Hunding.  Kniipfer,  dem  sonst  so  treff lichen,  liegt  der  Hunding  nicht  recht,  und 
Nawiawsky  besitzt  nicht  das  Charakterisierungsvermogen,  das  der  Darsteller  des 
Alberich  haben  muB.  Die  von  der  alten  Besetzung  mitwirkten,  waren  wieder  die 
besten:  Briesemeister  (Loge),  Breuer  (Mime),  Frau  ReuB-Belce  (Fricka),  der 
man  leider  auch  die  ihr  gar  nicht  liegende  Gutrune  gegeben  hatte.  Keller  und  Elm b lad 
als  Riesen,  Marie  Wittich  (Sieglinde),  Ellen  Gulbranson  (Briinnhilde)  und  Ernst 
Kraus  (Siegfried),  zu  denen  sich  Perron  als  Gunther  gesellte,  der  aus  der  undank- 
baren  Figur  machte,  was  zu  machen  war.  Auch  Rheintochter,  Nornen  undWalkiiren, 
aus  deren  Gesangen  stets  der  helle  Sopran  des  Frl.  Artner  hervorragte,  waren  aus- 
gezeichnet  besetzt.  Leider  wurde  aber  der  Eindruck  der  Gotterd'ammerung  bedenklich 
heruntergezogen  durch  ein  en  total  unfahigen  Darsteller  des  Hagen.  Der  Sanger  besitzt 
weder  Aussehen  noch  Stimmaterial,  das  ihn  zur  Verkorperung  der  Figur  befahigte. 
DaB  ihm  die  Festspielleitung  die  Partie  ubertrug,  ist  einer  der  schlimmsten  Fehler, 
den  sie  in  diesem  Jahre  beging.  Der  Vertreter  des  Hagen  von  1902  war  ja  auch 
recht  schwach,  aber  total  ungeniigend  wie  der  diesjahrige  war  er  nicht.  Solch  ein  MiB- 
griff  sollte  in  Bayreuth  nicht  vorkommen! 

Glanzend  waren  im  King  wie  im  Parsifal  die  Ensembleszenen.  Walkiirenszene, 
Mannenchor  der  Gotterd'ammerung,  die  Gral-  und  Blumenmadchenchore,  das  war  alles 
auf  altgewohnter  Bayreuther  Hohe.  Dekorativ  war  ebenso  hervorragend  alles  im  Ring, 
dagegen  erfreut  sich  der  Parsifal  anscheinend  einer  andauernden  Vernachlassigung  in 
diesem  Punkte  und  stent  gegen  die  anderen  Vorstellungen  zuriick.  Die  Wandeldeko- 
rationen  des  Parsifal  sind  fur  heutige  Zeit  nicht  mehr  geniigend;  es  geht  nicht  an,  daB 
man  bei  der  Verwandlung  im  dritten  Akt  links  noch  ein  Stuck  Blumenwiese,  rechts 
bereits  die  Saulen  des  Gralstempels  sieht  und  daB  man  noch  dazu,  selbst  von  guten 
Platzen  aus,  verfolgen  kann,  wie  sich  der  Prospekt  an  einer  Stange  langsam  auf- 
wickelt.  Und  dann  dies  ungeschickte  Arrangement  bei  der  Beleuchtung  des  Grals 
und  dem  Speerwurf  Klingsors!  Man  denke  sich  den  Stimmungsumschlag  in  den 
Gralszenen,  wenn  man  beim  Ergliihen  des  heiligen  Gef  aBes  ganz  deutlich  den  Draht 
Sieht,  durch  den  der  Kelch  elektrisch  erleuchtet  wird !  Und  sollte  es  gar  nicht  mog- 
lich  sein,  den  Speerwurf  geschickter  zu  arrangieren?  Amerikaner,  die  den  Parsifal 
in  New  York  gesehen,  konnten  sich  bei  diesen  Stellen  eines  Lachelns  ebensowenig 
erwehren  wie  bei  der  Kostiimierung  der  Blumenmadchen.  Der  Grund  der  vernach- 
lassigten  Ausstattung  des  Parsifal  ist  ja  klar:  man  hat  bis  1913  in  Europa  keine  Kon- 
kurrenz  fur  das  herrliche  Werk  und  glaubt  deswegen,  einer  Neuauffrischung  nicht  zu 
bediirfen.  Ich  muB  gestehen:  ich  halte  es  fur  die  schonste  Aufgabe  Bayreuths,  den 
Parsifal  einmal  wieder  in  einer  Vorstellung  zu  bringen,  die  nach  alien  Seiten  hin 
uniibertrefflich  ist.  Das  hieBe  mehr  nach  dem  Willen  des  Meisters  handeln,  als  wenn 
man  Neuauffuhrungen  fruherer  Werke  veranstaltet ,  die  nicht  auf  einer  Bayreuths 
wurdigen  Hohe  stehen!  Albert  Mayer-Reinach. 

Krakau.  Die  Lemberger  Operette  fuhrte  auBer  zahlreichen  Operetten  (Offenbach 
usw.)  den  >Freischutz<  und  >Hansel  und  Gretel*  auf.  Das  Orchester  dirigierten  die 
Herren  Elszyk  und  Slomkowski.  f^    A.  Ci 

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498  Nachrichten  von  Lehranstalten  and  Yereinen. 

Mtietan.  Die  diesj'ihrigen  Wagnerfestspiele  im  Prinzregententheater  brachten 
neben  dem  >Ring  dea  Nibelungen«  nodi  >Tristan«.  »Meistersinger«  mid 
•Hollander*.  Namentlich  das  letztere  Werk,  nach  Bayreuther  Master  nea  inszeniert 
and  in  einem  Akt  gegeben,  gelangte  onter  Leitong  Mottl's,  den  wir  von  nan  an 
mit  8tolz  den  unseren  nennen  diirfen,  onter  Betonong  dee  dramatiachen  Gehalts 
and  Zaruckdrangang  alles  opernhaften  zu  tiefergreifender  Wirkong.  Der  > Tristan* 
worde  von  Weingartner,  die  >Meistersinger«  von  Nikisch  dirigiert,  die  beide 
als  Gaste  berofen  waren;  and  so  konnten  sie  bei  alien  goten  Intentionen  in  der 
korzen  Zeit  onmoglich  die  notwendige  Beherrsohung  dea  ihnen  fremden  komplizierten 
Apparats  gewinnen,  ohne  die  eine  erspriefiliche  Tatigkeit  nicht  moglich  ist  Eine 
orchestral  glanzvoUe,  szenisch  etwas  ongleichmatiige  Wiedergabe  des  »  Rings*  onter 
Mottl  schloO  den  ersten  Zyklus,  der  ein  zahlreiches  in-  ond  aoslandischee  Pnblikom 
angelockt  hatte.  Unter  den  Mitwirkenden  seien  vorziiglioh  die  Herren  Knote  (Tristan, 
Walter,  Siegfried),  Feinhals  (Wotan,  Hollander),  van  Rooy  (Sachs;,  ReiB  (Mime, 
David),  Zador  (Alberich),  sowie  die  Damen  M  or  en  a  (Sieghnde,  Senta),  Senger- 
Bettaqoe  (Briinnhilde),  Fr&nkel-Clans  (Brunnhilde)  ond  Ternina  (Isolde)  mit 
Aoszeichnong  genannt.  In  der  Regie  machte  sich  eine  neogewonnene  Kraft.  Herr 
Wirk,  namentlich  im  »  Hollander*  dorch  eigenartige  ond  feinsinnige  Anordnongen 
hochverdient.    Im  ubrigen  leitete  Possart  selbst  den  szenischen  Apparat.       E,  J. 

Paris.  En  province  comme  a  Paris,  toote  vie  mosicale  a  cesser  H  n'y  a  a  sig- 
naler, comme  les  annees  prec&Ientes,  qoe  les  representations  do  Theatre  antique 
d'O range  et  celle  des  arenes  de  B£ziers.  La,  Torchestre  Oolonne  a  execute,  les  14  et  15 
aout  les  partitions  de  Saint- Saens  ecrite  poor  accompagner  V Andromaque  de  Racine 
et  celle  de  Bizet,  poor  V  Arlesienne  de  Daodet.  A  Beziers,  les  28  et  30  aout  aoront 
lieu  de  solennelles  representations  de  VArmide  de  Glock  qui  apres  one  absence  de 
soixante-dix  ans,  va  reparaitre  Thiver  prochain  a  l'Opera.  J.-G.  Prod'homme. 


Naohrichten  von  Hoohschulen,  Lehranstalten  and  Vereinen. 


Kiel.  An  der  Universit'dt  hat  sich  Dr.  Mayer-Reinach  als  Privatdozent  for 
Musikwissenschafb  niedergelassen.  Die  Antrittsrede  >Friedrich  der  Orofie  und  die 
Musik*  fand  am  9.  August  statt.  Als  Vorlesungen  fur  das  Wintersemester  sind  an- 
gekiindigt:  1.  Einfiihrung  in  die  Musikwissenschaft,  2  Std.;  2.  Geschichte  der  Sin- 
ionie,  2  Std.  Die  Habilitationsschrift  bringt  >Beitrage  xur  Geschichte  der  Musik  in 
Preupen*. 

Prag.  Als  Nachfolger  Anton  Dvorak's  ist  zum  ktinstlerischen  Leiter  des  Konser- 
vatorium8  Prof.  Karl  Knittl  gewahlt  worden  (geb.  1863  in  Polna). 

Stuttgart.  Dem  47.  Jahresbericht  des  Kgl.  Konservatoriums  entnehmen  wir 
folgendes:  Die  Anstalt  zahlte  1903/4  491  Schuler,  von  denen  173  (72  Schuler,  101 
Schulerinnen)  sich  der  Musik  berufemaCig,  318  als  Dilettanten  widmeten.  32  Lehrer 
und  6  Lehrerinnen  erteilen  Unterricht.  Eine  Neueinrichtung  sind  die  Vorspiel- 
tlbungsabende,  die  den  Zweck  haben,  die  Schuler  durch  ofberes  Auftreten  an  das 
Vorspielen  zu  gewohnen.  Im  ganzen  fanden  15  Vortragsabende,  5  Prufungskonzerte, 
2  auCerordentliche  Yeranstaltuugen  und  2  Klavierabende  Prof.  M.  Pauer's  and  je 
1  Gesangs-  und  Orgelvortrag  der  Prof.  Freitag  und  S.  de  Lange  statt.  Direktoren  der 
Anstalt  sind  die  Professoren  S.  de  Lange  und  M.  Pauer. 

Warschau.  Herr  EmilvonMtynarski,  der  erste  Kapellmeister  der  Warschauer 
Philharmonie,  wurde  zum  Direktor  des  >Kaiserl.  Musikinstituts*  ernannt.  —  Bericht 
aus  dem  Schuljahre  1903/4:  im  I.  Semester  besuohten  das  Institut  496  Personen 
230  Schuler  und  266  Schulerinnen;  darunter  zahlten  die  Klavierklassen  233  Schulerinnen 

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Notizen.  499 

und  23  Schuler);  im  IE.  Semester  508  Personen  (236  Schiiler  und  272  Schulerinnen ; 
Klavierklassen:  239  Schulerinnen  und  24  Schuler).  50  Personen  absolvierten  das  Institut. 
Aus  der  Kompositionsklasse  von  Siegmund  Noskowski  ist  Herr  Ludomir  Rozycki  zu 
nennen,  dessen  phantastisches  Scherzo  >Stanczyk<  in  einem  philharmonischen  Konzerte 
mit  Erfolg  gespielt  wurde. 


Notizen. 

Bayreuth  nach  1913.  Den  Festspielgasten  von  Bayreuth  sind  zwei  Aufrufe  uber- 
mittelt  worden.  Der  eine  fordert  zu  Sammlungen  fur  den  Stipendienfonds  auf  und 
bittet,  so  hilfreich  beizusteuern,  da6  er  als  JubilSumsspende  zu  Wagner's  100.  G-eburts- 
tag  mindesten8  die  erste  Million  erreiche  und  so  im  grofien  Stile  alien  Musikbeflissenen 
den  Weg  nach  Bayreuth  ebne,  die  darnach  verlangen,  denen  aber  »mit  der  DUrftig- 
keit  das  Los  der  meisten  und  oft  Tiichtigsten  unter  Germ  aniens  Sohnen  zugefallen*. 
Man  ersieht  daraus,  dafi  auch  liber  1913  hinaus  Bayreuth  fortbestehen  soil.  Ja,  es 
soil  vielleicht  gar  ein  neues  Bayreuth  erstehen,  wie  der  zweite  Aufruf  wiinscht.  Dieser 
lafit  sum  Aufbau  eines  neuen  Nationaltheaters  an  Stelle  des  nicht  mehr  allzulange 
widerstandsfahigen  Festspielhauses  sammeln,  einer  Musterbiihne,  die  1913  dem  deut- 
schen  Volke  von  der  Wagnergemeinde  im  Sinne  des  Meisters  iibergeben  werden  soil. 
Ob  hier  fernerhin  nur  Wagner  oder  auch  andere  Komponisten  oder  Dichter  zu  Worte 
kommen  sollen,  ist  nicht  deutlich  ausgesprochen. 

Leipzig  soil  nun  aufier  dem  Klinger'schen  Richard  Wagner-Denkmai  auch  ein 
groOea  Seb.  Bach-Denkmal  erhalten,  das  an  der  Westseite  der  Thomaskirche  seinen 
Platz  erhalten  soil.  Die  Ausfuhrung  ist  dem  Leipziger  Bildhauer  Prof.  Karl  Seffner 
ubertragen,  doch  soil  noch  weder  ein  Modell  angefertigt  sein,  noch  ist  sonst  etwas 
naheres  fiber  die  Dimensionen  und  das  Material  bekannt. 

Der  Verlag  D.  Rahter  hat  anlaClich  seines  26jahrigen  Bestehens  einen  Verlags- 
bericht  1879—1904  herausgegeben.  Namen  wie  Tschaikowsky ,  R.  StrauB,  Arensky, 
Borodin,  Glazounow  zeigen  am  besten  die  Tendenz  des  bekannten  Verlags. 

Liegnitz.  Hier  soil  1905  wieder  ein  zweit'agiges  Musikfest  stattfinden,  und 
zwar  in  der  Zeit  zwischen  Ostern  und  Pfingsten.  Es  werden  sich  daran  die  »Lieg~ 
niixer  Singakademie*  (Dir. :  Hr.  K.  Schulz)  und  die  dortige  »  QemiscJUe  Chorvereinigitng* 
(Dir.:  Hr.  Rudnick)  beteiligen.  Das  Programm  wird  u.  a.  Bach's  *MaUhaus-Passion* 
enthalten. 

LoidOB.  —  Regarding  Abbot  Gasquet's  book  on  English  Monastic  Life  (see 
(Biicherschau),  the  following  is  an  abstract  of  duties  of  the  important  office  of  Precen- 
tor or  Cantor \  before  the  Reformation:  — 

"Obedientiaries"  were  all  officers  below  Abbot,  Prior,  or  Sub-Prior.  Of  Obedientiaries 
the  Precentor  was  the  first  and  chief.  He  was  appointed  by  the  Abbot  as  a  dignified 
specialist,  of  course  a  priest.  He  had  6  functions:  —  singing  a  leading  part  in  the  church 
ritual,  conducting  the  church  music  and  giving  instruction  in  music,  superintending  the  non- 
ritual  readings-aloud,  acting  as  librarian,  acting  as  archivist,  acting  as  trustee  of  the  convent  seal. 
(a)  If  at  a  great  Feast  the  Abbot  had  to  give  out  an  Antiphon  or  Responsory,  he  was  at  hand  as 
Precentor  to  prompt  or  help.  He  would  also  act  on  occasion  as  deputy  to  the  Abbot  for  saying 
Mass,  or  for  intoning  the  Antiphons  at  Benedictus  and  Magnificat.  At  greater  Feasts  of  2nd  class 
he  would  do  this  latter  in  his  own  right  by  virtue  of  his  office,  (b)  As  music-director,  he 
managed  the  music  of  all  church  services  and  cloister-processions,  drawing  up  lists  (on  waxen 
tablets)  of  what  was  to  be  sung  and  who  to  sing  it.  No  other  obedientiary  could  dispute 
his  orders  thereon.  Holding  a  staff  of  office,  he  sat  on  right  of  divided  choir,  looking  from 
altar;  while  his  Succentor  or  deputy  sat  opposite.  Sometimes  he  moved  about  among  the 
singers,  during  music.  He  raised  or  lowered  the  intoning  pitch  during  service.  His  atten- 
dance was  indispensable  at  Matins,  Vespers,  and  Compline.     Rehearsals  were  constant,   he 

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500  Notizen. 

taught  novices,  and  if  necessary  he  taught  other  members  of  the  community.  It  was  his 
duty  to  keep  the  organs  in  repair,  (c)  He  prescribed  what  was  to  be  read  aloud  at  evening 
Collation  or  in  Refectory.  Foi  this  too  he  had  to  rehearse  and  instruct.  He  even  superin- 
tended the  reading  in  the  monastery  boys-school,  (d)  As  librarian  or  armorius,  he  was  in 
charge  of  all  books  in  the  aumbry  or  cupboard,  or  in  great  institutions  in  the  book-room. 
Was  responsible  for  binding  and  repairs.  Kept  a  loan-register,  and  if  a  book  went  outside 
the  monastery  took  a  pledge  for  it.  Prepared  the  vellum  and  ink  for  the  Scriptorium,  and 
hired  the  paid  extra-labourers  therein,  (e)  As  archivist  he  entered  dates  and  particulars  of 
members  newly  professing.  Also  of  the  decease  of  members,  in  a  special  "necrology"  with 
brief  obituary,  (f)  Of  3  custodians  of  the  convent  seal,  he  was  the  chief,  (g)  It  should  be 
said  that  his  assistant,  the  Succentor,  helped  in  every  way;  aided  celebrating  priest  in 
finding  his  place;  woke  up  drowsy  members  at  night-office;  &c. 

In  "Musical  Opinion"  for  August  1904  J.  W.  Hinton  (II,  442,  448;  V,  36;  shows 
how  "PrincipaP'  came  to  be  a  4ft.  stop  in  English  Organs. 

With  ancient  continental  builders  principal  =  prestant  (praestans)  =  regula  primaria 
ss  fond  d'orgue,  and  was  the  open  stop  one  octave  above  the  lowest  pitched  stop 
in  each  department,  this  being  held  to  be  the  main  and  ruling  factor.  Thus  the  lowest 
Pedal  and  Great  manual  stops  being  classed  as  32ft  and  16ft.,  the  "principals"  thereof  were 
16ft.  and  8ft.  And  they  called  departments,  whole,  half,  or  quarter,  according  as  the 
principal  therein  was  16ft.,  8ft.,  or  4ft.  All  this  very  clearly  brought  out  in  e.  g.  organs 
at: —  Bremen,  Cathedral  (in  all  of  its  4  departments);  Frankfort,  St.  Paul's  (in  all  5}; 
Freiberg,  Cathedral  (in  all  4);  Merseburg,  Cathedral  (in  all  5).  But  in  England  nomen- 
clature arose  when  there  was  no  pedal  department,  and  even  the  Great  manual  itself  was 
a  truncated  one  shorn  of  its  natural  16ft.  Therefore  the  term  "principal"  became  trans- 
posed an  octave  higher,  and  was  here  on  the  Great  a  4ft.  stop.  And  so  remaining,  even, 
now  that  the  due  pedal  departments  and  contra-tone  in  manual  departments  have  been 
added.  It  has  been  in  England  a  misnomer  throughout,  based  on  false  and  "up-in-the-air" 
organ-building.  * 

At  IV,  30  it  was  explained  as  to  the  "Guild-Merchant"  of  Preston  in  Lancashire, 
that  "Guild"  was  the  substantive,  and  "Merchant"  only  an  adjective.  The  Trade-guilds 
or  Craft-guilds  of  England  are  lost  in  antiquity,  and  were  the  "Confraternities"  of 
S.  Europe.  They  were  the  members  of  a  trade  joined  together  like  a  modern  Friendly 
Society,  and  also  to  protect  the  interests  of  the  Trade.  In  early  days  only  a  member 
of  a  guild  could  practice  that  trade.  Presently  towns  received  a  charter  quod  habeant 
gildam  mercatoriam,  which  meant  a  union  of  guilds,  otherwise  a  "Community"; 
and  eventually,  the  trading  guilds  ousting  the  non-trading,  this  became  a  general  town 
Corporation.  The  City  of  London  guilds,  many  dating  back  to  XTV  century,  the 
original  basis  of  the  Corporation  of  London,  are  at  this  date  reckoned  as  79  in  number. 
Their  "freemen",  entitled  to  wear  livery  or  distinctive  dress  and  therefore  called 
"liverymen",  still  elect  the  Lord  Mayor,  Sheriffs,  and  other  corporate  officers.  The 
"Worshipful  Company  of  Musicians"  of  the  City  of  London,  or  short  "Musicians' 
Company"  is  lineal  descendant  of  the  old  Guild  of  Minstrels,  which  ruled  minstrels 
throughout  the  kingdom  at  the  time  of  Dunstable  (see  Article),  and  gave  English  music 
its  importance  in  the  XV  and  XVI  centuries.  By  charter  of  James  I  on  8  July  1604 
it  was  limited  to  City  of  London,  and  given  certain  powers.  To  celebrate  tercentenary 
of  that  event,  its  Music  Loan  Exhibition  mentioned  in  last  number  (V,  463)  was  held, 
opened  by  Prince  of  Wales.  It  is  the  only  guild  which  represents  a  profession, 
and  though  small  and  not  rich,  nor  one  of  the  12  (Clothworkers,  Drapers,  Fishmongers, 
Goldsmiths,  Grocers,  Haberdashers,  Ironmongers,  Mercers,  Merchant  Taylors,  Sal- 
ters,  Skinners,  and  Vintners)  traditionally  called  "great",  has  quite  lately  shown  varied 
signs  of  very  useful  public  activity. 

The  first  Exhibition  of  Musical  Instruments  held  it  is  believed  anywhere,  was  in 
1872  at  S.  Kensington  Museum;  which  copied  on  Continent  at  Milan  (1881),  Bologna 
and  Brussels  (1888],  Vienna  (1892);  here  also  at  S.  Kensington  (1885),  Chelsea  (1900), 
Crystal  Palace  (1900). 

The  heads  this  year  were  as  follows.  All  items  noted  mean  specimens  actually 
exhibited:  — 

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Notizen.  501 

(a)  Early  Printed  Music.  368  items,  especially  XV  to  XVIII  centuries.  First 
example  known  anywhere,  Jean  Charlier  de  Gerson's  "Collectorinm  [dissertation]  super 
Magnificat",  printed  by  Conrad  Fyner  at  Esslingen,  1473,  or  about  25  years  after  first  general 
printing  from  moveable  types ;  contains  5  notes  of  music,  printed  not  stamped,  (for  facsimile 
see  Musical  Times,  July  1904).  Earliest  known  specimen  anywhere  of  practical  music 
printed  from  type  or  by  any  other  method,  Francesco  Niger's  "Grammatica  Brevis",  printed 
by  Theodore,  Venice,  1480.  Earliest  music-printing  known  in  England,  Ranulph  Higden's 
"Polychromcon",  printed  by  Wynkyn  de  Worde,  Westminster,  1495;  contains  one  musical 
example  (for  facsimile  see  Mus.  Times  as  above).  The  collection  of  Elizabethan  Madrigals 
1575—1630  was  the  largest  ever  yet  shown;  cf.  Rimbault's  "Bibliotheca  Madrigaliana", 
London,  1847.  An  excellent  digest  of  music-printing  by  Victor  de  Pontigny  is  at  Grove, 
II,  433,  and  a  Mus.  Association  lecture  by  W.  H.  Gummings  on  4  May  1884. 

(b)  Manuscripts  and  Autographs.  409  items,  XII  to  XX  centuries.  The  earliest, 
a  MS.  Gradual  of  XII  century,  vellum,  music  in  neumes.  The  "Old  Hall  MS."  of  XV 
century  (Sammelbande  II,  342,  719).  The  "Eton  MS.  Anthem  Book",  early  XVI  century, 
showing  link  between  Dunstable  and  Fairfax  (Zeitschrift,  II,  368).  Of  the  "Messiah"  H.  M. 
the  King's  autograph  score,  the  Tenbury  score,  the  0.  Goldschmidt  score  (Z.  IV,  143). 
Orlando  Gibbons's  only  known  autograph  letter,  1625.  Handel,  organ  specification.  30  Sept. 
1749.  Gecile  Mendelssohn-Bartholdy's  letter  to  Ousins  of  30  Nov.  1847,  after  the  death. 
Wagner's  letter  to  Breitkopf  and  H&rtel,  18  July  1843,  offering  "Flying  Dutchman"  for 
1000  thalers.  Annette  Preusser's  Album.  Contemporary  scores  by  Bridge,  Cowen,  El  gar, 
Mackenzie,  Parry,  Stanford,  &c.     These  among  innumerable  treasures. 

(c)  Wind  Instruments.  247  items,  XV  to  XIX  centuries.  Among  curiosities,  a 
Shophar  ram's  horn,  a  Welsh  Pibgorn,  a  German  straight  trumpet  1460,  a  Wardmote  horn 
1475,  a  Chalumeau  1610,  a  Bible  regal  or  reed- organ  1620,  a  Watchman's  pipe  1675,  a 
Bird-Organ,  temp.  George  HI,  Irish  bagpipes  with  drones  played  by  arm-keys,  a  Clarinet 
walking-stick,  a  B  flat  Teneroon,  a  re- constructed  3-stop  Water-Organ  (see  Bucherschau, 
Williams). 

(d)  Stringed  Instruments.  194  items,  XVI  to  XIX  centuries.  Among  the  great 
number  of  instruments  here  shown  ran  only  be  selected: —  The  Lamont  Scottish  Harp 
{Clarsach  Lumanach)  1464;  Welsh  Crwth;  Triple  Welsh  Harp;  Quinterna,  or  violin-guitar, 
1539;  Lyra  da  Braccio,  1540;  Zanetto  Viola,  1560;  Queen  Elizabeth's  own  Virginal,  c.  1570; 
English  Clavicord  by  Hicke,  1580;  Buechenburg  Chittarone,  1614;  H.  M.  the  King's  Amati 
Viola,  1630;  Mondini  Virginal,  1631;  Leversedge  Virginal,  1666;  the  Hellier  large-size 
Stradivari  violin,  1679;  Pandurina,  or  treble-lute,  1737. 

(e)  Paintings  and  Drawings.  381  item*.  Among  the  oil-portraits  are:  —  Monte- 
verdi; Handel  at  72,  by  Hudson,  now  first  exhibited  (Earl  Howe);  Handel  by  Kyte,  1742; 
Haydn  in  England,  by  Hardy,  1791;  Christopher  Simpson;  Wm.  Lawes;  Hy.  Lawes;  Pur- 
cell,  by  Kneller,  also  by  Klostermans;  Jenny  Lind  as  "Norma",  by  Count  d'Orsay. 

(f)  Lenders.  Out  of  203  lenders  may  be  specified:  —  H.  M.  the  King,  J.  E.  P.  Ark- 
wright,  Artaria  &  Co.  (of  Vienna,  special  collection),  A.  S.  Beaumont,  D.  J.  Blaikley,  Sir 
F.  Bridge,  Broadwood  &  Sons,  J.  S.  Bumpus,  Archbishop  of  Canterbury,  Collard  &  Collard, 
F.  H.  Cowen,  C.  T.  D.  Crews,  W.  H.  Cummings,  Sir  G.  Donaldson,  CountesS  of  Dudley, 
Sir  E.  Elgar,  Enoch  &  Sons,  R.  Epstein,  F.  W.  Galpin,  Otto  Goldschmidt,  A.  F.  Hill, 
Earl  Howe,  A.  Littleton,  Walter  Macfarren,  Sir  A.  Mackenzie,  J.  A.  Fuller  Maitland,  Sir 
A.  Manns,  Nicolas  Manskopf,  J.  F.  Matthew,  J.  G.  Morley,  Oxford  &  Cambridge  Musical 
Club,  Sir  Hubert  Parry,  C.  van  Raalte,  Rudall  Carte  &  Co.,  Ad.  Schloesser,  T.  B.  Shaw- 
Hellier,  J.  S.  Shedlock,  T.  L.  Southgate,  J.  F.  R.  Stainer,  Sir  C.  Stanford,  J.  E.  Street, 
T.  W.  Taphouse,  Herbert  Thompson,  L.  van  Waefelghem,  Countess  of  Warwick,  J.  Westrope, 
H.  Saxe  Wyndham,  Miss  A.  Zimmerman n. 

(g)  Lectures  Ac.  The  following  17  admirably  managed  lectures  were  delivered,  all 
with  illustrations,  and  to  thronged  audiences:  —  Evolution  of  Pianoforte  (T.  L.  Soutbgate), 
Our  English  Songs  (W.  H.  Cummings),  English  Viols  (Henry  Watson),  Madrigals  &c.  (E. 
Mark  ham  Lee),  Recorders  Ac.  (J.  Finn),  Music  in  England  in  1604  (Sir  F.  Bridge,  with 
overflow  repetition),  Old  Dances  (Algernon  Rose),  Masques  and  Early  Operas  (A.  H.  D.  Prender- 
gast,  English  Opera  (F.  J.  Sawyer),  Cathedral  Composers  (G.  F.  Huntley),  Reed  Instruments 
(D.  J.  Blaikley),  Hydraulic  Organ  (F.  W.  Galpin,  with  re-constructed  i/j  size  organ),  the 
Regal  &c  (T.  L.  Southgate),  Violins  (W.  W.  Cobbett),  Brass  Wind  (J.  E.  Borland),  Early 
Printed  Music  (A.  H.  Littleton),  Music  of  Country  Side  (Ernest  Clarke).  All  these  will  be 
published  by  the  Company,  as  also  a  memento  illustrated  Catalogue ;  altogether  a  great  fund 
of  information.  —  Chairman  of  the  Committee  has  been  Sir  Homewood  Crawford ;  Hon 
Secretaries,  A.  F.  Hill  and  J.  F.  R.  Stainer. 

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502 


Kritische  Bucherschau. 


Paris.  Ein  Cesar  Franck-Denkmal  soil  am  20.  Okt.  d.  J.  in  den  Anlagen 
von  Saint  Clotilde  enthullt  werden. 

Rom.  Kirchenmusik.  In  der  Rassegna  Nr.  7/8  stehen  verschiedene  Nach- 
richten,  die  dartun,  daC  mit  aller  Energie  die  Ausftihrung  der  p'apstlichen  Erlasse  be- 
ziiglich  der  Kirchenmusik  betrieben  wiroV  Vom  Kirchenchor  der  Basilika  St.  Maria 
Maggiore  heifit  ee,  >dafi  es  dort  nicht  recht  vorangehen  wolle,  vielleicht  infolge  des 
Mangels  an  Vorbereitung  oder  der  Unfahigkeit,  und  daJ3  sogar  bei  feierlichen 
Gtelegenheiten  wahre  Skandale  entstehen,  woran  sich  die  Gl'aubigen  argern.  Das  Kapitel 
soil  den  Gesangschor  aufgel&st  und  den  Kapellmeister  entlassen  haben,  urn  alles  zu 
reorgani8ieren.€  Man  sieht,  auf  welche  Schwierigkeiten  die  Reform  des  Papstes  (be- 
sonders  in  Italien)  stofit. 

Warschau.  Zum  Stellvertreter  des  beurlaubten  Kapellmeisters  Mlynarski  wurde 
der  ehemalige  Direktor  der  Lemberger  Philharmonie ,  Herr  Viktor  fielansky  zum 
II.  Kapellmeister  der  Warschauer  Philharmonie  ernannt. 

AuBer  den  >groCen  philharmonischen  Konzerten«  der  Warschauer  Philharmonie 
werden  noch  folgende  Abende  veranstaltet:  12  >philharmonische  Konzerte«,  12  »Kom- 
positions-  und  Kapellmeisterkonzertec,  20  >Extrakonzerte«,  80  »Populare  Abende*; 
daneben  viele  Kammerkonzerte,  Kinderkonzerte  und  Musikvortrage. 

Folgende  deutsche  Kapellmeister  werden  dirigieren:  Bullerjan,  Gustav  Mahler, 
Arthur  Nikisch,  Schneevoigt,  Ernst  Schuch,  Dr.  Richard  StrauB,  Siegfried  Wagner, 
Felix  von  Weingartner  und  —  Herr  Komzak.  —  Oper:  In  letzter  Spielzeit  (14.  DL 
1903  bis  30.  VI.  1904)  wurden  43  Opern  gegeben,  darunter  nur  16  (IE)  in  der  polnischen 
Sprache  gesungen.  Die  nachste  Spielzeit  wird  vom  14.  September  bis  14.  Mai  (1906) 
dauern. 

Wien.  Am  6.  August  starb  in  Baden  bei  Wien  Eduard  Han  slick  (geb.  11.  Sept 
1826  in  Prag);.  In  diesen  Bl'attern  das  Fiir  und  Wider  des  einst  so  beriihmten  Jour- 
nalisten  und  Asthetikers  abzuwagen,  wird  wohl  kaum  notwendig  sein. 


Kritische  Bucherschau 

iiber  neu-erschienene  Biicher  und  Schriften  iiber  Musik. 


Cleather,  Alice  Leighton,  and  Basil 
Crump.     Parsifal,  Lohengrin,   and 
the  Legend  of  the  Holy  Grail.   Lon- 
don, Methnen,  1904.  pp.  184,  Crown 
12mo.     2/6. 
The  paraphrasing  of  plays  and  opera- 
plots,  to  avoid  condemnation,  requires  con- 
summate skill  and  taste  in  diction.    The 
2  amateur  authors  who  here  describe  and 
interpret  the  matters  mentioned  in  accord- 
ance with  "Wagner's   own   writings,    have 
done  so  without  the  least  offence  and  in  a 
way  both  to  attract  and  win.    They  have 
already  issued  "The  Ring"    and  will  next 
issue  "Tristan".  Gteo.  Beckett. 

Gasquet,   Abbot.     English   Monastic 
Life.       London,     Methuen ,     1904. 
pp.  317,  Demy  8vo.     7/6. 
Belongs  to  a  series  "The  Antiquary's 
Books",  ed.  by  Rev.  J.  C.  Cox.  Begins  with 


a  sketch  of  the  rise  of  Monachism,  —  An- 
tony in  Egyptian  Thebes  III  century, 
Pachomius  ditto  IV,  Martin  in  Gaul  IV, 
Benedict  in  Italy  V,  Augustine  in  England 
VI,  Columban  m  Ireland  VII,  —  and  its 
development  from  eremitism  (hermits)  to 
cenobaticism  (communities).  Then  gives  in 
fullest  detail  the  ordinary  cenobatical  life 
of  the  mediaeval  monks  and  nuns  of  Eng- 
land, compiled  from  the  contemporary  MS. 
records,  (76  such  authorities  listed).  Daily 
duties  of:  —  Abbot,  Prior,  Sub -Prior, 
Precentor,  Sacrist,  Cellarer,  Refectorian, 
Kitchener,  Innrmarian,  Almoner,  Guest- 
master,  Camerarius,  Master  of  Novices, 
Hebdomadarian,  the  ordinary  Brethren. 
Practical  procedure  at  any  single  day's 
services  and  functions,  viz:  —  Matins, 
Lauds,  Prime,  Mixtum,  Morning  Mass, 
Chapter,  Parliament,  High  Mass,  Dinner, 
Daily  labour,  Vespers,  Supper,  Collation, 
Compline.     Full   account    of    the  English 


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Kritische  Biicherschau. 


503 


Monks  (Benedictine,  Cluniac,  Cistercian, 
Carthusian),  Church  Canons  (Augustinian, 
Premonstratensian,  Gilbertine),  Military 
Orders  (Hospitallers,  Templars),  Friars 
(Dominican  or  Black,  Franciscan  or  Grey, 
Carmelite,  Austin),  many  lesser  Friars,  &c. 
List  of  2000  monastic  houses  in  England 
broken  up  at  the  change  of  state-religion, 
and  their  locality  shown  by  maps.  Every 
church-organist  should  know  something  of 
these  matters,  which  have  nowhere  else 
been  so  compiled.  The  account  of  the  Pre- 
centor, Cantor,  or  Music-director,  will  sur- 
prise as  to  the  great  importance  of  the 
office;  abstract  is  given  under  "Notizen, 
London".  The  author  Rt.  Rev.  Francis 
Aidan  Gasquet  is  Abbot  President  of  the 
English  Benedictine  monks,  and  resides  in  . 
London.  Geo.  Beckett,      i 

Graves,  C.  L.     The  Diversions   of  a 
Music-Lover.     London,   Macmillan,  . 
1904.     pp.  260,  Demy  8vo.  | 

There  is  every  excuse  for  a  journalist  i 
wishing  to  transplant  his  best  work  (very  i 
likely    all    anonymous)   from   the    fugitive 
news-sheet,  or  even  magazine,  to  the  more 
stable  protection  of  a  book  within  2  covers. 
The   amount  of  self-sacrifice   involved  in  j 
journalism  is  only  realised  on  retrospect.  , 
The  process  of  transplanting  however  re- 1 
quires  great  discretion.    Journalistic  work 
depends  for  its  effect  on  its   context  far ' 
more  than  is  generally  supposed,  and  even  | 
a  change  of  medium  within  the  same  class  , 
will  be  enough  to  take  off  the  gloss.  Much 
more  so  when  there  is  a  transference  from 
Journal  to  Book,  which  is  no  doubt  of  the 
nature  of  real  ipromotion.  For  literary  pur- 
poses the  Book-Machine  still  ranks  above 
the  Walter  Printing  Press.    It  is  only  ar- 
ticles of  large  calibre,  like  say  "Macaulay's 
Essays",  which  are  thoroughly  proof  against 
transference.    The  now-increasing  practice 
therefore  of  dishing-up  journalistic  works 
book- form,    may  be  good    advertisement, 
but  rarely  increases  reputation.  The  present 
author  (1866—),  son  of  a  Bishop  of  Lime- 
rick, Assist.  Editor  of  the  "Spectator"  since 
1899,  and  on  staff  of  "Punch"  since  1902, 
is  a  very  clever  Irishman  and  journalist. 
Was  main  author  of  the  skit  (V.  35)  which 
focussed  English  opinion  on  the  highly  ill- 
judged  advertisements  of  the  Encyc.  Bri- 
tannica  New  Volumes.    The  papers  here 
collected  are  from  such  different  sources 
as  "Spectator",  "Musical  Times",  "Strand 
Magazine",  and  "Punch".  They  are  a  mix- 
ture of  jocosity  and  seriousness,  and  for 
the  reasons  given  above  form  strange  bed- 
fellows. Charles  Maclean. 


JahTbuch  der  Musikbibliothek  Pe- 
ters fiir  1903.  10.  Jahrg.  Heraus- 
gegeben  von  Rudolf  Schwartz.  Leip- 
zig, C.  F.  Peters,  1904.   4<>.    135  S. 

Das  Jahrbuch  enthalt  von  Aufsatzen 
an  erster  S telle  eine  Abhandlung  Karl 
Nef's  iiber  das  *Clavicymbal  unci  Clavi- 
chord* ,  die  eine  Frage  beriihrt,  die  in  den 
letzten  Jahren  allgemeiner  interessiert.  Ich 
glaube,  das  Hauptresultat  des  Aufsatzes  hat 
nicht  alien  Fachleuten  gerade  viel  Freude 
gemacht,  namlich  daC  das  Cembalo  und 
nicht  das  Klavichord  in  der  Zeit  Bach's  das 
Hauptinstrument  der  klavierspielenden  Welt 
gewesen  sei,  ferner  daC  das  Cembalo  not- 
wendigerweise  als  Greneralbafiinstrument  fur 
die  Werke  des  17.  und  18.  Jahrhunderts 
wieder  einffefiihrt  werden  sollte.  Die  Be- 
weise  fiir  die  erste  Forderung  setzen  S.  21 
ein.  Fur  den  »Konzertvortrag<  kommt  in 
der  ersten  Halfte  des  18.  Jahrhunderts 
wohl  kein  Klavierinstrument  als  Soloinstru- 
ment,  d.  h.  als  ganz  allein  tatiges  Instru- 
ment in  Betracht,  indem  man,  meines  Wis- 
sens,  in  den  Collegia  musicakeineausschliefi- 
liche  Solo-,  sondern  Ensemblemusik  pflegte. 
DaC  man  fur  Klavierkonzerte  das  Cembalo 
verwendete,  ist  selbstverstandlich ;  hier  han- 
delt  es  sich  aber  um  ausschlieGliche  Solo- 
musik  fiir  Klavier,  die  denn  doch  in  aller- 
erster  und  wohl  einziger  Linie  Hausmusik 
ist.  Das  Zitat  Schubart's  auf  der  gleichen 
Seite,  von  dem  der  Verfasser  ausgeht,  mochte 
ich  ganz  anders  auslegen,  und  in  ihm 
kein  Zeugnis  fiir  die  starkere  Verwendung 
des  Cembalos  finden.  Was  Schubart's  Ver- 
gleich  mit  Figuren  Kneller's  oder  Cho- 
dowiecy's  sagen  will,  daC  auf  dem  Cembalo 
eine  diesen  Meistern  ahnlich  scharf  um- 
rissene  Zeichnung  moglich  sei,  spricht 
derSatzaus:  Auf  diesem  Instrumente  muO 
man  zuerst  reinen  Vortrag  lernen,  .... 
man  iibt  die  Faust  in  der  richtigenmu- 
sikalischen  Zeichnung.  Schubart  ver- 
steht  darunter  wohl  kaum  etwas  anderes 
als:  Sauberkeit,  Deutlichkeit,  man  kann 
auf  dem  Cembalo  nicht  verwischen,  schmie- 
ren,  eben  weil  jeder  Ton  scharf  umrissen 
zutage  tritt.  Es  ist  also,  nach  Schubart's 
Aunassung,  das  beste  Lern instrument. 
Sobald  man  aber  mehr  als  eine  > Zeichnung* 
haben  will,  mufi  man  zu  etwas  anderem 
greifen,  dem  nuancenfahigeren  Klavichord. 
Schubert  kommt  auch  iiber  die  Ausdriicke 
»lernen«,  >uben«, » Zeichnung  <,  nicht  hinaus. 
Zum  vollendeten  Vortrag  dachte  er  sich 
Farbe,  Schattierung,  denn  das  Cembalo  hat 
•  bloCen  simpeln  UmriOc 

Nicht  einverstanden  kann  ich  sein, 
wenn  der  Verfasser  zum  polyphonen  Vor- 
trag das  Cembalo  fiir  geeigneter  halt  als 

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504 


Kritische  Bucherschau. 


das  moderne  Klavier.  >Sofern  (auf  dem 
Cembalo)  nur  die  Noten  richtig  gespielt 
werden,  ertont  alles  gleichm'aBig*.  JDas  ist 
sehr  richtig,  aber  beim  polyphonen  Satz 
und  Spiel  unterscheidet  man  doch  so  scharf 
ale  moglich  Haupt-  und  Nebenstimmen,  was, 
wie  der  Vertasser  demnach  selbst  zugeben 
muB,  auf  dem  Cembolo  unmoglich  ist,  und 
was  jeder,  der  auf  Cembalis  fugierte  Musik 
gespielt  hat,  aus  Erfahrung  weiB.  Dem 
modernen  Klavier  hingegen,  das  ia  geradezu 
unendliche  Nuanrierfahigkeiten  hat,  gerade 
die  Fahigkeit  klaren  Spielens  abzusprechen, 
dazu  dtirften  unsere  guten  Pianisten,  die  die 
schwersten  Fugen  mit  vollendeter  Klarheit 
spielen,  bedenklich  die  Kopfe  schiitteln. 
DaB  man  aber  Haupt-  und  Nebenstimmen 
auch  im  Spiel  soviet  als  moglich  zu  unter- 
scheiden  suchte,  konnen  wir  der  Vokal-  und 
Orgelmusik  entnehmen,  wo  diese  Moglich- 
keiten  in  ganz  anderem  Grade  gegeben  sind. 
Wir  wissen  es  aber  auch  aus  der  Klavier- 
musik,  indem  z.  B.  Mozart  seiner  Schwester 
anrat  tNohl,  Briefe  Mozart's  S.  341,  II.  Auf- 
lage),  Fugen  langsam  zu  spielen,  weil  man 
sonst  >das  eintretende  Subjekt  nicht  deut- 
lich  und  klar  ausnehmen«  konne.  Im 
Gegenteil,  das  Cembalo  ist  das  Akkord- 
instrument,  und  als  solches in erster Linie 
gebraucht,  sicher  auch  beim  Solospiel,  wenn  es 
sich  vorzugsweise  um  akkordische  Stiicke 
handelt.  Es  ist  sicher  auch  nicht  zufallig. 
wenn  feinsinnige  Pianisten,  die  vom  Cem- 
balo ubw.  nicht  die  geringste  Ahnung  haben, 
Stiicke  wie  Bach's  C-dur-Praludium,  das 
unbedingt  fur  Cembalo  gedacht  ist,  beinahe 
ohne  Nuance  spielen,  den  richtigen  Vortrag 
herausmerkend.  Sehr  nutzbringend  ist  es 
auch,  das  Cembalo  da  als  Soloinstrument 
zu  suchen,  wo  es  unbedingt  als  solches 
verwendet  wurde,  namlich  im  Klavier- 
konzert,  von  dem  das  tonarme  Klavichord 
selbstverst'andlich  ausgeschlossen  ist.  Man 
nehme  einmal  die  Bach'schen  Klavierkon- 
zerte  zur  Hand  und  untersuche,  welchen 
Stilprinzipien  sie  folgen.  Es  ist  fast  durch- 
gangig  Musik,  die  sich  vom  Polyphonen 
absichtlich  fern  halt,  Figuren,  Laufe,  Ak- 
kordbrechungen,  akkordisch  begleitete  Me- 
lodien.  Das  Klavierkonzert  Nr.  6  in  F-dur 
eine  Bearbeitung  des  Brandenburger-Vio- 
linkonzerts  Nr.  4)  bringt  als  SchluBsatz  eine 
Fuge,  aber  in  welcher  Weise !  Das  Klavier 
wird  in  alien  Einsatzen  von  einem  Instru- 
ment unterstutzt,  dies  bei  Bach,  dessen 
Hauptbestreben  bei  seiner  Klavierkonzert- 
Komposition  darauf  hinauspng,  das  Solo- 
instrument  recht  selbst'andig  zu  machen; 
um  dies  auch  hier  zu  tun,  gibt  er  dem 
Klavier  bald  andere  Aufgaben  als  poly- 
phone  Spielweise. 

Mehrere  Widerspriiche  bei  der  Charak- 
terisierung  des  Cembalos  und  modernen  Kla- 


viers  verwirren  jedenfalls  auf  den  ersten 
Blick  den  Leser;  nicht  klarlegen  kann  ich 
mir,  wenn  der  Verfasser,  nachdem  er  dem 
modernen  Klavier  beim  polyphonen  Spiel 
> nicht  mehr  verstandliches  Tongeschwirr* 
vorwirft,  etwas  sp'ater  (S.  23)  sa^t,  da£  fur 
das  zweistimmige  Spiel  das  Klavier  deshalb 
nicht  so  geeignet  sei,  weil  der  Klang  >  scharf 
isoliert*  sei,  ein  Charakteristikum,  das  vor- 
her  dem  Cembalo  zuerkannt  wurde.  DaC 
schon  das  zweistimmige  Cembalospiel  im 
Klang  >rauschend«  sei,  davon  haben  mien 
die  besten  Cembali  in  Paul  de  Wit's  Mu- 
seum nicht  uberzeugen  konnen.  Indes,  es 
ist  nicht  meine  Absicht,  Nefs  Ausfuhrungen 
weiter  durchzugehen,  sondern  es  liegt  mir 
nur  daran,  zu  sagen,  daC  mich  seine  Aus- 
fuhrungen iiber  diesen  Punkt  nicht  uber- 
zeugen konnten.  Ich  mochte  schliefilich 
nur  noch  einen  rein  praktischen  Grund  zur 
Erwagung  geben,  daC  das  Cembalo  wohl 
deshalb  mcht  das  gebrauchliche  Hausinstru- 
ment  sein  konnte,  weil  seine  Anschaffung 
ganz  andere  Kosten  verursachte  als  ein 
Klavichord.  Ein  Cembalo  entsprach  in 
dieser  Beziehung  etwa  unserem  Fliigel;  wie 
wurde  es  heute  aussehen,  wenn  Fliigel  die 
Normalinstrumente  waren? 

Die  zweite  Frage  betriflft  das  einiger- 
maOen  aktuelle  Thema,  ob  man  das  Cem- 
balo wieder  als  Akkordinstrument  einfiihren 
solle,  oder  es  beim  Fliigel  bewenden  lasse. 
Hieriiber  hat  sich,  vor  Erscheinen  des  Nef- 
schen  Aufsatzes,  Max  Seiffert  (Caecilia, 
s'Gravenshag,  ferner  Neue  Zeitschrift  fur 
Musik  No.  10,  1904)  so  grundlich  ausge- 
sprochen,  daC,  da  die  vertretene  Ansicht 
auch  die  meine  ist,  ich  kaum  etwas  hinzufu- 
gen  kann  als  einige  praktische  Erfahrungen. 
Ich  horte  bei  grofeen  Auffuhrungen  den 
Flugel  von  verschiedenen  Leuten  spielen; 
das  eine  Mai  geschah  dies  zur  allgemeinen 
Zufriedenheit,  kein  Mensch  beklagte  sich 
iiber  den  modernen  Klavierton,  der  sich 
dem  Orchesterklang  nicht  assimiliere,  ein 
anderes  Mai  saC  am  Flugel  ein  Spieler,  der 
mit  der  Praxis  des  GeneralbaBspielens  nicht 
vertraut  war:  sein  Forte  war  bei  reg^elrecht 
schwacher  besetztem  Orchester  zu  klotzig, 
aufdringlich,  zu  selbstherrlich:  die  Wirkung 
war  scnlecht,  im  Piano  hingegen  aber  gut. 
Und  hier  liegt  eben  das  Geheimnis:  wir 
mussen  wieder  lernen,  was  unsere  Alten  so 
groBartig  verstanden,  namlich  uns  alien 
SuBeren1  Verh'altnissen,  sei  es  Starke  des 
Orchesters  usw.,  oder  GroBe  des  Lokals 
anzupassen.  Und  gerade  das  kann  man  mit 
keinem  Instrument  so  gut  wie  mit  einem 
modernen  Fliigel,  der  selbst  gegen  ein  mo- 
dernes  Orchester  ank'ampfen  und  wieder 
die  zartesten  Fliistertone  wiedergeben  kann. 
Gerade  das  fehlt  und  fehlte  den  Cembali. 
Ihre  Ton8tarke  war  sehr  beschrankt  und 
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Kritische  Bucherechau. 


605 


man  half  sich  mit  zwei  and  drei  Instru- 
menten.  Wieviel  Cembali  muBten  wir  in 
den  ohnedies  engen  Orchesterraum  stellen, 
am  bei  unseren  MonBtresalen  das  richtige 
Verhaltnis  zu  finden!  Noch  etwas  anderes 
ist  gegen  die  Einfuhrung  des  Cembalos 
einzawerfen,  and  dies  vom  historischen 
Standpunkt  aus>  Nicht  nor  das  Klavier  hat 
ungemeine  Yerbesserangen  aufzuweisen, 
sondern  anch  andere  Instrumente,  besonders 
die  Streichinstrumente.  Die  Instrumente 
der  beruhmten  Geigenbauer  sind  erst  durch 
Yerbesserang  neaerer  Geigenbauer  zu  dem 
geworden,  was  sie  heute  sind.  Dartiber  hat 
sich  meines  Wissens  Paul  de  Wit  einmal 
jrrttndlicher  ausgesprochen.  Wenn  wir  nun 
das  alte  Cembalo  diesen  neuen,  was  Klang 
betrifft,  unbedingt  verbesserten  Verhalt- 
nissen  anpassen,  so  begehen  wir  unbedingt 
wieder  einen  Anachronismus.  Kurz,  fur 
die  Praxis  halte  ich  die  alten  Instrumente, 
aufter  der  iiberaos  wichtigen  alten  Trompete 
fur  tot,  Rekonstruktion  fur  illusorisch,  and 
unsere  Aufgabe  sehe  ich  darin,  auf  Gerund 
der  Kentnis  alter  Spiel weise  zu  neuen 
positiven  Besultaten  zu  kommen,  die  tins 
beiahigen,  das  Alte  mit  dem  Neuen  in  fur 
beide  Teile  befriedigender  "Weise  zu  ver- 
binden.  Da  indes  gerade  liber  diese  An- 
gelegenheit  noch  andere  Ansichten  existie- 
ren,  so  mogen  sie  im  Interesse  der  Sache 
laut  werden.  Vielleicht  ergreift  auch  Herr 
Dr.  Nef  in  dieser  Angelegenheit  nochmals 
das  Wort. 

Da  die  anderen  Aufsatze  weniger  zum 
Meinung8au8tausch  herausfordern,  kannman 
sich  uber  sie  kurz  fassen.  Der  Aufsatz  von 
A.  Schering,  *Zur  Qeschichte  des  ita- 
Iteniscken  Oratoriums  im  17.  Jahrhundert* 
bringt  gewichtiges  Material  fur  eine  neue 
Ansicht  uber  die  Entstehung  des  doppel- 
teiligen  Oratoriums,  die  nicht  in  Cavahere's 
Rappresentazione,  sondern  >in  derKombi- 
nation  zweier  um  ein  dramatisches  Milieu 
gruppierter  und  mit  Yorliebe  durch  die 
Predigt  geschiedener  Yokalkonzerte< 
zu  suchen  sei.  Dann  wird  den  bestehenden 
Hypothesen  uber  die  Ableitung  des  Be- 
gritfs  Oratorium  eine  neue  hinzugefugt,  und 
msbesondere  uber  den  >Testo«  werden  neue 
Aufschltisse  erteilt.  Die  sehr  interessante 
Arbeit  left  unbedingt  manchen  neuen  Grund. 

A.  Sandberger's  »Zur  Entstekungs- 
geschichte  von  Haydn's  sieben  Worten  des 
Erasers  am  Kreux*  weist  scharfsinnig  nach, 
da6  Haydn's  >Pas8ione  instrumentale«  von 
dem  Passauer  Domkapellmeister  Friebert 
in  ein  begleitetes  Yokalwerk  umgewandelt 
wurde.  Haydn  benutzte  spater  den  Text 
and  teilweise  auch  Friebert's  Yokalsatz  zu 
seinem  bekannten  Werk,  wobei  es  sehr 
interessant  ist,  Sandberger's  Gegeniiber- 
stellungen  und  Kritik  zu  folgen. 


Den  Aufsatzzyklus  beschlieCen  zwei 
hochwichtige  Artikel  Kretzsch  mar's 
»Zum  Verstandnis  Qluck's*  uad  >Die  Cor- 
respondance  liiieraire  als  musikgesehicht- 
liche  Quelle.  Man  sieht  es  wieder  an  diesen 
AufBatzen,  was  von  Kretzschmar  angefaBt 
wird,  gewinnt  Leben,  Fleisch  und  Blut,  wie 
bei  kemem  anderen  zeitgenossischen  Musik- 
schriftsteller  und  Gelehrten.  Der  erste  Auf- 
satz gibt  eine  prachtige  Charakteristik  des 
Gluck'schen  Lebenswerkes,  von  dem  man 
nur  wunschen  kann,  er  gelanee  in  erster 
Linie  in  die  Hande  der  studierenden  Jugend. 
Der  zweite  zeigt,  wie  Grimm's  Korrespon- 
denz  zu  benutzen  ist,  wie  weit  man  ihr 
trauen  darf,  wie  Uberhaupt  die  Enzyklopa- 
disten  anzufassen  sind. 

Den  BeschluC  des  Jahrbuchs  macht 
das  *Verxeiehnis  der  in  alien  Ktdturldn- 
dern  im  Jahre  1903  erschienenen  Biicher 
undSchrifien  uber  Musik von R. Schwartz, 
das  immer  eine  hochwillkommene  Gabe  ist. 
Ganz  nebenbei  bemerkt:  Das  auf  S.  119 
angeftthrte  Buch  von  M.  Wirth  ist  meines 
Wissens  bis  heute  noch  nicht  erschienen. 

A.  H. 

Laser,  Arthur.  Der  moderne  Diri- 
gent.  8°,  YIII  und  70  Seiten* 
Leipzig,  Breitkopf  u.  Hartel.  1904. 
80.    A  2,—. 

Die  Broschiire  ist  eine  Musikantenschrift 
und  damit  ist  schon  viel  gesagt.  In  ihrer 
Yerhimmelung  des  modernen  Dirigenten- 
tums  wie  der  Forderung  absoluten  Subjek- 
tivismuB  konnte  sie  eigentlich  nur  heute 
geschrieben  werden.  Der  Verfasser  wirft 
ungemein  viel  mit  modernen  Schlagwortern 
um  sich,  pfeifb  auf  jede  Tradition,  die 
>gleichbedeutend  mit  Heuchelei<  ist,  ope- 
riert  aber  mit  so  schwacher  Logik  und  ab- 
gelebten  Begriffen,  dafi  insofern  das  Schrift- 
chen  fur  einen  denkenden  Menschen  voll- 
standig  unschadlich  ist.  Nur  eines  mochte 
ich  dem  Verfasser  (einem  deutsch-ameri- 
kanischen  Orchestermusiker  in  New  York; 
nach  Amerika  hin  zurufen:  Wir  Kxitiker, 
obwohl  wir  nach  des  Verfassers  Ansicht 
von  der  praktischen  Kunst  nichts  ver- 
stehen ,  arbeiten  sowohl  im  Schauspiel 
als  auch  in  der  Musik  daran ,  dem 
zugellosen  Subjektivismus,  die  in  Willkur 
und  dem  Naturalismus  (man  verzeihe  die 
abgehetzten  Ausdriicke)  ausartete,  im  Inter- 
esse der  Kunst  entgegenzutreten.  Wir 
haben  uns  wieder,  nachdem  wir  gesehen 
haben,  wie  weit  wir  es  mit  dem  absoluten 
Subjektivismus  gebracht  haben,  Goethe's 
erinnert,  der  sagte,  daC  ein  Schauspieler, 
welcher  seiner  Individualitat  \  ollstandig  die 
Zugel  schieCen  lasse,  und  sich  nicht  unter 
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606 


Kritische  Bucherschau. 


das  Kunstwerk  stelle,  je  nachdem  sein  Na- 
turell  nicht  verleugnen  konne,  nichts  als 
ein  Dilettant  sei,  wenn  vielleicht  auch  ein 
genialer.  Das  diirfte  wohl  auch  in  der 
Musik  seine  Geltung  haben.  Sehr  hiibsch 
ist  noch  ein  Satz,  der  verdient,  dafi  man 
ihn  wortlich  zitiert:  Ein  Musikhistoriker 
braucht  nicht  >musikali8ch<  zu  sein,  gerade 
bo  wenig,  wie  ein  Verfasser  der  »Geschichte 
der  Entwicklung  der  Schiffahrt*  fahig  zu 
sein  hat,  ein  Scniff  sicher  iiber  den  Ozean 
zu  ftihren.  Ich  denke,  dariiber  kann  man 
zur  Tagesordnung  scbreiten. 

Nicht  ohne  Interesse  ist  der  zweite  Teil, 
der  einige  praktische  Winke  iiber  das  Diri- 
gieren  entnalt,  wie  auch  im  ersten  Teil 
einige  wissenswerte  Erlebnisse  mit  BUlow 
mitgeteilt  sind.  Was  der  Verfasser  iiber 
den  Konzertmeister  sagt,  dariiber  sind  wir 
denn  allerdings  schon  lange  einig.  Viel 
Richtiges  wendet  der  Verfasser  gegen  die 
Versuche  der  Verdunklung  usw.  des 
Konzertraums  ein;  er  h'atte  die  ganze  Be- 
wegunff  mit  einem  Worte  erklaren  konnen, 
namlich  dafi  sie  mit  dem  modernen 
>  Stimmungsdunst «  zusammenhangt. 

A.  H. 

Shinn,  Frederick  G.  A  Method  of 
teaching  Harmony.  I.  Diatonic. 
London,  Vincent,  1904.  pp.  139, 
Demy  8vo.  3/-. 
The  more  active  civilised  man's  brain 
becomes,  the  greater  pleasure  he  takes  in 
mere  definition;  and  on  this  often  ensues 
a  passion  for  making  others  accept  one's 
own  definition.  This  is  mainly  the  origin 
of  the  multitude  of  "harmony"  books  ex- 
tant. However  the  present  author  has  de- 
cidedly a  saving  grace,  as  indicated  in  his 
sub-title,  "Based  upon  systematic  ear- 
training,  and  upon  the  harmonisation, 
of  unfigured  basses,  figured  basses  and 
melodies,  and  the  construction  of  harmonic 
progressions  by  the  pupil".  It  is  the  usual 
progressively- arranged  mixture  of  precept, 
illustration,  and  exercise  on  the  ordinary 
4-part  material  of  music,  designed  for  teach- 
ing purposes ;  but  at  every  stage  the  student 
is  arrested  to  train  his  mental  ear  by  writ- 
ing down  chords,  progressions,  &c,  in  every 
variety  of  position  and  dispersion,  sounded 
for  him  on  the  pianoforte  by  the  teacher. 
Certainly  it  is  impossible  to  over-estimate 
the  necessity  of  enforcing  this  portion  of 
musical  education.  The  author  is  right  in 
giving  only  a  subsidiary  place  to  figured- 
bass  exercises,  which  used  to  be  continued 
mechanically  from  teacher  to  teacher,  as 
the  sole  exercises.  True  that  as  short-hand 
for  the  basic  elements,  the  educated  musi- 
cian must  know  them  as  well  as  the  edu- 


cated writer  knows  the  arithmetical  signs 
of  equation,  multiplication,  proportion,  &c. ; 
and  when  not  carried  beyond,  say,  the  9  th 
at  the  outside,  they  are  still  useful  in  various 
ways.  But  modern  notated  music  has  wholly 
out-ffrown  them  as  something  to  be  prac- 
tically read  from ,  and  on  the  other  hand 
as  exercises  they  contract  the  field  and 
eliminate  imagination.  Author  is  Professor 
at  Cuildhall  School  of  Music. 

Geo.  Beckett. 

Williams,  C.  F.  Abdy.  The  Story 
of  the  Organ.  London,  Walter 
Scott  Co.,  1903.  pp.  238,  Crown 
8vo.     3/6. 

This  country  has  no  monumental  work 
on  orffan- construction  like  J.  G.  Topfer, 
second  edition  (ed.  Max  Allihn,  Weimar, 
Voigt,  1888;.  Nor  even  a  good  history 
like  0.  Wangemann  (Demmin,  A.  Frantz, 
1880).  The  longest  history  is  E.  F.  Rim- 
bault's,  prefixed  to  B.  J.  Hopkins's  "Con- 
struction" (3rd  edition,  London,  Cocks,  1877), 
antiquarianism  rather  than  history.  A  leis- 
ured enthusiast  would  find  scope  for  a  real 
historic  work  on  finite  plan.  Meanwhile 
present  popular  but  useful  work  is  offered. 
For  author,  and  previous  in  same  series, 
see  V,  164.  There  are  very  few  things 
regarding  which  reader  would  not  get  a 
general  notion,  from  the  rise  in  Alexandria 
and  Constantinople  to  last  electric  develop- 
ment. Long  lists  of  organ -builders  and 
organ-stops,  glossary,  bibliography,  &c.  — 
At  pp.  2  and  210  is  an  account  of  Galpin's 
reconstructed  actual  half-size  but  admirable 
"Hydraulic  Organ"  of  3  stops.  Author  not 
very  judicious  in  describing  principle  of 
this  as  a  reversal  of  that  of  modern  fire- 
engine.  Air  and  water  certainly  change 
places,  and  so  a  reversal.  But  after  chang- 
ing places  they  perform  quite  different 
functions.  The  pumpers  in  fire-engine  pump 
against  a  back  resistance  of  air  m  an  air- 
chamber,  and  as  such  air  is  indefinitely 
compressible  the  force  of  jet  of  water  is 
limited  only  by  exertions  of  pumpers  and 
strength  of  apparatus.  But  the  pumpers 
in  Hydraulic  Organ  pump  against  a  back 
resistence  of  water  open  to  an  atmo- 
sphere, and  the  weight  of  column  of  at- 
mosphere plus  specific  gravity  of  water 
disturbed  m  its  level  is  the  limit  of  force 
of  issuing  "wind";  and  hence  the  (com- 
parative) uniformity  of  wind-pressure.  The 
real  principle  of  the  H.  O.  is  the  diving- 
bell,  and  it  is  strange  that  this  has  never 
yet  been  noticed.  The  instrument  has 
dwindled,  though  by  direct  lineage,  smaller 
and  smaller  to  the  modern  organ-builder's 
uwind-guagew.    These  matters  hereafter  in 

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Zeitschriftenschau, 


507 


dealing  with  the  Galpin  organ.  —  On  p.  33 
appears  dressed  up  the  familiar  XU  cent. 
"Canterbury  Psalter"  Anglo-Saxon  design 
of  an  organ,  called  pneumatic  at  Grove  IE, 
577,  and  here  rightly  called  hydraulic,  but 
without  explanation  now  it  can  be  so.  Miss 
K.  Schlesinger  (Samm.  II,  167)  first  pointed 
out  in  "Music",  1898,  page  438,  that  the 
original  of  this  is  in  the  VIL  cent.  Ale- 
xandrian "Utrecht  Psalter".  The  Anglo- 
Saxon  copyist  absurdly  replaced  the  2 
water-cisterns  of  original  by  3  front  objects; 


and  not  understanding  the  conduit -tubes 
from  "oven"  to  wind-chest,  replaced  them 
by  round  lids  to  the  said  water-cisterns. 
Hence  the  confusion.  The  Brit.  Museum 
pressmark  of  "Utrecht  Psalter"  (copy)  is 
not  traceable  in  General  Catalogue  of  pre- 
sent date,  but  is  C.  36  k.  8.  An  extra- 
ordinary work,  whose  pictorial  art  will 
astonish  the  visitor.  —  Abdy  Williams's 
manual  is,  as  already  indicated,  handy,  cheap 
and  readable.  Charles  Maclean. 


Zeitschriftenschau. 


Verzerchnis  der  Abkurzungen  siehe  Zeitschrift  V,  Heft  1,  S.  43. 


Anonym.  Ankiindigung  eines  kirchen- 
musikalischen  Instruktionskursus  (StraC- 
burg),  C  21,  8.  —  Kirchengesangschule 
in  Linz.    Kirchenm.  Viertelj.  Schr.  19,  2. 

—  Starting  a  musical  career,  MC  25,  5. 

—  Le  plain-chant  dans  l'ordre  des  Pr6- 
montr^s,  Au  religieuses  des  Peres  Pre- 
montres  3.  —  Sur  le  poemes  de  F.  Liszt 
par  B.  Wagner,  R.  de  Paris  16/2.  —  Le 
chant  gregorien. — Motu  proprio,Semaine 
Religieuse,  Digue  2/6.  —  Charles  Lecocq, 
compositeur  de  Musique  (Echo  des  Or- 
chestras 15/6).  —  Les  instruments  de  mu- 
sique dans  l'hortus  deliciarium  d'Herrade 
de  Landsberg,  R.  alsacienne  ill.  4.  — 
Le  Motu  proprio  de  la  musique  sacree, 
R.  eccl&iastique  de  Metz  3.  —  Le  >Motu 
proprio «  sur  la  musique  sacree,  B.  du 
Diocese  Reims  4/5.  —  Le  Bayreuth 
francais,  La  R.  de  Paris  15/4.  —  L'Esthe- 
tique  aux  Music -Halls,  Plume  1/5.  —  A 
projposito  del  motu  proprio  etc.,  La 
Civilta  Cattolica  55,  3.  —  Franz  Liszt 
als  Symphoniker,  DMMZ  26,  32  ff.  — 
Ein  neuer  Beitrag  zur  Charakteristik 
Richard  Wagner's,  DMMZ  26,  31.  — 
Bohmische  Musikanten,  ibid.  n.  Koln. 
Zeit.  —  Musik  als  dienende  Kunst  (Dra- 
seke  im  Kunstwart),  SMZ  44,  24.  — 
Deutsche  Musik  in  England,  Nordd. 
allg.  Z.  140.  —  Ein  Brief  von  Otto  Nicolai 

Rom,  3.  Marz  1834),  Neue  Rundschau 
(Berlin)  6.  —  Aus  dem  NachlaB  Anton 
Dvorak's,  AMZ  31,  34  f.  —  Goethe  u.  die 
Musik,  Wochenschr.  fur  Kunst  u.  Musik 
(Wien)  2,  36.  —  Die  neue  offizielle 
Choralausgabe,  GB  29,  5.  —  Brahms  u. 
Dvofak,  l^ueMilitarmusik-Zeitschr.  11,29. 

—  Niccola  Paganini  (deutsch,  franz.  engl.), 

Z.  d.  I.  M.   v. 


Mandoline  1,  6  (Leipzig).  —  Franz  Liszt 

I  als  Sinfoniker,  DMZ  2b,  32.  —  Aus  dem 
Tagebuche  eines  praktischen  Musikers 
(aus  dem  Jahre  lSOO),  RMZ  5,  16 ff.  — 
Luther  tiber  die  Tonkunst,  RMZ  5,  20. 

I  —  Theaterzensur,  RMZ  5,  20.  —  Re- 
marques   sur  ces  (s.  Hoevell)  tambours, 

1     Int.  Arch,  fiir  Ethnographic  7—10. 

t  Arend,  M.  Theodor  Uhlig,  der  friihver- 
storbene  Wagnerianer,  BB  27,  7/9. 

1  —  Die  Bedeutung  Gluck's  fur  unsere  Buhne 

|     und  fur  die  Pflege  Wagner's,  Bf  HK  8, 11. 

I  Aubrun,  R.  Beethoven  d'apres  sa  corre- 
spondance,  Chron.  des  Ldvres  10,  5. 

1  Aubry,  P.  Pius  X,  sur  la  musique  d'eglise, 

I      Correspondant  10  Juli. 

I  Bagot,  R.  The  Pope  and  Church  Music 
a  rejoinder,  19  th  Century,  London  330. 

|  Bellaigue,  C.  »Les  tfpoques  de  la  musique 

J  —  La  renaissance  franc, aise«  (anschliefiend 
an  >Les  maitres  musiciens  de  la  renais- 

I      sance  francaise*  von  Henry  Expert),  R. 

des  deux  Mondes  4. 
—  Dante  u.  die  Musik,  iib.  vonM.  Toussaint, 

I     AMZ  31,  32/33. 

j  Belmont©,  C.  Mozart's  Humor,  RMZ  5, 20 

'     u.  Wiener  Fremdenblatt. 

I  Benedikt,  S.    R.  Wagner   u.  M.  Wesen- 

\     donk,  NMZ  26,  21. 
Bertram,  K.    Zum    Gesange    des  Wald- 

|      schwiels,  Ornithologische  Monatsschr.  29.8. 

;  Bois,  J.    Catulle  Mendes,  Grande  Revue 

July. 
Bonnier,  P.    Die  Pflege  der  Stimme,  Re- 
vue de  Paris  1.  Juli. 
Bran  des,  F.    Rossini  als  Humorist  und 

Satyriker,  DMZ  36,  33. 
Breithaupt,  M.  Edvard  Grieg,  Mk  3,  22. 
Ze6$ 


508 


Zeitschriftenechau. 


Brennglas,   A.     Franz  Liszt   in    Berlin. 

Komodie    in    3    Akten,     geschr.    1842, 

MC  25,  4. 
Brieger-Wasservogel,  L.    Das  Problem 

Peter  Gast  (Heinrich  Koselitz,  geb.  1854 

in  Sachsen,  RMZ  5,  19. 
Brous,  S.    Het  Pause  lijk  »Motu  proprioc 

en  de  Kunst  als  zordanig,  WvM  if,  30. 
Bruckwald,  0.     Zur  Baugeschiohte   des 

Bayreuther  Festspielhauses,  MWB  35, 31. 

—  Wagner's  Briefe  an  Kapellmeister 
SchindelmeiBer,  ibid.  Nr.  32. 

Buffenoir,  H.  Les  beaux  jours  de  Wei- 
mar. (Warner)  Documents  photographi- 
ques,  R.  filustrSe  15/6. 

Burohner,  L.  Die  Pflege  der  griechischen 
Volksmelodien,  Allg.  Zeit.  163. 

Burckhardt,M.  Matthieu  Neumann,  Weg- 
weiser  d.  d.  Chorgesangliteratur  5,  10. 

—  Kultur  und  Tonkunst,  RMZ  6,  18. 
Bufl,  G.    Peter    Cornelius,    der    Dichter- 

komponist,  Nordd.  allg.  Z.  131. 
C,  J.    La  gamme  Pythagore,  la  gamme  de 

Ptolemee  et  la  gamme  »temp6r6e<  d'apres 

le  Dr.  Auguste  Guillemin,  KM  4,  15/16. 
Caland,  E.   Fhysiologisch-anatomische  Be- 

trachtungen  zur  Ausniitzung  der  Kraft- 

quellen  beim  Klavierspiel,  &L  27,  15. 
Caspar!,  W.    Beethoven's    Klaviersonate 

op.  54,  BfHK  8,  11. 
Castera.    La   symphonic  en  si  b^mol  de 

Vincent  dMndy,  Occident  4. 
Conrat,  H.  La  musique  a  Paris  il  y  cent 

ans,    jugee    par     un    Allemand    (nach 

Reichardt's  Briefen),  RM  4,  14. 
Conrat,  J.  II  piu  antico  dei  canoni  cono- 

sciuti,  RMI  11,  3. 
Cornelius,  Carl  Maria.    Offener  Brief  an 

Herrn  Generalmusikd.  Felix  Mottl  (betr. 

Barbier),  Sudd.  Monatsh.  1/9. 
Dalcroze,  Jacques   E.      Einige   Betracht. 

iiber  das  schweiz.  Musikf.  in  Bern,  AMZ 

31,  32/33. 
Dayrolles,    A.     Reprise   de   TAlceste   de 

Gluck,  Ann.  polit.  et  litter.  5/6. 
Daubresse,  M.    La  femme  musicien  d'or- 

chestre  (enquete),  GM  50,  31/32. 
Dickinson,  L.     Noise  that  you  pay  for 

music,  Indopendant  Review.  August. 
Dietz,   M.     Die    neueste   russische    Oper 

(Servilia  von  Rimsky-Korssakoff)    NMZ 

25,  21. 
Dinter,  K.  Eine  epochemachende  Neuerung 

auf  musikalischem  Gebiet,  Frauen-Rund- 

schau  5,  25. 
Droste,  C.    R.  Wagner  u.  M.  Wesendonk, 

III.  Zeit.  3189. 
Dubitzky,  F.    Das  Klavier  der  Zukunft, 

RMZ  14. 

—  Musik-Plagiat.  Eine  Fiirsprache,  RMZ 
5,  20. 

—  Uhfreundliche  Worte:  Kunstler  und 
Publikum,  RMZ  5,  17. 


Dupoux,  M.     Studi  sul   canto   liturgioo, 

Santa  Cecilia  16,  1. 
Eisner-Eisenhof,  A.  de.  Giuseppe  "Weigl. 

Una  biografia,  RMJ  11,  3. 
Eschfeld,  R.  van.    Een  en  ander  nit  lat 

verkeer  en  de  briefwisselinj  van  Joseph 

Joachim  met  beroemde  musici,  Cae  61,  8. 
Fiege,   R.     Das   crate    Berliner    >zweite 

Opernhaus«,  BfHK  8,  11. 
Flodin,  K.  Die  Erweckung  des  nationalen 

Tones  in  der  finnischen  Musik,  Mk  3,  22. 
Folliet.    Le  chant  des  Allobroges,  ses  ori- 

gines,  R.  Savoissienne  1.  trim. 
Follmer,  W.    Eine  Pilgerfahrt  nach  Bay- 

reuth.       Aus     besonderer    Perspektive, 

Gegenwart  66,  30/31. 
FoncU,    E.      II    sentimento    musicale    di 

Vittorio  Alfieri,  RMJ  11,  3. 
Franoke,  O.  Die  Cornelius-Feier  in  "Wei- 
mar, BW  6,  19. 
Fricke,  R.     >Bearbeitungen«,  KW  17,  22. 
Gaillon,  J.  de.    Les  academies   de  danse 

a  Paris,  Quinzaine  indep.  1/6. 
Gedalge,  A.    Les  rapports  de  rharmonie 

et  du  contrepoint,  KM  4,  13. 
Oilman,  L.    The  music  of  Edward  Mao- 

Dowell,  North  American  Review  6. 
Gottesleben,  J.  Ein  zweiter  Hans  Sachs, 

BfHK  8,  11. 
Grimme,  F.    Die  Anordnung  der  groften 

Heidelberger    Liederhandschrift,    Neue 

Heidelberger  Jahrbiicher  4. 
Griveau,  M.    Que  faut-il  voir  plutot  en 

Toeuvre  musicale,  la  forme  ou  la  destina- 
tion? RMJ  11,  3. 
Gros,    J.     La    critique    et    les    critiques, 

Grande  R.  15/6. 
Grossmann,  M.  Zum  Kapitel :  Geigenbau- 

geheimnis,  DIZ  5,  32. 
Grove,  G.    Schubert's   Great    Symphony 

in  C,  MT  738. 
Grunsky,   K.     Die   Bayreuther   Buhnen- 

festspiele,  S  62,  42/43. 
Guillaume,  L.    Chansons  des  Morbihan, 

R.  des  Traditions  populaires  3 — 4. 
Guillermin,    J.     Musique    religieuse    et 

musique   de  concert,  Etudes  religieuses 

20/5. 
Hagemann,  K.  Oper  und  Inszenierung  II, 

RMZ  5,  17. 
Hammerlch,  A.  Niels  W.  Gade,  Mk  3, 22. 
Handeck,  J.    Musik   und  Tanz   im  Leit- 

meritzer  Mittelgebirge,  Deutsche  Arbeit 

3,  10. 
Hauptvogel,  R.    Etwas  iiber  die  Noten- 

schrift  der  Blinden,  MWB  35,  32. 
Helm,  Th.    Josef  Reiter,  MWB  35,  32. 
Herrmann,   A.     Versuch    einer  Psycho- 
logic der  Musik.    (Die  Bewegung  in  der 

Musik  von  Luigi  Alberto  Villanis),  Intern. 

Literatur  u.  Musikberichte  11,  13  ff. 


Zeitschriftenschau. 


509 


Heuler,   R.     Georg  Holler  f,    Organist 

Wiirzburg,  CO  39,  6. 
Hofler,  A.    Bayreuth  1904,  NMP  13, 15. 
Hoe  veil.      Les    tambours    de    cuivre   de 

Bonton  baugun,  Int.  Arch,  fur  Ethno- 

graphie  7 — 10. 
Holmes,  J.  How  >01dc  violins  are  made, 

London  Magazine  15  Juli. 
Hovker,  R.  Uber  die  Intonation  der  Dur- 

terz,  NZfM  71,  32. 
Jelmoli,  H.    A.  Bruneaus  Geschichte  der 

franz.  Musik,  SMZ  44,  24. 
JoB,  V.     Glossen  (Die  Duncan  im  Venus- 

bergi,  Wage  7,  31. 

—  Isadora  Duncan  im  Venusberg,  Theater- 
Courier  11,  555. 

Ive,  0.    Bach   in   the  Church   of  Rome, 

MMR  404. 
Kalbeck,   M.     Eduard    Hanslick,    RMZ 

5,  20. 
Kerr,  P.    On  the  Danish  ballads,  Scottish 

Historical  Review  July. 
Kippenberg,  A.     Die  Sage  von  Robert 

dem  Teufel  usw.,  Studicn  zur  vergleich. 

Literaturg.  4,  3. 
Klauwell,  O.    Zur  Frage  der  Tonarten- 

Charakteristik,  NZfM  71r  33. 
Kloss,  E.  Berliner  Denkmalsglossen,  M WB 

35,  31. 
Knauer,  F.    Der  Vogelsang  nach  seiner 

Tendenz  und  Entwicklung,  Turmer  Aug. 
Kohut,  A.    Erinnerungen  an  R.  Wagner, 

RMZ  5,  18. 

—  Eine  aehtzigj'ahrige  Primadonna(A.Krebs- 
Michalesi:,  ibid.  Nr.  20. 

—  Tragische  Ehen  beriihmter  Sangcrinnen, 
RM  5, 17. 

Komorzijnski,  G.  v.  Kirchenmusikalische 

Zeit-  und  Streitfragen,  Zeit  512. 
Krauss,  F.    Das  Weib  im    franz.  Volks- 

lied  von  P.  Fink  (Bespr.),  Ztschr.  f.  franz. 

Sprache  u.  Lit.  27,  2/4. 
Kroyer,    T.      Bayrische    Denkmaler    der 

Tonkunst.    Ausgewahlte  Werke  Kerll's. 

(Ausfuhrl.  Bespr.),  Allg.  Ztg.  Nr.  133. 
La    Mara.      Hektor     Berlioz,    Romania 

Musicala  15,  11/12. 
Lesemann,  0.  Die  diesjahrigen  Festspiele 

in  Bayreuth,  AMZ  31,  32/33. 

—  Von  den  MUnchener  Wagner-Festspielcn 
1904.  —  Eduard  Hanshck  +,  AMZ,  31,  34. 

Lucas,  C.  London  as  a  music  centre, 
North  American  Review  (New  York)  5. 

Marcheai,  C.  French  musical  events:  the 
revival  of  the  operetta,  MMR  404. 

Marsop,  P.  Vom  Musiksaal  der  Zukunft, 
Mk  3,  21. 

Matthias.  Die  Musik  im  ElsaB,  C  21,  7  ft 

Maury,  E.  La  chanson  des  Anglais,  Tra- 
dition 4. 

Meme,  M.  La  danse  religieuse,  R.  idea- 
liste  1/6. 


Mengewein,  C.  Wettstreit?  BfHK,  8, 11. 

Milligen,  S.  van.  Een  en  ander  over 
Mozart  en  zjin  »Zauberflote<,  Cae  61,  8. 

Morris,  M.  Famous-Fiddlers,  Violin  Times 
11,  128. 

Moser,B.  Chants  populaires  petitsRussiens, 
Quinzaine  Independante  1/5. 

Motta,  V  da.  Neue  Ausgaben  alterer 
Klavierwerke,  KL  27,  15. 

Mottl,  F.  Die  Originalpartitur  des  •Bar- 
bier  von  Bagdad*,  Sudd.  Monatshefte 
(Aug.),  DieTonkiinstler-Zeit.  ;Charlottenb.) 
2,  26. 

Mo j  si  so  vies,  R.  von.  Das  Kammermusik- 
Problem,  MWB  35,  32. 

Miinnicb,  R.  Bibliothek  Scheurleer,  Cae 
61,  8. 

N.,  H.  La  vita  nuova  (von  Ferrari),  WvM 

11,  31. 
Nelle.     Ein   Buch   uber  die  Restauration 

des      evangelischen      Kirchenliedes, 

MSfG  9,  7. 
Niemann,    W.      Rudolf    Louis,    Hektor 

Berlioz  (Bespr.),  S  62,  42/43. 
I  —  Die  deutsche  musikaliscoe  Renaissance- 

bewegung  des  neunzehnten  Jahrhunderts 

ibid.  44. 
Nietsche,  F.   Sur  la  musique  et  les  musi- 

ciens  (Mozart,  Beethoven,  Bach,  Schubert. 

Chopin),  L'CEuvre  Nouvelle  No.  14. 
Nogueira,  A.    A  surdez  de  Beethoven,  A 

Arte  Musical  (Lissabon)  6,  138. 
Norlind,  F.    Zur  Geschichte  der  schwe- 

dischen  Musik,  Mk  3,  22. 
Pasig,   P.     Die   Wacht    am   Rhein   (zum 

11.  Juni),  Allg.  m.  Rundschau  9,  11. 
Petsch,   R.     Venus    und    Elisabeth,    BB 

27,  7,9, 
Pius  X.   Breve  an  den  Abt  von  Solesmes, 

C  21,  8. 

—  Documents  pontificaux  etc.,  Quest,  ac- 
tuelles  30/4. 

Puttmann,  M.  Jean  Louis  Nicode,  BfHK 

8,  11. 
Renter,  A.    Beobachtungen   zur  Tcchnik 

des  Antiphon,  Hermes,  39,  3  (Berlin). 
Rijken,  J.    Die  Grundlage   der  Methode 

Leschetizky,   von  M.  Bree  (Bespr.),   Cae 

61,  8. 
Rolland,  R.  L'ceuvre  de  Gluck,  RM  4,  14. 

—  Gluck  —  une  revolution  dramatique, 
Revue  de  Paris  12. 

8.,  E.  Unsere  Mannerchorliteratur,  Die 
Tonkunst  (Berlin)  8,  15. 

Sandberger,  A.  tJber  eine  Messe  in  C-moll, 
angeblich  von  W.  A.  Mozart.  Sitzungs- 
ber.  der  philosophisch  usw.  der  bayr. 
A^ademie  der  Wissensch.  1904,  Heft  2. 

Sohaeffer,  C.  Im  Volkston  (eine  zeitge- 
m'aGe  musikalische  Betrachtung1 ,  Pro- 
testantenblatt  37,  31.  igitizedbyCjOO^ 


37* 


510 


Bu  chh'andler-Kataloge. 


Sohering,  A.    Die  Bayreuther  Festspiele, 

NZf  M  71,  32. 
Schelderup.    tJber  Grieg's  Violinsonaten 

(aus  dem  Schwedischen  von  M.  Bonn), 

NMZ  25,  21. 
Sohmidkuna,  H.    Musikpadagogik,  NMP 

13,  16. 
Schrattenholz,  J.    Erinnerungen  an  Hans 

von  Bulow,  Frankfurter  Ztg.  Nr.  216/17. 
Smith,  H.     The  Olde    Englishe   Musick, 

M.  Opinion  27,  323. 
Sokolowsky,   R.     R.   Wagner's    >Tann- 

h'auser«     und    seine    literarischen    Vor- 

g'anger,  BB  27,  7/9. 
Soleniere,   E.   de.     Le   Fils   de  l'Etoile, 

Romania  Musicala  15,  11/12. 
Sternfeld,  R.  R.  Wagner's  Parsifal.    Eine 

Einfuhrung  in   das  Bayreuther  Biihnen- 

weihfestspiel,  Westerm.  ill.  d.  Monatsh. 

48,  11. 
Steuer,  M.    Eduard  Hanslick  (+  6.  Aug.). 

Aloyse   Krebs-Michalesi    (+  4.  August), 

S  62,  44. 
Stoefil,  0.  Die  Posse,  Liter.  Echo  6,  20. 
Stohr,  A.    Interruption  Sounds  and   the 

Problem    of   Hearing,    Deutsche  Revue 

(Stuttgart).  July. 
Storck,  K.     R.  Wagner  und  M.  Wesen- 

donk,  Turmer,  Aug. 

—  Das  Janko-Klavier,  ibid. 
Tabanelli.  N.    Ancora  la  questione  Mas- 

cagni,  RMJ  11,  3. 
Tappert,  W.     Colognaise  und  Wacht  am 
Rhein,  RMZ  5,  20. 

—  Gassenhauer,  BW  6,  19. 

—  Programm-Musik  in  alter  Zeit,  RMZ  14. 
Tebaldini,  G.  D  >Motu  proprio*  di  Pio  X. 

sulla  murnca  sacra,  RMJ  11,  3. 
Torchi,  L.  L'esito  del  concorso  Sonzogno, 
RMJ  11,  3. 


Trapp,  E.    Fiinftes  Musikfest  Bern. 
Treitel.    Die  Singstimme  der  Kinder,  KL 

27,  16. 
TBchiroh,  O.     Johann  Friedrich   Reich- 

hardt,  Grenzboten  14/16. 
U.,   J.    Lose   Gedanken   iiber  Musik   aus 

Eduard   Morike's    Briefen,    Int.  Lit.   u. 

Theater-Berichte  11,  16. 
Uhlig,    T.     Die    Ouvertiire   zu   Wagner's 

»Tannhauser«,  BB  27,  7/9. 
Untersteiner,  A.   Antonio  Dvofrak,  RMJ 

11,  3. 
V.    Da  constituiyao  da  orchestra,  A  Arte 

Musical  (Lissabon)  6,  138. 
Valetta,  J.    I  musicisti  compositori  fran- 

cesi  all'  Academia  di  Francia  a  Roma, 

RMJ  11,  3. 
Verhelst.    La  musique  sacr^e,  R.  apolo- 

getique  2. 
Viotta,  M.     Een   dichterliefde    (Mathilde 

Wesendonk),  Cae  61,  8. 
Viotta,   H.     Muzikale   ongerechtigheden, 

De  Gids  68,  4. 
Vivell,   P.      Ein    interessantes    Neumen- 

Fragment  in  Capodistria,  GR  3,  8. 
Weiflgerber.     J.    S.    Bach    in    Arnstadt, 

Schulprogr.  Fiirstl.  Realgymn.  Arnstadt. 
Werner,  R.    Richard  Wagner's   dramat. 

Dichtungen  in  franzosischer  Ubersetzunff, 

Schulprogramm  1904  Luisenstadt.  Real- 
gymnasium. 
Westerby,  H.    How   to    accompany    the 

psalms,  M.  Opinion  27,  232. 
Widor,  M.    La  revision  du  plaint-chant, 

Correspondant  July  10. 
Wille,  U.    R  Wagner  u.  M.  Wesendonk. 

Berichtigung  iiber   ein   Referat   betreff. 

die  Mutter    des  Obigen  in    der  Neuen 

Fr.  Presse,  AMZ  31,  34. 
Z.,  D.  G.  Atorno  al  motu  proprio,  Cae  6, 1. 


Buohhandler-Kataloge. 


Harold  &  Co.  201  A,  Shaftesbury,  Avenue 
London  W.C.  Catalog  No.  19  (1904)  of 
music  and  musical  literature  (ancient  and 
modern)  Second-hand. 


Ranter,   D.,   Leipzig,   Rabensteinplatz   3. 
Verlagsbericht  1879—1904.  (S.  Notiz.) 


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Mitteilungen  der  >Internationalen  MusikgesellschafU.  511 

Erklarung  (Rousseau's  MPygmaIionu  betreffend). 


Anlafilich  der  szenischen  Auffuhrung  des  Rousseau'schen  »Pygmalion« 
mit  der  von  mir  im  Besitz  des  deutschen  Kaisers  aufgefundenen  Musik  durch 
den  Miinchener  »Orchesterverein«  (vgl.  Zeitschrift  der  IMG.  1904  S.  374) 
fuhlte  sich  im  Gegensatz  zu  alien  in-  und  auslandischen  Blattern  Herr  A. 
Pougin  im  »Me*n6strel«  vom  29.  Mai  und  (nach  einer  Reklamation  meiner- 
seits)  nochmals  am  17.  Juli  zu  der  merkwtirdigen  Unterstellung  veranlaBt, 
ich  habe  nicbt  die  bisber  unbekannte  Rousseau'sche  Partitur,  sOndern  die 
von  Coignet,  Benda  oder  Aspelmayer  auffiibren  lassen.  Ein  Blick  in  mein 
Bucb  *J.  J.  Bausseau  als  Componist  seiner  lyrischen  Scene  Pygmalion*  (Bei- 
beft  1  der  IMG.),  dessen  Existenz  Herr  Pougin  seinen  Lesern  Wohlweislich 
verscbweigt,  batte  ihn  aber  von  der  volligen  Haltlosigkeit  seiner  vagen  Be- 
bauptungen  iiberzeugen  konnen,  da  dort  von  all  jenen  Partituren  ausfiihrlich 
die  Rede  ist.  Bezeicbnend  fiir  die  wissenschaffcliche  Objektivitat  des  Herrn 
Pougin,  der  als  Mitglied  der  »Internationalen  Musikgesellscbafb*  docb 
etwas  weniger  Cbauvinismus  zur  Scbau  tragen  sollte,  ist  jedocb  folgender 
Satz:  »Nous  savons  bien  un  peu,  en  France,  ce  qu'a  fait  Rousseau  au  point 
de  vue  musical,  et  il  serait  bien  6tonnant  qu'a  Munich  ou  a  Berlin  on  eut 
que] que  chose  a  nous  apprendre  sur  ce  sujetc.  Ich  brauche  dem  gegenliber 
wohl  nur  auf  das  Zeugnis  des  Pariser  Musikhistorikers  Combarieu  zu 
verweisen,  der,  selbst  Verfasser  einer  kleinen  Studie  iiber  » Pygmalion*,  be- 
kundet  (Revue  d'histoire  et  de  critique  musicales  1901  No.  7):  >que  M.  Istel 
se  montre  tout  a  fait  superieur  a  ceux  qui  avaient  aborde  avant  lui  cet 
interessant  sujet«.  Auch  der  englische  Musikscbriftsteller  Sbedlock,  der 
Pougin's  Notiz  in  die  Zeitschrift  »The  Athenaeum <  iibernommen  batte,  kon- 
statiert  jetzt  (No.  4008,  Aug.  20,  1904):  » Anyhow,  in  this  monograph  Dr. 
Istel  shows  that  he  has  thoroughly  investigated  the  whole  matter.  It  is 
obvious,  therefore,  that  M.  Pougin's  suggestion  is  entirely  out 
of  place*. 

Miinchen,  Ende  August  1904.  Dr.  Edgar  Istel. 


Mitteilungen  der  „Internationalen  Musikgesellsohaft". 


Ortsgruppen. 

Frankfurt  a.  M. 

Am  8.  Februar  1904  sprach  Herr  The  odor  Gerold,  der  jetzige  Leiter  der 
StockhauserCschen  Qcsangschulc,  iiber  den  Geaang  in  der  italienischen  Oper  in  der  ersten 
H'alfte  des  17.  Jahrhunderts,  mit  musikalischen  Erlauterungen,  die  yon  Frau  A  Gerold 


512  Mitteilungen  der  >Internationalen  MusikgesellschafU. 

and  Fraulein  M.  Schwekowsky  ausgefuhrt  wurden  und  den  lehrreichen  Yorirag  aufs 
beste  illustrierten. 

Im  Marz  fiel  die  Monatsversammlung  aus;  an  ihrer  Stelle  batten  die  Mitglieder 
freien  Zutritt  zu  einer  am  25.  des  Monats  in  der  Paulskirche  stattfindenden  Auffiih- 
rung  von  Palestrina's  Missa  Brevis  durch  den  neugegrundeten  Palestrinachor  (Lei- 
tung:  Herr  Ed.  Gelbart),  welche  die  selten  gehorte  Schopfung  des  Meisters  in  einer 
Weise  wiedergab,  dafi  man  dem  Chor  lebhafte  Anerkennung  fur  semen  ersten  Versuch 
in  alter  a  cappella  Musik  zollen  darf.  Vor  Beginn,  zwischen  einzelnen  Teilen  und  nach 
dem  SchluB  der  Hesse  spielte  Herr  Breidenstein  mit  stilvollem  Yortrag  mehrere 
Orgelsachen  yon  Frescobaldi  (Tokkata  und  Canzone  in  testo  tono),  Palestrina 
(Ricercare)  und  A.  Gabrieli  (Canzone).  Die  Ortsgruppe  begruBt  die  Griindung  des 
Palestrinachores,  der  sich  die  Pflege  der  alten  Meister  zum  Ziele  gesetzt  hat  und  dam  it 
bier  eine  seit  langem  schmerzlich  empfundene  Liicke  ausfiillt,  mit  Freude  und  wiinscht 
der  jungen  Yereinigung  gutes  Gedeihen. 

Am  2.  Mai  spracb  Herr  Dr.  R.  Hohenemser  iiber  die  Klaviermusik  HandeTs. 
Die  interesBanten  Ausfiihrungen  wurden  durch  Herrn  C.  Breidenstein  am  Klavier, 
sowie  durch  Gesangsvortrage  von  Frl.  F.  Neuendorffer  und  Herrn  A.  Kohmann  in 
willkommener  Weise  unterstutzt. 

Albert  Dessoflf. 

Paris. 

cDans  le  compte-rendu  de  la  Seance  du  13  juin  de  la  Section  de  Paris,  nous 
avons  omis  une  communication  faite  par  M.  Ecorcheville  sur  unLivre  d'orgue  ms. 
qui  se  trouve  a  la  bibliothuque  de  Tours,  et  qui  parait  dater  du  milieu  du  XYII0  si^cle. 
Ce  ms.,  catalogue  comme  un  ouvrage  du  XVHI6  siecle,  avait  echappe  jusqu'ici  a 
l'attention  des  musicographes.> 

J.-G.  Frod'homme. 


Neue  Mitglieder. 

Hoi,  J.  C,  Berlin  NW.  23,  Holsteinerufer  9. 

Hornbostel,  Dr.  E.  von,  Wilmersdorf  bei  Berlin,  Kaiserallee  180. 

Anderungen  der  Hitglieder-Liste. 

Altmann,  Dr.  Wilhelm,  Oberbibliothekar,  Berlin-Friedenan,  Thorwaldsenstrafie  13  pt. 
Kostlin,  Geh.  Kirchenrat  Prof.  D.  H.  A.,  friiher  Darmstadt,  jetzt  Cannstatt  (-  Stutt- 
gart), KarlsstraCe  10. 
Mayer-Reinach,  Dr.  Albert,  friiher  Berlin,  jetzt  Kiel,  FeldstraBe  61. 
Staiger,  Robert,  stud,  phil.,  friiher  Berlin,  jetzt  Steglitz  bei  Berlin,  HumboldtstraBe  25. 
Stammler,  Wilhelm,  Musikdirektor,  friiher  Agnethelm,  jetzt  Darmstadt,  KarlstraBe  55. 


Avsgegeben  Ende  August  1904. 


Fiir  die  Red&ktion  vermtwortlloh :   Dr.  Alfred  Heufi,  Leipzig,  Ozermacks  Garten  16. 
Druck  and  Yerlag  yonBreitkopf&Hirtelln  Leipzig,  Nurnberger  Str&Be  36. 


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